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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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8 Ankunft <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> 47vermieteten sie an Studenten, die von außerhalb kamen, oder anausländische Studenten. Sogar gut dotierte Pr<strong>of</strong>essoren machten dake<strong>in</strong>e Ausnahme. Besonders <strong>in</strong>teressant war, dass die Vermieter ke<strong>in</strong>eleeren Räume, sondern möblierte Zimmer mit Tischen, Stühlen unde<strong>in</strong>em S<strong>of</strong>a e<strong>in</strong>schließlich der Bettwäsche anboten. Die Mieter brauchtenweder Hausrat noch Hand- und Badetücher mitzubr<strong>in</strong>gen. Auchalle Hausarbeiten – wie zum Beispiel Betten machen, die Bettdeckezusammenlegen, putzen und bohnern – übernahm die Vermieter<strong>in</strong>.Sogar die Schuhe, die die Mieter vor dem Schlafengehen vor die Türgestellt hatten, putzte sie blank und glänzend. Auch die Frauen derPr<strong>of</strong>essoren taten das höchst persönlich. Sie fanden solche Arbeitenke<strong>in</strong>eswegs erniedrigend. Die Deutschen s<strong>in</strong>d wegen ihrer Sauberkeit <strong>in</strong>aller Welt bekannt. So putzten auch die Hausherr<strong>in</strong>nen jeden Vormittag,sie re<strong>in</strong>igten nicht nur die Zimmer und bohnerten die Flure, ne<strong>in</strong>, siefeudelten sogar die Gehsteige mit Putzmitteln. Ke<strong>in</strong> Staubkörnchen war<strong>in</strong>nerhalb und außerhalb des Hauses zu f<strong>in</strong>den.Me<strong>in</strong> alter Kommilitone von der Q<strong>in</strong>ghua-Universität, Wang Dianhua,und se<strong>in</strong>e deutsche Frau hatten für uns <strong>in</strong> der Weimarer Straße <strong>in</strong>Charlottenburg e<strong>in</strong>e Unterkunft gefunden. Der Hausherr hieß Rosenau.Er sah aus wie e<strong>in</strong> Jude. Bei der Wohnungssuche musste ich an dieCh<strong>in</strong>esen <strong>in</strong> den frühen Romanen von Lao She denken, die <strong>in</strong> London aufWohnungssuche waren. Das war dort e<strong>in</strong> schweres Vorhaben! Denn wenn<strong>in</strong> den Zeitungsanzeigen nicht klar vermerkt war „auch an Ch<strong>in</strong>esen“,brauchte man gar nicht erst nachzufragen. Man wurde ganz sicherabgewiesen. In <strong>Deutschland</strong> war das ganz anders. In Berl<strong>in</strong> gab es ke<strong>in</strong>Problem e<strong>in</strong> Zimmer zu mieten – mit Ausnahme von solchen Häusern,<strong>in</strong> denen früher schon ch<strong>in</strong>esische Studenten gewohnt hatten. Hier wurdeman übersehen und stand vor verschlossener Tür. Wir wussten warum!

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