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Peak - Arbeitswelt der Geographie

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<strong>Peak</strong> OilDie Herausfor<strong>der</strong>ung lokaler Erdölabhängigkeitam Beispiel MünsterMatthias Wanner, Jörn Hamacher, Eva Gerlach,Tillmann Buttschardt, Julian Rose, Stefan Simon,Charlotte Niekamp, Laura Hebling, Nikos Saul


Matthias Wanner, Jörn Hamacher, Eva Gerlach,Tillmann Buttschardt, Julian Rose, Stefan Simon,Charlotte Niekamp, Laura Hebling, Nikos Saul<strong>Peak</strong> OilDie Herausfor<strong>der</strong>ung lokaler Erdölabhängigkeitam Beispiel Münster


Wissenschaftliche Schriften <strong>der</strong> WWU MünsterReihe XVIIBand 1


Matthias Wanner, Jörn Hamacher, Eva Gerlach,Tillmann Buttschardt, Julian Rose, Stefan Simon,Charlotte Niekamp, Laura Hebling, Nikos Saul<strong>Peak</strong> OilDie Herausfor<strong>der</strong>ung lokaler Erdölabhängigkeitam Beispiel Münster


Wissenschaftliche Schriften <strong>der</strong> WWU Münsterherausgegeben von <strong>der</strong> Universitäts- und Landesbibliothek Münsterhttp://www.ulb.uni-muenster.deEinzelbeitrag zur UN-Dekade Bildung für nachhaltige EntwicklungBibliografische Information <strong>der</strong> Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in <strong>der</strong> Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.Dieses Buch steht gleichzeitig in einer elektronischen Version über den Publikations- undArchivierungsserver <strong>der</strong> WWU Münster zur Verfügung.http://www.ulb.uni-muenster.de/wissenschaftliche-schriftenMatthias Wanner, Jörn Hamacher, Eva Gerlach, Tillmann Buttschardt, Julian Rose, Stefan Simon, CharlotteNiekamp, Laura Hebling, Nikos Saul:„<strong>Peak</strong> Oil Die Herausfor<strong>der</strong>ung lokaler Erdölabhängigkeit am Beispiel Münster“Wissenschaftliche Schriften <strong>der</strong> WWU Münster, Reihe XVII, Band 1© 2013 <strong>der</strong> vorliegenden Ausgabe:Die Reihe „Wissenschaftliche Schriften <strong>der</strong> WWU Münster“ erscheint im Verlagshaus Monsenstein undVannerdat OHG Münsterwww.mv-wissenschaft.comISBN 978-3-8405-0083-1(Druckausgabe)URN urn:nbn:de:hbz:6-66389664526 (elektronische Version) direkt zur Online-Version:© 2013 Matthias Wanner u.a.Alle Rechte vorbehaltenSatz:Charlotte NiekampTitelbild: Tine Fetz, Berlin © 2013Umschlag:MV-VerlagDruck und Bindung: MV-Verlag


InhaltsverzeichnisAbbildungsverzeichnis ....................................................................IITabellenverzeichnis .......................................................................IIIDanksagung ..................................................................................IV1 Einleitendes zum Bericht ........................................................... 11.1 Annäherung und Überblick .................................................. 11.2 Zum Aufbau des Berichts ..................................................... 32 <strong>Peak</strong> Oil – worum geht es? .........................................................43 Methoden – Anmerkungen zur Vorgehensweise ........................ 143.1 Methodik des studentischen Projekts „<strong>Peak</strong> Oil Münster“ .... 143.2 Methodencharakteristika des Berichts ...............................204 Sektorale Betrachtung wichtiger Lebensbereiche ...................... 254.1 Energie ............................................................................ 254.2 Transport und Mobilität ..................................................... 354.3 Wirtschaft ........................................................................ 454.4 Ernährung und Landwirtschaft ........................................... 574.5 Gesundheit ......................................................................684.6 Private Haushalte und soziale Kohäsion ............................. 784.7 Transsektorales Beispiel aus Münster ................................ 955 Öffnung des Horizonts .............................................................985.1 <strong>Peak</strong> Oil als Chance ...........................................................985.2 Was bedeutet <strong>Peak</strong> Oil für das Konzept des beständigenWachstums? ....................................................................1016 Der Bericht liegt vor – wie geht es weiter? ................................105Literaturverzeichnis und weiterführende Links ..................................VSeminarteilnehmende und Autor_innenschaft .............................. XXIII


AbbildungsverzeichnisAbbildung 1: För<strong>der</strong>profil ausgewählter Län<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Darstellungeiner Multi-Hubbert Kurve .......................................... 7Abbildung 2: <strong>Peak</strong>-Oil-Plakat, gestaltet von Manuel Meyer,September 2012 .......................................................17Abbildung 3: Energiestruktur Deutschlands: Erdöl und Erdgas ........28Abbildung 4: Primärenergieverbrauch 2011 im Vergleich zu 2001 .... 29Abbildung 5: Heizölanteil am Endenergieverbrauch ....................... 33Abbildung 6: Wer verdient am Tourismus? ..................................... 54Abbildung 7: Am häufigsten verwendete Produkte im UKM undihre angegebene Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit ................... 75Abbildung 8: Monatliches Nettoeinkommen privater Haushaltein Münster 2010 ......................................................80Abbildung 9: Angaben zu Einschränkungen, zu denen Bürger_innenbereit wären, um Erdöl einzusparen ....................86Abbildung 10: Graphische Darstellung verschiedener Stationen an einemtypischen Freitag eines fiktiven Münsteraners ....96II


TabellenverzeichnisTabelle 1: Übersicht über das Projekt, geglie<strong>der</strong>t nach Projektabschnitten,Kernaufgaben und Methodencharakteristika ...15Tabelle 2: Verschiedene <strong>Peak</strong>-Oil-Berichte anhand von sechsKriterien aufgeschlüsselt .............................................. 21Tabelle 3: Krankenhausstatistik kreisfreier Städte Nordrhein-Westfalens zwischen 200.000 und 400.000Einwohner_innen ......................................................... 74Tabelle 4: Kosten und Mehrkosten pro Jahr für eine_nautofahrende_n Münsteraner_in mit Ölheizung ..............84Tabelle 5: Steckbrief nachhaltiger Organisationen und Unternehmen.......................................................................90III


DanksagungZunächst möchten wir den Gastreferenten Dr. Steffen Bukold, Dr. MartinHeld und Norbert Rost für ihre spannenden und aufschlussreichen Vorträgeim Rahmen des Projektseminars danken.Norbert Rost, dem Verfasser des <strong>Peak</strong>-Oil-Berichts für Sachsen, möchtedie Seminarleitung zudem für die kleinen, aber entscheidenden methodischenAnregungen danken.Bei Jannah Rex und Janina Urban möchten wir uns an dieser Stelle ganzbeson<strong>der</strong>s bedanken für ihre tatkräftige und entscheidende Mitarbeitim ersten Teilprojekt.Für die finanzielle Unterstützung möchten wir uns bei <strong>der</strong> Rektoratskommissionfür Forschungsangelegenheiten und dem AStA <strong>der</strong> UniversitätMünster bedanken.Ein Dankeschön gilt auch Birgit Wildt vom Amt für Grünflächen und Umweltschutz,Leiterin <strong>der</strong> Koordinierungsstelle für Klima und Energie, fürihre Anregungen und Datenquellen.Beson<strong>der</strong>s möchten wir uns auch bei den Designer_innen bedanken,Manuel Meyer für seine Kreativität und sein handwerkliches Geschickbei <strong>der</strong> Herstellung <strong>der</strong> Plakate, Tine Fetz und Dominic Sehak für dieErstellung <strong>der</strong> Coverillustration.Wir möchten auch Clarissa Göbel danken für ihre Mitarbeit im SektorWirtschaft (Kap. 4.3).Ein großes Dankeschön – auch im Namen <strong>der</strong> Seminarteilnehmenden– gilt allen Interviewpartner_innen und Umfrageteilnehmenden für ihreBereitschaft zur Mitarbeit und ihr Interesse an dem Thema <strong>Peak</strong> Oil.Nicht zuletzt möchten wir uns bei dem Serviceteam <strong>der</strong> Schriftenreihe<strong>der</strong> ULB Münster bedanken für ihre ständige Hilfsbereitschaft bei <strong>der</strong>Fertigstellung des vorliegenden Buches.IV


1 Einleitendes zum Bericht1.1 Annäherung und ÜberblickErdöl – das schwarze Gold. Der Rohstoff mit hoher Energiedichte undvielfältigen chemischen Eigenschaften fungiert buchstäblich als dasSchmiermittel unserer gesamten Industriegesellschaft. Direkt abhängigsind alle fossil betriebenen Transportmittel, vom Auto über das Flugzeugbis hin zum Schiff als Träger internationaler Warenflüsse sowiezahlreiche Heizungssysteme öffentlicher, wirtschaftlicher o<strong>der</strong> privaterGebäude. Ohne Erdöl als Grundlage für Kunststoffe ist kein Elektrogerätdenkbar, kein mo<strong>der</strong>ner Haushalts- o<strong>der</strong> Freizeitartikel und auch in Medikamentenund Hygieneprodukten steckt häufig das wandelbare Erdöl.Mittels synthetischer Dünger, Pestiziden und des Maschineneinsatzesreguliert <strong>der</strong> Rohstoff zudem weite Teile <strong>der</strong> industriellen Nahrungsmittelproduktionund hat somit eine umfassende Bedeutung für unsere Gesellschaft.Grund genug, sich Gedanken über unsere Abhängigkeit unddie Verfügbarkeit dieses Wun<strong>der</strong>mittels zu machen.Was würde beispielsweise <strong>der</strong> Transport von Waren bei einem Rohölpreisvon 160 US-Dollar pro Barrel 1 , also umgerechnet einem Benzinpreisvon 2 Euro pro Liter, kosten? Welche Produkte wären ohne Erdölgrundlageheutzutage nicht herstellbar? Was für Auswirkungen hättedies auf Logistik, Einzelhandel, Dienstleistungen, Landwirtschaft, dasGesundheitssystem und nicht zuletzt auf den sozialen Zusammenhalteiner Gesellschaft?Viele dieser Überlegungen hinterfragen ganz konkret das als normalempfundene mo<strong>der</strong>ne Leben. Großbritannien und die USA sind zweiLän<strong>der</strong>, in denen <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong> Ölför<strong>der</strong>ung zu einer intensiveren1 Erdölmengen werden in Fässern (Barrel) angegeben. 1 Barrel (bbl bzw. b) sind159 Liter Erdöl.1


Einleitendes zum BerichtBeschäftigung mit <strong>der</strong> eigenen Erdölabhängigkeit geführt hat. Hier entstandenbereits vor einigen Jahren lokale Untersuchungen <strong>der</strong> Auswirkungenvon <strong>Peak</strong> Oil auf die jeweilige Stadtgesellschaft (<strong>Peak</strong> Oil TaskForce Portland, 2007; The Green Momentum Group u. Bristol City Council,2009). In Deutschland sind bislang drei umfassen<strong>der</strong>e Arbeiten entstanden,die sich auf (inter-)nationaler (Zentrum für Transformation <strong>der</strong>Bundeswehr, 2010) sowie auf Landesebene (Landtag NRW, 2008; Rost,2011) mit <strong>der</strong> Thematik beschäftigt haben. Für einzelne Städte und Kommunenfindet sich bislang keine Studie.Global denken, lokal handeln. Das war das Motto <strong>der</strong> UN-Umweltkonferenzin Rio de Janeiro im Jahr 1992. Will man diesen Grundsatz leben,können wirksame Verän<strong>der</strong>ungen am besten im direkten Aktionsradiusumgesetzt werden. Die globale Herausfor<strong>der</strong>ung einer Erdölknappheitmuss also sinnvollerweise heruntergebrochen werden auf eine lokaleDimension, um konkrete Verän<strong>der</strong>ungen anzustoßen. Dieser Gedankewar die Geburtsstunde des <strong>Peak</strong>-Oil-Projekts in Münster im August2011.Im Winter 2011/12 bildete sich eine studentische Projektgruppe, welchedas Vorhaben vorantrieb und schließlich auch in mehreren Phasenumsetzte. Das innovative studentische Lehrprojekt wurde im Wintersemester2012/13 an <strong>der</strong> Universität Münster durchgeführt und als Dekadebeitrag2 ausgezeichnet. Darauf aufbauend folgt nun dieser <strong>Peak</strong>-Oil-Bericht für die Stadt Münster.Er hat zum Ziel, die <strong>Peak</strong>-Oil-Thematik in die Öffentlichkeit zu tragen,die Wichtigkeit einer lokalen Perspektive am Beispiel Münster aufzuzeigenund nicht zuletzt mit seinem eigenen Beispiel für transformativeund offene Methoden für weitere Projekte zu werben.2 UN-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung2


Zum Aufbau des Berichts1.2 Zum Aufbau des BerichtsIn Kapitel 2 wird als Grundlage ein kurzer Abriss <strong>der</strong> bisherigen <strong>Peak</strong>-Oil-Debatte gegeben. In Kapitel 3 folgt eine Reflexion <strong>der</strong> verwendetenMethoden, aufgeteilt in eine Betrachtung des gesamten Projektzeitraums(Selbstorganisation, Vorbereitung und Durchführung desSeminars, Berichterstellung) und einen Fokus auf die methodischenCharakteristika des vorliegenden Berichts. In Kapitel 4 folgt eine beschreibendeAnalyse wichtiger Gesellschaftsbereiche, sogenannterSektoren, die von <strong>Peak</strong> Oil betroffen sein könnten. Jedes Kapitel fängtauf einer übergeordneten, meist globalen Ebene an und endet mit konkretenmünsterschen Forschungsbeispielen aus dem studentischen Seminar.In Kapitel 5 weitet sich <strong>der</strong> Blick und beschreibt die Perspektiveauf <strong>Peak</strong> Oil als Chance für eine nachhaltigere Entwicklung in den Industriegesellschaftensowie die problematischen Verbindungen zwischeneinem beständigen Wirtschaftswachstum und parallel steigendem Ressourcenverbrauch.Kapitel 6 schließt mit einem Plädoyer für dezentrale,vernetzte, offene und positive Forschungs- und Verän<strong>der</strong>ungsprojekteim Sinne eines aktiven Engagements „von unten“.Der Bericht versucht, auch komplexe wissenschaftliche Gedankengebäudeverständlich und anschaulich darzustellen und, wo immer möglich,eine alltagstaugliche Sprache zu verwenden. Kapitel 3 mit seinenmethodischen Ausführungen weicht davon leicht ab.3


2 <strong>Peak</strong> Oil – worum geht es?Die Erde ist – soweit wir wissen – eine einmalige Konstellation wenigstensinnerhalb unseres Sonnensystems und sie hat etwas Wun<strong>der</strong>bareshervorgebracht: Leben. Dieses hat sich im Laufe <strong>der</strong> Evolution immerwie<strong>der</strong> neu erfunden, ist in seinen Ausprägungen zu einer unermesslichenVielfalt angewachsen und ermöglichte es schließlich demHomo sapiens, Hochkulturen und die heutige Zivilisation zu entwickeln.Die Art und Weise, wie wir in den Industrienationen leben und woraufunsere Gesellschaft basiert, ist nur möglich geworden, weil wir uns Energiequellenerschlossen haben, die uns je<strong>der</strong>zeit zur Verfügung stehen.Wir nutzen sie, um Dünger herzustellen, Maschinen zu betreiben,Waren und Menschen zu transportieren, Strom zu erzeugen, uns mitWärme o<strong>der</strong> Kälte zu versorgen und Werkstoffe und chemische Substanzenherzustellen, die es so in <strong>der</strong> Natur nicht gibt. Letztlich stammtjedoch alle Energie aus einer Quelle: <strong>der</strong> Sonne.Wir müssen die gesamte Erdgeschichte betrachten, um zu verstehen,wie sich im Laufe <strong>der</strong> Jahrmilliarden jene Lagerstätten entwickelt haben,die wir im Laufe <strong>der</strong> letzten wenigen Jahrhun<strong>der</strong>te in Besitz genommenund teilweise bis zu Erschöpfung ausgebeutet haben. So habensich die Wäl<strong>der</strong> in Mitteleuropa, <strong>der</strong>en Holz unsere Vorfahren zur Energiegewinnungnutzten, erst seit <strong>der</strong> letzten Eiszeit, also vor ca. 15.000Jahren, wie<strong>der</strong> in Deutschland etabliert. Hochmoortorfe, sie wurdenim 18. und 19. Jahrhun<strong>der</strong>t z. B. im Emsland abgebaut und nach Hamburgverschifft, benötigen schon einige 1.000 Jahre zu ihrer Bildung.In Norddeutschland sind sie teilweise über mehrere 10.000 Jahre alt.Die Braunkohlevorkommen, die bis heute in großen Tagebauen etwa imRheinland abgebaut werden, haben sich im Zeitraum des Tertiärs voretwa 30.000.000 Jahren gebildet. Die Steinkohle, auf <strong>der</strong> ja auch dieIndustrialisierung des Ruhrgebietes maßgeblich fußt, wurde in <strong>der</strong> Periodedes Karbons gebildet (vor 280.000.000 bis 360.000.000 Jahren).4


Worum geht es?Die Erdölvorkommen haben sich in verschiedenen Erdzeitaltern gebildet.In Deutschland kommt Erdöl hauptsächlich im NordwestdeutschenTiefland mit den vorgelagerten Meeresgebieten <strong>der</strong> Nordsee vor. KleinereLagerstätten finden sich in <strong>der</strong> Oberrheinebene mit dem MainzerBecken sowie im Alpenvorland. Der Zeitraum, in dem sich die Lagerstättenin Deutschland gebildet haben, erstreckte sich über mehrere einhun<strong>der</strong>tMillionen Jahre.Die weltweite Betrachtung zeigt, dass sich Erdöllagerstätten in sehrunterschiedlichen geologischen Formationen befinden und in <strong>der</strong> Vergangenheitwährend verschiedener Zeiträume gebildet wurden. Auchenthalten die sogenannten Muttergesteine Erdöl bzw. das VorläuferproduktKerogen in unterschiedlichen Mengenanteilen. Hinzu kommthäufig auch ein Erdgasanteil.Gemeinsam ist allen Lagerstätten, dass sie vor sehr langer Zeit gebildetwurden und sich nicht in für uns relevanten Zeiträumen erneuern. Dasheißt: Die Menge verfügbaren Erdöls ist definitiv begrenzt.Nicht überall auf <strong>der</strong> Erde haben sich Erdöllagerstätten gebildet. Erdölbildet sich in einer marinen Umgebung durch Absetzen von abgestorbenemPhytoplankton, Zooplankton, Algen u. ä. (Sapropel). DieserFaulschlamm wird durch chemische Umsetzungsprozesse in einen inWasser unlöslichen Zustand überführt (Kerogen). In weiteren geologischenAbläufen erfolgt eine Abdeckung mit nichtorganischem Material,in welches das Kerogen einwan<strong>der</strong>n kann. Hier liegt es dann fein verteiltvor; es sind dies nicht im eigentlichen Sinn Öllagerstätten, weil das Öldort nicht ohne zusätzlichen Aufwand gewonnen werden kann. Hierunterfallen die Ölschiefer und Ölsande.Setzt sich die Überlagerung fort und wird die das Kerogen führendeSchicht weiter tiefenwärts verlagert, so findet bei <strong>der</strong> sich dann erhöhendenTemperatur (geothermische Tiefenstufe) ein Umwandlungsprozessstatt, in welchem sich das Verhältnis Kerogen zu Erdöl zu Erdgasje nach Umgebungsbedingungen (insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Temperatur) verschiebt.Bei zu großer Tiefenlage, ab etwa 5.000 m, geht diese Verschiebungweit in Richtung Erdgas, zwischen etwa 2.000 m und 5.000 m do-5


<strong>Peak</strong> Oilminiert Erdöl. Bei diesem chemischen Umwandlungsprozess verän<strong>der</strong>tsich das Volumen und <strong>der</strong> Druck erhöht sich in <strong>der</strong> Lagerstätte. Dadurchsteigt das nun gebildete Öl-/ Gasgemisch in <strong>der</strong> Erdkruste auf und würdesich – sofern keine undurchlässige Schicht den Aufstieg verhin<strong>der</strong>t– wie<strong>der</strong> fein verteilen bzw. abgebaut werden. Existiert aber eine solcheSchicht, sammelt sich unterhalb nutzbares Erdöl und ggf. auch Erdgasan. Im Norddeutschen Becken kam es z. B. bei <strong>der</strong> Bildung von Salzstöckendurch tektonische Bewegungen zur Bildung solcher „Erdölfallen“.Es kann davon ausgegangen werden, dass die Bedingungen, unter denensich Öllagerstätten bilden, hinreichend bekannt sind. Zudem sinddie Regionen, in denen geologische Verhältnisse geherrscht haben,welche Öllagerstätten hervorbringen, inzwischen durch die Wissenschaftebenfalls weitgehend erkundet. Die Neufunde an ausbeutbarenÖllagerstätten sind seit Jahren rückläufig. Obwohl die Anzahl an Bohrungenvon 1960 bis 1990 zugenommen hat, sank die Ausbeute proBohrung kontinuierlich (Campbell et al., 2007, S. 28).Was ist <strong>Peak</strong> Oil?Mit dem englischen Wort <strong>Peak</strong> Oil wird ein Zustand beschrieben, <strong>der</strong>dann erreicht ist, wenn die Lagerstätten – in diesem Fall die von Öl 3– so weit ausgebeutet sind, dass eine weitere Steigerung trotz vorhandenerNachfrage nicht möglich ist. Im Deutschen spricht man dahervom Erdölför<strong>der</strong>maximum. Die Beschreibung dieses Phänomens lieferteM. King Hubbert in den 1950er Jahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts,indem er sich auf 48 US-amerikanische Ölfel<strong>der</strong> bezog, <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>datenauswertete und eine mathematische Relation errechnete (Hubbert,1956). Diese Kurve, welche einen weitgehend glockenähnlichen, symmetrischenVerlauf hat wird heute nicht mehr in dieser Form verwendet,da die produzierten Mengen <strong>der</strong> einzelnen Ölfel<strong>der</strong> von einer Vielzahlvon Faktoren abhängen und in <strong>der</strong> Zeit variieren. Es wurden zahlreicheweitere Modelle und Interpretationen veröffentlicht, welche inzwischen3 Jede Ausbeutung fossiler Rohstoffe lässt sich <strong>der</strong>art beschreiben. So wird eseinen <strong>Peak</strong> Gas ebenso geben wie einen <strong>Peak</strong> Uranium.6


Worum geht es?die Daten sehr vieler Öllagerstätten beinhalten. Diese werden dann insogenannten Multi-Hubbert-Kurven übereinan<strong>der</strong> gelegt (Abbildung 1).Abbildung 1: För<strong>der</strong>profil ausgewählter Län<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Darstellung einer Multi-HubbertKurve (Schindler u. Zittel, 2008, S. 11).Allerdings ist es auch heute nicht einfach, eine eindeutige zeitliche Einordnungvon <strong>Peak</strong> Oil zu treffen, weswegen <strong>der</strong> Zeitpunkt des Eintreffenssowie die zeitliche Ausdehnung des För<strong>der</strong>maximums kontroversdiskutiert werden.Es besteht nämlich aus mehreren Gründen eine recht unsichere Datenlage:1. Es ist tatsächlich unbekannt, wie viel Öl insgesamt erschlossenbzw. geför<strong>der</strong>t werden kann. Das liegt daran, dass noch nicht alleLagerstätten gefunden wurden und dass sich die För<strong>der</strong>technologiestetig weiter entwickelt.2. Es gibt keine objektiv eindeutigen und belastbaren Angaben überdie aktuellen För<strong>der</strong>mengen, da viele Staaten diese Angaben unterVerschluss halten. Es wird angenommen, dass es sich bei vielen7


<strong>Peak</strong> OilAngaben um „politische“ Zahlen handelt, die nicht belastbar sind(Schindler u. Zittel, 2008).3. Öl ist nicht gleich Öl. Meist werden die Angaben, z. B. in den OPEC 4 -Berichten, in <strong>der</strong> Sorte Brent angegeben, die sich wie<strong>der</strong>um ausverschiedenen an<strong>der</strong>en Rohölsorten zusammensetzt. Je nachdem,welche Ölprodukte eingerechnet werden, schwankt die angegebeneMenge. Auch repräsentiert die jeweilige Menge unterschiedlicheEnergiegehalte, weswegen es günstiger wäre, den tatsächlichenEnergiegehalt (barrels of oil-equivalent/boe) anzugeben.4. Die Lagerstätten von Erdöl entleeren sich nicht gleichmäßig: Diemeisten Lagerstätten sind gespannt, das heißt, dass das dort lagerndeÖl unter Druck von außen im Muttergestein „festgehalten“wird und zu Beginn leichter zu för<strong>der</strong>n ist als gegen Ende <strong>der</strong>Ausbeutung. Zudem kann durch Einsatz von zusätzlichen För<strong>der</strong>technologiendie Ausbeutung erhöht werden. Da dies Kosten verursacht,ist <strong>der</strong> Einsatz dieser Techniken abhängig vom jeweiligenVerkaufspreis.5. Das steigende Preisniveau und reduzierte Umweltauflagen ermöglichendie Nutzung von Lagerstätten, die bislang nicht ausgebeutetwurden. Hierunter fallen z. B. Teersande o<strong>der</strong> Ölschiefer, die im Tagebauo<strong>der</strong> mittels des sogenannten „hydraulic fracturing“ (Frakking)erschlossen werden. Die vorhandenen Reserven sind nochrecht ungenau eingegrenzt, sodass verschiedene Schätzwerte <strong>der</strong>vorhandenen Ressourcen und Ausbeutbarkeit existieren.Es ist daher zu erwarten, dass sich <strong>Peak</strong> Oil nicht als wirkliche Spitzezeigt, son<strong>der</strong>n dass es zu einer Stagnation bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung kommt.Dies scheint <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong> Fall zu sein (IEA, 2013, S. 22). Zudem ist es nahezuunmöglich, <strong>der</strong>zeit allgemein anerkannte und verlässliche Datenanzugeben.Während <strong>der</strong> deutsche Begriff „För<strong>der</strong>maximum“ hinreichend konkretist und für das jeweilige Produkt und einen gewählten Ort (Bohrung, Öl-4 Organization of Petroleum Exporting Countries8


Worum geht es?feld, För<strong>der</strong>land) den jeweiligen Maximalpunkt <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung insbeson<strong>der</strong>eim Rückblick sehr gut beschreibt (Abbildung 1), kann „<strong>Peak</strong> Oil“unterschiedlich interpretiert werden, was in <strong>der</strong> Praxis immer wie<strong>der</strong> zuMissverständnissen führt:1. <strong>Peak</strong> Oil kann verstanden werden als <strong>der</strong> Punkt, an dem nur nochdie Hälfte <strong>der</strong> ursprünglich oberflächennah gebundenen Öl-Rohstoffmenge<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung zur Verfügung steht (Zentrum für Transformation<strong>der</strong> Bundeswehr, 2010, S. 9). Diese Menge bezeichnetauch die noch vorhandenen Ölressourcen.2. <strong>Peak</strong> Oil kann verstanden werden als <strong>der</strong> Punkt, an dem die maximaleWeltför<strong>der</strong>menge an Öl überschritten ist, weil zu diesem Zeitpunktdie Produktionsmenge aufgrund von wirtschaftlichen o<strong>der</strong>politischen Bedingungen nicht gesteigert werden kann o<strong>der</strong> weilkeine neuen Lagerstätten mehr aufgespürt, erschlossen o<strong>der</strong> dieFör<strong>der</strong>technologie nicht weiter vorangetrieben werden können. Einen<strong>der</strong>artigen „<strong>Peak</strong> Oil“ kann es mehrfach geben.3. <strong>Peak</strong> Oil kann verstanden werden als <strong>der</strong> Punkt, an dem die lieferbareÖlmenge am Weltmarkt die nachgefragte Ölmenge quantitativunterschreitet (Rost, o. J.).Unabhängig davon, wie die Idee von „<strong>Peak</strong> Oil“ verstanden wird, gehtes im Kern immer um die Frage: Was passiert, wenn nicht mehr genügendErdöl zur Abdeckung <strong>der</strong> Nachfrage zur Verfügung steht? Und dain einer Marktwirtschaft ohne Eingriff regulieren<strong>der</strong> Institutionen in diesemFall klar ist, was geschieht, stellt sich unmittelbar die zweite Frage:Was passiert, wenn <strong>der</strong> Ölpreis ansteigt? Am Weltmarkt werden dann,so vermutet z. B. Rost (2011), die Preise anfangen, stark zu schwanken.Murray u. King (2012) belegen ein <strong>der</strong>artiges Verhalten für die vergangenenJahre. Interessant ist sicherlich auch, dass <strong>der</strong> Ölpreis seit dem Jahr2002 bis zum Börsencrash im Jahr 2008 exponentiell angestiegen ist.Eine nicht geringe Anzahl an Publikationen geht davon aus, dass <strong>der</strong>Zeitpunkt des För<strong>der</strong>maximums in den Jahren zwischen 2005 und 2015liegt (z. B. Campbell et al., 2007; Deutscher Bundestag, 2013; Schindler9


<strong>Peak</strong> Oilu. Zittel, 2008; Zittel et al., 2013). Die För<strong>der</strong>ung konventionellen Ölsist seit 2008 im Rückgang (Zittel et al., 2013). Das heißt: <strong>Peak</strong> Oil istjetzt. Allerdings scheinen sich die akuten Auswirkungen aus mehrerenGründen noch einige Jahre nicht o<strong>der</strong> noch nicht explizit auszuwirken.Zunächst ist durch die Gesetzgebung (z. B. Gesetz für den Vorrang ErneuerbarerEnergien, Energieeinsparverordnung, Energieeinspeisevergütung)<strong>der</strong> Anteil erneuerbarer Energien an <strong>der</strong> Gesamtenergiebereitstellunggestiegen. Zweitens sind durch das gestiegene Preisniveau dieverstärkte Erkundung und Ausbeutung sogenannter „unkonventionellerLagerstätten“, <strong>der</strong> Abbau von Teersanden und das Fracking attraktiv.Drittens zeigen die Daten in <strong>der</strong> Tendenz einen generellen Rückgang imÖlverbrauch, <strong>der</strong> u. a. auf den Ausbau <strong>der</strong> Gas-Infrastruktur zurückzuführenist (ebd.). Viertens schließlich ist wegen <strong>der</strong> sich weltweit abschwächendenKonjunktur die absolute Nachfrage ebenfalls zurückgegangen(Murray u. King, 2012).Weltweit lag die konventionelle Ölför<strong>der</strong>ung im Jahr 2005 bei 70 Mb/Tag 5 und im Jahr 2011 bei 68,5 Mb/Tag (IEA, 2012). Die Absolutmengenzeigen damit einen geringeren Rückgang als die Relativmengen. Von<strong>der</strong> Gesamtenergiemenge entfielen 1973 46,1 % auf Öl; 2010 dagegennur noch 32,4 % (IEA, 2013, S. 6).Unter Zurechnung <strong>der</strong> Natural Gas Liquids, also flüssige Bestandteile<strong>der</strong> Erdgasför<strong>der</strong>ung und den sogenannten „unkonventionellen Ölprodukten“sowie den Biofules waren im Jahr 2011 weltweit 87,3 MillionenBarrel am Markt. Entsprechend wurden 11.407 Millionen TonnenKohlendioxid aus <strong>der</strong> Ölverwendung im weiteren Sinne emittiert. Derdem gegenüberstehende Verbrauch betrug 2011 87 Millionen Barrel(IES, 2013). Nur in 30 <strong>der</strong> 197 Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erde wird heute Öl in nennenswertenMengen geför<strong>der</strong>t (Ganser, 2011, S. 6). Weltweit werden<strong>der</strong>zeit täglich etwa 30 Gb 6 nachgefragt, jedoch werden pro Tag nur10 Gb neue Ressourcen aufgefunden (Deutscher Bundestag, 2013).5 1 Mb (Megabarrel) = 1.000 Barrel6 1 Gb (Gigabarrel) = 1 Milliarde Barrel10


