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Geschäftsbericht 2008–2012Geschäftsbericht2008–2012Gewerkschaft Nahrung-Genuss-GaststättenHaubachstraße 76 · 22765 Hamburg · Telefon: 040 38013-0 · Telefax: 040 3892637 · Internet: www.ngg.net


Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> vertritt die Interessen <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer inProduktions- und Dienstleistungsbetrieben <strong>der</strong> Nahrungs- und Genussmittelbranchen sowieim Hotel-, Gaststätten- und Cateringgewerbe.Unter Wahrung ihrer Unabhängigkeit gegenüber den Unternehmen, Regierungen,Verwaltungen, politischen Parteien und Konfessionen ist es insbeson<strong>der</strong>e ihre Aufgabe, diewirtschaftlichen, sozialen, beruflichen und kulturellen Interessen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>n.ImpressumGewerkschaft Nahrung-Genuss-GaststättenPostanschrift: Postfach 501180 · 22711 HamburgHausanschrift: Haubachstraße 76 · 22765 HamburgTelefon: 040 380 13-0 · Telefax: 040 389 26 37E-Mail: hauptverwaltung@ngg.net · Internet: www.ngg.netRedaktionJonas Bohl, Klaus Schroeter, Silvia Tewes, Karin VladimirovGestaltungskonzeption, Satz und ReinzeichnungIN.MEDIUM GmbH · WerbeagenturGoebenstraße 10 · 24534 NeumünsterE-Mail: info@inmedium.net · Internet: www.inmedium.netDruckDruckzentrum Neumünster GmbHRungestraße 4 · 24537 NeumünsterGewerkschaft Nahrung-Genuss-GaststättenGeschäftsbericht 2008–2012


Geschäftsbericht 2008–2012<strong>16.</strong> <strong>Ordentlicher</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong>vom 11. bis 14. November 2013Geschäftsbericht 2008–2012 3


InhaltsverzeichnisEinleitung 6Nachruf 8Zum Gedächtnis 9Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> 111. Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> 122. Der Beirat 132.1 Die Beiratssitzung 2011 153. Der Hauptvorstand 163.1 Die ehrenamtlichen Hauptvorstandsmitglie<strong>der</strong> 183.2 Die Landesbezirksvorsitzenden 193.3 Der Geschäftsführende Hauptvorstand 204. Der Hauptausschuss 214.1 Bericht des Hauptausschusses 215. Revisionskommission 25Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien 291. Chronik – Die Wahlperiode in Stichworten 312. Lebensmittelproduktion – Produkte für das Leben 483. Lebensmittelpolitik – ein Thema <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong>! 494. Lebensmittelwirtschaft – Finanzmarktkrise und Rohstoffspekulation 515. Europäischer Fiskalpakt und die Auswirkungen auf die <strong>NGG</strong>-Branchen 536. Internationale Arbeit 557. Gerechtigkeit in weiter Ferne 638. Kampf den ungeschützten Arbeitsverhältnissen 649. Sozialpolitik 6610. Berufliche Bildung 7011. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) 7311.1 Der DGB-Bundeskongress 2010 75Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik 791. Tarifpolitik 811.1 Tarifpolitische Rahmenbedingungen 831.2 Tarifpolitischer Handlungsrahmen 861.3 Struktur unserer Tarifverträge 901.4 Arbeitskämpfe 911.5 Tarifliche Altersvorsorge 941.6 Arbeitszeitpolitik 961.7 Mindestlohn: Die Gewerkschaften bestimmen die öffentliche Diskussion 981.8 Leiharbeit 1021.9 Solidarische Entgeltpolitik –„eg-check.de“ nutzen 1061.10 Arbeitgeberverbände 1082. Die Branchen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> 1102.1 Getränke 1112.2 Brauwirtschaft 1142.3 Alkoholfreie Getränke 1184Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


2.4 Getreide 1202.5 Nährmittel/Stärke 1262.6 Fleisch 1282.7 Fisch 1322.8 Milch und Fett 1342.9. Zucker 1362.10 Süßwaren und Dauerbackwaren 1382.11 Obst und Gemüse 1422.12 Tabak 1452.13 Hotels, Restaurants, Cafés, Gaststätten, Catering 1483. Handlungsfeld Betriebspolitik 1603.1 Personalbedarfsrechner 1623.2 Betriebsratswahlen 2010 1633.3 Unternehmensmitbestimmung 1643.4 Demografie-Initiative „Faire Arbeit. Gutes Leben.“ 1663.5 Sozialpartner-Initiative „Lebenslanges Lernen“ (SPILL) 1683.6 Werkverträge 1703.7 Industriepolitik 1734. Recht 1754.1 Arbeitsrecht 1754.2 Arbeits- und Sozialrechtsschutz 176Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische Aufgaben 1811. Personal/Personalbericht 1832. Das Hauptstadtbüro 1873. Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation 1883.1 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 1883.2 Publikationen 1923.3 Werbung 1953.4 Veranstaltungen 1963.5 IT und IT-Service bei <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> 1974. Mitglie<strong>der</strong>gruppen 1984.1 Politische Arbeit <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> 1984.2 Frauenpolitik 2044.3 Ausländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 2154.4 Seniorenarbeit 2195. Finanzen und Rechnungswesen 2205.1 Revisionen durch die Hauptverwaltung 227Anhang 229Landesbezirke und Regionen 230Die Hauptverwaltung 236Vertretung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> in nationalen und internationalen Gremien 239Geschäftsbericht 2008–2012 5


EinleitungGeschäftsbericht 2008-2012Die Jahre dieses Geschäftsberichtes sind gekennzeichnet durch die Bankenkrise, ihre direktenFolgen und die Auswirkungen für unsere Kolleginnen und Kollegen.Was während <strong>der</strong> ersten Monate im Jahr 2007 als amerikanische Immobilienkrise begann, daswurde spätestens mit <strong>der</strong> Pleite <strong>der</strong> Bank „Lehman Brothers“ am 15. September 2008 zu einerweltumspannenden Krise des gesamten Bankensystems.Die Rettungsmaßnahmen für die Banken, die in Deutschland beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> HypoVereinsbankund <strong>der</strong> Commerzbank zugutekamen, sind durch Steuergel<strong>der</strong> finanziert worden. Letztlichhaben die Bürgerinnen und Bürger die Kosten für das unsoziale und unseriöse Geschäftsmodell<strong>der</strong> Investmentbanker in <strong>der</strong> Krise finanziert. Im Gegensatz zu den ständigen Bekundungen<strong>der</strong> wirtschaftlichen Eigenständigkeit haben in <strong>der</strong> Krise nur die Zahlungen des von denNeoliberalen verpönten Staates die Refinanzierung <strong>der</strong> Banken sicherstellen können.Diese Krise hat sich nicht nur auf die Banken ausgewirkt. Die Einbrüche in die Realwirtschafthaben auch die Ernährungswirtschaft und damit unsere Mitglie<strong>der</strong> getroffen, in noch stärkeremMaße aber unsere Mitglie<strong>der</strong> im Hotel- und Gaststättengewerbe, da hier die Umsatzrückgängeam deutlichsten waren.Weiter sind <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong> den Folgen des globalen Unterbietungswettbewerbs in denUnternehmen ausgesetzt. Während in den Vorjahren die Ernährungswirtschaft von Investorenoftmals als „lahme Ente“ gesehen wurde, so wurde durch die Verluste in <strong>der</strong> Finanzwirtschaftin den letzten Jahren die Ernährungswirtschaft zur gefragten Branche mit sicheren Profiten.So sehen wir als Folge <strong>der</strong> beschriebenen Entwicklungen das Ziel, die deutschen Sozialstandardshinter sich zu lassen und durch prekäre Beschäftigung, Leiharbeit und Werkvertragsvergabedie Unternehmensrisiken auf unserer Kolleginnen und Kollegen zu verlagern.Unsere <strong>NGG</strong> hat in diesem Prozess die Interessen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> an vielen Stellen kreativ vertretenund durch unsere Tarifverträge Sicherheit geboten. Die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung <strong>der</strong> vergangenenfünf Jahre zeigt, dass wir trotz Krise mehr Beschäftigte von unserer Arbeit überzeugenkonnten. Bei den erwerbstätigen Mitglie<strong>der</strong>n, also bei denen, die im Betrieb tätig sind,haben wir im gesamten Berichtszeitraum eine positive Mitglie<strong>der</strong>entwicklung vorzuweisen,die uns beson<strong>der</strong>s stolz macht.Wir wollen hier Rechenschaft über unsere Tätigkeit ablegen, wir wollen auf den kommendenSeiten über verschiedene Einzelthemen berichten und die Breite <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Arbeit darstellen.Wir möchten jedoch betonen, dass unsere Erfolge nur möglich waren durch das Engagementvon unseren Mitglie<strong>der</strong>n, von den Betriebsräten in den <strong>NGG</strong>-Branchen, von unseren ehrenamtlichenKolleginnen und Kollegen in den Regionsvorständen, von den Mitglie<strong>der</strong>n unsererLandesbezirksvorstände und von allen an<strong>der</strong>en, die unsere <strong>NGG</strong> gestärkt haben.6Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Wir möchten uns beson<strong>der</strong>s bedanken für die Zusammenarbeit mit unserem <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand,<strong>der</strong> in den fünf Jahren seit 2008 immer ein kritischer und engagierter Begleiter unsererArbeit und unserer Vorschläge war. Die konstruktiven Anmerkungen und Beschlüsse, die vomgemeinsamen Interesse an <strong>der</strong> Fortentwicklung unserer <strong>NGG</strong> geprägt waren, haben ihren Teildazu beigetragen, die Voraussetzungen für eine positive Entwicklung unserer Gewerkschaftzu schaffen.Wir sind sicher, dass es uns auch in <strong>der</strong> Zukunft gelingen wird, die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> als Interessenvertretung<strong>der</strong> Arbeitenden in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft und im Gastgewerbe zu profilierenund damit die Zukunft unserer Organisation zu sichern.Franz-Josef Möllenberg Claus-Harald Güster Michaela RosenbergerGeschäftsbericht 2008–2012 7


NachrufAm 12. Mai 2008 starb Karl Himmelsbach im Alter von 80 Jahren.Von 1963 bis 1991 engagierte er sich als Betriebsratsvorsitzen<strong>der</strong> des Maggi-Werkes in Singen und fast zwei Jahrzehnte als Gesamtbetriebsratsvorsitzen<strong>der</strong><strong>der</strong> Maggi GmbH und später <strong>der</strong> Nestlé-Maggi GmbH. Außerdem war er Mitglieddes Aufsichtsrates.Karl Himmelsbach hatte viele gewerkschaftliche Ehrenämter in unserer <strong>NGG</strong> inne:So war er stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> damaligen Verwaltungsstelle Singen,Mitglied des Beirats und später des Hauptvorstands. 1982 wurde er in den För<strong>der</strong>er-Beirat<strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung delegiert, und von 1986 bis 1990 war er Vorsitzen<strong>der</strong>des <strong>NGG</strong>-Hauptausschusses.Für seine gewerkschaftliche und politische Arbeit wurde Karl Himmelsbach 1983mit <strong>der</strong> Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.Am 29. Januar 2009 verstarb <strong>der</strong> ehemalige, langjährige 1. Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>,Herbert Stadelmaier, im Alter von 92 Jahren.Der gebürtige Hamburger wurde am 1. Januar 1946 <strong>zum</strong> Kassierer und Jugendleiter<strong>der</strong> <strong>NGG</strong> Hamburg und 1947 auf dem Gründungsverbandstag <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> fürdie britische Zone <strong>zum</strong> Hauptkassierer im Geschäftsführenden Hauptvorstand<strong>der</strong> <strong>NGG</strong> gewählt; ebenso 1949 auf dem Vereinigungskongress.1962 wählte ihn <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-<strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>zum</strong> 2. Vorsitzenden, vier Jahre späterstellte ihn <strong>der</strong> Bremer Kongress an die <strong>NGG</strong>-Spitze, wo er zwölf Jahre lang dieGeschicke <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> lenkte. In <strong>der</strong> drei Jahrzehnte währenden Ära Stadelmaier war<strong>NGG</strong> wie<strong>der</strong>holt Vorreiter in <strong>der</strong> Tarifpolitik.Auch international, als IUL-Vizepräsident und Präsident des damaligen EuropäischenGewerkschaftsausschusses Nahrung-Genuss-Gaststätten, war HerbertStadelmaier hoch angesehen.8Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Zum GedächtnisEgon BalkowUlrich BaumannSiegfried BenthienManfred BerghoferHelmut BoesebeckAlfons BosléFriedrich DahmHeinz DanningerKonrad DehnertRaymond DembeckBernhard DewenterAnneliese DicomyJosef DietlSylvester DietmayerGertrude DöringThomas DorschMaria DreckschmidtKlaus EgnerIlse EichmannDieter FalchHeinz FloiglPeter FuchsAlfred GehringOskar GensbergerBartholomäus GerumSepp GesslerHerbert GlumaIngrid GraafAndreas GropperKarla GrothRainer GrunerBernd GutzmannHans-Günter HafkeElse HartmannKurt HeckhäuserIlse-Marie HellVolkmar HempelFrank HimbertGisela HinzkeManfred HüttnerJutta JänichenHelmut JoswigErnst KleinmannRudolf KnickenbergMarlies KoczyChristine KöferlManfred KoladaHeinz KrienkeWilly KruskaFriedrich KummerWolfgang KutzekInge LaackmannGeorg LambrichWilhelmine LangErich LeimkühlerJosef LenhardMaria LierschWilfried LinkKarla LohseIlse MarchOswald MerzGottlieb NelhübelPeter OldhaverEckhard OrtmannAnneliese RaabFritz Rathfel<strong>der</strong>Elfriede RichterManfred RodzinkaBernhard RohrChristian RömichHans Ru<strong>der</strong>ischDietrich von SalzenAndreas SchlenzGerda SchlichtHans SchmidtEberhard SchuetzeHenning SchulzElse SchützLieselotte SeitzWerner StehrFriedhelm TappeEmilie VöhringerSebastian VorleitnerDr. Wilfried WeihrauchRolf WichmannBrunhilde WiedemannottHans WirthHorst WitteMarlies WittmannKurt WolfMarga WollschlägerManfred ZeisIhre Namen stehen stellvertretend für alle Kolleginnen und Kollegen, die in <strong>der</strong> Berichtszeitverstorben sind. Ihnen allen bleiben wir in Dankbarkeit verpflichtet.Geschäftsbericht 2003–2007 9


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>10Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Abschnitt 1:Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Geschäftsbericht 2008–2012 11


Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>In diesem Abschnitt geben wir einen kurzen Überblick über die Bundesgremien <strong>der</strong> Gewerkschaft<strong>NGG</strong>, die in <strong>der</strong> Satzung verankert sind.Dazu gehören:• <strong>der</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong> im Oktober 2008• <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Beirat• <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand• <strong>der</strong> Hauptausschuss• die Revisionskommission1. Der <strong>Gewerkschaftstag</strong><strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008Nach <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Satzung ist das höchste Organ <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong>.Der Hauptvorstand ist verpflichtet, in jedem fünften Jahr einen ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>einzuberufen. Auf Beschluss des Hauptvorstandes fand <strong>der</strong> 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong>vom 20. bis 24. Oktober 2008 in Berlin statt.Am <strong>Gewerkschaftstag</strong> haben 171 stimmberechtigte Delegierte teilgenommen. Davon sind139 in den <strong>NGG</strong>-Regionen auf Delegiertenversammlungen gewählt worden und haben damitdas Vertrauen ihrer Kolleginnen und Kollegen bekommen.Weiter waren unter den Delegierten die 30 Mitglie<strong>der</strong> des Hauptvorstandes.Die Wahlordnung zur Min<strong>der</strong>heitsgeschlechtsquote schreibt vor, dass Frauen als Min<strong>der</strong>heitsgeschlechtentsprechend ihrem Mitglie<strong>der</strong>anteil auch bei den Delegiertenmandaten <strong>zum</strong><strong>Gewerkschaftstag</strong> zu berücksichtigen sind. Mit 71 Kolleginnen ist es gelungen, dieser Satzungsvorgabezu entsprechen und damit leicht über dem Frauenanteil an <strong>der</strong> Mitgliedschaftzu liegen.Wahlen auf dem <strong>Gewerkschaftstag</strong>Nach <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Satzung werden die ehrenamtlichen Mitglie<strong>der</strong> des Hauptvorstandes auf denLandesbezirkskonferenzen gewählt und auf dem <strong>Gewerkschaftstag</strong> bestätigt.Die von <strong>der</strong> Bundesjugendkonferenz und <strong>der</strong> Bundesfrauenkonferenz vorgeschlagenen Vertreter<strong>der</strong> Personengruppen im Hauptvorstand wurden auf dem <strong>Gewerkschaftstag</strong> gewählt.Als Vorsitzen<strong>der</strong> wurde Franz-Josef Möllenberg mit 152 Stimmen (88,9 Prozent), als stellvertreten<strong>der</strong>Vorsitzen<strong>der</strong> wurde Claus-Harald Güster mit 125 Stimmen (73,1 Prozent) und Michaela12Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Rosenberger als stellvertretende Vorsitzende mit 159 Stimmen (93,0 Prozent) gewählt. DerVorsitzende und die stellvertretenden Vorsitzenden bilden gemeinsam den GeschäftsführendenHauptvorstand.AnträgeInsgesamt lagen dem <strong>Gewerkschaftstag</strong> 174 Anträge vor. Diese hohe Zahl ist ein Zeichen fürden umfangreichen Gestaltungsbedarf, den die Antragsteller für politische Verän<strong>der</strong>ungen,aber auch für die Gestaltung <strong>der</strong> zukünftigen Arbeit von <strong>NGG</strong> sahen.Antragsberechtigt sind die Regionsvorstände, die Landesbezirkskonferenzen, die Landesbezirksvorstände,die Bundeskonferenzen <strong>der</strong> Personengruppen, die Bundesausschüsse <strong>der</strong> Personengruppenund <strong>der</strong> Hauptvorstand.Die 174 Anträge und ein Initiativantrag wurden vom <strong>Gewerkschaftstag</strong> beraten.Von den Anträgen beschäftigten sich elf Anträge mit den Inhalten <strong>der</strong> Satzung.Die Themenschwerpunkte <strong>der</strong> übrigen Anträge setzten sich mit allen Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Arbeitauseinan<strong>der</strong>, es ging um Organisationsentwicklung, um Branchen- und Betriebspolitik, umFragen <strong>der</strong> Tarifpolitik, um Alterssicherung und Altersvorsorge, um Ausbildung und Übernahme,um prekäre Arbeitsverhältnisse und die Eingrenzung von Werkverträgen und Leiharbeit,Mindestlohn, um unterschiedliche Themen in <strong>der</strong> Wirtschafts- und Sozialpolitik, um Aus- undWeiterbildung, Friedenssicherung, Globalisierung, Klimawandel, die Fortentwicklung des Betriebsverfassungsgesetzesund um Lebensmittelpolitik.Die Bearbeitung <strong>der</strong> Anträge erfolgte nach dem <strong>Gewerkschaftstag</strong> durch ein im Hauptvorstandabgestimmtes Verfahren <strong>der</strong> Schwerpunktbildung zur vertieften Bearbeitung für vonihm beson<strong>der</strong>s wichtig erachtete Anträge.In diesem Geschäftsbericht ist nachvollziehbar, wie die angenommenen Anträge bearbeitetworden sind.2. Der BeiratDer <strong>NGG</strong>-Beirat ist nach § 28 <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Satzung das oberste Beschlussorgan zwischen den <strong>Gewerkschaftstag</strong>en.Seine 46 Mitglie<strong>der</strong>, die in den Betrieben des <strong>NGG</strong>-Organisationsbereichesals ehrenamtliche Funktionäre tätig sein müssen, werden (wie die ehrenamtlichen Hauptvorstandsmitglie<strong>der</strong>)auf den Landesbezirkskonferenzen gewählt und vom <strong>Gewerkschaftstag</strong>bestätigt.Weiter gehören dem Beirat die Mitglie<strong>der</strong> des Hauptvorstandes sowie ein Mitglied des Hauptausschussesan.Geschäftsbericht 2008–2012 13


