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Schaufenster Kultur.Region November 2012

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Editorial / 3Brücken bauenEINBLICKKonstruktive <strong>Kultur</strong>arbeit.Brücken haben in vielerlei Hinsicht Bedeutung.Zunächst einmal dienen sie als Bauwerkedem Überqueren von Flüssen, Schluchten,Straßenzügen oder ganzen Tälern. Gernewird der Begriff Brücke auch als Metapherverwendet, um auf diese Weise verbindendeElemente oder Eigenschaften bildhaft zuerklären. Man spricht daher von Brückenbauern,die Gegensätze überwinden undKonflikte bereinigen, von tragfähigen Brücken,die auch bei argen Belastungsprobensicher standhalten, von Brücken in die Vergangenheitoder in die Zukunft, um dasgegenwärtige Handeln zu behaupten, zuerklären und in den Lauf der Geschichte einzubinden,oder aber im negativen Sinn vomAbbruch von Brücken, wenn freundschaftlicheBeziehungen beendet werden.Gerade die laufende Staffel der KremserKamingespräche zum Thema „Donau.Visionen“gibt Einblicke in die verschiedenstenAspekte, die mit Brücken einhergehen. Jedeneue Brücke fördert die Intensivierung vonBeziehungen zwischen den Menschen beiderseitsdes Stromes, ob nun die neue Sankt-Georgs-Brücke den Zentralraum Niederösterreichsbesser erschließt oder ob rund1.200 Kilometer flussabwärts die bald fertigeDonaubrücke zwischen der bulgarischenStadt Vidin und dem rumänischen Calafatenorme Verbesserungen für die Menschenbeider Länder bringt. Nicht zuletzt verstehtsich diese Brücke als weiterer Meilenstein imeuropäischen Integrationsprozess. Übrigens:Über diese und verschiedene andere Brückenmacht sich Mella Waldstein ihre Gedanken,nachzulesen auf Seite 30.Die schönsten, funktionellsten und tragfähigstenBrücken helfen allerdings dannnicht weiter, wenn sie nicht beschritten oderbefahren werden, wenn sie also im übertragenenSinn nicht als konstruktives Bindegliedverstanden werden. Bildungsresistenzgilt hier wohl als ein fundamentales Hindernis,den Wert von solchen Brücken zu erkennen,mögen diese nun zu bisher nichtbekannten <strong>Region</strong>en, Menschen, <strong>Kultur</strong>enoder Wissensgebieten führen. Doch auch derentsprechende Wille und ein Quäntchen Mutgehören dazu, um sich auf das Gegenübereinzulassen. In besonderen Fällen kann eshelfen, goldene Brücken zu bauen. Wer esallerdings ablehnt, selbst so einen Brückenschlaganzulehnen, sieht wahrscheinlich tiefeGräben vor sich liegen.Konstruktive <strong>Kultur</strong>arbeit bedeutet jedenfalls,sowohl Brücken zu bauen als auch fürihre feste Verankerung an den Ufern zu sorgen.Allen Brückenbauern wünschen wirdaher viel Kraft und Ausdauer, denn der Wegin eine erfolgreiche Zukunft führt über eineVielzahl verschiedener Brücken.Dorli Draxler, Edgar NiemeczekMusikSCHULmanagementKULTUR . REGIONNIEDERÖSTERREICHschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Inhalt / 5<strong>November</strong> <strong>2012</strong>INHALTVolkskultur & <strong>Kultur</strong>initiativen6 / <strong>Kultur</strong>preise <strong>2012</strong>——————Haus der <strong>Region</strong>en8 / Südtirol – EineErfolgsgeschichte——————Haus der <strong>Region</strong>en11 / Sizilien——————Brauchkultur14 / Rund um Allerheiligen——————Gala-Abend16 / Botschafter der Tracht——————Musikschulen18 / Annie – das Musical——————Musikschulen21 / Musiktheater——————Industrieviertel23 / Leopoldi——————Weinviertel24 / Mundart——————Weinviertel27 / Literarischesam Brandlhof——————Forschung28 / Streng geheim!——————Donau.Visionen30 / Brücke Nummer zwei——————Mostviertel31 / Altes Handwerk——————Chorszene Niederöstererich34 / Chorleiter „on tour“——————Auslage36 / Bücher, CDs & feine Ware——————<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>38 / Fortbildung——————Stadtmuseum Traiskirchen40 / Der Ferntöner——————Österreichische Bernsteinstraße42 / Museumsnetzwerk——————Amethyst Welt Maissau44 / Voll violett——————Museumsdorf Niedersulz46 / University goesMuseumsdorf——————Museumsdorf Niedersulz48 / Taten, nicht Worte——————<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>49 / Intern——————50 / Die letzte Seite——————IMPRESSUMHerausgeber: Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Karin Graf, MA, Mag. Günter Fuhrmann, Mag. Michaela Hahn, Dr. LejlaHalilovic, Mag. Katharina Heger, Mag. Marion Helmhart, Otto Kurt Knoll, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. MichaelaWeiss, Mag. Anita Winterer, Mag. Eva Zeindl, Mag. Michaela Zettl. MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Gabriele Burian, Mag. Thomas Hofmann, Josef Schick, Elisabeth Schiller,Dr. Elsbeth Wallnöfer, Mag. Karin Weber-Rektorik, Dr. Helga Maria Wolf. Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber:Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, office@volkskulturnoe.at, www.volkskulturnoe.at.Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Dr. Edgar Niemeczek. Sekretariat: Petra Hofstätter, Tina Schmid. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien.Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Verteilerzentrum BZW 1000. ISSN 1680-3434Copyrights: <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: wenn nicht anders angegeben, Bildarchivder Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und <strong>Kultur</strong> und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besondererBerücksichtigung der <strong>Region</strong>alkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise.Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weiseauf Frauen und Männer.Cover: Bei den Proben der Musikschülerinnen für das Musical Annie, Foto: Nikolaus Korab.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


<strong>Kultur</strong>preise <strong>2012</strong> / 6Würdigungspreis VolkskultureinverbandlerRudi Pietsch – Musiker, Forscher, Lehrer.Seine geigerischen Qualitäten hat er in frühenJahren in der Familienmusik entwickelt,während weiterer musikalischer Allianzenin seiner Sturm-und-Drang-Zeit ausgebautund preziös geschliffen als Primas der„Tanzgeiger“, die er ins Leben gerufen hat. Ininzwischen mehr als drei JahrzehntenLebens- und Musikgeschichte der „Tanzgeiger“haben sich die Instrumentierung,das Repertoire und Besetzung gewandelt.Konstant geblieben sind die Vertrautheit mitden eigenen musikalischen Wurzeln und dieHellhörigkeit für das Fremde. Auf unzähligenReisen durch die ganze Welt hat sichihre Musik aus Österreich als unmissverständlicheSprache bewährt. Sie präsentierensich kraftvoll, virtuos, mitreißend, feurig,verrückt, stets authentisch und mit einergehörigen Portion Selbstironie.Der WissenschaftlerIn Wien hat er Schulmusik studiert und istspäter als lehrender Wissenschaftler am Institutfür Volksmusikforschung und Ethnomusikologieder Universität für Musik und darstellendeKunst ebendort tätig geworden. AlsÜberbringer von Volkskulturpaketen, die erim Rahmen von leidenschaftlich begangenenFeldforschungen und Exkursionen in diversen<strong>Region</strong>en Niederösterreichs, Österreichsund Ländern der Welt bunt befüllt hat mitgesammelten Tänzen, Bräuchen, Melodienfür jeden Anlass im Leben, steht bei ihm dieAnwendbarkeit dieser Inhalte stets im Vordergrund.Er hat sie bis heute an ca. 4.000Studenten – ihrerseits Multiplikatoren – weitergereichtmit dem Auftrag, nie nur Teilaspektedieser Inhalte zu betrachten, sondernsie als Ganzes im großen Zusammenhang zusehen und durch Innenansicht zu verstehen.Das musikalische VorbildRudi Pietsch mit „seinen“ Tanzgeigern. V. l. n. r.: Rudi Pietsch, Walter Burian, Dieter Schickbichler,Marie-Theres Stickler, Claus Huber, Michi Gmasz, Hannes Martschin.Eine schillerndere Persönlichkeit lässt sichschwer finden: ein bewegter und bewegenderMensch, der stets mit unvorhersehbaren, garunglaublichen Reaktionen sein Gegenüberüberrascht, wendig und pointiert formuliert,musikalisch wie verbal, mit unverwechselbaremcharakterlichen wie physiognomischenProfil – das und vieles mehr ist RudiPietsch.Wenngleich er tief verwurzelt ist in seinerHeimat Niederösterreich, gleich einem 60Jahre alten Rebstock, ist sein Zuhause eigentlichdie Welt. Ein Grenzgänger ist er, einGrenzüberschreiter. Und er denkt grenzenlos.Sein freidenkerischer Geist, umspieltvom Ostinato der heimatlichen Verbundenheit,prägt sein Leben und Schaffen in vielfältigenWirkungskreisen.Der GeigerEin Motor, ein Macher, ein Anreger, ein Verbandlerist er. Viele Musiker hat er zu Ensembleszusammengeführt und gecoacht, dieheute aus der österreichischen <strong>Kultur</strong>szenenicht mehr wegzudenken sind. Er ist mitverantwortlichfür die Entstehung des Weltmusikfestivals„glatt & verkehrt“ in Krems. FürRadio NÖ hat er Sendungen programmiertund verfasst und so für die Verbreitung vonVolksmusik aus Niederösterreich gesorgt. Fürden Konzertzyklus „Musikanten“ im WienerKonzerthaus ist er Kurator. Sein Urteil alsJuror wird bei Volksmusikwettbewerbenlandauf landab hoch geschätzt. Als Herausgeberetlicher Notenhefte und wissenschaftlicherPublikationen hat er unzählige Tanzmusikstückevor allem niederösterreichischerAbkunft ins Leben zurückgeholt. AbertausendeZuhörer seiner Konzerte hat er alsMeister der Stegreifmoderation begeistertdurch die geniale Verquickung von ethnologischemWissen und bester Unterhaltung.Rudi Pietsch ist ein Phänomen. Er ist derBrennstoff, der sich selbst verzehrt und dabeistets erneuert. Möge das zeit seines Lebens sobleiben. /Text: Gabriele BurianFoto: Die Tanzgeigerschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


<strong>Kultur</strong>preise <strong>2012</strong> / 7Anerkennungspreis<strong>Kultur</strong>initiativenkeine angstvor „quotengift“Anerkennungspreis<strong>Kultur</strong>initiativeneine balancedes machbarenDer <strong>Kultur</strong>hof Amstetten und seinungewöhnliches Programm.Über das feine LiteraturmagazinDUM.V. l. n. r.: Andreas Frühwald, Ernst Gassner, Franz Helm und Fritz Rafetseder Wolfgang Kühn.Wer Visionen hat, braucht einen Arzt, meinte angeblich einst HelmutSchmidt. Es ist wohl eher umgekehrt: Wenn man für die Planung eines<strong>Kultur</strong>vereines ein wenig durchgeknallt ist, kann das kein Nachteilsein. In Amstetten hat man sich an dieses Motto gehalten und mit einergehörigen Portion Unerschrockenheit eine <strong>Kultur</strong>initiative gegründet,die einzigartig war im Land und vermutlich darüber hinaus. Das warim Jahr 1992. Die Idee: Eine Plattform für Gedankenaustausch zu verschiedenengesellschaftlich relevanten Themen gründen; eine Vereinigung,die sich einem emanzipatorischen Politik-, Geschichts- und<strong>Kultur</strong>verständnis verpflichtet fühlt und den Zusammenhang zwischen<strong>Kultur</strong> und Politik nicht unterschlägt. Man wollte ein Publikumgewinnen, das Interesse am Diskurs und am intellektuellen Austauschhat sowie Freude an hochwertigen Inputs. Bis heute wird folgerichtigein Veranstaltungsmix umgesetzt, der weit weg von den üblichenAktivitäten von <strong>Kultur</strong>initiativen ist. Den Großteil des Programmsbilden Angebote mit Wortanteil: Lesungen und Vorträge, hochwertig,ohne Angst vor großen Namen und thematisch immer am Puls derZeit. Abgerundet werden diese Aktivitäten durch die „philosophischenCafés“, freie Diskussionsabende zu vorgegebenen Themen. Manbewegt sich also weitgehend in einem Bereich, der gemeinhin als Quotengiftgilt. Geradezu märchenhaft mutet es daher an, dass dieses soungewöhnliche Konzept seit 20 Jahren funktioniert. GründungsmitgliedFritz Rafetseder: „Wir sehen die Wirkung unserer Aktivitäten aufdas Geschehen zwar als sehr begrenzt, aber andererseits haben wir einegefühlte wichtige Funktion als gesellschaftlicher Sauerteig.“ Na bitte. /www.kulturhof.atDUM wurde von Reinhard Paschinger und Wolfgang Kühn im Oktober1992 erfunden und gemeinsam mit Erich Engelbrecht ins Lebengebracht. Die erste Ausgabe erschien am 24. Dezember desselben Jahresund wurde in wenigen kopierten Ausgaben an die Besucher derChristmette verschenkt. Die Frage, ob das jetzt täglich komme, zeugteimmerhin von Interesse, und so ging man weiter ans Werk.Poetische QualitätDUM ist auf ungewöhnliche Art erfolgreich: Es bleibt klein, ohnedadurch an Bedeutung zu verlieren oder daran zugrunde zu gehen. Esbraucht kein Wachstum, um für die Leserschaft spannend und frischund für die Herausgeber erfüllend zu bleiben. Es schafft gekonnt eineBalance des Machbaren. Den Hauptteil des Heftes bilden Prosatexte,Textauszüge und Lyrik von Autoren aus dem gesamten deutschsprachigenRaum, vervollständigt durch Interviews und Rezensionen.Auffallend viele Junge und Autorinnen finden hier ihre Öffentlichkeit,von auffallender poetischer Qualität sind die Texte.Die Geschichte von DUM ist aber auch eine Geschichte von WolfgangKühn, dem einzigen noch aktiven Gründungsmitglied. Gemeinsammit Kathrin Kuna und Markus Köhle gibt er die Zeitschrift heraus.Ausgestattet mit einer soliden Gelassenheit und stets auf der Suchenach neuen Ansätzen, treibt ihn die Freude an jeder neuen Ausgabevoran. Er sagt, jede sei wie ein Kind für ihn. /www.dum.atText: Josef Schick, Foto: Helmut LackingerText: Josef Schick, Foto: Helmut Lackingerschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 8SüdtirolerfolgsgeschichteVor 20 Jahren erklärte die italienische Regierung dem Staat Österreich als Schutzmacht der Südtiroler,sie hätte die Vertragspunkte ratifiziert. Dies führte zur „Streitbeilegungserklärung“ von Seiten Österreichs.Die hochmittelalterliche Haderburg/Castello di Salorno oberhalb von Salurn markiert seit alters her die Grenze zwischen dem deutschen und italienischen Sprachraum.Kriegsende 1918. Die Welt liegt in Trümmern.Hunger, Not und Seuchen regieren.Vier Jahre waren seit Ausbruch des Kriegesvergangen. Am Ende sollten annähernd 40Staaten am ersten großen geopolitischenMachtgerangel beteiligt sein. Das Ergebniswar eine Unzahl Toter und Verletzter und einChaos, das der politischen Neuordnungbedurfte. Im Jänner 1919 tritt in Paris dieFriedenskonferenz zusammen. Die Verhandlungensollten in einem Friedensvertragenden, der am 7. Mai 1919 als Vertragsentwurfdes so genannten Versailler Vertrag denVerlierern vorgelegt wurde. Die teilweise sehrrigiden Vertragspunkte (Reparationszahlungen,Bündnisverbote) sollten, so sind sichFachleute heute einig, Folgen bis heute zeitigen.Als Ergebnis dieses Versailler Vertragesnun wurde auch die territoriale Neuregelungder österreichisch-ungarischen Doppelmonarchiegeregelt. Am 10. September 1919unterzeichneten die alliierten Mächte mitÖsterreich in der Person des StaatskanzlersDr. Karl Renner in der Nähe von Paris den381 Artikel umfassenden Vertrag von St. Germainen Laye. Österreich sollte fortan Südtirol,Welschtirol, das Friaul und Triest an Italienabtreten. Weitere Gebietsabtretungenwaren bereits erfolgt. Das Original des Vertrages,das in Paris aufbewahrt wurde, istnunmehr verschollen. Man vermutet, dassdieser während der Kriegsjahre des ZweitenWeltkrieges in Berlin, wohin Nazi-Deutschlandden Vertrag bringen ließ, den Verwüstungenzum Opfer fiel.Österreich jedenfalls war in seiner territorialenNeuordnung zu einem Rumpfstaatgeworden, der sich politisch und kulturellneu zu formieren hatte. Der Wegfall Südtirolssollte in den ersten Tagen nicht das vordringlichsteProblem des neuen Österreichs sein.Hingegen für Südtirol war der Pariser Vertrageine vollendete Tatsache, die das Land bis aufden heutigen Tag beschäftigt.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 9Filmszenen aus „Verkaufte Heimat“ …… aus den Jahren 1989 bis 1994 …… von den Regisseuren Karin Brandauer und Gernot Friedel. Fotos: ORF.Am Tag des Waffenstillstands, dem 3. <strong>November</strong>1918, besetzten italienische Truppendas deutschsprachige Territorium des heutigenSüdtirol. Die deutschsprachigen kaisertreuenTiroler sahen sich ab diesem Zeitpunkteiner neuen, fremdsprachigen nationalenHerrschaft ausgesetzt, die sich sehrbald – vor allem ab dem Zeitpunkt, ab demdie Faschisten zu regieren begannen – alswenig pfleglich im Umgang entwickelte.Herrschaft und SymbolMit Mussolinis Marsch auf Rom im Jahre1922 und der damit verbundenen Entmachtungdes italienischen Königs brach über diesich als österreichisch fühlenden Südtirolereine Welle der Unterdrückung herein. DenTirolern wurde verboten, die eigene Muttersprachezu sprechen, ihre Trachten zu tragenund ihre Feiertage so zu gestalten, wie sie esgewohnt waren. Deutsche Bücher zu besitzenwar in den Augen der neuen Herrschaftebenso ungern gesehen, wie deutsche Namenzu tragen.Bozen, schon seit dem ausgehenden Mittelalterals wichtige Handelsstadt bekannt,wurde in Windeseile italianisiert. FaschistischeHerrschaftsarchitektur überzog dasbeschauliche Städtchen und eine beträchtlicheAnzahl von Süditalienern wurde inSüdtirol angesiedelt. Die Assimilierungspolitikgipfelte im so genannten Siegesdenkmal,das die Faschisten auf dem Siegesplatz errichtetenund das den Einheimischen vermittelnsollte, sie würden nunmehr von ihrer barbarischgermanischen Unterlegenheit zurrömisch zivilisierten Vollkommenheit geführtwerden. Noch heute geben rechte italienischePolitiker sich an diesem Platz einStelldichein.Während sich also nördlich des Brenners eineErstarkung des Deutschen ihren Weg bahnte,durfte man in Südtirol nicht einmal mehr inTracht zur Prozession gehen. Nicht ohne Einflussund Hoffnung blickte man daher nachHitlerdeutschland, ganz besonders, nachdemdie Annexion Österreichs so reibungslos vonstattenging.Doch alle Hoffnungen sollten sich rechtschnell zerschlagen, denn Hitler und Mussoliniunterzeichneten im Jahr 1939 einen Pakt,der das Territorium Südtirols unangetastetlassen sollte – es den Südtirolern jedoch möglichmachte, nach Nazideutschland auszuwandern.Als so genannte „Option“ ging dasProjekt in die Geschichte ein. Es hat beinüchterner Betrachtung keinem der BeteiligtenErfolg beschert. Südtirols Gesellschaftspaltete sich in Dableiber und Optanten, jenach Blickwinkel war man ein Verräter: entwederan der deutschen Sache oder am eigenenLand. Bis auf heutige Tage überziehtdieses Thema Südtirol wie ein Schleier, dernur ab und an gelüftet wird und so manchenHistoriker noch zu beschäftigen weiß.<strong>Kultur</strong> & Politik als RechtsformDie kulturelle Vielfalt und SelbstsicherheitSüdtirols jedenfalls wurde zu allen Zeitenganz bewusst zu einem Instrumentarium desWiderstandes genutzt. Die Hoffnung, nacheiner erneuten Neustrukturierung Europasschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 10im Zuge der Aufteilung während des Jahres1945, hatte sich für die Südtiroler rechtschnell zerschlagen. Erneut verhandelte manin Paris, wiederum verblieb Südtirol bei Italien.