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SFT 5/84 - Science Fiction Times

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<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 5/<strong>84</strong> 3EditorialAls George Lucas mit seinem Film STARWARS alle Kassenrekorde schlug, dasah es so aus, als würden die kommendenJahre ganz im Zeichen der <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> stehen. In gewisser Weise bestätigtesich diese Meinung auch. Nach wievor sind praktisch alle außergewöhnlicherfolgreichen Filme der Phantastik zuzuordnen,die Werbung nutzt intensiv SF-Motive, sogar bei Produkten, wo dieseMotive schlichtweg lächerlich wirken,Hochschulen und Kunstgalerien nehmendie <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> erstmals zur Kenntnis.Geändert hat sich nichtsKein Wunder, daß sich angesichts diesesSF-Booms vor allem jene Hoffnungenmachten, die sich schon seit geraumerZeit mit SF beschäftigten – die Autorenund Verleger. Jeder Verlag, der ohnehinschon eine SF-Reihe im Programm hatte,stockte die Anzahl der Titel auf, andereVerlage starteten eigene Reihen. DerErfolg blieb gleichwohl aus. Umsatzsteigerungengab es nur im Bereich desFantasy-Romans, wo die Leser, angeregtdurch die Werke Tolkiens und Endes,plötzlich merkten, daß es jene Literatur,die sie noch aus der Kinderzeit in angenehmerErinnerung hatten, auch in einerfür Erwachsene konsumierbaren Formgibt. Bei den reinen SF-Reihen hingegensackten die Verkaufszahlen nach unten.Der Grund hierfür : Die Zahl der imweitesten Sinne SF-Interessierten nahmzwar zu, nicht aber die Zahl der SF-Leser.Und die wiederum konnten oder wolltennicht mehr lesen als zuvor. Verkauft werdenheute in etwa gleichviel SF-Romanewie vor zehn Jahren, nur wurden ebenvor zehn Jahren nicht einmal halb sovieleBücher pro Monat angeboten wieheute. Konnte ein Verlag früher davonausgehen, von einem Großteil seiner SF-Titel 10.000 Stück zu verkaufen, so lauertman heute nervös, ob sich wenigstens5.000 Stück absetzen lassen.Verschiedene ReaktionenBetroffen von diesem Dilemma sind alleVerlage im gleichen Maße, die Reaktionendarauf fallen allerdings höchst unterschiedlichaus. Der eine Verlag verhängteinen Einkaufsstopp, damit die Verlustedurch verfallende Rechte gering bleiben,falls man sich entschließen sollte, dieSF-Reihe einzustellen – eine Methode,die nicht sehr sinnvoll ist, da hierdurchauch Optionen verfallen und andere Verlagedie Chance erhalten, sich die Rosinenaus dem gesamten Angebot herauszupicken.Ein anderer Verlag erwägt, dieSF-Romane in die „allgemeine Reihe“einzugliedern – was auch nicht eben klugerscheint, da SF-Romane sich an ein speziellesPublikum richten, das in der Regelvon einem SF-Roman erwartet, daßer auch als solcher erkennbar ist. Eindritter Verlag sagt schließlich, „wir sindstark genug, um nötigenfalls auch unterVerlußten unsere Position am Markt zubehaupten, und genau das werden wirtun, bis andere Verlage klein beigeben.“Diese Methode hat freilich den Nachteil,daß zur Erhaltung der Titelanzahl auchschwächere Bücher ins Programm aufgenommenwerden müssen, was sich dannauch wieder negativ in den Verkaufszahlenniederschlägt. Und schließlich gibt esauch noch eine „antizyklische Tendenz“,denn ein renommierter Verlag erwägt zurZeit, eine eigene SF-Reihe zu starten inder Hoffnung, völlig neue Leserschichtenerschließen zu können.AutorenschelteEinig sind sich alle Verlage in einemPunkt: Deutsche Autoren gelten als nichtsonderlich verkaufsträchtig. Diese Einschätzungist nicht ganz falsch, basiertaber auf höchst unterschiedlichen Ursachen.Zum einen wurden in den vergangenenJahren deutsche SF-Romane und-Stories veröffentlicht, die besser in derSchublade geblieben wären, und geradederartige Werke bestärken die bei denLesern ohnehin bestehenden Vorurteilegegenüber „hausgemachter“ <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong>. Zum anderen sind aber auchdie Autoren selbst kaum bereit, ihre Daseinsberechtigungnachzuweisen. Zweifellosist es für einen deutschen Autormüßig, einen Roman im Stil von Asimov,Heinlein oder auch Dick zu verfassen.Immerhin stehen den Verlagen dieOriginale zur Verfügung (und sei es inder fünften Auflage), und die Namen dieserVerfasser sind nun einmal zugkräftigerals die deutscher Autoren, die nochnicht auf zwanzig oder dreißig Romanezurückblicken können.Was deutsche SF-Autoren hingegenleisten könnten, wären Romane, die sichmit speziell deutschen oder europäischenThemen beschäftigen – oder eben Romane,die sich inhaltlich und/oder strukturmäßigvon den angloamerikanischenWerken unterscheiden. Voraussetzungdafür wäre natürlich eine fundierte Auseinandersetzungmit den „Vorbildern“,wozu aber sonderbarerweise kaum jemandbereit zu sein scheint. Schaut mansich an, was hierzulande in letzter Zeit ansekundärliterarischen Artikeln veröffentlichtwurde, so stellt man eine vornehmeZurückhaltung gerade derjenigen fest,die nicht nur gerade dafür prädestiniertsein sollten, sondern auch ein gesteigertesInteresse an derartigen Arbeiten habenmüßten – die Autoren nämlich.Sowohl in England wie auch in Amerikanutzen zahlreiche – durchaus etablierte– Autoren jede Möglichkeit, sichmit dem Genre auseinanderzusetzen. Inder BRD hingegen ist kaum ein Autorbereit, seine kostbare Zeit auf Artikel zuverschwenden, die mit Sicherheit weitweniger Geld einbringen als etwa eineKurzgeschichte. Dabei könnte geradedie theoretische Auseinandersetzung mitetablierten Autoren und deren Werken zuErkenntnissen führen, die auch für dieeigene Arbeit nutzbringend verwertbarsind.Harald Pusch

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