BrauchtumWeihnachten in KärntenWenn die Tage am kürzestenwähren, feiern wir Weihnachten,das innigste aller Feste, dasin unserer Seele alle Saiten menschlicherEmpfindungen zum Erklingen bringt. Sitzenwir im Kreise der Familie unter demstrahlenden Lichterbaum, dann kommtes uns kaum noch in den Sinn, welchtiefes Geheimnis im Brauchtum der HeiligenNacht verborgen liegt. Der Bergbauer,der in dieser Wundernacht dieBräuche seiner Vorfahren weiterpflegt,tut es vielfach unbewusst, um die alteTradition zu wahren. Er verwebt jedochin dieser Nacht uralte heidnische Sittenmit christlichen Elementen, wodurch dieHeilige Nacht auch noch gegenwärtig zurWeihe-Nacht wird.In den letzten Tagen vor Weihnachtenherrscht in den Bauernhäusern Kärntensein besonders reger Arbeitsgeist. Das Futterfür die Feiertage wird gerichtet, einfettes Schwein muss geschlachtet werden,und die Bäuerin bäckt das Quatemberbrot.In den Rand dieser Laibe drücktsie mit dem Schlüssel des Getreidekastensoder mit dem Wurstring einen ganzenKranz gleichmäßiger Ringe. In derenMitte aber presst sie einen großen Ring,den sie in ein gleichseitiges Dreieck einschließt.Diese Figur nennt sie das „AugeGottes“. Wo noch Dienstboten auf demBauernhof arbeiten, werden sie am Weihnachtsabendmit einem solchen Quatemberlaibbeschenkt.In manchen Häusern werden am HeiligenAbend zu Mittag Tamnudel (= Dampfnudel)und Honigschmalz aufgetischt,und mit Einbruch der Dunkelheit füttertdie Bäuerin hier oder dort auch noch gegenwärtigden Wind, damit er als Sturmniemanden schaden kann. Sie stellt eineSchale mit Milch oder Mehl auf die Gattersäulevor das Haus; ist die Schale amWeihnachtsmorgen leer, so hat der Winddas Futter angenommen und wird sich imkommenden Jahr gnädig zeigen. Damitauch die anderen Gefahren wie Feuer,Krankheiten, Not und Krieg, dem Hausefernbleiben, legt die Bäuerin in einer flachenEisenpfanne geweihte Palmzweigevom letzten Palmsonntag, Kranawetbüschelund Speik auf glühende Kohlen undräuchert damit alle Winkel und Räumedes Hauses und Stalles aus. Wer hernachnoch seinen Hut oder das Kopftuch überden wohlriechenden Rauch hält, soll das20ganze Jahr vor Kopfschmerzen verschontbleiben. Nach der Räucherung will manaus der Farbe der Kohle auf den Ernteertragdes nächsten Jahres schließen: graueKohlen deuten auf eine gute Ernte hin,schwarze Kohlen aber versprechen eineMissernte. – Die Räucherpfanne wird inden Keller gestellt, da die Bäuerin dasheilsame Räuchern zu Silvester- und amDreikönigsabend wiederholt.Zu Weihnachten bestimmt von jeher derFriede das Gemeinschaftsleben. Kein bösesWort, kein harter, liebloser Laut darfden Weihnachtsfrieden stören. Am HeiligenAbend verzeiht der Vater den Kindernalle Untaten des Jahres, und wennsich die Familie unter dem Weihnachtsbaumversammelt, schlägt in jeder Brustein friedliches Herz.Der weihnachtliche Lichterbaum ist einvergleichsweise noch junger Brauch.Wohl mögen in mancher Stadtwohnungschon um 1900 die Weihnachtskerzen gebrannthaben, wo man diesen Brauch ausWien oder Deutschland übernahm. Dortkannte man diese Sitte bereits um ein Jahrhundertfrüher, und von Deutschland aushat der Weihnachtsbaum, die schönsteund beliebteste Form des Lebensbaumes,die Welt erobert. In unseren Bergdörfernaber fand er erst in den Jahren nach demErsten Weltkrieg seinen Eingang.Wenn die „ältere Generation“ nach demStille Nacht und O Tannenbaum von deneinstigen Wundern der Heiligen Nachterzählt, geht ein Raunen durch den Raumund man entdeckt ein geheimnisvollesLeuchten in den Kinderaugen. Eltern –und vor allem Großeltern – wissen nochzu berichten, dass früher in der HeiligenNacht die Ochsen im Stall mit menschlichenStimmen redeten und dass jenerMensch, der ihnen zuhörte, nur seine eigeneSchande und sein eigenes Unglückerfuhr. Sie erzählen ferner, dass in derHeiligen Nacht kein Bursche fensterlngehen durfte, sonst musste er unterwegsmit dem Teufel ringen. Die Kinder erfahren,dass niemand auf einem Strohschabzur Mette reiten durfte – das Schabreitenwar Kärntens ältester Wintersport -, sonsthätte ihn die „Hölleatige“ durch die Luftentführt. Während der Mitternachtsstundemusste der stärkste Knecht als Mettenwächterim Hause blieben und beten,sonst kam der Teufel und warf unter jedenVierling Getreide eine Handvoll Un-
Brauchtumkrautsamen. In manchem Hause erzählt man denEnkeln, dass in dieser und in den folgenden Rauhnächtendie guten Geister von Haus zu Haus ziehen,die Menschen und die Erde segnen, damitsie sich zu neuen Kräften entfalten, weil ihnen dieSonne ihr ewiges Licht im aufwärtsziehenden Bogenwieder neu schenkt.Solche und noch andere Erscheinungen in derHeiligen Nacht, die zum Teil der vorchristlichenVorstellungswelt unserer Vorfahren entsprungensind, bleiben unvergessen, weil unter dem Christbaumimmer wieder von ihnen erzählt wird.Quelle: Lebendiges Brauchtum in Kärnten – Matthias MaierbruggerWir bitten Sie umVorbestellungfür den24. Dezember 2013 und31. Dezember 2013!WeihnachtsglanzAuch heuer zieren wieder zwei strahlende Christbäume das Ortschaftsbild zurWeihnachtszeit. Wir bedanken uns bei HerrnKurt Bondi de Antoni,der uns diese Bäume zur Verfügung gestellt hat.Julien Christ/pixelio.deknipseline/pixelio.deWir wünschen Ihnen und Ihrer Familieeine schöne Weihnachtszeit sowieviel Glück für das Jahr 2014.HerzlichstIhre Stadtbäckerei Pietschnigg21