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Kapitel 5: Wie holen die Menschen das Grundwasser aus der Erde?

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<strong>Kapitel</strong> 5:<br />

<strong>Wie</strong> <strong>holen</strong> <strong>die</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>das</strong> <strong>Grundwasser</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>?<br />

Elektrische Pumpen pumpen <strong>das</strong><br />

Wasser nach oben. Dieses Wasser<br />

heißt Rohwasser. In Rohrleitungen<br />

fließt es zum Wasserwerk. Im<br />

Wasserwerk wird <strong>das</strong> Rohwasser<br />

noch eimal gereinigt, gefiltert und<br />

analysiert. Endlich ist es<br />

Trinkwasser.<br />

Sie bauen Trinkwasserbrunnen.<br />

Bohrmaschinen bohren tiefe<br />

Löcher in <strong>die</strong> <strong>Erde</strong>. Arbeiter<br />

schieben lange Rohre ins<br />

Bohrloch. Diese Rohre heißen<br />

Brunnenrohre. In Kiel liegt <strong>das</strong><br />

<strong>Grundwasser</strong>reservoir auf dem<br />

Westufer in 100 bis 150 Metern<br />

Tiefe. Aus <strong>die</strong>ser Tiefe holt man<br />

<strong>das</strong> Wasser aber erst seit ungefähr<br />

70 Jahren.<br />

Man findet natürlich in viel<br />

geringerer Tiefe <strong>Grundwasser</strong>, z.B.<br />

in Baugruben.<br />

Doch <strong>die</strong>ses oberflächennahe<br />

<strong>Grundwasser</strong> ist heute nicht mehr<br />

trinkbar. Alles, was Autos,<br />

H<strong>aus</strong>halte, Landwirtschaft und<br />

Industrie in <strong>die</strong> Umwelt entlassen,<br />

wird schnell vom Regen in den<br />

Boden beför<strong>der</strong>t.<br />

Das <strong>Grundwasser</strong> <strong>aus</strong> großer Tiefe<br />

ist meist durch Gesteinsschichten<br />

gegen Schmutzwasser von oben<br />

geschützt.<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 64


Aufgabe: Setze <strong>die</strong> B<strong>aus</strong>teine richtig zusammen und trage sie ein!<br />

In vielen Län<strong>der</strong>n (z.B. in Afrika) gewinnen <strong>die</strong> <strong>Menschen</strong><br />

ihr<br />

tiefen Brunnen.<br />

(1) heute noch <strong>aus</strong> nicht sehr<br />

Das ist für <strong>die</strong> (2) nicht<br />

(3), weil es keine mo<strong>der</strong>ne<br />

(4) gibt. Am Ende <strong>der</strong><br />

Abwasserkanalisation muss immer ein Klärwerk stehen,<br />

weil sonst Bakterien und Viren in den<br />

(5) gelangen.<br />

(1)<br />

(2)<br />

(3)<br />

(5)<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 65<br />

(4)


Wir schützen unsere <strong>Grundwasser</strong>reserven, indem wir weniger Wasser<br />

verbrauchen. Die <strong>Grundwasser</strong>a<strong>der</strong>n (<strong>Grundwasser</strong>leiter) müssen aber<br />

auf lange Sicht auch Nachschub bekommen.<br />

In unserer Wohnumwelt gibt es immer mehr zugepflasterte o<strong>der</strong><br />

asphaltierte Wege, Auffahrten, Stellplätze und Flächen. Diese<br />

versiegelten Flächen haben Kanalabflüsse. Das Wasser kann also nicht<br />

mehr im Boden versickern o<strong>der</strong> ablaufen. Es landet in <strong>der</strong> Kanalisation und<br />

wird im Klärwerk ebenso aufwendig gereinigt wie <strong>das</strong> übrige Abwasser. Das<br />

ist teuer und muß von jedem Abwassergebührenzahler mitbezahlt werden.<br />

Es ist auch schlecht für <strong>das</strong> <strong>Grundwasser</strong>, weil immer weniger Nachschub<br />

versickert.<br />

Auch Überschwemmungen nach Unwettern o<strong>der</strong> infolge <strong>der</strong><br />

Schneeschmelze werden so immer häufiger. Je<strong>der</strong> neue Abfluss bedeutet<br />

nämlich mehr Abwasser. Die Kanalisationsrohre und Klärwerke müssen<br />

von ihrer Größe her auf <strong>die</strong> härtesten Belastungen <strong>aus</strong>gelegt werden. Solche<br />

