Nervensystem. - Biblioteca Digital de Obras Raras da USP

2Einleitung.theilen. Den Einen fesselt mehr die geheimnissvolle Aehnlichkeit,welche trotz aller Verschiedenheit durch die einzelnen Gestalten derThierwelt und ihre Organisation sich hindurch zieht; für ihn erhältdadurch die organische Gestalt eine tiefere Bedeutung, und indemer dem inneren verknüpfenden Bande auf die Spur zu kommensucht, pflegt er die morphologische Richtung unserer Wissenschaft.Der Andere fühlt sich in höherem Grade zum Studium derreinen Lebensvorgänge hingezogen. Er geht den im lebenden Organismusablaufenden physikalischen und chemischen Prozessen nachund wird zum Physiologen.Freilich sollten, um irgend einen Organismus vollkommen zubegreifen, beide Richtungen Hand in Hand gehen und nur die Unzulänglichkeitder Kenntnisse und Fertigkeit des Einzelnen fordertdiese Theilung der Arbeit. Wir haben es in diesen Blättern blosmit der Morphologie zu thiun. Wenn dennoch da und dort physiologischeBemerkungen sich einflechten, so geschieht diess, weil ebenhäufig die "Weise eines Thieres zu leben auf die Gestalt zurückwirktund umgekehrt die Gestalt des Thiers, wie es leben soll, bestimmt.Morphologische und physiologische Betrachtungen sind dahermitunter kaum von einander zu trennen.Entwicklungsgang der vergleichenden Anatomie. Die Wissenschaftvom Bau des thierischen Organismus ist im Grossen undGanzen kaum den Weg gegangen, den ich vorhin als den dosmodernen Beobachters bezeichnet. Das Studium der Naturkörperum ihrer selbst willen, abgesehen von Nebenzwecken, setzt, schoneinen allgemeineren Bildungsgrad voraus; der Ursprung der vergleichendenAnatomie ist vielmehr, wie der Naturwissenschaftenüberhaupt, in dein Bestreben des Mensehen zu suchen, die Naturkörperauszunützen oder etwa den von ihnen kommenden Naehtluilabzuwenden. Dass Beides aber unmöglich sei, wenn man sichnicht mit den Kennzeichen und Eigenschaften der Naturkörper bekanntmache, lag nahe Und so meine ich denn auch aus derOesehichte der vergleichenden Anatomie zu entnehmen, dass dieAnsicht von dem wirklichen oder vermeintlichen Nutzen, der aussolchen Forschungen herfliessen müsse, die stärkere Triebfeder gewesen6ei, dem Thierkörper eine nachhaltige Aufmerksamkeit zuzuwenden.Sehen wir nämlich von Naturen, wie jene des Aristoteles, ab,«leren „heiterer Geist sich froh intenssiit für Alles, was da ist," sohat sich in späterer Zeit die vergleichende Anatomie im Dienste derHeilkunde herangebildet. Die Aerzte zergliederten viele, besondersdein Menschen näher stehende Thiere, um dunklere Punkte dermenschlichen Anatomie zu erhellen, den Schlüssel für die Bedeutungdieses oder jenes Organs zu finden.Wohl bis ins Ib. Jahrhundert herein erhielt »ich bei der Mehrzahl