Worum geht es?<strong>Peak</strong> Oil in DeutschlandDeutschland hatte bezogen auf seine eigene Produktionsleistung seinen<strong>Peak</strong> Oil mit 8,2 Millionen Tonnen bereits im Jahr 1968 erreicht.2,5–3 % des deutschen Bedarfs an Erdöl werden noch im Inland gewonnen,o<strong>der</strong> umgekehrt, Deutschland ist zu über 97 % von Ölimporten abhängig(Rost, 2011). Das in Deutschland verwendete Rohöl muss damitfast ausschließlich importiert werden. Herkunftsgebiete waren im Jahr2011 die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS; ca. 51 %), Europa(ca. 16 %), Afrika (ca. 17 %) und <strong>der</strong> Nahe Osten (ca. 5 %; StatistischesBundesamt, 2013a). Rohöl wird in Deutschland überwiegend weiterverarbeitetgenutzt. In Raffinerien wird es aufbereitet und zu verschiedenenMineralölprodukten (Gase, Benzine, Mitteldestillate, schweresHeizöl sowie Ausgangsstoffe für die chemische Industrie) verarbeitet(ebd.).Seit Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre werden in Deutschland Alternativen zum Ölstark diskutiert. Allerdings ist die Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung und <strong>der</strong>Industrie an Strom und Wärme dabei sehr in den Vor<strong>der</strong>grund gerückt.Überlagert wurde die Debatte außerdem durch die Diskussion um denAusstieg aus <strong>der</strong> Atomenergie. Hierbei wurde in den letzten Jahren eineneue Versorgungsinfrastruktur für die Nutzung von Erdgas geschaffen.Dies betrifft sowohl die Energieerzeugung, das Kochen und Heizen sowiedie Versorgung des Verkehrssektors mit Erdgasfahrzeugen. DassErdöl aber vornehmlich als Treibstoff für Luft-, Güter-, Personenverkehrund die Schifffahrt Verwendung findet und dort <strong>der</strong>zeit nahezu unersetzlichist zeigt die Problematik auf. Diese soll in den folgenden Abschnittendieses Berichts bezogen auf die jeweiligen Sektoren vertieftwerden.Sind wir von <strong>Peak</strong> Oil betroffen?Da 90 % aller Erdölimporte nach Deutschland Län<strong>der</strong>n entstammen,<strong>der</strong>en Erdölför<strong>der</strong>ung bereits rückläufig ist, wird das für Deutschlandnicht ohne Folgen bleiben können. Hält man sich vor Augen, dass Erdölin nahezu allen Lebensbereichen <strong>der</strong>zeit (noch) nicht ersetzbar ist, so11


<strong>Peak</strong> Oilwird klar, vor welcher Herausfor<strong>der</strong>ung wir stehen. Nicht nur unsere Lebensführung,auch Infrastruktur, Siedlungen und Gebäude, industrielleFertigung, Landwirtschaft, Mobilität; die gesamte wirtschaftliche Ausrichtungund die damit verbundene Arbeitsteilung, alles ist <strong>der</strong>zeit nochauf die Nutzung von Öl ausgerichtet. Bislang war dieses günstig und innachgefragter Menge vorhanden. Angesichts von <strong>Peak</strong> Oil öffnen sichhier Handlungsnotwendigkeiten fundamentalen Ausmaßes. Die Politikakzeptiert die Thematik nur zaghaft. In <strong>der</strong> Enquete-Kommission desDeutschen Bundestages zu Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität wardie Abgabe eines Son<strong>der</strong>votums nötig, um auf <strong>Peak</strong> Oil und die sich darausergebenden Notwendigkeiten hinzuweisen (Deutscher Bundestag,2013a).Ein Blick in die Agenden <strong>der</strong> Entscheidungstragenden offenbart jedochsehr rasch, dass die beiden globalen Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> sogenannten„hydrocarbon twins“ (Rob Hopkins), <strong>der</strong> Kohlenwasserstoff-Zwillinge,(bislang) noch nicht zusammen gedacht werden: <strong>Peak</strong> Oil hier undanthropogener Klimawandel da. Selbst wenn bei Eintreten des <strong>Peak</strong> Oilnoch 50 % <strong>der</strong> Ölressourcen gewinnbar wären, wir dürfen sie nicht nutzen,möchten wir nicht ein unkalkulierbares Risiko für die Entwicklungdes Klimas eingehen. Viel wichtiger ist es jetzt, wo noch Energie ausÖl zur Verfügung steht, die Infrastruktur, die Produktionssysteme unddie Landwirtschaft so zu gestalten, dass wir auch ohne Erdöl gut lebenkönnen.Warum hören wir nichts von <strong>Peak</strong> Oil?Betrachtet man die offiziellen Medien, die Wahlprogramme o<strong>der</strong> dietäglichen Nachrichten, muss man den Eindruck gewinnen, dass es sichbei <strong>der</strong> Thematik des Erdölför<strong>der</strong>maximums um ein Randthema handelt,das entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit nicht relevant ist o<strong>der</strong> zu jenen Angstszenarienzählt, wie <strong>der</strong> Bericht des Club of Rome in den 1970er bzw. dasWaldsterben in den 1980er Jahren, die hochgekocht werden, sich dannaber als beherrschbar herausstellen.12


Worum geht es?Schauen wir uns jedoch ernsthaft um, so sehen wir, dass mittlerweileauf vielfältige Art und Weise an diesem Thema gearbeitet wird:• Es gibt Forschungseinrichtungen und Organisation, die zu diesemThema forschen und in den entsprechenden Fachzeitschriften laufendpublizieren (z. B. Aleklett et al., 2010; de Almeida u. Silva,2011).• Es existieren einschlägige Organisationen, die sich zur Aufgabegemacht haben, <strong>Peak</strong> Oil einerseits, aber auch die Konsequenzenfür die Gesellschaft in einer Zeit nach dem Erdölför<strong>der</strong>maximumzu beschreiben (ASPO Deutschland – Association for the Study of<strong>Peak</strong> Oil and Gas, PostFossil Institut (PFI), Energy Watch Group/Ludwig-Bölkow-Stiftung usw.).• Gesellschaftlich zentrale Akteur_innen 7 melden sich zu Wort, wiez. B. die Bundeswehr, <strong>der</strong>en „Zentrum für Transformation <strong>der</strong> Bundeswehr“einen eigenen Bericht zur „Umweltdimensionen von Sicherheit“,insbeson<strong>der</strong>e <strong>Peak</strong> Oil verfasst hat.• Es gibt politische Parteien, die das Thema <strong>Peak</strong> Oil auf ihre Agendasetzen, sowie• zahlreiche Initiativen, Berichte und Gutachten, welche die Thematikaufarbeiten und vertiefen (Transition Town, <strong>Peak</strong> Oil Task ForcePortland, 2007; Rost, 2011).Dennoch, es kann nicht übersehen werden, dass die Auseinan<strong>der</strong>setzungmit <strong>der</strong> Thematik nicht die breite Aufmerksamkeit erfährt, die nötigund <strong>der</strong> Problematik angemessen wäre. Umso deutlicher wird daher<strong>der</strong> Bedarf, <strong>Peak</strong> Oil in seinen regionalen Bezügen, insbeson<strong>der</strong>e ankonkreten Beispielen aufzugreifen und zu vertiefen.7 Der die Lücke zwischen maskulinen und femininen Wortendungen füllende Unterstrichsoll jene Personen einschließen, die sich nicht im vorherrschenden, von<strong>der</strong> Existenz nur zweier Geschlechter ausgehenden Geschlechtermodell wie<strong>der</strong>finden.13


3 Methoden – Anmerkungen zurVorgehensweise3.1 Methodik des studentischen Projekts „<strong>Peak</strong> OilMünster“Dieses Kapitel gibt einen kurzen Überblick über das Vorgehen im vorliegenden<strong>Peak</strong>-Oil-Projekt während des gesamten Projektzeitraums vonJanuar 2012 bis Juli 2013. Es soll nachzeichnen, welche Methoden vor,während und nach dem Seminar im Wintersemester 2012/13 eingesetztwurden und wie mit Hilfe strukturierter, ehrenamtlicher Arbeit und trotzäußerst geringem Budget ein fundiertes Ergebnis erzielt werden konnte.Das Projekt lässt sich, wie in Tabelle 1 zu sehen, in drei Abschnitte glie<strong>der</strong>n.Ein vierter Abschnitt wird für zukünftige Projekte offen gelassen.Dies verdeutlicht, dass ein Aufgreifen <strong>der</strong> Thematik bzw. <strong>der</strong> Methodikauch an<strong>der</strong>norts gewünscht ist. Jede Phase ist durch bestimmte Charakteristikagekennzeichnet, die in <strong>der</strong> Tabelle zusammengefasst undnachfolgend erläutert werden.Teilprojekt 1Das Projekt startete mit fünf Studierenden, zwei davon bei TransitionMünster aktiv, zwei aus <strong>der</strong> Studierendeninitiative Wirtschaft & Umweltund einer ohne feste Gruppenzugehörigkeit. Von Beginn an wurde dieProjektmanagement-Technik „Dragon Dreaming“ von John Croft angewendet.8 Bei dieser Methode werden aus kreativen Visionen kleinschrittigeTeilaufgaben abgeleitet, über die die Gruppe auf einer Art „Spielplan“je<strong>der</strong>zeit den vollen Überblick behält. Ein wichtiges Element <strong>der</strong>Methode sind zudem Freiräume und Zeiten zum Feiern, Würdigen und8 www.dragondreaming.org/einfuehrung (Publikation steht noch aus)14


Studentisches ProjektTabelle 1: Übersicht über das Projekt, geglie<strong>der</strong>t nach Projektabschnitten, Kernaufgabenund Methodencharakteristika.Teilprojekt1 Teilprojekt2 Teilprojekt3 ZukünftigeProjekteTätigkeitVorbereitende SeminardurchführungimOrganisation Wintersemester2012/13VerfassendesBerichtsKernaufgabenTeambuilding SeminarvorbereitungSeminarbe­mitDragonDreaming Bewerbunggleitung:In­haltlicheundAnträgeverfassetionöfentli­undOrganisa­methodischeGruppenbe­ReferentenakquisvorträgecherExpertentreuunLeistungsbecherExpertentreuunwertungEditierenundErgänzen<strong>der</strong>SeminarbeiträgePublikationOrganisation<strong>der</strong>Abschluss­gesel-schaftveranstaltungVernetzungmitundinnerhalb<strong>der</strong>Stadt-MethodencharakteristkaKooperativesVernetzenAnknüpfenan Partizipativevorhandene, SeminargestaltungundvielschichtigeExpertise BewertungBreiteslokales TransdisziplinäresundüberegionalesNetzwerkenVorgehenAnerkennen des bisher Erreichten. Jedes Teilprojekt wurde erneut miteiner Visionsphase begonnen. In Teilprojekt 3 wurde statt einer analogenTeilaufgabenübersicht ein onlinebasiertes Projektmanagement-Programm verwendet. 9Den passenden offenen Rahmen für das interdisziplinäre Projekt botendie Allgemeinen Studien an <strong>der</strong> Universität Münster. Hier bieten Dozierendediverser Fachbereiche Veranstaltungen für alle Studierenden an.Einer <strong>der</strong> Beweggründe, ein offizielles Seminar einzurichten, lehnt sichauch an die von Schneidewind und Singer-Brodowski (2013, S. 292)9 www.teamworkpm.net15


Methodenaufgegriffene Idee <strong>der</strong> „Joker-Module“ an. Die Grundidee, dass Studierendefür die freie Beschäftigung mit für sie interessanten Themenmit Credit Points belohnt werden, konnte mit einem Angebot in den AllgemeinenStudien zumindest partiell umgesetzt werden. Kurse in denAllgemeinen Studien sollen laut Universität z. B. berufsfeldbezogeneSchlüsselkompetenzen för<strong>der</strong>n, den Wissenstransfer unterstützen, interkulturellesowie Kommunikations-, Konflikt- und Teamfähigkeitenvermitteln o<strong>der</strong> analytisches und systemisches Denken för<strong>der</strong>n (WestfälischeWilhelms-Universität Münster, o. J.).Das <strong>Peak</strong>-Oil-Projekt wurde den systemischen und wissenstransferierendenKompetenzen zugeordnet. Bereits die Erdölför<strong>der</strong>ung stellt einkomplexes Geflecht aus geologischen Gegebenheiten, technischenMöglichkeiten sowie ökonomischen Realisierbarkeiten dar (s. Kap. 2).Noch dichter geknüpft ist das Netz <strong>der</strong> Interkonnektivitäten im Bereich<strong>der</strong> Rohstoffverwendung als Antriebsenergie, als Grundlage chemischerProdukte o<strong>der</strong> als Heiz- und Prozessenergie (Rost, 2011, S. 51).So führt die Beschäftigung mit dem Ressourcenthema automatisch zueiner vielschichtigen und vernetzten Herangehensweise, die u. a. durchdie Auswahl <strong>der</strong> vier externen Referenten zu Beginn des Seminars unterstütztwurde (s. Teilprojekt 2). Die Einrichtung des Projektseminarswurde flankiert durch einen erfolgreichen Antrag auf finanzielle Unterstützungbei <strong>der</strong> Rektoratskommission für Forschungsangelegenheiten<strong>der</strong> Universität Münster.Teilprojekt 2Zu Beginn des Seminars referierten vier Experten zum Thema aus akademisch-geologischerPerspektive (Prof. Dr. Tillmann Buttschardt), anwendungsorientierterMarkt- und Politikanalyse (Dr. Steffen Bukold),Mobilitätsforschung (Dr. Martin Held) sowie Erfahrungswerten bezogenauf die Erstellung einer <strong>Peak</strong>-Oil-Län<strong>der</strong>-Studie (Norbert Rost). Die Vorträgewaren öffentlich und wurden mittels hochwertiger handgemachterPlakate in Münster beworben (Abbildung 2).16


Studentisches ProjektHerausfor<strong>der</strong>ung für unsereErdölgesellschaftDer energiereiche Stoff Erdöl erreicht sein För<strong>der</strong>maximum. Welche Folgen hat dasfür unsere Gesellschaft, die doch in fast jedem Lebensbereich von dem schwarzenGold abhängig ist? Im Rahmen eines Seminars an <strong>der</strong> Universität Münster finden vierExpertenvorträge zum Thema statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!INSTITUT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIEHÖRSAAL // ROBERT-KOCH-STRASSE 28 // 16.15 — 17.45 UHRDIENSTAG // 16. OKTOBER 2012Professor Dr. Tillmann Buttschardt Das schwarze Gold — Eine Biographie:Institut für Landschaftsökologie <strong>der</strong> Uni Münster Herkunft, Lagerstätten, För<strong>der</strong>ung, NutzungDIENSTAG // 23. OKTOBER 2012Dr. Steffen Bukold Die Berechnung des <strong>Peak</strong> Oil:EnergyComment-DCEB, Hamburg Szenarien und KontroversenDIENSTAG // 30. OKTOBER 2012Dr. Martin Held Die politische Dimension von <strong>Peak</strong> OilEvangelische Akademie Tutzing im Hinblick auf eine »Große Transformation«<strong>der</strong> IndustriegesellschaftenDIENSTAG // 06. NOVEMBER 2012Norbert Rost Ziele und Konzeptionen verschiedenerBüro für postfossile Regionalentwicklung, Dresden <strong>Peak</strong>-Oil-Berichtemehr Infos im Internet unter:www.peakoilmuenster.wordpress.comAbbildung 2: <strong>Peak</strong>-Oil-Plakat, gestaltet von Manuel Meyer, September 2012.17


MethodenEine solche Öffnung universitärer Veranstaltungen in Richtung Gesellschaftkann als Teil einer Transformationsbildung im Sinne des WissenschaftlichenBeirats <strong>der</strong> Bundesregierung Globale Umweltverän<strong>der</strong>ungen(WBGU) verstanden werden. Der WBGU zeigt in seinem Hauptgutachten„Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation“die Notwendigkeit partizipativer Bildungsangebote auf. Solchelassen die Gesellschaft am Wissensstand in wichtigen, transformationsbedürftigenLebensbereichen und <strong>der</strong> Schaffung von nachhaltigenZielen, Werten und Visionen teilhaben (WBGU, 2011, S. 374). Zudem solldie Gesellschaft im Sinne einer demokratisch legitimierten Transformationzum eigenen Handeln angeregt werden, worauf weiter unten imZuge einer kollaborativen Aktionsforschung näher eingegangen wird.Die oben genannte For<strong>der</strong>ung nach Wissenstransfer konnte durch dieoffene Gestaltung <strong>der</strong> sich anschließenden empirischen Eigenprojekteerfüllt werden. 35 Studierende verschiedener Fachrichtungen konntenihr bisher erworbenes Wissen auf das meist unbekannte Forschungsthema<strong>Peak</strong> Oil übertragen und in Teams zusammenarbeiten. Somit wurdeeine Qualifizierung <strong>der</strong> Studierenden im Bereich des interdisziplinärenTransfers unterstützt, welcher wie<strong>der</strong>um ein Kennzeichen transformativerForschung darstellt (WBGU, 2011, S. 342f). Ziel <strong>der</strong> Fragestellungen<strong>der</strong> Studierenden war die Untersuchung lokal bedeutsamer Abhängigkeitenvon Erdöl in Bezug auf Energieerzeugung, Transport und Mobilität,Wirtschaft, Landwirtschaft, Gesundheit sowie private Haushalteund soziale Kohäsion. Dazu wählten sich die Studierenden einen diesersechs Sektoren aus und wurden im weiteren Verlauf von <strong>der</strong> studentischenSeminarleitung inhaltlich und methodisch unterstützt. Im Vor<strong>der</strong>grund<strong>der</strong> eigenen Fragestellung stand das deskriptive Erfassen <strong>der</strong>lokalen Dimension <strong>der</strong> Erdölabhängigkeiten und <strong>der</strong> bisherigen Reflexion<strong>der</strong> Situation durch wichtige Akteur_innen. Die Ergebnisse mögenan manchen Stellen beispielhaft für an<strong>der</strong>e Städte sein, eine Generalisierbarkeit<strong>der</strong> Ergebnisse im Sinne inferenzieller Methoden wurdejedoch nicht anvisiert.Fasst man das Seminar selbst als Forschungsprojekt auf, wurden im18


Studentisches ProjektSinne einer partizipativen Forschung alle Teilnehmenden des Seminarszu Co-Forschenden <strong>der</strong> Initiator_innen. Dies wurde im Seminar zu verschiedenenZeitpunkten durch Reflexionsangebote zum Gesamtprojektauf einer übergeordneten Ebene, eine partizipative Bewertung <strong>der</strong> Ergebnispräsentationenim Plenum sowie die Einladung zur Mitarbeit amGesamtbericht umgesetzt. 10Nach den Ergebnispräsentationen konnten alle Gruppen einen schriftlichenBericht über ihre Untersuchung anfertigen. Diese Berichte flossenals Forschungsbeispiele in die Sektorbeschreibungen in Kapitel 4 ein.Teilprojekt 3Nach Ende des Seminars setzte sich die <strong>Peak</strong>-Oil-Gruppe neu zusammenund wuchs zudem auf acht Personen an. Ziele waren das Editierenund umfassende Erweitern aller eingereichten Teilberichte sowie dieAnfertigung eines Gesamtberichts. Aufgrund eines offenen Forschungsverständnisseswurde das hybride Publizieren im OpenAccess-Verfahren<strong>der</strong> Universitäts- und Landesbibliothek Münster gewählt. Der vorliegendeBericht ist demnach als pdf-Dokument frei im Netz und zusätzlichauf Wunsch als Printversion verfügbar.In Ansätzen kann das Gesamtprojekt auch als eingebettet in aktionsorientierteForschungsmethoden betrachtet werden. Nach Lewin (1946)reiht sich in <strong>der</strong> Aktionsforschung an eine Planungsphase eine sozialeIntervention im Feld und daran wie<strong>der</strong>um eine Reflexion, die zur Aufnahmeeiner neuen Planungsphase führt. Übertragen auf das vorliegendeProjekt wäre das Seminar die Intervention in Form einer interdisziplinärenVeranstaltung im sozialen Feld <strong>der</strong> Universität, gefolgt voneiner Reflexion und Aufarbeitung <strong>der</strong> Ergebnisse in diesem Bericht. Imbesten Falle ergibt sich daraus ein neuer „Forschungszyklus“, <strong>der</strong> auchdie noch ausstehende Brücke zur tatsächlichen Einbeziehung <strong>der</strong> befragtenAkteur_innen als Mitforschende schlägt. Lilja und Bellon (2008)10 Anzumerken ist, dass die abschließende Seminarevaluation zu sehr heterogenenBewertungen des partizipativen Charakters <strong>der</strong> Veranstaltung führte. Teils wurdedie Form begeistert aufgenommen, teils wurden Unsicherheit, Desinteresse o<strong>der</strong>Unverständnis bezeugt.19


Methodenhaben Charakteristika einer gemeinsamen Forschung am Beispiel <strong>der</strong>Landwirtschaft aufgezeigt, bei Huntjens u. a. (2011) finden sich hilfreicheHinweise zur Anwendung von kollaborativer Aktionsforschunghinsichtlich Politiken zur Anpassung an den Klimawandel. Bezieht mangesellschaftliche Akteur_innen bei <strong>der</strong> Festlegung von Forschungszielenund mit ihrem nicht-akademischem Anwendungs-, Praxis- und Traditionswissenin den Forschungsprozess aktiv mit ein, nähert man sicheiner transdisziplinären Forschung (WBGU, 2011, S. 374). Eine <strong>der</strong>artgefasste Aktionsforschung trägt auch emanzipatorische Züge im Sinneeiner Kompetenzenstärkung einbezogener Akteur_innen in sich (Johnsonet al., 2004) und führt im besten Fall zum gemeinsamen Lernen (Liljau. Bellon, 2008, S. 484).Teilprojekt 4Für lokale Anschlussprojekte auf Basis des <strong>Peak</strong>-Oil-Berichts stehendemnach viele Möglichkeiten zur Verfügung, mit <strong>der</strong> münsterschenBevölkerung gemeinsam an weiteren deskriptiven Analysen sowie vorallem an abhängigkeitsverringernden Maßnahmen zu forschen. Hierfürwurden Grundsteine schon während des Teilprojekts 3 in Form intensiverNetzwerkarbeit und <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> interaktiven Abschlusspräsentationals ein Forum <strong>der</strong> Wissensvermittlung und Begegnung gelegt.Einzelheiten hierzu finden sich auch am Ende von Kapitel 6.3.2 Methodencharakteristika des BerichtsAlle bisher erschienen <strong>Peak</strong>-Oil-Studien zeichnen sich dadurch aus,dass sie auf die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Art versuchen, die Komplexität <strong>der</strong><strong>Peak</strong>-Oil-Thematik zu bewältigen. Zur vergleichenden Analyse an<strong>der</strong>erBerichte ist es sinnvoll, einige allgemeine Kriterien zu definieren. Solässt sich leichter herausarbeiten, wie je<strong>der</strong> Bericht die vielfältigen Auswirkungenund Wechselwirkungen des <strong>Peak</strong> Oil zu behandeln versuchtund welchen Ausschnitt er präsentieren will.20


Charakteristika des BerichtsIn diesem Kapitel werden zuerst vier beispielhafte <strong>Peak</strong>-Oil-Studien anhand<strong>der</strong> folgenden sechs Kriterien untersucht: Publikationsjahr bzw.Erstellungszeitraum des Berichts, Betrachtungsebene (global, national,landesweit o<strong>der</strong> kommunal) sowie Analysestruktur bezüglich <strong>der</strong>Auswirkungen und Zusammenhänge. Außerdem wurden die genutzteMethode, ein möglicherweise verwendetes Szenario <strong>der</strong> Ölpreisentwicklungund etwaige Handlungsempfehlungen einbezogen (Tabelle 2).Tabelle 2: Verschiedene <strong>Peak</strong>-Oil-Berichte anhand von sechs Kriterien aufgeschlüsselt( 1 Landtag NRW, 2008; 2 The Green Momentum Group u. Bristol City Council, 2009; 3 Zentrumfür Transformation <strong>der</strong> Bundeswehr, 2010; 4 Rost, 2011).Bericht Jahr BetrachtungsebeneBericht<strong>der</strong> 2008Enquetekommission2005–2008)(ersteltNRW 1BuildingapositivefutureforBristolafterLandesebene(NRW),z.T.auchstaatlichundkommunalAnalysestruktursektoraleBetrachtung(Wirtschaft,privateundöfentlicheHaushalte,Verkehr)<strong>Peak</strong>Oil 2 2009 kommunal sektoraleBetrachtung(TransportundMobilität,Ernährung,Gesundheit,öfentlicheDienstleistungen,Wirtschaft,Energie)SicherheitspolitischeImplikationenknapperRessourcen2010 global,(staatlich) ÖlversorgungalsglobalerKonfliktfaktorundalsnationalesVersorgungsrisiko<strong>Peak</strong>Oil-Herausfor<strong>der</strong>ungfürSachsen 4 2011 Landesebene(Sachsen)ÖlindreiQuerschnitsverwendungen(imVerbrennungsmotor,alsHeiz-undProzessenergieundalsRohstof)21


MethodenTabelle 2 (Fortsetzung): Verschiedene <strong>Peak</strong>-Oil-Berichte anhand von sechs Kriterienaufgeschlüsselt ( 1 1. Anstieg des Rohölpreises bis auf 130 US-$/b in 2030, 2. schnellerAnstieg bis auf 100 US-$/b in 2010, bis 2030 wie<strong>der</strong> auf Niveau von 2006 (real),3. Verharren des Preises auf 2006er Niveau (Landtag NRW, 2008); 2 1. Szenario <strong>der</strong>IEA (Internationale Energie Agentur): linearer Anstieg des Preises auf 113 US-$/b bis2035, 2. OILRIX-Szenario (Ölversorgungsrisikoindex; Bukold, 2012) mit Stand vom14.01.2011: Ölpreis bei 200 US-$/b in 2016; bei beiden Szenarien Berücksichtigung vonWechselkursschwankungen (Rost, 2011, S. 43f, 46f)).Bericht Methoden Szenario HandlungsempfehlungenEnquetekommissionBuildingapositivefutureforBristolafter<strong>Peak</strong>OilSicherheitspolitischeImplikationenknapperRessourcen<strong>Peak</strong>Oil-Herausfor<strong>der</strong>ungfürSachsenAnhörungen,Gutachten,deskriptiveAnalysenundschließendeModele,PrognosenUmfragen,Internetrecherche(VerwundbarkeitsanalyseeinzelnerSektoren)dreiPreisszenarien1keineswirtschaftspolitisch,steuerpolitisch,AbbauvonEnergiemarkthemmnissen,ZusammenarbeitvonKommunenundVerbrauchern;Son<strong>der</strong>votum:konkretelandespolitischeFor<strong>der</strong>ungenkonkreteHandlungs-undForschungsvorschlägeaufkommunalerEbeneLiteraturecherche keines überwiegendaußen-undsicherheitspolitischLiteraturecherche, zweischließende Preisszenarien2Szenarien,Vorträge,Interviewsnichtkonkret,weiterführendeFragenundAnregungenDaran anknüpfend wird <strong>der</strong> vorliegende Bericht anhand <strong>der</strong> genanntenKriterien erläutert und Vorteile wie Nachteile <strong>der</strong> Vorgehensweise werdendiskutiert.Der vorliegende Bericht entstand aus Beiträgen aus dem Seminar undRecherche <strong>der</strong> Autoren_innen zwischen August 2012 und Mai 2013 und22


Charakteristika des Berichtswurde im Juli 2013 publiziert. In ihm werden Auswirkungen von <strong>Peak</strong> Oilauf globaler (Kap. 2), teilweise auf regionaler, jedoch vor allem auf kommunalerEbene (Kap. 3.1 und 4) betrachtet. Als Analysestruktur wurdeeine sektorale Betrachtung von Energieversorgung, Transport und Mobilität,Wirtschaft, Ernährung und Landwirtschaft, Gesundheit sowieprivate Haushalte und soziale Kohäsion gewählt. Diese Einteilung erscheintim heutigen Kontext sinnvoll, da die genannten Sektoren dieKernstücke <strong>der</strong> momentanen gesellschaftlichen Stabilität abdecken.Darüber hinaus ist eine solch wissenschaftliche Grenzziehung erfor<strong>der</strong>lichund hilfreich für eine handhabbare Betrachtung bestimmterAspekte eines Problems und erleichtert es den Lesenden, sich zurechtzufinden.Wer sich für einen Ausschnitt aus <strong>der</strong> Thematik interessiert,wird schnell fündig, ohne sich lange einarbeiten zu müssen; alle Sektorensind so verfasst, dass sie auch einzeln gelesen werden können. EinNachteil dieser Vorgehensweise ist, dass Wechselwirkungen zwischenden untersuchten Bereichen weniger Beachtung finden. Um diesemMangel entgegenzugehen, wurden in jedem Sektor auch Querverweisezu an<strong>der</strong>en Sektoren eingefügt. Zudem findet sich in Kapitel 4.7 ein anschauliches,sektorübergreifendes Beispiel.Im Seminar wurden hauptsächlich deskriptive Analysen durchgeführt.Schließende Methoden zur Erstellung von Prognosen etc. wurden bisauf wenige Ausnahmen nicht angewandt. Es wurden methodische Einführungenin die Technik des leitfadengestützten Interviews und dessenAuswertung sowie zur Erstellung und Auswertung quantitativer Umfragendurchgeführt. Als gemeinsames Preisszenario wurde das o. g.OILRIX-Szenario (Bukold, 2012) verwendet. Es kam verschiedentlich inInterviews, Umfragen o<strong>der</strong> Berechnungen zum Einsatz. WechselkursbedingteSchwankungen wurden in einzelnen Untersuchungen berücksichtigt.Zur Zusammenführung <strong>der</strong> Seminarergebnisse und <strong>der</strong>en Einbettung inden aktuellen Forschungs- und Wissensstand wurde überwiegend Literaturarbeitbetrieben.Konkrete inhaltliche Handlungsempfehlungen gibt dieser Bericht be-23


Methodenwusst nicht. In Kapitel 4 werden lediglich Än<strong>der</strong>ungspotentiale aufgezeigt;in Kapitel 6 werden methodische Vorschläge zur Umsetzungtransformativer und offener Projekte auf wissenschaftlicher und angewandterEbene gemacht.24


4 Sektorale Betrachtung wichtigerLebensbereicheDie sechs Sektoren sind gleichmäßig aufgebaut: Sie starten auf einerglobalen Betrachtungsebene und gehen dann über zu nationalenund lokalen Charakteristika. Die lokale Ebene wird ergänzt durch Forschungsbeispieleaus dem Seminar die hervorgehoben sind in separatenInfokästen. Je<strong>der</strong> Sektor endet mit einem Fazit und einer Box mitBeispielen weiterführen<strong>der</strong> Fragen.4.1 EnergieDas Wort Energie kommt aus dem griechischen und bedeutet so vielwie „tätig sein“ („energos“). Etwas bewirken („energeia“) kann mit arbeitengleichgesetzt werden und so ist die allgemeine Definition vonEnergie „die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten“. Im engeren Sinne kannEnergie we<strong>der</strong> erzeugt noch vernichtet werden, es erfolgt jeweils eineUmwandlung, wobei die Energie als Ganzes erhalten bleibt. So wurdeSonnenenergie über Photosynthese in organische Substanz umgewandeltund wie<strong>der</strong>um durch biotische Prozesse zu Erdöl umgewandelt. Energiewird in drei Grundformen aufgeteilt:• Primärenergie tritt als solche im Umweltsystem auf. Sie ist technischnoch nicht umgewandelt. Sie findet sich in einem Wasserfallebenso wie im Sonnenlicht o<strong>der</strong> zum Zerfall fähigen Elementen.Fossile Primärenergieträger sind Kohle, Erdöl, Erdgas, Methanhydratund Torf. Erneuerbare Primärenergiequellen speisen sich ausWind, Strömung und Lage von Wasser, Gezeiten, Strahlung sowieoberflächennaher Geothermie. Nukleare Primärenergieträger sindu. a. Kernbrennstoffe und Wasserstoff.25


