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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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17 Das große Bombardement 111Bomber kamen nun Tag und Nacht, die Durchschlagskraft der Bombenwurde täglich grösser, sie durchbohrten mehr und mehr Stockwerke.Zum Schluss konnten selbst Häuser mit vielen Stockwerken nichtmehr standhalten und auch im Keller war nun niemand mehr sicher.Als ich Berl<strong>in</strong> verließ, flogen tagsüber englische Flugzeuge und nachtsdie amerikanischen. Sie rollten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> „Teppiche“ aus. „Teppichausrollen“ war <strong>in</strong> dieser Zeit e<strong>in</strong> sehr aktueller Begriff. Er bedeutete, dassjedes Flugzeug <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Serie im Abstand von wenigen Metern Bombenabwarf, so dass e<strong>in</strong> lückenloses Bombardement entstand – so wie manim Wohnzimmer e<strong>in</strong>en Teppich ausrollt. Jetzt wussten die Häuptl<strong>in</strong>gedes Faschismus nicht mehr, wie sie ihre Prahlereien vertuschen konnten.Niemand redete mehr von Pappflugzeugen oder Holzbomben.Gött<strong>in</strong>gen war e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Stadt. Große Städte wurden der Reihe nachbombardiert, kle<strong>in</strong>e dagegen weniger massiv angegriffen. Gött<strong>in</strong>generlebte das zweimal <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>em Umfang. So blieb der Stadt das Schicksaldes „Teppich-Bombardements“ erspart. Die Menschen hier waren<strong>in</strong>sgesamt etwas sorgloser. Sie hatten <strong>in</strong> der ganzen Stadt ke<strong>in</strong>en richtigenLuftschutzbunker gebaut. Heulten die Sirenen, rannten sie <strong>in</strong> den Keller.Die Verdunklung war streng. Jeden Abend lag die Stadt im Dunkel,regelmäßig hieß es: „Licht aus! Licht aus!“ Der Ruf lag wie e<strong>in</strong> Echo <strong>in</strong>der Luft und klang recht lyrisch. E<strong>in</strong>es Nachts suchten uns englischeFlugzeuge heim. Ich blieb gleichgültig und lag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Bettdecke gewickeltim Bett. Doch dann hörte ich, dass e<strong>in</strong>e Bombe nicht weit von mirexplodierte. Die oberen Fenster waren zerbrochen, und die Situationwurde brenzlig. Ich floh Hals über Kopf <strong>in</strong> den Keller und sagte mir, dassich <strong>in</strong> Zukunft vorsichtiger se<strong>in</strong> müsse.Früh am Morgen des nächsten Tages g<strong>in</strong>g ich <strong>in</strong> die Stadt. Überall aufden Straßen und <strong>in</strong> den Gassen hörte man Menschen Glasscherben

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