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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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14 Das Institut für S<strong>in</strong>ologie 91Der Institutsdirektor, Pr<strong>of</strong>essor Gustav Haloun, stammte aus demSudetenland, war von se<strong>in</strong>er Mentalität her eher Tscheche als Deutscherund natürlich e<strong>in</strong> Gegner der Faschisten. Kurz nach me<strong>in</strong>er Ankunft <strong>in</strong>Gött<strong>in</strong>gen hatte Zhang Yong zusammen mit mir Gustav Haloun besucht.Seitdem waren wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em losen Kontakt geblieben. Als Haloun erfuhr,dass die Zeit me<strong>in</strong>es Austauschaufenthaltes abgelaufen war, fragte ermich, ob ich bleiben wolle – und das gerade zu der Zeit, als mir dieRückkehr <strong>in</strong> die Heimat versperrt wurde und ich vor Sorgen nicht ausnoch e<strong>in</strong> wusste. Se<strong>in</strong> Angebot freute mich über alle Maßen. Nachdem dieFrist me<strong>in</strong>es geförderten Auslandsaufenthaltes abgelaufen war, übernahmich also e<strong>in</strong>en Lehrauftrag für S<strong>in</strong>ologie. Bislang hatte ich das Institut fürS<strong>in</strong>ologie als Gast besucht, nun tat ich es als Mitarbeiter.Pr<strong>of</strong>essor Haloun war nett und sympathisch und etwa zwanzig <strong>Jahre</strong> älterals ich. Neben me<strong>in</strong>er Arbeit im Institut war ich immer noch Doktorandam Institut für Sanskrit. Jeden Tag g<strong>in</strong>g ich <strong>in</strong> das Gauß-Weber-Gebäudezum Studium, denn me<strong>in</strong> Stützpunkt war nach wie vor dort. Weil ich nunaber als Dozent im Institut für S<strong>in</strong>ologie unterrichten musste, kam ich nunöfter dorth<strong>in</strong> und traf Herrn Haloun und se<strong>in</strong>e Frau. Nach e<strong>in</strong>iger Zeit wurdenwir trotz des Altersunterschieds vertraute Freunde. Ch<strong>in</strong>esisch konnteHaloun zwar nicht sprechen, er besaß aber e<strong>in</strong> sehr solides s<strong>in</strong>ologischesWissen. In der ch<strong>in</strong>esischen Klassik kannte er sich sehr gut aus – zumBeispiel mit Lao Zi und Zhuang Zi. Besonders vertraut war er mit denOrakelknochen<strong>in</strong>schriften. Er sprach darüber kompetent und überzeugendund hatte brillante Interpretationen. Auch mit der Geschichte undGeographie der klassischen westch<strong>in</strong>esischen Regionen 32 hatte er sich<strong>in</strong>tensiv beschäftigt. Se<strong>in</strong> Buch „Untersuchung über Indo-Seyths“32Bezeichnung während der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) für die Gebiete westlich von Yumenguan,e<strong>in</strong>schließlich X<strong>in</strong>jiangs und e<strong>in</strong>es Teils von Zentralasien.

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