Österreichs Außenminister Karl Gruberund Italiens Ministerpräsident Alcide DeGaspari unterzeichneten schließlich den nachihnen benannten Vertrag (Gruber-De-Gaspari-Abkommen),der allerdings diesmal denbesonderen Schutz der deutschsprachigenBevölkerung berücksichtigte. Dieser Vertragsicherte u. a. den Südtirolern das Recht aufSchulunterricht in der Muttersprache, denSchutz der kulturellen Vielfalt, die Gleichstellungmit den Italienern vor öffentlichenÄmtern (Gericht), die Eigennamen in derMuttersprache führen zu dürfen und Ortsbezeichnungenin deutsch führen zu können.Obwohl der Vertrag umfangreich war, gingdie Ratifizierung recht schleppend voran.Nicht zuletzt durch die Zusammenlegung derProvinzen Trentino und Südtirol und denFortgang der Zuzugspolitik durch die Italiener.Dies führte zur Radikalisierung einerGruppe von Südtirolern, die sich im BAS(Befreiungsausschuss Südtirol) zusammenfandenund im Juni 1961 in einer in dieAnnalen als Feuernacht eingegangenen Bombennachtganz Europa aufschreckten. In derFolge gab es auf beiden Seiten Tote – auchdieser Teil der Geschichte Südtirols wird heftigdebattiert, sorgt noch immer für Unruheunter Historikern, Politikern und den Südtirolern.Noch vor diesen Ereignissen sah sich Österreichaufgrund der schleppenden Umsetzungder Vertragspunkte des Gruber-De-Gaspari-Abkommens gezwungen, das Problem zuinternationalisieren. Der damals noch jungeAußenminister und Sozialdemokrat BrunoKreisky nahm sich der von den Südtirolernvorgebrachten Probleme an und brachte dasVölkerrechtsproblem vor die UNO. Damitfand eine kleine Gruppe selbstbewussterMenschen in den abgeschiedenen Tälern derAlpen international Gehör. Hand in Handfanden laufend Verhandlungen zwischenÖsterreich unter Einbeziehung von VertreternSüdtirols und Italien statt.Dieses beispiellose Vertragswerk zum Schutzeiner Minderheit ist nunmehr nahezu vollendet.Im Jahr 1992, als Europa in einem fortgeschrittenenStadium der VergemeinschaftungLandeshauptmann Dr. Erwin Pröll überreicht dem Südtiroler Landeshauptmann Dr. Luis Durnwalder das„Goldene Komturkreuz mit dem Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“.Bei ihrem Arbeitstreffen sprachen sie über die Stärkung der <strong>Region</strong>en in der EU, innovative Projekte fürTourismus und Handwerk sowie alternative Energien. Foto: NLK/Filzwieser.vorangeschritten war, teilte die italienischeRegierung dem Staat Österreich als Schutzmachtder Südtiroler mit, sie hätte die Vertragspunkteratifiziert. Dies führte zur sogenannten Streitbeilegungserklärung vonSeiten Österreichs, dernach man einen bereitsim Jahr 1919 getroffenen Vertrag zumSchutze einer kleinen Gruppe über vielewechselvolle Jahre zum Erfolg geführt hatte.„Geheimnisse“ des ErfolgsZwischen diesen politisch-völkerrechtlichenJurisdiktionen fand parallel eine ungebrochenePflege kultureller Verwandtschaft zwischenÖsterreich und Südtirol statt. Derüberwiegende Teil der Südtiroler besuchteÖsterreichs Universitäten – sie bildeten Südtirolszukünftige Eliten aus.Die kulturelle Förderung Südtirols fand nichtzuletzt mit Hilfe finanzieller UnterstützungÖsterreichs statt. Lebenslange Freundschaftenund Partnerschaften, darunter die zwischenden derzeitigen LandeshauptleutenNiederösterreichs und Südtirols, wurdennoch während Studententagen geknüpft.Daran hat sich bis heute nicht viel geändert,mit dem kleinen Unterschied, dass Südtirolund seine Bewohner durch ihre mehrsprachlicheKompetenz (dt.-ital.) im Ausland beein-drucken, diese ein gelungenes Beispiel füreine formvollendete Minderheitenpolitikdarstellen. /Text: Elsbeth Wallnöfersüdtirolim haus der regionen———————————————————Do, 8. 11. <strong>2012</strong>Teil 1: 17.00 Uhr, Teil 2: 20.15 UhrVerkaufte HeimatRegie: Karin Brandauer; beide Filmewerden einleitend vom DrehbuchautorFelix Mitterer kommentiert.Eintritt frei!Sa, 10. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 UhrSüdtiroler HuangartAls Huangart werden in SüdtirolMusikantenstammtische bezeichnet.Im Haus der <strong>Region</strong>en zu Gast:Teiser Tanzlmusig, Latzfonser ViergesangKat. I: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00Kat. II: VVK: EUR 12,00, AK: EUR 14,00Haus der <strong>Region</strong>en3504 Krems-Stein, Donaulände 56Tel. 02732 85015www.volkskultureuropa.orgschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 12Taormina, Isola Bella. Foto: Angelo Giampiccolo.Straße in Noto. Foto: Dalibor Kastratovic.gegenwärtig habe, nun ist mir erst die Odysseeein lebendiges Wort.Es ist nicht nur das Erbe der griechischenKolonien, die die Reisenden begeistern, auchdie Einflüsse der arabischen Welt und derNormannen gehen auf Sizilien eine Mesallianceein, die bis heute in der Küche, in denBauten und in der Musik zu finden ist.Palermo sehen und sterbenFür Sizilianer sind wird falsch gepolt. Nordländerwollen immer das Meer sehen. Sowurden die historischen Häuser aber nichtgebaut. Die Balkone der Palazzi wenden sichvom Meer ab. Roberto Alajmo porträtiert in„Palermo sehen und sterben“ seine Heimatstadt:Die Einwohner der Stadt pfeifen auf dasMeer. In der Überzeugung, von den Götternabzustammen, verzichten sie mit der gleichenArroganz auf das Meer, mit der sich ein Reicherseine Zigarette an einem Geldscheinanzündet.Der morbide Charme Palermos nährt sichvon den – jetzt immer weniger – bröckelndenFassaden des üppigen Barock, der Aura derMafia und der Totenwelt des Kapuzinerklosters.In seinen Katakomben wurden dieverstorbenen Brüder mumifiziert und vieleReiche Palermiter folgten dieser Totenverwahrung.Das beschreibt der österreichischeAutor Josef Winkler in „Friedhof der bitterenOrangen“: Die Mauernischen, in denen dieToten lagen, waren von Glas geschützt, da sichdie männlichen Besucher an den Frauenleichenvergingen.Der PateDie blutige Hauptstadt der Mafia war die imWesten gelegene unscheinbare ProvinzstadtCorleone. Hier bekämpften sich zwei Clans,deren blutige Grausamkeiten aber letztendlichein Umdenken in Gesellschaft, Politikund Justiz einleiteten. Für viele Schriftsteller,die sich dem Thema organsiertes Verbrechenangenommen haben, steht allen voran MarioPuzos Roman „Der Pate“. Es ist die Geschichteeines amerikanischen Mafiabosses, der denNamen seiner Heimatstadt trägt: Don VitoCorleone.Der FürstSizilien ohne Giuseppe Tomasi di Lampedusaist nicht denkbar. Der Roman „Gattopardo“beschreibt das Feudalsystem des Adels unddes Klerus und ist der Abgesang auf eineuntergehende Gesellschaft. Die Biografie seinerFamilie schrieb der Fürst Lampedusa imkleinen Caffe Mazzara in Palermo. So langeman noch sterben kann, ist noch Hoffnung.Das ist einer der berühmten Sätze über diesizilianische Lethargie.Die glühenden Sommer verbrachte der PalermiterAdel auf weitläufigen Landsitzen. Soauch bei Lampedusa, dessen Schloss imRoman Donnafugata heißt, dessen Vorbildaber der Familiensitz in Santa Margherita diBelíce ist. Davon stehen nur mehr Ruinen.Ein Erdbeben zerstörte das Schloss 1968: Esumfasste etwa hundert große und kleine Zimmer.Es machte den Eindruck eines in sichgeschlossenen, sich selbst genügenden Komplexes– sozusagen eine Art Vatikan; es enthieltRepräsentationsräume, Wohnräume, Quartierefür dreißig Gäste, Zimmer für Dienerschaft,drei riesige Höfe, Stallungen und Remisen, einprivates Theater und eine private Kirche, einenausgedehnten wunderschönen Garten und eingroßes Stück Gemüse- und Obstland.Landschaft, die alles vereintIm Dezember 1801 brach ein Mann im sächsischenGrimma auf und ging neun Monatezu Fuß durch Europa mit dem Ziel Sizilienvor Augen. Das ist der „Spaziergang nachSyrakus“ von Johann Gottfried Seume. Diesist also das Ziel meines Spaziergangs, und nungehe ich mit einigen kleinen Umschweifenwieder nach Hause. So lapidar Seumes Resümeeklingt, natürlich hatte er sich in derostsizilianischen Hafenstadt das griechischeTheater angesehen und ist Platons Spurengefolgt, der in Syrakus einen Idealstaat errichtenwollte, oder ist über die Tempelstufengegangen, die vielleicht auch schon der großegriechische Mathematiker Archimedes beschritt.Seume hatte viel Zeit zum Reisen. Das istnicht allen gegönnt. Guy de Maupassant gibteinen Reisetipp für Eilige ab. Wenn jemandnur einen einzigen Tag Zeit hätte für Sizilienund mich fragte: „Was muss man unbedingtgesehen haben?“, würde ich ihm ohne zuzögern antworten: „Taormina“. Es ist eigentlichnur eine Landschaft, aber eben eine Landschaft,die alles vereint, was auf Erden nurgeschaffen sein mag, um Auge, Geist undPhantasie zu verzaubern. /Zusammengestellt von Mella Waldsteinschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 13SizilientarantellasicilianaIn Sizilien wird Volksmusik großgeschrieben. Einblicke in diefröhliche sowie melancholische Musik geben Konzerte imHaus der <strong>Region</strong>en.atemberaubende Mischung aus melancholischerWehmut und schwungvollen Tanzrhythmen.Insel der SonneDas von Homer als „Insel der Sonne“bezeichnete Sizilien lockt jährlich viele Touristenmit dem milden Klima, den herrlichenKüsten und dem zauberhaften Meeran. Landschaftlich, aber auch kulturell gibtes hier viel zu sehen: Zahlreiche Völkerhaben auf Sizilien ihre unauslöschlichenSpuren hinterlassen und machen Sizilien zueiner Perle des Mittelmeeres. /I Beddi. Foto: z.V.g.Irene CoticchioDie gebürtige Sizilianerin Irene Coticchiowidmet sich in ihrer Musik den sizilianischenVolksgesängen, die zum Großteil aus Liedernarmer und unterdrückter Bevölkerungsschichtenbesteht. Gemeinsam mit demGitarristen Daniel Zdrahal Serrano und demOud-Spieler Karim Othman Hassan erforschtsie die musikalischen Wurzeln ihrer Heimat,die stark durch die <strong>Kultur</strong>en des Mittelmeerraumsgenährt und beeinflusst wurde: Sofinden sich orientalische, arabische sowiemediterrane Wurzeln in der sizilianischenMusik.Irene Coticchio Trio. Foto: z.V.g.I BeddiI Beddi – fünf Vollblutmusikanten ausSizilien – reisten durch das ländliche Gebietder Insel, um nahezu in Vergessenheit gerateneVolkslieder zu entdecken, zu adaptierenund so lebendig zu erhalten.Von Aufgeschlossenheit zeugt aber nichtnur der musikalische Stil der Gruppe, sondernauch das Instrumentarium: So findensich neben Gitarre, Flöte, Harmonika undKontrabass auch typisch sizilianische Instrumentewie Maultrommel und Dudelsack aufder Bühne. Das Programm verspricht eineitalien / SIZILIENIM HAUS DER REGIONEN———————————————————Do, 22. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 UhrAmuri e Suduri – Liebe und SchweißIrene Coticchio TrioKat. I: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00Kat. II: VVK: EUR 12,00, AK: EUR 14,00Di, 27. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 UhrDiashow Sizilien – Insel der SonneVVK: EUR 7,00, AK: EUR 9,00Fr, 30. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 UhrTarantella SicilianaI BeddiKat. I: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00Kat. II: VVK: EUR 12,00, AK: EUR 14,00Kombi-Karte für beide Konzerte und dieDiashow der Reihe Sizilien:Kat. I: EUR 32,00, Kat. II: EUR 28,00Haus der <strong>Region</strong>en3504 Krems-Stein, Donaulände 56Tel. 02732 85015www.volkskultureuropa.orgschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Rund um Allerheiligen / 14BrauchkulturRund um allerheiligenDer <strong>November</strong> beginnt mit dem Doppelfest Allerheiligen und Allerseelen,das zu unterschiedlichen Bräuchen Anlass gab und gibt.Das Fegefeuer – eine tröstliche Einrichtung.Wider aller Behauptungen: Halloween ist kein keltisch-irisches Totenfest.Nach antiker Vorstellung beginnt ein Fest amVorabend. Der Heilige Abend vor demChristtag oder die Geburtstagsfeier amAbend vor dem Fest sind bekannte Beispiele.Vor dem 1. <strong>November</strong> galt der 31. Oktoberals „All Hallows evening“. Geschnitzte,beleuchtete Kürbisse zu Halloween sind mitder Sage von Jack O’Lantern verknüpft: Jack,ein trunksüchtiger irischer Schmied, überlisteteden Teufel, der ihm versprechen musste,dessen Seele für alle Zeiten in Ruhe zu lassen.Wegen seines Lebenswandels blieb Jack nachseinem Tod aber auch der Himmel versagt.Daher ist die arme Seele bis zum Jüngsten Tagdazu verdammt, unstet durch die Gegend zuirren. Ihr einziger Lichtblick ist die Laterneaus einem Kürbis, in dem ein Stück Kohleaus dem Höllenfeuer brennt. Die Sage zeigtauffallende Verwandtschaft mit Erzählungen,die im Zusammenhang mit der kirchlichenLehre vom Fegefeuer standen. Der deutscheVolkskundler Alois Döring, der sich mit demPhänomen eingehend beschäftigt hat,schreibt: „Allen populären Erklärungen zumTrotz: Halloween ist seiner Herkunft nachkein keltisch-heidnisches Totenfest. Vielmehrverweisen die Überlieferungen auf die imgeschichtlich-kulturellen Ausbreitungsprozesssäkularisierten Bezüge zum christlichenTotengedenkfest Allerheiligen.“Leopold Schmidt (1912–1981) nannte imStandardwerk „Volkskunde von Niederösterreich“Allerheiligen und Allerseelen „dasgroße Doppelfest der Toten, nämlich dertoten Heiligen und der toten Weltkinder“. Seitdem 9. Jahrhundert feiert die Kirche dasAllerheiligenfest am 1. <strong>November</strong>, an das sieseit dem 10. Jahrhundert das allgemeineTotenfest am 2. <strong>November</strong> anschloss. DasAllerseelenfest war eng mit dem Fegefeuerglaubenverbunden. Das Fegefeuer (Purgatorium)war eine tröstliche Konstruktion. ImGegensatz zur Vorstellung von Himmel undHölle, die für Sünder ewige Verdammnisvorsah, stand den Geläuterten der Weg insParadies offen. Zuwendungen wie Gebet,Kerzenspenden oder gute Taten sollten dieQual der armen Seelen verkürzen. Die Erlöstenwiederum konnten zu Fürsprechernder Lebenden werden. So entstand ein Modelldes ständigen geistigen Austauschs zwischenLebenden und Toten, in dem die christlicheNächstenliebe (Caritas) einen wichtigen Platzschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Rund um Allerheiligen / 15Schaurig dargestellt: der Arme-Seelen-Kult. Die Sage vom irischen Schmied Jack O'Lantern. Striezelpaschen im Weinviertel.hatte. Im Allerseelen-Spendebrauch vonNaturalien nahmen Kinder und arme Leutedie Stelle der armen Seelen ein.Geburt des FegefeuersDas Fegefeuer als „Verdammnis auf Zeit“kommt weder in antiken Kulten noch in derBibel vor. Jacques le Goff, einer der führendenHistoriker Europas, setzt „die Geburt desFegefeuers“ im 13. Jahrhundert an. Unterbestimmten Voraussetzungen konnte einAblassgebet den armen Seelen im Fegefeuerzugewendet werden. 1858 nannte ein DekretPius IX. als eine Bedingung für einen „vollkommenenAblass“ das Gebet vor einemKruzifix. Noch im 20. Jahrhundert findetman auf Sterbebildchen Stoßgebete wie„Süßes Herz Maria! Sei meine Rettung!“ mitdem Hinweis „300 Tage Ablass“ oder „MeinJesus Barmherzigkeit“ (100 Tage Ablass).Ablass (lat. indulgentia) bezeichnet einen vonder römisch-katholischen Kirche geregeltenGnadenakt, durch den zeitliche Sündenstrafenerlassen werden. Der Ablasshandelwar ein Grund für Martin Luthers Kritik amKatholizismus, die zur Reformation führte.„Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seeleaus dem Feuer springt“, spotteten seineAnhänger.In der Barockzeit erhielt der Arme-Seelen-Kult neuen Auftrieb. Prediger wie der berühmteAbraham a Sancta Clara (1644–1709)hielten flammende Appelle. Es gab frommeLieder, schaurige Darstellungen auf Bildernund in Kirchen, sogar eine Arme-Seelen-Lotterie. Mit einer gezogenen Nummerwurde eine Anzahl von Gebeten einer bestimmtenGruppe von armen Seelen zugedacht.Leopold Schmidt berichtete von einemsolchen „Glückshafen“ am Ende des 18. Jahrhundertsin Geras.StriezelbettlerIn Niederösterreich sind am AllerheiligenundAllerseelentag Kinder als „Striezelbettler“unterwegs. In der Buckligen Welt bekommensie von ihren Paten Striezel oder Weißbrotlaibchen.Bis in die Zwischenkriegszeitsagten sie beim Heischen Sprüche wie:„Gelobt sei Jesus Christus, tat bitten um anHeiligenstriezel“ oder „Glück und Segen fürdeine Kuchl, Glück und Segen für Haus undStall und für deine Hühner und Kinder all’ “.Zum Dank hieß es: „Vergelt’s Gott Allerheiligen.“Im Schneeberggebiet erhielten die Kinder,die in Gruppen kamen, kleine Brote vonden Bäuerinnen und wurden aufgefordert,als Gegenleistung für deren verstorbeneFamilienmitglieder zu beten. Bis in die 1870erJahre verschenkten Bäcker in den Städtenverschieden große Allerheiligenstriezel anihre Kunden – je nachdem, wie viel diese imLaufe des Jahres gekauft hatten. Im Weinviertelist das „Striezelpaschen“ Brauch. Manbestellt beim Bäcker einen besonders guten,großen Striezel. Er ist der Preis beim Würfeln,den der Spieler mit dem höchsten Wurfgewinnt.Von ganz anderer Art waren die Allerheiligenstriezelaus Stroh. Der niederösterreichischeHeimatforscher Johannes Mayerhofer(1859–1925) schrieb, dass man in derNacht zum Allerheiligentag „missliebigenund geizigen Personen“ einen großen, ausStroh geflochtenen Striezel vor das Haus stellte.Das „Rügezeichen“ wurde so platziert, dasses die Vorbeigehenden früher sahen als dieBetroffenen, denen der Spott sicher war. Imab 1888 erschienenen „Kronprinzenwerk“wird das Gleiche berichtet und erwähnt, dassBurschen maskiert und schreiend durch dieDörfer „heiligen“ gingen. Parallelen zu Halloweendrängen sich auf: Auch das „Trick orTreat“ richtet sich am Allerheiligen-Vorabendgegen die Geizigen. Leopold Schmidthingegen nannte die Strohzöpfe „Gunstbezeugungender Burschen an die tanzreifgewordenen Mädchen“.Der Ethnologe Helmut Paul Fielhauer (1937bis 1987) beobachtete 1963 im Weinviertelverschiedene Geflechte aus Stroh: lange,über die Straße gespannte Zöpfe, mit Abfällengespickte Geflechte und mit Blumen verzierteStriezel. Fielhauer deutete den strohernenAllerheiligenstriezel als burschenschaftlichenRügebrauch, der vielfach zu einem Hänselbrauchabgeschwächt worden sei. Er hätte„vor allem den moralisch freizügigeren Mädchenoder älteren, unverheirateten Frauen“gegolten. Innerhalb mehrerer Generationenwäre aus dem Rüge- und Hohnzeichen eineMinnegabe geworden. /Text: Helga Maria WolfIllustrationen: Magdalena Steinerschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Botschafter der Tracht / 16Gala-Abendin die welt tragenZum vierten Mal wurden die Botschafter der Tracht gewählt: Johanna Maier, Haubenköchin ausFilzmoos, und Markus Wasmeier, Skiweltmeister und Museumsdirektor aus Bayern.Trachtenmodenschau im Rahmen des Gala-Abends „Botschafter der Tracht“ in der Salzburger Residenz.Sie stehen dafür. Sie tragen sie und sie tragensie hinaus in die Welt: Die Tracht hat ihreBotschafter. Zum vierten Mal organisiertendie Grand Dame der österreichischen Trachtenmode,Gexi Tostmann, und ihre TochterAnna einen Festabend im Zeichen der Tracht.Haubenköchin Johanna Maier und der deutscheSkiweltmeister Markus Wasmeier wurdenvon der Jury – unter anderem DorliDraxler, Geschäftsführerin der VolkskulturNiederösterreich – zu den Botschaftern derTracht gewählt. Erstmals fand die „Angelobung“der beiden Botschafter in Salzburgstatt. Und da gleich im feierlichsten Rahmen,den die Stadt bieten kann: in den Sälen derfürsterzbischöflichen Residenz.Durch den Gala-Abend führte Dorli Draxlerund eröffnet wurde er von LandeshauptfrauGabi Burgstaller, die in einem pink-schwarzenDirndl erschien – unweigerlich ein Eye-Catcher. „Ich freue mich, dass im 21. Jahrhundertdie Tracht eine so große Offenheitzeigt“, so die Salzburger Landeshauptfrau,denn „Tracht kommt ja von tragen“. JohannaMaier aus Filzmoos, die in der Pension ihrerSchwiegereltern zu kochen begonnen hat undvon Gault Milleau als einzige Köchin mit vierHauben ausgezeichnet ist, lebt vor, dass dasDirndl auch für den Alltag taugt. Sie arbeitetin ihrem weißen „Kochdirndl“.Das „Sterntalerkind“, wie Laudator AndréHeller sie treffend benennen wird: „Ich stelleimmer wieder fest: In einer Tracht müssendie Damen nicht so rank und schlank sein,gerade sie schauen in Tracht besonders chicaus.