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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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37 Zwei Monate <strong>in</strong> Saigon 237unsere Taktik auch <strong>in</strong> Saigon an: Stärke zeigen! Beim ersten Essen imKonsulat lagen Essstäbchen aus Bambus auf dem Tisch. Wir verlangtennach Stäbchen aus Elfenbe<strong>in</strong>. Beim nächsten Essen bekamen wir sie. Daswar provozierend.Zwei Absätze dazu aus me<strong>in</strong>em Tagebuch:13. März 1946:Um 10 Uhr hatten wir e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> beim Generalkonsul Y<strong>in</strong> Fengzao. Um 11 Uhrkam er. Er war unfreundlich. Ich schäumte vor Wut und beschwerte mich. Daraufh<strong>in</strong>wurde er höflich. Was macht man mit solchen Bürokraten?13. April 1946:Frühmorgens um 6 Uhr standen wir auf. Nach dem Frühstück g<strong>in</strong>gen Huwen,Shix<strong>in</strong>, Xiao und ich zum Generalkonsulat, um über e<strong>in</strong>en Kab<strong>in</strong>enplatz auf demSchiff „Reich der Mitte“ zu verhandeln. Y<strong>in</strong> wollte sich herausreden. Wir wurdenunfreundlich – und er versprach uns den Platz.Diese beiden Auszüge verdeutlichten die damalige Situation. Wir lerntensehr viel daraus.In Saigon waren wir unserer Heimat viel näher als <strong>in</strong> Europa. Wir spürtendie Nähe auch wirklich stärker. Die hier lebenden Ch<strong>in</strong>esen schenktendem Krieg <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a sehr viel Aufmerksamkeit. Sie liebten Ch<strong>in</strong>a ebensowie die Ch<strong>in</strong>esen <strong>in</strong> anderen Ländern und nahmen regen Anteil amSchicksal ihrer Heimat. Inzwischen war der Krieg beendet, aber dieVeränderungen, die er <strong>in</strong> den acht <strong>Jahre</strong>n verursacht hatte, waren <strong>in</strong> ihrenHerzen und Köpfen. Als ich zum Beispiel das erste Mal die ch<strong>in</strong>esischeNationalhymne <strong>in</strong> Saigon hörte, packte mich, e<strong>in</strong>en von weither gereistenÜbersee-Ch<strong>in</strong>esen, Rührung. Ich fühlte mich ermutigt, geehrt, begeistertund stolz. Ich konnte me<strong>in</strong>en Kopf wieder höher tragen. E<strong>in</strong>malerwähnte ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mittelschule den Namen von Chiang Kai-shek. Dastanden alle Leute plötzlich auf. Ich war erschrocken und verdutzt. Später

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