Aktuelle Schmerztherapie in der Onkologie
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Update Serie Supportivtherapie<br />
▲ Morph<strong>in</strong>tropfen 2%: 4 Tropfen, nach<br />
Bedarf bis stündlich<br />
▲ Laxativa: weiter anpassen, bis täglich<br />
1 x weicher Stuhlgang erreicht ist.<br />
Die Dosis wird gesteigert, bis <strong>der</strong> gewünschte<br />
Effekt (genügende Analgesie)<br />
erreicht wird o<strong>der</strong> bis unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />
(UAW) <strong>der</strong> Opioide<br />
auftreten.<br />
UAW <strong>der</strong> Opioide<br />
und therapeutisches Vorgehen<br />
Unterschieden wird zwischen dosislimitierenden<br />
unerwünschten Arzneimittelwirkungen<br />
und nichtdosislimitierenden<br />
unerwünschten Opioidwirkungen.<br />
Zu den dosislimitierenden unerwünschten<br />
Opioidwirkungen gehören:<br />
▲ Anhaltende Übelkeit > 7 Tage nach<br />
letzter Dosissteigerung<br />
▲ Sedation<br />
▲ Delir<br />
▲ Myoklonien<br />
▲ Atemdepression<br />
▲ Juckreiz.<br />
Die nichtdosislimitierenden unerwünschten<br />
Opioidwirkungen umfassen:<br />
▲ Obstipation<br />
▲ Blasenentleerungsstörungen<br />
▲ Vorübergehende Nausea < 7 Tage<br />
nach letzter Dosissteigerung<br />
▲ Akkomodationsstörung<br />
▲ Mundtrockenheit.<br />
Dabei veranlassen die nichtdosislimitierenden<br />
unerwünschten Opioidwirkungen<br />
zu ke<strong>in</strong>em Wechsel des Opioids.<br />
Das heisst, die unerwünschten Wirkungen<br />
müssen symptomatisch angegangen<br />
werden, denn e<strong>in</strong> Opioidwechsel<br />
hat kaum e<strong>in</strong>e Chance, diese UAW beheben<br />
zu können. Dah<strong>in</strong>gegen kann bei<br />
den dosislimitierenden UAW e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Symptome erwartet werden,<br />
weshalb e<strong>in</strong> Wechsel von e<strong>in</strong>em<br />
Opioid auf e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es <strong>in</strong>diziert ist.<br />
Begleitmedikation bei Opioidtherapie<br />
Mit Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Opioidtherapie muss<br />
immer die Obstipation, die bei über 90%<br />
<strong>der</strong> Patienten auftritt, mitbehandelt werden.<br />
Da die Opioide e<strong>in</strong>erseits die Darmperistaltik<br />
verlangsamen, sollten stimulierende<br />
Laxativa (Na-Picosulfat o<strong>der</strong><br />
Bisacodyl) zum E<strong>in</strong>satz kommen. Da an<strong>der</strong>erseits<br />
<strong>der</strong> Wassergehalt des Stuhls<br />
meist abnimmt, werden zusätzlich osmotisch<br />
wirksame Opioide e<strong>in</strong>gesetzt. Dazu<br />
zählen sal<strong>in</strong>ische Laxativa (z.B. Magnesiumsalze:<br />
Magnesium San Pellegr<strong>in</strong>o ®<br />
u.a., Macrogolum: Transipeg ® , Movicol ®<br />
u.a., und ferner künstliche Zucker [Lactulose,<br />
Lactitol, Sorbit u.a.]). Der E<strong>in</strong>satz<br />
von Paraff<strong>in</strong>präparaten ist selten notwendig.<br />
Sie haben den Nachteil, dass sie die<br />
Resorption von fettlöslichen Vitam<strong>in</strong>en<br />
bee<strong>in</strong>trächtigen und somit für den Langzeitgebrauch<br />
nicht empfohlen werden<br />
können. Zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Obstipation<br />
kann auch das Komb<strong>in</strong>ationspräparat<br />
Oxycodon/Naloxon e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Dies ist dann s<strong>in</strong>nvoll, wenn<br />
dadurch die Verschreibung von Laxativa<br />
unnötig wird o<strong>der</strong> falls e<strong>in</strong>e sehr hartnäckige<br />
Obstipation vorliegt.<br />
Ob mit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Opioidtherapie auch<br />
e<strong>in</strong>e antiemetische Therapie e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden soll, wird unterschiedlich beurteilt.<br />
Hat <strong>der</strong> Patient bereits e<strong>in</strong>mal auf<br />