“ Das kann einer Köchin aus Leidenschaftnur entgegenkommen.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Botschafter der Tracht / 17V. l. n. r.: Lederhosen-Hersteller Markus Meindl, Anna Tostmann, André Heller, Botschafter der Tracht MarkusWasmeier, Botschafterin der Tracht Johanna Maier, Gexi Tostmann.Hilfe im eigenen Land-Präsidentin Sissi-Pröll undLandeshauptfrau Gabi Burgstaller.„Die Tracht und das Kochen haben etwasGemeinsames: Beide entwickeln sich weiter.Aber wie der Saibling ein Saibling bleibt, soist das mit den schönen alten Stoffmustern:Sie sind die Grundlage, auf der sich neueKreationen aufbauen“, so die Köchin JohannaMaier.Altes und Neues verbindenAn diesem Abend wurde Johanna Maiernicht nur zur Botschafterin der Trachternannt, sondern sie umsorgte die über 250geladenen Gäste in der Salzburger Residenz.Müßig zu erwähnen, dass diese nahezu vollständigin Tracht erschienen waren. An denTischen entsponnen sich angeregte Diskussionenüber das Alter einer Lederhose, über dieGroßmütter, die Wollstutzen strickten, undüber mancherlei Sticktechnik auf den EinsätzenInntaler Festtagstrachten. Gexi Tostmannplädierte in ihrer Rede für „eine Zukunft, inder sich Altes und Neues miteinander verbindet“.Und Johanna Maier, die lieber hinterdem Buffet als auf der Bühne stand, sprach sieMut zu: „Du musst noch ein bisschen durchhalten.“Die Laudatio für Maier sprach AndréHeller, der „in der Tracht des japanischenYamamoto-Volkes“ gekommen war.Die richtige Antwort„Ja, auch ich habe Lederhosen getragen, alsKind in St. Gilgen am Wolfgangsee …“,begann Heller seine Rede. Im weiteren ginger auf jene Kleidung ein, die immer mehr denAlltag bestimmt: „Die Freizeitkleidung hatweite Teile der Welt ruiniert. Deswegen sageich – obwohl ich Demokrat bin –, die Kleidungselbst auszusuchen gehört abgeschafft.“Daher sein Plädoyer für Tracht, die auchpraktische Gründe hat: „Ob japanischerKimono oder indischer Sari: Die Tracht istdie richtigste Antwort auf das lokale Wetter.“Die Antwort, warum er heute keine Lederhosenmehr trage, gab André Heller auch:„Lederhosen taugen für mich nicht, dazusind meine Waden nicht geschaffen, aberWachauer Goldhauben stehen mir sehr gut.“Bilder aus einer idyllischen Welt brachte dieModeschau. „Ja, wir zeigen auch Klischees“,so Gexi Tostmann. Da wurden Krautköpfegeschupft und dort mit Heugabeln gewinkt.Ein Hirsch trat auf, ein Jäger. Besondersgelungen war eine Sequenz aus dem SalzburgerHuberti-Kirtag mit Ringelspiel und Luftballons.Wegbegleiter Tracht„Ich bin Museumsdirektor, Landwirt undBierbrauer.“ So stellte sich der zweite Botschafterder Tracht, Markus Wasmeier, vor.Der Ex-Skirennläufer hat Höfe aus dem bayerischenOberland gerettet und am Schlierseeein Freilichtmuseum errichtet. Für den deutschenWeltmeister ist die Tracht ein ständigerWegbegleiter. „In Tracht“, und da kommt erins Schwärmen, „bist du immer anders willkommen.Da bist du wer.“ Sein Laudator warder deutsche Lederhosen-Hersteller MarkusMeindl, der nicht nur die Tradition seinerFamilie weiterführt, sondern – ganz im Mottodieses Abends – Altes und Neues verbindetund Modepartner eines großen deutschenMotorradherstellers ist.Besondere Paten sind die Namensgeber derüberreichten Preise. Johanna Maier wurdeder Emilie-Flöge-Preis überreicht, MarkusWasmeier der Konrad-Mautner-Preis. EmilieFlöge (1876–1952), Modedesignern undbekannt als Muse von Gustav Klimt, entwarfdas Reformkleid, und mit Versatzstücken slowakischerStickereien und siebenbürgischerTrachtenelemente schuf sie die Anfänge desEthno-Looks. Die Designerin verbrachte vieleSommer im Salzkammergut und trug selbstgerne Tracht.Konrad Mautner (1876–1924) stammte auseiner Familie jüdischer Textilfabrikanten undentdeckte in der Sommerfrische am Grundelseesein Interesse für Volkskunde. „Er hat sichflammenden Herzens in die Tracht, in dieLieder, in die Tänze verliebt“, so der SchauspielerMiguel Herz-Kestranek, selbst Botschafterder Tracht 2008. Gemeinsam mitdem Volkskundler Viktor von Geramb arbeiteteKonrad Mautner an dem „SteirischenHandbuch“, das zu den Standardwerken derVolkskunde zählt. /Text: Mella WaldsteinFotos: Tostmann Trachtenschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Musikschulen / 18Wir sind Bühneauf den weghelfenWir sind Bühne! In einem einzigartigen Projekt erarbeiten Musicalprofis gemeinsam mitMusikschülern ein Stück.Annie: Schülerinnen und Schüler aus der Musikschulregion Mitte haben in Workshops und Intensivproben das Musical erarbeitet. Foto: Nikolaus Korab.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Musikschulen / 19„Pippin“, eine Produktion aus dem Jahr 2009 der Musikschulen <strong>Region</strong> Mostviertel. Foto: Atelier Olschinsky.24. August, PR-Auftritt in Tulln: EinigeJugendliche sitzen kichernd im Kreis, einzelnestehen etwas abseits und wirken angespannt,die letzten Mikros werden fixiert undInstruktionen erteilt. Nur noch wenigeMomente, dann werden sie auf der Bühne ihrBestes geben. Es ist der erste gemeinsamegroße Auftritt, das erste Mal vor Publikum.Wird alles gut gehen? Wie wird die Resonanzbeim Publikum sein? Kann die Gruppe überzeugen?Die Gruppe – das sind Musikschüler undDarsteller aus der <strong>Region</strong> NiederösterreichMitte. Sie alle sind Teil einer einzigartigenProduktion. Das Musicalprojekt „Wir sindBühne“ geht heuer in die dritte Runde. Ineiner modellhaften Kooperation von Musicalprofisund Musikschülern wird dieses Jahrdas Musical „Annie“ erarbeitet und gelangtim <strong>November</strong> zur Aufführung. Für Idee undKonzept zeichnet Luzia Nistler verantwortlich,die auch die künstlerische Leitung innehat.Die Sängerin, Schauspielerin, Regisseurinund Stimm- und Sprechtrainerin kannselbst auf eine erfolgreiche Karriere als Musicaldarstellerinzurückblicken. Als Christinein der deutschsprachigen Uraufführung von„Das Phantom der Oper“ startete LuziaNistler ihre Karriere im Theater an der Wien,die sie über die Grazer Oper bis zur WienerVolksoper führte. Dabei wirkte sie in über60 Rollen in verschiedenen Musicals, Opernund Operetten sowie in diversen SchauspielundKabarettproduktionen mit. Ihr Regiedebütgab sie mit dem Musical „Konrad, dasKind aus der Konservenbüchse“. Die Idee,nun ein Musical in einer gesamten Musikschulregionaufzuziehen, kam ihr vor einigenJahren: „Die niederösterreichischen Musikschulenbieten ein vielfältiges Ausbildungsangebot,darunter Gesang, Tanz und Schauspiel.Diese Fächer werden von qualifiziertenLehrern unterrichtet, in vielen Schulen wirddie Möglichkeit geboten, einer darstellendenGruppe beizutreten. In einem regionalenMusicalprojekt wollen wir nun alle Spartenzusammenführen und machen uns auf dieSuche nach Talenten und Begabungen.“Dabei übernehmen Profis eine vermittelndeRolle ein. Vom Vorsingen beim Casting überdie Einstudierung der Choreographie bis hinzur Aufführung begleiten sie die Jugendlichenund stehen ihnen mit Tipps zur Seite.„Wir führen nur zusammen, was schon vorhandenist“, betont Luzia Nistler, „wir übernehmennicht die Aufgabe der Musikschullehrer.“Gesang, Schauspiel und TanzWarum die Wahl des Genres genau auf dasMusical gefallen ist? Luzia Nistler erläutertverschiedene Gründe. Sie selbst hat auch eineklassische Gesangsausbildung genossen undweiß, dass der Weg zur Gesangskarriere meistüber selbige führt. Dieser ist jedoch lang, undum Opern oder Operetten professionell singenzu können, braucht man eine gewissetechnische Reife. Das Musicalfach zu erlernenist nicht weniger schwierig als klassischerGesang, doch kommen einige Parts derNaturstimme sehr nahe. „Es ist wichtig, beimSingen sein Ich, seine Persönlichkeit zu finden.Die eigene Stimme ist etwas sehr persönliches.Heutzutage wird sehr viel imitiert,damit kann man sich die Stimme zerstören.Wir wollen die Jugendlichen dazu bringen,selbst auszuprobieren, die eigene Linie zufinden und sich auf diesen Findungsprozessauch einzulassen.“ So sollen die jungen Darstellernicht nur musikalisch, sondern vorallem auch menschlich am Projekt wachsenund sich dieser Entwicklung bewusst werden.In der Arbeit mit Jugendlichen sieht LuziaNistler auch einen Vorteil in den zeitgemäßenArrangements des Musicals. Junge Menschenkönnen sich damit identifizieren, sie fühlensich davon angesprochen. Auch die Vielfältigkeitdurch die drei Teile Gesang, Schauspielund Tanz trägt dazu bei, dass das Genre alsattraktiv wahrgenommen wird.Hartes BusinessFast wöchentlich treffen sich die 41 Darsteller,die in einem vorangegangenen Castingausgewählt wurden, rund um Luzia Nistler,schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Musikschulen / 20Das Musical „Zustände wie im alten Rom!“ wurde 2011 in Kooperation mit derMusikschulregion Ost durchgeführt. Foto: Gerald Lechner.Luzia Nistler und „ihre drei Annies“: Marie-Theres Müller aus Langenlois,Emilia Heigl aus Wieselburg und Verena Dorn aus Maria Anzbach. Foto: NÖN.Carsten Paap (Dirigent) und Christoph Sommersguter(Choreograph) zu den Proben.Dabei ist nicht nur das Organisationsteamvor logistische Herausforderungen gestellt.Auch von den Darstellern wird viel abverlangt.Neben Schule, Arbeit und Musikschulegilt es im Zeitmanagement auch die regelmäßigenProben unterzubringen. LuziaNistler über den Probenprozess: „Es ist wichtig,den gesamten Prozess des Entstehenseines Musicals kennenzulernen. Der Teil desEntstehens ist ein sehr wesentlicher Part – dereinzig kreative, denn alles andere ist harteArbeit und Business.“ Deswegen legt man inder Produktion viel Wert auf die gemeinsameProbenarbeit. Man will die Kreativität derJugendlichen erwecken und Entwicklungenganz nach dem Motto „Schau, was du alleskannst!“ aufzeigen. Das Lernen voneinandergestaltet sich dabei als wichtiges Element.Seit drei Jahren existiert das Projekt „Wir sindBühne.Musical“ und bisher gastierte es bereitsin den Musikschulregionen Ost und Mostviertel.Immer wieder gibt es Darsteller, dieeine weite Anreise in die neue <strong>Region</strong> auf sichnehmen, um noch einmal Teil des Projekts zusein. Als „alte Hasen“ im Geschäft können sieihre Erfahrung an die anderen weitergebenund tragen einen wichtigen Teil zur Entwicklungder Gruppe bei. Intensivproben imSommer dienten unter anderem der Ermittlungdes Probenstandes und der Fortschritte.Sie sollen allen Beteiligten zeigen: Wo stehenwir bei unserer Arbeit, was funktioniertschon gut und woran müssen wir noch arbeiten?Bei Durchläufen werden erstmals AufundAbgänge geprobt. Luzia Nistler weiß,welch essenzielle Rolle die Intensivprobenfür den Prozess bedeuten: „Die Darstellerbekommen erstmals einen Überblick überdas gesamte Stück. Auch gruppendynamischsind diese Einheiten sehr wichtig, schließlichmuss man gemeinsam an einem Strang ziehen,um das definierte Ziel zu erreichen.“Fordern und fördernAuf dem Weg dahin werden die Jugendlichenvon „Profis“ rund um Luzia Nistler begleitet.Denn für gewöhnlich geht ein Musical nichtals komplettes Stück in die Proben, sondernist ständigen Änderungen unterworfen undsteht in einem andauernden Prozess. „Wirverlangen den Darstellern viel ab und allesind gefordert – und wenn man die Entwicklungund das Ergebnis sieht, weiß man: Dasist es, was ich will. Wir fordern und fördern… und wollen aufzeigen, was an Talent undPotenzial schon da ist und wie man es ausbauenkann. Es ist schön, wenn nachhermanche sagen: Das ist mein Weg, in demBereich möchte ich weiter Fuß fassen! Diestrifft auf einige wenige zu. Gleichermaßengibt es jene, die diesen Weg nicht einschlagenwollen. Beides ist wichtig, denn es geht umdie Findung. Wenn die Jugendlichen dabeiSpaß haben, lernen und gute Erfahrungenmachen, ist es das Beste, was uns passierenkann.“Die Probenwochen eilen dahin und die Premierenaht in großen Schritten. In sechsAufführungen in Tulln und Krems könnendie Darsteller ab 10. <strong>November</strong> ihr Talentunter Beweis stellen und zeigen, was sie inden vergangenen Monaten gemeinsam erarbeitethaben. Der PR-Auftritt in Tulln versprichtGroßartiges. /Text: Katharina Hegerannie – das musical———————————————————Sa, 10. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 Uhr (Premiere)So, 11. 11. <strong>2012</strong>, 17.00 UhrMo, 12. 11. <strong>2012</strong>, 10.30 Uhr*Atrium Tulln, Minoritenplatz 13430 TullnFr, 16. 11. <strong>2012</strong>, 10.30 Uhr*Sa, 17. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 UhrSo, 18. 11. <strong>2012</strong>, 17.00 UhrStadtsaal KremsEdmund-Hofbauer-Str. 193500 Krems*Geschlossene Vorstellung für SchulklassenKarten: VVK EUR 12,00 bis 18,00www.oeticket.com——————www.musikschulmanagement.at/wir-sind-buehneschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Musikschulen / 21Musiktheateranything goesNeben der überregionalen Initiative „Wir sind Bühne“ sind Musikschulen auch selbst aktiv und bieteneigene Produktionen, Kooperationen und das Unterrichtsfach Musical an.Musikschullehrer Bernhard Putz bei den Proben zum Rockoratorium „Eversmiling Liberty“. Foto: Johann Hofbauer.In seiner Form als Unterhaltungstheater vereintdas Musical gleichermaßen Schauspiel,Musik, Gesang, Tanz und Szene. Demnachsind Musicalproduktionen meist Produkteiner Teamarbeit von Spezialisten. Nebendem Librettisten, Komponisten und Textdichter(lyricist) nehmen auch Regisseur,Choreograph, Bühnenbildner und Produzenteine wichtige Rolle ein und haben Einflussauf die Entwicklungen.Ebendieser Aufwand an Ressourcen gestaltetProduktionen im Bereich Musiktheater inMusikschulen problematisch. Projekte dieserArt sind oft verbunden mit dem persönlichenEinsatz einzelner Lehrer und Musikschulleiterund stützen sich auf das EngagementFreiwilliger. Oft wird der Großteil der Aufgabenvon einer einzigen Person übernommen.Eigene ProduktionEiner, der davon ein Lied singen kann, istWolfgang Berry. In der Joe-Zawinul-MusikschuleGumpoldskirchen führt er seit JahrenMusicalprojekte mit Schülern durch. Dabeischlüpft er in die Rolle des Komponisten,Lyricisten und Regisseurs zugleich. Die Ideekam ihm bei einem Klassenabend: Warumimmer die gleichen Vorspielsituationen, gezwängtin Konzertanzug oder schwarzenRock, abhalten? Bald schon textete er Liederum, arrangierte und inszenierte mit seinenSchülern Musicals. Mittlerweile sind die sogenannten „Musicomicals“, die Berry eigensfür die Schüler schreibt, Tradition undbe-geistern regelmäßig das Publikum. DasGumpoldskirchner Publikum, wohlgemerkt.Denn bei allem Erfolg und der Freude, die dieProjekte mit sich bringen, ist Berry enttäuscht:„Es ist schade, dass Produktionenwie diese, die mit großem Aufwand möglichgemacht werden, nur ein Mal in Gumpoldskirchenstattfinden. Nach vielen Arbeitsstundenist das Material nun vorhanden undangepasst an das Können der Schüler – eswäre schön, wenn die Stücke in Form vonKooperationen oder Gastspielen öfter auch inanderen Musikschulen übernommen und zurAufführung gebracht würden.“KooperationEine Musikschule, die sich an ein enormesKooperationsprojekt herangewagt hat unddabei eine ganze <strong>Region</strong> einbinden konnte, istdie Musikschule der Stadtgemeinde Kirchschlagin der Buckligen Welt. Unter demschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Musikschulen / 22musikschulprojekte———————————————————Weitere Musical-Projekte anniederösterreichischen Musikschulen:——————Ritter KamembertMusikschule Kirchberg am Wechsel inKooperation mit dem Chor CapricciataFr, 22. 3. 2013Verein Morgenstern in PiestingSa, 23. 3. 2013Musikschule Kirchberg am Wechselwww.musikschule-kirchberg.at——————Best of Michael JacksonMusikschulverband Staatz und UmgebungApril 2013www.musikschule-staatz.at——————Die Musikschule Staatz im Weinviertel bietet Musical als Unterrichtsfach an. Foto: Elisabeth Koci.Motto „Sei Du selbst die Veränderung, dieDu Dir wünschst für diese Welt“ (MahatmaGhandi) versammelte Bernhard Putz, Musikerund Musikschullehrer, insgesamt 140Sänger, Bandmusiker, Sprecher, Tänzer undTechniker um sich. Die Musikschule Kirchschlaglud als Veranstalter freiwillige Sängeraus dem südöstlichen Niederösterreich unddem steirischen Wechselland ein, an einerszenischen Inszenierung des Rockoratoriums„Eversmiling Liberty“ teilzunehmen. StimmkräftigeUnterstützung erfuhren diese zusätzlichvom Volksschulchor Kirchschlag, demChor der Volksschule Bad Schönau und demChor der Modellschule Kirchberg am Wechsel.Die Mithilfe der Gemeinde Kirchschlagund etlicher Kooperationspartner machten esmöglich, die Produktion als Benefizveranstaltungdurchzuführen.Doch nicht nur die Vinzigemeinschaft, derder Erlös zugute kam, profitierte von demambitionierten Projekt: Die Vernetzung derMusikschule mit der <strong>Region</strong> hinterlässt bleibendeEindrücke und zeigt auf, was durchKooperation und mit Engagement möglichwird.Musical als FachLaufende Musicalprojekte werden im MusikschulverbandStaatz und Umgebung abgewickelt.Denn als eine der wenigen niederösterreichischenMusikschulen hat man hiereine Musicalklasse eingerichtet. Eine im Jahr2004 entstandene Produktion anlässlich desWeinviertel-Festivals wurde von Teilnehmernund Publikum begeistert angenommen,sodass ein Konzept für regelmäßigeStunden schon im nächsten Jahr umgesetztwerden konnte. Die künstlerische Leitung hatder Initiator der Musicalklasse selbst inne:Hubert Koci ebnete nicht nur den Weg fürdas Projekt, sondern wirkt auch als Komponist,Autor und Arrangeur. Zusätzlich wirddie Gruppe, die aus 16 bis 30 Kindern undJugendlichen ab dem Alter von acht Jahrenbesteht, von einem kompetenten Teambetreut. Heuer kamen bereits zwei Stücke vonHubert Koci zur Aufführung, 2013 wartetein „Best of Michael Jackson“ auf das Publikum./Text: Katharina HegerGeisterstunde auf Schloss EulensteinMusikschule der Stadt Tullnin Kooperation mit dem Gymnasiumund dem TanzRaum TullnDo, 25. 4. 2013, 9.00 und 10.30 UhrFr, 26. 4. 2013, 16.30 und 19.00 UhrAtrium Tulln, Minoritenplatz 13430 Tullnwww.musikschule-tulln.at——————Der Zauberer von OzFranz-Schmidt-Musikschule PerchtoldsdorfSa, 15. 6. 2013, 19.00 Uhr (Premiere)So, 16. 6. 2013, 19.30 UhrSa, 22. 6. 2013, 19.00 UhrSo, 23. 6. 2013, 19.00 UhrFranz-Schmidt-Musikschule, Knappenhof2380 Perchtoldsdorf, Wienergasse 17(bei Schlechtwetter im <strong>Kultur</strong>zentrumPerchtoldsdorf).www.ms-perchtoldsdorf.at——————Max und die ZaubertrommelMusikschule Ober-Grafendorf undNeue Mittelschule Ober-GrafendorfDi, 25. 6. 