Sektorale Betrachtung• Von Sekundärenergie spricht man, wenn die primäre Energie aufbereitet,geför<strong>der</strong>t und/o<strong>der</strong> umgewandelt ist. Diese Form wird auchEndenergie genannt, da sie am Einsatzort genutzt werden kann.Beispiele sind bezogen auf das Erdöl die raffinierten Produkte wieKraftstoffe o<strong>der</strong> Heizöl o<strong>der</strong> <strong>der</strong> in Generatoren gewonnene Strom.• Als Tertiärenergie schließlich wird die Nutzenergie bezeichnet, alsodie Energie etwa, die ein durch Ottokraftstoff betriebenes Fahrzeugin Form von Bewegungsenergie besitzt.Bei je<strong>der</strong> Umwandlung kommt es zum meist nicht gewollten, aber unumgänglichenÜbergang zu an<strong>der</strong>en Energieformen meist in Form vonWärme. Man spricht vom Wirkungsgrad. Meist können weniger als dieHälfte <strong>der</strong> ursprünglich eingesetzten Primärenergie als Nutzenergieeingesetzt werden (Statistisches Bundesamt, 2013a).Alle fossilen Primärenergieträger nutzen die chemisch gespeicherte Energie,die bis auf die Ausnahme <strong>der</strong> Kernspaltung durch Umwandlungvon Sonnenenergie über lange Zeiträume assimiliert wurde. Namentlichsind dies Stein- und Braunkohle, Erdöl, Erdgas sowie die durchstoffliche Umwandlung dieser Energieträger erzeugten Produkte wieStein- und Braunkohlenerzeugnisse, Otto- und Dieselkraftstoff, Heizölsowie Gase.Die zuverlässige Verfügbarkeit von Energie in entsprechenden Mengenist eine wesentliche Bedingung für die arbeitsteilige mo<strong>der</strong>ne Industriegesellschaftwestlicher Prägung. Durch das auf quantitatives Wachstumausgerichtete Wirtschaftssystem muss weltweit <strong>der</strong>zeit sogar ein Zuwachsan Energiebereitstellung erfolgen. Während in Europa die Zuwachsratenin den letzten Jahren stagnierten bzw. rückläufig waren, istdie Nachfrage nach fossilen Energieträgern weltweit angestiegen.Als Primärenergieträger findet Erdöl Einsatzbereiche in <strong>der</strong> Wärmeerzeugungund <strong>der</strong> Erzeugung elektrischer Energie, als Ausgangsstoff fürdie petrochemische und Kunststoffindustrie sowie als Basis für TreibundSchmierstoffe. In diesem Kapitel sollen nur die beiden erstgenanntenAspekte betrachtet werden, die an<strong>der</strong>en Verwendungsweisen sindbei den an<strong>der</strong>en Sektoren direkt o<strong>der</strong> indirekt berücksichtigt.26


EnergieWeltweit wurde im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t Öl zum wichtigsten Energielieferanten.35 % des Primärenergieverbrauchs werden von Öl abgedeckt (Kohle25 %, Erdgas 21 %). In den vergangenen 40 Jahren verdoppelte sichdie Nachfrage nach Primärenergie weltweit. Mittlerweile müssen aberverschiedene Pfade einer zukünftigen Entwicklung diskutiert werden:Während in den OECD-Län<strong>der</strong>n (sogenannte „westliche Welt“) die Nachfragezurück geht, steigt <strong>der</strong> Bedarf in nicht-OECD-Län<strong>der</strong>n, namentlichIndien, China und Südamerika, weiterhin an (Industry Taskforce on <strong>Peak</strong>Oil & Energy Security (Great Britain), 2010). Der Einsatz von Öl zur Erzeugungvon Strom hat sich weltweit in den vergangenen drei Dekadensehr stark verän<strong>der</strong>t (IEA, 2013). Wurden 1973 insgesamt 6.115 TWh 11Strom erzeugt, so war es 2010 mit 21.631 TWh etwa 3,5 Mal so viel. ImJahr 1973 war <strong>der</strong> Beitrag des Erdöls 24,7 %. 2010 ist dieser Anteil auf4,6 % Prozent gesunken. Umgekehrt sieht es bei Erdgas aus, hier erfolgteein Anstieg von 12,1 % auf 22,2 %. Auch die Kernenergie hat von3,3 % auf 12,9 % stark zugenommen. Der Anteil an Kohle/Torf blieb mit38,3 % zu 40,6 % in etwa konstant. Vor<strong>der</strong>gründig zugenommen habenauch die erneuerbaren Energieträger, die von 0,6 % auf 3,7 % weltweitbei <strong>der</strong> Elektrizitätsversorgung angestiegen sind. Betrachtet man aberden anteiligen Rückgang von Wasserkraft von 21 % auf 16 %, so ergibtsich unterm Strich keine Verän<strong>der</strong>ung. Deutschland liegt damit im statistischenDurchschnitt mit einer Stromproduktion, die zu 4 % auf Ölproduktenbasiert 12 . Dennoch darf dieser Anteil nicht unterschätzt werden,da Erdöl den Vorteil bietet, lagerfähig und damit je<strong>der</strong>zeit verfügbar zusein. Insbeson<strong>der</strong>e für die Notstromversorgung sind Dieselgeneratorendaher weit verbreitet.Die Verwendung von Erdöl und die Weiterverarbeitung für die Nutzungin den jeweiligen Sektoren hat nach IEA (ebd.) in den vergangenen 30Jahren ebenfalls eine deutliche Verän<strong>der</strong>ung erfahren. Während 1973noch 33,8 % des Erdöls als Heizöl genutzt wurden, waren es 2010 nurnoch 13,7 %. Stattdessen haben die Anteile an Treibstoffen von 56 % auf11 Tera (T) bedeutet 1 Billion, Wattstunde ist eine Einheit für die Energiemenge; 1TWh = 1 Billion Wattstunden (Wh) = 1 Milliarde Kilowattstunden (kWh)12 www.bmwi.de/DE/Themen/Energie/stromversorgung.html27


Sektorale Betrachtung72,1 % sehr stark zugenommen.Die Stromerzeugung hat in Deutschland in den letzten Jahrzehnten einenstarken Wandel erfahren. Hier werden mittlerweile 22 Prozent <strong>der</strong>Bruttostromerzeugung auf Basis erneuerbarer Primärenergieträger gewonnen.Die Abkehr von <strong>der</strong> Kernenergie und die gesetzgeberischenAktivitäten haben hier eine starke Entwicklung veranlasst. Allerdingsist im deutschen Strommix 13 mit 11 % Erdgas, 19 % Steinkohle, 26 %Braunkohle und 16 % Kernenergie <strong>der</strong> Anteil fossiler Energieträger nochimmer übermächtig. Bis auf Braunkohle werden aktuell die meisten Energieträgerimportiert (Abbildung 3).Abbildung 3: Energiestruktur Deutschlands: Erdöl und Erdgas (Ziemann, 2006).Betrachtet man die Verwendung von Erdöl als Energieträger, so bietetsich die Sichtweise <strong>der</strong> Energiebilanzen an (AGEB, 2011). Die Energiewird darin meist in Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten (1 Million TonnenSKE = 29,308 Petajoule (PJ)) angegeben. Folgende Aspekte lassensich aus <strong>der</strong> Energiebilanz 2010 für Deutschland ablesen:13 www.unendlich-viel-energie.de/uploads/media/AEE_Strommix_Deutschland_2012_mrz13.pdf28


Energie• Bei einem Primärenergieverbrauch in Deutschland von 485,1 MillionenTonnen SKE entfiel mit 159,8 SKE <strong>der</strong> Hauptanteil auf Erdöl(32,9 %).• Insgesamt existierte ein Aufkommen an Primärenergieträgern von553 Millionen Tonnen SKE, 192,2 Millionen Tonnen SKE hiervonsind Mineralöle.• Die Mineralöle gehen zu 148 Millionen Tonnen SKE in die Raffinerien(77 %); nur ein kleiner Teil wird zur Stromgewinnung eingesetzt.• Als Endprodukt werden 117 Millionen Tonnen SKE weiter als Mineralöleverwendet. Im Verkehrsbereich machen sie 92,6 % <strong>der</strong> eingesetztenEnergie aus, bei <strong>der</strong> Stromproduktion 4 % und bei denprivaten Haushalten – vor allem für Heizung – 22 % <strong>der</strong> angewandtenPrimärenergie.Die Zahlen für das Jahr 2011 im Vergleich zum Jahr 2001 zeigt Abbildung4. Es wird <strong>der</strong> Rückgang bei allen fossilen Energieträgern deutlich.Auch sank insgesamt <strong>der</strong> Energiebedarf.Abbildung 4: Primärenergieverbrauch 2011 im Vergleich zu 2001 (BGR, 2011, S. 10).29


Sektorale BetrachtungAls Rahmen für die Einschätzung <strong>der</strong> Situation in Münster sind in einerGesamtschau noch folgende Aspekte von Bedeutung:• Witterung: Milde Winter sorgen dafür, dass <strong>der</strong> Primärenergieeinsatzsinkt. Zuletzt war das 2008 so. Allerdings zeigen die Auswirkungendes Klimawandels auch Schwankungen in die an<strong>der</strong>eRichtung, so gab es 2012 und 2013 ausgesprochen kalte Jahresanfangsmonate.• Preise: Die Energiepreise zeigen eine deutliche Regelungswirkung(AGEB, 2008). So sollen die hohen Energiepreise für einen Rückgangdes Primärenergieverbrauchs von 3,7 % im Jahr 2007 verantwortlichsein.• Konjunktur: Die Weltwirtschaftskrise 2008 sorgte für starke Einbrücheund Rückgänge insgesamt (AGEB, 2010). Um 5 % ging <strong>der</strong>Primärenergieverbrauch in Deutschland im Jahr 2009 zurück.• Rebound-Effekte: Durch technologische Entwicklung werdenstromsparende Geräte entwickelt und auf den Markt gebracht. Lei<strong>der</strong>ist die dadurch erzeugte Min<strong>der</strong>nachfrage nach Energie durchsolche energieeffizienten Technologien empirisch bislang kaumnachzuweisen.Energieverwendung in MünsterHeute werden Öl und Gas in Nordrhein-Westfalen neben dem Verkehrssektorvor allem im Wärmemarkt genutzt. 90 % des Energiebedarfesentfallen im privaten Haushalt auf Raumheizung und Warmwasserbereitung.Bei Gewerbe, Handel und im Dienstleistungssektor werden85 % des Brennstoffeinsatzes von Öl und Gas für Raumwärme eingesetzt.Hier fällt die Prozesswärmegewinnung inklusive Warmwasser auf15 % (Landtag NRW, 2008).Der Endenergieverbrauch in Münster hat in den Jahren von 1990 bis2011 um 47 % zugenommen (Bundesrepublik 10 %; Stadt Münster,Koordinierungsstelle Klima und Energie, 2013). Zwischen 2000 und2005 betrug die Zunahme alleine 23 %. Aufgrund <strong>der</strong> Wirtschaftsstrukturund Standorteigenschaften als „Verwaltungsstadt“ kommt hier <strong>der</strong>30


EnergieElektronifizierung eine zentrale Rolle zu. Zusätzlich scheint die Anzahlan Single-Haushalten mit <strong>der</strong> dann jeweils gegebenen Vervielfachungvon Elektrogeräten einen Beitrag zum Verbrauch zu leisten. Mittlerweilezeigt sich hier aber eine Sättigung; die Steigerungsraten sind nur nochsehr klein. Im genannten Zeitraum haben jedoch die CO 2-Emissionen inMünster leicht abgenommen.Da die Vermeidung von Kohlendioxidemissionen zugleich meist aucheine Abkehr von fossilen Energiequellen darstellt, sollte hier zusätzlichauf die Dimension des Klimaschutzes und dessen Querbezüge zu <strong>Peak</strong>Oil eingegangen werden. Das Engagement in <strong>der</strong> Stadt für mehr Klimaschutzbesitzt bereits eine 15-jährige Tradition. Insbeson<strong>der</strong>e sollen dieCO 2-Emissionen gegenüber dem Bezugsjahr 1990 bis 2020 um 40 % reduziertwerden. Hiervon sind alle Emissionen betroffen, nicht nur jenefür Strom und Wärmegewinnung.Konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz und damit zur Substitution fossilerEnergieträger, insbeson<strong>der</strong>e auch Erdöl wurden im Klimaschutzkonzept<strong>der</strong> Stadt Münster erarbeitet (ifeu u. GERTEC, 2009).Insbeson<strong>der</strong>e sind vorgesehen:• För<strong>der</strong>programm zur Energieeinsparung und Altbausanierung• anspruchsvolle energetische Standards bei <strong>der</strong> Bau(leit)planung• Öffentlichkeits- und InformationsarbeitNicht nur in <strong>der</strong> Stadtverwaltung, auch bei an<strong>der</strong>en Akteur_innen wurdenentsprechende Aktivitäten angestoßen (DemonstrationszentrumBau und Energie <strong>der</strong> Handwerkskammer, Netzwerk „AltbauPartnerHandwerk“ mit <strong>der</strong> Kreishandwerkerschaft). Die Fokussierung auf denKlimaschutz bedeutet demnach auch die Abkehr von fossilen Energieträgern.Zudem wird auch die Erzeugung von Strom durch Photovoltaik-Anlagen forciert.Die Bedeutung von Erdgas in <strong>der</strong> Wärmeerzeugung ist in den letztenJahren jedoch relativ gewachsen. Heute arbeiten 66 % aller neu eingebautenHeizungssysteme auf Erdgasbasis (Landtag NRW, 2008).31


Sektorale BetrachtungDie Stadtwerke Münster als EnergiedienstleisterDie Stadtwerke Münster betreiben ca. 30 dezentrale Heizkraftwerke.Wegen <strong>der</strong> Preisentwicklungen wurden alle in <strong>der</strong> Vergangenheit aufErdgas umgestellt. Auch das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD)läuft seit 2005 ebenfalls komplett mit Erdgas. Es deckt rund 40 % desStrom- und 20 % des Wärmebedarfs <strong>der</strong> Stadt Münster.Da zentrale Versorgungseinheiten für Wärme und Strom mittlerweilekein Öl mehr einsetzen, wurde von Katja Schott und Katharina Twehuesim Seminar untersucht, welche Auswirkungen <strong>Peak</strong> Oil auf kleine dezentraleölbasierte Anlagen besitzt.Dezentrale ölbasierte Anlagen in MünsterZur Betrachtung wurde das Heizkraftwerk am Orléans-Ring 20herangezogen, das von <strong>der</strong> Westfälischen Wilhelms-Universitätbetrieben wird. Die Inbetriebnahme erfolgte im Jahr 1962,damals noch mit Kohle. Es erfolgten Umbauten im Jahr 2004.Heute existieren drei Kessel, wovon zwei mit Erdgas und einermit Erdöl betrieben werden. Letzter wird allerdings aufgrund<strong>der</strong> hohen Ölpreise nur kurzzeitig während Wartungsarbeitenin Betrieb genommen und ist aktuell ansonsten ungenutzt. DasHeizkraftwerk erzeugt die Energiearten Dampf, Strom, Fernwärmeund –kälte und versorgt verschiedene Universitätsgebäude,das Universitätsklinikum und an<strong>der</strong>e Gebäude des Landes NRW,welche an <strong>der</strong> Fernwärmetrasse liegen. Überschüssige Energiewird an die Stadtwerke Münster verkauft.Welche Rolle spielt Erdöl in <strong>der</strong> Endenergienutzung in Münster?Als Endenergie wird <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Energienutzung bezeichnet, <strong>der</strong> denNutzer_innen zur Verfügung steht. Er ergibt im Wesentlichen zusammenmit dem Eigenenergieverbrauch <strong>der</strong> Kraftwerk sowie dem Umwandlungs-und Leitungsverbrauch den Primärenergieverbrauch. Letztererwird durch den Energiegehalt aller eingesetzten Primärenergieträger32


Energiebeschrieben. Für Münster haben Max Stewen und Benjamin Schmichdie Endenergieverbräuche analysiert.EndenergieverbräucheMünster liegt mit einem Erdölanteil am Strom-Endenergieverbrauchweniger als 1,4 % unter dem Durchschnitt Deutschlandsund unter dem Durchschnitt von Nordrhein-Westfalen (ifeuand GERTEC, 2009). Vergleicht man diese Zahl mit denen einervergleichbaren Stadt (Aachen) und mit dem deutschen Durchschnitt,so zeigt sich, dass durch die Aktivitäten des Klimaschutzeszwar bereits Erfolge erzielt werden konnten; dass die Stadthier jedoch keinesfalls eine Spitzenposition inne hat, zeigt Abbildung5.2520151050Haushalte G/H/D IndustrieMünster Aachen DeutschlandAbbildung 5: Heizölanteil (in %) am Endenergieverbrauch (G/H/D = Gewerbe,Handel, Dienstleistungen. Quellen: (AGEB, 2012; ifeu and GERTEC, 2009; ifeuand Inco Ingenieurbüro, 2006).FazitUnterbrechungsfreie Versorgung mit Elektrizität und ausreichend Energiefür Heizung und Kühlung sind Grundbedingungen für die heutigeGesellschaft. In Münster ist die Stromversorgung in wesentlichen33


Sektorale BetrachtungBereichen vom Öl entkoppelt, nur Notstromgeneratoren stellen einestrategisch wichtige Infrastruktur dar, die auf Öl angewiesen ist. Da dieStadtwerke Münster auf Gaskraftwerke umgestellt haben, ist bei <strong>der</strong>Versorgung mit Strom und Fernwärme keine direkte wesentliche Auswirkungzu erwarten. Da allerdings das Preisgefüge aller fossilen Energieträgeran das Öl gekoppelt ist o<strong>der</strong> über Marktmechanismen mitdem Öl zusammenhängt, sind preisliche Verän<strong>der</strong>ungen sehr wohl vorherzusehen.Heizenergie wird in Münster noch immer zu 18 % aus Heizöl gewonnen.Dieser Anteil ist stark im Rückgang (46 % seit 1990). Auch die Nutzungvon Erdgas ist leicht rückläufig (4 %). Neue Baustandards, die Flankierungvon Klimaschutzmaßnahmen durch För<strong>der</strong>mittel und entsprechendebundesgesetzliche Vorgaben bedingen hier eine rasche und guteSynergiewirkung mit Anpassungsmaßnahmen für <strong>Peak</strong> Oil. Sanierungsmaßnahmen(hochwertige Isolation) und <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Fernwärmekönnen hier weitere Fortschritte erzeugen.Die Bevölkerungsstruktur und wirtschaftliche Ausrichtung <strong>der</strong> Stadt bedingeneinen relativ hohen Konsum an elektrischer Energie, wenn diein Münster nicht vorhandenen industriellen Stromverbräuche herausgerechnetwerden. Hier sind neue Ideen und Anreize gefragt, insbeson<strong>der</strong>eauch im Umgang mit dem wachsenden Einsatz von InformationsundKommunikationstechnologien. Die einschlägigen Gutachten zumKlimaschutz belegen klar, dass das anvisierte Ziel nicht durch Substitutionfossiler durch erneuerbare Energieträger zu erreichen ist. Der Wandelhier muss tiefer gehen und auch Lebensgewohnheiten umfassen.34


Transport und MobilitätBeispiele weiterführen<strong>der</strong> Fragen• Welche Auswirkungen hat ein sich möglicherweise rascher ereignen<strong>der</strong><strong>Peak</strong> Gas, nachdem die Verfügbarkeit von Öl sinkt?• Welcher Zusammenhang zwischen Klimaschutz und <strong>Peak</strong> Oilkann synergetisch genutzt werden?• Wie lässt sich <strong>der</strong> spezifische Wärmeeinsatz pro QuadratmeterWohnfläche in Münster weiter senken?• Ergeben sich positive Effekte durch gemeinsame Nutzung voneffizienteren Anlagen und Geräten (z. B. Waschmaschinen) undwie können diese geför<strong>der</strong>t werden?• Wie können <strong>der</strong> Städtebau und die Architektur gemeinschaftlicheWohnformen begünstigen und so auch soziale Auswirkungenvon <strong>Peak</strong> Oil eindämmen?• Welche positiven Effekte bietet <strong>der</strong> Ausbau des Fernwärmenetzesund wie lässt er sich beschleunigen?• Welche Rolle spielt dezentrale Gewinnung von regenerativerEnergie und wie kann sie genutzt werden (Kleinwindkraftanlagen,Wärmerückgewinnung aus <strong>der</strong> Kanalisation, TransparenteFassaden etc.)?4.2 Transport und MobilitätDas gegenwärtige international arbeitsteilige Wirtschaftssystem beruhtauf großräumigen und günstigen Material- und Warentransporten(Hahn, 2009, S. 49), also auf funktionierendem Güterverkehr. Um andiesem Wirtschaftssystem teilnehmen zu können, ist räumliche Mobilitätunabdingbar. Beide Bereiche, Güter- und Personenverkehr, sindin ihrer heutigen Form auf Erdöl angewiesen, also für <strong>Peak</strong> Oil anfällig,denn sowohl <strong>der</strong> motorisierte Straßenverkehr als auch Flug- undSchiffsverkehr benötigen Kraftstoffe auf Erdölbasis wie Motorenbenzin,35


Transport und MobilitätPersonenverkehrDer Personenverkehr lässt sich in Individual- und öffentlichen Verkehreinteilen. Ersterer ist in seiner motorisierten Form fast vollständig aufKraftstoffe auf Erdölbasis angewiesen – Anfang 2013 waren nur 0,2 %<strong>der</strong> in Deutschland angemeldeten Personenkraftwagen Elektro- und Hybridfahrzeuge(Kraftfahrt-Bundesamt, 2013). Doch nicht nur die Kraftstoffe,die Personenkraftwagen und Motorrä<strong>der</strong> antreiben, basieren aufErdöl, ebenso <strong>der</strong> Asphalt, auf dem diese fahren (Rost, 2011, S. 4). Auchdie Fahrzeuge selbst sind teilweise aus Kunststoffen auf Erdölbasis gefertigt(Merkel, 2012).Das gilt natürlich auch für die Fahrzeuge des öffentlichen Verkehrs.Während Bahnen durch ihren Anschluss ans Stromnetz 14 zwar von fossilenEnergieträgern, aber kaum von Erdöl abhängig sind – Heizöl machte2010 nur 1,1 % <strong>der</strong> in Deutschland zur Stromproduktion eingesetztenEnergieträger aus (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie,2013, S. 20) – gilt für Busse und Flugzeuge bezüglich ihrer Erdölabhängigkeitdas Gleiche wie für den motorisierten Individualverkehr; auchauf sie, auf ihre Verfügbarkeit, auf ihren Preis hätte <strong>Peak</strong> Oil große Auswirkungen.Die ganze heutige Verkehrsplanung und die suburbane Siedlungsstrukturmit einer Trennung von Wohn- und Arbeitsort, zwischen denen mitIndividual- o<strong>der</strong> öffentlichen Verkehrsmitteln gependelt werden muss(Zentrum für Transformation <strong>der</strong> Bundeswehr, 2010, S. 56), sind auf dieVerfügbarkeit erdölbasierten Transports ausgerichtet und angewiesen.Sie müssen als Reaktion auf die möglichen Folgen von <strong>Peak</strong> Oil tiefgreifendenVerän<strong>der</strong>ungen hin zu dezentraler Stadtplanung mit EinkaufsundArbeitsmöglichkeiten in nahe gelegenen, auch ohne erdölbasierteVerkehrsmittel erreichbaren Gebieten unterzogen werden (The GreenMomentum Group u. Bristol City Council, 2009, S. 27).14 2011 wurden 90 % <strong>der</strong> Verkehrsleistung im Schienenverkehr elektrisch vollbracht,auch wenn 2010 nur 58,8 % des gesamten Schienennetzes elektrifiziertwaren (Allianz pro Schiene, 2012).37


Sektorale BetrachtungGüterverkehrIm Wesentlichen gilt für den Güterverkehr hinsichtlich seiner Abhängigkeitvon Erdöl das Gleiche wie für den Personenverkehr: Er ist auf Erdölals Kraftstoff- und Straßengrundlage und als Baumaterial angewiesen,auch Züge bestehen teilweise aus erdölbasierten Kunststoffen (Büttner,2012). Zwar gibt es Forschungen für Lkw-Elektromotoren, doch diewerden laut dem „Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung“in absehbarer Zeit nicht zur Serienreife gelangen (Rost, 2011,S. 57). Für den Luftverkehr scheint es ebenfalls keine vielversprechendenelektrischen Antriebskonzepte zu geben (Die Bundesregierung,2009, S. 6).Genau wie die heutige Siedlungs- ist auch die Wirtschaftsstruktur mitihren komplizierten und weite Distanzen überwindenden Lieferkettenauf die günstige Verfügbarkeit erdölbasierter Verkehrsmittel ausgerichtetund angewiesen. Erst günstige Transporte machen räumlich weitvoneinan<strong>der</strong> getrennte arbeitsteilige Produktionsabläufe möglich undökonomisch sinnvoll (The Green Momentum Group u. Bristol City Council,2009, S. 27). Hier lässt sich als Beispiel für eine politische Maßnahme,die die Folgen von <strong>Peak</strong> Oil mil<strong>der</strong>n könnte, die För<strong>der</strong>ung lokalerWirtschaftskreisläufe nennen. Solche wären weniger von den Auswirkungenvon <strong>Peak</strong> Oil betroffen als eine international arbeitsteilige Wirtschaftsstruktur.Transport und Mobilität in MünsterMünster ist als Oberzentrum des Münsterlandes mit Anbindung an dieAutobahnen A 1 und A 43 sowie zahlreichen Bundesstraßen Teil einesüberregionalen Straßennetzes, mit dem Flughafen Münster-OsnabrückTeil des Luftverkehrsnetzes. Diese Verkehrsstrukturen werden komplettiertvom kaum auf Erdöl angewiesenen Schienenverkehr und vomSchiffsverkehr auf dem Dortmund-Ems-Kanal. Als Güterumschlagplatzspielt Münster hier jedoch kaum noch eine Rolle (Stadt Münster, Amtfür Stadtentwicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung. Abteilung Verkehrsplanung,2009, S. 30, 40ff).38


Transport und MobilitätPersonenverkehr in MünsterZuerst soll die Verteilung des Personenverkehrs auf einzelne Verkehrsmittel,also <strong>der</strong> Modal Split Münsters, in den Blick genommen werden.Anschließend wird untersucht, wie stark die münstersche Verkehrsstrukturauf erdölabhängige Verkehrsmittel ausgerichtet ist und wieund ob die Stadtwerke Münster und die Verkehrsplanung auf Ölverknappungreagieren.Vergleicht man die Verkehrsmittelwahl <strong>der</strong> münsterschen Bevölkerung,zu <strong>der</strong> sich Angaben im „1. Zwischenbericht VerkehrsentwicklungsplanMünster 2025“ finden lassen (Stadt Münster, Amt für Stadtentwicklung,Stadtplanung, Verkehrsplanung. Abteilung Verkehrsplanung, 2009,S. 20), mit <strong>der</strong> durchschnittlichen Verkehrsmittelwahl in ganz Deutschlandim Jahr 2008 (Follmer et al., 2010, S. 25), fällt auf, dass Münsteraner_innenwesentlich häufiger das Fahrrad nutzen – 37,6 % <strong>der</strong> Wege inMünster stehen 10 % <strong>der</strong> Wege im deutschen Durchschnitt gegenüber.Auch mit dem öffentlichen Personenverkehr werden in Münster mehrWege zurückgelegt – in Münster 10,4 %, im deutschen Durchschnitt9 %. Dementsprechend werden in Münster seltener Verkehrsmittel desmotorisierten Individualverkehrs genutzt, nämlich nur für 36,3 % <strong>der</strong>Wege, während sie in ganz Deutschland durchschnittlich für 58 % <strong>der</strong>Wege gebraucht werden.Auch wenn damit nur Angaben über Weghäufigkeiten, nicht über Weglängengemacht sind, scheint <strong>der</strong> Personenverkehr in Münster insgesamtweniger abhängig von Erdöl zu sein als <strong>der</strong> Personenverkehr imdeutschen Durchschnitt.Allerdings sind natürlich auch in Münster <strong>der</strong> motorisierte Individualverkehrund die Busse zu großen Teilen auf Erdöl als Kraftstoffgrundlageangewiesen. Auch wenn sich <strong>der</strong> vergleichsweise niedrige Weganteil<strong>der</strong> Pkw seit den 1980er Jahren nicht nennenswert verän<strong>der</strong>t hat, ist einProblem, dass die absolute Pkw-Nutzung <strong>der</strong> münsterschen Bevölkerungzugenommen hat (Stadt Münster, Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung,Verkehrsplanung. Abteilung Verkehrsplanung, 2009, S. 26).Die Zunahme des Fahrradanteils von 29,2 % 1982 auf 37,6 % 2007 lässt39


Sektorale Betrachtungsich somit nicht durch eine Abnahme des Pkw-Anteils erklären, son<strong>der</strong>ndurch eine Abnahme des Fußweganteils von 25 % 1982 auf 15,7 % 2007(ebd., S. 20).Dazu kommt, dass sich die oben genannten Zahlen nur auf die Verkehrsmittelnutzung<strong>der</strong> in Münster wohnenden Bevölkerung beziehen.Betrachtet man dagegen die Verkehrsmittelwahl aller sich in Münsterbewegenden Menschen, auch die <strong>der</strong> Pendler_innen, weicht die Verkehrsmittelwahlin Münster schon deutlich weniger vom deutschenDurchschnitt ab. Zwar ist <strong>der</strong> Fahrradanteil mit 27,9 % immer nochüberdurchschnittlich hoch, doch liegt dann auch <strong>der</strong> Anteil des motorisiertenIndividualverkehrs bei 47,9 %, da die Pendler_innen für 80,9 %ihrer Wege Pkw und nur für den kleinen Rest den öffentlichen Personenverkehrnutzen (ebd., S. 27). Auch die Münsteraner_innen selbstnutzen im Bereich „Arbeit“ für 47,5 % aller Wege das Auto (ebd., S. 22),was daran liegen kann, dass Münster viele Außenstadtteile hat, seineSiedlungsstruktur also suburban ist und dementsprechend ins Zentrumo<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>e Städte zur Arbeit gefahren werden muss.Eine Münster zu größerer Erdölunabhängigkeit führende Verkehrsplanungmuss also nicht nur die Kraftfahrzeugnutzung <strong>der</strong> Bevölkerungweiter senken, son<strong>der</strong>n auch Bedingungen dafür legen, dass mehrPendler_innen öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Derzeit liegt <strong>der</strong> Gesamtverkehrsanteildes öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) beinur 10,4 % (ebd., S. 21). Folglich wird im „VerkehrsentwicklungsplanMünster 2025“ als Ziel eine Verbesserung des Modal Split, eine Stärkungdes öffentlichen und des Schienenpersonennahverkehrs formuliert(ebd., S. 16). Ob eine solche Stärkung des öffentlichen Verkehrsin ausreichendem Maße durchgeführt wird, war eine <strong>der</strong> Hauptfragendes von Tobias Schwarzer im Rahmen des <strong>Peak</strong>-Oil-Seminars durchgeführtenInterviews mit Wolfgang Wiemers und Georg Heinrichs vom VerkehrsclubDeutschland (VCD) zum „Verkehrsentwicklungsplan Münster2025“.40