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Vom <strong>Gewerkschaftstag</strong> wurden die folgenden Beiratsmitglie<strong>der</strong> bestätigt:NordInes-Daniela BalthasarJens BujokDr. Rahel BuszysManfred EgbersJens Fed<strong>der</strong>senCordela FinnernRichard Meißner (bis Juni 2012Ute Werthmann (ehem. Röker)Gerd Werthwein (seit Juli 2012)Josef VeitEberhard WachlinBrigitte WarmbierWolfgang WiesenerNordrhein-WestfalenJutta BunseRuth Grossmann (ehem. Heimann)Franz HillenAlbert JansenGünther Janssen (bis Juni 2011)Michael KarwegerHelmut KrüllWilfried PälmerEva RehbockBerti Schankweiler (seit Juli 2011)Renate WattelerBayernAngelika BartschReinhard HaasUwe Körner (seit Juli 2010)Peter LangerKorbinian Roi<strong>der</strong>Gunda Schäffer (bis Juni 2010)Steve SimpsonErnst ValentinHessen/Rheinland-Pfalz/SaarAnne HeilmannKlaus SchmittElvira ScholzRolf-Peter SeilerWerner ThomBaden-WürttembergMartina HeißSven Hildebrandt (bis September 2010)Klaus KohlerGabriele Ohr (seit Oktober 2010)Sonja WegenerHans Wohlgemuth14Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>OstAnke BendixenMartina FrankNorbert HerperBärbel MeissnerPetra SelchowOlaf WeberRoland WernerDer Zusammenschluss <strong>der</strong> Landesbezirke Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar und Baden-Württembergwurde <strong>zum</strong> 1. Januar 2011 auf Antrag <strong>der</strong> beiden Landesbezirksvorstände und nach Beschlussdes Hauptvorstandes wirksam, beim <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008 wurden Beiratsmitglie<strong>der</strong>demgemäß getrennt gewählt, die ihr Mandat für die Legislaturperiode behalten haben.2.1 Die Beiratssitzung 2011Nach einem Beschluss des Hauptvorstandes wurde am <strong>16.</strong>/17. Juni 2011 eine Sitzung des<strong>NGG</strong>-Beirates durchgeführt.Die Themen <strong>der</strong> Beiratssitzung waren:• Berichterstattung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> des Geschäftsführenden Hauptvorstandes zur Arbeit inden zurückliegenden zweieinhalb Jahren• Nachwahl <strong>der</strong>/des Hauptausschussvorsitzenden nach § 28.3 <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Bundessatzung• Arbeitnehmerfreizügigkeit und gesetzliche Regelungen zur Sicherung <strong>der</strong> Qualität vonArbeitsplätzen, Referat und Diskussion mit Guntram Schnei<strong>der</strong>, Landesarbeitsminister NRW• Lebensmittel in <strong>der</strong> Zukunft – gesellschaftliche Entwicklungen und globale Herausfor<strong>der</strong>ungen,Podiumsdiskussion mit Gerhard Berssenbrügge (Nestlé Deutschland AG)Prof. Dr. Matthias Horst (Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V.)Kerstin Lanje (Misereor Deutschland)Guntram Schnei<strong>der</strong> (Minister für Arbeit, Integration und Soziales in Nordrhein-Westfalen)Franz-Josef Möllenberg (<strong>NGG</strong>-Vorsitzen<strong>der</strong>)In den Grundsatzreferaten <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> des Geschäftsführenden Hauptvorstandes wurdeüber die aktuellen Herausfor<strong>der</strong>ungen, denen sich <strong>NGG</strong> stellen muss, diskutiert.Weiter wurde eine erste Zwischenbilanz <strong>der</strong> schwarz-gelben Koalitionsregierung und ihrerFolgen für die Beschäftigten in den <strong>NGG</strong>-Branchen gezogen. Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung wardabei <strong>der</strong> Umgang mit Leiharbeit und Werkverträgen. Dieses wichtige Thema wird von <strong>der</strong>Bundesregierung sträflich vernachlässigt. Auf dem Altar <strong>der</strong> Binnenmarktfreiheit und <strong>der</strong>Arbeitnehmerfreizügigkeit werden die letzten Schranken nie<strong>der</strong> gerissen. Gleichzeitig wirdjede Festlegung eines gesetzlichen Mindestlohns, die unabdingbar zur Arbeitnehmerfreizügigkeitgehört, aus ideologischen Gründen verweigert.Martin Schröer, bisher Hauptvorstandsmitglied, wurde <strong>zum</strong> Vorsitzenden des Hauptausschussesgewählt, <strong>der</strong> Beirat dankte den bisherigen Hauptausschussmitglie<strong>der</strong>n für ihre gute Arbeit.Geschäftsbericht 2008–2012 15


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Der Beirat beschäftigte sich wegen eines Briefes des Vorstandes <strong>der</strong> Region Dortmund mitFragen des Personaleinsatzes bei <strong>NGG</strong>. Ein weiterer Brief des Konzernbetriebsrates Vion hattedie tarifliche Arbeitszeitgestaltung <strong>zum</strong> Thema, auch darüber wurde im Beirat diskutiert.In <strong>der</strong> Podiumsdiskussion hat <strong>der</strong> nordrhein-westfälische Arbeitsminister Guntram Schnei<strong>der</strong>verdeutlicht, dass es in NRW verschiedene Initiativen zur Sicherung von auskömmlichen Arbeits-und Lebensbedingungen gibt, dazu gehört beispielsweise das Tariftreuegesetz auf Landesebene,dazu gehören aber auch Initiativen, mit denen Nordrhein-Westfalen auf Bundesebenebestimmte Themen wie den Mindestlohn o<strong>der</strong> Minijobs ins Bewusstsein gerufen hat.Mit den übrigen Podiumsteilnehmern wurde dann eine intensive Diskussion zur Zukunft <strong>der</strong>Lebensmittelproduktion in Deutschland geführt. Dabei spielten die Zusammenhänge zwischenden Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> globalen Unterernährung und den Ursachen, wie spekulativeRohstoffgeschäfte, eine beson<strong>der</strong>e Rolle.Da in den letzten Jahren die Exportquote in <strong>der</strong> Lebensmittelwirtschaft deutlich stärker gewachsenist als in den Jahrzehnten zuvor, spielt diese Entwicklung eine immer größer werdendeRolle und wurde unter dem Gesichtspunkt von Arbeitsplatzsicherheit und globalenHerausfor<strong>der</strong>ungen thematisiert.Die Beiratssitzung kann <strong>der</strong> Auftakt für den Beginn einer intensiveren Diskussion bei <strong>NGG</strong>sein. Verschiedene Anträge des <strong>NGG</strong>-<strong>Gewerkschaftstag</strong>es 2008 haben sich mit diesem Thema,z. B. unter dem Aspekt Klimawandel, beschäftigt. Aber auch das Thema Rohstoffspekulationund Energiegewinnung durch nachwachsende Rohstoffe hat in den Anträgen <strong>zum</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong>eine Rolle gespielt, in <strong>der</strong> Diskussion in <strong>der</strong> Beiratssitzung hat es hierzu eine vertiefteDiskussion unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Betroffenheit einzelner Branchen gegeben.3. Der HauptvorstandDie Gewerkschaft <strong>NGG</strong> wird vom dreißigköpfigen Hauptvorstand geleitet. Seine Mitglie<strong>der</strong>werden vom <strong>Gewerkschaftstag</strong>, dem höchsten Beschlussorgan <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong>, gewähltbzw. bestätigt.Die Amtszeit des Hauptvorstandes beträgt fünf Jahre.Der Hauptvorstand setzt sich zusammen aus:• 20 ehrenamtlichen Funktionärinnen und Funktionären aus den Betrieben• je einem Mitglied aus dem Bereich junge<strong>NGG</strong> und Frauen• den Landesbezirksvorsitzenden und• dem Geschäftsführenden HauptvorstandZu den Aufgaben des Hauptvorstandes gehört es, die Einhaltung <strong>der</strong> Satzung zu überwachen,ebenso sind Richtlinien für die Arbeit <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> auf allen Ebenen und zuverschiedenen Themen zu erlassen sowie die Beschlussfassung zu Grundsätzen <strong>der</strong> Tarifpolitiksicherzustellen. Weiter soll <strong>der</strong> Hauptvorstand im Bedarfsfall Nachwahlen bzw. Bestätigungenfür ausgeschiedene Gremienmitglie<strong>der</strong> durchführen. Regelmäßig gehört auch die Einberufungdes <strong>Gewerkschaftstag</strong>es und die Berichterstattung über die eigene Arbeit zu seinenAufgaben.16Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Ausgewählte Themen aus <strong>der</strong> Arbeit des HauptvorstandesDer neugewählte Hauptvorstandim November 20082008In <strong>der</strong> Frühjahrssitzung hatte <strong>der</strong> Hauptvorstand mit Umweltminister Gabriel zu den Themennachwachsende Rohstoffe, Energieeinsparung sowie Verpackungsverordnung diskutiert. Weiterwaren die Vorbereitung des <strong>Gewerkschaftstag</strong>es sowie Anträge an den <strong>Gewerkschaftstag</strong>Themen für die Sitzung. Im Fokus standen beson<strong>der</strong>s die Auswirkungen <strong>der</strong> Finanzmarktkriseund die wachsende Gerechtigkeitslücke. Der Hauptvorstand for<strong>der</strong>te eine neue Wertedebattesowie aktive staatliche Maßnahmen zur Stärkung <strong>der</strong> Binnennachfrage. Um in ganz Europaeine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Politik zu bewirken, for<strong>der</strong>te er unter an<strong>der</strong>em zur Teilnahme an <strong>der</strong>EGB-Demonstration „Für ein soziales Europa“ am <strong>16.</strong> Dezember 2008 in Straßburg auf.2009Der Hauptvorstand for<strong>der</strong>t alle Gewerkschafter auf, in <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong> neoliberalen Politik politischeAlternativen zu verdeutlichen. Die Gewerkschaften haben bei den 1.-Mai-Kundgebungen,dem DGB-Kapitalismuskongress und <strong>der</strong> Demo am <strong>16.</strong> Mai für ein soziales Europa Akzentegesetzt. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>NGG</strong> ist es gelungen, viele Mitglie<strong>der</strong> zu mobilisieren und beispielsweisedie For<strong>der</strong>ung nach einem Mindestlohn als Wahlkampfthema zu platzieren. Das Themasoziale Gerechtigkeit war bei <strong>der</strong> Bundestagswahl allerdings nicht wahlentscheidend. DerHauptvorstand sieht insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> SPD ein Glaubwürdigkeitsproblem. Der Diskussionstellte sich <strong>der</strong> stellvertretende SPD-Vorsitzende Olaf Scholz auf <strong>der</strong> Hauptvorstandssitzungim November in Berlin. Die Möglichkeiten <strong>der</strong> Re-Stabilisierung des Tarifsystems bildeten einenweiteren Schwerpunkt in <strong>der</strong> Arbeit des Hauptvorstandes; dazu diskutierte <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Hauptvorstandmit Dr. Reinhard Bispinck, dem Leiter des Tarifarchivs im WSI <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung.2010Die neoliberale Stimmungsmache gegen den Sozialstaat, das Kürzungspaket <strong>der</strong> Bundesregierung,Pläne zur Einführung einer „Kopfpauschale“, die Anti-Atomkraft-Bewegung und dieintegrationsfeindlichen Thesen von Thilo Sarrazin bestimmen die Agenda. In seiner Resolution„Jetzt reicht´s! Sozialabbau – ohne uns“ schlägt <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand Gegenmaßnahmenals Alternative zur sozialen Ungerechtigkeit vor. Zum Thema „Gesundheitspolitik und ihre Folgenfür ArbeitnehmerInnen“ lud <strong>der</strong> Hauptvorstand Prof. Dr. Dr. Thomas Gerlinger (Uni Bielefeld)ein. Die Integrationsleistung <strong>der</strong> Betriebe im Gegensatz zur Sarrazin-Debatte erörterte<strong>der</strong> Hauptvorstand mit dem Migrationsforscher Prof. Dr. Dietrich Thränhardt.Geschäftsbericht 2008–2012 17


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>2011Im Mittelpunkt stehen die politischen und gesellschaftlichen Folgen <strong>der</strong> EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit,Werkverträge als stärker werdendes Prekarisierungsinstrument <strong>der</strong> Arbeitgeberund <strong>der</strong> Kompromiss beim Mindestlohn in <strong>der</strong> Leiharbeit. Weiter beschäftigt <strong>der</strong> Hauptvorstandsich mit den Auswirkungen des wirtschaftlichen Strukturwandels in den <strong>NGG</strong>-Branchenauf die Erwerbsarbeit. Dazu berichteten Dr. Jörg Abel und Dr. Peter Ittermann von <strong>der</strong> TechnischenUniversität Dortmund über ihre Untersuchungen zur Einfacharbeit in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie.Wolfgang Wolter informierte über die Arbeit des Bildungszentrums Oberjosbachund die konkreten Perspektiven für die Betriebsratsarbeit, die sich aus den Betriebsräteschulungenim BZO für viele Kolleginnen und Kollegen ergeben.2012Der Hauptvorstand befasste sich im Rahmen <strong>der</strong> aktuellen politischen Diskussion insbeson<strong>der</strong>emit <strong>der</strong> Eurokrise und <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Staatsausgaben unter dem Spardiktat des Fiskalpakts.Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> umfassenden Information durch Florian Moritz, Referatsleiterbeim DGB-Bundesvorstand, wurden im Hauptvorstand die Folgen für die Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmer diskutiert. Aufgrund aktueller Entwicklungen verfasste <strong>der</strong> Hauptvorstandeine Resolution gegen den vorliegenden Entwurf <strong>der</strong> Durchsetzungsrichtlinie <strong>der</strong> EU-Kommission zur Entsen<strong>der</strong>ichtlinie. Damit sollen die übernationalen Entsendungen von zahlreichenKontrollen ausgenommen werden, schon die jetzige Situation ist – wie die Schlachtbranchezeigt – unsozial und lädt die Arbeitgeber zu Missbrauch ein.Weiter wurden erste Entscheidungen für den <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2013 gefasst, die zur Vorbereitungdes <strong>Gewerkschaftstag</strong>es nötig sind.3.1 Die ehrenamtlichen Hauptvorstandsmitglie<strong>der</strong>Nord Werner Brünig, Laatzen (bis November 2011)Cornelia Felten, HamburgManuela Haase, Bockhorn (seit März 2011)Andreas Kirsch, Hannover (seit Juni 2012)Gertrud Lohmann, Lohne (bis Dezember 2010)Norbert Marahrens, LübeckRainer Münz, BremenNordrhein-Westfalen Suzann Dräther, Bottrop (seit März 2011)Bernd Dreute, Kreuztal (bis Juni 2010)Elisabeth Hintze, Espelkamp (bis November 2010)Annegret Kleine, BergkamenRolf Muckel, Würselen (seit September 2011)Martin Schröer, Bonn (bis Juni 2011)Hermann Soggeberg, Heiden(seit September 2010)18Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>BayernSusanne Ferschl, KaufbeurenClaudia Huber, CardolzburgHans-Georg Prehmus, KulmbachHessen/Rheinland-Pfalz/SaarMichaela Vermeij, KirchhainWerner Jung, HillesheimPolichronis Raptis, TaunussteinBaden-WürttembergJohan Botella, BerlinBeatrix Sonnenschein, SingenOstJürgen Heidtmann, BerlinHeike Pohl, MagdeburgUwe Timm, BerlinVertreterin Personengruppe FrauenHiltrud Meßmer, BreisachVertreterin Personengruppe Jugend Julia Greuter, Singen (seit Juni 2010)Isabell Samsonowski, Berlin (bis März 2010)Der Zusammenschluss <strong>der</strong> Landesbezirke Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar und Baden-Württembergwurde <strong>zum</strong> 1. Januar 2011 auf Antrag <strong>der</strong> beiden Landesvorstände und nach Beschlussdes Hauptvorstandes wirksam, beim <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008 wurden Hauptvorstandsmitglie<strong>der</strong>demgemäß getrennt gewählt, die ihr Mandat für die Legislaturperiode behalten haben.3.2 Die LandesbezirksvorsitzendenNordHerbert Grimberg, HamburgNordrhein-WestfalenThomas Gauger, DüsseldorfBayernHans Hartl, MünchenHessen/Rheinland-Pfalz/Saarund Baden-WürttembergUwe Hildebrandt, StuttgartOstPetra Schwalbe, BerlinIn seiner Sitzung am 30. November/1. Dezember 2010 hat <strong>der</strong> Hauptvorstand die Fusion <strong>der</strong>Landesbezirke Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar und Baden-Württemberg zu einem LandesbezirkSüdwest mit Wirkung ab 1. Januar 2011 beschlossen. Der Kollege Uwe Hildebrandt, <strong>der</strong> bereitsseit dem letzten <strong>Gewerkschaftstag</strong> Landesbezirksvorsitzen<strong>der</strong> bei<strong>der</strong> Landesbezirke war,wurde von beiden Landesbezirksvorständen für den gemeinsamen Landesbezirk Südwest alsVorsitzen<strong>der</strong> in seinem Amt bestätigt.Geschäftsbericht 2008–2012 19


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>3.3 Der Geschäftsführende HauptvorstandDer Geschäftsführende Hauptvorstand (GHV) führt die Geschäfte <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong>. DerGHV besteht aus drei Mitglie<strong>der</strong>n und vertritt <strong>NGG</strong> nach innen und außen. Er ist ausführendesOrgan des Hauptvorstandes.Franz-Josef Möllenbergist seit 1975 bei <strong>der</strong> Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten(<strong>NGG</strong>) beschäftigt. Der ausgebildeteBankkaufmann begann seine hauptamtlicheGewerkschaftslaufbahn 1975 als Sekretär und ab1978 als Geschäftsführer in <strong>der</strong> VerwaltungsstelleHagen/Westfalen. Im September 1990 wurde er<strong>zum</strong> Hauptkassierer in den GeschäftsführendenHauptvorstand gewählt. Seit dem außerordentlichen<strong>Gewerkschaftstag</strong> 1992 in Düsseldorf istFranz-Josef Möllenberg Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.Überdies ist er seit 1993 Vizepräsident <strong>der</strong> InternationalUnion of Food, Agricultural, Hotel, Restaurant,Catering, Tobacco and Allied Workers‘ Associations(IUF). Der IUF gehören mehr als 334 Gewerkschaftenmit rund 3,5 Millionen Mitglie<strong>der</strong>n aus 120 Län<strong>der</strong>n an. Vizepräsident ist Möllenbergauch bei <strong>der</strong> EFFAT (European Fe<strong>der</strong>ation of Food, Agriculture and Tourism TradeUnions).Michaela RosenbergerDie ausgebildete Hotelfachfrau und Berufsschulfachlehrerinist seit 1981 Mitglied <strong>der</strong> Gewerkschaft<strong>NGG</strong>. Sie arbeitete als Geschäftsführerin ineinem Hamburger Hotel und besuchte die Hotelfachschule,die sie als staatlich geprüfte Betriebswirtinabschloss. Neben ihrer Tätigkeit als Assistentindes Betriebsrates <strong>der</strong> Gastronomie im CongressCentrum Hamburg unterrichtete Michaela Rosenbergerals Dozentin für Arbeitsrecht an <strong>der</strong> HotelfachschuleHamburg. Anfang <strong>der</strong> 1990er Jahrewurde sie zur Gewerkschaftssekretärin in Lübeckausgebildet. Von 1992 bis 1997 war sie zuständigfür die berufliche Bildung in <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Hauptverwaltungin Hamburg. Ab 1997 bis zu ihrer Wahl inden Geschäftsführenden Hauptvorstand (GHV) aufdem <strong>Gewerkschaftstag</strong> im Oktober 2003 arbeitete sie als Bezirkssekretärin im LandesbezirkNord und betreute die Bereiche Bildung und Frauen und diverse Flächen- und Haustarifverträge.Auf dem <strong>Gewerkschaftstag</strong> im Oktober 2008 wurde sie als stellvertretende Vorsitzendewie<strong>der</strong> gewählt.20Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Claus-Harald Güsterist seit 1992 bei <strong>der</strong> Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten(<strong>NGG</strong>) beschäftigt. Bevor er sichAnfang <strong>der</strong> 1990er Jahre in Krefeld, Kleve undWuppertal <strong>zum</strong> <strong>NGG</strong>-Gewerkschaftssekretär ausbildenließ, arbeitete Claus-Harald Güster zunächstin seiner Heimatstadt Bonn als Brauer in <strong>der</strong> Kurfürsten-Brauerei,später dann in <strong>der</strong> WickülerBrauerei in Wuppertal als Braumeister und Betriebs-und Qualitätskontrolleur. Hier engagierte ersich auch in <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Vertrauensleutegruppe undim Betriebsrat. Von 1994 bis 2007 war er als Geschäftsführer<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Region Krefeld-Neuss tätig.Ab September 2007 bis zu seiner Wahl in den GeschäftsführendenHauptvorstand (GHV) auf dem<strong>Gewerkschaftstag</strong> im Oktober 2008 arbeitete Claus-Harald Güster als Referatsleiter Brauwirtschaftin <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Hauptverwaltung in Hamburg.4. Der HauptausschussDer Hauptausschuss hat nach <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Satzung die Tätigkeit des Hauptvorstandes zu überwachenund vor allem darauf zu achten, dass die Satzung und die sonstigen den Hauptvorstandbindenden Beschlüsse durchgeführt werden.Der/die Vorsitzende des Hauptausschusses wird vom <strong>Gewerkschaftstag</strong> gewählt. Die sechsweiteren Mitglie<strong>der</strong> und drei Ersatzmitglie<strong>der</strong> sind in <strong>der</strong> dem <strong>Gewerkschaftstag</strong> folgendenSitzung des Landesbezirksvorstandes desjenigen Landesbezirkes und aus demselben Landesbezirkzu wählen, dem die für die/den Hauptausschuss-Vorsitzende/n zuständige Region angehört.Die Mitglie<strong>der</strong> des Hauptausschusses dürfen nicht Angestellte <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> sein und nicht demLandesbezirksvorstand angehören.Neben dem Recht, Einsicht in alle Unterlagen zu nehmen und Berichte von allen Organen <strong>der</strong><strong>NGG</strong> anzufor<strong>der</strong>n, ist <strong>der</strong> Hauptausschuss berechtigt, Revisionen <strong>der</strong> Hauptkasse vorzunehmenund die Berichte <strong>der</strong> Revisionskommission zu prüfen.4.1 Bericht des HauptausschussesTätigkeitsbericht des Hauptausschusses an die Delegierten des <strong>16.</strong> Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es2013Nachdem auf dem <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008 die Hauptausschussvorsitzende Hannelore Hesselingwie<strong>der</strong>gewählt wurde, nahm <strong>der</strong> Landesbezirksvorstand des Landesbezirks Nord gemäߧ 27 Satz 2 <strong>der</strong> Satzung die weiteren Wahlen für die Mitglie<strong>der</strong> des Hauptausschusses vor.Geschäftsbericht 2008–2012 21


