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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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27 Das Ende der Nazis – die Ankunft amerikanischer Soldaten <strong>in</strong> der Stadt 175gehört. Ich konnte nichts mehr essen. Kurze Zeit später brachte Yigang se<strong>in</strong>e Frauund se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der zu mir. Ihr Haus war von amerikanischen Soldaten besetzt. Wirunterhielten uns. Ich war ganz durche<strong>in</strong>ander, aber ich freute mich und war aufgeregt.Nach dem Abendessen unterhielt ich mich weiter mit Yigang bis spät <strong>in</strong> die Nacht.Dann schlief ich e<strong>in</strong>.Die Stadt Gött<strong>in</strong>gen ist befreit.Das s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e Aufzeichnungen von den entscheidenden drei Tagen –schlicht und e<strong>in</strong>fach.Die Stadt Gött<strong>in</strong>gen ist e<strong>in</strong> Teil von <strong>Deutschland</strong>, der Pilzbunker auf demBerg e<strong>in</strong> Teil der Stadt Gött<strong>in</strong>gen und ich e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil des Pilzbunkers.Was <strong>in</strong> diesem Pilzbunker geschah, lässt sich auf die Situation <strong>in</strong> ganz<strong>Deutschland</strong> übertragen, nicht wahr?Auf jeden Fall war hier e<strong>in</strong> historischer Umbruch geschehen. Danachbegann für die Stadt Gött<strong>in</strong>gen, wie auch für die anderen Städte <strong>in</strong><strong>Deutschland</strong>, e<strong>in</strong> neues Kapitel <strong>in</strong> der Geschichte. Der Faschismus hattee<strong>in</strong> Ende. Die Faschisten hatten die Menschen tyrannisiert, skrupelloseTaten begangen und sich äußerst arrogant benommen. Wo waren siejetzt?! Die Deutschen sprachen sehr selten darüber. Sie schienen wie vorden Kopf geschlagen. Unklar, was <strong>in</strong> ihnen vorg<strong>in</strong>g, doch sie wirktennachdenklich. War die Geschichte für sie wichtig? Auf mich machtendie Bürger folgenden E<strong>in</strong>druck: ahnungslos, betäubt, wirr, sprachlos.E<strong>in</strong>e ungeheuer begabte Nation war über Nacht überraschend und,für mich unbegreiflich, zu e<strong>in</strong>em besiegten Land geworden, zu e<strong>in</strong>emVolk, mit dem die Sieger machen konnten, was sie wollten. Gleich, wiedie Deutschen darüber dachten, ich war e<strong>in</strong> Ausländer, der zehn <strong>Jahre</strong><strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> gelebt hatte und die Deutschen sehr liebte. Ich wolltewe<strong>in</strong>en, aber ich hatte ke<strong>in</strong>e Tränen mehr.Es erschien unfassbar, dass der grausamste Krieg <strong>in</strong> der menschlichen

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