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Journal Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW Nr. 32

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EditorialInhaltNeue <strong>Netzwerk</strong>professorInnen stellen sich vorProf. Dr. Ingrid Jungwirth 6Prof. Dr. Carola Bauschke-Urban 8Dr. Regina Heimann 10Prof. Allison Pugh – Gastprofessorin an der RUB 11Forschung, Vernetzung & AktivitätenDen wissenschaftlichen Mittelbau gibt es nicht 12Zukunftsfragen <strong>und</strong> Genderforschung – Ein interdisziplinärer Forschungsdialog 12Gender Planning – Von gestern oder für morgen? 12Intimität. Geschlechterwissenschaftliche Perspektiven 13Herausgeben, begutachten & publizieren 13Gleichstellung steuern 13Erstes Fachforum – Betrifft <strong>Frauen</strong>ges<strong>und</strong>heit 14Starke <strong>Frauen</strong> in der Wissenschaft 14Philosophie <strong>und</strong> Diversity 14Gleichstellungsrecht – Gleichstellungspraxis 15Gender als Indikator für gute Lehre 15Tätigkeitsbericht des <strong>Netzwerk</strong>s für das Jahr 2012 15Arbeitspapier zur Studie „Professorinnen – wo seid Ihr?“ 15Neue Ausgabe des onlinejournals kultur & geschlecht 16<strong>Geschlechterforschung</strong> Niedersachsen. Bericht <strong>und</strong> Empfehlungen 16WAR WAS? Heimat im Ruhrgebiet. Erinnerungsorte <strong>und</strong> Gedächtnisräume 16PersonaliaProf. Dr. Tanja Paulitz ist neue Professorin für Gender- <strong>und</strong> Lebenslaufforschung an der RWTH Aachen 17Prof. Dr. Gaja von Sychowski ist neue Professorin an der Musikhochschule Lübeck 17Prof. Dr. Diana Lengersdorf ist neue Juniorprofessorin für Geschlecht, Technik <strong>und</strong> Organisation ander Universität zu Köln 17Prof. Dr. Rita Braches-Chyrek ist neue Professorin an der Universität Bamberg 17Neue Projekte stellen sich vorProjekte aus dem Landesprogramm „Geschlechtergerechte Hochschulen“ 18Jutta Weber, Anna-Lena Berscheid, Samuel MüllerDegendering the driver? Autonome Fahrzeuge, Mobilität <strong>und</strong> Geschlecht 18Romy Reimer, Birgit RiegrafGeschlechtergerechte Care-Arrangements in Wohn-/Pflegegemeinschaften? 19Katharina Walgenbach, Friederike ReherPrivilegien reflektieren – Gesprächsanalysen zum „Privilegientest“ in Gender- <strong>und</strong>Diversity-Bildungskontexten 20Gabriele Wilde, Annette ZimmerGeschlechterverhältnisse in autoritären <strong>und</strong> hybriden Regimen 21<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 3


Weitere neue Genderprojekte 22Stefanie Schlößer, Bettina Hieming, Nicole Auferkorte-Michaelis, Carmen Leicht-ScholtenChanceMINT.<strong>NRW</strong> – Karriereentwicklung für Studentinnen in Hochschulen <strong>und</strong> Unternehmen 22Barbara Rendtorff, Sandra Glammeier, Verena VogelsangSexuelle Gewalt in pädagogischen Kontexten 23Elke Kleinau, Lisa Rosen, Alexandra Damm„Feminisierung des Lehrberufes“ – eine These <strong>und</strong> ihre Bedeutung für die aktuelle Krise der Schule 24„Prejudices are what fools use for reason“ 24GenderTime – Transferring Implementing Monitoring Equality 25BeiträgeSandra ReinertGender Studies an nordrhein-westfälischen Hochschulen 26Uta C. SchmidtZur „Frühgeschichte“ der Gender Studies in <strong>NRW</strong>. Die Anfänge des <strong>Netzwerk</strong>s <strong>Frauen</strong>forschung 33Brigitta WredeDas Interdisziplinäre Zentrum für <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> (IFF) an der Universität Bielefeld –Entwicklungen, Positionierungen <strong>und</strong> Perspektiven einer zentralen Einrichtung 43Maren A. JochimsenZiele <strong>und</strong> Arbeitsschwerpunkte des Essener Kollegs für <strong>Geschlechterforschung</strong> (EKfG) 48Claudia MahsZentrum für Geschlechterstudien/Gender Studies der Universität Paderborn 52Susan BanihaschemiInter-/Transdisziplinarität in den Gender Studies – Herausforderungen für die Lehre 54Stephanie Sera, Kim SiekierskiHerausforderung Gender Studies: Entwicklungen <strong>und</strong> Perspektiven an der Ruhr-Universität Bochum 58Carola Bauschke-Urban, Ingrid JungwirthPraxis, Forschung <strong>und</strong> Internationalität 61Manuela KleineDas Weiterbildende Studium <strong>Frauen</strong>Studien an der Universität Bielefeld 65Thea Jacobs, Svenja SpyraInterdisziplinarität in der wissenschaftlichen Praxis – Anspruch <strong>und</strong> Wirklichkeit 68TagungsberichteElisabeth Grabner-Niel, Ilona Pache, Tanja Rietmann, Birgitta WredeKonferenz der Einrichtungen für <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> Geschlechterstudien im deutschsprachigen Raum (KEG) 75Kirsten Heusgen, Dorothee Koch, Sigrid Metz-Göckel, Christina Möller,Ramona Schürmann, Petra SelentOptimale Bedingungen für Wissenschaftskarrieren? – Arbeits- <strong>und</strong> lebensweltlicheEinflussfaktoren auf den Ausstieg aus <strong>und</strong> den Verbleib in der Wissenschaft 80Ines EckardtTransnationale Räume <strong>und</strong> Geschlecht 83Ulla Hendrix„Quote für die große Transformation?“ 86BuchbesprechungenUlrike Schildmann rezensiertKampshoff, Marita/Wiepcke, Claudia (Hrsg.), (2012): <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>und</strong> Fachdidaktik 89Annette Zimmer rezensiertBeaufays, Sandra/Engels, Anita/Kahlert, Heike (Hrsg.), (2012): Einfach Spitze? NeueGeschlechterperspektiven auf Karrieren in der Wissenschaft 91Neuerscheinungen 944 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Newszierter Migrantinnen, die aus postsozialistischenStaaten zugewandert <strong>und</strong> in den MINT-Fächernqualifiziert sind. Zielsetzung ist es, nähere Erkenntnisseüber die Situation von Migrantinnenmit Hochschulabschluss in der Arbeitsweltzu gewinnen. Ausgrenzungsmechanismen, diesich auf Geschlecht <strong>und</strong> den Status als Migrantinbeziehen, erweisen sich als ausgesprochenwirkmächtig auch auf dem Niveau einer Hochschulausbildung.Insbesondere die auch in der<strong>Geschlechterforschung</strong> entwickelte Soziologiedes Lebenslaufs, die das Zusammenwirken gesellschaftlicherInstitutionen für die Analyse vonBerufs- <strong>und</strong> Lebenslauf in den Mittelpunkt stellt,wird für die Untersuchung der Berufsverläufe vonMigrantinnen aufgegriffen <strong>und</strong> weiterentwickelt.Darüber hinaus wird untersucht, in welcher WeiseAusgrenzungserfahrungen am Arbeitsplatz denBerufsverlauf bestimmen. Zentrale Ergebnissedieser Studie sind, dass erstens das technischeFeld weit weniger offen für den internationalenTransfer von Qualifikationen ist, als gemeinhinangenommen wird. Zweitens bestätigt sich, wasaus anderen Studien über die Arbeitsmarktintegrationvon Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten bekanntist, nämlich dass Geschlecht entscheidend für denBerufsverlauf nach der Migration ist. Dabei konntenwir herausarbeiten, welche Mechanismen zurReproduktion von Ungleichheit wirksam werden.Ausgewählte Veröffentlichungen- Ingrid Jungwirth (2012a): Eine Frage des Geschlechts– Arbeitsmarktintegration hochqualifizierterMigrantinnen <strong>und</strong> Migranten, in: BMBF(Hg.): Arbeitsmarktintegration hochqualifizierterMigrantinnen. Berufsverläufe in Naturwissenschaft<strong>und</strong> Technik. Bonn, S. 8–14.- Ingrid Jungwirth (2012b): Geographische Mobilität<strong>und</strong> beschränkte Möglichkeiten – Berufsverläufehochqualifizierter Migrantinnen, in:BMBF (Hg.): Arbeitsmarktintegration hochqualifizierterMigrantinnen. Berufsverläufe in Naturwissenschaft<strong>und</strong> Technik. Bonn, S. 15–24.- Ingrid Jungwirth/Anna Bouffier/Grit Grigoleit/Andrea Wolffram (2012c): HochqualifizierteMigrantinnen an die Spitze!, in: BMBF (Hg.):Arbeitsmarktintegration hochqualifizierter Migrantinnen.Berufsverläufe in Naturwissenschaft<strong>und</strong> Technik. Bonn, S. 3–7.- Ingrid Jungwirth/Andrea Wolffram (Hg.) (2013):Hochqualifizierte Migrantinnen – Teilhabe anArbeit <strong>und</strong> Gesellschaft. Opladen: Verlag BarbaraBudrich (in Vorbereitung). Darin u. a.:Ingrid Jungwirth: Bo<strong>und</strong>ary work: HochqualifizierteMigrantinnen in den MINT-Berufen.- Ingrid Jungwirth (2011a): Geschlechtliche Konfigurationenin grenzüberschreitenden Berufsverläufenvon Migrantinnen, in: Vinz, Dagmar/Smykalla, Sandra (Hg.): Intersektionalität <strong>und</strong>Chancengleichheit. Münster: WestfälischesDampfboot, S. 181–199.- Ingrid Jungwirth (2011b): The change of normativegender orders in the course of migration:highly qualified migrant women in Germany,in: Nowak, Marek/Nowosielski, Michal (Hg.):(Post)transformational Migration. Inequalities,Welfare State, and Horizontal Mobility.Frankfurt/M: Peter Lang Verlag, S. 227–252.- Ingrid Jungwirth (2011c): Gendered configurations:transborder professional careers of migrantwomen, Migration and Ethnic Themes,No. 1, S. 105–121.- Ingrid Jungwirth (2010a): (Un-)Sicherheitsverhältnisse:Illegalisierung <strong>und</strong> die neue Organisationder Reproduktionsarbeit. Ad-hocGruppe: Fluchtmigration <strong>und</strong> Illegalisierungin unsicheren Zeiten, in: Soeffner, Hans-Georg(Hg.): Unsichere Zeiten. Herausforderungengesellschaftlicher Transformationen. Verhandlungendes 34. Kongresses der Deutschen Gesellschaftfür Soziologie in Jena. Wiesbaden: VSVerlag.- Ingrid Jungwirth (2010b): Zur Spezifität vonDiskursen. Die Rede von Identität in Sozialwissenschaften<strong>und</strong> sozialen Bewegungen,in: Frietsch, Ute/Wülfingen, Bettina Bock von(Hg.): Epistemologie <strong>und</strong> Differenz. Zur Reproduktiondes Wissens in den Wissenschaften.Bielefeld: transcript, S. 153–169.- Ingrid Jungwirth/Karin Scherschel (2010c): Ungleichprekär – zum Verhältnis von Arbeit, Migration<strong>und</strong> Geschlecht, in: Manske, Alexandra/Pühl, Katharina (Hg.): Prekarisierung zwischenAnomie <strong>und</strong> Normalisierung. Münster WestfälischesDampfboot, S. 110–1<strong>32</strong>.- Ingrid Jungwirth/Gesa Buchse/Karin Scherschel(2010d): Einleitung zur Ad-hoc Gruppe: Fluchtmigration<strong>und</strong> Illegalisierung in unsicheren Zeiten,in: Soeffner, Hans-Georg (Hg.): UnsichereZeiten. Herausforderungen gesellschaftlicherTransformationen. Verhandlungen des 34. Kongressesder Deutschen Gesellschaft für Soziologiein Jena. Wiesbaden: VS Verlag.- Ingrid Jungwirth (2009): Rezension zu TurbulenteRänder. Neue Perspektiven auf Migrationan den Grenzen Europas, hg. v. Transit MigrationForschungsgruppe (2007), Das Argument.Zeitschrift für Philosophie <strong>und</strong> Sozialwissenschaften,283, Heft 5, S. 836–837.- Ingrid Jungwirth (2008a): Die transnationaleOrganisation von Arbeit durch Geschlecht <strong>und</strong>Migration im Zuge der EU-Erweiterungen, in:Rehberg, Karl-Siegbert (Hg.): Die Natur der Gesellschaft.Verhandlungen des 33. Kongressesder Deutschen Gesellschaft für Soziologie in<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 7


NewsKontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Ingrid JungwirthSozialwissenschaften mit demSchwerpunkt Diversität <strong>und</strong>InklusionFakultät Gesellschaft <strong>und</strong>ÖkonomieHochschule Rhein-WaalMarie-Curie-Straße 147533 KleveTel.: (02821) 80673-349Fax: (02821) 80673-160ingrid.jungwirth@hochschulerhein-waal.deKassel 2006. Frankfurt/M: Campus, S. 2091–2109.- Ingrid Jungwirth (2008b): The change of normativegender orders in the process of migration:a transnational perspective, COMCADWorking Papers, 48. Bielefeld: Centre of Migration,Citizenship and Development. www.unibielefeld.de/(de)/tdrc/ag_comcad/publications/wp.html.- Ingrid Jungwirth (2007a): Zum Identitätsdiskursin den Sozialwissenschaften – eine postkolonial<strong>und</strong> queer informierte Kritik an GeorgeH. Mead, Erik H. Erikson <strong>und</strong> Erving Goffman.Bielefeld: transcript.- Ingrid Jungwirth (2007b): Sammelrezension zuIn Arbeit: Zukunft. Die Zukunft der Arbeit <strong>und</strong>der Arbeitsforschung liegt in ihrem Wandel, hg.v. Ingrid Kurz-Scherf et al. (2005), Die ganzeWelt zu Hause. Cosmobile Putzfrauen in privatenHaushalten von Maria S. Rerrich (2006),Vom Weltmarkt in den Privathaushalt. Die neuenDienstmädchen im Zeitalter der Globalisierungvon Helma Lutz (2007), Das Argument.Zeitschrift für Philosophie <strong>und</strong> Sozialwissenschaften,271, Heft 3, S. 438–441.- Ingrid Jungwirth (2006): „… to make onebattle and one strategy out of a bewilderingnumber of skirmishes“ – Weiße Normativität<strong>und</strong> Identität in Erik H. Eriksons Identitätstheorie,in: Bechhaus-Gerst, Marianne/Gieseke,Sunna (Hg.): Koloniale <strong>und</strong> postkoloniale Konstruktionenvon Afrika <strong>und</strong> Menschen afrikanischerHerkunft in der deutschen Alltagskultur.Frankfurt/M: Peter Lang Verlag, S. 55–67.- Ingrid Jungwirth (2004): Zur Auseinandersetzungmit Konstruktionen von ‚Weiß-Sein’ –ein Perspektivenwechsel, in: Hertzfeldt, Hella/Schäfgen, Katrin et al. (Hg.): Geschlechter Verhältnisse.Analysen aus Wissenschaft, Politik<strong>und</strong> Praxis. Berlin: Dietz, S. 77–91.Prof. Dr. Carola Bauschke-UrbanProfessorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Genderforschung an der HochschuleRhein-Waal, KleveZur PersonIch bin seit Juli 2012 Professorin für Soziologiemit dem Schwerpunkt Genderforschung (W2) ander Hochschule Rhein-Waal, eine der vier neugegründeten Hochschulen in <strong>NRW</strong>. Dort bin ichStudiengangleiterin des Bachelorstudiengangs„Gender and Diversity“ <strong>und</strong> <strong>Netzwerk</strong>professorindes <strong>Netzwerk</strong>s <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong><strong>NRW</strong>. Zuvor habe ich zwei Genderprofessurenam Institut für Soziologie derUniversität Duisburg-Essen vertreten (2010: SozialeUngleichheit <strong>und</strong> Genderforschung; 2011:Spezielle Soziologie; insbesondere <strong>Geschlechterforschung</strong>,Migrations- <strong>und</strong> Bildungssoziologie)<strong>und</strong> war Postdoc sowie Projektleiterin amZentrum für Hochschulbildung der TU Dortm<strong>und</strong>(früher: Hochschuldidaktisches Zentrum), wo ich2009 als Kollegiatin <strong>und</strong> Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung im Graduiertenkolleg „Wissensmanagement<strong>und</strong> Selbstorganisation im Kontexthochschulischer Lehr-/Lernprozesse“ mit einerArbeit über transnationale Biographien in derWissenschaft promoviert habe.Während der Promotion habe ich an verschiedenenHochschulen gelehrt, unter anderem ander Leibniz Universität Hannover, an der HAWKHildesheim, an der Universität Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> ander Universität Siegen. Mein Weg in die Wissenschaftführte nach einem Tageszeitungsvolontariat<strong>und</strong> langjähriger Arbeit als <strong>Journal</strong>istin für dieHannoversche Allgemeine Zeitung <strong>und</strong> den NDRHörfunk über eine Stelle als Pressesprecherin beider Internationalen <strong>Frauen</strong>universität Technik<strong>und</strong> Kultur (ifu).Ich habe einen Ruf auf eine W2-Professur amFachbereich Kultur- <strong>und</strong> Sozialwissenschaftenan der Hochschule Fulda erhalten (Sozialwissenschaftenmit Schwerpunkt Diversity Studies) <strong>und</strong>werde zum Wintersemester 2013/14 nach Hessenwechseln.8 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


NewsForschungs- <strong>und</strong> ArbeitsschwerpunkteMeine Arbeitsschwerpunkte sind in den Feldernder Gender <strong>und</strong> Diversity Studies, in der Bildungssoziologie,insbesondere Soziologie derHochschule, sowie in den Bereichen der Transnationalisierung,Mobilität <strong>und</strong> Migration, in derBiographie- <strong>und</strong> Lebenslaufforschung. Aktuellleite ich (gemeinsam mit Dr. Katrin Gliemann, TUDortm<strong>und</strong>) eine vom DAAD geförderte Langzeitstudieüber Transnationalität <strong>und</strong> Intersektionalität– Biographien, Lebensläufe <strong>und</strong> Karrieren mobilerHochqualifizierter aus Asien, Lateinamerika<strong>und</strong> Afrika (Laufzeit 2011–2023).An der TU Dortm<strong>und</strong> leite ich gemeinsam mitMarion Kamphans ein von mir initiiertes Forschungs-<strong>und</strong> Entwicklungsprojekt zur Förderungder Potenziale internationaler Studierender sowieStudierender mit Migrationshintergr<strong>und</strong> („Diversityauf dem Campus – Text Lab international“)(Laufzeit: 03/2010–12/2013).Publikationen (Auswahl)- Bauschke-Urban, Carola (2012): Mobil <strong>und</strong> globalvernetzt. Transnationale Bildungsbiographienan der Hochschule. In: Leitner, Martin (Hg.):Internationalisierung der Hochschulen, Hannover(HIS:Forum)- Bauschke-Urban, Carola <strong>und</strong> Metz-Göckel, Sigrid(Hg.) (2011): Transnationalisierung <strong>und</strong>Gender. Schwerpunktheft 01/2011; 3. Jg.,„GENDER. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur<strong>und</strong> Gesellschaft“- Bauschke-Urban, Carola (2011): TransnationaleKarrierewege. Wissenschaft, Migration,Geschlecht. In: Bauschke-Urban, Carola <strong>und</strong>Metz-Göckel, Sigrid (Hg.): Transnationalisierung<strong>und</strong> Gender. Schwerpunktheft 01/2011;3. Jg., „GENDER. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur<strong>und</strong> Gesellschaft“- Bauschke-Urban, Carola <strong>und</strong> Metz-Göckel, Sigrid(2011): Transnationalisierung <strong>und</strong> Gender.Einleitung. In: Transnationalisierung <strong>und</strong> Gender.Schwerpunktheft 01/2011; 3. Jg., „GEN-DER. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur <strong>und</strong> Gesellschaft“- Bauschke-Urban, Carola; Kamphans, Marion<strong>und</strong> Sagebiel, Felizitas (Hg.) (2010): Subversion<strong>und</strong> Intervention. Wissenschaft <strong>und</strong>Geschlechter(un)ordnung. Opladen <strong>und</strong> FarmingtonHills (Barbara Budrich)- Bauschke-Urban, Carola (2010): Im Transit.Transnationalisierungsprozesse in der Wissenschaft.Wiesbaden (VS Verlag), Bd. 46 der Reihe„Geschlecht <strong>und</strong> Gesellschaft“- Bauschke-Urban, Carola (2010): Hochschulenzwischen Transnationalisierung <strong>und</strong> Provinzialität:Intersektionelle Perspektiven. In:Bauschke-Urban, Carola; Kamphans, Marion<strong>und</strong> Sagebiel, Felizitas (Hg.): Subversion <strong>und</strong> Intervention.Wissenschaft <strong>und</strong> Geschlechter(un)ordnung. Opladen <strong>und</strong> Farmington Hills (BarbaraBudrich Verlag), S. 243–263- Bauschke-Urban, Carola; Kamphans, Marion<strong>und</strong> Sagebiel, Felizitas (2010): Wissenschaft<strong>und</strong> die (Un)ordnung der Geschlechter. In:Bauschke-Urban, Carola; Kamphans, Marion<strong>und</strong> Sagebiel, Felizitas (Hg.): Subversion <strong>und</strong> Intervention.Wissenschaft <strong>und</strong> Geschlechter(un)ordnung. Opladen <strong>und</strong> Farmington Hills (BarbaraBudrich Verlag), S. 12–29- Bauschke-Urban, Carola (2010): Werdet Nomaden!Mehr Fortschritt für die Wissenschaftdurch Mobilität? In: Polar 9. Politik, Theorie,Alltag, S. 53–59- Bauschke-Urban, Carola (2008): Zwischen denWelten. Eine neue Generation von Wissenschaftlerinnenin transnationalen Räumen? In:Metz-Göckel, Sigrid; Zimmermann, Karin <strong>und</strong>Kamphans, Marion (Hg.): Perspektiven derHochschulforschung, Wiesbaden (VS Verlag),S. 273–293- Bauschke-Urban, Carola (2006): Wissenschaftlerinnenin transnationalen Bildungsräumen.Das Beispiel der ifu. In: Tertium ComparationisZeitschrift für International <strong>und</strong> Interkulturellvergleichende ErziehungswissenschaftenVol. 12 <strong>Nr</strong>. 2 2006, S. 121–145Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Carola Bauschke-UrbanSoziologie mit dem SchwerpunktGenderforschungFakultät Gesellschaft <strong>und</strong>ÖkonomieHochschule Rhein-WaalMarie-Curie-Straße 147533 Klevecarola.bauschke-urban@hochschule-rhein-waal.de<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 9


NewsDr. Regina HeimannGastprofessorin für Sozial- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften an der FH DüsseldorfKontakt <strong>und</strong> InformationDr. Regina HeimannFachbereich Sozial <strong>und</strong> KulturwissenschaftenFachhochschule DüsseldorfUniversitätsstraße 140225 DüsseldorfTel.: (0211) 8114669regina.heimann@fhduesseldorf.dehttp://soz-kult.fh-duesseldorf.de/heimannZur PersonSeit September 2012 lehrt Dr. Regina Heimannals Gastprofessorin im Fachbereich Sozial- <strong>und</strong>Kulturwissenschaften der FH Düsseldorf. Sie istpromovierte Erziehungswissenschaftlerin <strong>und</strong>arbeitet zu den Themen Habitusreflexivität <strong>und</strong>machtsensible Beratung.In der Lehre möchte sie die Studierenden frühan die Forschung heranführen <strong>und</strong> dabei diestudentische Lebenswelt als Forschungsfeld betrachtenlassen. Zukünftige SozialarbeiterInnensollen mit einem Lehrforschungsprojekt für dasZusammenwirken von Individuum <strong>und</strong> Strukturim studentischen Feld sensibilisiert werden. DieVerknüpfung des Habituskonzeptes mit einemsozialpädagogischen Beratungshandeln eröffnetim weiteren Verlauf die anwendungsbezogeneUmsetzung dieses bisher eher wissenschaftlicheingeb<strong>und</strong>enen Konzeptes. Mit der Lehrforschungsollen den Studierenden der SozialenArbeit die Gr<strong>und</strong>lagen für ein politisches, anwaltlichesEngagement im späteren Berufsfeldvermittelt werden.Vor ihrer Tätigkeit als Gastprofessorin war Dr.Regina Heimann nach einer abgeschlossenenLehre zur Zahntechnikerin (1993) <strong>und</strong> einemerfolgreichen Studienabschluss als Diplom-Pädagogin(1999) in Bielefeld tätig. Hier forschtesie im Modellprojekt „Wohnberatung für ältereMenschen in <strong>NRW</strong>“ an der Universität Bielefeld<strong>und</strong> im Sozialwissenschaftlichen Forschungs<strong>und</strong>Beratungsinstitut Bielefeld.2001 übernahm sie als wissenschaftliche MitarbeiterinKoordination <strong>und</strong> Umsetzung desweiterbildenden Studiums <strong>Frauen</strong>Studien an derUniversität Bielefeld. Parallel zu dieser Tätigkeitpromovierte sie 2008 mit dem klassen- <strong>und</strong> geschlechtsbezogenenDissertationsthema: „HabituelleBarrieren in der Weiterbildung“.In diese Zeit fiel auch der Einstieg in die Elternzeit,sodass die Auseinandersetzung mit Fragenvon Vereinbarkeit <strong>und</strong> dem Wirken symbolischerGewalt nicht nur Teil der Forschung, sondernauch der eigenen Lebenspraxis wurden. Eine Beratungsausbildungin Transaktionsanalyse <strong>und</strong>die Erkenntnisse aus Forschung, Lehre <strong>und</strong> Beratungbilden die Gr<strong>und</strong>lage für die Entwicklungeines habitussensiblen Bildungs- <strong>und</strong> Beratungsansatzes.Diesen vermittelt sie seit 2009 in wissenschaftlichen<strong>und</strong> außeruniversitären Weiterbildungskontexten.Zu den Lehr- <strong>und</strong> Forschungsgebietengehören die Anwendbarkeit des Habituskonzeptesin Beratungs- <strong>und</strong> Bildungskontexten,Machtsensibilität in Beratung, die Positionierungenim sozialen Raum <strong>und</strong> deren biographischerEinfluss, Habitusanalysen von Flüchtenden imKontext der SED-Diktatur sowie die Studienbarrierenvon non-traditional students.Veröffentlichungen (Auswahl)- Heimann, R & Schmitt, L.: Der Herkunft begegnen– Habitussensible Beratung in Lehrforschungvermitteln, in Bearbeitung.- Heimann, R: Bildungsberatung als habitus<strong>und</strong>geschlechtersensibler Prozess. In: Gröning,K., Heimann, R. & Kunstmann, A. (Hrsg.). GeschlechtersensibleBeratung, in Bearbeitung.- Heimann, R.: Lebenswelt- <strong>und</strong> Biographiebezugin der Wohnberatungsarbeit. In: DVSG(Hrsg.). Forum Sozialarbeit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit.Berlin. (2013), im Erscheinen.- Heimann, R.: Weiterbildungsberatung im Kontextdes lebenslangen Lernens. In: Bauer, A.,Gröning, K., Hoffmann, C. & Kunstmann, A. C.(Hrsg.). Gr<strong>und</strong>wissen Pädagogische Beratung.Vandenhoeck & Ruprecht. (2012).- Heimann, R.: Bildungsentscheidungen zwischenmilieubedingtem Aufstiegswunsch <strong>und</strong>geschlechtsbezogener Traditionalisierung. In:Moser, V. & Rendtorff, B. (Hrsg.). Riskante Leben?:Geschlechterordnungen in der ReflexivenModerne. Budrich Verlag. (2012).10 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


News- Heimann, R.: Universität der Vielfalt?! ErweiterteBildungszugänge <strong>und</strong> neue Professionalisierungswegefür <strong>Frauen</strong>. <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong><strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong>, 29.(2011).- Heimann, R.: Barrieren in der Weiterbildung –Habitus als Gr<strong>und</strong>lage von Karriereentscheidungen.Dissertation at Bielefeld University,Tectum Verlag. (2009).Prof. Allison Pugh – Gastprofessorin an der RUBMarie-Jahoda-Gastprofessur im Sommersemester 2013Allison Pugh ist Soziologin an der UniversitätVirginia (USA) <strong>und</strong> hat mit Arlie Hochschild zusammengearbeitet.Dort forscht <strong>und</strong> lehrt sie zuden Themen Marktkultur, Ungleichheiten <strong>und</strong> Beziehungsarbeit.Indem sie diese Felder verknüpft,arbeitet sie in innovativen Forschungsprojektenzur Flexibilisierung <strong>und</strong> Vermarktlichung vonBeziehungen <strong>und</strong> Emotionen. So hat sie in ihremvielfach ausgezeichneten Buch „Longingand Belonging: Parents, Children and ConsumerCulture” (2009) untersucht, wie Mechanismendes Marktes auch zwischenmenschliche, emotionaleBeziehungen formen. In ihren aktuellenForschungsprojekten untersucht sie die Kulturdes postindustriellen Arbeitslebens <strong>und</strong> familiärerUnsicherheiten unter dem Aspekt, wie Eltern<strong>und</strong> Kinder Bindungen wahrnehmen <strong>und</strong> darübersprechen. Weiterhin erforscht sie (gefördert vonder Alfred P. Sloan Fo<strong>und</strong>ation <strong>und</strong> der NationalScience Fo<strong>und</strong>ation), wie homosexuelle ElternEinfluss auf die Thematisierung von Differenznehmen. Daran wird sie auch an der RUB arbeiten.Aktuelle Informationen zu Vorträgen von AllisonPugh, zu ihrer Person <strong>und</strong> zur Marie-Jahoda-Gastprofessur erhalten Sie auf unserer Website.Kontakt <strong>und</strong> InformationSaida ResselWissenschaftliche MitarbeiterinKoordinatorin der internationalenMarie-Jahoda-GastprofessurLehrstuhl für Soziologie/SozialeUngleichheit <strong>und</strong> GeschlechtRuhr-Universität BochumUniversitätsstraße 15044801 BochumTel.: (0234) <strong>32</strong> 22986www.ruhr-uni-bochum.de/jahoda/<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 11


NewsForschung, Vernetzung & AktivitätenDen wissenschaftlichen Mittelbau gibt es nichtTransformationen des wissenschaftlichen Feldes. Erfahrungen <strong>und</strong> Kontexte aus der <strong>Frauen</strong><strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong> – Symposium am 26.09.2013 in EssenKontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Diana Lengersdorfdiana.lengersdorf@unikoeln.deDr. Elisabeth Menseelisabeth.mense@uni-due.deChristina Möllerchristina.moeller@tudortm<strong>und</strong>.deDr. Sabine Schäfersabine.schaefer@unibielefeld.deDie Aktivitäten des Mittelbaus im <strong>Netzwerk</strong> richten sich dieses Jahr auf die Stärkung des Dialogs zwischenProfessorInnen <strong>und</strong> MittelbauerInnen des <strong>Netzwerk</strong>s <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong>.Im Rahmen eines abendlichen Symposiums sollen Mitglieder des wissenschaftlichen Mittelbaus gemeinsammit ProfessorInnen die Themen Hochschulentwicklung <strong>und</strong> Veränderung des wissenschaftlichenFeldes im Kontext der <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> diskutieren. Primär soll es darum gehen, unterschiedlicheErfahrungen sichtbar zu machen <strong>und</strong> die Heterogenität von Laufbahnen, Positionen <strong>und</strong>Arbeitsbedingungen des wissenschaftlichen Mittelbaus in einer sich ständig transformierenden Wissenschaftslandschaftaufzuzeigen. Den Auftakt für die Abendveranstaltung bildet eine Podiumsdiskussionzwischen vier WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Jahrgänge <strong>und</strong> Statusgruppen.Zukunftsfragen <strong>und</strong> Genderforschung – Ein interdisziplinärerForschungsdialogJahrestagung des <strong>Netzwerk</strong>s <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> am 08.11.2013in Essen, SANAAKontakt <strong>und</strong> InformationDr. Beate Kortendiekbeate.kortendiek@netzwerkfgf.nrw.deIm Rahmen des „Landesprogramms für geschlechtergerechte Hochschulen“ warben Wissenschaftlerinnendes <strong>Netzwerk</strong>s <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> erfolgreich Projekte ein, in denen aus Sicht derGenderforschung zu Zukunftsfragen gearbeitet wird. Hierbei stehen die demografische Entwicklung, insbesondereAlter(n) <strong>und</strong> Geschlecht, die Mobilitäts- <strong>und</strong> Stadtentwicklungen sowie ungleiche Macht- <strong>und</strong>Partizipationschancen im Fokus.Mit der Jahrestagung strebt die Koordinations- <strong>und</strong> Forschungsstelle des <strong>Netzwerk</strong>s <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>einen inhaltlichen Austausch zwischen den Genderforscherinnen bzw. -forschern <strong>und</strong>den Projekten an. Dadurch soll zum einen die Kenntnis über Fragestellungen <strong>und</strong> Ziele erhöht <strong>und</strong> zumanderen in einem ersten Ansatz eine Verzahnung, ein Austausch zwischen den Projekten, ermöglicht werden,um hierüber Zukunftsfragen aus der Sicht der Genderforschung auszuloten <strong>und</strong> das Potenzial der <strong>Geschlechterforschung</strong>im Hinblick auf die großen Herausforderungen gemeinsam zu nutzen. Zudem sollen inder Jahrestagung Analysen, Auswirkungen <strong>und</strong> Lösungen interdisziplinär <strong>und</strong> gemeinsam erarbeitet sowieim Forschungsdialog hergestellt werden.Im Anschluss an die Jahrestagung findet die jährliche <strong>Netzwerk</strong>-Vollversammlung statt.Gender Planning – Von gestern oder für morgen?Workshop an der Fakultät Raumplanung der TU Dortm<strong>und</strong> am 26.04.2013Kontakt <strong>und</strong> InformationDr. Sandra Huningsandra.huning@tudortm<strong>und</strong>.deHandelt es sich bei Gender Planning um ein Konzept „von gestern“ oder um einen Beitrag zu einer zukunftsfähigenWeiterentwicklung der räumlichen Planung „für morgen“? Diese Frage diskutierten ca. 60Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer eines Workshops an der Fakultät Raumplanung, TU Dortm<strong>und</strong>, der in Kooperationmit dem Informationskreis für Raumplanung e. V. (IfR), der Vereinigung für Stadt-, Regional- <strong>und</strong>Landesplanung e. V. (SRL) <strong>und</strong> der Fachschaft der Fakultät stattfand. Diskutiert wurde, ob <strong>und</strong> wie GenderPlanning in der Planungspraxis angekommen ist. Inwieweit wird das Ziel der Gleichstellung tatsächlichbereits in unterschiedlichen planerischen Belangen mitgedacht? Wo sind Erfolge sichtbar, wo gibt es noch„Baustellen“ <strong>und</strong> Widerstände? Welche Rolle spielt der Anspruch der Geschlechtergerechtigkeit in denBerufsverbänden <strong>und</strong> im Berufsfeld?Die Veranstaltung wurde von der Architektenkammer <strong>NRW</strong> als Fortbildung <strong>und</strong> für Studierende im Rahmendes Studiums f<strong>und</strong>amentale anerkannt. Informationen zum Programm finden Sie unter: www.raumplanung.tu-dortm<strong>und</strong>.de/rp/fileadmin/Dateien/PDF/Veranstaltungen/Gender_WS_Flyer_3_final.pdf.In Kürze werden auf der Webseite der Fakultät auch Vortragsfolien <strong>und</strong> Ergebnisse der Open-Space-Diskussionenzur Verfügung gestellt.12 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


NewsIntimität. Geschlechterwissenschaftliche Perspektiven3. Jahrestagung der FG Gender vom 15. bis 16.02.2013 in FrankfurtDie Jahrestagung der Wissenschaftlichen Fachgesellschaft Geschlechterstudien/Gender Studies Associationstand in diesem Jahr ganz im Zeichen des Intimen. Zu diesem Thema nämlich waren Wissenschaftlerinnen<strong>und</strong> Wissenschaftler vom 15. bis zum 16. Februar an die Frankfurter Goethe-Universität eingeladen,um sich über die verschiedenen Perspektiven auf Intimität auszutauschen. Das inhaltliche Feld wurdedabei dezidiert geschlechterwissenschaftlich fokussiert, aber bewusst weder disziplinär noch methodischoder empirisch vordefiniert, um eine vielfältige <strong>und</strong> breite Diskussion zu ermöglichen.In verschiedenen Panels ging es am Freitag unter anderem um „NUR gute Fre<strong>und</strong>*innen – Intimität<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaft in der Beziehungsforschung – eine (heteronormativitäts-)kritische Reflexion“ (DoreenKruppa), „(Ver)Handlungen von Intimität in Grenzüberschreitungen“ (Anna Buschmeyer, Eva Tolasch) sowie„Lesbian Factory – über die Rhetorik des Protestes <strong>und</strong> die Ware Liebe“ (Feng-Mei Heberer). Nebenanderen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen stellten Katja Sander <strong>und</strong> Sebastian Zilles am Samstag ihre Überlegungenzu „Juridische Regime der Intimität“ <strong>und</strong> „Unter Männern: Zwischen Nähe <strong>und</strong> Distanz. LiterarischeMännerbünde im interdisziplinären Vergleich“ vor.Abger<strong>und</strong>et wurde die 3. Jahrestagung durch die Mitgliederversammlung der FG Gender <strong>und</strong> Foren, dieRaum für Austausch <strong>und</strong> Vernetzung zu unterschiedlichsten Themen boten.Kontakt <strong>und</strong> InformationTU BerlinFachgesellschaft Gender e. V.Marchstraße 2310587 Berlinmail@fg-gender.dewww.fg-gender.deHerausgeben, begutachten & publizierenGENDER-Workshop auf der KEG-TagungWelche Vorteile bietet ein Peer-Review-Verfahren für die Veröffentlichung wissenschaftlicher Beiträge ausder Genderforschung? Entstehen hieraus neue Chancen für Autorinnen <strong>und</strong> Autoren? Oder lassen sichgleichzeitig Hürden sowie Schwierigkeiten erkennen? Diese <strong>und</strong> ähnliche Fragen r<strong>und</strong> um das Begutachtungsverfahrendurch unabhängige Expertinnen <strong>und</strong> Experten standen im Mittelpunkt des Workshops„Herausgeben, begutachten & publizieren – Zur Bedeutung von Peer-Review-<strong>Journal</strong>s in den deutschsprachigenGender Studies“. Dieser fand im Rahmen der 11. Arbeitstagung der KEG statt <strong>und</strong> wurde vonden Herausgeberinnen der Zeitschrift GENDER zusammen mit Kolleginnen der Freiburger Zeitschrift fürGeschlechterStudien (fzg) veranstaltet. Dabei gaben Heike Kahlert <strong>und</strong> Beate Kortendiek für die GENDEReinen Einblick in die Arbeit eines Double-blind-Peer-Review-<strong>Journal</strong>s, während Elke Gramespacher alsHerausgeberin der fzg sowie Lektorin Miriam von Maydell für den Verlag Barbara Budrich über ihre Erfahrungenmit Peer-Review-Verfahren berichteten.Kontakt <strong>und</strong> InformationDr. Beate Kortendiekbeate.kortendiek@netzwerkfgf.nrw.deGleichstellung steuernAbschlusskonferenz des Forschungsprojekts „EQUISTU“ am 19.02.2013 in BerlinNach den zwei Regionalkonferenzen am 22.06.2012 in Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> am 20.11.2012 in München fandMitte Februar unter dem Titel „Gleichstellung steuern. Innovationen im Hochschulreformprozess <strong>und</strong> Wegeder Umsetzung“ in Berlin die Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts „Equality ImplementationStandards for Universities (EQUSITU) – Bessere Hochschulen durch gleichstellungspolitische Steuerung?“statt. Auf ihr wurden die aktuellen Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt <strong>und</strong> diese mit Expertinnen <strong>und</strong>Experten diskutiert.In diesem Zusammenhang wurden nicht nur b<strong>und</strong>esweite Entwicklungen der aktuellen Hochschulreformzusammengefasst, sondern auch erste Modelle vorgestellt, die den Wandel der Hochschulstruktur zurIntegration von Gleichstellungsagenden abbilden. Darüber hinaus wurden Mittelvergabe <strong>und</strong> Reputationals hochschulinterne Anreize zur Umsetzung von Gleichstellung thematisiert sowie erste Ergebnisse derb<strong>und</strong>esweiten Online-Befragung von Hochschulleitungen <strong>und</strong> Gleichstellungsbeauftragten präsentiert.Den Abschluss bildete eine gemeinsame Gesprächsr<strong>und</strong>e zum Thema „Gleichstellungspolitik neu denken:Herausforderungen gleichstellungspolitischer Steuerung für die Hochschule“, an der Vertreterinnen ausHochschulleitung <strong>und</strong> Gleichstellungsbüros bzw. -referaten teilnahmen.Die Vorträge zur „EQUISTU“-Abschlusskonferenz können unter folgendem Link online abgerufen werden:www.equality-management.de/index.php?page=dokumentation.Kontakt <strong>und</strong> InformationTagungskoordination EQUISTUFAM <strong>Frauen</strong>akademie Münchene. V.Baaderstraße 380469 MünchenTel.: (089) 721 18 81Fax: (089) 721 38 30equistu@frauenakademie.dewww.frauenakademie.de<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 13


NewsErstes Fachforum – Betrifft <strong>Frauen</strong>ges<strong>und</strong>heitVorstellung des Kompetenzzentrums <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>NRW</strong> am 06.03.2013in Dortm<strong>und</strong>Unter dem Titel „Betrifft <strong>Frauen</strong>“ trafen sich AnfangMärz 2013 Akteurinnen <strong>und</strong> Akteure aus den vielfältigenBereichen der ges<strong>und</strong>heitlichen Versorgung, umgemeinsam über das Thema <strong>Frauen</strong>ges<strong>und</strong>heit zu diskutieren.Noch immer sind Erkenntnisse zur Ges<strong>und</strong>heitvon <strong>Frauen</strong> nicht durchgängig in der medizinischenPraxis angekommen <strong>und</strong> noch immer gibt es in dergeschlechterdifferenzierten medizinischen Forschung,Diagnostik <strong>und</strong> Therapie blinde Flecken.Das Kompetenzzentrum <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>NRW</strong>,das vom Ministerium für Ges<strong>und</strong>heit, Emanzipation,Pflege <strong>und</strong> Alter des Landes gefördert <strong>und</strong> der <strong>Netzwerk</strong>professorinClaudia Hornberg geleitet wird, solldie ges<strong>und</strong>heitliche Versorgung von <strong>Frauen</strong> in Nordrhein-Westfalenstärker in den Blick nehmen <strong>und</strong> diepraktische Arbeit zum Beispiel von Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzten, Hebammen <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>beratungsstellen sowieWissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Wissenschaftlern verknüpfen. Die Vorträge des Workshops sind auf der Websitewww.frauen<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit-nrw.de als PDF-Dateien eingestellt.Von links: Prof. Dr. Claudia Hornberg (Leitung KFG <strong>NRW</strong>), Ministerin Barbara Steffens, Marion Steffens(Leitung KFG <strong>NRW</strong>) <strong>und</strong> Prof. Dr. Petra Kolip (Foto: Klaus Dercks).Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Claudia Hornbergclaudia.hornberg@unibielefeld.dewww.frauen<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heitnrw.deStarke <strong>Frauen</strong> in der WissenschaftKontakt <strong>und</strong> InformationMinisterium für Innovation,Wissenschaft <strong>und</strong> Forschungdes Landes Nordrhein-Westfalenwww.wissenschaft.nrw.de„Vieles ist getan, vieles bleibt noch zu tun“ – mit diesen Wortenschließt der Gender-Report 2010 des <strong>Netzwerk</strong>s <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong><strong>NRW</strong> <strong>und</strong> macht damit deutlich, dass die Gleichstellungder Geschlechter an Hochschulen <strong>und</strong> Forschungseinrichtungenvielerorts leider noch nicht selbstverständlich ist. Anlässlichdes Weltfrauentags 2013 bezogen starke Wissenschaftlerinnen ausNordrhein-Westfalen dazu Stellung – auch die Koordinatorin des<strong>Netzwerk</strong>s <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> Beate Kortendiek istmit einem Statement vertreten.Die Botschaft ist klar: Die Wissenschaft braucht <strong>Frauen</strong> – ohne gehtes nicht! Weitere Informationen <strong>und</strong> die Statements der beteiligtenWissenschaftlerinnen finden Sie unter: www.wissenschaft.nrw.de/index.php?id=438.Philosophie <strong>und</strong> DiversityWorkshop im Rahmen des Projekts „In der Philosophie zu Hause“ am 24. <strong>und</strong> 25.05.2013Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Ruth Hagengruberruth.hagengruber@unipaderborn.deIm Rahmen des Projekts „In der Philosophie zu Hause“ unter Leitung von Prof. Dr. Hagengruber fandam 24. <strong>und</strong> 25. Mai erneut der Workshop „Philosophie <strong>und</strong> ...“ statt. Die Veranstaltung, die halbjährlichausgerichtet wird, trug diesmal den Titel „Philosophie <strong>und</strong> Diversity“ <strong>und</strong> beschäftigte sich mit der Kanonkritikim Bereich Interkulturelle Philosophie. Nach einem regen Seminar endete der Workshop mit dem öffentlichenGastvortrag von Karin Kuchler (Mag. a ) aus Wien, Mitglied <strong>und</strong> Vizevorsitzende der Gesellschaftfür Interkulturelle Philosophie. Karin Kuchlers Vortrag trug den Titel „Philosophie Unterrichten in interkulturellerPerspektive: drei mögliche Elemente“. Ihm schloss sich eine lebhafte Diskussion an, an der sichnicht nur TeilnehmerInnen des Seminars, sondern auch andere BesucherInnen des Vortrages beteiligten.14 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


NewsGleichstellungsrecht – GleichstellungspraxisTagungsdokumentation zum Gender-Kongress 2012Pünktlich zum Internationalen <strong>Frauen</strong>tag wurde am 08.03.2013 die Tagungsdokumentation zum Gender-Kongressaus dem letzten Jahr veröffentlicht. Im Fokus des zweiten Gender-Kongresses des Ministeriumsfür Innovation, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung <strong>NRW</strong> stand das Spannungsverhältnis von Gleichstellungsrecht<strong>und</strong> Gleichstellungspraxis an Hochschulen. Die Veranstaltung bot eine gelungene Plattformzum Austausch zwischen den GleichstellungsakteurInnen <strong>und</strong> Hochschulleitungen <strong>und</strong> ermöglichteinteressante Diskussionen über die Stärken <strong>und</strong> Schwächen des Landesgleichstellungsgesetzes, das indieser Legislaturperiode vor der Novellierung steht. Die Dokumentation, die von der Koordinations- <strong>und</strong>Forschungsstelle des <strong>Netzwerk</strong>s erstellt wurde, enthält neben den Grußworten <strong>und</strong> Keynotes auch dieVorträge aus den Workshops sowie zentrale Arbeitsergebnisse. Die Tagungsdokumentation zum Gender-Kongress2012 kann als Printversion über die Koordinations- <strong>und</strong> Forschungsstelle des <strong>Netzwerk</strong>s<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> bestellt werden: www.netzwerk-fgf.nrw.de/no_cache/koordinations-forschungsstelle/publikationen/publikationen-bestellen/?action=add&uid=55.Kontakt <strong>und</strong> InformationMinisterium für Innovation,Wissenschaft <strong>und</strong> Forschungdes Landes Nordrhein-Westfalenwww.wissenschaft.nrw.de/Link zur PDF-Version: www.netzwerk-fgf.nrw.de/fileadmin/media/media-fgf/download/publikationen/Tagungsdokumentation-GenderKongres-2012.pdfGender als Indikator für gute LehreTagungsdokumentation der Konferenz des „Expert/inn/enkreises für Genderkompetenz inStudium <strong>und</strong> Lehre“Die dritte Konferenz des „Expert/inn/enkreises für Genderkompetenz in Studium <strong>und</strong> Lehre“ fand am31.01.2013 in Duisburg statt <strong>und</strong> stand unter dem Titel „Gender als Indikator für gute Lehre – Perspektivenvon Gender <strong>und</strong> Diversity in der Fach- <strong>und</strong> Hochschulkultur“. R<strong>und</strong> 70 Teilnehmerinnen <strong>und</strong>Teilnehmer diskutierten an diesem Tag über aktuelle Ergebnisse aus der Forschung, über innovative Lehr-Lernformate sowie über die Verbindung von Hochschulpraxis <strong>und</strong> Geschlechtertheorie. Zu den zentralenThemen der Veranstaltung gehörten sowohl theoretische Perspektiven auf Gender als auch Studien zumVerhältnis von Schule, Hochschule <strong>und</strong> Fachkultur sowie Praxisbeispiele zu Gender <strong>und</strong> Diversity in derPräsenzlehre <strong>und</strong> im E-Learning. Die Dokumentation der Tagung ist online zugänglich unter: www.unidue.de/genderportal/lehre_hochschuldidaktik_tagung_2013.shtml.Kontakt <strong>und</strong> InformationEva Wegrzyn, M. A.Wissenschaftliche MitarbeiterinUniversität Duisburg-EssenZentrum für Hochschul- <strong>und</strong>Qualitätsentwicklung/KompetenzbereichStudium <strong>und</strong> LehreKeetmanstraße 3–947058 DuisburgTel.: (0203) 379 2360Fax: (0203) 379 <strong>32</strong>66eva.wegrzyn@uni-due.dewww.uni-due.de/genderportalTätigkeitsbericht des <strong>Netzwerk</strong>s für das Jahr 2012Mit dem Jahresbericht hat die Koordinations- <strong>und</strong> Forschungsstelle des <strong>Netzwerk</strong>s <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong><strong>NRW</strong> eine systematische <strong>und</strong> detaillierte Übersicht über die Aktivitäten des gesamtenletzten Jahres vorgelegt. Im Fokus der Forschung standen die Fortschreibung des Gender-Reports, dieSystemakkreditierung unter Genderaspekten sowie die Geschichte des <strong>Netzwerk</strong>s als Wissenschaftsinstitution.Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die Veröffentlichungen sowie die Veranstaltungen, die vonder Koordinations- <strong>und</strong> Forschungsstelle geplant, organisiert <strong>und</strong> durchgeführt wurden.Kontakt <strong>und</strong> InformationDr. Beate Kortendiekbeate.kortendiek@netzwerkfgf.nrw.dewww.netzwerk-fgf.nrw.de/fileadmin/media/media-fgf/download/publikationen/Studie-16_<strong>Netzwerk</strong>-FGF-Taetigkeitsbericht-2012.pdfArbeitspapier zur Studie „Professorinnen – wo seid Ihr?“An der Hochschule Bochum ist ein Arbeitspapier zur Studie „Professorinnen – wo seid Ihr?“ erschienen.Seit einigen Jahren schon wird nach den Gründen der Unterrepräsentanz von <strong>Frauen</strong> in Professurengeforscht. Es sind Untersuchungen an diversen Universitäten <strong>und</strong> für diverse Fächer entstanden. Speziellzum Interesse von Akademikerinnen an einer Fachhochschulprofessur in den ingenieurwissenschaftlichenFächern <strong>und</strong> den Wirtschaftswissenschaften liegt jetzt eine aktuelle Studie vor. Im Rahmen des Projekts„Professorinnen – ubi estis – wo seid Ihr?“ wurde die Zielgruppe befragt, die potenziell eine Fachhochschulprofessurübernehmen könnte: (Demnächst) promovierte <strong>Frauen</strong> mit kurzer oder langer Berufspraxiserfüllen alle Voraussetzungen für ein ProfessorInnenamt, mit der Bewerbung auf eine Professur sind siejedoch eher zurückhaltend. Das „Arbeitspapier der Fachgebiete Außenwirtschaft <strong>und</strong> Marketing“ desFachbereichs Wirtschaft der Hochschule Bochum bietet eine Zusammenfassung der wichtigsten Studienergebnisse.Susanne Stark, Andrea Kiendl: Professorinnen – ubi estis – wo seid Ihr? Eine Analyse der beruflichenMotivation von Akademikerinnen bezüglich einer Fachhochschulprofessur. Arbeitspapier <strong>Nr</strong>. 5 der FachgebieteAußenwirtschaft <strong>und</strong> Marketing des Fachbereichs Wirtschaft. Hochschule Bochum, Bochum 2013.<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 15


NewsKontakt <strong>und</strong> InformationDr. Andrea Kiendlandrea.kiendl@hs-bochum.deDas Arbeitspapier ist erhältlich bei der Hochschule Bochum unter (0234) <strong>32</strong> 10723 oder andrea.kiendl@hs-bochum.de.Neue Ausgabe des onlinejournals kultur & geschlechtKontakt <strong>und</strong> InformationDr. des. Anja MichaelsenWissenschaftliche MitarbeiterinInstitut für MedienwissenschaftRuhr-Universität Bochum44780 Bochumanja.michaelsen@rub.deAuch die zehnte Ausgabe des onlinejournals kultur & geschlecht gibt einmal mehr einen Einblick in dievielfältigen Themengebiete, zu denen Nachwuchswissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Nachwuchswissenschaftler imBereich der <strong>Geschlechterforschung</strong> an der Ruhr-Universität Bochum arbeiten. So analysiert Nico Dunczykdie „Ästhetiken des Masochismus“ am Beispiel von Die 120 Tage von Sodom. Unter dem Titel „Ganz schönschwanger“ setzen sich Carina Kötter <strong>und</strong> Mareike Meis mit Schönheitspraktiken <strong>und</strong> Körpertechnologienin der Schwangerschaft auseinander, während Jasmin Stommel über „Zeitgenössische Praktiken von Subjektivierung“berichtet. Anja Michaelsen <strong>und</strong> Karin Michalski widmen sich in ihrem Beitrag den Politikendes feeling bad <strong>und</strong> der Notwendigkeit, sich verletzlich zu zeigen. Das onlinejournal kultur & geschlecht istein transdisziplinäres Projekt des Instituts für Medienwissenschaft <strong>und</strong> wird von der Fakultät für Philologiesowie dem Rektorat der RUB gefördert wird. Die aktuelle Ausgabe ist online abrufbar unter: www.ruhr-unibochum.de/genderstudies/kultur<strong>und</strong>geschlecht/edit.html.<strong>Geschlechterforschung</strong> Niedersachsen. Bericht <strong>und</strong> EmpfehlungenBericht der Wissenschaftlichen Kommission NiedersachsenKontakt <strong>und</strong> InformationWissenschaftliche KommissionNiedersachsenSchiffgraben 1930159 HannoverTel.: (0511) 120 8852Fax: (0511) 120 8859poststelle@wk.niedersachsen.dewww.wk.niedersachsen.deDie Wissenschaftliche Kommission Niedersachen (WKN) ist ein unabhängiges Gremium aus Expertinnen<strong>und</strong> Experten, das die niedersächsische Landesregierung <strong>und</strong> die niedersächsischen Wissenschaftseinrichtungenseit über zehn Jahren sowohl in Fragen der Forschung als auch der Wissenschaftspolitik berät.Ziel ist es, systematisch Stärken, Schwächen <strong>und</strong> Chancen einzelner Forschungsfelder zu analysieren,Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen <strong>und</strong> damit letztlich die Leistungsfähigkeit der niedersächsischenWissenschaft zu steigern. Für den aktuellen Bericht führte die WKN themen- <strong>und</strong> strukturbezogene Evaluationsverfahrenan niedersächsischen Hochschulen <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen durch, die Aufschlussüber das Niveau der <strong>Geschlechterforschung</strong> in Niedersachsen geben. Die vollständige Publikation kann onlineabgerufen werden unter: www.wk.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=19796&article_id=72409&_psmand=155.WAR WAS? Heimat im Ruhrgebiet. Erinnerungsorte <strong>und</strong>GedächtnisräumeDer diesjährige 6. Geschichtswettbewerb lädt zu einer Auseinandersetzung mit der(Geschlechter-)Geschichte des Ruhrgebiets einKontakt <strong>und</strong> InformationDr. Uta C. Schmidtutac.schmidt@t-online.deBeteiligen können sich alle, die sich für die Geschichte des Ruhrgebiets interessieren – hauptberuflich oderehrenamtlich, im Zusammenhang mit Lehre <strong>und</strong> Studium, ausdrücklich aufgefordert sind auch Schülerinnen<strong>und</strong> Schüler. Dabei sind die für den Wettbewerb denkbaren Themen keineswegs auf das Industriezeitalterbegrenzt, sondern können in die Geschichte der Region zwischen Rhein, Ruhr <strong>und</strong> Lippe zeitlichweit zurückreichen. Wichtig ist, dass der Schwerpunkt des Beitrags in der Vergangenheit liegt. Es könnenunterschiedliche Formate eingereicht werden: Publikationen, Ausstellungsdokumentationen, Filme, Fotostrecken,Theaterstücke oder App-gesteuerte Stadtr<strong>und</strong>gänge. Einsendeschluss ist der 31. Dezember 2013.Preise im Gesamtwert von 30 000 Euro werden von einer Fachjury in unterschiedlichen Kategorien im Rahmeneines Geschichtsfestes im Sommer 2014 vergeben. Der Wettbewerb wird vom Forum Geschichtskulturan Ruhr <strong>und</strong> Emscher seit 1991 durchgeführt, dieses Mal mit Unterstützung der Stiftung KulturhauptstadtRuhr.2010, der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- <strong>und</strong> Kulturpflege, der StiftungMercator GmbH sowie des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, der Hans-Böckler-Stiftung, des RuhrMuseums <strong>und</strong> der Stiftung Industriedenkmalpflege <strong>und</strong> Geschichtskultur. Im Rahmen des Wettbewerbsfindet am 20. September 2013 zusammen mit dem Stadtarchiv Hamm eine Veranstaltung zu „Geschlechterdimensionenin Erinnerungsorten <strong>und</strong> Gedächtnisräumen“ statt. Weitere Informationen unter www.warwas-ruhr.de oder auf der Facebookseite des Wettbewerbs.16 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


NewsPersonaliaProf. Dr. Tanja Paulitz ist neue Professorin für Gender- <strong>und</strong> Lebenslaufforschungan der RWTH AachenNach ihrer Zeit am Institut für Politikwissenschaft <strong>und</strong> Sozialforschung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ist Prof. Dr. Tanja Paulitz dem Ruf der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen gefolgt <strong>und</strong> hat hier die Professurfür Gender- <strong>und</strong> Lebenslaufforschung übernommen.Sie promovierte 2004 mit Auszeichnung an der Universität Kassel <strong>und</strong> war unteranderem in Berlin <strong>und</strong> Graz tätig. Ihre Habilitationsschrift erschien unter dem Titel„Mann <strong>und</strong> Maschine. Eine genealogische Wissenssoziologie des Ingenieurs <strong>und</strong>der modernen Technikwissenschaften, 1850–1930“.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Tanja Paulitztpaulitz@soziologie.rwthaachen.deProf. Dr. Gaja von Sychowski ist neue Professorin an der MusikhochschuleLübeckProf. Dr. Gaja von Sychowski hat zum 01. April den Ruf als Professorin für Erziehungswissenschaftenan der Musikhochschule Lübeck (MHL) angenommen.Zuletzt vertrat sie im Wintersemester 2012/2013 die Professur für „AllgemeineSystematische Pädagogik“ am Institut für Berufs- <strong>und</strong> Weiterbildung der Fakultätfür Bildungswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Gaja von SychowskiGaja.v.Sychowski@mhluebeck.deProf. Dr. Diana Lengersdorf ist neue Juniorprofessorin für Geschlecht,Technik <strong>und</strong> Organisation an der Universität zu KölnSeit Sommersemester 2013 ist Dr. Diana Lengersdorf neue Juniorprofessorin fürGender, Technik <strong>und</strong> Organisation an der Humanwissenschaftlichen Fakultät derUniversität zu Köln. Davor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut fürSoziologie, Fakultät für Erziehungswissenschaft <strong>und</strong> Soziologie an der TU Dortm<strong>und</strong>im Lehr- <strong>und</strong> Forschungsbereich: Soziologie der Geschlechterverhältnisse.2011 schloss sie ihre Promotion zum Thema „Arbeitsalltag ordnen. Soziale Praktikenin einer Internetagentur“ ab. Gegenwärtige Arbeits- <strong>und</strong> Forschungsschwerpunktesind Soziologie der Geschlechterverhältnisse, Soziologie des Materialen, insbesondere Körper <strong>und</strong>Technik, Organisationssoziologie, Arbeits- <strong>und</strong> Industriesoziologie sowie Soziologie sozialer Praktiken <strong>und</strong>qualitative Methoden.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Diana Lengersdorfdiana.lengersdorf@unikoeln.deProf. Dr. Rita Braches-Chyrek ist neue Professorin an der UniversitätBambergProf. Dr. Rita Braches-Chyrek ist dem Ruf der Otto-Friedrich-Universität Bamberggefolgt <strong>und</strong> dort seit dem 01.05.2013 Inhaberin des Lehrstuhls für Sozialpädagogikam Institut für Erziehungswissenschaft. Zuvor war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterinim Fachbereich G – Bildungs- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften der BergischenUniversität Wuppertal tätig. Bereits seit April 2012 vertrat Rita Braches-Chyrek dieProfessur in Bamberg <strong>und</strong> konzipierte hier im Wintersemester 2012/2013 unteranderem eine Ringvorlesung zum Thema „Was ist Sozialpädagogik? Was ist SozialeArbeit? – neuere disziplinäre Überlegungen“, zu der sie elf Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Wissenschaftlerunterschiedlicher Universitäten nach Oberfranken einlud.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Rita Braches-Chyrekrita.braches@uni-bamberg.dewww.uni-bamberg.de/paedagogik/sozialpaedagogik<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 17


NewsNeue Projekte stellen sich vorProjekte aus dem Landesprogramm „GeschlechtergerechteHochschulen“Mit dem Landesprogramm für „Geschlechtergerechte Hochschulen“ investiert das Ministerium für Innovation,Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen bis 2014 5,4 Millionen Euro pro Jahr,um die Gleichstellung, den Nachwuchs <strong>und</strong> die Genderforschung in <strong>NRW</strong> zu fördern. Neben 25 jungenWissenschaftlerinnen an Universitäten, Fach- <strong>und</strong> Kunsthochschulen unterstützt das Wissenschaftsministeriumin diesem Zusammenhang 14 Projekte innerhalb der Genderforschung mit jährlich 900 000 Euro.Diese wurden von einer wissenschaftlichen Jury ausgewählt <strong>und</strong> zeichnen sich durch vielfältige sowiebreitgefächerte thematische Ausrichtungen aus, die von „Ges<strong>und</strong>heit“ über „Globalisierung/demografischeEntwicklung“ bis zu „Mobilität“ reichen. Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Wissenschaftler von elf Hochschulendürfen sich über diese Förderung freuen, unter anderem aus Aachen, Wuppertal, Köln, Bochum<strong>und</strong> Paderborn. Im Folgenden werden einige der geförderten Genderforschungsprojekte vorgestellt.www.wired.com/autopia/2010/04/video-general-motors-en-vKontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Jutta WeberUniversität PaderbornFakultät für KulturwissenschaftenInstitut für MedienwissenschaftenWarburger Straße 10033098 PaderbornTel.: (05251) 60 <strong>32</strong> 82Fax: (05251) 60 42 25jutta.weber@uni-paderborn.dewww.juttaweber.euJutta Weber, Anna-Lena Berscheid, Samuel MüllerDegendering the driver? Autonome Fahrzeuge, Mobilität <strong>und</strong>GeschlechtProjektlaufzeit: Frühjahr 2013–Frühjahr 2015Autonome Fahrzeuge versprechen eine umweltschonendeZukunft ohne Autounfälle oder Staus – <strong>und</strong>nehmen dabei dem Menschen sprichwörtlich dasSteuer aus der Hand. Doch kann dieser technologicalfix die Probleme unserer Mobilität im Rahmen einerhochemotionalisierten <strong>und</strong> geschlechtscodiertenAutokultur lösen? Die Vision von selbststeuerndenRoboterautos <strong>und</strong> deren passiven Passagieren, diedie Kontrolle an das Fahrzeug ab- <strong>und</strong> das Privatautozugunsten fahrerInnenloser Taxis aufgeben, stelltdas Bild des autonomen <strong>und</strong> als männlich konnotiertenFahrers in Frage. Dennoch gibt es bis heute keinegendersensitive Untersuchung zu Diskurs <strong>und</strong> Praxisautonomer Fahrzeuge.Das vorgeschlagene Projekt will die Interdependenzzwischen der Gestaltung autonomer Fahrzeuge <strong>und</strong>vergeschlechtlichter Automobilkultur untersuchen.Das transdisziplinäre Forschungsdesign bedient sich diskursanalytischer wie ethnographischer Untersuchungsmethoden<strong>und</strong> bringt internationale Projektbeteiligte aus der Medienwissenschaft, Robotik, Genderforschung,Kulturanthropologie, Techniksoziologie <strong>und</strong> der Regelungstechnik zusammen. Das Projektwird mit neueren interdisziplinären Ansätzen feministischer Wissenschafts- <strong>und</strong> Technikforschung bzw.Feminist Cultural Studies of Technoscience <strong>und</strong> der Akteur-<strong>Netzwerk</strong>-Theorie arbeiten. Es wird geleitetvon Prof. Dr. Jutta Weber (Medienwissenschaft, Paderborn; www.juttaweber.eu) <strong>und</strong> durchgeführt vonAnna-Lena Berscheid (M. A.), die Publizistik- <strong>und</strong> Kommunikationswissenschaft an der Freien UniversitätBerlin sowie Gender Studies mit Schwerpunkt Wissenschafts- <strong>und</strong> Technikforschung studiert hat, sowieSamuel Müller (Mag.), der einen Abschluss in Soziologie, Religionswissenschaft <strong>und</strong> Angewandter Ethikin Jena erworben hat.18 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


