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Faszination Regenwald - Immersive Medien

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Jahrbuch <strong>Immersive</strong>r <strong>Medien</strong>Hannes PetrischakFASZINATION REGENWALDIn 2004, a show about Costa Rica’s rainforest was produced and premieredat the Mediadome at the Center for Multimedia of the University of AppliedSciences in Kiel. This presentation of the variety of life on our planet gives“close encounters” with frogs, snakes, monkeys and a lot of other interestinganimals. The dome is an excellent surface onto which the natural “dome” ofthe forest can be presented. The audience feels particularly close to the animals,which are often presented in giant format allskies, and they get a sense of theintensity of nature with its spectacular colours and memorable sounds. The showhas also been presented in the Hamburg Planetarium with great success.Zu Beginn des Jahres 2004 feierte ein Pilotprojektder besonderen Art Premiere: Nach jahrelangerVorbereitung entführte der <strong>Medien</strong>domder Fachhochschule Kiel seine Gäste in die artenreichenRegenwälder Costa Ricas. Die Kuppelwurde erstmals als virtueller Naturerlebnisraumgenutzt, um die Wunder unseres Heimatplanetenim Rahmen einer Forschungskooperationzwischen der Fachhochschule und dem ZoologischenInstitut der Christian-Albrechts-Universitätzu Kiel zu präsentieren.Idee und ProduktionRotaugenlaubfosch aus dem<strong>Regenwald</strong> Costa Ricas.Als Biologe und langjähriger Mitarbeiter amKieler Planetarium überlegte ich bereits langevor dem Bau des <strong>Medien</strong>doms, wie man diesescheinbar so verschiedenen Arbeitsbereiche– biologische Forschung und Shows unter derSternenkuppel – zusammenbringen könnte.Eduard homas, Direktor des <strong>Medien</strong>doms,und Dr. Wolfgang Böckeler, Privatdozent amZoologischen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Betreuer meiner Dissertationüber Farbmuster und Verhaltensweisenvon Schmetterlingen in Costa Rica, begleitetenmich mit großem Engagement bei der Fortentwicklungund Umsetzung dieser Idee. Währendmehrerer Forschungsreisen in das kleine, abervielgestaltige Land auf der zentralamerikanischenLandbrücke ing ich in den Jahren 2000-2002 ein möglichst detailreiches Bild von derLandschat, den Planzen und besonders denTieren ein. Für kuppelfüllende Waldmotivewaren 360°-Aufnahmen mit Hilfe von Fisheye-Objektiven nötig. Tiere wurden per Makrofotograieabgelichtet oder mit einem Camcordergeilmt und Geräusche mit einem digitalenAudio-Rekorder aufgenommen. Mehrere Studentenund ehrenamtliche Helfer aus dem Teamdes <strong>Medien</strong>doms wirkten an der anschließendendigitalen Bearbeitung des Materials und der Programmierungder Veranstaltung mit.Der Wald, der einen natürlichen »Dom« bildet,eignet sich zur naturgetreuen Wiedergabe ineiner Kuppel besonders gut. Die Überlebensstrategiender Tiere des <strong>Regenwald</strong>es, die zum großenTeil auf optischer Wirkung beruhen, lassensich hervorragend visualisieren. Vögel, Insektenund Amphibien bieten eine beeindruckende Geräuschkulisse.Die Besucher können auf dieseWeise biologische Zusammenhänge plastischerleben und erfahren hautnah und emotionaleindringlich, was wir verlieren, wenn die Regenwäldervernichtet werden.59