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Als Mitglie<strong>der</strong> wurden gewählt:• Horst Bleckwehl, Region Oldenburg-Ostfriesland• Heino-Hermann Dempwolf, Region Bremen-Weser-Elbe• Ulrich Frie<strong>der</strong>ing, Region Osnabrück• Adelheid Kohlmajer, Region Süd-Ost-Nie<strong>der</strong>sachsen• Marianne Limburger, Region Hannover• Wolfgang Zeugner, Region HannoverAls Ersatzmitglie<strong>der</strong> wurden gewählt:• Jürgen Castens, Region Bremen-Weser-Elbe• Frank Kosky, Region Hamburg• Marina Strootmann, Region Süd-Ost-Nie<strong>der</strong>sachsenIn seiner ersten Sitzung am 29. Januar 2009 konstituierte sich <strong>der</strong> Hauptausschuss.Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde <strong>der</strong> Kollege Horst Bleckwehl gewählt, <strong>zum</strong> SchriftführerUlrich Frie<strong>der</strong>ing. Als stellvertretende Schriftführerin wurde Adelheid Kohlmajer gewählt.Wie in den Vorjahren wurde die bewährte Praxis beibehalten, immer ein Ersatzmitglied zuden Sitzungen hinzuzuladen, um somit eine ständige Beschlussfähigkeit bei den Sitzungenzu gewährleisten und gleichzeitig sicherzustellen, dass dieses Ersatzmitglied immer auf demaktuellen Wissensstand <strong>der</strong> Arbeit des Hauptausschusses ist.In dieser Sitzung wurde ebenfalls die Geschäftsordnung des Hauptausschusses bestimmt undfestgelegt, wie die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Revisionskommission und dem GeschäftsführendenHauptvorstand stattfinden soll. Weiterhin wurden die Termine <strong>der</strong> Sitzungen beschlossen.Die Themen <strong>der</strong> Arbeit des Hauptausschusses ergaben sich aus <strong>der</strong> regelmäßigen Kontrollaufgabesowie aus weiteren aktuellen Themen, die <strong>zum</strong> Teil aus <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong>Revisionskommission entstanden sind.Durch die Teilnahme <strong>der</strong> Hauptausschussvorsitzenden an den Sitzungen des Hauptvorstandeswurde <strong>der</strong> Hauptausschuss immer über die aktuellen Entwicklungen und Themen <strong>der</strong><strong>NGG</strong>-Arbeit informiert, sodass diese bei den Sitzungen des Hauptausschusses thematisiertworden sind.Im Einzelnen haben als Unterlagen• die Mitglie<strong>der</strong>- und Beitragsentwicklung• <strong>der</strong> jeweilige Kassenbericht• Protokolle von Beirats- und Hauptvorstandssitzungen• <strong>der</strong> Geschäftsverteilungsplan des Geschäftsführenden Hauptvorstandes und• die Organigramme <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>eine Rolle für die Arbeit des Hauptausschusses gespielt.22Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Diese und an<strong>der</strong>e benötigte Unterlagen sind immer zeitnah und problemlos zur Verfügunggestellt worden.Innerhalb <strong>der</strong> Amtszeit dieses Hauptausschusses fanden neun regelmäßige Sitzungen statt.Dabei gab es drei Sitzungen, die gemeinsam mit den Revisoren und dem GeschäftsführendenHauptvorstand durchgeführt worden sind.An vielen Sitzungen des Hauptausschusses nahm auf Einladung <strong>der</strong> Landesbezirksvorsitzendeteil.An den Hauptvorstandssitzungen und an den Gesprächen von Geschäftsführendem Hauptvorstandund Landesbezirksvorsitzenden nahm die Hauptausschussvorsitzende bzw. <strong>der</strong> stellvertretendeVorsitzende regelmäßig teil.Der Hauptausschuss hatte in seiner Amtszeit keine Anfragen und keine Aufgaben, die sich aus§ 27 Absatz 7 <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Satzung ergeben.Nach Auffassung des Hauptausschusses ist das ein Zeichen für die positive Zusammenarbeitund das gute Klima, das bei <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> herrscht. Auch strittige Themen konnteneinvernehmlich gelöst werden, sodass eine Einschaltung des Hauptausschusses nicht nötiggewesen ist.Auch bei kritischen Fragen hat es vonseiten des Hauptausschusses in dieser Zusammensetzung,von <strong>der</strong> Revisionskommission, aber auch vom Geschäftsführenden Hauptvorstand immerdas gemeinsame Interesse gegeben, konkrete Antworten auf gestellte Fragen zu geben,um so offene Fragen zu klären. Uns bleibt, uns für die gute Zusammenarbeit im Interesseunserer Kolleginnen und Kollegen zu bedanken.Aufgrund des Eintritts in die Freistellungsphase <strong>der</strong> Altersteilzeit hat die HauptausschussvorsitzendeHannelore Hesseling zur Sitzung des <strong>NGG</strong>-Beirates am <strong>16.</strong>/17. Juni 2011 das Amt nie<strong>der</strong>gelegtund dies bereits vorher dem Hauptvorstand mitgeteilt.Vom Hauptvorstand ist <strong>der</strong> Kollege Martin Schröer als neuer Hauptausschussvorsitzen<strong>der</strong> nominiertworden.Auf <strong>der</strong> Sitzung des <strong>NGG</strong>-Beirates wurde am <strong>16.</strong> Juni 2011 Martin Schröer aus dem LandesbezirkNordrhein-Westfalen <strong>zum</strong> Hauptausschussvorsitzenden gewählt. Damit enden automatischdie Mandate <strong>der</strong> bisherigen Hauptausschussmitglie<strong>der</strong>, die aus dem Landesbezirk Nord2008 gewählt worden sind.Nach den Regularien <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Satzung werden die Mitglie<strong>der</strong> des Hauptausschusses in demLandesbezirk vom Landesbezirksvorstand bestimmt, aus dem <strong>der</strong>/die Vorsitzende des Hauptausschusseskommt.Nach <strong>der</strong> Wahl des Hauptausschussvorsitzenden Martin Schröer auf <strong>der</strong> Sitzung des Beiratesam <strong>16.</strong> Juni 2011 nahm <strong>der</strong> Landesbezirksvorstand Nordrhein-Westfalen gemäß § 27 Ziffer 2<strong>der</strong> Satzung die weiteren Wahlen für die Mitglie<strong>der</strong> des Hauptausschusses vor.Geschäftsbericht 2008–2012 23


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Als Mitglie<strong>der</strong> wurden gewählt:• Doris Schumacher, Region Südwestfalen• Doris Brüggemeyer, Region Münsterland• Nathalie Ruggeri, Region Düsseldorf-Wuppertal• Helmut Krüll, Region Krefeld-Neuss• Heinz Gros, Region Dortmund• Mark Reinartz, Region NordrheinAls Ersatzmitglie<strong>der</strong> wurden gewählt• Anke Kiy, Region Ruhr,• Klaus Netzer, Region Aachen• Thomas Arndt, Region Bünde-Lübbecke-MindenIn seiner ersten Sitzung am 4. August 2011 konstituierte sich <strong>der</strong> Hauptausschuss wie folgt:Stellvertreterin des Hauptausschussvorsitzenden:Protokollführer:Doris BrüggemeyerMartin SchröerUm dem Arbeitsanfall <strong>der</strong> letzten Jahre Rechnung zu tragen, wurde die bestehende Geschäftsordnunggeän<strong>der</strong>t. Anstatt vier werden zwei regelmäßige Sitzungen im Jahr durchgeführt, davoneine gemeinsam mit <strong>der</strong> Revisionskommission <strong>der</strong> Hauptkasse und dem GeschäftsführendenHauptvorstand. Weitere Sitzungen werden nach Bedarf einberufen.Die bestehende „Richtlinie für die Revisionskommission“ vom 4. Mai 2004 wurde unverän<strong>der</strong>tbestätigt.Im März 2012 wurde Kollegin Doris Brüggemeyer in den Landesbezirksvorstand Nordrhein-Westfalen gewählt und musste deshalb aus dem Hauptausschuss ausscheiden. Als Nachrückerinin den Hauptausschuss wurde die Kollegin Anke Kiy im Juni 2012 vom LandesbezirksvorstandNordrhein-Westfalen gewählt. Als neues Ersatzmitglied wurde ebenfalls in dieser Sitzungdie Kollegin Helga Erdenberger, Region Bielefeld-Herford, gewählt.Die erfor<strong>der</strong>liche Neuwahl <strong>der</strong> Stellvertretung des Hauptausschussvorsitzenden erfolgte in<strong>der</strong> Sitzung am 7. Dezember 2012. Einstimmig wurde Kollege Helmut Krüll <strong>zum</strong> stellvertretendenVorsitzenden gewählt.Innerhalb des eineinhalbjährigen Berichtszeitraumes fanden drei Hauptausschusssitzungenstatt. Davon wurde eine gemeinsame Sitzung mit den Revisoren und dem GeschäftsführendenHauptvorstand durchgeführt. An den übrigen Sitzungen nahm auf Einladung <strong>der</strong> Landesbezirksvorsitzendeteil. In den Sitzungen wurde neben vielen an<strong>der</strong>en Themen <strong>der</strong> Organisationausführlich über alle Hauptvorstandssitzungen berichtet.An den Hauptvorstandssitzungen und den Vorgesprächen des Geschäftsführenden Hauptvorstandesmit den Landesbezirksvorsitzenden nahm <strong>der</strong> Hauptausschussvorsitzende teil. DerHauptausschuss hatte wenig Anfragen aus seinem Zuständigkeitsbereich (§ 27 <strong>der</strong> Satzung).Wir werten dies als Beleg für die sehr ordentliche, kontinuierliche Arbeit des Hauptvorstandesbzw. des Geschäftsführenden Hauptvorstandes und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Organe unserer <strong>NGG</strong> imRahmen unserer Satzung und <strong>der</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong>sbeschlüsse.24Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Aufgrund <strong>der</strong> erhaltenen Revisionsberichte und <strong>der</strong> Gespräche mit den Revisoren und demGeschäftsführenden Hauptvorstand können wir eine ordnungsgemäße Kassenführung uneingeschränktbestätigen. Die Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführenden Hauptvorstand,dem Hauptvorstand und <strong>der</strong> Revisionskommission war solidarisch und von Sachlichkeit geprägt.Unser gemeinsames Ziel war und ist, <strong>NGG</strong> voranzubringen und die Voraussetzungendafür zu schaffen, dass die Arbeit auf allen Ebenen unserer Organisation reibungslos und gemeinschaftlichabläuft.Der Hauptausschuss bedankt sich beim Geschäftsführenden Hauptvorstand, bei den ehrenamtlichenund hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen für ihren Einsatz.5. Revisionskommission5.1 Bericht <strong>der</strong> Revisionskommission <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Hauptkasse für den <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2013Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Revisionskommission für die Hauptkasse wurden am 13. November 2008gemäß § 28 Ziffer 2 und 3 <strong>der</strong> Satzung von den Delegierten <strong>der</strong> Region Hamburg-Elmshorngewählt, und zwar dieKolleginnenMonika MahlerHedda HaackKollegenHeinrich BökenPeter Schnei<strong>der</strong>Uwe R. WestphalIn den zurückliegenden Jahren wurden• 2008 an 12 Tagen• 2009 an 23 Tagen• 2010 an 17 Tagen• 2011 an 14 Tagen• 2012 an 14 TagenRevisionen durchgeführt und <strong>der</strong>en Ergebnisse in 14 Revisionsberichten festgehalten. Außerdemfanden vier Sturzrevisionen <strong>der</strong> Kassenbestände statt.Die erfor<strong>der</strong>lichen Unterlagen für unsere Prüfungen• <strong>NGG</strong>-Bilanzen <strong>der</strong> Hauptverwaltung und <strong>der</strong> Landesbezirke• Gewinn- und Verlustrechnung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>• Bilanz und „G+V“ <strong>der</strong> VTG (Vermögens- und Treuhandgesellschaft)• Rückstellungsspiegel• Bilanzvergleiche <strong>zum</strong> Vorjahr• Halbjahresabschlüsse• Druckfahnen <strong>der</strong> Geschäftsberichte und• alle Konten onlinewurden uneingeschränkt und vollständig zur Verfügung gestellt.Geschäftsbericht 2008–2012 25


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Fragen unsererseits, die sich aus <strong>der</strong> Alltagsarbeit ergaben, wurden besprochen und geklärt.Die Prüfungen <strong>der</strong> Landesbezirke wurden intensiviert. In den letzten zwei Jahren wurden dieBuchhaltungen mustergültig geführt. Sporadisch wurden zusätzlich in allen Bereichen dieKostenstellenpläne eingesehen.In den Berichten <strong>der</strong> Revisionskommission wurde <strong>der</strong> Hauptkasse die ordnungsgemäße Kassen-und Buchführung bescheinigt.Den Kolleginnen und Kollegen <strong>der</strong> Buchhaltung danken wir daher für die ausgezeichnete Zusammenarbeit.Die schriftlichen Prüfungen <strong>der</strong> Jahresberichte wurden in <strong>der</strong> jeweiligen März-Sitzung demHauptvorstand vorgetragen und erläutert.Die Prüfungen <strong>der</strong> Vermögens- und Treuhandgesellschaft <strong>der</strong> Gewerkschaft Nahrung-Genuss-GaststättenmbH (VTG) wurden im Berichtszeitraum wie<strong>der</strong> von <strong>der</strong> neutralen und externenPrüfungsgesellschaft <strong>der</strong> Frau Angela Dornig (KDS) vorgenommen. Die gegenseitigenBeratungen miteinan<strong>der</strong> wurden beibehalten.In den jährlichen Gesprächen mit dem Hauptausschuss, dem Geschäftsführenden Hauptvorstandund <strong>der</strong> Revision wurden im Sinne <strong>der</strong> Organisation intensive Diskussionen geführt.Auch hier möchten wir uns bei den von <strong>der</strong> Kollegin Hannelore Hesseling und dem KollegenMartin Schröer geführten Hauptausschüssen bedanken.SchlussbemerkungDie Stärkung <strong>der</strong> Rückstellungen, die Einsparungen insbeson<strong>der</strong>e im Verwaltungsbereich unddie Diversifizierung <strong>der</strong> Geldanlagen finden unsere ausdrückliche Anerkennung.Da sich die Zinserträge unserer Geldanlagen aufgrund <strong>der</strong> allgemeinen Finanzlage aller Voraussichtnach in den nächsten Jahren nicht gravierend än<strong>der</strong>n werden, müssen wir auch zukünftigmit unseren Ressourcen vorsichtig umgehen.Hamburg, den 22. März 2013Uwe R. Westphal Heinrich Böken Hedda HaackMonika MahlerPeter Schnei<strong>der</strong>26Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 1: Die Organe und Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Geschäftsbericht 2008–2012 27


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien28Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienAbschnitt 2:Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> –StrategienGeschäftsbericht 2008–2012 29


Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien1. Chronik –Die Wahlperiode in Stichworten2008• 1. JanuarDie Unternehmenssteuerreform <strong>der</strong> Großen Koalition tritt in Kraft, Nettoentlastung <strong>der</strong>Unternehmen von fünf Milliarden Euro pro Jahr.Das Briefmonopol <strong>der</strong> Post entfällt.2008• 27. JanuarLandtagswahl in Nie<strong>der</strong>sachsen, die CDU/FDP-Koalition wählt in <strong>der</strong> Folge Christian Wulff<strong>zum</strong> Ministerpräsidenten.Landtagswahl in Hessen mit deutlichen Stimmenverlusten für die CDU. Es kommt nach langenVerhandlungen keine Regierung zustande.• 24. FebruarBürgerschaftswahl in Hamburg, CDU verliert absolute Mehrheit. Ole von Beust bleibt Regieren<strong>der</strong>Bürgermeister, die erste schwarz-grüne Landesregierung trägt ihn.• 1. AprilEuGH erklärt im sogenannten Rüffert-Urteil die bestehenden Tariftreueklauseln des nie<strong>der</strong>sächsischenVergabegesetzes für europarechtswidrig.• 1. MaiTag <strong>der</strong> Arbeit unter dem Motto: „Gute Arbeit muss drin sein“.• 2. MaiGedenkfeier des DGB im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen zur Erinnerungan den 75. Jahrestag <strong>der</strong> Zerschlagung <strong>der</strong> freien Gewerkschaften durch die Nationalsozialistenund Einweihung eines Gedenksteins zur Erinnerung an die ermordeten Gewerkschafterinnenund Gewerkschafter.• 15. September„Schwarzer Montag“ an den Börsen. „Lehman Brothers“ melden Insolvenz an. Stärkster Verlustdes Dow-Jones seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001.• 28. SeptemberBei <strong>der</strong> Landtagswahl in Bayern verliert die CSU nach 46 Jahren die absolute Mehrheit, siebildet eine Koalition mit <strong>der</strong> FDP. Horst Seehofer wird Ministerpräsident.• 5. OktoberDie Regierungsparteien einigen sich auf einen einheitlichen Krankenkassenbeitrag von 15,5Prozent <strong>zum</strong> 1. Januar 2009 im neuen Gesundheitsfonds. Im Gegenzug soll <strong>der</strong> Arbeitslosenbeitragauf 2,8 Prozent sinken.Geschäftsbericht 2008–2012 31


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien• 20. bis 24. Oktober15. <strong>Ordentlicher</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> in Berlin. Als Vorsitzen<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>gewähltwurde Franz-Josef Möllenberg mit 88,9 Prozent <strong>der</strong> abgegebenen Stimmen sowieMichaela Rosenberger als stellvertretende Vorsitzende mit 92,98 Prozent. Claus-Harald Güsterwurde als stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> mit 73,1 Prozent <strong>der</strong> abgegebenen Stimmenneu als Mitglied des Geschäftsführenden Hauptvorstandes gewählt.• 4. NovemberBarack Obama wird <strong>zum</strong> Präsidenten <strong>der</strong> USA gewählt.• 18. NovemberDie größte Brauereigruppe <strong>der</strong> Welt entsteht durch den Zusammenschluss <strong>der</strong> US-amerikanischenBrauerei Anheuser-Busch und <strong>der</strong> belgisch-brasilianischen InBev-Gruppe.• 3. DezemberUnterzeichnung eines Abkommens zur Ächtung von Streubomben durch 111 Staaten inOslo.• 9. DezemberDas Bundesverfassungsgericht erklärt die Kürzung <strong>der</strong> Pendlerpauschale für unzulässig.20092009• 1. JanuarBeginn des Superwahljahres im Handwerk mit 33 Handwerkskammerwahlen.• 18. JanuarVorgezogene Landtagswahl in Hessen führt zur Bildung einer schwarz-gelben Koalition mitRoland Koch (CDU) als Ministerpräsident.• 3. FebruarDGB-Aktionswochen zur Alterssicherung „Rente muss <strong>zum</strong> Leben reichen“ (bis Ende April)mit <strong>NGG</strong>-Beteiligung - www.ichwillrente.net.• 4. Februar120 <strong>NGG</strong>-Betriebsräte nehmen Stellung zur Finanzmarktkrise und verabschieden den GöttingerAppell „Mehr Lohn – mehr Kaufkraft – mehr sichere Arbeitsplätze“.• 1. AprilDas Arbeitsgericht Berlin entscheidet, dass die Tarifgemeinschaft Christlicher GewerkschaftenZeitarbeit und Personalserviceagenturen (CGZP) nicht tariffähig ist.• 1. MaiTag <strong>der</strong> Arbeit unter dem Motto: „Arbeit für alle bei fairem Lohn“.1.-Mai-Veranstaltung in Dortmund: Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines auch von Gewerkschaftenunterstützten Demonstrationszuges werden von Neonazis angegriffen undverletzt.32Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien2005• 6. MaiDas Bundeskabinett beschließt die sogenannte „Rentengarantie“, die besagt, dass <strong>der</strong> aktuelleRentenwert und damit die nominale Rente niemals sinken darf.• 9. Mai1.000 Beschäftigte von Coca-Cola demonstrieren in Berlin gegen die Schließung <strong>der</strong> ProduktionsstandorteKaiserslautern und Münster.• 14. bis 15. MaiDer DGB-Kapitalismuskongress „Umdenken – Gegenlenken“ findet in Berlin unter Beteiligungvon 15 <strong>NGG</strong>-Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt.• 14. bis <strong>16.</strong> MaiBei den europäischen Aktionstagen in Madrid, Brüssel, Berlin und Prag demonstrieren europaweitmehr als 350.000 Menschen unter dem Motto „Fight the Crisis. Put People first.“ InBerlin unter dem Slogan „Die Krise bekämpfen. Sozialpakt für Europa. Die Verursacher müssenzahlen!“. <strong>NGG</strong> ist mit dabei.• 25. MaiLandesarbeitsgericht Köln bestätigt, dass die Gewerkschaft <strong>der</strong> Neuen Brief- und Zustelldienste(GNBZ) nicht tariffähig ist. Damit ist <strong>der</strong> Versuch <strong>der</strong> privaten Brief- und Zeitungszusteller(z. B. PIN Group AG) gescheitert, eine ihnen genehme „Gewerkschaft“ zu gründen.• 4. bis 7. Juni7. Direktwahlen <strong>zum</strong> Europäischen Parlament. Das Ergebnis in Deutschland: CDU 30,7 Prozent,SPD 20,8 Prozent, Grüne 12,1 Prozent, CSU 7,2 Prozent, Linke 7,5 Prozent, FDP 11,0 Prozent.Die christlich-konservative EVP ist wie<strong>der</strong> die stärkste Partei im Europaparlament.Geschäftsbericht 2008–2012 33


