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Der Konflikt im Gehirn: Zur Neurobiologie von Verdrängung ...

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<strong>Der</strong> <strong>Konflikt</strong> <strong>im</strong> <strong>Gehirn</strong>:<strong>Zur</strong> <strong>Neurobiologie</strong> <strong>von</strong> <strong>Verdrängung</strong>, Konversion und DissoziationNikolai AxmacherDepartment ofEpileptology,University i of Bonn


Übersicht1. <strong>Verdrängung</strong>2. Ein Resultat der <strong>Verdrängung</strong>: Konversion3. Dissoziation


Übersicht1. <strong>Verdrängung</strong>2. Ein Resultat der <strong>Verdrängung</strong>: Konversion3. Dissoziation


<strong>Verdrängung</strong>Freud: Die <strong>Verdrängung</strong> (1915)„[D]ie <strong>Verdrängung</strong>slehre [ist…] der Grundpfeiler, aufdem das Gebäude der Psychoanalyse ruht, […] daswesentlichste Stück derselben.“ (Freud, GW 10: 54)


<strong>Verdrängung</strong>Freud: Die <strong>Verdrängung</strong> (1915)• Was ist <strong>Verdrängung</strong>?<strong>Verdrängung</strong> g besteht „nur in der Abweisung und Fernhaltung vomBewussten“ (S. 108) kann bewusst (willentlich kontrolliert) oder unbewusst geschehen!(spätere Theorie, Anna Freud: <strong>Verdrängung</strong> ist unbewusster Prozess)• Warum gibt es <strong>Verdrängung</strong>?unangenehme äußere Reize Fluchtunangenehme innere Reize psychische Abwehr, z.B. <strong>Verdrängung</strong>• <strong>Verdrängung</strong> tritt bei <strong>Konflikt</strong>en aufnicht wenn ein Trieb (Wunsch) nicht erfüllt werden kann, sondern wenndies aufgrund anderer psychischer Forderungen nicht möglich ist


<strong>Verdrängung</strong>Freud: Die <strong>Verdrängung</strong> (1915)• <strong>Verdrängung</strong> kann pathologische Folgen haben:als Folge der <strong>Verdrängung</strong> g hat das Verdrängte eine stärkere Kraft, alswenn es bewusst wäre:„die Triebrepräsentanz [entwickelt] sich ungestörter und reichhaltiger […], wenn sie durch die<strong>Verdrängung</strong> dem bewussten Einfluss entzogen ist.“ (S. 110)• Das Verdrängte ist indirekt zugänglich:entfernt t assoziierte „Abkömmlinge“ können durchaus bewusst werden:„Während der Ausübung der psychoanalytischen Technik fordern wir den Patientenunausgesetzt dazu auf, solche Abkömmlinge des Verdrängten zu produzieren, die infolgeihrer Entfernung oder Entstellung die Zensur des Bewussten passieren können. “ (S. 110) Einfälle in der freien Assoziation, Träume


<strong>Verdrängung</strong>Freud: Die <strong>Verdrängung</strong> (1915)• <strong>Verdrängung</strong> muss permanent erneuert werden:„Man darf sich den <strong>Verdrängung</strong>svorgang nicht wie ein einmaliges Geschehen mitDauererfolg vorstellen, etwa wie wenn man etwas Lebendes erschlagen hat, was <strong>von</strong> da antot ist; sondern die <strong>Verdrängung</strong> erfordert einen anhaltenden Kraftaufwand, mit dessenUnterlassung ihr Erfolg in Frage gestellt wäre, so dass ein neuerlicher <strong>Verdrängung</strong>saktnotwendig würde.“ (S. 112)


<strong>Verdrängung</strong>Operationalisierung der <strong>Verdrängung</strong>: Think/No-ThinkDepue et al., 2007


<strong>Verdrängung</strong>Operationalisierung der <strong>Verdrängung</strong>: Think/No-Think„No Think“:willentlicheUnterdrückung<strong>von</strong> bewusstemGedächtnisabruf deklarativesGedächtnis ↓Depue et al., 2007


<strong>Verdrängung</strong>Operationalisierung der <strong>Verdrängung</strong>: Think/No-ThinkDepue et al., 2007Anderson et al., 2004Willentliche Unterdrückung <strong>von</strong> Gedächtnisarealen:• Erhöhte Aktivität: lateraler PFC Willentliche Kontrolle (z.B. response suppression in Go/No-Go tasks)• Verminderte Aktivität: Gyrus fusiformis, Pulvinar (St<strong>im</strong>ulusrepräsentation);Hippocampus, Amygdala (Gedächtnisbildung)Anderson et al., 2004; Depue et al., 2007


