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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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3 Reisevorbereitung <strong>in</strong> Beip<strong>in</strong>g 19Tante, me<strong>in</strong>e Frau Dehua, die me<strong>in</strong>e Tochter Wanru an der Hand hielt,und me<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en erst vor e<strong>in</strong> paar Monaten geborenen Sohn, derim Schoß der Mutter schlief. Zum Abschied begleiteten mich alle zumHaustor. Me<strong>in</strong>e Tochter und me<strong>in</strong> Sohn hatten ke<strong>in</strong>e Ahnung, was derAbschied bedeutete, sie fanden ihn vielleicht sehr lustig. Mir standenTränen <strong>in</strong> den Augen, die ich zu unterdrücken versuchte. Es fiel mirschwer, me<strong>in</strong>e Lieben noch e<strong>in</strong>mal anzusehen. Ich glaube, auch ihnentraten die Tränen <strong>in</strong> die Augen. Ich drehte mich zu e<strong>in</strong>er Rikscha um, undbald huschten die Schatten von Torbögen mit beschädigten Dachziegelnan mir vorbei.Ich fuhr mit dem Zug nach Beip<strong>in</strong>g, denn die Formalitäten für dieAuslandsreise konnten nicht <strong>in</strong> Ji´nan, sondern nur dort erledigt werden.In Beip<strong>in</strong>g mietete ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pension am Shatanplatz e<strong>in</strong> Zimmerund deponierte dort me<strong>in</strong>e zwei großen Lederk<strong>of</strong>fer. Dann g<strong>in</strong>g ich zurQ<strong>in</strong>ghua-Universität und bekam e<strong>in</strong> Bett <strong>in</strong> der Herberge im I-Form-Gebäude. In me<strong>in</strong>em Zimmer wohnte auch e<strong>in</strong> ehemaliger Q<strong>in</strong>ghua-Absolvent. Er war Direktor e<strong>in</strong>er Versicherung. Wir plauderten dieganze Nacht lang. Er riet mir, <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> Versicherungswesen zustudieren, um nach me<strong>in</strong>er Rückkehr se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach sehr leicht e<strong>in</strong>eStelle f<strong>in</strong>den zu können. Höchstwahrsche<strong>in</strong>lich wäre das e<strong>in</strong>e goldeneReisschüssel. Das war vielleicht sehr attraktiv, entsprach aber nichtme<strong>in</strong>em Wunsch. Ich wollte ke<strong>in</strong>e große Karriere machen und der Berufe<strong>in</strong>es Beamten oder Kaufmanns <strong>in</strong>teressierte ich überhaupt nicht. Ichsehnte mich auch nicht nach Reichtum. Se<strong>in</strong> guter Rat freute und ehrtemich, doch konnte ich ihn unmöglich befolgen.In den Sommerferien verliessen fast alle Studenten die Universität undfuhren nach Hause. Sie ließen e<strong>in</strong> ruhiges Universitätsgelände zurück. DieLandschaft hier war sanft und bezaubernd. Bäume wuchsen wetteifernd

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