13.07.2015 Aufrufe

Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

30 Ch<strong>in</strong>esen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> 193sagen sollen?“ Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. DieseQ<strong>in</strong>gtian-Händler hatten ihre Heimat und ihr Zuhause verlassen müssen,mussten sich <strong>in</strong> fremden Ländern durchschlagen und unvorstellbareGefahren und Härten auf sich nehmen. Wie mühsam hatten sie etwasGeld zusammengespart, um es nach Hause zu schicken. Viele sahen ihreHeimat erst nach <strong>Jahre</strong>n wieder, manche starben <strong>in</strong> der Fremde. Diemeisten von ihnen waren Analphabeten. Wir konnten uns nicht wirklichverständigen, aber ich sah ihre Freude und ihre Ahnungslosigkeit. Traurig.So sah me<strong>in</strong> Treffen mit den Q<strong>in</strong>gtian-Händlern aus. Für mich war ese<strong>in</strong>e Zufallsbekanntschaft. Sie dagegen betrachteten mich als wirklichenFreund.Nachdem ich wieder nach Gött<strong>in</strong>gen zurückgefahren war, sandten sie mirständig Geschenke. E<strong>in</strong>mal schickten sie mir kurz vor Weihnachten ausHamburg fünfzig Krawatten. E<strong>in</strong> willkommenes Geschenk, um me<strong>in</strong>enLehrern und Freunden e<strong>in</strong>e Freude zu bereiten. In e<strong>in</strong>em anderenJahr schickten sie mir ebenfalls kurz vor Weihnachten aus Hamburge<strong>in</strong>en Eimer Doufu. Die Ch<strong>in</strong>esen stellten Doufu <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> nur<strong>in</strong> Hamburg her. Für Europäer war dieser Sojabohnenquark fremd.Diejenigen, die Doufu mochten, schätzten es als beste Delikatesseüberhaupt, anderen erschien Doufu nur merkwürdig. Ich bekam so vielDoufu, dass ich es beim besten Willen nicht alle<strong>in</strong> essen konnte. Undkochen konnte ich auch kaum. Wenn ich jemandem D<strong>of</strong>u schenkenwollte, musste ich lange und überzeugende Erklärungen abgeben, damiter es annahm. Natürlich war ich den Q<strong>in</strong>gtian-Freunden trotzdem sehrdankbar. Sie waren e<strong>in</strong>fach und gutmütig, wenn auch e<strong>in</strong> wenig naiv.Ich habe schon erwähnt, dass ich die Namen der Händler nicht kannteund nicht wusste, welche ich kennen gelernt hatte. Ihre Namen richtetensich nach den Pässen, die sie gerade besaßen. Nun wollte ich <strong>Deutschland</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!