NewsRomy Reimer, Birgit RiegrafGeschlechtergerechte Care-Arrangements inWohn-/Pflegegemeinschaften?Studie zur Neuverteilung formeller, informeller, professioneller <strong>und</strong> semiprofessionellerPflegeaufgabenProjektlaufzeit: Mai 2013–April 2015Finanzierung: <strong>NRW</strong> Landesprogramm „Geschlechtergerechte Hochschulen“ sowie Mittel der Fakultät fürKulturwissenschaften der Universität PaderbornKurzdarstellung des ProjektsGesellschaftliche Veränderungen, wie die Erosion familialer <strong>Netzwerk</strong>e, der demographische Wandeloder die Entstehung neuer gesellschaftlicher Risiken, erhöhen den Druck auf wohlfahrtsstaatliche Politik,tragfähige Konzepte für die Regulation von Pflegebedürftigkeit <strong>und</strong> die Betreuung von Menschenmit Unterstützungsbedarf zu entwickeln. Vor allem Länder wie Deutschland, die jahrzehntelang auf dieunbezahlte Pflegearbeit in der Familie setzten, die dort vornehmlich von weiblichen Familienangehörigengeleistet wurde, stehen vor der Notwendigkeit einer politischen Neuorientierung. Die Folgen der bislangpolitisch forcierten <strong>und</strong> institutionell verankerten Care-Arrangements sind bekannt: <strong>Frauen</strong> wurden am Arbeitsmarktsystematisch benachteiligt <strong>und</strong> sind im Alter einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt (Becker-Schmidt 2012). Bereits jetzt ist absehbar, dass Fürsorgeleistungen zukünftig nicht mehr oder nicht mehrohne Weiteres im Rahmen des traditionellen Hausfrauenmodells von den weiblichen Familienangehörigenerbracht werden (vgl. Riegraf/Metz-Göckel/Theobald 2011).Modelle wie Wohn-/Pflegegemeinschaften, die sich in den letzten Jahren „bottom-up“ als Alternativesowohl zur familiären Sorge als auch zur Heimbetreuung etablierten, geraten gegenwärtig als Zukunftsmodellverstärkt in die politische Diskussion. Sie haben mit dem jüngeren Beschluss der B<strong>und</strong>esregierung,Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz zu fördern, erstmalig sozialpolitische Aufmerksamkeiterfahren. Wohn-/Pflegegemeinschaften zielen auf die Integration der Betroffenen in das gesellschaftlicheLeben ab <strong>und</strong> sollen ein eigenes Zuhause, Normalität, Sicherheit <strong>und</strong> Vertrautheit bieten. Sie werden vonAngehörigengruppen begründet, die mit dem Pflege- <strong>und</strong> Betreuungsgeld der Bewohner_innengemeinschaftsowie Eigenmitteln Pflege- <strong>und</strong> Hilfskräfte für die Gruppe finanzieren. Die Bewohner_innen ziehenvon ihrer bisherigen Wohnung in eine gemeinsame Wohnung um, in der sie r<strong>und</strong> um die Uhr betreutwerden. In der Wohngemeinschaft verfügt jede/r Bewohner_in über ein eigenes Zimmer mit seinen/ihrenvertrauten Einrichtungsgegenständen, während Küche, Wohnzimmer <strong>und</strong> Bäder gemeinschaftlich genutztwerden. Im Zusammenleben der Bewohner_innen werden die klassischen Alltagsstrukturen soweit alsmöglich aufrechterhalten, so wird beispielsweise unter Anleitung gemeinsam eingekauft, gekocht <strong>und</strong>geputzt. Im Modell der Wohn-/Pflegegemeinschaft werden Care-Aufgaben im Zusammenspiel von formellen,professionellen <strong>und</strong> semiprofessionellen Anbieter_innen übernommenen, gleichzeitig verbleibt einTeil der Care-Arbeiten bei den Angehörigengruppen, die zusätzlich die Aufgaben der Selbstverwaltunguntereinander aufteilen. Indem Angehörige sich zur Übernahme höherer Eigenleistungen bereit erklären,ist das Modell auch für Betroffene realisierbar, die in einer niedrigen Pflegestufe eingruppiert wurden <strong>und</strong>lediglich über eine geringe Kapitalausstattung verfügen.Das Forschungsprojekt geht der Frage nach, inwiefern Care-Arrangements in Wohn-/Pflegegemeinschaftenden Kriterien einer (geschlechter)gerechten Verteilung <strong>und</strong> Organisation von Pflegearbeit entsprechen.Mithilfe von qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Methoden wird am Beispiel von ausgewählten Wohn-/Pflegegemeinschaftendas Zusammenspiel von informeller <strong>und</strong> formeller, von semiprofessioneller <strong>und</strong> professionellerPflegearbeit nach Geschlecht in Wechselwirkung mit unterschiedlicher sozialer <strong>und</strong> kultureller Herkunftuntersucht. Drei Schwerpunkte werden dabei gebildet: Der erste Komplex betrachtet, wer in Wohn-/Pflegegemeinschaften überhaupt welche informelle, formelle, professionelle, semiprofessionelle Pflege inAnspruch nimmt <strong>und</strong> welche unterschiedlichen Pflegearrangements sich herausbilden. Der zweite Bereichkonzentriert sich darauf, wer welche Leistungen in dem Mix aus formeller, informeller, professioneller<strong>und</strong> semiprofessioneller Pflegeaufgabe erbringt. Der dritte Teil widmet sich den Auswirkungen der UnterbringungPflegebedürftiger in Wohn-/Pflegegemeinschaften auf die Lebens- <strong>und</strong> Berufsgestaltungen derAngehörigen unter einer geschlechterbezogenen Perspektive. Die drei Komplexe geben zusammengefügtein Gesamtbild darüber ab, ob <strong>und</strong> unter welchen Bedingungen Wohn-/Pflegegemeinschaften ein Modellfür geschlechtergerechte Umverteilung von Care-Arbeiten, differenziert nach sozialer <strong>und</strong> kultureller Herkunft,sein können.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Birgit Riegraf/Dr. RomyReimerUniversität PaderbornFakultät für KulturwissenschaftenAllgemeine SoziologieWarburger Straße 10033098 PaderbornTel.: (05251) 60-2344briegraf@mail.upb.derreimer@mail.unipaderborn.de<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 19


NewsLiteratur- Becker-Schmidt, Regina (2012): Geschlechtliche Ungleichheitslagen <strong>und</strong> gesellschaftliche Herrschaftsstrukturen.Zur Überlagerung von Klasse <strong>und</strong> Gender in Phänomenen „<strong>Frauen</strong>diskriminierung“. In: Riegraf,Birgit/Spreen, Dirk/Mehlmann, Sabine (Hg.): Medien-Körper-Geschlecht, Bielefeld, S. 137–154.- Riegraf, Birgit/Metz-Göckel, Sigrid/Theobald, Hildegard (Hg.) (2011): Gender and Care. Herausgabe desSchwerpunktheftes GENDER. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur <strong>und</strong> Gesellschaft, Jg. 3, Heft 3.Katharina Walgenbach, Friederike ReherPrivilegien reflektieren – Gesprächsanalysen zum „Privilegientest“ inGender- <strong>und</strong> Diversity-BildungskontextenProjektlaufzeit: 01/2013–12/2014Förderung: Landesprogramm für geschlechtergerechte Hochschulen. Programmstrang Genderforschungsförderung2012–2014. Ministerium für Innovation, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung, <strong>NRW</strong>Große gesellschaftliche Herausforderungen wie Globalisierung, Migration, demographischer Wandel,Inklusion, Antidiskriminierung <strong>und</strong> Geschlechtergerechtigkeit prägen heute Bildungsinstitutionen in besondererWeise. Die <strong>Geschlechterforschung</strong> ist dabei mit der Herausforderung konfrontiert, die eigeneKategorie Gender mit weiteren sozialen Kategorien wie Migrationshintergr<strong>und</strong>, soziales Milieu, sexuelleOrientierung oder Behinderung in eine produktive Verbindung zu bringen. Diese Aufgabe verfolgt die<strong>Geschlechterforschung</strong> bereits seit vielen Jahrzehnten. Einige Autor_innen konzentrieren sich auf denZusammenhang von Gender <strong>und</strong> Diversity, andere auf das Paradigma Intersektionalität. EntsprechendeDiskussionen werden aktuell auch in unterschiedlichen Bildungskontexten, wie Schule, Hochschule, Jugendbildungsarbeit,Gender- <strong>und</strong> Diversity-Trainings etc., aufgenommen.Das Forschungsprojekt möchte in diesem Themenfeld einen Perspektivwechsel vornehmen: Nicht die Diskriminiertensollen im Mittelpunkt der Analyse stehen, sondern Privilegien bzw. Privilegierte. Damit knüpftdas Projekt an Forschungsarbeiten zu hegemonialer Männlichkeit, Heteronormativität, Bildungsprivilegiensowie kritische Whiteness Studies an. Interessanterweise sind viele dieser Studien historisch gesehen imKontext der <strong>Geschlechterforschung</strong> entstanden. Dies gilt auch für den sogenannten „Privilegientest“, derin dem vorliegenden Forschungsprojekt als Gesprächsimpuls genutzt wird.Der Privilegientest beginnt mit der Anweisung, dass sich die Teilnehmenden in einer Linie aufstellen <strong>und</strong>bei Zustimmung bzw. Ablehnung bestimmter Fragen einen Schritt vor- bzw. zurücktreten. Beispiele fürsolche Fragen aus der Originalversion von Mc Caffry sind: „If your ancestors were forced to come to theUSA, not by choice, take one step back“ oder „If your parents were professional, doctors, lawyers, etc. takeone step forward“. Die Privilegienübung umfasst dabei mehrere soziale Kategorien: Geschlecht, Ethnizität,Schicht <strong>und</strong> sexuelle Orientierung.Prof. Susanne Baer <strong>und</strong> M. A. Daniela Hrzán adaptierten den US-amerikanischen Privilege Exercise für dendeutschen Kontext. Sie entwickelten den sogenannten „Privilegientest“ zunächst für die Hochschullehream Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt Universität zu Berlin. Mittlerweilefindet der Privilegientest aber auch in diversen Antidiskriminierungstrainings der Jugend- <strong>und</strong> Erwachsenenbildungseinen Einsatz. Zudem haben sich in der Bildungsarbeit unterschiedliche Varianten des Testsentwickelt.Das Forschungsprojekt will nicht die Durchführung des Privilegientests selbst untersuchen, sondern analysiertdie im Anschluss stattfindenden Diskussionen. Das Material des Forschungsprojekts besteht demnachaus videografierten Aufzeichnungen von Gruppengesprächen über den Privilegientest. Erhoben werdenvier Gespräche in unterschiedlichen Gender- <strong>und</strong> Diversity-Bildungskontexten (Hochschule, Weiterbildung,Gendertraining sowie Fachschulen für Erzieher_innen). Die Gruppengespräche werden mit der dokumentarischenMethode ausgewertet. Im Gegensatz zur herkömmlichen Materialerhebung der Gruppendiskussionin der dokumentarischen Methode wird in dem Forschungsprojekt allerdings von Gruppengesprächenausgegangen.Bei deren Auswertung wird ein besonderer Schwerpunkt auf Geschlecht gelegt. Dies gilt zum Beispiel fürdie Analyse <strong>und</strong> Dokumentation von Passagen, in denen Männlichkeiten bzw. männliche Privilegien in denGesprächen interaktiv verhandelt werden. Ziel des Forschungsprojekts ist es allerdings nicht, den Privilegientestzu evaluieren oder zu optimieren, sondern vielmehr, das Sprechen über Privilegien zu beobachten.Unter struktureller Privilegierung wird in dem Forschungsprojekt verstanden, dass spezifische soziale Kol-20 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Newslektive einen privilegierten Zugang zu Ressourcen, wie Bildung, Erwerbsarbeit oder gesellschaftliche Institutionen,haben. Sie profitieren von einem Repräsentationsregime, das ihre Identitäten bzw. Körper als„natürlich“ oder „normal“ markiert, <strong>und</strong> können ihre eigenen Interessen <strong>und</strong> Perspektiven als „universal“setzen. Dies gilt zunächst unabhängig von ihren Leistungen, politischen Einstellungen oder etwaiger persönlicherVerletzungsabsichten gegenüber anderen.In empirischen Studien zu Privilegien wurde häufig festgestellt, dass strukturelle Privilegien für die Privilegiertenselbst oft unsichtbar bleiben. Das Forschungsprojekt geht von der Annahme aus, dass ein Gr<strong>und</strong>dafür in dem meritokratischen Versprechen der Moderne liegt, nach dem die soziale Platzierung in der Gesellschaftlediglich auf Leistungen beruht. Gleichzeitig werden in westlichen Dominanzkulturen allerdingssoziale Kollektive, wie Männer, Weiße, Heterosexuelle, Bildungsprivilegierte etc., systematisch bevorzugt.Aus dem Widerspruch zwischen meritokratischen Versprechen <strong>und</strong> systematischer Privilegierung, so dieAusgangsthese des Vorhabens, entstehen Spannungen. Das Forschungsprojekt geht deshalb der Fragenach, wie diese Spannungen von Subjekten in Bildungskontexten bearbeitet werden. Erfahrungsberichteaus der Antidiskriminierungspädagogik weisen z. B. darauf hin, dass Privilegierte mit diversen Abwehrmechanismen,wie Verleugnung, Übertragung, Abwehr, Schweigen etc., reagieren. Eine systematische wissenschaftlicheUntersuchung dieser Mechanismen bzw. Bearbeitungsformen steht bisher aus. Es sollenallerdings nicht allein destruktive Gesprächsstrategien von Privilegierten herausgearbeitet werden, vielmehrzielt die Fragestellung des Forschungsprojekts auch auf mögliche positive Ansätze zum verantwortungsvollenUmgang mit struktureller Privilegierung.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Katharina WalgenbachBergische UniversitätWuppertalProfessur für Gender &DiversityProjektleitungwalgenbach@uniwuppertal.deFriederike ReherBergische UniversitätWuppertalProjektmitarbeiterinreher@uni-wuppertal.deGabriele Wilde, Annette ZimmerGeschlechterverhältnisse in autoritären <strong>und</strong> hybriden RegimenForschungsprojekt am Institut für Politikwissenschaft (IfPol) der Universität Münster imRahmen des Zentrums für Europäische Geschlechterstudien (ZEUGS)Förderung: Landesprogramm für geschlechtergerechte Hochschulen. Programmstrang Genderforschungsförderung.Ministerium für Innovation, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung, <strong>NRW</strong>LeitungProf.‘in Dr. Gabriele Wilde, Professur für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt der <strong>Geschlechterforschung</strong>Prof.‘in Dr. Annette Zimmer, Professur für Deutsche <strong>und</strong> Europäische Sozialpolitik <strong>und</strong> Vergleichende PolitikwissenschaftKurzbeschreibungIm Fokus des geplanten Projekts steht die Untersuchung der Interdependenz von autoritären <strong>und</strong> bedingtdemokratischen politisch-gesellschaftlichen Strukturen <strong>und</strong> Geschlechterverhältnissen. Dabei richtet sichdas Erkenntnisinteresse auf den Zusammenhang zwischen Autokratien sowie hybriden politischen Systemen<strong>und</strong> der Festschreibung von Geschlechterverhältnissen als gesellschaftliche Machtverhältnisse, dienachhaltig eine gesellschaftliche Demokratisierung verhindern, indem sie eine umfassende Teilhabe von<strong>Frauen</strong> am öffentlichen Leben systematisch behindern bis gänzlich verunmöglichen.Das Projekt verbindet den Regimeansatz der Vergleichende Regierungslehre <strong>und</strong> Transformationsforschungmit einer gesellschaftszentrierten Perspektive. Damit werden bisher von der politikwissenschaftlichen Forschungin autoritären <strong>und</strong> hybriden Systemen kaum in den Blick genommene Bereiche der Lebenswelt von<strong>Frauen</strong> Gegenstand der empirisch-analytischen Forschung. Es handelt sich hierbei um diejenigen gesellschaftlichenBereiche, in denen sich die gesellschaftliche Organisation sozialer Macht- <strong>und</strong> Herrschaftsverhältnissein Form von Regierungstechnologien vollzieht. In dem bewilligten Förderzeitraum von insgesamtzwei Jahren wird die Frage nach dem Regimeeinfluss als institutionalisiertem gesellschaftspolitischemKontext auf die Teilhabe von <strong>Frauen</strong> am öffentlichen Leben in den Sektoren Wirtschaft, Wissenschaft <strong>und</strong>Politik zunächst an den Fallbeispielen Nicaragua <strong>und</strong> Tunesien untersucht.Förderung <strong>und</strong> LaufzeitDas Projekt wird durch das Ministerium für Innovation, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung <strong>NRW</strong> (MIWF) im Rahmendes Landesprogramms für geschlechtergerechte Hochschulen, Programmstrang Genderforschungsförderungvom 01.01.2013 bis 31.12.2014 gefördert. Da es sich um ein Desiderat sowohl der Gender- wieKontakt <strong>und</strong> InformationProf.‘in Dr. Gabriele WildeInterdisziplinäres Zentrum fürEuropäische Geschlechterstudien(ZEUGS)Institut für Politikwissenschaft(IfPol)Universität MünsterScharnhorststraße 10048151 Münstergabriele.wilde@unimuenster.deTel.: (0251) 83-25<strong>32</strong>8 (Sekr.),(0251) 83-29946www.uni-muenster.de/IfPol/personen/wilde.html<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 21


Newsder politikwissenschaftlichen Forschung, namentlich der Vergleichende Regierungslehre handelt, soll mitder beantragten Förderung die Entwicklung <strong>und</strong> erfolgreiche Beantragung eines interdisziplinären Graduiertenkollegszum Thema „Geschlechterverhältnisse in autoritären <strong>und</strong> hybriden Regimen“ am ZEUGSermöglicht werden.Weitere neue GenderprojekteStefanie Schlößer, Bettina Hieming, Nicole Auferkorte-Michaelis,Carmen Leicht-ScholtenChanceMINT.<strong>NRW</strong> – Karriereentwicklung für Studentinnen in Hochschulen<strong>und</strong> UnternehmenKooperationsprojekt der RWTH Aachen <strong>und</strong> der Universität Duisburg-Essen gestartetDas Ziel2-Projekt ChanceMINT.<strong>NRW</strong> ist eine Kooperation der RWTH Aachen <strong>und</strong> der Universität Duisburg-Essen.Hauptanliegen des bis März 2015 laufenden Forschungsvorhabens ist eine frühzeitige Heranführungvon Studentinnen der Ingenieur- <strong>und</strong> Naturwissenschaften an mögliche Berufsfelder nach demerfolgreichen Abschluss des Studiums. Das vom Ministerium für Ges<strong>und</strong>heit, Emanzipation, Pflege <strong>und</strong>Alter des Landes Nordrhein-Westfalen geförderte Projekt spricht Studentinnen der MINT-Fächer ab demdritten Fachsemester an, um einen frühzeitigen Studienabbruch zu verhindern. Das Karriereentwicklungsprogrammverbindet temporäre Hospitationen der Studentinnen in Unternehmen mit einem begleitenden<strong>und</strong> ergänzenden Workshop- sowie Vernetzungsprogramm <strong>und</strong> geht mit dieser Konzeption bewusst überein klassisches Mentoringprogramm hinaus.Um das Programm <strong>und</strong> insbesondere die Unternehmenspatenschaften passgenau auf die Berufsinteressender Teilnehmerinnen akquirieren zu können, ist es notwendig, in diesem Pilotprojekt das Angebot aufeinzelne Studiengänge zu beschränken, da die Studiengänge aus dem MINT-Bereich in ihrer Breite einzu heterogenes Berufsspektrum abbilden. An der RWTH Aachen fokussiert das Programm vor allem dieStudentinnen des B. Sc.-Studienganges Bauingenieurwesen mit einem derzeitigen <strong>Frauen</strong>anteil von 31 %in der Zielgruppe der Studentinnen ab dem 3. Fachsemester, ist aber generell auch für Studentinnen andererMINT-Fächer geöffnet, beispielsweise für Studentinnen des B. Sc.-Studienfaches Maschinenbau miteinem <strong>Frauen</strong>anteil von 23 % sowie Studentinnen der B. Sc.-Studiengänge der Fakultät für Mathematik,Informatik <strong>und</strong> Naturwissenschaften mit einem <strong>Frauen</strong>anteil von 24 % in der Zielgruppe.Auch an der UDE wurde das Programm für Studentinnen ausgewählter ingenieurwissenschaftlicher Studiengängekonzipiert <strong>und</strong> in enger Kooperation mit einzelnen Fachschaften für Studentinnen der ingenieurwissenschaftlichenB. A.-Studiengänge Wirtschaftsingenieurwissenschaften, Maschinenbau, Energie- <strong>und</strong>Informationstechnik sowie Bauingenieurwissenschaften entwickelt. Der relative <strong>Frauen</strong>anteil in den ausgewähltenStudiengängen an der Universität Duisburg-Essen ist aktuell mit r<strong>und</strong> 10 % im Maschinenbausowie der Energie- <strong>und</strong> Informationstechnik, r<strong>und</strong> 20 % im Studiengang Wirtschaftsingenieurwissenschaften<strong>und</strong> 35 % in den Bauwissenschaften unterschiedlich hoch. Studentinnen weiterer ingenieurwissenschaftlicherB. A.-Studiengänge können sich gr<strong>und</strong>sätzlich ebenfalls bewerben.An der RWTH Aachen kooperiert das Programm eng mit dem vom BMBF <strong>und</strong> dem Stifterverband gefördertenMentoringsystem, wodurch die einmalige Möglichkeit besteht, für das Programm in Frage kommendeStudentinnen direkt in einem persönlichen Gespräch durch die Mentorinnen <strong>und</strong> Mentoren anzusprechen<strong>und</strong> sie aktiv bei der Bewerbung für das Programm zu unterstützen. Hier wurde ein gesonderter Profilbogenkonzipiert, welchen die Studentinnen, neben ihrem Lebenslauf <strong>und</strong> einem Motivationsschreiben,zur Bewerbung für das Programm einreichen müssen. Durch dieses mehrgliedrige Bewerbungsverfahrensetzen sich die Studentinnen schon vor Aufnahme in das Programm reflektiert mit ihren Zielen <strong>und</strong> Bedürfnissenauseinander. Die Resultate werden nach Bewerbungsschluss evaluiert <strong>und</strong> fließen in den weiterenProgrammverlauf ein.Das Programm wird die Studentinnen für die Dauer von drei Semestern begleiten <strong>und</strong> umfasst zwei Praxisphasen:In der ersten Phase lernen die Studentinnen in Kleingruppen fünf von ihnen gewählte Unternehmenin halb- bzw. eintägigen Exkursionen kennen. In der zweiten entscheiden sie sich für einUnternehmen, das sie an fünf Praxistagen intensiver kennenlernen können. Begleitend wird ein Workshopprogrammangeboten, in dem eine zeitnahe Reflexion der Praxiserfahrungen gewährleistet <strong>und</strong> derBlick der Studentinnen für die Fokussierung mit dem Thema Berufseinstieg <strong>und</strong> Karriereentwicklung nachdem Studium unter Genderperspektive geschärft werden.22 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


NewsGesamtziel an den Hochschulen ist es:- zu einem frühen Zeitpunkt im Verlauf des Studiums den Anwendungsbezug der Studieninhalte <strong>und</strong> denPraxisbezug zu stärken,- die Studienmotivation weiter zu fördern,- durch frühzeitige Praxiseinblicke berufspraktisch Orientierung zu erfahren,- bei der Wahl von Vertiefungsschwerpunkten zu unterstützen,- jungen <strong>Frauen</strong> Rollenvorbilder in einem noch immer recht männerdominierten Berufsfeld anzubieten,- in Workshops Angebote zur (Weiter-)Entwicklung der in der Berufspraxis geforderten Schlüsselqualifikationenzu bieten.Für die teilnehmenden Studentinnen bietet das Programm die Möglichkeiten,- Einblicke in unternehmerische Praxis zu gewinnen,- berufserfahrene Ingenieurinnen kennenzulernen,- Einblicke in Karrierewege zu erhalten,- regionale Beschäftigungsmöglichkeiten (vor allem in mittelständische Unternehmen) kennenzulernen,- ggf. gemeinsam mit einem Unternehmen Themen für eine Praxis-Bachelorarbeit zu entwickeln,- Soft Skills in begleitenden Workshops zu verbessern,- sich mit anderen Studentinnen sowie berufserfahrenen Ingenieurinnen <strong>und</strong> Ingenieuren zu vernetzen.Derzeit läuft die Bewerbungsphase für die Studentinnen. Die Auftaktveranstaltung des Programms findetam 9. Oktober 2013 in Düsseldorf mit offizieller Eröffnung durch Ministerin Barbara Steffens statt, an derauch die Rektoren beider Hochschulen, die Unternehmensvertreterinnen <strong>und</strong> -vertreter sowie die Menteesteilnehmen werden.RWTH AachenLehr- <strong>und</strong> Forschungsgebiet Gender <strong>und</strong> Diversity in den Ingenieurwissenschaften (GDI)Projektleitung: Professorin Carmen Leicht-ScholtenProjektkoordination: Stefanie Schlößer, M. A.Projektwebsite: www.gdi.rwth-aachen.de/forschung/chancemintUniversität Duisburg-EssenZentrum für Hochschul- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung (ZfH)Geschäftsführung: Dr. Christian GanseuerProjektleitung: Dr. Nicole Auferkorte-MichaelisKonzeption <strong>und</strong> Projektmitarbeit bis 04/2013: Bettina HiemingProjektwebsite: www.uni-due.de/zfh/chancemintKontakt <strong>und</strong> InformationDr. Nicole Auferkorte-Michaelisnicole.auferkorte-michaelis@uni-due.deBarbara Rendtorff, Sandra Glammeier, Verena VogelsangSexuelle Gewalt in pädagogischen KontextenNeues BMBF-Forschungsprojekt „Sexualisierte Übergriffe <strong>und</strong> Schule – Prävention <strong>und</strong>Intervention“ an der Universität PaderbornIm Oktober 2012 ist das vom B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung geförderte Projekt „SexualisierteÜbergriffe <strong>und</strong> Schule – Prävention <strong>und</strong> Intervention“ an der Universität Paderborn gestartet. Zieldes dreijährigen Forschungsvorhabens ist die nachhaltige Verbesserung der Kenntnisse <strong>und</strong> Kompetenzenvon Lehramtsstudierenden <strong>und</strong> Lehrer(inne)n im Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Schule.Nach einer Analyse des interdisziplinären <strong>und</strong> internationalen Theorie- <strong>und</strong> Forschungsstandes zum Thema„Sexualisierte Gewalt <strong>und</strong> Schule“ wird eine qualitativ-empirische Studie in Form von Leitfaden gestütztenInterviews mit Expert(inn)en zu den Schwierigkeiten im Umgang mit sexualisierter Gewalt <strong>und</strong> zu notwendigenFort- <strong>und</strong> Weiterbildungsinhalten im Themenfeld „Sexualisierte Übergriffe <strong>und</strong> Schule“ durchgeführt.Anschließend erfolgt eine quantitative Befragung von Lehramtsstudierenden <strong>und</strong> Lehrer(inne)n zur<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 23


NewsKontakt <strong>und</strong> InformationInstitut für Erziehungswissenschaft<strong>und</strong> Zentrum fürGeschlechterstudien/GenderStudiesUniversität PaderbornWarburger Straße 10033098 PaderbornProjektleitung:Prof. Dr. Barbara Rendtorffbarbara.rendtorff@upb.deMitarbeiterinnen:Dr. Sandra Glammeiersandra.glammeier@unipaderborn.deVerena Vogelsangverena.vogelsang@unipaderborn.deErhebung des Fortbildungsbedarfs zum Thema sexualisierter Gewalt sowie möglicher Präventions- <strong>und</strong>Interventionsmaßnahmen. Darüber hinaus sollen zertifizierte Fortbildungen für Lehrkräfte <strong>und</strong> Lehramtsstudierendekonzipiert, erprobt, evaluiert <strong>und</strong> etabliert werden.Im Rahmen des Forschungsprojektes rücken sowohl sexualisierte Gewalthandlungen durch schulexternePersonen als auch Vorfälle schulinterner sexualisierter Gewalt durch pädagogische Fachkräfte oder andereKinder <strong>und</strong> Jugendliche in den Blick. Neben dem Zusammenhang zwischen Geschlecht, Sexualität, Gewalt<strong>und</strong> Macht steht die Reflexion der institutionellen, strukturellen <strong>und</strong> personellen Verbindungen zwischenpädagogischer Arbeit <strong>und</strong> sexualisierter Gewalt im Fokus der Betrachtung. Die Kombination aus theoretischenAnalysen, empirischer Forschung <strong>und</strong> pädagogischer Weiterbildung sichert den Transfer <strong>und</strong> denAustausch zwischen Universität <strong>und</strong> Schule.Die Webseite des Projekts finden Sie auf der Homepage der Universität Paderborn unter: www.uni-paderborn.de/sexualisierte-gewalt.Elke Kleinau, Lisa Rosen, Alexandra Damm„Feminisierung des Lehrberufes“ – eine These <strong>und</strong> ihre Bedeutung fürdie aktuelle Krise der SchuleNeues Lehr-/Forschungsprojekt an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universitätzu KölnProjektleitung: Prof.‘in Dr. Elke Kleinau, Jun.-Prof.‘in Dr. Lisa Rosen. Unter Mitarbeit von Alexandra DammKontakt <strong>und</strong> InformationAlexandra DammWissenschaftliche HilfskraftUniversität zu KölnHumanwissenschaftlicheFakultätInstitut für vergleichendeBildungsforschung <strong>und</strong> SozialwissenschaftenGronewaldstraße 250931 KölnTel.: (0221) 470-4697alexandra.damm@uni-koeln.deAn der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln wird im Wintersemester 2012/13 sowieim Sommersemester 2013 das o. g. Lehr-/Forschungsprojekt innerhalb der Lehrer_Innen_bildung realisiert.Finanziert wird dieses Vorhaben mit einer Laufzeit von sechs Monaten (Januar bis Juni 2013) ausMitteln des universitären Finanzfonds zur Umsetzung des gesetzlichen Gleichstellungsauftrages.Die Ausgangsthese ist, dass der öffentliche Diskurs über die Feminisierung des Lehrberufes eine Entwertungweiblicher Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungstätigkeiten impliziert.Das unmittelbare Projektziel besteht darin, zukünftige Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer, aber auch andere in pädagogischenHandlungsfeldern Tätige, zu einer kritischen Position in der Debatte um die Feminisierungder Schule bzw. des Lehrberufs zu befähigen. Damit dient das Forschungsvorhaben der Professionalisierungder Studierenden, insbesondere dem Erwerb von Genderkompetenzen. Langfristige Absicht ist dieImplementierung des Seminarkonzeptes in die Lehrer_Innen_bildung der Universität zu Köln sowie dieWeiterentwicklung für die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung von Professionellen in der pädagogischen Praxis.Umgesetzt wird das Projekt im Rahmen eines zweiteiligen Workshops mit bis zu 25 Studierenden, welcherdie aktuelle Debatte über die Feminisierung des Lehrberufes <strong>und</strong> den damit in Zusammenhang gebrachten(angeblichen) Bildungsmisserfolg der Jungen aufgreift. Argumentationslinien der Feminisierungsthese<strong>und</strong> die dazugehörigen inhärenten Annahmen über die Naturhaftigkeit von Geschlechtsidentitäten <strong>und</strong>geschlechtlichem Rollenhandeln werden überprüft <strong>und</strong> dekonstruiert. Dafür werden – sowohl über denZugang zu historischen Kontinuitäten dieser These als auch über den Zugang zu aktuellen empirischenStudien – gemeinsam Erkenntnisse zur Varianz <strong>und</strong> Entwicklung von Genderpräsentationen erarbeitet.Aus hochschuldidaktischer Sicht sollen die Studierenden dazu befähigt werden, im Rahmen des forschendenLernens Methoden der Biografie-, Fall- <strong>und</strong> Portfolioarbeit sowie Zugänge des historischen Lernensanzuwenden, während die Begleitforschung der Erhebung <strong>und</strong> Auswertung studentischer Bildungsbiografien<strong>und</strong> Geschlechterkonstruktionen dient.„Prejudices are what fools use for reason“Ein Kurzfilmprojekt zum Umgang mit Stereotypen im BerufskontextWie vielfältig kann Diskriminierung sein? Welche negativen Folgen kann sie haben? Wie können ProfessorInnen,MitarbeiterInnen <strong>und</strong> Studierende in der Universität für Stereotypisierung <strong>und</strong> Diversityfragestellungensensibilisiert werden? Diesen <strong>und</strong> weiteren Aspekten widmete sich ein gemeinsames Praxisprojektder Lehrstühle Sozialpsychologie: Medien <strong>und</strong> Kommunikation (Prof.‘in Nicole Krämer) <strong>und</strong> Wirtschafts<strong>und</strong>Organisationspsychologie (Prof.‘in Annette Kluge) für Bachelorstudierende der Angewandten Kognitions-<strong>und</strong> Medienwissenschaften im Wintersemester 2012/2013 unter der Anleitung von Sabrina Eimler,M. A. M. Sc., <strong>und</strong> Dr. Vera Hagemann. Unter intensiver Berücksichtigung theoretischer Arbeiten, u. a.zu den Inhalten, Gründen <strong>und</strong> Funktionsweisen von Stereotypen, <strong>und</strong> konkreter Erfahrungsberichte der24 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


NewsOmbudsstelle (Dr. Birgit K<strong>und</strong>e) sowie Projektberichten aus dem Zentrum für Hochschul- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung(von Eva Wegrzyn <strong>und</strong> Sarah Winter) entstanden Konzepte für Kurzfilme, die im Anschluss andie Vermittlung praktischer Kenntnisse im Umgang mit Kameratechnik <strong>und</strong> digitalen Filmschnittmethodenumgesetzt wurden. Vier Filme thematisieren u. a. Diskriminierungssituationen aufgr<strong>und</strong> des Geschlechts,der ethnischen <strong>und</strong> sozialen Herkunft, körperlicher Beeinträchtigungen oder sexueller Orientierung.Die Filme sowie weiteres Material sind nun auch online zu sehen im Genderportal der UDE: www.uni-due.de/genderportal/lehre_filmprojektkomedia.shtml.Kontakt <strong>und</strong> InformationSabrina Eimlersabrina.eimler@uni-due.deGenderTime – Transferring Implementing Monitoring EqualityNeues EU-Projekt an der Bergischen Universität Wuppertal zu strukturellen GleichstellungsmaßnahmengestartetZum 1. Januar ist ein neues, im 7. Rahmenprogramm der Europäischen Kommission gefördertes, Projektunter Beteiligung der Bergischen Universität Wuppertal gestartet. Das Vorhaben „GenderTime – TransferringImplementing Monitoring Equality“ hat eine Gesamtlaufzeit von vier Jahren. Das Konsortium setzt sichaus zehn Hochschulen <strong>und</strong> Forschungsinstituten acht europäischer Länder zusammen, neben Deutschlandsind Frankreich, Schweden, Italien, Österreich, Serbien, Spanien <strong>und</strong> England beteiligt. „GenderTime“ wirdinnerhalb des Programmpunktes „Wissenschaft in der Gesellschaft“ des spezifischen Programms „Kapazitäten“des 7. EU-Forschungsrahmenprogramms finanziert.Aufgeteilt in sieben Arbeitspakte, die sich neben Koordination <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit den Themen Implementierung,Monitoring, Wissenstransfer, Methodologie <strong>und</strong> externe Projektevaluation widmen, zieltdas Projekt auf die Identifizierung <strong>und</strong> Umsetzung systematischer Ansätze zur Erhöhung der Chancengleichheitvon Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Wissenschaftlern auf den unterschiedlichen Karrierestufen. UnterschiedlichsteInstitutionen hinsichtlich Größe, Ausrichtung <strong>und</strong> Geschichte sind Teil des Konsortiums, umso verschiedene Organisationsettings analysieren <strong>und</strong> darüber hinaus Synergieeffekte zwischen den Einrichtungennutzen zu können. Für jede Institution wurden vorab Aktionspläne definiert, die in der vierjährigenProjektlaufzeit umgesetzt <strong>und</strong> evaluiert werden sollen. Die Aktivitäten umfassen u. a. Maßnahmenim Bereich der Nachwuchsgewinnung, der Karriereentwicklung sowie der Vereinbarkeit von Privat- <strong>und</strong>Berufsleben.Um eine effiziente <strong>und</strong> langfristige strukturelle Umsetzung der Maßnahmen in den einzelnen Institutionenzu gewährleisten, wurden vorab sogenannte „transfer agents“ benannt, die diesen Prozess durch ihrEngagement institutionell unterstützen.Einen weiteren wichtigen inhaltlichen Fokus bildet der Wissenstransfer zum Thema Gleichstellungsmanagementzwischen erfahrenen <strong>und</strong> unerfahreneren Einrichtungen innerhalb des Konsortiums. MaßgeschneiderteIndikatoren ermöglichen im Projekt eine Messung der Veränderungen in den beteiligtenInstitutionen. Ein wesentliches Ergebnis des Projekts liegt in der Entwicklung von bereits getestetenGleichstellungsmaßnahmen <strong>und</strong> -instrumenten für zukünftige Aktionspläne in Institutionen mit ähnlichenHandlungsansätzen.Basierend auf einer vergleichenden Analyse der jeweiligen institutionellen Erfahrungen innerhalb des Projektskönnen neben Best Practice-Beispielen für spezifische kulturelle Kontexte, Disziplinen usw. auchFaktoren einer möglichst erfolgreichen, längerfristigen Umsetzung identifiziert werden. „GenderTime“möchte zu einer institutionellen <strong>und</strong> strukturellen Veränderung der europäischen Forschungslandschaftbeitragen.Kontakt <strong>und</strong> InformationDipl.-Soz. Wiss. JenniferDahmenGleichstellungsbüro derBergischen UniversitätWuppertalGaußstraße 2042097 WuppertalTel.: (0202) 439-3181jdahmen@uni-wuppertal.de<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 25


BeiträgeBeiträgeSandra ReinertGender Studies an nordrhein-westfälischen HochschulenRückblick auf die Jahrestagung des <strong>Netzwerk</strong>s <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong>am 30.11. <strong>und</strong> 01.12.2012 in HerneR<strong>und</strong>reise zu den Gender StudiesDie Einrichtungen der Gender Studies an Hochschulenin <strong>NRW</strong> bilden – neben den Professuren<strong>und</strong> dem Mittelbau – die dritte Säule des <strong>Netzwerk</strong>s<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong>.Sie bieten die Möglichkeit zur interdisziplinärenZusammenarbeit sowie zum Austausch über aktuelleThemen <strong>und</strong> Fragestellungen aus dem Kontextder <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>und</strong>der Gender Studies. Ziel der Jahrestagung des<strong>Netzwerk</strong>s, die vom 30.11. bis zum 01.12.2012in Herne stattfand, war es, die Zusammenarbeitzu bündeln sowie den direkten Kontakt unter denverschiedenen Akteurinnen <strong>und</strong> Akteuren zu ermöglichen.Angemeldet hatten sich r<strong>und</strong> 50 Vertreterinnen<strong>und</strong> Vertreter von fast allen GenderStudies-Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen.Diese sind an elf Hochschulen <strong>und</strong> Universitätenan zwölf Standorten angesiedelt. Im Anschluss andiesen Bericht stellen sich einige von ihnen mitihren Schwerpunkten vor.Prof. Dr. Anne SchlüterSilvia BoßmannDie Gender Studies in <strong>NRW</strong> im ÜberblickIn ihrer Begrüßung machte die <strong>Netzwerk</strong>sprecherinProf. Dr. Anne Schlüter deutlich, dass dieAnfänge der <strong>Frauen</strong>studien vor 30 Jahren bereitsdas Ziel hatten, nicht separiert, sondern integriertzu arbeiten, zu forschen <strong>und</strong> zu lehren. DieGr<strong>und</strong>lage für die heutigen Studiengänge <strong>und</strong>Zentren bildeten die in den 1980er Jahren eingeführten<strong>Netzwerk</strong>professuren, die vom Landgefördert wurden. Inzwischen assoziieren sichviele ProfessorInnen, da <strong>Netzwerk</strong>professuren26 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Beiträgenicht mehr vergeben werden, <strong>und</strong> sorgen dadurchdafür, dass das <strong>Netzwerk</strong> <strong>und</strong> die GenderStudies-Einrichtungen ihre Aktivitäten erweiternkönnen. Die Tagung sollte einen regen Austauschüber unterschiedliche Inhalte ermöglichen, überInter- <strong>und</strong> Transdisziplinarität <strong>und</strong> die Fragen,welche Forschungsschwerpunkte die Einrichtungenjeweils setzen, über welche Ressourcen sieverfügen <strong>und</strong> welche Unterstützung sie erhalten.Ebenfalls interessant sind Überlegungen zu denberuflichen Chancen von AbsolventInnen derGender Studies-Studiengänge <strong>und</strong> deren gesellschaftlicheAkzeptanz. Silvia Boßmann aus demGleichstellungsreferat des Ministeriums für Innovation,Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung des LandesNordrhein-Westfalen stellte in ihrem Grußwortanschließend die hohe Bedeutung des <strong>Netzwerk</strong>s<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> für dienordrhein-westfälischen Hochschulen <strong>und</strong> für dasWissenschaftsministerium heraus. Sie betonte dielangjährige produktive Verbindung zum <strong>Netzwerk</strong><strong>und</strong> die guten Kooperationsbeziehungen.Die Gender Studies-Zentren in <strong>NRW</strong>Meike Hilgemann (links), Dr. Beate Kortendiek (rechts)Nach den Begrüßungen führten Dr. Beate Kortendiek<strong>und</strong> Meike Hilgemann durch die Landschaftder Gender Studies-Einrichtungen in <strong>NRW</strong>. Einekurze Vorstellung der einzelnen Zentren, Arbeitsstellen<strong>und</strong> Studiengänge soll nicht nur einen Einblickin die Unterschiede in Bezug auf Förderung<strong>und</strong> Ausstattung, sondern vor allem in die Vielfaltder Themen geben, zu denen an den unterschiedlichenOrten geforscht <strong>und</strong> gelehrt wird.Die Gender Studies-Zentren in <strong>NRW</strong>Das Interdisziplinäre Zentrum für <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>(IFF) der Universität Bielefeldwar die erste Forschungseinrichtung zur <strong>Frauen</strong>forschungin Nordrhein-Westfalen. Schon langebevor Interdisziplinarität ein Thema an Hochschulenwurde, ist hier Geschlecht aus verschiedenenBlickwinkeln <strong>und</strong> Disziplinen betrachtet worden.Das IFF hat neben eigenen Forschungsprojektenauch zum interdisziplinären Austausch innerhalbder <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> beigetragen;das <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>forschung <strong>NRW</strong> wurdeebenfalls im Rahmen des IFF gegründet. Das EssenerKolleg für <strong>Geschlechterforschung</strong> (EKfG) isteine interdisziplinär ausgerichtete Forschungseinrichtungder Universität Duisburg-Essen, derenProfilschwerpunkte in den nano- <strong>und</strong> biomedizinischenWissenschaften, urbanen Systemen, demWandel von Gegenwartgesellschaften <strong>und</strong> derempirischen Bildungsforschung liegen. Das Zentrumfür Gender Studies Siegen (Gestu_S) hat essich zur Aufgabe gemacht, Lehre <strong>und</strong> Forschungunter Genderaspekten fachbereichsübergreifendzu bündeln. Außerdem bietet es Studierenden dieMöglichkeit, Genderzertifikate als Zusatzqualifikationzu erlangen. 2009 wurde das Zentrum fürGeschlechterstudien/Gender Studies (ZG) an derUniversität Paderborn gegründet. Das ZG bietetForschungskolloquien, Tagungen <strong>und</strong> Ringvorlesungenan, führt Forschungsprojekte durch <strong>und</strong>entwickelt ein Modul Gender-Studien für dasStudium generale sowie einen MA Gender Studies.Mit diesen vielfältigen Angeboten soll dasLehr- <strong>und</strong> Forschungsangebot der UniversitätPaderborn ausgeweitet werden. Das InterdisziplinäreGenderkompetenzzentrum in den Sportwissenschaften(IGiS) ist eine interdisziplinäreEinrichtung an der Sporthochschule Köln <strong>und</strong>führt als solche interdisziplinäre Forschungenzum Bewegungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsverhalten untergeschlechtsbezogenen Fragestellungen durch.Zu den neusten Zentren gehört das der GenderStudies in Köln (GeStiK). Hier werden die GenderStudies für Studium <strong>und</strong> Lehre konzipiert <strong>und</strong>koordiniert, der wissenschaftliche Nachwuchs<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 27


BeiträgeDie Gender Studies-Forschungs- <strong>und</strong> Arbeitsstellen in <strong>NRW</strong>interdisziplinär gefördert <strong>und</strong> das Profil vonSchwerpunktbereichen sowie interdisziplinärenForschungskooperationen geschärft. Durch die„schlanken Mittel“, die aber für fünf Jahre gesichertsind, ist das Zentrum einerseits gezwungen,realistische Strategien zu entwickeln, andererseitsherrschen auch ein Evaluationsdruck<strong>und</strong> die Notwendigkeit einer ständigen Suchenach neuen Projekten <strong>und</strong> Finanzierungsmöglichkeiten.Es geht aber nicht nur um finanzielle,sondern vor allem um institutionelle Unterstützung,die bei der Initiierung von Vorhaben einewichtige Rolle spielt. Das Zentrum für EuropäischeGeschlechterstudien (ZEUGS) mit Sitz an derUniversität Münster hat zum Ziel, Verfassung <strong>und</strong>Gr<strong>und</strong>lagen gesellschaftlicher Geschlechterverhältnisse<strong>und</strong> deren Verfestigung in Form institutionellerGeschlechterordnungen vor dem Hintergr<strong>und</strong>der Europäisierung <strong>und</strong> der Globalisierungzu untersuchen. Dies soll fakultätsübergreifendgeschehen. Die im November 2011 gegründeteEinrichtung kooperiert mit den Bereichen der Politik,Soziologie <strong>und</strong> den Erziehungswissenschaften,um <strong>Geschlechterforschung</strong> interdisziplinär zugestalten.Die Gender Studies-Forschungs- <strong>und</strong>Arbeitsstellen in <strong>NRW</strong>Die Gender Studies-Forschungs- <strong>und</strong> Arbeitsstellensind in der Regel an Fakultäten angegliedert<strong>und</strong> oftmals auf Bestreben der <strong>Netzwerk</strong>professorInneninitiiert worden, so zum Beispiel dieFeministische Theologie <strong>und</strong> Genderforschung ander Universität Münster, die unter der Leitung von<strong>Netzwerk</strong>professorin Marie-Theres Wacker steht,oder auch die Ethel-Smyth-Forschungsstelle ander Hochschule für Musik Detmold, die von <strong>Netzwerk</strong>professorinRebecca Grotjahn koordiniertwird. An der Universität Bonn ist die Arbeitsstellefür Theologische Genderforschung beheimatet.Wichtige Impulse liefern ebenfalls die assoziiertenGenderprofessuren. Ein Beispiel dafür ist dieForschungsstelle für Literatur <strong>und</strong> Men‘s Studies(LiMeS) an der Universität Siegen. Hier soll dieErforschung von Männlichkeit auf Basis der Literaturwissenschaftdazu dienen, die gedachtenvermeintlich unüberwindbaren Grenzwälle in Fragezu stellen <strong>und</strong> durchlässig zu machen.Doch nicht nur die Arbeitsstellen, die oftmalsfachbereichsbezogen agieren, sind zu nennen,sondern auch ganze Fachbereiche, wie beispielsweisedas Institut für Geschlechterstudien der FHKöln. Zudem gibt es fakultäts- <strong>und</strong> fachbereichsübergreifendeForschungsgruppen, zu denen u. a.die Gruppe Dynamik der Geschlechterkonstellationenan der TU Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> das EuropäischeZentrum für <strong>Geschlechterforschung</strong> an der UniversitätSiegen zählen.Die Gender Studies-Studiengänge in <strong>NRW</strong>In Bielefeld wird der Masterstudiengang GenderStudies – Interdisziplinäre Forschung <strong>und</strong> Anwendungangeboten. Dieser ist inter- <strong>und</strong> transdisziplinärausgerichtet <strong>und</strong> hat seinen Schwerpunktin den Bereichen Sozialisation <strong>und</strong> Bildung sowieInterkulturalität, Arbeit <strong>und</strong> Organisation, Körper<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit, Transnationalisierung <strong>und</strong> Demokratisierung.Die Zusammenarbeit verschiedenerFakultäten <strong>und</strong> Fachbereiche sorgt für eineinnovative Lehr- <strong>und</strong> Lernform, die auch organisatorischeine Herausforderung darstellt. Die Heterogenitätder Studierenden wird als Herausforderung<strong>und</strong> Bereicherung zugleich empf<strong>und</strong>en.Der MA Gender Studies bringt unterschiedlicheWissenschaften in einen Dialog miteinander. DieRuhr-Universität Bochum bietet sowohl einenEin-Fach- als auch einen Zwei-Fach-Masterstudiengangan. Der MA Gender Studies – Kultur,Kommunikation <strong>und</strong> Gesellschaft verbindet dieKerndisziplinen Geschichte, Kunstgeschichte, Medienwissenschaft,Romanistik <strong>und</strong> Soziologie <strong>und</strong>hat zum Ziel, eine multiperspektivische Vernetzungzu schaffen, zivilgesellschaftliches Engagementals Kernkompetenz zu vermitteln <strong>und</strong> eineBrücke zwischen Wissenschaft <strong>und</strong> Arbeitsweltzu schlagen. Dabei stellt sich auch die Frage, wieman Gender Studies als Studiengang in Zukunftsichtbar machen kann. Es ist nicht nur ein Problem,dass dieser kaum bekannt ist, sondern es28 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Beiträgebesteht für die Studierenden darüber hinaus oftRechtfertigungsbedarf für die eigene Studienfachwahl.Auch teilen viele von ihnen die Sorge,keine geeignete Anstellung zu finden. Ergänztwird das Angebot des Studiengangs durch dieVeranstaltungen der Marie-Jahoda-Gastprofessur<strong>und</strong> durch Angebote aus weiteren Fächern.Ein weiterer Masterstudiengang kann an der UniversitätPaderborn studiert werden. Der MA Komparatistik/VergleichendeLiteraturwissenschaft.Interkulturalität, Intermedialität <strong>und</strong> Gender Studiesist ein „hybrider“ Studiengang, der Kenntnisseaus den Bereichen der Einzelphilologienvoraussetzt <strong>und</strong> das Wissen vertieft, das im BAKomparatistik erworben wurde. Ziel ist es, überLiteratur <strong>und</strong> andere mediale AusdrucksformenEinblicke in den Prozess der kulturellen Sinnstiftungzu vermitteln. Hierzu gehören Kunst, Musik,Film <strong>und</strong> Theater. An der Hochschule Rhein-Waalwird ab dem letzten Wintersemester (2012/2013)der siebensemestrige internationale, interdisziplinäreBachelorstudiengang Gender and Diversityangeboten. Gegenstand sind neue Formen derArbeitsteilung, veränderte Familienmodelle <strong>und</strong>der damit einhergehende Wandel der klassischenRollenbilder. Der komplett in Englisch konzipierteStudiengang konzentriert sich auf soziale, ethnische<strong>und</strong> demografische Hintergründe. An bereitsberufstätige Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiteraus Unternehmen sowie Verwaltung, Beraterinnen<strong>und</strong> Berater, Personal- <strong>und</strong> Führungsverantwortlicheaber auch an Pädagoginnen <strong>und</strong>Pädagogen richtet sich der weiterbildende StudiengangManaging Gender & Diversity an der TUDortm<strong>und</strong>. Hier werden vor allem die Menschenangesprochen, die sich in ihrer Karriereentwicklungauf neue Aufgabenbereiche im Kontext desDiversity Managements vorbereiten möchten.Die Gender Studies-Studiengänge in <strong>NRW</strong>Die <strong>Frauen</strong>-Studiengänge in <strong>NRW</strong>Die <strong>Frauen</strong>-Studiengänge in <strong>NRW</strong>Neben den BA- <strong>und</strong> MA-Studiengängen gibt esauch monoedukative Angebote zur Weiterbildungvon <strong>Frauen</strong>. In <strong>NRW</strong> zählen dazu derzeitdrei <strong>Frauen</strong>studiengänge, die im Folgenden kurzvorgestellt werden sollen: Das Zertifikat „Referentinfür <strong>Frauen</strong>fragen in Bildung, Kultur <strong>und</strong>Politik“ kann man an der TU Dortm<strong>und</strong> erwerben.Hier ist der 1981 gegründete StudiengangFRAUENSTUDIEN angesiedelt, allerdings läuftdieser aus, sodass keine neuen Studentinnen angenommenwerden können. Der weiterbildendeStudiengang <strong>Frauen</strong>Studien der Universität Bielefeldexistiert seit 1988. Dessen Gr<strong>und</strong>lage bildendie Kenntnisse der Teilnehmerinnen, die diesein ihrer Familienarbeit, ehrenamtlichen Tätigkeit<strong>und</strong> beruflichen Karriere erworben haben. Daraufaufbauend bietet der Studiengang die Möglichkeit,die weiblichen Lebenszusammenhänge aufwissenschaftlicher Basis zu reflektieren <strong>und</strong> neuePerspektiven für die individuelle Zukunftsgestaltungzu entwickeln. Schwerpunkte liegen hierbeiin den Themenfeldern pädagogische Beratung,Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt sowie Bildungsarbeit<strong>und</strong> Politik. Der jüngste <strong>Frauen</strong>studiengang istder Kompaktstudiengang Soziale Arbeit für Frau-<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 29


Beiträgeen neben der Familientätigkeit an der katholischenFachhochschule <strong>NRW</strong> in Aachen. Der Studiengangrichtet sich sowohl an den Erfahrungender Teilnehmerinnen aus als auch an der Situationvon <strong>Frauen</strong> mit Familie.Als ein Zwischenfazit der „R<strong>und</strong>reise“ zu denGender Studies-Einrichtungen an Hochschulen in<strong>NRW</strong> lässt sich festhalten, dass die Genderprofessurenimmer mehr institutionalisiert werden <strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong> sich sowohl disziplinär alsauch interdisziplinär gestaltet sowie oftmals in dieInstitutionen eingeb<strong>und</strong>en ist. <strong>Frauen</strong>forschungals Begriff ist auf dem Rückzug, inzwischen wirdüberwiegend die Begrifflichkeit der Gender Studiesbzw. der <strong>Geschlechterforschung</strong> verwendet.Durch den Einzug des Bachelors <strong>und</strong> Masters indie Universitäten konnte auch der Bereich derGender Studies in die Lehrpläne integriert werden.Zwar wird überwiegend durch Zertifikatebescheinigt, dass Genderwissen erworben wurde,trotzdem haben sich auch einzelne Bachelor- <strong>und</strong>Masterstudiengänge ganz auf das Themengebietder Gender Studies spezialisiert.VorträgeDr. Uta C. SchmidtNeben den Vorstellungen der Einrichtungen,Zentren <strong>und</strong> Studiengängen gab die Jahrestagungauch Einblicke in die Geschichte <strong>und</strong>Entwicklung der <strong>Frauen</strong>-, Geschlechter- <strong>und</strong>Genderforschung an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen.Die Historikerin Uta C. Schmidtstellte in ihrem Vortrag die Geschichte des <strong>Netzwerk</strong>s<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong>vor. Sie hat dazu 2012 eine Studie erarbeitet <strong>und</strong>die vielfältigen Zusammenhänge zwischen derEntwicklung des <strong>Netzwerk</strong>s <strong>und</strong> dem jeweiligenZeitgeist deutlich gemacht. Sie stellte heraus,dass sich <strong>Frauen</strong> ihren Arbeitsplatz innerhalb derInstitution Universität hart erstreiten mussten<strong>und</strong> auch heute noch nicht alle Hürden aus demWeg geräumt sind.Neben der historischen Entwicklung gab es aucheinen Überblick über die aktuelle Forschungslage<strong>und</strong> den Stand der Akzeptanz des Themas„Geschlecht“ in den Wissenschaftseinrichtungen.Marion Kamphans stellte in ihrem Vortragzum Thema „Zwischen Relevanz <strong>und</strong> Irrelevanz.Hochschulakteurinnen <strong>und</strong> -akteure <strong>und</strong> ihreEinstellung zur Kategorie ‚Geschlecht‘“ die Frage,welche Perspektiven AkteurInnen in Bezugauf „Geschlecht“ einnehmen. Die Einstellung zudiesem Thema ist relevant dafür, wie damit in derHochschule umgegangen wird. So untersuchteMarion Kamphans in ihrer Dissertation, welcheResonanzen bzw. Dissonanzen bezüglich desGender Mainstreaming-Konzepts in der Hochschulevorherrschen, da vor allem die AkteurInnenentscheidend für dessen Umsetzung sind.Durch problemzentrierte ExpertInneninterviewsmit Hochschulangehörigen war es ihr möglich,Kategorien <strong>und</strong> Typen herauszuarbeiten, dieeine unterschiedliche Haltung gegenüber GenderMainstreaming besitzen. Demnach gibt esWiderständige – meist mit einer hohen Reputation<strong>und</strong> einem großen Geltungsbereich –,die sich ablehnend äußern <strong>und</strong> die Ansicht vertreten,dass Hochschulen geschlechtsneutraleOrte sind, Befürwortende mit einer starken innerenÜberzeugung zugunsten des Konzepts,die ihr professionelles Geschlechterwissen umsetzen,aber aufgr<strong>und</strong> ihrer peripheren Stellungnur über begrenzten Einfluss verfügen, <strong>und</strong> alsdritte Gruppe die Skeptischen, die eine legitimitätsorientierteRhetorik entwickeln, aber dieRelevanz von Geschlecht in der Hochschuleverkennen. Dieser Typ entkoppele „talk“ <strong>und</strong>„action“. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigenu. a., dass nicht das Wissen über GenderMainstreaming entscheidend ist, sondern dasWollen, sich für Gleichstellung einzusetzen. DerUmgang mit dem Thema ist ebenfalls abhängigvom Legitimationsinteresse. Trotz der angewandtenRhetorik lassen sich immer noch kulturelleWiderstände gegenüber Gleichstellungfeststellen. Um die Gruppen der Skeptischen <strong>und</strong>Widerständigen zum gleichstellungsorientiertenHandeln zu bewegen, müssen nach MarionKamphans die drei Mechanismen der Isomorphie –erzwungene <strong>und</strong> normative Isomorphie <strong>und</strong> Isomorphiedurch Mimetik – systematisch genutztwerden.DiskussionIn den Diskussionen wurde deutlich, dass geradein Bezug auf die Interdisziplinarität noch „Begriffsarbeit“geleistet werden, also eine Schärfungder Definition erfolgen muss. Die beiden inBielefeld angesiedelten Studiengänge GenderStudies <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>Studien haben zudem mitder Abgrenzung voneinander zu kämpfen. Fürviele innerhalb der Universität ist nicht klar, wasgenau die beiden Studiengänge „machen“.30 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeJProf. Dr. Gregor Schuhen <strong>und</strong> Dr. Uta FenskeEine weitere Frage war, ob NachwuchswissenschaftlerInnenim Bereich Gender Studies zueiner Promotion geraten werden sollte. StephanieSera <strong>und</strong> Kim Siekierski hatten bereitswährend ihres Vortrags über die Gender Studiesan der Ruhr-Universität Bochum auf die Problematikhingewiesen, dass Außenstehenden oftnicht klar ist, was sich hinter dem StudiengangGender Stud-ies verbirgt <strong>und</strong> die Studierendendadurch nicht selten Vorurteilen begegnen. Siebefürchten, dass die Qualifikationen nicht immerernst genommen werden <strong>und</strong> die Kompetenzennicht in ihrer vollen Bandbreite erkennbar seinkönnten. Innerhalb der Diskussion überlegtendie TeilnehmerInnen auch, ob eine Promotion inden Gender Studies nicht Wege verschließt oderob sie als Alleinstellungsmerkmal gelten kann.Hier sind nicht nur die mangelnde ErfahrungAußenstehender mit dem Gebiet der GenderStudies <strong>und</strong> die Unsicherheit problematisch, wieanerkannt eine Promotion in diesem Bereich ist,wenn die wissenschaftliche Karriere nicht weitergeht<strong>und</strong> der Weg auf den freien Arbeitsmarktangestrebt wird, sondern auch die Angliederungdes Studiengangs an bestimmte Fachbereiche– trotz interdisziplinärer Ausrichtung. So istder Studiengang in Bochum in der Philologieangesiedelt, was sich im Falle einer Promotionungünstig auf den weiteren Berufsverlauf vonSozialwissenschaftlerInnen auswirken kann.Einen Diskussionspunkt stellten auch die finanzielleAusstattung <strong>und</strong> die Ressourcen dar. Esist oft nicht leicht, Gelder zu akquirieren <strong>und</strong>Zuständigkeiten zu klären. Schwierigkeiten bestehenauch dann, wenn die Gender Studies anandere Fakultäten angegliedert sind <strong>und</strong> dieVerteilung der Mittel nicht genau geregelt ist. Sokann es vorkommen, dass Studienbeiträge nichtweitergeleitet werden. Hier wurde als Ziel betont,die Leistungsvereinbarungen zu ergänzen<strong>und</strong> zu erweitern, finanzielle Anreize zu setzen<strong>und</strong> Verbindlichkeiten auszugestalten. Genderist momentan zwar „en vogue“, trotzdem werdenkeine Gelder bereitgestellt. Es herrscht hiereine doppelbödige Moral: Gender soll in allenBereichen berücksichtigt werden, aber dies bittekostenlos. Wie ernst Genderforderungen wirklichgemeint sind, sieht man letztendlich an denFolgen – oder eben an der Folgenlosigkeit.Zum Thema Kanon(bildung), Konkurrenz <strong>und</strong> Kooperationgibt es in den verschiedenen Einrichtungenähnliche Herangehensweisen. So setztman in Bielefeld ebenso wie in Bochum auf eingemeinsames Curriculum. Dies führt dazu, dasssich die Fachbereiche im Master Gender Studiesverankert fühlen. Hilfreich ist es auch, die Ergebnisseaus Forschungsprojekten in die Seminarezu tragen, wie dies beispielsweise bei Ilse Lenz<strong>und</strong> Katja Sabisch der Fall ist. Insgesamt herrschteEinigkeit darüber, dass nicht nur die Akzeptanzeine Herausforderung darstellt, sondern vorallem strukturelle Probleme vorliegen.Inhaltliche Schwierigkeiten treten dagegen beiden Masterstudiengängen auf – hier muss Angleichungsarbeitgeleistet werden, da die Studierendenoftmals keine ausreichende Qualifikationaus den verschiedenen Bachelorstudiengängenmitbringen. Ein Ansatz ist in diesem Zusammenhang,Bachelorstudiengänge mit dem SchwerpunktGender Studies zu implementieren.Bisher fehlen aber Professuren <strong>und</strong> ein Mittelbau.Geschlecht als Forschungskategorie istinzwischen anerkannt, aber es bleibt immer andie jeweils tradierte Disziplin geb<strong>und</strong>en. Es gibtbisher keine Gender Studies als eigenständigeDisziplin mit eigenen Methoden <strong>und</strong> Kategorien.Daher ist auch ein Bachelorstudiengang,der nicht an etablierte Fachgebiete gekoppeltMeike Hilgemann, Dr. Beate Kortendiek, Prof. Dr. Anne Schlüter<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 31


