Nervensystem. - Biblioteca Digital de Obras Raras da USP

Entwicklungsgang der vergleichenden Anatomie. 3die Anschauung, die vergleichende Anatomie sei in erster Flame undvielleicht lediglich als Helferin für die Anatomie und Physiologie desMenschen zu betrachten. AlbrechtHaller dringt auf das Studiumunserer Wissenschaft von diesem Gesichtspunct aus. „ Die vergleichendeAnatomie," hatte noch Rudolphi gesagt, „ist die sicherste Stützeder Physiologie, ja ohne dieselbe wäre kaum eine Physiologiedenkbar." Daher haben alle physiologischen Lehrbücher bis nochvor zwanzig Jahren, Johannes Müller's Handbuch an der Spitze,die Erscheinungen von den Organismen auf Basis morphologischerBetrachtungen behandelt. Erst in neuerer Zeit verschwinden siedaraus, seit die Physiologie eine exclusiv physicaliseh-cheniischeRichtung eingeschlagen hat.Die vergleichende Anatomie wurde somit ursprünglich blos ausRücksicht für die Bedürfnisse der Medizin gepflegt. Zwar hat eswohl nie an Forschern gefehlt, bei denen nicht auch nebenher,trotzdem dass das Heilen der eigentliche Zweck ihrer Zergliederungenwar, allgemeinere Ideen über den thierisehen Bau wären wach gerufenworden. Die verwandtschaftlichen Beziehungen von Organismuszu Organismus sind zu auffallend, als dass diess nicht hätte geschehensollen. So spricht z. B. schon Severino (1580—1656) von derUebereinstimmung des Baues verschiedenartiger Thiere. Noch mehrwären als Männer dieser Art und von hohem Verdienst zu bezeichnen:Malpighi (1628—1692), Swammerdamm (1637—1680),Camper (1722—1787), u. A.Immerhin bleibt es beachtenswerth, dass während bei Vielen überder Lust das Einzelne zu erforschen, allgemeinere Ideen, Wenn zwargeweckt, doch nicht klar durchbrechen wollten, diess zuerst bei einemManne geschieht, der sich eigentlich mit zootomischen Einzeluntersuchungenkaum selbstständig abgegeben, sich aber vielleicht geradehiedurch eine freiere Uebersicht bewahrt hatte.Es ist Buffon (1707—1788). Die Gedanken welche er inseiner „Histoire naturelle" über die Einheit im thierischen Bau äussert,sind höchst merkwürdig und auch von grosser Wirkung gewesen.Indem er hervorhebt, dass es eine ursprüngliche und allgemeineVorzeichnung gebe, die man sehr weit verfolgen könne, eine verborgeneHarmonie, nach welcher der Mensch und alle übrigen Thieregebildet seien, so dass beide nur als Glieder einer und derselbenFamilie erscheinen, so hat er damit die Grundidee deF vergleichendenAnatomie für immer ausgesprochen.Dieser Hauptgedanke ist jedoch keineswegs immer und überallwillig aufgenommen worden.Wer einen grössern Theil der Thierwelt dem Scalpel oder dermikroskopischen Betrachtung unterwirft, stösst auf so viele Abweichungender organischen Gestaltung, auf so erhebliche Differenzen,dass ihm die Vorstellung als ginge ein allgemeiner durch Me-1*