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Goethe aus Goethe gedeutet - im Shop von Narr Francke Attempto

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1. „Warum ist Wahrheit fern und weit? …“Dieses Buch geht, wie der Titel sagt, <strong>von</strong> <strong>Goethe</strong> <strong>aus</strong>. Es versucht, seinen Intentionennachzudenken. Über alles <strong>von</strong> ihm in Worte Gefaßte liegt eine unübersehbareMenge <strong>von</strong> Literatur vor. Sollte man – dies nun eine Frage, die sich gleich zuBeginn dieser Arbeit vor über dreißig Jahren stellte – sollte man, wenn man einemDichter auch als Person gerecht zu werden sucht und seine Absichten zu bedenkentrachtet, das, was er bewußt nicht klar <strong>aus</strong>gesprochen oder worüber ergeschwiegen 1 hat, <strong>im</strong> Zwielicht belassen oder könnte es in mehrfachem Sinne dasRechte sein, aufzugreifen, was zwischen den Zeilen steht? Den Ausschlag gebendie unzähligen und vielfältigen Andeutungen und Hinweise <strong>von</strong> <strong>Goethe</strong> selbst,die über das gesamte Werk verstreut sind und, einmal als solche wahrgenommen,den „Enkeln“ 2 eine Botschaft bereitgelegt haben: jene <strong>von</strong> der Nachwelt <strong>im</strong>merwieder zitierten und dennoch nie befriedigend zusammengefügten „Bruchstückeeiner großen Konfession“. In zwiefachem Wortsinn 3 verstanden, wird sich diese„Konfession“ auf <strong>Goethe</strong>s Leben wie auch auf seine Religiosität beziehen lassen,vor<strong>aus</strong>gesetzt, man n<strong>im</strong>mt die leisen Zeichen auf, die er zu geben nicht müdewurde. Ihre Relationen untereinander fügen sich zu einem Netzwerk, das dieganze Dichtung durchzieht, unleugbar vorhanden für jeden, dem es, einmalgewahr geworden, eine neue D<strong>im</strong>ension in <strong>Goethe</strong>s Leben und Werk aufschließt.Dabei muß festgehalten werden, daß diese Arbeit ihren eigenen, auf Wegweiserdes Dichters <strong>aus</strong>gerichteten Pfad geht und dabei keinerlei Versuch macht, Andersmeinendebzw. gängige Überlieferungen zu widerlegen. Daß aufgenommeneErkenntnisse anderer Autoren unter allen Umständen angegeben werden, verstehtsich <strong>von</strong> selbst. Grundsätzlich soll <strong>Goethe</strong> vor allem <strong>aus</strong> <strong>Goethe</strong> selbst erklärtwerden.Dementsprechend gilt es als eine der wesentlichen Vor<strong>aus</strong>setzungen dieser Studie,daß <strong>Goethe</strong> nach eigenen Aussagen schrieb, was er erlebt, wenn auch nichteben so, „wie er es erlebt“ habe 4 , und nichts, das ihm nicht „auf die Nägel brannteund zu schaffen machte“ 5 , wie er ja auch „Liebesgedichte nur gemacht [habe],wenn [er] liebte“ 6 . Ja, er geht so weit, <strong>von</strong> „der neuesten Ausgabe meiner Lebensspuren“zu sprechen, „welche man, damit das Kind einen Namen habe, Werke zunennen pflegt.“ 7 Daß für <strong>Goethe</strong> die Identität <strong>von</strong> ‚lyrischem Ich’, ‚dramatischemIch’ (auch aufgeteilt auf Personen, ja gerade auf Antagonisten), ‚Erzähler-Ich’, mitdem ‚auktorialen Ich’ legit<strong>im</strong>erweise für sein Schaffen durch alle Lebensabschnit-1 Vgl. Josef Pieper, Über das Schweigen <strong>Goethe</strong>s, München 1951.2 „Erwachsne gehn mich nichts mehr an, / Ich muß jetzt an die Enkel denken“. („Ist denn dasklug“, Zahme Xenien I; FA 2, S. 621.)3 Vgl. „Bekenntnis heißt nach altem Brauch / Geständnis wie man’s meint; / […]“ FA 2, S. 726.4 Eckermann, Gespräche mit <strong>Goethe</strong> in den letzten Jahren seines Lebens. Vollständiger Text nach dem24. Band der Gedenk<strong>aus</strong>gabe der Werke, Briefe und Gespräche Johann Wolfgang <strong>Goethe</strong>s, Zürich 1976.17. Februar 1830. S. 395.5 Eckermann, 14. März 1830; a. a. O., S. 733.6 Ebd.7 An Zelter, 23. Januar 1815. FA 34, S. 400.5

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