e<strong>in</strong>e Opioidtherapie mit Übelkeit reagiert,<br />
soll bei e<strong>in</strong>er neuerlichen Opioidtherapie<br />
von Beg<strong>in</strong>n an e<strong>in</strong>e antiemetische Therapie<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden. An<strong>der</strong>nfalls<br />
genügt die Verschreibung von Antiemetika<br />
als Reservemedikation. Da Opioide<br />
sowohl über die verlangsamte Magenentleerung<br />
als auch über die Chemotriggerzone<br />
zu Übelkeit führen, ist <strong>der</strong> therapeutische<br />
Ansatz auch über beide Orte<br />
möglich. Mit Haloperidol (z.B. 3 x 5 Tropfen<br />
2%-Lösung, entsprechend 3 x 0,5 mg)<br />
wird die zentrale Nausea angegangen,<br />
mit Metoclopramid o<strong>der</strong> Domperidon<br />
wird die Magenperistaltik verbessert.<br />
Indikationen für Opioidwechsel<br />
E<strong>in</strong> Opioidwechsel muss vorgenommen<br />
werden, wenn entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> gewünschte<br />
Effekt trotz Steigerung <strong>der</strong> Dosis nicht erreicht<br />
wird o<strong>der</strong> wenn dosislimitierende<br />
UAW auftreten. Ob e<strong>in</strong> Opioidwechsel<br />
22 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 5/2010<br />
Tabelle 1: Übliche Startdosen <strong>der</strong> Opioide<br />
Opioid Dosis Dosierung<br />
Tramadol retard 50–100 mg 2 x täglich<br />
Dihydrocode<strong>in</strong> retard 60 mg 2 x täglich<br />
Morph<strong>in</strong> retard 10 mg 2 x täglich<br />
Oxycodon retard 5–10 mg 2 x täglich<br />
Methadon 2,5–5 mg 2 x täglich<br />
Hydromorphon* retard (24 h) 4 mg 1 x täglich<br />
Hydromorphon*retard (12 h) 2 mg 2 x täglich<br />
Fentanyl TTS 12 �g/l alle 3 Tage<br />
Buprenorph<strong>in</strong> TTS 17,5 �g/h alle 4 Tage<br />
* <strong>in</strong> dieser Dosis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz nicht erhältlich<br />
vorgenommen werden muss, weil <strong>der</strong><br />
gewünschte Effekt ausbleibt, wird häufig<br />
durch die Erfahrung des verordnenden<br />
Arztes bestimmt. Grundsätzlich ist nicht<br />
zu rasch e<strong>in</strong> Wechsel vorzunehmen, und<br />
man sollte sich <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung rufen, dass<br />
die Bioverfügbarkeit von Morph<strong>in</strong>, Hydromorphon<br />
und auch Oxycodon <strong>in</strong>dividuell<br />
sehr variabel ist. Zudem bestehen<br />
<strong>in</strong>dividuell genetische Unterschiede, die<br />
das Ansprechen auf Opioide bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Bei dosislimitierenden UAW sollte<br />
mit e<strong>in</strong>em Opioidwechsel nicht zugewartet<br />
werden, da sich diese Situation meist<br />
nicht an<strong>der</strong>s beheben lässt.<br />
Beim Opioidwechsel wird wie folgt vorgegangen:<br />
▲ Berechnung <strong>der</strong> letzten Tagesdosis<br />
(Grunddosierung und verabreichte<br />
Reservedosen)<br />
▲ Berechnung <strong>der</strong> Opioid-Äquivalenzdosis<br />
des neuen Opioids<br />
▲ Reduktion beim neuen Opioid um<br />
30 bis 50% (eher bei 30%)<br />
▲ Verschreibung <strong>der</strong> theoretisch errechneten<br />
Opioiddosis als Grunddosis<br />
und Verschreibung <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Reservedosis.<br />
Start mit an<strong>der</strong>em Opioid<br />
Wird e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Opioid als Morph<strong>in</strong><br />
zum Start <strong>der</strong> Opioidtherapie bei opioidnaiven<br />
Patienten e<strong>in</strong>gesetzt, sollte dieses<br />
die Äquivalenzdosis von 30 mg Morph<strong>in</strong><br />
oral (Tagesdosis) nicht wesentlich<br />
übersteigen.<br />
Beispiele für die Startdosis diverser<br />
Opioide bei opioidnaiven Patienten s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> Tabelle 1 aufgeführt.<br />
Parenterale Opioidgabe<br />
Muss notfallmässig bei bestehen<strong>der</strong><br />
Opioidtherapie das Schmerzmittel par-