Belastungsspitzen treten nur wenige Male im Jahr auf.<br />

Wenn Kanalnetz o<strong>der</strong> Klärwerk überlaufen und <strong>das</strong> ungereinigte Abwasser<br />

nicht nur in Kellern und Wohnungen, son<strong>der</strong>n auch in vorher sauberen<br />

Badegewässern o<strong>der</strong> Fischteichen landet, spricht man schnell von einer<br />

Katastrophe.<br />

Rasengittersteine, Kies o<strong>der</strong> Fugenpflaster lassen <strong>das</strong> Regenwasser<br />

durchsickern und sehen auch besser <strong>aus</strong> als ganz versiegelte Pflasterflächen.<br />

Regentonnen o<strong>der</strong> Zisternen im<br />

Garten sparen Wassergeld und<br />

entlasten <strong>die</strong> Abwasserkanäle.<br />

Das Regenwasser ist auch besser<br />

für <strong>die</strong> Gartenbewässerung, weil<br />

es weicher (weniger kalkhaltig)<br />

als Leitungswasser ist.<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 66


Aufgabe: Setze <strong>die</strong> B<strong>aus</strong>teine richtig zusammen und trage sie ein!<br />

Das Trinkwasser wird <strong>aus</strong><br />

gewonnen. Das <strong>Grundwasser</strong> läuft in<br />

(1)<br />

(2). Die <strong>Grundwasser</strong>schichten liegen tief in <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>.<br />

<strong>Grundwasser</strong>schichten heißen auch<br />

(3). Manche Leute sprechen von (4).<br />

An <strong>das</strong> <strong>Grundwasser</strong> kommt man über<br />

(5) heran. Wasserwerke o<strong>der</strong><br />

(6) lassen Tiefbrunnen bohren.<br />

Ingenieure, Techniker und Arbeiter machen <strong>die</strong>se Arbeit.<br />

(7) werden in <strong>das</strong> Bohrloch<br />

geschoben. Auf <strong>die</strong>se Weise kommt man an <strong>das</strong><br />

<strong>Grundwasser</strong> heran. Elektrische (8)<br />

för<strong>der</strong>n <strong>das</strong> <strong>Grundwasser</strong> nach oben. Das <strong>Grundwasser</strong> wird<br />

als (9) bezeichnet. Man soll es nicht<br />

(10) trinken. Über eine<br />

(11) wird <strong>das</strong> Rohwasser ins<br />

<strong>das</strong><br />

(12) gepumpt. Im Wasserwerk wird<br />

(13) gefiltert und analysiert.<br />

Danach ist es (14). Über <strong>das</strong><br />

jede Wohnung.<br />

(15) <strong>der</strong> Stadtwerke gelangt es in<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 67


(8)<br />

(5)<br />

(6)<br />

(9)<br />

(1)<br />

(11)<br />

(12)<br />

(13)<br />

(14)<br />

(7)<br />

(10)<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 68<br />

(3)<br />

(4)<br />

(15)<br />

(2)


Wasserschutzgebiete sollen <strong>das</strong> <strong>Grundwasser</strong> schützen. Hier darf <strong>die</strong><br />

Landwirtschaft nur unter strengen Auflagen Gifte (Pflanzenschutzmittel)<br />

und Gülle auf <strong>die</strong> Fel<strong>der</strong> sprühen.<br />

Wenn <strong>die</strong> Bauern ihre Fel<strong>der</strong> oft mit Gülle düngen, sickert im Laufe <strong>der</strong> Jahre<br />

gesundheitsgefährdendes Nitrat ins <strong>Grundwasser</strong>. Außerdem werden <strong>die</strong><br />

verschiedensten Gifte (Pestizide, Insektizide, Fungizide) auf <strong>die</strong> Fel<strong>der</strong><br />

gespritzt, um <strong>die</strong> Pflanzen chemisch vor Insekten- o<strong>der</strong> Pilzbefall zu<br />

schützen. Rückstände und Spaltprodukte <strong>die</strong>ser Mittel finden wir nach<br />

einigen Jahren auch im <strong>Grundwasser</strong> wie<strong>der</strong>, weil sie mit dem Regenwasser<br />

versickern.<br />

So enthalten 30% des <strong>Grundwasser</strong>s in Deutschland schon<br />

Pestizidrückstände (Bericht <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>). Immer mehr Brunnen müssen<br />

geschlossen werden, wenn <strong>die</strong> Pestizidrückstände über den Grenzwerten<br />

liegen.<br />

Auch Stickoxide <strong>aus</strong> Auspuffrohren, Industrieschornsteinen,<br />

