Zu Ernst Jünger - gesamtausgabe
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3726. ZurAuslegung. Zu Jüngers Grundstellung.Il'dl' echte Auslegung ist Auseinander-setzung im wörtlichen Sin111'; sie muß das Auszulegende in es selbst und seinen eigenen(;l'lIlld zurückstellen und dadurch erst wird der Ausleger seiner"pils in seine ßlickstellung verwiesen. Jede echte Auslegung mußdllher das zu treffen suchen, »was nicht da steht«; freilich wirddic'ses »Nichtdastehende« keineswegs dazuerfunden und untersondernals das Zugrundeliegende und Tragende ans LichtI las Vorgehen der Auslegung ist deshalb »einseitig«, sofern das(;I'wicht auf die Abschnitte und Stücke und Sätze verschobenwircl, die »abstrakt« aussehen und weniger leicht eingehen als die.. Beschreibungen«, zu denen nicht viel mehr zu sagen bleibt,wenn der rechte Augenpunkt gewonnen ist.Die Absicht geht darauf, nicht nur die Gliederung des BucheslIach dessen eigener Darstellung zu verzeichnen, sondern durchdiese Gliederung des Buches hindurch das Gerüst des Werkes zu..rkennen und dieses Gerüst als das Gefüge zu begreifen, in demsich eine metaphysische Grundstellung einrichtet.Erst wenn wir aus der Grundstellung denken und sie selbst/loch als Geschichte (des Seyns) begriffen haben, wird entscheidhar,inwiefern und ob überhaupt Jüngers»Werk« nur das Wunschgebildeeines in bestimmter Weise veranlagten »Individuums«oder ob es durchaus auf dem geschichtlichen Grunde des Wesensdes vollendeten Zeitalters der Neuzeit aufruht und dieses zumWort bringt.In der Tat trifft nur dieses zu. Die besonderen Anlagen undBegabungen Jüngers, die den »Psychologen« überlassen bleibenmögen, sind wohl Bedingungen des eindringlichen und hervorragendenAussagens und Prägens dieser metaphysischen Grundstellung~ aber weder diese selbst noch gar ihr Ursprung.
38L Teil: Aufzeichnungen zu Ernst JüngerC. Die Gliederung des Werkes »Der Arbeiter«3927. Zum Rückblick auf den ersten Teil.(}bergang zum zweiten Teil(»Subjektivität«, »Sinngebung«)Das Leitwort ist »die Gestalt des Arbeiters«. Damit ist kein einzelnerMensch und keine gesonderte Menschenklasse gemeint;wohl aber ein >meues Menschentum«, und zwar wird dieses in dieMitte aller Beschreibungen, Überlegungen, Schätzungen undVoraussagen gerückt. Dieses Menschentum ist nicht nur ein bevorzugterGegenstand der Betrachtung, sondern seinsmäßig dieMitte und das Maß und zwar für ein Menschsein, das bereits sichals Subjectum bestimmt hat.Das Wesen der Subjektivität wurde dargelegt; sie besagt: DerMensch ist der Grund und das ZieP nicht nur seiner selbst, sonderner ist er selbst nur, indem er und sofern er Grund und Zieldes Seienden im Ganzen ist und als solcher sich behauptet.Das Wesen der Subjektivität (vgl. Menschentum und Subjektivität)liegt sonach nicht in der »Egoität«j der Mensch ist nichtSubjekt, weil und sofern er ein »Ich« ist, sondern, weil er »Ich«ist, ego, kann er sich egoistisch bestimmen und demzufolge dieSubjektivität in diesem Sinne »einseitig« ausmachen.Der Mensch ist nicht weniger Subjekt, sondern wesentlicher,wenn er sich als Nation, als Volk, als Rasse, als ein irgendwie aufsich selbst gestelltes Menschentum begreift. Hierbei ist besonderszu beachten, daß auch und gerade der Rassegedanke nur auf demBoden der Subjektivität möglich ist. Zwar können wir historisch1 Ziel-setzung vgl. 191 (vgl. Macht. Nietzsches Begriff des Willens zur Macht,392).Geschichtlicher Art. Zwischenzustand.heroische Romantik, der Mann im Mond'Zerstörung (nicht mehr) und noch nicht, aber!!"der kriegerische Skeptizismus«Einsatzheroischer RealismusSizilischer Brief an den Mann im Mond. In: Ders.: Blätter und107-121.Il'sl.stellen in einer bestimmten historischen Denkweise, daß VölIwr früher »Rasse« hatten. Aber Rassehaben und Rasse eigensIIlId ausdrücklich als »Prinzip«, Ausgang und Ziel des MenschNl'ins aufzustellen, ist abgründig verschieden; zumal dann, wenndil~ Rassezüchtung nicht nurals eine Bedingung des MenschseinsI'i~ens betrieben wird, sondern wenn dies Rassesein und als dieseBasse Herrschen zum höchsten Ziel erhoben wird. Dann ist dervielgeforderte Vorrang des Gemeinnutzes vor dem Eigennutz nur..i 11 Schein und er steht ganz im Dienste des äußersten und äußerliehstenEigennutzes, der, bezüglich des Tieres »Mensch« gemetaphysischgedacht werden kann.Subjektivität ist die auf sich gestellte Selbstgesetzgebung desMenschentums als Weltgesetzgebung; daher taucht im Umkreisdl's »Subjektivismus« ständig heute der Titel »Sinngebung« auf.I )ieser Begriff enthält ein»Vierfaches«:I. Zunächst ist vorhanden das »Chaos« (der »pan-anarchischeRaum«) als das Sinn-lose.:l. Diesem Sinn-losen muß ein »Sinn« je erst »gegeben« werden,sofern der Mensch im Chaos sich einrichten und selbst behauptenwill."l. Der Sinn-gebende und -verleihende ist der Mensch als »Subjektum«.4. Das Subjektum ist »Quelle« des Sinnes sowohl als auch zuerstdes Sinnes bedürftig. »Sinn« wird dabei gefaßt als die Ordnungdes menschlichen Bestandes und des nicht menschlichen »Seienden«,aus welcher Ordnung Maße und Ziele und Ränge sichergeben. (»Sinn« == »Versicherung über ...« :::: »Gewißheit« ==»Wahrheit« über das Seiende.)Die Redensart der »Sinngebung« verrät unzweideutig diemeist gar nicht als solche erkannte oder gar begriffene Herrschaftder Subjektivität. »Sinngebung« ist Selbstgesetzgebung des Subjektums»Mensch«. Selbstgesetzgebung ist Selbstrechtsprechungund der erste Spruch ist der Anspruch darauf, die oberste, bessergesagt, die einzige Instanz aller Rechtfertigung (»Legitimation«)7.11 seIn.