<strong>Verdrängung</strong>Suppression = Repression?„[…] the current findingsprovide the firstneurobiological model ofthe voluntary form ofrepression proposed byFreud […]”Anderson et al., 2004


<strong>Verdrängung</strong>Suppression = Repression?• Nur spezifische Inhalte werden verdrängt, nicht zufällige Inhalte <strong>Verdrängung</strong> sollte automatisch durch St<strong>im</strong>ulusinhalte ausgelöstwerden• <strong>Verdrängung</strong> g <strong>im</strong>pliziert Widerstand gegen g das Wiederauftreten desVerdrängten kein Widerstand bei willentlicher <strong>Verdrängung</strong>• Unterschiedliche neuronale Basis <strong>von</strong> willentlicher und unbewusster<strong>Verdrängung</strong>:• willentlich: DLPFC• vorbewusst: VMPFC (Etkin et al., 2011)• unbewusster <strong>Konflikt</strong>: ACC?Axmacher et al., 2010


<strong>Verdrängung</strong>Freud: Freie AssoziationFreie Assoziation↓Verdrängte Inhalte werden genannt – WiderstandHinweise: Zögern, emotionale Reaktion↓Erneute <strong>Verdrängung</strong>Sigmund Freud: A general introduction to Psychoanalysis, 1920, Lecture XIX:Resistance and Suppression, p. 248ff


<strong>Verdrängung</strong>C.G. Jungs Assoziationsexper<strong>im</strong>ent


<strong>Verdrängung</strong>C.G. Jungs Assoziationsexper<strong>im</strong>ent…Operationalisierung <strong>von</strong> Widerstandund <strong>Verdrängung</strong>1. Wortliste wird vorgelesen, Patientassoziiert2. Aufzeichnung der Assoziation, mitReaktionszeit (RT) undHautleitfähigkeit (skin conductanceresponse, SCR)headgreenwaterdeath...• Hypothese: RT↑, SCR↑→ unbewusster/verdrängter <strong>Konflikt</strong> +freie Assoziation → verdrängter Inhalt → Widerstand, <strong>Verdrängung</strong>(Verzögerung, g, emotionale Reaktion)


<strong>Verdrängung</strong>Levinger & Clark (1961): “Emotional factors in theforgetting of word associations“headgreen• Adaptation <strong>von</strong> Jungs Paradigma+ Gedächtnistest waterdeath...…Resultate:SCR ↑ → Vergessen+RT ↑ → Vergessen• Replikationen:- Rossmann, Psychological Research, 1983- Köhler & Wilke, PsychotherapiePsychosomatik med. Psychologie, 1999- Thöns, Unveröffentlichte Dissertation 2002headgreenwaterdeath...?


<strong>Verdrängung</strong>Exper<strong>im</strong>entelles Design: Freie Assoziationsphase• 18 gesundeProbanden• 150 WörterSchmeing, Kehyayan et al., in Revision


<strong>Verdrängung</strong>Exper<strong>im</strong>entelles Design: AbrufphaseSchmeing, Kehyayan et al., in Revision


<strong>Verdrängung</strong>Verhaltensergebnisse: Reaktionszeit und SCR• RT ↑ → anschließendes Vergessen• SCR ↑ → anschließendes VergessenSchmeing, Kehyayan et al., in Revision


<strong>Verdrängung</strong>fMRT Ergebnisse: vergessen vs. erinnert• ACC ↑ → Vergessen• ACC: <strong>Konflikt</strong>detektion/-verarbeitungSchmeing, Kehyayan et al., in Revision


<strong>Verdrängung</strong>Follow-up Exper<strong>im</strong>ent: freie Assoziationsphase18 andere Probanden2 Hauptänderungen:1. Sätze als St<strong>im</strong>ulus:neutral, negativ,konfliktbezogen2. Nennen <strong>von</strong>3 Wörtern,freie Assoziation für 1 min.Schmeing, Kehyayan et al., in Revision


<strong>Verdrängung</strong>Follow-up Exper<strong>im</strong>ent: AbrufphaseSchmeing, Kehyayan et al., in Revision