Müllverbrennung und Ölheizungen gelangen auf dem Luftweg ins<br />

Sickerwasser. Hier werden <strong>die</strong> Stickoxide durch Bakterien zu Nitrat<br />

umgewandelt. Doch <strong>der</strong> Hauptanteil des Nitrats im <strong>Grundwasser</strong> stammt <strong>aus</strong><br />

Düngemitteln (Gülle).<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 69


Aufgabe: Setze <strong>die</strong> B<strong>aus</strong>teine richtig zusammen und trage sie ein!<br />

Eine (1) Wasserversorgung mit<br />

(2) und (3)<br />

entstand in Europas Städten seit ungefähr 1850. Zu <strong>die</strong>ser<br />

Zeit war <strong>die</strong> dazu notwendige Technik (Dampfmaschinen,<br />

industrielle Produktion von (4),<br />

Ventilen usw.) entwickelt worden.<br />

Vor 1850 funktionierte <strong>die</strong> (5) in den<br />

Städten Europas ähnlich wie heute noch in vielen Län<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Dritten Welt. Die <strong>Menschen</strong> holten ihr Trinkwasser <strong>aus</strong><br />

nahegelegenen (6) o<strong>der</strong> schöpften es<br />

<strong>aus</strong> Flüssen und (7).<br />

(6)<br />

(7)<br />

(1)<br />

(4)<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 70<br />

(3)<br />

(5)


Eine große Stadt benötigt große Trinkwassermengen: zum Waschen, Baden,<br />

für <strong>die</strong> Toilettenspülung. Beson<strong>der</strong>s große Mengen verbrauchen Industrie und<br />

Kraftwerke. Um 1kg Kunststoff herzustellen, werden ungefähr 1000 Liter<br />

Wasser gebraucht. Für 1 Liter Benzin braucht man ca. 50 Liter Wasser.<br />

Darum muss <strong>das</strong> Trinkwasser als Vorrat gespeichert werden. Große<br />

Betonbehälter speichern <strong>das</strong> Wasser. Sie liegen unter <strong>der</strong> <strong>Erde</strong>. Darum<br />

heißen sie Erdbehälter. Unter <strong>der</strong> <strong>Erde</strong> bleibt <strong>das</strong> Wasser kühl, selbst im<br />

Sommer. Erdbehälter lagen früher auf Hügeln o<strong>der</strong> Bergen höher als <strong>das</strong><br />

höchste H<strong>aus</strong> <strong>der</strong> Stadt. So konnte <strong>das</strong> Wasser in jedes H<strong>aus</strong> gelangen.<br />

Um (grund)wasserarme Städte<br />

über Fernleitungen versorgen zu<br />

können, baute man Talsperren.<br />

Das sind künstliche Seen in Flusstälern.<br />

Mit einer Staumauer wird<br />

<strong>das</strong> Flusswasser aufgestaut.<br />

Auch Wassertürme speichern Wasser.<br />

Oben im Wasserturm befindet sich ein<br />

riesiger Hochbehälter (Wassertank).<br />

Der Hochbehälter ist ein<br />

Hängebodentank <strong>aus</strong> Stahl. Zu<br />

Beginn unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts wurden in<br />

allen größeren Städten Wassertürme<br />

errichtet. Damals gab es noch keine<br />

leistungsfähigen elektrischen Pumpen.<br />

Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t wurden Pumpen mit<br />

Dampfmaschinen betrieben. Diese<br />

Dampfmaschinen waren groß und<br />

teuer. Sie konnten nicht überall<br />

aufgestellt werden und liefen wegen<br />

ihres hohen Kohlenverbrauchs auch<br />

nicht 24 Stunden am Tag.<br />

Die Wassertürme o<strong>der</strong> auf Bergen<br />

gelegene Erdbehälter sorgten für den<br />

nötigen Wasserdruck, um <strong>das</strong> Wasser<br />

auch in den oberen Etagen eines<br />

H<strong>aus</strong>es <strong>aus</strong> dem Wasserhahn fließen zu<br />

lassen.<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 71


Aufgabe: Setze <strong>die</strong> B<strong>aus</strong>teine richtig zusammen und trage sie ein!<br />

