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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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50 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>h<strong>in</strong>terlistig. Manchmal wirkten sie sogar e<strong>in</strong> bisschen schwerfällig. Werzum Beispiel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Laden etwas für fünfundsiebzig Pfennig gekauftund mit e<strong>in</strong>er Mark bezahlt hatte, erlebte e<strong>in</strong> kurioses Rechenkunststück.In Ch<strong>in</strong>a rechnet <strong>in</strong> diesem Fall der Verkäufer mit dem Abakus oder imKopf die Differenz aus und gibt fünfundzwanzig Pfennig zurück. Diedeutsche Verkäufer<strong>in</strong> aber sagte zuerst: „Fünfundsiebzig Pfennig“, legtefünf Pfennig auf den Tisch und sagte: „Achtzig Pfennig“, dann legte sienochmals zehn Pfennig auf den Tisch und sagte: „Neunzig Pfennig“.Zum Schluss legte sie weitere zehn Pfennig auf den Tisch und sagte:„E<strong>in</strong>e Mark. Das wär’s.“ Und beide Seiten waren zufrieden.E<strong>in</strong>e weitere kle<strong>in</strong>e Episode beweist, wie ehrlich und aufrichtig dieDeutschen waren. Me<strong>in</strong>em Tagebuch zufolge ereignete sie sich am17. September. Me<strong>in</strong>e Uhr lief nicht richtig. Ich g<strong>in</strong>g also zu e<strong>in</strong>emUhrmacher. Am folgenden Tag wollte ich die Uhr wie vere<strong>in</strong>bart abholen.Ich war neu <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und fühlte mich zwischen den Hochhäusern wie<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Urwald. H<strong>in</strong>zu kam der Straßenlärm. Mir wurde schw<strong>in</strong>dligund ich verlor die Orientierung. So betrat ich e<strong>in</strong> Uhrengeschäft, das soähnlich aussah wie das vom Vortag. Der alte Angestellte war wohlbeleibt,trug e<strong>in</strong>e starke Lesebrille und sah so aus wie der Mann von gestern.Ich reichte ihm den Beleg. Er suchte im Glasschrank nach me<strong>in</strong>er Uhrund fand sie nicht. Der alte Herr wurde etwas aufgeregt und hatteSchweißperlen auf der Stirn. Er blickte durch se<strong>in</strong>e Brille auf mich undbat: „Kommen Sie bitte morgen noch e<strong>in</strong>mal vorbei!“ Zu Hause dachteich weiter darüber nach. Am folgenden Tag schaute ich erneut vorbei,aber die Uhr wurde wieder nicht gefunden. Der alte Herr wurde ganznervös, auf se<strong>in</strong>er Stirn erschienen noch mehr Schweißperlen, und se<strong>in</strong>eHände zitterten. Nachdem er lange Zeit den Schrank durchwühlt hatte,g<strong>in</strong>g ihm plötzlich e<strong>in</strong> Licht auf. Er betrachtete den Beleg und sagte wie

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