BeiträgeTeilnehmende der Jahrestagung 2012 in Herneist, schwierig zu entwickeln. In Zukunft sollteneigenständige Studiengänge in diesem Bereichimplementiert werden. Solange sich die Disziplinaber noch nicht eigenständig entwickelt hat,scheint ein Zwei-Fach-Bachelor die bessere Variantezu sein.Es wurde zudem diskutiert, wozu Gender Studieseigentlich befähigen. Aufgr<strong>und</strong> einer thematischenDiskrepanz zwischen Gender Studies<strong>und</strong> Gleichstellung muss auch eine konzeptionelleTrennung erfolgen. Die Forschungsergebnisseder Gender Studies lassen sich aber indie Gleichstellungsarbeit integrieren. Ebensomüssen bei der Frage von Exzellenz <strong>und</strong> Qualitätneben der Gleichstellung auch die Queer- <strong>und</strong>Gender Stud-ies einbezogen werden.Förderprogramme für Projekt- <strong>und</strong> Forschungsvorhabensollen mit ausreichenden Ressourcenausgestattet werden. Die Nähe zu Fachbereichenist ebenfalls häufig ein Problem, wenneingeworbene Gelder nicht vollständig bei denInstitutionen landen, sondern auch vom Fachbereichbeansprucht werden. Vernetzungen zwischenden Gender Studies-Einrichtungen versuchen,solche Missstände durch Kooperationenoftmals abzufedern. Hier müssen neben mehrRessourcen auch Projekte verstetigt werden, umdem Ausschreibungsdruck entgegenzuwirken.Gewünscht werden Projektförderungen direktim Genderbereich, allerdings gibt es kontroverseAnsichten, in welcher Form dies am sinnvollstenist: Sollen explizite Fragestellungen im Fokusstehen oder eher eine allgemeine Ausschreibung?GenderforscherInnen sollen in Projekteder Deutschen Forschungsgemeinschaft integriertsein. Da der Genderaspekt in den Projektengefordert ist, die GutachterInnen aber meist disziplinärorientiert sind, besteht hier Nachholbedarf.Zudem ist Gender in der Forschung der DFGnicht vertreten, es wird lediglich den Fachbereichenzugeordnet. Hier wäre ein gemeinsamesZentrum von Vorteil, da vielfältige Fachgebietezusammenarbeiten könnten <strong>und</strong> auf kurzenWegen in der Lage wären, neues Wissen zu generieren.Gender Mainstreaming als Bestandteilder Richtlinien an den Hochschulen <strong>und</strong> in denForschungsprojekten war ebenfalls Gegenstandder Diskussionen. Es wurde kritisiert, dass eskeine Konsequenzen <strong>und</strong> Restriktionen nachsich zieht, wenn Gender Mainstreaming nichtbeachtet wird. Im Bereich der Forschung solltegenerell die Möglichkeit bestehen, in Gebietenmitzuwirken, die finanziell gut ausgestattet sind,wie dies beispielsweise bei den Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaftender Fall ist. Hier ist es erforderlich,Schnittstellen zu benennen <strong>und</strong> Kooperationenanzustreben, auch wenn sich dies nichtimmer einfach gestaltet. Schnittstellen sind hieru. a. Berufungskommissionen, die Gender in dieBereiche implementieren <strong>und</strong> Interdisziplinaritätschaffen können.Gefahr besteht bei interdisziplinären Kooperationendarin, dass Gender zu einer Hilfswissenschaftdegradiert wird. Fachbereiche sindzwar oftmals froh, ExpertInnen in ihren Reihenzu haben <strong>und</strong> sich nicht selbst mit dem Themaauseinandersetzen zu müssen, trotzdem werdenFragestellungen meist mit einem soziologischenFokus formuliert, unabhängig vom Fachbereich<strong>und</strong> dessen Ausrichtung. Hier muss in Zukunftdarauf geachtet werden, dass diese passendzum Schwerpunkt des Projekts gemeinsam mitden WissenschaftlerInnen erarbeitet werden.Eine fachbezogene Methodik ist ebenfalls erstrebenswert,um das Ergebnis im eigenen Fachgebietwiderspiegeln zu können.FazitDie Tagung war eine wichtige Möglichkeit für dieEinrichtungen, um diskutieren <strong>und</strong> sich austauschenzu können. Am Ende der zwei Tage fasstendie TeilnehmerInnen die wichtigsten Ergebnisse<strong>und</strong> Erkenntnisse zusammen <strong>und</strong> äußertenWünsche für die Zukunft. So ist klar, dass <strong>NRW</strong>innerhalb Deutschlands eine Vorreiterpositionim Bereich der Gender Studies einnimmt, dochauch hier gibt es noch Lücken. So sollten die BegrifflichkeitenGender Studies, <strong>Frauen</strong>forschung,Diversity sowie Inter- <strong>und</strong> Transdisziplinaritätpräziser definiert <strong>und</strong> deutlicher voneinanderabgegrenzt werden. Als Anliegen äußerten dieTeilnehmerInnen, dass sich Treffen wie dieseTagung gerade im Hinblick auf die personelleFluktuation verstetigen <strong>und</strong> dass sich die Einrichtungennoch stärker untereinander vernetzensollen. Zum Abschluss standen folgendeFragen im Raum: Welche Maßnahmen sind füreine Profilschärfung <strong>und</strong> Anerkennung der GenderStudies geeignet? Liegt in der Nicht-Verstetigungauch eine Chance? Macht es Sinn, Zentren<strong>und</strong> Einrichtungen mit ähnlichen bzw. gleichenAufgaben <strong>und</strong> Bereichen unter einem gemeinsameLabel zu etablieren, oder ist dies eher kon-<strong>32</strong> <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Beiträgetraproduktiv? Zudem wurde angeregt, die Genderkompetenzin verschiedenen Bereichen derHochschulpolitik, Forschung etc. zu überprüfen.Ein Wunsch für die Zukunft an das Ministeriumlautet, mit Unterstützungsstrukturen finanzielleProbleme <strong>und</strong> Ressourcenknappheit abzumildern.Betrachtet man die nordrhein-westfälischeLandschaft der Genderforschung <strong>und</strong> GenderStudies, so fällt vor allem deren Vielfalt ins Auge.Im nachfolgenden Abschnitt stellen sich einigeder Einrichtungen <strong>und</strong> Studiengänge nun ausführlichervor.Kontakt <strong>und</strong> InformationSandra Reinertsandra.reinert@tudortm<strong>und</strong>.deUta C. SchmidtZur „Frühgeschichte“ der Gender Studies in <strong>NRW</strong>.Die Anfänge des <strong>Netzwerk</strong>s <strong>Frauen</strong>forschungDie Geschichte der Gender Studies wird schnellin folgendem Modell zusammengefasst: Von der<strong>Frauen</strong>forschung ausgehend entwickelte sich die<strong>Geschlechterforschung</strong> aus der Kritik heraus, eine<strong>Frauen</strong>forschung könne die Beziehungen zwischen<strong>und</strong> innerhalb der Geschlechter nicht inden Blick bringen. Die Gender Studies überwanden<strong>und</strong> überwinden wiederum die Begrenztheitender <strong>Geschlechterforschung</strong>, indem sie nun dieMechanismen kultureller Erzeugung von heteronormativenBedeutungen, Klassifikationen <strong>und</strong>Beziehungen fokussieren.In dieser Genealogie erzeugen wir eine zeitlicheAbfolge, um uns jeweils darin einordnen zu können.Sie enthält einen Fortschrittsimpetus, denndas akademische Feld, auf das sie sich bezieht, istdanach strukturiert: Es ist angelegt, stets Neueszu produzieren, sich durch Erkenntnisfortschrittzu legitimieren <strong>und</strong> durch Innovation zu positionieren.Die zeitliche Abfolge erhält eine Linearitätdurch die Operation des Erzählens selbst, die ineiner bestimmten Art <strong>und</strong> Weise Kontingenz inKontinuität überführt, um Orientierung zu ermöglichen.Ambivalenz wird so zu Stringenz.Ein wissenschaftsgeschichtlicher Blick auf dieFrühzeit der <strong>Frauen</strong>forschung in Nordrhein-Westfalensoll zeigen, wie sich strategisch über dieinhaltliche Frage nach „<strong>Frauen</strong>“ das Forschungsfeldin den 1980er Jahren überhaupt akademischimplementieren ließ. Der Begriff „Frau“ – allgegenwärtigin damals zeitgenössischen gesellschaftlichenDebatten um die demokratischeEntwicklung der B<strong>und</strong>esrepublik – bedrängte dieGr<strong>und</strong>festen universitären Selbstverständnisses.Angesichts der nicht zu leugnenden Unterrepräsentanzvon <strong>Frauen</strong> als Wissenschaftlerinnenan Hochschulen <strong>und</strong> angesichts fehlender Erfahrungenvon „<strong>Frauen</strong>“ in einer sich universalreorganisierenden Wissenschaft nach dem Nationalsozialismusprovozierte der Begriff „Frau“so nachhaltig, dass allein seine Anrufung schondie Freiheit der Wissenschaft insgesamt <strong>und</strong> dieHochschulautonomie im Besonderen zu bedrohenschien. 1Das von der Wissenschaftspolitik in dieser Situationaufgelegte Programm „<strong>Frauen</strong>forschung“ boteinen Erfolg versprechenden Weg, die Wissenschaftendurch bisher unbearbeitete Forschungsthemenzu modernisieren, auch wenn die darinForschenden – vorwiegend <strong>Frauen</strong> – inspiriertdurch viele <strong>Frauen</strong>bewegungen bereits seit den1970er Jahren theoretisch das Verhältnis zwischenden Geschlechtern exponierten <strong>und</strong> sichempirisch nicht allein auf die Erforschung von„<strong>Frauen</strong>“ festlegen lassen wollten.In dieser Perspektive verfehlt die narrative Fortschrittsverheißung„Von der <strong>Frauen</strong>forschungüber die <strong>Geschlechterforschung</strong> hin zu GenderStudies“, die einen Anfangszustand in einen Endzustandmit noch offenem Horizont transformiert.Stattdessen müssten wir Erzählanordnungen ausprobieren<strong>und</strong> kultivieren, die in der Lage sind,immer wieder neue Beziehungen herzustellen,sowie zwischen den jeweils zeittypischen Erfahrungen<strong>und</strong> Beobachtungen im wissenschaftlichenwie gesellschaftlichen Feld theoretischeSchlüsse <strong>und</strong> empirische Bef<strong>und</strong>e vermitteln.Zugespitzt lautet meine These: Die lineare Erzählanordnungin einem Stufenmodell dientdazu, Konflikte <strong>und</strong> Kämpfe zu homogenisieren,die spätestens seit Ende der 1980er Jahre in derDiskursgemeinschaft manifest wurden, als dieHochschulen zunehmend zu Orten wurden, andenen sich auch Wissenschaftlerinnen begegneten.Diese begannen, „Territorien“ im wissenschaftlichenFeld abzustecken, Geltung <strong>und</strong>Grenzen zu beanspruchen, Stile <strong>und</strong> Kategorienauszubilden, Wissen <strong>und</strong> Wahrheit zu kanonisieren,Karriere <strong>und</strong> Kapital zu sichern. Indem dielineare Erzählanordnung der Logik des akademi-<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 33


BeiträgeGeStiK – Gender Studies in Köln –Universität zu KölnDas neue, interfakultativeZentrum an der Universität zuKöln hat durch die Konferenz„Immer BeweGender.Transformationen (in) der<strong>Geschlechterforschung</strong>“am 22./23.06.2012 seineoffizielle Gründung gefeiert.Mit dem Zentrum werdenzwei konkrete Anliegenverfolgt: Zum einen sollen dievielfältigen Perspektiven der<strong>Geschlechterforschung</strong> an derUniversität zu Köln zusammen<strong>und</strong> in Austausch miteinandergebracht sowie als Wissenskultur(Wissenschaftskultur) derHochschule öffentlich sichtbarwerden. Zum anderen solltedie Gründungskonferenz alsAktivität des zu gründendenfakultätsübergreifendenZentrums für Gender Studieseinen öffentlichen Raum zurVernetzung bieten, der Akteur-Innen in Köln einbezieht, eineStadt, die gerade im Bereichder <strong>Frauen</strong>-, Geschlechter<strong>und</strong>Queer-Forschung eingeschichtsträchtiger Ort ist.Durch die Vernetzung <strong>und</strong> Profilierungder Gender Studiesin Köln will das Zentrum zukünftigzudem eine Plattforminternationaler Kooperationsmöglichkeitenbieten.MitgliederProf. Dr. Susanne VölkerGeschäftsführende DirektorinDr. Dirk SchulzGeschäftsführungTina BernischkeManuel WeuffenVeranstaltungen(Sommersemester 2013)- Ringvorlesung „PanoRahmen:Gender Studies inKöln“- Übung „Natürlich Nicht.Einführung in Gender <strong>und</strong>Queer Studies“- Seminar „Geschlecht, Organisation<strong>und</strong> Technik“AnschriftGeStiK – Gender Studiesin KölnUniversität zu KölnRichard-Strauss-Straße 250931 Kölngender-studies@uni-koeln.dewww.gestik.uni-koeln.deschen Feldes mit dessen Fortschrittsimpetus folgt,ist sie Form <strong>und</strong> Inhalt jenes Prozesses, den wir„Akademisierung“ nennen. 2Für die aktuellen Diskussionen um die „Dynamiken<strong>und</strong> das Zusammenspiel zwischen Erkenntnis,Wissen <strong>und</strong> Intervention“ 3 von Gender Studies inwissenschaftlichen wie außerwissenschaftlichenFeldern möchte ich eine systematische Hinwendungzu historischen Erkenntnisqualitäten <strong>und</strong>Deutungsweisen anregen, denn: „Wenn zu manchenZeiten einige methodische Vorgehensweisen<strong>und</strong> einige Begrifflichkeiten eine große Chancehaben akzeptiert zu werden, heißt das nicht,dass sie mittels ihrer gewonnenen Ergebnisse‚sicherer‘ sind, sondern nur, dass in diesen Zeitenein Konsens darüber besteht, auf diese Weiseformulierte Erkenntnisse zu akzeptieren.“ 4 Es gilt,die sozialen Bedingungen dieser Übereinkünfteherauszufinden.Ziel dieses Beitrages ist es- eine Sensibilisierung für die Unterschiedlichkeitvon politischen, strategischen, akademischen,inhaltlichen <strong>und</strong> theoretischen Interessen imforschenden Zugang auf Geschlechterordnungen<strong>und</strong> symbolische Produktionen anzuregen<strong>und</strong>- den Gender Studies historische Erkenntnisqualitäten<strong>und</strong> Deutungsweisen für die Erkenntnisgewinnung,aber auch für die Reflexion dereigenen Disziplinarität anzuempfehlen.Bei meinen wissenschaftsgeschichtlichen Studienim Land Nordrhein-Westfalen 5 interviewte ich dieSoziologie-Professorin Ursula Müller, langjährigeDirektorin des Interdisziplinären Zentrumsfür <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> (seit 1990) für <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>in Bielefeld, der ersten GenderStudies-Einrichtung in <strong>NRW</strong>. 6 Eher beiläufig,aber nuancierend betonte sie, „(…) wenn wirüberhaupt jemals <strong>Frauen</strong>forschung betriebenhaben“. 7 1985 hatte Ursula Müller zusammenmit Sigrid Metz-Göckel im Auftrag der ZeitschriftBRIGITTE die repräsentative Studie „Der Mann“publiziert, für die sie mehr als 1.000 Männer zwischen20 <strong>und</strong> 50 Jahren in den Blick nahmen. 8 Sieaktualisierten mit dieser Untersuchung die vonHelge Pross in den 1970er Jahren durchgeführterepräsentative Analyse über die Selbstbilder vonMännern <strong>und</strong> deren Bilder von der Frau, die zu einerZeit erschienen war, als die „neue <strong>Frauen</strong>bewegung“gerade begann, ihre Position zu finden<strong>und</strong> ihre Forderungen zu stellen. 9 Ursula Müllerhatte also allen Gr<strong>und</strong>, eine eindeutige Verknüpfungvon Zeitfenster <strong>und</strong> Forschungsfeld in einerlinearen „Weiterentwicklung“ von der <strong>Frauen</strong>zur<strong>Geschlechterforschung</strong> in Frage zu stellen.Einmal aufmerksam gemacht belegen zahlreichePublikationen, dass auch schon vor 1980 in deralten B<strong>und</strong>esrepublik intensiv in einem internationalenAustausch über Geschlechterverhältnisseals Ordnungen von Gesellschaft sowie über „Geschlecht“als Strukturkategorie von Wissen <strong>und</strong>Wahrheit diskutiert wurde. 10Im Jahre 1976 erschien in einem Sammelbandzur Sozialgeschichte der Familie in der Neuzeitein Artikel von Karin Hausen: „Die Polarisierungder ‚Geschlechtscharaktere‘. Eine Spiegelung derDissoziation von Erwerbs- <strong>und</strong> Familienleben“ 11 .Sie zeichnete darin nach, wie <strong>und</strong> warum die Kontrastierungder Geschlechtscharaktere im letztenDrittel des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts eine spezifisch neueQualität gewann, <strong>und</strong> legte die Mechanismenkultureller Erzeugung von heteronormativen Bedeutungen,Klassifikationen <strong>und</strong> Beziehungenim Kontext gesellschaftlicher Wandlungs- sowieMachtprozesse frei.Marielouise Janssen-Jurreit hatte in ihrem ebenfalls1976 erschienenen Buch „Sexismus. Überdie Abtreibung der <strong>Frauen</strong>frage“ bereits einegründliche, an Geschlecht als Kategorie orien-34 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Beiträgetierte Dekonstruktion von Wissen, Wahrheit <strong>und</strong>Wissenschaft als feministischem Prinzip ausprobiert.An der Disziplin Geschichtswissenschaftzeigte sie auf, wie der Mann als Verallgemeinerungsmaßstabdes Menschlichen im Mittelpunktder wissenschaftlichen Wissenskonfigurationenstand. Diese waren mithin nichts anderes alseine interessengeleitete willkürliche Perspektiveauf Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart: „Die Geschichtslosigkeitder Frau wird durch die Geschichtsschreibunghergestellt.“ 12 Die Philosophin HertaNagl-Docekal nannte diese Art von Wissenschafteinmal eine „erschlichene“, „weil genau genommennur von Männern die Rede ist“. 13Und: 1976, auf der 1. Berliner Sommeruniversitätfür <strong>Frauen</strong> in Berlin, hatten Gisela Bock <strong>und</strong>Barbara Duden mit ihrem Vortrag über die geschlechtsspezifischenOrganisations- <strong>und</strong> gesellschaftlichenWertungsformen von „Arbeit“ insHerz des Kapitalismus getroffen. 14Bereits Mitte der 1970er Jahre – die Beispieleließen sich um weitere ergänzen – existierte inder B<strong>und</strong>esrepublik eine Vielstimmigkeit in erkenntnistheoretischerHinsicht, die sich für vielfältigeBeziehungen zwischen <strong>und</strong> innerhalb derGeschlechter ebenso interessierte wie für denGeschlechterbezug in wissenschaftlicher Erkenntnis.Sie nahm auch naturalisierende <strong>und</strong> vereinheitlichendeKonzepte von Geschlecht als Ausgangspunkteines feministischen Wissensprojektsin den Blick. Diskursgemeinschaften debattiertenkontrovers die Reichweiten unterschiedlicherKonzepte: Hier konnte sich eine <strong>Frauen</strong>forschungnicht richtig auf die Diversität in den Lebensrealitätenvon <strong>Frauen</strong> einlassen, weil sie differenztheoretischvon einer spezifischen <strong>Frauen</strong>erfahrungs-<strong>und</strong> Handlungsweise ausging; dort gerieteiner <strong>Geschlechterforschung</strong> bei ihrer intersektionalenVerortung von Verhältnissen innerhalb <strong>und</strong>zwischen den Geschlechtern das übergreifendePhänomen der Ausgrenzung, Abwertung <strong>und</strong>Diskriminierung von <strong>Frauen</strong>, kurz: die Machtfrageaus dem Fokus. Und solange geschlechtsspezifischeFragestellungen nur in Bezug auf <strong>Frauen</strong>wissenschaftlich <strong>und</strong> politisch verfolgt wurden,blieben diese „unausweichlich ein Sonderproblem“,während der Bereich der Männer weiterhinmit dem Allgemeinen der Gesellschaft identifiziert<strong>und</strong> bewertet blieb, 15 so argumentierten diejenigen,die Wissenschaftskritik als feministischePraxis fassten.Nicht, dass es diese Pole in der Debatte gab, istdas Problem, sondern die „Unbedingtheit“, mitder sie vielfach ihre Geltung beanspruchten <strong>und</strong>sich in Traditionsbildung eingeschrieben haben.Gewinne an wissenschaftlicher Differenzierungspeisen sich im akademischen Feld vielfach ausinhaltlichen Kontroversen <strong>und</strong> Diskussionen.Dass jedoch in den Gesellschafts- <strong>und</strong> Kulturwissenschaftenheute <strong>Frauen</strong>forschung entkontextualisierendmit „Unzulänglichkeit“ identifiziertwird, ist – so meine These – ein Effekt der Institutionalisierung,in deren Verlauf das Label „<strong>Geschlechterforschung</strong>“deshalb Terrain gewinnenkonnte, weil es den Bezug zum feministischenProjekt – Forschung mit Blick auf die Befreiungder <strong>Frauen</strong> zu sein – unter strategischen Interessenverdeckte <strong>und</strong> sich so konfliktfreier in akademischeVerteilungskämpfe einfädeln ließ. 16 Esgewann an Deutungshoheit zu einer Zeit, als aus<strong>Frauen</strong>förderung Gleichstellungsförderung wurde.Die Dynamik der Institutionalisierung folgte –dies lässt sich am Beispiel der nordrhein-westfälischenWissenschaftspolitik zeigen – wenigerwissenschaftsimmanenten Argumenten, sondernpolitischen Rahmensetzungen. Die Wissenschaftspolitikdes Landes Nordrhein-Westfalenreagierte auf gesellschaftliche Konflikte <strong>und</strong> aufden Druck von <strong>Frauen</strong>bewegungen, die auch vorden heiligen Hallen der Hochschulen nicht mehrhaltmachten. Der hochschulpolitischen <strong>Frauen</strong>bewegungwar ein erster Erfolg beschieden, als sichin den Leitkonzepten wissenschaftspolitischenHandelns festsetzte, dass das von den Wissenschaftengenerierte Wissen über die Ordnungder Gesellschaft nicht mehr ausreichte, um diegesellschaftlichen Konflikte, Widersprüche <strong>und</strong>Anforderungen zu erklären, zu bearbeiten sowieWandel zukunftsfähig zu perspektivieren.Wir haben es uns angewöhnt, die neue <strong>Frauen</strong>bewegungin Westdeutschland „um 1968“ mitder Phase der Bewusstwerdung <strong>und</strong> Artikulationbeginnen zu lassen. 17 Ich möchte an dieser Stelleeine Traditionslinie ziehen zu Debattenverläufen,die in der b<strong>und</strong>esrepublikanischen Öffentlichkeitseit 1945 die geschlechtsspezifische Arbeitsordnung<strong>und</strong> die Rolle der <strong>Frauen</strong> in der Gesellschaftimmer wieder bearbeiteten: Die Aufnahme desGleichheitsgr<strong>und</strong>satzes Artikel 3.2. in das Gr<strong>und</strong>gesetzerfolgte erst nach massivem Druck eineslandesweiten <strong>Frauen</strong>protestes, der über die SozialdemokratinElisabeth Selbert gesetzesgestaltendin den Parlamentarischen Rat hineingetragenwurde. 18 Der in einigen westdeutschen <strong>und</strong>allen ostdeutschen Ländern 1947/48 eingeführteHausarbeitstag stand mit zunehmender „Normalisierung“der Lebensverhältnisse ab den 1950erJahren immer wieder zur Disposition, er dienteals willkommener Aufhänger, Rollenverteilungen,Familienbilder sowie die soziale Platzierung von<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Männern im Arbeitsleben zu verhandeln.19 In der Zeit zwischen 1950 <strong>und</strong> 1960speiste der tiefgreifende Umbruch in der Strukturweiblicher Erwerbsarbeit den medienwirksam inszeniertenSkandal von den „Schlüsselkindern“,<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 35


Beiträgeeiner ganzen Generation sich selbst überlassenerKinder ohne mütterliche Zuneigung – auchhier ging es zentral um die Verhandlung derGeschlechterordnung als Gesellschaftsordnungvor dem Hintergr<strong>und</strong> deutsch-deutscher Systemkonkurrenz.20 1964 richtete der B<strong>und</strong>estagauf Antrag der SPD-Fraktion eine überparteilicheEnquete-Kommission ein, die einen 641 Seitenstarken Bericht mit umfangreichem Statistikteilüber die Situation der „<strong>Frauen</strong>“ in Beruf, Familie<strong>und</strong> Gesellschaft vorlegte. 21 Im Januar 1967befasste sich der B<strong>und</strong>estag in seiner 87. Sitzungmit dem Bericht, der im ganzen Land unendlichviel Anerkennung <strong>und</strong> Kritik auslöste – vor allembei den Gewerkschaften, die das dort inhaltlichexponierte <strong>Frauen</strong>bild sowie dessen empirischeLegitimierung förmlich auseinanderpflückten. 22Im Jahre 1975 richtete der B<strong>und</strong>estag als direkteReaktion auf die massiven öffentlichen Protestevon <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Männern für eine Abschaffungdes § 218 auf Antrag der CDU/CSU-Regierungeine weitere Enquete-Kommission „Frau <strong>und</strong>Gesellschaft“ ein. 23 Die Materie erwies sich auchzehn Jahre später noch als so kompliziert <strong>und</strong>politisch kontrovers, dass bis zum Ende der Legislaturperiodenur ein Zwischenbericht vorgelegtwerden konnte, der „vier Bereiche der Benachteiligung“analysierte: Diskriminierung im Beruf,in der Bildung, im System der sozialen Sicherung<strong>und</strong> in der politischen Repräsentation. 24 Im Mai1977 beschloss der B<strong>und</strong>estag deshalb, auch inder 8. Legislaturperiode eine Enquete-Kommission„Frau <strong>und</strong> Gesellschaft“ einzurichten. 25Die evangelische Kirche stand seit Mitte der1960er Jahre unter starkem Druck kirchlicher<strong>Frauen</strong>bewegung, <strong>Frauen</strong> als Pfarrerinnen zuzulassen,nachdem es ihr gelungen war, sie nach1945 wieder aus dem kriegsbedingt feminisiertenPfarramt zu verdrängen. 26 Das Zweite VatikanischeKonzil (1962–1965) mit seiner erklärtenÖffnung der Kirche hin zur modernen Welt, gestütztdurch die Positionen Papst Johannes XXIII.zur <strong>Frauen</strong>frage, stärkte innerkirchlich die katholische<strong>Frauen</strong>bewegung. So hatten in Vorbereitungdes Konzils erstmals <strong>Frauen</strong> in offizieller Form dieFrage nach der <strong>Frauen</strong>ordination gestellt <strong>und</strong> dazueine Eingabe bei der vorbereitenden Kommissiondes Konzils eingereicht. 27 Milieugeb<strong>und</strong>ene <strong>und</strong>-ungeb<strong>und</strong>ene <strong>Frauen</strong> hatten zudem massenhaftan Protesten gegen die atomare Bewaffnung <strong>und</strong>die Notstandsgesetze teilgenommen, hatten dortihre moderne Ausgrenzung aus der Politik überw<strong>und</strong>en<strong>und</strong> waren öffentlich geworden.Kurzum: Als sich um 1966 kleine Gruppen junger<strong>Frauen</strong> in der StudentInnenbewegung bildeten,um über <strong>Frauen</strong>probleme zu sprechen, diesich dann ab 1967 lautstark zu Wort meldeten,waren diese Bewusstwerdung <strong>und</strong> Artikulationeingebettet in langjährige öffentliche Diskurseüber <strong>Frauen</strong>. Sie wurden gespeist von Schichteneinander überlagernder kollektiver wie individuellerErfahrungen, von Ungleichzeitigkeiten <strong>und</strong>Rückschlägen. Als ab Mitte der 1960er Jahre der§ 218 im Strafrecht so wie in anderen europäischenLändern <strong>und</strong> vor allem als Reaktion auf dieDDR eine Neufassung verlangte, mussten <strong>Frauen</strong><strong>und</strong> Männer quer durch die Gesellschaft mitansehen, dass männliche Politiker, Ärzte, Juristen,Kirchenmänner als Fachleute darüber debattierten,ohne betroffene <strong>Frauen</strong> einzubeziehen. 28Diese Erfahrung der Ohnmacht <strong>und</strong> des Ausschlussestrug immens dazu bei, dass es ab 1970zu der heute in Erzählungen, Bildern <strong>und</strong> Filmenimmer wieder präsent gehaltenen Mobilisierung,zur sogenannten Neuen <strong>Frauen</strong>bewegung kommenkonnte.„Frau“ erwies sich in der B<strong>und</strong>esrepublik der1970er Jahre als höchst präsenter umkämpfterDiskurs, der Herrschaftsverhältnisse, Wahrnehmungs-<strong>und</strong> Aktionsschemata verdichtete. Er waraufgeladen mit individuellen beziehungsreichenErfahrungen, gesellschaftlichen Erwartungen, mitIdeologie <strong>und</strong> Propaganda. Zeitgenossinnen wieZeitgenossen spürten gleichermaßen die gesellschaftlicheSprengkraft, die ihm innewohnte: DasVerhältnis von „Frau <strong>und</strong> Gesellschaft“ wurdezum permanenten politischen Diskurs, dem mansich kaum entziehen konnte.In dieser gesellschaftlichen Disposition eröffnetesich über das Label „<strong>Frauen</strong>forschung“ eineMöglichkeit, das mit den Enquete-Berichten offenk<strong>und</strong>iggewordene Nicht-Wissen über Lebensverhältnissevon <strong>Frauen</strong> in der Gesellschaft zubearbeiten <strong>und</strong> Handlungsanweisungen für einegeschlechtergerechtere Politik zu entwickeln.„<strong>Frauen</strong>forschung“ vermochte, in vielen gesellschaftlichenBereichen Konsens herzustellen, dieauf diese Weise formulierten Erkenntnisse auchzu rezipieren <strong>und</strong> zu akzeptieren. 29„<strong>Frauen</strong>forschung“ schien aber auch ein sinnvollesinhaltliches Konzept für eine Generationjunger <strong>Frauen</strong> an Hochschulen <strong>und</strong> Universitäten.Diese begannen, die gesellschaftlichen Widersprüche<strong>und</strong> Ambivalenzen, in die sie sich verstricktsahen, in die Hochschulen hineinzutragen<strong>und</strong> mit ihrem angeeigneten wissenschaftlichenHandwerkszeug zu befragen. Sie suchten, ihrewissenschaftliche Professionalisierung mit frauenpolitischemEngagement zu verbinden, <strong>und</strong>merkten bald, dass das Instrumentarium <strong>und</strong> dieInhalte, die ihnen vermittelt worden waren, fürdie Bearbeitung ihrer brennenden Fragen unzulänglichwaren.Damit sind wir auf das akademische Feld zurückgekehrt,auf dem sich die <strong>Frauen</strong>forschung zuformieren begann. <strong>Frauen</strong> hatten überproportio-36 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeZentrum für Europäische Geschlechterstudien(ZEUGS) – Universität Münsternal von der Bildungsexpansion seit den 1960erJahren profitiert, doch war diese positive Auswirkungder Bildungsreform eine „nicht kalkulierte<strong>und</strong> nicht beabsichtigte Folgeerscheinungder Reform“. 30 Nun, da immer mehr <strong>Frauen</strong> dieInstitution Hochschule als Arbeitsfeld für sichentdeckten <strong>und</strong> Wissenschaft als Beruf wählenwollten, mussten sie schmerzhaft feststellen,dass sie dort nicht vorgesehen waren, allenfallsals Studentinnen, Zuarbeiterinnen, Sekretärinnen<strong>und</strong> Reinigungspersonal. Dort, wo es um Macht,Einfluss, sicheres Einkommen <strong>und</strong> wissenschaftlichesPrestige ging, blieben ihnen die Hochschulenverschlossen. Die Fremdheit, die Entmutigung,die sie dort umgab <strong>und</strong> die sie zunächstals individuelles Problem mit sich herumtrugen,entpuppte sich im gegenseitigen Austausch alsverallgemeinerbar, als Struktureigenschaft einerdurch <strong>und</strong> durch androzentrischen Institution.Das war vor allem in der HochschullandschaftNordrhein-Westfalens überraschend, die sichdurch zahlreiche Neugründungen <strong>und</strong> Reformambitionenauszeichnete. Doch bei der Wiedereröffnungder Universitäten 1945/46 stand es vonAnfang an außer Frage, die Präsenz von <strong>Frauen</strong>nach dem überproportionalen Anstieg währendder Kriegszeit wieder drastisch zugunsten derMänner zu korrigieren. Dazu wurden in der neugegründeten B<strong>und</strong>esrepublik alle Argumente inStellung gebracht, die während des Kampfes umdas „<strong>Frauen</strong>studium“ an deutschen Universitätenseit Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts formuliert wordenwaren. 31 Die Universitäten konnten ohne größereKonflikte als Männerdomäne kulturell wiederrestituiert werden. <strong>32</strong> Ihre frauenfeindliche Hochschulkulturhatte eine lange Tradition, verstärktdurch einen mitunter aggressiven Antifeminismusgegenüber Akademikerinnen <strong>und</strong> den Glaubenan eine spezifische Bestimmung der Frau. Wissenschaftlerinnenbeschrieben anschaulich diesementale Disposition: „Man traut <strong>Frauen</strong> wenigerabstrakte intellektuelle Leistungen zu“, „(…)man rechnet damit, dass sie [die Frau, ucs] jadoch nicht langfristig wissenschaftlich tätig seinwird (…)“ oder: „Die Eignung von <strong>Frauen</strong> fürwissenschaftliche Arbeit erscheint immer nochfraglich. Man registriert höchstens erstaunt, dasssie es doch recht gut macht.“ 33Die Soziologin Sigrid Metz-Göckel verknüpfteseit 1976 den Aufbau eines HochschuldidaktischenZentrums an der Universität Dortm<strong>und</strong>mit Fragen nach <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>themen inder Hochschule. So lud sie im Wintersemester1979 unter dem Titel „<strong>Frauen</strong> als Lehrende <strong>und</strong>Lernende an der Hochschule“ Wissenschaftlerinnenaus Nordrhein-Westfalen zu einem Treffenein. Die Adressen potenzieller Teilnehmerinnenhatte sie aus den Vorlesungsverzeichnissen derSeit November 2011 gibtes das Zentrum für Europäische<strong>Geschlechterforschung</strong>(ZEUGS) am Fachbereich 6Erziehungs- <strong>und</strong> Sozialwissenschaftender WestfälischenWilhelms-Universität. Mit demZusammenschluss zwischendem Institut für Politikwissenschaft,dem Institut fürErziehungswissenschaften <strong>und</strong>dem Institut für Soziologiewurde eine in Deutschlandeinmalige Plattform geschaffen,um die <strong>Geschlechterforschung</strong>interdisziplinär zugestalten <strong>und</strong> (insbesondereauf europäischer) Ebeneinternational auszurichten.Das ZEUGS versteht sich alsForum der theoretischen <strong>und</strong>empirischen Gr<strong>und</strong>lagenforschungzu Entstehung <strong>und</strong>Entwicklung demokratischerGeschlechterverhältnisse. Seinübergreifendes Ziel ist es, dieVerfassung <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagengesellschaftlicher Geschlechterverhältnisse<strong>und</strong> derenVerfestigung in Form institutionellerGeschlechterordnungenbezogen auf Fakultätsgrenzenüberschreitende Themen zuuntersuchen.GründerinnenProf.‘in Dr. Gabriele WildeInstitut für PolitikwissenschaftProf.‘in Dr. Annette ZimmerInstitut für PolitikwissenschaftProf.‘in Dr. Karin BöllertInstitut für ErziehungswissenschaftDr. Katrin SpäteInstitut für SoziologieAssoziierte MitgliederProf.‘in Dr. Stefanie ErnstInstitut für SoziologieProf.‘in Dr. Elisabeth TimmSeminar für Volksk<strong>und</strong>e/Europäische EthnologieKatharina Obuch, M. A. VInstitut für PolitikwissenschaftForschungsprojekteForschungsansatz: BürgerschaftlicherKonstitutionalismus.Verfassung <strong>und</strong>Gr<strong>und</strong>lagen demokratischerGeschlechterverhältnisse inEuropaDer Forschungsansatz zieltdarauf ab, das Fortbestehensowie den Wandel von Geschlechteridentitäten,Kulturen<strong>und</strong> sozialen Handlungsgefügenin den europäischenGesellschaften sowohl inReaktion auf die Institutionalisierungneuer Herrschaftsverhältnisseals auch in ihrerFestschreibung durch neueFormen des Regierens zuanalysieren.Forschungsschwerpunkt I:Geschlechterverhältnisse inautoritären SystemenVor dem Hintergr<strong>und</strong> einerErweiterung der Autokratieforschungunter dem Aspektvon Geschlecht zielt derForschungsschwerpunkt aufdie systematische Analyse desZusammenhangs zwischen Autokratien<strong>und</strong> der Festschreibungsowie Konstituierung vonGeschlechterverhältnissen alsgesellschaftlichen Machtverhältnissenin theoretischer wieauch empirischer Hinsicht.Forschungsschwerpunkt II:Arbeit <strong>und</strong> Geschlecht. DieTransformation gesellschaftlicherGeschlechterverhältnissedurch Prozesse von Globalisierung,Europäisierung <strong>und</strong>NeoliberalisierungDas Erkenntnisinteresse desForschungsprojekts richtet sichvor allem auf die Effekte derRestrukturierung der Erwerbsarbeit,Reproduktion, internationalen<strong>und</strong> geschlechtsspezifischenArbeitsteilung sowiedie damit einhergehendensozialen Paradigmen <strong>und</strong>politischen Kompromisse fürdie Situationen von <strong>Frauen</strong> aufdem europäischen Arbeitsmarkt.Kontakt <strong>und</strong> InformationZentrum für EuropäischeGeschlechterstudien (ZEUGS)c/o Prof. ’in Dr. Gabriele WildeInstitut für PolitikwissenschaftScharnhorststraße 10048151 MünsterFax: (0251) 83-25131zeugs@uni-muenster.dewww.uni-muenster.de/ZEUGS<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 37


BeiträgeLandesuniversitäten ermittelt. Ihre Analyse imAnschreiben lautete: „<strong>Frauen</strong> sind an der Hochschuleals Lehrende immer noch vereinzelt, aberihre besonderen Erfahrungen sind allgemein.“ 34Mehr als 70 <strong>Frauen</strong> kamen nach Dortm<strong>und</strong>. Nachanfänglichem Zögern machten sie ihre Isoliertheit<strong>und</strong> ihre spezifischen Diskriminierungserfahrungenim Wissenschaftssystem zum Thema. AnneSchlüter, die als wissenschaftliche Mitarbeiterinmit einer befristeten Stelle an dem allererstenTreffen im Hochschuldidaktischen Zentrum derUniversität Dortm<strong>und</strong> teilnahm, erinnerte sich2011: „Ich kann mich auch noch recht gut an dieerste Vorstellungsr<strong>und</strong>e erinnern, wo dann allegesagt haben, in welcher Hochschule sie arbeiten<strong>und</strong> wie es ihnen geht. Und die ersten zehnhaben immer gesagt, ja, mir geht es ganz toll <strong>und</strong>so. Dann habe ich gesagt, das sehe ich aber nichtso! Ich werde nicht gefördert von meinem Chef(…). Ich bin überhaupt nicht präsent in seinerWahrnehmung als wissenschaftlicher Nachwuchs(…). Und dann gab es einen Ruck, dass nach mirauch andere diese Erfahrungen geschildert haben.Dann war der Bann gebrochen, dass gesagtwerden konnte: Wir haben zwar Stellen, Zeitverträge,aber wie es uns damit geht, was wir allesmanagen müssen, das wird nie zum Thema (…).Die meisten Klagen lauteten immer: Ich werdeüberhaupt nicht wahrgenommen, ich bekommekeine Anerkennung für meine Arbeit, ich kommenicht weiter (…). Das förderte die Angst, nachAuslaufen der Stellen nicht mehr bleiben zu können…“. 35Bei diesem Treffen wurden eigene Erfahrungenbei anderen wiedergef<strong>und</strong>en. Zu einer aktivenpolitischen Energiequelle wurden sie, als sie alsForderung nach <strong>Frauen</strong>förderung <strong>und</strong> der Förderungvon Wissenschaft im Interesse von <strong>Frauen</strong>eine überindividuelle Bedeutung erhielten. Mitder Konstituierung eines Arbeitskreises schufendie Akteurinnen einen erkennbaren Ort, mit derKonzentration auf Wissenschaft <strong>und</strong> Hochschuleidentifizierten sie eine klar definierte Reibungsfläche.Durch unterschiedliche Partizipationsmöglichkeiten,Aktionsfelder <strong>und</strong> -formen knüpftensie eine kreative Verbindung von Spontaneität<strong>und</strong> Dauer.R<strong>und</strong> 20 <strong>Frauen</strong> schlossen sich im Januar 1980 zueinem Arbeitskreis zusammen, der schnell auf einenr<strong>und</strong> 40-köpfigen festen Stamm von Aktiven<strong>und</strong> vielen Interessierten anwuchs. Sie decktenhinsichtlich der disziplinären Heimat, des beruflichenStatus, der politischen Zugehörigkeit, derregionalen Herkunft <strong>und</strong> des wissenschaftlichenErkenntnisinteresses ein breites Spektrum ab. Sieverstanden sich, ganz im Sinne des zeitspezifischenfrauenbewegten Selbstverständnisses, alsnicht hierarchische, basisdemokratische Gruppe. 36Alle Initiatorinnen konnten auf eine mehr oderweniger lange Erfahrung in der universitären<strong>und</strong> autonomen feministischen Bildungsbewegungverweisen: „Wir machten bei der BerlinerSommeruniversität, auf der 1976 <strong>Frauen</strong> ausganz Deutschland über feministische Wissenschafterstmals diskutierten, von Anfang an mit(…). Wir verfolgten die Planung des <strong>Frauen</strong>studien-<strong>und</strong> Forschungsbereichs an der Freien UniversitätBerlin <strong>und</strong> den Konflikt mit dem FFBIZ,dem an die Wand gedrängten <strong>Frauen</strong>forschungs-,-bildungs- <strong>und</strong> -informationszentrum. Die Sozialwissenschaftlerinnenunter uns waren 1977 beider Gründung der Sektion <strong>Frauen</strong>forschung inden Sozialwissenschaften in der DGS (DeutscheGesellschaft für Soziologie) dabei oder distanziertensich 1978 mit der Gründung des Vereins‚Sozialwissenschaftliche Forschung <strong>und</strong> Praxisvon <strong>Frauen</strong>‘ (…). Wir unterstützten die Bielefelder<strong>Frauen</strong> bei der Errichtung eines Universitätsschwerpunktes<strong>Frauen</strong>forschung an der UniversitätBielefeld. Immer ging es um die Behauptunglegitimer <strong>Frauen</strong>interessen <strong>und</strong> -auffassungenvon Wissenschaft“, so die Aachener AnglistinTheresia Sauter-Bailliet. 37 Sie positionierte damitden Arbeitskreis in den feministischen Bildungsbewegungenseit den 1970er Jahren <strong>und</strong> stelltedessen doppelte, aufeinander verwiesene Zielsetzungheraus: gegen die Benachteiligung von<strong>Frauen</strong> im Wissenschaftsbetrieb organisiert <strong>und</strong>öffentlich vorzugehen sowie sich für den Ausbauvon <strong>Frauen</strong>forschung einzusetzen.In der Folgezeit entwickelte dieser AK Wissenschaftlerinnen<strong>NRW</strong> politische Forderungen <strong>und</strong>eine sehr professionelle Öffentlichkeitsarbeit mitmedienwirksamen Auftritten. Dazu arbeiteten sichdie Aktivistinnen zunehmend in das hochkomplexeFeld der Wissenschaftspolitik ein, entwickelteneigene Forschungsmethoden, um Diskriminierungenvon <strong>Frauen</strong> im Hochschulbereich messbar zumachen. Seit 1980 pflegten sie einen Austauschmit Ministerien, mit gewerkschaftlichen, partei-,verbands- <strong>und</strong> landespolitischen, berufsständischen<strong>und</strong> frauenbewegten Öffentlichkeiten.Die <strong>Frauen</strong> im AK führten Workshops <strong>und</strong> Symposiendurch, stellten sich gegenseitig ihre Forschungenvor <strong>und</strong> stärkten sich gegenseitig inpersönlichen Krisen sowie hochschulpolitischenAuseinandersetzungen in Fachbereichen <strong>und</strong> Universitätenvor Ort. 38So auch, als es in Bielefeld höchst nervenaufreibend<strong>und</strong> kontrovers um die Erweiterung der„Geschäftsstelle <strong>Frauen</strong>forschung“ zum „Universitätsschwerpunkt<strong>Frauen</strong>forschung“ ging, eineletztlich erfolgreiche Auseinandersetzung, mitder die Institutionalisierung von <strong>Frauen</strong>forschungin <strong>NRW</strong> begann. Das „Interdisziplinäre Zentrumfür <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>“ an der38 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeUniversität Bielefeld gilt damit als älteste Einrichtungdes heute als Gender Studies firmierendenForschungsfeldes in <strong>NRW</strong>. Die damalige Leiterinder Geschäftsstelle <strong>Frauen</strong>forschung – MonikaOubaid – gehörte zum aktiven Energiefeld des AKWissenschaftlerinnen.Ein Dokument, das heutige Vorstellungen voneiner Stufenentwicklung ins Wanken zu bringenvermag sowie die Einschätzung vom „Veraltender <strong>Frauen</strong>forschung“ (Irene Dölling) inhaltlich<strong>und</strong> als Diskursstrategie fragwürdig werden lässt,stellt das 1980 vom AK Wissenschaftlerinnenpublizierte Memorandum I dar. Die weitsichtigenAutorinnen hatten darin auf Gr<strong>und</strong>lage ihrereigenen Analysen zu geschlechtlicher Arbeitsteilungzum großen Wurf ausgeholt – zwei ihrerPositionen enthielten geradezu visionäre Dimensionen:So sollten die Forderungen zur Abschaffungder familienfeindlichen Arbeits- <strong>und</strong> Qualifizierungsbedingungenan Universitäten auchfür Männer in vergleichbarer Situation gelten.Sie zielten somit auf konkrete Veränderungen imZusammenleben von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Männern. Sieverstanden sich radikal politisch, weil sie auchMännern Zuständigkeit für Kinder, Familie <strong>und</strong>Reproduktionsarbeit zuschrieben. Die Forderungnach einer 50-Prozent-Quote für <strong>Frauen</strong> beinhalteteim Jahre 1980 ebenfalls Zündstoff. Zudiesem Zeitpunkt wurde Quotierung in den Parteien– außer bei den Grünen –, in den Gewerkschaften<strong>und</strong> öffentlich-rechtlichen Anstalten alsgesetzeswidrig, vor allem als mit der Verfassungnicht vereinbar interpretiert, da sie vermeintlich<strong>Frauen</strong> privilegierte <strong>und</strong> Männer diskriminierte. 39Für die Akteurinnen hingegen rüttelte sie an derMachtfrage in der Wissenschaft <strong>und</strong> fungierte alsGegenargument zu einer sich quasi naturwüchsigals Automatismus verwirklichenden Gleichberechtigungspolitik.Die Quotierungsforderung wurde in der altenB<strong>und</strong>esrepublik zuerst 1977 mit Blick auf Lohndiskriminierungerhoben, 40 dann von Claudia Pinlin einem Aufsatz von 1979 konkretisiert <strong>und</strong> vorallem von der Juristin Heide Pfarr in die breitereÖffentlichkeit hineingetragen. 41 Nun entwickeltensie die Wissenschaftlerinnen als Instrumentzur <strong>Frauen</strong>förderung an der Hochschule weiter.„<strong>Frauen</strong>förderung“ galt gerade dort als besondersheißes Eisen, weil sie speziell als nicht vereinbarmit der Sicherung der Hochschulautonomieangesehen wurde, welche die Hochschulenauf rechtlichem Gebiet, bei Finanzen, Personal<strong>und</strong> Organisation vor staatlichen Einflussnahmenschützen sollte – nach dem Nationalsozialismusein durchaus starkes Rechtsgut für Wissenschaftspolitik.Die Autorinnen des Memorandums reagierten1980 auf die immer wieder variantenreich vorgetrageneAbwehr, <strong>Frauen</strong>förderung sei eine„tödliche Bewährungsprobe“ 42 für die Hochschulautonomie,mit einer bewussten Trennungihrer Forderungen: einmal nach der Förderungvon <strong>Frauen</strong> –, die moderiert <strong>und</strong> kontrolliert werdensollte von <strong>Frauen</strong>beauftragten, – <strong>und</strong> einmalnach der Förderung von <strong>Frauen</strong>forschung, diesich politisch mit einem unzulänglichen Wissensstandlegitimieren ließ. Die hochschulpolitische<strong>Frauen</strong>bewegung differenzierte sich in der Folgeaus. <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> Gleichstellungsbeauftragte arbeitetenfür die Durchsetzung der Gleichstellungvon <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Männern. Wissenschaftlerinnenentwickelten empirisch, methodisch <strong>und</strong> theoretischdas Feld der <strong>Frauen</strong>forschung weiter.1985 beschäftigte sich zum ersten Mal eineRegierungserklärung in <strong>NRW</strong> mit <strong>Frauen</strong> in Forschung<strong>und</strong> Lehre. Das beharrliche Intervenierenvon autonomer <strong>Frauen</strong>bewegung <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong> inParteien, Verbänden, Gewerkschaften, Kirchenmachte sich im Regierungshandeln bemerkbar.Zudem wurde Anke Brunn als Wissenschaftsministerinberufen, die seit den 1970er Jahren mitForderungen nach „Auflösung der tradiertensozialen Geschlechtsrollen“ zur Politisierung derSPD-<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> zum Austausch mit der außerparlamentarischen<strong>Frauen</strong>bewegung beigetragenhatte. Sie versetzte allerdings übereilten Hoffnungender hochschulpolitischen <strong>Frauen</strong>bewegungerste Dämpfer, denn auch sie war in ihrem politischenHandeln an die Hochschulautonomie, dasGleichheits- <strong>und</strong> Qualitätsgebot sowie beamtenrechtlicheGr<strong>und</strong>sätzen geb<strong>und</strong>en. Doch war siebereit <strong>und</strong> durch die Regierungserklärung auchverpflichtet, all ihre ministerielle Macht im Hochschulbereichauszuschöpfen. Als sie in mehrerenBerufungsverfahren erfahren musste, wie trotzministerieller Erlasse <strong>und</strong> Selbstverpflichtungenvon Fakultäten immer wieder Mechanismen variiertwurden, um <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>forschungdie von der Qualität her gebotenen Positionen zuverwehren, griff Anke Brunn Ideen der hochschulpolitischen<strong>Frauen</strong>bewegung auf.Sie wollte sich nicht mehr mit ihrem Projekt derFörderung von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>forschung inkonfliktträchtigen Einzelfallregelungen zerreibenlassen. Sie benötigte ein stimmiges Konzept, dasdem Anspruch der Landesregierung Ausdruckverlieh <strong>und</strong> sich in Fach- wie Medienöffentlichkeitenhinein vermitteln ließ. Dieses durfte die aufAutonomie bedachten Hochschulen nicht zusätzlichgegen sich aufbringen <strong>und</strong> weder den Eindruckhinterlassen, das Prinzip der Bestenausleseauszuhöhlen, noch den, in die Forschungs- <strong>und</strong>Lehrfreiheit einzugreifen. Sie startete deshalb mitdrei Berufungen das <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>forschung –seit 2010 <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>genannt. 43 Gleichzeitig bezog sie sich auf<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 39


BeiträgeInterdisziplinäres Genderkompetenzzentrumin den Sportwissenschaften (IGiS) – DeutscheSporthochschule KölnDas Interdisziplinäre Genderkompetenzzentrumin denSportwissenschaften ist einezentrale wissenschaftlicheEinrichtung der DSHS Köln.Hauptanliegen des IGiS istes, die institutsübergreifendeKooperation auf demGebiet der <strong>Geschlechterforschung</strong>zu intensivierensowie innovative, multi- <strong>und</strong>interdisziplinäre Forschunghinsichtlich geschlechtsbezogenerFragestellungen zumBewegungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsverhaltendurchzuführen.Das IGiS fokussiert in derKooperation von Sportmedizin,-soziologie <strong>und</strong> -psychologiedas Forschungsfeld „Bewegungs-<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsverhaltenim Lebenslauf“, das ausder Geschlechterperspektivebislang nur unzureichend bearbeitetwurde.MitgliederInstitut für Bewegungs<strong>und</strong>Neurowissenschaften,Abt. Bewegungs- <strong>und</strong>Ges<strong>und</strong>heitsförderungProf. apl. Dr. Dr. Christine GrafDr. Helge KniggeInstitut für Kreislaufforschung<strong>und</strong> SportmedizinProf. apl. Dr. Birna Bjarnason-Wehrens (Abt. für präventive<strong>und</strong> rehabilitative Sport- <strong>und</strong>Leistungsmedizin)Prof. apl. Dr. Klara Brixius (Abt.für molekulare <strong>und</strong> zelluläreSportmedizin)Psychologisches Institut,Abt. Ges<strong>und</strong>heit & SozialpsychologieUniv.-Prof. Dr. Jens KleinertInstitut für Sportsoziologie,Abt. <strong>Geschlechterforschung</strong>Univ.-Prof. Dr. Ilse Hartmann-Tews (Sprecherin IGiS)Dr. Bettina RulofsDr. Claudia Combrink (Stabstellefür Qualitätssicherung <strong>und</strong>Lehrorganisation)Dipl. Soz. Päd. Diana EmbergerProjekte/Kooperationen(Auswahl)- Relevanz von Geschlechtin der sportmedizinischenForschung (GenMed)- Physische Eignungsfeststellungfür die Berufsfeuerwehrin Deutschland – Analyse,Konzeption <strong>und</strong> Erprobungvon geschlechterneutralenTestverfahrenAnschriftDeutsche Sporthochschule KölnInterdisziplinäres Genderkompetenzzentrumin denSportwissenschaftenz. Hd. Dipl. Soz. Päd.Diana EmbergerAm Sportpark Müngersdorf 650933 Kölnd.emberger@dshs-koeln.dewww.dshs-koeln.de/igisden inhaltlichen, methodischen, theoretischenInnovationsgehalt der <strong>Frauen</strong>forschung, um dieseals Wissenschaftsreform zu vermitteln <strong>und</strong> zufördern. Die Verdichtung zu „<strong>Frauen</strong>forschung“ermöglichte es ihr, angesichts des nachweisbarenMangels an wissenschaftlich erarbeitetem Wissenüber Leben <strong>und</strong> Arbeit von <strong>Frauen</strong> in der Gesellschaftdie Förderung von Forschung in diesemdefizitären Bereich systemimmanent mit dem Innovationspotenzial<strong>und</strong> einer Qualitätssteigerungvon Wissenschaften politisch zu begründen.Dazu initiierte sie eine Erhebung aller <strong>Frauen</strong>forschungsprojekteim Lande, die 1988 publiziertwurde. Die in der Erhebung verzeichneten 217Projekte verfolgten vielfältige Herangehensweisenzu weiblichen Lebenszusammenhängen <strong>und</strong>Geschlechterverhältnissen. In einer ausführlichenEinleitung umriss Anne Schlüter unter der Überschrift„Was ist <strong>Frauen</strong>forschung?“ dieses unabgeschlosseneForschungsfeld. Sie lieferte damiteinen Schlüsselartikel zum Verwissenschaftlichungsprozessder <strong>Frauen</strong>forschung, der von demDuktus getragen wird, angesichts erwünschterInstitutionalisierung als kritische Wissenschaftlerinnendie Definitionsmacht über f<strong>und</strong>ierte <strong>Frauen</strong>forschungin den eigenen Händen zu halten.Die Kernaussage des Einleitungsaufsatzes lautete:„Zündstoff ist das Geschlechterverhältnis“.„Nicht nur, daß die Geschlechtszugehörigkeitzu einer gr<strong>und</strong>legenden Kategorie der Analysegesellschaftlicher Strukturen <strong>und</strong> Prozesse wird,ebenso wichtig ist die Erweiterung der Kategorien‚Kapitalismus‘, ‚Klasse‘, ‚Schicht‘, ‚Rasse‘ vordem Hintergr<strong>und</strong> des Geschlechterverhältnis.“ 44Hier waren die heute unter „Intersektionalität“verhandelten Fragestellungen bereits präsent.Auch dieser Artikel lässt sich somit als Argumentanführen gegen eine lineare Entwicklung des Forschungsfeldesals vollendende Fortschrittsbewegungvon der <strong>Frauen</strong>-, über die Geschlechter- hinzur Genderforschung.Die Wissenschaftsministerin Anke Brunn kamangesichts der Erhebung zu dem Schluss: „Wirhaben eine bemerkenswerte Innovationsfähigkeitin einigen Fächern, etwa in den BereichenUmweltforschung <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>forschung. (…) Inden Anfängen musste die <strong>Frauen</strong>forschung oftdornige Wege gehen. Es galt, ein neues Feld abzustecken<strong>und</strong> neue Fragen aufzuwerfen. Es galt,sich eine Schneise durch Gebiete zu schlagen, diefest in der Hand der etablierten Wissenschaftenlagen. Die <strong>Frauen</strong>forscherinnen haben wenig,oft gar keine Unterstützung bekommen, wederfinanziell noch ideell. Ich wollte nicht behaupten,dass man ihnen Steine in den Weg gelegt hat –aber Blüten hat niemand gestreut. (…) Ohne dieentsprechende Publizität hat <strong>Frauen</strong>forschung inder öffentlichen Meinung nicht den Platz, der ihrzukommen muss. Hier kann WissenschaftspolitikAkzente setzen, kann Interessantes hervorheben,kann dazu beitragen, <strong>Frauen</strong>forschung stadtfeinzu machen.“ 45Die Ministerin meinte damit nichts anderes, alsdass es landespolitischer Wissenschaftspolitikgut zu Gesicht stand, sich mit einer so kreativen,fruchtbaren <strong>und</strong> innovativen Forschung sehenzu lassen. Sie förderte sie als wissenschaftlicheErneuerung durch die Bereitstellung von finanziellenMitteln, durch Berufungen mit frauenforschungsbezogenenDenominationen sowie durchBereitstellung von finanziellen Ressourcen fürVernetzungsaktivitäten zum <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>forschung.„<strong>Frauen</strong>forschung“ ist in dieser historischen Perspektiveein Diskurs, der gesamtgesellschaftliche40 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeOrientierungsbedürfnisse mit wissenschaftlichemInnovationspotenzial verband. In den 1980erJahren hielt er durch <strong>Frauen</strong>bewegungen nichtnur die Motivation wach, sondern er war gleichermaßenein strategischer Begriff, um Wissenschaftsreformin thematischer, methodischer,theoretischer Hinsicht anzuzeigen.In dieser Sicht ist „<strong>Frauen</strong>forschung“ nicht mehrein Konzept, das wissenschaftliches Fragen auf„<strong>Frauen</strong>“ beschränkt <strong>und</strong> deshalb überw<strong>und</strong>enwerden muss. Sie ist eine Repräsentation – eineVor- <strong>und</strong> Darstellung 46 – zeitspezifischer Widersprüche<strong>und</strong> Orientierungsbedürfnisse, die wiederumsoziales Geschehen erzeugte. Sie ist Ausdruck<strong>und</strong> Inhalt von vielfältigen Praktiken, dieauf eine geschlechterdemokratische Veränderungder Gesellschaft zielten.Der historisch argumentierende Verweis aufzeitspezifische Konfigurationen sollte an dieserStelle Gewissheiten aufbrechen, 47 in denen wiruns eingerichtet haben. Er sollte daran erinnern,dass sich theoretische Konzepte kaum in linearerFortschrittsperspektive entwickeln, sonderndass sie sich auch institutioneller, politischerKontexte verdanken, die sich wiederum in Form<strong>und</strong> Inhalt einschreiben. Der kleine historischeExkurs versteht sich als Anregung, sich von einerlinearen Erzählanordnung zu verabschieden <strong>und</strong>unterschiedliche Perspektiven als Bewegungskategorienauszuprobieren, um gegenüber dendivergierenden inhaltlichen, theoretischen, akademischen,politischen, strategischen Einsätzensensibel zu werden, die die Suchbewegungen vongeschlechterbezogenem Wissen durchziehen.Quellenverzeichnis1Vgl. Luhmann, Niklas in: Wissenschaftlerinnen-Info <strong>Nr</strong>. 9 (1988), S. 86–90, hier S. 87.2Inspiriert wurde diese These von einer Auseinandersetzungmit Hark, Sabine, Dissidente Partizipation.Eine Diskursgeschichte des Feminismus,Frankfurt a. M. 2005.3Vgl. dazu die Schwerpunktsetzung der2014 an der Universität Paderborn stattfindendenJahrestagung der FachgesellschaftGender, www.fg-gender.de/jahrestagungverletzbarkeiten/2014-erkentnis-wissen-interventionen(Zugriff: 10.04.2013).4Daniel, Ute, Kompendium Kulturgeschichte,Frankfurt a. M. 2001, S. 15.5Vgl. Schmidt, Uta, Das <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>forschung<strong>NRW</strong>. Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart einerWissenschaftsinstitution, Essen 2012.6Vgl. www.uni-bielefeld.de/IFF/ (Zugriff04.05.2012).7Interview mit Ursula Müller am 02.11.2011.8Redaktion Brigitte/Metz-Göckel, Sigrid/Müller,Ursula, Der Mann. Eine repräsentative Untersuchungüber die Lebenssituation <strong>und</strong> das <strong>Frauen</strong>bild20- bis 50-jähriger Männer im Auftragder Zeitschrift Brigitte, Hamburg 1985.9Pross, Helge, Die Männer: eine repräsentativeUntersuchung über die Selbstbilder von Männern<strong>und</strong> ihre Bilder von der Frau, Reinbek beiHamburg 1978.10Die hier angeführten Beispiele stammen, dem Arbeitsgebietder Autorin entsprechend, aus einemhistorisch-kulturwissenschaftlichen Kontext. ImNovember 2012 zeigte die an der UniversitätPaderborn durchgeführte Tagung „40 Jahre feministischeDebatten“ allerdings, wie produktivgerade diese Arbeiten bis heute geblieben sind.11Vgl. Hausen, Karin, Die Polarisierung der ‚Geschlechtscharaktere’.Eine Spiegelung derDissoziation von Erwerbs- <strong>und</strong> Familienleben,in: Conze, Werner (Hg.), Sozialgeschichte derFamilie in der Neuzeit Europas. Neuere Forschungen,Stuttgart 1976, S. 363–393, erneuterschienen in: Hausen, Karin, Geschlechtergeschichteals Gesellschaftsgeschichte. KritischeStudien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 202,Göttingen 2012, S. 19–49.12Janssen-Jurreit, Marielouise, Sexismus. Überdie Abtreibung der <strong>Frauen</strong>frage, Frankfurt a. M.1976, S. 53.13Nagl-Docekal, Herta, Für eine geschlechtergeschichtlichePerspektivierung der Historiographiegeschichte,in: Küttler, Wolfgang/Rüsen,Jörn/Schulin, Ernst (Hg.), Geschichtsdiskurs.Band I: Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Methoden der Historiographiegeschichte,Frankfurt a. M. 1993,S. 233–256, hier S. 235.14Vgl. Bock, Gisela/Duden, Barbara, Arbeit ausLiebe – Liebe als Arbeit: zur Entstehung derHausarbeit im Kapitalismus, in: Gruppe BerlinerDozentinnen (Hg.) I: <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Wissenschaft.Beiträge zur 1. Sommeruniversität für <strong>Frauen</strong>,Berlin 1977, S. 118–199.15Die Zuspitzung paraphrasiert hier Nagl-Docekal,Für eine geschlechtergeschichtliche Perspektivierung,a. a. O., S. 238 <strong>und</strong> 240f.16Vgl. Kuhn, Annette, Wohin geht die <strong>Frauen</strong>geschichte?,in: Schlüter, Anne/Stahr, Ingeborg(Hg.), Wohin geht die <strong>Frauen</strong>forschung?, Köln/Wien 1990, S. 197–205, besonders S. 200.Auch Gisela Bock entging bei ihrer akademischenPositionierung nicht der linearen Fortschrittserzählung,als sie für die Fachzeitschrift„Geschichte <strong>und</strong> Gesellschaft“ „Geschichte,<strong>Frauen</strong>geschichte, Geschlechtergeschichte“reihte <strong>und</strong> die „Geschlechtergeschichte“ als„Krönung“ (Annette Kuhn) der bisherigenBemühungen um eine neue Geschichtswissenschaftexponierte, als eine „Steigerung der<strong>Frauen</strong>geschichte“ (Kuhn ebd.).<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 41


