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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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250 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>zusammen war sauer, süß, bitter und scharf. Zweimal, e<strong>in</strong>mal für vierzigTage und das zweite Mal für vier Monate, erlebte ich das elfjährige Lebenwieder neu. Dieses Gefühl war nicht immer schön. Aber ich biss dieZähne zusammen und überwand mich. Ich h<strong>of</strong>fe nur, dass ich mich <strong>in</strong>Zukunft nicht mehr an vergangenes Glück und vergangene Schmerzen zuer<strong>in</strong>nern brauche.Soll das heißen, dass ich ke<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungen mehr aufschreiben werde?So ungefähr. Nach me<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung war me<strong>in</strong> Leben normal und esgab ke<strong>in</strong>e Heldentaten. Jeden Tag schrieb ich etwas beliebig auf, bis zudiesem Tage. Aber es ist wie mit e<strong>in</strong>er trockenen Orangenschale: Egal,wie man sie bearbeitet, man kann ke<strong>in</strong>en Saft mehr aus ihr herauspressen.So gibt es auch <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em achtzigjährigen Leben nur zwei wertvolleZeiträume, die es sich lohnt darzustellen: Der e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d die zehn <strong>Jahre</strong><strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, der andere ist die Zeit der noch nie dagewesenenKatastrophe, worüber ich ebenfalls 1988 den Entwurf „Kuhstall-Er<strong>in</strong>nerungen“ geschrieben habe. Letzterer hat eben denselben Umfangwie „<strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“. Wann die endgültige Fassung ersche<strong>in</strong>t,kann ich noch nicht sagen. Vielleicht geht es sehr schnell, vielleicht bleibtes immer e<strong>in</strong> Entwurf. Wer weiß. Zusammenfassend kann ich aber sagen:Es gab ke<strong>in</strong>e anderen sich lohnenden Er<strong>in</strong>nerungen außerhalb dieserbeiden Zeiträume.Am Anfang des Buches schrieb ich e<strong>in</strong>en Prolog, am Ende e<strong>in</strong>enNachklang unter der Überschrift „Verbleibende Töne“. Zwar ich b<strong>in</strong>bereits achtzig <strong>Jahre</strong> alt, aber es sieht so aus, als verblieben mir noch e<strong>in</strong>ige<strong>Jahre</strong>. Es gibt noch viel zu tun und viel auszuprobieren: Süßes, Saures,Scharfes und Bittereres. Ich h<strong>of</strong>fe, dass die verbleibenden Töne nochlange nachkl<strong>in</strong>gen.11. Mai 1991

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