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien• 5. JuniNeufassung <strong>der</strong> Euro-Betriebsräte-Richtlinie (RL 2009/38/EG) ist in Kraft getreten.• 26. JuniDritter Bericht des DGB-Index Gute Arbeit: Nur je<strong>der</strong> Zweite glaubt, seine Tätigkeit bis <strong>zum</strong>Rentenalter ausüben zu können, 40 Prozent glauben, dass sie von <strong>der</strong> Rente nicht werdenleben können.• 1. JuliRentenanpassung um 2,41 Prozent in West- und 3,38 Prozent in Ostdeutschland.• 23. JuliEin umfangreiches Tarifvertragswerk (Teilzeit, Altersteilzeit, Kurzarbeit, Teilabfindungen undAbfindungen) zur Beschäftigungssicherung wird von <strong>NGG</strong> bei ABInBev vereinbart.• 30. AugustLandtagswahlen in Sachsen: Die CDU mit Ministerpräsident Stanislaw Tillich bleibt beileichten Stimmverlusten klar stärkste Partei, es wird eine Koalition von CDU und FDP gebildet,Tillich wird wie<strong>der</strong> <strong>zum</strong> Ministerpräsidenten gewählt.Landtagswahlen in Thüringen: Die CDU verliert mehr als zehn Prozent und damit die absoluteMehrheit, Ministerpräsident Althaus tritt zurück, es wird eine Koalition aus CDU undSPD gebildet, Christine Lieberknecht (CDU) wird neue Ministerpräsidentin.Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen.• 27. SeptemberBundestagswahlen (CDU/CSU 33,8 Prozent, SPD 23,0 Prozent, FDP 14,6 Prozent, Linke 11,9Prozent, Grüne 10,7 Prozent), CDU/CSU und FDP bilden eine Koalition.Nach den Landtagswahlen in Brandenburg wird wie<strong>der</strong> eine Koalition von SPD und ‚DieLinke’ mit Matthias Platzeck als Ministerpräsident gebildet.Die Wahlen in Schleswig-Holstein führen zur Bildung einer schwarz-gelben Landesregierungmit Peter-Harry Carstensen (CDU) als Ministerpräsident.• 5. OktoberFestakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt <strong>zum</strong> 60-jährigen Bestehen des DGB.• 7. OktoberWelttag für menschenwürdige Arbeit/DGB-Sternmarsch unter Beteiligung von <strong>NGG</strong>, Aktionam Brandenburger Tor mit Vertreterinnen und Vertretern <strong>der</strong> IGB-Exekutive.• 29. OktoberNach einem ersten Arbeitskampf von 6.000 Beschäftigten in mehr als 1.000 Objekten in <strong>der</strong>Branche steigen die Löhne im Gebäu<strong>der</strong>einigerhandwerk in zwei Stufen um 4,9 Prozent(West) und 6,9 Prozent (Ost).34Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien2010• 1. JanuarDie Zucker-Berufsgenossenschaft tritt entgegen <strong>der</strong> Empfehlung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> <strong>der</strong> neu fusioniertenBerufsgenossenschaft Rohstoffe und Chemische Industrie (RCI) bei.• 3. FebruarDer Haushalt Griechenlands wird unter die Kontrolle <strong>der</strong> EU gestellt. Bis 2012 soll das Landseine Neuverschuldung unter die Marke von drei Prozent drücken.2010• 9. FebruarDas Bundesverfassungsgericht erklärt die Ermittlung <strong>der</strong> Hartz-IV-Regelsätze für verfassungswidrig.• 26. FebruarDie Arbeitgeber kündigen den Bundesrahmentarifvertrag für die Brauindustrie. <strong>NGG</strong> verbindetdie Verhandlungen mit <strong>der</strong> Kampagne „Gute Arbeit – gerecht entlohnt“.• 9. MärzAuftaktveranstaltung des DGB in Berlin zu den Betriebsratswahlen unter dem Motto: „Betriebsrätewerden gebraucht: Sie handeln aktiv, sind kompetent und übernehmen Verantwortung!“.• 31. MärzIn einem viertägigen Verhandlungsmarathon konnte <strong>NGG</strong> ein umfangreiches Tarifpaket mitdem Schwerpunkt auf Beschäftigungssicherung mit <strong>der</strong> CCE AG vereinbaren.• 27. AprilErster Abschluss eines Altersteilzeittarifvertrages mit Rechtsanspruch in <strong>der</strong> Ernährungsindustriebei Nestlé nach Auslaufen <strong>der</strong> finanziellen För<strong>der</strong>ung durch die Bundesanstalt für Arbeit.• 24. AprilMit einer Menschenkette zwischen den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmeldemonstrieren rund 100.000 Atomkraftgegner gegen die Atompolitik <strong>der</strong> Bundesregierung,<strong>NGG</strong> ruft mit dazu auf.• 27. AprilDas Aktionsbündnis „Köpfe gegen Kopfpauschale“ wird vom DGB ins Leben gerufen.• 1. MaiAm Tag <strong>der</strong> Arbeit demonstrieren bundesweit rund 464.000 Menschen. Motto des 1. Mai2010 ist: „Wir gehen vor! Gute Arbeit, gerechte Löhne, starker Sozialstaat!“• 9. MaiLandtagswahlen in Nordrhein-Westfalen: In <strong>der</strong> Folge bilden SPD und Bündnis 90/Die Grüneneine Min<strong>der</strong>heitsregierung und lösen damit die bisherige schwarz-gelbe Landesregierungab. Hannelore Kraft (SPD) wird Ministerpräsidentin.Geschäftsbericht 2008–2012 35


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien• <strong>16.</strong> bis 20. Mai19. <strong>Ordentlicher</strong> DGB-Bundeskongress in Berlin. Michael Sommer wird im Amt des Vorsitzendenmit einem Wahlergebnis von 94,1 Prozent bestätigt. Der DGB beschließt darüberhinaus eine neue Satzung.• 10. JuniIn Belgien findet die Big-Beer-Konferenz von EFFAT für Betriebsräte von ABInBev, Heineken,SAB Miller und Carlsberg mit deutscher Beteiligung statt.Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt erklärt die fristlose Kündigung einer Kassiererin, diePfandbons im Wert von 1,30 Euro unterschlagen haben soll, für überzogen. Der Fall hatteeine monatelange Debatte um Bagatellkündigungen ausgelöst.• 21. bis 25. Juni2. Weltkongress des Internationalen Gewerkschaftsbundes in Vancouver unter dem Motto:„Aus <strong>der</strong> Krise mit globaler Gerechtigkeit“. Michael Sommer wird <strong>zum</strong> Präsidenten des IGBgewählt. Für <strong>NGG</strong> nimmt Michaela Rosenberger teil.• 23. JuniFleischerei-Berufsgenossenschaft (FBG) und Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel undGaststätten (BGN) kommen einer gesetzlich verordneten Zwangsfusion durch freiwilligenFusionsbeschluss zuvor.• 10. SeptemberEine erste Auswertung <strong>der</strong> Betriebsratswahlen 2010 ergibt, dass in 1.695 Betrieben im Organisationsbereich<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Betriebsräte gewählt wurden. 89,4 Prozent <strong>der</strong> Betriebsratsvorsitzendensind Mitglied <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.• 24. SeptemberDer 68. Deutsche Juristentag spricht sich für einen flächendeckenden, einheitlichen gesetzlichenMindestlohn sowie für Gleichbehandlung bei <strong>der</strong> Leiharbeit aus.• 28. SeptemberBundeskartellamt gibt grünes Licht für die Fusion zwischen <strong>der</strong> Nordmilch AG und <strong>der</strong> HumanaMilchunion <strong>zum</strong> Januar 2011. Es entsteht das „Deutsche Milchkontor“, Deutschlandsgrößtes Molkereiunternehmen.• 30. SeptemberDer Tarifabschluss <strong>der</strong> IG Metall für die Stahlindustrie stellt Leiharbeiter nahezu gleich. Zumersten Mal gilt für Leiharbeiter: „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“.• 26. OktoberDer Ausbildungspakt scheitert! Die Gewerkschaften lehnen die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitgeberab, Bundesregierung und Wirtschaftsverbände unterschreiben den Ausbildungspaktohne die Gewerkschaften.• 12. NovemberDer Bundestag verabschiedet mit <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Unionsparteien und <strong>der</strong> FDP das Finanzierungsgesetz<strong>der</strong> Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und gibt damit den Weg freifür Einschnitte in <strong>der</strong> paritätischen Finanzierung <strong>der</strong> GKV wie die Einführung von Zusatzbeiträgen(Kopfpauschale).36Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien• 13. NovemberIn Stuttgart, Nürnberg und Dortmund demonstrieren mehr als 100.000 Menschen im Rahmen<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Herbstaktionen gegen die Sparpolitik <strong>der</strong> Bundesregierung,<strong>NGG</strong> hat mit dazu aufgerufen.• 17. NovemberVeröffentlichung des Berichts <strong>der</strong> Bundesregierung zur Rente mit 67. Der Bericht liefert denBeweis, dass die Rente mit 67 eine Kürzung <strong>der</strong> Rentenansprüche zur Folge hat und eine weitüberwiegende Mehrheit in <strong>der</strong> betroffenen Altersgruppe keiner Erwerbsarbeit nachgeht.• 18. NovemberIn Kiel demonstrieren mehr als 10.000 Menschen im Rahmen <strong>der</strong> Herbstaktionen <strong>der</strong> Gewerkschaftengegen die Politik <strong>der</strong> Bundesregierung.• 14. DezemberDas Bundesarbeitsgericht spricht <strong>der</strong> Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften fürZeitarbeit und Personalserviceagenturen (CGZP) die Tariffähigkeit ab und bestätigt dasUrteil des Arbeitsgerichts Berlin.• <strong>16.</strong> DezemberDie Bundesregierung legt einen Gesetzentwurf zur „Regulierung“ <strong>der</strong> Arbeitnehmerüberlassungvor. Lohndumping und Verdrängung von Dauerarbeitsplätzen durch Leiharbeit sollenweiterhin möglich bleiben.2011• 1. JanuarDie Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) entsteht aus <strong>der</strong> altenFleischerei-Berufsgenossenschaft und <strong>der</strong> alten Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel undGaststätten.2011• 4. FebruarBundeskanzlerin Angela Merkel und <strong>der</strong> französische Präsident Nicolas Sarkozy setzen sichauf dem EU-Gipfel für einen „Pakt <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit“ <strong>der</strong> Eurolän<strong>der</strong> ein. Diesersieht u. a. vor, eine „Schuldenbremse“ in den Verfassungen aller Mitgliedsstaaten zu verankern,die Rentensysteme an die demografische Entwicklung anzupassen, Lohnindexierungssystemeabzuschaffen und eine einheitliche Bemessungsgrundlage für die Körperschaftssteuereinzuführen. Einschnitte in Systeme sozialer Sicherung, die Anhebung desRenteneintrittsalters, Eingriffe in Tarifautonomie und Lohnzurückhaltung bedeuten einenFrontalangriff auf die Rechte <strong>der</strong> Beschäftigten in Europa.• 19. FebruarGewerkschaften gegen Rechts: Protestaktionen des DGB gegen den Naziaufmarsch in Dresden,Bündnis „Nazifrei – Dresden stellt sich quer!“, erstmals gemeinsamer Aufruf aller demokratischerGegnerinnen und Gegner <strong>der</strong> Nazi-Propaganda.• 20. FebruarBürgerschaftswahlen in Hamburg: Die SPD erringt die absolute Mehrheit. Olaf Scholz wirdErster Bürgermeister <strong>der</strong> Hansestadt.Geschäftsbericht 2008–2012 37


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien• 21. FebruarUnterschriftenaktion <strong>der</strong> IG BAU und <strong>NGG</strong> gegen Sozialabbau: „Rente mit 67 stoppen – Erwerbsmin<strong>der</strong>ungbesser absichern“. Übergabe von 110.000 Unterschriften mit einem Baggeranlässlich <strong>der</strong> Anhörung des Bundestagsausschusses Arbeit und Soziales zur Rente mit67 an die Abgeordneten.• 24. Februar210.000 Beschäftigte aus 1.360 Betrieben nehmen teil am Aktionstag <strong>der</strong> Gewerkschaftengegen Lohndumping und den Missbrauch <strong>der</strong> Leiharbeit unter dem Motto „Arbeit – sicherund fair!“.• 11. MärzEin Erdbeben <strong>der</strong> Stärke 9,0 und ein daraus resultieren<strong>der</strong> Tsunami zerstören die nordöstlicheKüste Japans. Tausende Menschen verlieren ihr Leben, das Atomkraftwerk in Fukushimawird stark beschädigt, Explosionen setzen radioaktive Strahlung frei, Kernschmelze setzt ein.• 20. MärzLandtagswahl in Sachsen-Anhalt. Schwarz-Rot regiert unter dem neuen CDU-MinisterpräsidentenReiner Haseloff weiter.• 26. MärzIn <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland demonstrieren mehr als 210.000 Menschen gegenAtomkraft. Ein breites Bündnis aus Umweltverbänden, Parteien und Gewerkschaften – auchdie <strong>NGG</strong> – haben zu <strong>der</strong> Demonstration aufgerufen.• 27. MärzLandtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz: In Rheinland-Pfalz büßt dieSPD von Ministerpräsident Kurt Beck ihre absolute Mehrheit bei starken Verlusten ein undbildet eine rot-grüne Landesregierung. In Baden-Württemberg wird nach dem Absturz <strong>der</strong>FDP eine grün-rote Koalition gebildet. Winfried Kretschmann wird Ninisterpräsident.• 1. AprilZwei große Arbeitgeberverbände <strong>der</strong> Leiharbeitsbranche schließen sich <strong>zum</strong> neuen „Bundesarbeitgeberverband<strong>der</strong> Personaldienstleister“ (BAP) zusammen.• 7. AprilAls drittes Land <strong>der</strong> Europäischen Union nach Griechenland und Irland beantragt Portugalbei <strong>der</strong> EU-Unterstützung in noch unbekannter Milliardenhöhe. Experten schätzen den Bedarfauf 70 bis 80 Milliarden Euro. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sichertdem Land Hilfe zu.• 8. AprilDie Gewerkschaft <strong>NGG</strong> konnte in den Tarifverhandlungen in <strong>der</strong> Süßwarenindustrie für ca.50.000 Beschäftigte Entgeltsteigerungen durchsetzen. Zusätzlich erhalten die Beschäftigteneine bessere Altersvorsorge.• 9. AprilThüringen ist das erste Bundesland, das Unternehmen mit mehr als 30 Prozent LeiharbeiternFör<strong>der</strong>mittel zur Verbesserung <strong>der</strong> regionalen Wirtschaftsstruktur (sogenannte GA-Mittel)streicht, bei mehr als zehn Prozent Leiharbeitern im Unternehmen werden die För<strong>der</strong>mittelgekürzt.38Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien• 15. AprilDer Bundesrat beschließt die Aussetzung <strong>der</strong> Wehrpflicht.• 29. AprilDas Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) wird geän<strong>der</strong>t und schränkt den Missbrauchvon Leiharbeit (Schlecker-Klausel) ein.Eingeführt wird die Möglichkeit eines Mindestlohns für die Leiharbeit.• 1. MaiCa. 423.000 Menschen beteiligen sich an den Kundgebungen <strong>der</strong> Gewerkschaften <strong>zum</strong> Tag<strong>der</strong> Arbeit. Motto: „Das ist das Mindeste! Faire Löhne, Gute Arbeit, Soziale Gerechtigkeit“.Die Arbeitsmarktbeschränkungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus acht mittelundosteuropäischen Staaten fallen weg. Bürger aus Estland, Lettland, Litauen, Polen, <strong>der</strong> Slowakei,Slowenien, <strong>der</strong> Tschechischen Republik und Ungarn können nach sieben Jahren <strong>der</strong>EU-Zugehörigkeit auch in Deutschland ohne Arbeitserlaubnis eine Tätigkeit aufnehmen.• 20. MaiEine statistische Auswertung <strong>der</strong> Bundesregierung und <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit weistaus, dass je<strong>der</strong> zweite Vollzeitarbeitnehmer bis 24 Jahre ein Einkommen im Niedriglohnbereichbezieht.• 6. JuniDie Bundesregierung (Kabinett) beschließt in einer Son<strong>der</strong>sitzung ein umfangreiches Ge-Geschäftsbericht 2008–2012 39


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategiensetzespaket über den Atomausstieg bis 2022, massiven Ökostromausbau und mehr Geldfür Hausbesitzer <strong>zum</strong> Energiesparen (Gesetzespaket <strong>zum</strong> Atomausstieg und Energiewende).• 10. JuniMit 910.000 Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmern wird erstmals die Marke von900.000 überschritten.• <strong>16.</strong> JuniDie ILO nimmt die Konvention „Decent Work for Domestic Workers“ an.• 1. JuliDie Wehrpflicht ist in Deutschland aufgehoben. Der bisherige Wehrdienst und <strong>der</strong> Zivildienstwerden durch Freiwilligendienste ersetzt, die Frauen und Männern gleichermaßenoffenstehen.• 6. AugustFranz-Josef Möllenberg spricht als erster Vorsitzen<strong>der</strong> einer DGB-Gewerkschaft bei <strong>der</strong> Bürgerkundgebunggegen den „NS-Heldengedenktag“ in Bad Nenndorf. Er begrüßt die Aktivitätendes Bürgerbündnisses „Bunt statt Braun“ und for<strong>der</strong>te erneut: „Die Politik muss ein neues Verbotsverfahrengegen die NPD so bald wie möglich einleiten“.• 4. SeptemberLandtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern. Erneute SPD-CDU-Koalition.• 17. SeptemberEuropäischer Aktionstag „Ja – zu europäischer Solidarität, Ja – zu Guter Arbeit und Tarifautonomie,Nein – <strong>zum</strong> unsozialen Spardiktat“.• 22. SeptemberUnter dem Motto: „Rechtzeitig neue Wege gehen“ zieht <strong>NGG</strong> eine positive Bilanz zu zehnJahren Tarifverträge zur Altersvorsorge in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie und im Gastgewerbe. Fürweit über eine halbe Million Beschäftigte konnten Ansprüche auf eine langfristige tariflicheAltersvorsorge gesichert werden.• 4. NovemberG20-Gipfel in Cannes. Die führenden Industriestaaten <strong>der</strong> Welt einigen sich darauf, dassinternationale Mega-Banken (systemrelevante Banken) so umgebaut werden sollen, dass40Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienSteuerzahler nicht mehr für ihre Verluste aufkommen müssen. Weltweit sind 29 Finanzinstitutebetroffen, zu denen auch die Deutsche Bank und die Commerzbank gehören. ItaliensReform- und Sparprogramm wird unter die Überwachung des EWF gestellt; <strong>der</strong> EWF sollkünftig kurzfristige Liquiditätskredite ausgeben können, um Län<strong>der</strong> vorbeugend vor einerAnsteckung durch Finanzkrisen zu schützen; Bemühungen um die Einführung einer globalenFinanztransaktionssteuer scheitern.Nach einem missglückten Banküberfall in Eisenach erschießen sich die zwei Täter. Nacheiner Explosion brennt ein Wohnhaus in Zwickau nie<strong>der</strong>. Verschiedene Zeitungsredaktionenerhalten Bekenner-CDs einer Gruppe “Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)“.• 8. NovemberBeate Zschäpe stellt sich <strong>der</strong> Polizei in Jena. Ermittlungen ergeben, dass Zschäpe zusammenmit den beiden Bankräubern seit 1998 untergetaucht war. Es gibt verschiedene Hinweisedarauf, dass zahlreiche Unterstützer für den NSU tätig waren. In den Jahren 2000 bis2006 verübte <strong>der</strong> NSU neun auslän<strong>der</strong>feindliche Morde, 2007 wurde zur Waffenbeschaffungeine Polizistin erschossen.In den laufenden Ermittlungen stellten sich zahlreiche Fahndungspannen und Ungereimtheitenbei <strong>der</strong> Verfolgung <strong>der</strong> Gruppe durch die Verfassungsschutzbehörden heraus. Aktensind vernichtet worden, so wurde unter Umständen Beweismaterial vernichtet. MehrereUntersuchungsausschüsse versuchen die Vorgänge zu klären. Das Vorgehen <strong>der</strong> rechtsterroristischenGruppe ist bisher einmalig in <strong>der</strong> Bundesrepublik.• 23. NovemberIn Berlin unterzeichnen SPD und CDU ihren Koalitionsvertrag, die rot-schwarze Landesregierunglöst die langjährige rot-rote Koalition in Berlin ab, Klaus Wowereit bleibt Regieren<strong>der</strong>Bürgermeister.• 7. DezemberDer DGB und an<strong>der</strong>e europäische Gewerkschaften aus Spanien, Frankreich, Italien und Belgienfor<strong>der</strong>n vor dem EU-Gipfel einen „neuen europäischen Sozialkontrakt“, gemeinsameStaatsanleihen (Eurobonds) und eine stärkere Rolle <strong>der</strong> Europäischen Zentralbank (EZB).• 8. DezemberDer Tarifausschuss im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gibt seine Zustimmungfür die Allgemeinverbindlicherklärung <strong>der</strong> zwischen DGB-Gewerkschaften und denbeiden Arbeitgeberverbänden iGZ und BZA festgelegten Lohnuntergrenzen für die Leiharbeit:Die Mindestentgelte betragen 7,89 Euro im Westen und 7,01 Euro im Osten. Ab dem1. November 2012 steigen sie auf 8,19 Euro im Westen und 7,50 Euro im Osten an.• 14. DezemberDer DGB-Bundesvorstand beschließt ein Vier-Punkte-Programm für einen Kurswechsel inEuropa und for<strong>der</strong>t die EZB auf, den Stabilitäts- und Rettungsanker umzugestalten, für eineverteilungsgerechte Fiskalpolitik zu sorgen, die Finanzmärkte wirksam zu regulieren und einvon Vermögen finanziertes Zukunftsprogramm aufzulegen.Geschäftsbericht 2008–2012 41