<strong>Verdrängung</strong>Die Sätze• 6 neutrale: z.B. “Ich versuche, regelmäßig die Nachrichten zuschauen. “• 6 negative: zB z.B. “Manchmal fürchte ich mich, wenn ich allein<strong>im</strong> Dunkeln laufe.“• 12 konfliktbezogene, (psychodynamische Theorie):1. Versorgung vs. Autarkie-<strong>Konflikt</strong>:z.B. “Ich wurde <strong>im</strong> Leben <strong>im</strong>mer vernachlässigt“2. Selbstwertkonflikte:z.B. “Ich ekle mich manchmal vor mir selbst.“Schmeing, Kehyayan et al., in Revision


<strong>Verdrängung</strong><strong>Konflikt</strong>sätzeVersorgung vs. Autarkie (passiv)• Ich kam <strong>im</strong> Leben bislang <strong>im</strong>mer zu kurz• Ich wünsche mir, dass sich mal endlich jemand um mich kümmert• Ich habe das Gefühl, dass ich <strong>im</strong>mer zu wenig bekomme• Ich fühle mich eigentlich nur gut, wenn jemand für mich da istVersorgung vs. Autarkie (aktiv)• Ich gebe so viel, ohne dass es wirklich belohnt wird• Ich kann nicht ,,Nein’’ sagen, wenn andere mich um Hilfe bitten• Ich brauche nichts und niemanden, um glücklich zu sein• Ich hasse es, anderen Menschen zur Last zu fallenSelbstwertkonflikt (passiv)• Ich habe meistens ein sehr niedriges Selbstwertgefühl• Ich schäme mich oft darüber wie ich bin• Ich ekle mich manchmal vor mir selbst• Ich schätze mich oft als wenig kompetent t einSchmeing, Kehyayan et al., in Revision


<strong>Verdrängung</strong>Verhaltensergebnisse: Reaktionszeit und SCR• RT ↑ → anschließendes Vergessen• SCR ↑ → anschließendes VergessenSchmeing, Kehyayan et al., in Revision


<strong>Verdrängung</strong>fMRT Ergebnisse: konfliktbezogen vs. negativ• <strong>Konflikt</strong>bedingung:ACC ↑ (<strong>Konflikt</strong>verarbeitung)parahippocampaler pp p Cortex ↓ (deklaratives Gedächtnis)Schmeing, Kehyayan et al., in Revision


<strong>Verdrängung</strong>Ausblick: Geplante StudienKlinische Validierung des Paradigmas• Individualisierung der St<strong>im</strong>uli, z.B. durchOPD(Operationalisierte psychodynamischeDiagnostik)• Anwendung bei Klienten einergpsychodynamischen/analytischenPsychotherapie


<strong>Verdrängung</strong>Vom Labor zur Klinik: Eine Studie an Klienten30 Klienten einer psychotherapeutischen GruppentherapieIndividuelle <strong>Konflikt</strong>e: ungelöste und gelöste <strong>Konflikt</strong>eAxmacher und Heinemann, 2012


<strong>Verdrängung</strong>Allein mit der angreifenden MutterMeine Eltern hatten mich an einem Abend <strong>im</strong> August zum Essen eingeladen.Während des Essens äußerte meine Mutter ihren Unmut darüber, dass mein Vaternoch keine Idee für die Geburtstagsfeier zum 70. Geburtstag hatte. Mein Vater hörtesich das schweigend an.Nach dem Essen zog mein Vater sich ins Wohnz<strong>im</strong>mer zurück. Meine Mutterbesch<strong>im</strong>pfte mich, dass ich die schlechte psychische Verfassung meines Vaters nichtsehen wollte. Ich hätte ihn ermutigt, seine begonnene Therapie abzubrechen. Be<strong>im</strong>Versuch, ihr zu widersprechen, ließ sie mich nicht ausreden. Sie verstärkte ihrenAngriff und äußerte, dass sie sich ihr ganzes Leben <strong>von</strong> mir allein gelassen gefühlthätte. Ich weinte und fühlte mich völlig hilflos. Mein Vater blieb <strong>im</strong> Wohnz<strong>im</strong>mersitzen und kam nicht zur Hilfe. Ich fuhr dann schließlich weinend nach Hause. Ichwünschte mir, dass meine Eltern mich anriefen, um sich nach mir zu erkundigen.Aber nichts geschah. Nach einer Woche rief ich meine Eltern dann selbst an. MeinVater tat so, als wäre nichts geschehen. Meine Mutter sprach zwei Wochen nichtmehr mit mir.Be<strong>im</strong> nächsten Besuch war die Welt bei meinen Eltern wieder völlig in Ordnung. Eswar so, als wäre nie etwas passiert.Axmacher und Heinemann, 2012


