ANDREAS TITZRATH AUS DEM VERSTECK
ANDREAS TITZRATH AUS DEM VERSTECK
ANDREAS TITZRATH AUS DEM VERSTECK
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>ANDREAS</strong> <strong>TITZRATH</strong><strong>AUS</strong> <strong>DEM</strong> <strong>VERSTECK</strong>
ImpressumDieser Katalog erscheint anlässlich der AusstellungAndreas Titzrath: Aus dem Versteck.März/ April 2007, GAM | Galerie Obrist, Essen© für die Bilder: Andreas TitzrathMit einer Einführung von Juri CzyborraText "Aus dem Versteck" von Andreas TitzrathTitelbild: Ohne Titel, 2006, Öl auf Holz, 24 x 18 cmKontakt:GAM | Galerie Obrist am MuseumKahrstraße 59, 45128 Essenwww.gam-essen.deEssen, März 2007
Ohne Titel, 2006Öl auf Holz24 x 18 cm3
Jean II, 2003Öl auf Holz24 x 18 cm4
Zur Malerei von Andreas TitzrathWir kennen die Situation. Eben sind wir in einem unverfänglichen Gesprächoder in entspannter Atmosphäre, und unvermittelt zückt jemand seinenFotoapparat. Auf einmal sind wir im Fokus, wir müssen reagieren, unsinszenieren. Der eine schamhaft berührt, ein anderer agiert extrovertiert, jederso wie er ist.Ein ebensolches Schicksal erleiden Titzraths Menschen: er setzt an imMoment der Unentschlossenheit. Zunächst malt er sie ganz aufgelöst, dannfährt er fort, entwickelt Konturen, Ausdruck, eine Mimik. Titzrath ist sich dabeiseiner Verantwortung bewusst. Ganz behutsam hebt er ihre Schüchternheitauf, sie geben ein Stück ihrer selbst frei, ihre sympathischen Schrullen, ihreVerletztheit, ihr Egoismus. Aus der Mitte gerückt, treten sie aus dem Dunkelnhervor, einige leuchten heraus, andere Konturen setzen sich nur schwach ab.Die Tafeln machen sie zu Holzköpfen, und zu Ikonen. Unheilige Ikonen, sieerzählen uns keine Geschichten von großen Wundern oder Martyrien. KleineIkonen sind es, die uns die Anekdoten des Alltags denken lassen.So kann aus der Versammlung skurriler Typen - wie in einem Jane AustenRoman - eine Dramatik entstehen, obwohl ja eigentlich nichts passiert. Titzrathträgt dabei dick auf, zumindest das Öl in mehreren Schichten. Die Züge derAugen und des Mundes kratzt er zart aus dem Farbauftrag, er imitiert dieSpuren des Lebens. Die Farben changieren leicht, ganz wie wir auf dieFiguren schauen. Die Töne mal erdig, mal fleischig, mal golden. Irgendwozwischen Ikone und Karikatur, dem Heiligen und Profanen finden wir uns inTitzraths Welt wieder.5
Ohne Titel, 2006Öl auf Holz30 x 24 cm6
Frau S., 2002Öl auf Holz24 x 18 cm7
König, 2005Öl auf Holz30 x 24 cm8
Aus dem VersteckEin GesprächBesucher:A.T.:Besucher:A.T.:Besucher:A.T.:Besucher:A.T.:Besucher:A.T.:Besucher:A.T.:Besucher:A.T.:Besucher:A.T.:Besucher:A.T.:Guten Tag. Eine ziemliche Versammlung hier. Alles Köpfe, sobesänftigend, einer schläft, alle andren kucken.Ja, irgendwann mache ich Stilleben. Oder male diese imaginärenPortraits wie Morandi seine Gefäße.Kein einziger zeigt mehr Zähne.Wozu der Schneid, ist das schad` drum?Ja, schade um die Menschen hier. Der Vorsitzende, was hättealles werden können, könnte doch mal aufstehen?Der kann ruhig sitzen bleiben und sich freuen.In den Schoß der Erde gelegt werden, um dann…Um Gottes willen, das geht mir zu weit. So hat das DerSeminarist gelernt. Der Schwärmer. Der wird sich nochwundern. Aber Die Fortgeschrittene ist auch nicht zu beneiden.Leidet unter Appetitlosigkeit.Und wo bleiben die Arme?Die Ohren sind wichtiger.Stimmt, diesen Figuren hier genügt ihre Anwesenheit. Was sollJean II. auch tun.Und der König hat's noch gar nicht gemerkt.Es schimmern oft Farben und Formen durch, die gegen dieOberfläche stehen, Krapplack, Grün, seltsame Kanten.Unter der obersten Schicht sind noch ganz andere Leute. Siesind übermalt. Da waren Verformungen, Wüsten, nicht zumAushalten. Die letzte Farbschicht ist dann wie Salbe,Neapelgelb, Kremserweiß und etwas Terra Pozzuoli. So geht's.Keine Heilung, aber wieder zusammengesetzt.Was hindert denn den Landlord am völligen Verschwinden?Das gewohnheitsmäßige Arbeiten und die roten Backen. Diehabe ich viel zu rot gemalt und deshalb liest er mir gleich wiederGottfried Benn vor:„Schon ein Libellenkopf, ein Möwenflügel /wäre zu weit und litte schon zu sehr.“Dabei ist er wahrscheinlich der einzige, der es anders sieht.Weil er bisher mit der Fuchsjagd die Möglichkeit hatte…Lassen sie uns noch ein Stück Stachelbeertorte nehmen.9
Vorsitzender, 1996Öl auf Holz50 x 25 cm10
Die Tänzerin, 2002Öl auf Holz20 x 15 cm11
Königin, 2003Öl auf Holz30 x 24 cm12
Ohne Titel, 2006Öl auf Holz24 x 18 cm13
Ohne Titel, 2006Öl auf Holz30 x 24 cm14
Ohne Titel, 2006Öl auf Holz30 x 24 cm15
Die Fortgeschrittene, 2006Öl auf Leinwand25 x 15 cm16
Ohne Titel, 2006Öl auf Leinwand24 x 18 cm17
Landlord, 2006Öl auf Holz30 x 24 cm18
Ohne Titel, 2006Öl auf Leinwand25 x 25 cm19
Der Seminarist, 1999Öl auf Holz30 x 24 cm20
Andreas Titzrath1957 geboren in Essen,Studium an der Folkwangschule.Abschluß bei Prof. Günter Reker.Lebt und arbeitet in Essen.
www.gam-essen.de