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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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37 Zwei Monate <strong>in</strong> Saigon 235Europa: „Alle auf der Welt haben Angst vor der Zeit, aber die Zeit hatAngst vor dem Osten.“ Dieser Satz traf hier wirklich zu.Unter den E<strong>in</strong>wohnern lebten viele ehemalige ch<strong>in</strong>esische Staatsbürger,die vorwiegend am Hafen und <strong>in</strong> der Nähe der Innenstadt wohnten. Aufden Straßen und <strong>in</strong> den Läden <strong>in</strong> dieser Gegend sah man nur Ch<strong>in</strong>esen,und auch die Inhaber der Geschäfte waren samt und sonders Ch<strong>in</strong>esen,die Ladenschilder waren ch<strong>in</strong>esisch beschriftet und die Kunden warenebenfalls Ch<strong>in</strong>esen. Ch<strong>in</strong>esen betrieben viele kle<strong>in</strong>e Fabriken, meistensReisschälfabriken und e<strong>in</strong>ige Ziegeleien. Und das Essen war natürlichch<strong>in</strong>esisch. Sowohl <strong>in</strong> den großen Restaurants als auch <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>enLokalen auf der Straße gab es typische Kanton-Spezialitäten. Die Regaleh<strong>in</strong>gen voll mit Würsten und geräuchertem Fleisch aus Kanton. Überallbot man teure Spezialitäten von jungen Schwe<strong>in</strong>en an. Früher hieß es„Essen wie <strong>in</strong> Kanton“. Es sollte besser heißen „Essen wie <strong>in</strong> Saigon“.In Saigon existierten viele ch<strong>in</strong>esische Grund- und e<strong>in</strong>ige Mittelschulen,ch<strong>in</strong>esische Zeitungen und ch<strong>in</strong>esische Buchläden. Hier lebten ch<strong>in</strong>esischeSchriftsteller und Akademiker. Es gab auch ch<strong>in</strong>esische Krankenhäusermit ch<strong>in</strong>esischen Ärzten und Patienten. Wahrsche<strong>in</strong>lich weil wir ebenfallszu den Akademikern gehörten, machten wir schon kurz nach unsererAnkunft Bekanntschaft mit den e<strong>in</strong>heimischen Akademikern. Sie hattengroßen Respekt vor uns, weil wir uns durch das Auslandsstudiumsozusagen „vergoldet“ hatten. Sie luden uns zum Essen e<strong>in</strong>, baten unsVorträge zu halten und Artikel für die Zeitungen zu schreiben. Wirbedankten uns für ihre Freundlichkeit.Wahrsche<strong>in</strong>lich existierte noch e<strong>in</strong> weiterer Grund, warum sie unsrespektierten. Die Nanj<strong>in</strong>g-Regierung hatte e<strong>in</strong>en Generalkonsulnach Saigon geschickt. Vorher gab es zwar schon e<strong>in</strong>ige Konsuln undVizekonsuln. Nun aber hatten sie e<strong>in</strong> großes Generalkonsulat gegründet,

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