2013, 18.00 UhrGroßer Festsaal der Pielachtalhalle3200 Ober-Grafendorf, Raiffeisengasse 6www.ober-grafendorf.at/musikschuleschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Industrieviertel / 23Leopoldi-Tagalles poldi!Zahlreiche Leopoldifeste finden zu Ehren des niederösterreichischenLandespatrons im Industrieviertel statt.Festlichkeiten ist Klosterneuburg. Dort gab eszunächst große Bankette mit Tänzen undTurnieren, die heute noch nach altem Brauchnachgestellt und gefeiert werden.Ein besonders beliebter Brauch ist das legendäre„Fasslrutschen“. Dabei wird über dasTausendeimerfass im Binderstadel des StiftesKlosterneuburg gerutscht. Mittlerweile gibtes auch einen Jahrmarkt, der viele Besucheraus weiten Teilen Niederösterreichs anlockt.Aber auch in anderen Orten Niederösterreichsund in Wien wird gefeiert.LeopolditanzDie Volkstanzgruppe Brunn am Gebirge veranstaltetjedes Jahr einen Tanz zu Ehren deshl. Leopold. Heuer gibt es ein besonderesJubiläum zu feiern: das 30-jährige Bestehender Volkstanzgruppe und den 30. Leopolditanz.Von den Mitgliedern der Volkstanzgruppe,aber auch von ihren Familien undihren vielen Freunden wird der Leopolditanzaus verschiedenen Gründen als etwas Besonderesempfunden. Zum einen kommen nichtnur „geeichte“ Volkstänzer auf ihre Rechnung.Auch Tanzlustige, die nicht regelmäßigden Volkstanz pflegen, kommen dank derkurzen informativen Hinweise des TanzmeistersGerhard Müller und der Volkstänzer ausNah und Fern mit den Tänzen gut zurecht.Zum anderen ist der Leopolditanz eine zumgemeinsamen Tanzen inspirierende fröhlicheBegegnung aller Generationen. /Die Volkstanzgruppe Brunn am Gebirge lädt zum Leopolditanz. Foto: VTG Brunn/Geb.Text: Karin GrafWer kennt sie nicht, die so genannte Schleierlegendeüber die Gründung des Stifts Klosterneuburg?Als Markgraf Leopold III. vonÖsterreich seine Agnes ehelichte, riss einWindstoß den Brautschleier mit sich, als dieFrischvermählten auf den Leopoldsberg, dendamaligen Kahlenberg, traten. Trotz langerSuche gelang es nicht, den Schleier zu finden.Da versprach Leopold, an der Stelle, an derder Schleier gefunden werde, ein Kloster zuerrichten. Es sollte neun Jahre dauern, bis esso weit war.Leopold III., Markgraf von Österreich, lebtevon 1073 bis 1136 und stammte aus demAdelsgeschlecht der Babenberger. Nebendem Beinamen „der Heilige“ trug er auch dieBezeichnungen „der Fromme“ und „derMilde“. Diese Namen verdiente er sich durchseine großzügigen Gaben und Tätigkeiten inWien und Niederösterreich.KlosterneuburgSeit 1663 ist Leopold III. österreichischerLandespatron. In Anlehnung an seinenTodestag wird Leopoldi immer am 15. <strong>November</strong>begangen. Der österreichische Landespatronist auch Patron der BundesländerNiederösterreich, Oberösterreich und Wien.In Niederösterreich begeht man Leopoldi mitverschiedensten Bräuchen. Das Zentrum derleopolditanz———————————————————Sa, 17. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 Uhr(Einlass 19.00 Uhr)30. Leopolditanzder Volkstanzgruppe Brunn am GebirgeFestsaal der Marktgemeinde Brunn amGebirgeTel. 02236 33583 (Elisabeth und AloisDeutsch)www.vtgbrunn.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Weinviertel / 24DialektTUID GUITAktiv wird sie immer seltener gesprochen, wird aber von einer Gruppe an Liebhabern gepflegt und gehegt:die ui-Mundart – eine Spurensicherung im Weinviertel.In der Straninger Kellergasse – auch wenn’s am Bild nicht zu hören ist; diese Frau spricht ui-Mundart. Foto: Thomas Hofmann.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Weinviertel / 25„Muida gib da Kui a Fuida!“ Derartige Sätzesind klassische Einstiege in eine heute fastschon ausgestorbene Sprache: den ui-Dialekt.„Zu den ui-Mundarten zählt man jene, diefür mhd. [mittelhochdeutsch] uo, dem u derSchriftsprache in Wörtern wie ‚gut, Kuh, Blut,Krug‘ den Zwielaut ui sprechen.“ So die Definitionvon Maria Hornung und Franz Roitingerin ihrem Standardwerk „Die österreichischenMundarten – eine Einführung“.Die geografische Verbreitung der ui-Mundarthatte vom südmährischen Raum einst bisWien gereicht, verschob sich vom Hauptverbreitungsgebiet,dem Wein- und nördlichenWaldviertel, durch den Einfluss des Wienerischenstetig gen Norden. In südlicherenGefilden des Waldviertels wird das ui durchein ua abgelöst. Wurde um 1950 der ui-Dialektnoch von rund einer halben MillionBewohnern Niederösterreichs gesprochen,sind es heute nur mehr wenige. Typisch istneben dem ui die große Zahl reduzierterWorte. So sagt man im Nordosten Niederösterreichsfür „grob“ nur gro. Die Rebe wirdzur Re und der Pflug zum Bflui.Kellergasse in Großengersdorf. Foto: Barbara Krobath.Eine Stärkung tuid guit. Foto: Barbara Krobath.Die historischen Wurzeln liegen in derBesiedlung des Alpen- und Donauraumesdurch die Bajuwaren ab dem 6. Jahrhundert.Sprachwissenschaftler unterscheiden dasMittel- vom Südbairischen. Der mittelbairischeSprachraum umfasst Wien, NiederundOberösterreich, den Großteil Salzburgsund das Burgenland bis zur Lafnitz. DasSüdbairische hingegen ist prägend für denHauptteil der Steiermark, Kärnten und Tirol.Joseph MissonNeben dem gesprochenen Wort wurde undwird die ui-Mundart in gedruckter Form seitdem 19. Jahrhundert bis in unsere Tage hochgehalten.Johanna Knechtl befasste sich inihrer Dissertation „Das Schrifttum der niederösterreichischenui-Mundart im 20. Jahrhundert– Möglichkeiten und Grenzen derMundart als künstlerisches Ausdrucksmittel“im Detail mit der Thematik.Die Spurensuche beginnt beim unbestrittenbedeutendsten Vertreter des Genres, beiJoseph Misson. Sein Werk „Da Naz“, einEpos aus dem Jahr 1850, ist der Klassiker derui-Literatur. Misson wird 1803 als achtesKind in Mühlbach am Manhartsberg geboren.Sein Vater, der Kaufmann GiovanniBattista Misson, stammt aus Udine, seineMutter aus dem benachbarten Ort Zemling.Der Knabe besucht zunächst das Gymnasiumin Krems und tritt als 20-Jähriger beiden Piaristen in den Orden ein. Seine Lehrtätigkeitbeginnt 1826 in Horn und führtihn später nach Krems, Freistadt und Wien,wo er in St. Thekla auf der Wieden als Bibliothekarund Archivar arbeitet. Misson stirbtam 28. Juni 1875. Berühmt ist er durchsein Epos „Da Naz, a niederösterreichischerBauernbui, geht in d’Fremd“. Die achtGesänge in hexametrischem Versmaß bliebenunvollendet. 1880 wird es mit demUntertitel „Gedicht in unterennsischerMundart“ als schmales Büchlein mit 34 Seitenbei Carl Gerold & Sohn in Wien herausgegeben.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Weinviertel / 26Das Geburtshaus des Dichters Joseph Misson in Mühlbach am Manhartsberg ist auch Sitz der Misson-Gesellschaft.Koloman KaiserNach Missons Tod fühlte sich zunächst derheute weitgehend in Vergessenheit gerateneJosef Strobl (1844–1879) bemüßigt, das Werkin 20 Gesängen fortzusetzen. Auch KolomanKaiser (1854–1915) aus Hornsburg wollte mitseinem 1898 erschienenen Werk „Da Franzlin der Fremd“ Missons Schaffen vollenden.Er schrieb ebenfalls in Hexametern und ist –wohl auch durch den Koloman-Kaiser-Bund,der sich um sein Erbe bemüht – heute beiKennern bekannt.Ålsdann iatzt losts, liabe Leut,und paßts ma guit auf, i derzähl EngJatza a schöne, gspoasige Gschichtvon Kern-Schneider Franzel, …Nicht unerwähnt soll hier der aus Südmähren(Waltrowitz/Valtrovice) stammende KarlBacher (1884–1954) bleiben, der in seinemHauptwerk „Dos Liad von der Thaya“ in13 Gesängen seine Heimat bis hin zu denEreignissen des Jahres 1945 beschreibt. Ausdem Pulkautal stammen mit Adolf Jagenteufel(1899–1987) aus Watzelsdorf und LoisSchiferl aus Hadres (1906–1979) zwei weiterewichtige Vertreter der ui-Mundart. Jagenteufelwar, was sein Schaffen betrifft, einSpätberufener, sein wichtiges Werk „Haustrunkund Guider“ erschien 1961. Sein SohnHermann kümmert sich heute in Zellerndorfaktiv in der „Bacher-Runde“, einem informellenTreff von Mundartfreuden, um denWeiterbestand der ui-Mundart im Weinviertel.Lois Schiferl hingegen veröffentlichte1946 seinen ersten Mundartgedichtband„Heimat im Weinland“. Seine Vorbilderwaren Josef Misson und Karl Bacher. Schiferlbildet zusammen mit eben erwähnten Bacherund dem in Schrick geborenen Josef Weiland(1882–1961) das große Triumvirat der WeinviertlerMundartdichtung der zweiten Generation.Schiferl schreibt (1965) über ihn, der1927 sein erstes Büchlein („Aus dá Weingegnd“)veröffentlichte: „Weiland war imniederösterreichischen Mundartschrifttum,außer Joseph Misson der bedeutendste Vertreterder ui-oi-Mundart, […]. Heute lebtdieser Lautbestand nur noch im Weinviertel,in einzelnen Orten des nördlichen Waldviertels,im Burgenland bis zum Unterlauf derLafnitz und im Pustertal von Abfaltersbachbis in den Raum Brunneck–Mühlbach.“Weiland, der begnadete Mundartdichter, eingebürtiger Schricker, schrieb seine Texte inZierschrift, datierte sie und sammelte sie inseinen „Tagebüchern“.Der jüngere Walter Kainz (1918–1996) gabmehrere Gedichtbände heraus, darunter„Liebeserklärung an das Weinland“ und„Untern Manhartsberi“. Kennern ist derhumorige Hollabrunner Kirchenmann,Dechant Georg Pfeifer (1867–1946) einBegriff. „Der Bubikopf und andere Dummheiten“erschien 1932, die Gedichtauswahl„Ernst und Scherz fürs Menschenherz“wurde posthum (1952) editiert. Schlussendlichsoll zwei verdienten Menschengedankt werden: Hans Salvesberger ausGösing und Michael Staribacher aus Eichenbrunn.Beide kümmern sich um das Erbe derWeinviertler Mundart. Salvesberger ist seitvielen Jahren ambitionierter Verleger der„Edition Weinviertel“. Staribacher wiederumhat sich mit seinem „Weinviertler Dialektlexikon“(3. Auflage 2006) einen Namengemacht. Wenn Misson in seiner Einleitungzum „Naz“ mit dem Satz „Jatzt pfiat dih Gott,schau, daß da giut geht und mach ma koanSchand nöd!“ schließt, so haben diese Worteauch heute noch Gültigkeit. /Text: Thomas HofmannFotos: Barbara KrobathJOSEPH MISSON-HAUS———————————————————3473 Mühlbach am Manhartsberg 23Im Winter nach Vereinbarung geöffnetTel. 02957 216 oder 02957 763www.missonhaus.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Weinviertel / 27Brandlhofernst& scherzDie Neuauflage sämtlicher Werke des Hollabrunner HeimatdichtersDechant Georg Pfeifer.Barocke Pfarrkirche Wullersdorf. Die PfarreWullersdorf war eine Schenkung des BabenbergerHerzogs Leopold III. an das Stift Melk.Georg Pfeifer, Dichter und Dechant inHollabrunn.Dechant Pfeifer, 1867 im südmährischenJoslovice/Joslowitz geboren, war von 1920 bis1946 Pfarrer von Hollabrunn und ein Weinviertlermit Leib und Seele. Auf trefflicheWeise vereinigen sich in seiner Persönlichkeitdie Berufung als Seelsorger, die intensiveBeschäftigung mit Weinbau und Kellerwirtschaft,sein Sinn für Humor und Lebensfreudeund die Gnade hoher poetischer Begabung.Sein dichterischer Nachlass gliedert sich inhochdeutsche Schöpfungen und die bekanntereLyrik in südmährischer ui-Mundart,inhaltlich spannt er einen weiten Bogen vontiefen religiösen und berührenden persönlichenErfahrungen über humoristischeBetrachtungen des alltäglichen Lebens bis zuseiner innigen Wein- und Kellerpoesie –wobei sich nicht selten mehrere Themenbereicheglücklich vereinen.Das Buch umfasst sämtliche Gedichte ausden früheren Veröffentlichungen „Der Bubikopfund andere ‚Dummheiten‘“ (1932) und„Ernst und Scherz fürs Menschenherz“(1952) sowie weitere Texte des ausgezeichnetenMenschenkenners. Vorworte von Prof.Dr. Ernst Bezemek und Manfred Breindlsowie umfassende Erläuterungen und Anmerkungenzur Person Georg Pfeifer und zuden Texten ergänzen den Band. Präsentiertwurde das Buch dort, wo die Gedichte großteilsgeschrieben wurden – im Pfarrkeller derSitzendorfer Kellergasse in Hollabrunn.OSR Ernst Sachs wird aus dem Werk deslegendären Heimatdichters und großenHollabrunners Georg Pfeifer lesen. /ernst sachsliest georg pfeifer———————————————————So, 4. 11. <strong>2012</strong>, 17.00 UhrBrandlhof3710 Ziersdorf, Radlbrunn 24Tel. 02956 81 222Eintritt frei!www.volkskulturnoe.at./brandlhofDo, 15. 11. <strong>2012</strong>, 19.30 UhrPfarrzentrum Hollabrunn2020 Hollabrunn, Kirchenplatz 5Tel. 02952/2178BUCHTIPP———————————————————Georg Pfeifer:Gesammelte GedichteEdition Weinviertelwww.edition-weinviertel.atISBN 978-3-902589-41-5EUR 25,00LEOPOLDISINGENIN WULLERSDORF———————————————————So, 18. 11. <strong>2012</strong>, 14.00 Uhr2041 Wullersdorf, PfarrkircheEintritt frei!Das Leopoldisingen der Bäuerinnenfindet jedes Jahr an einem anderen Ortstatt – heuer in der Pfarrkirche von Wullersdorf.Der markante Bau mit den zweiFassadentürmen entstand als Konkurrenzbauzur Göttweiger Filialkirche inRoggendorf und geht auf den Melker AbtBerthold Dietmayr und Baumeister JakobPrandtauer zurück. Fertiggestellt wurdeder „Dom des Weinviertels“ 1733 vonJosef Munggenast. Zunehmend schließensich in ganz Niederösterreich Bäuerinnenzusammen, um gemeinsam zu singen.Zehn Bäuerinnensinggruppen aus den<strong>Region</strong>en Amstetten, Arbesbach, Bruck/Leitha, Geras, Gresten, Hollabrunn,Kirchschlag, Mistelbach (De Zsamgwiafötn),Stockerau und Zwettl lassen dieTradition der geistlichen Volkslieder auflebenund bringen diese mit viel Freudeund Leidenschaft fürs Singen zu Gehör.Das Leopoldisingen wird in Zusammenarbeitvon Arbeitsgemeinschaft derBäuerinnen, Volkskultur Niederösterreich,Chorszene Niederösterreich undLandwirtschaftskammer Niederösterreichorganisiert.——————Information:Tel. 05 0259 26500martina.hermann@lk-noe.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Musikantensprache / 28Forschungstreng geheim!Musikanten kommunizierten in einer Sprache, die dem Publikum nicht zugänglich war.Die herumziehenden Musikanten. Bildbeilage zur Wiener allgemeinen Theaterzeitung Wiener Scenen No. 30. Kolorierter Kupferstich von Andreas Geiger(nach Entwurf von Hofmann), 1839. Copyright: IMAGNO/Austrian Archivesschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Musikantensprache / 29„Irlas quantn Fetzer stroman on!“ – „Dieguten Musikanten kommen schon!“ Mit diesemerwartungsvollen Ausruf konnte einDorfkirtag in Schwung kommen. Musikantenbedienten sich einer Geheimsprache. Musstensie doch coram publico schnell überfinanzielle Belange entscheiden: „Irlas Pink aHei?“ Hat der Mann, der einen Tanz bestellthat, überhaupt Geld? Irlas steht für das einleitendebestimmte/unbestimmte Pronomen,Pink ist der Mann, Hei das Geld, was wir inder Redewendung „Geld wie Heu“ kennen.„Für Nichtmusiker ungeeignet“Ich bekam 1993 vom Landwirt und KlarinettistenLeopold Hackl (1921–1996) ausMichelbach im Bezirk St. Pölten eine über 60Wörter umfassende in Maschinschrift angefertigteListe, die er Jahre zuvor mit seinemMusikkollegen Leopold Lechner (1911–1995)aus der Nachbargemeinde Pyhra angefertigthatte. Die Überschrift des Glossars lautet:„Sprache der Blasmusiker, übertragen vonunseren Alten Vorgängern. Für Nichtmusikerungeeignet. Streng geheim!!!“ Der Wortschatzdeckt sich im Großen und Ganzen mitden nahezu 140 Wörtern und über 20 Satzbeispielender aus mehreren Orten des Weinviertelsbekannten Musikantensprache. In derMonarchie und in der Zwischenkriegszeithatten die Weinviertler Kontakte zu böhmischenund mährischen Musikanten, derenGeheimsprachenvariante die „Fatzer- oderFetzersprache“ war. Der Name leitet sich vomlateinischen Verb facere = machen ab unddeutet an, dass die Musikanten die „Stimmungsmacher“sind.Die Geheimsprache der Musikanten ist mitder Sprache der Fuhrleute und Fahrendenverwandt, die als Dialekt bzw. Soziolekt, ebender Sprache einer bestimmten Berufsgruppe,vor allem gesprochen und kaum geschriebenwurde. Der Wortschatz dieser Sondersprachegeht auf das spätmittelalterliche Rotwelschzurück, das neben dem MittelhochdeutschenElemente des Jiddischen, Slawischen, Romani(Sprache der Roma und Sinti) und anderereuropäischer Sprachen enthält. Die Grammatikder Musikantensprache wurde der jeweilsortsüblichen Mundart entnommen. DasWort „Rotwelsch“ ist mit „unverständlicheSprache der Bettler“ zu übersetzen, die aufden spätmittelalterlichen Straßen anzutreffenwaren, wo sie mit anderen von der bürgerlichenGesellschaft ausgeschlossenen Menschen– Dirnen, Händlern und Hausierern,Handwerksburschen, Vagabunden, Schindernoder Landgerichtsdienern, herumziehendenKlerikern und natürlich auch Spielleuten– diese Geheimsprache entwickelten.Musikantensprachen sind im ganzen deutschenSprachraum und darüber hinaus inTschechien, Serbien, Bulgarien und Mazedoniennachgewiesen.Kuchlböhmisch, DonauspracheMobile Menschen, die über die Grenzen hinwegunterwegs waren und mit anderen mobilenMenschen handelten, arbeiteten oderMusik spielten, mussten sich verständigenkönnen. Was heute Englisch ist und für diegebildeten Schichten das Französische war,war eine jeweils an die Situation angepassteSprachmischung mit einem geringen Wortumfangund Satzbausteinen. Die böhmischenKöchinnen in Wien sprachen das sogenannteKuchlböhmisch. Friedrich Torberg hat in„Die Erben der Tante Jolesch“ den wunderbarenSatz überliefert: „Hausmajstr vypucujevotruv ibacia na klandru.“ [Der Hausmeisterputzt Vaters Überzieher am (Stiegen-)geländer.]Eine deutsch-böhmische Promenadenmischung,wobei die Wörter deutsch sind,Grammatik und Vorsilben aus dem Tschechischengebildet werden. Die Donauschifferbedienten sich der Versatzstücke aus denSprachen der Donauländer – Deutsch, Ungarisch,slawische Sprachen und Rumänisch.Und Gregor von Rezzori schreibt in „Blumenim Schnee“ über seine Kindheit in der Bukowinaund über seine Amme, die alle Sprachendie im Umlauf waren, vermischte. Rezzorispricht von einem Geheimidiom. „DerHauptteil dieses Idioms war ein niemals richtigund zur Gänze erlerntes Deutsch, dessenLücken ausgefüllt waren mit Wörtern undRedewendungen aus sämtlichen anderenZungen, die in der Bukowina gesprochenwurden. So war jedes zweite oder dritte Wortruthenisch, rumänisch, polnisch, russisch,armenisch oder jiddisch; auch ungarischeund türkische habe ich gefunden.“JenischeDer Musikantensprachwortschatz, der inNiederösterreich noch von alten Menschenverstanden wurde, hatte eine auffallendeÄhnlichkeit mit der Geheimsprache derJenischen, die bis in die 1950er Jahre als Lumpensammler,Scherenschleifer, Regenschirmmacher,Korbflechter oder Textilhausiererdurchs Land zogen. Neben ihrer europaweitenVerbreitung waren jenische Familien z. B.im kleinen Dorf Sitzenthal in Loosdorf beiMelk ansässig. Diese Menschen waren vomFrühling bis zum Spätherbst unterwegs, wurdenvon den Menschen des Mostviertels„Sitzenthaler“ genannt und wollten nicht mitden Roma verwechselt werden. Als Kindhabe ich sie erlebt und höre heute noch denSatz: „Mia san kane Zigeiner, mia sand Sitznthola!“,was ihnen aufgrund der Hautfarbeauch den Namen „weiße Zigeuner“ eintrug.Jenische wurden im 18. Jahrhundert von denGrundherrschaften sesshaft gemacht. DasSesshaftwerden setzte ihre Sprache dem Einflussder örtlichen Dialekte aus.Pink und MuschIn der Musikantensprache können wir mehrereThemenkreise ausfindig machen – nebender Musik, das Essen, Feste, Sex und Erotik.„A quante Monscharei“, ein gutes Essen,sollte für die Musikanten möglichst viel Busnoder Buslat, nämlich Fleisch enthalten (quantvom lat. Quantum = groß, gut, Monschareivom frz. manger, eben essen. Buslat geht aufjidd. bossor = Fleisch zurück. Bei Festenkonnte man die Musikanten hören, wie siedie Tanzenden kommentierten: „Irlas Oberpaniniglt mit seiner Musch!“ (Der Bürgermeistertanzt mit seiner Frau). Wobei beiOberpani das tschechische Wort pan = Herrund Musch auf das deutsche Wort Mutze fürweibliche Scham zurück zu verfolgen ist.Auch der schon öfters zitierte Pink (Mann)geht auf die rotwelsche Wurzel für Peniszurück, wobei das Pinkeln als gebräuchlicherAusdruck bekannt ist.Das Ende einer Geheimsprache ist meist miteinschneidenden politischen Ereignissen verbunden,für die niederösterreichische Musikantensprachewar das der Zweite Weltkrieg,andere haben ihre Aktivität nach dem ErstenWeltkrieg oder schon früher eingebüßt. /Text: Mella Waldstein und Bernhard Gamsjäger.Zusammenfassung eines Vortrags von BernhardGamsjäger, den der Volksmusikforscher und pensionierteLehrer bei der Sommerakademie <strong>2012</strong> desÖsterreichischen Volksliedwerkes in Weyregg amAttersee hielt.