In Hamburg gab es noch vor 100 Jahren (1892) eine große<br />

(1) mit 8605 Todesopfern. Diese<br />

Choleraepidemie wurde durch (2)<br />

Trinkwasser verbreitet. Die Hamburger tranken damals<br />

(3). Die<br />

Wasserwerke pumpten ihr Trinkwasser ungefiltert <strong>aus</strong> dem<br />

Fluss ins (4). Die Ratsherren hatten<br />

den Bau einer (5) 40 Jahre lang<br />

verschleppt.<br />

(1)<br />

(4)<br />

(2)<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 72<br />

(3)<br />

(5)


Jedes H<strong>aus</strong> besitzt einen H<strong>aus</strong>anschluss mit Absperrventil und Wasseruhr.<br />

Das Trinkwasser wird ins<br />

Rohrleitungsnetz (es heißt auch<br />

Versorgungsnetz) <strong>der</strong> Stadt o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Gemeinde eingespeist.<br />

Die Wasserrohre liegen meist unter<br />

den Gehwegen. Abzweigungen<br />

führen zum jeweiligen H<strong>aus</strong>anschluss.<br />

Über <strong>das</strong> Rohrleitungsnetz fließt es<br />

also in <strong>die</strong> einzelnen Häuser.<br />

Pumpen o<strong>der</strong> Wassertürme erzeugen den nötigen Wasserdruck. Darum<br />

fließt Wasser, sobald wir den Wasserhahn aufdrehen.<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 73


Hydranten<br />

Hydranten sind Wasserzapfstellen<br />

für <strong>die</strong> Feuerwehr. Feuerwehrschläuche<br />

mit großem Durchmesser<br />

können an Hydranten angeschlossen<br />

werden. Hydranten haben viele<br />

Formen. Meistens sind sie im<br />

Gehweg eingelassen. Hydranten gab<br />

es in großen Städten schon vor 150<br />

Jahren. Damals hießen sie<br />

Notpfosten.<br />

In heißen Sommern dürfen <strong>die</strong> Städtischen Garten- und Friedhofsämter auch<br />

Bewässerungsschläuche zum Bewässern von Bäumen, Sträuchern und<br />

Blumenbeeten an <strong>die</strong> Hydranten anschließen.<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 74


Mitarbeiter <strong>der</strong> Stadtwerke, Baufirmen, Handwerker und Feuerwehr<br />

besitzen zwar Pläne über <strong>die</strong> jeweiligen Versorgungs- o<strong>der</strong> Rohrleitungsnetze.<br />

Sie müssen aber vor Ort Hinweise erhalten, wo unter <strong>der</strong> <strong>Erde</strong><br />

Wasserleitungen verlaufen. (Hinweisschil<strong>der</strong> gibt es natürlich auch für Gasund<br />

Fernwärmeleitungen o<strong>der</strong> elektrische Kabel.) Für unser Thema sind <strong>die</strong><br />

blauen und <strong>die</strong> rot umrandeten weißen Schil<strong>der</strong> wichtig.<br />

Das "S" steht für Schieber. Schieber sind Absperrventile im<br />

Rohrleitungsnetz außerhalb <strong>der</strong> Häuser. Die Zahlen stehen für<br />

Rohrdurchmesser und Entfernung in Metern vom Anbringungsort des<br />

Schildes.<br />

Die rot umrandeten weißen Schil<strong>der</strong><br />

sind für <strong>die</strong> Feuerwehr wichtig.<br />

Sie bezeichnen Standort und<br />

Anschlussrohrdurchmesser des<br />

nächsten Hydranten.<br />

Das "H" auf dem Schild ist <strong>die</strong><br />

Abkürzung für Hydranten.<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 75


<strong>Kapitel</strong> 6: Wohin fließt <strong>das</strong> verbrauchte Wasser?<br />

