13.07.2015 Aufrufe

Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

246 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>Informationen über die Nanj<strong>in</strong>g-Regierung erhalten. In Hongkong erfuhrich mehr darüber. Nach dem Sieg im anti-japanischen Widerstandskriegraubten und beschlagnahmten die hochrangigen, mittleren und kle<strong>in</strong>enBeamten, die über entsprechende Verwandtschaft, H<strong>in</strong>termänner,Beziehungen und Freundschaften verfügten oder durch Bestechung<strong>in</strong> ihre Positionen gekommen waren, überall <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a. Sie raubten undbeschlagnahmten Wohnungen, Grundstücke, Dollar, Gold, Lebensmittel,Lager und sogar Frauen. Sie richteten überall e<strong>in</strong> wüstes Chaos an. DasVolk geriet <strong>in</strong> helle Empörung. Die Täter waren noch schmutziger als die<strong>in</strong> den Aufzeichnungen aus der Q<strong>in</strong>g-Dynastie beschriebenen Beamten,die ihre wahre Natur zeigten. 60 Die so genannte Heimat bestand auszwei Teilen: aus der Natur und aus den Menschen. Die Natur war immernoch schön, sie konnte ich une<strong>in</strong>geschränkt lieben. Wie konnte ich abersolche Menschen lieben? Was konnte ich solchen Menschen sagen?E<strong>in</strong> ch<strong>in</strong>esisches Sprichwort lautet: „K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den ihre Mutter niemalshässlich, Hunde ihr Zuhause niemals arm.“ Me<strong>in</strong>e Heimat war überhauptnicht hässlich. Durfte man behaupten, dass diese Räuber hässlich waren?Hätten Sie, verehrte Leser, gegen solche Menschen nicht auch e<strong>in</strong>eAbneigung?Me<strong>in</strong> Herz war aufgewühlt. So kamen wir <strong>in</strong> Shanghai an. Es war der 19.Mai 1946. In me<strong>in</strong>em Tagebuch hielt ich fest:Shanghai, ist das wirklich e<strong>in</strong>e ch<strong>in</strong>esische Stadt? Ich verließ me<strong>in</strong>e Heimat vor elf<strong>Jahre</strong>n. Früher habe ich immer versucht mir vorzustellen, wie es se<strong>in</strong> würde, wenn ichdie Heimat wiedersehe. Jetzt b<strong>in</strong> ich angekommen, aber ich empf<strong>in</strong>de sie als besondersfremd, mir fehlt jegliches warme Gefühl. Habe ich mich geändert oder die Heimat?“Mit widersprüchlichen Gefühlen kam ich zurück, mit e<strong>in</strong>em lachenden60aus: „Die Aufzeichnung der wahren Natur der Beamten“ (《 官 场 现 行 记 》)von Li Baojia 李 宝 嘉 (1867 –1906), Schriftsteller, Q<strong>in</strong>g-Dynastie.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!