Ausgabe 8/2012 - Online Scout
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Wie sieht ein Beruf in der Pflegeim 21. Jahrhundert aus?Dir. Gerhard Reisner undBetriebsratsvors. DGKS MariaKruckenfellner vom LandespflegeheimMödling berichtenvon aktuellen Entwicklungen.Lukas Steiner wolltein seinem Zivildienstetwas mit älteren Menschenmachen. Nachnunmehr acht Monatenim LandespflegeheimMödling sagt er: „Ichbin der Ersatzenkel.“titelgeschichte26Früher seien viele ältere Menschen ins Heim gezogen,weil sie allein waren oder unter den Folgen „normaler“Alterserkrankungen wie einem Schlaganfall litten. „Diewerden jetzt immer mehr zu Hause betreut, auch mit derUnterstützung niedergelassener Dienste“, so Kruckenfellnerund ergänzt: „Was ja auch gut ist!“Insgesamt werden ganze 85 Prozent der pflegebedürftigenÖsterreicherInnen in ihren eigenen vier Wänden umsorgt.Den Großteil der Arbeit leisten die Frauen der Familien.„Die Wertschätzung fehlt im Pflegebereich. Das Image,ein Hausfrauenjob zu sein, ist immer noch weit verbreitet“,gibt Johann Hable, Vorsitzender der BundesvertretungLandesanstalten und Betriebe in der GÖD, zu bedenken.Dabei zählt dieser Job zu den anstrengendsten überhaupt –körperlich wie emotional. Nicht umsonst kommt der BegriffBurn-out ursprünglich aus dem Gesundheitsbereich.Belastung wächst„Durch den gestiegenen Pflegeaufwand einerseits und mündige,ja teilweise kritische Klienten und Angehörige andererseitssind die Arbeitsbelastung und der Leistungsdruckextrem gestiegen“, erklärt Dipl. KH-BW Peter Maschat,Vorsitzender des Zentralbetriebsrates der NÖ Landeskrankenhäuserund Landespflegeheime und Bereichsleiterfür Gesundheit und Umwelt in der GÖD. Um demAusbrennen vorzubeugen, ist die fachliche Weiterbildungvor Ort sehr wichtig. Auch ein Gespräch mit KollegInnenkann Wunder wirken. „Wir versuchen Burn-out mitentsprechenden Teamentwicklungskonzepten entgegenzuwirken.Es finden regelmäßig Fallbesprechungen statt,damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Problemnicht allein tragen müssen“, beschreibt Direktor GerhardReisner, diplomierter Sozialarbeiter, die Praxis im LandespflegeheimMödling. Mödling sei auch einer der wenigenOrte in Niederösterreich, an denen eine Arbeitspsychologinfix angestellt ist. Gleich bei Arbeitsantritt lernt man sichim Rahmen der Einschulung bei Gesprächen kennen, umdanach keine Hemmschwelle zu haben, die Psychologinbei Bedarf zu kontaktieren. „Das hat sich bewährt“, istReisner überzeugt.Helfende HändeDie Stationen sind in Mödling in Wohngruppen aufgeteilt,in denen der Alltag gemeinsam erlebt wird. ElisabethHembach ist im 2. Stock zu Hause. Die 79-Jährigezeigt uns ihr Zimmer. Das Fotoshooting macht ihr sichtlichSpaß, sie lässt sich für uns kämmen, die Jacke x-malaus- und anziehen und verliert ihr Lächeln nicht dabei.Das Durchschnittsalter der BewohnerInnen liegt bei 85.Mit einem jungen Burschen wie Lukas Steiner haben dieDamen und Herren deshalb umso mehr Freude. „Ichbin der Ersatzenkel“, erklärt der Zivildiener verschmitzt.Bis 31. Dezember dieses Jahres hilft er mit, wo er kann,dann sind seine neun Monate um. „Wir haben sehr guteErfahrungen mit den Zivildienern gemacht. Mittlerweilehaben sich vier davon entschieden, danach den Pflegeberufzu ergreifen“, berichtet Kruckenfellner stolz. InMödling sind Zivildiener voll ins Team integriert undhaben ihren eigenen fixen Arbeitsbereich. Sie können mitden BewohnerInnen die Dinge tun, für die sonst wenigZeit ist: spazieren gehen, Karten spielen, vorlesen, zuhören.Natürlich stehen auch „klassische“ Zivi-Tätigkeitenwie die Fahrten zu Untersuchungen beim Arzt oder imSpital auf dem Programm. Zivildiener Lukas fühlt sichjedenfalls wohl in seinem Job: „Ich