Das Schmutzwasser im H<strong>aus</strong>halt <strong>aus</strong><br />

Abwäsche, Bad, Toilette,<br />

Waschmaschine - also alles, was<br />

irgendwie weggegossen o<strong>der</strong> -<br />

gespült wird - gelangt über <strong>die</strong><br />

Abwasserkanalisation in unser<br />

örtliches Klärwerk.<br />

Regenwasser <strong>aus</strong> Dachrinne,<br />

Gullys und Abflüssen wird häufig<br />

extra in einem sogenannten<br />

Regenwasserkanal (unterirdisch)<br />

gesammelt. Es ist zwar kein<br />

Trinkwasser, aber doch wesentlich<br />

weniger verschmutzt. Deshalb<br />

bezeichnet man es auch als<br />

"Grauwasser".<br />

Mit Urin und Fäkalien (Toilette)<br />

verschmutztes Abwasser heißt<br />

"Schwarzwasser". Deshalb wird<br />

es in einem getrennten Abwasserkanal<br />

"gesammelt".<br />

Das Abwasser fließt über den Abfluss und <strong>die</strong> Fallrohre im H<strong>aus</strong> in<br />

sogenannte Abwassersammler. Von dort gelangt es in <strong>die</strong> größeren<br />

Abwasserkanäle unter den Straßen. Sie heißen auch Siele. Diese Kanäle o<strong>der</strong><br />

Siele können groß wie unterirdische Flüsse sein. In Hamburg o<strong>der</strong> Paris kann<br />

man <strong>die</strong> größten von ihnen mit Booten befahren.<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 76


Noch in <strong>die</strong>sem Jahrhun<strong>der</strong>t wurden <strong>die</strong>se "Abwässer" auch in Europa einfach<br />

in <strong>die</strong> Flüsse und ins Meer geleitet. Zusammen mit den oft hochgiftigen und<br />

nur mit Wasser verdünnten Abwässern <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Industrie landen so viele<br />

Millionen Tonnen in Flüssen und Meeren.<br />

Früher nahmen <strong>die</strong> <strong>Menschen</strong> nicht nur Fische, son<strong>der</strong>n vor allem ihr<br />

Trinkwasser direkt <strong>aus</strong> den Flüssen. Es gab nicht überall Trinkwasserbrunnen.<br />

So konnten sich Seuchen und an<strong>der</strong>e Krankheiten sehr gut über verunreinigtes<br />

Wasser verbreiten.<br />

Aus <strong>die</strong>sem Grund wurde z.B. in Rom schon vor über 2000 Jahren<br />

Trinkwasser über große Fernleitungen (Aquädukte) <strong>aus</strong> sauberen Quellen in<br />

<strong>die</strong> Stadt geleitet. Die wohlhabende Bevölkerung hatte H<strong>aus</strong>anschlüsse. Die<br />

ärmere Bevölkerung konnte sich über ein dichtes Netz städtischer Brunnen<br />

<strong>das</strong> Wasser in Eimern in <strong>die</strong> Mietwohnungen tragen. Diese Arbeit wurde auch<br />

für wenig Geld von Mietsklaven erledigt.<br />

Der auch heute noch vorhandene "große Abwasserkanal" in Rom ist schon<br />

2600 Jahre alt. Er verläuft unterirdisch.<br />

Die Abwasserkanäle führen <strong>das</strong> Abwasser (Schmutzwasser) zum<br />

Klärwerk. Ein Klärwerk kann viele Kilometer außerhalb <strong>der</strong> Stadt liegen (In<br />

Kiel liegt es 10 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt an <strong>der</strong> Ostsee).<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 77


Das Netz <strong>aus</strong> Abwasserkanälen in unseren Städten wurde seit 1850 erbaut.<br />

Viele <strong>der</strong> großen unterirdischen Hauptkanäle (in Hamburg heißen sie Siele)<br />

sind bei uns schon ungefähr 100 Jahre alt.<br />

In Hamburg stammen 400 von 5000 Kilometern des Abwasserkanalnetzes <strong>aus</strong><br />

dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t. Damals mauerte man <strong>die</strong> Kanäle <strong>aus</strong> mehreren<br />

Schichten Ziegelsteinen. Aggressive Reinigungsmittel <strong>aus</strong> H<strong>aus</strong>halten und<br />

Industriebetrieben waschen den Zement <strong>aus</strong> den Fugen zwischen den<br />

