Zu Ernst Jünger - gesamtausgabe
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244 11 TeiL· Auswrache über Ernst Jünger111 Van Ernst Jünger 19J9j40245Furcht nicht zu kennen und die Angst zur bloßen Kläglichkeit desFeigen herabwürdigt. Nicht umsonst schreibt Jünger auf den erstenSeiten seiner stärksten Gestaltung der eigenen Kriegserfahrung(Das Wäldchen 125, S. 6): »allein ich habe lange genug unterKriegern gelebt, um zu wissen, daß es einen Menschen ohneFurcht überhaupt nicht gibt. Ohne Furcht würde auch der Mutsinnlos sein; sie ist der dunkle Schatten, vor dem das Wagnis bunterund lockender erscheint.« Und offenbar will er die eigeneKennzeichnung seiner Grundhaltung als »heroischen Realismus«nicht verwechselt wissen, wenn er später (Blätter und Steine 1934,S. 173) vermerkt: »Man kann also etwa eine >heroische Weltanschauungdie Welt< ist? Soll ich sie euch in,. iHervorhebung von Heidegger.]
246 II Teil: Aussprache aber Ernst JangerIII Von Ernst Janger19J9j40247meinem Spiegel zeigen? Diese Welt: ein Ungeheuer von Kraft,ohne Anfang, ohne Ende, eine feste, eherne Größe von Kraft, welchenicht größer, nicht kleiner wird, die sich nicht verbraucht,sondern nur verwandelt, als Ganzes unveränderlich groß, einHaushalt ohne Ausgaben und Einbußen, aber ebenso ohne Zuwachs,ohne Einnahmen, vom >Nichts< umschlossen als von seinerGrenze, nichts Verschwimmendes, Verschwendetes, nichts Unendlich-Ausgedehntes,sondern als bestimmte Kraft einem bestimmtenRaum eingelegt, und nicht einem Raume, der irgendwo>leer< wäre, vielmehr als Kraft überall, als Spiel von Kräftenund Kraftwellen zugleich eins und vieles, hier sich häufend undzugleich dort sich mindernd, ein Meer in sich selber stürmenderund fluthender Kräfte, ewig sich wandelnd, ewig zurücklaufend,mit ungeheuren Jahren der Wiederkehr, mit einer Ebbe undFluth seiner Gestaltungen, aus den einfachsten in die vielfaltigstenhinaustreibend, aus dem Stillsten, Starrsten, Kältesten hinausin das Glühendste, Wildeste, Sich-selber-Widersprechendste,und dann wieder aus der Fülle heimkehrend zum Einfachen, ausdem Spiel der Widersprüche zurück bis zur Lust des Einklangs,sich selber bejahend noch in dieser Gleichheit seiner Bahnen undJahre, sich selber segnend als Das, was ewig wiederkommen muß,als ein Werden, das kein Sattwerden, keinen Überdruß, keineMüdigkeit kennt -: diese meine dionysische Welt des Ewig-sichselber-Schaffens,des Ewig-sich-selber-Zerstörens, diese Geheimnis-Weltder doppelten Wollüste, dies mein >Jenseits von Gut undBöse< ohne Ziel, wenn nicht im Glück des Kreises ein Ziel liegt,ohne Willen, wenn nicht ein Ring zu sich selber guten Willen hat,- wollt ihr einen Namen für diese Welt? Eine Lösung für alle ihreRätsel? Ein Licht auch für euch, ihr Verborgensten, Stärksten,Unerschrockensten, Mitternächtlichsten? Diese Welt ist der WillezurMacht- und nichts al!ßerdeml Und auch ihr selber seid dieserWille zur Macht - und nichts außerdem!«Warum dann aber, wenn wir schon eine Besinnung versuchen,nicht sogleich Nietzsche statt Jünger? Denn wir wollen ja dochnicht Ansichten und Aussagen des Schriftstellers und SoldatenJünger kennenlernen, sondern hinfinden zu dem, was das Wirklicheist und was als das Seiende heute zunächst zugänglich wird?Jünger sieht das Wirkliche als Willen zur Macht nicht nur inden uns näher und eigens treffenden Erscheinungen, sondernsein Sehen bewegt sich in einer Optik des Spähers, der das Wirklichegleichsam zum Angriff stellt; Jüngers Art zu »beschreiben«entspringt jenem Nietzscheschen Erratenwollen dessen, was Grunddes Vordergrundes ist; und dieses Erspähen will nicht als ein gradweiseschärferes Beobachten gelten, sondern als etwas wesentlichanderes: als Meisterung des Wirklichen durch Entlarvung. DiesAlles freilich wird nur möglich, wenn schon und sofern schon dieWirklichkeit des Wirklichen als Wille zur Macht entschieden ist,ja sogar außerhalb der Entscheidung steht; denn dadurch erst erhältdie Vergegenständlichung im Sehenlassen ihren eigenenCharakter, selbst Wille zur Macht zu sein. Jünger zwingt in eineroft großartigen Weise in das so entworfene Wirkliche und leistetdamit eine »Einführung« in die metaphysische GrundstellungNietzsches, was etwas Anderes meint als eine gelehrtenhafte Einleitungin Nietzsches Philosophie.Man hilft sich Jünger gegenüber gern mit der Ausflucht, seineDarlegungen entsprängen einer »subjektiven Wesensschau«.Wenn »subjektiv« soviel heißen soll, wie von einem Menschenund aus seinem Wesenskern her vollzogen, dann ist jede Wesensschau»subjektiv« und sie ist um so »objektiver«, je »subjektiver«sie bleibt. Meint aber »subjektiv« hier soviel wie »einseitig« und»willkürlich« und »nicht objektiv-empirisch belegbar« danngilt von Jüngers Wesensschau des Wirklichen und d. h. im Grundevon der Nietzsches und jeder philosophischen in allem das Gegenteil.Die »Objektivität« eines solchen Entwurfs des Wirklichenbesteht ja nicht in der Richtigkeit der Abschreibung desvermeintlich Vorhandenen sondern in der 'Wahrheit über dasSeiende im die jeweils in verschiedenen Tiefen eines geschichtlichenMenschentums sich öffnet und lichtet. Für jedenVersuch, in den Bereich dieser Wahrheit zu kommen, soweit siedas jetzige Zeitalter bestimmt, ist Ernst Jünger ein Zeiger eigenen
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