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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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10 Der Weg ist gefunden 67schließen. Tante Zhang sagte e<strong>in</strong>mal zu mir: „Zhang Yong hat sichseit eurer Bekanntschaft völlig verändert. Früher wollte er niemandenbesuchen. Jetzt will er ewig mit dir zusammen se<strong>in</strong>.“ Es war Zhang Yong,der mich überall <strong>in</strong> der Stadt, zum Studienbüro, zum Forschungs<strong>in</strong>stitut,zum Rathaus, zum Arzt, zur Immatrikulation und bei der Erledigung vonanderen Formalitäten begleitete. Er trug e<strong>in</strong>en schwarzen alten Mantel.Noch heute sehe ich ihn deutlich vor mir.Zhang Yong machte mich mit verschiedenen Straßen <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>genvertraut. Aber „me<strong>in</strong>e Straße“ hatte ich noch nicht gefunden.Ich habe bereits me<strong>in</strong>en Wunsch erwähnt, <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen alte Sprachenzu studieren. Welche alten Sprachen, das war mir allerd<strong>in</strong>gs noch nichtklar. Während me<strong>in</strong>es Aufenthaltes <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> riet Wang Dianhua mir,Griechisch und Late<strong>in</strong> zu studieren. Er me<strong>in</strong>te, es sei für das Vaterlandnötig. In Gött<strong>in</strong>gen sprach ich mit Zhang Yong darüber. Er redete mirzu, nur Griechisch zu lernen. Zwei <strong>Jahre</strong> reichten nicht aus, gleichzeitigbeide Sprachen zu meistern. In deutschen Gymnasien lernten die Schüleracht <strong>Jahre</strong> Late<strong>in</strong>, sechs <strong>Jahre</strong> Griechisch. Die Gymnasiasten beherrschtendiese beiden alten europäischen Sprachen bereits. Ch<strong>in</strong>esische Studentenkönnten mit ihnen nicht konkurrieren. Ich machte mir nach erstenÜberlegungen se<strong>in</strong>en Vorschlag zu eigen. Im ersten Semester wählte ichGriechisch als Hauptfach. Die Wahl der Universitäten war <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>völlig frei. Mit der Hochschulreife konnte jeder nach Wunsch jedeUniversität besuchen. Es gab ke<strong>in</strong>e Aufnahmeprüfung. Völlig frei warauch die Wahl der Fakultät, ebenso e<strong>in</strong> Wechsel der Fakultät oder e<strong>in</strong>esFaches oder auch die Entscheidung, wie viele und welche Veranstaltungender E<strong>in</strong>zelne belegen wollte. Die Studenten der Geisteswissenschaftenkonnten zum Beispiel Mediz<strong>in</strong> und Theologie wählen und nach Beliebene<strong>in</strong>e oder zehn Veranstaltungen besuchen. Sie konnten am Unterricht

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