Haus der <strong>Region</strong>en / 30Donau.VisionenBRÜCKEnummer zweiBrücken bauen – eine beliebte Metapher. Wenn Brücken gebaut werden,dauert das oft Jahrzehnte. Die Donaubrücke zwischen Vidin undCalafat ist ein Beispiel dafür.zu dieser Zeit über die Themse bereits 50Brücken gespannt waren. Die Donau war biszu den Flussregulierungen im 19. Jahrhundertdurch Engen und Strudel, durch Überschwemmungenund Eisgänge ein unberechenbarerStrom. Der Journalist und AutorErnst Trost („Die Donau – Lebenslauf einesStromes“) berichtete beim Kremser Kamingesprächvon seiner Fahrt mit dem DDSG-Schubverband Kamegg, dessen Schiffe beimEisernen Tor (Rumänien/Serbien) einzelndurch die Enge gelotst werden mussten. Erstmit der Staustufe Eisernes Tor I und II wurdedie gefürchtete Strecke entschärft. Allerdingsversanken durch den Bau der Staustufe auchOrtschaften und die sagenumwobene InselAda Kaleh, die bis 1912 eine türkische Enklavewar. Trotz aller Schwierigkeiten, dieDonau zu passieren, war die Donau die wichtigsteVerbindung nach Europa. In Rumänienwird sie die „Straße ohne Staub“ genannt.Der in Ruse an der Donau (Bulgarien) geboreneSchriftsteller Elias Canetti schrieb: „Undwenn jemand die Donau hinauf nach Wienfuhr, sagte man, er fährt nach Europa, Europabegann dort, wo das türkische Reich einmalgeendet hat.“So soll sie aussehen: Die neue Brücke Nr. 2 zwischen Vidin und Calafat. Foto: FCC.Als während des Jugoslawienkriegs dieDonaubrücke in Novi Sad (Serbien) von derNATO bombardierte wurde, beschloss manhunderte Kilometer flussbwärts ein neuesBrückenprojekt: Sie heißt nüchtern „BrückeNr. 2“ und wird ab 2013 Rumänien und Bulgarienmiteinander verbinden. Eigentlich istNr. 2 die dritte Brücke, die die beiden Ländermiteinander verbindet. Die erste wurde im4. Jahrhundert unter dem römischen KaiserKonstantin den Großen gebaut. Die hölzerneKonstruktion erstreckte sich über 2,4 Kilometerund war die längste Brücke desRömischen Imperiums. Ihr waren nur vierJahrzehnte beschieden. Die einzige derzeitbefahrbare „Brücke der Freundschaft“ imunteren Donauabschnitt wurde 1954 aufInitiative von Stalin zwischen der bulgarischenStadt Ruse und der rumänischenGiurgiu errichtet. „Es ist derselbe Fluss unddoch ein anderer“, so Elena Shekerletova, dieBotschafterin Bulgariens bei den Kamingesprächen„Donau.Visionen“ im Haus der<strong>Region</strong>en in Krems. „Hier bei Ihnen wird derFluss in das alltägliche Leben einbezogen.Man sieht, was am anderen Ufer geschieht. Erfließt mitten durch eine Stadt, er ist keineGrenze und kein Hindernis. Bei uns in Bulgarienist die Donau schon immer die Nordgrenzegewesen. Sie hat das Land geschütztund war gleichzeitig eine Hürde.“ 450 KilometerGrenze zwischen den beiden StaatenBulgarien und Rumänien und bis dato nureine Brücke, die beide Länder verbindet.Der deutsche Reiseschriftsteller JohannGeorg Kohl schrieb 1842 vom „brückenärmstenFluss“ Europas. Budapest wurde erst zurGroßstadt als die beiden selbständigen StädteÓbuda (rechtes Donauufer) und Pest durchBrücken miteinander verbunden wurden.Das war Mitte des 19. Jahrhunderts, währendElena Shekerletova: „Die Eröffnung derneuen Brücke ist für uns ein Ausnahmeereignis.Es hätte noch länger gedauert, wären wirnicht in der EU.“ Die Brücke Nr. 2 ist 1.800Meter lang und ein wichtiger Teil des PaneuropäischenVerkehrskorridors IV. Sie istsowohl Eisenbahn- als auch Straßenbrückemit einem eigenen Abschnitt für Fahrräderund Fußgänger. Sie ist im nordwestlichen TeilBulgariens gelegen, der zu den strukturschwächstenTeilen des Landes zählt. Sieist ein Statement für mehr Donau, mehrBrücken, mehr Europa. /Text: Mella WaldsteinKREMSER KAMINGESPRÄCHE———————————————————Mi, 14. 11. <strong>2012</strong>, 18.00 UhrDonau.RäumeMi, 12. 12. <strong>2012</strong>, 18.00 UhrDonau.SchätzeHaus der <strong>Region</strong>en,3504 Krems-Stein, Donaulände 56Eintritt frei, Anmeldung erbeten!www.volkskultureuropa.orgschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Mostviertel / 31Handwerkfest gezurrt& GUT VERTÄUTDie Seilerei Eisserer in Amstetten ist eine der letzten Werkstätten, in der Seile in Handarbeit hergestelltwerden. Nicht nur für Pfadfinder und Theaterausstatter ein Geheimtipp.Klaus Eisserer sieht in den Seilen Philosophisches: Spannung aufbauen und in Harmonie entlassen.Es riecht nach Seefahrt und nach Postpaketen,die noch mit Packpapier umwickeltund geschnürt waren. Es riecht nach Strick,Tau und Spagat. „Das Seil schafft Verbindungfürs Leben“, ist Klaus Eisserers Motto. In seinemGeschäft stehen Rollen mit dicken unddünnen Schnüren, grobem und feinem Spagat,Seile aus Hanffasern und Kunststoff.Zwischen allerlei Waren lehnt in einem Eckein altes Schild: Ignatz Eißerer, Ulmerfeld,Seilerei seit 1860. Der Großvater übersiedelte1904 nach Amstetten. Er stellte Seile für dieLandwirtschaft her – vom Kaibelstrick biszum Zugstrang. Seile sind allumfassend einzusetzendeWerkzeuge.Klaus Eisserer verkauft Seile für Kindergärten,auch für Landwirte, für den Hausgebrauch,für Pfadfinder und fürs Theater. Inden Schnürböden sind aus feuertechnischenGründen Hanfseile vorgeschrieben.Wer vor dem Geschäft in Amstetten stehtund in der Auslage Sportbekleidung sieht,würde kaum vermuten, dass sich in den hinterenWerkstätten ein nahezu ausgestorbenesHandwerk fest eingeschnürt hat. Grundsätzlichhat der Familienbetrieb Eisserer mehrereStandbeine. Er verkauft industriell hergestellteSeile, die Eisserer und seine Frau „konfektionieren“– also zuschneiden und verarbeiten.Ein Seil ist nicht ein Seil. Bergsteigerseileaus Kunststoff sind anders zusammengesetztschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Mostviertel / 32Das Knäuel ist eindeutig eine Schnur (ein dünnes Seil) und kein Spagat.Für Interessierte: die Technik der Knoten.als Springschnüre aus Hanffasern „Für technischeAnwendungen müssen die Seile geprüftsein. Das Prüfen ist eine teure Angelegenheit“,so der Seiler. Daneben wird, passendzum Grundmaterial des Seiles, Kleidungaus Hanffaser verkauft. In den rückwärtigenTrakten des Hauses liegt die Werkstätte.Wo beginnen?Dass die Werkstatt richtig schön alt ist unddass auf der dunklen, ölverschmiertenMaschine, die das Seil zum Drehen bringt,Hanffasern wie Kükenflaum hängen? Dassdie Transmissionsriemen schon x-mal geflicktsind und in all den vielen Werkstätten,die ich im Laufe meines Reporterinnendaseinsbesuchen konnte – überall das selbeProblem: Bitte, wo ist die Werkstatt, die füralte Werkstätten Transmissionsriemen ausLeder herstellt? Dass auf den Holztüren Zahlenmit Kreide notiert sind, Meterangaben,Mengenangaben etc., so wie es früher in allenWerkstätten zu sehen war? Dass unter demMuttergottesbild ein Ölkännchen steht? Dassin einem Regal merkwürdige Kegel stehen,deren Zweck wir noch kennenlernen werden?Dass die Seilerbahn 30 Meter lang ist?Die Seilerbahn ist der Arbeitsraum der Seilerei.Die Länge braucht es, um die Litzen zuspannen, aus denen dann das Seil gedrehtwird. Litzen sind die gesponnenen Hanffasern,die Eisserer als Halbfertigproduktkauft. Das gesponnene Werksgarn wird amHaken der Maschine befestigt. Wenn derSeiler am Garn zieht, überträgt sich daraufdie Drehbewegung des Motors. In die linkeHand nimmt er den Spinnfleck (ein befeuchteterFilzlappen) und mit der rechten Handführt er ein weiteres vorbereitetes Werksgarnzu, das sich nun um das drehende Garnwickelt. So entstehen die so genanntenLitzen.Um ein Seil in der Mitte dicker zu machen, sowie es für eine Springschur gebraucht wird,werden die Werkgarne, in der Länge verlaufend,zum drehenden Seil geführt, sodass inder Mitte mehr Garne zusammengedrehtwerden und das Seil hier dicker ist als dessenEnden.„Meine Arbeit ist sauber und ich arbeite mitweichen und geschmeidigen Teilen. Darauswird ein Produkt, das viel aushält.“ KlausEisserer ist begeistert. Und die Begeisterungvermittelt er auch in Kursen. „Leider warmein Vater schon tot, deshalb habe ich vielesals Autodidakt gelernt.“ Dass er den Kleinbetriebweiterführt, war eine bewusste Entscheidung.„Wir haben uns entschlossen, einLeben in einer altmodischen Bürgerlichkeitzu führen, mit einem eigenen Betrieb, demGeschäft und der Familie unter einem Dach.“Eisserer ist einer von etwa einem DutzendMenschen, die das Seilerhandwerk in Österreichnoch ausüben.Zurück in die Werkstatt. Die Litzen sind vorbereitet.Seile können drei- oder vierlitzigsein. Wobei: So wie ein dreibeiniger Tischnicht wackelt, so ist ein dreilitziges Seil amgleichmäßigsten gedreht. Die Hanffaser istdie reißfesteste Naturfaser. Das „38er“ ist dasdickste Seil in Eisserers Geschäft – mit einerZugkraft von 8.560 Dekanewton, das entsprichtungefähr 8.000 Kilogramm.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Mostviertel / 33Die Lehre ist der Holzkegel, der es ermöglicht, dass die drei Litzen gleichmäßigzusammengedreht werden.Hier wird nichts weggeschmissen – jede Schnur kann noch gebraucht werden.Klaus Eisserer und seine Hängerstange – ein wichtiger Bestandteil jeder Seilerei.Die drei Litzen für das zu drehende Seil werdenan den Haken der Maschine befestigt.Am anderen Ende werden die Litzen aufeinen kugelgelagerten Haken gehängt. Dieserwiederum ist an einem Seilzug befestigt, andessen unterem Ende ein Stein hängt. DiesesKonstrukt heißt Hängerstange.Eisserer holt aus dem Regal einen Holzkegel– die Lehre –, in den drei Führungengeschnitzt sind. In der linken Hand denSpinnfleck, in der rechten den Kegel: DerSeiler setzt die Maschine in Bewegung undhinter dem Kegel drehen sich die Litzen zumSeil. Der Kegel ist die Führung, damit dieserVorgang gleichmäßig passiert. Am hinterenEnde beginnt sich der Haken nach vorwärtszu bewegen, da das gedrehte Seil kürzer ist alsdie einzelnen Litzen. Damit das Drehengleichmäßig verläuft, ist der Widerstand desSteins am Ende des Seilzugs notwendig. „Hierwird die Spannung aufgebaut, die in Harmonieentlassen wird.“ Herr Eisserer hält dasfertige Seil in der Hand. Es fühlt sich gut undglatt an, es riecht streng und würzig.Diagonalbund & AffenfaustWenn ein Seil länger sein sollte, als die Seilerbahnes zuließ, so ging der Großvater früherauf einen Feldweg und hat Hängestange unddas Seilergeschirr mitgenommen. Mit demSeilergeschirr wurden die Seile gedreht, alses noch keine Motoren gab. Dieses nimmtEisserer mit, wenn er auf Märkte fährt oderKurse hält.Dann gibt er eine kleine Einführung in dieTechnik der Knoten. „Das ist eine Verbindung,die jeder können sollte.“ Klaus Eisserersetzt mit drei Handbewegungen zum Zimmermannsklankan. Weberknoten, Diagonalbund,Ankerstich: Auf einer Schautafel hat erSeile zu Affenfäusten und doppelten Diamantknotenverbunden.„Überhaupt repariere ich viel mit Schnüren,denn bei uns im Mostviertel heißt es: ,Wernet bandert, kann net hausn.‘ “ Sein Körbchen,in dem er allerlei Werkzeug mit sichherumträgt, ist auch schon heftig gebandert,d. h. kaputte Stellen mit Spagat repariert. Jetztist auch endlich die Möglichkeit, um denUnterschied zwischen Schnur und Spagat zuerfahren. „Das ist ganz einfach“, sagt der Seiler,„Spagat ist die gesponnene Faser und dieSchnur ist gedreht. Deshalb ist der Spagatbilliger. Aber in der Reißfestigkeit bestehtkein Unterschied, nur in der Haltbarkeit. DerSpagat, da nicht geseilt, dröselt sich leichterauf.“Natürlich wirft Eisserer keinen Spagat undkeine Schnur weg. Die Reste werden aufgerolltund in eine Lade gelegt. Zum Bandernwird man sie noch gut brauchen können. /Text: Mella WaldsteinFotos: Nikolaus KorabSEILEREINIKOLAUS EISSERER———————————————————3300 Amstetten, Ardaggerstraße 6ATel. 07472 62771www.hanfseil.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Chorszene / 34Jugendsingen 2013chorleiteron tour„Coaches on Tour“ gibt Schulchören die Möglichkeit,Tipps von erfahrenen Chorleitern zu holen.Magdalena Nödl, Markus Pfandler, OliverStech, Martin Stohl, Alfred Tuzar, EdgarWolf, Gottfried Zawichowski, Elisabeth Ziegler,Wolfgang Ziegler.O. Univ.-Prof. Erwin Ortner (Professor fürChorleitung und chorische Stimmbildung ander Universität für Musik und darstellendeKunst Wien) erklärt die Initiative: „Mit qualitativhochwertiger Vorbereitung sollen dieTeilnehmer zum Chorgesang ermuntert unddadurch zur verstärkten Beteiligung anunserem kulturellen Leben und zum gemeinsamenMusizieren motiviert werden.“Mag. Heinz Ferlesch (Universität für Musikund darstellende Kunst Wien) fügt hinzu:„Ziel dieses Projektes ist die qualitätsvolleFörderung des Singens junger Menschen inVokalensembles und Chören und die Ermutigungzu öffentlichen Auftritten.“Mag. Claudia Kettenbach (Universität fürMusik und darstellende Kunst Wien) ist sichsicher: „Singen ist unverrückbar die elementarsteund zugleich umfassendste musikalischeTätigkeit.“Schülerinnen und Schüler der Musikhauptschule Tulln.Sie geben Tipps, sie zeigen Tricks. Sie motivierenund interagieren. Erfahrene Musikerund Pädagogen gehen „on tour“.Zur Vorbereitung für das NÖ Landesjugendsingen2013 vom 22. bis 25. April 2013 imAuditorium von Schloss Grafenegg gibt esfür Niederösterreichs Schulchöre in diesemSchuljahr die Möglichkeit, über das ProjektStimmbogen nach Maßgabe der Fördermittelum „Coaches on Tour“ anzusuchen, eineKooperation zwischen dem Netzwerk MusikpädagogikNÖ, dem Projekt StimmbogenNÖ und der Chorszene Niederösterreich.Ziel des Projekts „Coaches on Tour“ ist es,erfahrene Chorleiter mit Rat und Tat bezüglichStimmbildung, Choreinstudierung, Programmauswahlund mehr persönlich und vorOrt zur Verfügung zu stellen, um (Jugend-)Chorleiter, Lehrer und Erzieher gezielt beiihren Vorbereitungen auf das Jugendsingen2013 zu unterstützen.Erhard Mann vom Landesschulrat für Niederösterreicherklärt: „Wenn seitens einesSchulchores Interesse an einem Coachbesteht, erhält dieser auf Anfrage das entsprechendeFormular für sein Ansuchen übermittelt.Anschließend kann ein Coach kontaktiertund ein bis zwei Termine vereinbartwerden.“Die Referenten: Erwin Ortner, Heinz Ferlesch,Claudia Kettenbach, Michael Koch,Stefan Lindbichler, Erhard Mann, MariaUm dabei behutsam und umsichtig mit demeigenen Körper umzugehen, empfiehlt OliverStech (Universität für Musik und darstellendeKunst Wien) eine einfache Übung vordem Singen: „Zu Beginn des Einsingens findeich es immer gut, die Aufmerksamkeit zuerstauf unseren ,Gesangsmotor‘, die Atmung, zulenken. Eine gute Möglichkeit dafür: Mansetzt sich an die Vorderkante eines Sesselsund lehnt sich nach vorne (Ellenbogen aufden Oberschenkeln, Kopf hängt lockerherunter). Dann genüsslich durch die Naseeinatmen – man spürt, wie sich die Flankenweiten.“Alfred Tuzar (Gemeindeverband der Walter-Lehner-Musikschule Hollabrunn) schlägtvor, mit Dehnungsübungen fortzufahren:„Der Sänger sollte sich gut strecken, als ob ergerade morgens aufgestanden wäre, dieSchultern kreisen lassen und den Körper gutabklopfen. So aufgewärmt kann mit demEinsingen begonnen werden.“schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Wir tragen Niederösterreich / 35AdventsingenMaria Magdalena Nödl, Diplompädagoginund Begründerin der MusikhauptschuleEggenburg, sieht im Singen „Fitness für Kopfund Persönlichkeit“. „Um die Resonanzräumedes Körpers auf das Singen vorzubereiten,beginne ich am liebsten mit einer ,Gähnübung‘:staunend – gähnend – riechend öffnen.Ich möchte vor allem Freude an derungezwungenen Gestaltung von Liedernanregen, durch Bewegung, durch Weckungder Empfindungen und des Staunens unddurch Förderung der Kreativität und Fantasie.“Für Gottfried Zawichowski, Chorleiter undKoordinator der Chorszene Niederösterreich,ist das Projekt „Coaches on Tour“ ein Zeichenin eine völlig neue Richtung: Bisher warendie Chorleiter und Musiklehrer oft auf sichalleine gestellt, sozusagen engagierte Einzelkämpfer.Nun werden Kontakte geknüpft,Türen geöffnet, man holt sich kollegiale Tippsvon „Profis“. Die kommen in die Klasse, indie Probe und helfen mit, dem Singen in derSchule und in der Gemeinde jenen Stellenwertzu geben, den es verdient. Erfahrungenwerden dorthin gebracht, wo man sie gleichumsetzen kann. /Text: Michaela ZettlFoto: Gerald LechnerCOACHES ON TOUR———————————————————Information und Anmeldung:Erhard Mann, erhard.mann@lsr-noe.gv.atveranstaltungenrund ums jugendsingen 2013———————————————————<strong>Region</strong>al- bzw. Bezirksjugendsingen:März–Juni 2013NÖ Landesjugendsingen: 23.–25. 4. 2013im Auditorium in GrafeneggBundesjugendsingen: 21.–25. 6. 2013in KufsteinInformationen: NÖ LandesjugendreferatTel. 02742 9005-13508franziska.prummer@noel.gv.atwir sageneuch anBesinnliches zur Vorweihnachtszeit am 6. und 7. Dezember <strong>2012</strong>im Auditorium Grafenegg.In der Adventzeit hört man gerne die altbekanntenMelodien und erfreut sich an vertrautenTraditionen. „Adventsingen“ sindbeliebt und finden beim Publikum großenAnklang. Neben den schier zahlreichen Veranstaltungenin der Vorweihnachtszeit möchtedie Volkskultur Niederösterreich das NiederösterreichischeAdventsingen als Fixpunktin der Adventzeit etablieren, fernab von herkömmlichenAdventkitsch.Ganz im Sinne der Initiative „Wir tragen Niederösterreich“gestaltet man das Adventsingenmit heimischen Ensembles und Chören,die aus dem reichen Liederschatz Niederösterreichsschöpfen. Neben allseits bekanntenund beliebten Advent- und Weihnachtsliedernund Weisen kommen auchschon fast vergessene Melodien zur Aufführung,die den Besucher friedfertige Adventstimmungund Erholung von der alljährlichenWeihnachtshektik vermitteln. DieMostviertler BlechMusikanten, der ChorHaag unter der Leitung von Edgar Wolf, derFamiliendreigesang Knöpfl sowie die Nigl-Hoga Stubnmusi bieten mit ihrer unverfälschtenMusik ein beschauliches und einzigartigesKonzerterlebnis. Für heitere,besinnliche Zwischentöne sorgt Adi Hirschalmit einer weihnachtlichen Lesung.Zur Einstimmung auf das dritte NiederösterreichischeAdventsingen empfiehlt sich einSpaziergang durch den stimmungsvollenAdventmarkt in Schloss Grafenegg. Alsbesonderen Bonus erhält jeder Gast mit derKonzertkarte am Konzerttag einmalig freienEintritt zum Grafenegger Adventmarkt. /Vorweihnachtliches aus dem LiederschatzNiederösterreichs.NIEDERÖSTERREICHISCHESADVENTSINGEN beimgrafenegger advent———————————————————Do, 6. 