BeiträgeKontakt <strong>und</strong> InformationDr. Uta C. Schmidtutac.schmidt@t-online.de17Vgl. Lenz, Ilse (Hg.), Die Neue <strong>Frauen</strong>bewegungin Deutschland, Wiesbaden 2008.18Vgl. Kuhn, Annette/Pitzen, Marianne/Hochgeschurz,Marianne (Hg.), Politeia. Szenarien ausder deutschen Geschichte nach 1945 aus <strong>Frauen</strong>sicht,Bonn 1997.19Vgl. Sachse, Carola, Der Hausarbeitstag. Gerechtigkeit<strong>und</strong> Gleichberechtigung in Ost <strong>und</strong>West 1939–1994, Göttingen 2002.20Vgl. Schmidt, Uta, „Das Problem heißt Schlüsselkind“.Die Schlüsselkinderzählung als geschlechterpolitischeInszenierung im KaltenKrieg, in: Lindenberger, Thomas (Hg.), Massenmedienim Kalten Krieg, S. 171–202.21Drucksache V/909 des Deutschen B<strong>und</strong>estages.22Vgl. Mülhauer-Braun, Eva, Die <strong>Frauen</strong>-Enquete– Bestandaufnahme als Leitbild, in: GewerkschaftlicheMonatshefte, Vol. 19 (1968), H. 7,S. 401–409.23Vgl. www.b<strong>und</strong>estag.de/dokumente/textarchiv/serien/23690862_enquete_serie/21987896_kw<strong>32</strong>_enquete1/ (Zugriff 09.05.2013).24Vgl. ebd.25Vgl. ebd.26Vgl. Rupprecht, Walter, Der Dienst der Theologin– eine ungelöste Frage in der evangelischenKirche, Stuttgart 1965.27Vgl. Heinzelmann, Gertrud, Wir schweigennicht länger, Zürich 1964; Meer, Haye van der,Priestertum der Frau? Eine Theologiegeschichte,Freiburg i. Br. u. a. 1969; Müller, Iris/Raming,Ida, Unser Leben im Einsatz für Menschenrechteder <strong>Frauen</strong> in der römisch-katholischenKirche: Lebensberichte – Hintergründe – Dokumente– Ausblick, Berlin u. a. 2007.28Vgl. Lenz, Die Neue <strong>Frauen</strong>bewegung, a. a. O.,S. 72.29Vgl. Daniel, Ute, Kompendium Kulturgeschichte,a. a. O., S. 15.30Vgl. Kuhn, Annette, Kopfgeburten reichen nicht.<strong>Frauen</strong> in der Wissenschaft, in: Soden, Christinevon, Der große Unterschied. Die neue <strong>Frauen</strong>bewegung<strong>und</strong> die siebziger Jahre, Berlin 1988,S. 80–86, hier S. 83.31Vgl. Hausen, Karin, Warum Männer <strong>Frauen</strong> zurWissenschaft nicht zulassen wollten, in: Hausen,Karin/Novotny, Helga (Hg.), Wie männlichist die Wissenschaft? Frankfurt a. M. 1986,S. 31–40.<strong>32</strong>Vgl. Hausen, Karin, Strittige Gleichberechtigung:Studentinnen an deutschen Universitätenseit Herbst 1945, in: Themenportal EuropäischeGeschichte, www.europa.clio-online.de/2006/Article=1117 (Zugriff 12.01.2012).33Stimmen aus Bimmer, Brigitte, Zum Selbst- <strong>und</strong>Fremdbild von Wissenschaftlerinnen. Erste Teilergebnisseeiner empirischen Studie, in: Bock,Ulla/Braszeit, Anne/Schmerl, Christiane (Hg.),<strong>Frauen</strong> an den Universitäten. Zur Situation vonStudentinnen <strong>und</strong> Hochschullehrerinnen in dermännlichen Wissenschaftshierarchie, Frankfurta. M./New York 1983, S. 153–169, hier S. 159f.34Zit. nach de Jong, Jutta/Schlüter, Anne, Weib<strong>und</strong> Wissenschaft im Widerspruch, in: Schlüter,Anne/Roloff, Christine/Kreienbaum, MariaAnna (Hg.), Was eine Frau umtreibt. <strong>Frauen</strong>bewegung– <strong>Frauen</strong>forschung – <strong>Frauen</strong>politik,Pfaffenweiler 1990, S. 13–26, hier S. 14.35Interview mit Anne Schlüter in Essen am24.08.2011.36Zur Geschichte dieses Arbeitskreises vgl. Omran,Susanne, Bewegung im historischen Wandel,Pfaffenweiler 1995; Metz-Göckel, Sigrid,Bewegte Politik – fünf<strong>und</strong>zwanzig Jahre feministischer<strong>Frauen</strong>hochschulpolitik des ArbeitskreisesWissenschaftlerinnen <strong>NRW</strong>, in: Beiträgezur feministischen Theorie <strong>und</strong> Praxis, H. 66/67,S. 87–102.37Sauter-Bailliet, Theresia, in: Wissenschaftlerinnen-Info2 (1982), S. 1–18, hier S. 7.38Vgl. Wissenschaftlerinnen-Info, passim.39Vgl. Lang, Regina, <strong>Frauen</strong>quoten, Bonn 1996.40Initiativgruppe gegen <strong>Frauen</strong>arbeitslosigkeit:„Jeder zweite Arbeitsplatz“, in: Courage 1977,S. 28–29, hier zit. nach Lenz, Die neue <strong>Frauen</strong>bewegung,a. a. O., S. 153.41In Janssen-Jurreit 1979, zit. nach Lenz 2008,S. 153.42Luhmann in Wissenschaftlerinnen-Info, <strong>Nr</strong>. 9,S. 87.43Zur Geschichte dieses <strong>Netzwerk</strong>s bis 2012vgl. Schmidt, Uta C., Das <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>forschung<strong>NRW</strong>, a. a. O.44Schlüter, Anne, Einleitung, in: Schlüter, Anne,Forschung in Nordrhein-Westfalen. <strong>Frauen</strong>forschung– Dokumentation, Düsseldorf 1987,S. 5.45Rede der Ministerin Anke Brunn über „Hochschulpolitikin <strong>NRW</strong>“, 23.06.1989, in: LA <strong>NRW</strong>Abg. Rhl. N 683 <strong>Nr</strong>. 518, S. 4ff.46Zum Konzept der Repräsentation vgl. Chartier,Roger, Die unvollendete Vergangenheit, Berlin1989, S. 7–19.47Chartier, Roger in: Bourdieu, Pierre/Chartier,Roger, Der Soziologe <strong>und</strong> der Historiker, Wien/Berlin 2011, S. 28.42 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeBrigitta WredeDas Interdisziplinäre Zentrum für <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>(IFF) an der Universität Bielefeld – Entwicklungen, Positionierungen<strong>und</strong> Perspektiven einer zentralen EinrichtungDas Interdisziplinäre Zentrum für <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>(IFF) ist eines der ersten Zentrenim deutschsprachigen Raum, das Geschlecht<strong>und</strong> Geschlechterverhältnisse in den Mittelpunktseiner Forschungen gestellt hat. Lange vor derallgemeinen Hinwendung zu Interdisziplinaritäthat das IFF die Relevanz von Geschlecht aus unterschiedlichendisziplinären Perspektiven untersucht.Es hat damit wesentlich zur Anerkennungder <strong>Geschlechterforschung</strong> als zukunftsweisenderWissenschaft <strong>und</strong> als Kriterium wissenschaftlicherExzellenz beigetragen. So hat sich das IFFseit seiner Gründung 1980 zu einer national <strong>und</strong>international renommierten Einrichtung entwickelt<strong>und</strong> ist zum Modell für den Aufbau zahlreicheranderer Zentren der <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>geworden.Geschichte1980 fasste die Freie Universität Berlin als ersteHochschule in Deutschland den Beschluss, <strong>Frauen</strong>in der Wissenschaft besonders zu fördern, <strong>und</strong>richtete 1981 die „Zentraleinrichtung zur Förderungvon <strong>Frauen</strong>studien <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>forschung“(heute: Zentraleinrichtung zur Förderung von<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>) ein. Ebenfalls1980 wurde an der Universität Bielefeldauf Initiative von Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Studentinnen,vor allem aus den Fachbereichen Pädagogik,Soziologie, Literaturwissenschaft <strong>und</strong>Geschichte, eine Geschäftsstelle <strong>Frauen</strong>forschungaus den Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft<strong>und</strong> Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen sowie des Rektorats ins Leben gerufen.Ihre Aufgabe bestand in der Vorbereitung eines„Universitätsschwerpunktes <strong>Frauen</strong>forschung“.1982 wurde aus dieser Geschäftsstelle die „InterdisziplinäreForschungsgruppe <strong>Frauen</strong>forschung(IFF)“, die zunächst auf vier Jahre angelegtwar. Die Zentraleinrichtung zur Förderungvon <strong>Frauen</strong>studien <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>forschung in Berlin<strong>und</strong> die Interdisziplinäre Forschungsgruppe <strong>Frauen</strong>forschung(IFF) in Bielefeld können zu Recht als„Meilensteine“ der Etablierung <strong>und</strong> Institutionalisierungvon <strong>Frauen</strong>forschung an den Universitätenin Deutschland bezeichnet werden. Beide Einrichtungen,die erste vorrangig als Service- <strong>und</strong>Koordinierungsstelle <strong>und</strong> das IFF als universitäresForschungszentrum, haben seither wesentlich zuEntwicklung, Vernetzung, Ausgestaltung <strong>und</strong> Etablierungder <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>in Deutschland beigetragen.Besonders das IFF avancierte in den Folgejahrenzum Vorbild für die Gründung zahlreicher andererZentren der <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>in Deutschland. Dies mag einerseits an der spezifischenAufgabenstruktur des IFF liegen, die vonBeginn an vor allem auf Forschungsaktivitätenhin ausgerichtet war <strong>und</strong> damit auch Maßstäbefür andere Initiativen setzte. Der Vorbildcharakterdes IFF speist sich andererseits aus seiner wechselhaftenGeschichte, in der es, wie später vieleandere Zentren auch, immer wieder unter „Legitimitätsdruck“von außen geriet. Dass diese „Krisen“bis heute gemeistert wurden, machte <strong>und</strong>macht das IFF auch zum Hoffnungsträger für andereZentren. Denn insbesondere in Zeiten finanziellerRestriktionen oder bei Veränderungen bzw.Verschlechterungen der geschlechterpolitischenSituationen an den Hochschulen scheinen trotzaller Institutionalisierungserfolge insbesonderedie Einrichtungen zur <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>bedroht zu sein. Als 1982 die InterdisziplinäreForschungsgruppe <strong>Frauen</strong>forschung(IFF) eingerichtet wurde, galt dies zunächst fürvier Jahre. Nach der ersten „Erprobungsphase“wurde vom Senat der Universität Bielefeld 1987die dauerhafte Verankerung der IFF beschlossen.1990 feierte die IFF ihr zehnjähriges Bestehen. Imgleichen Jahr wurde die IFF vor dem Hintergr<strong>und</strong>neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen erneutbegutachtet. Die funktionierende Arbeitsform derIFF mit der Mitarbeiterinnen-AG als zentralembeschlussfassendem Gremium musste aufgr<strong>und</strong>der veränderten Bestimmungen dem Modell zentralerwissenschaftlicher Einrichtungen angepasstwerden. Die Struktur der IFF wurde – angelehntan die Statusebenen der Universität – „hierarchisiert“.1992 entbrannte erneut eine Diskussionüber den weiteren Bestand <strong>und</strong> die Ausrichtungder IFF. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> massiver Unterstützungvon 1.400 Unterschriften <strong>und</strong> Solidaritätsschreibenaus dem In- <strong>und</strong> Ausland bestätigte derSenat der Universität Bielefeld im Juli 1992 dieIFF als eigenständige Forschungseinrichtung. Es<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 43


Beiträgefolgte die Umbenennung zum Interdisziplinären<strong>Frauen</strong>forschungszentrum (IFF). Als zentrale wissenschaftlicheEinrichtung unterliegt das IFF einerregelmäßig stattfindenden Evaluation durch denSenat bzw. durch das Rektorat der Universität.Nicht zuletzt beruht der Modellcharakter des IFFdarauf, dass es als eines der ersten universitärenZentren der <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>in diesem wissenschaftlichen Arbeitsfeld wesentlichzur Entwicklung <strong>und</strong> Ausgestaltung feministischerWissenschaft sowie Forschung beigetragen<strong>und</strong> dabei manches Thema „enttabuisiert“hat (erinnert sei z. B. an die Themen sexuelleGewalt gegen <strong>Frauen</strong>, Pädosexualität, lesbischeLebensformen usw.). Daher kann man das IFFohne Übertreibung als erfolgreiche Produktionsstätteder <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> inDeutschland charakterisieren.Mittlerweile haben zahlreiche UniversitätenZentren zur <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>eingerichtet. Deren Aktivitäten <strong>und</strong> Organisationsstrukturen,aber auch deren institutionelleEinbettung in den jeweiligen Hochschulen, derenAufgaben <strong>und</strong> deren programmatische Profilierungsind sehr unterschiedlich: Viele Zentrenunterstützen die Entwicklung der <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong> vor allem durch Wissenschaftsmanagement,Koordinationsaktivitäten<strong>und</strong> Publikationen. Andere verbinden Forschungmit einem wissenschaftlichen Serviceangebotoder verfolgen Forschung, wissenschaftlicheDienstleistungen <strong>und</strong> Transferleistungen zwischenWissenschaft <strong>und</strong> Praxis als wechselseitigsich ergänzende sowie aufeinander aufbauendeZiele. Wieder andere widmen sich vorrangigder Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung von GenderStudies im Lehrangebot ihrer Universitäten.Eine ausgesprochene Forschungsorientierung inVerb<strong>und</strong> mit einer hohen Drittmitteleinwerbungverfolgen nur wenige Einrichtungen in der Konsequenz,Kontinuität <strong>und</strong> Kohärenz wie das IFF.StrukturZum IFF gehören Professorinnen, wissenschaftliche<strong>und</strong> nichtwissenschaftliche Mitarbeiterinnen<strong>und</strong> Mitarbeiter sowie Doktorandinnen <strong>und</strong> Studierende.Die Mitarbeit im IFF steht allen in der<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> engagiertenStudierenden, Lehrenden <strong>und</strong> Forschenden offen.Das IFF wird von einem Vorstand geleitet. Diesemgehören laut Satzung alle an den Aktivitätendes IFF beteiligte Professorinnen aus unterschiedlichenFakultäten der Universität Bielefeldan sowie Vertretungen der unterschiedlichenStatusgruppen der am IFF Beschäftigten. Beratenwird der Vorstand durch einen wissenschaftlichenBeirat.Zentraler Ort ist nach wie vor die Geschäftsstelledes IFF, ausgestattet mit einer Stelle fürGeschäftsführung <strong>und</strong> wissenschaftliche Koordinationsowie einer Stelle für Sekretariat <strong>und</strong>Sachbearbeitung. Eine weitere wissenschaftlicheMitarbeiter_innenstelle, finanziert aus dem Haushaltder Universität, wird für Projektakquise beigleichzeitiger Qualifizierungsoption vergeben.Diese institutionelle Ausstattung ist über all dieJahre kaum verändert worden.Darüber hinaus arbeiten weitere Wissenschaftler_innenauf Stellen, die mit Drittmittelgeldernfinanziert werden. Das IFF ist zwar eine sehrkleine zentrale wissenschaftliche Einrichtung, dieaber besonders erfolgreich in der Einwerbung vonDrittmitteln ist. Die Ressourcen für Forschungsaktivitätenwerden nahezu ausschließlich auf dieseWeise erschlossen. Dass dies über all die Jahrezielführend gelang, kann als Qualitätskriteriumder Forschungstätigkeit am IFF sowie dessen wissenschaftlicherMitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitergewertet werden.Regelmäßig sind an den Forschungsaktivitätendes IFF zahlreiche weitere Wissenschaftlerinnen<strong>und</strong> Wissenschaftler der Universität Bielefeld ausunterschiedlichen Fakultäten beteiligt. Besondersstark vertreten sind aktuell Wissenschaftler_innenaus der Soziologie, der Ges<strong>und</strong>heitswissenschaft,der Erziehungswissenschaft, der Sportwissenschaft<strong>und</strong> der Rechtswissenschaft.ZieleAufgaben des IFF sind die Unterstützung, Koordination<strong>und</strong> Weiterentwicklung von interdisziplinärausgestalteter <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>;in diesem Zusammenhang erbringt dasIFF Dienstleistungen <strong>und</strong> führt in Kooperation mitFakultäten Forschungsvorhaben durch. Hierzugehören:- Forschung (Projektplanung, Projektdurchführung,Publikationen, Beratung)- Initiierung <strong>und</strong> Koordination von Lehrangeboten- Organisation von Ringvorlesungen, Tagungen,Kolloquien- Förderung der Kommunikation in der <strong>Frauen</strong><strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong> (inneruniversitär,national, international)Das besondere Profil des IFF zeichnet sich durchseine klar konturierte <strong>und</strong> gleichzeitig sehr erfolgreichbetriebene Forschungsorientierung aus.Neben gr<strong>und</strong>lagen- <strong>und</strong> anwendungsorientierterForschung spielt die wissenschaftsbasierte Entwicklungvon Praxiskonzepten eine zentrale Rolle.Die explizite Forschungsorientierung zeigt sich44 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Beiträgein der nachhaltigen Entwicklung der Forschungsaktivitätendes IFF. Sie konzentrieren sich auf dieSchwerpunkte:- Organisation, Lebensführung, Diversity- Geschlechtersensible Gewaltforschung- Geschlechterverhältnisse in Mathematik, Natur-<strong>und</strong> Technikwissenschaften- Geschlechterbezogene Ges<strong>und</strong>heitsforschungDie folgenden Listungen geben einen Einblicküber die aktuell in diesen Schwerpunkten verfolgtenThemen:Organisation, Lebensführung, Diversity- Innovation <strong>und</strong> Diversity- Geschlechtersensible Beratung im Kontext vonAlter, Pflege <strong>und</strong> Demenz- Fatherhood in Late Modernity. Cultural Images,Social Practices, Structural Frames- Geschlecht zwischen Wissenschaft <strong>und</strong> Politik.Perspektiven der <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>auf die „Wissensgesellschaft“- Lebenssituationen <strong>und</strong> Handlungsorientierungenalleinerziehender <strong>Frauen</strong>Gewaltforschung- Nationale Repräsentativuntersuchung zu Gewaltgegen <strong>Frauen</strong> in Deutschland- CAHRV – Coordinated Action against HumanRights Violations- Explorationsstudie zur Gewinnung von Daten<strong>und</strong> Indikatoren zu Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> imHinblick auf ein langfristiges Monitoring aufnationaler Ebene- Lebenssituation <strong>und</strong> Belastungen von <strong>Frauen</strong>mit Behinderungen in Deutschland- Gewalterfahrungen von Männern mit Behinderungen- FRA survey on violence against womenGeschlechterverhältnisse in Mathematik, Natur<strong>und</strong>Technikwissenschaften- Genderkompetenz als innovatives Element derProfessionalisierung der Lehrer_innenausbildungfür das Fach Mathematik- Geschlechterdisparitäten in Berufs- <strong>und</strong> Karriereverläufenvon Mathematiker_innen <strong>und</strong> Physiker_innen- Akzeptanz monoedukativer Studiengänge/-elemente bei jüngeren <strong>Frauen</strong>- Von der direkten zur indirekten Schließung? ZurReproduktion asymmetrischer Geschlechterverhältnissein mathematisch-naturwissenschaftlichen<strong>und</strong> technischen Fächern an HochschulenGes<strong>und</strong>heitsforschung- Kompetenzzentrum <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<strong>NRW</strong>Interdisziplinäres Zentrum für<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> (IFF) –Universität BielefeldDas Interdisziplinäre Zentrumfür <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>(IFF) an derUniversität Bielefeld hat sichseit seiner Gründung 1980 alsnationales <strong>und</strong> internationalesForum der <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>etabliert.Die Aktivitäten des IFF richtensich auf die Akzentuierung,Förderung <strong>und</strong> Durchführungvon <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>in einer interdisziplinärenPerspektive.Das IFF initiiert Forschungsaktivitäten,fördert Kontaktezwischen Forschenden <strong>und</strong>unterstützt den interdisziplinärenAustausch innerhalb der<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>.Es führt eigene Forschungsprojektedurch <strong>und</strong> arbeitet mitInstitutionen <strong>und</strong> Organisationenzusammen, die für das IFFinteressante Fragestellungenverfolgen sowie Kooperationfür Arbeiten <strong>und</strong> Projektesuchen.VorstandProf. Dr. Katharina GröningFakultät für ErziehungswissenschaftProf. Dr. Regina HarzerFakultät für RechtswissenschaftProf. Dr. Claudia HornbergFakultät für Ges<strong>und</strong>heitswissenschaftenForschungsschwerpunkte- Organisation, Lebensführung,Diversity- Geschlechtersensible Gewaltforschung- Geschlechterverhältnissein Mathematik, Natur- <strong>und</strong>Technikwissenschaften- Curriculumsentwicklung,Lehrinnovationen, Institutionalisierungsprozesse- GeschlechterbezogeneGes<strong>und</strong>heitsforschungGeschäftsstelleDr. Birgitta Wrede (WissenschaftlicheKoordination)Anke Kubitza (Sachbearbeitung<strong>und</strong> Sekretariat)Interdisziplinäres Zentrum für<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>(IFF)Universität BielefeldUniversitätsstraße 2533615 BielefeldTel: (0521) 106 4574iff@uni-bielefeld.dewww.uni-bielefeld.de/IFF- Lebenslagenspezifische Vorsorge <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsverhalten- Vorstudie zur Neukonzeption des Behindertenberichtes- Medizin – Ges<strong>und</strong>heit – Geschlecht: Ges<strong>und</strong>heitswissenschaftliche<strong>und</strong> gendermedizinischePerspektiven- Elternschaft <strong>und</strong> Geschlecht in Zeiten der assistiertenReproduktionsmedizin. Samen- <strong>und</strong>Eizellspende im medizinischen DiskursAusführliche Informationen zu den einzelnen Forschungsprojektenfinden sich auf den Internetseitendes IFF: www.uni-bielefeld.de/IFF/.Neben diesen explizit forschungsorientiertenSchwerpunkten initiiert <strong>und</strong> gestaltet das IFFkontinuierlich Prozesse der Sichtbarmachung,Verstetigung <strong>und</strong> Absicherung der <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong> als wissenschaftlichesLehr- <strong>und</strong> Forschungsgebiet. Die Verbindung vonForschung, Curriculumsentwicklung <strong>und</strong> Lehrin-<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 45


Beiträgenovationen war <strong>und</strong> ist ein wichtiger Schritt derInstitutionalisierung sowie Weiterentwicklungdes wissenschaftlichen Feldes. Vor dem Hintergr<strong>und</strong>vielfältiger Kooperationen <strong>und</strong> Vernetzungenmit deutschen <strong>und</strong> europäischen Universitätensind in den letzten Jahren einige größereProjekte in diesem Bereich durchgeführt worden(z. B. das VINGS-Projekt, in dem in Kooperationmit den Universitäten Hannover, Bochum <strong>und</strong>der Fernuniversität Hagen ein zukunftsweisendesModell der virtuellen Lehre im Bereich GenderStudies entwickelt wurde, oder das Tempus-Projekt „Geschlechterstudien als Bestandteil dersoziologischen Lehre“, das gemeinsam mit denUniversitäten St. Petersburg <strong>und</strong> Wien die institutionelleVerankerung von Geschlechterstudienan der Universität St. Petersburg vorangetriebenhat).Von besonderer Bedeutung in diesem Schwerpunktdes IFF <strong>und</strong> für die <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>an der Universität Bielefeld war diePlanung <strong>und</strong> erfolgreiche Akkreditierung desMasterstudiengangs „Gender Studies – InterdisziplinäreForschung <strong>und</strong> Anwendung“, der zumWintersemester 2007/08 gestartet ist (mehr zudem spezifischen Profil des Studiengangs ist demBeitrag von Susan Banihaschemi in diesem Heftzu entnehmen). Synergieeffekte bei diesem Vorhabenhaben sich nicht nur im Bereich der Lehre,sondern auch für die weitere Vernetzung der<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> ergeben. Fürden Ausbau interdisziplinärer Kooperation zeichnetsich hier eine positive Wirkung ab. Aufgr<strong>und</strong>der Beteiligung der Fakultäten an dem Studiengangwurden zunehmend gemeinsame interdisziplinäreForschungs-, Lehr-, Publikations- <strong>und</strong>Tagungsvorhaben im Bereich der <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong> auf den Weg gebracht.Mit der Einrichtung der Gendergastprofessur ander Universität Bielefeld wurde die Verankerungvon geschlechterbezogenen Inhalten in die Lehrevon zunächst zwei dem IFF eng verb<strong>und</strong>enenFakultäten – der Rechtswissenschaft <strong>und</strong> denGes<strong>und</strong>heitswissenschaften – vorangetrieben.Weitere Fakultäten werden folgen.Darüber hinaus ist das IFF stark im Ausbau, inder Betreuung <strong>und</strong> Beratung der Fachbibliothek<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> in der Universitätsbibliothekengagiert. Mit Unterstützungdes Wissenschaftsministeriums <strong>NRW</strong> konntedas Angebot an fachwissenschaftlicher Literaturdeutlich ausgebaut <strong>und</strong> Studierenden sowieWissenschaftler_innen der Zugang zu genderrelevanteraktueller nationaler <strong>und</strong> internationalerLiteratur ermöglicht werden.Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchsesist dem IFF ein besonderes Anliegen. Nebenden Qualifikationsarbeiten der Mitarbeiter_innendes IFF – zumeist aus Forschungsprojektenresultierend – werden Qualifikationsvorhaben inder <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> durch dieHerausgabe eines speziellen Forschungs- <strong>und</strong> Stipendienwegweisers,durch ein besonders auf dasForschungsfeld geschlechtersensibler Gewaltforschungzugeschnittenes „Nachwuchstreffen Gewalt“sowie durch die Betreuung von Abschlussarbeiten<strong>und</strong> die Beratung bei anderen Projektenzur <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> gestützt.Darüber hinaus bietet das IFF regelmäßig Studierendendie Möglichkeit zu Praktika <strong>und</strong> damitzum Erwerb konkreter Forschungserfahrungen.Publikationen, Veranstaltungen, Tagungen <strong>und</strong>Öffentlichkeitsarbeit sowohl in wissenschaftlichenals auch in populärwissenschaftlichenKontexten sind weitere wichtige Profilierungsinstrumente.Das IFF hat hier seine Aktivitätenmit dem Ziel intensiviert, neueste Entwicklungen,Diskussionen <strong>und</strong> Forschungsergebnisseder <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> nichtnur dem entsprechenden Fachpublikum, sondernauch der darüber hinaus interessierten Öffentlichkeitzugänglich zu machen. Die zahlreichenVeröffentlichungen in entsprechenden disziplinspezifischenFachorganen, die Vortragstätigkeitder Mitarbeiter_innen <strong>und</strong> die vielfältigenVeranstaltungen zeigen, dass das IFF einerseitsden wissenschaftlichen Diskurses ausbauen <strong>und</strong>innovative Impulse bei der Entwicklung sowieEtablierung der <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>zu geben vermag. Andererseits geben sieauch Beispiele für einen Brückenschlag zwischenWissenschaft <strong>und</strong> Praxis.IFFOnZeit ist die Online-Zeitschrift des InterdisziplinärenZentrums für <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>(IFF) an der Universität Bielefeld. Sieist an Leserinnen <strong>und</strong> Leser gerichtet, die in denunterschiedlichsten Kontexten mit Fragen der<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> konfrontiertsind. IFFOnZeit stellt neben wissenschaftlichenBeiträgen auch aktuelle Informationen überpraxisorientierte Entwicklungen bereit <strong>und</strong> setztdamit die bewährte Veröffentlichungstraditiondes IFF in einem innovativen Format fort: DieOnline-Zeitschrift geht hervor aus der „Zeitschriftdes Interdisziplinären Zentrums für <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong>“, bekannt unter dem NamenIFF-Info.Darüber hinaus gibt das IFF mit seiner IFF-Forschungsreihe eine eigene Publikationsreiheheraus, mit der es seine Forschungstätigkeitennachweist <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagenmaterialien für die<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> zugänglichmacht sowie die zentralen Bereiche der <strong>Frauen</strong><strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong> an der UniversitätBielefeld in ihren übergreifenden Kooperationsbezügendokumentiert. Zudem veröffentlicht das46 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeIFF in jedem Semester das Forum, eine Zusammenstellungaller Lehrveranstaltungen mit Geschlechterbezugder Universität Bielefeld.Institutionalisierungsprozesse der <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong> werden vom IFF aktivdurch das Engagement in vielfältigen Organisationen<strong>und</strong> Verbänden in diesem Wissenschaftsfeldvorangetrieben. Besonders ist hierdie Verb<strong>und</strong>enheit mit dem <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong><strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> zu nennen. ImDachverband „Konferenz der Einrichtungen für<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> Geschlechterstudien im deutschsprachigenRaum“ (KEG) ist die Autorin Sprecherin<strong>und</strong> federführend bei den Aktivitäten,insbesondere bei der Organisation der jährlichstattfindenden Arbeitstagungen. Weitere Mitarbeiterinnendes IFF sind im Vorstand der FachgesellschaftGeschlechterstudien/Gender StudiesAssociation (Gender e. V.) <strong>und</strong> im Rat der Sektion<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> der DeutschenGesellschaft für Soziologie aktiv.Perspektiven <strong>und</strong> Herausforderungen –Paradoxien nutzen!Gut etabliert <strong>und</strong> institutionalisiert auf der einenSeite sowie dadurch mit aussichtsreichenPerspektiven versehen, andererseits mit wiederkehrenden<strong>und</strong> sich in Umbruchphasen desWissenschaftssystems verschärfenden Herausforderungenkonfrontiert, in diesem Spannungsfeldkann das IFF positioniert werden.Da ein Großteil der Forschungsarbeit drittmittelfinanziertist, steht die damit verb<strong>und</strong>ene Fristigkeitvon Projekten den Anforderungen einerkontinuierlichen Entwicklung von Forschungsschwerpunkten<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en einer speziellenProfilbildung sowie einer langfristigen Perspektivefür einzelne Forschungsfelder entgegen.Die Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Kontinuität von Schwerpunktsetzungenist wiederum dadurch begrenzt,das sie mitunter durch auf Projektstellen nurbefristet beschäftigte Kolleg_innen vertretenwerden. Die trotz profilbildender Schwerpunktsetzungengroße Vielfalt der am IFF bearbeitetenForschungsthemen ist auch der Drittmittelgeb<strong>und</strong>enheitvon Ressourcen geschuldet <strong>und</strong> bedingteine Balance von Gelegenheitsstrukturen, Selbststeuerung<strong>und</strong> Marktorientierung.Die Mitarbeit im IFF beruht zu einem großenTeil auf hohem persönlichem Engagement derbeteiligten Wissenschaftler_innen. Diesen vonwissenschaftlichen Interessen geleiteten, Initiativensuchenden Forschungsvernetzungen stehenRessourcensicherungsbestrebungen in den Fachdisziplinensowie auf der Ebene von Fakultätengegenüber, insbesondere in Reform- <strong>und</strong> Umstrukturierungsphasen,in denen die Disziplinen<strong>und</strong> Fachbereiche vordringlich jeweils ihre eigenenInteressen bedienen (müssen). InterdisziplinäreProjekte <strong>und</strong> Vorhaben werden in solchenPhasen als zusätzliche Belastung erfahren <strong>und</strong>erscheinen abseitig.Es gilt, diese Konkurrenzen wahrzunehmen sowiegleichzeitig die Synergieeffekte herauszuarbeiten<strong>und</strong> hervorzuheben, die durch Zusammenarbeit<strong>und</strong> Mitwirkung in interdisziplinärenKontexten entstehen, auch für die jeweiligenfachdisziplinären Kontexte. Die Ansiedlung von<strong>Geschlechterforschung</strong> in der zentralen EinrichtungIFF „zwischen“ den Fakultäten bedeutetauch, einen Raum für Forschung zu haben, diesich nicht in fakultäre Systeme einfügen muss.Hier sind innovative Fragestellungen <strong>und</strong> Zugängegut aufgehoben. Zudem eröffnen sich Perspektivenauf Themenstellungen mit Bezug zur<strong>Geschlechterforschung</strong> für auf den ersten Blicknicht unmittelbar betroffene Fachrichtungen.Dass <strong>Geschlechterforschung</strong> als Querschnittsthemaalle Wissenschaftsbereiche tangiert, abernicht entlang der üblichen Disziplinstrukturen zuorganisieren ist, bedingt gleichzeitig ein großesInnovations- wie auch Konfliktpotenzial.Bei allen interdisziplinären bzw. fächerübergreifendenKooperationsbestrebungen ist das IFFgleichzeitig gefordert, sich Abgrenzungserfordernissenzu stellen. Denn darüber werden wichtige,wenn nicht sogar entscheidende Legitimations<strong>und</strong>Evaluationskriterien formuliert, die „von außen“an die <strong>Geschlechterforschung</strong> bzw. an dieZentren sowie andere geschlechterwissenschaftlicheStrukturen herangetragen werden. EineProfilschärfung als eigenständiger Forschungsbereichgilt noch immer als Ausgangspunkt derExistenzberechtigung gegenüber etablierten Wissenschaftsbereichen.Akquisitionsstärke unter Wettbewerbsbedingungenist ein weiteres wichtiges Evaluationskriterium.Hier entscheiden – neben der Qualität desAntrags – insbesondere Förderstrukturen <strong>und</strong>Förderlandschaften über Chancen. Auch dabeiist eine paradoxe Entwicklung festzustellen: <strong>Geschlechterforschung</strong>soll – so zumindest postuliertin den Gleichstellungsstandards der DFG –ein Qualitätskriterium für eine angemessenkomplexe Wissenschaft sein, Gender ist Gegenstandvon Exzellenzinitiativen <strong>und</strong> somit Hebelzur Akquisition von Drittmitteln. Gleichzeitigdroht jedoch <strong>Geschlechterforschung</strong> geschwächtzu werden: weil sie unter dem Label des Querschnittthemasallzu oft gerade nicht substanziell<strong>und</strong> systematisch in Forschung verankert wird<strong>und</strong> weil inter- <strong>und</strong> transdisziplinäre Genderforschunghäufig aller Postulate zum Trotz durch dasRaster disziplinär geprägter Förderpraktiken fällt.Um von regulären Forschungsförderschienen <strong>und</strong><strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 47


BeiträgeKontakt <strong>und</strong> InformationDr. Birgitta WredeInterdisziplinäres Zentrum für<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>(IFF)Universität BielefeldTel.: (0521) 106-4472birgitta.wrede@unibielefeld.de-programmen profitieren zu können, sind mitunterstarke Modifizierungen der anfänglichenForschungsfragen notwendig. Spezifische, gr<strong>und</strong>ständige<strong>Geschlechterforschung</strong>sfragen sind indrittmittelgeförderten Vorhaben nicht immer umfassendzu bearbeiten.Zentrale Strukturen betonen die Eigenständigkeitder <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong><strong>und</strong> sind wichtig zur adäquaten Repräsentationder Forschungsperspektive Geschlecht aufverschiedenste wissenschaftliche Fragestellungen.Spezifisch geschlechterwissenschaftlicheInstitutionalisierungen müssen daher auf allenEbenen weiter ausgebaut werden. Das gilt für(Forschung-)Zentren, für Studiengänge <strong>und</strong> Studiengangselementesowie nicht zuletzt im Hinblickauf eine Verstetigung der <strong>Geschlechterforschung</strong>sdenominationenvon Professuren. Dazumüssen Kooperationen, Synergien <strong>und</strong> Vernetzungenweiter ausgebaut, genutzt <strong>und</strong> sichtbargemacht werden. Kooperations- <strong>und</strong> Arbeitszusammenhängehaben durchaus unterschiedlicheQualität, sie können intensiv, praktikabel, akzeptierend,anerkennend sein, ermöglichen aber inihrer unterschiedlichen Relevanz ertragreiche<strong>Netzwerk</strong>bildungen. So kann, getragen von demEngagement einzelner Wissenschaftler_innen,die Akzeptanz <strong>und</strong> Anerkennung der <strong>Geschlechterforschung</strong>sowie die Entwicklung ihrer zentralenStrukturen gestärkt <strong>und</strong> gesichert werden.Maren A. JochimsenZiele <strong>und</strong> Arbeitsschwerpunkte des Essener Kollegsfür <strong>Geschlechterforschung</strong> (EKfG)ÜberblickDas Essener Kolleg für <strong>Geschlechterforschung</strong>(EKfG) wurde 1997 als zentrale Forschungseinrichtungan der Universität-Gesamthochschule Essengegründet <strong>und</strong> nahm im Frühjahr 1998 seineArbeit auf. Seit der Fusion der Universität mit derGerhard-Mercator-Universität Duisburg 2003 istdas EKfG eine zentrale wissenschaftliche Einrichtungder Universität Duisburg-Essen (UDE) <strong>und</strong>blickt in diesem Jahr auf 15 Jahre erfolgreicherArbeit zurück. Mitglieder des Kollegs sind Hochschullehrerinnen<strong>und</strong> Hochschullehrer, wissenschaftlicheMitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter sowieStudierende der Universität Duisburg-Essen,die auf dem Gebiet der <strong>Geschlechterforschung</strong>arbeiten oder an der Erfüllung der Aufgabendes EKfG mitwirken; assoziierte Mitglieder sindentsprechende Personen anderer Hochschulen<strong>und</strong> Einrichtungen. Die Struktur des Kollegs mitderzeit 40 Mitgliedern aus sieben verschiedenenFakultäten <strong>und</strong> einem sechsköpfigen interdisziplinärenVorstand garantiert ein außergewöhnlichhohes Maß an Multi- <strong>und</strong> Interdisziplinarität mitvielfältigen Kooperationsmöglichkeiten – in derForschung wie auch in der Nachwuchsförderung.Zu den Alleinstellungsmerkmalen des EKfG gehörtdie enge Kooperation von Medizinerinnen <strong>und</strong>Medizinern mit Mitgliedern der gesellschafts-,geistes-, ingenieur- <strong>und</strong> naturwissenschaftlichenFakultäten unter einem gemeinsamen Dach. DieMitglieder des Kollegs sind über Institute <strong>und</strong> An-Institute der Universität an den beiden Campi inDuisburg <strong>und</strong> Essen sowie am UniversitätsklinikumEssen angeb<strong>und</strong>en. Die Geschäftsstelle desKollegs befindet sich am Campus Essen.Zielsetzung <strong>und</strong> wichtigste AufgabenZentrale Aufgabe des Kollegs ist die Initiierung,Koordinierung <strong>und</strong> Durchführung von disziplinärer<strong>und</strong> interdisziplinärer <strong>Geschlechterforschung</strong>unter Beteiligung aller Disziplinen, die auf demGebiet der <strong>Geschlechterforschung</strong> aktiv sind oderwerden wollen. Das Kolleg unterstützt seine Mitgliederbei der Einwerbung von Drittmitteln <strong>und</strong>der Durchführung von Forschungsvorhaben; einbesonderer Stellenwert kommt dabei der Stärkunginterdisziplinärer Verb<strong>und</strong>forschung zu. Überdas EKfG-Nachwuchsforum bietet das EKfG demwissenschaftlichen Nachwuchs ein fachübergreifendesDiskussions- <strong>und</strong> Vernetzungsangebotauf dem Gebiet der <strong>Geschlechterforschung</strong>. Vernetzungsaktivitätennach innen <strong>und</strong> außen sowieÖffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> die Durchführung vonöffentlichen Veranstaltungen gehören zu weiterenAufgaben des Kollegs.ForschungIm Bereich der Forschung gehören die Initiierung<strong>und</strong> Begleitung von Forschungsanträgen seiner48 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeMitglieder, insbesondere die Unterstützung beider Identifikation von Fördermöglichkeiten, desSondierungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprozesses voninterdisziplinären Projektideen über die Durchführung<strong>und</strong> Nachbereitung von Workshops <strong>und</strong>Gesprächen sowie die Mitarbeit bei der Antragsformulierung,zu den wichtigsten Aufgaben desKollegs. Bestehende Forschungsprojekte der Mitgliederunterstützt das EKfG unter anderem überdie gemeinsame Organisation von Projektworkshops,Mitarbeit in wissenschaftlichen Projektbeiräten,Verbreitung von Projektinformationensowie durch Zusammenarbeit bei der Pressearbeitvon Veranstaltungen <strong>und</strong> Publikationen.Die Forschungsinteressen der Kollegmitgliederwerden aktuell gebündelt in vier miteinander inAustausch stehenden, inhaltlich ineinandergreifendenThemenclustern:I. Geschlechtergerechte Ges<strong>und</strong>heitsversorgung/Geschlechtergerechtes Ges<strong>und</strong>heitswesenII. Karrierewege/KarriereweltenIII. Erwerbs- <strong>und</strong> Fürsorgearbeit – GenderIV. Wahrnehmung/Repräsentation/SichtbarkeitDie Forschungscluster greifen zentrale gesellschaftlicheFragestellungen auf <strong>und</strong> verstehen sichals integrative Oberthemen, unter denen sich nebenForschungs- <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>projekten auch Promotions-<strong>und</strong> Habilitationsvorhaben verorten; dieCluster stellen zugleich universitätsweit Anknüpfungspunktefür gemeinsame Forschungsprojektedar. Der Einbezug der historischen, kulturwissenschaftlichen<strong>und</strong> intersektionalen Perspektive wirdausdrücklich betont. Zu Forschungsperspektiven,die sich durch alle Cluster ziehen, gehören die Fragenach Einfluss <strong>und</strong> Möglichkeiten der Technik,ein besonderes Interesse für die Perspektive derBetroffenen <strong>und</strong> die Analyse prekärer Lebensverhältnisse.Forschung am Kolleg schließt ferner Fragestellungenaus dem Bereich Gender <strong>und</strong> Technik/MINTwie die soziale, an den Bedürfnissen derNutzerinnen <strong>und</strong> Nutzer orientierte Einbettungvon Technik sowie den Einfluss des Geschlechtsauf die Nutzung <strong>und</strong> Wirkung neuer Medien ein.Geschlechtergerechte Ges<strong>und</strong>heitsversorgung/Geschlechtergerechtes Ges<strong>und</strong>heitswesenIn vielen Bereichen des Ges<strong>und</strong>heitswesens istdie Relevanz biologischer, soziokultureller <strong>und</strong>psychologischer Geschlechteraspekte im Hinblickauf eine geschlechtergerechte Ges<strong>und</strong>heitsversorgungevident. Gerade angesichts einer Entwicklunghin zu einer personalisierten Medizin<strong>und</strong> Pharmakotherapie kommt der Bereitstellungf<strong>und</strong>ierter Ergebnisse der <strong>Geschlechterforschung</strong>in allen Bereichen des Ges<strong>und</strong>heitswesens einewachsende Bedeutung zu. Dieser Herausforderungstellt sich das Kolleg im Themencluster„Geschlechtergerechte Ges<strong>und</strong>heitsversorgung/Geschlechtergerechtes Ges<strong>und</strong>heitswesen“. Forschungin diesem Cluster wird von intensivenVernetzungsaktivitäten im Rahmen der Initiativedes Kollegs zum Aufbau eines interdisziplinärenExpertInnennetzwerks zur <strong>Geschlechterforschung</strong>im Ges<strong>und</strong>heitswesen in Nordrhein-Westfalenflankiert <strong>und</strong> unterstützt.Karrierewege/KarriereweltenKarrieren als Wege im Leben, die in Abhängigkeitvon der jeweiligen Lebenswelt möglich sind oderunmöglich erscheinen, sind verb<strong>und</strong>en mit Vorstellungenvon sozialer Herkunft bzw. Milieuzugehörigkeit,mit Bildung <strong>und</strong> den damit möglichenAufstiegschancen, mit dem Erwerb von übergreifendenKompetenzen durch <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Männersowie Fragen der generellen Lebensgestaltung.Die interdisziplinäre Ausrichtung des Clustersbeleuchtet die Fragestellung aus historischer <strong>und</strong>gegenwärtiger kultureller wie interkultureller Perspektive.Erwerbs- <strong>und</strong> Fürsorgearbeit – GenderIn diesem Cluster verortet sich wissenschaftlicheForschung, die sich mit den Rahmenbedingungen<strong>und</strong> den Auswirkung von Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialpolitiksowie deren entsprechenden gesetzlichenVorgaben auf eine geschlechtergerechte Gestaltungder beiden großen sozio-ökonomischenBereiche der Fürsorge- <strong>und</strong> der Erwerbsarbeitbeschäftigt. Dabei stehen die Berücksichtigungder wechselseitigen Abhängigkeit beider Gebiete<strong>und</strong> deren Auswirkungen auf das Verhältnis derGeschlechter im Vordergr<strong>und</strong>.Wahrnehmung/Repräsentation/SichtbarkeitDieses Cluster bündelt Forschungsansätze, dieUnterschiede <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten der Wahrnehmung,Repräsentation sowie (Un-)Sichtbarkeitvon <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Männern in Sprache <strong>und</strong> Bildern,z. B. in Medien, Kunst, Politik, öffentlichen Diskussionen,sowie gesellschaftliche <strong>und</strong> individuelleWertungen <strong>und</strong> Wahrnehmungsimplikationen untersuchen– auch hier wird die Verknüpfung dergegenwartsbezogenen mit der historischen <strong>und</strong>interkulturellen Perspektive betont.NachwuchsförderungZiel des Kollegs ist es, auf hohem Niveau Forschung<strong>und</strong> Lehre zusammenzuführen <strong>und</strong> ne-<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 49


BeiträgeEssener Kolleg für <strong>Geschlechterforschung</strong> – Universität Duisburg-EssenDas Essener Kolleg für <strong>Geschlechterforschung</strong>(EKfG) wurde 1997 alsForschungseinrichtung der UniversitätGH Essen gegründet <strong>und</strong> nahm 1998seine Arbeit auf. Seit der Universitätsfusion2003 ist das EKfG eine zentralewissenschaftliche Einrichtung derUniversität Duisburg-Essen.Auftrag des Kollegs ist es, interdisziplinäre<strong>und</strong> disziplinäre Forschungzu initiieren, zu koordinieren <strong>und</strong> zuunterstützen sowie eine wirkungsvolleAußendarstellung der Kompetenz derUniversität im Bereich <strong>Geschlechterforschung</strong>zu gewährleisten.Die 40 Mitglieder des Kollegs vertretendie Expertise unterschiedlicher Forschungsgebietesieben verschiedenerFakultäten <strong>und</strong> sind an den UniversitätsstandortenDuisburg <strong>und</strong> Essensowie am Universitätsklinikum Essenüber eigene Institute <strong>und</strong> An-Instituteangeb<strong>und</strong>en. Die Forschungsinteressender Kollegmitglieder werden aktuell invier übergreifenden Themenclustern gebündelt:Geschlechtergerechte Ges<strong>und</strong>heitsversorgung/GeschlechtergerechtesGes<strong>und</strong>heitswesen; Karrierewege/Karrierewelten;Erwerbs- <strong>und</strong> Fürsorgearbeit– Gender; Wahrnehmung/Repräsentation/Sichtbarkeit.Neben Forschung <strong>und</strong> fachübergreifenderinterner wie externer Vernetzunggehören die Förderung deswissenschaftlichen Nachwuchses inder <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>und</strong> einevielgestaltige Öffentlichkeitsarbeit zuden zentralen Aufgaben des Kollegs.VorstandProf. Dr. Maritta HeiselSoftware EngineeringProf. Dr. Ute KlammerPolitikwissenschafteninsbesondere SozialpolitikProf. Dr. Anne SchlüterErwachsenenbildung <strong>und</strong><strong>Frauen</strong>bildungProf. Karen Shire, Ph. D.Comparative Sociology andJapanese SocietyPD Dr. Andrea Kindler-RöhrbornExperimentelle TumorforschungDipl. Soz.-Wiss. Ingrid FitzekGleichstellungsbeauftragteLaufende Projekte (Auswahl)Forschung- BMBF-Verb<strong>und</strong> „GeschlechtersensibleForschung in Epidemiologie,Neurowissenschaften <strong>und</strong> Genetik/Tumorforschung“ (wissenschaftlicheKoordination Leibniz-Institut für Präventionsforschung<strong>und</strong> Epidemiologie(BIPS)), Teilprojekt „GeschlechtersensibleKonzepte in der Genetik/Tumorforschung(Leitung PD Dr. AndreaKindler-Röhrborn) (Start Januar 2011)- BMBF-Kooperationsprojekt „GeschlechtersensibleLehrmodule in derMedizin“ (Leitung Prof. Dr. Dr. BettinaPfleiderer, Universität Münster; KooperationspartnerinPD Dr. AndreaKindler-Röhrborn) (Start April 2011)- DFG-Forschergruppe FOR 1<strong>32</strong>8„Erwartungen <strong>und</strong> Konditionierungals Basisprozesse der Placebo- <strong>und</strong>Nocebo-Reaktion: Von der Neurobiologiezur klinischen Anwendung“,Teilprojekt 5 „Placeboeffekte beider viszeralen Schmerzverarbeitung:Verhaltenseffekte <strong>und</strong> neuronale Verarbeitungbei ges<strong>und</strong>en Männern <strong>und</strong><strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> bei Patienten mit chronischenabdominellen Schmerzen“(Leitung Prof. Dr. Sigrid Elsenbruch)(Start Oktober 2010)- BMAS Projekt „Ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> attraktiveArbeit für Altenpflegerinnen“(Leitung Dr. Ute Pascher, Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung <strong>und</strong> Politikberatung(RISP)) (Start Juli 2012)- „Wirksamkeit von Mentoring imÜbergangsprozess Studium <strong>und</strong> Beruf“,Hans-Böckler-Stiftung (LeitungProf. Dr. Anne Schlüter) (Start April2013)- Internationales Forschungsnetzwerk„Gender and Sexuality in (Neo-)Orientalism and Occidentalism: AnEntangled History of European andMiddle Eastern Identity Discourses“,Netherlands Organisation for ScientificResearch (NWO) (KoordinationUniversität Maastricht; ProjektbeteiligungProf. Dr. Patricia Plummer) (StartJanuar 2013)Andere- Initiative Diversityforschung ander Universität Duisburg-Essen,zusammen mit Prorektorat DiversityManagement <strong>und</strong> Professur PostcolonialStudies (Start Frühjahr 2011)- Interdisziplinäre RingvorlesungDiversityforschung an der UniversitätDuisburg-Essen Teil II „Vielfalt insozialen <strong>und</strong> kulturellen Welten“,Sommersemester 2013 (VeranstalterinProf. Dr. Patricia Plummer, inKooperation mit Prorektorat DiversityManagement <strong>und</strong> EKfG)AnschriftEssener Kolleg für <strong>Geschlechterforschung</strong>(EKfG)Dr. Maren A. JochimsenGeschäftsführungUniversitätsstraße 1245117 EssenTel.: (0201) 183-4692Fax: (0201) 183-44<strong>32</strong>www.uni-due.de/ekfgben der weiteren Etablierung der <strong>Geschlechterforschung</strong>der Förderung des wissenschaftlichenNachwuchses Priorität einzuräumen. Seit Juli 2011bietet das EKfG Nachwuchswissenschaftlerinnen<strong>und</strong> Nachwuchswissenschaftlern ein fachübergreifendesVernetzungsangebot auf dem Gebietder <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>und</strong> leistet gleichzeitigeinen Beitrag zu deren Selbst-organisation. DasEKfG-Nachwuchsforum ist ein interdisziplinäres,selbstorganisiertes Peer-Kolloquium von Mitgliedern,die zu Themen der <strong>Geschlechterforschung</strong>promovieren oder sich in der Postdoc-Phasebefinden. Das Forum bietet Nachwuchswissenschaftlern<strong>und</strong> Nachwuchswissenschaftlerinnen,die zu Fragen der <strong>Geschlechterforschung</strong> arbeiten,die Möglichkeit zum regelmäßigen gemeinsamenAustausch unabhängig von ihrer jeweiligen disziplinärenZuordnung. Interessierte Promovierende<strong>und</strong> Postdocs der Universität Duisburg-Essen <strong>und</strong>des Universitätsklinikums Essen, die nicht Mitglieddes Kollegs sind, können sich über Möglichkeitender Teilnahme in der Geschäftsstelle des EKfG informieren.Über das Nachwuchsforum hinaus richten sichweitere Veranstaltungen des Kollegs, insbesondereWorkshops im Rahmen von laufenden Forschungsprojekten<strong>und</strong> Graduiertenkollegs sowiedie in jedem Semester organisierten Fachgesprächemit Marie-Jahoda-GastprofessorInnen fürInternationale <strong>Frauen</strong>forschung, explizit an denwissenschaftlichen Nachwuchs; sie bieten auchetablierten EKfG-Mitgliedern eine Möglichkeit50 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Beiträgezum fachlichen Austausch <strong>und</strong> zur Intensivierunginternationaler Kontakte bzw. der Planung möglichergemeinsamer Forschungsvorhaben. JungeWissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Wissenschaftler werdenferner aktiv als Vortragende in die regelmäßigeRingvorlesung des Kollegs Forschungsforum Gendereingeb<strong>und</strong>en. Ein Teil der Vortragsreihen gibtvorrangig Promovendinnen <strong>und</strong> Promovendensowie Habilitandinnen <strong>und</strong> Habilitanden die Gelegenheit,Ergebnisse ihrer Forschung vorzustellen.Das Kolleg unterstützt seine Mitglieder weiterbeim Transfer von Ergebnissen der <strong>Geschlechterforschung</strong>in Lehrveranstaltungen unterschiedlicherFormate <strong>und</strong> trägt dazu bei, der Perspektiveder <strong>Geschlechterforschung</strong> in der Lehre zu größererSichtbarkeit zu verhelfen.VernetzungDie Umsetzung der oben genannten Aufgabendes Kollegs wird begleitet von intensiven Vernetzungsaktivitätenauf institutioneller Ebene. Zielist zum einen die Stärkung der Zusammenarbeitmit den verschiedenen (Forschungs-)Institutioneninnerhalb der Universität <strong>und</strong> der UniversitätsallianzMetropole Ruhr (UAMR) wie auch auf nationaler<strong>und</strong> internationaler Ebene. Anliegen istzum anderen die Unterstützung der Integrationder Geschlechterperspektive als Querschnittsfragestellungin Forschungsvorhaben der Universität.Das EKfG ist eingebettet in ein nationales <strong>und</strong> internationalesForschungsnetzwerk. Über laufendeProjekte <strong>und</strong> die Beteiligung der Mitglieder desKollegs in unterschiedlichsten wissenschaftlichenGremien bestehen darüber hinaus vielfältige Kooperationenmit Partnerinstitutionen aus deminner- <strong>und</strong> außereuropäischen Ausland. Fernersind EKfG-Mitglieder im International ResearchUniversities Network (IRUN) Network of FemaleProfessors <strong>und</strong> in der European Platform of WomenScientists EPWS aktiv.Zu nationalen KooperationspartnerInnen auf institutionellerEbene zählen die Konferenz der Einrichtungenfür <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> Geschlechterstudienim deutschsprachigen Raum (KEG) <strong>und</strong> die wissenschaftlicheFachgesellschaft Geschlechterstudien/GenderStudies Association Gender e. V. InNordrhein-Westfalen arbeitet das Kolleg mit dem<strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong><strong>NRW</strong> sowie den in diesem vernetzten Zentren <strong>und</strong>Forschungs- <strong>und</strong> Arbeitsstellen zusammen.Universitätsintern steht das Kolleg in regelmäßigemAustausch mit den anderen zentralenwissenschaftlichen Einrichtungen <strong>und</strong> den Profilschwerpunkten,beteiligt sich an gemeinsamenAktivitäten <strong>und</strong> bietet seine Beratung <strong>und</strong> Unterstützungbei der Entwicklung von forschungsorientiertenGenderkomponenten in Verb<strong>und</strong>aktivitätenan. Im Rahmen einer gemeinsamen Initiativeder Gendereinrichtungen der UDE zur Schärfungdes Genderprofils der Universität koordiniert dasKolleg die Vernetzung der Einrichtungen, die forschungsorientiertzu Geschlechterfragestellungenarbeiten; die Koordination der umsetzungsorientiertenEinrichtungen erfolgt durch das Gleichstellungsbüro.ÖffentlichkeitsarbeitÜber die Präsentation von Forschungsleistungenim Bereich <strong>Geschlechterforschung</strong> in zentralenPrintmedien der Universität, wie einen Beitragüber die Ziele <strong>und</strong> Aktivitäten des EKfG im Forschungsbericht2011 1 <strong>und</strong> die Konzeption einesThemenheftes zur <strong>Geschlechterforschung</strong> in deruniversitären Publikationsreihe UNIKATE 2 , sowieüber die regelmäßige Durchführung der öffentlicheninterdisziplinären EKfG-Vortragsreihe ForschungsforumGender <strong>und</strong> zahlreicher Workshops,begleitet durch die fortlaufende Aktualisierung<strong>und</strong> Erweiterung seines Internetauftritts (www.uni-due.de/ekfg), trägt das Kolleg Themen, Forschungsergebnisse<strong>und</strong> Analysen der <strong>Geschlechterforschung</strong>in die Universität sowie die weitereÖffentlichkeit hinein <strong>und</strong> es zeigt den analytischenBeitrag der Kategorie „Geschlecht“ an vielfältigendisziplinären <strong>und</strong> interdisziplinären Beispielen.Zukunftsbereich DiversityforschungDiversität, Heterogenität, Ungleichheit – Vielfaltin unterschiedlichen sozialen, kulturellen, geographischen<strong>und</strong> historischen Zusammenhängensowie die mit ihr einhergehenden Herausforderungen<strong>und</strong> Veränderungsansätze sind gesellschaftlicheThemen von ungebrochener Aktualität.Wie sich die gleichzeitige Berücksichtigungverschiedener Ungleichheitsperspektiven stärkerin die Forschung des Kollegs integrieren lässt <strong>und</strong>welche Bereiche der „Diversityforschung“ sinnvollan das Kolleg angeb<strong>und</strong>en werden können, wirdderzeit vom Kolleg sondiert. In Zusammenarbeitmit dem Prorektorat Diversity Management <strong>und</strong>der Professur Postcolonial Studies der UniversitätDuisburg-Essen (UDE) hat das Essener Kolleg für<strong>Geschlechterforschung</strong> 2011 mit der Erarbeitungeines Konzepts „Diversity Studies/Diversityforschungan der UDE“ begonnen. Ziel der gemeinsamenInitiative Diversityforschung an derUniversität Duisburg-Essen ist es, an der Universitätvorhandene „Diversityforschung“ sichtbar zumachen, bestehende <strong>und</strong> zukünftige Forschungsschwerpunktezu identifizieren, beteiligte Wissenschaftlerinnen,Wissenschaftler <strong>und</strong> Institutionenzu vernetzen sowie Synergien durch interdisziplinäreForschung zu nutzen. Auf Basis einer vom1Universität Duisburg-EssenForschungsbericht 2011: www.forschungsbericht.uni-due.de/fileadmin/fileupload/SSC/2011/PDF/08-geschlechter.pdf.2UNIKATE 41 (2012)<strong>Geschlechterforschung</strong>. Blickhinter die Kulissen: www.uni-due.de/unikate/archiv.php?eu=041.<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 51