Sektorale Betrachtung<strong>Peak</strong>-Oil-Bewusstsein in <strong>der</strong> Verkehrspolitik• <strong>Peak</strong> Oil ist in keinem Kommunalwahlprogramm 2009 erwähnt.• Zwei Parteien, „Bündnis 90/Die Grünen“ und „DIE LINKE“,sehen die Notwendigkeit einer Verkehrswende und entsprechen<strong>der</strong>politischer Steuerung.• Das Problembewusstsein <strong>der</strong> Parteien für die Bedeutungvon <strong>Peak</strong> Oil für die münstersche Verkehrspolitik ist massivunterentwickelt.Im Hinblick auf <strong>Peak</strong> Oil ist ein wachsen<strong>der</strong> Verkehrsanteil des öffentlichenPersonenverkehrs zwar wünschenswert, doch langfristig müssendie öffentlichen Verkehrsmittel unabhängig von Erdöl als Antriebsmittelwerden. Wie oben schon gezeigt, ist <strong>der</strong> elektrifizierte Schienenverkehrwenig auf Erdöl angewiesen, <strong>der</strong> Busverkehr aber in hohem Maße. InMünster wird dieser durch die Stadtwerke gewährleistet. Fabian Oehmigund Fabian Büscher haben Informationen über die Erdölabhängigkeitdes Fuhrparks gesammelt und ein Leitfadeninterview mit denWerkstattleitern des Verkehrsbetriebs <strong>der</strong> Stadtwerke, Dieter Grünhagel(inzwischen verrentet) und Klaus Kock, geführt, um dieses Wissenzu vertiefen und mehr über die Fahrpraxis mit den Hybridbussen unddie geplante Einführung eines Elektrobusses zu erfahren.Stadtwerke MünsterBusflotte <strong>der</strong> Stadtwerke:• 125 Fahrzeuge• Durchschnittsverbrauch: 55,3 Liter auf 100 Kilometern• Zwei Hybridfahrzeuge können durch Bremsenergierückgewinnungbis zu 30 % weniger Kraftstoff verbrauchen (StadtwerkeMünster, o. J.). Ohne angepasste Fahrweise liegt <strong>der</strong>tatsächliche Verbrauch im Moment kaum unter den 58 Litern<strong>der</strong> Gelenkbusse, es werden aber Schulungen für den42


Tranport und Mobilitätrichtigen Umgang mit den Hybridbussen durchgeführt.Sonstige Maßnahmen zur Kraftstoffverbrauchsreduktion:• Einführung von Leichtbaubussen• Eine Elektrobuslinie im Rahmen eines Pilotprojektes desBundesforschungsministeriums 2014Somit sind die von den Stadtwerken in ihre Busflotte aufgenommenenHybridbusse im Moment kaum weniger erdölabhängig als herkömmlicheBusse, und auch wenn tatsächlich, beispielsweise durch verän<strong>der</strong>teFahrweise, deutlich weniger verbraucht würde, bliebe die Hybridbustechnologiedoch nur eine Brückentechnologie.Elektrobusse dagegen sind so gut wie nicht von Erdöl abhängig. Dochso sinnvoll eine Elektrobuseinführung vor dem Hintergrund von <strong>Peak</strong>Oil auch ist, so problematisch kann sie in einem an<strong>der</strong>en Kontext sein:Wenn <strong>der</strong> Strombedarf des Personenverkehrs – auch durch Elektroautos– stiege und die erneuerbaren Energien nicht in gleichem Tempoausgebaut würden, müsste möglicherweise ein höherer Anteil des elektrischenStroms mithilfe fossiler Energieträger erzeugt werden.Insgesamt ist Münsters Personenverkehr weniger erdölabhängig als<strong>der</strong> deutsche Durchschnitt, was vor allem am hohen Fahrradanteil liegt.Die Infrastruktur und sonstige Bedingungen sind laut Fahrradklimatestdes Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs in Münster für Radfahrer imVergleich mit an<strong>der</strong>en deutschen Städten, die mehr als 200.000 Einwohnerhaben, die besten (Ehrenstein, 2013). Diese schon gute Fahrradinfrastrukturnoch weiter auszubauen, um den Personenverkehr inMünster erdölunabhängiger zu machen, dürfte in Münster also leichterwerden als in an<strong>der</strong>en deutschen Städten. Möglicherweise kann eineKombination von Leihrä<strong>der</strong>n mit einer besseren Umlandanbindungauch die Zahl <strong>der</strong> Pendler_innen, die das Auto nutzen, senken. Insgesamtmuss das Verkehrsaufkommen reduziert werden, aber dazu isteine Neuausrichtung <strong>der</strong> Verkehrs- und Stadtplanung nötig.43


Sektorale BetrachtungGüterverkehr in MünsterWie aus den weiter oben angegebenen Informationen zu Münsters Verkehrsanbindungleicht ersichtlich ist, sind Münsters Güterverkehrsnetzedurch die Folgen von <strong>Peak</strong> Oil verwundbar. Gütertransport über denDortmund-Ems-Kanal kann bei dieser Betrachtung vernachlässigt werden,denn <strong>der</strong> münstersche Hafen hat seine Rolle als Güterumschlagplatzgrößtenteils verloren. Über ihn wurden 2012 nur 33.000 Tonnenumgeschlagen (Stadt Münster, Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung,Verkehrsplanung, 2013a, S. 13). Wichtiger für Münsters Güterverkehrsind das Schienen- und das Straßennetz. Wie oben schon mehrfachdargelegt, ist <strong>der</strong> Schienenverkehr weniger von Erdöl abhängig als<strong>der</strong> Straßenverkehr. Der Güterverkehr auf <strong>der</strong> Straße aber ist dies inhohem Maße, weil Lkw-Elektromotoren wohl nicht in absehbarer Zeitserienreif werden.Näheres zur Logistikbranche in Münster und <strong>Peak</strong> Oil findet sich im SektorWirtschaft (4.3).FazitSowohl die Verkehrsnetze des Personen- als auch die des Güterverkehrssind in hohem Maße auf Erdöl angewiesen und durch <strong>Peak</strong> Oilleicht verwundbar, <strong>der</strong> Schienenverkehr weniger als an<strong>der</strong>e Verkehrsträger.Zwar gibt es im Personenverkehr auf <strong>der</strong> Straße Ansätze zur Min<strong>der</strong>ung<strong>der</strong> Erdölabhängigkeit in Form von Elektroautos und -bussen,doch fehlen diese im Güterverkehr o<strong>der</strong> werden in absehbarer Zeit nichtrentabel einsetzbar sein. An einer Reduktion des Verkehrsaufkommensund einer Verän<strong>der</strong>ung des Modal Split hin zu einem höheren Anteil vonFahrrad- und Fußverkehr und erdölunabhängigem ÖPNV führt in Anbetrachtvon <strong>Peak</strong> Oil wenig vorbei.Münster ist, was die Erdölabhängigkeit des Personenverkehrs und denAnteil des Fahrradverkehrs angeht, schon auf einem guten Weg, dochmüssen die Fahrradinfrastruktur ausgebaut und <strong>der</strong> Anteil des ÖPNV erhöhtwerden. In <strong>der</strong> münsterschen Verkehrspolitik ist das Bewusstseinfür die Bedeutung von <strong>Peak</strong> Oil und möglicher politischer Gegenmaß-44


Wirtschaftnahmen aber noch unterentwickelt.Beispiele weiterführen<strong>der</strong> Fragen• Wie ist <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Stadtstruktur Münstersund dem münsterschen Modal Split genau?• Wie hängen Münsters Modal Split und die Einkommensverteilungzusammen – wer kann sich welche Formen <strong>der</strong> Mobilitätleisten?• In welchen Bereichen gibt es lokalen Handel schon und wo lässter sich mit welchen Mittel stärken?• Wie wirkt sich lokaler Handel auf die Preise <strong>der</strong> Waren aus?• Wie sinnvoll ist die Einführung einer Stadtbahn?4.3 WirtschaftRobert Hirsch bezeichnete das Erdöl in seinem Bericht „The Inevitable<strong>Peak</strong>ing of World Oil Production“ (2005) als „lifeblood“, also als Lebenssaft,<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Zivilisation. Im Bereich <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Wirtschafttrifft er es damit auf den Punkt, hat doch die Globalisierung mithilfe imÜberfluss vorhandenen billigen Erdöls internationale Liefer- und Wertschöpfungskettengeschmiedet. Deren Prinzip droht im Zuge <strong>der</strong> <strong>Peak</strong>-Oil-Problematik zu bröckeln.Die Produktion von 90 % aller industriell gefertigten Güter hängt direkto<strong>der</strong> indirekt am Erdöl, weswegen eine dauerhaft vermin<strong>der</strong>te Verfügbarkeitdieses Hauptenergierohstoffs des Transport- und Wirtschaftssystems(Rost, o. J.) tiefgreifende Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gesellschaftnach sich zöge. Die starke Verbindung zwischen Weltwirtschaftund günstig verfügbarem Öl wird auch dann sehr anschaulich, wennman betrachtet, dass die Wirtschaftskrise ab 2008 einen merklichen45


Sektorale Betrachtungreduzierenden Effekt auf die weltweite Nachfrage hatte. Die Konjunkturscheint also eng gekoppelt an billiges Öl.Auswirkungen auf die VolkswirtschaftEin Ölpreisanstieg wirkt sich direkt auf verschiedene Branchen wie dasTransportwesen o<strong>der</strong> die Luftfahrtindustrie aus und kann zu Verlusteno<strong>der</strong> gar Insolvenzen führen. Daneben verursacht ein gestiegener Ölpreiseinen Kaufkraftverlust bei den Verbraucher_innen: Wer an <strong>der</strong>Zapfsäule schon tiefer in die Tasche greifen muss, gibt gezwungenermaßenweniger Geld für sonstigen Konsum aus. Vor allem die BranchenGastronomie und Tourismus wären davon betroffen, was insgesamt zueiner weiteren Verringerung wirtschaftlicher Aktivität führt (de Almeidau. Silva, 2011, S. 1051).ArbeitsmarktEbenso stellt sich die Frage nach <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Arbeitslosenzahl:Wenn auch im Zuge einer post-fossilen Transformation, also dem Übergangzu einer Zeit nach dem billigen Öl, neue Wirtschaftszweige und vorallem Arbeitsplätze entstehen können, so ist doch damit zu rechnen,dass die wirtschaftlichen Umwälzungen zunächst die Arbeitslosenquoteerhöhen (Zentrum für Transformation <strong>der</strong> Bundeswehr, 2010, S. 60).Ein wichtiges zu nennendes Phänomen ist dabei auch die sog. Transformationsarbeitslosigkeit,d. h. ein Anstieg <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit, <strong>der</strong> sichauf eine grundsätzliche Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungenan Arbeitnehmende zurückführen lässt o<strong>der</strong> darauf, dass mit einer Reduktion<strong>der</strong> – heutzutage aufgrund stark ausdifferenzierter Arbeitsteilungvorherrschenden – Komplexität mo<strong>der</strong>ner Gesellschaften eineReduktion von Arbeitsplätzen einhergeht. Letzteres gilt vor allem fürBranchen, die mit <strong>der</strong> Administration dieses hohen Grades an Komplexitätbeschäftigt sind, wie die öffentliche Verwaltung o<strong>der</strong> private Verwaltungsdienstleister(ebd., S. 65). Ersteres wirft die Frage auf, ob sichdie Beschäftigungsstruktur verän<strong>der</strong>t, ob sich also die Verteilung <strong>der</strong>Arbeitnehmenden auf die Branchen bzw. Wirtschaftssektoren än<strong>der</strong>t.46


WirtschaftDas wäre <strong>der</strong> Fall, wenn etablierte Wirtschaftszweige unwichtiger bisüberflüssig würden und dafür an<strong>der</strong>e stärker hervorträten sowie neueentstünden.Öffentliche HaushalteRezessionen, die vor allem aufgrund des verringerten Konsums folgten,würden Staaten auch in Bezug auf ihre Bundes-, Län<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Kommunalhaushaltein Bedrängnis bringen. Schließlich stünden verringerteEinnahmen (geringere Steuereinnahmen aufgrund nötiger Steuererleichterungenund kleinerer Bemessungsgrundlagen) erhöhten notwendigenAusgaben (beispielsweise höhere Sozialausgaben (wieHeizkostenzuschüsse, Arbeitslosengeld usw.) und Investitionen in dieErforschung alternativer Energiequellen etc.) gegenüber (Zentrum fürTransformation <strong>der</strong> Bundeswehr, 2010, S. 63).FinanzwirtschaftWirtschaftswachstum ermöglicht es, heute Schuldverhältnisse einzugehen,die morgen ohne große Schwierigkeiten abgelöst werden können.So führt die Annahme positiven Wachstums zu erhöhter Kreditaufnahmeund -vergabe. Da Münster auch Standort vieler Unternehmenaus <strong>der</strong> Finanzwirtschaft ist, sollen auch mögliche Folge für das Kreditwesenbeleuchtet werden.„In <strong>der</strong> Vergangenheit lebte unsere Wirtschaft davon, dass jedes Jahretwas mehr Erdöl verfügbar war. Das ging etwa bis zum Jahr 2004 gut,seit <strong>der</strong> Zeit stagniert die För<strong>der</strong>ung. Wir haben das an den steigendenÖl- und Energiepreisen gemerkt, und sehr bald wird sich das Spiel umdrehen,d. h. die För<strong>der</strong>ung wird zurückgehen und das, obwohl mehrKonsumenten Öl haben wollen“ (Zittel, 2013).In ihrem Aufsatz „Oil supply limits and the continuing financial crisis“zieht auch die Finanzanalystin Gail E. Tverberg (2012) die Möglichkeitin Betracht, dass die weltweite Ölför<strong>der</strong>ung das nach 2005 nicht überschritteneNiveau zukünftig nicht mehr deutlich übersteigt. Tverberg(ebd., S. 28) geht weiterhin davon aus, dass die bisher stetig steigen-47


Sektorale Betrachtungde Ölnachfrage <strong>der</strong> Schwellenlän<strong>der</strong> vor allem die Ölverfügbarkeit <strong>der</strong>OECD-Län<strong>der</strong> beschneiden wird.Ein typischer OECD-Staat wie Deutschland ist Nettoimporteur von Öl.Das Kapital, das an ölexportierende Län<strong>der</strong> abfließt, steht im Wirtschaftskreislaufdes Importlandes nicht mehr für Löhne o<strong>der</strong> Investitionenzur Verfügung, was einen dämpfenden Effekt auf die Ökonomie hat.Je höher <strong>der</strong> Preis für Öl, desto höher <strong>der</strong> Kapitalabfluss. Steigende Ölpreisehaben neben den offensichtlichen Auswirkungen auch preistreibendeEffekte auf sehr viele an<strong>der</strong>e Güter, die Öl als Rohstoff enthalten,bei <strong>der</strong>en Herstellung Öl verbraucht wird o<strong>der</strong> die mithilfe von Öl alsEnergieträger transportiert werden. Das nährt Inflationserwartungen,die die Zentralbanken veranlassen können, den Leitzins zu erhöhen,was höhere Zinsen für Unternehmens- und Privatkredite zur Folge hat(ebd., S. 28).Wenn sich also beispielsweise aus den gerade genannten Gründen dieErwartung positiven Wirtschaftswachstums nicht erfüllt, die Wirtschaftsleistungalso stagniert o<strong>der</strong> die Ökonomie eine Rezession erlebt, ist einAnstieg <strong>der</strong> Kreditausfallrate zu erwarten, weil sich die Konditionen <strong>der</strong>eingegangenen Verbindlichkeiten quasi nachträglich verschlechtert haben.Eine einfache Rechnung verdeutlicht das: Nimmt eine Person heuteein Darlehen von einem Euro auf, so werden bei einem angenommenenSollzins von fünf Prozent in fünf Jahren (1 + 0,05) 5 ≈ 1,28 (€) fällig,um den geliehenen Betrag samt Zinsen abzulösen. Geht man einmalvon einer positiven Wachstumsrate <strong>der</strong> Ökonomie in Höhe von w = 3 %aus, so ergibt sich als Rückzahlungsbetrag: (1,05) 5 /(1,03) 5 ≈ 1,10 (€). Einhöheres Wachstum <strong>der</strong> Ökonomie in den Jahren zwischen Kreditaufnahmeund Rückzahlung lässt also im Grunde die Kosten des geliehenenGeldes schrumpfen. Je höher die Wachstumsrate und je geringer <strong>der</strong>Kreditzins, desto günstiger die Konditionen des Darlehens und destoeinfacher die Rückzahlung durch die Schuldner_innen (ebd., S. 31). Natürlichist diese Rechnung sehr simpel, lässt beispielsweise Inflationaußer Acht und gilt nur wenn das Einkommen <strong>der</strong> Kreditnehmendenin gleicher Höhe wie die Wachstumsrate steigt, macht aber doch den48


WirtschaftGrundgedanken <strong>der</strong> Ausweitung des Kreditgeschäftes bei positivemWirtschaftswachstum deutlich. Phänomene, die im Zuge einer Rezessionregelmäßig auftreten, wie eine Zunahme <strong>der</strong> Arbeitslosenquote o<strong>der</strong>sinkende Gewinne <strong>der</strong> Unternehmen, erschweren die Zahlungsfähigkeit<strong>der</strong> Schuldner_innen nur. Die Auswirkungen vermehrter Zahlungsausfällekönnen Finanzdienstleistende wie Banken, <strong>der</strong>en Geschäftsmodellauf pünktlicher und gesicherter Rückzahlung von Schulden durch gestiegeneEinkommen besteht, in Schwierigkeiten bringen.DeutschlandFür Deutschland, das nur zwei Prozent seines Ölverbrauchs selbst för<strong>der</strong>t,ist die Selbstversorgung „nicht ansatzweise eine Option“ (Rost,o. J.). Der Unterschied zu den aktuell kriselnden europäischen StaatenGriechenland, Italien o<strong>der</strong> Spanien sei jedoch, dass Deutschland miteinem starken Automobil- und Maschinenbau nicht nur für einen Exportüberschusssorge, son<strong>der</strong>n vor allem Exporterlöse erwirtschafte, ausdenen <strong>der</strong> Ölimport getragen werden kann (ebd.). Jedoch ist wohl geradedie Automobilproduktion in Anbetracht steigen<strong>der</strong> Benzinpreiseeher als wackliger denn als stabiler Pfeiler und eine starke Abhängigkeit<strong>der</strong> deutschen Wirtschaft von ihr als gefährlich zu beurteilen.BIP als WohlstandsmaßDas Bruttoinlandsprodukt als Wohlstandsmaß und seine Erhöhung alswichtigstes wirtschaftspolitisches Ziel zu betrachten, ist wenigstens inreichen Län<strong>der</strong>n nicht mehr bedenkenlos möglich (s. Kap. 5.2). Zweifellossteigert eine Vergrößerung des BIP in Entwicklungslän<strong>der</strong>n dieLebensqualität <strong>der</strong> Einwohner, doch in wohlhabenden Staaten gehteine Vergrößerung <strong>der</strong> inländischen Produktion nicht selten einher mitzunehmen<strong>der</strong> Umweltverschmutzung und weniger Freizeit. Da we<strong>der</strong>das eine noch das an<strong>der</strong>e als Abzug in die Ermittlung des BIP eingeht,ist zweifelhaft, inwiefern eine stetige Steigerung des Inlandsproduktseine Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität bedingt (Skidelsky u. Skidelsky,2013, S. 14).49


Sektorale BetrachtungMünsters WirtschaftsstrukturWill man die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen von <strong>Peak</strong> Oilauf Münster näher beleuchten, stellt sich zuallererst die Frage nach <strong>der</strong>wirtschaftlichen Struktur <strong>der</strong> Stadt.Die Wirtschaftsregion Münsterland, bestehend aus <strong>der</strong> Stadt Münstersowie den Kreisen Steinfurt, Borken, Coesfeld und Warendorf, zeichnetsich durch eine vorwiegend mittelständische Unternehmensstrukturaus. Während die umliegenden Landkreise stärker Betriebe des verarbeitendenGewerbes aufweisen, ist in <strong>der</strong> Stadt Münster vor allem<strong>der</strong> Dienstleistungssektor dominant. Diese Mischung sichert eine wirtschaftlicheVielseitigkeit und stärkt somit die Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong>Region im nationalen und internationalen Standortwettbewerb (Arndtu. Freitag, 2007, S. 5).Eine Bruttowertschöpfung von über 63 Millionen Euro im Jahr 2010, von<strong>der</strong> über 43 Millionen Euro im Dienstleistungsbereich erzielt wurden,verdeutlicht die enorme wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des VerwaltungsbezirksMünster (IT.NRW, 2012a, S. 5).Von dieser wirtschaftlichen Stärke profitiert die Stadt Münster maßgeblich:Im Haushaltsplan <strong>der</strong> Stadt für das Jahr 2012 bildeten Erträgeaus <strong>der</strong> Finanzwirtschaft, <strong>der</strong> Wirtschaft und dem Tourismus mit über574 Millionen Euro den weitaus größten Einnahmenposten <strong>der</strong> Stadt.90 % entfielen dabei auf Einnahmen aus <strong>der</strong> Finanzwirtschaft, die restlichen10 % wurden in den Bereichen Wirtschaft und Tourismus erzielt(Stadtverwaltung Münster, 2012). Eine dynamische Wirtschaft entlastetnicht nur den kommunalen Haushalt, son<strong>der</strong>n wirkt auch anziehend aufgut ausgebildete Fachkräfte und unternehmerische Investitionen. Einehohe Arbeits- und Lebensqualität erhöht zudem die Attraktivität <strong>der</strong>Stadt für Einheimische wie Besucher_innen.Um analysieren zu können, wo Berührungspunkte zur <strong>Peak</strong>-Oil-Thematikbestehen, gilt es zunächst, das Wirtschaftsprofil <strong>der</strong> Stadt Münsternäher zu bestimmen. Tragende Wirtschaftsbranchen <strong>der</strong> Stadt sind dasKredit- und Versicherungsgewerbe sowie Dienstleistungen im IT-, imKultur- und Freizeitbereich sowie im Gesundheitswesen. Zudem verfügt50


Wirtschaftdie Stadt mit <strong>der</strong> Universität und den Fachhochschulen über ein hoheswissenschaftliches Potenzial. Der tertiäre Sektor fungiert als Hauptarbeitgeber,83 % aller Beschäftigten arbeiten in den verschiedenenDienstleistungsbereichen (IT.NRW, 2012a, S. 17).Es gibt in Münster in Bezug auf Klimaschutzmaßnahmen bereits Projektewie die „Allianz für Klimaschutz“ o<strong>der</strong> „Grün tagen“ von MünsterMarketing. Gestützt auf das Klimaschutzkonzept <strong>der</strong> Stadt Münster,bietet die Allianz für Klimaschutz Betrieben, die Energie einsparen wollen,eine Plattform zur Vernetzung, um damit aktiv an <strong>der</strong> Erreichungdes Klimaschutzziels <strong>der</strong> Stadt Münster (40 % CO 2-Reduzierung und20 % erneuerbare Energien bis 2020; s. Kap. 4.1 Energie) mitzuwirken.„Grün tagen“ soll <strong>der</strong> Bedeutung Münsters als Kongressstadt sowie alsKlimahauptstadt 2006 Rechnung tragen, indem es Veranstaltende vonKongressen die Möglichkeit gibt, durch die Wahl von Recyclingpapierund Bahn- statt Flugtickets den CO 2-Ausstoß einer Kongressveranstaltungzu verringern.Wie sieht nun aber die Erdölabhängigkeit verschiedener Wirtschaftsakteur_innenaus Münster aus? Aufgrund des o. g. starken Dienstleistungssektorsist es sinnvoll, die Bereiche Logistik, Handel und Tourismusgenauer zu untersuchen.Logistik in MünsterBei <strong>der</strong> Betrachtung möglicher Auswirkungen des <strong>Peak</strong> Oil auf die lokaleWirtschaft – und damit auf die Unternehmen – muss die Logistik alsBindeglied in den Wertschöpfungs- und Lieferketten und als wesentlicherEinflussfaktor auf Produktionsplanung und -steuerung dringendBeachtung finden.Im Seminar haben sich Phil Rose und Michael Tünker mit <strong>der</strong> münsterschenLogistikbranche beschäftigt. Zur Klärung <strong>der</strong> Frage, inwieweitdiese sich mit dem Thema <strong>Peak</strong> Oil beschäftigt und welche Folgen siespeziell für Münster erwartet, haben sie ein leitfadengestütztes Interviewmit dem Hauptgeschäftsführer <strong>der</strong> Geschäftsstelle Münster desVerbandes Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen e.V.51


Sektorale Betrachtung(VVWL), Herrn Dr. Christoph Kösters, geführt.Grundaussagen des Interviews VVWL• Kostensenkung ist <strong>der</strong> ausschlaggebende Anlass für die Unternehmen,sich mit <strong>Peak</strong> Oil auseinan<strong>der</strong>zusetzen.• Technologischer Fortschritt ist die beste Lösung für Münster,dabei ist aber klar die Politik in <strong>der</strong> Pflicht (Technologieför<strong>der</strong>politik,Gel<strong>der</strong>bereitstellung für Entwickler_innen).• Überlastete Infrastrukturen (Engpässe, Stausituationen)müssen durch Ausbau o<strong>der</strong> Erneuerung entlastet werden.• Münsters Verkehrsfluss muss verbessert werden durch eineOptimierung <strong>der</strong> Ampelschaltungen und einen Ausbau desRingsystems.• In Münster und im Münsterland gibt es infrastrukturelle Defizite,wie das Ringsystem Schiffahrter Damm – St. Mauritz,den inneren Ring, z. B. am St. Franziskus-Hospital, und diefehlende Ost-West-Achse im Münsterland.Industrie- und Handelskammer MünsterDaran, dass <strong>der</strong> Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK)zum eigenen Jahresmotto 2012 „Energie und Rohstoffe für morgen“ ein„Faktenpapier Wirtschaftsfaktor Öl“ veröffentlicht hat, wird deutlich,dass das Thema steigen<strong>der</strong> Ölpreise in <strong>der</strong> Wirtschaft angekommen ist.In diesem Papier wird die Einschätzung deutscher Unternehmen transportiert,die Beschaffungskosten von Energie und Rohstoffen seien das„Geschäftsrisiko Nummer eins“ (Deutscher Industrie- und Handelskammertag(DIHK), 2012, S. 1).Im Seminar haben sich Marcel Bednarz und Marvin Leck mit <strong>der</strong> Einstellung<strong>der</strong> IHK Nord Westfalen zum Thema <strong>Peak</strong> Oil beschäftigt. Um zuuntersuchen, wie die Vertreter_innen <strong>der</strong> gewerblichen Wirtschaft sichpositionieren, haben sie ein Interview mit dem stellvertretenden Geschäftsführer<strong>der</strong> IHK Nord Westfalen, Herrn Dr. Eckhard Göske, geführt.52


WirtschaftInterview IHKDie Hauptaussagen von Herrn Dr. Göske, <strong>der</strong> ausdrücklich keinenHandlungsbedarf <strong>der</strong> Stadt Münster, also auf lokaler Ebene,sieht, sind die folgenden:• Da <strong>der</strong> Ölpreis für alle Unternehmen auf <strong>der</strong> Welt steigt, sindallein nationale Son<strong>der</strong>lasten wie die Höhe <strong>der</strong> Mineralölsteuer(in Deutschland Energiesteuer) ausschlaggebend fürdie Verwundbarkeit <strong>der</strong> Wirtschaftsakteure.• Viel entscheiden<strong>der</strong> als <strong>der</strong> Preis des Öls ist darüber hinausdie Versorgungssicherheit mit energetischen Rohstoffen,die die Bundespolitik schaffen muss (vor allem aus Krisenregionen).• Regionale Wertschöpfungsketten sind sinnvoll, weil in einemregionalen Verbund Verlässlichkeit bzgl. Fertigungsqualitätbesteht und die Vorteile <strong>der</strong> weltweiten Arbeitsteilungangesichts hoher Transportkosten zunichte gemachtwerden.• Die Bevölkerung muss nicht durch die Stadt Münster über<strong>Peak</strong> Oil informiert werden, weil sie durch die eigenenschrumpfenden finanziellen Möglichkeiten und die Medienausreichend Bescheid weiß.Tourismus in MünsterDer Tourismus hat für Münster als beliebtes Reiseziel in Westfalen einenbeson<strong>der</strong>en Stellenwert. Vor allem wirtschaftlich ist <strong>der</strong> Tourismusvon großer Bedeutung, wie eine 2011 im Auftrag von Münster Marketingvom Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr (dwifConsulting) erstellte Studie ergab (Neumann und Zeiner, 2012).Im Jahr 2012 verzeichnete die Stadt 1,35 Millionen Übernachtungsgäste,Tendenz steigend (Presseamt Münster, 2013). Betrachtet man dieAufenthaltsstruktur <strong>der</strong> Besucher_innen, so fällt auf, dass die münster-53


Sektorale Betrachtungschen Touristen_innen zu 84 % Tagesreisende sind. Die zweitgrößteGruppe sind Verwandten- und Bekanntenbesuchende. Kennzeichnendfür den Tourismus in Münster ist also eine hohe Fluktuation <strong>der</strong> Gäste,was ein großes Transportaufkommen bedingt (Neumann u. Zeiner,2012, S. 5).Abbildung 6 zeigt die Einnahmen durch Tourismus in Münster im Jahre2011. Von den Gesamteinnahmen in Höhe von 990,8 Millionen Euro profitierenvor allem Handel und Gastgewerbe, aber auch die Stadt erzieltEinnahmen aus Steuern und Gebühren.Dienstleistungen11%Gastgewerbe(Beherbergung& Gastronomie)32%Einzelhandel57%Abbildung 6: Wer verdient am Tourismus (= Übernachtungsgäste und Tagesbesucher_innen inkl. Verwandten- und Freundesbesucher_innen)? Einnahmen 2011: 990,8 Mio. €(eigene Darstellung nach Neumann u. Zeiner, 2012, S. 7).Im Rahmen des Projektseminars hat Clarissa Göbel exemplarisch dreitouristische Anbieter_innen auf die Frage hin untersucht, ob und wie sie<strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung steigen<strong>der</strong> Preise des sich verknappenden RohstoffesErdöl begegnen. Mit <strong>der</strong> Auswahl des Busunternehmens „DerMünsterbus“, stellvertretend für den Bereich <strong>der</strong> motorisierten Stadtführungen,des Landesmuseums für Naturkunde Westfalen- Lippe, alsExempel für die Museen <strong>der</strong> Stadt und schließlich dem Werksausschuss54


WirtschaftMünster Marketing, <strong>der</strong> als Beirat für das städtische Münster MarketingAmt fungiert, wurde versucht, <strong>der</strong> großen Bandbreite des touristischenAngebots <strong>der</strong> Stadt gerecht zu werden. Die geringe Anzahl unddie Verschiedenheit <strong>der</strong> betrachteten Akteure schlossen quantitativeUntersuchungsmethoden aus. Deshalb wurde als Methode, wie bei denvorangegangenen Gesprächen mit Herrn Dr. Kösters und Herrn Dr. Göske,das qualitative, leitfadengestützte Interview als Analyseinstrumentangewendet.Ergebnisse <strong>der</strong> Interviews zum TourismusSo unterschiedlich die betrachteten Akteur_innen auch sind, habensie doch einen wesentlichen Punkt gemeinsam: Obwohl allenbefragten Ansprechpartner_innen die <strong>Peak</strong>-Oil-Problematikbereits bekannt war, sahen sie bis jetzt keinen eigenen Handlungsbedarf.Ein Vergleich mit <strong>der</strong> Reaktion auf den Klimawandelliefert jedoch ein ganz an<strong>der</strong>es Bild: Alle drei Akteur_innenhatten konkrete Maßnahmen ergriffen, um sich als umweltbewusstund klimafreundlich zu präsentieren. „Der Münsterbus“verwies auf die Auszeichnung aller seiner Busse mit <strong>der</strong> grünenUmweltplakette, das LWL-Museum für Naturkunde wurde zumNiedrigenergiehaus umgebaut und die Stadt Münster verabschiedeteein eigenes Klimaschutzkonzept 2020.FazitDie Verwundbarkeit des heutigen Wirtschaftssystems, gebaut auf weltweitenWertschöpfungsketten und fortdauernd auf <strong>der</strong> Annahme positivenWirtschaftswachstums, ist unübersehbar. Die Vergangenheit hatim Zuge von Schocks deutlich gemacht, wie abhängig unser System ist,doch die bevorstehende Entwicklung in <strong>der</strong> nicht Schocks, son<strong>der</strong>n einedauerhaft vermin<strong>der</strong>te Verfügbarkeit von Erdöl die Hauptrolle spielt,findet in <strong>der</strong> Historie keine Entsprechung und ist Neuland für unsereGesellschaft.55


