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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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230 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>Unser Schiff fuhr weiter durch das Rote Meer. Warum heißt das RoteMeer Rotes Meer? Jetzt endlich fand ich e<strong>in</strong>e Antwort auf die Frage.Am 19. Februar schrieb ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Tagebuch:Heute war es sehr heiß, und ich schwitzte die ganze Zeit. Nach dem Mittagessen wollteich mich ausruhen, aber es war so heiß, dass ich nicht schlafen konnte. Deshalb g<strong>in</strong>gich auf das Oberdeck. In der Ferne sah ich rote Wellen wie e<strong>in</strong>e Blutl<strong>in</strong>ie. Das Meerwar dunkelgrün und bewegt, aber die Wellen konnten diese L<strong>in</strong>ie nicht brechen. Sieblieb immer rot. Ob das Meer daher se<strong>in</strong>en Namen trägt? Heute sahen wir Fische ausdem Wasser auftauchen.Es war e<strong>in</strong> Glück, diese Blutl<strong>in</strong>ie mit eigenen Augen zu sehen. Auf derüber tausend Kilometer langen Reise habe ich die e<strong>in</strong>ige Meter breite undundef<strong>in</strong>ierbar lange Blutl<strong>in</strong>ie gesehen. Dazu braucht man Glück. Wennich nicht zur richtigen Zeit an Deck gegangen wäre, hätte ich sie nichtgesehen. Vor lauter Glück geriet ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Freudentaumel.Es gab e<strong>in</strong>en anderen Vorfall, den wir alle glücklich überstanden haben.In der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Seem<strong>in</strong>en nochnicht beseitigt. Auf der ganzen Strecke vom Mittelmeer durch das RoteMeer bis zum Indischen Ozean stellten sie e<strong>in</strong>e ernste Bedrohung dar.Unser Schiff war e<strong>in</strong>es der wenigen, die zu der Zeit von Europa nachAsien fuhren. Vor uns gab es e<strong>in</strong>ige Schiffe, die auf Seem<strong>in</strong>en gelaufenund gesunken waren. Zu Beg<strong>in</strong>n der Reise wussten wir das nicht, aberwir hatten e<strong>in</strong> komisches Gefühl. Warum mussten wir uns bei Antritt derReise an Deck versammeln und die Rettungsr<strong>in</strong>ge ausprobieren? Warumhatte ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Tagebuch vermerkt, dass ich täglich e<strong>in</strong>en Wachdienstan Deck übernehmen musste? Dafür gab es bestimmt e<strong>in</strong>en Grund.Nachdem wir die Straße von Malakka durchfahren hatten, teilte uns derKapitän frühmorgens mit, dass er die ganze Nacht habe Wache haltenmüssen, weil es <strong>in</strong> diesem Gebiet Seem<strong>in</strong>en gab. Er hatte Angst, dass

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