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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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52 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>des Fremdsprachen<strong>in</strong>stituts der Universität Berl<strong>in</strong>. Der ließ mich e<strong>in</strong>igedeutsche Sätze lesen und war zufrieden. Ich wurde danach dem oberstenDeutschkurs für ausländische Studenten der Universität zugewiesen.Dann wurde ich immatrikuliert und g<strong>in</strong>g jeden Tag zum Unterricht. Me<strong>in</strong>Pr<strong>of</strong>essor hieß Höhm. E<strong>in</strong>en so guten Lehrer hatte ich bisher noch nichtgetr<strong>of</strong>fen. Er hatte e<strong>in</strong>e saubere, schöne Aussprache und erklärte allessehr genau und gründlich. Wunderbar! In me<strong>in</strong> Tagebuch schrieb ich am20. September: Der Pr<strong>of</strong>essor heißt Höhm, se<strong>in</strong> Unterricht ist ausgezeichnet, so gut,dass mir die Worte fehlen. Zum ersten Mal höre ich e<strong>in</strong>e Vorlesung auf Deutsch undkann alles verstehen. Das bedeutet nicht, dass me<strong>in</strong> Hörverständnis so gut ist, sonderndass er alles sehr deutlich erklärt. Das war me<strong>in</strong> E<strong>in</strong>druck. Beim Unterrichtsaß ich immer mit Qiao Guanhua zusammen. Wir fuhren jeden Tag mitder S-Bahn zum Unterricht und hatten viel Freude daran.Von Qiao Guanhua möchte ich auch gern erzählen, von den Bekanntenunter den ch<strong>in</strong>esischen Studenten und von den ch<strong>in</strong>esischen Studentenüberhaupt. Qiao Guanhua war me<strong>in</strong> Kommilitone an der Q<strong>in</strong>ghua-Universität. Er studierte Philosophie, zwei Klassen über mir. Auf demUni-Gelände schritt er, e<strong>in</strong>en Band der deutschen Ausgabe von HegelsGesamtwerk <strong>in</strong> der Hand, erhobenen Hauptes dah<strong>in</strong>, als sei er alle<strong>in</strong>. Wirkannten uns, hatten aber früher nicht viel mite<strong>in</strong>ander zu tun gehabt.Als Austauschstudenten nun hatten wir ständigen Kontakt. In Berl<strong>in</strong>waren wir fast jeden Tag zusammen, wie der Körper und se<strong>in</strong> Schatten.Wir g<strong>in</strong>gen geme<strong>in</strong>sam zum Unterricht und <strong>in</strong> die Mensa, wir besuchtengeme<strong>in</strong>sam Freunde, den Wannsee und den Zoologischen Garten. Beidewaren wir Bücherwürmer, g<strong>in</strong>gen gern <strong>in</strong> Antiquariate und entdecktengute Bücher. Er war <strong>in</strong>telligent und vor allem <strong>in</strong> klassischer Literaturgebildet. Wir unterhielten uns gern mite<strong>in</strong>ander, manchmal bis tief <strong>in</strong> dieNacht, dann schlief ich e<strong>in</strong>fach bei ihm. Mit Dun Futang hatten wir fast

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