Beiträge3Das Programm erscheint imSommer 2013 unter: www.unidue.de/ekfg/jubilaeum2013.shtml.Kontakt <strong>und</strong> InformationDr. Maren A. JochimsenGeschäftsführerinEssener Kolleg für <strong>Geschlechterforschung</strong>(EKfG)Universität Duisburg-EssenCampus EssenUniversitätsstraße 1245117 EssenTel.: (0201) 183-4552Fax: (0201) 183-44<strong>32</strong>maren.a.jochimsen@unidue.dewww.uni-due.de/ekfgKolleg im Sommersemester 2012 durchgeführtenErhebung zur „Diversityforschung“ an der UniversitätDuisburg-Essen fand Anfang Februar 2013der von der Initiative organisierte Vernetzungsauftaktstatt. Parallel erfolgte im Sommersemester2012, konzipiert von der Professur PostcolonialStudies, eine erste Sichtbarmachung vorhandenerForschung im Rahmen einer gemeinsam veranstaltetenRingvorlesung zur Diversityforschungan der UDE, die im Sommersemester 2013 fortgesetztwird.AusblickMit einer Festveranstaltung am 29. November2013 am Campus Essen feiert das EKfG 15 JahrePionierarbeit auf dem Gebiet der <strong>Geschlechterforschung</strong><strong>und</strong> der Förderung des wissenschaftlichenNachwuchses. 3Auf Forschung <strong>und</strong> Nachwuchsförderung liegtauch der Schwerpunkt der Aktivitäten des Kollegsin den kommenden Jahren. Dabei hat sich dasKolleg auf dem Weg der weiteren konzeptionellenGestaltung <strong>und</strong> inhaltlichen Umsetzung seinesProgramms folgende übergreifende Ziele gesetzt:Ausbau, Differenzierung <strong>und</strong> inhaltliche Weiterentwicklungder vier ForschungsclusterDie interdisziplinäre Verknüpfung der Mitgliederdes Essener Kollegs für <strong>Geschlechterforschung</strong>stellt weiterhin eine starke Gr<strong>und</strong>lage für die Planunggemeinsamer Verb<strong>und</strong>vorhaben sowie fürAusbau, Differenzierung <strong>und</strong> inhaltliche Weiterentwicklungder vier Forschungscluster dar. Angesichtswachsender Akzeptanz von Geschlechtals Untersuchungskategorie in medizinischenForschungsvorhaben <strong>und</strong> im Hinblick auf dieGestaltung einer geschlechtergerechten Ges<strong>und</strong>heitsversorgungkommt diesem Bereich in derSchwerpunktsetzung des Kollegs eine wachsendeBedeutung zu.Ausbau der Förderung des wissenschaftlichenNachwuchsesDie Bedeutung der Geschlechterdimension alsQualitätsmerkmal in der Forschung ins Bewusstseinjunger Forscherinnen <strong>und</strong> Forscher aller Fakultätenzu bringen <strong>und</strong> Ansatzpunkte für dieEntwicklung weiterführender Forschungsfragenin den verschiedenen Disziplinen aufzuzeigen,ist Ziel des angestrebten Ausbaus bestehenderAngebote zur Förderung des wissenschaftlichenNachwuchses. Dazu gehören die Fortführungwissenschaftlicher Vortragsreihen <strong>und</strong> Workshopssowie die Weiterentwicklung der Aktivitäten desEKfG-Nachwuchsforums unter Ausloten möglicherKooperationen im Rahmen der UniversitätsallianzMetropole Ruhr (UAMR) <strong>und</strong> des International ResearchUniversities Network (IRUN).Die Unterstützung der Integration der Geschlechterperspektiveals Querschnittsfragestellung inForschungsvorhaben der Universität sowie eineintensive Vernetzung auf nationaler <strong>und</strong> internationalerEbene bleiben ebenso Anliegen wie dieSondierung sinnvoll an das Kolleg anzubindenderBereiche der Diversityforschung.Claudia MahsZentrum für Geschlechterstudien/Gender Studies derUniversität PaderbornDas Zentrum für Geschlechterstudien/GenderStudies (ZG) an der Universität Paderborn, dasseit 2009 besteht, kann ab diesem Jahr endlichmit einer immerhin mittelfristigen Planungssicherheitin die Zukunft blicken. Mit Unterstützungdes Dekanats der Fakultät für Kulturwissenschaften<strong>und</strong> der Gleichstellungsbeauftragten konntedie Entfristung der Stelle der Geschäftsführerin(besetzt mit Dr. Claudia Mahs) <strong>und</strong> die weiterefinanzielle Förderung für die nächsten fünf Jahrebeim Präsidium der Universität erwirkt werden.Zu den Zielen <strong>und</strong> Aufgaben des Zentrums, dasmit Prof. Dr. Barbara Rendtorff (als wissenschaftlicherLeitung) an die <strong>Netzwerk</strong>professur Schulpädagogik<strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> angeb<strong>und</strong>enist, zählen insbesondere der Aufbau <strong>und</strong>die Ausdifferenzierung des an der UniversitätPaderborn bestehenden Lehr- <strong>und</strong> Forschungsangebotsim Bereich der <strong>Geschlechterforschung</strong>.Ringvorlesungen <strong>und</strong> Seminare mit öffentlichenVorträgen gehören ebenso zur Arbeit des ZGswie die Durchführung <strong>und</strong> Organisation von Tagungensowie Workshops. Im letzten Jahr fanddie Tagung „40 Jahre feministische Debatten“52 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeZentrum für Geschlechterstudien/GenderStudies (ZG) – Universität Paderborn(Prof. Barbara Rendtorff <strong>und</strong> Prof. Birgit Riegraf)großes Interesse <strong>und</strong> Beteiligung – die Veröffentlichungder Tagungsbeiträge wird noch in diesemJahr erscheinen. Auch eine Podiumsdiskussionmit der Ministerin für Schule <strong>und</strong> Weiterbildungdes Landes <strong>NRW</strong> Sylvia Löhrmann <strong>und</strong> Professorinnender Universität Paderborn zum Thema„Der Trend zu geschlechterunterscheidendenMaterialien in der Schule – gut oder geradenicht?“ stieß zu Beginn des Jahres ebenfalls aufgroße Resonanz. Beteiligt waren aus der Perspektiveder Soziologie Prof. Dr. Birgit Riegraf, derGermanistischen Sprachwissenschaft Prof. Dr.Britt-Marie Schuster <strong>und</strong> der ErziehungswissenschaftenProf. Dr. Barbara Rendtorff. Moderiertwurde die Veranstaltung von Prof. Dr. ChristineFreitag. Inhaltlich wurden derzeitige Tendenzenbei geschlechterunterscheidenden Materialiensowie Methoden betrachtet <strong>und</strong> eingeschätzt.Dabei war auch die große Diskrepanz zwischenpropagierten Geschlechterunterscheidungen inder Kindheit („Pinkifizierung“) <strong>und</strong> propagierterAngleichung der Geschlechter im Erwachsenenlebenvon Interesse.Eine Koordination von Lehrveranstaltungen imBereich der Geschlechterstudien erfolgt über denProfilbereich Gender <strong>und</strong> Diversity im Angebotdes Studiums generale der Universität. Zur Qualifizierungkönnen Studierende das Zertifikat Genderstudienerwerben, welches nach Erreicheneiner bestimmten Anzahl von Leistungspunktengemeinsam mit einem Bachelorabschluss denZugang zum geplanten Master(teil)studiengangGeschlechterstudien im Zwei-Fach-Master Kultur<strong>und</strong> Gesellschaft der Fakultät für Kulturwissenschaftenermöglichen wird.Nachwuchsförderung ist ein zentraler Punktin der Arbeit des ZG, neben einer Lesegruppezu Gendertheorien <strong>und</strong> unterschiedlichen Beratungsangeboten(z. B. ein Beratungscafé zurUnterstützung der Studierenden) finden DoktorandInnen<strong>und</strong> HabilitandInnen eine Plattformfür den wissenschaftlichen Austausch im Forschungskolloquiumvon Prof. Birgit Riegraf <strong>und</strong>Prof. Barbara Rendtorff. In diesem Semester wirdim Rahmen des Kolloquiums ein ganztägigerWorkshop mit der Geschlechterforscherin Dr.Tove Soiland zum Thema „Jenseits von sex <strong>und</strong>gender – oder warum auch nach der Dekonstruktiondie Geschlechterhierarchie fortbesteht“durchgeführt.Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Genderzentrumsist die Unterstützung von Forschungsvorhabensowie die Entwicklung <strong>und</strong> Beantragungeigener Forschungsprojekte im Rahmender <strong>Geschlechterforschung</strong>. Neben einem Forschungsdach„Wirksamkeit von Geschlecht inDie Anfang 2009 ins Lebengerufene Einrichtung derFakultät für Kulturwissenschaftenhat es sich zum Zielgesetzt, das an der UniversitätPaderborn bestehendeLehr- <strong>und</strong> Forschungsangebotim Bereich der <strong>Geschlechterforschung</strong>auszuweiten <strong>und</strong>auszudifferenzieren.Sie will als Service-Stelle überaktuelle Stellenausschreibungen<strong>und</strong> (inter)nationale genderspezifischeVeranstaltungeninformieren sowie Studierende<strong>und</strong> Lehrende darin bestärken,<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> Geschlechterfragenzu fokussieren <strong>und</strong> neueForschungsprojekte auf denWeg zu bringen.Weitere Aufgaben sind Vernetzung,die Betreuung einesModuls Gender <strong>und</strong> Diversityfür das Studium generaleverschiedener Bachelorstudiengängesowie die Einrichtungeines auf die Genderthematikausgerichteten Master(teil)studiengangs.MitarbeiterinnenProf. Dr. Barbara RendtorffWissenschaftliche LeitungDr. Claudia MahsGeschäftsführungMitarbeiterinnen imBMBF-Projekt „SexualisierteÜbergriffe <strong>und</strong>Schule – Prävention <strong>und</strong>Intervention“Dr. Sandra GlammeierVerena VogelsangProjekte (Auswahl)- Wirksamkeit von Geschlechtin institutionalisiertenBildungskontexten- Sexualisierte Übergriffe <strong>und</strong>Schule – Prävention <strong>und</strong>Intervention (BMBF-Projekt)AnschriftZentrum für Geschlechterstudien/GenderStudiesUniversität PaderbornWarburger Straße 10033098 Paderborngenderzentrum@unipaderborn.dewww.upb.de/zentrum-genderinstitutionellen Bildungskontexten“, welchesvor allem Studierenden die Möglichkeit zur Umsetzungeigener Forschungsfragen gibt, werdenkleinere universitätsinterne Projekte in Zusammenarbeitmit der Gleichstellungsbeauftragtenoder dem Projekt „<strong>Frauen</strong> gestalten die Informationsgesellschaft“umgesetzt.Anfang Oktober startete das Forschungsvorhaben„Sexualisierte Übergriffe <strong>und</strong> Schule – Prävention<strong>und</strong> Intervention“, gefördert durch dasB<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung.Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren,zwei wissenschaftliche Mitarbeiterinnen, Dr. SandraGlammeier <strong>und</strong> Verena Vogelsang konntenzusätzlich eingestellt werden (vgl. auch den Beitragin dieser Ausgabe).Insgesamt kann das Zentrum für Geschlechterstudien/GenderStudies auf gute <strong>und</strong> tragfähigeKooperationen mit den WissenschaftlerInnen derUniversität Paderborn <strong>und</strong> anderer Universitätenbauen – <strong>und</strong> auch die Universität selbst steht erfreulicherweiseunserer Arbeit positiv <strong>und</strong> unterstützendgegenüber.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Barbara Rendtorff<strong>und</strong> Dr. Claudia MahsZentrum für Geschlechterstudien/GenderStudiesUniversität PaderbornWarburger Straße 10033098 PaderbornTel.: (05251) 602730genderzentrum@upb.de<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 53


BeiträgeSusan BanihaschemiInter-/Transdisziplinarität in den Gender Studies – Herausforderungenfür die LehreDer MA Gender Studies – Interdisziplinäre Forschung <strong>und</strong> Anwendung, Universität BielefeldEinführendIm Zuge des Bologna-Prozesses sind mit der Integrationder Gender Studies in die Lehrinhalteder neu strukturierten BA-/MA-Studiengängeverschiedene curriculare Entwicklungen einhergegangen.Hier sollen der interdisziplinäre MasterstudiengangGender Studies – Interdisziplinäre Forschung<strong>und</strong> Anwendung an der Universität Bielefeldsowie die strukturelle Verankerung von<strong>Geschlechterforschung</strong> in die Curricula vorgestelltwerden.An der Universität Bielefeld können Studierendeim Master das interdisziplinär angelegte Lehrangebotdes Studiengangs Gender Studies wählen,welcher einführende Pflicht- sowie Wahlpflicht<strong>und</strong>Wahlmodule umfasst. Durch die Vermittlungdisziplinübergreifender Methoden <strong>und</strong> Theoriensowie praxisbezogener Fragestellungen derGender Studies können die Studierenden diesesStudiengangs inter- <strong>und</strong> transdisziplinäre Kompetenzenim Umgang mit den verschiedenen Fachdisziplinen<strong>und</strong> Praxisfeldern erlangen. Dabei solldie Interdisziplinarität des Studiengangs nicht nurin der Organisation des Curriculums verankertsein, sondern auch in entsprechenden innovativenLehr- <strong>und</strong> Lernformen.Sowohl diese Formen der Vermittlung als auch diespezifischen disziplinären <strong>und</strong> inter- bzw. transdisziplinärenHerausforderungen, die sich bei derVerankerung der Gender Studies in die Curriculaergeben, sollen hier diskutiert werden.Der seit dem Wintersemester 2007/08 angeboteneviersemestrige Studiengang MA GenderStudies – Interdisziplinäre Forschung <strong>und</strong> Anwendungbündelt <strong>und</strong> vernetzt die vielfältigen Aktivitätenim Bereich der <strong>Geschlechterforschung</strong> ander Universität Bielefeld. Institutionell getragenwird der Studiengang von einem interdisziplinärenLehrverb<strong>und</strong>, bestehend aus den Fakultätenfür Soziologie, die federführend ist <strong>und</strong> die organisatorischeVerantwortung trägt, der Fakultätfür Erziehungswissenschaft, den Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften,Sportwissenschaft, dem FachbereichSozialwesen der FH Bielefeld <strong>und</strong> demInterdisziplinären Zentrum für <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>(IFF). Ferner beteiligen sichdie Fakultäten für Geschichtswissenschaft, Literaturwissenschaft,Rechtswissenschaft <strong>und</strong> Wirtschaftswissenschaften/FHBielefeld.Dabei hat der Masterstudiengang den Anspruch,disziplinübergreifende Theorien, Methoden <strong>und</strong>Erkenntnisse der <strong>Frauen</strong>-, Männer- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>zu vermitteln.Insbesondere soll der Studiengang inter- <strong>und</strong>transdisziplinäre Kompetenzen im Umgang mitverschiedenen Fachkulturen sowie das Wissenum die Möglichkeiten, Grenzen sowie Schwierigkeitenvon Disziplinarität <strong>und</strong> auch Inter- <strong>und</strong>Transdisziplinarität vermitteln.An wen richtet sich der StudiengangMA Gender Studies?Zugangsvoraussetzung sind der erfolgreiche Abschlusseines soziologischen, sozialwissenschaftlichen,erziehungswissenschaftlichen, sportwissenschaftlichenoder ges<strong>und</strong>heitswissenschaftlichenBachelorstudiums bzw. eines Diplom-, MagisteroderLehramtsstudiengangs mit vergleichbaremProfil. In begründeten Einzelfällen kann auchzugelassen werden, wer einen erfolgreichen Abschlussin einem vergleichbaren Studiengang mitanderer fachlicher Ausrichtung nachweisen kann.Hierfür ist der Nachweis von wissenschaftlichenKenntnissen in der <strong>Geschlechterforschung</strong> erforderlich.Studierende nach HerkunftsdisziplinVon Anfang an konnte der MA Gender Studies –Interdisziplinäre Forschung <strong>und</strong> Anwendung eineäußerst heterogen zusammengesetzte Studierendenschaftverzeichnen.Im Wintersemester 2012/13 ergab sich folgendesBild der Studierendenschaft nach Herkunftsdisziplinen.Den größten Teil machen die Abschlüsseder Soziologie, Sozialwissenschaften <strong>und</strong> Politikwissenschaftaus, ergänzt von einem nurunwesentlich kleineren Teil der Erziehungswissenschaft,Sozialpädagogik <strong>und</strong> Sozialen Arbeit.Diese Studierenden bilden über die Hälfte derStudierendenschaft. Die andere Hälfte setzt sichsehr heterogen zusammen. Dazu zählen zum einenStudierende der Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften54 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Beiträge<strong>und</strong> der Sportwissenschaft, beides direkt am Studiengangbeteiligte Disziplinen. Hinzu kommenStudierende mit einem Abschluss der GenderStudies, Studierende der Literaturwissenschaft,Kulturwissenschaften, Philosophie <strong>und</strong> Geschichte,Studierende der Rechtswissenschaft <strong>und</strong> derWirtschaftswissenschaft wie auch der Psychologie.Studierende naturwissenschaftlicher Fächerkann der Studiengang ebenfalls verzeichnen,genauer differenziert sind dies Studierende mitAbschlüssen in Biologie, Chemie, Physik <strong>und</strong> Agrarwissenschaft.Zusammengefasst zeigt dies ein Bild einer heterogenen<strong>und</strong> multidisziplinären Studierendenschaft.Wie wird dieser heterogenen multidisziplinärenStudierendenschaft in derLehre begegnet?Das Studium beginnt mit einem kompakten Einführungsblock,der sich in die zwei EinführungsmoduleI <strong>und</strong> II unterteilt.Das Einführungsmodul I gibt einen Überblick übergenderbezogene Fragestellungen, Perspektiven<strong>und</strong> Forschungsergebnisse der am Studiengangbeteiligten Disziplinen <strong>und</strong> führt in Konzepte vonInterdisziplinarität sowie Transdisziplinarität ein.Die zum Wintersemester regelmäßig angebotene„Ringvorlesung Gender Studies interdisziplinär“hat sich zu einer festen Größe etabliert. Das Angebotder Veranstaltung sowie die zahlreichenReferierenden sowohl aus der Bielefelder Forschungslandschaftals auch aus nationalen <strong>und</strong>internationalen Forschungskontexten sprechenWissenschaftler_innen, Studierende <strong>und</strong> zahlreicheZuhörer_innen auch außerhalb der Universitätan <strong>und</strong> machen genderrelevante Forschungöffentlich.Das Seminar „Konzepte der Inter- <strong>und</strong> Transdisziplinarität“gibt einen Überblick über aktuelleDiskussionen <strong>und</strong> Konzepte <strong>und</strong> bietet an ausgewähltenFragestellungen <strong>und</strong> Problemen Gelegenheitzur Anwendung sowie Erprobung. Hierentstehen die Diskussion <strong>und</strong> kritische Reflexionvon Disziplinarität sowie die Diskussion von Möglichkeiten<strong>und</strong> Grenzen der Inter-/Transdisziplinarität.Im Einführungsmodul II folgt die Einführungsveranstaltung„<strong>Geschlechterforschung</strong>: Theorien,Methodologien <strong>und</strong> Empirie“. Ein Anspruch isthierbei, mit den sehr divergierenden Vorkenntnissen<strong>und</strong> den bisherigen disziplinären Herangehensweisenproduktiv umzugehen. Parallel zudieser Veranstaltung leitet die Lehrende bzw. derLehrende eine Studiengruppe an.Zudem besuchen die Studierenden zwei Vorlesungenin quantitativen <strong>und</strong> qualitativen Methodender empirischen Sozialforschung.Ziel der Gender Studies war <strong>und</strong> ist es, die Situationvon <strong>Frauen</strong>, das Geschlechterverhältnis<strong>und</strong> Geschlechterkonstruktionen in Geschichte<strong>und</strong> Gegenwart empirisch zu untersuchen sowietheoretisch zu reflektieren. Dies geschieht an derUniversität Bielefeld insbesondere in den vierHauptmodulen des Studiengangs „Sozialisation<strong>und</strong> Bildung/Interkulturalität“, „Arbeit <strong>und</strong>Organisation“, „Körper <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“ sowie„Transnationalisierung <strong>und</strong> Demokratisierung“.In diesen Hauptmodulen ist eine wissenschaftlicheThematisierung der Kategorie Geschlecht sowohlAusgangspunkt als auch Ziel der Analysen.Genderwissen ist insofern als Querschnittskompetenzzu fassen, die in Verbindung mit fachspezifischenWissensinhalten für unterschiedlichstePraxisfelder relevant ist.Hauptmodul 1 „Sozialisation <strong>und</strong> Bildung/Interkulturalität“Dieses Modul beschäftigt sich mit der Bedeutung,die dem Geschlecht im Zusammenhang mit Sozialisations-,Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungsprozessenin verschiedenen formellen <strong>und</strong> informellen Kontextenzukommt. Dabei wird berücksichtigt, dassGeschlechterkonstruktionen <strong>und</strong> -verhältnisseimmer auch durch soziokulturelle Bedingungenbeeinflusst sind. Es sollen deshalb in allen Themenbereichendes Moduls sowohl die Zusammenhängezwischen Geschlecht bzw. Geschlechterkonstruktionen<strong>und</strong> sozialen Milieus als auchdie interkulturellen Bezüge behandelt werden.Inhalte des Studiums sind sowohl Strukturen <strong>und</strong>Prozesse in ihrer Wechselwirkung mit Geschlechtals auch der Einfluss der Geschlechtszugehörigkeitnicht nur auf Kommunikations-, Interaktions- <strong>und</strong>Sozialisationsprozesse sowie damit auf Prozesseder Individuierung <strong>und</strong> Sozialisierung, sondernauch auf die Ausbildung von Kompetenzen. Ergänztwird die Betrachtung dieser Analyseebenen<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 55


BeiträgeGender Studies – InterdisziplinäreForschung <strong>und</strong> Anwendung – UniversitätBielefeldDer seit dem Wintersemester2007/08 bestehende viersemestrigeMasterstudiengang„Gender Studies – InterdisziplinäreForschung <strong>und</strong> Anwendung“bündelt <strong>und</strong> vernetztdie langjährigen <strong>und</strong> vielfältigenAktivitäten im Bereichder <strong>Geschlechterforschung</strong> derUniversität Bielefeld.Der Studiengang wird seitBeginn von vier Fakultätengetragen: Soziologie (organisatorischeVerantwortung),Erziehungswissenschaft, Ges<strong>und</strong>heitswissenschaftsowiePsychologie <strong>und</strong> Sportwissenschaften.Das Studienprogramm zieltmit seiner Anwendungsorientierungdarauf ab, dersteigenden Arbeitsmarktnachfragenach Genderwissen <strong>und</strong>Genderexpert_innen in allengesellschaftlichen Bereichensowie der Nachfrage nachGender Mainstreaming,Diversity Management <strong>und</strong>Gleichstellung in Organisationenzu begegnen.Aufgr<strong>und</strong> des interdisziplinären<strong>und</strong> multiperspektivischenProfils des Studiengangserwerben die Studierendendie Kompetenz, aktuellegesellschaftliche <strong>und</strong> sozialeProbleme jenseits fachlichbegrenzter Lösungsstrategienzu bearbeiten.Im Rahmen des Studienprogrammsist auch eineAusrichtung der beruflichenLaufbahn auf Wissenschaft<strong>und</strong> Forschung möglich.Ab dem Wintersemester2013/14 wird der Studiengangmit neuer Studienordnungfortgeführt. Das Studiumwird dann drei thematischeSchwerpunkte beinhalten(„Sozialisation <strong>und</strong> Bildung“,„Arbeit <strong>und</strong> gesellschaftlicheTransformationen“, „Körper<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“) sowie dieMöglichkeit einer disziplinärenProfilbildung (hierfür wählendie Studierenden aus den Studienangebotenvon mehrerenFakultäten der UniversitätBielefeld ein Modul aus).Lehrveranstaltungen imSommersemester 2013(Auswahl)- Gender Aspects in CaribbeanLiterature- Hochschule <strong>und</strong> Diversity- Queer Reading – KritischeFilmanalysen- Wie kommt das Geschlechtin den Körper? Theorien imVergleich- „Wir“ <strong>und</strong> „die Anderen“.Norm(alis)ierung <strong>und</strong>Exklusion durch Othering-Prozesse (Rassismus <strong>und</strong>Klassismus)Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Tomke KönigStudiengangsbeauftragtetomke.koenig@unibielefeld.dedurch die Reflexion von <strong>und</strong> Auseinandersetzungmit geschlechterreflexiven pädagogischen <strong>und</strong>didaktischen Konzeptionen. Im Zusammenhangmit den genannten drei thematischen Bereichenwerden methodische <strong>und</strong> methodologische Aspekteder sozialisations- <strong>und</strong> bildungsbezogenen<strong>Geschlechterforschung</strong> behandelt.Hauptmodul 2 „Arbeit <strong>und</strong> Organisation“Das Interesse dieses Modul richtet sich auf dieHerstellung von Geschlechterdifferenzen <strong>und</strong>-ungleichheiten durch die gesellschaftliche Aufteilungvon Haus-, Sorge- <strong>und</strong> Erwerbsarbeit, dieProzesse der Arbeitsmarktsegregation sowie dieStrukturierung von Organisationen. Theorieangebotewerden vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert, die sichmit den Geschlechterordnungen in den drei Bereichenbeschäftigen sowie deren Verschränkungenthematisieren. Ein besonderer Schwerpunkt liegtauf der Organisationsforschung. Neben der theoretischenBeschäftigung mit Organisationen werdenempirische Erkenntnisse zu unterschiedlichenOrganisationstypen <strong>und</strong> -einheiten analysiert. OrganisationsinterneDiskurse zur Legitimation bzw.De-Legitimation von Geschlechterdifferenzen <strong>und</strong>-ungleichheiten sowie deren strukturelle Verankerungenwerden betrachtet. Gefragt wird, ob <strong>und</strong>wie die jeweiligen Organisationstypen <strong>und</strong> -einheitenan die organisationsextern produziertenGeschlechterdifferenzen <strong>und</strong> -ungleichheiten anknüpfen<strong>und</strong> wie organisationsinterne Prozessewiederum auf externe Geschlechterordnungenrückwirken. Anhand aktueller Thematisierungsweisenvon Geschlecht (wie Gender Mainstreaming,Diversity, Work-Life-Balance) werden Eingriffsspielräume<strong>und</strong> Handlungskompetenzen fürOrganisationsentwicklungsprozesse diskutiertsowie Gr<strong>und</strong>lagen von Handlungskompetenzenvermittelt.Hauptmodul 3 „Körper <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“Dieses Modul führt die Studierenden unter geschlechterbezogenerPerspektive in gr<strong>und</strong>legendeFragestellungen, Determinanten <strong>und</strong> Wechselwirkungenvon Körper <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit in verschiedenenGesellschaften, Bevölkerungsgruppen sowiesoziokulturell differenzierten Milieus ein. Eswerden Fragen der geschlechterbezogenen Strukturentwicklungim Ges<strong>und</strong>heitswesen sowie dergendersensiblen Prävention, Ges<strong>und</strong>heitsförderung<strong>und</strong> Intervention behandelt. Ferner soll dasModul Einblick in diverse Praxisfelder der ges<strong>und</strong>heitsbezogenenGenderforschung gewähren. DieThemen des Moduls weisen, den Ges<strong>und</strong>heitswissenschaftenentsprechend, multidisziplinäreQuerverbindungen zu zahlreichen anderen Fachbereichenwie z. B. der Psychologie, der Soziologie,der Biologie <strong>und</strong> der Pädagogik auf.Hauptmodul 4 „Transnationalisierung <strong>und</strong>Demokratisierung“In dem Modul werden Kenntnisse theoretischerKonzepte <strong>und</strong> empirischer Analysen der Interdependenzvon Transnationalisierungsprozessen<strong>und</strong> den Transformationen der Geschlechterverhältnissevermittelt. Hierfür werden unterschiedlicheEbenen betrachtet. Fokussiert werden Transformationennationaler wohlfahrtsstaatlicherGeschlechterregime durch EU-Politiken sowiederen Auswirkungen auf die geschlechtliche56 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeArbeitsteilung, auf Arbeitsorganisationen <strong>und</strong>-kulturen. Verschiebungen der Arbeitsteilung zwischensowie innerhalb der Geschlechtergruppen<strong>und</strong> ethnischen Gruppen durch die Restrukturierungder internationalen Arbeitsteilung im Zugevon Globalisierungs- <strong>und</strong> Migrationsprozessenwerden in den Blick genommen. Zudem werdendie Partizipation zivilgesellschaftlicher Akteur_innen<strong>und</strong> deren Handlungsstrategien zurDemokratisierung der Geschlechterverhältnisseaufgegriffen, wie z. B. <strong>Frauen</strong>bewegungen <strong>und</strong>-organisationen auf nationaler, supranationaler<strong>und</strong> internationaler Ebene. Die Methodenvermittlungist integrierter Bestandteil der Lehrangebotedieses Moduls.Größtenteils besteht das Lehrangebot aus disziplinärenLehrveranstaltungen der beteiligtenFakultäten, darüber hinaus standen <strong>und</strong> stehenaber auch verschiedene Lehrangebotsformate zurWahl.Unterschiedliche Lehrangebotsformen –Wissenschaft im DialogNeben den disziplinären Lehrveranstaltungensind weitere Seminare angeboten worden, beidenen verschiedene Disziplinen in Dialog miteinandertreten. Hierfür war der Studiengang Anlasszur Erprobung.Für das Hauptmodul „Körper <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“wurde eine Lehrveranstaltung zur ges<strong>und</strong>heitsbezogenen<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>konzipiert, die seitdem regelmäßig stattfindet.Dabei wird den Studierenden ein umfassenderÜberblick über soziale, medizinische, psychologische,ökonomische sowie politische Aspektevon Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankheit vermittelt. DieVeranstaltung greift zentrale Fragestellungensowie Aufgaben der frauen- <strong>und</strong> geschlechterbezogenenGes<strong>und</strong>heitsforschung auf <strong>und</strong> skizziertwichtige Entwicklungslinien. Hierzu werden Referierendeaus verschiedenen Disziplinen zu einemDialog eingeladen.Ein weiteres Seminar hat eine sozial- <strong>und</strong> einerechtswissenschaftliche Perspektive verb<strong>und</strong>en.In der Lehrveranstaltung „<strong>Frauen</strong>rechte sindMenschenrechte – Gleichheitspostulate im modernenRechtsstaat“ diskutierten MA GenderStudies-Studierende mit Kommiliton_innen ausder Rechtswissenschaft.Der interdisziplinäre Dialog ist jedoch nicht nurauf die Studierenden beschränkt; auch Lehrendeverschiedener Disziplinen bieten im Studiengangzusammen Lehrveranstaltungen an. Gemeinsamveranstalteten ein Literaturwissenschaftler <strong>und</strong>eine Soziologin das Seminar „Vaterschaft in der(späten) Moderne: Soziologische <strong>und</strong> literaturwissenschaftlichePerspektiven“, eine Soziologin<strong>und</strong> eine Historikerin den Kurs „Thematisierungenvon Männlichkeit in der Moderne: historische <strong>und</strong>soziologische Perspektiven“. Diese Veranstaltungensind für MA Gender Studies-Studierende <strong>und</strong>Masterstudent_innen der entsprechenden Fächergeöffnet.Zudem wurde an der Universität Bielefeld die Einrichtungeiner Gendergastprofessur als fakultätsübergreifende„Wanderprofessur“ initiiert, bisheran der Fakultät für Rechtswissenschaft, der Fakultätfür Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften sowie aktuellan der Fakultät für Linguistik <strong>und</strong> Literaturwissenschaft.Die jeweilige Gendergastprofessur bietetgemeinsame Lehrveranstaltungen für die Studierendendes jeweiligen Fachs <strong>und</strong> die Studierendendes Masterstudiengangs Gender Studies an.Der interdisziplinäre Masterstudiengang GenderStudies – Interdisziplinäre Forschung <strong>und</strong> Anwendungan der Universität Bielefeld stellt somiteinen Versuch dar, Wissenschaften in den Dialogmiteinander zu bringen <strong>und</strong> Disziplinierungsprozesseder Wissenschaften kritisch zu reflektieren.Kontakt <strong>und</strong> InformationSusan BanihaschemiTel.: (0521) 106 4<strong>32</strong>3susan.banihaschemi@unibielefeld.de<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 57


BeiträgeStephanie Sera, Kim SiekierskiHerausforderung Gender Studies: Entwicklungen <strong>und</strong> Perspektivenan der Ruhr-Universität Bochum1Zum örtlich zulassungsbeschränktenStudienfachmüssen f<strong>und</strong>ierte Kenntnisseder sozial-, kultur- <strong>und</strong>/odergeschichtswissenschaftlichenTheorien <strong>und</strong> Methodenvorhanden sein.In den frühen 2000ern entstand unter den Geschlechterforscherinnenan der Ruhr-Universitätder Wunsch, einen gemeinsamen Masterstudiengangins Leben zu rufen. Die Sozialwissenschaften(Ilse Lenz), die Medienwissenschaften (Prof. Dr.Astrid Deuber-Mankowsky, Prof. Dr. Eva Warth),die Romanistik (Prof. Dr. Lieselotte Steinbrügge)sowie die Neuere <strong>und</strong> Neueste Geschichte (Prof.Dr. Regina Schulte) <strong>und</strong> Kunstgeschichte (Prof. Dr.Beate Söntgen) wurden so auch institutionell ineinem interdisziplinären <strong>und</strong> forschungsorientiertenMasterstudienfach „Gender Studies – Kultur,Kommunikation, Gesellschaft“ vereint, das im Jahr2004 das Licht der Welt erblickte. Institutionell anden Fakultäten für Sozialwissenschaft (Trägerfakultät),Philologie <strong>und</strong> Geschichtswissenschaftenangeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mit einer Juniorprofessur GenderStudies ausgestattet, fiel im WiSe 2005/2006der Startschuss für den Masterstudiengang imZwei-Fächer-Modell, das im WiSe 2009/2010 umden Ein-Fach-Master Joint Degree Gender Studieserweitert werden konnte. Sehr gute Verbindungenzur Karl-Franzens-Universität Graz haben dieEntwicklung eines gemeinsamen internationalenStudienprogramms ermöglicht, das in der Vorbereitungsphasedurch den DAAD gefördert wurde.Beide Studiengänge werden gemeinschaftlichdurch das Direktorium Gender Studies geleitet,wobei die Juniorprofessur zudem das Amt dergeschäftsführenden Direktorin ausführt. Die Angelegenheitendes Joint Degree werden mit demKonsortium der Karl-Franzens-Universität Grazkoordiniert. Das Direktorium, zu dem auch diewissenschaftlichen Mitarbeitenden, die Koordinationsstelle<strong>und</strong> die Gleichstellungsbeauftragte derRuhr-Universität Bochum gehören, tagt zweimalim Semester, um unter Einbeziehung des Fachschaftsratesaktuelle Angelegenheiten zu diskutieren<strong>und</strong> die Entwicklung des Studienfachs zubesprechen. Der Koordinationsstelle Gender Studieskommt dabei die Aufgabe der Studienorganisation,Studien- <strong>und</strong> Erasmusberatung sowie derUnterstützung des Direktoriums zu.Auf inhaltlicher Ebene bieten beide Studiengängeals Aufbaumodule die Schwerpunkte „Arbeit,Institutionen, kulturelle Praktiken“, „Kulturelle<strong>und</strong> mediale Repräsentationen“ sowie „Identitäten,Positionen, Differenzen“ an, wobei der JointDegree in der Ausgestaltung der Module das Angebotder Karl-Franzens-Universität Graz in denBereichen Theologie <strong>und</strong> Rechtwissenschaft integriert.Die Lehre an den am Studienfach beteiligtenFakultäten wird durch das Direktorium sichergestellt,das zugleich die Kernlehrenden stellt. EineVielzahl von weiteren Lehrveranstaltungen kommtdurch Lehrkooperationen hinzu, d. h. durch dieBereitschaft anderer, nicht am Studienfach beteiligterLehrenden, ihre Veranstaltungen für Studierendeder Gender Studies zu öffnen. Erfreulicherweisewerden diese Kooperationen von Semesterzu Semester mehr, was zeigt, dass <strong>Geschlechterforschung</strong>zunehmend zum Lehrkanon in denGeistes- <strong>und</strong> Gesellschaftswissenschaften, aberauch in der Theologie <strong>und</strong> der Sportwissenschaftgehört.Ein interdisziplinäres Studienfach, das durch denJoint Degree <strong>und</strong> die Marie-Jahoda-Gastprofessurauch international ausgerichtet ist, bietet eineVielzahl von Chancen, muss aber auch mit einigenHerausforderungen rechnen. Die Interdisziplinaritätschafft transdisziplinäre <strong>Netzwerk</strong>e, gemeinsameProjekte, ein breiteres Lehrangebot sowie dieEinbeziehung bereits vorhandener Ressourcen,wie z. B. Erasmuskooperationen. Dem Direktoriumkommt dabei eine nicht zu unterschätzendeAufgabe zu, da es neben den Interessen der jeweiligenLehrstühle auch die Interessen des StudienfachsGender Studies vertritt.Die Studierenden schätzen das breite Lehrangebot,in dem sie sich nicht nur selbst ein Profil schaffen,sondern auch für sie fachliches Neuland betretenkönnen. Herausfordernd kann das interdisziplinäreStudium aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher Prüfungsmodalitätender einzelnen Fachbereiche sowieden für sie ganz neuen methodologischen <strong>und</strong>theoretischen Zugängen werden. Um anfänglicheHürden zu meistern, wurde der Lehrplan des Basismodulsnicht nur auf die Anforderungen des interdisziplinärenStudiums, sondern auch die interdisziplinäreStudierendenschaft abgestimmt. DasBasismodul spricht in einzelnen Sitzungen Theorien<strong>und</strong> Methoden unterschiedlicher Disziplinenan <strong>und</strong> schafft eine gemeinsame Gr<strong>und</strong>lage fürdie auch fachlich sehr heterogene Studierendenschaft1 . Die Studierenden werden kontinuierlichdazu ermutigt, Eigeninitiative zu beweisen, umsich in dem breiten Angebot ein eigenes Profil zuerarbeiten, mit dem sie ihre beruflichen Ziele verfolgenkönnen. Im weiteren Verlauf des Studiums58 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeGender Studies – Kultur, Kommunikation,Gesellschaft – Ruhr-Universität Bochumermöglicht uns eine gute Feedback-Kultur in Formvon Modulabschlussgesprächen <strong>und</strong> individuellenBeratungen, den Studierenden direkte Unterstützungzu gewährleisten <strong>und</strong> die Rückmeldungenin die Studiengangsentwicklung aufzunehmen.Angebote der beteiligten Fakultäten könnenebenfalls von den Studierenden wahrgenommenwerden <strong>und</strong> werden auf Transcript of Records vermerkt.In diesem Zusammenhang hat sich auchdas „Cafeteria-System Methodenbausteine“, dasvon den Sozialwissenschaften angeboten wird, zueiner beliebten Veranstaltungsreihe zum Erlerneneiner breiteren Methodenkompetenz bei unserenStudierenden entwickelt.Das Studienfach Gender Studies ist an der Ruhr-Universität Bochum forschungsorientiert. DiesesProfil führt durch „Forschendes Lehren <strong>und</strong> Lernen“an eine Laufbahn in der Wissenschaft heran,die auch durch die Möglichkeit, im Fach GenderStudies zu promovieren, gestärkt wird. Dennochsollte eine Promotion, insbesondere vor demHintergr<strong>und</strong>, dass die Gender Studies noch einevergleichsweise junge Forschungsdisziplin sind,gut überlegt sein. Außerdem wollen nicht alle Studierendeneine Universitätslaufbahn einschlagen<strong>und</strong> fragen verstärkt nach Praxisangeboten sowienach möglichen Perspektiven <strong>und</strong> Herangehensweisen,eine Karriere außerhalb von Wissenschaft<strong>und</strong> Forschung einzuschlagen. Verschiedene Aussagenvon Studierenden <strong>und</strong> Studieninteressierten,die zu uns in die Studienberatung kommen,machen deutlich, dass das Thema Zukunft <strong>und</strong>berufliche Perspektive eine sehr zentrale Stellungin der Beratung einnimmt. Zwar ist das persönlicheInteresse an den Inhalten des Studiums sehrgroß <strong>und</strong> auch der Erwerb genderspezifischerKompetenzen wird von fast allen Studierenden alsErweiterung der eigenen Handlungsspielräumebegriffen, gleichzeitig fragen sie sich jedoch auch,wie die erlernten Kompetenzen am Arbeitsmarktankommen <strong>und</strong> aufgenommen werden. Daher istes oftmals die Möglichkeit der Anwendung diesergewonnenen Fähigkeiten, die sich Studierendevermehrt als festen Bestandteil ihres Studiumswünschen.Innovative Lehrforschungsseminare wie beispielsweise„Gender Mainstreaming. Qualitative Forschungin der Stadt Bochum“ (SoSe 2012–WiSe2012/13) oder „Vielfalt fördern! Managing Diversityin der Praxis am Beispiel von Fußballvereinen“(SoSe 2013–WiSe 2013/14) können dabei einewichtige Schlüsselfunktion als Vermittler zwischenTheorie <strong>und</strong> Praxis einnehmen <strong>und</strong> den StudierendenAnwendungsmöglichkeiten ihres Genderwissensaufzeigen.Die rege Nachfrage nach solchen <strong>und</strong> weiterenZusatzangeboten zeigt uns, dass wir mit der stärkerenAusgestaltung des Praxisbereichs auf demDas interdisziplinäreStudienfach Gender Studieswird an der Ruhr-UniversitätBochum seit dem Wintersemester2005/2006 alsZwei-Fach-Master <strong>und</strong> seitdem Wintersemester 2009/10als Ein-Fach-Master JointDegree in Kooperation mit derKarl-Franzens-Universität Grazangeboten. Die Studiengängewerden von sechs Professorinnenaus den FakultätenPhilologie, Geschichtswissenschaft<strong>und</strong> Sozialwissenschaft(Trägerfakultät) durchgeführt.Lehrveranstaltungen imSommersemester 2013(Auswahl)- Heiratspolitik im Frühmittelalter- Geschichte der Sexualität- Soziale Bewegungen <strong>und</strong><strong>Frauen</strong>bewegungen in derGlobalisierung- Queer Texts- „Kill the Indian, save theman“: Missionierung, „Zivilisierung“<strong>und</strong> die Indianerpolitikim 19. Jahrh<strong>und</strong>ertKontakt <strong>und</strong> InformationStephanie Sera, M. A.Ruhr-Universität BochumFakultät für Sozialwissenschaft/KoordinationsstelleGender StudiesUniversitätsstraße 15044801 BochumTel.: (0234) <strong>32</strong>-26646genderstudies@rub.dewww.sowi.rub.de/genderstudiesrichtigen Weg sind. Die curriculare Verankerungeines Praxismoduls in beiden Studiengängen, indem auch ein Praktikum mit ausgewiesenem Bezugzu den Inhalten des Studiums vorgesehen ist,wurde von den Studierenden daher sehr begrüßt.Die St<strong>und</strong>en (160 St<strong>und</strong>en im Ein-Fach-Master,240 im Zwei-Fächer-Master), die im Rahmen desPraktikums zu absolvieren sind, können dabeientweder in Vollzeit oder – sofern mit der Praktikumsgeberin/demPraktikumsgeber entsprechendvereinbart – auch in Teilzeit abgeleistet werden.Durch diese Möglichkeit kann die praktische Arbeitin der Regel auch neben Studium oder Jobnoch problemlos erfolgen, sodass der Lebensweltder Studierenden entgegengekommen werdenkann.Einen weiteren obligatorischen Praxisbausteinbildet der jährlich stattfindende Workshop „GenderWissenin der Praxis“, der durch die KoordinationsstelleGender Studies in Kooperation mitder Fakultät für Sozialwissenschaft organisiertwird. Ziel dieser Veranstaltung ist es, die Studierendenin Form einer offenen Gesprächsr<strong>und</strong>ezur Selbstreflexivität bezüglich ihrer im Studiumerworbenen Kompetenzen anzuregen <strong>und</strong> überGenderqualifikationen im Speziellen zu diskutieren.Im Zentrum der Veranstaltung steht daheru. a. die Frage, welche beruflichen Chancen sichfür Absolvent_innen mit Genderwissen ergeben<strong>und</strong> wie dieses Wissen in der Berufspraxis eingesetztwerden kann. Dabei wird auch das Qualifikationsprofilder Gender Studies näher betrachtet.Den Kern dieses Profils bilden die drei inhaltlichenSchwerpunkt, die sich aus der Vermittlung eines<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 59


Beiträge2Eine aktuelle Übersicht überdie verschiedenen Einrichtungen<strong>und</strong> Unternehmen, dieim Rahmen des Workshopseingeladen wurden, sowieüber mögliche Praktikumsanbieter_innenfindet sich auf:www.sowi.ruhr-uni-bochum.de/genderstudies/studium/praktikum.html.de.Kontakt <strong>und</strong> InformationStephanie Serastephanie.sera@rub.deKim Siekierskikim.siekierski@rub.despezifischen Fachwissens, der Entwicklung sozialerKompetenzen sowie der Wissensanwendung<strong>und</strong> somit dem Praxistransfer zusammensetzen.Neben dieser gemeinschaftlichen Reflexion wirdden Studierenden im Rahmen des Workshopsauch der Raum gegeben, sich über strukturelleHerausforderungen <strong>und</strong> Schwierigkeiten im Studiumauszutauschen. Die Koordinationsstelle nutztdiese Veranstaltung zudem dazu, Stimmungen inder Studierendenschaft einzufangen bzw. Problemezu registrieren, um frühzeitig auf Sorgen <strong>und</strong>Wünsche reagieren zu können.An diese offene Gesprächsr<strong>und</strong>e, die den erstenTeil der Veranstaltung bildet, schließt sich derzweite, praxisorientierte an. Geladene Berufsvertreter_innenverschiedener Unternehmen <strong>und</strong> Einrichtungenberichten im Rahmen des Workshopsüber die zahlreichen Einstiegsmöglichkeiten indie berufliche Praxis sowie die nötigen Qualifikationen<strong>und</strong> Kompetenzen, die für ihre täglicheArbeit wichtig sind. 2 Darüber hinaus können dieGespräche mit den Expert_innen von Seiten derStudierenden dazu genutzt werden, <strong>Netzwerk</strong>ezu bilden oder sich über mögliche Praktika in denjeweiligen Unternehmen zu erk<strong>und</strong>igen. Auf deranderen Seite helfen solche Austauschmöglichkeiten<strong>und</strong> Verbindungen zur Berufspraxis der Koordinationsstellebei der weiteren bedarfsgerechtenAusgestaltung des Studienangebotes. Insbesonderevor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass der Erwerb vonGenderkompetenz für den erfolgreichen Einstiegins Berufsleben in der Regel noch nicht ausreichendist, sind wir als Koordinationsstelle sowiedie geschäftsführende Direktorin <strong>und</strong> das Direktoriumsehr daran interessiert, die Entwicklung desStudienfachs voranzutreiben <strong>und</strong> über Gesprächemit Berufsvertreter_innen (etwa auf Jobmessen<strong>und</strong> Tagungen) auf die zusätzlichen Qualifikationender Studierenden aufmerksam zu machen. ImRahmen einer transparenten Beratung sowohl vorals auch während des Studiums weisen wir auf dieNotwendigkeit der eigenen Profilschärfung durchden Erwerb praxisrelevanter Erfahrungen hin <strong>und</strong>versuchen, die Studierenden mit unseren Angebotenbestmöglich zu unterstützen.Schließlich haben wir für uns das Thema Sichtbarkeitidentifiziert, das sowohl Chancen als auch Herausforderungenmit sich bringt. Der Status, dendie Gender Studies als junges Forschungsfeld <strong>und</strong>vor allem als Studiengang innehaben, kann dabeidurchaus zur Hürde werden. Es muss in der Regelviel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um dasgroße Potenzial für Forschung <strong>und</strong> Bildung zu vermitteln.Die Zusammenarbeit mit regionalen <strong>und</strong>überregionalen Institutionen <strong>und</strong> Unternehmenkann dabei sehr hilfreich sein, um neben der Stärkungder Gender Studies auch den Arbeitsmarktauf die besonders hohe Qualifikation der Absolvent_innenaufmerksam zu machen. Auch dieLehrkooperationen <strong>und</strong> <strong>Netzwerk</strong>e innerhalb derUniversität sind in ihrer Schlüsselstellung nicht zuunterschätzen. Unsere Studierenden leisten dabeioftmals Pionier_innenarbeit, indem sie die „Genderthematik“in die Lehrveranstaltungen der –nicht unmittelbar am Studienfach beteiligten – Fakultätenals Thema einbringen, erklären <strong>und</strong> zumTeil auch durchsetzen müssen. Dies wird erfreulicherweiseoft mit sehr positivem Feedback seitensder Lehrenden belohnt, die vor allem die kritischeHerangehensweise der Gender Studies-Studierendenals Bereicherung empfinden. Auf der anderenSeite eröffnen Kooperationen, wie beispielsweisemit den Wirtschaftswissenschaftler_innen, die dasSeminar „BWL für Nicht-Ökonomen“ anbieten,unseren Studierenden die Möglichkeit eines interdisziplinärenBlicks über den Tellerrand.Wir sind überzeugt, dass all diese Maßnahmennötig <strong>und</strong> sinnvoll sind, um die Gender Studieszum einen als Forschungsdisziplin weiter zu etablieren,aber zum anderen auch den Bezug zurBerufspraxis nicht aus dem Blick zu verlieren. DasFeedback unserer Studierenden zeigt uns, dass wirdabei in die richtige Richtung gehen, weshalb wirgerne mit einem Zitat einer Studentin schließenmöchten: „Ich glaube einfach, dass es gerade imZeitalter der Globalisierung, wo die Welt mehr<strong>und</strong> mehr zusammenrückt, wichtig ist, darüber zureden, welche Formen der Ungleichheit <strong>und</strong> desAusschlusses es überhaupt gibt, <strong>und</strong> dass manlernt, wie man in der Praxis dagegen angeht.“60 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeCarola Bauschke-Urban, Ingrid JungwirthPraxis, Forschung <strong>und</strong> InternationalitätBachelorstudiengang „Gender and Diversity“ an der Hochschule Rhein-WaalDer Bachelorstudiengang „Gender and Diversity“an der Hochschule Rhein-Waal hat im Oktober2012 den Lehrbetrieb mit 61 Studierenden aufgenommen.Die Hochschule Rhein-Waal wurde2009 gegründet <strong>und</strong> ist an den Standorten Kleve<strong>und</strong> Kamp-Lintfort verankert. Der Studiengangist an der Fakultät Gesellschaft <strong>und</strong> Ökonomieangesiedelt <strong>und</strong> wird am neu eröffneten HochschulstandortKleve durchgeführt. Eine expliziteZielsetzung bei der Neugründung der HochschuleRhein-Waal vor vier Jahren war die Einführungneuartiger Studiengänge sowie die internationaleAusrichtung. Der Bachelorstudiengang „Genderand Diversity“ ist bislang der erste dieser Art aneiner Hochschule für angewandte Wissenschaften.Er wird in englischer Sprache durchgeführt <strong>und</strong>besitzt ein distinktes Profil, das durch ein interdisziplinäresAngebot von Lehrveranstaltungen ausden Bereichen der Soziologie/Sozialwissenschaftensowie den Wirtschaftswissenschaften geprägtist. Die Kombination von Gender <strong>und</strong> Diversityist in dieser Form neu. Insbesondere Inhalte mitDiversitybezug gehen über existierende GenderStudies-Studiengänge hinaus. Dabei bietet die interdisziplinäreEinbindung an der Fakultät Gesellschaft<strong>und</strong> Ökonomie die Möglichkeit, ein breiteswirtschafts- <strong>und</strong> sozialwissenschaftliches Gr<strong>und</strong>lagenspektrumzu vermitteln, das für künftigeBerufstätigkeiten im Bereich Gender <strong>und</strong> Diversityförderlich ist <strong>und</strong> den Studiengang von anderenGenderstudiengängen dezidiert unterscheidet.Durch die Ansiedlung des Studiengangs an einerHochschule für angewandte Wissenschaftenbesteht zudem ein besonderes Potenzial für dieHerausbildung eines Praxisbezugs für die an denStudiengang anschließenden Berufs- <strong>und</strong> Praxisfelder.- Der Studiengang qualifiziert für folgende Berufsfelder:Gleichstellungsarbeit, Personalentwicklung,Weiterbildung <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeitin Unternehmen, Non-Profitorganisationen,Vereinen, Verbänden, Parteien <strong>und</strong> Bildungseinrichtungen,Kommunen <strong>und</strong> öffentlichen Einrichtungen.Die englischsprachige Ausrichtung des Studiengangs<strong>und</strong> eine internationale Schwerpunktsetzungan der Fakultät Gesellschaft <strong>und</strong> Ökonomieder Hochschule Rhein-Waal öffnen diese Berufsfelderz. T. auch auf internationaler Ebene. Darüberhinaus qualifiziert der Studiengang für dieAufnahme eines Masterstudiums.Die kürzlich veröffentlichte AbsolventInnenstudieder Humboldt-Universität zu Berlin zum Verbleibder Studierenden im Fach Gender Studies (Kriczio2012) zeigt 1 , dass Gender Studies-AbsolventInnengute Aussichten auf einen Arbeitsplatz haben <strong>und</strong>ein Studium der Gender Studies eine große Bandbreitean beruflichen Perspektiven für die AbsolventInneneröffnet. Ein hoher Anteil dieser Anstellungenerfolgt an Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen.Die Anschlussmöglichkeit für weiterqualifizierendeMaster- <strong>und</strong> Promotionsstudien zu gewährleisten,ist daher für die Gestaltung des Bachelorstudiengangs„Gender and Diversity“ an der HochschuleRhein-Waal von besonderer Bedeutung.Die studentische Nachfrage nach dem Studienangebotdes Bachelorstudiengangs „Gender and Diversity“ist bereits im ersten Semester sehr gut. ImOktober 2012 haben 61 Studierende ihr Studiumaufgenommen. Der Studiengang startet jeweilszum Wintersemester mit einem neuen Studierendenjahrgang.Derzeit sind dem Studiengang zweiProfessuren zugeordnet, die die SchwerpunkteSoziologie <strong>und</strong> Genderforschung sowie Sozialwissenschaften,Diversity <strong>und</strong> Inklusion haben.Praxisorientierung sowie forschungsorientierte<strong>und</strong> internationale AusrichtungFür Bachelorstudiengänge an Hochschulen für angewandteWissenschaften sind einerseits Anforderungender späteren beruflichen Praxis unsererStudierenden zu erfüllen, andererseits wird eineAnschlussfähigkeit für die Aufnahme von Masterstudiengängenan Hochschulen <strong>und</strong> Universitätengeschaffen.PraxisorientierungDa es sich um einen Studiengang im Bereich derGender <strong>und</strong> Diversity Studies an einer Hochschulefür angewandte Wissenschaften handelt, muss derspäteren Berufspraxis unserer künftigen Absolventinnen<strong>und</strong> Absolventen in besonderer WeiseRechnung getragen werden. Diese Anforderungensind mehrdimensional.1Kriczio, Marianne (2012):Gender Studies im Beruf.Verbleibstudie zu den Absolvent_innender Gender Studiesan der Humboldt-Universität.Zentrum für transdisziplinäreGeschlechterstudien, Bulletin<strong>Nr</strong>. 39, unter Mitarbeit vonIlona Pache. Download unter:www.gender.hu-berlin.de/publikationen/gender-bulletins/texte39/verbleibstudie-genderstudies-ztg-bulletin39.pdf.<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 61


Beiträge2Z. B. der praxisorientierteBachelorstudiengang GenderStudies an der UniversitätBielefeld oder der berufsbegleitendeMasterstudiengang„Gender & Diversity Kompetenz“an der Freien UniversitätBerlin.3In benachbarten europäischenLändern sowieinsbesondere in Kanada <strong>und</strong>den USA ist das Berufsfeldder Gleichstellungs- <strong>und</strong> Antidiskriminierungsarbeitbereitswesentlich stärker entwickelt<strong>und</strong> in Organisationen <strong>und</strong>Unternehmen integriert. Diebestehende Gesetzeslage zuGleichstellung <strong>und</strong> Antidiskriminierungin der EU erfordertdie Entwicklung dieses Berufsfeldauch in Deutschland, dahier ein stark anwachsenderBedarf aufgr<strong>und</strong> gesetzlicherVoraussetzungen besteht.4Für das Wintersemester2012/13 konnte Frau Prof. Dr.Els Rommes, Professorin amInstitute for Gender Studiesan der Radboud UniversityNijmegen, für die Wahrnehmungeiner zeitlich begrenztenGastprofessur „EuropeanGuest Professorship of Scienceand Technology“ gewonnenwerden. Der Ausbau weitererKooperationsbeziehungen istgeplant.a) Bislang existieren ähnliche Studienangeboteausschließlich an Universitäten, hier sind dieLehrangebote (bis auf wenige Ausnahmen 2 )überwiegend ohne expliziten Praxisbezug. Fürdie Praxisorientierung des Studiengangs an einerHochschule für angewandte Wissenschaftenbestehen jedoch gegenüber universitärenStudiengängen von Seiten der Studierenden<strong>und</strong> von Seiten potenzieller ArbeitgeberInnenerhöhte Anforderungen an die Transferpotenzialeder Studierenden.b) Die Studierenden sind darüber hinaus auf einsich gegenwärtig auf den deutschsprachigenArbeitsmärkten erst entwickelndes <strong>und</strong> sichzugleich professionalisierendes beruflichesPraxisfeld vorzubereiten 3 . Es besteht damiteine völlig andere Ausgangslage als bei etablierten<strong>und</strong> klar umrissenen Berufsfeldern,wie wir sie z. B. in den typischen Arbeitsbereichenvon IngenieurInnen, ÖkonomInnen <strong>und</strong>BetriebswirtInnen finden. Der Studiengang istsomit zur Sicherstellung der Beschäftigungsfähigkeitder späteren AbsolventInnen in besondererWeise gefordert. In der gegebenenSituation trägt der Studiengang selbst zurProfilierung <strong>und</strong> Differenzierung der Berufsfelderbei. Die Vermittlung <strong>und</strong> Begleitung vonstudienbegleitenden Praktika besitzt damiteine besondere Relevanz für den Studiengang.c) Die Praxis von Gleichstellungsarbeit unterscheidetsich von der akademisch höchst anspruchsvollenAuseinandersetzung mit demForschungs- <strong>und</strong> Lehrbereich Gender <strong>und</strong>Diversität. Die praktische Umsetzung wissenschaftlichkomplexer Zusammenhänge inunterschiedlichen gesellschaftlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichenFeldern erfordert ausgeprägteTransferkompetenzen.Wissenschaftliche Verankerung <strong>und</strong> Anschlussfähigkeitfür spätere MasterstudienEs besteht das formale Erfordernis, den Studiengangso aufzubauen, dass damit ein anschließendesMasterstudium in geeigneten Studiengängenermöglicht <strong>und</strong> optimal vorbereitetwird. Das disziplinäre Spektrum von Soziologie<strong>und</strong> Sozialwissenschaften ist sowohl theoretischals auch methodisch basal für die Vermittlung<strong>und</strong> Aneignung der Inhalte der Gender- <strong>und</strong>Diversityforschung. „Gender and Diversity“ bildetkeine eigene Disziplin, die Genderforschungbesitzt jedoch ein sehr breites interdisziplinäresSpektrum, das sich von den Geistes- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften,der Kunst, den Erziehungswissenschaftenüber die Sozialwissenschaften <strong>und</strong>in einigen Ansätzen auch über die Medizin, dieNatur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften sowie dieWirtschaftswissenschaften erstreckt. Eine besondereBedeutung in der Theoriebildung sowie inder empirischen Forschung kommt hier den Sozialwissenschaften<strong>und</strong> deren angrenzenden disziplinärenFeldern zu. Dies spiegelt sich auch in derAusrichtung der beiden Professuren „Soziologiemit dem Schwerpunkt Genderforschung“ <strong>und</strong>„Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Diversität<strong>und</strong> Inklusion“ wider.Der Studiengang bietet neben dem wirtschaftswissenschaftlichenStudienschwerpunkt somitein gr<strong>und</strong>ständiges Lehrangebot in den soziologisch-sozialwissenschaftlichenBezugsdisziplinen,die sozialwissenschaftliche theoretische<strong>und</strong> empirische Gr<strong>und</strong>lagen im Bereich derMethodenausbildung <strong>und</strong> deren Vertiefungenbeinhalten. Darüber hinaus begegnen f<strong>und</strong>iertesozialwissenschaftliche Kenntnisse den Anforderungender beruflichen Praxis in den künftigenBerufsfeldern unserer Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen.InternationalitätDer Bachelorstudiengang „Gender and Diversity“verfügt mit seiner englischsprachigen Umsetzungüber eine besondere Komponente, dieeine Reihe von Möglichkeiten für einen internationalenZuschnitt bietet. In der Durchführung desStudienangebots in englischer Sprache liegenbesondere Chancen, aber auch Herausforderungen.a) Chancen: Das englischsprachige Format bietetinsbesondere die Möglichkeit, eine internationaleinhaltliche Ausrichtung des Studiengangsumzusetzen. Für die Entwicklung grenzüberschreitenderKooperationen mit den Niederlandensind am Standort Kleve sehr gute geographische,aber auch beste wissenschaftlicheMöglichkeiten mit sich in unmittelbarer Nähebefindenden niederländischen Universitätenvorhanden 4 .b) Herausforderungen: Für die Studierenden liegtin der Durchführung der Lehrveranstaltungenin englischer Sprache eine große Chance, aberes besteht dadurch gleichzeitig eine besondereHerausforderung sowohl für die Lehreals auch für das Studium. Da sozialwissenschaftlicheFächer sprachbasiertes Lernen <strong>und</strong>Forschen erfordern, sind begleitende Lehrangebotezur Entwicklung eines adäquaten Umgangsmit dem Englischen als linguistischemBezugsrahmen zu Beginn des Studiums erforderlich.62 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeBachelorstudiengang Gender andDiversity – Hochschule Rhein-Waal KleveProfilDie inhaltliche Profilbildung des Studiengangs„Gender and Diversity“ vertieft folgendeSchwerpunkte:- Work and Organisations- Globalization and Culture- Knowledge Management and TransferZu Beginn des Studiums werden Gr<strong>und</strong>lagenvon gender- <strong>und</strong> diversitätsbezogenen Inhaltenerworben. Dies umfasst eine breite Einführungin <strong>Frauen</strong>bewegungen <strong>und</strong> andere soziale Bewegungenmit Antidiskriminierungsbezug sowie derenBeitrag zum sozialen Wandel. Globalisierung<strong>und</strong> die Veränderung von Migrationsprozessen,die heute für jede Gesellschaft einflussreich sind,stellen ebenso Phänomene dar, die dabei berücksichtigtwerden, wie die Herausbildung sozialerBewegungen, die Entwicklung von globalisiertenLebensstilen <strong>und</strong> kulturellen Produkten. Darüberhinaus erwerben die Studierenden Kenntnisseüber ein multiperspektivisches Spektrum theoretischerGr<strong>und</strong>lagen der <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>,einschließlich konstruktivistischer<strong>und</strong> dekonstruktivistischer Ansätze sowie unterBerücksichtigung der Männlichkeitsforschung<strong>und</strong> der Queer Studies. Soziale Ungleichheit<strong>und</strong> Intersektionalität sozialer Ungleichheitsprozessesind zentrale Inhalte für die Gr<strong>und</strong>lagenvon Gender <strong>und</strong> Diversity Studies. In denLehrveranstaltungen dieser Lerneinheit werdenGr<strong>und</strong>lagen sozialer Ungleichheitsforschung sowieinsbesondere auch theoretische Ansätze <strong>und</strong>empirische Studien gelehrt, die die Mehrdimensionalitätsozialer Ungleichheit berücksichtigen.Work and OrganisationsIntra- <strong>und</strong> interkulturelleAspekte von Persönlichkeitenmit vielfältigen Differenzierungsmerkmalensind Untersuchungsgegenstanddiesesinterdisziplinär angelegtenStudiengangs. Neben derAnalyse von Geschlechterverhältnissenkonzentriert sich derStudiengang hierbei auf weitere,im sozialen <strong>und</strong> wirtschaftspolitischenKontext relevante,Diversifizierungsmerkmale, wieAlter, sexuelle Orientierung,Religion <strong>und</strong> Weltanschauung,Einen Schwerpunkt bildet der ThemenbereichWork and Organisations. Dabei werden Gr<strong>und</strong>lagender Arbeits- <strong>und</strong> Organisationssoziologieerworben. Dazu zählen Gr<strong>und</strong>lagen zu Arbeitsmarkt<strong>und</strong> Arbeitsmarktsegmentierungen nachGeschlecht, aber für Migrantinnen <strong>und</strong> Migrantenebenfalls nach Migrationshintergr<strong>und</strong>.Darüber hinaus werden die Herausbildung vonBerufen <strong>und</strong> deren Entwicklung in Bezug zuGeschlecht behandelt. Dabei wird auch auf dieZuordnung von Berufen zu Bevölkerungsgruppenmit Migrationshintergr<strong>und</strong> oder aufgr<strong>und</strong> derHautfarbe eingegangen. In der Vertiefung wirdauf Organisationen <strong>und</strong> deren Strukturierungdurch geschlechtsspezifische Zuschreibungen,Zuschreibungen aufgr<strong>und</strong> von Rassenkonstruktionen<strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> eingegangen.Umfassende Umstrukturierungsprozesse in Arbeit<strong>und</strong> Arbeitsbeziehungen in Richtung einerzunehmenden Flexibilisierung <strong>und</strong> eines Einbezugsindividueller Fähigkeiten in den Arbeitsprozess,die für den Post-Fordismus ausgemachtwerden, bis hin zu Prekarisierungsprozessen sindweitere Inhalte in diesem Themenbereich.GlobalizationIn diesem Themengebiet werden Entwicklungenthematisiert, die im Allgemeinen mit Globalisierungin Verbindung gebracht werden.Dazu zählen u. a. die Transformation von Migrationsprozessen,der demographische Wandelhin zu zunehmend alternden Gesellschaften inden postindustriellen Gesellschaften sowie Individualisierungsprozesse<strong>und</strong> technologischerFortschritt. Sie sind Voraussetzungen für die Veränderungenauch in Formen gesellschaftlicherInklusion. Globalisierungsprozesse manifestierensich darüber hinaus in zunehmenden internationalenBeziehungen in Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaftwie auch auf der Ebene politischer Institutionen.Darüber hinaus wird auf internationalepolitische Institutionen <strong>und</strong> Organisationen, aufdie Veränderungen in den Beziehungen <strong>und</strong> Verhältnissenzwischen den Regionen des globalenNordens <strong>und</strong> des globalen Südens eingegangen.Schließlich wird der Wandel sozialer Zugehörigkeitenin den Blick genommen <strong>und</strong> eine Vertiefungin der Auseinandersetzung mit theoretischenKonzepten gelehrt, die für die begrifflicheErfassung dieser Wandlungsprozesse entwickeltwurden.Sociologyphysische Fähigkeiten oderethnische Zugehörigkeit.Kontakt <strong>und</strong> InformationHochschule Rhein-Waal |Rhine-Waal University ofApplied SciencesMarie-Curie-Straße 147533 KleveTel.: (02821) 806 73-0Fax: (02821) 806 73-160info@hochschulerhein-waal.destudienberatung@hochschulerhein-waal.deIn den Soziologielehrveranstaltungen erhaltendie Studierenden zunächst basale Kenntnisseder Soziologie <strong>und</strong> einen Überblick über Theorien,thematische Perspektiven <strong>und</strong> Methodendes Fachs. Insgesamt beinhaltet das Modul vierTeile. Aufbauend auf Gr<strong>und</strong>lagenveranstaltun-<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 63


