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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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174 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>Szene. Kurz vor 8 Uhr war ich wieder zu Hause. Nach dem Abendessen saß iche<strong>in</strong>ige Zeit <strong>in</strong> der Dunkelheit und war so aufgeregt wie e<strong>in</strong>e Ameise auf e<strong>in</strong>er heißenHerdplatte. Schließlich nahm ich e<strong>in</strong>ige Sachen und g<strong>in</strong>g zurück <strong>in</strong> den Pilzkeller.8. April 1945:Im Keller war es sehr kalt. Ich wickelte mich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Decke, setzte mich h<strong>in</strong>, konnteaber nicht schlafen. Ich verstand nicht, warum es hier so viele Leute gab und immernoch mehr kamen. Später erfuhr ich, dass die Partei bekannt gegeben hatte, dassFrauen und K<strong>in</strong>der Gött<strong>in</strong>gen verlassen müssten. Mir blieb das Herz stehen, undan Schlaf war nicht mehr zu denken. Ich konnte nur auf die Morgendämmerungwarten. Dann eilte ich nach Hause, aß etwas, brachte e<strong>in</strong>ige Bücher <strong>in</strong> den Kellerund g<strong>in</strong>g zurück <strong>in</strong> den Bunker. Weit entfernt war starker Geschützdonner zuhören. Die Leute im Keller waren <strong>in</strong> Panik. E<strong>in</strong>ige behaupteten, die deutsche Armeewürde Gött<strong>in</strong>gen verteidigen, andere behaupteten, die Stadt Gött<strong>in</strong>gen sei bereit zukapitulieren. Plötzlich heulten die Sirenen fünf M<strong>in</strong>uten lang. Das bedeutet dasbaldige Herannahen der Fe<strong>in</strong>de. Mir blieb wieder das Herz stehen. Me<strong>in</strong> Schicksalund das Schicksal der Stadt Gött<strong>in</strong>gen würden sich bald entscheiden. Die E<strong>in</strong>schlägekamen näher. Vor dem Keller flohen deutsche Truppen <strong>in</strong> alle Richtungen. Nache<strong>in</strong>iger Zeit trat plötzliche Ruhe e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>ige Leute stiegen nach draußen und sahenamerikanische Panzer. Im Keller herrschte völliges Chaos. Aus Angst vor denSchüssen der amerikanischen Soldaten wollte niemand mehr rausgehen. Ich verließden Bunker mit e<strong>in</strong>er deutschen Frau, suchte e<strong>in</strong>en amerikanischen Soldaten undschilderte ihm die Situation im Bunker. Danach <strong>in</strong>formierten wir die anderen. Siekamen nache<strong>in</strong>ander nach draußen. Ich war so außer mir vor Freude, dass ich nichtmehr wusste, was ich tun sollte. Ich lief zu e<strong>in</strong>em Panzer und sprach mit e<strong>in</strong>emamerikanischen Soldaten. Ich hatte total vergessen, dass wir uns noch immer im Kriegbefanden und mir gegenüber Kanonen standen. Es war 3 Uhr morgens, als ich nachHause kam. Plötzlich fiel mir das Ehepaar Shix<strong>in</strong> e<strong>in</strong>. Waren sie verletzt? Dort, wosie wohnten, hatte es starke E<strong>in</strong>schläge gegeben, und ich hatte lange nichts von ihnen

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