Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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13.07.2015 Aufrufe

194 Zehn Jahre in Deutschlandverlassen und damit auch sie. Es gab viele Lehrer und Freunde, an dieich denken musste. Mir schwirrte der Kopf davon. Ich wusste nicht,warum mir gerade in dieser Situation gerade diese Chinesen, die sich inder Fremde mühsam durchschlugen und deren Namen ich nicht einmalkannte, in den Sinn kamen. Wie hatten sie wohl den Zweiten Weltkriegüberstanden? Wo trieben sie sich jetzt herum? Wahrscheinlich würde ichin meinem Leben nichts mehr von ihnen hören. Ich schaute in die Ferne,und mein Herz begann schneller zu schlagen.

31 Leb wohl, Göttingen! 19531. Leb wohl, Göttingen!Nun würde ich gehen.Nun würde ich Deutschland verlassen.Nun würde ich Göttingen verlassen.Die Stadt, in der ich zehn Jahre lang gelebt hatte.Ein altes chinesisches Sprichwort sagt: „Egal wieviel tausend Li dasSonnendach auch lang sein mag, das Festessen ist begrenzt.“ Alles hateinmal ein Ende. Buddha mahnt seine Gläubigen, nicht mehr als dreimalunter einem Maulbeerbaum zu übernachten. Das hätte Nachteile für ihrweiteres Leben. Ich aber wohnte in Göttingen nicht drei Nächte, sondern1200 mal drei Nächte. Das verband mich natürlich mit diesem Ort. ZumGlück war ich kein Buddhist. Ich wollte auch niemals einer werden. DerBuddhismus war nicht meine Sache, ich hatte meine eigenen Wurzeln.Hätte mir bei meiner Ankunft in Göttingen jemand gesagt, ich müssefünf Jahre bleiben, wäre ich sicher in die Luft gegangen. Wie hätte ichfünf Jahre ertragen können! Fünf Jahre sind mehr als 1800 Tage! Jetzt

31 Leb wohl, Gött<strong>in</strong>gen! 19531. Leb wohl, Gött<strong>in</strong>gen!Nun würde ich gehen.Nun würde ich <strong>Deutschland</strong> verlassen.Nun würde ich Gött<strong>in</strong>gen verlassen.Die Stadt, <strong>in</strong> der ich zehn <strong>Jahre</strong> lang gelebt hatte.E<strong>in</strong> altes ch<strong>in</strong>esisches Sprichwort sagt: „Egal wieviel tausend Li dasSonnendach auch lang se<strong>in</strong> mag, das Festessen ist begrenzt.“ Alles hate<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Ende. Buddha mahnt se<strong>in</strong>e Gläubigen, nicht mehr als dreimalunter e<strong>in</strong>em Maulbeerbaum zu übernachten. Das hätte Nachteile für ihrweiteres Leben. Ich aber wohnte <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen nicht drei Nächte, sondern1200 mal drei Nächte. Das verband mich natürlich mit diesem Ort. ZumGlück war ich ke<strong>in</strong> Buddhist. Ich wollte auch niemals e<strong>in</strong>er werden. DerBuddhismus war nicht me<strong>in</strong>e Sache, ich hatte me<strong>in</strong>e eigenen Wurzeln.Hätte mir bei me<strong>in</strong>er Ankunft <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen jemand gesagt, ich müssefünf <strong>Jahre</strong> bleiben, wäre ich sicher <strong>in</strong> die Luft gegangen. Wie hätte ichfünf <strong>Jahre</strong> ertragen können! Fünf <strong>Jahre</strong> s<strong>in</strong>d mehr als 1800 Tage! Jetzt

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