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AL T A - Maltatal

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BrauchtumLebendiges Brauchtum zur WeihnachtszeitWenn die Tage kürzer werden ...Am Tage der Unschuldigen Kinder(28. Dezember) dürfen die Kinderdie Erwachsenen im Hause und aufder Straße mit einer Rute streichen. Vondiesem aus vergangener Zeit überliefertenRecht machen die Kinder in manchen OrtenKärntens ausgiebig Gebrauch und verwandelndas ursprüngliche Streichen in einförmliches „Wichsen“. Sie wollen damit denbethlehemitischen Kindermord des grausamenKönigs Herodes sühnen, wird von einzelnenPersonen behauptetIn Wirklichkeit hat das Pisnen oder Schappenmit dem angeblichen Kindermord inBethlehem nichts zu tun. Schon seine ursprünglicheBezeichnung, das „Frisch-und-Gsund-Schlagen“ verrät uns, dass diesemBrauch eine ganz andere Bedeutung zukommt.Frisch und gsund ...Wenn die Sonne nach Weihnachten ihrenewigen Bogen wieder höher zieht, beginntsich in den Sträuchern schon sehr bald dasschlummernde Leben bemerkbar zu machen.Die Knospen an den Weiden undHaseln, an den Birken und Wacholdern beginnenzu grünen und anzuschwellen. Vondiesen Sträuchern oder von den immergrünenFichten und Tannen nehmen die Kinderzum Pisnen einige Zweige. Wenn sie damitdie Menschen streichen, wollen sie gleichsamderen Lebenskraft auf diese übertragenund ihnen dabei dauernde Gesundheitwünschen. Das Pisnen ist also eine Fortsetzungdes alten, indogermanischen Schlagesmit der Lebensrute, eine Art Fruchtbarkeitszauber,der vor allem den Frauen und erwachsenenMädchen zugute kommen soll,denn nach dem kärntnerischen Volksglaubengilt die Hasel als Sinnbild der Fruchtbarkeit,was sich in der Meinung äußert: „Jemehr Haselnüsse, desto mehr Kinder werdenin diesem Jahr geboren.“Das Pisnen, das Streichen mit der Lebensrute,darf aber nur am Vormittag erfolgen.Wer am Nachmittag noch pisnen geht, wirdins Ofenloch gesteckt, behauptet man ineinzelnen Orten. Diese Drohung hält dieKinder natürlich von weiteren Rundgängenab. Dafür dürfen sie sich aber bereits amfrühen Morgen als Glücksboten betätigen –eine durchaus schöne Aufgabe, die so mancheLangschläfer sehr früh munter werdenlässt.Als Belohnung für das „Frisch-und-Gsund-Schlagen“ erhalten die Kinder Äpfel undNüsse, Backwerk und Zuckerln. Ihre Wünschetragen sie den geschlagenen Personenmeist in Reimform vor:„Frisch und gsund,frisch und gsund!Gsund bleiben und lång leben!Guat hausen und gern geben!“„Tschapp tschapp,frisch und gsund!Wünsch a glückseliges, neues Jåhr,und a Christkindl mit gekrauste Håar!“„Frisch und gsund,frisch und gsund!Lång leben und gsund bleiben!Nix klunzn und nix klagnBis i wieder kim schlagen.“Das Pisnen oder Schappen wird wohl auchdie kommende Zeit überdauern, weil dieKinder ihren Spaß dabei finden. Die Bezeichnung„pisnen“ entspricht dem mittelhochdeutschenZeitwort für „bisen“, dassowiel wie „umherrennen“ bzw. „mutwilligspringen“ bedeutet. – Im Sommer pisnenauch öfters die Rinder auf der Weide,wenn sie von der Sonnenhitze dazu aufgestacheltwerden. Der Begriff „schappen“dürfte aus unserem „Schab“ (hochdeutschSchaub) entstanden sein, worunter man einBündel von Zweigen oder Halmen versteht.Früher lagen die Roggenschaben nach demDreschen mit dem Dreschflegel in unserenScheunen, bis sie als Streu oder Futter verwendetwurden.GELEBTES BRAUCHTUM GIBT DEN FESTTAGEN GEH<strong>AL</strong>T.EIN „BRAUCH“ WIRD SOLANGE WEITERLEBEN,WIE MAN IHN „BRAUCHT“.19Julien Christ/pixelio.de

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