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Zehn Jahre in Deutschland - University of Macau Library

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16 Studienabschluss und Rückkehrversuche 103sehr gut, Slawistik sehr gut. Ne<strong>in</strong>, das habe ich nicht erwartet. Ich b<strong>in</strong> Pr<strong>of</strong>essorBraun sehr dankbar.Der Sohn von Pr<strong>of</strong>essor Waldschmidt spielte zuerst Geige, dann aßen wir zusammen.Wir zündeten die Kerzen am Weihnachtsbaum an. Wir tranken, aßen Kuchen undplauderten. Halb elf g<strong>in</strong>g ich zurück nach Hause und dachte immer noch an diegestrige Prüfung.Am 19. Februar 1941, als es Pr<strong>of</strong>essor Roeder wieder besser g<strong>in</strong>g, holteich die mündliche Prüfung für Englisch nach. Pr<strong>of</strong>essor Waldschmidtnahm daran teil. Ich bekam wieder e<strong>in</strong> „Sehr gut“. E<strong>in</strong>schließlich derDoktorarbeit also <strong>in</strong>sgesamt viermal „Sehr gut“. Damit hatte ich dasGesicht der Ch<strong>in</strong>esen gerettet – e<strong>in</strong> Trost für me<strong>in</strong> Vaterland, für die Seeleme<strong>in</strong>er verstorbenen Mutter. Die letzte für den Erwerb des Doktortitelserforderliche Prüfung war beendet.Me<strong>in</strong>e Doktorarbeit löste bei Pr<strong>of</strong>essor Krause e<strong>in</strong>e gewisse Sensationaus. Er war e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational bekannter Experte für kontrastive L<strong>in</strong>guistik,e<strong>in</strong>e hervorragende Persönlichkeit. Schon von K<strong>in</strong>dheit an bl<strong>in</strong>d aufbeiden Augen, besass er e<strong>in</strong> außerordentliches Gedächtnis. Was er e<strong>in</strong>malhörte, konnte er genau wiedergeben, so exakt wie e<strong>in</strong>e Tonbandaufnahme.Pr<strong>of</strong>essor Krause beherrschte e<strong>in</strong> Dutzend alte und neuere Sprachen,darunter e<strong>in</strong>ige nordeuropäische. Man las ihm se<strong>in</strong> Vorlesungsmanuskriptvor der Vorlesung vor, dann konnte er fast wortwörtlich zwei Stundendarüber vortragen. Er hatte bei Pr<strong>of</strong>essor Sieg Tocharisch studiert. Se<strong>in</strong>Werk „Die Grammatik des Tocharischen“ war allgeme<strong>in</strong> anerkannt. Eskonnte sich mit den Grammatiken von Sieg, Siegl<strong>in</strong>g und Schulze messen.Pr<strong>of</strong>essor Krause schätzte den Anhang me<strong>in</strong>er Arbeit über die Endung„matha“ sehr hoch e<strong>in</strong>. Im Altgriechischen, so se<strong>in</strong>e Worte, gäbe es e<strong>in</strong>eähnliche Endung. Diese parallele Ersche<strong>in</strong>ung sei von bahnbrechenderBedeutung für die Forschung der <strong>in</strong>do-europäischen kontrastiven

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