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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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27 Das Ende der Nazis – die Ankunft amerikanischer Soldaten <strong>in</strong> der Stadt 177erschrocken reagierte. Sie klopfte an me<strong>in</strong>e Tür und bat um Hilfe. Ich g<strong>in</strong>gzu den Amerikanern, die mich überrascht fragten, was ich hier mache. Ichstellte mich als Ch<strong>in</strong>ese vor und behauptete, zu den Alliierten zu gehörenund Frau Schmidt als Übersetzer zu helfen. Weitere Fragen an michhatten sie nicht. Also begann ich mit der Übersetzung. Die Vernehmungdauerte nicht sehr lange, ihr Verhalten erlebte ich als fair und angenehm.Sie benahmen sich weder böse noch heimtückisch. Allerd<strong>in</strong>gs hatte dieTochter bereits das Weite gesucht und ihre Mutter behauptete, ihrenAufenthaltsort nicht zu kennen. Damit war die Vernehmung beendet.Danach ließen sich die amerikanischen Soldaten nicht mehr blicken.Das US-Militär besetzte außerdem e<strong>in</strong>ige Gött<strong>in</strong>ger Privathäuser. Es hattee<strong>in</strong>e Entfernung von mehr als zehntausend Kilometern mit dem Schiffzurückgelegt, und als es jetzt die Stadt besetzt hatte, da fehlte es ihnen angeeigneten Unterkünften. So konfiszierten die Soldaten die Häuser derdeutschen Bewohner. Sie quartierten sich nur <strong>in</strong> alle<strong>in</strong>stehenden Häusernmit Garten e<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong> Lehrer, Pr<strong>of</strong>essor Waldschmidt, besass e<strong>in</strong> solchesHaus. Dieses neue Haus befand sich außerhalb der Stadt am Fuße desBerges. Deshalb konnte er e<strong>in</strong>e Besetzung nicht verh<strong>in</strong>dern. Woh<strong>in</strong> dasEhepaar vertrieben worden war, habe ich nicht erfahren. E<strong>in</strong>e Gruppeamerikanischer Soldaten hatte sich erhobenen Hauptes <strong>in</strong> ihrem Heime<strong>in</strong>genistet. Sie blieben dort zwar nur e<strong>in</strong>ige Tage, weil sie dann nochan e<strong>in</strong>em anderen Ort ihrem Dienst nachgehen mussten, aber dennochhatten Stücke der prunkvollen Antiquitäten schwer gelitten. Vor allem e<strong>in</strong>paar alte Stühle, die das Ehepaar besonders schätzte. Diese Stühle hattensie immer sehr vorsichtig behandelt. Jetzt aber waren e<strong>in</strong>ige Stuhlbe<strong>in</strong>ekaputt. Nach dem Auszug der amerikanischen Soldaten besuchte ich dasEhepaar. Pr<strong>of</strong>essor Waldschmidt zeigte mir die Schäden fassungslos undmit bitterer Miene. Se<strong>in</strong> Zorn war verständlich. Se<strong>in</strong>e Frau konnte sich

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