Kieler Kuppel-Kalender 2007Inhalte der Veranstaltung»<strong>Faszination</strong> <strong>Regenwald</strong>« entführt die Besuchereine Stunde lang nach Costa Rica. Farben undMuster der Tiere und Planzen bilden mit ihrenvielfältigen Funktionen (Locken, Warnen, Tarnen,Täuschen) ein Leitmotiv. Die folgendenAuszüge aus dem Text zur Veranstaltung gebeneinen Eindruck von der inhaltlichen Gestaltung:Die Erde ist eine Oase des Lebens im kargen,unwirtlichen Weltall. Als blauer Planet trittsie vor unsere Augen – wunderschön, fast zerbrechlichwirkend. Durch die Wolken über derschmalen mittelamerikanischenLandbrücke tauchen wir ein inden <strong>Regenwald</strong> Costa Ricas.Die Stimmen des Waldes umgebenuns – Vögel, Insekten, knackendeÄste. Aber der alltäglicheKampf ums Überleben hat dieTiere erinderisch gemacht. Imdichten Grün sind sie meist unsichtbar.Die Vielfalt der Farbenund Formen erschließt sich nurdem geduldigen, aufmerksamen Betrachter.Und keineswegs scheint immerdie Sonne im Land zwischen Karibik und Paziik.Der <strong>Regenwald</strong> macht seinem Namen alle Ehre:Es regnet häuig und hetig.Im kleinen Nationalpark von Cahuita, direktan der Karibikküste gelegen, trefen wir auf dieersten lebhaten <strong>Regenwald</strong>-Bewohner: Kapuzinerafen.In den Schutzgebieten erwartet siekeine Gefahr durch den Menschen. Deshalbsind sie neugierig, ot sogar zudringlich, in derHofnung, von den Touristen etwas Essbareserbetteln zu können. Bald sind wir von einerganzen Afenbande umgeben …Schmetterlinge sind die Juwelen des <strong>Regenwald</strong>es.Ihre leuchtenden oder gedämpten Farbmusterhaben die verschiedensten Funktionen:Warnung, Tarnung oder Täuschung.Eine kontrastreiche Färbung mit roten, gelbenund schwarzen Tönen signalisiert Fressfeinden:Achtung, ich schmecke eklig und bin gitig! VieleSchmetterlinge mit dem so genannten Tigerstreifen-Musterwarnen nach diesem Prinzip.Sie nehmen gitige Planzensäte mit ihremSaugrüssel auf und reichern die Gitstofe imKörper an … Ein ganz anderes Erscheinungsbildbieten die transparenten Falter. Die Schuppenauf ihren Flügeln sind so stark reduziert, dassdie Flügel durchsichtig sind wie bei Libellen. Vordem Grün des Waldes sind sie im Flug mit demAuge kaum zu verfolgen …Nur selten begegnet man einer Schlange im<strong>Regenwald</strong>, und doch gibt es diese Tierehier in großer Zahl … SchlegelsLanzenotter tritt in CostaRica häuig in einer wunderschönengelben Farbvarianteauf. Tagsüber verharrt sieregungslos im Geäst derBüsche und Bäume.Dort ist sie nur mitviel Geduld und Erfahrungzu entdecken.Graubraune Farbvariantensind auf Baumrinde fast unsichtbar. Lanzenotternbesitzen Grubenorgane zwischen denAugen, mit deren Hilfe sie feinste Temperaturunterschiedein ihrer Umgebung wahrnehmen können.Große, bodenlebende Lanzenottern zählenzu den gefürchtetsten Schlangen Lateinamerikas.Ihr Biss, an einem Daumen illustriert, zerstörtdas Gewebe von Feinden und Beutetieren …Der Regen, der in den bis fast 4000 Meter aufragendenGebirgen Costa Ricas fällt, versorgt zahlreicheBäche mit Wasser, die sich in kleinen Wasserfällenauf den Weg hinab zu den Flüssen desTielands ergießen. An einem solchen Wasserfallwird es Abend. Die Dunkelheit bricht schnellherein in den Tropen. Zum Gesang der Zikaden60


Jahrbuch <strong>Immersive</strong>r <strong>Medien</strong>und Grillen erscheinen die Sterne. Über demsüdlichen Horizont erheben sich die SternbilderSchif, Kreuz des Südens und Zentaur – Konstellationen,die in unseren nördlichen Breitenniemals sichtbar sind. Mit der Taschenlampebegeben wir uns auf die Suche nach den Tierender Nacht …Reaktionen und PerspektivenIn Kiel wurde »<strong>Faszination</strong> <strong>Regenwald</strong>« vomPublikum und den <strong>Medien</strong> mit Begeisterungangenommen. So wurden innerhalb der erstensechs Wochen nach der Premiere bereits 50 ausgebuchteVeranstaltungen durchgeführt. Nichtnur als öfentliche »Familienveranstaltung« hatsich dieses Konzept bewährt, sondern auchals Angebot an Schulklassen aller Schularten.Biologie-Kurse des 12. Jahrgangs von Gymnasienhaben die Veranstaltung im Rahmen desUnterrichts ebenso besucht wie geistig behinderteSchülerinnen und Schüler, die sich vonden Farben und Formen der z.T. kuppelfüllendprojizierten Tiere emotional sehr beeindrucktzeigten.In den Jahren 2004-2006 wurde »<strong>Faszination</strong><strong>Regenwald</strong>« auch sehr erfolgreich am PlanetariumHamburg aufgeführt, und zwar – wie inKiel – immer als Live-Vortrag. Die Abendveranstaltungenwaren stets ausgebucht. »<strong>Faszination</strong><strong>Regenwald</strong>« war dort auch der Festvortrag beider Auszeichnungsveranstaltung »Umweltschulein Europa« im September 2005.In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass dieseVeranstaltung dank der jüngsten technischenFortschritte ein großes Entwicklungspotentialhat. Die Vorlagen für die Projektionen sind zumgroßen Teil noch mit konventionellen Mitteln (z.B. Videos mit »normalen« Camcordern) erstelltworden. Bewegung wird häuig allein durch besondereFormen der Ein- und Überblendungerzeugt. Zusätzliche 360°-Videoaufnahmenbzw. naturgetreue, kuppelfüllende Animationenkönnten die <strong>Faszination</strong> des <strong>Regenwald</strong>es unterder Kuppel zuküntig noch weit eindringlicherund dynamischer vermitteln.<strong>Regenwald</strong>-Landschaft mit Wasserfall als kuppel-füllendes Motiv – hier noch während der frühenProduktionsphase der Veranstaltung im ehemaligen Planetarium der Fachhochschule Kiel.61