12. <strong>2012</strong>, und Fr, 7. 12. <strong>2012</strong>,19.00 UhrAuditorium Grafenegg3485 GrafeneggKarten:EUR 14,00–24,00Tonkünstler-Kartenbüro:Tel. 01 586 83 83Auditorium GrafeneggTel. 02735 5500www.grafenegg.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Bücher, CDs & feine Ware / 36AuslageHOMMAGE——————————————————————Wolfgang Krammer, Johannes Rieder:Weinviertler KellergassenEUR 19,00Edition Winkler-HermadenISBN 978-3-9503151-7-2www.edition-wh.atEs war an der Zeit, dass sich ein Buch diesesThemas annimmt – seit dem letzten einschlägigenWerk sind 23 (!) Jahre vergangen. JohannesRieder, Sohn einer alteingesessenen PoysdorferWeinhauerfamilie sammelte seit JahrenMaterialien zu diesem Thema. Er ist einer derMentoren der Kellergassenführerausbildungim Weinviertel, er hegt und pflegt mit vielLiebe und – in seiner Bescheidenheit – ohneviel darüber zu reden (bedrohte) Kleinode desWeinviertels. Einmal sind es alte SchlossblecheWeinviertler Kellertüren, die er zu Edelsouvenirsmacht; dann ist es die Vielfalt der WeltHintaus, die er dem Vergessen entreißt. WolfgangKrammer wiederum, der schon 2006einen Bildband über das Weinviertel gemachthat, zeigt uns die Bildwelt der Kellergassenin ihrer bunten Vielfalt. Manchmal sind esdie typischen Bilder der langen Zeilen weißgetünchter Presshäuser, die man als inoffizielleWahrzeichen der <strong>Region</strong> kennt, dann sindes wiederum Details archaischer Architekturwie kleine Fenster oder gekalkte Wände inDetailaufnahmen, wie man sie auch im mediterranenRaum findet. Kurzum, die Kellergassenhaben ein ideales Autorenduo gefunden,die sich voll Sachkenntnis und vor allem mitviel Liebe dem Thema mit einem sehr breitenAnsatz widmen. Es werden hier nicht nurKellergassen im eigentlichen Sinn, sondern ininsgesamt 15 Kapiteln auch alle damit verbundenenAspekte beschrieben. Seien es Hohlwege,der Lehm, die Schlossbleche, die Entwicklungder Weinpressen, die Welt des Hintausoder schlussendlich ein Glossar. Das Buchmit einem Vorwort von Alfred Komarek undeinem umfangreichen Literaturverzeichniserfüllt alle Voraussetzungen für ein Standardwerkzum Verständnis der <strong>Kultur</strong> der WeinviertlerBevölkerung. Bei aller Einzigartigkeitder Kellergassen, die im Weinviertel undden Weinviertlern derart selbstverständlichsind, dass es keine genauen Daten zu derenEntstehung gibt, besteht im Anbetracht desWandels im Weinbau und der Entdeckung der<strong>Region</strong> durch Touristiker die Gefahr, dass sieals „nostalgisch bespieltes Freilichtmuseum“(Zitat: Komarek) missinterpretiert werden.Möge dieses Buch die dafür nötige Sensibilitätwecken, derartige Tendenzen verhindern!(Thomas Hofmann) /familiengeschichte——————————————————————Bertl Sonnleitner: Die Schütt.Eine Familiengeschichte aus dem YbbstalEUR 22,90FeRRUM YbbsitzISBN 3-901819-42-8Im Jahr 1880, als der Niedergang der Kleineisenindustrieim Ybbs- und Erlauftal seinenHöhepunkt erreicht, erwirbt der aus Böhmenzugewanderte Carl Smrczka das zwischenYbbsitz und Waidhofen an der Ybbs gelegeneHaus „Schütt“. Er übernimmt ein aufgelassenesWalzwerk und nützt die vorhandeneWasserkraft und den Wald und erzeugtanstelle der bisherigen Ware Holzstoff für diePapierindustrie. Eine vornehme Gesellschaft,großbürgerlich, städtisch-elegant, belebt dasalte Herrenhaus. Doch die Blüte um 1900hielt nicht lange an, bald ist alles wieder imWandel begriffen. Der biografisch-dokumentarischeRoman erzählt von persönlichenSchicksalen, von einer Welt, die es nur nochin alten Briefen, Tagebüchern und privatenAufzeichnungen gibt. In zehn Kapiteln undzahlreichen Abbildungen wird eine Familiengeschichtelebendig, die einst weit über Europavernetzt war und im Ybbstal ihre Heimatgehabt hat. /einfach glücklich——————————————————————Sepp Forcher:Einfach glücklichEUR 19,90Verlag Christian BrandstätterISBN 978-3-85033-600-0www.cbv.atEinfach anders als andere Glücklich-Ratgeber.Das Geschriebene ist nicht austauschbar,sondern der Erfahrungsschatz entlang biografischerStationen. Mit über 80 Jahren ist SeppForcher nicht nur der populärste Repräsentantechter Volkskultur in Österreich, sondernvor allem ein Mensch mit einem so reichenErfahrungsschatz, dass es an der Zeit ist, beiihm in die Lehre zu gehen: Wie wird man einglücklicher Mensch? Als Kind armer Auswandereraus Südtirol schaffte es der Bergführerund Hüttenwirt zum gefeierten Fernsehstarund Publikumsliebling – destilliert er jeneLebensmomente und Begegnungen, jeneErfahrungen und Erkenntnisse heraus, die fürihn die Quintessenz eines geglückten Lebensausmachen. Dabei vergleicht er seine eigenenErlebnisse mit der Erfahrungswelt heutigerKinder, ohne dabei jemals in die „Gute-alte-Zeit-Falle“ zu tappen. /schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Bücher, CDs & feine Ware / 37TANZLMUSIG——————————————————————und tritt im Trio als „Brein’s Café“ mitRoman Janoska und František Janoska oderim Duo mit Thomas Gansch auf. So auch aufseiner neuen CD. Polka, Walzer, Musette,Wienerlied, Csárdás, Samba, Gstanzln, Jazzund Improvisationskultur prägen das neueAlbum. Musikintensiv und sprachverliebtgaloppiert Breinschmid mit seinen Compañerosdurch ein Feuerwerk an originalen wieoriginellen Gesangsstücken und Melodien,Marke Weltniveau. Georg Breinschmid zähltnicht umsonst längst zu den Top-Bassisten –„Fire“ ist sein nächstes Meisterwerk. /Referat Volksmusik:Südtiroler Notenbiachl 3EUR 15,00Erhältlich beim Institut für Musikerziehungin deutscher und ladinischer Sprachewww.musikinstitut.it/referat-volksmusikDas dritte Südtiroler Notenbiachl bietet insgesamt19 neu entstandene Stücke in der Besetzungfür Tanzlmusig (Klarinette, Flügelhorn/Trompete, Posaune, Tuba). Die Noten sind inEinzelstimmen sowie in Partitur abgedruckt.Zu den Komponisten gehören Georg Hasler,Franz Kofler, Gernot Niederfriniger, Alex Pallaoro,Florin Pallhuber, Hubert Plunger, RoberSchwärzer, Franz Seebacher und Oswald Vigl– allesamt Musikanten aus Südtirol mit Leibund Seele. Mit einem eingängigen Repertoire,das Polkas, Walzer, Märsche, Boarische, Landlerund Walzer beinhaltet, findet gewiss jedeForm der Tanzlmusik in diesem Heft Geeigneteszum Musizieren. /feurig——————————————————————Georg Breinschmid: FireEUR 18,80Preiser Recordswww.preiserrecords.atGeorg Breinschmid wechselte von der klassischenMusik zum Jazz und Artverwandtensemmering——————————————————————Alfred Komarek:Österreich von Innen – SemmeringEUR 17,90Haymon VerlagISBN 978-3-7099-7001-0www.haymonverlag.atStellen wir uns das so vor. Alfred Komarekfragt – ins Zugabteil kommend –, ob nochPlatz sei? Es ist. Sanft verstrickt er uns inein Gespräch. Kommentiert die vorbeiziehendeLandschaft, die mit Addlitzgräben undKrausel-Klause an Dramatik gewinnt. Weißvon jedem Stein zu berichten. Er verführt uns,am Semmering auszusteigen, und lädt zueinem Glas Tee ins Panhans ein. Findet eineimmer größere Zahl an Zuhörern und Zuhörerinnen,die ihm von Villa zu Villa folgen. Sindda nicht Peter Altenberg und Olga Waissnix,die Herrin des Thalhofs in Reichenau? Dortder Portier des Hotels Erzherzog Johann unddas Fräulein Else? Er steigt mit uns verbotenerweisedurch den löchrigen Zaun ins Südbahnhotelein. Er führt uns durch eine vergilbteZeit, die schön und bedrohlich amAbgrund balanciert. Den Tag beschließen wirvor dem Kamin im Loos-Haus am Kreuzberg.Alfred Komarek will uns Österreich von innenzeigen. „Semmering“ ist der erste Band. Wirfreuen uns auf weitere. (MW) /KNOPFSCHMUCK——————————————————————Die letzte Perlmuttdrechslerei des Landes istim Thayatal zu finden. In Felling bei Hardeggwerden im Familienbetrieb Marchart Knöpfeund für die zahlreich anreisende Buskundschaftauch immer mehr Perlmuttschmuckhergestellt.Kam das Perlmutt des 1911 gegründetenBetriebs einst aus den Schalen der Muscheln,die aus den Flüssen Thaya und March geholtwurden, so werden seit den 1950er JahrenMuscheln aus dem südchinesischen Meerverarbeitet. Erfreulicherweise haben die Flussmuschelnim letzten Jahrzehnten wieder ihrenLebensraum zurückerobert und sind auf denSandbänken der Thaya anzutreffen.Die Knöpfe werden mit einem Diamantbohreraus der Muschel gebohrt. Um ihren zartenund matten Schimmer zu bekommen, werdensie anschließend in eine rotierende Trommelgelegt, in der kleine Holzwürfel den Perlmuttknopfpolieren. Je nach Fasson haben sie zweioder vier Löcher, sind flach oder haben einenWulst am Rand, sind rund, oval oder eckig.Alte Sortiment-Bücher der Fellinger Perlmuttdrechslereizeigen die große Vielfalt eineskleinen Alltagsgegenstandes.Dass Knöpfe nicht nur die Funktion desSchließens haben, zeigen Ketten aus Perlmuttknöpfen.Sie schmücken durchaus.www.perlmutt.atGalerie der <strong>Region</strong>enMo–Mi, Fr 14.30–18.00 UhrDo 14.30–19.00 UhrSa 10.00–12.00 und 13.00–17.00 Uhrsowie bei Abendveranstaltungen3504 Krems-Stein, Donaulände 56Tel. 02732 85015 15www.volkskultureuropa.org/galerieschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 38FortbildungDATENSCHUTZ –richtiger umgang mit daten——————————————————————Do, 8. 11. <strong>2012</strong>, 18.00–21.00 UhrHotel Römerhof3430 Tulln, Hafenstraße 3Referent: RA MMag. Dr. Albrecht HallerDas Verhältnis vieler Menschen zum ThemaDatenschutz ist paradox: Während einerseitsdie Sensibilität zunimmt, werden andererseitspersonenbezogene Daten häufig leichtfertigund sorglos preisgegeben. Vor allem bei derWeitergabe von Daten Dritter ist es wichtig,die gesetzlichen Rahmenbedingungen zukennen. Das Seminar bietet zunächst einenÜberblick über das geltende Datenschutzrecht,wobei es natürlich auch um aktuelle Phänomenewie Handy-Ortung, Identitätsdiebstahl,Profilbildung, Social Networking und Videoüberwachunggehen wird. Im zweiten Teilwerden aus einer Besprechung von Fällenrund um das Thema Adressaten Verhaltensmaßregelnund Handlungsempfehlungen fürdie Praxis abgeleitet.Information & Anmeldung<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ – Büro IndustrieviertelTel. 02639 2552 (Stephanie Fülöp)seminaranmeldung@kulturvernetzung.atwww.kulturvernetzung.atumidraht –volkstanzen für jedermann——————————————————————Sa, 17. 11. <strong>2012</strong>, ab 19.00 UhrGasthaus Kerschbaumer3340 Waidhofen/YbbsUnterzeller Straße 85 (Böhlerwerk)Tanzmeister: Franz HuberEingeladen sind alle tanzlustigen Singles undPaare mit Interesse an traditionellen Volkstänzen.Vom Anfänger bis zum Profi ist jederherzlich willkommen! Volkstanz im Wirtshausbereitet allen Tanzbegeisterten große Freude.In entspannter Atmosphäre und mit viel Spaßtanzen die Besucher zu traditioneller Volksmusik.Tanzmeister Franz Huber vom TanzforumNiederösterreich vermittelt kurz undanschaulich überlieferte Figurentänze, Polka,Walzer und Boarische. Die Nigloa Ziachmusiunter der Leitung von Johannes Lagler wirdfür schwungvolle Musik sorgen.Information & AnmeldungVolkskultur NiederösterreichTel. 0664 8208594 (Claudia Lueger)www.volkskulturnoe.atVerein Stadt.Land.LebenTel. 0664 5302498 (Antonia Lagler)www.stadtlandleben.atTONTRÄGER PRODUZIEREN –ABER RICHTIG——————————————————————Mi, 28. 11. <strong>2012</strong>, 18.00–21.00 UhrHaus der <strong>Region</strong>en3504 Krems-Stein, Donaulände 56Leitung: Mag. Dr. Peter Gretzel MAS,Mag. Eva ZeindlEinen Tonträger mit Qualität zu produzieren,erfordert vielfältiges Know-how. Nachder Auswahl der Stücke sind Urheberrechtezu beachten; falls es sich um Bearbeitungenhandelt, muss der Rechteinhaber der Bearbeitungzustimmen. Während beim Auftrittauf der Bühne durch die Präsenz der Musikerso mancher Fehler verziehen wird, deckt dieAufnahme die kleinsten Schwächen auf. Undein informatives Booklet, das sowohl über dieStücke als auch die Werkschaffenden Auskunftgibt, hat zusätzlichen Mehrwert. EinÜberblick über Repertoire, Quellenrechercheund Produktion wird gegeben.Information & Anmeldung<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ – Büro IndustrieviertelTel. 02639 2552 (Stephanie Fülöp)seminaranmeldung@kulturvernetzung.atwww.kulturvernetzung.atKUNSTVERMITTLUNG——————————————————————Fr, 30. 11., u. Sa, 1. 12. <strong>2012</strong>, 9.00–17.00 UhrESSL MUSEUM – Kunst der Gegenwart3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1Referenten: Mag. Andreas Hoffer & TeamEin Workshop in der aktuellen Ausstellung„New.New York“ des ESSL MUSEUM, Kennenlerneneines Vermittlungsangebots dieserSchau mit junger zeitgenössischer Kunst sowieeine Einführung zu Methoden in der Kunstvermittlung.Information & AnmeldungMuseumsmanagement NiederösterreichHaus der <strong>Region</strong>en3504 Krems-Stein, Donaulände 56Tel. 02732 73999, Fax 02732 73999 33museen@volkskulturnoe.atwww.noemuseen.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 39VortragHANDS-ON, MINDS-ON –INTERAKTIVE AKTIONEN——————————————————————Fr, 7., und Sa, 8. 12. <strong>2012</strong>, 9.00–17.00 UhrHaus der <strong>Region</strong>en3504 Krems-Stein, Donaulände 56Referentin: Mag. DI(FH) Martina SchönherrMuseen werden zunehmend zu Orten, andenen ausprobiert, kommuniziert und experimentiertwird. So genannte Hands-on- undMinds-on-Stationen bereiten Inhalte disziplinübergreifendauf, laden zu aktiver Beteiligungein und ermöglichen einen selbständigenErkenntnisprozess. Die vielfältigen Möglichkeiten,museale Inhalte interaktiv zu präsentieren,sollen anhand zahlreicher Beispiele imWorkshop vergegenwärtigt werden.Information & AnmeldungMuseumsmanagement NiederösterreichHaus der <strong>Region</strong>en3504 Krems-Stein, Donaulände 56Tel. 02732 73999, museen@volkskulturnoe.atwww.noemuseen.atMUSEUMSPÄDAGOGIK——————————————————————Fr, 18., und Sa, 19. 1. 2013, 9.00–17.00 UhrKunsthalle Krems3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3Referentin: OStR. Prof. Mag. Magda KrönDie klassische Führung und wie sie gelingt,eine Ausarbeitung einer Kurzführung odereines Jugendprojekts im Team sowie ein Rollenspielin Kleingruppen werden Schwerpunktedes Seminars sein. Magda Krön war sowohlkonzeptionell als auch in der Ausarbeitungvon museumspädagogischen Vermittlungsprogrammenan mehreren Landesausstellungentätig und kann auf lang jährige Erfahrung mitpädagogischen Vermittlungsmethoden zurückblicken.Information & AnmeldungMuseumsmanagement NiederösterreichHaus der <strong>Region</strong>en3504 Krems-Stein, Donaulände 56Tel. 02732 73999, museen@volkskulturnoe.atwww.noemuseen.atmachein projekt!Über erfolgreiche EU-Projekte, die Wichtigkeit von Kooperationenmit Projektpartnern und Projektentwicklung.Mag.phil. Leonie HodkevitchDas Herzstück eines erfolgreichen EU-Projektsist eine funktionierende Zusammenarbeitzwischen den Projektpartnern. Wie entwerfenwir ein EU-Projekt, erfüllen die Forderungnach dem transnationalen Ansatz,erarbeiten mit den Partnern gemeinsameArbeitspakete und steuern die Kommunikation?Zentrales Thema des Vortrags ist dasWie: Wie plane ich ein Projekt, wie ziehe iches auf, damit es funktionieren wird?Im Vortrag „Das erfolgreiche EU-Projekt“bietet Mag. phil. Leonie Hodkevitch Impulsezu diesen Themen. Leonie Hodkevitch istAutorin, freie Journalistin und <strong>Kultur</strong>produzentin.Sie unterrichtet <strong>Kultur</strong>managementund Interkulturelle Kompetenz an den UniversitätenWien, Hamburg und den Hochschulenfür Musik und darstellende Kunstin Belgrad und Tallinn. Sie ist Mentorinbei departure und der WirtschaftskammerÖsterreich und Mitglied der Expertenjury fürdas <strong>Kultur</strong>programm bei der Education,Audiovisual and Culture Executive Agencyder Europäischen Kommission. /Das erfolgreicheEU-Projekt———————————————————Do, 29. 11. <strong>2012</strong>, 18.00 UhrHaus der <strong>Region</strong>en, Festsaal3504 Krems-Stein, Donaulände 56Referentin: Mag. phil. Leonie HodkevitchÖffentlich zugänglicher Vortrag aus derReihe „Weiterbildung <strong>Kultur</strong>vermittlung“www.noemuseen.at