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien20122012• 1. JanuarDer Mindestlohn in <strong>der</strong> Leiharbeit tritt in Kraft: 7,89 Euro im Westen und 7,01 Euro im Osten.Jobcenterreform im Hartz-IV-System tritt in Kraft: weitere Kommunalisierung <strong>der</strong> Arbeitsmarktpolitik.Die Rente mit 67 startet und damit die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters.• 13. JanuarÖsterreich und Frankreich werden von <strong>der</strong> Ratingagentur Standard & Poor’s herabgestuftund verlieren ihr AAA-Rating. Sieben weitere Euro-Län<strong>der</strong> werden ebenfalls in ihrer Bonitätherabgestuft.• <strong>16.</strong> JanuarDie Ratingagentur Standard & Poor’s senkt das Rating des europäischen Rettungsfonds.• 17. JanuarMartin Schulz (Progressive Allianz <strong>der</strong> Sozialisten und Demokraten im Europäischen Parlament)wird <strong>zum</strong> Präsidenten des Europäischen Parlaments gewählt.• 23. JanuarDie Drogeriekette Schlecker meldet Insolvenz an. Die Län<strong>der</strong> können sich wegen <strong>der</strong> Verweigerungshaltung<strong>der</strong> FDP nicht auf eine gemeinsame Bürgschaft für eine Transfergesellschaftfür die Beschäftigten einigen, sie scheitert letztlich an <strong>der</strong> FDP in Bayern, Nie<strong>der</strong>sachsenund Sachsen. Die Drogeriekette wird zerschlagen, 27.000 Beschäftigte verlieren ihreArbeit.• 10. FebruarEU-Kommissarin Vivian Reding unterzeichnet in Berlin die sogenannte Berliner Erklärung,die (als ersten Schritt) eine Frauenquote von 30 Prozent für die Aufsichtsräte börsennotierter,mitbestimmungspflichtiger und öffentlicher Unternehmen for<strong>der</strong>t und von Parlamentarierinnenaller im Bundestag vertretenen Parteien im Dezember 2011 ins Leben gerufenwurde.• 17. FebruarNachdem die Staatsanwaltschaft Hannover am Tag zuvor die Aufhebung <strong>der</strong> Immunitätdes Bundespräsidenten beantragt hat, um wegen des Verdachts <strong>der</strong> Vorteilsnahme gegenihn zu ermitteln, erklärt Christian Wulff seinen Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten.• 18. Februar„Dresden Nazifrei“, Demonstration in Dresden.• 22. FebruarEine Umfrage <strong>der</strong> Verbraucherzentrale NRW ergibt, dass im Jahre 2010 in 600.000 Haushaltenin <strong>der</strong> Bundesrepublik – überwiegend wegen unbezahlter Rechnungen – <strong>der</strong> Strom abgestelltwurde.Die Ratingagentur Fitch setzt Griechenland auf die Bonitätsstufe C herab.42Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien• 23. FebruarDGB und BDA rufen zu einer bundesweiten Schweigeminute für die Opfer <strong>der</strong> Neonazi-Terrorzelle NSU auf.• 8. MärzGewerkschafterinnen und Gewerkschafter und viele an<strong>der</strong>e Akteurinnen und Akteure begehenden 101. Internationalen Frauentag. Zentrale For<strong>der</strong>ungen sind ein gesetzlicher Mindestlohn,<strong>der</strong> flächendeckende Ausbau einer qualitativ hochwertigen Betreuungsinfrastrukturfür Kin<strong>der</strong> und Pflegebedürftige, <strong>der</strong> Verzicht auf das Betreuungsgeld, mehr Frauen inFührungspositionen und eine Geschlechterquote von 40 Prozent in Aufsichtsräten sowiedie Einbindung aller Beschäftigungsverhältnisse in die soziale Sicherung.• 13. MärzIn Bremen demonstrieren 300 Beschäftigte aus allen 24 Standorten des Deutschen Milchkontors(DMK) gegen Standortschließungen und Arbeitsplatzabbau.• 18. MärzJoachim Gauck wird <strong>zum</strong> Bundespräsidenten gewählt.• 23. MärzBundesweit findet <strong>zum</strong> fünften Mal <strong>der</strong> Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen den Geschlechternstatt – <strong>der</strong> Equal Pay Day. Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften sind beizahlreichen dezentralen Veranstaltungen sowie mit einer Kundgebung am BrandenburgerTor präsent.• 24. MärzMit einer Demonstration und einer einwöchigen Mahnwache protestieren Beschäftigte desSüßwarenherstellers Trolli gegen die Werksschließung in Fürth.Geschäftsbericht 2008–2012 43


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien• 25. MärzLandtagswahl im Saarland: Danach wird eine große Koalition gebildet. Wahlsiegerin AnnegretKramp-Karrenbauer (CDU) wird wie<strong>der</strong> Ministerpräsidentin• 2. April<strong>NGG</strong> legt öffentlichkeitswirksam Ergebnisse einer exklusiven Umfrage über den Einsatz vonLeiharbeit und Werkverträgen in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie vor.• <strong>16.</strong> AprilDer DGB positioniert sich gemeinsam mit <strong>der</strong> BDA gegen das geplante Betreuungsgeld.• 25. AprilDas Verwaltungsgericht Dresden erklärt die Extremismusklausel für öffentliche För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong>als rechtswidrig und entscheidet, dass von geför<strong>der</strong>ten Projekten die Unterzeichnung<strong>der</strong> „Demokratieerklärung“ nicht verlangt werden darf.• 1. MaiDer 1. Mai steht unter dem Motto „Gute Arbeit für Europa: gerechte Löhne, soziale Sicherheit“.Es nehmen bundesweit 419.000 Menschen an 420 gewerkschaftlichen Maiveranstaltungenteil.• 6. MaiLandtagswahl in Schleswig-Holstein. Das schwarz-gelbe Bündnis wird abgewählt. Eine Koalitionaus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und SSW mit Torsten Albig an <strong>der</strong> Spitze wird gebildet.Stichwahl zu den Präsidentschaftswahlen in Frankreich: François Hollande erreicht mit52 Prozent die Mehrheit und wird zweiter sozialistischer Präsident <strong>der</strong> Republik Frankreich.• 13. MaiLandtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Die rot-grüne Landesregierung hat jetzt eine stabileMehrheit mit Hannelore Kraft als Ministerpräsidentin.• 19. MaiInformations-, Mitwirkungs- und Mitbestimmungsregelungen <strong>der</strong> Betriebsräte in Entleiherfirmenwerden in einem Tarifvertrag <strong>der</strong> IG Metall für die Metall- und Elektroindustrie gestärkt.Für Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer wird eine Übernahmevereinbarungin ein festes Arbeitsverhältnis geregelt.• 22. MaiErster Tarifvertrag über Branchenzuschläge für Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmerin <strong>der</strong> Metall- und Elektroindustrie. Die Höhe <strong>der</strong> Branchenzuschläge richtet sich nach<strong>der</strong> Verleihdauer.• 28. MaiDer Verwaltungsrat <strong>der</strong> Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) wählt mit Guy Ry<strong>der</strong> erstmalseinen Gewerkschafter an die Spitze <strong>der</strong> tripartiten Organisation.• 21. JuniBei Zamek in Düsseldorf beginnt ein erfolgreicher vierzehnwöchiger Arbeitskampf. DerManteltarifvertrag behält ohne Abstriche seine Gültigkeit. Entgelte steigen in zwei Stufeninsgesamt um 6,25 Prozent.44Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien• 28. bis 29. JuniEU-Gipfel: Es wurde verabredet, dass sich Län<strong>der</strong> mit Finanzierungsschwierigkeiten undmarode Banken in Zukunft leichter Geld über den Euro-Rettungsschirm leihen können.• 29. JuniDer Bundestag stimmt dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und dem Fiskalpaktzu. Das Bundesverfassungsgericht hat den Bundespräsidenten öffentlich gebeten, mit<strong>der</strong> Unterzeichnung bis zur Entscheidung zu den vorliegenden Eilanträgen <strong>zum</strong> ESM zuwarten.• 1. JuliRentenanpassung (DRV Bund): im Westen um 2,18 Prozent, im Osten um 2,26 Prozent.• 4. JuliTarifstreit beendet! <strong>NGG</strong> und ver.di erzielen Tarifeinigung mit dem Gesundheitskonzern Fresenius-Helios.Den zuvor 1.000 gekündigten Beschäftigten wird die Weiterbeschäftigungangeboten.• 19. JuliIn Waldkraiburg demonstrieren Beschäftigte „gegen Lohnwucher und Ausbeutung“ beiSubunternehmern des Fleischkonzerns VION und erklären sich mit den Werkvertragsbeschäftigtensolidarisch.Vor 60 Jahren wurde das erste Betriebsverfassungsgesetz im Parlament verabschiedet.Bundestag billigt Hilfskredite für spanische Banken in Höhe von 100 Milliarden Euro ausdem Rettungsschirm EFSF.• 23. JuliDie Ratingagentur Moody’s senkt den Ausblick für die Bonität Deutschlands (Bund undLän<strong>der</strong>) auf „negativ“.• 23. AugustDrei rechtsextremistische Gruppierungen, „Nationaler Wi<strong>der</strong>stand Dortmund“, „KameradschaftHamm“ und „Kameradschaft Aachener Land“ werden in einer Groß-Razzia des LandesNRW durchsucht und verboten.• 29. AugustDie Bundesregierung beschließt: Der Rentenbeitrag soll <strong>zum</strong> 1. Januar 2013 von <strong>der</strong>zeit19,6 Prozent auf voraussichtlich 19,0 Prozent sinken.• 10. SeptemberDas Statistische Bundesamt veröffentlicht neue Zahlen <strong>zum</strong> Niedriglohnsektor. 20,6 Prozentaller Beschäftigten in Betrieben mit mehr als zehn Beschäftigten arbeiten zu einem Niedriglohn.• 26. SeptemberDas Bundeskabinett beschließt ein Alterssicherungs-Vorsorgegesetz, mit dem unter an<strong>der</strong>em<strong>der</strong> Verbraucherschutz bei <strong>der</strong> Riester-Rente verbessert werden soll.Geschäftsbericht 2008–2012 45


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienDer Bundeswahlbeauftragte für die Sozialwahlen, Gerald Weiß, stellt im Bundesministeriumfür Arbeit und Soziales den Schlussbericht über die Sozialwahlen 2011 vor.• 1. OktoberArla Foods (schwedisch/dänischer Molkereikonzern und weltweit viertgrößte Molkereigenossenschaft,<strong>der</strong>en Eigentümer dänische, schwedische und deutsche Landwirte sind) fusioniertmit <strong>der</strong> Milch-Union Hocheifel eG. Im Jahr 2011 übernahm Arla bereits Hansa-Milchin Upahl und die Käserei Allgäuland. Arla ist damit die drittgrößte Molkerei in Deutschland.• 2. OktoberDer DGB legt ein Positionspapier mit zentralen For<strong>der</strong>ungen an den Gesetzgeber vor, umLohndumping durch Werkverträge zu unterbinden.• 7. Oktober5. Welttag für menschenwürdige Arbeit. Der DGB organisiert eine internationale Fachkonferenz<strong>zum</strong> Thema „Gute Arbeit – weltweit!“ in Berlin. Franz-Josef Möllenberg spricht zur ILOConvention 189 zur Situation von Hausangestellten.• 8. OktoberDer Rettungsschirm ESM startet.• 19. bis 21. OktoberDie <strong>NGG</strong>-Bundesfrauenkonferenz 2012 findet im BZO statt. Es nehmen 96 Delegierte sowieweitere Gäste teil.• 23. OktoberUnilever will sich Einsparungen von ca. 40 Millionen Euro bei den Beschäftigten holen undkündigt an, dies auch mit dem Austritt aus den Arbeitgeberverbänden umzusetzen.• 25. OktoberDer Deutsche Bundestag hebt die Einkommensgrenze für Minijobber von 400 auf450 Euro an.• 31. OktoberDas Arbeitsgericht Bonn entscheidet auf Antrag von <strong>NGG</strong>, ver.di, den Län<strong>der</strong>n Berlin undNRW, dass <strong>der</strong> Verband Land- und Ernährungswirtschaftlicher Berufe (ALEB) keine Gewerkschaftist.• 6. NovemberBarack Obama wird für eine zweite Amtszeit <strong>zum</strong> Präsidenten <strong>der</strong> Vereinigten Staatengewählt.• 7. NovemberFranz-Josef Möllenberg ist seit 20 Jahren Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.• 11. NovemberVor 60 Jahren trat das Betriebsverfassungsgesetz in Kraft.• 12. NovemberDie Euro-Staaten erklären ihre Bereitschaft, Griechenland weitere Hilfen zukommen zu lassen.46Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienAktions- und Solidaritätstag des Europäischen Gewerkschaftsbundes – für einen europäischenSozialpakt. Motto: For Jobs and Solidarity in Europe. No to Austerity“.• 15. NovemberDie Gewerkschaften stellen ihre Anfor<strong>der</strong>ungen an eine Reform <strong>der</strong> Allgemeinverbindlicherklärungvon Tarifverträgen vor.• 20. NovemberDas Bundesarbeitsgericht entscheidet, dass das Recht auf Koalitionsfreiheit und damit auchdas Streikrecht grundsätzlich ebenfalls für die Beschäftigten in kirchlichen Einrichtungen gilt.• 25. NovemberGedenktag „Nein zu Gewalt an Frauen“/Fahnenaktion. <strong>NGG</strong> beteiligt sich wie seit Jahren.• 28. NovemberDie Bundesregierung stellt den auf Initiative einzelner Ministerien geschönten vierten Armuts-und Reichtumsbericht vor.• 5. DezemberDie Bundesregierung schafft auf Drängen von Gewerkschaften und Arbeitgebern die Voraussetzungen,das Kurzarbeitergeld von sechs auf zwölf Monate zu verlängern.• 6. DezemberIn Berlin beginnt die zweite Verhandlungsrunde mit <strong>der</strong> CCE AG über Entgelterhöhung undBeschäftigungssicherung. Zuvor hatte das Unternehmen angekündigt, 450 Arbeitsplätzeabzubauen.„Bündnis für ein menschenwürdiges Existenzminimum“ stellt Positionspapier vor (DGB undan<strong>der</strong>e Verbände).• 10. DezemberDie Europäische Union wird mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.• 14. DezemberDer Bundesrat beschließt, beim Bundesverfassungsgericht eine Entscheidung über die Verfassungswidrigkeit<strong>der</strong> NPD zu beantragen.Die Chronik <strong>der</strong> letzten fünf Jahre macht deutlich, was alles in dieser Zeit passiert ist, wie vielenHerausfor<strong>der</strong>ungen wir uns gestellt haben.Aber nicht nur die großen Themen haben unsere Arbeit geprägt, auch die branchenspezifischenAuswirkungen <strong>der</strong> „großen Themen“ bestimmen die Situation für unsere Kolleginnenund Kollegen in den Betrieben. Sie sind Grundlage <strong>der</strong> Handlungsmöglichkeiten, die die Gewerkschaft<strong>NGG</strong> hat.Deshalb haben wir auf den folgenden Seiten die Grundlagen <strong>der</strong> Arbeit in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaftund im Hotel- und Gaststättengewerbe beschrieben. Dabei geht es nicht darum,alle Einzelheiten umfassend zu beleuchten, vielmehr sollen die wichtigsten Entwicklungstendenzenherausgestellt werden, die die Arbeit in den Branchen bestimmt haben.Geschäftsbericht 2008–2012 47


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien2. Lebensmittelproduktion – Produkte für das LebenDie Ernährungswirtschaft in Deutschland umfasst die Produkte <strong>der</strong> Lebensmittelindustrie. Indieser Branche sind aber beispielsweise auch die Rohstoffverarbeiter für die Tierernährung erfasst,ebenso die Betriebe des Bäcker-, Fleischer- und Konditorenhandwerks.Die Lebensmittelwirtschaft ist nur ein Teil dieser großen Branche, in Deutschland ist dies einunbekannter Riese. Es geht um den Industriezweig in unserem Land, <strong>der</strong> mit seinen Produktendie Ernährung von über 80 Millionen Bürgerinnen und Bürgern auf einem hohen Niveausicherstellt und gleichzeitig einen immer größer werdenden Anteil an Produkten für den Exportmeist ins europäische Ausland herstellt.Die Ernährungswirtschaft ist in den letzten rund 15 Jahren ein relativ stabiler Faktor desArbeitsmarktes <strong>der</strong> Bundesrepublik, mehr als eine halbe Million Beschäftigte arbeiten in denrund 6.000 unterschiedlichen Betrieben. Die Anzahl <strong>der</strong> Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigtenist über den gesamten Zeitraum gesehen weitgehend stabil. Damit ist die Branche <strong>der</strong>viertgrößte Industriezweig in Deutschland.Auch wenn die Ernährungswirtschaft überwiegend durch eine klein- und mittelbetrieblicheBetriebsstruktur gekennzeichnet ist, so spielen doch die weltweiten Multis <strong>der</strong> Branche, wiebeispielsweise Nestlé, Unilever, Mondelez, Coca-Cola o<strong>der</strong> Danone sowohl für die Produktionsbedingungenin Deutschland und durch ihre weltweite Strategie <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> Rohstoffgrundlageneine entscheidende Rolle. Gleichzeitig haben sie einen wesentlichen Einflussauf die Ausgestaltung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen in <strong>der</strong> Branche, trotz <strong>der</strong> kleinteiligen Tarifgestaltungin <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft.Aber nicht nur die internationalen Multis sind durch ihre schiere Größe und ihre zentraleSteuerung von beson<strong>der</strong>er Bedeutung in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft, die Tendenzen zur Konzentrationund zur Herausbildung von wichtigen Unternehmensgruppen in verschiedenenTeilbranchen hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Dies gilt beispielsweise in <strong>der</strong>Geflügelverarbeitung, <strong>der</strong> Salatherstellung, <strong>der</strong> Fleischverarbeitung, aber auch in <strong>der</strong> Brotindustrie.In all diesen Teilbranchen hat es Unternehmenszusammenschlüsse zu größeren Anbieterngegeben.48Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienDiese Fusionen sind auch eine Antwort auf den hohen Konzentrationsgrad im Lebensmitteleinzelhandel.Die vier größten Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel (Edeka-Gruppe,Rewe-Gruppe, Schwarz-Gruppe, Aldi-Gruppe) haben im Jahr 2012 mehr als zwei Drittel desgesamten Lebensmittelumsatzes auf sich vereint. Diesen vier Abnehmern stehen in <strong>der</strong> Ernährungsindustrierund 6.000 produzierende Betriebe gegenüber. Das ungleiche Verhältniswird aus diesen zwei Zahlen augenfällig.Die Struktur <strong>der</strong> deutschen Ernährungsindustrieist durch eine intensive Kooperationinnerhalb <strong>der</strong> Wertschöpfungskettegeprägt. An den Standorten von Lebensmittelbetriebengibt es oft Zentren(„Cluster“), an denen sich vor- und nachgelagerteIndustrien, wie Verpackungshersteller,Anlagenbauer, Speditioneno<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Dienstleister angesiedelt haben.Die hohe Produktivität <strong>der</strong> Branchetrotz <strong>der</strong> mittelständischen Struktur istim Zusammenwirken mit den deutschenAnlagebauern von beson<strong>der</strong>er Wichtigkeitfür die internationale Konkurrenzfähigkeit.Anteile am Lebensmittelumsatz im Handel 2011 (in Prozent, gerundet)Rewe-Gruppe 14,9Schwarz-Gruppe 13,8Edeka-Gruppe 25,3Quelle: Bundesvereinigung <strong>der</strong> deutschen Ernährungsindustrie, 2012Aldi Gruppe 12,0Metro Gruppe 6,8Lekkerland 4,5dm 2,4Schlecker 2,2Rossmann 1,7Transgourmet (D) 1,5Sonstige 15,13. Lebensmittelpolitik – ein Thema <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong>!Die Grundlagen <strong>der</strong> Lebensmittelproduktion in Deutschland sind durch die einschlägigenGesetze und Verordnungen festgelegt. In immer stärkerem Maße nehmen Gesetzesvorhabenaus Brüssel Einfluss auf die europaweite Lebensmittelproduktion.Dabei ist festzustellen, dass die von unseren Kolleginnen und Kollegen hergestellten Produkteeine sichere Ernährung für über 80 Millionen Menschen in Deutschland ermöglichen. Allerdingsgibt es immer wie<strong>der</strong> Lebensmittelskandale, die Arbeitsplätze gefährden und die demRuf <strong>der</strong> Branche nachhaltig schaden.Wir verurteilen grundsätzlich jede kriminelle Form von Lebensmittelproduktion, die die Gesundheit<strong>der</strong> Bürgerinnen und Bürger gefährdet. Wir setzen uns seit Jahren dafür ein, dass Beschäftigte,die den Mut aufbringen, <strong>der</strong>artige Vergehen öffentlich zu machen („Whistleblower“),nicht arbeitsrechtlich bestraft werden dürfen.In <strong>der</strong> Lebensmittelproduktion muss das höchstmögliche Schutzniveau Grundlage <strong>der</strong> Produktionsein, die Konsumenten müssen durch einen Herkunftsnachweis nachvollziehen können,worher die Produkte kommen, und kriminelle Machenschaften müssen mit allen Mittelnverfolgt werden. Dazu gehört auch eine Verstärkung <strong>der</strong> staatlichen Gewerbeaufsicht. VieleSkandale hängen damit zusammen, dass keine staatlichen Eingangskontrollen von Warenstattfinden und die freiwilligen Kontrollen <strong>der</strong> Unternehmen oft lückenhaft sind. Auch die in<strong>der</strong> Lebensmittelindustrie stattfindende „Just-in-time“-Produktion erlaubt es kaum noch, Probenzu nehmen, die Untersuchung abzuwarten und erst dann die entsprechenden Stoffe fürden Produktionsprozess freizugeben.Geschäftsbericht 2008–2012 49