<strong>Verdrängung</strong>Gespräch mit meinem VaterIch bat meinen Vater um ein Gespräch und hielt einen Spaziergang für denangemessenen Rahmen. Ich sprach zunächst den letzten Besuch zu Hause an undthematisierte den Dauerkonflikt, den ich mit meiner Mutter habe.Wieder hielt ich meinem Vater vor, dass er mich in <strong>Konflikt</strong>situationen mit der Mutterallein gelassen habe. Er selbst war der Meinung, dass es nicht gut gewesen wäre,sich in diesen <strong>Konflikt</strong> einzumischen.Ich machte ihm aber deutlich, wie schmerzlich es für mich gewesen ist, weinendganz alleine nach Hause zu fahren und tagelang g damit alleine zu bleiben, was icherlebt habe. Ich hätte mir gewünscht, dass er mich angerufen hätte und sich nachmeinem Zustand erkundigt hätte.Diese Situation machte ihn selber sehr traurig und er fand es <strong>im</strong> Rückblick schade,dass er sich nicht bei mir gemeldet habe. Er versprach mir, mich bei dem nächsten<strong>Konflikt</strong> mit meiner Mutter zu unterstützen und mich nicht mehr alleine zu lassen.Axmacher und Heinemann, 2012


<strong>Verdrängung</strong>Kommentar zur Erfahrung <strong>im</strong> MR-ScannerWährend der Untersuchung <strong>im</strong> Scanner habe ich die Situationen aus denGruppensitzungen erneut erlebt, habe dieselben Bilder vor den Augen gehabt unddieselbe Hilflosigkeit gefühlt. Während der negativen Geschichten habe ich erneutmeinen Schmerz, meine Verletzung und meine Tränen der Verzweiflung gespürt. Mirist erneut klar geworden, dass mich mein Vater während er Auseinandersetzungenmit meiner Mutter ganz allein gelassen hatte. Ich habe wieder den Schmerz gefühltund mir gewünscht, verstanden und eben nicht allein gelassen zu werden.Unterstützt durch die vertraute St<strong>im</strong>me <strong>von</strong> Dr. Heinemann konnte ich es ertragen, alldies noch einmal zu erleben.Bei den positiven Geschichten habe ich gespürt, wie ich unterstützt und gehaltenwurde. Ich habe nicht versucht, meinen Kummer zu unterdrücken, sondern habe ihnzugelassen, und aus den Tränen der Verzweiflung wurden Tränen der Erleichterung.Axmacher und Heinemann, 2012


Vom Labor zur Klinik: fMRT-ErgebnisseNoch ungelöste <strong>Konflikt</strong>e: Aktivierung der Insel Integration unbewusster Affekte und bewusster Kognitionen Bewusstwerdung verdrängter Gefühle?Bearbeitete <strong>Konflikt</strong>e: Aktivierung des G. temporalis superior Verarbeitung emotionaler St<strong>im</strong>menAxmacher und Heinemann, 2012


Übersicht1. <strong>Verdrängung</strong>2. Ein Resultat der <strong>Verdrängung</strong>: Konversion3. Dissoziation


KonversionUnterdrückung, <strong>Verdrängung</strong> und KonversionWillentliche Gedächtnisunterdrückung(directed forgetting, think/no-think)DLPFC<strong>Konflikt</strong>bezogene Gedächtnisunterdrückung(<strong>Verdrängung</strong>)ACCHippocampusHippocampus?Löschung hippocampaler (bewusster)Gedächtnisspuren• Löschung bewusster Gedächtnisspuren Folgen?