Ausstellung / 40Telefonder ferntönerDie Geschichte des Telefons – vom Fräulein vom Amt bis zum Handy –in der Sonderausstellung des Stadtmuseums Traiskirchen.Da gab es noch schwere Geräte aus Bakelit, Wählscheiben, die surrten, und Hörer, die zwischen Schulter und Nacken eingeklemmt werden konnten:Telefone aus dem Zeitraum 1925–1995.Das Stadtmuseum Traiskirchen zeigt im heurigenJahr eine Sonderausstellung über dieEntwicklung der Telefonapparate und derTelefontechnik ab 1880. Auch wird auf dieBedeutung des Telefons im Leben der Menscheneingegangen und auf die historischenMeilensteine aufmerksam gemacht.Das Spektrum umfasst Hausapparate mitGleichstromtechnik, Linienwählapparate,Vermittlungsstellen, Apparate mit Orts- undZentralbatterie und einige Sonderformen.Eine anschauliche Präsentation mit einem„alten Telefonhüttl“, einem „Fräulein vomAmt“ und einige Experimentiermodelle lassenden Besuch zu einem informativen Erlebniswerden. Einige der Ausstellungsstückesind betriebsfähig zusammengeschaltet undvermitteln so die Funktionsweise der elektromechanischenTelekommunikationseinrichtungenvergangener Tage.Mehrere VäterDer Wunsch, mit anderen Menschen, auchwenn sie Kilometer weit entfernt sind, zusprechen, bestand schon lange. Daher galt eseine Möglichkeit zu finden, mit der diemenschliche Sprache direkt übertragen werdenkonnte. Und so entstand die Idee desTelefons. Allerdings gab es nicht einen einzelnenErfinder, sondern wie so oft hatte auchdiese Einrichtung mehrere Väter, bis es alseinwandfrei funktionierendes Nachrichtenmittelin unseren Alltag einziehen konnte.Aus dem deutschsprachigen Bereich wirdgerne Johann Philipp Reis (1834–1874) alswichtiger Wegbereiter genannt. Vor rund 150Jahren gelang es ihm erstmals, „Töne aller Artschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Ausstellung / 41Mit solchen Apparaten nahm man Kontakt mit ...... dem Fräulein vom Amt auf. Die Geschichte des Telefons in Traiskirchen.durch elektrischen Strom zu reproduzieren“.Dabei wurde der seltsame Satz „Das Pferdfrisst keinen Gurkensalat“ gesprochen. Beieiner Vorführung sollte es dem Publikum dasFunktionieren der Erfindung demonstrieren.Nach weiteren Verbesserungen wurde der„Ferntöner“ 1863 König Max II. von Bayernund Kaiser Franz Joseph I. vorgeführt, vonden Beratern der Regenten allerdings als„physikalische Kuriosität ohne wirtschaftlichenWert“ qualifiziert. Philipp Reis erlebteden Siegeszug der Telefonie nicht.Bell’scher SprechtelegraphAm 14. Februar 1876 meldete der in Bostonlebende Taubstummenlehrer Graham Bellein von ihm entworfenes „Telephon“ zumPatent an. Bei der im gleichen Jahr stattfindendenWeltausstellung in Philadelphia,Pennsylvania, zählte der mittlerweile funktionstüchtige„Bell’sche Sprechtelegraph“ zuden Attraktionen. Schon am 9. Oktober 1876wurde das erste Ferngespräch der Welt aufeiner zwei englische Meilen langen Telegraphenleitungzwischen Boston und Cambridge,Massachusetts, USA, geführt. EinBell’scher Handapparat des Jahres 1878 ist dasälteste Ausstellungstück dieser Sonderausstellung.Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhangder Umstand, dass die Geräteursprünglich nicht als Massenkommunikationsmittel,sondern als Hörhilfe für Gehörschwacheerdacht und entwickelt wurden.Dieser Intention entsprechend wird in derAusstellung Rechnung getragen. Auch einHandapparat mit Transistorverstärker undein Schreibtelefon sind ausgestellt.Themenschwerpunkt dieser Ausstellung sindzwar Fernsprechapparate, aber auch Münzfernsprecherund Vermittlungseinrichtungen.Es werden händische und auch automatischegezeigt. Die bewegliche Telefonie findetRaum, vom „Autotelefon“ über einschweres Handfunkgerät bis zu den ersten„Handys“ aus der jüngeren Vergangenheit.Vom Telegramm …Vor der Sprachübertragung mittels elektrischenStromes über Leitungen stand dieTelegraphie. Dabei wurde ein Stromkreisnach vereinbarter Weise geschlossen oderunterbrochen. Die solchermaßen übermittelteInformation konnte einen Buchstaben,ein Zeichen oder ein Wortgefüge bedeuten.Entscheidender Nachteil dieser Kommunikationsartallerdings ist der Umstand, dassdie Anwender an der Sende- bzw. Empfangsstationeigens geschult sein müssen. DasKlackern des Telegraphen kennen wir nunnur mehr aus den Filmen. Erheblich mehrtechnischen Aufwand, dafür aber eine einfacheHandhabung und leichte Bedienbarkeitwar das Kennzeichen der Fernschreibmaschinenund des Telex-Dienstes (TELetypeEXchange), da auch bei Abwesenheiteines verlangten Teilnehmers Fernschreibenübermittelt werden konnten… bis OnlineMit dem Medium Bildschirmtext (BTX), inÖsterreich eingeführt im Juni 1982, wurdendie ursprünglich eigenständigen EntwicklungenFernsprecher, Fernschreiben, elektronischeDatenverarbeitung und Fernsehenzur einer gemeinsamen Anwendung verschmolzen.Dabei wurde zunächst das weitverbreitete Fernsehgerät zum Datensichtgerätumfunktioniert und mittels einer elektronischenZusatzeinrichtung über die Telefonleitungmit einem zentralen Rechner verbunden.In Österreich wurde dazu als EndgerätMUPID (Mehrzweck Universell ProgrammierbarerIntelligenter Decoder) entwickelt.Der Übertragungsstandard erlaubteneben der Übermittlung von Texten auch dieÜbermittlung von auf Blockgrafik basierendenBildern. Durch die fortschreitendeVerbreitung von immer komplexeren Personal-Computernwurde die Decoderfunktionder Bildschirmtextgeräte zunehmend durchSoftware-Anwendungen, beispielsweise Decodixund Suxxess, ersetzt. 1996 wurden dieBTX-Teilnehmer von der (damaligen) TelekomAustria AG auf den neu geschaffenenInternetdienst A-Online umgestellt. /Text: Karin Weber-RektorikFotos: Stadtmuseum TraiskirchenDAS PFERD FRISST KEINENGURKENSALAT———————————————————Öffnungszeiten: jeden So und Fei,8.30–12.30 Uhr und n. V.Stadtmuseum Traiskirchen2514 Traiskirchen, Wolfstraße 18Tel. 02252 508521-10 (<strong>Kultur</strong>amt) oder0664 2024197 (Karin Weber-Rektorik)www.stadtmuseum-traiskirchen.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Österreichische Bernsteinstraße / 42Museumsnetzwerkunterwegsmit betty bernsteinDer Verein „Die österreichische Bernsteinstraße“ präsentierte die Arbeit der letzten Jahre und rüstet sichfür das Landesausstellungsjahr 2013 im Weinviertel. Wichtiger Punkt: „Betty Bernstein“ für Familien.1. Reihe: LA Mag. Kurt Hackl, Kimmo Grabherr, Matthias Gadinger, Ing. Rainer Elsinger, Obmann Bgm. Herbert Nowohradsky, DI Hannes Wolf, Chris Heller;2. Reihe: Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Doris Grundei, Ulrike Wraneschitz, Dr. Walpurga Antl-Weiser, Susanne Ertl, Bernadette Böhm-Antony, Susanne Bauer, AndreaSommer, Elisabeth Schiller, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Maria Kranzl, Bettina Lang; 3. Reihe: Bgm. Johann Panzer, Fam. Bauer, Mag. Arnold Oberacher,Gottfried Erger, Hans Huysza, Walter Lauer, Marcus Linford, Mag. Günter Fuhrmann, Mag. Wolfgang Galler, DI Hannes Weitschacher, Bgm. Helmut Brandtner.Das Ziel des Projekts Bernsteinstraße ist es,den alten Handelsweg zwischen Ostsee undMittelmeer wieder zu beleben und die kulturellenund touristischen Angebote im Weinviertelzu vernetzen.Durch die Unterstützung des WeinviertelTourismus, der Volkskultur Niederösterreichund LEADER-<strong>Region</strong> Weinviertel Ost konnteein weiteres Förderprojekt mit den InhaltenAttraktivierung der Bernsteinstraßen-Mitglieder-Standorte,stärkere Bezugnahme zurhistorischen Bernsteinstraße sowie Ausrichtungauf Familienprogramm eingereicht werden.Dieses von der EU geförderte LEADER-Projekt wurde von 2011 bis 2013 genehmigtund läuft nun in die Endphase. Die Schlusspräsentationdes touristischen Beratungsprojektesfand am 25. September <strong>2012</strong> im MuseumsdorfNiedersulz statt.Die Mitglieder der Bernsteinstraße blickenauf eine erfolgreiche Saison zurück. Besondersgut angenommen wurde das Angebot„Kindergeburtstag feiern im Museum“ sowiedirekt mit den Mitglieder-Museen vereinbarteKinder- und Schulgruppenführungen.Betty on tourDieses Jahr war die „mobile EinsatztruppeBetty Bernstein“ – ein Team aus zehndeutsch-, tschechisch- und englischsprachigenMuseumspädagogen – direkt bei derZielgruppe im Einsatz. Bei Festen bzw. Motto-Tagenin der Therme Laa, im Tiergartenschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Österreichische Bernsteinstraße / 43Im April 2013 soll die Ausstellung „Bernsteinstraße“auf Schloss Halbturn im Burgenlanderöffnet werden. Der Verein „Die ÖsterreichischeBernsteinstraße“ hat mit Kontakten,Literaturlisten, Film- und CD-Materialdieses Vorhaben unterstützt. Schloss Halbturnhat Interesse an der Fotoausstellung „DieWieder-Entdeckung der Bernsteinstraße“von Markus Zohner signalisiert.Touristische BeratungFotografin in Aktion – Fotoshooting für BettyBernstein auf Schloss PoysbrunnSchönbrunn, beim Römerfest Carnuntum,beim Kelten- und Hunnenfest etc. konntenca. 7.500 Interessierte beim interaktiven Kinderprogrammmit Betty Bernstein begrüßtwerden.„Halber Tag – ganzes Vergnügen“ – unterdiesem Titel wurde dieses Jahr erstmals dasAngebot für Schul- und Kindergruppenbeworben. Ergebnis: 24 Schulgruppen mit ca.1.000 Schülern besuchten im Rahmen einesSchulausfluges unsere Mitglieder-Museen.Auch in den virtuellen Netzen ist Betty Bernsteinzu finden und auf facebook aktiv.history4UErstmals fand in Kooperation mit der VolkshochschuleMistelbach ein viertägiger Workshopin den Sommerferien mit dem Titel„Betty Bernstein-Kindermusical-Workshop“statt. Überrascht hat uns die Anmeldezahl:44 Kinder. In drei Gruppen geteilt, wurdendie Kinder und Jugendlichen von den Konservatoriums-Absolventinnenund regionalbekannten Musical-Darstellerinnen Lisi Hellerund Andrea Frohn in den vier Tagen zuHöchstleistungen angespornt.Im Zuge des Pilotprojektes wurde von GottfriedErger (Weinstadtmuseum Poysdorf)die Geschichte des Weinviertels, im UnterrichtsfachHeimatkunde bzw. Geschichte insechs Schulen im Weinviertel altersstufengerechtaufbereitet. Bei „history4U“ konntendie Schüler hautnah Zeugen der Vergangenheit(Mammutzähne, Knochen, Meteoritenund mehr) erleben. Geschichte zum Angreifenalso! Die Nachfrage nach einem derartigInteraktives Kinderprogramm bei Römer- undKeltenfesten.lebendigen Geschichtsunterricht ist entsprechendgroß.Landesausstellung 2013Im Schloss Wolkersdorf wird parallel zurLandesausstellung 2013 das Thema „Straßengeschichte(n)– Handelswege quer durchEuropa und mitten durchs Weinviertel“ präsentiert.Mit dem Kurator Mag. WolfgangGaller wird bezüglich der Präsentation derBernsteinstraße intensiv zusammengearbeitet.Ein Projekt der Winzer ist der Bernsteinwein.Die Marchweingärtner – eine Kooperationmit zwölf Winzern entlang der March –haben sich zum Ziel gesetzt, einen „Bernsteinwein“zu kreieren. Die Marke ist inzwischenrechtlich geschützt. Die Präsentationist für April 2013 im Rahmen einer großenVeranstaltung geplant.Bernsteinkonferenz & -ausstellungDie Geschäftsführerin Elisabeth Schillernahm Ende Juni <strong>2012</strong> auf einer internationalenKonferenz mit dem Titel „Past – Present– Future – Cooperation along the HistoricalAmber Route“ in Vilnius teil. Eine Deklarationzur zukünftigen internationalen Zusammenarbeitwird im Oktober vom Obmannder Bernsteinstraße, Bürgermeister HerbertNowohradsky, unterschrieben.Zwölf der 32 Mitglieder des Netzwerkes nahmeneine intensive Einzelberatung vor Ort inAnspruch. Sie erhielten einen detailliertenPlan, ihr Museum bzw. Ausstellung attraktiverund serviceorientiert zu gestalten.Ergebnis ist, dass in Zukunft bei (fast) allenMitgliedern der Besucher mit dem „Willkommensbriefvon Betty Bernstein“ das Museumauf eigene Faust entdecken kann. Es wirdObjekte und Ausstellungstafeln geben, dieeinen Bezug zur historischen Bernsteinstraßeherstellen, bis hin zum „Lieblingsplatz vonBetty“, einem eigenen Sitzmöbel für Kinder.Denn wo „Betty Bernstein“ draufsteht, sollauch in Zukunft „Betty Bernstein“ drin sein.Wobei die Zielgruppe Familien sind. Kindersollen mithilfe des Willkommensbriefs, dessenRückseite ein Orientierungsplan ist, alsFremdenführer agieren.Die sichtbarste Veränderung nach außen istdie Umgestaltung der überregional bekanntenMarke „Betty Bernstein“. Da die Zielgruppedes Kinderprogramms zwischen fünf undzehn Jahren liegt, wird die „alte“ Betty Bernstein,die Kleinkinder anspricht, umgezeichnet.Neu ab 2013: Neben dem Hauptwerbemittel„Unterwegs mit Betty Bernstein“, einerFaltkarte für Familien und Kinder, wird esextra für die ca. 150 <strong>Region</strong>spartner der Landesausstellung2013 das Rätselheft BettyBernstein geben. Bei den Mitglieder-Museenwird erstmals das „Märchenbuch BettyBernstein“ aufliegen und zu erstehen sein. /Text: Elisabeth SchillerFotos: z.V.g.DIE ÖSTERREICHISCHEBERNSTEINSTRASSE———————————————————Tel. 02552 3515-18e.schiller@weinviertel.atwww.betty-bernstein.atwww.bernsteinstrasse.netschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Ausflugsziel / 44Amethyst Welt Maissauvoll violettDie Amethyst Welt Maissau, heuer um das Edelsteinhaus erweitert, wird im kommenden JahrHandwerkstechniken rund um die Stein- und Schmuckverarbeitung präsentieren.Amethyste aus aller Welt …… zeigt das neu errichtete Edelsteinhaus in Maissau.Halbedelsteine gibt es nicht mehr. „Dannkönnte es ja auch Vierteledelsteine geben“, soProf. Oskar Thalhammer von der MontanuniversitätLeoben, der die Amethyst Weltfachlich betreut, „und wo wären da die Grenzenzu ziehen?“In dem schlicht in Schwarz gehaltenen Edelsteinhausfunkeln, schimmern, glitzern, blitzenund changieren Opal und Fluorit, Smaragd,Turmalin, Quarz und Amethyste ausaller Welt. Das Edelsteinhaus ist der Neuzugangim äußert erfolgreichen Konzept derAmethyst Welt, die einen Mix von Information,Erlebnis und Einkauf bietet. Damit dieBesucher nicht nur einmal kommen, gibt esalle paar Jahre Erweiterungen im Angebot.Auch die Parklandschaft wächst beständigund Traum- und Kraftplätze ziehen sichdurch den lichten Eichenwald des Manhartsberges.Für Kinder steht ganz klar das Schürffeldan oberster Stelle. Ausgerüstet mit einemSpaten kann hier jeder seine eigenen Edelsteinefinden. „Voll violett“, schreit ein Bub,als er fündig wird. Und Funde sind nahezugarantiert. Das Schürffeld wird – „Wirmachen das am frühen Morgen, damit unsniemand sieht“, so ein Mitarbeiter – immerwieder aufgefüllt. Dafür wird der Ausschussjener Amethyste verwendet, die bei den allezwei Jahre stattfindenden Grabungen abfallen.Die größeren Steine werden verarbeitetund verkauft.Wo Steine sind, ist auch die Heilkraft derSteine nicht weit. Jeder Edelstein hat einebesondere Schwingung, die mit Informationaufgeladen ist. Es ist eine Gratwanderungzwischen Wissensvermittlung und Esoterik,den die Mitarbeiter der Amethyst Welt zubewerkstelligen haben.Maissau am Hang des Manhartsberges, zwischenWald- und Weinviertel, setzt den Edelsteinin Szene. Die Stadt hüllt sich in violett.Manche Straßenlaterne und manche Gasthausaufschrifthat in den letzten Jahren Farbegewechselt.AmethystbandVor 280 Millionen Jahren erstreckte sich hierein Urgebirge sowie das Eggenburger Meer.Viele Kilometer unter seiner Oberflächeschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Ausflugsziel / 45Werkstattplatz für eine Goldschmiedin in der Amethyst Welt Maissau.Kinder schürfen Steine im Freien.setzten sich an den Wänden einer riesigenGesteinsspalte mehrere Schichten Quarzkristalleam Granit ab. Dieser Maissauer Granitenthält seltene radioaktive Partikel, die ionisierendeStrahlung aussenden. In Kombinationmit den Spurenelementen Eisen, Kalium,Aluminium und Lithium im Quarz bildetensich über Jahrmillionen die violette Färbungund das charakteristische Zackenmuster imMaissauer Amethystband.Dieses matt schimmernde Violett wellt sichdurch das Gestein. Diesem weltweit einzigartigzu begehenden Amethystband können dieBesucher 40 Meter lang folgen. Es ist einesvon 20 Bänderamethysten, die weltweitbekannt sind.1845 wurden in einem Steinbruch nahe vonMaissau erstmals Amethyste gefunden.Immer mehr Sammler kamen und klaubtendie von den Landwirten in die Höhe geackertenSteine auf. Ab den 1980er Jahrenbegann die Krahuletz-Gesellschaft aus dembenachbarten Eggenburg zu forschen undförderte beeindruckende Amethystfunde zuTage.Neben dem Bänderamethysten besticht Maissaudurch ein großes Vorkommen fast allerVertreter der „Quarz-Familie“: wasserhelleBergkristalle, graubraune Rauchquarze,schwarze Morione und blutrote Eisenkiesel.Der begehrte Jaspis ist in vielen Farbschattierungenvorhanden. Als kleines Wunder gilt inder Fachwelt der einzige zufällig in einemAmethystblock entdeckte Achat. Er kann imNiederösterreichischen Landesmuseum besuchtwerden.BrandungsgeröllDas Edelsteinhaus, das im ersten Teil Steineaus aller Welt zeigt, präsentiert im mittlerenBereich besondere Amethyste. Die größtenVorkommen finden sich in Brasilien. Neuzugängeaus Maissau sind die eiförmigen Brandungsgerölle.Die von der Meeresbewegungrund geschliffenen Steine, in denen Amethysteeingelagert sind, fanden sich bei derletzten Grabung in einer Gesteinskluft.Dass Kategorien wie Halbedelsteine obsoletsind, zeigen die Steine aus Waldviertler Ortschaften:honigschimmernd mit grauenSprengseln, grün geädert, blau gepunktet, rotgefleckt. Der im Waldviertel ansässige SteinschleiferChristian Riedl hat aus unscheinbarenSteinen vom Wegesrand Schmuckstückegemacht. Aus Drosendorf an derThaya zum Beispiel kommt der Zoisitfels.Spätestens hier ist klar, dass der Begriff „Edelstein“ein willkürlicher ist, der sich einerseitsaus der kulturgeschichtlichen Bedeutungdes Steins und aus dessen Verfügbarkeitbeziehungsweise Rarität zusammensetzt, undandererseits die „4 C“-Kriterien erfüllen soll:Carat, Cut, Clarity, Colour. Wer sagt denn,dass der honiggelbe Mückenstein aus Eibensteinnicht auch ein Edelstein ist? Für Eibensteinerinnenund Eibensteiner ist er esbestimmt.Ab dem kommendem Jahr wird in der violettenWelt das Handwerk rund um die Steinverarbeitungpräsentiert. Den Werkplatz füreinen Goldschmied gibt es schon, ebenso füreinen Steinschleifer. Kurse sollen mit demHandwerk vertraut machen. Mit der Erkenntnis,dass auch Gold ein Mineral ist, wird derBesucher in die Gärten entlassen. „KeineSteine herausschlagen!