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienIm Alltag <strong>der</strong> Produktion ist dies normalerweise kein Thema, dennoch haben Lebensmittelskandalein den letzten Jahren den Ruf <strong>der</strong> Lebensmittelindustrie beschädigt und vor allemdas Verbrauchervertrauen erheblich erschüttert. Die Lebensmittelproduktion ist eine Hightechindustrie,bei <strong>der</strong> Rohstoffverarbeitung, Verfahrenstechnik und hygienische VerpackungHand in Hand spielen müssen, damit keine Probleme entstehen.Oft gibt es Differenzen zwischen den Werbeaussagen <strong>der</strong> Lebensmittelindustrie und <strong>der</strong>Wirklichkeit in den Betrieben. In den Industriebetrieben <strong>der</strong> Branchen sind beispielsweisenicht einzelne Handwerksmeister mit Schöpflöffel am Kupferkessel zu finden, die Wirklichkeitist, dass hoch qualifizierte Lebensmitteltechnikerinnen und -techniker Hand in Hand beiunterschiedlichen Produktionsschritten tätig sind.Und es muss auch deutlich gemacht werden, dass Lebensmittelpolitik aus Sicht <strong>der</strong> Gewerkschaftheißt: Es muss klar sein, woher Produkte kommen und welche Inhaltsstoffe sie haben.Und wenn die Warendeklarationen lesbar und allgemein verständlich sind, dann kann <strong>der</strong>Verbraucher entscheiden, welche Ware er kaufen kann. Dabei wird es Unterschiede je nachpersönlichem Bedürfnis und auch nach Geldbeutel geben. Viele Skandale rühren aus falschenAnnahmen und unklaren Botschaften <strong>der</strong> Werbung her, die vom Verbraucher eindeutig nichtnachvollziehbar sind.Die neue Strategie <strong>der</strong> EU zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheit <strong>der</strong> EU-Bürger ist es, gegen Produkte<strong>der</strong> Lebensmittelindustrie vorzugehen. Dabei stehen inzwischen auch Produkte im Fokus,bei denen vermeintlich eines <strong>der</strong> drei Attribute zutrifft: zu süß, zu salzig, zu fettig. GegenLebens- und Genussmittel, die diesen vermeintlichen Makel tragen, hat die EU weitere Maßnahmenangekündigt.Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> unterstützt Initiativen, die den Zusammenhang zwischen Essen undLebensart thematisieren. Deshalb sind wir u. a. engagiert in <strong>der</strong> Initiative Platform „Ernährungund Bewegung“ (PEB).Die Plattform „Ernährung und Bewegung e.V.“ hat sich <strong>zum</strong> Ziel gesetzt, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Entstehungvon Übergewicht bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen vorzubeugen. Dabei soll durch dienotwendige Überzeugungsarbeit ein gesun<strong>der</strong> Lebensstil bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen erreichtwerden, mehr Bewegung und bewustere Ernährung sind wesentliche Bestandteile dieserArbeit.Die Plattform will Wissen vermitteln, Multiplikatoren qualifizieren und die Öffentlichkeit informieren.Es sollen neue Ansätze erprobt werden, um eine „gute Praxis“ zu entwickeln. Seit <strong>der</strong>Gründung 2004 ist die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> durch den Vorsitzenden Franz-Josef Möllenberg imVorstand des Vereins vertreten. Gemeinsam mit weiteren 100 Akteurinnen und Akteuren ausPolitik, Wirtschaft und den Spitzenverbänden von Sport und Krankenkassen beteiligen wiruns an <strong>der</strong> Fortentwicklung <strong>der</strong> Arbeit des Vereins.Das bekannteste Projekt <strong>der</strong> Plattform ist die Comic- und Puppenspielserie „Peb und Pebber“,die auf die vorschulische Erziehung abzielt und beson<strong>der</strong>s Bewegungsspiele für Kin<strong>der</strong>gärtenals erstrebenswertes Programm hervorhebt.50Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien4. Lebensmittelwirtschaft – Finanzmarktkrise undRohstoffspekulationIm Jahre 2008 wurden die Folgen <strong>der</strong> politisch gewollten Deregulierung <strong>der</strong> Finanzmärkte offensichtlich:Den Luftgeschäften <strong>der</strong> Spekulanten in den Banken standen keine realen Wertegegenüber. Um einen Zusammenbruch des ökonomischen Systems zu verhin<strong>der</strong>n, wurdendie Verluste des finanzmarktgetriebenen Kapitalismus sozialisiert, die Kosten dafür wurden aufdie Steuerzahlerinnen und Steuerzahler abgewälzt. Nur durch die enormen öffentlichen Rettungszahlungenkonnte ein globaler Zusammenbruch <strong>der</strong> Wirtschaft verhin<strong>der</strong>t werden. Unddies alles nur deshalb, weil diejenigen, die von den Luftgeschäften profitiert hatten, keine realenGegenwerte geschaffen hatten und letztlich die Banken die ausgeliehenen Gel<strong>der</strong> nichtmehr realisieren konnten.Die Ernährungswirtschaft hat auch in <strong>der</strong> Finanzkrise in weiten Teilen eine stabile Entwicklungaufweisen können. Allerdings ist das Ernährungsgewerbe insbeson<strong>der</strong>e in seinen exportorientiertenUnternehmen durch die Finanzkrise und ihre Auswirkungen im Ausland von Absatzproblemenbetroffen, wenn auch in deutlich geringerem Maße als beispielsweise dieAutomobilindustrie. Im Hotel- und Gaststättengewerbe war in <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> Finanzkrise eindeutlicher Rückgang <strong>der</strong> Umsätze beson<strong>der</strong>s im Beherbergungsgewerbe festzustellen.In <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> Finanzkrise sind ab 2008 die agrarischen Rohstoffe als Produktionsgrundlagen<strong>der</strong> Ernährungswirtschaft ein herausgehobenes Ziel <strong>der</strong> Spekulation geworden. Auch vor<strong>der</strong> Finanzkrise gab es die Spekulation mit Rohstoffen für die Lebensmittelproduktion durchLieferverträge, die <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> Produktionsgrundlagen diente. Danach ist die Bedeutungvon Spekulationen in <strong>der</strong> „realen Welt“ erheblich gestiegen. Dies hat eine Verteuerung<strong>der</strong> Rohstoffe zur Folge gehabt.Die weltweiten Ungleichgewichte zwischen Defizit- und Überschusslän<strong>der</strong>n beför<strong>der</strong>n inganz beson<strong>der</strong>er Weise die Spekulation mit Rohstoffen. Dies wird uns als Vorwand in zahlreichenTarifverhandlungen vorgehalten; die Bedeutung von internationaler Rohstoffspekulationist aber nur für wenige Produkte entscheidend. Knapp 80 Prozent <strong>der</strong> zu verarbeitenden Rohstoffe<strong>der</strong> Lebensmittelindustrie kommen aus <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Produktion inDeutschland. Allerdings gibt es bestimmte Produkte, die <strong>zum</strong> Beispiel aus Rohstoffen hergestelltwerden, die aus klimatischen Gründen in Deutschland nicht wachsen (Kakao, Kaffee).Dort spielt dies natürlich eine größere Rolle.Trotzdem ist die Diskussion über die Rohstoffpreisentwicklung ein wichtiges Thema für dieLebensmittelbranche. In diesem Zusammenhang sind auch die Folgen des Klimawandels, dieFlächenkonkurrenz von Nahrungsmittelproduktion und Rohstoffmasse zur Bioenergieerzeugungzu nennen. Weiter geht es auch darum, dass bestimmte Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> sich entwickelndenWelt sich immer größere Ackerflächen aneignen („Landgrabbing“), um auf diesen FlächenProdukte für ihre eigenen Bürgerinnen und Bürger anzubauen.Um diese Prozesse zu steuern, bedürfte es einer weitreichenden Zusammenarbeit. Da es aufinternationaler Ebene keine umwelt- und klimapolitischen Globalziele gibt, die allgemein akzeptiertsind, entscheiden hier kurzfristige Wettbewerbsvorteile <strong>der</strong> jeweiligen Landbesitzero<strong>der</strong> Spekulanten.Solange die Rohstoffströme und -erwartungen nicht transparent sind, solange Ernten <strong>zum</strong>Teil langfristig spekulationsbezogen verkauft sind, wird es nicht gelingen, eine stabile Roh-Geschäftsbericht 2008–2012 51


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategienstoffversorgung mit nachvollziehbaren Preisen für die produzierende Industrie und damit fürdie Verbraucherinnen und Verbraucher zu sichern.Die Spekulation mit Nahrungsmittelrohstoffen hat negative Auswirkungen auf die Lebensmittelpreiseund führt dazu, dass sich arme Menschen Lebensmittel nicht o<strong>der</strong> nur kaum leistenkönnen. Die reine Finanzspekulation dient nicht <strong>der</strong> Preisabsicherung von Rohstoffhändlernund <strong>der</strong> Preisfindung. Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> hat sich klar gegen diese Spekulation mit Nahrungsmittelrohstoffenausgesprochen.Notwendig ist daher, für Transparenz an den Märkten für Nahrungsmittelrohstoffe zu sorgendurch• verpflichtende Berichtspflichten, egal, ob an einer Börse o<strong>der</strong> außerhalb <strong>der</strong> Börsegehandelt wird,• Verbot von Investmentfonds auf Märkten für Nahrungsmittelrohstoffe,• die Einführung von Produktionsbegrenzung,• starkes Kontrollrecht für Aufsichtsbehörden.Die <strong>NGG</strong> hat sich deshalb mit Nicht-Regierungsorganisationen in <strong>der</strong> Kampagne „Mit Essenspielt man nicht!“ zusammengeschlossen, um diese For<strong>der</strong>ungen durchzusetzen. Allerdings:Die notwendigen Maßnahmen gegen die Spekulation allein werden den Hunger in <strong>der</strong> Weltnicht beenden. Aber sie sind ein wichtiger Schritt dazu. Hinzu kommt, dass sich MenschenNahrungsmittel leisten können müssen. Dies erfor<strong>der</strong>t Arbeit mit gesichertem Einkommen,von dem Menschen leben können.Während wir über einen langen Zeitraum einen stetigen Bedeutungszuwachs <strong>der</strong> internationalenKonzerne und <strong>der</strong> staatlichen Nachfrager festgestellt haben, so beschleunigt sich dieserProzess aufgrund <strong>der</strong> weltweiten Rohstoffverknappung. In diesem Kreislauf sind die kapitalstarkeninternationalen Konzerne, die sich frühzeitig Ernten zu niedrigeren Preisen sichernkönnen, deutlich im Vorteil.52Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


An die Abgeordneten des Deutschen BundestagesJA ZU EUROPA! JA ZUM EURO!Demokratie stärken, Wachstum för<strong>der</strong>n, Beschäftigung sichern, Euro stabilisierenUnsere Mütter und Väter haben ein friedliches Europa aufden Trümmern zweier Weltkriege aufgebaut. Es ist unsereVerantwortung, das geeinte Europa für unsere Kin<strong>der</strong> undEnkel zu bewahren.Heute besteht die Gefahr, dass wir in nationale Abgrenzungenzurückfallen und das Verbindende aus den Augen verlieren.Es geht auch um Griechenland o<strong>der</strong> den Euro, aber esgeht vor allem um unser gemeinsames europäisches Projekt.Die Währungsunion ist ein Meilenstein <strong>der</strong> Europäischen Integration.Heute müssen wir Europa sozial und demokratischweiter entwickeln. Dafür brauchen wir mehr Demokratiein Europa, eine demokratisch legitimierte Wirtschafts- undFinanzregierung, die Respektierung <strong>der</strong> Tarifautonomie undvor allem eine mutige Politik.Wer nur über Ausgabenkürzungen und soziale Einschnittedie öffentlichen Haushalte konsolidieren will, gefährdet densozialen Frieden und verliert die Zustimmung <strong>der</strong> Bürgerinnenund Bürger zur europäischen Idee. Europa brauchtAbschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategienein Zukunftsprogramm, das in allen europäischen Län<strong>der</strong>nWachstum för<strong>der</strong>t, Beschäftigung sichert und den Euro stabilisiert.Vermögende, hohe Einkommen und Kapitaleinkünftemüssen zur Bewältigung <strong>der</strong> Krise einen deutlich höherenBeitrag leisten.Die Regierungen <strong>der</strong> europäischen Staaten und die EU-Kommission haben es bisher versäumt, die Finanzmärktewirkungsvollen Regeln zu unterwerfen. Europa wurdedeshalb immer mehr <strong>zum</strong> Spielball <strong>der</strong> Spekulanten.Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages tragen einegroße Verantwortung, denn sie stimmen nicht nur über denRettungsschirm ab, son<strong>der</strong>n über die Zukunft Europas. Ohnegemeinsame Anstrengungen aller Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Eurozone droht<strong>der</strong> Zerfall <strong>der</strong> gemeinsamen Währung mit weitreichendenFolgen für Wohlstand und Beschäftigung.EUROPA BRAUCHT DEUTSCHLAND UND DEUTSCHLAND BRAUCHT EUROPA. DESHALB WERBEN WIR FÜR DIE ZUSTIMMUNG ZUM RETTUNGSSCHIRM EFSF.Michael Sommer, DGBDeutscher GewerkschaftsbundKlaus Wiesehügel,IG Bauen-Agrar-UmweltMichael Vassiliadis,IG Bergbau, Chemie, EnergieAlexan<strong>der</strong> Kirchner, EVG - Eisenbahn-und VerkehrsgewerkschaftUlrich Thöne, GewerkschaftErziehung und WissenschaftBerthold Huber,IG MetallFranz-Josef Möllenberg, GewerkschaftNahrung-Genuss-GaststättenBernhard Witthaut,Gewerkschaft <strong>der</strong> PolizeiFrank Bsirske, ver.di - VereinteDienstleistungsgewerkschaft5. Europäischer Fiskalpakt und die Auswirkungen aufdie <strong>NGG</strong>-BranchenDie Vorsitzenden <strong>der</strong> DGB-Gewerkschaften for<strong>der</strong>n diesoziale Ausgestaltung <strong>der</strong> EU.Während wir im letzten Abschnitt die Folgen <strong>der</strong> Finanzkrise für die Lebensmittelindustrieunter dem Gesichtspunkt von Lebensmittelproduktion und Rohstoffspekulation beleuchtethaben, geht es hier um die politische Dimension <strong>der</strong> Folgen <strong>der</strong> Bankenkrise für Europa.Die Weltwirtschaftskrise von 2008 hatte ihre Ursache in <strong>der</strong> grenzenlosen Spekulation <strong>der</strong>Banken. In <strong>der</strong> Folge hat die Bankenrettung durch die jeweiligen Nationalstaaten unmittelbarzu einem scharfen Anstieg <strong>der</strong> Staatsverschuldung und zur Krise insbeson<strong>der</strong>e im Euro-Raumgeführt. Gleichzeitig ist von Investmentbanken gegen den Euro gewettet worden, um möglichsthohe spekulative Profite zu erzielen.Während 2008 zunächst ein tieferes Abrutschen in die Krise durch ein entschlossenes Gegensteuernmit einem Politik-Mix aus u. a. Investitionsprogrammen (z. B. Abwrackprämie für Altautos)und Kreditverbilligungen verhin<strong>der</strong>t werden konnte, sind alle Regierungen <strong>der</strong> EU danachdazu übergegangen, ausschließlich die Verringerung <strong>der</strong> Staatsschulden anzugehenund strukturelle Probleme zu vernachlässigen.Ausdruck dieser kurzsichtigen Politik ist <strong>der</strong> EU-Fiskalpakt, mit dem sich u. a. die Län<strong>der</strong> <strong>der</strong>Euro-Zone zu einer strikten Sparpolitik verpflichten. Der Fiskalpakt ist strikter als die inDeutschland geltende Schuldenbremse im Grundgesetz.Der EU-Fiskalpakt ist undemokratisch. Er kann nicht einseitig gekündigt werden, son<strong>der</strong>nkann nur – und dies ist praktisch unmöglich – durch alle Vertragsstaaten gemeinsam aufgehobenwerden. Er bindet unabhängig von an<strong>der</strong>en Regierungsmehrheiten alle künftigen Regierungenin Deutschland und <strong>der</strong> Euro-Zone. Damit ist diese neoliberale Schuldensenkungspolitikauf unabsehbare Zeit <strong>der</strong> Maßstab für das politische Handeln in <strong>der</strong> Eurozone.Der EU-Fiskalpakt und die Schuldenbremse im Grundgesetz werden dazu führen, dass insbeson<strong>der</strong>eeine schwarz-gelbe Regierung durch massive Einschnitte in die staatlichen Sozialleistungenversucht, die Sparvorgaben zu erreichen. Dies lehnen wir ab. Wir haben mit den an<strong>der</strong>enDGB-Gewerkschaften diese Ablehnung deutlich gemacht und insbeson<strong>der</strong>e versucht, dieFolgen klar<strong>zum</strong>achen.Geschäftsbericht 2008–2012 53