KonversionEntstehung <strong>von</strong> KonversionssymptomenEntstehung <strong>von</strong> Konversionssymptomen:• <strong>Konflikt</strong>e <strong>Verdrängung</strong>• psychische Energie bleibt unbewusst erhalten,<strong>Konflikt</strong>-assoziierte Handlungen werden unwillentlich reproduziert• Konversionssymptome sind transformierte Äußerung unbewusster<strong>Konflikt</strong>e:„hysterische Symptome werden durch affektive Motive und <strong>Konflikt</strong>eausgelöst, die unbewusst verdrängt und in körperliche Beschwerden mitsymbolischem Wert transformiert werden.“ (Vuilleumier 2005, S. 314;Übersetzung N.A.)Breuer und Freud, 1895


KonversionVuilleumier: ÜbersichtsartikelVuilleumier, 2005


KonversionNeuro<strong>im</strong>aging-Studie zu KonversionVuilleumier et al.,2001:SPECT-Studie Studie bei 7Patienten mitunilateralerfunktioneller LähmungVerminderteAktivierung i derBasalganglien vermindertemotivationale Kontrolleder Bewegung[libidinöse Besetzung]Vuilleumier, 2005


Bildgebende Studien zur KonversionsstörungNeuro<strong>im</strong>aging-Studien zu Konversion• Zusätzlich vermehrte Konnektivität zwischen Basalganglien, Thalamus undinferior frontalen/orbitofrontalen Arealen:„[…] Änderungen in Basalganglien-Thalamus-Netzwerken könnten eine Hemmung desmotorischen Verhaltens durch affektive oder Stress-Signale aus dem orbitofrontalen Cortexoder ventralen frontalen Cortex repräsentieren“ (S. 324; Übersetzung N.A.)• Versuch der Bewegungsinititiation bei psychogener oder hypnotischerLähmung oder taktile St<strong>im</strong>ulation bei psychogener Hypästhesie: Aktivierung g( (u.a.) <strong>im</strong> ACC• Aktivierung des ACC bei Konversionssymptomen?Vuilleumier, 2005


Marshallet al. 1997paralysistraumahistorymovementpreparation andACC, OFC M1 1 affected vs.unaffected leginhibition of PFCby ACC and OFCexecution (PET)Halligan et paralysishypnosis movement ACC, OFC M1 1 affected vs. same mechanismsal. 2000preparation andexecution (PET)unaffected leg in hypnosis andconversionSpence et paralysisconversion movement of‐ DLPFC 2 patients vs. disorder ofal. 2000affected handcontrol (PET) voluntary control(PET)Mailis‐ Sen‐ pain andtactileanterior ACCinsula, thalamus,4 perceived vs.inhibitionGagnon etal. 2003sory conversiondisorderst<strong>im</strong>ulationS1/S2, posteriorACC, PFCunperceivedst<strong>im</strong>ulationWerring et Visual Unexplained visual st<strong>im</strong>ulation IFG, insula, visual cortex 5 patients vs. inhibitional. 2004 visual loss claustrum, striatum,controlthalamus, l<strong>im</strong>bic, PCCBurgmeret al. 2006para‐lysisconversion movementobservation‐ M1 4 patients vs.controldisorder ofmovementconceptualizationGhaffar etal. 2006SensoryUnexplainedsensory losstactilest<strong>im</strong>ulationACC, striatum, OFC,thalamusS1 3 st<strong>im</strong>ulation vs. nost<strong>im</strong>ulation‐de Langeet al. 2007paralysisconversion<strong>im</strong>aginedmovementvmPFC, ACC, superiortemporal cortex‐ 8 affectedvs.unaffected handpathological selfmonitoringStone etal. 2007conversionmovementattemptbasal ganglia, insula,IFG, lingual gyrusM1, OFC, MFG 4 patients vs.malingerersmore diffuseactivation inpatientsrepressionparalysisKanaan etparalysisrepression repressed eventsmemory recall ofamygdala, dl IFG, ACC M1 1 repressed vs.ial., 2007non‐repressed


Marshallet al. 1997paralysistraumahistorymovementpreparation andACC, OFC M1 1 affected vs.unaffected leginhibition of PFCby ACC and OFCexecution (PET)Halligan et paralysishypnosis movement ACC, OFC M1 1 affected vs. same mechanismsal. 2000preparation andexecution (PET)unaffected leg in hypnosis andconversionSpence et paralysisconversion movement of‐ DLPFC 2 patients vs. disorder ofal. 2000affected handcontrol (PET) voluntary control(PET)Mailis‐ Sen‐ pain andtactileanterior ACCinsula, thalamus,4 perceived vs.inhibitionGagnon etal. 2003sory conversiondisorderst<strong>im</strong>ulationS1/S2, posteriorACC, PFCunperceivedst<strong>im</strong>ulationWerring et Visual Unexplained visual st<strong>im</strong>ulation IFG, insula, visual cortex 5 patients vs. inhibitional. 2004 visual loss claustrum, striatum,controlthalamus, l<strong>im</strong>bic, PCCBurgmeret al. 2006para‐lysisconversion movementobservation‐ M1 4 patients vs.controldisorder ofmovementconceptualizationGhaffar etal. 2006SensoryUnexplainedsensory losstactilest<strong>im</strong>ulationACC, striatum, OFC,thalamusS1 3 st<strong>im</strong>ulation vs. nost<strong>im</strong>ulation‐de Langeet al. 2007paralysisconversion<strong>im</strong>aginedmovementvmPFC, ACC, superiortemporal cortex‐ 8 affectedvs.unaffected handpathological selfmonitoringStone etal. 2007conversionmovementattemptbasal ganglia, insula,IFG, lingual gyrusM1, OFC, MFG 4 patients vs.malingerersmore diffuseactivation inpatientsrepressionparalysisKanaan etparalysisrepression repressed eventsmemory recall ofamygdala, dl IFG, ACC M1 1 repressed vs.ial., 2007non‐repressed


