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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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10 Der Weg ist gefunden 69mich ke<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>druck gemacht. Ich notierte im Tagebuch vom 5.Dezember 1935:Pr<strong>of</strong>essor Rabbow sprach im Sem<strong>in</strong>ar zu leise. Ich konnte ihn kaum verstehen.Er stellte mir auch ke<strong>in</strong>e Fragen. Ich saß wie auf tausend Nadeln, sehr traurig.Der Schmerz bohrte <strong>in</strong> mir, als ich vom Unterricht zurückkam. Griechisch istme<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger schöner Traum <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen. Wenn es so weiter geht wie heute, wirdGriechisch me<strong>in</strong> großes Leid. Werde ich nichts zustande br<strong>in</strong>gen?In me<strong>in</strong> Tagebuch machte ich mehrmals E<strong>in</strong>träge über me<strong>in</strong>eUnentschlossenheit. Ich war völlig unentschieden. Inzwischen hatte ichmich selbst e<strong>in</strong>ige Zeit mit Late<strong>in</strong> befasst. Sogar Altägyptisch wollte ichlernen. Daran lässt sich erkennen, wie unsicher ich war.Ich hatte me<strong>in</strong>en Weg noch nicht gefunden.Eigentlich war mir schon <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a der Gedanke gekommen, Sanskritzu studieren. Damals lehrte aber niemand diese Sprache. Ich konntediesen Wunsch deshalb nicht realisieren. In Gött<strong>in</strong>gen lernte ich nunden ch<strong>in</strong>esischen Studenten Long Piyan, genannt Fan Yu, aus derProv<strong>in</strong>z Hunan kennen, der hier Metallurgie studierte. Er beschäftigtesich eigentlich mit Wissenschaft und Technik und hatte dazu nochzwei Semester Sanskrit studiert, das er allerd<strong>in</strong>gs zu jenem Zeitpunktwieder aufgegeben hatte. Long Piyan schenkte mir die „Grammatikfür Sanskrit“ von Stenzler. Mit Zhang Yong hatte ich auch schon überSanskrit gesprochen. Er ermunterte mich dazu, was me<strong>in</strong>e Wahl nochkomplizierter machte. Die Zeit des Zauderns war zum Glück sehr kurz.Schon bald schien die Sonne durch den Nebel. Im Tagebuch vom 16.Dezember heisst es:Ich will unbed<strong>in</strong>gt Sanskrit studieren. Die ch<strong>in</strong>esische Kultur ist stark von der<strong>in</strong>dischen bee<strong>in</strong>flusst. Ich möchte die Kulturbeziehungen zwischen Ch<strong>in</strong>a und Indiengründlich erforschen, <strong>in</strong> der H<strong>of</strong>fnung, dass ich etwas Neues entdecken kann. Wenn ich

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