Sektorale BetrachtungFasst man die Positionen <strong>der</strong> betrachteten Wirtschaftsakteur_innenMünsters zusammen, lässt sich Folgendes sagen: In <strong>der</strong> Logistikbrancheherrscht Forschungsoptimismus (Stichwort Effizienzsteigerungen),wobei man die Politik in <strong>der</strong> Pflicht und sich selbst als abhängig von<strong>der</strong> Automobilindustrie sieht. Der Vertreter <strong>der</strong> IHK meint, vor allem diedeutsche Bundespolitik sei verpflichtet durch angemessene Steuerpolitik,nationale Son<strong>der</strong>lasten zu reduzieren und durch entsprechendeaußenpolititsche Maßnahmen Versorgungssicherheit im Land herzustellen.Die Sinnhaftigkeit regionaler Wertschöpfungsketten wird angesichtssteigen<strong>der</strong> Transportkosten nicht bestritten. Die Erfahrungenmit den münsterschen Tourismusunternehmen decken sich zu einemgroßen Teil mit dem Eindruck, den die beiden vorgestellten lokalenProjekte „Allianz für Münster“ und „Grün tagen“ wecken: Anscheinendhaben sich die münsterschen Tourismusanbieter – konfrontiert mitsteigendem Druck <strong>der</strong> Öffentlichkeit – <strong>der</strong> vermehrten Nachfrage nachumweltfreundlichem Tourismus angepasst. Die eigene Umweltfreundlichkeitdient nicht nur möglicher Kostenreduktion, son<strong>der</strong>n ist auch einWerbefaktor. Auch bei den beiden lokalen Projekten wird deutlich: DasThema Klimawandel ist angekommen und die Reduktion von CO 2-Emissionensteht weit oben auf vielen Agenden. Dagegen wird auf <strong>Peak</strong> Oilkaum eingegangen. Doch gerade eine Sensibilität für die Unterschiede<strong>der</strong> voneinan<strong>der</strong> abweichenden Diskussionen ist sehr wichtig. Bei<strong>der</strong> Diskussion um den Klimawandel geht es um den anthropogenen,durch den Menschen verursachten Anteil an <strong>der</strong> Klimaerwärmung, welchermöglichst zu verringern ist. Doch die <strong>Peak</strong>-Oil-Problematik betrifftzuallererst unsere Gesellschaft, unser globales wie lokales Zusammenleben.Es geht um grundlegende Verän<strong>der</strong>ungen unserer Art zu wirtschaften,uns fortzubewegen, uns zu ernähren usw. Das ist scheinbarbis jetzt nicht zu den untersuchten Akteur_innen durchgedrungen. Esscheint kein Bewusstsein für die große Verwundbarkeit vorhanden zusein, die sich nicht durch CO 2-Einsparung beheben lässt.56


Ernährung und LandwirtschaftBeispiele weiterführen<strong>der</strong> Fragen• Wie sehen die Interessen <strong>der</strong> Tourist_innen selbst aus (Nachfrageseite)?Und wie gewährleistet man, dass die Tourist_innenMünster auch zukünftig bequem erreichen, sodass <strong>der</strong> Tourismus<strong>der</strong> wichtige profitable Wirtschaftsfaktor bleibt, <strong>der</strong> er heuteist?• Im ersten Teil wurden die Risiken für die Finanzwirtschaft, aus<strong>der</strong> rund 54 % <strong>der</strong> städtischen Einnahmen stammen, angesprochen.Wie sieht die Geschäftsstruktur <strong>der</strong> münsterschen Kreditwirtschaftaus und wie verwundbar ist diese?• Können wegen <strong>der</strong> starken Abhängigkeit <strong>der</strong> Kreditwirtschaftvon positivem Wirtschaftswachstum Ansätze aus <strong>der</strong> Postwachstumsökonomiehilfreich sein?• Bei welchem Benzinpreis kommt es zu einer deutlichen Reduktion<strong>der</strong> Nachfrage (Stichwort Preiselastizität) und verstärktenSubstitutionseffekten (ÖPNV, Rad, Fußgang)?• Können die wirtschaftlichen Akteur_innen Münsters enger zusammenarbeiten,um gemeinsam Lösungen für ihre Branchen zufinden?4.4 Ernährung und LandwirtschaftAufgrund <strong>der</strong> hohen Bedeutung von Nahrungsmitteln im Leben allerMenschen ist <strong>der</strong> Sektor Ernährung und Landwirtschaft sehr zentraleinzuordnen und weist zahlreiche Schnittstellen und Wechselwirkungenmit an<strong>der</strong>en Wirtschafts- und Lebensbereichen auf. Die mo<strong>der</strong>neProduktion, Verarbeitung und Verteilung von Nahrungsmitteln ist dabeivielfältig an die Verfügbarkeit von Erdöl und an<strong>der</strong>en fossilen Rohstoffengebunden. Es ergeben sich somit im Hinblick auf <strong>Peak</strong> Oil eine große57


Sektorale BetrachtungVerletzlichkeit des Sektors und im Falle weiterhin stark ansteigen<strong>der</strong> Ölpreiseweitreichende Folgen für Einzelpersonen, Gesellschaft und Wirtschaft.Eine genaue Analyse <strong>der</strong> Strukturen und einzelnen Faktoren, dieNahrungsmittelproduktion und Ernährungssicherung beeinflussen unddirekt o<strong>der</strong> indirekt von <strong>der</strong> Verfügbarkeit von Erdöl abhängig sind, istalso dringend notwendig. Nur so können Konzepte entwickelt werden,die eine langfristige Versorgung mit Lebensmitteln ohne Versorgungsengpässeo<strong>der</strong> -ausfälle gewährleisten. Dies ist umso wichtiger, alssich die <strong>Peak</strong>-Oil-Problematik in eine lange Liste sich bereits heute negativauf die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln auswirken<strong>der</strong> Faktoreneinreiht. Dazu zählen unter an<strong>der</strong>em eine wachsende Weltbevölkerung,Klimawandel und Verknappung fruchtbaren Ackerlands, die jeweilswie<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong> und mit <strong>Peak</strong> Oil in wechselseitigen Beziehungenstehen.In <strong>der</strong> industrialisierten Landwirtschaft werden fossile Energieträgerunter an<strong>der</strong>em für die Herstellung von Düngemitteln, Herbiziden undPestiziden, für den Betrieb von Landmaschinen und das Heizen von Gewächshäuserno<strong>der</strong> Ställen benötigt. Die Bereitstellung <strong>der</strong> landwirtschaftlichenErzeugnisse für die Bevölkerung ist durch Verarbeitung inIndustrie-, Groß- und Privatküchen, Verpackung, Lagerung, Kühlungund vor allem Transport stark an die Verwendung von Erdöl gekoppelt.Die Probleme, die <strong>der</strong> Ernährungssicherung einer wachsenden Weltbevölkerungim Wege stehen, lassen sich grob in die drei KategorienStruktur, Konsumgewohnheiten sowie Fläche und Ertrag einordnen.Struktur des SektorsDie Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung mit Nahrungsmitteln ist stark an Transportund den Betrieb von Landmaschinen und damit die Verfügbarkeitbilligen Erdöls als Treibstoffgrundlage gebunden (s. Kap. 4.2 Transportund Mobilität).Die Globalisierung <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion und Ernährungswirtschaftist mittlerweile sehr weit fortgeschritten. In <strong>der</strong> Lebensmittelindustrieist die Praxis verbreitet, Rohstoffe über weite Entfernungen ein-58


Ernährung und Landwirtschaftzukaufen, wenn Preis und Qualität dafür sprechen (Neugebauer, 2004,S. 32). Im Vergleich <strong>der</strong> Jahre 1990/91 und 2006/07 zeigt sich daher,dass sich für die EU-15-Staaten <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> exportierten und importiertenlandwirtschaftlichen Güter verdoppelt hat (Aksoy u. Ng, 2010, S. 8).Dabei war Deutschland im Jahr 2006/07 <strong>der</strong> weltweit drittgrößte Exporteurund zweitgrößte Importeur landwirtschaftlicher Güter (ebd, S. 12).Hieraus ergibt sich eine erhöhte Anfälligkeit für <strong>Peak</strong> Oil, da die Entfernungzwischen Produzierenden und Konsumierenden größer wird unddas Transportaufkommen zur Verteilung <strong>der</strong> Produkte steigt. Dies wirdzudem durch die fortschreitende Urbanisierung verstärkt. 2012 lebten51 % <strong>der</strong> Weltbevölkerung in Städten, die Tendenz ist steigend (DeutscheStiftung Weltbevölkerung, 2012). Die Höhe des Erdölverbrauchsfür den Transport ist jedoch nicht nur von <strong>der</strong> zurückgelegten Strecke,son<strong>der</strong>n auch von den Transportmitteln abhängig. So ist beispielsweise<strong>der</strong> Transport mit dem Flugzeug energieintensiver als mit dem Schiff(Wynen u. Vanzetti, 2008, S. 4). Zudem müssen bestimmte Produktewährend des Transports gekühlt o<strong>der</strong> speziell verpackt werden, auchhierfür wird Energie benötigt.Der Absatz <strong>der</strong> Nahrungsmittel wird in den industrialisierten Län<strong>der</strong>nin großem Umfang durch Supermärkte und Lebensmitteldiscounter gewährleistet(Burch u. Lawrence, 2007). Die einzelnen Geschäfte verfügenselbst über wenig Lager für die angebotenen Lebensmittel und sindauf häufige, zeitgenaue Lieferungen angewiesen (Public Safety Canada,2005). Hieraus können sich schnell Versorgungsengpässe ergeben,wenn die Anlieferung infolge sehr hoher Treibstoffkosten nicht mehrreibungslos abläuft und es, wie im Jahr 2000 im Vereinigten Königreichwährend <strong>der</strong> „Fuel Protests“, zu Panikkäufen kommt (ebd.).Nicht nur die Bereitstellung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und verarbeiteterLebensmittel, son<strong>der</strong>n auch die landwirtschaftliche Produktionselbst hängen von günstigem Transport ab. Insbeson<strong>der</strong>e Futtermittelwerden über sehr große Entfernungen transportiert. Ein häufiggebrauchtes Beispiel hierfür ist Soja, das vor allem in Südamerika angebaut,aber als wichtige Eiweißquelle in großen Mengen in Europa als59


Sektorale BetrachtungFuttermittel verwendet wird. So wurden im Jahr 2011 33,1 Millionen TonnenSoja in die EU importiert (Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaftund Verbraucherschutz, 2013). Hinzu kommt <strong>der</strong> Transportlandwirtschaftlicher Erzeugnisse, die entwe<strong>der</strong> für den Verkauf o<strong>der</strong>zur weiteren Verwendung in landwirtschaftlichen Betrieben verarbeitetwerden. Hierzu zählt beispielsweise Getreide, das zur Herstellung vonFuttermischungen an den Futterhandel verkauft und zum Teil vom selbenlandwirtschaftlichen Betrieb als fertiges Futter wie<strong>der</strong> eingekauftwird. Auch solche Strukturen können sich bei steigenden Ölpreisen alsineffizient erweisen.Die Landflucht und somit fortschreitende Urbanisierung (s. o.) wirdunter an<strong>der</strong>em von einem Strukturwandel in <strong>der</strong> Landwirtschaft ausgelöst,durch den mehr Arbeit von Maschinen bewältigt und wenigermenschliche Arbeitskraft benötigt wird. Auch <strong>der</strong> Einsatz von Landmaschinenist fast vollständig an Erdöl als Treibstoff gebunden. Bei steigendenErdölpreisen wird hierfür ein Ersatz gefunden werden müssen,um die Profitabilität <strong>der</strong> Landwirtschaft und damit die Existenz <strong>der</strong> landwirtschaftlichenBetriebe zu sichern bzw. ein starkes Ansteigen <strong>der</strong> Lebensmittelpreisezu verhin<strong>der</strong>n.KonsumgewohnheitenDie Konsumgewohnheiten <strong>der</strong> Weltbevölkerung befinden sich im Wandel,wobei als auffälligste Entwicklung die steigende Nachfrage nachFleisch- und Milchprodukten hervortritt. Dies gilt heute insbeson<strong>der</strong>efür Län<strong>der</strong> des globalen Südens und dort vor allem für die städtischenRegionen (von Koerber et al., 2009, S. 174). Hieraus ergibt sich ein steigen<strong>der</strong>Flächenbedarf in <strong>der</strong> Landwirtschaft für den Anbau von Futtermitteln:Für die Bereitstellung einer Nahrungskalorie tierischer Lebensmittelmuss mehr Fläche bewirtschaftet und damit ein Vielfaches <strong>der</strong>fossilen Energie eingesetzt werden, als für die Erzeugung pflanzlicherNahrungskalorien benötigt wird. Im Umfang abhängig von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong>Futtermittel ergibt sich ein größerer Verbrauch an Erdöl und an<strong>der</strong>enfossilen Rohstoffen, <strong>der</strong> bei einer Verknappung <strong>der</strong>selben zu Preisstei-60


Ernährung und Landwirtschaftgerungen führen kann.In <strong>der</strong> EU, in Nordamerika, Australien und ökonomisch strukturell vergleichbarenRegionen bzw. Län<strong>der</strong>n werden bereits große Mengen tierischerProdukte konsumiert, in Deutschland stammen durchschnittlich39 % <strong>der</strong> Nahrungskalorien aus tierischen Produkten (ebd., S. 179). Hinzukommt, dass ein großer Teil <strong>der</strong> konsumierten Produkte importiert,verarbeitet und verpackt ist. Verarbeitung, Verpackung, Verteilung undZubereitung verbrauchen in den Industrielän<strong>der</strong>n 60 % <strong>der</strong> insgesamtfür die Nahrungsmittelversorgung aufgewendeten fossilen Energie (Pimentel,2009, S. 16). Somit nimmt mit dem Grad <strong>der</strong> Verarbeitung und<strong>der</strong> Verpackung (insbeson<strong>der</strong>e erdölbasierte Kunststoffe) sowie <strong>der</strong>zurückgelegten Strecke (unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Transportmittel)eines Produktes seine Sensibilität in Bezug auf <strong>Peak</strong> Oil zu. Bei steigendenÖlpreisen können somit insbeson<strong>der</strong>e stark verarbeitete, starkverpackte o<strong>der</strong> weit transportierte Lebensmittel einer Verteuerungausgesetzt sein. Heutzutage haben jedoch sowohl durch die Konsumentscheidungen<strong>der</strong> Bevölkerung als auch durch die Strukturen <strong>der</strong> Lebensmittelindustrie(s. o.) gerade diese Produkte einen hohen Absatzmarkt.Dies kann sich in einem <strong>Peak</strong>-Oil-Umfeld durch steigende Preisewandeln. Die Bedeutung wenig verarbeiteter Lebensmittel, regionalerProduktion und effektiver Verteilungsstrukturen kann dadurch zunehmen,was zu einer Stärkung und langfristiger Sicherung lokaler Wirtschaftskreisläufeführen kann.Dies kann am Beispiel Kuba veranschaulicht werden: Das Land hat zuBeginn <strong>der</strong> 1990er Jahre durch die plötzlich eingestellten Öllieferungenaus <strong>der</strong> zusammengebrochenen Sowjetunion eine Ölknappheit erfahrenund war mehrere Jahren umwälzenden Transformationsprozessen ausgesetzt.Durch die Abkehr von schweren Landmaschinen, synthetischenDüngemitteln und Pestizideinsatz sowie durch die Diversifizierung undUrbanisierung <strong>der</strong> Landwirtschaft hat sich Kuba jedoch eine große Unabhängigkeitvon Erdöl geschaffen (Frumkin et al., 2009, S. 14). Es istdabei weltweit das einzige Land mit einem ökologischen Fußabdruckunterhalb <strong>der</strong> globalen Biokapazität und gleichzeitig „hoher menschli-61


Sektorale Betrachtungcher Entwicklung“ (WWF et al., 2006, S. 19).Fläche und ErtragUm die Ernährung <strong>der</strong> wachsenden Weltbevölkerung zu sichern, sind beiheutigen Bewirtschaftungsformen und den Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Konsumgewohnheiten(s. o.) eine Ausweitung <strong>der</strong> landwirtschaftlich genutztenFläche sowie steigende Erträge notwendig (Alexandratos u. Bruinsma,2012). Das Wachstum <strong>der</strong> Erträge hat sich jedoch deutlich verlangsamt(ebd.) und Temperaturanstiege seit 1980 haben auf globaler Ebene geringereErnten zur Folge (Lobell u. Field, 2007, S. 1). Dieser Trend wirdsich durch den Klimawandel fortsetzen (ebd.). Durch fortschreitendeDegradation <strong>der</strong> Böden, Urbanisierung und Flächenversiegelung sowieKonkurrenz um Ackerland für die Produktion von z.B. Biokraftstoffenverringert sich die für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung stehendeFläche (Nellemann et al., 2009, S. 6).Um die Erträge zu steigern, ist es notwendig, die Ackerflächen zu düngen.Dies geschieht in großem, weltweit steigendem Ausmaß durch dieVerwendung von synthetischen Düngemitteln (ebd., S. 20f). Diese werdenunter Verwendung von Erdgas und Erdöl und an<strong>der</strong>en fossilen Energieträgernhergestellt. Durch steigende Ölpreise können Düngemitteljedoch teurer werden, sodass <strong>der</strong> Einsatz zurückgehen und die Erträgesinken o<strong>der</strong> durch die Verteuerung <strong>der</strong> Düngemittel auch die Preise fürNahrungsmittel steigen könnten (ebd., S. 7, 90). Bei einer fortschreitendenVerknappung <strong>der</strong> fossilen Energieträger wird es daher notwendigsein, Alternativen für eine Ertragssteigerung ohne synthetische Düngerzu finden. Möglichkeiten hierzu sind beispielsweise die ökologischeLandwirtschaft o<strong>der</strong> ein verstärkter Einsatz von Wirtschaftsdüngern,z. B. Gülle. Diese haben jedoch Kehrseiten in Form von erhöhtem Flächenbedarf(in Bezug auf ökologische Landwirtschaft) bzw. verstärkterFreisetzung von klimarelevanten Gasen und dadurch verursachten verstärktenTemperaturanstiegen mit Auswirkungen auf die Ernten (in Bezugauf Wirtschaftsdünger; Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen,2010; Umweltbundesamt, 2012).62


Ernährung und LandwirtschaftÄhnliche Preissteigerungen wie bei Düngemitteln sind für Herbizideund Pestizide zu erwarten, die unter Verwendung von Erdöl als Rohstoffhergestellt werden. Auch diese werden in großem Umfang zur Sicherung<strong>der</strong> Erträge eingesetzt, sodass, um in einem <strong>Peak</strong>-Oil-Umfeld einEinbrechen dieser zu verhin<strong>der</strong>n, neue Methoden für den Pflanzenschutzgefunden werden müssen.Bei steigenden Erdölpreisen wird für landwirtschaftliche Betriebe <strong>der</strong>Anbau von Energiepflanzen interessant, da diese Erdöl technisch betrachtetals Rohstoff für Transport und Industrie ersetzen können (Rost,2011, S. 64f). Hieraus ergibt sich jedoch eine wachsende Flächenkonkurrenzzwischen <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion und nachwachsendenRohstoffen, die zu einer weiteren Verschärfung <strong>der</strong> Ernährungssituationin den nächsten Jahrzehnten führen kann (Nellemann et al., 2009,S. 37f).MünsterDie kreisfreie Stadt Münster hat 296.440 Einwohner (Stand 31.12.2011;Stadt Münster, Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung,2012a). Bei einem in Deutschland durchschnittlichen Flächenbedarfvon 0,21 Hektar pro Person (Seemüller, 2000, S. 45) ergibt sich zurErnährung <strong>der</strong> Bevölkerung Münsters ein Flächenbedarf von 62.252,4Hektar. Momentan werden auf <strong>der</strong> Stadtfläche Münster jedoch nur13.224 Hektar (43,6 % des Stadtgebiets) landwirtschaftlich genutzt(Stadt Münster, Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung,2012a, S. 8, 117), was rein rechnerisch 21 % <strong>der</strong> benötigten Flächefür eine Selbstversorgung darstellt. Wie jede Stadt ist Münster also aufeine Versorgung von außen angewiesen.Zudem geht <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Landwirtschaftsfläche an <strong>der</strong> Stadtflächestark zurück: Von 2001 bis 2010 sank er in Münster um 8,2 %, in ganzWestfalen um 3 % (Rohle<strong>der</strong>, 2013). Dies spiegelt eine kontinuierlicheVerän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> gesamten Bundesrepublik wi<strong>der</strong>, <strong>der</strong> primäre Grundist die Zunahme von Siedlungs- und Verkehrsfläche (Umweltbundesamt,2011). Weniger zur Verfügung stehende Fläche bedeutet, dass ent-63


Sektorale Betrachtungwe<strong>der</strong> höhere Erträge erwirtschaftet o<strong>der</strong> landwirtschaftliche Produktevon an<strong>der</strong>norts über weitere Strecken transportiert werden müssen.Dies wie<strong>der</strong>um führt zum Problem <strong>der</strong> steigenden Transportkosten.Wenn synthetische Düngemittel deutlich teurer werden – eine weitereErtragssteigerung also wenig wahrscheinlich ist – und gleichzeitig diewirtschaftliche Bedeutung von regionaler Produktion von Lebensmittelnzunimmt, wäre es für die Ernährung <strong>der</strong> Stadt Münster von großerWichtigkeit, den Rückgang <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Fläche Münstersund Westfalens zu stoppen.Im Rahmen des Projektseminars haben sich Katja Beisheim, ClaudiaFrank, Svenja Kunze, Charlotte Niekamp und Maria Schreiter mit <strong>der</strong>konkreten Frage auseinan<strong>der</strong>gesetzt, wie hoch in Münster die Abhängigkeitvon Erdöl im Weizenanbau durch den Einsatz mineralischer Düngemittelist. Zur Beantwortung dieser Frage wurden Anfragen an dieLandwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalens (LWK) und den Westfälisch-LippischenLandwirtschaftsverband (WLV) getätigt und ausgewertetsowie ein leitfadengestütztes Interview mit einem Landwirt und Mitglieddes WLV, Herrn Schulze Dieckhoff, durchgeführt. Als Düngemittelwurden mineralische Stickstoffdünger betrachtet.Mineralischer StickstoffdüngerverbrauchIn Münster wurden im Jahr 2010 etwa 75 % des Ackerlandes fürden Getreideanbau genutzt, an <strong>der</strong> Getreidefläche hatte <strong>der</strong>Weizenanbau mit 2.878 Hektar einen Anteil von knapp einemDrittel (IT.NRW, 2013a). Damit ist Weizen regional die wichtigsteGetreidegattung.Weizen hat sowohl einen hohen Wasser- als auch Nährstoffbedarf,insbeson<strong>der</strong>e an Stickstoff (Bundesanstalt für Landwirtschaftund Ernährung, 2011). Daher sind aus den beiden NaturräumenMünsters die lehmigen Böden des Kernmünsterlands,die Wasser und Nährstoffe besser halten können, für den Weizenanbaugeeigneter als die Böden des Sandmünsterlands.Mineraldünger sind anorganische Dünger, die durch Bergbau64


Ernährung und Landwirtschafto<strong>der</strong> durch Synthese aus fossilen Energieträgern gewonnen werden.Das Ausgangsprodukt für die meisten Stickstoffdünger istAmmoniak, da Stickstoff in seiner elementaren Form für die meistenPflanzen nicht verfügbar ist (Frey u. Lösch, 2010, S. 266).Erdgas hat international mit 67 % den größten Anteil an <strong>der</strong> Ammoniakproduktion,Erdöl spielt als Rohstoff mit 5 % nur nocheine geringe Rolle (International Fertilizer Industry Association,2009, S. 11). In China ist zudem Kohle sehr bedeutend (ebd.). Esist davon auszugehen, dass in Deutschland hergestellte mineralischeStickstoffdünger fast ausschließlich unter Verwendungvon Erdgas synthetisiert werden. So gab <strong>der</strong> DüngemittelherstellerYara GmbH & Co. KG an, schon seit etwa 50 Jahren keinErdöl mehr zu verwenden. Zur Herstellung von 1 kg Stickstoffin Form von Ammoniak werden 0,6 kg Erdgas benötigt (IndustrieverbandAgrar e.V., 2013). Mineraldünger werden zumeist inKombination mit Wirtschaftsdüngern verwendet, um die jeweiligenWirkungsvorteile auszunutzen (Müller, o. J., S. 21). Für denWeizenanbau gilt ein Sollwert von 200 kg Stickstoff je Hektar,<strong>der</strong> Düngemittelbedarf liegt in Münster bei 170 kg pro Hektar.Gedeckt wird dieser durch etwa 65 kg pro Hektar Wirtschaftsdünger,<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Tierhaltung anfällt, und etwa 110 kg Stickstoff-Mineraldünger(Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen,2012).Wird die Größe <strong>der</strong> Weizenanbaufläche (2878 Hektar) mit<strong>der</strong> durchschnittlich eingesetzten Menge mineralischenStickstoffdüngers für optimale Erträge auf hiesigen Böden(110 kg pro Hektar und Jahr) multipliziert, ergibt sich die Kilogrammmengemineralischen Stickstoffdüngers, die im StadtgebietMünster jährlich auf die Weizenäcker aufgetragen wird.Diese liegt in etwa bei 316.580 kg. Zur Synthese dieses Düngerswerden 189.948 kg (0,6 × 316.580 kg) Erdgas benötigt.65


Sektorale BetrachtungWenngleich die Produktion mineralischer Stickstoffdünger heute in ersterLinie von Erdgas abhängig ist, ist dennoch <strong>der</strong> Einfluss von <strong>Peak</strong> Oilauf die Düngemittelproduktion nicht zu vernachlässigen. Auch Erdgasist ein fossiler Energieträger und damit endlich. Je teurer durch <strong>Peak</strong> Oildas Erdöl wird, desto mehr werden vermutlich verschiedene Branchen,wie es in <strong>der</strong> Düngemittelproduktion bereits geschehen ist, auf Erdgasumsteigen und somit auch auf diese Ressource verstärkt zurückgreifen.Die Nutzung von Erdgas anstelle von Erdöl löst das Problem <strong>der</strong> endlichenVerfügbarkeit des Rohstoffs also nicht, son<strong>der</strong>n verlagert es nurvon <strong>der</strong> einen auf die an<strong>der</strong>e Ressource.Auswirkungen <strong>der</strong> Erdölverknappung auf die Düngerverwendung und-preise und damit Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln wurden in denletzten Jahren bereits beobachtet, beispielsweise von <strong>der</strong> UNEP, demUmweltprogramm <strong>der</strong> Vereinten Nationen (Nellemann et al., 2009,S. 12). Durch den Verzicht auf synthetische Düngemittel stellt die ökologischeLandwirtschaft eine Alternative dar. Sie hat jedoch einen höherenFlächenbedarf: Um den heutigen Nahrungsmittelbedarf in Deutschlandmit konventioneller Landwirtschaft unter Einsatz von mineralischenStickstoffdüngern zu sichern, werden 17,2 Millionen Hektar Land benötigt(von Koerber et al., 2009, S. 179). Dies wäre bei <strong>der</strong> landwirtschaftlichenNutzfläche Deutschlands von circa 17 Millionen Hektar theoretischohne Importe möglich. Bei ökologischer Landwirtschaft ohne Einsatzmineralischen Stickstoffdüngers werden zur Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung22,5 Millionen Hektar benötigt. Sollen in einem <strong>Peak</strong>-Oil-Umfeldaufgrund steigen<strong>der</strong> Transportkosten Importe gemieden werden, müssten,um mit ökologischer Landwirtschaft ausreichend Nahrungsmittelproduzieren zu können, mehr Nahrungskalorien aus pflanzlichen Lebensmitteln(76 % statt 61 %) und weniger aus tierischen (24 % statt39 %) konsumiert werden (ebd.). Münster ist traditionell ein wichtigerStandort für die Schweine- und Bullenmast (WLV, 2012) und ein Großteildes Getreides wird für die Futtermittelherstellung verwendet. ImVerhältnis zum Energie- und Flächeneinsatz führt also die Nutzung <strong>der</strong>landwirtschaftlichen Fläche Münsters zu einer relativ geringen Aus-66


Ernährung und Landwirtschaftbeute an Nahrungskalorien. Es bleibt jedoch die Frage, ob durch dieseNutzung <strong>der</strong> in Münster konsumierte Anteil tierischer Lebensmittel auslokaler Produktion höher ist als in an<strong>der</strong>en Regionen Deutschlands.FazitBereits heute befinden wir uns laut dem Umweltprogramm <strong>der</strong> VereintenNationen in einer „food crisis“, einer Krise <strong>der</strong> Nahrungsmittelversorgung(Nellemann et al., 2009). Diese ist gekennzeichnet von einemstarken Ansteigen <strong>der</strong> Preise vieler Nahrungsmittelgruppen und einemlangen Anhalten <strong>der</strong> Krise, die die Ernährungssituation von MillionenMenschen deutlich verschärft hat (ebd., S. 6). Als Verursacher geltenneben Extremwetterereignissen, Flächenkonkurrenz mit Biokraftstoffenund Spekulationen auf Nahrungsmittelvorräte auch hohe Ölpreise(ebd.).Um im Hinblick auf <strong>Peak</strong> Oil die Ernährungssicherheit <strong>der</strong> Weltbevölkerungzu gewährleisten, ist ein Strukturwandel <strong>der</strong> Landwirtschaft dringendnotwendig. Die Abhängigkeit von günstigem Transport, <strong>der</strong> Konsumstark verarbeiteter und verpackter Produkte und <strong>der</strong> Flächenbedarfmüssen deutlich verringert werden, um auch ohne Erdöl eine wachsendeZahl Menschen zu ernähren. Unter an<strong>der</strong>em wird die Bedeutung regionalerProduktion von Lebensmitteln zunehmen, was zwar eine großeHerausfor<strong>der</strong>ung, aber – beson<strong>der</strong>s für stark landwirtschaftlich geprägteRegionen wie das Münsterland – auch eine große Chance darstellt.Beispiele weiterführen<strong>der</strong> Fragen• Wie groß ist <strong>der</strong> Anteil regional produzierter Lebensmittel, die inMünster verkauft werden?• Wie stark wird die Gastronomie in Münster von <strong>Peak</strong> Oil betroffensein?67


Sektorale Betrachtung• Wie effektiv sind die Transportsysteme regionaler Initiativen wiez. B. von CSA (Community Supported Agriculture/SolidarischeLandwirtschaft), die münstersche Haushalte mit lokal produziertenLebensmitteln versorgen, im Bezug auf den Erdölverbrauch?• Welche Auswirkungen hat <strong>Peak</strong> Oil auf die Versorgung mit Mahlzeitenin Schulen, Universitäten und an<strong>der</strong>en öffentlichen Einrichtungen?4.5 Gesundheit„Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigenund sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit undGebrechen“ (World Health Organization, 2005).Der Sektor Gesundheit scheint auf den ersten Blick nicht in direktemZusammenhang mit <strong>Peak</strong> Oil zu stehen. Bei genauerer Betrachtung desGesundheitswesens (Krankenhäuser, Arztpraxen, Apotheken, Gesundheitspersonal,Pflege, Medikamente etc.) wird allerdings die Abhängigkeitvon Benzin, Erdöl als Rohstoff und Strom deutlich. Es stellt sich alsodie Frage, wie und in welchem Umfang <strong>Peak</strong> Oil das Gesundheitswesenbeeinflussen könnte.Nicht nur das Gesundheitswesen, auch die eigene Gesundheit kann –zumindest indirekt – von <strong>Peak</strong> Oil beeinflusst werden. Die Ernährungund <strong>der</strong> Verkehr hängen u. a. durch ihren Energieverbrauch von Erdöl abund beeinflussen die Gesundheit beispielsweise durch die Qualität <strong>der</strong>Lebensmittel, das Ernährungsverhalten, körperliche Bewegung o<strong>der</strong>die Luftqualität. Hinzu kommt die soziale Dimension: Wer kann sich Gesundheitdurch die wirtschaftlichen Folgen von <strong>Peak</strong> Oil leisten?Der Einfluss von <strong>Peak</strong> Oil auf das Gesundheitswesen und die eigene Gesundheitsoll im Folgenden für vier Themenbereiche beleuchtet werden68


