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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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23 Me<strong>in</strong>e Vermieter<strong>in</strong> 151natürlich – wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em warmen Frühl<strong>in</strong>gsw<strong>in</strong>d.Ihr Leben verlief <strong>in</strong> geordneten Bahnen. Ihre Welt war die Familie. InCh<strong>in</strong>a gibt es e<strong>in</strong>en Satz: „Frauen s<strong>in</strong>d an den Feuerherd gefesselt.“In <strong>Deutschland</strong> gab es ke<strong>in</strong>en solchen Herd, sondern Gaskocher undElektrizität. Aber das Reich me<strong>in</strong>er Vermieter<strong>in</strong> war die Küche. JedenMorgen machte sie Frühstück für ihren Mann und für mich. Danachwischte sie ohne Pause den Fußboden, die Treppe und den Gehweg vorder Haustür. Sie polierte den Fußboden und die Treppe mit Wachs, bissie glatt waren. Der Gehweg vor der Haustür wurde nicht nur gefegt,sondern mit Scheuermitteln geschrubbt. Wer sich auf den Gehweg setzte,fand sicher ke<strong>in</strong> Stäubchen an der Kleidung. Deutsche mögen es sauber,das ist weltbekannt. Es gibt e<strong>in</strong> Wort auf Deutsch, das heißt „Putzteufel“.Es bezeichnet Frauen, die putzsüchtig s<strong>in</strong>d und den ganzen Tag wischen,fegen und schrubben. Teufel heißt auf Ch<strong>in</strong>esisch „mogui“, putzen heißt„dasao“. Es gibt ke<strong>in</strong>en entsprechenden Ausdruck <strong>in</strong> unserer Sprache.Me<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung nach war me<strong>in</strong>e Vermieter<strong>in</strong>, genau wie die meistendeutschen Frauen, e<strong>in</strong> hundertprozentiger Putzteufel.Aber sie kümmerte sich um alles, was ich brauchte. Die Lebensgewohnheitender Deutschen unterscheiden sich von denen der Ch<strong>in</strong>esen. Nach demAufstehen frühstücken sie, dann gehen sie zur Arbeit. Um elf Uhrverspeisen sie Brote mit Wurst oder Käse, die sie von zu Hausemitnehmen. Um 13 Uhr gibt es Mittagessen: e<strong>in</strong>e warme Suppe undandere Speisen. Das Hauptgericht besteht aus Kart<strong>of</strong>feln. Um 16 Uhrtr<strong>in</strong>ken sie Tee und verzehren dazu süßes Gebäck. Um 19 Uhr nehmensie das Abendessen zu sich, tr<strong>in</strong>ken Tee oder Kaffee und essen Wurst,Sch<strong>in</strong>ken oder trockenen Käse. Ich war e<strong>in</strong> junger armer Student undhatte weder die Zeit noch das Geld, diese Lebensgewohnheiten zugenießen. Ich hatte immer noch die ch<strong>in</strong>esischen Gewohnheiten: drei

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