“, steht auf einer Tafel.Und weiter: „Nur ehrlich gefundene Steinebringen Glück!“ Aber das Glück ist soundsoein Vogerl. /Text: Mella WaldsteinFotos: Amethyst Welt Maissauamethyst weltMaissau———————————————————Öffnungszeiten:tägl. 9.00–17.00 Uhr3712 MaissauAn der Horner BundesstraßeTel. 02958 84840www.amethystwelt.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Museumsdorf Niedersulz / 46ForschungUNIVERSITYGOES MUSEUMSDORFDas Weinviertler Dorf als naturales und soziales System: Kooperation des Museumsdorfs Niedersulz mit demInstitut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie dem Institut für Geschichte des ländlichen Raumes.Aufgaben des Museumsdorfs – das Sammeln, Bewahren, Präsentieren und Vermitteln von historischen Weinviertler Wohn- und Wirtschaftsformen.Das Museumsdorf Niedersulz führte in denJahren 2010 und 2011 ein Projekt im Rahmendes Förderprogramms „forMuse – Forschungan Museen“ des Bundesministeriums fürWissenschaft und Forschung durch. Ziel wardie Entwicklung einer Strategie zur wissenschaftlichenErschließung und qualitativenEvaluierung des Museumsdorfs Niedersulz,seiner Gebäude und seiner Sammlungen imRahmen von Arbeitstreffen sowie die Erstellungeines schriftlichen Maßnahmenplans.Außerdem dienten die Treffen der Initiierungvon Kooperationen mit Forschungseinrichtungen,Expertinnen und Experten sowieanderen (Freilicht-)Museen in Hinblick aufmögliche gemeinsame Forschungs-, Dokumentations-und Ausstellungsprojekte.Historische GrundlagenforschungEine der Kooperationen aus diesem Projektentstand mit Prof. Erich Landsteiner vomInstitut für Wirtschafts- und Sozialgeschichteder Universität Wien sowie Dr. ErnstLangthaler vom Institut für Geschichte desländlichen Raumes in St. Pölten. Sie entwickelteneine Lehrveranstaltung vom TypusForschungspraktikum mit dem Titel „HistorischeGrundlagenforschung für das MuseumsdorfNiedersulz“, die im Sommersemester<strong>2012</strong> mit rund 15 Studierenden und zweiTutoren abgehalten wurde.Nach einigen einführenden Terminen zu denThemen Agrarsystem und ländliche Gesellschaftim Weinviertel fand eine Exkursionnach Niedersulz in das Museumsdorf statt.Dort führten Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, die wissenschaftliche Leiterin desMuseumsdorfs, und Prof. Erich Landsteinerdie Studierenden sowohl durch das Museumsdorf,das als idealtypisches WeinviertlerBachzeilendorf konzipiert worden war, alsauch durch den neu errichteten Bauhof unddas Depot. Dabei erhielten die Studierendenschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Museumsdorf Niedersulz / 47nicht nur eine Einführung in die Hausformendes Weinviertels sowie eine Vorstellungeiniger der 80 Objekte im Museumsdorf,sondern auch einen Einblick in die musealenAufgaben eines Freilichtmuseums wie Niedersulz– das Sammeln, Bewahren, Präsentierenund Vermitteln von historischer WeinviertlerArchitektur, Dorfstrukturen, WohnundWirtschaftsformen, aber auch von Blumen,Obstbäumen, Kräutern und Gemüse inGärten und auf landwirtschaftlichen Flächen.Fünf ArbeitsgruppenPresshaus aus Niedersulz, Objekt Nr. 54.Grundsätzlich sollte der Inhalt der Lehrveranstaltungmöglichst eng mit den im Museumsdorfvorhandenen Gebäuden und Objektenverknüpft werden. So bildeten dieStudierenden fünf Arbeitsgruppen zu denThemen „Dorf als wirtschaftliches und sozialesSystem“, „Hausgeschichte“ von ausgewähltenHäusern im Museumsdorf – demStreckhof aus Bad Pirawath, dem Zwerchhofaus Waidendorf und dem Kleinhäuslerhausaus Wetzelsdorf –, „Grundherrschaft“ amBeispiel der Hofmühle aus Walterskirchen,„Kirche und Pfarrer im Dorf “ sowie „Weinbau“am Beispiel eines Presshauses aus Niedersulzim Museumsdorf. Zu diesen Themenforschten sie – tatkräftig unterstützt von denbeiden Tutoren Mag. Martin Bauer und Mag.Rudolf Buchinger – im NiederösterreichischenLandesarchiv in St. Pölten und dessenAußenstelle in Bad Pirawath, im DiözesanarchivWien und in der Pfarre Sulz im Weinviertel.Angewandte ForschungDie Recherchen stellten eine direkte Verbindungzwischen wissenschaftlicher Analyse inder Theorie und angewandter Forschung aneinem spezifischen musealen Objekt dar.Als Quellen wurden Katasterpläne mit denzugehörigen Besitzverzeichnissen, Beschreibungender lokale Wirtschaftsweisen samtKalkulation des Bodenertrags („Operate“),Personenstandslisten mit Angaben über dieAngehörigen der Haushalte eines Dorfes(„Seelenbeschreibungen“), Verzeichnisse derBesitzstände an Vieh, Land, Gegenständenund Geld eines Verstorbenen („Inventare“),kirchliche Tauf-, Heirats- und Sterberegister,Pfarrchroniken und Pfarrakten sowie ältere,auf das Weinviertel Bezug nehmende oderEinblick für die Studierenden in das WeinviertlerDorfleben.aus dem Weinviertel stammende Literaturverwendet.Beispiel Objekt Nr. 54So konnte beispielsweise ein Stück der Weinbau-Geschichtevon Niedersulz am Beispieleines Presshauses (Objekt Nr. 54 im Museumsdorf)eruiert werden: Laut BauparzellensowieInventurprotokoll gehörte das Presshauszum Haus Niedersulz Nr. 96. Dieseshatte Elisabeth Wagner gehört, die laut einemInventurprotokoll am 26. 5. 1822 starb. DieVerstorbene hatte den Besitz mit Hilfe einerMagd und eines ortsansässigen Bauern, derdie Zugarbeit gegen Bezahlung verrichtethatte, bewirtschaftet. Allerdings wurden inNiedersulz – wie im Weinviertel üblich –auch Keller ohne Verbindung zu einem Presshausangelegt, da sich nicht alle ein eigenesPresshaus leisten konnten. Das Bauparzellenprotokollvon Niedersulz weist 102 Wohnhäuser,aber nur 53 Presshäuser aus. Dasbedeutet, dass nicht einmal alle Halblehnerüber ein eigenes Presshaus verfügten.In Inventuren ist auch von „Pressschüpfeln“,also von Holzbauten, in denen die Presseaufgestellt war, die Rede. Kleinere LandwirteEin weiteres Forschungsobjekt:der Waidendorfer Hof.pressten ihre Trauben in fremden Presshäuserngegen Abgabe eines Teiles der Ernteund transportierten anschließend den Mostin Fässern in den eigenen Keller oder lagertendiesen in fremden Kellern ein. (Vgl. JosefStöger, Die Landwirtschaft des Dorfes Niedersulzin der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.Seminararbeit im Rahmen des FPK HistorischeGrundlagenforschung für das MuseumsdorfNiedersulz – Universität Wien, Sommersemester<strong>2012</strong>.)Die Studierenden hatten während der ForschungsarbeitZugang zu den Objekten desMuseumsdorfes und standen in engem Kontaktund Kooperation mit der wissenschaftlichenLeitung des Freilichtmuseums. DieErgebnisse der Recherchen wurden in Formvon Seminararbeiten dokumentiert und dienendem Museumsdorf als Grundlage fürzukünftige Beschriftungen, Folder oder Ausstellungen.So sollen die Synergieeffekte vonuniversitärer Forschung und praktischerMuseumsarbeit der Öffentlichkeit zugänglichgemacht werden. /Text: Veronika Plöckinger-WalentaFotos: Museumsdorf Niedersulzschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Museumsdorf Niedersulz / 48Service Civil InternationalTaten,nicht worteZwei Wochen lang arbeiteten im Sommer <strong>2012</strong> Jugendliche aus derganzen Welt im Weinviertler Museumsdorf.ten Friedens- und Freiwilligenorganisationen.Unmittelbar nach dem Ersten Weltkriegstanden vor allem Projekte im Bereich desfriedvollen Wiederaufbaus im Vordergrund.So wurde im Rahmen des ersten Workcamps1920 ein zerstörtes französisches Dorf beiVerdun von den freiwilligen Helfern wiederaufgebaut. Internationale Solidarität undToleranz sollten durch die Hilfe und Kooperationvon Menschen mit unterschiedlichenkulturellen und sozialen Hintergründengefördert und wieder aktiviert werden. In denAnfangsjahren waren es hauptsächlich längerfristigeArbeitseinsätze in Gebieten, diedurch Kriege oder Naturkatastrophen zerstörtworden waren, bei denen sich die SCI-Aktivisten betätigten. Die direkte Zusammenarbeit,Kommunikation und der Kontaktzu den betroffenen Menschen vor Ort standendabei im Fokus.Interkultureller Austausch„Deeds not words“ – „Taten, nicht Worte“war dabei die Maxime dieser anfänglichenGründungsprojekte des SCI und die Idee derfriedvollen Freiwilligenhilfe verbreitete sichrasch weltweit.In den 1960er Jahren kam es sukzessive zueiner strukturellen Umwandlung der SCI-Workcamps: Die Dauer der einzelnen Projekteverkürzte sich im Schnitt auf zwei bisvier Wochen, die Auseinandersetzung mitsozialen Problemen und die Zusammenarbeitmit anderen „non-governmental“- und „nonprofit“-Organisationen(NGO bzw. NPO)wurden forciert. Dadurch wurden gesellschaftspolitischeAspekte innerhalb der SCIimmer wichtiger – neben der eigentlichenFreiwilligenarbeit wurden der interkulturelleAustausch und die Sensibilisierung gegenüberMenschen aus anderen Ländern oder inanderen Lebenssituationen sowie auch dieinhaltliche Auseinandersetzung bei den einzelnenProjekten immer essenzieller.Bereits zum zweiten Mal waren jugendlicheVolontäre im Zuge des SCI-Freiwilligenprojektsbei einem Arbeitscamp im MuseumsdorfNiedersulz. Neun Jugendliche ausDeutschland, Spanien, Russland, der Ukraineund Taiwan unterstützten in unterschiedlichenArbeitsbereichen und -gruppen dieTeams in Niederösterreichs größtem Freilichtmuseum.Apfelernte, Unkrautjäten, mulchen,Strohballen aufschichten, auspflanzen– das waren für zwei Wochen die Aufgabengebieteder SCI-Freiwilligen.Das SCI-Freiwilligenteam im Museumsdorf Niedersulz.Die Organisation Service Civil International,kurz SCI, wurde 1920 nach dem Ersten Weltkriegvon Pierre Cersole in Frankreichgegründet und ist eine der größten und ältes-Mittlerweile umfasst das SCI-Netzwerk aktuell44 Partner- und Unterorganisationen undist in fünf Kontinenten aktiv. Die österreichischeDependance des Service Civil Internationalwurde 1947 gegründet und wirdausschließlich ehrenamtlich geführt. DasGros seiner aktiven Mitglieder besteht ausStudentinnen und Studenten, die die Koordinationder Freiwilligenprojekte und Büroarbeit,das Versenden und Vorbereiten derFreiwilligen und vieles mehr organisierenund dafür unentgeltlich arbeiten. Deeds notwords! /Text: Freya MartinFoto: Museumsdorf Niedersulz/Ingrid Fröschl-WendtSERVICE CIVIL INTERNATIONAL———————————————————1010 Wien, Schottengasse 3a/1/4/59Tel. 01 535 91 08www.sci.or.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 49AktuellesINTERNWir gratulieren——————————————————————Ihren besonderen Geburtstag feiert unser EhrenmitgliedJohanna Rodler, Korneuburg, 25. <strong>November</strong>Ihren besonderen Geburtstag feiert unser MitgliedLeopoldine Haydn, Kirnberg an der Mank, 12. <strong>November</strong>Ihren runden Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder:Abg. z. NR a. D. Anton Bayr (85), Krummnußbaum, 18. <strong>November</strong>KR Harald Lutz (85), Nussdorf ob der Traisen, 30. <strong>November</strong>Ihren runden Geburtstag feiern unsere Mitglieder:Leopold Bauer (50), Simonsfeld, 15. <strong>November</strong>Rudolf Hell (50), Statzendorf, 19. <strong>November</strong>Wir gratulieren Elisabeth Schöffl-Pöll zur Verleihung desGoldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich.Zur Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens gratulieren wirherzlichst Ök.-Rat Lieselotte Wolf und Anton Mörwald sen.Foto: Grafeneggneulich bei …——————————————————————so schmeckt niederösterreichadventmarkt——————————————————————30. 11. und 1. 12. <strong>2012</strong>, 10.00–21.00 UhrPalais NiederösterreichAltes Landhaus, 1010 Wien, Herrengasse 13Ein stimmungsvoller Markt des Landes Niederösterreich fürseine Landsleute und Freunde in Wien.Zum SchauenKunsthandwerk aus Niederösterreich,Krippen vom Hollabrunner Krippenbauverein.... der Buchpräsentation mit (v. l. n. r.) Mag. Carl Aigner, Direktordes Niederösterreichischen Landesmuseums; Dorli Draxler,Geschäftsführerin der Volkskultur Niederösterreich; BuchautorSepp Forcher, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll und KarlHohenlohe. Über das Buch lesen Sie auf Seite 36.Foto: Erich MarschikRADIOTIPP——————————————————————aufhOHRchen spezial „Alle heiligen Zeiten“Do, 1. 11. <strong>2012</strong>, 11.04–12.00 UhrGestaltung: Dorli Draxler & Edgar NiemeczekZum SchenkenProdukte aus Niederösterreich, geschmackvolle Geschenkideen.Zum GenießenTraditionelle Köstlichkeiten und geschmackvolle Raritäten.Zum ZuhörenDas musikalische Programm gestaltet die VolkskulturNiederösterreich. Unter anderem mit den MostviertlerBlechMusikanten, KrassBrass, Sängerbund Neustift, NiglHoga,D’Quetschsaitenpfeifal. Lesung: Isolde Kerndl u.a.Eintritt frei!schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Die letzte Seite / 502 nd lifeAllerspätestens seitdem in der TextilfabrikAli Enterprises im pakistanischen Karatschimehr als 250 Menschen verbrannten understickten, muss es klar sein, dass wir Blut amKörper tragen. Dabei gäbe es so viele Möglichkeiten,politisch korrekt und modischgekleidet zu sein. „Aus Alt mach Neu“ ist dereinfache Nenner der Upcycling-Bewegung.Hier werden alte Kleider gesammelt und zuneuen umgestaltet. Immer mehr Modeateliersarbeiten nach diesem kreativen Prinzip.Milch (www.milch.mur.at) recycelt Herrenhosenzu Hosenkleidern. Auch aus Herrenhemdkragenwerden Kleider, ganz nach demKleid aus einer alten Herrenhose. Foto: Mirjana Rukavina.biblischen Motto „Schwerter zu Pflugscharen“.Steinwidder (www.steinwidder.com)macht aus Strumpfhosen und Socken Kreationen,die auch am Laufsteig reüssieren.Neben Wien ist Berlin die Modezentrale fürUpcycling. Das Veränderungsatelier „Bis esmir vom Leibe fällt“ bietet seinen Kundinnenund Kunden Do-it-yourself-Tools an. /LandeinwärtsBesser als sein rufVerehrter Leserkreis, ich versprech’s: Sie werdenan dieser Stelle nicht jeden Monat etwasüber den gerade anbrechenden Monat zulesen bekommen. Aber dem <strong>November</strong> habeich es versprochen! Er wird gemobbt. Er wirdnicht gemocht. Dabei ist er viel besser als seinRuf. Der <strong>November</strong> ist ein Monat, der endlichkeine Erwartungen weckt. Man muss nichtheiraten (Mai) und niemanden in den Aprilschicken. Man muss noch nicht an Weihnachtendenken. Man muss keine guten Vorsätzehaben (Jänner). Man muss nicht Skifahren (Februar) und nichts anbauen (März).Man muss nicht aus dem Bürofenster schauenund die schönen Sommertage vorbeiziehenlassen (Juni, Juli, August). Man musskeine Torschlusspanik bekommen, dass derSommer schon wieder vorbei ist und dieSchule beginnt (September). Man muss keineRevolution machen (Oktober). Der <strong>November</strong>ist der <strong>November</strong> ist der <strong>November</strong>.Er leitet seinen Namen aus dem römischenKalender ab und war der neunte Monat (lat.novem = neun). Alte deutsche Namen für den<strong>November</strong> sind Windmond (eingeführt vonKarl dem Großen im 8. Jahrhundert), Wintermonatund Nebelung. In den Niederlandenwurde der Monat auch Schlachtmondoder Schlachtemonat genannt. Weniger grausamklingt’s im Tschechischen, der <strong>November</strong>heißt Blätterfall (= listopad).Der <strong>November</strong> ist so herrlich unbesetzt. Er istnicht kommerzialisiert – abgesehen von einbisserl Kerzen kaufen für den Friedhof. Erverspricht nichts, außer ein paar Nebeltagen.Und ja, es stimmt, dass der <strong>November</strong> statistischdie meisten Nebeltage aufweist. Aberstatistisch gesehen passieren die meisten Verkehrsunfälleim Oktobernebel. Im <strong>November</strong>haben wir uns schon an die Fahrverhältnissegewöhnt. Es ist gerade der Nebel, der denschlechten Ruf beschert. Der Nebel ist abergut für die Haut, kluge Frauen machen imNebel lange Spaziergänge und pflegen ihrenTeint. Dichter pflegen das Klischee. <strong>November</strong>,Nebel, Einsamkeit. Schön ist’s trotzdem.Seltsam, im Nebel zu wandern!Einsam ist jeder Busch und Stein,Kein Baum sieht den andern,Jeder ist allein.(aus „Nebel“ von Hermann Hesse) /Mella Waldsteinschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>November</strong> <strong>2012</strong>


Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisenviele <strong>Kultur</strong>veranstaltungen durch seine regionalen undlokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von<strong>Kultur</strong>initiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auchvon fi nanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfachstärker. www.raiffeisen.at


Freitag, 25. Jänner 2013Einlass: 19.30 Uhr2. NiederösterreichischerTrachtenballSchloss GrafeneggMusik: Franz Posch & seine Innbrüggler, Weinviertler Kirtagsmusik, AB3,Duo Gradinger-Koschelu, Big Band der Militärmusik NiederösterreichKartenvorverkaufFlanierkarte: EUR 35,00 (inkl. Eintritt, Aperitif)Kartenbüro Grafenegg im Auditorium Grafenegg:T. 02735 5500 (Fr bis So 11.00-17.00 Uhr) bis 16. Dezember <strong>2012</strong>Kartenbüro der Tonkünstler Grafenegg im Museumsquartier Wien:T. 01 5868383 (Mo bis Fr 9.00-17.30 Uhr) · tickets@grafenegg.atTischplatzkarte: EUR 75,00(inkl. Eintritt, Tischplatz, Gedeck, Aperitif, Vorspeisenpotpourri,Schmankerlreigen, Mitternachtssuppe)tischkarten@volkskulturnoe.atInformationen: www.wirtragennoe.at · www.volkskulturnoe.at

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