wollte auf jeden Falletwas mit älteren Leuten machen, weil die am meistenzu erzählen haben“, erklärt er.Berufsbild im WandelAuch Daniela Walter ist zufrieden mit ihm. Die Stationsleiterin der Pflegestation 3 arbeitet seit 21 Jahren im PflegeheimMödling, in ihrer Abteilung widmet man sich derLangzeitpflege mit Schwerpunkt Demenz. Die gebürtigeSlowakin hat in den vergangenen zwei Jahrzehntenam eigenen Leib erfahren, wie sich das Berufsbild derGesundheits- und Krankenschwester verändert hat. Auchsie beobachtet gesteigerte Ansprüche bei den BewohnerInnenund deren Angehörigen sowie eine Zunahmeder zu bewältigenden Büroarbeit. „Alles, was passiert,muss schriftlich festgehalten werden, sonst ist es nichtpassiert“, meint sie lakonisch. Und: Heute seien die Zim-
„Die Wertschätzungfehlt im Pflegebereich.“Dir. Johann Hable,Vors. der GÖD-BundesvertretungLandesanstaltenund Betriebe27„Niederösterreich investiertseit mehr als 20 Jahrenintensiv in den Heimausbau.“GÖD | 8_2012Dipl. KH-BW Peter Maschat,Vors. des Zentralbetriebsrates der NÖ Landeskrankenhäuserund Landespflegeheimeund Bereichsleiter für Gesundheit und Umweltin der GÖDmer größer und besser ausgestattet. Was in Mödling nundaran liegt, dass das Landespflegeheim erst diesen Oktoberfeierlich eröffnet wurde, im Juni ist man in die neuenRäumlichkeiten übersiedelt. „Niederösterreich investiertseit mehr als 20 Jahren intensiv in den Heim ausbau.Sowohl die Anzahl der Betten als auch die Qualität konntenso gewaltig gesteigert werden. Die Umsetzung der15a-Vereinbarung bezüglich der Ein- und Zweibettzimmerist kein Thema mehr und in Niederösterreich erfüllt“,berichtet Maschat.In Bildung investierenGenug Betten müssen allerdings nicht gleichzeitig genügendHeimplätze bedeuten: „Derzeit stehen Betten frei,die nicht belegt werden können, weil kein geeignetes,geschultes Personal zur Verfügung steht“, so Hable. Erplädiert für eine österreichweite Ausbildungskampagne,um mehr Menschen in die Gesundheits-, Kranken- undAltenpflege zu bringen. Und zwar nicht nur junge Leute,sondern auch jene, die aus einem anderen Beruf kommenund sich umorientieren möchten. Ebenso sei eine umfassendeAusbildungsreform wünschenswert, die bereitsfür 15-Jährige einen Einstieg in den Beruf ermöglicht.Mit Ausbildungsmodulen in Theorie, Allgemeinbildungund Fremdsprachen (die im Vordergrund stehen sollten,bis die nötige Reife für die Praxis erreicht wird), könnteden Interessierten erspart werden, wie heute üblich eineAusbildung abbrechen zu müssen, um die Zeit bis 17 zuüberbücken.Mehr als ein JobDie Aussichten auf einen gefragten Beruf stehen gut.Österreichs Bevölkerung wird im Durchschnitt immerälter, die Pflegeberufe werden differenzierter. Neben derLangzeitpflege gibt es heute neue, wichtige Schwerpunktein der Tages- und Übergangspflege, der Betreuung vonWachkomapatienten, aber auch der Hospizpflege. ImLandespflegeheim Mödling ist man für die verändertenBedingungen gut gerüstet. In 16 Übergangspflegebettenfinden Menschen nach einer Krankheit oder Operationwieder Kraft, um nach Hause zurückzukehren. MitAn geboten wie der Kurzzeitpflege werden Menschenent lastet, die ihre Verwandten pflegen. Zu erkennen,wo die eigenen Grenzen liegen, ist eine der wichtigstenEigenschaften, die man im Pflegebereich mitbringensollte – neben „sozialer und fachlicher Kompetenz undeiner großen Portion Hausverstand“, fügt Kruckenfellnerhinzu.Damit dies Jobs werden, die auch bis zur Pension ausgeübtwerden können, gibt es noch einiges zu tun. „Dasknappe Personal wird derzeit noch verdünnt, weil mannur die finanzielle Seite sieht“, so Hable. Eine gefährlicheEntwicklung in einem Bereich, wo eines im Vordergrundstehen sollte: die Möglichkeit, in Würde zu altern.