Ziegelsteinen. Deshalb müssen <strong>die</strong>se Kanäle <strong>aus</strong>gebessert o<strong>der</strong> erneuert<br />

werden.<br />

Die größten Kanäle verlaufen unter den Hauptstraßen. Sie können sogar mit<br />

Booten befahren werden. Selbst <strong>die</strong> Sielarbeiter dürfen aber nicht einfach<br />

den Gullydeckel aufnehmen und hinunterklettern. In den Kanälen bilden sich<br />

gefährliche Gase. Der Fäulnisprozess lässt vor allem Methangas und<br />

Schwefelwasserstoffgas entstehen. Methangas ist explosiv.<br />

Schwefelwasserstoffgas ist gefährlicher. Es ist auch in tödlicher<br />

Konzentration nicht wahrzunehmen und kann innerhalb von Sekunden zum<br />

Tode führen. Darum müssen <strong>die</strong> orangefarbenen Lastwagen <strong>der</strong><br />

Stadtentwässerung <strong>die</strong> Kanäle vor je<strong>der</strong> Begehung "absaugen".<br />

Das heißt, <strong>das</strong> Gas wird abgesaugt und frische Luft wird heruntergepumpt.<br />

Dort unten leben auch Millionen Ratten. Aus <strong>die</strong>sem Grund soll man auch<br />

keine Speisereste in <strong>die</strong> Toilette werfen, von denen sich <strong>die</strong> Ratten<br />

hervorragend ernähren können. Sie vermehren sich dann noch stärker.<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 78


Im Klärwerk (Kläranlage) durchläuft <strong>der</strong> Prozeß <strong>der</strong> Abwasserreinigung<br />

verschiedene Klärstufen.<br />

Im Klärwerk werden <strong>die</strong> Abwässer zuerst mechanisch durch Rechen und<br />

Siebe gereinigt. Das heißt, man befreit sie von Zigarettenkippen, Binden,<br />

Reinigungsstäbchen und an<strong>der</strong>en Gegenständen, <strong>die</strong> nicht ins Abwasser<br />

gehören, weil sie sich nicht auflösen können. Die Reste des menschlichen<br />

Verdauungsprozesses sowie gebrauchtes Waschwasser mit Reinigungsmitteln<br />

bilden den gößten Anteil.<br />

Dann laufen <strong>die</strong> Abwässer durch einen Sandfang. Hier sinken Sand und Kies<br />

<strong>aus</strong> dem Straßenabwasser durch <strong>die</strong> Schwerkraft auf den Boden des Beckens.<br />

Im Vorklärbecken sinken Feststoffe langsam ab und bilden als Bodensatz<br />

den Klärschlamm.<br />

In <strong>der</strong> biologischen Klärung (Belebungsbecken) bauen Bakterien <strong>die</strong><br />

organischen Stoffe im Schmutzwasser ab. Sie verbrauchen dabei Sauerstoff.<br />

Im Nachklärbecken kann sich <strong>die</strong> Bakterienmasse als Belebtschlamm<br />

absetzen.<br />

Der her<strong>aus</strong>gefilterte Klärschlamm gelangt nun in <strong>die</strong> weithin sichtbaren<br />

eiförmigen Behälter und wird durch bakteriellen Abbau weiter reduziert.<br />

Phosphate <strong>aus</strong> Waschmitteln, Stickstoff <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft sowie<br />

Schwermetallspuren und organische Halogenverbindungen <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

Industrie können von kommunalen Klärwerken nicht her<strong>aus</strong>gefiltert werden.<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 79


Wasser befindet sich ständig in einem Kreislaufsystem, sowohl in <strong>der</strong> Natur<br />

als auch in den vom <strong>Menschen</strong> geschaffenen technischen Einrichtungen.<br />

Es verdunstet und kommt als Nie<strong>der</strong>schlag (z.B. Regen, Schnee usw.) wie<strong>der</strong><br />

herunter.<br />

Selbst als Regenwasser wäre es Trinkwasser, wenn <strong>die</strong> Luft nicht durch<br />

Millionen Tonnen von Schadstoffen (Schwebeteilchen) belastet sein würde,<br />

<strong>die</strong> von den Regentropfen <strong>aus</strong>gewaschen (also in <strong>die</strong> Tropfen eingebunden)<br />

werden.<br />

In Norddeutschland ist <strong>das</strong> <strong>Grundwasser</strong> nicht kristallklar wie ein Bergquell.<br />

Es ist braun durch Eisen und Mangan. Manchmal enthält es auch<br />

Schwefelwasserstoff und riecht wie eine Stinkbombe. Diese Stoffe lassen sich<br />

aber bei <strong>der</strong> Aufbereitung (Filtration und Belüftung) leicht entfernen.<br />

© Prof. Dr. Jürgen Walter 80

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