Beiträgegen im ersten <strong>und</strong> zweiten Semester erfolgt eineAusdifferenzierung <strong>und</strong> Vertiefung in drei spezielleSoziologien: zusätzlich zur Arbeitssoziologiesind dies Bildungssoziologie, Mikrosoziologie<strong>und</strong> Kultursoziologie. In der Bildungssoziologiewerden schwerpunktmäßig Bildungsprozesse<strong>und</strong> soziale Ungleichheiten sowie die Bedeutungvon Bildung für den sozialen Wandel inden Blick genommen. Zentral für Gender <strong>und</strong>Diversity Studies ist die Beschäftigung mit sozialenUngleichheiten, die in ihrer Diversität <strong>und</strong>Intersektionalität berücksichtigt werden. Eine Intensivierungerfolgt in der Mikrosoziologie. Hierwerden insbesondere Lebensläufe, Biographien<strong>und</strong> Karrierewege einerseits sowie handlungstheoretischeAnsätze andererseits fokussiert.Eine weitere Vertiefung erfolgt im Bereich derKultursoziologie <strong>und</strong> der Cultural Studies, diemit einer intensiven theoretischen Auseinandersetzungmit Kulturbegriffen auch die Dimensionmedialer Inszenierungen betrachten.EconomicsNeben den Gr<strong>und</strong>lagen der Volks- <strong>und</strong> der Betriebswirtschaft,die im ersten Semester gelegtwerden, erfolgen Intensivierungen in den Gebietensoziale Verantwortung <strong>und</strong> Change Managementsowie Personalentwicklung (HumanRessource Management). Diversity Managementwird als Oberbegriff für Instrumente des Personalmanagementsbegriffen, das Beschäftigtenmit unterschiedlichen Voraussetzungen in einersich wandelnden sozialen Welt <strong>und</strong> Arbeitsweltgerecht wird. Eine kritische Reflektion von DiverstityManagement ist ebenso Teil des Studiumswie die Auseinandersetzung mit dessenInstrumenten. Eine weitere Vertiefung erfolgt imBereich der Ges<strong>und</strong>heitsökonomie, die volkswirtschaftlicheAnalysen des Zusammenhangs vonGes<strong>und</strong>heit, Geschlecht, Migrationshintergr<strong>und</strong><strong>und</strong> Alter im Kontext alternder Gesellschafteneinschließt.Methods of Empirical Social ResearchBasiskenntnisse sowie die Vertiefung <strong>und</strong> Anwendungqualitativer <strong>und</strong> quantitativer Methodender empirischen Sozialforschung sindein zentraler Bestandteil des Studiums. DieseKenntnisse bereiten auf die Durchführung einereigenen Forschung im Rahmen der Bachelorarbeitvor. Sie sind gr<strong>und</strong>legend für die spätereprofessionelle Kompetenz in den Berufsfeldernunserer künftigen Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen.Sie sichern auch die Anschlussfähigkeitfür ein späteres Masterstudium. Nach einer Einführungin qualitative Forschungsmethoden <strong>und</strong>deren praktische Anwendung anhand einer Auswahlqualitativer Methoden <strong>und</strong> Methodologienfolgt ein Modul zu Gr<strong>und</strong>lagen quantitativer Forschung.Ein Vertiefungsmodul bereitet gezielt aufdie Bachelorarbeit vor <strong>und</strong> beinhaltet empirischeMethoden wie Videorecording and Videoanalyse,Inhaltsanalyse, Narrationsanalyse usw.Experimental ResearchIn der Fakultät Gesellschaft <strong>und</strong> Ökonomie derHochschule Rhein-Waal werden in den Wirtschaftswissenschaftenzudem experimentelleMethoden gelehrt <strong>und</strong> es gibt eine technischeAusstattung für diese Art von Forschung. In einemModul erlernen die Studierenden dieseMethoden als eine weitere Vertiefung von Forschungsmethoden.Knowledge Management and TransferIm wissens- <strong>und</strong> innovationsorientierten Kommunikationszeitalterwird Wissen immer mehr zumentscheidenden Faktor. Wissensmanagement istdie methodische Einflussnahme auf die Wissensbasisvon Organisationen <strong>und</strong> Unternehmen (organisationalesWissensmanagement) sowie dereigenen Person (individuelles Wissensmanagement).Bei organisationalem Wissensmanagementsollen individuelles Wissen <strong>und</strong> Fähigkeitensystematisch auf unterschiedlichen Ebenen derOrganisationsstruktur verankert werden. OrganisationalesWissensmanagement kann daher alsintervenierendes Handeln verstanden werden,das auf den Theorien der Organisationssoziologie<strong>und</strong> des organisationalen Lernens beruhtsowie Praxistransfer <strong>und</strong> Innovation ermöglicht.In den beiden ersten Studiensemestern umfasstdieser Schwerpunkt basale individuelle Wissenskompetenzenin den Feldern wissenschaftlichesSchreiben, Präsentation <strong>und</strong> Rhetorik sowieTrainings zu „Gender and Diversity Sensitivity“<strong>und</strong> „Anti Bias“. Basisveranstaltungen im Mentoringsind so gestaltet, dass die Studierendennach eigenen Erfahrungen zu Studienbeginn alsMentees bereits im zweiten Semester eigeneKompetenzen als MentorInnen erwerben, diesie im Rahmen der Erstsemesterbetreuung fürden jeweils nächsten Jahrgang als ausgebildetestudentische MentorInnen praktisch einsetzen<strong>und</strong> erproben werden. Vertiefend werden Innovationsmethodender Organisationsentwicklungwie Beratung, Moderation, Supervision <strong>und</strong> Coachingin Theorie <strong>und</strong> Anwendung vermittelt. ZumEnde des Studiums enthält der Lehrplan Methodendes Policy Designs <strong>und</strong> Marketings in denberufsrelevanten Praxisbereichen Gender Mainstreaming<strong>und</strong> Antidiskriminierung.64 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeProjectZiel der Lehrveranstaltungen ist die Entwicklung<strong>und</strong> Anwendung wissenschaftlicher Kompetenzen,die notwendig sind, um eine wissenschaftlicheFragestellung eigenständig verstehen <strong>und</strong>analysieren zu können. Studierende wählen einThema in einem spezifischen Gebiet aus <strong>und</strong>bearbeiten es eigenständig. Die Themen könnenstärker anwendungsbezogen oder eher wissenschaftlichsein. Abhängig von der Art des Projektswerden ein Praxisbericht oder eine Hausarbeitzu einem wissenschaftlichen Thema oderForschungsgebiet erstellt. Es wird ebenfalls einePräsentation angefertigt.Internship/Study AbroadDas Praxissemester im Rahmen des Studiums ander Hochschule Rhein-Waal kann auch in Formeines Auslandssemesters absolviert werden. Dieinternationale Ausrichtung der Hochschule wieauch des Studiengangs wird unter anderem aufdiese Weise umgesetzt.Bewerbungen für den zweiten Studierendenjahrgangdes BA „Gender and Diversity“ an derHochschule Rhein-Waal sind für das Wintersemester2013/14 möglich.Prof. Dr. Carola Bauschke-Urban ist Professorinfür Soziologie mit dem Schwerpunkt Genderforschungan der Hochschule Rhein-Waal. Sie istaußerdem Studiengangleiterin des Bachelorstudiengangs„Gender and Diversity“.Prof. Dr. Ingrid Jungwirth ist Professorin für Sozialwissenschaftenmit dem Schwerpunkt Diversität<strong>und</strong> Inklusion.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Carola Bauschke-Urbancarola.bauschke-urban@hochschule-rhein-waal.deManuela KleineDas Weiterbildende Studium <strong>Frauen</strong>Studien an derUniversität BielefeldDas Weiterbildende Studium <strong>Frauen</strong>Studien hateine fast 25-jährige Tradition <strong>und</strong> wurde 1988im Zuge der zweiten <strong>Frauen</strong>bewegung von der<strong>Frauen</strong>forscherin Ilse Brehmer ins Leben gerufen.Insofern entstanden die <strong>Frauen</strong>Studien in dem beginnendenöffentlichen Bewusstsein darüber, dass<strong>Frauen</strong> im mittleren Lebensalter im Vergleich zuMännern geringere Bildungschancen haben <strong>und</strong>häufig in ihrem beruflichen Werdegang aufgr<strong>und</strong>von Familienpflichten benachteiligt werden. Nacheiner ungesicherten Projekt- <strong>und</strong> einer sich anschließendenInstitutionalisierungsphase wurde1995 eine Feststellungs- <strong>und</strong> Studienordnungverabschiedet <strong>und</strong> das Weiterbildende Studium<strong>Frauen</strong>Studien strukturell als fester Bestandteildes Weiterbildungsangebots an der UniversitätBielefeld verankert.Über eine Dauer von drei Jahren bilden sich unsereTeilnehmerinnen in Teilzeit auf universitäremNiveau weiter. Damit setzen die <strong>Frauen</strong>Studienden Auftrag der Hochschulen um, neben der Forschung<strong>und</strong> Lehre auch der wissenschaftlichenWeiterbildung einen Platz einzuräumen. Zudemhaben die <strong>Frauen</strong>Studien die Hochschule für eineZielgruppe geöffnet, die durch ihre langjährige Familienphaseein spezielles, praktisch erworbenesQualifikationsprofil aufweist. Die Studienstrukturist angelehnt an Diplomstrukturen <strong>und</strong> umfassteine bestimmte Anzahl von Semesterwochenst<strong>und</strong>enin verschiedenen Bereichen sowie das Erbringenvon Leistungsnachweisen. Die Teilnehmerinnenschließen nach einer erfolgreich bestandenenwissenschaftlichen Abschlussarbeit mit einemZertifikat <strong>und</strong> dem Titel „Referentin für <strong>Frauen</strong>fragenmit dem gewählten Schwerpunkt (…)“ ab.Zu den wählbaren Schwerpunkten zählen „PädagogischeBeratung“, „Politik <strong>und</strong> Bildungsarbeit“sowie „Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt“. Das Zertifikatbescheinigt den Teilnehmerinnen, dass sie sich für<strong>Frauen</strong>bildungsarbeit in dem gewählten Schwerpunktqualifiziert haben.Die <strong>Frauen</strong>Studien stehen Bewerberinnen mitabgeschlossenem Hochschulstudium sowie Bewerberinnenmit abgeschlossener Berufsausbildungin Kombination mit einer mehrjährigenberuflichen oder familiären Tätigkeit offen. DieseGleichsetzung von beruflicher <strong>und</strong> Familientätigkeitwar zu Beginn des Institutionalisierungsprozessesgeradezu revolutionär <strong>und</strong> misst derFamilientätigkeit dieselbe Anerkennung bei wieeiner beruflichen. Das Angebot richtet sich insbesonderean <strong>Frauen</strong> 1 , die sich aufgr<strong>und</strong> einer zum<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 65


Beiträge<strong>Frauen</strong>Studien – Universität Bielefeld1Männer in entsprechendenLebenssituationen sind nichtausgeschlossen <strong>und</strong> führenFunktionsbezeichnungen inmännlicher Form.2Erschienen in der NeuenWestfälischen in Bielefeld am17.06.2011.3Hierzu zählen die Fakultätfür Erziehungswissenschaft,Soziologie, Psychologie& Sportwissenschaft, dieGes<strong>und</strong>heitswissenschaftensowie die wissenschaftlichenEinrichtungen IFF (Interdisziplinäre<strong>Frauen</strong>forschung) <strong>und</strong> dasZfl (Zentrum für Lehrerbildung;heute: Bielefeld School ofEducation).4Zu nennen sind hier die Fakultätfür Rechtswissenschaft,die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften,die Fakultät fürBiologie, Fakultät für Chemie,Fakultät für Geschichtswissenschaft/Philosophie<strong>und</strong>Theologie sowie die Fakultätfür Linguistik <strong>und</strong> Literaturwissenschaft.Seit April 1988 existieren die<strong>Frauen</strong>Studien an der Fakultätfür Erziehungswissenschaft(ehemals Pädagogik) derUniversität als weiterbildendesStudium, in dessen RahmenVeranstaltungen aus zehnFakultäten besucht werdenkönnen.Das WS (WeiterbildendeStudium) <strong>Frauen</strong>Studieneröffnet den Teilnehmerinnendie Möglichkeit, weiblicheLebenszusammenhänge aufder Basis wissenschaftlicherErklärungsansätze zu reflektieren<strong>und</strong> neue Perspektiven fürihre individuelle Zukunftsgestaltungzu entwickeln. Dabeiknüpft das Lehrangebot andie besonderen Kenntnisseder Teilnehmerinnen aus ihrenErfahrungen in der Familiensowiein ehrenamtlicher <strong>und</strong>beruflicher Arbeit an.Lehrveranstaltungen imSommersemester 2013(Auswahl)- Einführung in die <strong>Frauen</strong><strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong>- Beratungskompetenz <strong>und</strong>Gr<strong>und</strong>wissen pädagogischeBeratung- Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt- Öffentlichkeitsarbeit- Beziehungs- <strong>und</strong> Bindungsqualitätin der KindheitKontakt <strong>und</strong> InformationUrsula Keiperursula.keiper@unibielefeld.deManuela Kleinemanuela.kleine@unibielefeld.deFrau Sonnenburg<strong>und</strong> Frau Füllerverwaltungsfs@unibielefeld.deTeil langjährigen Familienphase dem Problem einerberuflichen Dequalifizierung gegenüber sehen<strong>und</strong> sich beruflich orientieren, weiter qualifizierenoder auch für sich klären möchten, ob <strong>und</strong>, wennja, welches Hochschulstudium für sie in Fragekommt. Dabei zeichnet sich die Teilnehmerinnengruppedurch ihre Heterogenität bezüglich ihresAlters, ihrer familiären Situation <strong>und</strong> dem breitenSpektrum an erlernten Erstberufen aus. Circa dieHälfte von ihnen ist zudem parallel zur Weiterbildungerwerbstätig. In den letzten Jahren nehmeninsbesondere die Zahl derjenigen mit allgemeinerHochschulreife, mit abgebrochenem oder abgeschlossenemHochschulstudium sowie die Anzahlvon <strong>Frauen</strong> mit Migrationshintergr<strong>und</strong> leicht zu.In der Regel haben die Teilnehmerinnen keineVorerfahrungen mit der universitären Lernkultur<strong>und</strong> beschreiben Ängste im Hinblick auf dieBewältigung der Lernanforderungen sowie ihreSorge hinsichtlich der zeitlichen Vereinbarkeit derWeiterbildung mit ihren Familienpflichten.Hier setzt das Konzept des Weiterbildenden Studiumsan. Der Eintritt in die Wissenschaftskulturkann im Sinne Erdheims (1984) als Initiationverstanden werden, die Angst- <strong>und</strong> Schamgefühleauslösen kann. Ein großer Teil der (pädagogischen)Arbeit besteht daher darin, Übergänge zugestalten <strong>und</strong> zu begleiten. Dies geschieht sowohlin frauenstudienspezifischen Begleitseminaren alsauch im Rahmen von individueller Unterstützung<strong>und</strong> Beratung. In diesem Zusammenhang ist auchdie Propädeutik von Bedeutung. Die Teilnehmerinnenwerden in Begleitseminaren innerhalbfester Bezugsgruppen schrittweise an Wissenschaft<strong>und</strong> an Techniken wissenschaftlichen Arbeitensherangeführt, sodass Hemmschwellengesenkt werden <strong>und</strong> die Teilnehmerinnen sich indie Wissenschaftskultur einfinden können. Dabeibilden die universitären wissenschaftlichen Standardsdie Basis der propädeutischen Arbeit, diedie Teilnehmerinnen befähigt, auch in Veranstaltungendes Regelstudiums Leistungen zu erbringen.Die Begleitseminare sowie die Beratung derTeilnehmerinnen schaffen somit einen weicherenÜbergang <strong>und</strong> bieten Unterstützung hinsichtlichder Enkulturationsprozesse in die Wissenschaft.Dass dies in einer festen Bezugsgruppe geschieht,hat zugleich eine motivierende <strong>und</strong> stützendeFunktion, die auch in Bezug auf die durch dieWeiterbildung angestoßenen familiären Veränderungsprozesserelevant ist. In einem Zeitungsinterview2 haben Professorin Dr. Katharina Gröning<strong>und</strong> das damalige Team der <strong>Frauen</strong>Studien(Dr. Regina Heimann <strong>und</strong> Dr. Sandra Glammeier)erörtert, was passiert, „Wenn Mama die Tür zumacht“. Die Familie sieht sich mit einer verändertenSituation konfrontiert <strong>und</strong> muss sich reorganisieren.Während die Mutter zuvor ihre eigenenberuflichen Ziele für die Familie zurückgestellt hat,investiert sie nun einen Teil ihrer Zeitressourcen indie Weiterbildung <strong>und</strong> damit in ihre eigene Zukunft,was oftmals zu Spannungen <strong>und</strong> Konfliktlageninnerhalb der Familie führt. Vielfach thematisierenunsere Teilnehmerinnen die mangelndeUnterstützung seitens ihrer Partner, die den Weiterbildungsbestrebungenzum Teil ablehnendgegenüberstehen. Die <strong>Frauen</strong>Studien reagierenhierauf mit (parteilicher) Einzelberatung, die die<strong>Frauen</strong> bestärkt <strong>und</strong> individuell unterstützt.Dem Aspekt der Vereinbarkeit wird auf strukturellerEbene mit der Teilzeitstruktur <strong>und</strong> einer individuellenStudiengestaltung begegnet. Die individuelleStudiengestaltung wird durch einen hohenAnteil an frei wählbaren Veranstaltungen <strong>und</strong> derdamit einhergehenden individuellen Semesterplanunggewährleistet.Darüber hinaus zeichnet sich das Konzept der<strong>Frauen</strong>Studien durch eine Vielzahl der an ihnenbeteiligten Einrichtungen 3 aus, wobei die Federführungder Fakultät für Erziehungswissenschaftunter der Leitung von Professorin Dr. KatharinaGröning unterliegt. Die genannten Fakultäten <strong>und</strong>Fachbereiche sowie darüber hinaus sechs weitereFakultäten 4 öffnen ihre Bachelorveranstaltungenfür unsere Teilnehmerinnen <strong>und</strong> ermöglichen ihnendamit, auf ein fächerübergreifendes Lehrangebotzurückgreifen zu können. Auf diese Weiselernen die Teilnehmerinnen die Auseinandersetzungmit verschiedenen disziplinspezifischenPerspektiven auf bestimmte Themen kennen <strong>und</strong>66 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Beiträgediese auf der Basis vielfältiger wissenschaftlicherErkenntnisse zu durchleuchten. Dies betrifftzum einen ihren jeweiligen Schwerpunkt <strong>und</strong>zum anderen die Auseinandersetzung mit <strong>Frauen</strong>-<strong>und</strong> Geschlechterfragen sowie weiblichenLebenszusammenhängen. Ein frauenspezifischerFokus kommt sowohl in den Begleitseminaren alsauch in den Pflichtveranstaltungen der jeweiligenSchwerpunktseminare zum Tragen, womit unteranderem eine emanzipatorische Zielsetzung einhergeht.Die kritische Auseinandersetzung mitweiblichen Lebenszusammenhängen erfolgt innerhalbder Begleitseminare anhand von Themenaus der <strong>Frauen</strong>forschung, aus Theorien über (geschlechtsspezifische)Sozialisationsprozesse, Geschlechterkonstruktionensowie unter strukturellen,politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Aspekten.Vermittelt durch verschiedene Veranstaltungenwerden außerdem die während der Familienphasepraktisch erworbenen Kompetenzen der Teilnehmerinnenmit Hilfe theoretischer Erkenntnisse untermauert<strong>und</strong> reflektiert, sodass sie für beruflicheBereiche nutzbar gemacht werden können. Auchsieht die Studienordnung ein Praktikum sowie einStudienprojekt vor, welche sowohl der Verknüpfungvon Theorie <strong>und</strong> Praxis dienen als auch anmögliche zukünftige Berufsfelder heranführen.Zum Konzept zählt des Weiteren eine aufsuchendeÖffentlichkeitsarbeit, die innerhalb des universitärenRaums durchaus innovativ ist. UnsererErfahrung nach orientieren sich unsere Adressatinnenaufgr<strong>und</strong> ihres Habitus in der Regel nichtvon sich aus in Richtung universitärer Angebote.Erst durch eine zugehende <strong>und</strong> breit angelegteÖffentlichkeitsarbeit 5 ist es möglich, die <strong>Frauen</strong>in ihrer Lebenswelt zu erreichen. Zu nennen ist indiesem Zusammenhang auch der Förderverein der<strong>Frauen</strong>Studien, der ebenfalls Vernetzungs- <strong>und</strong>Öffentlichkeitsarbeit leistet. Zusätzlich wurde eineInteressensvertretung gegründet, die aus jeweilsvier gewählten Teilnehmerinnen jedes Jahrgangsbesteht. Die Interessensvertretung kann Vollversammlungeneinberufen <strong>und</strong> fungiert als Sprachrohr,indem sie die Interessen der Teilnehmerinnensowohl gegenüber dem Team der <strong>Frauen</strong>Studienals auch gegenüber dem Förderverein artikuliert<strong>und</strong> vertritt.Die Studienordnung <strong>und</strong> die an Diplomstudiengängeangelehnte Studienstruktur des WS<strong>Frauen</strong>Studien bestehen seit nunmehr knapp 20Jahren <strong>und</strong> es ist Zeit, sie den gesellschaftlichenVeränderungen <strong>und</strong> insbesondere der damit verb<strong>und</strong>enenUmgestaltung der Studiengänge in Bachelor-/Masterstrukturenanzupassen. Dies ist insbesonderevor dem Hintergr<strong>und</strong> eines Übergangsder Teilnehmerinnen der <strong>Frauen</strong>Studien in einRegelstudium von hoher Relevanz. Auch nehmendie Teilnehmerinnen im Zuge dieser Umstrukturierungsprozesse<strong>und</strong> des Auslaufens der Diplomstudiengängeeinen zunehmenden Sonderstatus imHinblick auf das Erbringen von Studienleistungenein. Die im Zuge der Modularisierung geplanteStrukturanpassung bedeutet einen Wandel vonSchwerpunkten auf Profile <strong>und</strong> Module sowie eineUmstellung von Leistungsnachweisen auf Punktevergabesysteme.Hierdurch wird eine bessere Vergleichbarkeitvon Studienleistungen erreicht, dieim Rahmen der <strong>Frauen</strong>Studien erbracht werden,mit denen, die Studierende der Bachelorstudiengängenachweisen müssen. Folglich können dannbereits erbrachte Leistungen bei einem Wechsel inein Regelstudium angerechnet werden. Dies senktHemmschwellen <strong>und</strong> Barrieren.Über die Modularisierung hinaus setzen wiruns dafür ein, dass die <strong>Frauen</strong>Studien als Aufstiegsfortbildung6 anerkannt werden, wodurchdie derzeitige Barriere der Absolvierung vonZugangsprüfungen 7 für Personen ohne allgemeineHochschulreife abgebaut werden würde.Vor allem vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass unsereAbsolventinnen über einen Zeitraum von sechsSemestern Veranstaltungen aus den regulärenBachelorveranstaltungen der Hochschule besucht<strong>und</strong> innerhalb dieser Studienleistungen erbrachthaben sowie mit ihrer Abschlussarbeit beweisenkonnten, dass sie sich innerhalb einer begrenztenBearbeitungszeit auf der Gr<strong>und</strong>lage wissenschaftlicherErkenntnisse mit einem Thema auseinandersetzen<strong>und</strong> dieses reflektieren können, habensie aus Sicht der <strong>Frauen</strong>Studien ihre Studieneignungnachweisen können. Zugangsprüfungen alsNachweis der Studieneignung für ein Regelstudiumsind daher in diesem Kontext nicht haltbar.Des Weiteren ist es uns ein Anliegen, dass dieAltersbegrenzung in NC beschränkten Studiengängenvon derzeit 55 Jahren aufgehoben wird.Um sich den aktuellen Anforderung eines sichwandelnden Arbeitsmarktes mit zunehmenderakademischer Konkurrenz, eingebracht durchdie jüngeren Generationen, zu stellen, benötigenauch ältere ArbeitnehmerInnen vergleichbareQualifikationen, um nicht aus dem Arbeitsmarktgedrängt zu werden.Aus Sicht der <strong>Frauen</strong>Studien ist es unerlässlich,diese Prozesse im Sinne einer Schaffung erweiterterBildungszugänge <strong>und</strong> Professionalisierungweiter voranzutreiben. Diese Themen wurdenunter anderem 2011 am Öffentlichkeitstag der<strong>Frauen</strong>Studien im letzten Jahr ausführlich mit der<strong>NRW</strong>-Landesministerin Svenja Schulze (<strong>NRW</strong> Landesministeriumfür Innovation, Wissenschaft <strong>und</strong>Forschung) während einer Podiumsdiskussion <strong>und</strong>in einem weiteren Gesprächstermin erörtert. Wiedie Ministerin betonte, begrüßt <strong>und</strong> unterstütztdas Ministerium die Initiative der <strong>Frauen</strong>Studienin Bielefeld.5Unsere Öffentlichkeitsarbeitumfasst die regelmäßigePräsenz in (Tages-)Zeitungen,Informationsveranstaltungenin Volkshochschulen <strong>und</strong> beiBerufs- <strong>und</strong> Weiterbildungsbörsen,die breite Verteilungvon Flyern in verschiedenenInstitutionen wie zumBeispiel Schulen, Kindergärtenoder Arztpraxen sowie dieVernetzung mit Gleichstellungsstellen.6Nach §2 BBHZVO (Berufsbildungshochschulzugangsverordnung)(z. B. unter sechsals sonstige vergleichbarelandesrechtlich geregelteFortbildung).7Gefordert sind dazu je nachStudienfach eine schriftliche<strong>und</strong> eine mündliche Prüfung imHauptfach sowie eine mündlichePrüfung im Nebenfach.Diese soll sich am Abiturniveauausrichten.Kontakt <strong>und</strong> InformationDipl.-Päd. Manuela KleineErziehungswissenschaftlerinWeiterbildendes Studium<strong>Frauen</strong>StudienFakultät für ErziehungswissenschaftUniversität BielefeldUniversitätsstraße 2533615 BielefeldTel.: (0521) 106 3135manuela.kleine@unibielefeld.de<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 67


BeiträgeThea Jacobs, Svenja SpyraInterdisziplinarität in der wissenschaftlichen Praxis – Anspruch<strong>und</strong> Wirklichkeit1Zur aktuellen Debatte vgl.Kahlert 2005, Hark 2005 <strong>und</strong>das Diskussionspapier derInitiative „Institutionelle Zukunft<strong>und</strong> Nachwuchs“ in derFachgesellschaft Geschlechterstudien.2Als Methode zur Erhebungunseres Analysematerialswählten wir das DiskursiveInterview nach Ralf Bohnsack.An der Gro<strong>und</strong>ed Theory orientiertnutzten wir die Deutungsmusteranalysenach CarstenUllrich, um herauszufiltern,inwiefern die bestehendenArbeitsstrukturen der Professurmit den beschriebenenInterdisziplinaritätsansprüchenübereinstimmen.3Es werden in diesem Artikelkeine detaillierten Angabenüber die Professur gemacht,um die Anonymität des_derProfessor_in zu wahren.Die feministische <strong>Frauen</strong>forschung, aus der sichdie Gender Studies entwickelt haben, hatte vonBeginn an einen interdisziplinären Anspruch, da<strong>Frauen</strong>- oder Geschlechterthematiken sich nierein disziplinär fassen lassen, wie schon GiselaBock während der Berliner Sommeruniversität1976 formuliert hat: „Eine <strong>Frauen</strong>wissenschaftmuss interdisziplinär sein: denn eine einzelneWissenschaft reicht nicht aus, unsere Fragen zubeantworten“ (Bock zitiert in Knapp/Landweer1995: 6).Mittlerweile haben sich die Gender Studies alseigenständiges Fach an den Universitäten etabliert.Im Rahmen dieses Prozesses der Etablierungin einer Institution, in der zwar zunehmendInterdisziplinarität eingefordert wird, die abernach wie vor stark disziplinär strukturiert ist, stelltsich die Frage nach Inter- <strong>und</strong> Transdisziplinaritätder Gender Studies noch einmal neu. Sollen dieGender Studies als eigenständiges Fach weiterausgebaut oder sollen sie als Teilgebiet innerhalbvon Disziplinen stärker etabliert werden? 1 Undsoll Interdisziplinarität „nur“ ein zentraler Anspruchder <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>sein? Oder gilt es, ein Interdisziplinaritätspostulataufzustellen? Einiges spricht dafür. DennInterdisziplinarität wird in der gegenwärtigenDebatte um die Zukunft der Hochschule allgemein„als Zeichen für Innovation, Fortschritt <strong>und</strong>kritische Erneuerung des Wissenschaftssystems“(Kahlert 2005: 29) angesehen. Damit könnte die<strong>Geschlechterforschung</strong> Vorbild für andere Fächersein oder sogar eine Vorreiterinnenfunktion einnehmen.Einige Geschlechterforscher_innen haben dieserpositiven Sicht auf Inter- <strong>und</strong> Transdisziplinaritätin den Gender Studies aber auch kritische Anmerkungenan die Seite gestellt. So halten es Knapp/Landweer für problematisch, dass Interdisziplinaritäthäufig als „Klammeretikett“ Verwendungfinde, ohne dass inhaltlich definiert werde, wasdie Interdisziplinarität ausmache (vgl. Knapp/Landweer 1995: 11). Sabine Hark merkt an, dasseine Unklarheit bestehe, was Inter- <strong>und</strong> Transdisziplinaritätbedeute, da keine Einigkeit bezüglichder Terminologie vorherrsche (vgl. Hark 2005:368).Wir orientieren uns in unserer Analyse an derInterdisziplinaritätsdefinition von Heike Kahlert,die Gibbons u. a. in ihren Ausführungen folgt <strong>und</strong>schreibt: „Interdisziplinarität hingegen umfasstdas integrationsorientierte Zusammenwirken vonmindestens zwei (Teil-)Disziplinen <strong>und</strong> ist damitmehr als additiv oder akkumulativ. InterdisziplinäreArbeit formuliert explizit eine uniformedisziplinübergreifende Terminologie oder einegemeinsame Methodologie. Interdisziplinäre Kooperationbesteht aus der Arbeit an verschiedenenThemen, aber in einem gemeinsamen Rahmen,der von den beteiligten Disziplinen geteiltwird“ (Kahlert 2005: <strong>32</strong>).Auffällig ist, dass bislang wenig empirische Untersuchungenzum Alltag von Professor_innenvorliegen, die diesem Interdisziplinaritätsanspruchgerecht werden wollen oder sollen. ZurMinderung dieser Forschungslücke möchten wirin unserem Artikel einen kleinen Beitrag leisten.Anhand einer Fallstudie, die im Rahmen einesSeminars zu Inter- <strong>und</strong> Transdisziplinarität an derUniversität Bielefeld (MA Gender Studies) entstandenist, 2 wollen wir der Frage nachgehen, oboder wie der_die interviewte Professor_in interdisziplinärarbeitet, welche Herausforderungendabei bestehen, welche Chancen <strong>und</strong> Schwierigkeitenin der praktischen Umsetzung auftauchen<strong>und</strong> ob die Professur dem Interdisziplinaritätsanspruchder <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>gerecht wird. Konkret geht es um eine interdisziplinäreProfessur mit Genderteildenomination. 3Zu den Aufgabenbereichen der Professur gehörenForschung, Lehre <strong>und</strong> kollegiale Beratung zu gendersensiblenFragestellungen. Explizite Aufgabedieser Professur ist es, mit allen Fächern derHochschule zu kooperieren. Sie soll genderspezifischeThematiken in die Curricula der verschiedenenDisziplinen einarbeiten bzw. die Lehrendenzu diesem Thema beraten. Der Fokus unsererAnalyse liegt im Folgenden auf den BereichenLehre <strong>und</strong> hochschulinterner Zusammenarbeit.Alltag <strong>und</strong> Widersprüche einer interdisziplinärenProfessurIm Folgenden setzen wir uns zunächst mit derFrage auseinander, wie sich der Alltag einer interdisziplinärenProfessur gestaltet <strong>und</strong> welche Widersprüchedurch die disziplinäre Eingliederung indie vorhandenen Hochschulstrukturen bestehen.Im darauf folgenden Abschnitt werden wir auf dieForschung <strong>und</strong> hochschulinterne Zusammenar-68 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Beiträgebeit eingehen. Anschließend beschreiben wir denindividuellen Einsatz <strong>und</strong> die Anforderungen andie Professur. Am Ende unserer Arbeit stellen wirunsere Gedanken zu Chancen <strong>und</strong> Lösungsmöglichkeitenvor, wie interdisziplinäre Arbeit an derHochschule gelingen kann.HochschulstrukturenObwohl Interdisziplinarität in der Hochschulreformdiskussioneinen hohen Stellenwert erfährt,bestehen Schwierigkeiten bei der Institutionalisierunginterdisziplinärer Professuren (vgl. Kahlert2005). Hierauf weisen u. a. Knapp/Landweer(1995) hin. Interdisziplinarität sei eng verknüpftmit der Frage der Institutionalisierung von <strong>Frauen</strong><strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong>, was wiederum mitder Frage verb<strong>und</strong>en sei, „wo <strong>Frauen</strong>forschungsprofessurenangegliedert werden <strong>und</strong> wie genausie denominiert werden sollen“ (Knapp/Landweer1995: 22). Die Umsetzung, Bewältigung <strong>und</strong> Organisationdieser Vorgaben bleibt jedoch deneinzelnen Menschen überlassen (vgl. Hark 2005:370). Ein zentrales Problem liegt darin begründet,dass interdisziplinäre Professuren derzeit disziplinärverankert werden müssen, um finanziert <strong>und</strong>berufen werden zu können. Das gilt auch für dievon uns befragte Professur.Im Gespräch wird deutlich, dass die von uns interviewtePerson die interdisziplinäre Ausrichtungder Professur als Trugschluss empfindet. Es gebederzeit keine Strukturen für interdisziplinäre Professuren:„[...] [I]ch soll interdisziplinär arbeiten,tu es auch, aber es entsteht durch diese fehlendeStruktur immer so etwas wie ein <strong>und</strong>efinierter,formaler Raum.“ Zum einen bleiben derArbeitsbereich <strong>und</strong> die Zuständigkeiten unklar(beispielsweise bei der Gremienarbeit). Zum anderenentstehen durch die formal disziplinäre Angliederungan eine Fakultät Schwierigkeiten, dadies eine Einschränkung der Kapazitäten für Forschung<strong>und</strong> Lehre der betroffenen Disziplin mitsich bringt. Dies wiederum führt in dem von unsuntersuchten Beispiel dazu, dass schwierige kollegialeVerhältnisse entstehen <strong>und</strong> die Professurin ihrer Interdisziplinarität eine geringe Akzeptanzfindet. Im Alltag muss sich diese Professurstetig legitimieren <strong>und</strong> um ihre Akzeptanz sowieihre Arbeitsbedingungen kämpfen.Diese Unklarheiten <strong>und</strong> Schwierigkeiten scheinenfür interdisziplinäre Professuren im Bereichder Gender Studies symptomatisch zu sein.So schreibt Sabine Hark, dass die als „Querschnittsprofessuren“(2005: 368) bezeichneteninterdisziplinären Professuren häufig wenigmit inter- <strong>und</strong>/oder transdisziplinärem Denkengemein hätten. An unserem Beispiel wird deutlich,dass dies weniger an der Bereitschaft oderKomparatistik, Interkulturalität,Intermedialität <strong>und</strong> Gender Studies –Universität PaderbornInterkulturalität, Intermedialität<strong>und</strong> Gender Studies. Diessind die Schwerpunkte deskonsekutiven MasterstudiengangsKomparatistik, der seitdem Wintersemester 2002/03an der Universität Paderbornangeboten wird <strong>und</strong> dessenZiel es ist, Einblicke in Prozessekultureller Sinnstiftungenüber Literatur <strong>und</strong> anderemediale Präsentationsformenzu vermitteln.Der viersemestrige, „hybride“Masterstudiengang Komparatistik,der Kenntnisse ausden Bereichen der Einzelphilologienvoraussetzt sowie dieim BA-Studium erworbenenKenntnisse sowohl theoretischals auch berufsbezogenerweitert <strong>und</strong> vertieft, setztsich mit Prozessen kulturellerSinnstiftungen in der Literatur<strong>und</strong> anderen medialenPräsentationsformen wieKunst, Film, Musik, Theateretc. auseinander, überschreitetnationale Grenzziehungen<strong>und</strong> widmet sich explizit derVergleichbarkeit „nationalerDenkungsarten“ zum Beispielauf der Basis verschiedenerLiteraturen.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Claudia ÖhlschlägerTel.: (05251) 60-<strong>32</strong>12claudia.oehlschlaeger@upb.demasterkomparatistik@unipaderborn.deden interdisziplinären Wissensbeständen derGeschlechterforscher_innen liegt, als vielmehrin den institutionellen Strukturen der interdisziplinärenProfessur begründet ist. „[M]ein Fazit“,so die von uns interviewte Professur, „für ne interdisziplinäreProfessur braucht es eine interdisziplinäreStruktur in der jeweiligen Institution.“Nicht nur in Universitäten gäbe es immer noch„relativ abgeschottete Wissenschaftskulturen“mit sehr differenten Denk-, Sprach- <strong>und</strong> Verständnistraditionen.Dies macht es schwierig, ininterdisziplinären Kontexten eine gemeinsameTerminologie zu entwickeln. Sabine Hark verweistin ihren Ausführungen zur Interdisziplinarität aufdie heterogene Zusammensetzung <strong>und</strong> die damiteinhergehenden Anforderungen, den „[i]ntellektuellwie institutionell unterschiedlich ausgereiftenwissenschaftlichen Kulturen“ (Hark 2005:370) gerecht zu werden.In diesem Kontext bekommt die vorhandene Zeiteinen besonderen Stellenwert. Da interdisziplinäreArbeit immer mit einem Mehraufwand verb<strong>und</strong>enist, wird Zeit zu einer zentralen Ressource.Wenn diese nicht strukturell zur Verfügung gestelltwird, gerät die Bereitschaft zum interdisziplinärenArbeiten leicht zu Selbstausbeutung<strong>und</strong> Überforderung. Hinzu kommt, dass interdisziplinäreProfessor_innen „in der Regel materiellschlecht oder gar nicht ausgerüstet“ (ebd. 368)seien. Mit diesem Umstand geht zudem einher,dass „[e]ine immer größer <strong>und</strong> diverser werdendeworkload [...] von immer weniger Personal<strong>und</strong> unter Bedingungen knapper Ressourcen bewältigtwerden [soll]“ (ebd. 369). Weiter habeninterdisziplinäre Professor_innen einen Mehraufwandan institutionellen, alltäglichen organisatorischenTätigkeiten zu bewältigen, wie etwa eine<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 69


BeiträgeKompaktstudiengang Soziale Arbeit für <strong>Frauen</strong> neben der Familientätigkeit –Katholische Fachhochschule <strong>NRW</strong>, Abteilung AachenStudienorganisationSeit vielen Jahren gibt es an derAbteilung Aachen der KatholischenHochschule <strong>NRW</strong> den b<strong>und</strong>esweit einzigenfamilienkompatiblen Studiengang„Soziale Arbeit für <strong>Frauen</strong> neben derFamilientätigkeit“.Die Studienorganisation konzentriertsich auf vier Elemente:Hierzu gehören zunächst die Präsenzphasen,die während des Semestersjeweils freitags <strong>und</strong> samstags zwischen9:00 <strong>und</strong> 17:30 Uhr in den Räumen derKatHO <strong>NRW</strong>, Abteilung Aachen, stattfinden.Hinzu kommen das Eigenstudiumsowie die regionalen Studiengruppen inWohnortnähe.Studienvoraussetzung ist die Fachhochschulreifebzw. allgemeine Hochschulreife,ein berufsqualifizierenderAbschluss als Erzieherin oder in derKranken-, Alten- <strong>und</strong> Heilerziehungspflege.Bewerben können sich alle, dieKinder haben <strong>und</strong> sich ehrenamtlichengagieren.Das Studium schließt mit dem HochschulabschlussBachelor of Arts (B. A.)ab. Es handelt sich hierbei um einenersten berufsqualifizierenden <strong>und</strong>international anerkannten Hochschulabschlussin einem mehrstufigenStudienmodell. Die Regelstudienzeitbeträgt sechs Semester. Nach erfolgreichemAbschluss wird die staatlicheAnerkennung als Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin B. A. verliehen. Der Bachelorabschlussstellt die Voraussetzungfür den viersemestrigen konsekutivenMasterstudiengang „Soziale Arbeit“dar, der in Aachen mit den Vertiefungsgebieten„Bildung <strong>und</strong> Integration“oder „Klinisch-therapeutische SozialeArbeit“ angeboten wird.Inhalte des StudiengangesIn der Sozialen Arbeit geht es darum,sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen<strong>und</strong> Bedingungen für einselbstbestimmtes, menschenwürdigesLeben zu schaffen. Damit übernehmendie Fachkräfte der Sozialen Arbeit eineMitverantwortung für die sozialen, politischen,wirtschaftlichen <strong>und</strong> kulturellenBedingungen unserer Gesellschaft <strong>und</strong>für deren Veränderung. So gestaltenSozialarbeiterInnen/SozialpädagogInnenFreiheits- <strong>und</strong> Handlungsräumefür den Menschen in einem gerechtenGemeinwesen.Der Studiengang knüpft an die beruflichen,familiären <strong>und</strong> ehrenamtlichenErfahrungen an, die die Teilnehmerinnenmitbringen. Er macht diese für dieberufliche Qualifikation <strong>und</strong> persönlicheEntwicklung der <strong>Frauen</strong> nutzbar.Zudem erwerben die <strong>Frauen</strong> durch dasStudienangebot f<strong>und</strong>ierte fachliche <strong>und</strong>persönliche Kompetenzen.Ziele des Studiengangs sind- sich umfassende wissenschaftlichf<strong>und</strong>ierte, berufsorientierte KenntnisseSozialer Arbeit anzueignen,- soziale Probleme als Gegenstand derSozialen Arbeit präzise zu beschreiben,differenziert zu analysieren <strong>und</strong>wirksame Handlungskonsequenzenaufzuzeigen,- situationsabhängige Konzepte fürkonkrete Aufgaben der SozialenArbeit auf der Basis allgemeinerTheorien entwickeln zu können,- ein didaktisch-methodisches Repertoirefür die konkrete Arbeit mit Klientinnen<strong>und</strong> Klienten zu erwerben,- in der Lage zu sein, soziale Probleme<strong>und</strong> Aufgaben mit Methoden wissenschaftlicherForschung zu durchdringen<strong>und</strong> angemessene Konsequenzendaraus zu ziehen,- fähig zu sein, die spirituellen <strong>und</strong>ethisch-normativen Aspekte der SozialenArbeit aus einer eigenen Positionheraus zu erkennen <strong>und</strong> mitzugestalten.Kontakt <strong>und</strong> InformationDer Studiengang beginnt jährlichjeweils zum Wintersemester. Die Bewerbungsfristfür das Wintersemester endetjeweils zum 31. März des jeweiligenJahres.StudiengangsleitungProf. Dr. Marianne Genenger-Strickerm.genenger-stricker@katho-nrw.deWeitere InformationenStudiengangskoordinatorinNina Hatsikas-SchroederMaster of Social Workn.schroeder@katho-nrw.de„doppelte Anzahl an Sitzungsterminen oder dieNotwendigkeit, mit mehr als einer Fakultät oderFachbereichsverwaltung <strong>und</strong> ihren organisatorischenAbläufen umzugehen“ (ebd. 370). Auch indem von uns geführten Interview wird dies nachdrücklichsichtbar. „Aber eine interdisziplinäreProfessur, noch dazu in dem Bereich, die Tausendsassain allen Dingen, wo irgendwie Gender vorkommt,sein soll, das is‘n Unding. Man zerreißtsich. Ich merk‘ es schon. Ich zerreiß‘ mich auch.Aber ich bin ja so jemand, der_die sich auch immergern ordentlich was auf die Schultern packt –noch, noch krieg‘ ich es hin.“Forschung <strong>und</strong> hochschulinterne Zusammenarbeit„[I]ch mach viele Projekte“, kommentiert der_dievon uns befragte Professor_in die Einbindung inForschungsvorhaben. „Wenn das eine jetzt nochkommt, habe ich fünf Projekte, fünf! Im Momentbin ich hier [zieht eine Linie über dem Kopf], weil,die sind unterschiedlich arbeitsintensiv, das eineweniger, aber es ist jetzt ein ganz neues dazu gekommen,wo der Genderaspekt mit gewünschtist. Das hab ich mit unserem Vizepräsidenten fürForschung unter anderem mit eingereicht. Das istein ganz interdisziplinäres Forschungsprojekt.“Das Einflechten einer Geschlechterkomponentein Forschungsprojekte wird insbesondere von Seitender Hochschulleitung gewünscht <strong>und</strong> gefordert.Dies geht zu Lasten des_der Professor_in,der_die dadurch stark beansprucht wird. Auf deranderen Seite scheitern Forschungsanträge zuinterdisziplinären Projekten häufig aufgr<strong>und</strong> derverschiedenen Denk-, Sprach- <strong>und</strong> Verständnistraditionen.Deutlich wird dies beispielsweise innaturwissenschaftlich orientierten Forschungsdesigns,da in diesen in der Regel nicht sozialwissenschaftlichargumentiert werden kann. Hierwird noch einmal die Wirkmächtigkeit disziplinärerBarrieren deutlich.70 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeHochschulintern gehört es zum Aufgabenbereichder Professur, Kolleg_innen zu genderspezifischenThematiken der jeweiligen Disziplin zuberaten <strong>und</strong> diesen beim Einarbeiten in ihre Curriculabehilflich zu sein. Letzteres lässt sich nurschwerlich realisieren, da es von Kolleg_innenunerwünscht, zur (Re-)Akkreditierung von Studiengängenjedoch notwendig ist. „Ich stelle nurfest, dass das ganze leider eine ziemliche Luftnummerist. Die kollegiale Beratung findet, dadurch,dass sie freiwillig ist, so gut wie gar nichtstatt. [...] [W]enn die in ‘ner Akkreditierungsphasesind, dann kommen die auch schon mal ganzgerne, dann berat‘ ich den ein oder anderen auchschon mal seinem Modul entsprechend. Das läuftdann immer so darauf hinaus, dass ich es für dieLeute mache oder machen soll.“ Offen bleibedann, ob die Beratung zur Aufnahme von Genderthematikenin die (Re-)Akkreditierungsanträgeführe.Die Ablehnung der Beratungsangebote lassesich, so der_die Professor_in, auf Annahmen zurückführen,die mit den Vorstellungen <strong>und</strong> Vorurteilengegenüber Genderforscher_innen einhergehen.Im Alltag gerinnt die Zusammenarbeit mitKolleg_innen deshalb häufig zum „Marketing“.„Das heißt: viel Klinkenputzen gehen am Anfang,um zu sagen: Leute ich tu euch nix, aber ich kanneuch jede Menge bringen.“ Daran ist paradox,dass mit <strong>Geschlechterforschung</strong> einerseits einekritische Wissenschaftsbetrachtung einhergeht,aber andererseits die eigene Arbeit immer wiederneu legitimiert werden muss.Gleichzeitig gibt es einen Bereich, in dem der_dieInterviewte Anerkennung <strong>und</strong> Wertschätzungerfährt: in der Lehre. Anderen Lehrenden widerstrebtdie Veränderung der eigenen Lehrinhaltejedoch, die aufgr<strong>und</strong> überarbeiteter Curriculanotwendig werden, da dies als Angriff auf die eigeneArbeit bzw. die eigenen Fähigkeiten wahrgenommenwird.Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass esnicht nur um die Umsetzung der vorgegebenenAnforderungen geht, sondern persönlicher Einsatzfür die stärkere Beachtung von Genderthematikenausschlaggebend ist. Wie im Folgendenzu sehen sein wird, kompensiert dieses persönlicheEngagement vor allem die fehlenden interdisziplinäreninstitutionellen Strukturen.Individueller Einsatz <strong>und</strong> Anforderungen andie ProfessurIn unserer Untersuchung wurde deutlich, dassfür den Erfolg interdisziplinärer Arbeit sowohlpersönliches Engagement als auch bestimmteEigenschaften maßgeblich sind. Das heißt, dassbeispielsweise auf informeller Ebene die Offenheitder eigenen Persönlichkeit gegenüber anderenPersonen <strong>und</strong>/oder Themen von zentralerBedeutung ist. Dies kann z. B. bedeuten, dass eseine Rolle spielt, wie sehr sich eine Person für dieeigenen Themen <strong>und</strong> Anliegen engagiert <strong>und</strong> wieausgeprägt die Fähigkeit ist, anderen Personendie eigenen Inhalte verständlich zu machen bzw.die Verknüpfungspunkte zu deren Thematik(en)zu erläutern, ohne die fachliche Kompetenz ebendieser in Frage zu stellen. Zudem spielt es eineRolle, wie hoch die Bereitschaft ist, einen zeitlichenMehraufwand zu leisten, da dies häufigzu Lasten der eigenen Forschung <strong>und</strong> Lehre oderder Freizeit geht. Als relevant erscheint die Fähigkeit,mit anderen Menschen in einen gelingendenAustausch zu treten sowie Meinungenauszuhalten <strong>und</strong> annehmen zu können, die dereigenen Überzeugung widersprechen, ohne dabeiablehnend zu wirken. Das kann als Chancezur Förderung interdisziplinärer Zusammenarbeitbetrachtet werden. Unseres Erachtens kann derfeministische <strong>und</strong>/oder gesellschaftskritische Anspruchder <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>bestehen, auch wenn Kritik konstruktiv geäußertwird, wobei eine feministische Kritik dort möglicherweisean Grenzen stößt.Der_die Interviewte wird häufig damit konfrontiert,Überzeugungsarbeit leisten zu müssen <strong>und</strong>Kolleg_innen sowie Lehrenden mögliche Ängste(beispielsweise Berührungs- <strong>und</strong> Versagensängsteim Umgang mit Genderthematiken im Kontextdes eigenen Forschungs- oder Arbeitsfeldes oderdie Angst vor der Auseinandersetzung mit der eigenenGeschlechtlichkeit) zu nehmen. In unseremInterview wird ersichtlich, dass es förderlich ist,Inhalte der <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>für fachfremde Wissenschaftler_innen anregend<strong>und</strong> interessant zu gestalten, um deren Interessezu wecken, aus der eigenen fachlichen Perspektivefür Geschlechterthemen sensibilisiert zu seinoder zu werden. Darüber hinaus braucht der_dieProfessor_in ein „dickes Fell“, um die Wichtigkeitder eigenen Inhalte gegenüber bestehendendisziplinären Strukturen <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enenVorbehalten zu vertreten. Hier sind ein hohesMaß an Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl <strong>und</strong>Frustrationstoleranz gefragt, um aufkeimende<strong>und</strong> bestehende Konfliktsituationen auszuhalten<strong>und</strong> ggf. gewinnbringend umzugestalten.Dies wurde ebenfalls im Interview deutlich.Der_die Professor_in baut so etwas wie „trojanischePferde“, um die eigenen Thematiken, diedurchaus eine kritische Perspektive einnehmenkönnen, trotzdem einbringen zu können <strong>und</strong> bestehendeStrukturen zu verändern, wie folgendesZitat verdeutlicht: „Ich hab‘ auch gemerkt, dasses den Lehrenden extrem viel gebracht hat. [Und]die auch gemerkt haben, ach, [der_die] kann ja<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 71


Beiträgenicht nur was mit Geschlecht, da hat‘s dann beidem ein oder ander‘n ‚Klick‘ gemacht, die danngesagt ham‘, könnten Sie vielleicht dazu auchwas sagen, könnten Sie da mal zu uns kommen?[...] [A]ber sie wissen, wenn [der_die Professor_in] kommt sagt [er_sie] auch noch mal was zudem Thema [Gender]. Und sie merken: Das stecktüberall drin <strong>und</strong> das ist die Message.“Neben den persönlichen Fähigkeiten bestehenweiterhin formale Zwänge, die die Anforderungenan die Professur bestimmen, denn: „[Ü]berallwo Gender draufsteht soll [der_die Professor_in]beteiligt sein.“ Dies ist in der Stellenbeschreibungähnlich formuliert, es fehlt dafür aber anKapazitäten. Zudem wird daran deutlich, dasser_sie Verantwortung für Aufgaben zugeschobenbekommt, für die er_sie eigentlich beratend zurSeite stehen soll. Auf die Problematik der schlechtenAusstattung der interdisziplinären Professurverweist auch Sabine Hark, wie eingangs beschrieben.Der_die Professor_in soll, so ist es vonder Hochschulleitung vorgesehen, in nicht unbeträchtlichemAusmaß in Instituten genderspezifischeFragestellungen in (Forschungs-)Projekteeinarbeiten <strong>und</strong>/oder mit bearbeiten. Im Laufeder Tätigkeit wurde der Aufgabenbereich der Professurdahingehend umstrukturiert. Das hatte zurFolge, dass der interdisziplinären Professur, wiebereits aus dem Zitat im Punkt Hochschulstrukturendeutlich hervorgeht, eine „Tausendsassa-Position“ zuteilwurde, die mit zu viel Verantwortlichkeitfür eine Person alleine einhergeht.Die Person, die die Professur innehat, macht imInterview deutlich, dass dies eine sehr belastendeSituation sei, die von einem Menschen alleinkaum bewältigt werden könne, da neben derForschungsarbeit noch weitere Tätigkeiten, wieBeratung <strong>und</strong> Lehre an verschiedenen Fakultäten<strong>und</strong> Standorten, zu den Aufgaben der Professurgehören. Die „Tausendsassa-Position“ kann unseresErachtens für Professuren mit Gender(teil)denomination verallgemeinert werden, da diese,so konnten wir beobachten, sowohl für hochschulinterneals auch für hochschulexterne Anfragenjeglicher Art mit Genderbezug verantwortlichgemacht werden.An dieser Stelle sei noch einmal auf die von SabineHark formulierte „immer größer <strong>und</strong> diverserwerdende workload“ hingewiesen, welche mitweniger Personal <strong>und</strong> knapperen Ressourcen bewältigtwerden müsse (Hark 2005: 369).Weiter sind Professuren im Bereich der <strong>Frauen</strong><strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong> damit konfrontiert,dass die eigene Fachlichkeit permanent verteidigtwerden muss. In der interdisziplinären Zusammenarbeit,so wurde in unserem Interviewerkennbar, treffen häufig gesellschaftliche Diskurseüber Geschlechtlichkeit, also Alltagswissen,<strong>und</strong> wissenschaftliches Wissen, also Fachwissen,aufeinander. Problematisch wird dies, wenn Forschungspartner_innensich aufgr<strong>und</strong> der eigenenGeschlechtlichkeit <strong>und</strong> des damit verb<strong>und</strong>enenAlltagswissens für ebenso kompetent bezüglichder zu erarbeitenden Thematiken halten wie dieGeschlechterforscher_innen.Die Etablierung von Theorien <strong>und</strong> Themen der<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> in verschiedeneDisziplinen wird durch den Anwendungsbezugder Bachelorstudiengänge noch zusätzlicherschwert. Wie in dem von uns geführten Interviewdeutlich wurde, ist es eine Anforderungdes Bachelor- <strong>und</strong> Mastersystems, in dem derBachelor vor allem einen berufsqualifizierendenAbschluss darstellt, dass beispielsweise Geschlechterverhältnisseweniger theoretisch, sondernvor allem exemplarisch <strong>und</strong> praxisorientiertin die Lernziele der jeweiligen Veranstaltung aufgenommenwerden müssen. Dies ist notwendig,da ein Nutzen für die berufliche Qualifikation derStudierenden erkennbar sein muss. Es stellt weitereAnforderungen an die Lehrenden sowie eineHürde für die Implementierung eines Genderbezugsin die eigenen Lehrinhalte dar (beispielsweiseaus naturwissenschaftlichen oder technischenFächern, aber auch sozial- <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsbezogenenFächern).Fazit: Gedanken zu Chancen <strong>und</strong> LösungsmöglichkeitenInterdisziplinarität wird zwar allgemein als Kennzeichenfür Innovation <strong>und</strong> Fortschritt angesehen,bleibt jedoch ein „Klammeretikett“ (Knapp/Landweer) oder auch eine leere Hülse. Die Ergebnisseunserer Analyse decken sich mit den inder Literatur aufzufindenden Aussagen. Im Alltageiner interdisziplinären Geschlechterprofessurbleibt die Unklarheit bestehen, was Inter- <strong>und</strong>Transdisziplinarität überhaupt bedeutet. Hiersehen wir einen Ansatzpunkt für weiterführendeForschung, um bestehende Wissensbeständeüber Trans- <strong>und</strong> Interdisziplinarität im Hochschulkontextzu erheben <strong>und</strong> bestehende Deutungsmustersowie damit verb<strong>und</strong>ene Wissens(re)produktionzu analysieren.Die Bedingungen, interdisziplinär zu arbeiten,sind nach wie vor schlecht. Die bereitgestelltenmateriellen <strong>und</strong> zeitlichen Ressourcen reichen beiWeiten nicht aus, um den ständig steigenden Ansprüchenan interdisziplinäre Genderprofessurengerecht zu werden. Zudem wurde deutlich, dassdie bestehenden Anforderungen <strong>und</strong> Struktureneine hohe Belastung mit sich bringen, die kaumzu bewältigen ist. Ein für uns wesentlicher Faktorsind die betriebswirtschaftlichen Parameter <strong>und</strong>die damit verb<strong>und</strong>enen (Rechtfertigungs-)Pflich-72 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


BeiträgeGestu_S: Zentrum Gender Studies Siegen –Universität Siegenten für öffentliche Finanzierung, da der Markt alsstrukturierendes Prinzip für die Ausrichtung vonForschung <strong>und</strong> Lehre fungiert <strong>und</strong> Hochschulesich immer mehr zu einem Unternehmen mitwirtschaftlicher Orientierung wandelt (vgl. Hark2005: 376).Interdisziplinarität kommt in der Hochschulreformdiskussionein hoher Stellenwert zu, wobeidiese unseres Erachtens häufig nur als Alleinstellungsmerkmaloder Zeichen für besondereInnovationskraft bei interdisziplinären Professurenangeführt wird. Daher kann die im Rahmenunserer Forschungsarbeit untersuchte interdisziplinäreProfessur als pseudointerdisziplinärbezeichnet werden, folgt man der eingangs vonuns präferierten Definition von Interdisziplinarität.Dies gilt für die strukturellen Rahmenbedingungen,da der_die Professor_in durch Engagement<strong>und</strong> persönliche Eigenschaften die sichtbargewordenen Leerstellen ausgleichen kann <strong>und</strong>so Interdisziplinarität herstellt. Somit hängt diesemit individuellen Fähigkeiten zusammen <strong>und</strong>nicht mit den Strukturen, was zu einer unverhältnismäßighohen Mehrbelastung der jeweiligenPerson führt. Diesen Umstand gilt es zu ändern,wenn Interdisziplinarität nicht nur als „Klammeretikett“mit negativen Auswirkungen auf den_die Professor_in zum Tragen kommen soll.Um die besondere Innovationskraft von Interdisziplinaritätqualitativ festzuschreiben, plädierenwir für den Auf- <strong>und</strong> Ausbau interdisziplinärerStrukturen in der Hochschullandschaft. Dies kannin Form von <strong>Netzwerk</strong>arbeit geschehen, um zumeinen interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken<strong>und</strong> um zum anderen zu mehr Einigkeit zu gelangen,wie Interdisziplinarität verstanden wird.Es könnte so beispielsweise eine disziplinenübergreifendeTerminologie entstehen. Zudem solltefür Interdisziplinarität bereits im Studium sensibilisiertwerden, z. B. in Form von interdisziplinärerProjektarbeit als Bestandteil der Hochschulausbildung(vgl. Maihofer 2005). Weiter halten wires für einen guten Ansatz, Lehre interdisziplinärzu strukturieren, etwa durch Einheiten, die vonLehrenden verschiedener Fächer gemeinsam gestaltetwerden. Außerdem erscheint es notwendig,bereits im Studium Konzepte der Inter- <strong>und</strong>Transdisziplinarität sowie die damit verb<strong>und</strong>enenChancen <strong>und</strong> Schwierigkeiten zu erlernen.Ebenfalls sollte im Studium interdisziplinäreWissenschaftskommunikation gelehrt werden,beispielsweise durch das Kennenlernen andererFächer <strong>und</strong> deren Terminologie, was außerdemzu einer Erhöhung der Anerkennung für das Fachsowie dessen Relevanz beiträgt. Das „Studiumgenerale“ könnte aus diesem Gr<strong>und</strong> weiter ausgebaut<strong>und</strong> der Besuch von (mehr) fachfremdenLehrangeboten verpflichtend gemacht werden.Das Zentrum für GenderStudies verfolgt das Ziel, Lehre<strong>und</strong> Forschung im BereichGender fachbereichsübergreifendzu etablieren. Durch dastransdisziplinäre Lehrangeboterhalten die Studierendender Universität eine Profil<strong>und</strong>Schwerpunktbildung ineinem akademisch, beruflich<strong>und</strong> gesellschaftlich relevantenBereich. Es besteht dieMöglichkeit, zwei Zertifikateim Bereich Gender Studieszu erwerben. Zudem wird imWintersemester jeweils einefachbereichsübergreifendeRingvorlesung veranstaltet.Das Zentrum unterstützt darüberhinaus die Vernetzung vonForschenden sowie Lehrenden<strong>und</strong> ist Mitglied in der FachgesellschaftGeschlechterstudien/Gender Studies Association.VorstandProf. Dr. Joseph ImordeProf. Dr. Bärbel KuhnProf. Dr. Petra MoogProf. Dr. Susanne RegenerJProf. Dr. Gregor SchuhenProf. Dr. Klaudia WitteDr. des. Claudia MüllerMicha WesterholtAnne PlochMarisa RitterJanine WolskiProjekte- Innovative Arbeitsgruppenkonzeptezur Integration vonInformatik <strong>und</strong> beruflicherSelbstständigkeit für junge<strong>Frauen</strong> (Verb<strong>und</strong>projekt derUniversitäten Siegen <strong>und</strong>Flensburg)- Lohnende Investition? ZumGleichstellungspotenzialvon Sozialinvestition <strong>und</strong>AktivierungAnschriftDr. Uta FenskeZentrum Gender StudiesSiegenHölderlinstraße 357068 SiegenTel.: (0271) 740 4553gender@uni-siegen.deNatürlich sind wir uns bewusst, dass dies nichtzwangsläufig zu einer Verbesserung der interdisziplinärenZusammenarbeit führen muss, dahierfür Voraussetzungen wie Aufgeschlossenheit,Toleranz <strong>und</strong> Reflexionsfähigkeit notwendig sind.Allerdings müsste dazu mehr Raum <strong>und</strong> Zeit imStudium zur Verfügung gestellt werden. Aus eigenerErfahrung können wir sagen, dass es einenMehraufwand bedeutet <strong>und</strong> Bereitschaft sowieEngagement erfordert, interdisziplinäres Arbeitenzu erlernen.Durch interdisziplinäre Wissensaneignung <strong>und</strong>Wissensproduktion in bzw. durch die <strong>Frauen</strong><strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong> können sich bestehende(geschlechtliche) Deutungshorizonteverschieben. Dadurch wäre ein Wandel in dergeschlechtlichen Segregation im Wissenschaftssystemdenkbar.Eine Wunschvorstellung unsererseits wäre dieEinrichtung von interdisziplinären Lehrstühlenmit mehreren Mitarbeiter_innen <strong>und</strong>/oderProfessor_innen aus diversen Fächern, sodassvielfältige Perspektiven auf Fragestellungen der<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> zustandekommen <strong>und</strong> gemeinsam erarbeitet werden können.<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 73


