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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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5 In Haerb<strong>in</strong> 29dass Herr Dun nicht unter falschem Namen e<strong>in</strong> Reisegepäck an sichnehmen würde. Erst damit war dann das Problem erledigt. H<strong>in</strong>terher <strong>in</strong>dem kle<strong>in</strong>en Gasthaus - wir waren immer noch beunruhigt und aufgeregt- griff Herr Dun <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Tasche und fand den Gepäcksche<strong>in</strong>! Sollten wirjetzt lachen oder we<strong>in</strong>en? Er war froh und zufrieden. Das gleiche Theaterwiederholte sich auf der langen Reise von über e<strong>in</strong>em halben Monatmehrmals. Deshalb kam ich zu der Überzeugung: Alles was zu verlierenwar, würde er sicher m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal verlieren, und jedes Mal würde erder Gefahr entkommen und das Missgeschick e<strong>in</strong>e glückliche Wendungnehmen.Bei der Anmeldung <strong>in</strong> dem kle<strong>in</strong>en Gasthaus saß neben der Theke e<strong>in</strong>junger weißrussischer Kutscher, ungefähr fünfzehn oder sechzehn <strong>Jahre</strong>alt. Ich hatte Lust, ihn anzusprechen. Er zw<strong>in</strong>kerte mir zu und zeigte aufden älteren Mann an der Theke, der e<strong>in</strong>e Lesebrille trug und Shandong-Dialekt sprach: „Ich verstehe ihn, Sie nicht.“Ich wusste, was er me<strong>in</strong>te, und lachte.In Haerb<strong>in</strong> lebten viele Shandonger, von großen Geschäfts<strong>in</strong>habern biszu kle<strong>in</strong>en Straßenhändlern, überall begegnete man ihnen. Sie sprachenfast alle etwas Pidg<strong>in</strong>-Russisch und konnten sich mit den Weißrussenverständigen. Russisch war sehr populär, daraus waren e<strong>in</strong>ige russischkl<strong>in</strong>gende Wörter entstanden, zum Beispiel hieß Brot „Xleb“. DieCh<strong>in</strong>esen sprachen e<strong>in</strong> grammatisch nicht sehr korrektes, aber phonetischsehr sauberes Russisch. Die Gesprächspartner konnten sich mite<strong>in</strong>anderverständigen, das war die Hauptsache. Ich dachte <strong>in</strong> diesem Augenblick:In der zwischenmenschlichen Kommunikation und im <strong>in</strong>ternationalenAustausch s<strong>in</strong>d Fremdsprachenkenntnisse nötig. Aber mit Fremdsprachenist das so e<strong>in</strong>e Sache. Um sie neben der Muttersprache zu beherrschen,bedarf es grosser Anstrengung. Manchmal kann man auch mit viel

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