Nervensystem. - Biblioteca Digital de Obras Raras da USP

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232 Thiere mit seitlich symmetrischem Nervensystem.abschnüren, gewinnt das Gehirn durch die jetzt mannigfaltige Vertheilungvon Rinde und Mark eine sehr differenzirte Beschaffenheit.Soweit bis jetzt die Untersuchungen gehen, zeigen mir diesenBau namentiich die geselbg lebenden Hymenopteren, von welchenich das Gehirn der Biene, Hummel, Wespe, der Horniss,sowie der Ameise näher geprüft habe.Die Studien über das Gehirn der Arthropoden nach dieser Richtunghin haben noch kaum begonnen und es mögen daher hier bei der Wichtigkeitund Neuheit des Gegenstandes vor Allem einige Winke über die Methodeder Untersuchung am Platze sein.Am frischen Gehirn lässt sich wenig sehen; dasselbe ist zu weich, alsdass man für unsern Zweck viel damit anfangen könnte. Ich finde amzweckmässigsten, lebende Thiere in Alkohol zu werfen, dann das erhärteteGehirn behutsam unter Wasser aus dem Schädelraum herauszulösen undmit (35procentiger) Kalilauge zu behandeln. Das Gehirn wird jetzt starkdurchscheinend und indem man ein Deckglas auflegt, lässt sich, zumal beikleineren Insecten, Ameisen z. B., mit geringer Vergrösserung schon einguter Ueberblick über die Zusammensetzung gewinnen. Dass man in andernFällen auch Essigsäure auf das in Alkohol erhärtete Gehirn einwirken lässt,auch theilweisen Druck anwendet, ist selbstverständlich.Die grosse Intelligenz, die sich im Thun und Treiben der Bienen ausspricht,hat schon mehrmals die Beobachter, welche in das Geheimniss von derGrösse und Abnahme der Geisteskräfte durch Entwickelung und Zurückschreitendes Gehirns einzudringen versuchten, veranlasst das Gehirn dieserThiere sich anzusehen.So hat schon Treviranus ') vom Gehirn der Biene und einiger Hummelnvergrösserte Abbildungen gegeben, die für jene Zeit (1818) als sehrgenau bezeichnet werden müssen. Er findet, dass bei der Biene das Gehirngegen die Nerven der Baucheingeweide und gegen die Knoten dieserNerven weit grösser als bei irgend einem andern Insect, sei; hiebei hebt erhervor, dass diese Massenzunahme lediglich auf besonderen Anschwellungenfür die beiden zusammengesetzten Augen, dann für die drei einfachen Augenund für die Fühlhörner beruhe. — (Vergl. auch oben S. 185.)In unseren Tagen hat ein französischer Forscher, Dujardin, ohne wiees scheint von den einschlägigen Arbeiten des Treviranus etwas zu wissen,das Gehirn der Biene^ und anderer Hymenopteren einer sorgfältigen Prüfungunterzogen *) und darüber eine in hohem Grade interessante Abhandlungveröffentlicht. Er kommt zu dem Ergebniss, dass das Gehirn jener Insecten,welche durch grosse Intelligenz sich auszeichnen, also der Bienenund anderer gesellig lebenden Hymenopteren, ausser den gewöhnlichenMassen noch zwei symmetrisch gelagerte Bildungen von eigentümlicher.Form besitze, die er Lappen mit Windungen oder radial gestreifte Scheibennennt: sie seien überlagert von einer pulpösen Rinde. Bei Insecten mitgeringer geistiger Entwickelung bekommt die letztere Substanz das Uebergewichtund die gestielten Körper treten bis zum Verschwinden zurück.Die Ganglien des Thorax und Abdomens würden ausschliesslich von derpulpösen oder Rindensubstanz gebildet. Da demnach die Leistungen dieserPortion des Nervensystems rein instinetiver Art seien, so müssen die gestieltenKörper des Gehirns mit den höheren geistigen Fähigkeiten in Beziehunggesetzt werden. So weit Dujardin.1) Biologie. Bd. V. — t) Anna! 4. tc. natur. 1850.Ich habe ebenfalls zuerst die Biene gewählt, obschon ich jetzt denen,