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienMit diesen Plakatmotiven verdeutlichtedie Initiative „umfairteilen“ diesoziale Schieflage in Deutschlandfür die Demonstrationen am 29.September 2012.V.i.S.d.P.: Bündnis Umfairteilen, Warschauer Str. 58 a,10243 Berlin. Entwurf: ZITRUSBLAU.deReichtumbesteuernwww.umfairteilen.deIm Gegensatz zu dieser einseitigen Sparpolitik wäre eine politische Alternative, die Perspektiveninsbeson<strong>der</strong>e für die Län<strong>der</strong> mit hohen Schulden aufzeigt, dringend notwendig. Notwendigwäre ein gesamteuropäisches Wachstumsprogramm, das die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> einzelnenLän<strong>der</strong> und ihrer eventuellen strukturellen Nachteile berücksichtigt. Denn allein durchSparmaßnahmen lassen sich die europäischen Staatshaushalte nicht in Ordnung bringen.In sechs Sprachen rief EFFAT zurDemonstration auf.STOPPTSOZIALDUMPING!Der durch die Sparpolitik verursachteNachfrageausfall wird das ProblemArbeitslosigkeit, und beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Jugendarbeitslosigkeit,in den am meistenbetroffenen Län<strong>der</strong>n, wie Griechenland,Italien, Spanien und Portugal, weiter verschärfen.Einen viel beachteten Vorschlagfür eine an<strong>der</strong>e Politik haben <strong>der</strong> DGB unddie Einzelgewerkschaften 2012 vorgelegt(DGB-Marshallplan für Europa).AUSBEUTUNG · DEREGULIERUNG · STRAFLOSE ARBEITGEBERKRIMINALITÄT · SCHEINENTSENDUNGBRIEFKASTENFIRMEN · SOZIALABGABENBETRUG · SCHEINSELBSTÄNDIGKEIT · UNFAIRER WETTBEWERBEFFAT for<strong>der</strong>t die EU dringend dazu auf, die dringenden Probleme des SOZIALDUMPINGS bei Löhnen, Arbeitsbedingungen und sozialerAbsicherung anzugehen. Wir brauchen: WIRKSAME VORBEUGUNG, EFFEKTIVE KONTROLLEN und ABSCHRECKENDE SANKTIONEN. Diegeplante Umsetzungsrichtlinie zur Arbeitnehmerentsendung muss wirksame Massnahmen enthalten, die jede grenzüberschreitende Form vonSozialabgabenbetrug, Scheinentsendung, Scheinselbständigkeit und Briefkastenfirmen stoppen. Zugleich müssen wir GLEICHEN LOHN undGLEICHE RECHTE für gleiche Arbeit garantieren.Jeden Tag werden aus dem Ausland entsandte Arbeiter mithilfe von organisierten Subunternehmen, Leiharbeitsfirmenund Arbeitsagenten ausgebeutet. Deshalb sollten Hauptunternehmer für jeden sozialen Betrug haften, den ALLE fürsie tätigen Subunternehmer, Leiharbeitsfirmen und -agenturen begehen.Fast alle Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> EU haben in den vergangenenJahren eine Politik betrieben,die hohe Einkommen und Vermögen vonSteuern und Abgaben entlastet. Damitmuss Schluss sein.Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmersind auf einen funktionierenden, gut ausgebautenSozialstaat mit <strong>zum</strong> Beispiel ausreichend Kin<strong>der</strong>tagesstätten und einem guten Gesundheitssystem,aber auch guten öffentlichen Schulen und intaktem öffentlichen Verkehrssystemangewiesen.Daher ist es an <strong>der</strong> Zeit, dass eine Vermögenssteuer wie<strong>der</strong> eingeführt wird sowie eine Transaktionssteuerauf Finanztransaktionen aller Art. Daneben ist eine höhere Besteuerung von54Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategiengroßen Erbschaften und Kapitalvermögen notwendig. Entsprechende Beschlüsse hat <strong>der</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong>2008 gefasst. Die <strong>NGG</strong> hat sich deshalb am Bündnis „umfairteilen“ beteiligt.Die Politik in <strong>der</strong> EU braucht einen Kurswechsel. Die Interessen <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen undArbeitnehmer müssen gestärkt werden. Gerade die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerim Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>, <strong>zum</strong> Beispiel in <strong>der</strong> Fleischindustrie, haben bitter spürenmüssen, dass die EU und die nationalen Regierungen ihren Schutz vernachlässigt habendurch unzureichende Regelungen, <strong>zum</strong> Beispiel in <strong>der</strong> Entsende-Richtlinie. Zu diesem Themahat <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand im November 2012 in einer Resolution an die Europa-AbgeordnetenStellung genommen und die beson<strong>der</strong>e Betroffenheit in den <strong>NGG</strong>-Branchen herausgestellt.Gemeinsam mit den europäischen Bru<strong>der</strong>- und Schwestergewerkschaften haben wireine Demonstration in Brüssel zu diesem Thema durchgeführt.Um die Bedingungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in <strong>der</strong> EU zu verbessern, istes notwendig,• <strong>der</strong> Ausbeutung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Rahmen <strong>der</strong> Entsende-Richtlinie einen Riegel vorzuschieben,• die europäischen Unternehmenssteuern zu harmonisieren, um den Unterbietungswettbewerb<strong>der</strong> Staaten zu beenden,• die Mitwirkungsrechte <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu stärken, u. a. durchechte Mitbestimmungsrechte für europäische Betriebsräte,• die sozialen Rechte gegenüber dem Binnenmarkt zu stärken,• in Deutschland einen einheitlichen gesetzlichen Mindestlohn von zunächst 8,50 Euroeinzuführen.6. Internationale ArbeitIULDie internationale Verknüpfung <strong>der</strong> Unternehmen und ihre <strong>zum</strong> Teil weltweiten Strategienhaben schon vor Jahrzehnten zur Bildung von internationalen Gewerkschaftsbünden geführt.Einer <strong>der</strong> ältesten ist die 1920 gegründete Internationale <strong>der</strong> Lebensmittelarbeiter- und Gastgewerbegewerkschaften(IUL). Der Generalsekretär ist seit 1997 Ron Oswald.Die IUL vertritt weltweit rund 340 zusammengeschlossene Gewerkschaftsorganisationen mitmehr als zwölf Millionen Mitglie<strong>der</strong>n in 120 Län<strong>der</strong>n. Der Hauptsitz <strong>der</strong> IUL ist in Genf, es gibtRegionalbüros in allen Erdteilen, um entsprechend <strong>der</strong> örtlichen Bedingungen die Arbeit <strong>der</strong>Mitgliedsorganisationen zu unterstützen.Auch in <strong>der</strong> letzten Periode nach dem IUL-Kongress 2007 war die Arbeit davon geprägt,Durchsetzungsfähigkeit durch mehr Mitglie<strong>der</strong> zu gewinnen bzw. zu sichern.Dieser Schwerpunkt wurde auch im Kongress 2012 mit dem Motto „organisieren, kämpfen,gewinnen“ fortgesetzt. In diesem Zusammenhang haben sich die Mitgliedsgewerkschafteninsbeson<strong>der</strong>e mit den Fragen <strong>der</strong> Organisierung von Mitglie<strong>der</strong>n auseinan<strong>der</strong>gesetzt. Daswichtigste Thema ist auf allen Kontinenten <strong>der</strong> Kampf gegen prekäre, unsichere Arbeitsverhältnisse,die überall von den Arbeitgebern als Strategie zur Lohnsenkung und zur Zurück-Geschäftsbericht 2008–2012 55


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategiendrängung des Einflusses von Gewerkschaften genutzt werden. <strong>NGG</strong> hat gemeinsam mitunserer österreichischen Bru<strong>der</strong>gewerkschaft PRO-GE <strong>zum</strong> Kongress 2012 Anträge zur Sicherung<strong>der</strong> Kernarbeitsnormen <strong>der</strong> Internationalen Arbeitsorganisations (ILO) sowie zur Beendigung<strong>der</strong> Spekulation mit Nahrungsmitteln eingebracht, die einstimmig angenommen wordensind.Delegierte auf demIUL-Kongress 2012Die internationale Arbeit ist bei <strong>NGG</strong> überwiegend gekennzeichnet durch die konkrete Unterstützungvon bestimmten, meist unternehmensbezogenen Solidaritätsaktionen, zu denenunsere Internationale IUL aufruft.Hier gibt es meist für einen <strong>der</strong> 340 Mitgliedsverbände von IUL Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit<strong>der</strong> Arbeitgeberseite, die nicht mit den Möglichkeiten vor Ort gelöst werden können. Dabeimüssen wir uns immer vor Augen führen, dass Gewerkschaftsrechte als Menschenrechtenicht selbstverständlich sind. In zahlreichen Staaten Asiens, aber auch in Russland, Afrika undin Lateinamerika werden die Rechte von Gewerkschaften nicht entsprechend <strong>der</strong> Kernarbeitsnormen<strong>der</strong> ILO akzeptiert. Noch schlimmer ist die Situation für Beschäftigte in China, wo esüberhaupt keine Versammlungsfreiheit, keine Tarifverträge und keine freien Gewerkschaftengibt.Die Unterstützungsmaßnahmen <strong>der</strong> IUL-Schwesterorganisationen führen meist dazu, denvorher lokalen Konflikt zu internationalisieren und die über den Einzelbetrieb hinausgehendeArbeitgeberstrategie zu verdeutlichen. Das ist für <strong>NGG</strong> und die bei uns organisierten Betriebsräteimmer wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Grund, sich in <strong>der</strong>artige Konflikte aufseiten unserer Schwesterorganisationenein<strong>zum</strong>ischen und so eine Lösung zu unterstützen.Deshalb haben <strong>zum</strong> Beispiel die bei <strong>NGG</strong> organisierten Betriebsräte von Nestlé mehrfach Stellungbezogen in einem Konflikt, den eine IUL-Mitgliedsorganisation in einer Nestlé-Fabrik inPanjang hatte. Hier sollte die Anerkennung <strong>der</strong> IUL-Schwestergewerkschaft als Verhandlungspartnerinvon <strong>der</strong> örtlichen Unternehmensleitung hintertrieben werden.Am Ende konnte <strong>der</strong> Konflikt mit einem Sieg <strong>der</strong> Gewerkschaft beendet werden.56Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien„Es gibt so viele Dinge, die wir euch mitteilen wollen: Die Augenblicke <strong>der</strong> Not undden Augenblick, als wir unter Tränen unsere Frauen umarmten in dem Bewusstsein,gesiegt zu haben. Den Augenblick, als selbst unsere Vierjährigen sich über den Siegfreuen und schreien konnten: „Hidup buruh, hidup serikat buruh“ („Es lebe die Arbeiterschaft,es lebe die Gewerkschaft!“). Gibt es einen besseren Weg, unseren Kin<strong>der</strong>nbeizubringen, was es heißt, zu kämpfen?Dieser Kampf hat uns viel gelehrt. Das Wichtigste war, dass wir in diesem Kampfdank <strong>der</strong> Solidarität <strong>der</strong> Arbeiterklasse und dank den Solidaritätsaktionen überlebenkonnten. Niemand kann die Kette <strong>der</strong> Solidarität zerreißen. Sie war da, sie istda, und sie wird für immer da sein.Gestern Nachmittag, nach dem ersten Tag unserer Wie<strong>der</strong>einstellung, berief ich einTreffen unserer Mitglie<strong>der</strong> ein. Auf <strong>der</strong> Tagesordnung des Treffens stand die Frage,wie wir all jenen, die zu diesem Sieg beigetragen haben, unsere Dankbarkeit zeigenkönnen. Dann kam es unter den Mitglie<strong>der</strong>n und ihren Frauen zu einem Streit.Einem großen! Einige Mitglie<strong>der</strong> machten den Vorschlag, Geschenke zu schicken,an<strong>der</strong>e meinten dagegen, dass man dann viel zu vielen Leuten Geschenke schickenmüsste. Einige Mitglie<strong>der</strong> schlugen vor, eine weitere Kundgebung mit „Wir sind die53“-T-Shirts zu veranstalten, aber ein Spruchband mit <strong>der</strong> Aufschrift „Danke“ hochzuhalten.Aber das geht natürlich nicht, die Kampagne ist ja vorbei.Die Frauen machten den Vorschlag, die IUL-Führung nach Lampung einzuladen.„Wir werden ein köstliches Essen für sie zubereiten. Seid unbesorgt!“ Die Ehemännersagten aber „Das ist Unsinn. Wisst ihr, wie weit dieser Ort von ihrem Wohnort entferntist? Das wäre ein sehr teures Abendessen!“Dann schwiegen alle. Verwirrt. Dann meinte eine Teenie-Tochter eines unserer Mitglie<strong>der</strong>:„Warum schickt ihr ihnen nicht einen Brief? Ich denke, sie werden verstehen,dass ihr alle ihnen danken wollt. Schickt ihnen einfach ein paar Zeilen“.Dankesbotschaft des Präsidenten<strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>der</strong> Nestlé-Beschäftigten in Panjang (SBNIP)Das stimmt.Dann schrieb ich also im Namen aller SBNIP-Mitglie<strong>der</strong> und ihrer Angehörigen die-sen einfachen Brief an euch. Den Brief,an den wir vorher nie gedacht hatten,weil wir glaubten, dass das nicht genugwäre, um unseren Gefühlen Ausdruckzu verleihen, unsere Dankbarkeitzu zeigen. Aber er kommt vonuns.Ich übermittle euch die herzlichstenGrüße und den herzlichsten Dank„<strong>der</strong> 53“, an<strong>der</strong>er Mitglie<strong>der</strong>, ihrerFrauen, ihrer Kin<strong>der</strong> und ihrer Verwandtenund Nachbarn.Vielen Dank.“Geschäftsbericht 2008–2012 57


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienAuch in <strong>der</strong> Lipton-Teefabrik von Unilever in Khanewal, Pakistan, ging es darum, dass dasUnternehmen überwiegend prekäre Gelegenheitsarbeiter beschäftigt hat, um dauerhaft sichereArbeitsplätze mit entsprechenden Rechten zu vermeiden. In einer Vereinbarung vomOktober 2009 konnte die IUL erreichen, dass 200 Arbeitende fest eingestellt und dass ausstehendeZahlungen in das Pensionssystem nachträglich geleistet worden sind.Aber auch die internationale Solidaritätsarbeit über die Unternehmen hinaus spielt für <strong>NGG</strong>eine wichtige Rolle. So haben wir uns intensiv mit dem Konflikt um die türkischen Tabakarbeiter<strong>der</strong> Firma Tekel auseinan<strong>der</strong>gesetzt.<strong>NGG</strong> · GEWERKSCHAFT NAHRUNG GENUSS GASTSTÄTTENFür GerechtigkeitGegen staatliche WillkürSolidarität: TürkischeTabakarbeiter kämpfenseit Wochen um Erhaltihrer Jobs2006: Türkische Regierung verkauft Tabakproduktionan British American Tobacco. Tekgıda-ş – wehrt sich: Formen des Wi<strong>der</strong>stan-Die Gewerkschaft <strong>der</strong> Lebensmittelarbeiter –2009: 12.000 Menschen können arbeitslos des sind Sitzstreiks, Demonstrationen, Hungerstreiks.Polizei und Behörden versuchen, den Pro-werden, wenn die Regierung ihre Drohungwahr macht. Sie will nun auch test zu unterdrücken – mit Verboten, Wasserwerfern,Pfefferspray.die Produktionsstätten schließen,die noch in staatlicher Hand waren.Unsere türkischen Kolleginnen und Kollegenkämpfen um ihre Arbeit und um ihre Existenz.Sie brauchen unsere Unterstützung. Jetzt!V.i.S.d.P.: Gewerkschaft <strong>NGG</strong> · HauptvorstandUnsere Kolleginnen und Kollegen brauchen Spenden!Spendenkonto: Gewerkschaft <strong>NGG</strong> · SEB Hamburg · BLZ 200 101 11 · Konto-Nr. 113 202 6600 · Kennwort: Soli-Tekel58Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien<strong>NGG</strong> begrüßt die türkischeDelegation <strong>der</strong> Tekgıda-İş imBildungszentrum Oberjosbach,2012Unsere türkische Schwestergewerkschaft Tekgıda-İş war mit <strong>der</strong> Situation konfrontiert, dassbestehende Rohtabaklager des türkischen Tabakmonopols geschlossen und rechtswidrig denBeschäftigten keine Ersatzarbeitsplätze angeboten wurden. Zu diesem Thema haben wir inAbsprache mit unserem türkischen Kollegen mehrere Informationen herausgegeben, Informationsveranstaltungenbundesweit unterstützt und natürlich auch konkret Geld gesammelt.<strong>NGG</strong>-Vertreter haben bei den Demonstrationen <strong>der</strong> türkischen Kollegen in Ankara gesprochen,unsere Solidarität bekundet und konkrete Hilfen gegeben. Nach Ende dieses Konflikteshaben wir mit den türkischen Kollegen auf ihren Wunsch hin zu Themen <strong>der</strong> Grundlagen <strong>der</strong>Gewerkschaftsarbeit und Mitglie<strong>der</strong>gewinnung, Betriebsräte und Tarifverträge gearbeitet undzwei Seminarwochen für die verantwortlichen politischen Sekretäre von Tekıda-İş organisiert.EFFATDie im Jahre 2000 gegründete europäische Regionalorganisation <strong>der</strong> Gewerkschaften im Lebensmittel-,Agrar- und Tourismussektor hat 120 nationale Gewerkschaftsbünde in 35 Län<strong>der</strong>nals Mitglie<strong>der</strong>. EFFAT vertritt die Interessen von mehr als 2,6 Millionen Mitglie<strong>der</strong>ngegenüber den europäischen Institutionen und den zusammengeschlossenen Arbeitgeberverbänden.In den letzten Jahren wurden in mehr als 100 transnationalen Konzernen in den EFFAT-Brancheneuropäische Betriebsräte (EBR) zur Vertretung <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong> Arbeitenden eingerichtet.Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> unterstützt die EBR in den in Deutschland vertretenen Unternehmen.Weiter gibt es einen “Sozialen Dialog“ in den Sektoren Landwirtschaft, Hotel- und Gaststättengewerbe,Catering, Zuckerwirtschaft und Tabakindustrie. Dort werden Themen besprochen,die auf europäischer Ebene für die Branchenentwicklung von beson<strong>der</strong>er Bedeutung sind.Mit „Food & Drink Europe“ <strong>der</strong> Vereinigung <strong>der</strong> Lebensmittelindustrie beginnt <strong>der</strong> „Soziale Dialoggerade erst. Der “Soziale Dialog“ hat in <strong>der</strong> europäischen Rechtssetzung einen beson<strong>der</strong>enStellenwert, <strong>der</strong> nur durch anerkannte Träger, zu denen EFFAT gehört, erfüllt werden kann.Geschäftsbericht 2008–2012 59


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienGneralsekretär Harald Wiedenhoferauf dem EFFAT-Kongress 2009Der 5. EFFAT-Kongress vom 20. bis 21. Oktober 2009 in Berlin hat unter dem Motto „Soziale Gerechtigkeitvom Feld auf den Teller“ stattgefunden. Ein Hauptthema war auch hier <strong>der</strong> Kampfgegen prekäre Beschäftigung. Auf dem Kongress wurde einstimmig eine Charta gegen prekäreBeschäftigung angenommen. <strong>NGG</strong> hat mit Anträgen zur Verbesserung <strong>der</strong> EBR-Richtlinie,zur Finanzmarktkrise sowie zur nachhaltigen Lebensmittelpolitik Position bezogen.Abstimmung <strong>der</strong> Delegierten aufdem EFFAT-Kongress 2009Im Rahmen dieser Schwerpunktsetzung sind die gemeinsamen Aktivitäten mit den dänischeno<strong>der</strong> französischen Gewerkschaften gegen den Missbrauch von Werkverträgen in <strong>der</strong>Fleischbranche in Deutschland und ihren negativen Auswirkungen zu sehen. Wir sind uns mitunseren EFFAT–Kolleginnen und Kollegen einig, dass <strong>der</strong> Missbrauch von Leiharbeit undWerkverträgen, insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> grenzüberschreitenden Arbeitnehmerüberlassung,durch gesetzliche Maßnahmen eingeschränkt werden muss.60Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienDemo gegen Sozialdumpingin Brüssel, 2013Um <strong>der</strong> wirtschaftlichen Dimension des EU-Binnenmarktes auch eine soziale Dimension entgegenzusetzen,haben wir uns gemeinsam mit EFFAT beispielsweise gegen die sogenannte„Bolkestein-Richtlinie“ o<strong>der</strong> aber eine Verschlechterung des Arbeitnehmerschutzes bei Werkverträgengewehrt. Gemeinsam mit den übrigen EGB-Gewerkschaften konnten eindrucksvolleDemonstrationen organisiert werden, die die Beratung im EU-Parlament beeinflusst haben.Sozialer Dialog in <strong>der</strong> europäischen Lebensmittel- und GetränkeindustrieSeit vielen Jahren bemühen sich die Gewerkschaften auf europäischer Ebene, einen strukturierten,ständigen Dialog mit den Arbeitgeberverbänden zu Branchenthemen zu entwickeln.Das Ziel <strong>der</strong> Gewerkschaften ist es, für die Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> Arbeitsplätze mitzusorgen.Auch kritische Branchenthemen wie Werkverträge o<strong>der</strong> prekäre Arbeit sollen thematisiertwerden.2012 wurde erstmals eine entsprechende Vereinbarung <strong>der</strong> europäischen SpitzenorganisationenEFFAT und FoodDrinkEurope abgeschlossen und damit dieser Sozialdialog installiert.<strong>NGG</strong> wird durch Claus-Harald Güster vertreten.Die ersten Themen sind:• Sicherung <strong>der</strong> zukünftigen Fachkräftebedarfe• Bewältigung des demografischen Wandels in den Betrieben• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> BeschäftigungsfähigkeitIn einer Sektorstudie in diesem größten Industriezweig Europas analysieren Experten <strong>der</strong> Sozialpartner,Unternehmensvertreter und Betriebsräte, Berufsbildner und <strong>der</strong> Hochschulen diein den Mitgliedslän<strong>der</strong>n existierenden Berufs- und Qualifikationsprofile sowie die Aus-, FortundWeiterbildungssysteme in <strong>der</strong> Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie.In einem zweiten Schritt sollen die verän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen an das Berufs- und Qualifikationssystemerfasst werden, die in den nächsten Jahren durch die weiteren Verän<strong>der</strong>ungen inGeschäftsbericht 2008–2012 61


