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Unser GOCH - RP Online

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10GO! – MEHR ALS BAUENMELDUNGENDie Bauweise:sorgsam geplantDie Art, wie das neue Pumpwerk-Gebäudeerrichtet wird –oberirdisch gebaut und dann imBoden versenkt – klingt außergewöhnlichund teuer. Die IngenieureHarald Rodiek und BerndVerheyen (Foto oben): „Wir habenuns aber bewusst dafür entschieden,denn hätten wir dasGebäude komplett auf der geplantenBauhöhe, sprich, imWasser errichtet, hätte das bedeutet,dass ständig große MengenGrundwasser hätten abgepumptwerden müssen, um dieBauarbeiten möglich zu machen.“Und das hätte erstenshohe Kosten bedeutet – undzweitens achten alle Behördendarauf, Eingriffe im Interessedes Grundwasserhaushaltesmöglichst gering zur halten.Kettelerstraße: Ein neuesBauwerk versinkt im BodenKeine Katastrophe, kein Fehler. Sondern das Ergebnis sorgfältigerPlanung: Das Gebäude fürs neue Pumpwerk versinkt zentimetergenau.Und auch das wirdnoch gemachtAuf dem Foto rechts ist noch zu erkennen, was im Boden versinken wird: Eingeschalt, mit Stahl bewehrt: die Außenwände des „Kellergeschosses“für das neue Pumpwerk an der Kettelerstraße, die aus High-Tech-Beton bestehen.Für den Bau des neuen Pumpwerkesmusste die Kettelerstraßefür den Fahrzeugverkehr gesperrtwerden. Gero Guntlisbergen(Foto Mitte) erläutert: „ImZuge des Neubaus wird auch derSchmutzwasserkanal im BereichKettelerstraße erneuert. Es warsinnvoll und insgesamt kostengünstiger,beide Projekte zeitgleichzu planen und ausführenzu lassen.“ Außerdem baut dieStadt ganz in der Nähe des neuenPumpenhauses ein weiteresRegenklärbecken. Umweltschutzauflagenmachten es erforderlich.In dieses Becken, soGero Guntlisbergen weiter, wirddas Regenwasser aus dem GocherStadtgebiet eingeleitet.Eventuelle Verunreinigungendurch Reifenabrieb oder andereStoffe werden dort dem Regenwasserentzogen, bevor es, umein Vielfaches sauberer, dann direktin die nahe Niers geleitetwerden kann.Standardsprüche wie „DerLaie staunt, der Fachmannwundert sich“ greifen hiernicht. Denn hier staunt nur derLaie, die Verwunderung beimFachmann bleibt aus. Die Fachmänner– das ist das Team derKanalbau Goch GmbH, einerstädtischen Gesellschaft mitSitz an der Jurgensstraße. Sieprojektierte („<strong>Unser</strong> Goch“ berichteteim November) den notwendigenNeubau für dasPumpwerk an der Kettelerstraßeim Norden Gochs, kurz vorder Kläranlage.PräzisionsarbeitUnd plante es genau so. DennTeamleiter Gero Guntlisbergenund Projektingenieur HaraldRodiek bezogen die Bauweisevon Anfang an so ein. Guntlisbergen:„Die vier Außenwändedes Gebäudes wurden oberirdischaus einem Spezialbetongegossen, mit einer eingebautenArmierung aus Stahl. Undnun werden die vier Außenwände,die so weit komplett fertigsind, abgesenkt, auf die vonAnfang an geplante Bautiefe.“Und das funktioniert, wie HaraldRodiek erläutert, so: „DieErdmassen im Inneren der nunstehenden vier Außenwändewerden behutsam ausgebaggert.Auch unter den Wändenselbst wird Erdreich entfernt.