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38L Teil: Aufzeichnungen zu <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong>C. Die Gliederung des Werkes »Der Arbeiter«3927. <strong>Zu</strong>m Rückblick auf den ersten Teil.(}bergang zum zweiten Teil(»Subjektivität«, »Sinngebung«)Das Leitwort ist »die Gestalt des Arbeiters«. Damit ist kein einzelnerMensch und keine gesonderte Menschenklasse gemeint;wohl aber ein >meues Menschentum«, und zwar wird dieses in dieMitte aller Beschreibungen, Überlegungen, Schätzungen undVoraussagen gerückt. Dieses Menschentum ist nicht nur ein bevorzugterGegenstand der Betrachtung, sondern seinsmäßig dieMitte und das Maß und zwar für ein Menschsein, das bereits sichals Subjectum bestimmt hat.Das Wesen der Subjektivität wurde dargelegt; sie besagt: DerMensch ist der Grund und das ZieP nicht nur seiner selbst, sonderner ist er selbst nur, indem er und sofern er Grund und Zieldes Seienden im Ganzen ist und als solcher sich behauptet.Das Wesen der Subjektivität (vgl. Menschentum und Subjektivität)liegt sonach nicht in der »Egoität«j der Mensch ist nichtSubjekt, weil und sofern er ein »Ich« ist, sondern, weil er »Ich«ist, ego, kann er sich egoistisch bestimmen und demzufolge dieSubjektivität in diesem Sinne »einseitig« ausmachen.Der Mensch ist nicht weniger Subjekt, sondern wesentlicher,wenn er sich als Nation, als Volk, als Rasse, als ein irgendwie aufsich selbst gestelltes Menschentum begreift. Hierbei ist besonderszu beachten, daß auch und gerade der Rassegedanke nur auf demBoden der Subjektivität möglich ist. Zwar können wir historisch1 Ziel-setzung vgl. 191 (vgl. Macht. Nietzsches Begriff des Willens zur Macht,392).Geschichtlicher Art. Zwischenzustand.heroische Romantik, der Mann im Mond'Zerstörung (nicht mehr) und noch nicht, aber!!"der kriegerische Skeptizismus«Einsatzheroischer RealismusSizilischer Brief an den Mann im Mond. In: Ders.: Blätter und107-121.Il'sl.stellen in einer bestimmten historischen Denkweise, daß VölIwr früher »Rasse« hatten. Aber Rassehaben und Rasse eigensIIlId ausdrücklich als »Prinzip«, Ausgang und Ziel des MenschNl'ins aufzustellen, ist abgründig verschieden; zumal dann, wenndil~ Rassezüchtung nicht nurals eine Bedingung des MenschseinsI'i~ens betrieben wird, sondern wenn dies Rassesein und als dieseBasse Herrschen zum höchsten Ziel erhoben wird. Dann ist dervielgeforderte Vorrang des Gemeinnutzes vor dem Eigennutz nur..i 11 Schein und er steht ganz im Dienste des äußersten und äußerliehstenEigennutzes, der, bezüglich des Tieres »Mensch« gemetaphysischgedacht werden kann.Subjektivität ist die auf sich gestellte Selbstgesetzgebung desMenschentums als Weltgesetzgebung; daher taucht im Umkreisdl's »Subjektivismus« ständig heute der Titel »Sinngebung« auf.I )ieser Begriff enthält ein»Vierfaches«:I. <strong>Zu</strong>nächst ist vorhanden das »Chaos« (der »pan-anarchischeRaum«) als das Sinn-lose.:l. Diesem Sinn-losen muß ein »Sinn« je erst »gegeben« werden,sofern der Mensch im Chaos sich einrichten und selbst behauptenwill."l. Der Sinn-gebende und -verleihende ist der Mensch als »Subjektum«.4. Das Subjektum ist »Quelle« des Sinnes sowohl als auch zuerstdes Sinnes bedürftig. »Sinn« wird dabei gefaßt als die Ordnungdes menschlichen Bestandes und des nicht menschlichen »Seienden«,aus welcher Ordnung Maße und Ziele und Ränge sichergeben. (»Sinn« == »Versicherung über ...« :::: »Gewißheit« ==»Wahrheit« über das Seiende.)Die Redensart der »Sinngebung« verrät unzweideutig diemeist gar nicht als solche erkannte oder gar begriffene Herrschaftder Subjektivität. »Sinngebung« ist Selbstgesetzgebung des Subjektums»Mensch«. Selbstgesetzgebung ist Selbstrechtsprechungund der erste Spruch ist der Anspruch darauf, die oberste, bessergesagt, die einzige Instanz aller Rechtfertigung (»Legitimation«)7.11 seIn.