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Wie sieht ein Beruf in der Pflegeim 21. Jahrhundert aus?Dir. Gerhard Reisner undBetriebsratsvors. DGKS MariaKruckenfellner vom LandespflegeheimMödling berichtenvon aktuellen Entwicklungen.Lukas Steiner wolltein seinem Zivildienstetwas mit älteren Menschenmachen. Nachnunmehr acht Monatenim LandespflegeheimMödling sagt er: „Ichbin der Ersatzenkel.“titelgeschichte26Früher seien viele ältere Menschen ins Heim gezogen,weil sie allein waren oder unter den Folgen „normaler“Alterserkrankungen wie einem Schlaganfall litten. „Diewerden jetzt immer mehr zu Hause betreut, auch mit derUnterstützung niedergelassener Dienste“, so Kruckenfellnerund ergänzt: „Was ja auch gut ist!“Insgesamt werden ganze 85 Prozent der pflegebedürftigenÖsterreicherInnen in ihren eigenen vier Wänden umsorgt.Den Großteil der Arbeit leisten die Frauen der Familien.„Die Wertschätzung fehlt im Pflegebereich. Das Image,ein Hausfrauenjob zu sein, ist immer noch weit verbreitet“,gibt Johann Hable, Vorsitzender der BundesvertretungLandesanstalten und Betriebe in der GÖD, zu bedenken.Dabei zählt dieser Job zu den anstrengendsten überhaupt –körperlich wie emotional. Nicht umsonst kommt der BegriffBurn-out ursprünglich aus dem Gesundheitsbereich.Belastung wächst„Durch den gestiegenen Pflegeaufwand einerseits und mündige,ja teilweise kritische Klienten und Angehörige andererseitssind die Arbeitsbelastung und der Leistungsdruckextrem gestiegen“, erklärt Dipl. KH-BW Peter Maschat,Vorsitzender des Zentralbetriebsrates der NÖ Landeskrankenhäuserund Landespflegeheime und Bereichsleiterfür Gesundheit und Umwelt in der GÖD. Um demAusbrennen vorzubeugen, ist die fachliche Weiterbildungvor Ort sehr wichtig. Auch ein Gespräch mit KollegInnenkann Wunder wirken. „Wir versuchen Burn-out mitentsprechenden Teamentwicklungskonzepten entgegenzuwirken.Es finden regelmäßig Fallbesprechungen statt,damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Problemnicht allein tragen müssen“, beschreibt Direktor GerhardReisner, diplomierter Sozialarbeiter, die Praxis im LandespflegeheimMödling. Mödling sei auch einer der wenigenOrte in Niederösterreich, an denen eine Arbeitspsychologinfix angestellt ist. Gleich bei Arbeitsantritt lernt man sichim Rahmen der Einschulung bei Gesprächen kennen, umdanach keine Hemmschwelle zu haben, die Psychologinbei Bedarf zu kontaktieren. „Das hat sich bewährt“, istReisner überzeugt.Helfende HändeDie Stationen sind in Mödling in Wohngruppen aufgeteilt,in denen der Alltag gemeinsam erlebt wird. ElisabethHembach ist im 2. Stock zu Hause. Die 79-Jährigezeigt uns ihr Zimmer. Das Fotoshooting macht ihr sichtlichSpaß, sie lässt sich für uns kämmen, die Jacke x-malaus- und anziehen und verliert ihr Lächeln nicht dabei.Das Durchschnittsalter der BewohnerInnen liegt bei 85.Mit einem jungen Burschen wie Lukas Steiner haben dieDamen und Herren deshalb umso mehr Freude. „Ichbin der Ersatzenkel“, erklärt der Zivildiener verschmitzt.Bis 31. Dezember dieses Jahres hilft er mit, wo er kann,dann sind seine neun Monate um. „Wir haben sehr guteErfahrungen mit den Zivildienern gemacht. Mittlerweilehaben sich vier davon entschieden, danach den Pflegeberufzu ergreifen“, berichtet Kruckenfellner stolz. InMödling sind Zivildiener voll ins Team integriert undhaben ihren eigenen fixen Arbeitsbereich. Sie können mitden BewohnerInnen die Dinge tun, für die sonst wenigZeit ist: spazieren gehen, Karten spielen, vorlesen, zuhören.Natürlich stehen auch „klassische“ Zivi-Tätigkeitenwie die Fahrten zu Untersuchungen beim Arzt oder imSpital auf dem Programm. Zivildiener Lukas fühlt sichjedenfalls wohl in seinem Job: „Ich wollte auf jeden Falletwas mit älteren Leuten machen, weil die am meistenzu erzählen haben“, erklärt er.Berufsbild im WandelAuch Daniela Walter ist zufrieden mit ihm. Die Stationsleiterin der Pflegestation 3 arbeitet seit 21 Jahren im PflegeheimMödling, in ihrer Abteilung widmet man sich derLangzeitpflege mit Schwerpunkt Demenz. Die gebürtigeSlowakin hat in den vergangenen zwei Jahrzehntenam eigenen Leib erfahren, wie sich das Berufsbild derGesundheits- und Krankenschwester verändert hat. Auchsie beobachtet gesteigerte Ansprüche bei den BewohnerInnenund deren Angehörigen sowie eine Zunahmeder zu bewältigenden Büroarbeit. „Alles, was passiert,muss schriftlich festgehalten werden, sonst ist es nichtpassiert“, meint sie lakonisch. Und: Heute seien die Zim-