BeiträgeKontakt <strong>und</strong> InformationThea Jacobstheajacobs@posteo.deSvenja Spyramail@svenja-spyra.deLiteratur- Bohnsack, Ralf (1999): Rekonstruktive Sozialforschung.Einführung in Methodologie <strong>und</strong>Praxis qualitativer Forschung.- Hark, Sabine (2005): Dissidente Partizipation.- Kahlert, Heike (2005): Wissenschaftsentwicklungdurch Inter- <strong>und</strong> Transdisziplinarität: Positionender <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>.In: Heike Kahlert, Barbara Thiessen & Ines Weller(Hrsg.): Quer denken – Strukturen verändern,S. 23–60.- Knapp, Gudrun-Axeli/Landweer, Hilge (1995):„Interdisziplinarität“ in der <strong>Frauen</strong>forschung:Ein Dialog. In: L‘Homme. Zeitschrift für FeministischeGeschichtswissenschaft. Jg. 6 Heft 2.Wien – Köln – Weimar. S. 6–38.- Maihofer, Andrea (2005): Inter-, Trans- <strong>und</strong>Postdisziplinarität. Ein Plädoyer wider die Ernüchterung.In: Heike Kahlert, Barbara Thiessen& Ines Weller (Hrsg.): Quer denken – Strukturenverändern, S. 185–202.- Ullrich, Carsten (1999): Deutungsmusteranalyse<strong>und</strong> diskursives Interview. Leitfadenkonstruktion,Interviewführung <strong>und</strong> Typenbildung.Arbeitspapiere – Mannheimer Zentrum für Sozialforschung<strong>Nr</strong>. 3. Mannheim.74 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


TagungsberichteTagungsberichteElisabeth Grabner-Niel, Ilona Pache, Tanja Rietmann, Birgitta WredeKonferenz der Einrichtungen für <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong>Geschlechterstudien im deutschsprachigen Raum (KEG)Tagungsbericht zur 11. Arbeitstagung der KEG vom 14. bis 15.02.2013 in FrankfurtVon links: Dr. Brigitta Wrede, Elisabeth Grabner-Niel, Dr. Tanja RietmannDie diesjährige Arbeitstagung der KEG bot einstark nachgefragtes Forum zur Erörterung inhaltlich<strong>und</strong> hochschulpolitisch brisanter Entwicklungenin den Gender Studies. In Frankfurt am Maintrafen sich vom 14. bis 15.02.2013 mehr als 70Geschlechterforscher_innen zu einem qualifiziertenErfahrungsaustausch zwischen den institutionalisiertenEinrichtungen im deutschsprachigenRaum. Hier wurde eine diagnostische Sicht aufTrends <strong>und</strong> Fallen der Hochschulentwicklungermöglicht <strong>und</strong> dazu beigetragen, Formen <strong>und</strong>Strategien der Institutionalisierung zu reflektieren<strong>und</strong> weiterzuentwickeln.In den Arbeitsgruppen der Tagung wurden insbesonderefolgende Themen in den Blick genommen:- Entwicklung der Studiengänge- Herausgeben, begutachten & publizieren – ZurBedeutung von peer-review <strong>Journal</strong>s in dendeutschsprachigen Gender Studies- Gender-Graduiertenkollegs- Bedingungen für Gender <strong>und</strong> Queer StudiesDie AG „Entwicklung der Studiengänge“ startetemit Beiträgen aus Österreich <strong>und</strong> der Schweiz, indenen die Entwicklung der Gender Studies vordem Hintergr<strong>und</strong> länderspezifisch unterschiedlicherinstitutioneller Rahmenbedingungen bilanziertwurde. In einem weiteren Vortrag wurdenerste Erfahrungen mit dem GENDER PRO MINT-Zertifikat an der TU Berlin vorgestellt. Der vierteBeitrag fokussierte Erfahrungen mit der Reakkreditierungim Vergleich zu der Erstakkreditierungan der Universität Göttingen.Elisabeth Grabner-Niel von der Universität Innsbruck,Geschäftsbereich Gender Studies, blickteauf mehr als zehn Jahre Institutionalisierung derGender Studies in Österreich zurück. Nach einerbis in die 1980er Jahre zurückreichenden Vorgeschichtewurde 2002 mit dem Universitätsgesetzan allen österreichischen Universitäten die „Einrichtungeiner Organisationseinheit zur Koordinationder Aufgaben der Gleichstellung, der <strong>Frauen</strong>förderungsowie der <strong>Geschlechterforschung</strong>“implementiert. Diese gesetzliche Vorgabe wurdeim Rahmen der universitären Autonomie in deneinzelnen Hochschulen strukturell heterogenumgesetzt. Die institutionelle Einbindung reichtvon der Zuordnung zum Vizerektorat für Personal,Personalentwicklung <strong>und</strong> Gleichstellung (UniGraz) bis zur Zuordnung zur Stabsstelle Gender<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 75


TagungsberichteMainstreaming (Uni Wien). Mit dem Universitätsgesetzgeht die Stärkung der gesetzlich verankertenSichtbarkeit der Gender Studies einher.Auf die Genderlehre wird im narrativen Teil dervom Wissenschaftsministerium eingefordertenWissensbilanzen eingegangen. In der zwischenjeder Uni <strong>und</strong> dem Wissenschaftsministeriumabzuschließenden Leistungsvereinbarung ist dieGenderlehre ebenfalls ein Berichtspunkt. Parallelzu diesen Instrumenten, die die Sichtbarkeit stützen,haben sich die Koordinationsstellen, die sichhalbjährlich treffen, in der Genderplattform vernetzt.Hier hat sich die Anzahl der Einrichtungenerhöht, die 2000 vorhandenen sieben Einrichtungensind 2012 auf 22 angewachsen. Dabeisind große Unterschiede in der Ausrichtung <strong>und</strong>den Aufgabenbereichen festzustellen. Die Aufgabenreichen von <strong>Frauen</strong>förderung über GenderMainstreaming bis zu Gender Studies. In derZusammenschau lässt sich sagen, dass die gesetzlicheVerankerung einerseits die Absicherungder Gender Studies stärkt, weil die Universitätsleitungenauch im Vergleich untereinander demGesetz gemäße Leistungen vorweisen müssen.Andererseits strukturiert die gesetzliche Vorgabedie von der Uni eingeforderten Berichtspflichten,ohne dass Gestaltungsmöglichkeiten hinsichtlichder Vorgaben möglich sind. Lediglich im Rahmender Vernetzung auf der Genderplattform ist imKontakt mit dem Ministerium die Möglichkeitvorhanden, Einfluss zu nehmen.Tanja Rietmann von der Universität Bern, InterdisziplinäresZentrum für <strong>Geschlechterforschung</strong>,bilanzierte die Institutionalisierung der GenderStudies an Schweizer Universitäten. In derSchweiz bewilligte der B<strong>und</strong> 2004 das Projekt„<strong>Netzwerk</strong> Gender Studies Schweiz“, um an denschweizerischen Universitäten Gender Studiesnachhaltig in Forschung <strong>und</strong> Lehre zu etablieren<strong>und</strong> in diesem Zusammenhang ein abgestimmtes,gesamtschweizerisches Studienangebot inGender Studies auf BA- <strong>und</strong> MA-Stufe auf- <strong>und</strong>auszubauen. Student_innen können sich heutein einem gesamtschweizerischen elektronischenVeranstaltungsverzeichnis (www.gendercampus.ch)über das Genderstudienangebot in derSchweiz informieren <strong>und</strong> sich auf diese Weise einteilweise individuelles Studienangebot zusammenstellen.Das Projekt wurde zwei Mal verlängert<strong>und</strong> wird 2016 definitiv auslaufen. Ziel ist es,dass nach 2016 die Programme im Rahmen derregulären Universitätsbudgets durchgeführt werdenkönnen. In welchem Umfang die Sicherstellungan den verschiedenen Standorten mit denjeweils unterschiedlichen Ausgangsbedingungenerreicht werden kann, ist noch nicht abzusehen.Im Jahr 2012 waren acht Universitäten am Projektbeteiligt (Basel, Bern, Fribourg, Genève, Lausanne,Neuchâtel, St. Gallen <strong>und</strong> Zürich) sowiedas IHEID (Hochschulinstitut für internationaleStudien <strong>und</strong> Entwicklung), die die Errichtungvon Professuren, Assistenzprofessuren, (Ober-)Assistenzen sowie die Gründung von Zentren fürGender Studies <strong>und</strong> die Graduiertenausbildungin verschiedenen Graduiertenkollegien erreichthatten. Seit 2010 werden zudem ein Visiting ProfessorProgramme <strong>und</strong> eine Swiss InternationalSummer School in Gender Studies angeboten.Im dritten Beitrag berichtete Bärbel Mauss vomZentrum für Interdisziplinäre <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>der TU Berlin über GENDERPRO MINT, ein Studienangebot für Student_innen<strong>und</strong> Promovend_innen der Natur-, Technik-<strong>und</strong> Planungswissenschaften sowie der Informatik<strong>und</strong> Mathematik (MINT). Das Studiumumfasst 30 ECTS <strong>und</strong> wird mit einem Zertifikatabgeschlossen. Ziel des Studienangebots ist dieVermittlung f<strong>und</strong>ierter Genderkompetenzen inder Fokussierung auf die Studieninhalte der Teilnehmer_innen<strong>und</strong> auf die praktische Umsetzungdes erworbenen Genderwissens in Fachstudienprojekten.Das erste Programmsemester zeigteine hohe Nachfrage sowie großes Interesse derStudent_innen an der kritischen Reflexion dernatur- <strong>und</strong> technikwissenschaftlichen Studieninhalteaus Genderperspektive. Die MINT-Student_innen sind sehr motiviert, sich mit gendertheoretischenFragestellungen <strong>und</strong> Herangehensweisenauseinanderzusetzen. Sie erwarten von der Beschäftigungmit Genderinhalten <strong>und</strong> -Methodeninsbesondere eine Methodologie zur kulturellen<strong>und</strong> gesellschaftlichen Kontextualisierung vonMINT <strong>und</strong> damit zur Innovation in den Studienfeldern.Bei GENDER PRO MINT umfassen GenderkompetenzenKenntnisse der Gendertheorien<strong>und</strong> der Ansätze im Feld Gender and STS (ScienceTechnology & Society) sowie die Fähigkeit, diesesWissen in praktischen Projekten in der Verbindungmit Fachstudieninhalten umzusetzen.Im vierten Beitrag thematisierte Helga Hauenschildvon der Koordinationsstelle <strong>Geschlechterforschung</strong>der Universität Göttingen die Reakkreditierungvon Studiengängen. Am Beispieldes Studiengangs <strong>Geschlechterforschung</strong> ander Universität Göttingen stellte sie den Verfahrensablauf(Beratung, Vertrag, Antragstellung,Vorprüfung, Begehung, Bericht an die Hochschule,Entscheidung <strong>und</strong> Übersendung des Bescheidsggf. mit Auflagen an die Hochschule) <strong>und</strong> die Kriterien(u. a. Studiengangkonzept, Studierbarkeit,Prüfungssystem, Ausstattung) dar. Sie berichtete,dass aufgr<strong>und</strong> der Systemakkreditierung der BAGender Studies mit anderen Fächern als der MAGender Studies reakkreditiert wurde. Die Erstakkreditierungwar in Göttingen mit der Auflageverb<strong>und</strong>en gewesen, eine Genderprofessur76 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Tagungsberichteeinzurichten. Dies ist ein Beispiel dafür, dass dieAkkreditierung als ein Verfahren der Qualitätssicherungmit eigenen Qualitätsstandards die Absicherungder Studiengänge stützen kann, dennbei der Reakkreditierung wurde die Umsetzungder Auflage geprüft. Ein angenehmer Unterschiedzur Erstakkreditierung, die Prüfungscharakterhatte, war der dialogischere <strong>und</strong> entspanntereUmgang bei der Reakkreditierung.In der Diskussion gab es mehrfach Verweise aufQualitätsstandards, die durch nationale Förderprogramme,Akkreditierungsagenturen, Evaluationssatzungender Universitäten usw. laufendan die Gender Studies herangetragen werden.Dabei blieb die Frage offen, welche Qualität dieGender Studies wollen, ob diese sich von den ansie herangetragenen Vorstellungen unterscheidet<strong>und</strong> welche Spielräume es gibt, eigene Standardszu formulieren, zu etablieren <strong>und</strong> weiterzuentwickeln.Die AG „Herausgeben, begutachten & publizieren– Zur Bedeutung von peer-review <strong>Journal</strong>sin den deutschsprachigen Gender Studies“wurde moderiert von Prof. Dr. Elke Gramespacher(PH FHNW Brugg, Schweiz), Dr. Beate Kortendiek(Universität Duisburg-Essen), Prof. Dr. HeikeKahlert sowie von Miriam von Maydell (Lektorindes Verlags Barbara Budrich). Damit waren dieRedaktionen der „Freiburger Zeitschrift für GeschlechterStudien“sowie von „GENDER. Zeitschriftfür Geschlecht, Kultur <strong>und</strong> Gesellschaft“(je: Verlag Barbara Budrich) gut vertreten <strong>und</strong>informierten als Einstieg über ihre Redaktionsarbeit.Dabei standen insbesondere der Umgangmit <strong>und</strong> die Relevanz dieser sowie weitererpeer-reviewten <strong>Journal</strong>e im deutschsprachigenRaum im Vordergr<strong>und</strong>. Deutlich gemacht wurde,dass die Begutachtung von Originalbeiträgenim Doppel-Blind-Verfahren (peer-review) schonlange zum Standard der Redaktionsarbeit einschlägigerFachzeitschriften der Gender Studiesgehört. Allerdings ergeben sich für peer-review-Verfahren in den Gender Studies besondereHerausforderungen, die in dieser Arbeitsgruppepräsentiert <strong>und</strong> kritisch reflektiert wurden.Darüber hinaus wurden die Anforderungen anFachzeitschriften der Gender Studies gemeinsamerörtert. Auch wenn nicht alle Redaktionen genderwissenschaftlicherFachzeitschriften vertretenwaren, konnten sich potenzielle Autor_innen <strong>und</strong>Gutachtende der Gender Studies hier einen sehrinformierten Überblick über Publikationsmöglichkeitenin den einschlägigen <strong>Journal</strong>en verschaffen.Zudem wurde eine Initiative für ein <strong>Netzwerk</strong>projektvorgestellt, das ein Repositorium fürdie <strong>Geschlechterforschung</strong> aufbauen will. Hiersoll ein virtueller Ort für Forschungsergebnisseder <strong>Geschlechterforschung</strong> geschaffen werden.Der Schwerpunkt soll dabei auf Sek<strong>und</strong>ärveröffentlichungenbereits publizierter Texte liegen,könnte aber auch Primärveröffentlichungen(z. B. Erstveröffentlichung von Qualifikationsarbeiten)<strong>und</strong> andere Textsorten (z. B. graue Literatur)umfassen. Durch sinnvolle Indizierung sollenForschungsergebnisse der neuen <strong>und</strong> älteren <strong>Geschlechterforschung</strong>frei (im Sinne von Open Access)(wieder) verfügbar gemacht werden. Da einsolches Projekt nur gelingen kann, wenn es voneinem breiten <strong>Netzwerk</strong> von Forschenden <strong>und</strong>Lehrenden, von Zentren, Archiven <strong>und</strong> Bibliothekengetragen wird, fordern die Initiatorinnen ausdrücklichalle Interessent_innen zur Mitwirkung<strong>und</strong> Unterstützung auf. Für Rückfragen wendenSie sich bitte an: anita.runge@fu-berlin.de.In der Arbeitsgruppe „Gender-Graduiertenkollegs“wurden drei Kollegs aus Österreich,Deutschland <strong>und</strong> der Schweiz vorgestellt. AnnaBöcker <strong>und</strong> Barbara Kraml sprachen über dasInitiativkolleg „Gender, Violence, Agency in theEra of Globalization“ (Universität Wien), RomanGeorge über das Promotionskolleg „Geschlechterverhältnisseim Spannungsfeld von Arbeit,Organisation <strong>und</strong> Demokratie“ (Philipps UniversitätMarburg) <strong>und</strong> Tanja Rietmann über dasDoktoratsprogramm Gender Studies des InterdisziplinärenZentrums für <strong>Geschlechterforschung</strong>(Universität Bern).Die Rednerinnen <strong>und</strong> der Redner gingen vertieftvor allem auf Organisationsstruktur <strong>und</strong> Programmgestaltungder Kollegs ein. Hierbei <strong>und</strong>in der abschließenden Diskussion mit dem Publikumzeigte sich als gemeinsames Fazit, dasssich ein erfolgreiches Graduiertenkolleg in verschiedenenPunkten von Ausbildungsangebotenauf BA- oder MA-Stufe unterscheidet, respektiveunterscheiden sollte. Für einen befriedigenden<strong>und</strong> fruchtbaren wissenschaftlichen Austauschmüssen die Doktorand_innen bei der Programmgestaltungmitsprechen können, sodass die behandeltenInhalte möglichst passgenau auf dieDissertationsprojekte zugeschnitten sind. Einezu verschulte Struktur widerspricht der Anforderungan die selbständige wissenschaftliche Forschungsleistung.Auch zeigen die Erfahrungen,dass es wichtig ist, sich innerhalb eines Graduiertenkollegsüber eine gemeinsame Diskussionskulturzu verständigen (Stichwort Interdisziplinarität)<strong>und</strong> frühzeitig gegenseitige Erwartungenzwischen der Leitung sowie den Teilnehmendenzu klären. Gr<strong>und</strong>sätzlich wird die Möglichkeit,im Rahmen eines Graduiertenkollegs zu promovieren,als äußerst wertvoll erfahren, um sich infachlichen, arbeitstechnischen <strong>und</strong> persönlichenBelangen austauschen <strong>und</strong> weiterentwickeln zukönnen <strong>und</strong> um Soft Skills zu erwerben.<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 77


TagungsberichteAuf dem Plenum am Freitag wurde zunächst vonKirstin Mertlitsch die neu gegründete ÖsterreichischeGesellschaft für <strong>Geschlechterforschung</strong>/Gender Studies Association ÖGGF vorgestellt(www.oeggf.at). Ein detaillierter Bericht dazu istzu finden unter: www.uibk.ac.at/geschlechterforschung/news.Die Gründungsversammlung fandam 23.11.2012 mit der Wahl des Vorstandes ander Universität Salzburg statt. Eine erste Tagungist für den 5. bis 7.12.2013 an der UniversitätWien geplant. Die dauerhafte Einbindung derKo-Stellen/Zentren in die Vereinsstruktur ist dabeigroßes Anliegen, die Finanzierung noch abzuklären.Helga Hauenschild von der UniversitätGöttingen gab eine Schilderung der Evaluierungder <strong>Geschlechterforschung</strong> in Niedersachsen. DieGender Studies wurden dabei nicht als Disziplin,sondern als Querschnittsgebiet eingeordnet,die Evaluierungskategorien schienen jedoch aufDisziplinen ausgerichtet. Als Vorgehen wurde einauf einer Selbstevaluation von 18 staatlichenHochschulen in Niedersachsen basierendes Verfahrenmit selektiven Anhörungen gewählt. DieBerichte der einzelnen Hochschulen waren voneiner sehr heterogenen Qualität. Ein Ergebnisdieser Evaluierung ist eine nun verstärkte interneDiskussion an einzelnen Hochschulen über dieFörderung <strong>und</strong> Etablierung von Gender Studiessowie die Forderung nach einer besserenAusstattung der Gender Studies. Die WissenschaftlicheKommission Niedersachsen (WKN)hat mittlerweile den Bericht zur <strong>Geschlechterforschung</strong>in Niedersachsen übergeben. Erist hier zu finden: www.wk.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=19796&article_id=72409&_psmand=155. Von der seit einemJahr tätigen Koordinationsstelle Gender Studiesder Universität Vechta berichtete Sabine Bohneüber ein großes EU-Projekt, das über das 7. EU-Rahmenprogramm gefördert wird <strong>und</strong> dessenZiel die Stärkung von Gleichstellungsmaßnahmensowie die Verankerung der Gender Studies ist.Als gemeinsames Thema von KEG <strong>und</strong> FachgesellschaftGeschlechterstudien/Gender Studies Associationwurden schließlich unter dem Stichwort‚Exzellenz‘, Institution <strong>und</strong> Kritik – Bedingungenfür Gender <strong>und</strong> Queer Studies reformulieren!,ausgehend von Erfahrungen an unterschiedlichenStandorten, die verschiedenen Rahmenbedingungenvon Gender <strong>und</strong> Queer Studies wiez. B. Exzellenzinitiative, Gleichstellungsprogrammeauf Länderebene, Hochschulpolitiken beleuchtetsowie deren spezifische Wirkungsweisevor Ort im Speziellen <strong>und</strong> im Hinblick auf möglicheverallgemeinerbare Wirkungsweisen diskutiert.So berichteten Susanne Völker <strong>und</strong> Dirk Schulzvom GeStiK der Universität zu Köln, dass durchBeschluss des Senats der Universität zu Köln2012 mit GeStiK (Gender Studies in Köln) einefakultätsübergreifende, hochschulweite Einrichtungfür Gender <strong>und</strong> Queer Studies gegründetworden ist, die zwar an der Universität zu Kölnangesiedelt ist, sich jedoch gerade durch denKooperationsverb<strong>und</strong> mit Wissenschaftler_innenanderer Kölner Hochschulen (Sporthochschule,Kunsthochschule für Medien, Hochschule für Musik<strong>und</strong> Tanz, Fachhochschule Köln) auszeichnet.Diese mit Blick auf die langjährigen <strong>und</strong> vielfältigen<strong>Geschlechterforschung</strong>en an der Universitätzu Köln <strong>und</strong> im Vergleich zu anderen Hochschulensehr späte Gründung ereignete sich unterspezifischen, aber – so wurde vermutet – zumindestdeutschlandweit veränderten hochschulpolitischenBedingungen: Gleichstellungspolitikavanciert stärker zum hochschulpolitischen Maßstab;<strong>Geschlechterforschung</strong> soll – so zumindestpostuliert in den Gleichstellungsstandards derDFG – ein Qualitätskriterium für eine angemessenkomplexe Wissenschaft sein; Gender ist generellGegenstand von Exzellenzinitiativen <strong>und</strong>somit Hebel zur Akquisition von Drittmitteln.Gleichzeitig droht jedoch <strong>Geschlechterforschung</strong>geschwächt zu werden, weil sie unter dem Labeldes Querschnittthemas allzu oft gerade nichtsubstanziell <strong>und</strong> systematisch in Forschung verankertwird <strong>und</strong> weil inter- <strong>und</strong> transdisziplinäreGenderforschung häufig aller Postulate zumTrotz durch das Raster disziplinär geprägterFörderpraktiken fällt. Durch die Konstrukte vonExzellenz <strong>und</strong> besonderer Förderungswürdigkeitwächst zudem die Gefahr, gr<strong>und</strong>ständige Leistungenvon Zentren zu entwerten. Zu beobachtenbleibt, was diese Gemengelage für die Chancen<strong>und</strong> Gefahren einer inter- <strong>und</strong> transdisziplinären<strong>Geschlechterforschung</strong> bedeutet, die die Kritikder zweigeschlechtlichen Ordnung <strong>und</strong> derHeteronormativität zum Ausgangspunkt nimmtsowie langfristig Gr<strong>und</strong>lagen der Gender <strong>und</strong>Queer Studies abzusichern sucht. Vertreter_innenanderer Einrichtungen kontrastierten diese Etablierungsgeschichte.So berichtete Gabi Jähnertvon den Entwicklungen der ZTG der HU Berlin,Gregor Schuhen <strong>und</strong> Uta Fenske von denen amZentrum Gender Studies Siegen (Gestu_S).Neben den schon oben beschriebenen Entwicklungenbleibt das Verhältnis zwischen der Absicherung<strong>und</strong> Verstetigung von Gr<strong>und</strong>lagen sowieder Förderung kurzfristiger Surplus-Projekte zubeobachten. Hier stellt sich auch die Frage einergemeinsamen bzw. kooperierenden Strategiezur Absicherung gr<strong>und</strong>ständiger Geschlechterstudienstrukturen(so z. B. durch <strong>Geschlechterforschung</strong>snetzwerke,Kooperationen der Vertreter_innenmehrerer Hochschulen). Abschließendwurde die Diskussion auf die mögliche Formu-78 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Tagungsberichtelierung eigener Kriterien für die Evaluation von<strong>Geschlechterforschung</strong>seinrichtungen gerichtet.Hier stellte sich insbesondere die Frage, wie „eigene“Institutionen, beispielsweise die FachgesellschaftGeschlechterstudien, mögliche Evaluationsprozessebeeinflussen oder sogar steuernkönnen.Mit Blick auf die nächste Jahrestagung der KEG2014 wurden als mögliche Themen festgehalten:- Entwicklung der Studiengänge, Austausch zurEntwicklung der Masterstudiengänge, der Berufsfelder<strong>und</strong> dem Verbleib der Absolvent_innen- Graduiertenkollegs- Didaktik – Best Practice-Beispiele (z. B. Tandem-Lehre)- Evaluierungskriterien für Zentren – wie mit denZumutungen umgehen, sich immer neu zu profilieren?Welche eigenen Kriterien <strong>und</strong> welcheeigenen Qualitätsanforderungen haben wir inder <strong>Geschlechterforschung</strong>? Umgang mit Konkurrenz/Synergienvon Angeboten an unterschiedlichenStandorten- Verbindung KEG – nationale interdisziplinäre<strong>und</strong> disziplinäre Fachgesellschaften: Interessenkonstellationen,Kooperationen, Vernetzung,Bündnispartnerschaften, Schnittstellen- Herausforderung durch den Trend bzw. die Anforderungen,Diversity ins Themenspektrum derZentren aufzunehmen- Verankerung von Gender Studies in Forschungs<strong>und</strong><strong>Frauen</strong>förderprogrammen an verschiedenenHochschulen- Dauerhafte Finanzierung der Gender Studies/<strong>Geschlechterforschung</strong>, insbesondere im Zusammenhangmit „Exzellenz“- Normalisierung <strong>und</strong> Professionalisierung in denGender Studies; Verhältnis von „relativem Gradder Normalisierung“ <strong>und</strong> immer neuen Gefährdungenz. B. beim Auslaufen von StellenInitiativen zur Ausgestaltung dieser oder andererAGs sind herzlich willkommen! Bezüglich Ort<strong>und</strong> Zeitpunkt der KEG 2014 wurde wieder dieKoppelung mit der Tagung der FachgesellschaftGeschlechterstudien (eventuell auch eine länderübergreifendeFachtagung) ins Auge gefasst.Als Sprecherinnen der KEG wurden (wieder)gewählt:- Dr. Birgitta Wrede (Interdisziplinäres Zentrumfür <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> (IFF),Universität Bielefeld): birgitta.wrede@uni-bielefeld.de- Dr. Ilona Pache (Zentrum für transdisziplinäreGeschlechterstudien (ZtG), Humboldt-Universitätzu Berlin): ilona.pache@gender.hu-berlin.de- Dr. Tanja Rietmann (Interdisziplinäres Zentrumfür <strong>Geschlechterforschung</strong> (IZFG), UniversitätBern): tanja.rietmann@izfg.unibe.ch- Mag. Elisabeth Grabner-Niel (GeschäftsbereichGender Studies, Universität Innsbruck): elisabeth.grabner-niel@uibk.ac.atKEG im Internet: www.genderkonferenz.eu. Hiergibt es auch die Möglichkeit, sich in die Mailinglisteder KEG einzutragen.Kontakt <strong>und</strong> InformationDr. Birgitta Wredebirgitta.wrede@unibielefeld.de<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 79


TagungsberichteKirsten Heusgen, Dorothee Koch, Sigrid Metz-Göckel, Christina Möller,Ramona Schürmann, Petra SelentOptimale Bedingungen für Wissenschaftskarrieren? –Arbeits- <strong>und</strong> lebensweltliche Einflussfaktoren auf denAusstieg aus <strong>und</strong> den Verbleib in der WissenschaftBericht über die Fachtagung des Forschungsprojekts „Auf der Suche nach dem verlorenenNachwuchs – Mobilität <strong>und</strong> Drop-Out der wissenschaftlich Beschäftigten“ (Kurzform: MobileDrop-Outs) am 17. <strong>und</strong> 18.01.2013 an der TU Dortm<strong>und</strong>Von links: Kirsten Heusgen, Dr. Ramona Schürmann, Balbine Marschall von Bieberstein-Herder, Christina Möller, Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel, Petra Selent, Dr. Anke Burkhardt,Dr. Dorothee Koch, Prof. Dr. Andrzej Górak <strong>und</strong> Svenja ÜingModerierte Gesprächsr<strong>und</strong>e; von links: Dr. Daniel Keßler, Martina Stackelbeck, Antonia Kühn,Brigitte Göbbels-Dreyling, Dr. Thomas Grünewald <strong>und</strong> Svenja ÜingWissenschaftliche Karrieren <strong>und</strong> die Integration inwissenschaftliche Fach-Communities vollziehensich in spezifischen arbeits- <strong>und</strong> lebensweltlichenKontexten. Als relevante Kriterien gelten hoheLeistungsfähigkeit, zeitliche Verfügbarkeit, Mobilitätsbereitschaft<strong>und</strong> die Akzeptanz langjährigungesicherter Beschäftigung. Wissenschaftler/innen mit einem gleichberechtigten Partner/innenschaftsverständnistreffen vor allem als Elternauf das Erbe eines Karrieremodells, in dem dieMänner von familiärer Sorgearbeit weitgehendbefreit waren <strong>und</strong> diese allein den <strong>Frauen</strong> überlassenblieb. Damit ist ein Konfliktpotenzial zwischenarbeits- <strong>und</strong> lebensweltlichen Kontextenbenannt, das vor allem den Ausstieg von Wissenschaftlerinnenaus Universität <strong>und</strong> Wissenschaftbegründen kann.Optimale Bedingungen für Wissenschaftskarrieren?wurde als Tagungstitel mit einem Fragezeichenversehen, da sich eine verschärfende Diskrepanzzwischen den angebotenen Stellen <strong>und</strong>dem sich qualifizierenden <strong>und</strong> qualifizierten wissenschaftlichenPersonal abzeichnet, wie dies imzweiten B<strong>und</strong>esbericht zum wissenschaftlichenNachwuchs belegt wird. Auf der Tagung wurdenErgebnisse des Projekts „Mobile Drop-Outs“zur Diskussion gestellt, das erstmalig die in einemJahr, hier 2009, aus dem wissenschaftlichenPersonal Ausgeschiedenen genauer analysierthat. Die Datenbasis haben 18 Universitäten zurVerfügung gestellt. Als „mobile Drop-Outs“ werdensie deshalb bezeichnet, weil die Verfolgungder weiteren Lebenswege (über eine Online-Befragung <strong>und</strong> Interviews) eine große Vielfalt<strong>und</strong> unterschiedliche Mobilitäten ermittelt hat.Diskutiert wurden die Spannung zwischen denBeschäftigungsverhältnissen sowie den persönlichenKarriereorientierungen <strong>und</strong> -ambitionen,die Folgen der wissenschaftlichen Integration der<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> die subjektiven bzw. lebensweltlichenVorstellungen derjenigen, die im Wissenschaftssystemverblieben, <strong>und</strong> derjenigen, die ausgeschiedensind.Tatsächlich liegen bisher wenig zuverlässige Datendarüber vor, welche Einflussfaktoren tatsächlichzum langfristigen Verbleib in der Universitätoder zum Ausstieg aus der Wissenschaft führen.Insbesondere fehlen Erkenntnisse, wie viele Personenaus welchen Gründen die Universitätenverlassen haben, welche beruflichen Alternativensie gewählt haben <strong>und</strong> wie zufrieden die „Aussteiger/innen“mit ihrer Entscheidung sind.80 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


TagungsberichteNeben der Präsentation der Projektergebnisser<strong>und</strong>eten Vorträge <strong>und</strong> Diskussionen von <strong>und</strong> mitExpert/inn/en aus der Hochschul- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>sowie der Hochschulpolitik das Programmab.Die Tagung wurde von Prof. Dr. Andrzej Górak,Prorektor für Forschung der TU Dortm<strong>und</strong>, <strong>und</strong>Frau Balbine Marschall von Bieberstein-Herdervom B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschungeröffnet.In ihrem Einführungsvortrag „Prekarisierungals biographische Verunsicherung <strong>und</strong> Mobilitätberuflicher Karrieren – einige kritische Fragen“fokussierte Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel die Auswirkungender Beschäftigungssituation auf denLebenszusammenhang der jungen Wissenschaftler/innen.Während die Drop-Out-Forschung zuStudienabbrüchen bereits eingeführt sei, bestündezum Ausstieg aus der Universität bzw.Wissenschaft noch ein Forschungsdesiderat. AusSicht der Universität als Arbeitgeberin handele essich bei den „Drop-outs“ um eine Personalfluktuation<strong>und</strong> gewünschte „Selektion“ der „bestenKöpfe“, aus Sicht der Personen um eine kritischePassage im individuellen Berufs- bzw. Lebensverlauf<strong>und</strong> damit um sehr unterschiedliche Perspektiven<strong>und</strong> Einschätzungen. Die Entscheidungzu Verbleib oder Ausstieg aus der Wissenschaftsei ein längerer komplexer Prozess <strong>und</strong> interaktivesErgebnis der konkreten Umfeldbedingungen(Vertragsbiografie, Fachzugehörigkeit, Qualifikationsgrad)sowie der persönlichen Lebenssituation(Partner/innenschaft <strong>und</strong> Elternschaft,Geschlecht, Alter). Im Kontext der wissenschaftlichenIntegration von <strong>Frauen</strong> hat der Drop-Out-Prozess eine kritische Bedeutung erhalten (leakypipeline), da nach den wissenschaftsimmanenten<strong>und</strong> kontextuellen Gründen für das frühe Ausscheidenvon <strong>Frauen</strong> zu fragen sei. Die zentraleThese des Beitrags von Sigrid Metz-Göckel lautete,dass sich die tradierte Vorstellung von derwissenschaftlichen Persönlichkeit, die mit demvon Sorgearbeiten freigestellten männlichenIndividuum assoziiert sei, mit der wissenschaftlichenIntegration von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> dem Leben alsDoppel-Berufstätigen-Paar aufzulösen beginnt.Die Prekarisierung der Beschäftigungssituationbegünstige biografische Verunsicherungen <strong>und</strong>eine Verw<strong>und</strong>barkeit, die generative Entscheidungenproblematisch erscheinen lassen.Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> stellte Petra Selent(Projekt Mobile Drop-Outs) das hypothetischeAnalysemodell des Forschungsprojekts vor, anhanddessen die quantitative <strong>und</strong> qualitativeBefragung konzipiert sowie ausgewertet wurde.Das Analysemodell integriert biografische,lebens- <strong>und</strong> arbeitsweltliche Kontexte für dieUntersuchung der Mobilitätsprozesse. WeitereProjektergebnisse wurden im Laufe der Tagungvon Kirsten Heusgen, Dorothee Koch <strong>und</strong> RamonaSchürmann vorgestellt.In ihrer Keynote zeigte Dr. Anke Burkhardt vomInstitut für Hochschulforschung (HOF) in Halle-Wittenberg unter dem Titel „Beschäftigungsbedingungen<strong>und</strong> Karriereperspektiven in derWissenschaft“ anhand statistischer Daten unterschiedlicheFacetten der Beschäftigungs- <strong>und</strong>Karrierelaufbahnen an den Universitäten auf.Insbesondere die Postdoc-Phase entpuppt sichals relativ unstrukturiert <strong>und</strong> ungesichert. PromovierteNachwuchswissenschaftler/innen, diesich für einen langfristigen Verbleib in der Wissenschaftentschlossen haben, müssen ihre Habilitationsarbeitenmeist innerhalb kurzfristigerBeschäftigungsverträge voranbringen, wobei<strong>Frauen</strong> zudem signifikant häufiger als Männerlediglich teilzeitig beschäftigt sind <strong>und</strong> ein gravierendesMissverhältnis zwischen den jährlichabgeschlossenen Habilitationen <strong>und</strong> frei werdendenProfessor/innenstellen besteht.Die beiden folgenden Präsentationen legten einbesonderes Augenmerk auf die Mobilität <strong>und</strong>die Partner/innenschaftskonstellationen vonWissenschaftler/innen. Kirsten Heusgen (ProjektMobile Drop-Outs) stellte anhand der im Projektgenerierten Daten dar, dass in 2009 ca. 17Prozent des wissenschaftlichen Mittelbaus ihreUniversität verlassen haben. Der Ausstieg aus einerbestimmten Universität sei aber für viele alsMobilitätsprozess zu charakterisieren, der primärinnerhalb des Hochschul- <strong>und</strong> Wissenschaftssystemsstattfindet. Für Wissenschaftler/innen inhomosozialen Paarbeziehungen, so zeigte derVortrag von Dr. Alessandra Rusconi (WissenschaftszentrumBerlin für Sozialforschung), stelltsich der hohe Mobilitätsanspruch als besondereHerausforderung dar, da die gelebte Paarrealitäthäufig mit multilokalen Wohnarrangements verb<strong>und</strong>enist.Den ersten Tagungstag r<strong>und</strong>ete eine moderierteGesprächsr<strong>und</strong>e ab unter dem Titel „AkademischeKarriere muss man sich irgendwie leistenkönnen“ mit Dr. Thomas Grünewald (Ministeriumfür Innovation, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung desLandes <strong>NRW</strong>), Brigitte Göbbels-Dreyling (Hochschulrektorenkonferenz),Antonia Kühn (DeutscherGewerkschaftsb<strong>und</strong>), Martina Stackelbeck(Gleichstellungsbeauftragte der TU Dortm<strong>und</strong>)<strong>und</strong> Dr. Daniel Keßler (Teilnehmer der Studie MobileDrop-Outs). Der 36-jährige Vater Daniel Keßlerhat seine angestrebte Karriere zur Professurzugunsten einer perspektivisch sicheren Positionim Wissenschaftsmanagement aufgegeben. Andiesem konkreten Beispiel wurden die prekäreBeschäftigungssituation <strong>und</strong> die mangelndePlanungssicherheit im wissenschaftlichen Mit-<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 81


TagungsberichteKontakt <strong>und</strong> InformationPetra SelentProjekt „Mobile Drop-Outs“TU Dortm<strong>und</strong>Zentrum für HochschulBildung/Abt. HochschulforschungMartin-Schmeißer-Weg 1344227 Dortm<strong>und</strong>petra.selent@tu-dortm<strong>und</strong>.detelbau sowie die damit verb<strong>und</strong>enen Nachteile(Kompetenzverlust) <strong>und</strong> Risiken für die Wissenschaftsentwicklungdiskutiert <strong>und</strong> für eine dualeKarriereorientierung plädiert.Dass wissenschaftliche Karrieren nicht nur vonfacheigenen Leistungsaspekten innerhalb spezifischersozialer Anerkennungskulturen, sondernauch von privaten Kontexten abhängen, zeigtenzwei Vorträge zum Thema Karrierewege <strong>und</strong>-bedingungen des zweiten Tages. Petra Selent(Projekt Mobile Drop-Outs) stellte anhand vonInterviewauswertungen mit ausgeschiedenen<strong>und</strong> erfolgreich etablierten Wissenschaftler/innenerfolgsbestimmende Determinanten einer universitärenKarriere vor. Neben Leistungsaspektenzeichnen sich die im Wissenschaftssystem Erfolgreichenu. a. durch eine große Passfähigkeit aus,indem sie das gängige Wissenschaftssystem mitdessen zeitintensiven Anforderungen nur wenigin Frage stellen <strong>und</strong> auf spezifische Unterstützungenim Privaten zurückgreifen konnten. Prof. Dr.Monika Jungbauer-Gans (Universität Erlangen-Nürnberg) legte anhand eines Vergleichs vonerfolgreich Habilitierten in drei Fächern dar, dassdie Berufungschancen von <strong>Frauen</strong> mit der Habilitationzum Teil besser sind als die von Männern,woraus sich schließen lässt, dass die Selektionin den unteren Qualifikationsstufen stattfindet.Geschlechterbezogene Unterschiede finden sichu. a. im Publikationsverhalten <strong>und</strong> im akademischensowie sozialen Kapital, woraus MonikaJungbauer-Gans einige Empfehlungen zur strategischenPublikationstätigkeit (für <strong>Frauen</strong>) ableitete.Zu den Auswirkungen der vielfältigen Leistungsanforderungen<strong>und</strong> unsteten Beschäftigungsverläufesowie der unberechenbarenBerufsperspektiven auf die Ges<strong>und</strong>heit der Wissenschaftlerinnen<strong>und</strong> Wissenschaftler referierteDr. Dorothee Koch (Projekt Mobile Drop-Outs).Sie stellte das „Relationale Belastungs- <strong>und</strong>Ressourcenmodell“ als theoretischen Rahmenfür die Analyse von Projektdaten aus der Online-Befragungsowie ausgewählte Ergebnissezur Ressourcen- <strong>und</strong> Beanspruchungssituationvon Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Wissenschaftlernvor. Dr. Frank Mußmann (Leiter der KooperationsstelleHochschulen <strong>und</strong> Gewerkschaften derUniversität Göttingen) präsentierte Konzepte vonMitarbeiter/innenbefragungen an der UniversitätGöttingen, die sich an dem DGB-Index „Gute Arbeit“orientieren. Ziel ist nicht nur die Ermittlungunterschiedlicher Bedarfe, sondern auch die Einführungvon Verfahren <strong>und</strong> Instrumenten, die zurVerbesserung der Arbeitsbedingungen im Hochschulbereichbeitragen sollen.Die letzten zwei Präsentationen vermittelteneinen internationalen Überblick auf Wissenschaftskarrieren.Dr. Ramona Schürmann (ProjektMobile Drop-Outs) verglich die Promotionsbedingungenin Deutschland, Frankreich <strong>und</strong> den USA.Insbesondere Deutschland zeichnet sich durcheine überdurchschnittlich hohe Promotionsquote<strong>und</strong> -intensität aus, die jedoch in der Optionsvielfaltder Rahmenbedingungen neben Chancenauch unterschiedliche Risiken des Scheiterns bergen,während in den Vergleichsländern deutlichstrukturiertere Bedingungen vorzufinden sind.Dr. Karin Zimmermann (Institut für Hochschulforschung,HOF) reflektierte aktuelle Reformdiskussionendes deutschen <strong>und</strong> insbesondere desösterreichischen Habilitationsmodells, die sichweitgehend am US-amerikanischen Vorbild desTenure-Track-Modells anlehnen.Drop-Out- <strong>und</strong> Mobilitäts-Prozesse im universitärenMittelbau haben – dies zeigten die Ergebnisseder Tagung – komplexe Kausalitäten <strong>und</strong>werden je nach Perspektive unterschiedlich legitimiertoder problematisiert. Wichtige Fragen orientierensich entlang der Geschlechterkategorie<strong>und</strong> weiteren Aspekten sozialer Ungleichheiten,z. B. der sozialen Herkunft der Wissenschaftler/innen. Deshalb obliegt es der wissenschaftlichenForschung, zu hinterfragen, inwiefern durchstrukturelle Zwänge <strong>und</strong> unhinterfragte Mythen(wie z. B. die der „wissenschaftlichen Persönlichkeit“,die sich allein aus ihrer wissenschaftlichenLeistungen generiert) strukturelle <strong>und</strong> sozialeRahmenbedingungen negiert werden. Immermehr Männer übernehmen auch Familie- <strong>und</strong>Sorgearbeit, sodass die Mär vom männlichenWissenschaftler ohne familiäre Verpflichtungenfür zukünftige Wissenschaftler/innengenerationenausgedient haben dürfte. Die Frage, wer auswelchem Gr<strong>und</strong> eine wissenschaftliche Karriereabbricht oder überhaupt erst gar nicht in Betrachtzieht, hat nicht nur im Hinblick auf die Beteiligungvon <strong>Frauen</strong> an Führungspositionen Brisanz,sondern auch für die Wissenschaftsentwicklung.Moderiert wurde die Tagung durch Svenja Üing,Bildungsjournalistin aus Köln. Beiträge der Tagungwerden in einer Buchpublikation voraussichtlichim Herbst dieses Jahres erscheinen. Aufder Homepage des Projekts können die Abstracts<strong>und</strong> Folien der Vorträge, weitere Fotos der Tagungsowie ein ausführlicherer Tagungsberichtabgerufen werden: www.zhb.tu-dortm<strong>und</strong>.de/hd/mobile_dropouts_abschlusstagung.82 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


TagungsberichteInes EckardtTransnationale Räume <strong>und</strong> GeschlechtTagungsbericht zur Konferenz am 04. <strong>und</strong> 05.04.2013 in PaderbornIlse LenzJeff HearnEinstimmung auf die TagungDie international besetzte Konferenz zum Thema„Transnationale Räume <strong>und</strong> Geschlecht“ wurdeam 04. <strong>und</strong> 05. April 2013 in den Räumen derUniversität Paderborn durchgeführt. Die Organisationder DFG-geförderten Tagung übernahmenBirgit Riegraf <strong>und</strong> Julia Gruhlich. An den zweiTagen konnten sich VertreterInnen verschiedenerForschungsfelder austauschen. So sollten dieVorträge unter jeweils anderem Blickwinkel aufTrans- <strong>und</strong> Internationalität sowie Geschlecht inPolitik, Ökonomie <strong>und</strong> Kultur zu weiterführendenDiskussionen anregen. Im Folgenden gebeich einen Überblick über die drei thematischenPanels, die jeweils von einem Keynote-Vortrageingeleitet wurden. Da die Vorträge innerhalbder Panels in drei parallelen Streams gehaltenwurden, bleibt die hier vorgestellte Auswahlnotwendigerweise limitiert <strong>und</strong> durch subjektiveInteressen bedingt: Der Stream „Heteronormativität,Sexualität, Weiblichkeit <strong>und</strong> Männlichkeitin Transmigrationsprozessen“ versprach einentieferen Einblick in den Stand der Forschung zuHeteronormativität <strong>und</strong> Wanderungsprozessen;der Stream „Transnationale Organisation vonWissenschaft <strong>und</strong> Geschlecht“ interessierte michaufgr<strong>und</strong> meiner eigenen Position im universitärenBetrieb. Der Stream zu „MethodologischenAnsätzen zur Erforschung der Wechselverhältnissevon Transnationalität <strong>und</strong> Geschlecht“ sollteeinen Überblick über die verschiedensten (Feld-)Zugänge bieten. In chronologischer Reihenfolge<strong>und</strong> mit dem Fokus auf den Inhalt widme ichmich nun den einzelnen Beiträgen <strong>und</strong> beendedaran anschließend den Tagungsbricht mit einerkurzen persönlichen Einschätzung.Keynote: Ilse LenzIlse Lenz begann ihren Beitrag „Gender ordersunbo<strong>und</strong>. Globalisation, restructuring, reciprocity“mit einigen Gedanken zu Mobilität <strong>und</strong> Raumsowie mit einer Erinnerung an die eurozentrischePerspektive institutionalisierter AkteurInnenim weiten Feld der globalen Migration. In derDiskussion um Geld- <strong>und</strong> Menschenbewegungstehen zumeist Annahmen, die sich auf Nord-Süd- oder hautfarbliche Dichotomien beziehen.So werden aber die fluiden, ausdifferenzierten<strong>und</strong> geschlechtsspezifischen Erscheinungen vonWanderungen nicht erfasst. Raum ist in der globalisiertenWelt nämlich nicht mehr an Nationengeb<strong>und</strong>en, sondern durch Einbindung in vielschichtigeDiskurse, Verflechtungen <strong>und</strong> Verkörperlichungenwerden sie hochgradig individuellorganisiert. Das Individuum wird somit zum Interlinkeiner plurilokalen Verflechtung. Interessantwerden somit die Gleichheitsvorstellungenverschiedener Gesellschaften, die sich für Lenzentlang der herrschenden Gender- <strong>und</strong> Kulturkonzepteentfalten.Panel I: Heteronormativität, Sexualität,Weiblichkeit <strong>und</strong> Männlichkeit in TransmigrationsprozessenMaria Do Mar Castro Varela sprach in ihremBeitrag „Hegemony and heteronormativity: Revisitingthe political in queer politics“ über den<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 83


Tagungsberichte(Un-)Sinn des Konzeptes der Ehe <strong>und</strong> deren Implikationfür LGBITT-PartnerInnenschaften. Dabeibezog sie sich überwiegend auf die Ideen vonGramsci <strong>und</strong> Butler <strong>und</strong> untersucht das Strebenhomosexueller Paare nach Heirat unter den Aspektender Hegemonie <strong>und</strong> der Heteronormativität.Als Ergebnis der Analyse wird die Ehe alsheteronormatives Konzept (re)interpretiert <strong>und</strong>als Stabilisierungshelfer von nationalistischenDenkgewohnheiten entlarvt. Nur unter enormemöffentlichem Druck stellt sich graduelle Akzeptanz<strong>und</strong> rechtliche Gleichstellung für einige Ausgewählte/Privilegierteein. Diese Gleichstellungerfolgt durch Assimilation zunächst Ausgegrenzterunter Bedingung der absoluten Akzeptanzder normativen Strukturen nach dem Beispiel derbürgerlichen Kleinfamilie als Distinktionsmacht.Im Vortrag „‚Coming Out‘ <strong>und</strong> Transnationalität– Intersektionelle Grenzüberschreitungen“stellte Karolina Barglowski ihre Ergebnisse zurForschungsarbeit über Coming-out-Strategienvon Menschen mit internationaler Migrationserfahrungvor, die sie gemeinsam mit anderen ander Universität Bielefeld durchführt. Die Forscherinnendeckten durch zwölf Interviews (sechs Betroffene,sechs ExpertInnen) sehr flexible Handlungsformenbezüglich des Coming-outs <strong>und</strong> derBeziehungen zu transnationalen Familienzweigenauf. Zunächst gab es unter den Befragtenkeine Person, die ein vollständiges Coming-outwagte. Je nach Lebenswünschen <strong>und</strong> der Wahrnehmungvon Machtstrukturen offenbarten siesich nur ausgesuchten Personen. Damit geht dieselektive Wahrnehmung <strong>und</strong> Vermeidung vonBenachteiligung einher, was insgesamt zu Persönlichkeitsbildernführt, die noch mehr als beiHeterosexuellen ohne Migrationserfahrungendie Herausarbeitung eines Portfolios zum Beziehungsmanagementbedingen.Keynote: Jeff HearnJeff Hearn stellte seine Ideen zum Schwerpunkt„The power of the transnational: Rethinkinggender, labour markets, men and organizationswithin transpatriarchies“ im Zusammenhangvon Männern <strong>und</strong> Migration in multinationalenKonzernen vor. Dabei sieht er das Konstruktdes Patriarchalismus als historisch gewachsenesKonzept mit verschiedenen nationalen Ausprägungen<strong>und</strong> transnationalen Herausforderungenfür Wohlstand, Arbeitsbedingungen/sozialeAbsicherung <strong>und</strong> die Geschlechterverhältnisse.Vor allem Arbeitsmigration erhält vor diesemHintergr<strong>und</strong> eine besondere Brisanz, da geradeinnerhalb multinationaler Konzerne die Bevorzugungder männlichen Weißen zwischen 20<strong>und</strong> 50 weiterhin andauert. Damit ergibt sichtrotz kleiner Fortschritte auch im Zeitalter derVirtualisierung weiterhin eine Polarisierung vonprivilegierten <strong>und</strong> nicht-privilegierten Personenbezüglich Arbeitsaufgaben, Arbeitszeiten, Wertschätzung<strong>und</strong> Sichtbarkeit.Panel II: Transnationale Organisation vonWissenschaft <strong>und</strong> GeschlechtDie ForscherInnengruppe „Internationale Mobilität<strong>und</strong> Professur – Karriereverläufe <strong>und</strong> Karrierebedingungeninternationaler Professorinnen<strong>und</strong> Professoren an deutschen Hochschulen“ umMarianne Kriszio untersucht die Auswirkungender immer stärker international ausgerichtetenRekrutierung von ProfessorInnen auf die Hochschullandschaftin Berlin <strong>und</strong> Hessen. Dabeistehen die Fragen nach Herkunftsländern <strong>und</strong>Geschlecht im Zusammenhang mit sozialer Herkunft,den Karriereverläufen <strong>und</strong> der Fachkulturim Mittelpunkt der Präsentation. Erste Ergebnisseweisen darauf hin, dass die Fachbereiche auchinnerhalb der untersuchten Personengruppe geschlechtstypischgewählt werden; meist habendie Wissenschaftlerinnen hier als Stipendiatinnenihre Reputation erworben. Untypisch ist jedochdie Häufigkeit der Berufung von Professorinnen<strong>und</strong> Juniorprofessorinnen, die mit jeweils über50 Prozent deutlich über den Berufungsquotendeutscher Professorinnen liegt. Auch ist die aktuelleProfessur zumeist die erste in der Karriere vonProfessorinnen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. BirgitRiegraf, Brigitte Aulenbacher, Lena Weber <strong>und</strong>Kristina Binner haben sich in ihrer Forschungsarbeitmit „Gendered Work arrangements ofAustrian and German Postdocs“ beschäftigt.Besonders anschaulich werden durch die Ergebnissedie immer noch sehr unterschiedlichenZuständigkeiten für Berufs- <strong>und</strong> Hausarbeit inzweigeschlechtlichen Beziehungen mit Kindernauch <strong>und</strong> gerade bei <strong>Frauen</strong> in hochqualifiziertenTätigkeiten mit Anspruch zur wissenschaftlichenWeiterqualifikation illustriert. Obwohl die organisationalenRahmenbedingungen in Deutschland<strong>und</strong> Österreich sehr unterschiedlich sind,können doch für Junior- <strong>und</strong> Assistenzprofessorinnensehr ähnliche Strategien im Umgang mitden Anforderungen der beruflichen <strong>und</strong> häuslichenSphäre berichtet werden. Hier wird zumeistFlexibilität <strong>und</strong> Mehrbelastung auf Seiten der<strong>Frauen</strong> verlangt <strong>und</strong> erbracht.Keynote: Sarah MahlerÜber das Erlernen von Stereotypen sprach SarahMahler. Die Gr<strong>und</strong>these bezieht sich auf dieUnterscheidungsfreudigkeit des menschlichenGehirns. Neue Reize werden in einem binären84 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


TagungsberichteVerfahren eingeordnet <strong>und</strong> gelernt. Unterschiede<strong>und</strong> Gemeinsamkeiten bestimmen so dentäglichen Umgang mit der belebten <strong>und</strong> unbelebtenUmwelt. Auf diese Weise wird die Kulturkognitiv internalisiert <strong>und</strong> die gesellschaftlicheOrdnung durch affektive Positionierung gestärkt.Transnationalität <strong>und</strong> Geschlecht festigen so bestehendeEinschätzungen <strong>und</strong> fordern diese zugleichheraus, da jeder neue Stimulus in das bestehendeErfahrungsgebäude eingefügt wird. AlsUnterscheidungskriterien für die Einschätzungvon Menschen schlägt Mahler „zugeschriebeneKompetenz“ <strong>und</strong> „entgegengebrachtes Vertrauen“vor, die bezüglich bestimmter Personen zubestimmten Gefühlen der Zugehörigkeit oder desAusschlusses führen.NiedrigesVertrauenHohesVertrauenNiedrigeKompetenzAbneigungMitleidHoheKompetenzNeidStolzDie Kategorie „Geschlecht“ kann im Prozess derKultivierung, dem Doing Culture <strong>und</strong> dem DoingIdentity, je nach gesellschaftlichem Zusammenhangjede der vorgestellten Emotionen auslösen.Panel III: Methodologische Ansätze zurErforschung der Wechselverhältnisse vonTransnationalität <strong>und</strong> GeschlechtIn drei Vorträgen zum methodologischen Vorgehenbei der Erforschung transnationaler <strong>und</strong>geschlechtlicher Wechselverhältnisse stelltendie ReferentInnen ihre Feldzugänge vor. GudrunLachenmann <strong>und</strong> Petra Dannecker präsentiertenihren Zugang zu nationalen <strong>Frauen</strong>organisationenin den überwiegend muslimischen Ländernwie Sudan <strong>und</strong> Indonesien zur Erforschung derRahmenbedingungen <strong>und</strong> Perspektiven von Akteurinnenin der <strong>Frauen</strong>bewegung. Sie organisiertendafür Workshops sowie andere Kommunikationsangebote<strong>und</strong> führten Interviews mitAktivistinnen. G<strong>und</strong>ula Müller stellte ihren Zugangzu türkischen, zwangsverheirateten <strong>Frauen</strong>in Schwäbisch-Gmünd vor. Sie wandte sich zurGewinnung von Interviewpartnerinnen an die offiziellenStellen der Stadt, die Hilfe für <strong>Frauen</strong> inNotlagen anbieten. Einen anderen Weg beschrittSven Bergmann. Er beobachtete die Praktiken ineiner spanischen <strong>und</strong> einer tschechischen Reproduktionsklinik<strong>und</strong> führte Interviews mit Personen,die sich in diesen Kliniken beraten <strong>und</strong>behandeln ließen.Abschließende EinschätzungDie Tagung istihrem durch Birgit Riegraf formuliertenAnspruch verschiedene Blickwinkel aufTrans- <strong>und</strong> Internationalität sowie Geschlecht inPolitik, Ökonomie <strong>und</strong> Kultur einzunehmen <strong>und</strong>zu weiterführenden Diskussionen anzuregen,mehr als gerecht geworden. Die zahlreichen, inhaltlichanspruchsvollen Beiträge, die fachlicheKompetenz <strong>und</strong> das persönliche Engagementder ReferentInnen haben diese Tagung zu einemlebendigen Forum für die unterschiedlichen Perspektivenvon Transnationalität <strong>und</strong> Geschlechtgemacht.Kontakt <strong>und</strong> InformationDipl.-Soz. Ines EckardtProjektkoordinatorinUniversität PaderbornWarburger Straße 10033098 PaderbornTel.: (05251) 60 30 03Fax: (05251) 60 42 21ines.eckardt@date.upb.de<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 85


TagungsberichteUlla Hendrix„Quote für die große Transformation?“Bericht zur Podiumsdiskussion am 09.04.2013 im Wuppertal InstitutTeilnehmende der Podiumsdiskussion im Wuppertal Institut (von links nach rechts: Prof. Dr. Friederike Kuster,PD Dr. Uta von Winterfeld, Prof. Dr. Heinz-Reiner Treichel, Gabriele Schock, Dr. Brigitte Biermann, Dr. NanaRapp, Prof. Dr. Manfred Fischedick, Cordula Brendel, Prof. Dr. Felizitas Sagebiel)Teilnehmende der Podiumsdiskussion im Wuppertal InstitutWird alles anders, wenn mehr <strong>Frauen</strong> in Spitzenpositionensind? Werden beispielsweise ökologische<strong>und</strong> Geschlechterthemen nach vornegebracht, wenn mehr <strong>Frauen</strong> die Macht haben,Inhalte zu setzen <strong>und</strong> über deren Ausrichtung zuentscheiden? Kann damit ein überfälliger gesellschaftlicherWandel in Richtung Nachhaltigkeit,Geschlechtergerechtigkeit <strong>und</strong> Partizipation initiiertwerden? Mit diesen Fragen, die auf nichtsGeringeres als die „große Transformation“ zielen,beschäftigten sich Anfang April acht ExpertInnenaus Wissenschaft, Wirtschaft <strong>und</strong> Verwaltung imRahmen einer Podiumsdiskussion in der Aula desWuppertal Instituts.Die Gr<strong>und</strong>lage für die Veranstaltung bildeten Ergebnisseeines mehrjährigen Forschungsprojektsunter der Leitung von Prof. Dr. Felizitas Sagebiel(Bergische Universität Wuppertal) <strong>und</strong> PD Dr.Uta von Winterfeld (Wuppertal Institut für Klima,Umwelt, Energie GmbH) zum Thema „Veränderungspotenzialevon Führungsfrauen in Umwelt<strong>und</strong> Technik“. 1 Im Mittelpunkt stand die Frage,was Führungsfrauen bewirken, wenn sie in ihrerPosition angekommen sind. Es ging also diesmalnicht um Möglichkeiten <strong>und</strong> Hindernisse, sondernum die Gestaltungsakzente von <strong>Frauen</strong> nach oderwährend einer erfolgreichen Karriere. Eine geradein feministischen Kreisen immer wieder geäußerteBefürchtung lautet, dass nur diejenigen <strong>Frauen</strong>nach oben kommen, die ohnehin schon angepasstsind, <strong>und</strong> dass von daher der „Impact“ einer gesellschaftlichenVeränderung nicht allzu groß seinwürde. Auf der anderen Seite steht die in letzterZeit zunehmend breitere Bewegung 2 der BefürworterInneneiner <strong>Frauen</strong>quote in Spitzengremien.Sie erhoffen sich davon zunächst schlichtGerechtigkeit <strong>und</strong> gleiche Chancen für <strong>Frauen</strong>,an entscheidender Stelle überhaupt gestaltenzu können. Zugleich sind aber auch Argumentederjenigen hörbar, die von <strong>Frauen</strong> eine größereSensibilität gegenüber feministischen wie auchNachhaltigkeitsanliegen erwarten. Nicht zuletztist die These im Umlauf, dass <strong>Frauen</strong> in Führungspositionenwirtschaftlich sowohl umsichtiger alsauch erfolgreicher agierten.Zu Beginn der Diskussion stellten die beidenProjektleiterinnen eine Zusammenfassung derwichtigsten Ergebnisse vor. Für das Teilprojekt derBergischen Universität, das sich mit „geschlechtlicherOrganisationskultur im Management“beschäftigte, machte Felizitas Sagebiel deutlich,dass das auffälligste Muster bei den befragtenFührungsfrauen die Abgrenzung vom Vorgängerwar. <strong>Frauen</strong> in technischen Bereichen betonen,dass sie etwas Eigenes, Anderes machen. Dabeischält sich auch ein neues, menschenzentriertesTechnikverständnis heraus. Hier stellt sich dieweiterführende Frage, ob es sich schlicht umeine frauentypische Selbstdarstellung handelt,die immer auf „Menschen“ fixiert sei, oder obhier durch Führungsfrauen tatsächlich ein neuerTechnikzugang geschaffen wird. Abgesehen vondiesen inhaltlichen Akzenten, die Führungsfrauensetzen, ist es aber auch ein Ergebnis des Projekts,dass das <strong>Netzwerk</strong>en im Führungskräftebereichwichtiger ist als die „Performance“ im Sinne derinhaltlichen Leistung. Hier stoßen Führungsfrauentrotz eines hohen <strong>Netzwerk</strong>bewusstseins nochhäufig an Barrieren.Uta von Winterfeld stellte für das Teilprojekt desWuppertal Instituts, das sich mit „<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong>86 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


