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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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20 Acht <strong>Jahre</strong> Kriegsfeuer – E<strong>in</strong> Brief von zu Hause wiegt schwerer als Gold. 127oder e<strong>in</strong> Labor betrat, begegnete nur weiß, schwarz und grün gekleidetenFrauen. Es schien, als sei hier e<strong>in</strong> Reich der Frauen. Als der Krieg denHöhenpunkt erreichte und allmählich zu Ende g<strong>in</strong>g, kehrten vieledeutsche Verwundete von der Ostfront aus Russland zurück – so auchnach Gött<strong>in</strong>gen. Zu dieser Zeit liefen überall <strong>in</strong> der Stadt neben denStudent<strong>in</strong>nen auch die verwundeten Studenten umher. Sie humpeltenteilweise ohne Arme oder Be<strong>in</strong>e an Krücken oder saßen im Rollstuhl.Die Aula und die sauberen und hellen Flure waren erfüllt vom hartenAufsetzen ihrer Krücken. Es hallte zwischen den Frauen wider. Ichwusste nicht, welche Empf<strong>in</strong>dungen das auslöste. Unter den deutschenKomponisten hat niemand jemals e<strong>in</strong>e Krücken-S<strong>in</strong>fonie geschrieben.Ich, e<strong>in</strong> Fremder, wollte we<strong>in</strong>en, aber ich hatte ke<strong>in</strong>e Tränen mehr.Mit den deutschen verwundeten Soldaten strömten gleichzeitig zahlreicheGefangene aus der Sowjetunion, aus Polen und Frankreich <strong>in</strong> die Stadt.Sie waren Gefangene und wurden deshalb zunächst streng von denDeutschen bewacht. Später sah ich, dass viele Gefangene frei auf denStraßen herumliefen. Offenbar waren sie e<strong>in</strong>fach zu viele, ihre deutschenBewacher zu wenige. Ich sah e<strong>in</strong>mal auf e<strong>in</strong>em Feld <strong>in</strong> der Vorstadtsowjetische Gefangene. Sie waren unbewacht. Sie hatten Töpfe dabeiund gruben die im Acker von der Ernte übriggebliebenen Kart<strong>of</strong>felnaus, kochten sie mit Zweigen von Bäumen und verschlangen alles wieWölfe. Die Männer hatten sicher großen Hunger. Die Gefangenenwurden <strong>in</strong> verschiedene Kategorien unterteilt. Die Franzosen gehörtenzur oberen Schicht, die polnischen und sowjetischen Gefangenen zählten<strong>in</strong> den Augen der Faschisten zu den Untermenschen e<strong>in</strong>es von ihnenunterjochten Landes. Sie wurden schikaniert und diskrim<strong>in</strong>iert. Sie trugenalle am Kleid e<strong>in</strong> „P“-Zeichen, wie die <strong>in</strong>dischen „Unberührbaren“. Sowaren sie gleich zu erkennen. Im Buch „Record <strong>of</strong> Buddhist K<strong>in</strong>gdoms“

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