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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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68 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>teilnehmen oder ihm fernbleiben, sich verspäten oder vorzeitig weggehen.Überdies gab es ke<strong>in</strong>e Prüfungen am Ende der Veranstaltungen. Inmanchen Fächern baten die Studenten zum Unterrichtsbeg<strong>in</strong>n diePr<strong>of</strong>essoren lediglich um e<strong>in</strong>e Unterschrift <strong>in</strong> ihr Studienbuch. Daswar die Anmeldung. Das konnte aber auch am Ende des Unterrichtsgeschehen, dann hieß es Abmeldung. Zwischen Studenten und Pr<strong>of</strong>essorenbestand ke<strong>in</strong> enges Verhältnis. Mancher Student wechselte bereits nache<strong>in</strong>em Studienjahr, ja sogar schon nach e<strong>in</strong>em Semester die Universität,bis er nach mehrmaligem Wechsel <strong>in</strong>nerhalb von zwei bis drei <strong>Jahre</strong>ndie Entscheidung für e<strong>in</strong>e Universität und Fakultät traf. Dann folgtenGespräche mit dem Pr<strong>of</strong>essor und die Bitte um Teilnahme an se<strong>in</strong>emSem<strong>in</strong>ar. Im Sem<strong>in</strong>ar lernten sich Pr<strong>of</strong>essor und Student allmählichkennen, bis der Pr<strong>of</strong>essor se<strong>in</strong>en Studenten für tauglich hielt und ihm e<strong>in</strong>Thema für die Doktorarbeit gab, die er nach jahrelangen Bemühungenbeendete. War der Pr<strong>of</strong>essor zufrieden, fand die öffentliche Verteidigungstatt. Bestand der Student die Prüfung, wurde ihm die akademischeDoktorwürde verliehen. In <strong>Deutschland</strong> hatte der Pr<strong>of</strong>essor das Sagen.Dekan, Rektor, sogar M<strong>in</strong>ister besaßen ke<strong>in</strong>e Befugnisse, sich <strong>in</strong> dieEntscheidungen des Pr<strong>of</strong>essors e<strong>in</strong>zumischen. Wollte e<strong>in</strong> Student ke<strong>in</strong>eArbeit schreiben, zwang ihn niemand. Verfügte er über Geld, konnteer acht bis zehn <strong>Jahre</strong> studieren. Das war dann e<strong>in</strong> sogenannter „ewigerStudent“, e<strong>in</strong> seltenes Tier auf der Welt.In dieser absolut freien Atmosphäre wählte ich im ersten SemesterGriechisch und alle möglichen Vorlesungen. Jeden Tag hatte ich sechsStunden Unterricht. Me<strong>in</strong>e Absicht war, Deutsch zu hören und nichtunbed<strong>in</strong>gt Fachwissen zu erwerben.In me<strong>in</strong>em Hauptfach Griechisch lernte ich manchmal motiviert,manchmal nicht. Ich war unentschlossen. Die erste Stunde hatte auf

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