TagungsberichteKontakt <strong>und</strong> InformationUlla HendrixKoordinations- <strong>und</strong>Forschungsstelle<strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong><strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong>Universität Duisburg-EssenBerliner Platz 6–845127 EssenTel.: (0201) 183-2717ulla.hendrix@uni-due.desich um eine eher untypische kommunale Aufgabehandelt, die nicht auf den (hierarchischen) Vollzuggerichtet ist, sondern auf Überzeugen, Vermitteln,Vernetzungsarbeit. Eine solche Querschnittsaufgabebringe gegenüber den hierarchisch eingeordnetenPositionen zunächst Nachteile mit sich,was die Durchsetzungsmöglichkeiten betrifft: DerZugang zu den Bereichen, mit denen sie kooperierensollte, sei schwierig gewesen, denn erst einmalwürden diese nach „außen“ hin verteidigt.Mittlerweile habe sie sich jedoch die Akzeptanzerarbeitet. Für die Gleichstellung sieht sie derzeitNachteile angesichts der Finanzknappheit derStadt: Es gebe keinen Spielraum mehr für Neueinstellungen.Nur eine Quote kann aus ihrer Sichtgegen alte (Männer-)Seilschaften helfen, die sieimmer noch am Werk sieht.Schließlich wurde die Frage, ob es eine sanktionierteQuote braucht, um gesellschaftliche Veränderungenzu bewältigen oder in Gang zu bringen,noch einmal pointiert an die R<strong>und</strong>e <strong>und</strong> an dasPublikum gestellt. Felizitas Sagebiel bekräftigteihr Plädoyer für die Quote, denn sogenannte „weiche“Mittel reichten nicht aus, um den machtvollenMännernetzwerken etwas entgegenzusetzen.Friederike Kuster brachte die Differenzierung ein,dass die Quote nicht ausreiche, um einen Kulturwandelzu erreichen. Aber immerhin führe einequalifikationsabhängige Quote (bei gleicher Qualifikation<strong>Frauen</strong> bevorzugen) zu einer Sensibilisierungfür Verfahren <strong>und</strong> für die Frage, wie gleicheEignung, Befähigung <strong>und</strong> fachliche Leistung zuverstehen seien.Die Quote kam auch bezüglich der gesellschaftlich-politischenInhalte, die es zu verändern gilt,noch einmal auf den Prüfstand. So regte eineWortmeldung aus dem Publikum die Überlegungan, warum es immer <strong>Frauen</strong> sein müssen, die sichum den Klimawandel <strong>und</strong> die Energiewende kümmernsollen, <strong>und</strong> ob das nicht schon wieder einetypische Zuschreibung sei. Müssen <strong>Frauen</strong> aufräumen,was andere liegengelassen haben? Sinddenn <strong>Frauen</strong> die besseren Menschen? Diese Frageerinnert an die Diskussion um „Mittäterschaft“,die Ende der 1980er Jahre in der westdeutschen<strong>Frauen</strong>bewegung (befördert durch Christina Thürmer-Rohr<strong>und</strong> Frigga Haug) sehr intensiv geführtwurde: Ist es nicht eine essentialistische Festschreibung,dass <strong>Frauen</strong> zuständig für das Ganzheitliche,Gute, Vorsorgende sein sollen? Und wasqualifiziert sie dazu – wenn man ein Weltbild zugr<strong>und</strong>elegt, bei dem nicht nur Männer die Weltso zugerichtet haben, wie sie jetzt ist? Uta vonWinterfeld erweiterte daraufhin die Quotenforderungum die Perspektive der Lebenswelt: EineQuote – <strong>und</strong> die damit einhergehende Transformation– bräuchten wir nicht nur in der Erwerbs-,sondern auch in der Lebenswelt, um die <strong>Frauen</strong>zugeordneten „Care“-Aufgaben der Sorgearbeitendlich auch als alle betreffende, gesellschaftlichnotwendige Verantwortungsbereiche sichtbar zumachen.Auch die Frage, warum <strong>Frauen</strong> oft selbst nicht ineine Führungsposition aufsteigen wollen, wurdeim Publikum noch einmal aufgegriffen. Vielleichtliegt es nicht nur daran, dass <strong>Frauen</strong> keine Verantwortungübernehmen möchten, wie ihnen oftunterstellt wird, sondern daran, dass die Strukturen,in denen Führungspositionen verortet sind,so wenig lebenstauglich sind. Nana Rapp, die hierangesprochen war, weil sie die mangelnde Bereitschaftzur Übernahme von Verantwortung beklagthatte, bestätigte die Einschätzung, dass Führungspositionenfür <strong>Frauen</strong> nicht mit denselbenMitteln attraktiv gemacht werden könnten wiefür Männer. So wären <strong>Frauen</strong> auf der einen Seitemit dem üblichen Angebot (Geld <strong>und</strong> Status) wenigerzu locken, wohl aber mit einer spannendenAufgabe. Auf der anderen betonte Rapp gleichzeitig,<strong>Frauen</strong> müssten sich irgendwann entscheiden,ob sie gemocht oder respektiert werden wollten.Im Übrigen sollte man sich auch der Gefahr desauffälligen Scheiterns bewusst sein, die mit einerFörderung von <strong>Frauen</strong> in Führungspositionen hineinverb<strong>und</strong>en sei. Männer scheiterten natürlichauch, aber <strong>Frauen</strong> täten dies auffälliger, weil siein Männerdomänen ohnehin stärker unter Beobachtungstünden.Die heterogen besetzte <strong>und</strong> spannend geführteDiskussion hat viele lose Enden aufgegriffen <strong>und</strong> –wie zu erwarten – mehr Fragen als Antwortenmitgegeben. Zu den interessantesten offenenÜberlegungen gehören die vermeintlich „alten“,so etwa das nach wie vor ungeklärte Verhältniseines „liberalen“ <strong>und</strong> eines „radikalen“ Feminismus:Welchen gesellschaftlichen Wandel bringtdie Forderung nach mehr <strong>Frauen</strong> in Führungspositionenmit sich? Geht es einfach „nur“ um einüberfälliges Gleichheits- <strong>und</strong> Gerechtigkeitsanliegen,dass <strong>Frauen</strong> die Hälfte der Gestaltungsmachtzusteht? Oder dreht es sich darüber hinaus umeinen bestimmten, speziell von <strong>Frauen</strong> zu erwartendenGestaltungsbeitrag bis hin zum explizitenAuftrag, etwa in Richtung einer sozial, ökologisch<strong>und</strong> kulturell nachhaltigen Transformation derGesellschaft? Und wie wäre es theoretisch <strong>und</strong>politisch zu begründen, dass ein solcher Auftragsich an <strong>Frauen</strong> richtet? Was wollen – unabhängigvon den hohen an sie adressierten Erwartungen –<strong>Frauen</strong> selbst? Eines ist jedenfalls klar geworden,sowohl durch die zugr<strong>und</strong>e liegenden Projektergebnisseals auch durch die Zusammensetzungdes Podiums: <strong>Frauen</strong> in Führungspositionen sindzu machtvollen, unübersehbaren Akteurinnengeworden, die auf ihren jeweiligen Handlungsfeldernselbstbewusst gestalten <strong>und</strong> verändern.88 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


VeröffentlichungenBuchbesprechungenUlrike Schildmann rezensiertKampshoff, Marita/Wiepcke, Claudia (Hrsg.), (2012): <strong>Geschlechterforschung</strong><strong>und</strong> Fachdidaktik512 Seiten, geb., 59,99 €, ISBN 978-3-531-18222-3, Springer VS, WiesbadenWie kann unter den gegebenen gesellschaftlichenBedingungen des Lehrens <strong>und</strong> Lernens inBildungseinrichtungen eine geschlechtergerechteBildung für alle daran beteiligten Kinder, Jugendlichen<strong>und</strong> Erwachsenen hergestellt werden? Wiewerden die vorliegenden Ansätze <strong>und</strong> Ergebnisseder <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> von deneinzelnen Fächern des Schulunterrichts <strong>und</strong> derHochschullehre aufgenommen <strong>und</strong> vermittelt?Schließlich: Wie kann die Strukturkategorie Geschlechtals Querschnittperspektive systematischin die Allgemeine Didaktik <strong>und</strong> deren einzelneFachgebiete integriert werden? Mit diesen <strong>und</strong>ähnlichen Fragen gehen die Herausgeberinnendes neuen Handbuches, Marita Kampshoff <strong>und</strong>Claudia Wiepcke, beide Professorinnen an PädagogischenHochschulen (Schwäbisch Gmündbzw. Weingarten), ans Werk. Teil I des Buchesbesteht aus drei Gr<strong>und</strong>lagenartikeln zu Didaktikbzw. <strong>Geschlechterforschung</strong>. Teil II behandeltdie eingangs gestellten Fragen aus Sicht dereinzelnen (insgesamt knapp 20) Fachdidaktiken.Teil III enthält fünf Positionsartikel aus Sicht vonWissenschaftsdisziplinen. Und Teil IV untersucht<strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>und</strong> Fachdidaktik in einzelnenQuerschnittdisziplinen.Teil I behandelt „Gr<strong>und</strong>lagen“.Von Karl-Heinz-Arnold <strong>und</strong> Anne-Elisabeth Roßawerden „Gr<strong>und</strong>lagen der Allgemeinen Didaktik<strong>und</strong> der Fachdidaktiken“ (S. 11–23) vorgestellt,die in Deutschland beide in der akademischenLehramtsausbildung eine bedeutsame Stellungeinnehmen (S. 11) <strong>und</strong> in einem engen Verhältniszueinander stehen, „weil die Beziehung der AllgemeinenDidaktik zum Fachunterricht immer –explizit oder implizit – über die Vermittlungsebeneder Fachdidaktik verläuft“ (Klafki 1994,S. 42, zitiert nach Arnold/Roßa in diesem Band,S. 13). Eine sehr gute Übersicht bietet in diesemZusammenhang der komprimierte Einblickin die Geschichte der Didaktik seit der Zeit derAufklärung. Innerhalb dieser Geschichte wurde inDeutschland „die Frage nach der Bedeutung vonGeschlecht für schulische Lern- <strong>und</strong> Bildungsprozesse“(S. 25) relativ spät aufgegriffen, wie HanneloreFalustich-Wieland <strong>und</strong> Marianne Horstkämperin ihrem Überblicksartikel zu Schule <strong>und</strong>Gender (S. 25–38) feststellen. Sie machen sowohlquantitative als auch qualitative Geschlechterdifferenzen– Mädchen <strong>und</strong> Jungen wie auch dasLehrpersonal betreffend – in der Schule sichtbar,identifizieren Geschlecht als soziale Konstruktion<strong>und</strong> die Schule als Ort der Herstellung vonGeschlecht. Zur Entwicklung einer geschlechtergerechtenDidaktik plädieren sie schließlich fürfolgenden analytischen Dreischritt: a) Dramatisierungder Differenzen zwischen den Geschlechtern,b) Reflexion/Überprüfung, c) Entdramatisierungvon Geschlecht (Dekonstruktion; nichtzu verwechseln mit „Geschlechtsneutralität“)(S. 34), um so die „unreflektierte Reproduktion hierarchischerGeschlechterdifferenz zu überwinden“(S. 36). Untermauert wird diese erziehungswissenschaftlicheAuseinandersetzung durch denBeitrag über „Feministische- <strong>und</strong> Geschlechtertheorien“von Paula-Irene Villa (S. 39–52), diegr<strong>und</strong>legende Positionen über Konstruktionen<strong>und</strong> Dekonstruktionen von Geschlecht soziologischherleitet <strong>und</strong>, wie der vorangegangeneBeitrag, damit eine theoriebezogene Folie für diefolgenden Diskurse der Fachdidaktiken anbietet.Teil II fokussiert die „Schulfächer“.In insgesamt 18 Beiträgen werden die einzelnenFächer in Anlehnung an die o. g. strukturierendenFragen der Herausgeberinnen zu Konstruktionen<strong>und</strong> De/Konstruktionen von Geschlecht systematischuntersucht. Die Anordnung der Schulfächerwurde alphabetisch vorgenommen:- Arbeitslehre- Biologiedidaktik- Chemie- <strong>und</strong> Physikdidaktik- Didaktik des Deutschunterrichts: Literaturdidaktik<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 89


Veröffentlichungen- Didaktik des Deutschunterrichts: Schriftsprachdidaktik- Fachdidaktik Ethik- Englisch-Literaturdidaktik- Sprachdidaktik Englisch- Fachdidaktik Französisch (mit Hinweisen aufSpanisch)- Didaktik der Geschichte- Haushaltslehre- Naturwissenschaftlicher Unterricht- Politikdidaktik- Religionsdidaktik- Sachunterrichtsdidaktik- Sportdidaktik- Technikdidaktik- WirtschaftsdidaktikDamit wird einerseits eine formale Gleichstellungaller Fachdidaktiken erreicht, andererseits regtgerade diese gewählte (alphabetische) Reihenfolgean, als Leser_in nicht nur solche Beiträgezur Kenntnis zu nehmen, die das je eigene Fachgebietbetreffen oder berühren, sondern die ganzunterschiedliche Problemfelder <strong>und</strong> je spezifischeZugänge zur <strong>Geschlechterforschung</strong> behandeln.Diese Anordnung reizt beim Lesen dazu, sich in jeweilsfremde Fachgebiete einzuarbeiten <strong>und</strong> derenSichtweisen auf die Zusammenhänge zwischen„<strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>und</strong> Fachdidaktik“ vergleichendzu studieren. Solch ein Vergleich dientzum einen der Erweiterung der eigenen fachlichenPerspektiven (als Lehrende/r oder Studierende/r)auf die einzelnen Fächer, die im (traditionellen)Schulunterricht eines Wochentages (oft mehr oderweniger unverb<strong>und</strong>en) aufeinander folgen – z. B.Deutsch, Mathematik, Geschichte, Arbeitslehre,Sport – <strong>und</strong> die ganz unterschiedliche Zugängezur Welt vermitteln. Er kann zum anderen dabeibehilflich sein, das gemeinsame Interesse an einergeschlechtersensiblen Pädagogik <strong>und</strong> Didaktik,an der Dramatisierung <strong>und</strong> der Entdramatisierungvon Geschlecht in Bildungskontexten <strong>und</strong> schließlichan einer Inklusiven Pädagogik wissenschaftlichauszuformulieren <strong>und</strong> damit Gr<strong>und</strong>lagen fürinterdisziplinäre Forschungsansätze zu schaffen.Die Perspektive einer (zu entwickelnden) „InklusivenPädagogik“, die in Deutschland vor allemdurch die UN-Behindertenrechtskonvention forciertwurde/wird, klingt in einigen der vorliegendenBeiträge an, so vor allem bei Astrid Kaiser(Genderforschung in der Sachunterrichtsdidaktik,S. 259–272). Die meisten anderen Autor_innen,die (im Sinne der Intersektionalitätsforschung)über die Kategorie Geschlecht hinaus denken,operieren jedoch eher mit dem Begriff des „Umgangsmit Heterogenität“ (als mit dem der InklusivenPädagogik) <strong>und</strong> konzentrieren sich – untertendenzieller Vernachlässigung der KategorieBehinderung – vor allem auf Wechselwirkungenzwischen den Kategorien Geschlecht/sexuelle Orientierung,Kulturen/Migrationszusammenhänge<strong>und</strong> Klasse/soziale Schicht im schulischen Geschehen.Teil III konzentriert sich auf„Wissenschaftsdisziplinen“.Mit ihrem Beitrag über „Genderdimensionen inder Hochschuldidaktik-Forschung“ (S. 317–330)führt Sigrid Metz-Göckel in die Problematik ein,die sie schließlich so zusammenfasst: „Die Genderperspektivein die Lehre einzubeziehen, stelltinsofern eine große Herausforderung dar, als dieUnterschiede zwischen den Geschlechtern (unterden Studierenden – U. Sch.) subtil geworden sind,damit allerdings nicht unbedingt weniger wirksam“(S. <strong>32</strong>6). Die Hochschullehre steht auch invier weiteren Beiträgen zur Debatte, die sich mitgeschlechtergerechter Informatikausbildung anUniversitäten, geschlechterorientierter Didaktikin den Ingenieurwissenschaften, <strong>Geschlechterforschung</strong>in der Schulpädagogik sowie <strong>Geschlechterforschung</strong>in der Psychologie <strong>und</strong> deren Didaktikbefassen. Hier wird untersucht, wie – durch dietradierten Sprach- <strong>und</strong> Spielregeln der einzelnenDisziplinen – die in den meisten Fachdisziplinenanzutreffenden Geschlechterdisparitäten produziert<strong>und</strong> reproduziert werden. Darüber hinauswird klar herausgearbeitet, welche Verantwortungdie Fachdisziplinen <strong>und</strong> deren Vertreter_innenselbst dafür tragen, diese Ungleichheitsverhältnisseim Sinne der politischen, wirtschaftlichen <strong>und</strong>sozialen Entwicklung der Gesellschaft zu überwinden.Thematisiert wird hier u. a. „geschlechtergerechteSprache“, die Arbeit an „Selbstkonzepteinschätzungen“der Studierenden sowiedie „Beschäftigung mit geschlechtsspezifischenBerufsbiographien“ <strong>und</strong> deren Vorbildfunktionenfür Studierende (Gisela Steins, S. 380 f.).Teil IV des Handbuches umfasst die Beschäftigungmit Querschnittsdisziplinen.Neun solcher Querschnittsdisziplinen bzw.-themen werden auf ihre Genderaspekte hin untersucht:- Anfangsunterricht- Ästhetische Bildung- Berufliche Bildung- Erwachsenenbildung- Geschlechtertrennung ja oder nein?- Ges<strong>und</strong>heitsförderung- Interkulturelle Pädagogik- Umwelt-/Nachhaltigkeitswissenschaften- Schulische Mobilitätserziehung90 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


VeröffentlichungenDiese Beiträge untermauern – auf je unterschiedlicheWeise – die Relevanz der Kategorie Geschlechtfür die Fachdidaktiken <strong>und</strong> können außerdem alsPlädoyer für fächerübergreifenden Unterricht gelesenwerden, der einem positiven Umgang mit derHeterogenität der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen dienlichsein dürfte (vgl. exemplarisch Agi Schründer-Lenzen, S. 389). Besonders zu erwähnen sei hierauch der Beitrag zur interkulturellen Pädagogik,der die „[i]nterkulturelle Genderkompetenz als Bestandteilpädagogischer Professionalität“ herausarbeitet(Leonie Herwardt-Emden, Wiebke Waburg,S. 480), jedoch die aufmerksame Leserin/den aufmerksamenLeser auch nach einem vergleichbarenBeitrag zur integrativen (inklusiven) Pädagogik mitBezug auf behinderte Mädchen <strong>und</strong> Jungen suchenlässt. Ein solcher Beitrag ist nicht zu finden(nicht zu Stande gekommen), würde aber in diesenKanon gehören. Am Beispiel der Erwachsenenbildungnimmt Anne Schlüter die Paradoxien auf, diemit dem Anspruch verb<strong>und</strong>en sind, „Gender“ zuthematisieren. Einerseits sollen Veranstaltungenoffen für alle sein, andererseits aber sind zielgruppenadäquateAnkündigungen, Ansprachen <strong>und</strong>Themen nach Geschlecht zu formulieren. Zum Thema„Geschlechtertrennung ja oder nein?“ stelltMarita Kampshoff fest, die Forschungslage sei keineswegseindeutig, die „Frage, ob Geschlechtertrennungzur Geschlechtergerechtigkeit beiträgt“(Kampshoff, S. 451), sei als solche falsch gestellt.„Zu untersuchen wären vielmehr die konkretenBedingungen <strong>und</strong> Prozesse oder Praktiken, unterdenen Geschlechtergerechtigkeit hergestellt bzw.konterkariert wird“ (Kampshoff, S. 451).ZusammenfassungDas hier rezensierte Handbuch ist vom ersten biszum letzten Artikel (also von den „Gr<strong>und</strong>lagen derAllgemeinen Didaktik <strong>und</strong> den Fachdidaktiken“(s. o.) bis zur „Schulische(n) Mobilitätserziehungaus der Geschlechterperspektive“ (Maria Limbourg,S. 499–512) äußerst lesenswert. Es istgeeignet für Lehrende an Hochschulen <strong>und</strong> anallgemeinbildenden Schulen sowie anderen pädagogischenEinrichtungen <strong>und</strong> es kann Studierendedabei unterstützen, die Genderperspektiven dereinzelnen Fachdisziplinen (<strong>und</strong> ihrer eigenen Studienfächer)zu identifizieren <strong>und</strong> damit ihre individuellenGenderkompetenzen im umfassendenSinne von „Wollen, Wissen <strong>und</strong> Können“ (AnneSchlüter, S. 438, in Anlehnung an Karin Derichs-Kunstmann, 2009) zu erweitern. Wenn die Herausgeberinnenam Ende ihrer Einleitung auf diegeplante Herausgabe eines zweiten Bandes – „mitUmsetzungsbeispielen für die Praxis“ (Kampshoff<strong>und</strong> Wiepcke, S. 7) hinweisen, dann ist damit auchklargestellt, dass der vorliegende Band als (theoriebezogenes)Gr<strong>und</strong>lagenwerk zu verstehen ist.Diese Funktion erfüllt das Handbuch voll <strong>und</strong> ganz.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Ulrike Schildmannulrike.schildmann@tudortm<strong>und</strong>.deAnnette Zimmer rezensiertBeaufays, Sandra/Engels, Anita/Kahlert, Heike (Hrsg.), (2012):Einfach Spitze? Neue Geschlechterperspektiven auf Karrieren in derWissenschaft340 Seiten, 34,90 €, kart., EAN 9783593395968, Campus Verlag, FrankfurtDass es <strong>Frauen</strong> im Wissenschaftsbetrieb nichtleicht haben, ist nicht neu. Auch, dass trotz vielerProgramme, guter Worte <strong>und</strong> noch bessererAbsichten <strong>Frauen</strong> in Spitzenpositionen in derWissenschaft <strong>und</strong> im universitären Managementnach wie vor im Vergleich zu ihren männlichenKollegen eher unterrepräsentiert sind, ist langebekannt. Dank intensiver Forschungsarbeit derletzten Jahre wissen wir zudem recht viel über dieUrsachen, warum <strong>Frauen</strong> an einem Arbeitsplatzan der Universität <strong>und</strong> im Wissenschaftsbetriebnicht gerade auf Rosen gebettet sind.Gleichwohl gibt es sehr viele gute Gründe, warumdie Lektüre des aktuellen Bandes „EinfachSpitze?“ – zu Recht mit Fragezeichen – nachhaltigzu empfehlen ist. Wie im Untertitel – neueGeschlechterperspektiven auf Karrieren in derWissenschaft – angedeutet, werden neue Bereiche<strong>und</strong> Entwicklungen im Wissenschaftsbetriebin den Blick genommen, die bisher von der Genderforschungweniger betrachtet worden sind.Die strukturierte Promotion als ein Ansatz derNachwuchsförderung ist eine solche aktuelle Entwicklung,die Entstehung neuer Berufsfelder <strong>und</strong>Karrierewege in den Verwaltungsbereichen derUniversität, namentlich im Wissenschafts- <strong>und</strong> internationalenLehrmanagement, ein anderer gegenwärtigerTrend. Zudem handelt es sich nichtum einen üblichen Sammelband, sondern dieHerausgeberinnen haben streng darauf geach-<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 91


Veröffentlichungentet, dass es sich um Originalbeiträge sowie umBeiträge auf der Gr<strong>und</strong>lage empirischer Studienbzw. gerade abgeschlossener oder noch laufenderForschungsarbeiten handelt. Insofern ist derBand hochaktuell <strong>und</strong> in der Tat „at the frontierof science“!Nach einer f<strong>und</strong>ierten Einleitung der Herausgeberinnen,in der der Stand der Forschung resümiert<strong>und</strong> die Zielsetzung der Publikation aufgezeigtwerden, ist der Band in drei Themenbereiche gegliedert.Unter der Überschrift „Startpositionen<strong>und</strong> Spitzenpositionen“ finden sich vier Beiträge,die zum einem spezifische Statuspassagen imWissenschaftsbetrieb – konkret die Promotionssowiedie Postdoc-Phase – aus der Genderperspektivebetrachten, zum andern geht es umSpitzenpositionen im universitär-administrativenManagement sowie im Wissenschaftsmanagement.Während der Aufsatz von Svea Korff, NavinaRoman <strong>und</strong> Julia Schröder „Inside the Blackbox– Chancengleichheit in der strukturiertenPromotionsförderung“ zu dem Ergebnis kommt,dass es sich bei der strukturierten Promotion umeine Neuerung im Wissenschaftsbetrieb handelt,die von <strong>Frauen</strong> eher begrüßt <strong>und</strong> dank des Gewinnsan Transparenz positiv bewertet wird,schlussfolgert Heike Kahlert in „Was kommtnach der Promotion? Karriereorientierungen <strong>und</strong>-pläne des wissenschaftlichen Nachwuchses imFächer- <strong>und</strong> Geschlechtervergleich“, dass <strong>Frauen</strong>eher „auf Nummer sicher gehen“. Es lassensich – wie auch aus anderen Studien schon bekannt– hinsichtlich Motivation <strong>und</strong> Empathie fürdas Fach zwischen Nachwuchswissenschaftlern<strong>und</strong> -wissenschaftlerinnen keine Unterschiedefeststellen. Aber: Wissenschaftlerinnen sind wenigerals ihre männlichen Kollegen bereit, dielange Zeit der Unsicherheit, der z. T. prekärenBeschäftigungsverhältnisse <strong>und</strong> in grosso modobescheidenen Verdienstmöglichkeiten sowie Aufstiegsperspektivenin Kauf zu nehmen. Gibt eseine solide Alternative, entscheiden sich <strong>Frauen</strong>eher für eine Karriere außerhalb des Wissenschaftsbetriebs.Der Beitrag von Sandra Beaufays„Führungspositionen in der Wissenschaft – ZurAusbildung männlicher Soziabilitätsregime amBeispiel von Exzellenzeinrichtungen“ lässt nichtgerade Hoffnung auf bessere Zeiten aufkommen.Trotz Bemühen der DFG greifen gerade dort, woes um wissenschaftliche Exzellenz geht, nämlichin Förderschwerpunkten der Exzellenzinitiativeder DFG, die altbekannten Muster des Ausschlusses<strong>und</strong> der Verdrängung von Wissenschaftlerinnen.Sie werden für die Antragstellung gebraucht,aber im Kern des Geschäfts als Sprecherin <strong>und</strong>Principal Investigator an den Rand gedrängt.Auch der letzte Text dieses Themenblocks „AlternativeWege an die Spitze? Karrierechancenvon <strong>Frauen</strong> im administrativen Hochschulmanagement“von Georg Krücken, Katharina Kloke<strong>und</strong> Albrecht Blümel stimmt nicht gerade positiv.Infolge tiefgreifender Veränderungen der Hochschullandschaft<strong>und</strong> des universitären Managementssind in der Administration von Hochschuleals zunehmend internationalem Lehr- <strong>und</strong> Forschungsbetriebneue Berufsfelder – wie etwa dieInternational Offices oder die Career Centre –entstanden, die stark von denjenigen Akademikerinnennachgefragt werden, die nicht genuinim Wissenschaftsbereich tätig sein, aber weiterhinan der Universität arbeiten wollen. Wie dieErgebnisse der empirischen Studie der Verfasser<strong>und</strong> der Verfasserin deutlich machen, handeltes sich bei diesen neuen Berufsfeldern aber keineswegsum Karrierefelder mit Perspektive. Undauch in diesen neuen Bereichen findet sich wieder„the same old story“: Die sichere gut dotierte<strong>und</strong> verbeamtete Leitungsposition ist in der Regelmit einem Mann besetzt. Der Rest der Stellen feminisiert<strong>und</strong> mit Zeitverträgen versehen.Der zweite Themenblock des Bandes Mobilität<strong>und</strong> Internationalisierung versammelt drei Beiträge,die sich der Frage widmen, wie sich die zunehmendeGlobalisierung des Wissenschaftsbetriebsfür <strong>Frauen</strong> auswirkt. Wie hinterwäldlerisch <strong>und</strong>ethnisch geschlossen der Wissenschaftsbetrieb inDeutschland nach wie vor ist <strong>und</strong> wie wenig erbisher insbesondere auf Wissenschaftlerinnen mitMigrationserfahrung <strong>und</strong> mit Kindern eingestelltist, wird im Aufsatz von Anna Boufier <strong>und</strong> AndreaWolffram deutlich, die in ihrer empirischen Studiewissen wollten: „Welcher Weg führt zum Ziel?Migrations- <strong>und</strong> Karrierewege von Ingenieurinnen<strong>und</strong> Naturwissenschaftlerinnen aus osteuropäischenStaaten an deutschen Universitäten.“Auslandsaufenthalte <strong>und</strong> ein Netz internationalerKontakte sind inzwischen notwendige Bedingungeiner wissenschaftlichen Karriere. Was bedeutetdies für Wissenschaftlerinnen? Dieser Fragesind Regula Julia Leemann <strong>und</strong> Stefan Boes imSchweizer Kontext nachgegangen. In ihrem Beitragkommen sie zu dem Ergebnis, dass Institutionalisierungvon Mobilität <strong>und</strong> Internationalitätin wissenschaftlichen Laufbahnen durchaus eineneue Barriere für <strong>Frauen</strong> auf dem Weg an dieSpitze darstellt. Ein differenziertes Bild der KarriereanforderungMobilität zeichnet der Beitragvon Ruth Becker <strong>und</strong> Cornelia Tippel. Danachbestehen zwischen den Disziplinen deutliche Unterschiede.Während es Ingenieurwissenschaftlerinnenauch ohne akademisches Nomadentuman die Spitze schaffen können, sind die Mobilitätsanforderungenbei NaturwissenschaftlerInnenbesonders ausgeprägt. Dies nicht zuletztinfolge der stark formalisierten Karrierestufensowie der stark quantitativ ausgerichteten Be-92 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


Veröffentlichungenwertungskriterien (Stichwort Impact-Faktoren).Der dritte Themenbereich des Bandes ist mit Kollisionenüberschrieben. In vier Beiträgen werdenSpannungsverhältnisse <strong>und</strong> Verwerfungen zwischenden Anforderungen des Wissenschaftsbetriebs<strong>und</strong> der persönlich-individuellen Lebensgestaltungbehandelt. Zweifellos sind hiervonWissenschaftler <strong>und</strong> Wissenschaftlerinnen ingleichem Maße betroffen. Doch der nach wie vormännlich geprägte Wissenschaftsbetrieb machtes <strong>Frauen</strong> schwerer, hier ihren Weg zu finden <strong>und</strong>Karriere, Partnerschaft, Familie unter einen Hutbzw. Arbeit <strong>und</strong> Leben in eine ges<strong>und</strong>e Balancezu bringen. Dass es perspektivisch eher schwierigerwird, sich im Wissenschaftsbetrieb zu etablieren,wird im Aufsatz von Sigrid Metz-Göckel,Christina Möller <strong>und</strong> Kirsten Heusgen „Kollisionen– Wissenschaftler/innen zwischen Qualifizierung,Prekarisierung <strong>und</strong> Generativität“ deutlich.Die Verschlechterung der Arbeitsverhältnisse anUniversitäten, die Herabstufung der Gehälter <strong>und</strong>die zunehmende Befristung der Verträge macheneine Entscheidung pro Familie für NachwuchswissenschaftlerInnenimmer schwieriger. Eineoffensive Politik der Förderung von Doppelkarrierenim Wissenschaftsbetrieb wäre angesichtsdieser Entwicklung die einzig richtige Schlussfolgerung.Zu diesem Ergebnis kommt auch AlessandraRusconi in ihrem Beitrag „Zusammen andie Spitze? Der Einfluss der Arbeitsbedingungenim Paar auf die Verwirklichung von Doppelkarrieren“.Insbesondere für Wissenschaftlerinnen istdie Doppelkarriere eine conditio sine qua non, sodas Ergebnis der quantitativ empirischen Studie.Allein ist der Weg an die Spitze sehr steinig. ImKarriereduo geht es besser. Und Eltern habensogar etwas bessere Chancen auf eine Doppelkarriereals kinderlose Paare. Der Text von InkenLind „Mit Kindern auf dem Karriereweg – Wiekann Vereinbarkeit von Elternschaft <strong>und</strong> Wissenschaftgelingen?“ widmet sich genau diesemThema. Die Ergebnisse ihrer empirischen Studie– eine Vollerhebung des wissenschaftlichenPersonals von 19 Universitäten (Stichprobe von8 680 Personen) – sind hochaktuell, bestätigendie früherer Forschungsarbeiten <strong>und</strong> vermittelnein sehr differenziertes Bild der Anforderungsbewältigung.Insgesamt bleibt jedoch – trotzder starken Aufmerksamkeit, die dem Thema inder Literatur der letzten Jahre zugekommen ist –noch viel zu tun. Insbesondere sind die Universitätenals Institutionen gefragt <strong>und</strong> gefordert,Wissenschaftskarriere mit Kindern möglich zumachen. Das Leitmotiv, dass glückliche Elternauch sehr produktive WissenschaftlerInnen sind,hat leider immer noch nicht die R<strong>und</strong>e gemacht.Dem schwierigsten Bereich einer Karriere in derWissenschaft ist der letzte Beitrag gewidmet. DasAutorInnenteam Katharina Rothe, Carsten Wonneberger,Johannes Deutschbein, Kathleen Pöge,Benjamin Gedrose, Dorothee Alfermann <strong>und</strong> KathrinKronmark beschreibt in „Von Ärzten, Ärztinnen<strong>und</strong> Müttern in der Medizin“, wie schwieriges für Ärztinnen immer noch ist, Karriere in derMedizin zu machen. Obwohl die neue Generationder MedizinerInnen den Beruf eher als Job<strong>und</strong> weniger als Berufung betrachtet, sehen sichÄrztinnen nach wie vor in ihrem Berufsalltag instarkem Maße mit tradierten Vorstellungen vonWeiblichkeit <strong>und</strong> Mutterschaft konfrontiert, sodasssie in der überwiegenden Mehrheit gegeneine (wissenschaftliche) Karriere in der Medizinvotieren. Erfahrungen aus anderen Ländern <strong>und</strong>Kulturen zeigen, dass dies keineswegs so seinmuss. Gerade darin besteht hierzulande einigerNachholbedarf.Zu guter Letzt: Was hätte besser gemacht werdenkönnen? Kritisch anzumerken ist, dass der Verlagetwas mehr Sorgfalt bei der Reproduktion insbesondereder Abbildungen hätte verwenden können.Die Balkendiagramme sind z. T. sehr schlichtgeraten. Die Beschriftung <strong>und</strong> Zahlenangaben inden Abbildungen im Beitrag von Inken Lind sindleider z. T. nur noch mit einer Lupe zu lesen. Da essich um sehr aktuelle Forschungsergebnisse handelt,die das wissenschaftliche Feld voranbringen,wäre auch ein Schlagwort- <strong>und</strong> Namensregistersinnvoll gewesen. Gleiches gilt für eine Übersichtbzw. Auflistung der empirischen Studien<strong>und</strong> Forschungsarbeiten. Hierdurch hätte sich derBand noch mehr als ein Tool für die aktuelle Forschungspraxisqualifiziert. Doch abgesehen vondiesen kleineren kritischen Anmerkungen handeltes sich um einen r<strong>und</strong>um sehr gelungenen Beitragzur Hochschul- <strong>und</strong> Wissenschaftsforschungaus der Genderperspektive.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Annette Zimmerzimmean@uni-muenster.de<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 93


VeröffentlichungenNeuerscheinungenChristine Demmer (2013): Biografien bilden. Lern- <strong>und</strong> Bildungsprozessevon <strong>Frauen</strong> mit Behinderung im Spannungsfeld von Teilhabe <strong>und</strong> Ausschluss397 Seiten, 19,80 €, ISBN 978-3-89733-276-8, Projektverlag, BochumKontakt <strong>und</strong> InformationDr. Christine Demmerdemmer@erz-wiss.unisiegen.deWas muss sich auf dem Weg zu einer inklusivenGesellschaft verändern, in der Menschennicht mehr durch Zuschreibungen wie Behinderung<strong>und</strong> Geschlecht benachteiligt sind? Dasvorliegende Buch ist ein Beitrag zur Biografieforschungim Schnittfeld von erziehungswissenschaftlicher<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong><strong>und</strong> interdisziplinären Disability Studies. DieAutorin analysiert die Daten von acht lebensgeschichtlichenInterviews <strong>und</strong> erschließt darausvier biografische Erzählungen, die sie auf ihrelern- <strong>und</strong> bildungsbedeutsame Aneignung vonBehinderung hin untersucht. Dabei stellt sie dieFrage, wie es den <strong>Frauen</strong> unter den beschriebenenambivalenten gesellschaftlichen <strong>und</strong>persönlichen Bedingungen gelingt, sinnhafteKonstrukte zu ihrem Leben mit Geschlecht <strong>und</strong>Behinderung aufzubauen. In einer weiteren Perspektivewird aufgezeigt, an welchen Stellen derbiografischen Erzählung Teilhabe er- oder verunmöglichtwird. So wird deutlich, wie wichtigder aktuelle Inklusionsdiskurs <strong>und</strong> die durch ihnmöglichen Veränderungen für jede individuelleLebensgeschichte sind.Charlotte Ullrich, Beate Kortendiek (Hrsg.), (2013): Medikalisierung <strong>und</strong> Geschlechtzwischen Optimierung, Pathologisierung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung2013, 5. Jahrgang – Vol. 5, 160 Seiten, ISSN 1868-7245, Verlag Barbara Budrich, OpladenKontakt <strong>und</strong> InformationRedaktion GENDERredaktion@genderzeitschrift.deDie Problematisierung der geschlechtsspezifischenMedikalisierung war für <strong>Frauen</strong>bewegungensowie für die <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong>schon zu deren Anfängen ein zentralesThema. Der Schwerpunktteil der aktuellen GEN-DER-Ausgabe beschäftigt sich mit der Frage, wiesich das Verhältnis von Medikalisierung – verstandenals Erweiterung des Zuständigkeitsbereichesder Medizin – <strong>und</strong> Geschlecht heute beschreibenlässt. An die Stelle der Krankheit tretenandere <strong>und</strong> zum Teil schwächere Kategorien wiedie von Risiko, Verdacht oder Ges<strong>und</strong>heitsförderung,aber auch Optimierungs- <strong>und</strong> Korrekturwünsche,wobei vor allem der <strong>Frauen</strong>körper alsdefizitär <strong>und</strong> behandlungsbedürftig konstruiertwird. Die Beiträge konzentrieren sich dabei insbesondereauf den Bereich der Körperlichkeit <strong>und</strong>der Reproduktion als zentrale Orte des Diskurses.So wird u. a. kosmetische Intimchirurgie als neuerTrend kritisch betrachtet, die Verknüpfung vonkörperlichem Erleben <strong>und</strong> medizinisch-technisiertemWissen in der Schwangerschaft herausgestellt<strong>und</strong> die europäische Ges<strong>und</strong>heitspolitik inZusammenhang mit der Bevölkerungspolitik derEU gebracht.Die Ausgabe 1/13 zum Schwerpunkt „Medikalisierung<strong>und</strong> Geschlecht zwischen Optimierung,Pathologisierung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung“kann über die Website der Zeitschrift bestelltwerden: www.gender-zeitschrift.de.94 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


VeröffentlichungenRaewyn Connell (2013): Gender. Herausgegeben von Ilse Lenz <strong>und</strong> MichaelMeuserBuchreihe Geschlecht <strong>und</strong> Gesellschaft, 203 Seiten, 34,99 €, ISBN 978-3-531-19413-4,Springer VS, WiesbadenRaewyn Connell ist in Deutschland durch ihr Buch„Der gemachte Mann“, eine Gr<strong>und</strong>legung derMännlichkeitsforschung, weit bekannt geworden.Ihr neues Buch „Gender“ führt in interdisziplinärer<strong>und</strong> global vergleichender Perspektivein zentrale Themen <strong>und</strong> Diskussionen der <strong>Geschlechterforschung</strong>ein. Auf der Gr<strong>und</strong>lage desinternationalen Forschungsstandes präsentiertes in verständlicher Sprache eine empirisch f<strong>und</strong>iertewie theoretisch kohärente Darstellung desaktuellen Stands der <strong>Geschlechterforschung</strong>. DasBuch eignet sich gleichermaßen für einen erstenZugang zu diesem Forschungsgebiet wie für einevertiefende Auseinandersetzung.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Ilse Lenzilse.lenz@rub.deUrsula Müller, Birgit Riegraf, Sylvia M. Wilz (Hrsg.), (2013): Geschlecht <strong>und</strong>OrganisationBuchreihe Geschlecht <strong>und</strong> Gesellschaft, 541 Seiten, 39,99 €, ISBN 978-3-531-14308-8,Springer VS, WiesbadenDie Debatten über den Zusammenhang von„Organisation <strong>und</strong> Geschlecht“ erleben seit den1970er Jahren auch im deutschsprachigen Raumeinen bemerkenswerten Aufschwung. So werdenimmer mehr Organisationstypen, Hochschulen,Sportvereine oder Unternehmen, <strong>und</strong> Organisationseinheitenwie Personalabteilungen daraufhinanalysiert, welche Rolle das Geschlecht derBeschäftigten im Alltag der Organisationen spielt<strong>und</strong> welche unterschiedlichen Erscheinungsformendie Herstellungsprozesse von Geschlechterdifferenzenhaben. Eine zentrale theoretische Frageist dabei, ob Organisationen gr<strong>und</strong>legend alsgeschlechtsneutral zu analysieren sind oder eherals durch Geschlecht strukturierte soziale Gebildebetrachtet werden müssen. Das vorliegendeBuch führt in die Dynamik des Themenkomplexesein. Die zentralen Theorieangebote werden anhandunterschiedlicher Untersuchungsfelder <strong>und</strong>-themen nachgezeichnet.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. (i. R.) Dr. Ursula Müllerursula.mueller@unibielefeld.deProf. Dr. Birgit Riegrafbriegraf@mail.upb.deMoritz Baßler, Robin Curtis, Heinz Drügh, Nadja Geer, Thomas Hecken, MaschaJacobs, Nicolas Pethes, Katja Sabisch (Hrsg.), (2013): POP. Kultur <strong>und</strong> Kritik2013, Heft 2, 176 Seiten, kart., 16,80 €, ISBN 978-3-8376-2299-7, transcript Verlag,BielefeldDie Zeitschrift „POP. Kultur <strong>und</strong> Kritik“ analysiert<strong>und</strong> kommentiert die wichtigsten Tendenzen deraktuellen Popkultur in Musik <strong>und</strong> Mode, Politik<strong>und</strong> Ökonomie, Internet <strong>und</strong> Fernsehen, Literatur<strong>und</strong> Kunst. „POP“ liefert feuilletonistische Artikel<strong>und</strong> Essays mit kritisch pointierten Zeitdiagnosen.„POP“ bietet wissenschaftliche Aufsätze, die sichin Überblicksdarstellungen zentralen Themen derzeitgenössischen Popkultur widmen. Die Zeitschriftrichtet sich sowohl an WissenschaftlerInnen<strong>und</strong> Studierende als auch an <strong>Journal</strong>istInnen<strong>und</strong> alle LeserInnen mit Interesse an der Pop- <strong>und</strong>Gegenwartskultur.Im zweiten Heft geht es u. a. um die Ästhetik desSupermarkts, Apps <strong>und</strong> Pop-Ökonomie.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Katja Sabischkatja.sabisch@rub.de<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 95


VeröffentlichungenFlorence Hervé (Hrsg.), (2013): Flora Tristan oder: Der Traum vomfeministischen Sozialismus144 Seiten, 9,90 €, brosch., ISBN 978-3-<strong>32</strong>0-02293-8, dietz, BerlinKontakt <strong>und</strong> InformationDr. Florence Hervéflorence.herve@t-online.dewww.florence-herve.com„Meine Großmutter war eine merkwürdige Frau.Sie nannte sich Flora Tristan. Sie erfand eine Vielzahlsozialistischer Geschichten, unter anderemdie Arbeiterunion ... Wahrscheinlich konnte sienicht kochen. Ein sozialistischer, anarchistischerBlaustrumpf!“ Autor dieser Sätze ist der MalerPaul Gauguin. Er hat seine Großmutter nicht gekannt<strong>und</strong> deren Bücher nicht gelesen, <strong>und</strong> gibtzu, Wahrheit <strong>und</strong> Dichtung hier nicht auseinanderhaltenzu können. Mit ihr sollte er den Stolz,die Eigensinnigkeit <strong>und</strong> die Leidenschaftlichkeitteilen. Es gab <strong>und</strong> gibt viele Legenden um FloraTristan, die – verfolgt <strong>und</strong> vergöttert, geliebt<strong>und</strong> gehasst – in Deutschland heute kaum nochbekannt ist. In Frankreich wurden in den 1970erJahren <strong>Frauen</strong>gruppen, <strong>Frauen</strong>häuser, Straßen<strong>und</strong> Bildungseinrichtungen nach ihr benannt. InLima gibt es seit 1979 das Zentrum Flora Tristanfür <strong>Frauen</strong>rechte. Anlässlich ihres 200. Geburtstageswurde sie 2003 mit Ausstellungen,Kolloquien <strong>und</strong> Theateraufführungen gewürdigt.Der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosawidmete der Rebellin <strong>und</strong> Vorkämpferin desmodernen Feminismus sowie deren Enkel, demMaler Paul Gauguin, seinen Roman „Das Paradiesist anderswo“. Er befand den Lebenswegder Flora „reich an Farbigkeit wie kaum ein anderer“.Gisela Notz (2012): „Freiwilligendienste“ für alle. Von der ehrenamtlichenTätigkeit zur Prekarisierung der „freiwilligen“ Arbeit120 Seiten, 10 €, ISBN 978-3-940-865-28-1, AG SPAK Bücher, Neu-UlmKontakt <strong>und</strong> InformationDr. Gisela Notzgisela.notz@t-online.deIn diesem Buch, durch das die Forschung vonGisela Notz zum Thema „Ehrenamt“ aktualisiertwird, geht es darum, aufzuzeigen, wie sich dieBedeutung der „freiwilligen“ Arbeiten im Laufeder Geschichte wandelt. Diese weist die Merkmaleder sogenannten traditionellen „ehrenamtlichenArbeit“ auf, das heißt etwas für anderetun, etwas an andere abgeben. Nachgezeichnetwird die historische Entwicklung der „freiwilligen“Arbeit von Beginn der Industrialisierungbis zur Krise des Sozialstaates <strong>und</strong> zur aktuellensozialpolitischen Situation. Schwerpunktebilden die Armenfürsorge, die Gründung derWohlfahrtsverbände, die Entstehung des Sozialstaatessowie die Ausweitung <strong>und</strong> Propagierungder Gratisarbeit vor <strong>und</strong> während der beidenWeltkriege hin zum Pflichtdienst unter dem NS-Regime. Erinnert wird auch an die vielen (vor allem)<strong>Frauen</strong>, die am Aufbau der demokratischenB<strong>und</strong>esrepublik über parteiliche <strong>und</strong> ideologischeGrenzen hinweg hoffnungsfroh „freiwillig“arbeiteten.Elke Kleinau, Barbara Rendtorff (Hrsg.), (2012): Differenz, Diversität <strong>und</strong> Heterogenitätin erziehungswissenschaftlichen Diskursen156 Seiten, 22,90 €, ISBN 978-3-8474-0073-8, Verlag Barbara Budrich, OpladenKontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Elke Kleinauelke.kleinau@uni-koeln.deProf. Dr. Barbara Rendtorffbarbara.rendtorff@unipaderborn.deIm erziehungs- <strong>und</strong> sozialwissenschaftlichen Diskurswerden die Begriffe „Heterogenität“ <strong>und</strong>„Diversität“ als Plastikworte für Verschiedenheitenaller Art eingesetzt. Die Verwischung derKategorien erscheint modern <strong>und</strong> fortschrittlich:<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> war gestern –heute ist „Diversität“ oder „Heterogenität“ angesagt,<strong>und</strong> da scheint ja Geschlecht „mit drin“ zusein. Die AutorInnen setzen sich kritisch <strong>und</strong> zeitgemäßmit den aktuellen Tendenzen auseinander.96 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


VeröffentlichungenErna Appelt, Brigitte Aulenbacher, Angelika Wetterer (Hrsg.), (2013):Gesellschaft. Feministische Krisendiagnosen268 Seiten, 27,90 €, ISBN 978-3-89691-237-4, Verlag Westfälisches Dampfboot, MünsterDer Band versammelt Expertisen, Diagnosen <strong>und</strong>Reflexionen zur modernen Gesellschaft, die bisan deren Anfänge zurückgehen, aktuelle Entwicklungkritisch kommentieren <strong>und</strong> im Sinnegeschlechter- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischer Veränderungennach vorne blicken. Es schreiben: ErnaAppelt, Brigitte Aulenbacher, Ursula Birsl <strong>und</strong>Claudia Derichs, Sabine Hark <strong>und</strong> Mike Laufenberg,Cornelia Klinger, Ilse Lenz, Beate Littig, MaxPreglau, Birgit Riegraf, Birgit Sauer, Elvira Scheich,Vandana Shiva, Angelika Wetterer.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf.‘in Dr.‘in Erna M. Appelterna.appelt@uibk.ac.atSandra Smykalla, Dagmar Vinz (Hrsg.), (2013): Intersektionalität zwischenGender <strong>und</strong> Diversity. Theorien, Methoden <strong>und</strong> Politiken der Chancengleichheit371 Seiten, 29,90 €, ISBN 978-3-89691-230-5, Verlag Westfälisches Dampfboot, MünsterIntersektionalität gilt als neues Paradigma der<strong>Geschlechterforschung</strong>. Gleichzeitig nehmen Forschungenzu Diversität, Diversity Management<strong>und</strong> Diversity Politics zu. Löst die Intersektionalitätsforschungdie Genderforschung ab? Ergänzensich Diversity Studies <strong>und</strong> Gender Studies? Wasverbindet die Konzepte Intersektionalität, Gender<strong>und</strong> Diversity, worin unterscheiden sie sich? MitBeiträgen von Carol Hagemann-White, BerndLadwig, Dagmar Vinz, Gertraude Krell <strong>und</strong> JohannaHofbauer, Lucy N. Chebout, Sybille Hardmeier,Ulrike Schultz, Brigitte Kerchner, Anja Lindau,Ingrid Jungwirth, Sabine Beckmann <strong>und</strong> PatrickEhnis, Ulrike Hormel, Sandra Smykalla, BarbaraBeham, Edelgard Kutzner, Katharina Schiederig<strong>und</strong> Johanna Kösters.Kontakt <strong>und</strong> InformationDr. Sandra Smykallasandra.smykalla@fh-kiel.deUte Gause, Stephanie Scholz (Hrsg.), (2012): Ehe <strong>und</strong> Familie im Geist desLuthertums. Die Oeconomia Christiana (1529) des Justus Menius144 Seiten, 34,00 €, ISBN 978-3-374-03098-9, Evangelische Akademie, LeipzigBei der vorliegenden Quellenedition, Band 6 derReihe Historisch-theologische Genderforschung,handelt es sich um eine gr<strong>und</strong>legende Schriftlutherischer Konfessionskultur, die, zusammenmit der späteren Haustafelliteratur, das Alltagsleben<strong>und</strong> die Sozialstruktur in den evangelischenGebieten Deutschlands bis nach dem ZweitenWeltkrieg maßgeblich geprägt hat. Justus Menius,enger Mitstreiter Luthers, veröffentlichte dieOeconomia Christiana flankierend zu LuthersKleinem Katechismus. Luther selbst unterstütztedas in Wittenberg herausgegebene Büchleinmit einem Vorwort. In Verb<strong>und</strong> mit Luthers Katechismuswurde somit neben Glaubensinhaltenauch eine aus diesem Glauben begründete Ethikvermittelt. Die kirchliche Reformation wurde dadurchebenso zu einer Reformation des häuslichenLebens. In humanistischer Tradition <strong>und</strong>basierend auf der aristotelischen Struktur desHauses entwarf Menius hier ein Modell, das sogar,ausgehend von der häuslichen Ordnung –Ehepaar, Gesinde, Kinder –, als Basis der politischenOrdnung dienen sollte.Der Text lag bisher nicht ediert vor. Die vorliegendeStudienausgabe zeichnet sich durchihre hohe BenutzerInnenfre<strong>und</strong>lichkeit aus. DerQuellentext ist mit einem ausführlichen Apparatbestehend aus zahlreichen Kommentaren, Bibelstellenverweisen<strong>und</strong> Worterklärungen unterlegt.Dazu kommen in mehreren der Quelle vorgeschaltetenKapiteln durch die Herausgeberinnenausführliche Einführungen in den Text: zur Kontextualisierunginnerhalb des sich ausbildendenLuthertums <strong>und</strong> der Ökonomikliteratur sowiezum Verfasser, der Edition <strong>und</strong> Druckgeschichte.Die Ausgabe hat zum Ziel, besonders Studierendendas Verständnis lutherischer Sozialordnung<strong>und</strong> deren langwirkenden Einfluss auf die Verbürgerlichungder Gesellschaft in Deutschland zuerschließen.Kontakt <strong>und</strong> InformationDr. Esther Hornungevth-kg@rub.dewww.ev-theol.rub.de/lehrstuehle/gause/lsstartseite.html<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 97


VeröffentlichungenSanda Grätz (Hrsg.), (2013): Zwei Jahrzehnte Gleichstellung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. 1990–2012. Eine Dokumentation125 Seiten, 19,80 €, ISBN 978-3-943460-25-4, düsseldorf university press, DüsseldorfKontakt <strong>und</strong> InformationDr. Mechthilde Vahseninfo@feedback-vahsen.dewww.feedback-vahsen.deVor über 20 Jahren wurde das Amt der Gleichstellungsbeauftragtenan der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf eingerichtet. Keine leichteAufgabe, die inhaltlichen Vorgaben in die universitärePraxis vor Ort zu überführen. Denn nebender minimalen Ausstattung, die häufig zu Improvisationennötigte, musste sehr viel Aufklärungsarbeitgeleistet werden.Heute steht das Amt auf festen Füßen mitten inder Universität – ein großes Team kümmert sichum alle Belange, die mit dem Amt <strong>und</strong> der Umsetzungder Gleichstellung verb<strong>und</strong>en sind. DieAufgaben der Gleichstellungsbeauftragten habensich in den 20 Jahren wesentlich geändert.Oberstes Ziel ist aber immer noch, durch vielfältigeMaßnahmen die Erhöhung der Anzahl vonProfessorinnen an Hochschulen zu erreichen. DieVereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Studium/Beruf isteine der Voraussetzungen für eine Karriere inder Wissenschaft. Die Heinrich-Heine-UniversitätDüsseldorf hat dies erkannt, die Auditierung als„familiengerechte Hochschule“ ist ein Beweisdafür.Die vorliegende Dokumentation, zusammengestelltvon Mechthilde Vahsen, veranschaulichtden Weg, den <strong>Frauen</strong>förderung <strong>und</strong> Gleichstellungan der Heinrich-Heine-Universität gegangensind. Der Blick in die Geschichte fördert so manchesspannende Detail zutage <strong>und</strong> präsentiertzugleich die größeren Zusammenhänge.Bea L<strong>und</strong>t, Toni Tholen (Hrsg.), (2013): „Geschlecht“ in der Lehramtsausbildung.Die Beispiele Geschichte <strong>und</strong> DeutschBand 3, 464 Seiten, 49,90 €, ISBN 978-3-643-12021-2, LIT Verlag, MünsterKontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Bea L<strong>und</strong>tl<strong>und</strong>t@uni-flensburg.dewww.bea-l<strong>und</strong>t.deDie Kategorie „Geschlecht“ hat eine Schlüsselfunktionfür die gegenwärtige Neusortierung <strong>und</strong>Ordnung von Lebensmodellen, Praktiken <strong>und</strong>Wissensvorräten der Menschen. Deshalb ist esumso wichtiger, Aspekte <strong>und</strong> Dimensionen von„Geschlecht“ in zeitgemäßer Weise auf allenEbenen der Lehramtsausbildung <strong>und</strong> im Unterrichtzu thematisieren. Dazu bedarf es aber einesneuen Dialogs zwischen den Fachdidaktiken,Fachwissenschaften <strong>und</strong> den Gender Studies. DieBeiträge des Bandes wollen diesem notwendigenDialog am Beispiel der Fächer Geschichte <strong>und</strong>Deutsch Impulse geben.Yvonne P. Doderer, Württembergischer Kunstverein Stuttgart (Hrsg.), (2013):Rote Rosen statt Zerstörung. <strong>Frauen</strong> im Widerstand gegen Stuttgart 21Württembergischer Kunstverein StuttgartKontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Yvonne P. Dodererypdoderer@transdisciplinary.netDie <strong>Frauen</strong>, die in diesem Buch zu Wort kommen,sprechen über die vielfältigen Gründe, die siezu ihrem ausdauernden Widerstand gegen dasBahn- <strong>und</strong> Immobilienprojekt Stuttgart 21 motiviert,<strong>und</strong> über die Erfahrungen, die sie als widerständige,politisch bewusste <strong>Frauen</strong> gemachthaben. Ihre Antworten machen sehr viele Aspektedes Widerstands gegen Stuttgart 21 deutlich.Diese engagierten Bürgerinnen sind auch ein Beispieldafür, dass <strong>Frauen</strong> eine sehr wichtige Rollein Widerstandsbewegungen einnehmen <strong>und</strong> diesewesentlich mittragen.98 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


VeröffentlichungenYvonne P. Doderer (2013): Räume des Politischen. Dimensionen desStädtischen223 Seiten, 12,80 €, ISBN 978-3-86991-903-4, Monsenstein & Vannerdat, MünsterStadt ist vor allem als ein gesellschaftlicher Raum –<strong>und</strong> damit auch als genuin politisch – zu verstehen.Von einem solchen Ansatz ausgehend eröffnensich in Bezug auf Stadtgeschichte, Stadtpolitik<strong>und</strong> Stadtplanung vielfältig Fragestellungen,die hier im Horizont von Geschlechter- <strong>und</strong> Kulturtheorien,Stadt- <strong>und</strong> Migrationsforschung beispielhafterörtert werden.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Yvonne P. Dodererypdoderer@transdisciplinary.netDominique Grisard, Ulle Jäger, Tomke König (Hrsg.), (2013): Verschieden sein.Nachdenken über Geschlecht <strong>und</strong> Differenz3<strong>32</strong> Seiten, 29,95 €, ISBN 978-3-89741-350-4, Ulrike Helmer Verlag, Frankfurt/M.Wie ist es möglich, ohne Angst verschieden zusein? Wie kann es gelingen, in der Verschiedenheitals gleichberechtigt anerkannt zu werden?Verschiedenheit bestimmt als gr<strong>und</strong>legendesMotiv die Art <strong>und</strong> Weise, wie sich die PhilosophinAndrea Maihofer seit den 1980ern Themen der<strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> zuwendet.Maihofers Forderung nach einer Anerkennungder Differenz regt bis heute zum gemeinsamenNachdenken über Geschlecht <strong>und</strong> Differenz ausunterschiedlichen (disziplinären) Perspektiven an.So setzen sich die Beiträge dieses Buches mit derErmöglichung verschiedener Lebensweisen, Körperpraxen,Begehrensformen <strong>und</strong> Begehrensrelationenauseinander. Dabei greifen die AutorInnenauf Material aus eigenen oder gemeinsam mitMaihofer durchgeführten Forschungsprojektenzurück <strong>und</strong> diskutieren theoretische Aspekte aktueller<strong>Geschlechterforschung</strong>.Kontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Tomke Königtomke.koenig@uni-bielefeld.deEva Bockenheimer (2013): Hegels Familien- <strong>und</strong> GeschlechtertheorieHegel-Studien, Beihefte 59, 446 Seiten, 128 €, ISBN 978-3-7873-2247-3, Meiner, HamburgPhilosophische Familien- <strong>und</strong> Geschlechterkonzeptionenwaren zu allen Zeiten ein wesentlicherBestandteil der philosophischen Arbeit, insbesonderein der politischen Philosophie, da jedegesellschaftliche Ordnung auf einer bestimmtenFamilienform <strong>und</strong> darin institutionalisierten Geschlechterverhältnissenberuht. Auch Hegel hatsich intensiv mit den Begriffen „Familie“ <strong>und</strong>„Geschlecht“ auseinandergesetzt. Eva BockenheimersArbeit liefert einen Kommentar zu dendafür zentralen Abschnitten der „Phänomenologiedes Geistes“ <strong>und</strong> der „Gr<strong>und</strong>linien der Philosophiedes Rechts“ unter Einbeziehung zahlreicherSchriften <strong>und</strong> Vorlesungen, insbesondere der„Naturphilosophie“ <strong>und</strong> der „Vorlesungen überdie Philosophie der Weltgeschichte“. Ergebnisist, dass Hegel einen ausgefeilten, systematischeingebetteten Gedankengang zum Familien- <strong>und</strong>Geschlechterverhältnis <strong>und</strong> dessen Geschichtepräsentiert, der gr<strong>und</strong>legende Einsichten bietet –auch für die Analyse der aktuellen Verhältnisse<strong>und</strong> für die Erarbeitung eines auf Emanzipationzielenden, zeitgemäßen Begriffs von Familie <strong>und</strong>Geschlechtlichkeit.Kontakt <strong>und</strong> InformationDr. Eva Bochenheimerbockenheimer@philosophie.uni-siegen.de<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 99


VeröffentlichungenChristina Klenner, Wolfram Brehmer, Mareen Plegge, Yan Bohulskyy (2013):Förderung der Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf in Tarifverträgen <strong>und</strong>Betriebsvereinbarungen in Deutschland. Eine empirische AnalyseReihe: WSI-Diskussionspapier, <strong>Nr</strong>. 184, 63 Seiten, ISSN 1861-0625, DüsseldorfKontakt <strong>und</strong> InformationDr. Christina Klennerchristina-klenner@boeckler.deFamiliengerechte Arbeitsbedingungen werdenin Deutschland nicht nur per Gesetz reguliert,sondern vor allem auch durch Tarifverträge <strong>und</strong>Betriebsvereinbarungen. Auf der Basis einer Auswertungder wichtigsten 110 Tarifverträge sowieder WSI-Betriebsrätebefragung 2011 wird indiesem Diskussionspapier analysiert, in welchemMaße auf tariflicher <strong>und</strong> betrieblicher Ebene inden letzten Jahren eine Zunahme von kollektivenRegelungen zur Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Berufin Deutschland zu beobachten ist, zu welchenThemen neue Regelungen vereinbart wurden <strong>und</strong>welche Motive zum Abschluss der Regelungenführten. Dabei zeigt sich, dass Familienfre<strong>und</strong>lichkeitin den letzten Jahren trotz einzelner neuer<strong>und</strong> teilweise innovativer Regelungen weder aufder tariflichen noch auf der betrieblichen Ebeneein Schwerpunkt der Regulierungsbemühungengewesen ist. Bezüglich der Ursachen muss unterschiedenwerden zwischen Tarifverträgen <strong>und</strong>Betriebsvereinbarungen. Während der Abschlussvon Betriebsvereinbarungen zu familiengerechtenArbeitsbedingungen kaum systematischaufgr<strong>und</strong> struktureller Betriebsmerkmale erklärtwerden kann, zeigt sich bei den Motiven, die zumAbschluss so gestalteter Tarifverträge führten, einWandel weg von der <strong>Frauen</strong>förderung hin zu eherökonomischen Begründungen.Rita Schäfer, Eva Range (2013): Wie mit Homophobie Politik gemacht wird.Menschenrechte <strong>und</strong> Verfolgung von LSBTI_Aktivist_innen in Afrika26 Seiten, ISBN 978-3-86498-447-1, Friedrich-Ebert-Stiftung, BerlinKontakt <strong>und</strong> InformationCaroline Lemmercaroline.lemmer@fes.deDie Publikation kann als Printexemplar bestelltoder online abgerufen werden unter: http://library.fes.de/pdf-files/iez/09598.pdf.Susanne Regener, Katrin Köppert (Hrsg.), (2013): privat/öffentlich. MedialeSelbstentwürfe von Homosexualität207 Seiten, 20 €, ISBN 978-3-851<strong>32</strong>-692-5, Verlag Turia + Kant, Wien, BerlinKontakt <strong>und</strong> InformationProf. Dr. Susanne Regenerregener@medienwissenschaft.uni-siegen.deSelbstentwürfe werden in so verschiedenen Medienwie Fotografien, Scrapbooks, amateurhaftenFilmen, Grafiken, Skulpturen, digitalen Text-Bild-Collagen sichtbar. Die Analysen in diesem Bandstellen die kulturprägende Kraft von homosexuellenSelbstbildern für westeuropäische <strong>und</strong>US-amerikanische Gesellschaften heraus. Unserspezielles Interesse gilt den Grenzverschiebungenzwischen privaten <strong>und</strong> öffentlichen Bildern,die in den 1970er Jahren entstanden, als Schwule,Lesben, Tunten <strong>und</strong> Transen aus dem Untergr<strong>und</strong>hervortraten <strong>und</strong> erstmals als politischeBewegungen erkennbar wurden. Welche neuenBedeutungen erhalten dann die privaten, vormalsheimlichen Bildpraktiken?Beiträge von Karin Bruns, Jennifer V. Evans, KatrinKöppert, Sebastian Mohr, Susanne Regener, IsabelRichter, Steffen Siegel <strong>und</strong> Volker Woltersdorff.100 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013


<strong>Journal</strong><strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong><strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013<strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong>Universität Duisburg-Essen | 45127 Essenwww.netzwerk-fgf.nrw.deISSN 1617-2493

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