Konversion<strong>Verdrängung</strong> vs. UnterdrückungWillentliche Gedächtnisunterdrückung(directed forgetting, think/no-think)DLPFC<strong>Konflikt</strong>bezogene Gedächtnisunterdrückung(<strong>Verdrängung</strong>)ACCHippocampusHippocampusLöschung hippocampaler (bewusster) • Löschung bewusster GedächtnisspurenGedächtnisspuren • Anlage pathogener unbewussterGedächtnisspuren?


KonversionDie pathologischen Folgen der <strong>Verdrängung</strong>• Warum gelingt die Löschung <strong>von</strong> Gedächtnisspuren bei der <strong>Verdrängung</strong> nicht?• Warum gibt es kein Vergessen? Freud: weil die Erinnerung relevant war:Die bewusste Gedächtnisspur war libidinös besetzt diese Besetzung wird nun unbewusst Zusammenhang <strong>von</strong> <strong>Verdrängung</strong> und Änderung libidinöser Besetzung?


KonversionDie pathologischen Folgen der <strong>Verdrängung</strong>1. Hysterie/Konversion:ACCInhibition: Abzug libidinöser EnergieHippocampusBewusste Erinnerung(z.B. an Pflege des Vaters)Motorik/Sens.Bewusste / willentlichegesteuerte Körperfunktion


Konversion<strong>Verdrängung</strong> und Besetzung1. Hysterie/Konversion:ACCInhibition: Abzug libidinöser Energie„Belohnungs-system“HippocampusBewusste Erinnerung(z.B. an Pflege des Vaters)Motorik/Sens.Bewusste / willentlichegesteuerte Körperfunktion


KonversionLibidinöse Umbesetzung1. Hysterie/Konversion:ACCPositivsymptome: „Belohnungs- Unwillkürliche Änderung der Besetzung system“MotorikHippocampusBewusste Erinnerung(z.B. an Pflege des Vaters)Motorik/Sens.Bewusste / willentlichegesteuerte Körperfunktion


KonversionNeuro<strong>im</strong>aging-Studien zu KonversionÜbersicht: Bildgebungsstudien zu KonversionInaktivierung / Aktivierung des Belohnungssystems?


Marshallet al. 1997paralysistraumahistorymovementpreparation andACC, OFC M1 1 affected vs.unaffected leginhibition of PFCby ACC and OFCexecution (PET)Halligan et paralysishypnosis movement ACC, OFC M1 1 affected vs. same mechanismsal. 2000preparation andexecution (PET)unaffected leg in hypnosis andconversionSpence et paralysisconversion movement of‐ DLPFC 2 patients vs. disorder ofal. 2000affected handcontrol (PET) voluntary control(PET)Mailis‐ Sen‐ pain andtactileanterior ACCinsula, thalamus,4 perceived vs.inhibitionGagnon etal. 2003sory conversiondisorderst<strong>im</strong>ulationS1/S2, posteriorACC, PFCunperceivedst<strong>im</strong>ulationWerring et Visual Unexplained visual st<strong>im</strong>ulation IFG, insula, visual cortex 5 patients vs. inhibitional. 2004 visual loss claustrum, striatum,controlthalamus, l<strong>im</strong>bic, PCCBurgmeret al. 2006para‐lysisconversion movementobservation‐ M1 4 patients vs.controldisorder ofmovementconceptualizationGhaffar etal. 2006SensoryUnexplainedsensory losstactilest<strong>im</strong>ulationACC, striatum, OFC,thalamusS1 3 st<strong>im</strong>ulation vs. nost<strong>im</strong>ulation‐de Langeet al. 2007paralysisconversion<strong>im</strong>aginedmovementvmPFC, ACC, superiortemporal cortex‐ 8 affectedvs.unaffected handpathological selfmonitoringStone etal. 2007conversionmovementattemptbasal ganglia, insula,IFG, lingual gyrusM1, OFC, MFG 4 patients vs.malingerersmore diffuseactivation inpatientsrepressionparalysisKanaan etparalysisrepression repressed eventsmemory recall ofamygdala, dl IFG, ACC M1 1 repressed vs.ial., 2007non‐repressed