Gesundheit(Frumkin et al., 2009, S. 10−14):• Sanitätsartikel und medizinische Geräte• Transport und Verkehr• Lebensmittel• EnergieerzeugungAnschließend wird mit Hilfe konkreter Ergebnisse aus dem Seminar einBezug zu Münster hergestellt.Sanitätsartikel und medizinische Geräte<strong>Peak</strong> Oil hat einen direkten Einfluss auf die Produktion und Verfügbarkeitmedizinischer Ausrüstung, bei <strong>der</strong> Erdöl (bzw. Erdgas) eine Rollespielt. Dazu gehören nach Frumkin et al. (2009, S. 10f):• Arzneimittel, z. B. Aspirin, Antibiotika, Antihistamine o<strong>der</strong> Psychopharmaka• Zubehör, z. B. Handschuhe, Spritzen, Katheter, Kleidung, Reinigungsalkohol,Seife o<strong>der</strong> Verbandsmaterial• Geräte, z. B. Überwachungs-, Röntgen- o<strong>der</strong> Ultraschallgeräte• VerpackungArzneimittel basieren häufig auf aus Erdöl gewonnenen Stoffen wiePhenol, Alkohol, Aldehyd o<strong>der</strong> Propylenglykol. Zubehör, Geräte undVerpackung werden oft aus Kunststoffen wie PVC o<strong>der</strong> Polyethylen hergestellt,die ebenfalls auf Erdöl basieren (ebd., S. 10f). <strong>Peak</strong> Oil kannsich in diesem Fall auf die Preise medizinischer Produkte und auf <strong>der</strong>enVerfügbarkeit auswirken. Im Fall von Erdölengpässen kann es entsprechendzu Versorgungslücken kommen (ebd., S. 12).Diesen Entwicklungen kann jedoch aktiv begegnet werden. Durch präventiveMaßnahmen, d. h. Aufrechterhalten <strong>der</strong> eigenen Gesundheit,ist in vielen Fällen <strong>der</strong> Bedarf an Medikamenten und medizinischerBehandlung geringer. Viele sogenannte Zivilisationskrankheiten wieDiabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, orthopädische Beschwerdeno<strong>der</strong> Stress lassen sich durch mehr Bewegung und gesunde Ernährungeinschränken o<strong>der</strong> in manchen Fälle sogar vermeiden (Bundesanstaltfür Landwirtschaft und Ernährung, o. J.; Bundesinstitut für Risikobewer-69


Sektorale Betrachtungtung, 2013; Weltgesundheitsorganisation – Regionalbüro für Europa,2010, S. 2). Für Deutschland bedeutete Prävention zudem eine großeEinsparung: Im Jahr 2008 beliefen sich die Krankheitskosten allein fürDiabetes mellitus, Überernährung, Krankheiten des Kreislaufsystems,Bluthochdruckkrankheiten und Rückenschmerzen auf über 254 MilliardenEuro. Seit 2004 sind sie zudem um ca. 13 % gestiegen (StatistischesBundesamt, 2013b). Wird die medizinische Versorgung in Zukunft teurer,steigen infolgedessen diese Krankheitskosten noch weiter. DurchKrankheitsprävention ließe sich hier ein Teil <strong>der</strong> Kosten einsparen.Auch in Anbetracht einer alternden Bevölkerung gewinnt Präventivmedizinan Bedeutung, da ältere Menschen eher an Krankheiten leiden(Statistisches Bundesamt, 2013c). Versucht man heute schon, gewissenKrankheiten vorzubeugen, kann dies in Zukunft zu einem allgemeinbesseren Gesundheitszustand bei Menschen hohen Alters führen.Zudem basieren nicht alle Sanitätsartikel und medizinischen Geräteauf Erdöl. Pflanzliche Medikamente o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>verwendbares Zubehörkönnen eine größere Unabhängigkeit schaffen.Transport und VerkehrEin funktionierendes Gesundheitswesen ist direkt auf Transport undVerkehr angewiesen. Zum einen muss das medizinische Personal seinenArbeitsplatz o<strong>der</strong> die Patient_innen erreichen. Zum an<strong>der</strong>en müssendie Patient_innen zu <strong>der</strong> medizinischen Versorgung und die Versorgungsgüteran ihren Verwendungsort gelangen (Frumkin et al., 2009,S. 12).Eine Erdölknappheit und steigende Ölpreise hätten steigende Kostenfür das Gesundheitswesen und alle Beteiligten zur Folge:• Kosten für alle auf Transport angewiesenen Versorgungsgüter (Arzneimittel,Zubehör, Blut, Wäsche, Nahrungsmittel usw.)• Fahrtkosten für Personal (Krankenhauspersonal, Hausärzt_in nen,Pflegedienst usw.), Patient_innen und Besucher_innenSomit sind Güter und Personen in dezentralen Lagen, z. B. in ländlichenGebieten, beson<strong>der</strong>s betroffen (ebd., S. 12).70


GesundheitWer sich mit dieser Abhängigkeit beschäftigt, muss folgende Fragenbedenken: Wo werden die Versorgungsgüter produziert? Ist dies auchregionaler o<strong>der</strong> lokaler möglich? Welche Distanzen legen Personal undPatient_innen zu Hausärzt_innen, Krankenhäusern und Apotheken zurück?Können diese verringert werden?Des Weiteren beeinflusst <strong>Peak</strong> Oil im Bereich Verkehr auch direkt dieGesundheit durch folgende Aspekte:• Wahl des Verkehrmittels: Auto (verschiedene Treibstoffe), Fahrrad,zu Fuß, ÖPNV• Verkehrsverhalten: zurückgelegte Strecke, HäufigkeitHierbei wirken sich Luftqualität, körperliche Bewegungintensität, Verkehrssicherheitund Kontakt zu an<strong>der</strong>en Menschen auf die Gesundheitaus (chronische und übertragbare Krankheiten, Verletzungen). Ob sichdiese Parameter in Zukunft positiv o<strong>der</strong> negativ entwickeln, hängt vonVerkehrsmittelwahl und Verkehrsverhalten je<strong>der</strong> einzelnen Person ab.Die Verkehrsplanung kann hierfür gewisse, attraktive Rahmenbedingungenschaffen, z. B. eine komfortable Fahrradinfrastruktur und ausreichendÖPNV (Bundesinstitut für Risikobewertung, 2013; Kaza et al.,2011, S. 1601ff; s. Kap. 4.2 Transport und Mobilität).LebensmittelDer Gesundheitszustand eines Menschen hängt entscheidend von seinerErnährung ab. Eine ausgewogene Ernährung gewährleistet eineausreichende Versorgung mit allen lebenswichtigen Stoffen und istsomit ein Schutz vor Mangelernährung. Ein Mangel an Vitaminen o<strong>der</strong>Mineralstoffen wie Vitamin A, Jod, Eisen o<strong>der</strong> Zink kann z. B. zu Entwicklungsverzögerung,Augenschäden, Konzentrationsstörungen, Fehlgeburteno<strong>der</strong> Krankheitsanfälligkeit führen (Bundesministerium fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, 2010).Auch wenn Menschen in Industrielän<strong>der</strong>n eher über- als untergewichtigsind, ist dies kein Schutz vor Mangelernährung. Auch hier muss aufeine ausgewogene Ernährung mit Vollkornprodukten, Obst und Gemüsegeachtet werden, um das Risiko von ernährungsbedingten Krankheiten71


Sektorale Betrachtungwie Diabetes o<strong>der</strong> Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu minimieren (Bundesanstaltfür Landwirtschaft und Ernährung, o. J.; Deutsche Gesellschaftfür Ernährung e. V., 2012; s. auch „Sanitätsartikel und medizinische Geräte“).In welchem Zusammenhang steht aber eine gesunde Ernährung mit<strong>Peak</strong> Oil? Die landwirtschaftliche Versorgung in Industrielän<strong>der</strong>n beruhtauf Landmaschinen, Bewässerungssystemen, weiten Transportwegen,Dünger und Pestiziden und ist somit stark von Erdöl (bzw. Erdgas)abhängig (s. Kap. 4.4 Ernährung und Landwirtschaft). Eine Ölknappheitbzw. steigende Ölpreise wirken sich hierüber auf die Produktion undVerfügbarkeit von Lebensmitteln aus (Frumkin et al., 2009, S. 13). Zudemtritt <strong>der</strong> Anbau von Biodiesel als Ersatz für fossile Brennstoffe ineine Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau. Steigen infolgedessen dieLebensmittelpreise, kann dies wie<strong>der</strong>um das Ernährungsverhalten beeinflussen.Aber werden regional und ohne Kunstdünger produzierteLebensmittel verhältnismäßig günstiger und kann das zu einer gesundenErnährung in allen Bevölkerungsgruppen verhelfen? O<strong>der</strong> müssensich einkommensschwache Teile <strong>der</strong> Bevölkerung weniger ausgewogenernähren, weil Obst und Gemüse nicht ausreichend lokal produziertund zu teuer sein werden (Kaza et al., 2011, S. 1600)?EnergieerzeugungKrankenhäuser, Arztpraxen, Apotheken und viele an<strong>der</strong>e Einrichtungeneines funktionierenden Gesundheitssystems benötigen Strom undWärme. Strom wird in Deutschland nur zu einem sehr geringen Anteilaus Erdöl gewonnen: 2010 lag dieser Anteil bei 1,1 % (Bundesministeriumfür Wirtschaft und Technologie, 2013, S. 20; s. Kap. 4.1 Energie).Wichtiger sind hingegen die zumeist dieselbetriebenen Notstromaggregatemedizinischer Einrichtungen, die bei einem Stromausfall zuverlässigfunktionieren müssen. Ohne Strom versagen z. B. die Wasser- undNahrungsmittelversorgung, diverse medizinische Geräte, Kommunikationsdienstleistungenetc. Ein Stromausfall während eines Engpassesin <strong>der</strong> Ölversorgung könnte demnach beson<strong>der</strong>s im Gesundheitswesen72


Gesundheitschwere Folgen haben (Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim DeutschenBundestag et al., 2010, S. 14f; Frumkin et al., 2009, S. 12f).Im Vergleich zu Strom findet beim Heizen in Deutschland nach Gas Ölam meisten Verwendung (Statistisches Bundesamt, 2013d). Bei hohenHeizölpreisen könnten einkommensschwache Bevölkerungsgruppennicht in <strong>der</strong> Lage sein, ihren Bedarf ausreichend zu decken. Zu niedrigeTemperaturen in Wohnungen könnten sich negativ auf den Gesundheitszustandauswirken. Wie kann sowohl die private Wärmeversorgungals auch die gesundheitlicher Einrichtungen ohne Heizöl garantiertwerden?MünsterMünster ist eine kreisfreie Stadt mit ca. 290.000 Einwohnern und einerGebietsgröße von ca. 30.300 Hektar (Stand: 31. Dezember 2011;IT.NRW, 2013b). Verglichen mit an<strong>der</strong>en kreisfreien Städten Nordrhein-Westfalens ähnlichen Bevölkerungsstands hat Münster die größteräumliche Ausdehnung. Gleichzeitig besitzt die Stadt im Verhältnis zurBevölkerungszahl viele Krankenhäuser mit vielen aufgestellten Betten,den meisten Ärzt_innen und dem meisten Pflegepersonal (Tabelle 3).Münster versorgt also sehr viele Patient_innen aus einem großen Einzugsgebiet.Diese beson<strong>der</strong>e Situation muss in Anbetracht von <strong>Peak</strong> Oilberücksichtigt werden, da für eine medizinische Versorgung ggf. relativweite Strecken zurückgelegt werden müssen (Patient_innen, Personal,Sanitätsartikel etc.). Das Universitätsklinikum Münster (UKM) ist zudemein überregionales medizinisches Zentrum (UniversitätsklinikumMünster, 2011).Im Jahr 2010 arbeiteten in Münsters Krankenhäusern über 12.000 Personenals Ärzt_innen, Pflege- und Apothekenpersonal, Wirtschafts-, Versorgungs-und Verwaltungspersonal, Hebammen u. v. m. (Stadt Münster,Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung,2012b,S. 10). Derzeit beschäftigt allein das UKM rund 7.000 Arbeitnehmende(Universitätsklinikum Münster, o. J.).73


Sektorale BetrachtungTabelle 3: Krankenhausstatistik kreisfreier Städte Nordrhein-Westfalens zwischen200.000 und 400.000 Einwohner_innen (aufsteigend sortiert, Stichtag 31. Dezember2011, *Stichtag 31. Dezember 2008, **gerundet, ***im Jahresdurchschnitt; fett =Höchstwerte (IT.NRW, 2013c; 1 IT.NRW, 2013b).Bevölkerungsstand1Gebietsgröße**(Ha) 1KrankenhäuserAufgestelteBetten***HauptamtlicheÄrztePersonalimPflegedienstOberhausen 212.568 7.710 4 1.516 342 967Krefeld 234.396 13.775 5 1.911 662 1.523Gelsenkirchen 256.652 10.494 5 1.779 461 1.436Mönchengladbach 257.208 17.045 6 2.207 609 1.629Aachen* 260.454 16.087 5 2.301 1.013 1.956Münster 291.754 30.295 9 3.720 1.683 3.863Bielefeld 323.395 25.793 7 3.601 896 3.285Bonn 327.913 14.121 10 4.128 1.657 2.981Wuppertal 349.470 16.839 5 2.068 705 1.464Bochum 373.976 14.566 8 3.301 1.055 2.940Im Seminar haben sich Stephanie Kölker und Tobias Kirchenbaur mit<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit von Produkten im UKM beschäftigt. In einerOnlineumfrage sollte das befragte Krankenhauspersonal zehn täglichgenutzte Produkte nennen und <strong>der</strong>en Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit angeben.Die 25 Teilnehmenden konnten die Produkte frei nennen; Kölker undKirchenbaur haben die Angaben zu Produktgruppen zusammengefasst,z. B. Einweghandschuhe und Gummihandschuhe zu Handschuhen. Ergänzendhaben sie ein leitfadengestütztes Interview mit Herrn Paul Wirmeraus dem Geschäftsbereich Einkauf/Wirtschaftsbetriebe geführt, indem es um den Einfluss von <strong>Peak</strong> Oil auf den Produkteinkauf ging.74


GesundheitWie<strong>der</strong>verwendbare Produkte im UKMDie am häufigsten genannten Produkte (sechs- bis 13-mal, z. B.Handschuhe, Medikamente, Papier) werden alle mit einer sehrniedrigen bis mittleren Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit bewertet. Wenigerhäufig genannte Produkte werden teilweise (Computer,Lösungen und Kugelschreiber) mit einer hohen bis sehr hohenWie<strong>der</strong>verwendbarkeit bewertet (Abbildung 7).14sehr niedrig niedrig mittel hoch sehr hoch12Anzahl <strong>der</strong> Nennungen1086420PflasterSpritzenHandschuhePlastikgefäßeInfusionsbesteckMedikamentePapierKittelVerbandsmaterialPipettenspitzenKanülenComputerKatheterMundschutzReaktionsgefäßeGlasgefäßeDruckerLösungenDesinfektionsmittelHaubeKugelschreiberAbbildung 7: Am häufigsten verwendete Produkte im UKM (sortiert nach <strong>der</strong>Anzahl <strong>der</strong> Nennungen) und ihre angegebene Wie<strong>der</strong> verwendbarkeit (farbiggekennzeichnet)75


Sektorale BetrachtungFolgende Aussagen trifft Herr Wirmer, Geschäftsbereich Einkauf/Wirtschaftsbetriebe, UKM:• Das UKM kauft hauptsächlich Einmalprodukte ein, da esoftmals keine wie<strong>der</strong>verwendbaren Alternativprodukte gibt(z. B. bei Kathetern) o<strong>der</strong> die Aufbereitung wie<strong>der</strong>verwendbarerProdukte aufwändig bzw. kostspielig ist.• Genutzt werden aber auch wie<strong>der</strong>verwendbare Produktewie Geräte (z. B. Ultraschallgerät), Instrumente (z. B. OP-Bestecke),Behälter (z. B. Nierenschalen, Messzylin<strong>der</strong>) o<strong>der</strong>Atemmasken.• Welche Produkte eingekauft werden, hängt u. a. von <strong>der</strong>Qualität und den Wünschen des medizinischen Personalsab.• Der steigende Ölpreis hat sich bisher nicht in den Produktpreisenwi<strong>der</strong>gespiegelt – diese sind eher gesunken. DerGrund hierfür liegt wahrscheinlich in <strong>der</strong> Produktionsverlagerungins Ausland.• Bei stark steigenden Ölpreisen werden die Produkte trotzdemteurer werden – auch spürbar für Patienten_innen.Die Umfrage zeigt, dass die Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit <strong>der</strong> Produkte imUKM insgesamt eher niedrig ist. Das Interview bestätigt, dass hauptsächlichEinmalprodukte, die ständig verbraucht werden, eingekauftwerden. Es besteht also sowohl produktionsbedingt eine Erdölabhängigkeitals auch transportbedingt, da viele Produkte aus dem Auslandimportiert werden.FazitDer Gesundheitssektor weist bei genauerer Betrachtung eine vielschichtigeAbhängigkeit von <strong>der</strong> Ressource Erdöl auf: Aus Erdöl gewonneneStoffe sind die Grundlage von Medikamenten und medizinischenGeräten, Benzin wird benötigt, um die vielen notwendigen Strecken zu-76


Gesundheitrückzulegen, eine ausgewogene Ernährung ist heute ohne Erdöl kaummöglich und in gesundheitlichen Einrichtungen müssen Strom- undWärmeversorgung gewährleistet sein. Für die Zukunft ergeben sichdaraus zwei entscheidende Fragen: Wie kann eine schnelle und sichereErdölunabhängigkeit im Gesundheitswesen, konkret bei Gebäuden,Personal und Ausrüstung, geschaffen werden? Wie können MünstersBürger_innen einen möglichst guten Gesundheitszustand erreichen,um damit wie<strong>der</strong>um ihre Erdölabhängigkeit im Sektor Gesundheit zuverringern?Beispiele weiterführen<strong>der</strong> Fragen• Arbeiten Krankenhäuser in Münster mit wie<strong>der</strong>verwendbarermedizinischer Ausrüstung? Wie kann dies erreicht werden?Könnte dies zu PR-Zwecken genutzt werden („Hygienisch undnachhaltig“)?• Wie wird die Versorgung in Krankenhäusern mit Wäsche, Lebensmitteln,Sanitätsartikeln und medizinischen Geräten organisiert?Gewährleisten die Maßnahmen <strong>der</strong> Notfallpläne im Falleines Erdölengpasses eine ausreichende Versorgung?• Wie kann präventives Verhalten (Ernährung, Bewegung) attraktivergemacht werden und in den Alltag von Münsteraner_innenintegriert werden? Welche Programme gibt es bereits (in Kin<strong>der</strong>gärtenund Schulen, in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung, bei Ärzt_innenund Apotheken, im Pflegedienst) und welche haben sich als erfolgreicherwiesen?• Wie verteilt sind Hausarztpraxen, Krankenhäuser und Apothekenund wie erreichbar sind sie (im Stadtgebiet und beson<strong>der</strong>sauch im Umland)?• Wie verteilt sind Pflegedienste – beson<strong>der</strong>s in Anbetracht <strong>der</strong>alternden Bevölkerung – in Münster und in welchem Umkreisagieren sie?77


Sektorale Betrachtung4.6 Private Haushalte und soziale KohäsionDefinitionUm die abstrakte Bezeichnung des Sektors greifbar zu machen, wird imFolgenden eine Definition dargelegt. Unter dem Begriff private Haushaltewerden jegliche Abnehmer_innen von Dienstleistungen und Sachgüternverstanden, wobei ein Haushalt aus einer o<strong>der</strong> mehreren Personenbestehen kann. Ebenso fallen private gemeinnützige Organisationen,wie beispielsweise Vereine, unter diesen Begriff (Wildmann, 2010,S. 56). Als soziale Kohäsion wird in diesem Kontext <strong>der</strong> Zusammenhalt<strong>der</strong> Gesellschaft verstanden, <strong>der</strong> dem Gemeinwohl nützlich ist. DurchEngagement von Personen o<strong>der</strong> Gruppen können gesellschaftlicher Zusammenhalt,Stabilitätsgefühl (Bundesministerium für Arbeit und Soziales,2013, S. 56) sowie Sicherheit (Bürkner, 2010, S. 27) generiertwerden.Eine Erdölknappheit wirkt sich durch vielfältige Faktoren auf privateHaushalte und eine soziale Kohäsion aus, mittelbar über den Preisvon Produkten und Dienstleistungen. Alle vorangegangenen von Erdölabhängigen Sektoren (Energie, Transport und Mobilität, Wirtschaft, Ernährungund Landwirtschaft sowie Gesundheit) haben Schnittstellenmit den privaten Haushalten – sei es bei <strong>der</strong> Stromrechnung, <strong>der</strong> Fahrtzur Arbeit mit dem eigenen Pkw, dem Einkauf von Lebensmitteln unddem Umgang mit <strong>der</strong> eigenen Gesundheit. Verteuerungen wirken sichauf alle Haushalte und damit auf die Gesellschaft und ihre Strukturenaus. Auch Schnittstellen zur sozialen Kohäsion bestehen. Ob bei Klassenfahrteno<strong>der</strong> Turnieranreisen mit dem Sportverein, auch Gruppenkönnen mittelbar von Verteuerung betroffen sein.Die Gesellschaft befindet sich permanent im Wandel z.B. in Bezug aufAltersstruktur o<strong>der</strong> Zu- und Fortzüge. Zudem ist sie in sich sehr divers,d. h. es gibt große Unterschiede im Einkommen, in <strong>der</strong> Wohnsituation,im Bildungsstand etc. <strong>Peak</strong> Oil beeinflusst diese Verän<strong>der</strong>ungen und hatauf verschiedene Gesellschaftsteile unterschiedliche Auswirkungen.78


Private HaushalteSektorstruktur in MünsterZu den Daseinsgrundfunktionen (DSGF) zählen neben den Bereichen Arbeiten,Wohnen und Versorgen auch Verkehr, Erholung und Bildung. Dadiese Bedürfnisse oft in Gesellschaft befriedigt werden, bildet die Gemeinschaftdie Schnittstelle aller DSGF (Gebhardt et al., 2007, S. 587).Die Auswahl <strong>der</strong> untersuchten Bereiche folgt dieser sozialgeographischenSicht, da Auswirkungen sowohl auf Privatpersonen und sozialeStrukturen als auch auf den Stadtraum denkbar sind. AusgewählteDSGF privater Haushalte sollen im Folgenden am Beispiel Münster näherbeleuchtet werden. Dazu werden die speziellen Gegebenheiten <strong>der</strong>Stadt benannt und im Anschluss die möglichen Auswirkungen durcheine Verteuerung von Erdöl beleuchtet.Einkommensstruktur und AusgabenPatrick Uhlenbrock hat sich u. a. mit einer Datensammlung <strong>der</strong> DSGFArbeiten und Versorgen befasst.EinkommensstrukturAus den Ergebnissen zum verfügbaren Einkommen geht hervor,dass ein Haushalt in Münster über ein Jahresbudget verfügt,das über dem nordrhein-westfälischem Durchschnitt liegt (Münster21.757 €, NRW 19.682 €). Haushalte im RegierungsbezirkMünster (18.831 €) leben dagegen von weniger als dem Landesdurchschnitt(Stadt Münster, Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung,Verkehrsplanung, 2012c, S. 12; IT.NRW, 2011, S. 46).Auch innerhalb Münsters existierten 2011 große Unterschiede.Abbildung 8 zeigt sowohl eine hohe Zahl an Verdienenden <strong>der</strong>unteren Einkommensklassen (< 1.000 bis 2.000 €) als auch <strong>der</strong>oberen Einkommensklassen (> 3.200 €; Stadt Münster, Amtfür Stadtentwicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung, 2012d,S. 30).79


Sektorale BetrachtungVermutlich bedingt u. a. die hohe Zahl an Studierenden die Zahl<strong>der</strong> unteren Einkommensklassen.40.000AnzahlHaushalte30.00020.00010.00003.200€Abbildung 8: Monatliches Nettoeinkommen privater Haushalte (durchschnittlich1,86 Personen) in Münster 2010 (Stadt Münster, Amt für Stadtentwicklung,Stadtplanung, Verkehrsplanung, 2012d).Der größte Anteil des Einkommens in NRW fließt in die Sektoren Wohnenund Energie (ca. 33 %), Ernährung (ca. 15 %) sowie Verkehr (ca. 14 %;IT.NRW, 2012b). Eine allgemeine Verteuerung könnte die beschriebeneBudget-Ungleichheit weiter verstärken, da einkommensstarke HaushaltePreissteigerungen eher abfe<strong>der</strong>n können als einkommensschwache.Ein Problem, dass sich durch die deutlichen Einkommensungleichheitenzwischen Stadt und Umland noch stärker negativ auf das Umlandauswirken kann.WohnsituationMünster verzeichnet eine stetige Zunahme an Wohngebäuden, Wohnflächeund Haushalten (Stadt Münster, Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung,Verkehrsplanung, 2012c, S. 12f). In einem Haushalt lebten2011 durchschnittlich 1,86 Personen und damit weniger als im Landes-80


Private Haushaltedurchschnitt (Ø 2,06, Stand 2010; IT.NRW, 2012c). In nahezu 80 % allerHaushalte lebten 2011 ein o<strong>der</strong> zwei Personen. Die prozentualen Anteilevon Haushalten mit drei und mehr Bewohnern sinken in den letztenJahren stetig (Stadt Münster, Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung,Verkehrsplanung, 2013b, S. 9ff).Neben <strong>der</strong> Tatsache, dass die Bautätigkeit z. T. erdölbasierte Ressourcenverbraucht, steigt auch <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Siedlungsfläche, wodurch negativeAuswirkungen auf Klima, Boden- und Wasserhaushalt entstehen(LANUV NRW, 2010).2011 verfügten Haushalte in Deutschland z. B. zu 100 % über einen Kühlschrank,zu über 95 % über einen Fernseher, zu über 65 % über eineGeschirrspülmaschine. Mit einem Anstieg <strong>der</strong> Haushaltszahlen könnte<strong>der</strong> Absatz dieser Güter, die z. T. auf Erdöl basieren und <strong>der</strong> Energieverbrauchinsgesamt ansteigen (Stand 2011, Statistisches Bundesamt,2011, S. 11), da ein Teil <strong>der</strong> Ausstattung nicht mit an<strong>der</strong>en Bewohner_innengemeinsam genutzt wird.EnergieversorgungDer größte Anteil <strong>der</strong> Haushaltsausgaben in NRW entfällt – wie geschil<strong>der</strong>t– mit steigen<strong>der</strong> Tendenz auf Wohnen und Energie (Prognosebis 2030; (Landtag NRW, 2008, S. 88f). Da bei <strong>der</strong> Energieversorgung(Strom, Warmwasser und Heizwärme) die fossilen Energieträger Gasund Öl zum Einsatz kommen, wirken sich Preiserhöhungen unmittelbarauf das Budget aus (ebd., S. 89). Wie im Sektor Energie (Kap. 4.1)geschil<strong>der</strong>t, spielt heute <strong>der</strong> Energieträger Gas (inklusive Fernwärme)die Hauptrolle <strong>der</strong> Energieversorgung in Münster. Einhergehend mit <strong>der</strong>strombedürftigen Ausstattung privater Haushalte und <strong>der</strong> steigendenZahl an Ein-Personen-Haushalten stieg <strong>der</strong> Stromverbrauch in Münsterum 47 % seit 1990 (Stadt Münster, Koordinierungsstelle für Klimaund Energie, 2013, S. 12). Wie geschil<strong>der</strong>t kann von stetig steigendemVerbrauch ausgegangen werden. Der Endenergieverbrauch von Gasfür Wärme war 2011 dreimal so hoch wie <strong>der</strong> von Erdöl, dessen Verbrauchsich seit 1990 halbiert hat (ebd., S. 9). Dennoch wird Erdöl auf81


Sektorale BetrachtungPlatz drei <strong>der</strong> Energieformen geführt. Trotz steigen<strong>der</strong> Wohnfläche undHaushaltszahlen war <strong>der</strong> direkte Energieverbrauch für Wärme in Münsterüber alle Sektoren bis 2011 rückläufig (ebd., S. 10). Zahlen für denWärmeverbrauch privater Haushalte liegen nicht vor. Der Erfolg basiertlaut <strong>der</strong> Koordinierungsstelle für Klima und Energie <strong>der</strong> Stadt Münster2013 auf energieeffizienteren Neubauten und umfangreichen Energiespar-und Sanierungsmaßnahmen, För<strong>der</strong>programmen, Kampagnenetc. (ebd., S. 10).Eine Umstellung von fossilem Erdöl auf fossiles Erdgas könnte möglicherweisenur eine mittelfristige Lösung <strong>der</strong> Verknappungsproblematikdarstellen.Die Energiekosten sind eng mit <strong>der</strong> DSGF Wohnen verknüpft. GeringeHaushaltsgrößen, größere Wohnfläche o<strong>der</strong> schlechte Dämmung sorgenfür einen höheren Verbrauch pro Kopf. Eine Senkung <strong>der</strong> Ausgabenin geringem Umfang ist durch „Konsumverzicht, Konsumumschichtung,höhere Lohnfor<strong>der</strong>ungen, Effizienzsteigerung (bessere Isolierung) sowiedurch Substitution (verbesserte Heizungssysteme)“ (Landtag NRW,2008, S. 89) möglich. 15 Einige <strong>der</strong> Möglichkeiten können v. a. durch Mieter_innenohne Umbaubefugnisse und Haushalte mit geringem Einkommen,die zudem häufiger in Wohnungen mit ineffizienter Heizung undgeringer Wärmedämmung leben, nicht erbracht werden. Die Ausgabenfür Energie steigen anteilig stärker mit geringer werdendem Einkommen(ebd., S. 87ff). Somit wird <strong>der</strong> Preisanstieg auch zu einem sozialen Problem,weil steigende Mieten durch höhere Nebenkosten in unsaniertenWohnungen ggf. nicht mehr getragen werden können. Werden die Kostenfür Sanierungsmaßnahmen an die Mieter_innen weitergegeben,kann sich ebenfalls <strong>der</strong> Mietpreis (kurzfristig) erhöhen. In beiden Fällenkönnte die Folge eine räumlichen Verdrängung innerhalb verschiedenerWohngebäude, Viertel o<strong>der</strong> Stadtteile sein. Eine Senkung <strong>der</strong> Energieausgabenist demnach eine Frage <strong>der</strong> finanziellen Situation.15 Letzteres Beispiel beschreibt ein Phänomen in <strong>der</strong> Ökonomie. Steigt <strong>der</strong> Preisbeispielsweise für den Betrieb alter Heizsysteme, steigt die Nachfrage nachneuen Heizsystemen, die die gleiche Funktion preisgünstiger erfüllen. BeideSysteme entsprechen sich in Anschaffungspreis und Leistung und werden alsaustauschbar angesehen.82


Private HaushalteMobilitätMobilität ist auf vielfältige Weise und häufig unter Verwendung vonErdöl möglich (s. Kap. 4.2 Transport und Mobilität). Der Pkw-Bestand inMünster steigt trotz steigen<strong>der</strong> Kraftstoffpreise (Stadt Münster, Amt fürStadtentwicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung, 2012c, S. 14). Beson<strong>der</strong>sdie berufstätigen Einwohner_innen zwischen 25 und 65 Jahren,die über 50 % <strong>der</strong> Bevölkerung stellen, benutzen den privaten Pkw amhäufigsten (Stadt Münster, Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung,Verkehrsplanung, 2008, S. 8). Ebenso wie die Steigerung <strong>der</strong> Heizölpreisewirken sich Steigerungen <strong>der</strong> Benzin- und Dieselpreise für Pkwdirekt auf das Budget eines Haushaltes aus, können aber auch direktu. a. durch Verhaltensän<strong>der</strong>ung beeinflusst werden. Auf kurzen Wegenkommt das Fahrrad in Münster bereits häufiger zum Einsatz als dasAuto (ebd., S. 9). Dies hat positive Auswirkungen auf Luftreinheit undGesundheit. Eine Reduzierung des eigenen Verbrauchs ist auch übermo<strong>der</strong>ne Fahrzeuge o<strong>der</strong> eine Umrüstung zu erzielen, was allerdings fürHaushalte mit geringem Einkommen schwerer o<strong>der</strong> gar nicht umsetzbarist. Die Benutzung <strong>der</strong> Fahrrä<strong>der</strong> in den münsterschen Haushalten(80 % besitzen mindestens ein Fahrrad, (ebd., S. 6)) und die Möglichkeitenvon Stadtteilautos o<strong>der</strong> Mitfahrgelegenheiten zeigen, dass eineReduzierung <strong>der</strong> Auswirkungen auf das Budget umsetzbar ist. Zukünftigmüssen möglicherweise auch steigende Ausgaben für den ÖPNVhingenommen werden, da beispielsweise die Busflotte in Münster vonErdöl abhängig ist (s. Kap. 4.2 Transport und Mobilität).Mit welchen Mehrkosten ein Haushalt im Durchschnitt in Münster fürKraftstoff und Heizöl pro Jahr kalkulieren müsste, wurde von Leah Nebelerrechnet.Mehrkosten für HaushalteDie Berechnung stützt sich auf Preise des OILRIX-Szenarios (Bukold,2012) und nimmt an, dass ein Einpersonenhaushalt imDruchschnitt 45 m 2 Fläche bewohnt (IT.NRW, 2012d),83


