13.07.2015 Aufrufe

Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

8 Ankunft <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> 53ke<strong>in</strong>en Kontakt mehr, denn mit ihm kamen wir nicht so gut aus. Auchmit anderen ch<strong>in</strong>esischen Studenten standen wir nicht <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung. Siewaren uns fremd geworden. Wir sprachen nicht mehr dieselbe Sprache.In Berl<strong>in</strong> lebten damals recht viele ch<strong>in</strong>esische Studenten. Dafür gab essehr e<strong>in</strong>fache Gründe. Ich hatte bereits vom „Vergolden“ gesprochen.Das Studium <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> bedeutete vierundzwanzigkarätiges Gold.Es hatte <strong>in</strong> der ch<strong>in</strong>esischen Gesellschaft e<strong>in</strong>en guten Ruf und war sehrgefragt. Junge Ch<strong>in</strong>esen, die die nötigen Voraussetzungen mitbrachten,stürzten sich darauf. Insbesondere hohe Beamte und reiche Leute, dievom Fett und Mark des Volkes lebten, nutzen die Gelegenheit undschickten ihre K<strong>in</strong>der nach <strong>Deutschland</strong>. Für sie war es ke<strong>in</strong> Problem,dass ihre K<strong>in</strong>der maßlos Geld verschwendeten. Die Söhne, Töchter undVerwandten von Chiang Kai-shek, Song Ziwen, Kong Xiangxi, FengYuxiang, Dai Chuanxian, Ju Zheng und anderen hohen Beamten derGuom<strong>in</strong>gdang versammelten sich zumeist <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, denn hier liess es sichgut und vergnügt leben – ohne die Notwendigkeit, etwas zu lernen odergar Deutsch sprechen zu müssen. Vier Sätze Deutsch reichten schon füre<strong>in</strong>ige <strong>Jahre</strong> aus. Begegnete man morgens der Vermieter<strong>in</strong>, sagte man:„Guten Morgen!“ und verließ schnell das Haus. Waschen und Frühstück<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ch<strong>in</strong>a-Restaurant und e<strong>in</strong>ige Spiele Ma-Jiang bis zum Mittag.Nach dem Mittagessen Ausflüge, abends wieder <strong>in</strong>s Restaurant, <strong>in</strong> derNacht sagte man der Vermieter<strong>in</strong>: „Gute Nacht!“. So verg<strong>in</strong>g der Tag.Zusätzlich lernten sie noch „Danke“ und „Auf Wiedersehen“, und diesprachliche Leistung war erschöpft. Hier beschreibe ich sicher nicht dieMehrheit der Studenten, aber es gab solche Leute. Das ist e<strong>in</strong>e Tatsache,die man nicht leugnen kann.Ich hatte mit Qiao Guanhua e<strong>in</strong>ige Male <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ch<strong>in</strong>a-Restaurantgegessen. Schon beim E<strong>in</strong>treten drangen e<strong>in</strong>em dort laute Stimmen, das

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!