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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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38 Von Saigon nach Hongkong 241vergleichbar mit e<strong>in</strong>er Botschaft <strong>in</strong> anderen Ländern. Diese Behördehatte die Aufgabe, uns zu empfangen. Ihre Vertreter holten uns am Hafenab und brachten uns zu e<strong>in</strong>er Pension. Die E<strong>in</strong>richtung der Pension waraußergewöhnlich schlicht. Die Zimmer sahen aus wie Hühnerställe aufdem Festland. Wir zogen <strong>in</strong> zwei kle<strong>in</strong>e Zimmer. Davor lag e<strong>in</strong> langer Flurvon etwa zwanzig bis dreißig Quadratmetern, der wahrsche<strong>in</strong>lich auch alsAuffangsraum genutzt wurde. Betten gab es auf diesem Flur nicht. Se<strong>in</strong>eknapp dreißig Bewohner hausten auf dem Fußboden. E<strong>in</strong>ige waren kle<strong>in</strong>eHändler, andere wahrsche<strong>in</strong>lich arbeitslos. Diese Leute hatten ke<strong>in</strong>e Kulturund ke<strong>in</strong>e Moral. Sie sprachen laut, spuckten überall h<strong>in</strong> und rauchtenschlechte Zigaretten. Alles g<strong>in</strong>g drunter und drüber. In Hongkong lebtenviele Menschen auf wenig Platz. E<strong>in</strong> Stück Land war so teuer wie Gold.Es war hier auch nicht e<strong>in</strong>fach, überhaupt e<strong>in</strong>e Unterkunft zu f<strong>in</strong>den.Wir warteten auf e<strong>in</strong> Schiff nach Shanghai. Solange mussten wir uns mitdieser Unterkunft begnügen.Hongkong kannte ich vom Namen her sehr gut, war allerd<strong>in</strong>gs noch nieda gewesen. Gleich nach der Ankunft fiel mir e<strong>in</strong>iges auf, das auf michke<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>druck machte. Mehr als zehn <strong>Jahre</strong> hatte ich bereits<strong>in</strong> Europa gelebt. Ich hatte die große Welt <strong>in</strong> der Schweiz, Frankreichund <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> kennen gelernt. Wer das heutige Hongkongmit dem Hongkong Mitte der vierziger <strong>Jahre</strong> vergleicht, sieht vieleUnterschiede, aber manches hat sich auch bis heute nicht verändert.Es gibt immer noch viele Menschen und wenig Platz. Die Unterschiedezu unserer heutigen Zeit: Damals war Hongkong ländlich. Es fehltedas wissenschaftliche Leben. Es war sehr schwer, e<strong>in</strong>en Buchladen zuf<strong>in</strong>den. Auf den wenigen Straßen drängten sich Menschen Schulter anSchulter. In den Hochhäusern g<strong>in</strong>g es zu wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Taubenschlag. Wiee<strong>in</strong>en donnernden Wasserfall hörte man überall die umfallenden Ste<strong>in</strong>e

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