Kieler Kuppel-Kalender 2007Aus den Presseberichten»Mittels digitaler Projektionstechniken werdenim <strong>Medien</strong>dom die artenreichen Wälder CostaRicas audiovisuell greiar. Dort … klettern Affen,schlängeln Schlangen, attern Schmetterlinge,quaken Frösche. Die planetariumsnahe Konstruktionmutiert zu einem virtuellen botanischenGarten samt Flora und Fauna.«Kieler Nachrichten, 29.1.2004.»In Schleswig-Holsteins Hightech-Aushängeschild,dem <strong>Medien</strong>dom der Fachhochschule Kiel, gabes eine Weltpremiere. Besucher wurden virtuellin den <strong>Regenwald</strong> Costa Ricas entführt, erlebtenAen, Schlangen, Schmetterlinge und Pfeilgifröschehautnah, während auf das Gebäude an derKieler Förde die Schneeocken elen.«Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag,29.1.2004.»Bevor das virtuelle Raumschi auf die Erdeprallt, landen die Zuschauer mit einem sanenBildschnitt im grünen Dschungel von Costa Rca.Soweit die Einbildungskra. Tatsächlich sitzeich weit zurückgelehnt im weichen Polstersesseldes Kieler <strong>Medien</strong>doms … Die <strong>Faszination</strong> diesesüppigen Naturraums wird unter der Kuppelbesonders plastisch. Durch sechs Videobeamer…wirken die Fotos und Videos so räumlich, alswürden die Laubfrösche wirklich gleich das Publikumanspringen.«Hamburger Abendblatt, 27.7.2004.DanksagungFolgende Institutionen und Personen habendurch inanzielle Förderung, Mitarbeit bzw.Beratung an der Produktion von »<strong>Faszination</strong><strong>Regenwald</strong>« mitgewirkt: die Studienstitung desdeutschen Volkes, die Rektorate der Christian-Albrechts-Universität und der FachhochschuleKiel, der Kieler Planetarium e.V., Simone Petrischak,Prof. Dr. Martina Klocke, Prof. Dr. KlausEine Spitznatter droht mit aufgerissenem Maul überdem Schaltpult des <strong>Medien</strong>doms.Böttger, Jan Michels, Nils Dohse, Tim FlorianHorn, Michael Hein, Jürgen Rienow, Kenan Bromannund Frank Rothfuß.LiteraturPetrischak, H. (2003): Analyse von Farbmusternund Verhaltensweisen bei Tieren im <strong>Regenwald</strong>Costa Ricas auf der Grundlage von Studien anTagfaltern (Lepidoptera: Nymphalidae: Ithomiinae,Brassolinae) und deren multimediale Darstellungim »<strong>Medien</strong>dom«. Dissertation UniversitätKiel, 108 S., Online-Veröfentlichung unterhttp://e-diss.uni-kiel.de/diss_754/Petrischak, H. (2004): Fascination Rainforest:Butterlies, Snakes and Monkeys Take Over thePlanetarium. Planetarian 33 (4): 19/51 + Titelbild.Petrischak, H. (2004): Biologie im Planetarium.Biologie in unserer Zeit 34 (6): 356-357.62

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