Übersicht1. <strong>Verdrängung</strong>2. Ein Resultat der <strong>Verdrängung</strong>: Konversion3. Dissoziation


DissoziationTraumatheorien: Definitionen• Traumaereignis: „objektiv extremesäußeres Ereignis, das eine intensiveBedrohung für Leib und Leben darstellt.“• Traumaerleben: „Eine extreme seelischeVerletzung, die Angst und Schreckenhervorruft, verbunden mit einerErschütterung des Selbst- undWeltverständnisses und einem Zustandvölliger Verzweiflung und Hilflosigkeit.“• Traumafolgen: „Ein Ereignis bzw.Erlebnis, das die Bewältigungs- undAbwehrfunktion eines Menschenzerbricht und einen seelischenAusnahme-Zustand, eine Art seelischerOhnmacht hervorruft.“


DissoziationPeritraumatische DissoziationExekutive Ich-Funktionen beschädigt Abspaltung der traumatischen Erfahrung und derbeteiligten Selbstanteile„die Spaltungsabwehr [hat] zur Folge […], dass die Persönlichkeitfragmentiert wird und verschiedene Selbst-Zustände, insbesondereder traumatisierte und der nicht-traumatisierte, auseinandergehaltenwerden.“;„Psychodynamisch betrachtet, handelt es sich um eine Ich-Regression in den Funktionszustand, der die frühen Phasen derEntwicklung best<strong>im</strong>mt hat.“ (S. 149)• Fehlender Kontakt mit traumatischer Erfahrung: keine <strong>Verdrängung</strong> möglich Rekrutierung unreifer Abwehrmechanismen(Regression):„Introjektion Introjektion“ der traumatischen Erfahrung


DissoziationÜbersicht• Konzept <strong>von</strong> Janet für die Entstehunghysterischer Phänomene: als Ursache werdennicht integrierbare Traumatisierungenangenommen• Definition nach DSM IV:„Wesensmerkmal dissoziativer Störungen ist dieUnterbrechung normalerweise integrierter Funktionen desBewusstseins, des Gedächtnisses, der Identität oder derWahrnehmung der Umwelt. Die Störung kann plötzlich, inStufen, vorübergehend oder chronisch verlaufen.“


DissoziationDissoziation und KonversionPhänomenologisch Nähe <strong>von</strong> Dissoziation und Konversion:„das traditionelle Hysteriekonzept vereinigte explizit die dissoziativen psychischen unddie konversiven somatischen Symptome unter einem übergeordneten nosologischenDach.“ (Eckhardt-Henn und Hoffmann 2004, S. 116)• Beide Prozesse sind „Ausdruck einer Störung der integrierendenFunktion des Bewusstseins“ (S. 119)• ICD 10: keine Trennung <strong>von</strong> Dissoziation und Konversion (↔ DSM IV)


DissoziationKlassifikation: ICD 10ICD 10CodeF44.0 Dissoziative AmnesieF44.1 Dissoziative FugueF44.2 Dissoziativer StuporBezeichnungF44.3 Trance- und BesessenheitszuständeF44.4 Dissoziative BewegungsstörungF44.5 Dissoziative KrampfanfälleF44.6 Dissoziative SensibilitätsstörungenF44.7 Dissoziative Störungen, gemischtF44.8 Sonstige dissoziative StörungenF44.9 Dissoziative Störung, nicht näher bezeichnetps sychischkörper rlich• Eine Kategorie für psychische und körperliche Störungen


DissoziationDissoziation und KonversionKonversion:• Bildung körperlicher Symptome durch <strong>Verdrängung</strong> <strong>von</strong> <strong>Konflikt</strong>en• eher verwendet bei neurotischen Störungen (<strong>Konflikt</strong>en): reiferAbwehrprozessDissoziation:• Bewusstseinsspaltung• eher verwendet bei strukturellen und Persönlichkeitsstörungen;Somatisierungsstörung:• körpernaher als Konversion, noch unreifer als Dissoziation