Sektorale Betrachtungeine Ölheizung mit einem Verbrauch von 16,31 Litern pro m 2 (Techem,2002) und einen Pkw mit einem Verbrauch von 7,5 Liternpro m 2 (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung,2011) besitzt. Berücksichtigt wurde, dass ein Anteil von29,6 % <strong>der</strong> Münsteraner_innen einen Pkw benutzt und pro Tag inMünster insgesamt 4.326.500 km zurückgelegt werden (Janßenet al., 2010). Bei einem jährlichen Verbrauch von 1.430,8 LiternKraftstoff und 733,95 Litern Heizöl ergeben sich die in Tabelle 4aufgeführten hypothetischen Mehrkosten von 865,90 Euro proHaushalt mit Pkw und Ölheizung in Münster pro Jahr.Tabelle 4: Kosten und Mehrkosten pro Jahr für eine_n Auto fahrende_nMünsteraner_in mit Ölheizung (basierend auf aktuellen Preisschätzungen:Rohöl: 90 US-$/b, Benzin: 1,60 €/l, Diesel: 1,40 €/l, Heizöl: 0,90 €/l; PreiseOILRIX-Szenario: Rohöl: 200 US-$/b, Benzin: 2,00 €/l, Diesel: 1,80 €/l, Heizöl:1,30 €/l)Kostenheute KostenOILRIX DiferenzBenzin 2.289,28 2.861,6 572,32Diesel 2.003,12 2.575,44 572,32Heizöl 660,56 954,14 293,58Hinsichtlich <strong>der</strong> Heizkosten errechnete auch die 2005 vom Landtag NRWeingesetzte Enquete-Kommission in einer Abhandlung über Auswirkungenlängerfristig stark steigen<strong>der</strong> Preise von Öl- und Gasimporten statistischeMehrkosten von 270 Euro im Jahr 2008 pro Jahr und Haushalt fürDeutschland. Den Berechnungen lagen die Preissteigerungen von 2004auf 2005 von über 24 % für Öl und über 12 % für Gas zugrunde (LandtagNRW, 2008, S. 90). Die Berechnungen berücksichtigten we<strong>der</strong> die Preissteigerungen2006 auf knapp 80 US-Dollar pro Barrel (ebd. S. 90; Bundesministeriumfür Wirtschaft und Technologie, 2008, S. 13) noch diePreissteigerung 2008 auf den Rekordwert von 146 US-Dollar pro Barrel(Bezug auf das Nordseeöl Brent; ebd., S. 13).84


Private HaushalteAltersstruktur und AltersentwicklungDer landesweit größte Bevölkerungszuwachs von 16,8 % wird für dieStadt Münster durch Anstieg <strong>der</strong> Geburtenrate (2,9 %) und Zuzug (13,9 %)prognostiziert (IT.NRW, 2009, S. 11f). Dadurch entsteht beispielsweiseweiterer Bedarf nach Wohnraum, Versorgungseinrichtungen, Arbeit undMobilität. Das Durchschnittsalter wird bis 2030 mit 43,4 Jahren unterdem Landesdurchschnitt liegen. Damit steigt das Durchschnittsaltervon 40,5 (Stand 2011; Stadt Münster, Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung,Verkehrsplanung, 2012d, S. 32) nur geringfügig. Obwohl <strong>der</strong>Anteil von über 65-Jährigen steigt, bleibt das Durchschnittsalter durchZuzug und Wachstum <strong>der</strong> unter 19-Jährigen vergleichsweise niedrig (IT.NRW, 2009, S. 15). Entgegen des Landestrends nimmt die Bevölkerung<strong>der</strong> Altersklassen 25−40 und 40−65 in Münster zu. Diese Zuwächse geltenallerdings nicht für den Regierungsbezirk Münster, <strong>der</strong> mit Bevölkerungsverlustenrechnen muss. Für die steigende Anzahl an unter 19-und über 65-Jährigen (IT.NRW, 2012e, S.33 ff) und dadurch verän<strong>der</strong>teAnsprüche an den Raum müssen die Strukturen zur Befriedigung <strong>der</strong>DSGF angepasst o<strong>der</strong> neu geschaffen werden. Der Urbanisierungstrendkann Münster und die Bewohner_innen vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungenstellen. Neben <strong>der</strong> Bereitstellung weiterer Wohnungen und <strong>der</strong> Sicherungdes Verkehrsflusses, die das Stadtgebiet betreffen, müssen auchdie Sicherung <strong>der</strong> Ernährung und Erholung, die im Umland bezogenwerden, bedacht werden.Verhältnis <strong>der</strong> privaten Haushalte zur <strong>Peak</strong>-Oil-ThematikUm erstmals zu klären, welchen Bezug Bürger_innen in Münster zurThematik <strong>Peak</strong> Oil haben, führten Martin Buhrmester, Stefanie Hönig,Aline Reinhard und Robin Zöllig eine nicht-repräsentative Befragungvon 319 Münsteraner_innen an verschiedenen Orten in <strong>der</strong> Innenstadtdurch.85


Sektorale BetrachtungErgebnisse <strong>der</strong> BefragungEin Drittel <strong>der</strong> Befragten kennt laut Umfrage den Begriff „<strong>Peak</strong>Oil“, zwei Drittel hingegen nicht. Die Wahrscheinlichkeit für eineVerteuerung von Benzin auf 2,00 Euro pro Liter (OILRIX-Szenario)halten über 60 % <strong>der</strong> Befragten für wahrscheinlich bis sehrwahrscheinlich. Über die Hälfte <strong>der</strong> Befragten geht von einerzukünftigen Verteuerung in Bezug auf Kraftstoff aus. Über 50 %<strong>der</strong> Befragten gaben an, umweltbewusst zu leben. Es stellte sichheraus, dass diese eine signifikant höhere Bereitschaft aufwiesen,Erdöl einzusparen, als jene Menschen, die sich nur seltenumweltbewusst verhalten. Die Kenntnis von <strong>Peak</strong> Oil hat dabeikeinen Einfluss auf umweltbewusstes Verhalten o<strong>der</strong> die Bereitschaft,die Lebensgewohnheiten zu än<strong>der</strong>n, um Erdöl zu sparen.Zu welchen Einschränkungen Münsteraner_innen bereit sind,um Erdöl einzusparen, zeigt Abbildung 9.6050AngabeninProzent403020100AutoverzichtRessourceneinsparenKonsumreduzierenMülvermeidenFernreisenvermeidenBaulicheMaßnahmenAbbildung 9: Angaben zu Einschränkungen, zu denen Bürger_innen bereitwären, um Erdöl einzusparen (kategorisiert, n = 319).86


Private HaushalteHerausfor<strong>der</strong>ungen für die Stadtentwicklung„Kurz gesagt werden unsere Gesellschaften künftig kleiner, älter, bunterund zunehmend weiblich“ (Stadt Münster, Amt für Stadtentwicklung,Stadtplanung, Verkehrsplanung, o. J.).Dieser Verän<strong>der</strong>ung beginnen sich diverse Akteure_innen bei <strong>der</strong> StadtentwicklungMünsters zu widmen. Eine kleine Auswahl verschiedenerInstrumente des Amtes für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Verkehrsplanungsollen davon einen Eindruck verschaffen (StadtverwaltungMünster, o. J.): Das „Demografiemonitoring“ (1) möchte Verän<strong>der</strong>ungenin <strong>der</strong> Bevölkerungsentwicklung und -struktur aufzeigen und fürmögliche Auswirkungen sensibilisieren. Die „Indikatoren zur nachhaltigenEntwicklung“ (2) versuchen u. a. „Soziales“, „Umwelt und Gesundheit“o<strong>der</strong> „Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung“ in Münster wi<strong>der</strong>zuspiegeln.Das „Handlungsprogramm Wohnen“ (3) umfasst z. B. die Themenschwerpunkte„Wohnen im Alter“, „soziale Wohnraumversorgung“o<strong>der</strong> „Neues Wohnen im Bestand/Innere Entwicklung“.Im Bereich <strong>der</strong> privaten Haushalte bzw. <strong>der</strong> sozialen Kohäsion gibt esalso einige Forschungs-, Planungs- und Handlungskonzepte. Um hierbeiauch zukünftige Herausfor<strong>der</strong>ungen und Chancen zu berücksichtigen,sollten die Akteur_innen diese schon heute mit <strong>der</strong> Thematik <strong>Peak</strong>Oil verknüpfen.Im Jahr 2004 wurde Münster als lebenswerteste Stadt <strong>der</strong> Welt (in <strong>der</strong>Kategorie 200.000 bis 750.000 Einwohner_innen) ausgezeichnet. Indiesem Wettbewerb werden u. a. die Kategorien „UmweltbewusstesLeben“, „Einbeziehung <strong>der</strong> Bürgerinnen und Bürger“ und „IntegrierteZukunftsplanung“ bewertet (Stadt Münster, Amt für Stadtentwicklung,Stadtplanung, Verkehrsplanung, 2006). Eine hohe Identifikation <strong>der</strong>Bürger_innen mit <strong>der</strong> Stadt bildet eine stabile Grundlage für bürgerlichesEngagement. Möglichkeiten <strong>der</strong> aktiven Mitgestaltung müssenweiter ausgebaut und beworben werden, um eine lebenswerte Stadt zuerhalten.87


Sektorale BetrachtungHerausfor<strong>der</strong>ungen für die Bürger_innenPolitik und Wissenschaft machen immer wie<strong>der</strong> deutlich, dass das Zieleiner nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweise nicht ohne bürgerlichesEngagement erreichbar ist (Bundespresseamt, 2002, S. 31ff; Paech,2009, S. 29).<strong>Peak</strong> Oil als ChanceEin weiteres Ergebnis <strong>der</strong> Umfrage von Buhrmester, Hönig, Reinhardund Zöllig unter den Münsteraner_innen stellte heraus,dass 50 % <strong>der</strong>er, die <strong>Peak</strong> Oil kennen, das Erdölför<strong>der</strong>maximumeher als Chance denn als Gefahr für die Zukunft <strong>der</strong> Gesellschaftsehen. Es zeigte sich die Tendenz, dass Bürger_innen, die denBegriff „<strong>Peak</strong> Oil“ nicht kennen, darin eher eine Gefahr sehenals Bürger_innen, die bereits von dem Thema gehört haben.Umweltbewusst handelnde Personen, die Einschränkungen jedeseinzelnen Menschen als Beitrag zur Nachhaltigkeit erachtenund sich selbst auch einschränken würden, haben eine positivereEinstellung zum Thema <strong>Peak</strong> Oil.Welche Konsequenzen sich aus den unterschiedlichen Einstellungenfür das Verhalten erge ben, ist unklar. Zum einen könnten optimistischin die Zukunft blickende Menschen versuchen, die Chancen zu nutzen.Zum an<strong>der</strong>en könnten Menschen, die <strong>Peak</strong> Oil als Gefahr betrachten,versuchen, die Gefahr aktiv abzuwehren. In jedem Fall stellen Bürger_innen eine wichtige Gruppe von Akteuren_innen im demokratischen Systemdar, die es – ebenso, wie die Industrie und Unternehmen – gilt, fürnachhaltige Handlungen zu sensibilisieren.Die Motive bürgerlichen Engagements können ebenso vielfältig sein wiedie Erscheinungsformen, Organisationen, Bereiche und Tätigkeiten, diebürgerliches Engagement annehmen kann (Landtag NRW, 2008, S. 27f,51 ff). Es wird u. a. zwischen sozialem Engagement, Formen <strong>der</strong> Gegenseitigkeitaber auch bürgerlichem Engagement in und von Unternehmenunterschieden (ebd., S. 27). Wie stellt sich dieses „für den gesell-88


Private Haushalteschaftlichen Zusammenhalt und die Zukunft <strong>der</strong> Gesellschaft“ (ebd.,S. 57) unerlässliche Engagement in Münster dar? Welche Nutzen habenkonkret diese Strukturen für die Stadt Münster und die Bürger_innen?Dazu wurden nachhaltige Organisationen und Unternehmen in Münstervon Laura Hebling befragt.Befragung nachhaltiger Organisationen und UnternehmenAus dem von IPPNW und AStA erstellten Nachhaltigkeitsführer(Mavrakis und IPPNW Münster, 2011) wurden exemplarisch Organisationenund Unternehmen befragt. Teilergebnisse <strong>der</strong> Befragungsind in Tabelle 5 in Form von Steckbriefen dargestellt.Die Umfrage ergab weiterhin, dass die <strong>Peak</strong>-Oil-Thematik unternachhaltigen Organisationen und Unternehmen bekannt ist.Zehn <strong>der</strong> elf Organisationen und Unternehmen gaben an, <strong>Peak</strong>Oil zu kennen. In <strong>der</strong> Zeit zwischen Gründung und Befragungstieg die Bedeutung von <strong>Peak</strong> Oil für die Organisation und Unternehmenan.Die zuvor beschriebene Vielfalt an Engagement spiegelt sichauch bei den untersuchten Organisationen und Unternehmenwi<strong>der</strong>. Beispielsweise waren die Angaben zur Motivation, diezur Gründung geführt haben, sowohl altruistischer, gemeinschafts-,entwicklungsbezogener, gestaltungs- als auch problemorientierterArt (vgl. Landtag NRW, 2002, S 51f). Einige Motivewaren: Naturschutz, Stärkung des Gemeinschaftswesensund <strong>der</strong> Selbstverwaltung, Nachbarschaftshilfe, ehrenamtlichesArbeiten und/o<strong>der</strong> Interessenvertretung. Auch <strong>der</strong> selbst eingeschätzteNutzen für Münster ist vielschichtig (Tabelle 5). Eszeigt sich, dass nachhaltige Organisationen und Unternehmenein großes Potential bieten. Über die reine Einsparung von Erdölhinaus stärken diese die Strukturen in <strong>der</strong> Gesellschaft, die direkteUmwelt und Autarkie <strong>der</strong> Stadt und Region.89


Sektorale BetrachtungTabelle 5 (Legende): Steckbrief nachhaltiger Organisationen und Unternehmen.Symbo le Erläu t eru n g Symbo le Erläu t eru n gVeranstaltungenBeitrag für Münsteroffene TreffenSpart Erdölinterne TreffenInfoveranstaltungenaktive/kreative AktionenWarenhandelKleidungSpart EnergieBringt Waren direktfür MünsterGut für die UmweltStärkt die sozialenStrukturenStärkt die ökonomischeAttraktivitätAccessoireNutzen für Mitglie<strong>der</strong>NahrungsmittelWissen und ErfahrungLiteratur und InformationsmaterialSpart GeldStärkt den GemeinschaftssinnSchafft VernetzungBringt FreudeHilft nachhaltig zuhandeln90


Private HaushalteTabelle 5: Steckbrief nachhaltiger Organisationen und Unternehmen (*Anzahl Personen,k. A. = keine Angabe, n. b. = nicht beantwortbar).N ameTau schrin gBewo hn erverein Mo dedesig nLo WiWeißen bu rg Kn o wMeOrganisation Verein Verein UnternehmenRadius Regierungsbezirk Münster GlobalVeranstaltungenTätigkeitsbereicheTausch,DienstleistungDienstleistungProduktionWarenhandelMitglie<strong>der</strong>* 100–500 25–50 25–50Erweiterung* 100–200 n. b. 1Bedeutung v.<strong>Peak</strong> Oilmittel groß großBeitrag fürMünsterBeitrag &Tendenz hoch sehr hoch sehr hochNutzen fürMitglie<strong>der</strong>91


Sektorale BetrachtungTabelle 5 (Fortsetzung): Steckbrief nachhaltiger Organisationen und Unternehmen(*Anzahl Personen, k. A. = keine Angabe, n. b. = nicht beantwortbar).N ameBio lo g ischeSt at io nRieself el<strong>der</strong>Ein e WeltN et z NRWAu f essenOrganisation Verein VereinoffeneZusammenkunftRadius NRW NRW MünsterVeranstaltungenTätigkeitsbereicheWarenhandelDienstleistungDienstleistung,ServiceMitglie<strong>der</strong>* 25–50 > 1.000 1–25Erweiterung* k. A. 5.000 50Bedeutung v.<strong>Peak</strong> Oil– groß geringVerarbeitungBeitrag fürMünsterBeitrag &Tendenz hoch hoch sehr hochNutzen fürMitglie<strong>der</strong>92


Private HaushalteTabelle 5 (Fortsetzung): Steckbrief nachhaltiger Organisationen und Unternehmen(*Anzahl Personen, k. A. = keine Angabe, n. b. = nicht beantwortbar).N ameOrganisationP ermaKu lt u rMu t t er ErdeEmsho fSchu lbau ern ho fVereinG ärt n ereiEn t ru pVerein,GenossenschaftRadius Regierungsbezirk Regierungsbezirk RegierungsbezirkUnternehmen,offene ZusammenkunftVeranstaltungenTätigkeitsbereicheDienstleistung,Produktion,Verkauf,VermietungDienstleistung,Produktion,Verarbeitung,VerkaufProduktion, Verarbeitung,VerkaufWarenhandelMitglie<strong>der</strong>* 50–100 > 1.000 100–500Erweiterung*theoretisch keineGrenzek. A. 200Bedeutung v.<strong>Peak</strong> Oilgroß gering n. b.Beitrag fürMünsterBeitrag &Tendenz sehr hoch gering sehr hochNutzen fürMitglie<strong>der</strong>93


Sektorale BetrachtungFazitDie Untersuchung <strong>der</strong> Erdölabhängigkeit privater Haushalte und <strong>der</strong>Gesellschaft in Münster zeigt, dass jede_r im täglichen Leben auf Erdölangewiesen ist. Die Folgen <strong>der</strong> Abhängigkeit wirken sich auf dieGesellschaft allerdings nicht gleichmäßig aus. Die Ungleichverteilungdes Budgets in Münster kann sich beispielsweise durch steigende Ölpreisenoch verstärken. Steigende Ausgaben für Wohnen und Mobilitätbelasten das Budget einkommensschwacher Haushalte stärker als daseinkommensstarker mit <strong>der</strong> Folge eines wachsenden sozialen Ungleichgewichts.Zusätzlich stellt eine alternde Gesellschaft verän<strong>der</strong>te o<strong>der</strong> neue Anfor<strong>der</strong>ungenan den Stadtraum. Steigende Zahlen an Ein- und Zweipersonenhaushaltenverlangen nach mehr Wohnfläche, Anbindung anVersorgungseinrichtungen und Infrastruktur und letztlich Ressourcen.Des Weiteren wird aber auch deutlich, dass es bei einigen Münsteraner_inneneine Bereitschaft gibt, Erdöl einzusparen. Auch existiert ineinigen nachhaltigen münsterschen Organisationen und Unternehmenein Bewusstsein über <strong>Peak</strong> Oil.Eine nachhaltige Stadtentwicklung kann nur unter Beteiligung <strong>der</strong> Bürger_innenerfolgreich sein. Voraussetzungen dafür sind ein Bewusstseinvon <strong>der</strong> Endlichkeit <strong>der</strong> Ressourcen und dem eigenen Verhaltensowie Handlungsbereitschaft. Bildungs- und Aufklärungsarbeit zu individuellenMöglichkeiten, Erdöl und damit auch Ausgaben einzusparen,könnten die negativen Auswirkungen auf private Haushalte abmil<strong>der</strong>n.Neben dem Abbau von Erdölabhängigkeit steigern individuelle wie gemeinschaftlicheAktionen ein nachbarschaftliches und gemeinschaftsorientiertessoziales Netz 16 . So kann Lebensqualität erhalten und Zufriedenheitgeneriert werden.16 Ein Projektbeispiel hierfür ist Transition Streets: www.transitionstreets.org.uk94


Transsektorales BeispielBeispiele weiterführen<strong>der</strong> Fragen• Welchen Einfluss hat <strong>Peak</strong> Oil auf die Bürger_innen unterer Einkommensklassenin Münster, beson<strong>der</strong>s auch im Hinblick aufdie große Anzahl an Studierenden?• Wird das Wohnen in Haushalten mit mehr als zwei Personen zukünftig(finanziell) attraktiver? Welche Vorraussetzungen kannMünsters Stadtplanung dafür schaffen?• Welche Mehrkosten kommen auf münstersche Haushalte zu,nicht nur in Bezug auf Benzin/Diesel und Ölheizungen? WelchenAnteil macht dies jeweils in den verschiedenen Einkommensklassenaus?• Wie können die Bedürfnisse aller Altersgruppen hinsichtlich einerErdölknappheit zukünftig gleichermaßen befriedigt werden?Welche Herausfor<strong>der</strong>ungen gibt es dabei für das Umland Münsters?• Welches Bewusstsein haben die Bürger_innen Münsters tatsächlichzu dem Thema <strong>Peak</strong> Oil (repräsentative Studie)? Wiewirkt sich das auf ihr Verhalten aus?• Wie kann ein umfassendes Bild über Ehrenamt und bürgerlichesEngagement in staatlichen, kirchlichen und freien Organisationensowie in und von Unternehmen in Münster geschaffen werden?Welchen Nutzen hat dieses Engagement für die Stadt?4.7 Transsektorales Beispiel aus MünsterIn den vorangegangenen Kapiteln wurden die Einsatzorte von Öl künstlichin verschiede Sektoren unterteilt. Um einen Perspektivwechsel zuvollziehen, wird in diesem kurzen Kapitel eine alltagsnahe Beschreibunggewählt: Aufgezeigt werden direkte und indirekte Berührungspunkteeines fiktiven Münsteraners, Herr M. S., an einem normalen95


Sektorale BetrachtungMärz-Freitag über den Tagesablauf hinweg mit <strong>der</strong> Ressource Erdöl.Dadurch entsteht ein lebensnaher Eindruck <strong>der</strong> Allgegenwärtigkeit desRohstoffs in unserem Leben. Zur Veranschaulichung wurde eine Beispielgrafikerstellt (Abbildung 10).Abbildung 10: Graphische Darstellung verschiedener Stationen an einem typischenFreitag eines fiktiven Münsteraners. Die Öltropfen zeigen die direkte Nutzung vonErdölprodukten (schwarze Tropfen) und die indirekte Nutzung (graue Tropfen). Siegeben keinen Rückschluss auf die Menge an verbrauchtem Erdöl.Der Münsteraner aus unserem Beispiel steht morgens um 6:00 Uhr auf.Er geht ins Bad und stellt die Heizung an. Da er nicht ans Fernwärmenetzangeschlossen ist, wird das Wasser im Heizungssystem zentral im Kellermittels Erdöl erhitzt. Nachdem er sich gewaschen (Warmwasser wirdebenfalls mit Erdöl erhitzt) und angezogen hat, geht er in die Küche undkocht Kaffee. Der Kaffee wurde in Südamerika angebaut, gedüngt undgespritzt (Dünge- und Spritzmittel auf Erdgas- und Erdölbasis) und mitMaschineneinsatz (Diesel) geerntet. Per Schiff und Lkw (Schweröl undDiesel) wurden die Kaffeebohnen nach Deutschland gebracht. Dort wur-96


Transsektorales Beispielden sie über eine Rösterei, den Großhandel und Einzelhandel (Dieselfür den Transport, Plastik für die Verpackung) weiterverkauft und werdennun in <strong>der</strong> Kaffeemaschine unseres Münsteraners gemahlen undaufgebrüht. Nach dem Frühstück steigt M. S. ins Auto (Benzin) und fährtaus dem Vorort im Norden ca. 10 km quer durch Münster in ein Industriegebietim Süden wo er als chemisch-technischer Assistent in einemForschungsbetrieb arbeitet. Während eines normalen Arbeitstags hat ermehrfach Kontakt mit technischen Geräten, <strong>der</strong>en Gehäuse, Kabelhülsen,Isolierungen, Platinen und Bedienelemente aus Plastik bestehen.Er synthetisiert verschiedene Polymere, die als Ausgangsrohstoff dasvielseitige Erdöl haben. Um 12:00 Uhr mittags geht er in die betriebseigeneKantine und isst einen Burger. Das Fleisch wurde in einem westfälischenBetrieb produziert, d. h. die Transportwege waren vergleichsweisekurz. Die Rin<strong>der</strong> wurden jedoch mit Sojabohnen aus Argentiniengefüttert, die per Schiff (Schweröl) nach Deutschland transportiert wurden.Nach einem frühen Dienstschluss geht M. S. um 14:00 Uhr zumSport; er spielt seit vielen Jahren Eishockey. Die Funktionskleidung sowiedie restliche Ausrüstung bestehen aus synthetischen Fasern, alsoaus Erdöl. Um 16:00 Uhr fährt M. S. ins Altenheim (Benzinverbrauch)zu seiner pflegebedürftigen Mutter. Sie ist an Parkinson erkrankt undsitzt im Rollstuhl. Zur Behandlung nimmt sie regelmäßig verschiedeneMedikament wie z. B. L-Dopa, zu <strong>der</strong>en Herstellungsprozess Erdöl<strong>der</strong>ivateverwendet werden. Um 18:00 Uhr fährt M. S. in den Supermarktund kauft ein. Er achtet im Kühlregal auf regionale Produkte (Milch, Joghurt),gönnt sich aber auch gerne Obst und frische Südfrüchte (Kerosinfür den Flugtransport). Zu Hause angekommen stellt er eine MaschineWäsche an (Waschpulver enthält Tenside auf Erdölbasis) und kocht einAbendessen. Zahlreiche Utensilien in seiner Küche sind aus Plastik(Schneidebrett, Werkzeuggriffe, Kochlöffel, Schüsseln, Rührgerät etc.).M. S. hat ein paar Freund_innen zum Essen eingeladen. Ein paar kommenmit dem Auto (Benzin), an<strong>der</strong>e mit dem Bus (Diesel) und da wir inMünster sind, setzen sich natürlich auch einige auf ihre Leeze, also dasFahrrad.97


5 Öffnung des HorizontsDieses Kapitel verlässt die sektorale Analyseebene sowie den starkenLokalbezug zu Münster und weitet den Blick auf zweierlei Weise: Zumeinen wird eine Position entwickelt, die einen positiveren Betrachtungsrahmenfür die bevorstehenden Herausfor<strong>der</strong>ungen ermöglicht.Zum zweiten wird die tiefliegende Verbindung zwischen einem ständigenWirtschaftswachstum und <strong>der</strong> stetig ausweitbaren Nutzung fossilerEnergieträger reflektiert. An <strong>der</strong> Nachhaltigkeit eines solchen Wirtschaftsrahmenswird gezweifelt.5.1 <strong>Peak</strong> Oil als ChanceFührt man sich die <strong>Peak</strong>-Oil-Thematik klar vor Augen, folgt daraus imersten Moment fast automatisch Besorgnis. Was passiert mit <strong>der</strong> Wirtschaft,den Arbeitsplätzen, unseren Lebensmitteln und nicht zuletztunserem Konsum und all den liebgewonnenen Reisegewohnheiten? Zurückin die Steinzeit? Niemals!Die Bedenken und Ängste sind verständlich, schließlich zeigt je<strong>der</strong><strong>Peak</strong>-Oil-Bericht aufs Neue, dass Erdöl <strong>der</strong> wichtigste und bislang amschwersten zu ersetzende Rohstoff unserer Industriegesellschaften ist.Eine grundlegende Verän<strong>der</strong>ung unserer Gesellschaft wirkt demnachschnell bedrohlich – umso stärker, je apokalyptischer sie dargestelltwird.Dabei lohnt es sich, die bisherigen Auswirkungen <strong>der</strong> Industriegesellschaftauf Öko- und Sozialsysteme aus einem gewissen Abstand zubetrachten und sich zu fragen, ob die bisherigen Entwicklungen stetspositiv waren und fortgeführt werden sollten. Stengel (2011) legt umfassenddar, dass nicht nur die Wirkungen des Menschen auf die Umwelt98


<strong>Peak</strong> Oil als Chanceim Sinne von Klimawandel, Entwaldung, Artenverlust, Wasser- und Luftverschmutzungsowie Bodendegradation zerstörerisch sind. Auch dierückwirkenden Effekte von verunreinigter Umwelt (Luft, Wasser, Böden)führen zu umfangreichen gesundheitlichen und sozialen Problemen.Beispielsweise führt die Weltgesundheitsorganisation insgesamt 23 %aller vorzeitigen Todesfälle auf schädliche Umwelteinflüsse zurück, wobeiindustrialisierte Län<strong>der</strong> mit 17 % erwartungsgemäß bessergestelltsind als Län<strong>der</strong> des globalen Südens mit 25 % (World Health Organization,2006). Dabei führen nicht nur bekannte degradierte Umweltbereichewie z. B. verschmutztes Trinkwasser zu schweren gesundheitlichenBelastungen, son<strong>der</strong>n auch fehlende Infrastrukturen für aktiveBewegung (ebd., S. 55f) o<strong>der</strong> stressbedingte Herzkreislauferkrankungen(ebd., S. 48), wie sie in Industriestaaten häufig anzutreffen sind.So wird deutlich, dass Mensch und Umwelt untrennbar verbunden sindund Gesundheit und Wohlbefinden nicht losgelöst von einer intaktenUmwelt realisiert werden können.Obgleich sich ein schädigen<strong>der</strong> Umgang des Menschen mit <strong>der</strong> Umweltnicht erst in <strong>der</strong> Periode <strong>der</strong> Industrialisierung entwickelte (Radkau,2002), so wurde doch die Reichweite schädlicher Einflüsse durch dieNutzung fossiler Energien (insbeson<strong>der</strong>e durch die Umwandlung ungeheurerEnergiemengen aus Erdöl) enorm erhöht. Dies brachte Rob Hopkins,einen <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>_innen <strong>der</strong> Transition-Town-Bewegung dazu,die glockenförmige <strong>Peak</strong>-Oil-Kurve spielerisch nicht als Berg, son<strong>der</strong>num 180° gedreht als sumpfiges Tal darzustellen (Hopkins, 2008, S. 95).Mit dieser Än<strong>der</strong>ung des Blickwinkels rücken positive Effekte auf dieGesellschaft und die Ökosysteme, die ein allmählicher Abschied von<strong>der</strong> Erdölnutzung haben könnte, in den Fokus. Der häufig als bedrohlicherAbstieg vom hohen Energieverbrauch hinab ins unerfreuliche Taldes Ressourcenmangels gezeichnete Weg wird so zu einer spannendenund positiven Aufwärtsbewegung. Innerhalb <strong>der</strong> weltweiten Transition-Bewegung und an vielen an<strong>der</strong>en Orten werden deshalb aktiv positiveVisionen für eine lebensfrohe Zukunft einer ressourcenärmeren Gesell-99