“Das ganze so kontrolliert, dassdie gewaltigen Massen, die derBau nun schon hat (500 TonnenBeton und Stahl), Zentimeterum Zentimeter sicher nach untenrutschen. Nachdrücken?Nicht nötig. „500 Tonnen halt,die Masse macht’s quasi von allein“,so Rodiek. Für die Kunst,dass das Ganze mit zentimetergenauerPräzision geschieht,sorgt das ausführende Fachunternehmen.Und wenn die vier Außenwändeim Boden versunkensind? Dann gibt’s noch keinenBoden. Im Gebäude nämlich?„Stimmt“, sagt Bernd Verheyen,Teamleiter Bauausführung beider Kanalbau Goch GmbH. „Erstnach dem Absenken der Außenmauerndes neuen Pumpengebäudeswird die Bodenplattegegossen.“ Nicht irgendwie,sondern ganz außergewöhnlich– zumindest für den Laien.Denn das Ganze geschiehtbuchstäblich unter Wasser. ImGrundwasser des Niersauengebietesnämlich. Ein Taucherwird hinabgelassen in das nochbodenlose Innere des Gebäudes.Und ein Schlauch, über denSpezialbeton dann nach untengeleitet und von diesem Taucherausgebracht wird. DieserBeton sei speziell dafür gefertigt,unter Wasser auf dieseWeise verbaut zu werden, betontVerheyen. Wolfgang Jansen,Geschäftsführer der KanalbauGoch GmbH: „Und wenndieser Unterboden ausgebrachtund ausgehärtet ist, wird derendgültige, glatte Betonbodeneingebaut.“ Gleichsam derEstrich also. Das funktioniertdann ganz konventionell, denndann ist das äußerlich dauerhaftim Grundwasser stehendeGebäude ja dicht und daher voninnen trocken.Beton im Grundwasser? Dauerhaft?Ja, das sei mit der hierverwendeten Spezialmischunggesichert, so Wolfgang Jansen.Muss es auch. Die KanalbauGmbH kalkuliert mit einerStandzeit des neuen Pumpengebäudesvon mindestens 50 Jahren.Wenn dieses Kellergeschossfertig ist, kommt ein kleinesGebäude obendrauf,schlicht und unauffällig. In seinemInneren wird es dann modernsteTechnik verbergen.Wolfgang Jansen erinnert daran,warum hier, an der Kettelerstraße,ständig gepumpt werdenmuss – und warum derNeubau nötig war: „Die Pumpensind erforderlich, weil hier,kurz vor der Kläranlage, beinahedas gesamte Schmutzwasseraus dem Gebiet der StadtGoch, über das Kanalnetz mitpräzisem, leichten Gefälle hergeleitet,hier ankommt. Hier ander Kettelerstraße liegen dieLeitungen, die zur Zeit ebenfallserneuert werden, ziemlich tief.Grund: Das gesamte Kanalnetzvon „ganz außen“ bis zum Endemuss ja Gefälle haben. Da dieHöhenunterschiede innerhalbder Stadt Goch im wesentlichenaber sehr gering sind, liegen dieLeitungen hier, am Ende, danntiefer als die Kläranlage selbst.Gewaltige Schmutzwassermengenmüssen also mittels dieserPumpenanlagen einen Höhenunterschiedvon circa fünf Meternüberwinden, um in dieKlärbecken zu gelangen unddann gereinigt in die Niers geleitetzu werden.Nach 50 Jahren „auf“Bislang machte diese Arbeiteine 50 Jahre alte, riesigeSchneckenpumpe, die zuletztsehr störungsanfällig und daherwartungsintensiv war, außerdemenergetisch nicht optimalbetrieben werden konnte. „Sieist einfach ,auf’, wie man sosagt. Nach 50 Jahren ja auchkein Wunder“, so Gero Guntlisbergen,der schmunzelnd sagt:„Die Nachfolge-Anlage des jetztgebauten Pumpwerkes wirdfrühestens in 50, vielleicht aucherst in 70 Jahren geplant werdenmüssen.“TEXT THOMAS CLAASSENFOTOS KLAUS-DIETER STADE

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