Arthropoden, 233welche den Gegenstand nachprüfen wollen, die Waldameise (Formicarufa) vor Allem vorzunehmen rathe.Wenn man das sammt den einfachen und zusammengesetzten Augen ausdem Kopf ausgeschnittene Gehirn der Biene ') betrachtet, und zwar beigeringer Vergrösserung, so fällt zunächst auf, dass in den beiden Seitenhälftensich Figuren abheben, welche durch Farbe und sonstiges Aussehenziemlich bestimmte Umrisse haben. Liegt das Gehirn so vor uns, dass esdie Vorderfläche dem Beschauer zukehrt, so sehen wir einmal innerhalbder Anschwellungen für die Antennennerven eine helle homogeneSubstanz in Ballenform (wie ein gefurchtes Ei), das Ganze umgeben voneiner granulären Rindensubstanz 2 ). Dujardin hat diese Eigenthümlichkeitbemerkt, aber die Ballen als Papillen aufgefasst *). Es sind indessen kugeligeAbtheilungen einer fein granulären Substanz, mit einem allerdingsschwer sichtbaren Nucleus, somit hüllenlose Ganglienkugeln nach herkömmlicherBezeichnung.Nicht minder beachtenswerth verhält sich jener Theil des Gehirns, derden primären Anschwellungen der beiden eigentlichen Halbkugeln entspricht*). Auch an ihm ist vor Allem zu unterscheiden zwischen einerdunkeln, granulären graufarbigen Rinde und der hellen homogenen Innensubstanzvon gelblichem Anflug, welch letztere wieder an Masse die weitausüberwiegende ist.Gar merkwürdig ist nun, dass an der Stelle, wo die beiden eigentlichenCentren des Gehirns zu suchen sind, demnach gerade in der Mitte derprimären Anschwellungen, diese homogene Innensubstanz eine Differenzirungin der Art an den Tag legt, dass ein grosser kernähnlicher, soliderBallen von runder Form sich abscheidet, um den zunächst eine lichte Zonewie ein Hohlraum verläuft. Die nächst angrenzende Substanz zeigt eine aufden Ballen sich beziehende concentrische Streifung. In einer andern Weisebetrachtet Hesse sich auch sagen, ein riesiger Nucleus 6 ) bildet die eigentlichsteMitte, den Herd, in den beiden Hirnhälften; und die vorhin erwähntehelle Innensubstanz gehört zu ihm als ein in gleichem Massstabentwickeltes Protoplasma. Dujardin hat auch diesen Nucleus dargestellt,aber einfach als Höcker („tubercule' 1 ) bezeichnet.Da es bei einer nicht tiefer gehenden Untersuchung scheinen kann, alsob die eben beschriebene Partie: die Scheidung in den centralen Ballen,helle Ringzone und concentrische Schichtung der Umgebung, durch eine hierbefindliche Oeffnung der das Gehirn deckenden Trachealhaut herrühre, sosei ausdrücklich erwähnt, dass die Körper isolirbar sind.Die helle homogene Innensubstanz, die ich vorhin auch wohl einemProtoplasma im Hinblick auf den grossen Centralballen verglichen habe,verlängert sich in den sogenannten Sehlappen *) des Gehirns und nach yorgängigerEinschnürung schwillt sie wieder kolbig an. Es folgt jetzt weiternach aussen eine dunkel granuläre Rindenschicht, dann wieder eine breitere,hellere Zone, in der schon die Streifen der sich herausbildenden Sehnervenfasernsichtbar sind.1) Lassen Sieh. m. Tafeln wir aber z. vergleichend. einstweilen Anat. diese Taf. und vm, die fg. darauf 3. — 2) a. sich a. O. anschliessendenfg. 3, a. — S) „Untobe schon partieulier, dem Netzauge contenant angehörigen un petite masse Lagen de tubitance unberücksichtigt blanche de und forme wenden bien determine, unsere gui tetermino en aranl per un tubercule heritse de papillet divergentei." — 4j a. •» O. fg. S, b. —Aufmerksamkeit dem Theile zu, welchen Dujardin als Lappen mit Win-5) Ein ähnlicher colossaler Kern findet sich nach meiner weiteren Beobachtung (siehe unten„Isopoden") in je einer Seitenhälfte des Gehirns von Onitcut and Porcellio. Die von mir früherschon (Zeltschrift für wissenschaftl. Zool. 1853) in den Gehirnlappen von Coccui angezeigtengrossen Nuclei mögen vielleicht verwandter Natur sein. — 6) a. a. O. fg. 3, d.