DissoziationInteraktionen <strong>von</strong> Hippocampus und Amygdala• Moderater Stress / Emotionen: Amygdala aktiviert den HippocampusAmygdala Hippocampus Corticoide• Furchtantwort der Amygdala wird durch Hippocampus gehemmtAmygdalaHippocampus• Extremer Stress: Amygdala aktiviert, Hippocampus gehemmtAmygdala ↑ Hippocampus Corticoide


DissoziationDas Traumafilmparadigma <strong>im</strong> ScannerHenckens et al., 2009


DissoziationParadigmaHenckens et al., 2009


DissoziationErgebnisseParadigma führt zu Stressinduktion:• Subjektiver Stress ↑• Herzrate ↑• Cortisol-Level ↑Henckens et al., 2009


DissoziationErgebnisseParadigma führt zu Stressinduktion:• Subjektiver Stress ↑• Herzrate ↑• Cortisol-Level ↑• Pupillendurchmesser ↑Henckens et al., 2009


DissoziationErgebnisse• Stress verbessert Gedächtnisbildung• Hippocampus-Aktivierung unter Stressverhindert Gedächtnisbildung dual representation ti theory (Brewin)?• Amygdala-Antwort Antwort in ähnlichem Paradigmaerhöht (van Marle et al., Biol Psychiatry 2009)Henckens et al., 2009


DissoziationOffene Fragen• Gedächtnis für den Film selbst wurde nicht untersucht keine Unterscheidung zwischen Gedächtnis für „periphere periphere“ und„zentrale“ Ereignisse (weapon focussing effect):• Wurden periphere Details des Films schlechter erinnert?• Verhindert tAmygdala-Aktivierung Akti i („situationally ti accessiblememory“, Brewin) Gedächtnisbildung?• Gegenseitige Hemmung <strong>von</strong> Hippocampus und Amygdala?• Intrusionen wurden nicht untersucht führt Amygdala-Aktivierung Aktivierung zu Intrusionen?„Fast alle dieser Studien [über die Verbesserung des Gedächtnisses durch arousal; NA]haben traditionelle Maße des Abrufs und der Wiedererkennung verwendet und habennicht beachtet, dass emotionales Material häufig unwillentlich erinnert wird. Dies istwichtig, weil […] gerade unwillentliche Erinnerungen ein besonderes Problem beiklinischen Störungen wie der posttraumatischen Belastungsstörung darstellen.“ (Brewin2005, S. 134; Übersetzung N.A.)


Unterdrückung, <strong>Verdrängung</strong> und DissoziationDrei Arten der Hippocampusunterdrückung:1. Willentlich (DLPFC): think/no-think Paradigma2. Durch <strong>Konflikt</strong>e (ACC): Assoziationsstudien3. Durch Traumatisierung/Stress


Ab ArbeitsgruppeDeutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (Bonn)Dr. Hweeling Dipl.-Psych.Cand. med. Paul YilmazLee Anna C. Schmidt Messing-Flöter SagikKlinik für Epileptologie, Universität Bonn (Emmy Noether-Gruppe)PD Dr.Jürgen FellDr. HuiZhangM.Sc. CarinaOehrnM.Sc. AmirJahanbekamM.Sc. MarcinLeszczynskiDipl.-Psych.Lorena DeukerCand. med.Aram KehyayanCand. med.Jo-BirgerSchmeing


Das Neuropsychoanalyse-TeamDeutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (Bonn)Dr. Hweeling Dipl.-Psych.Cand. med. Paul YilmazLee Anna C. Schmidt Messing-Flöter SagikKlinik für Epileptologie, Universität Bonn (Emmy Noether-Gruppe)PD Dr.Jürgen FellDr. HuiZhangM.Sc. CarinaOehrnM.Sc. AmirJahanbekamM.Sc. MarcinLeszczynskiDipl.-Psych.Lorena DeukerCand. med.Aram KehyayanCand. med.Jo-BirgerSchmeingKooperationspartnerPD Dr. Henrik Kessler (Institut fürMedizinische Psychologie, Bonn)Dr. Alois Heinemann (Institut fürNeuropsychoanalyse und AngewandteSozialpsychologie, Willich)


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