13.07.2015 Aufrufe

Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

172 <strong>Zehn</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>Im Stillen schienen sie auf etwas zu warten.Ihre Erwartung erfüllte sich. Die Welt wurde auf den Kopf gestellt. Umdie damalige Situation zu beschreiben und me<strong>in</strong>e Gedanken aus jenerZeit zu <strong>of</strong>fenbaren, zitiere ich wörtlich aus me<strong>in</strong>em Tagebuch. Me<strong>in</strong>edreitägigen Erlebnisse s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Tropfen im Meer der Ereignisse, aber siezeigen uns, was damals <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> geschah. Der Leser kann sichselbst e<strong>in</strong> Bild machen:6. April 1945:Gestern Abend g<strong>in</strong>g ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Keller. Die hierher geflüchteten Deutschen warene<strong>in</strong>geschlafen. Ich konnte nicht e<strong>in</strong>schlafen, weil es sehr kalt war und man nur sitzenkonnte, ohne sich anzulehnen. Nach e<strong>in</strong>iger Zeit gab es Entwarnung. Trotzdem bliebendie Leute noch da. Daher blieb ich auch. Me<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e waren kalt wie Eis. Man denktan alles Mögliche, aber man kann weder we<strong>in</strong>en noch lachen. Der Alarm war sehrmerkwürdig, e<strong>in</strong> paar Male nur ganz kurz. Die Leute konnten nur vermuten, waspassiert war. E<strong>in</strong>ige behaupteten, es sei Alarm, andere behaupteten das Gegenteil.Aber wenn man sich konzentrierte, hörte man draußen Flugzeuge. Wir wartetenbis kurz nach 4 Uhr, danach g<strong>in</strong>gen wir zu Dritt nach Hause. Als ich aufwachte,war es schon 9 Uhr. Während des Frühstücks hörten wir wieder die Geräusche vonFlugzeugen und großen Bombern. Gleich würde es Voralarm geben, schließlich Alarm.Wir gerieten wieder <strong>in</strong> Panik, nahmen unsere Sachen und flüchteten nach draußen.Der Lärm der Flugzeuge erschütterte die Erde. Als wir kurz vor dem Kellere<strong>in</strong>gangstanden, hörten wir erneut Flugzeuge. Alle Leute versuchten <strong>in</strong> den Keller zu kommen.Wir hatten ihn gerade betreten, da hörten wir Bombene<strong>in</strong>schläge <strong>in</strong> der Stadt. Ichdachte, jetzt trifft es uns. Die Bombene<strong>in</strong>schläge waren wie Blitze<strong>in</strong>schläge, die sogar dieHolzstühle erschütterten. E<strong>in</strong>ige Leute knieten sich auf den Boden, andere we<strong>in</strong>ten.Glücklicherweise war nach zwei E<strong>in</strong>schlägen wieder Ruhe. Um 11 Uhr er<strong>in</strong>nerteich mich an das Wasser, das <strong>in</strong> der Küche kochte. Ich g<strong>in</strong>g vorzeitig nach Hause.Kurz danach gab es Vorentwarnung. Nachdem ich gefrühstückt hatte, zündete

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!