Arthropo<strong>de</strong>n, 233welche <strong>de</strong>n Gegenstand nachprüfen wollen, die Wal<strong>da</strong>meise (Formicarufa) vor Allem vorzunehmen rathe.Wenn man <strong>da</strong>s sammt <strong>de</strong>n einfachen und zusammengesetzten Augen aus<strong>de</strong>m Kopf ausgeschnittene Gehirn <strong>de</strong>r Biene ') betrachtet, und zwar beigeringer Vergrösserung, so fällt zunächst auf, <strong>da</strong>ss in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Seitenhälftensich Figuren abheben, welche durch Farbe und sonstiges Aussehenziemlich bestimmte Umrisse haben. Liegt <strong>da</strong>s Gehirn so vor uns, <strong>da</strong>ss esdie Vor<strong>de</strong>rfläche <strong>de</strong>m Beschauer zukehrt, so sehen wir einmal innerhalb<strong>de</strong>r Anschwellungen für die Antennennerven eine helle homogeneSubstanz in Ballenform (wie ein gefurchtes Ei), <strong>da</strong>s Ganze umgeben voneiner granulären Rin<strong>de</strong>nsubstanz 2 ). Dujardin hat diese Eigenthümlichkeitbemerkt, aber die Ballen als Papillen aufgefasst *). Es sind in<strong>de</strong>ssen kugeligeAbtheilungen einer fein granulären Substanz, mit einem allerdingsschwer sichtbaren Nucleus, somit hüllenlose Ganglienkugeln nach herkömmlicherBezeichnung.Nicht min<strong>de</strong>r beachtenswerth verhält sich jener Theil <strong>de</strong>s Gehirns, <strong>de</strong>r<strong>de</strong>n primären Anschwellungen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n eigentlichen Halbkugeln entspricht*). Auch an ihm ist vor Allem zu unterschei<strong>de</strong>n zwischen einerdunkeln, granulären graufarbigen Rin<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r hellen homogenen Innensubstanzvon gelblichem Anflug, welch letztere wie<strong>de</strong>r an Masse die weitausüberwiegen<strong>de</strong> ist.Gar merkwürdig ist nun, <strong>da</strong>ss an <strong>de</strong>r Stelle, wo die bei<strong>de</strong>n eigentlichenCentren <strong>de</strong>s Gehirns zu suchen sind, <strong>de</strong>mnach gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>rprimären Anschwellungen, diese homogene Innensubstanz eine Differenzirungin <strong>de</strong>r Art an <strong>de</strong>n Tag legt, <strong>da</strong>ss ein grosser kernähnlicher, soli<strong>de</strong>rBallen von run<strong>de</strong>r Form sich abschei<strong>de</strong>t, um <strong>de</strong>n zunächst eine lichte Zonewie ein Hohlraum verläuft. Die nächst angrenzen<strong>de</strong> Substanz zeigt eine auf<strong>de</strong>n Ballen sich beziehen<strong>de</strong> concentrische Streifung. In einer an<strong>de</strong>rn Weisebetrachtet Hesse sich auch sagen, ein riesiger Nucleus 6 ) bil<strong>de</strong>t die eigentlichsteMitte, <strong>de</strong>n Herd, in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Hirnhälften; und die vorhin erwähntehelle Innensubstanz gehört zu ihm als ein in gleichem Massstabentwickeltes Protoplasma. Dujardin hat auch diesen Nucleus <strong>da</strong>rgestellt,aber einfach als Höcker („tubercule' 1 ) bezeichnet.Da es bei einer nicht tiefer gehen<strong>de</strong>n Untersuchung scheinen kann, alsob die eben beschriebene Partie: die Scheidung in <strong>de</strong>n centralen Ballen,helle Ringzone und concentrische Schichtung <strong>de</strong>r Umgebung, durch eine hierbefindliche Oeffnung <strong>de</strong>r <strong>da</strong>s Gehirn <strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Trachealhaut herrühre, sosei ausdrücklich erwähnt, <strong>da</strong>ss die Körper isolirbar sind.Die helle homogene Innensubstanz, die ich vorhin auch wohl einemProtoplasma im Hinblick auf <strong>de</strong>n grossen Centralballen verglichen habe,verlängert sich in <strong>de</strong>n sogenannten Sehlappen *) <strong>de</strong>s Gehirns und nach yorgängigerEinschnürung schwillt sie wie<strong>de</strong>r kolbig an. Es folgt jetzt weiternach aussen eine dunkel granuläre Rin<strong>de</strong>nschicht, <strong>da</strong>nn wie<strong>de</strong>r eine breitere,hellere Zone, in <strong>de</strong>r schon die Streifen <strong>de</strong>r sich herausbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Sehnervenfasernsichtbar sind.1) Lassen Sieh. m. Tafeln wir aber z. vergleichend. einstweilen Anat. diese Taf. und vm, die fg. <strong>da</strong>rauf 3. — 2) a. sich a. O. anschliessen<strong>de</strong>nfg. 3, a. — S) „Untobe schon partieulier, <strong>de</strong>m Netzauge contenant angehörigen un petite masse Lagen <strong>de</strong> tubitance unberücksichtigt blanche <strong>de</strong> und forme wen<strong>de</strong>n bien <strong>de</strong>termine, unsere gui tetermino en aranl per un tubercule heritse <strong>de</strong> papillet divergentei." — 4j a. •» O. fg. S, b. —Aufmerksamkeit <strong>de</strong>m Theile zu, welchen Dujardin als Lappen mit Win-5) Ein ähnlicher colossaler Kern fin<strong>de</strong>t sich nach meiner weiteren Beobachtung (siehe unten„Isopo<strong>de</strong>n") in je einer Seitenhälfte <strong>de</strong>s Gehirns von Onitcut and Porcellio. Die von mir früherschon (Zeltschrift für wissenschaftl. Zool. 1853) in <strong>de</strong>n Gehirnlappen von Coccui angezeigtengrossen Nuclei mögen vielleicht verwandter Natur sein. — 6) a. a. O. fg. 3, d.

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