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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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228 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>mir der Schweiß <strong>in</strong> Strömen über den Rücken. Erschöpft erreichte ichme<strong>in</strong>e Kab<strong>in</strong>e und nahm e<strong>in</strong>e Dusche. Das ertrugen wir e<strong>in</strong>ige Zeit, bisdas Schiff <strong>in</strong> das Rote Meer e<strong>in</strong>lief, wo es unvorstellbar heiß war. Selbstwer nur e<strong>in</strong> Hemd trug und sich nicht bewegte, schwitzte. Es schien, alssei selbst das „Menschenmögliche“ nicht mehr genug, um dem Kapitängegenüber Wort zu halten. Wir hatten große Angst vor dem Speisesaalund ke<strong>in</strong>e Lust mehr dort zu essen. Deshalb verhandelten wir mit demPersonal <strong>in</strong> der Küche und aßen dann <strong>in</strong> der Kab<strong>in</strong>e. Das Problem wargelöst.Es gab auch angenehme Situationen auf dem Schiff. Wir beobachtetengelassen die französischen Soldaten. Es mochten e<strong>in</strong>ige Tausende se<strong>in</strong>,Männer und Frauen, die allerd<strong>in</strong>gs deutlich <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>derheit waren. DieFranzosen hatten e<strong>in</strong>e gesellige Natur. Sche<strong>in</strong>bar trugen sie ihr Herz aufder Zunge und waren jederzeit bereit, sich mit jemandem anzufreunden.Der Kontakt zu ihnen ist leichter als zu Deutschen oder Briten. Nache<strong>in</strong>em ersten Treffen und nach wenigen Worten schienen sie schon alteFreunde geworden zu se<strong>in</strong>. Die französischen Soldaten auf dem Schiffverhielten sich jedenfalls so. Männer und Frauen waren herzlich undlebendig. Sie umarmten sich und waren ausgelassen. Niemand fand dasaußergewöhnlich. Nur abends konnte es schon mal unangenehm werden,wenn wir auf dem Deck spazieren g<strong>in</strong>gen, um uns den W<strong>in</strong>d um dieOhren pusten zu lassen und das Meer zu genießen. E<strong>in</strong> seltenes Glück!Dabei stolperten wir manchmal über e<strong>in</strong>en Menschen – oder auch gleichüber zwei, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dunklen Ecke versteckt hatten, natürlich e<strong>in</strong>Mann und e<strong>in</strong>e Frau. Uns machte das verlegen. Die Betr<strong>of</strong>fenen selbsthatten damit ke<strong>in</strong> Problem und blieben e<strong>in</strong>fach liegen. Wir flüchteten <strong>in</strong>unsere hell erleuchteten Kab<strong>in</strong>en. Das Erlebnis an Deck war vorüber. NurBruchstücke von Er<strong>in</strong>nerungen blieben.

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