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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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178 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>gar nicht beruhigen. Sie behauptete, dass die amerikanischen Soldaten dieganze Nacht über getrunken, getanzt und derart stark auf den Fußbodengestampft hätten, dass es die Geister im Himmel hätten hören müssen. Damussten natürlich die kunstvollen und zierlichen Stuhlbe<strong>in</strong>e zerbrechen.Das Ehepaar behielt aber weitgehend die Fassung – e<strong>in</strong> Zeichen für se<strong>in</strong>ehohe Bildung. Sie erlebten nun die Willkür e<strong>in</strong>er fremden Macht. Daraufwaren sie nicht vorbereitet.Natürlich war nicht nur ihr Haus besetzt worden. Während dieserschlimmen Zeit sah ich <strong>in</strong> den <strong>of</strong>fenen Fenstern der schönen Häuserrechts und l<strong>in</strong>ks der Hauptstraße zahlreiche Sohlen von Lederstiefelnordentlich nebene<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> den Fensterbänken. Die Stiefel standennicht, sondern lagen auf den Fensterbänken. Das bedeutete nicht, dasssie <strong>in</strong> der Sonne trocknen sollten. Wenn man der Sache auf den Grundg<strong>in</strong>g, entdeckte man Folgendes: Zu den Schuhsohlen gehörten Stiefel,und <strong>in</strong> den Stiefeln steckten Füße. Zu den Füßen gehörten Ober- undUnterschenkel und zu den Schenkeln e<strong>in</strong> Körper. Schließlich gab es nochirgendwo e<strong>in</strong>en Kopf. Zu sehen waren allerd<strong>in</strong>gs nur die Schuhsohlen.Als ich den Grund erkannt hatte, musste ich lachen.Diese amerikanischen Soldaten hatten zur Entspannung ihre Füße aufdie Fensterbänke gelegt. Die Soldaten waren jung, groß, schlank undgut aussehend. Aber sie h<strong>in</strong>terließen e<strong>in</strong>en lässig-schludrigen E<strong>in</strong>druck.Sie grüßten ihre Offiziere bei weitem nicht so zackig, wie deutscheSoldaten es taten. Man hatte immer den E<strong>in</strong>druck, dass sie sich frechund nachlässig benahmen. Vermutlich waren ihre Vorschriften nichtso streng. Unter<strong>of</strong>fiziere salutierten nur den Stabs<strong>of</strong>fizieren odernoch höheren Rängen. Gleichrangige grüßten nicht, auch nicht dieMannschaften untere<strong>in</strong>ander, egal welchen Rang sie hatten. Das warbei den Deutschen anders. Überdies war es entsetzlich, wie sehr die

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