Öffnung des Horizontsschaft entwickelt und konkret umgesetzt. 17Aus dieser Perspektive heraus werden beispielhaft einige Möglichkeiteneiner durch Erdölknappheit geför<strong>der</strong>ten nachhaltigen Entwicklungangeführt.Wie im Sektor Ernährung und Landwirtschaft schon angesprochen wurde,kann eine stärker lokal ausgerichtete Nahrungsversorgung über Wochenmärkte,Direktvermarktende o<strong>der</strong> Initiativen wie die solidarischeLandwirtschaft 18 weniger Verpackung, frischere Lebensmittel, wenigerLebensmittelausschuss und eine För<strong>der</strong>ung regionaler und robusterSorten bedeuten. Damit einhergehen könnte eine Strukturän<strong>der</strong>ung inRichtung kleinräumiger und vielseitiger Anbauflächen, die wie<strong>der</strong>um einenpositiven Effekt auf die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen haben.Durch den rückläufigen Einsatz von Mineraldüngern, Pestiziden, Insektizidenund Herbiziden, weniger Tierhaltung sowie leichtere Maschinenzur Bodenbearbeitung würde die Boden- und Gewässerqualität steigen.So könnte das Wasser im Aasee, dem stark überdüngten Gewässer imZentrum Münsters, mittelfristig Badeseequalität bekommen, was wie<strong>der</strong>umpositive Auswirkungen auf dessen Tier- und Pflanzenwelt undden Erholungswert <strong>der</strong> innenstadtnahen Freizeitfläche hätte.Durch stark ansteigende Benzin- und Dieselpreise könnten sich Formen<strong>der</strong> gemeinsamen Nutzung von Kraftfahrzeugen häufiger durchsetzenund <strong>der</strong> münstersche Modal Split könnte sich diesmal tatsächlich durcheine Abnahme des Autoverkehrs zu Gunsten des Radverkehrs verschieben.Dies hätte einen entlastenden Effekt auf die notorisch grenzwertüberschreitendeLuftqualität im Stadtgebiet. Ebenso könnten dadurchLärmbelastungsschwellen einfacher eingehalten sowie Atemwegserkrankungenvorgebeugt werden. Ein zunehmen<strong>der</strong> Fuß- und Radverkehrwürde sich zudem hervorragend in ein neues Verständnis von Mobilität,wie es von Schindler, Held und Würdemann (2009) vertreten wird,einfügen. Im Vor<strong>der</strong>grund steht hier statt einer passiven und fremdangetriebenenBewegung die aktive Mobilität, also alle Bewegungen wie17 Mehr Informationen finden sich unter: www.transitionnetwork.org18 Mehr Informationen finden sich unter: www.solidarischelandwirtschaft.de100


<strong>Peak</strong> Oil und WachstumLaufen, Radfahren o<strong>der</strong> Spielen, die <strong>der</strong> Mensch selbst initiiert, die ihnstärken und beweglich halten.Im Bereich <strong>der</strong> Gebäudesanierung und Mo<strong>der</strong>nisierung technischer Anlagenwären Investitionen in effiziente und sparsame Heiz-, Kühl- undAntriebstechnik attraktiver, da sie sich durch die gestiegenen Betriebskostenschneller amortisierten, also wirtschaftlich auszahlten.Lokale Wirtschaftskreisläufe könnten durch eine regionalere Lebensmittelproduktion,mehr Handwerksleistungen (beispielsweise im BereichMöbel o<strong>der</strong> Kleidung) und einen stärkeren Fokus auf Service,gemeinsame Nutzung bzw. Verleih (Leismann et al., 2012) und ReparaturGeldflüsse in <strong>der</strong> Region halten. In diese Richtung weitergedachtkönnten auch Regional-, Zeit- o<strong>der</strong> Tauschwährungen als Ergänzungenzum Euro eingeführt werden, die die Robustheit eines regionalen Wirtschaftsraumeserhöhen können (Kennedy, 2012).Natürlich können nicht alle möglichen Schwierigkeiten einer tiefgreifendenGesellschaftstransformation mit den genannten Beispielen erfasstund aufgelöst werden. Das ist auch nicht das Ziel. Vielmehr gehtes in den Beispielen um ein Än<strong>der</strong>ung des Blickwinkels, <strong>der</strong> eine ressourcenärmereGesellschaft als Chance auf eine nachhaltigere Zukunftbegreift und Lust auf einen kreativen Verän<strong>der</strong>ungsprozess macht.5.2 Was bedeutet <strong>Peak</strong> Oil für das Konzept desbeständigen Wachstums?Nach einer Blickän<strong>der</strong>ung auf <strong>Peak</strong> Oil als Chance soll in diesem Abschnittkurz einer grundlegenden Frage nachgegangen werden: In welchemZusammenhang steht die historisch einmalige Nutzung fossilerEnergien mit dem Wachstumsparadigma mo<strong>der</strong>ner Gesellschaften?Eine umfangreiche Aufarbeitung bzw. Analyse <strong>der</strong> Gründe für die vorherrschendeFor<strong>der</strong>ung nach beständigem Wachstum ist zwar aufschlussreich(Binswanger, 2009; Jackson, 2009; Paech, 2012), soll abernicht Gegenstand dieser Ausführung sein. Vielmehr wird davon aus-101


Öffnung des Horizontsgegangen, dass seit mehr als 200 Jahren ein wachstumsideologischesLeitbild das wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Handelnauf zunehmend globaler Ebene prägt. Dieses Leitbild konnte durch dieimmer umfangreichere Verwendung fossiler Energieträger in die Realitätumgesetzt werden. Bis zur Erfindung <strong>der</strong> kohlebefeuerten Dampfmaschinestellte Biomasse (v. a. Holz) die Hauptenergiequelle <strong>der</strong> Menschheitdar. Von nun an konnten jedoch Energieträger eingesetzt werden,die zur För<strong>der</strong>ung nur einen Bruchteil <strong>der</strong> Energie benötigten, die sie bei<strong>der</strong> Verbrennung freigaben. Der so geschaffene Energieüberfluss wurdedazu genutzt, Wachstumsprozesse in Gang zu bringen, die seit dem 18.Jahrhun<strong>der</strong>t nicht mehr ausgesetzt wurden und zu <strong>der</strong> uns bekanntenausdifferenzierten und hoch technologisierten Welt geführt haben.Allen voran die heutigen Industriegesellschaften, nach und nach aberauch die ganze Welt, gewöhnten sich an ein hohes Maß an verfügbarerEnergie, das zur Verrichtung vieler Arbeiten, aber auch zur Befriedigungzahlreicher Konsumwünsche vorhanden war. Daraus erwuchsen komplexeInfrastrukturen, die auf eine hohe Energieverfügbarkeit ausgelegtsind. Dies konnte am Beispiel <strong>der</strong> industriellen Landwirtschaft im SektorErnährung anschaulich dargelegt werden. Um die einmal aufgebautenFunktionen beständig ausführen zu können, benötigt ein System(egal ob die Betrachtungsebene ein einzelner Mensch o<strong>der</strong> eine Nationist) also konstant mindestens gleichbleibend viel Zufuhr an Energie (König,2012, S. 24ff, in Anlehnung an Giampietro und Mayumi, 2008). Istdies nicht <strong>der</strong> Fall, stehen die Funktionen nicht in vollem Umfang o<strong>der</strong>gar nicht zur Verfügung – am Beispiel Mensch z. B. eine Muskelschwächedurch Unterernährung durch eine verringerte Energiezufuhr in Formvon Nahrung. Energie existiert jedoch in unterschiedlichen Formen,weshalb <strong>der</strong> Mangel einer bestimmten Energieform durch eine an<strong>der</strong>ezeitweilig ersetzt werden kann. Der menschliche Körper ist beispielsweisein <strong>der</strong> Lage, sowohl Fette als auch Kohlenhydrate in verwertbareEnergie umzuwandeln, Unterschiede o<strong>der</strong> Mängel können so über einegewisse Zeit ausgeglichen werden.Dieser Gedankengang kann in Grundzügen auf die industrialisierten102


<strong>Peak</strong> Oil und WachstumGesellschaften und ihre Nutzung des Energieträgers und Rohstoffs Erdölübertragen werden. Im Bereich <strong>der</strong> Wärme- und Stromproduktion istErdöl durch an<strong>der</strong>e Stoffe und Technologien ersetzbar. Als Antriebsenergiein Verbrennungsmotoren und Rohstoff für chemische Prozessejedoch bislang kaum. Es geht also darum, zum einen das Energieflussniveauindustrialisierter Gesellschaften zu senken und zum an<strong>der</strong>enzukunftsfähige Rohstoffalternativen zu finden. Dieser Prozess erfor<strong>der</strong>teine zeitintensive Umstellungsphase, die mehrere Jahre bis Jahrzehntedauern kann (Hirsch, 2005).So kann an dieser Stelle von einer großen Verwundbarkeit industrialisierterGesellschaften gesprochen werden (König, 2012; Zentrum fürTransformation <strong>der</strong> Bundeswehr, 2010). Ist Erdöl in Zukunft nur zu höherenPreisen o<strong>der</strong> in geringerem Umfang verfügbar, besitzen Strukturenwie das Transportsystem sehr wenig Elastizität, um den Ausfallbestimmter Systemfunktionen zeitnah abzufe<strong>der</strong>n.Zusätzlich zum Erdöl ließen sich an<strong>der</strong>e Rohstoffe wie Gas, Kohle, Urano<strong>der</strong> seltene Erden nennen, die im Erdinneren über so große Zeiträumehinweg entstehen, dass sie für menschliche Verhältnisse endlichsind. Heinberg (2007) spricht in diesem Zusammenhang von „peakeverything“, also <strong>der</strong> Ansicht, dass in absehbarer Zukunft viele Ressourcenlimitserreicht werden und das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t geprägt seinwird von Anpassungsprozessen an verän<strong>der</strong>te Rohstoffverfügbarkeiten.Diese Endlichkeit könnte durch vollständiges Recycling und denjeweiligen schnellen Ersatz von zur Neige gehenden Rohstoffen durchan<strong>der</strong>e Ressourcen geschehen (Simon, 1998). Dem steht jedoch entgegen,dass durch anwachsenden Verbrauch energiereicher Rohstoffe wieErdöl auch die Produktion und Nutzung an<strong>der</strong>er Stoffe wie Kohle, Holz,Stein o<strong>der</strong> Beton steigen. Der Verbrauch zentraler Ressourcen konntedemnach bislang nicht von <strong>der</strong> Nutzung an<strong>der</strong>er Ressourcen entkoppeltwerden (Krausmann u. Fischer-Kowalski, 2010). Den Gedankengangzu Ende geführt, bedeutet dies Folgendes: Eine Gesellschaft, die wirtschaftlicheund soziale Strukturen aufgebaut hat, die ein permanentesAnwachsen des Energiedurchflusses benötigen, ist im Falle eines ver-103


Öffnung des Horizontssiegenden Nachschubs vor große Herausfor<strong>der</strong>ungen gestellt. Handeltes sich zusätzlich wie bei Erdöl um eine Energieform, die in ihrer Vielseitigkeitund Bedeutsamkeit nicht in absehbarer Zeit substituiert, alsoersetzt werden kann, wird dadurch ein deutliches Fragezeichen hinterdie Möglichkeiten einer Fortführung <strong>der</strong> Wachstumspraxis gesetzt. Wasdies für das Wirtschafts- und Finanzsystem in Zukunft bedeutet, lässtsich schwer abschätzen. Stimmen, die in <strong>der</strong> Finanzkrise seit 2007 vielmehrdie Auswirkungen einer Ölkrise sehen, mehren sich bereits (deAlmeida u. Silva, 2011; Keating, 2012). Das Zentrum für Transformation<strong>der</strong> Bundeswehr schreibt: „Hier ist ein Umdenken bezüglich <strong>der</strong>Bewertungsmaßstäbe erfor<strong>der</strong>lich: Nicht nur Effizienz, son<strong>der</strong>n zunehmendauch Robustheit wird ein Kriterium nachhaltiger Politik“ (2010,S. 101). Dies kann auch für die Wirtschaft gefor<strong>der</strong>t werden, in diesemZusammenhang jedoch für die Ablösung <strong>der</strong> Rendite als einziges Erfolgskriterium.Erste Schritte in diese Richtung wurden beispielsweiseim Schlussbericht <strong>der</strong> Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand,Lebensqualität – Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichemFortschritt in <strong>der</strong> sozialen Marktwirtschaft“ des DeutschenBundestags (2013b) unternommen. Deutlich praxisnäher ist das Konzept<strong>der</strong> Gemeinwohlökonomie (Felber, 2012). Eine Intensivierung <strong>der</strong>Debatte um eine Ökonomie ohne Wachstum erscheint unter <strong>Peak</strong>-Oil-Vorzeichen sinnvoll.104


6 Der Bericht liegt vor – wie geht esweiter?In diesem letzten Kapitel geht es – anknüpfend an das Kapitel 3 – darum,wie dieser Bericht als Katalysator für weitere Forschung und transformativesHandeln zu verstehen ist.Wie in Kapitel 3.1 dargestellt, ist das Projekt <strong>Peak</strong> Oil Münster mit <strong>der</strong>Veröffentlichung des Berichts nicht zu Ende. In Kapitel 3.2 wurden an<strong>der</strong>e<strong>Peak</strong>-Oil-Studien vorgestellt, die mit Handlungsempfehlungen inhaltlicherArt schließen, wie zum Beispiel <strong>der</strong> 24-Punkte-Plan im Son<strong>der</strong>votumzum Enquete-Kommissionsbericht (Landtag NRW, 2008, S. 200).Der vorliegende Bericht verzichtet aus zwei Gründen auf inhaltlicheHandlungsempfehlungen an die Stadtöffentlichkeit Münsters. Erstensließ <strong>der</strong> Rahmen des ehrenamtlich betreuten Seminars über den kurzenZeitraum eines Semesters hinweg das Herausarbeiten weiterführen<strong>der</strong>Maßnahmen nicht zu. Zweitens, und dies steht im Vor<strong>der</strong>grund, sinddie Anregungen dieses Berichts weniger inhaltlicher, son<strong>der</strong>n stärkerprozessorientierter Art. Ziel war nicht, den Akteur_innen <strong>der</strong> Stadtgesellschafteinen Katalog vorzulegen, <strong>der</strong> in universitärer Abgeschiedenheiterarbeitet wurde und den nun an<strong>der</strong>e abarbeiten müssen. Vielmehrsieht sich dieser Bericht inmitten eines Transformationsprozesses, dener auf <strong>der</strong> einen Seite aufgreift, beschreibt und erklärt und an an<strong>der</strong>enStellen weiterträgt und verschiedene Methoden vorschlägt. Im Folgendensollen deshalb Charakteristika zukunftsfähiger Projekte vertieftwerden: Dezentralität, Regionalität, Transdisziplinarität, Positivität undTeilhabe/Aneignung.Ausweitung dezentraler InitiativenDas Zentrum für Transformation <strong>der</strong> Bundeswehr schreibt in seiner bereitsvorgestellten Studie:105


Der Bericht liegt vor„Auch wenn die in dieser Studie dargestellten Entwicklungen nichtzwangsläufig so wie hier beschrieben eintreffen werden, ist eine Vorbereitungauf den <strong>Peak</strong> Oil doch notwendig und sinnvoll. Der Faktor Zeitkann für den Erfolg <strong>der</strong> Transformation zu post-fossilen Gesellschaftendabei entscheidend sein. [...] Dezentrale Lösungsansätze können zwarvon zentraler Stelle geför<strong>der</strong>t, aber in <strong>der</strong> Regel nicht entwickelt und implementiertwerden.“ (2010, S. 103)Hervorzuheben ist hier <strong>der</strong> dezentrale Gedanke: Der vorliegende Berichtversteht sich als eine <strong>der</strong> ersten wissenschaftlichen Entwicklungen imdeutschen Raum, die das Thema <strong>Peak</strong> Oil nicht nur inhaltlich aufgreift,son<strong>der</strong>n auch lokal verankert und mittels interdisziplinärer und offenerMethoden einer breiteren Masse zugänglich macht. Ein flächendecken<strong>der</strong>Transformationsprozess benötigt jedoch viele kleine Keimzellen.Deshalb wurde eine frei zugängliche Publikationsform gewählt, durchdie alle Methoden des Projekts transparent sind. Dieser Bericht möchteweiterverbreitet werden und Inspirationsquelle für weitere, lokal angepasste,forschende und aktionsorientierte Projekte sein.Regionale Bezüge herstellen und nutzenZahlreiche Kommunen haben bereits begonnen, umfangreiche Klimaschutzkonzeptezu entwickeln. Daran kann auf politisch-administrativerEbene angeknüpft werden, indem verdeutlicht wird, dass es nebenden lokalen Emissionen als Output-Problem auch um die Verfügbarkeitenvon Rohstoffen, also den Input geht. Einen Einfluss auf die globaleErdölför<strong>der</strong>ung nehmen zu wollen, wirkt vermessen. Gleichwohl lässtsich die lokale Abhängigkeit selbstbestimmt reduzieren, und zwar ambesten mit Projekten, die auf einer überschaubaren sowie hochgradigund unmittelbar vernetzten Ebene angesiedelt sind – in <strong>der</strong> eigenenKommune. Sichtbare Verän<strong>der</strong>ungen können hier leichter realisiertwerden und motivieren zur Fortführung. Berichte wie <strong>der</strong> vorliegendekönnen dafür ein passen<strong>der</strong> lokaler Ausgangspunkt sein. Ein Transfer<strong>der</strong> partizipativen Methodik an an<strong>der</strong>e Orte o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>e Bildungseinrichtungenwie Fach- o<strong>der</strong> Volkshochschulen sowie weiterführende106


Wie geht es weiter?Schulen ist deshalb gewünscht.Transdisziplinär handelnIm studentischen Seminar wurden Studierende und Expert_innen ausverschiedenen Fachrichtungen eingebunden; die Herangehensweisewar dementsprechend interdisziplinär. Einen Schritt weiter gehentransdisziplinäre Projekte, in denen wissenschaftlich-analytische Methodenmit gesellschaftlich-politischen Erfahrungen und Prozessen verknüpftwerden. So sollten eine Vielzahl an relevanten Akteur_innen inden Transformationsprozess einbezogen werden (WBGU, 2011, S. 374).Angestrebt wird die Anreicherung bestehenden Systemwissens mitZiel- und Transformationswissen (Schneidewind u. Singer-Brodowski,2013, S. 69ff). Zielwissen bezeichnet dabei das Herausarbeiten klarerWunschszenarien und das Konstruieren möglicher Zukünfte. Transformationswissenbaut auf bereits vorhandenem Alltagswissen vielerAkteur_innen auf, erweitert dieses und gibt deutlichere Vorstellungendarüber, wie Verän<strong>der</strong>ungsprozesse ablaufen und wie sie gestaltet werdenkönnen. Transdisziplinarität dient so auch <strong>der</strong> Einbeziehung vielerunterschiedlicher Akteur_innen mit unterschiedlichen Perspektivenund Vorgehensweisen. Systemtheoretisch gesehen entstehen so diestabilsten Netzwerke, weshalb <strong>der</strong> Bericht für transformative Projekteein transdisziplinäres Vorgehen empfiehlt.Die <strong>Peak</strong>-Oil-Gruppe versucht dieser For<strong>der</strong>ung selbst nachzukommen.Schon während <strong>der</strong> Datensammlung wurde zu unterschiedlichen Akteur_innenin <strong>der</strong> Stadt Kontakt aufgenommen und die Ziele des Berichtskommuniziert. An thematischen Schnittstellen mit Verwaltungund Politik entstand bereits ein reger Informationsaustausch. Auf kommendenTagungen zur Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> Stadt Münster werden <strong>der</strong>Bericht eingebunden und Projekte entwickelt. Die Publikation des Berichtsdient als Anlass, eine weite Bandbreite von Akteur_innen einzuladen,über die Ergebnisse zu informieren und danach mittels geeigneterDialogangebote in einen fruchtbaren Austausch zu bringen. Weitere Aktionensind in Planung.107


Der Bericht liegt vorMit Freude agierenWie in Kapitel 5.1 thematisiert, können die Herausfor<strong>der</strong>ungen durch<strong>Peak</strong> Oil auch als Chance auf eine gesün<strong>der</strong>e und nachhaltigere Zukunftverstanden werden. Deshalb lohnt sich <strong>der</strong> Fokus auf positive Visionenstatt apokalyptischer Szenarien. Transformatives Handeln sollte Freudebereiten und dazu führen, die eigene Stadt und mehr Menschen kennenzulernen,sich besser auf die Zukunft vorbereitet zu fühlen, vomTransformationswissen auch persönlich zu profitieren und das Feiernaller schönen Seiten des Lebens häufiger einzubeziehen.Mitmachen und sich Prozesse aneignenDie politischen Entwicklungen <strong>der</strong> letzten Jahre gehen vermehrt in Richtungöffentlicher Beteiligung (Nanz u. Fritsche, 2012, S. 9). VerschiedeneFormate wie Bürger_innen- und Volksentscheide, Dialogforen,Runde Tische o<strong>der</strong> twitter-walls laden zur Mitgestaltung ein. Ob jedochin jedem Angebot eine transparente und tatsächliche Mitbestimmungenthalten ist, darf bezweifelt werden. Selbstbestimmter und direktersind dementsprechend selbst initiierte Projekte, in denen konstruktivdas oben genannte Ziel- und Transformationswissen aufgebaut, weitergegebenund angewendet wird.Nach wie vor sind alle Handlungen als Reaktion auf <strong>Peak</strong>-Oil-SzenarienEntscheidungen unter Unsicherheit: Wie sich die Welt tatsächlich verän<strong>der</strong>nwird und welche Ressourcen wir in 50 Jahren zur Verfügung haben,wissen wir nicht. Die Entscheidungen müssen jedoch nicht alleineRegierungen, internationalen Gremien, machtvollen Rohstoffkonzerneno<strong>der</strong> Finanzinstituten und -institutionen überlassen werden. Abhängigkeitenkönnen vor Ort abgebaut und gleichzeitig mehr Lebensqualitätaufgebaut werden. Gerade Bewegungen von unten wie das TransitionNetzwerk o<strong>der</strong> occupy stellen geeignete mentale und konkrete Konzeptezur Verfügung, mit denen eine solche Aneignungsbewegung erfolgenkann. Die Städte und Dörfer gehören allen Menschen, die in ihnen leben.Gemeinsam kann Zukunftsfähigkeit gestaltet werden.108


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stoffe – die künftige Versorgungssituation. Online unter: http://www.energywatchgroup.org/fileadmin/global/pdf/EWG-update3012_kurzdt_22_03_2013.pdf(Zugriff 03.05.13).Weiterführende Linkswww.energycomment.de (Dr. Steffen Bukold analysiert seit 2008 internationaleEnergiemärkte mit Schwerpunkt auf Gas und Öl)www.peak-oil.com (2005 gegründete deutsche Plattform für unabhängigeNachrichten rund um das Thema <strong>Peak</strong> Oil)www.transformateure.wordpress.com (Homepage eines Bündnisses von Personenaus Politik, Umweltverbänden, Gewerkschaften, Medien, Kirchen, Klima-,Energie- und Mobilitätsexperten)www.postfossilinstitut.de (Homepage des gemeinnützigen Vereins zurErforschung und Beratung zum Thema <strong>Peak</strong> Oil)www.peakoil.net (Internationale Homepage <strong>der</strong> Association for the Study of <strong>Peak</strong>Oil&Gas)www.aspo-deutschland.blogspot.de (Deutsche Sektion <strong>der</strong> internationalenAssociation for the Study of <strong>Peak</strong> Oil&Gas)www.iea.org (Homepage <strong>der</strong> 1973/74 gegründeten Internationalen Energie-Agentur)www.transitionnetwork.org (Homepage des internationalen Netzwerks <strong>der</strong>Transition-Bewegung)www.transition-initiativen.de (Homepage für die Vernetzung deutschsprachigerTransition-Initiativen)www.postcarbon.org (2003 gegündetes, US-amerikanisches Institut zurAufklärung über fossile Energie und För<strong>der</strong>ung post-fossiler Alternativen)www.eia.com (Homepage <strong>der</strong> US Energy Information Administration)www.wbgu.de (Homepage des Wissenschaftlichen Beirats GlobaleUmweltverän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bundesregierung)www.transitionstreets.co.uk (UK-basiertes Projekt zur Energiewende innachbarschaftlicher Zusammenarbeit)www.voeoe.de (Homepage <strong>der</strong> Vereinigung für Ökologische Ökonomie)XXI


Seminarteilnehmende und Autor_innenschaftSeminarteilnehmendeMarcel BednarzKatja BeisheimMartin BuhrmesterFabian BüscherSebastian CorneliusCarina ElferingClaudia FrankClarissa GoebelNora-Jean HarenbrockLaura HeblingDaniel Benedict HeinemannStefanie HönigTobias KirchenbaurStephanie KölkerBenjamin KörnerSvenja KunzeMarvin LeckJonathan MannsJulian MeiseLeah NebelCharlotte NiekampFabian OehmigAline ReinhardPhil RoseBenjamin SchmichKatja SchottMaria SchreiterTobias SchwarzerMax StewenMichael TünkerKatharina TwehuesPatrick UhlenbrockRobin ZölligXXII


Autor_innenschaftMatthias WannerIst seit April 2013 Diplompsychologe und leidenschaftlich aktiv in sozial-ökologischenTransformationsprojekten.Er hat das <strong>Peak</strong>-Oil-Projekt 2011 initiiert und über den gesamten Zeitraummitgestaltet. Verschriftlicht hat er maßgeblich die Kapitel 1 (Einleitendeszum Bericht), 3.1 (Methodik des studentischen Projekts „<strong>Peak</strong>Oil Münster“), 4.7 (Transsektorales Beispiel aus Münster), 5 (Öffnungdes Horizonts) und 6 (Der Bericht liegt vor – wie geht es weiter?).Auf ein Münster mit weniger Erdöl freut er sich, weil es dann noch vielmehr knackiges Gemüse aus dem direkten Umland gibt.Jörn HamacherHat an <strong>der</strong> Universität Münster seinen Bachelorabschluss in <strong>Geographie</strong>gemacht und studiert im Master Kulturgeographie an <strong>der</strong> UniversitätErlangen-Nürnberg. Daneben beteiligt er sich gerne an sozial-ökologischerForschung und Transformation.Er hat seit Januar 2012 das Projekt inklusive Seminar mitgestaltet. Fürden Bericht hat er wesentliche Lektoratsaufgaben übernommen.Auf ein Münster mit weniger Erdöl freut er sich, weil Münster im Wandeldann Vorbild für viele an<strong>der</strong>e Städte ist.Eva GerlachStudiert in Münster B.Sc. Landschaftsökologie. Bei Transition Münstersetzt sie sich für eine lebenswertere Stadt und eine größere Wertschätzungvon Lebensmitteln ein.Sie hat seit Januar 2012 das Projekt aufgebaut und mitgestaltet. Verschriftlichthat sie maßgeblich den Sektor Gesundheit (4.5). Mitgewirkthat sie wesentlich am Lektorat, <strong>der</strong> Formatierung und in Teilen bei demSektor Private Haushalte und soziale Kohäsion (4.6).Auf ein Münster mit weniger Erdöl freut sie sich, weil man dann entspannterund mit mehr Freude Fahrrad fährt und zu Fuß geht.XXIII


Tillmann ButtschardtIst promovierter Geoökologe und Professor für Angewandte Landschaftsökologieund Ökologische Planung am Institut für Landschaftsökologie<strong>der</strong> Universität Münster. Sein Enthusiasmus gilt allen Versuchen,die Erde (wie<strong>der</strong>) zu einem dauerhaft lebenswerten Ort zu machen.Er hat das Seminar von <strong>der</strong> Institution Universität aus begleitet und immerwie<strong>der</strong> gestaunt, mit welcher Kreativität und Energie die Beteiligtendas Projekt vorangetrieben haben. Im Bericht hat er die Kapitel 2(<strong>Peak</strong> Oil – worum geht es?) und 4.1 (Energie) geschrieben.Auf ein Münster mit weniger Erdöl freut er sich, weil wir nicht nur dasProblem mit <strong>Peak</strong> Oil lösen müssen, son<strong>der</strong>n zuallererst aufhören sollten,zu viel Kohlendioxid in die Atmosphäre zu entlassen. Und außerdem:Jede_r (Wirtschafts-)Weise behält sich einen Rest für später auf.Julian RoseStudiert im 4. Semester B.Sc. Volkswirtschaftslehre und ist in <strong>der</strong> StudierendeninitiativeWirtschaft&Umwelt aktiv.Er war seit Sommer 2012 als Mitglied <strong>der</strong> Seminarleitung und als Autoram Projekt beteiligt. Verschriftlicht hat er die Methodencharakteristikades Berichts (3.2) und den Sektor Wirtschaft (4.3).Auf ein Münster mit weniger Erdöl freut er sich, weil man in Fahrgemeinschaftenlustige neue Leute kennenlernt.Stefan SimonHat im März 2011 seinen Abschluss im B.Sc. Ecological Impact Assessmentan <strong>der</strong> Universität Koblenz-Landau gemacht. Seit Oktober2011 studiert er im M.Sc. Landschaftsökologie an <strong>der</strong> Universität Münster.Er ist bei Transition Münster sowie <strong>der</strong> StudierendeninitiativeWirtschaft&Umwelt aktiv.Er hat seit Sommer 2012 das Projekt mitgestaltet, das Seminar mitgeleitetsowie beim Lektorat des Berichts mitgewirkt.Auf ein Münster mit weniger Erdöl freut er sich, weil Erdöl eine endli-XXIV


che Ressource ist und wir anfangen müssen, mit diesem Bewusstseinzu leben!Charlotte NiekampStudiert seit 2011 B.Sc. Landschaftsökologie an <strong>der</strong> Universität Münsterund ist in verschiedenen sozial-ökologischen Bewegungen aktiv.Sie hat am Seminar teilgenommen und seit März 2013 an <strong>der</strong> Konzeptiondes Berichts mitgewirkt. Für diesen hat sie das Kapitel zu Ernährungund Landwirtschaft (4.4) geschrieben und das Design erarbeitet.Auf ein Münster mit weniger Erdöl freut sie sich, weil dann auch auf öffentlichenFlächen Gärten entstehen und sie nur aus <strong>der</strong> Haustür gehenmuss, um in <strong>der</strong> Natur zu sein.Laura HeblingStudiert nach Abschluss des B.Sc. Landschaftsökologie im 2. SemesterM.Sc. Landschaftsökologie an <strong>der</strong> Universität Münster.Seit Oktober 2012 war sie als Teilnehmerin des Seminars und ab März2013 als Autorin des Kapitels 4.6 (Private Haushalte und soziale Kohäsion)sowie mitgestaltend bei Kapitel 4.7 (Transsektorales Beispiel ausMünster) und <strong>der</strong> Formatierung tätig.Auf ein Münster mit weniger Erdöl freut sie sich, weil dann alle Menschenfreudig, gesund und unabhängiger noch lange in dieser schönenStadt leben können.Nikos SaulStudiert B.A. Philosophie und Germanistik in Münster.Er hat seit April 2013 für den Bericht Teile von Kapitel 3.2 (Methodencharakteristikades Berichts) und Kapitel 4.2 (Transport und Mobilität)geschrieben.Auf ein Münster mit weniger Erdöl freut er sich, weil er ohne Gesundheitsgefahrim Aasee baden möchte.XXV


<strong>Peak</strong> Oil – Die Herausfor<strong>der</strong>ung lokalerErdölabhängigkeit am Beispiel MünsterM. Wanner, J. Hamacher, E. Gerlach, T. Buttschardt,J. Rose, S. Simon, C. Niekamp, L. Hebling, N. SaulDas Erdölzeitalter neigt sich dem Ende zu – daran än<strong>der</strong>n auch Schieferöle,Agrartreibstoffe o<strong>der</strong> Verfahren wie das Fracking langfristig nichts.Einer Gruppe von Studierenden an <strong>der</strong> Uni Münster ging die wissenschaftliche,politische und gesellschaftliche Beschäftigung mit dieser Herausfor<strong>der</strong>ungzu langsam. Aus diesem Grund initiierte sie 2012 eigenständig eininterdisziplinäres <strong>Peak</strong>-Oil-Seminar und begleitete Studierende dabei, ingesellschaftsrelevanten Sektoren <strong>der</strong> Energieversorgung, des Transports,<strong>der</strong> lokalen Wirtschaft, <strong>der</strong> Ernährung, <strong>der</strong> Gesundheit und <strong>der</strong> privatenHaushalte eigene Fragestellungen zu entwickeln und diesen nachzugehen.Das Ergebnis ist ein Bericht, <strong>der</strong> am Beispiel Münster die Brisanz und Aktualitätknapper werden<strong>der</strong> Ressourcen herausstreicht, <strong>der</strong> die Wichtigkeit<strong>der</strong> lokalen, vorausschauenden und freiwillig-kreativen Verringerung <strong>der</strong>Erdölabhängigkeit hervorhebt und <strong>der</strong> nicht zuletzt eine Lanze bricht fürFormate transformativen und offenen Forschens und Handelns.ISBN 978-3-8405-0083-1 EUR 12,00012009 783840 500831

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