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategienden Produktionstechnologien, -verfahren und -prozessen bei <strong>der</strong> Herstellung von Lebensmittelnund Getränken erwartet werden.Aus den Ergebnissen sollen zukünftige europäische Qualifikationsprofile abgeleitet werden,um die Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie zu stärken, Beschäftigungzu sichern und neue Arbeitsplätze zu schaffen.EFFAT und FoodDrinkEurope wollen sich zudem, angesichts gravieren<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong>Belegschaftsstrukturen, über gute Praktiken zur Gestaltung des demografischen Wandels und<strong>der</strong> Schaffung alters- und alternsgerechter Arbeitsbedingungen austauschen.Ein weiteres Thema des begonnenen Dialogs sind die Folgen <strong>der</strong> gemeinsamen Agrarpolitik<strong>der</strong> EU auf die Entwicklung und die Perspektiven <strong>der</strong> Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie.Der europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA)Der EWSA wird von den Organen <strong>der</strong> Europäischen Union bei <strong>der</strong> Entwicklung ihrer Politikund <strong>der</strong> Gesetzgebung konsultiert.Grundlage <strong>der</strong> Arbeit des EWSA sind die Römischen Verträge. Heute gehören dem Ausschuss344 Mitglie<strong>der</strong> aus 27 Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Europäischen Union an, die sich aus Gewerkschaften,Arbeitgeberverbänden und verschiedenen Interessenvertretungen zusammensetzen. Seit2009 ist die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> durch Michaela Rosenberger in diesem wichtigen Gremiumauf europäischer Ebene vertreten.Der EWSA hat in seiner Geschichte seit 1957 eine ganze Reihe von Erfolgen aufzuweisen.Dazu gehören die Aktivitäten zur Einglie<strong>der</strong>ung von Neueinwan<strong>der</strong>ern in die EU, das jährlicheJugendforum „Deine Meinung für Europa“, die Kampagnen <strong>zum</strong> Energiesparen und für nachhaltigenVerkehr. Weiter hat <strong>der</strong> EWSA Initiativen auf den Weg gebracht, die gesellschaftlicheBedeutung des Ehrenamtes herauszustellen.Europa steht vor großen Herausfor<strong>der</strong>ungen, auch die europäische Finanz- und Wirtschaftskriselässt viele Bürgerinnen und Bürger an <strong>der</strong> europäischen Idee zweifeln. Der EWSA willeinen ständigen Dialog zwischen den Entschei<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Zivilgesellschaft verankern undso die Demokratie mit einer starken Beteiligung <strong>der</strong> Bürger stärken.Der EWSA arbeitet für ein Europa, in dem menschliche Werte und soziale Gerechtigkeit imMittelpunkt stehen. Dafür engagiert er sich für nachhaltiges Wachstum, einen schonendenUmgang mit <strong>der</strong> Umwelt und verantwortliches Handeln <strong>der</strong> EU im globalen Maßstab.ILODie Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist eine Unterorganisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen.Ihr Auftrag ist es, soziale Gerechtigkeit herzustellen. Dabei ist die ILO die einzige Organisation,bei <strong>der</strong> Gewerkschaften einen weltweit anerkannten Status haben. Die Entscheidungsgremiensind auf allen Ebenen zusammengesetzt aus Vertreterinnen und Vertretern <strong>der</strong> Arbeitgeber,<strong>der</strong> Gewerkschaften und <strong>der</strong> Mitgliedsstaaten. Durch diese Struktur ist gewährleistet,dass die Argumente <strong>der</strong> Gewerkschaften gleichberechtigt gehört werden. Das aktuelle Motto<strong>der</strong> ILO lautet „För<strong>der</strong>ung anständiger Arbeit für alle“.62Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienIm Rahmen dieser globalen Perspektive ist im Juni 2011 auf <strong>der</strong> Internationalen Arbeitskonferenzeine Konvention angenommen worden, mit <strong>der</strong> die Arbeitenden im Haushalt erstmalsArbeitnehmerstatus erhalten und Zugang zu den Arbeitsgesetzen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> haben sollen.Zwischen 53 und 100 Millionen Menschen, überwiegend Frauen, arbeiten weltweit in Haushalten,in Deutschland geht man von einer Zahl von rund 2,6 Millionen Haushalten aus, dieBeschäftigte im Haushalt aufzuweisen haben. Allerdings gibt es nur rund 38.000 gemeldetesozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Es ist davon auszugehen, dass in Deutschland eineweit überwiegende Zahl in Schwarzarbeit tätig ist.Für <strong>NGG</strong> hat unsere Kollegin Sabine Alker aus Nordrhein-Westfahlen an <strong>der</strong> Diskussion auf <strong>der</strong>Internationalen Arbeitskonferenz teilgenommen, die dann zu dem großen Erfolg durch die Annahmeeiner Konvention geführt hat.Jubelnde Delegierte nach <strong>der</strong>Verabschiedung <strong>der</strong> Konvention189 in Genf mit dem Generaldirektor<strong>der</strong> ILO, Juan Somavia, 2011Die Konvention 189 stellt einen Meilenstein in <strong>der</strong> Absicherung <strong>der</strong> oft informell Beschäftigtenin Haushalten dar. In Deutschland geht es jetzt darum, die Ratifizierung <strong>der</strong> Konventiondurch die Bundesregierung sicherzustellen und damit auch an<strong>der</strong>en Staaten zu zeigen, dassdie Ziele <strong>der</strong> Konvention auch auf Regierungsebene politisch unterstützt werden.7. Gerechtigkeit in weiter FerneBereits am Ende des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts hat die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> aus den eigenen Erfahrungenin schlecht organisierten Branchen wie dem Hotel- und Gaststättengewerbe die Konsequenzgezogen und einen gesetzlichen Mindestlohn gefor<strong>der</strong>t. In Abschnitt 3, 1.7 wird diesesThema ausführlich behandelt.Die For<strong>der</strong>ung nach einem gesetzlichen Mindestlohn resultierte auch daraus, dass wir den gesellschaftlichenZusammenhalt gefährdet sehen durch ein immer weiteres Auseinan<strong>der</strong>driften<strong>der</strong> Einkommen. Deshalb steht in <strong>der</strong> tarifpolitischen Agenda seit Langem Verteilungsgerechtigkeitganz weit oben, im letzten Jahrzehnt hat es zahlreiche Tariferhöhungen gegeben, dieGeschäftsbericht 2008–2012 63


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienEntwicklung <strong>der</strong> Gewinn- und Vermögenseinkommenvon höherer Besteuerung o<strong>der</strong> sonstigen Abgabenerhöhungen„gefressen“ worden sind.Neueste Untersuchungen des Deutschen Institutesfür Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) machen deutlich,dass die Inlandsnachfrage die bedeutendsteNachfragekomponente mit 57 Prozent des Bruttoinlandsproduktesist. Wohl und Wehe insbeson<strong>der</strong>e<strong>der</strong> Ernährungswirtschaft hängt aufgrund ihrer70-prozentigen Binnenorientierung vom verfügbarenEinkommen <strong>der</strong> privaten Haushalte ab.Nach einer durch die Bankenkrise 2008/2009 hervorgerufenenDelle in <strong>der</strong> Entwicklung von GewinnundVermögenseinkommen geht es für diese Einkommensartenweiter steil aufwärts, die Arbeitnehmerentgelteliegen deutlich dahinter zurück.Quelle: Statistisches Bundesamt, WSI-Tarifarchiv, HBS, 2013Soziale Unterschiede: ungerechtNoch dramatischer ist die Entwicklung <strong>der</strong> Einkommen,hier nehmen im Vergleichszeitraum nur die Tariflöhnedeutlich zu, die Bruttolöhne liegen weiterunter den Bruttolöhnen von 2003. Der Hintergrunddafür ist <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong> Tarifbindung, <strong>der</strong> immerhöhere Anteil an Niedriglöhnern und die extremeAusweitung <strong>der</strong> Minijobs, die meist schlecht bezahltsind. Dies alles hat dazu geführt, dass die bestehendensozialen Unterschiede in Westdeutschland nurnoch von rund 30 Prozent <strong>der</strong> repräsentativ befragtenPersonen als gerecht gesehen werden, in Ostdeutschlandsind dies sogar nur 19 Prozent.Es ist festzustellen, dass das von unserer <strong>NGG</strong> seitvielen Jahren festgestellte Gerechtigkeitsdefizit inzwischenauch im Bewusstsein von weiten Teilen<strong>der</strong> Bevölkerung angekommen ist, 70 bis 80 Prozentfinden diese sozialen Unterschiede ungerecht!Quelle: Noll/Weick 2012, HBS, 2012Das ist ein Anknüpfungspunkt für unsere Arbeit.Dies gilt für alle Gewerkschaften, erhöhte Streikaktivitätenzeugen von <strong>der</strong> Unzufriedenheit mit <strong>der</strong> aktuellenSituation.8. Kampf den ungeschützten ArbeitsverhältnissenAls ein übergreifendes Thema für unsere <strong>NGG</strong> hat sich die Auseinan<strong>der</strong>setzung um ungeschützteArbeitsverhältnisse in je<strong>der</strong> Form entwickelt.64Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienHierbei sind beson<strong>der</strong>s zu nennen:· befristete Arbeit· Leiharbeit· Minijobs· Niedriglöhne· WerkverträgeDiese Beschäftigungsverhältnisse sollen ganz bewusstund gezielt Sicherheit für die Beschäftigten verhin<strong>der</strong>n.So führen die befristeten Arbeitsverhältnisse invielen Unternehmen dazu, dass die Probezeit verlängertwird und erst nach Beendigung von befristetenArbeitsverhältnissen entschieden wird, ob unbefristeteArbeitsverhältnisse überhaupt angeboten werden.Um die Konsequenz dieser unsozialen Verhaltensweisenzu verdeutlichen: Bei vielen Unternehmen ist davonauszugehen, dass ihre Perspektive in Deutschlandnur noch zwei Jahre beträgt, alle neu Beschäftigtendes letzten Jahres sind mit befristeten Verträgen vonzwei Jahren Dauer eingestellt worden. Nach zwei Jahrenenden die Arbeitsverhältnisse, länger ist dasUnternehmen wohl nicht mehr in Deutschland!Verbreitung <strong>der</strong> Minijobs (in Prozent)Im Zusammenhang mit Leiharbeit haben die Gewerkschaftendurch die Aufnahme ins Entsendegesetzeinen ersten Erfolg errungen, dazu im Abschnitt 1.8mehr.Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 2012, HBS, 2013Auf Initiative <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> und von ver.di istes im DGB gelungen, das Thema Minijobs auf dieAgenda zu nehmen und von den Bundestagsparteienzu for<strong>der</strong>n, die steuer- und sozialversicherungsrechtlichenSon<strong>der</strong>regelungen für Minijobs zu beenden. Fürdie Gewerkschaft <strong>NGG</strong> spielt diese unsoziale Beschäftigungsformim Hotel- und Gaststättengewerbe einebeson<strong>der</strong>s unrühmliche Rolle, mehr als ein Drittel allerBeschäftigungsverhältnisse sind dort inzwischen Minijobs.Verbreitung <strong>der</strong> NiedriglöhneNachdem eine Untersuchung im Sommer 2012 herausgefundenhat, dass über 20 Prozent <strong>der</strong> Erwerbstätigen(rund acht Millionen) einen Stundenlohn unterhalbdes OECD-Maßstablohns von 10,36 Euro haben,*inklusive Schüler, Studierende und Rentner. Quelle: IAQ, 2012, HBS, 2012hat es viele Erklärungsversuche gegeben. Wir stellenfest: Teilzeitbeschäftigte unter 20 Stunden, befristete Beschäftigte, Leiharbeiter und Minijobbersind die Hauptbetroffenen dieser unsozialen Löhne. Auch daran wird deutlich, welcheenorme Bedeutung die Durchsetzung eines gesetzlichen Mindestlohns von <strong>zum</strong>indest 8,50Euro als untere Grenze hat – knapp 25 Prozent <strong>der</strong> beschäftigten Frauen und 15 Prozent <strong>der</strong>beschäftigten Männer hätten so einen Anspruch auf Lohnerhöhung.Geschäftsbericht 2008–2012 65


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienWenig Rechte, wenig Lohn Tagelöhner <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne 19Ein beson<strong>der</strong>s schwieriges Thema ist <strong>der</strong> Missbrauch von Werkverträgen. Während traditionellWerkverträge benutzt worden sind, um beson<strong>der</strong>e Aufgaben, die nicht innerbetrieblich gelöstwerden konnten, zu erledigen, so gilt inzwischen, dass Werkverträge immer mehr genutztwerden, um direkt in dem Betriebsablauf integrierte Arbeiten zu erledigen. In unserenOrganisationsbereichen ist dies bei <strong>der</strong> Zimmerreinigung im Hotelgewerbe <strong>der</strong> Fall, dramatischerhat sich dies im Schlachtgewerbe ausgewirkt.Hier sind in verschiedenen Betrieben die bisherigen Beschäftigten entlassen worden, an ihreWerkverträge noch zurückhaltend.Stelle sind Wan<strong>der</strong>arbeiterinnen und Wan<strong>der</strong>arbeiter meist aus osteuropäischen Niedriglohnlän<strong>der</strong>ngestellt worden. Dies alles passiert unter dem Deckmantel <strong>der</strong> Arbeitnehmerfreizü-„Aber <strong>der</strong> Markt gibt uns nichts dafür,dass wir einen gewissen Anteil eigener 8,7gigkeit und ist überwiegend gesetzlich zulässig. Aus diesem Grund sind wir in DiskussionenArbeitskräfte haben und uns so an denmitSozialsystemendem Bundesministeriumbeteiligen.“fürAn<strong>der</strong>swoArbeit und Soziales, Millionenum zu verdeutlichen, dass diese Arbeitsverhältnissearbeiten inzwischen nichts an<strong>der</strong>es neun als von Ausbeutung zehn sind.TonnenBeschäftigten auf Werkvertragsbasis.Auf Aus Initiative Sicht des unserer Betriebsrats <strong>NGG</strong> hin kann haben deshalb wir noch vor <strong>der</strong> Bundestagswahl im DGB einen Beschlussnur <strong>der</strong> erreicht, Gesetzgeber wie Werkverträge den Missbrauch begrenzt werden sollen und <strong>der</strong> Missbrauch eingedämmtFleischwerden stoppen: soll. „Das Instrument Werkverträgeaus gewerblichen Schlachtungenist völlig aus dem Ru<strong>der</strong> gelaufen.“wurden 2010 erzeugt.(Quelle: Stat. Bundesamt)Wer Fragen stellt, fliegt rausIm Vergleich zu Landsleuten in an<strong>der</strong>endeutschen Schlachthöfen werden9. SozialpolitikCosmin Sandulache und seine KollegenReformpolitik auf Kosten <strong>der</strong> Menschen – die sozialpolitischen Sünden <strong>der</strong> schwarz-gelbennoch gut bezahlt. Doch auch wenn sieKoalition:einen Arbeitsvertrag für zwei JahreDie Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung lehnt die Rente mit 67 ab – die schwarz-gelbe Mehrheit imBundestag hat jedoch 2010 die weitere Umsetzung trotz erdrücken<strong>der</strong> Fakten beschlossen.Die Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung würde einen höheren Beitrag zahlen für ein verbessertes Rentenniveau– so Ergebnisse von DGB-Umfragen in 2011 und 2012 – die schwarz-gelbe Koali-66Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategiention senkt dennoch den Rentenbeitrag und lässt die Absenkung des Rentenniveaus auf43 Prozent im Jahre 2030 weiter bestehen.Die Bundesarbeitsministerin verkündet zwar vollmundig einen „Kampf gegen Armut im Alter“und ruft zur Lösung einen Rentendialog mit Arbeitgebern und Gewerkschaften aus. In diesemDialog verhandelt sie allerdings ausschließlich eine „Zuschussrente“ mit für den betroffenenKreis unrealistischen Zugangsvoraussetzungen. Durch den gemeinsamen massiven Protest<strong>der</strong> Gewerkschaften, Sozialverbände und Oppositionsparteien zieht sie das Vorhaben zunächstzurück, um es Ende 2012 als „Lebensleistungsrente“ zu nahezu unverän<strong>der</strong>ten Bedingungenneu auf die Agenda zu setzen, bei weiterhin unklarer Haltung auch innerhalb <strong>der</strong>schwarz-gelben Koalition.Armut im Alter ist auch eine Folge <strong>der</strong> im vergangenen Jahrzehnt geöffneten Schleuse zurBeschäftigung in Mini- und Midijobs. <strong>NGG</strong> hat im Berichtszeitraum innerhalb des DGB aneinem alternativen Konzept für die soziale Sicherung geringfügig Beschäftigter mitgewirkt.Anstatt durch eine Beitragspflicht auch für diese Form <strong>der</strong> Beschäftigung für eine Entlastung<strong>der</strong> Sozialsysteme zu sorgen, erhöht die schwarz-gelbe Koalition die Grenze von 400 Euro auf450 Euro sowie von 800 Euro auf 850 Euro und sorgt dadurch für wachsende Armutseinkommenohne ausreichende soziale Absicherung.Die Mehrheit <strong>der</strong> Menschen in Deutschland lehnt eine Kopfpauschale ab – die schwarz-gelbeKoalition führt eine Kopfpauschale light ein und bürdet Kostensteigerungen im Gesundheitswesenausschließlich den Versicherten auf – mit unbegrenzten Zusatzbeiträgen als Kopfpauschaleund bei allen künftigen Beitragssteigerungen.<strong>NGG</strong> hat sich mit den an<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaften massiv gegen die sozialpolitischen Grausamkeiten<strong>der</strong> schwarz-gelben Koalition zur Wehr gesetzt. Bundesweit fanden Kampagnengegen die Kopfpauschale in 2009 und 2010, gegen die Rente mit 67 in 2010, gegen das Absenkendes Rentenniveaus in 2011 sowie gegen die Beitragssenkung <strong>der</strong> Rente in 2012 statt.Gemeinsam mit an<strong>der</strong>en Sozialverbänden hat <strong>der</strong> DGB Bündnisse für Gesundheit und Rentegeschlossen. Für <strong>NGG</strong> hat die stellvertretende Vorsitzende Michaela Rosenberger in diesenBündnissen aktiv mitgewirkt.Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> gesellschaftlichen Diskussion zur Rentenpolitik haben die Konzepte desDGB großen Anklang gefunden. Es muss in den kommenden Jahren weiter daran gearbeitetwerden, in <strong>der</strong> Rentenpolitik umzusteuern und die fatale Entwicklung <strong>der</strong> vergangenen zehnJahre zu korrigieren. Dazu gehört ein Heraufsetzen <strong>der</strong> Leistungen aus <strong>der</strong> gesetzlichen Rentegenauso wie eine Abkehr von <strong>der</strong> Beitragsobergrenze von 22 Prozent.Ebenso muss die Frage <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Kosten für die Gesundheitspolitik neu diskutiertwerden: Die Rückkehr zur paritätischen Finanzierung durch Arbeitgeber und Versicherte istdabei nur <strong>der</strong> erste Schritt. Die Ausweitung <strong>der</strong> Beitragspflicht zur gesetzlichen Krankenversicherungauf Selbstständige und Beamte im Rahmen <strong>der</strong> Bürgerversicherung steht weiterhinganz oben auf <strong>der</strong> Tagesordnung.Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz – Entwicklung ArbeitsschutzNach den Vorgaben <strong>der</strong> Europäischen Union haben das Bundesministerium für Arbeit undSoziales (BMAS), die Arbeitsschutzbehörden <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung(DGUV) in <strong>der</strong> Nationalen Arbeitsschutz-Konferenz eine Gemeinsame DeutscheGeschäftsbericht 2008–2012 67


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienArbeitsschutzstrategie (GDA) ins Leben gerufen. 2009 bis 2012 fand die erste Periode mit insgesamt13 Programmen statt. Speziell im Zuständigkeitsbereich <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> wurden zwei Programmezu Muskel-/Skeletterkrankungen in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie und zu ebensolchen imGastgewerbe aufgelegt. <strong>NGG</strong> hat in beiden Programmen in <strong>der</strong> Planungsgruppe mitgewirkt.Nach dem Unfallversicherungsmo<strong>der</strong>nisierungsgesetz (UVMG) haben sich <strong>der</strong> Hauptverband<strong>der</strong> Berufsgenossenschaften und <strong>der</strong> Bundesverband <strong>der</strong> Unfallkassen zur Deutschen GesetzlichenUnfallversicherung (DGUV) zusammengeschlossen. Dieser Spitzenverband ist in <strong>der</strong>Selbstverwaltung analog zu den Unfallversicherungsträgern paritätisch organisiert. <strong>NGG</strong> wirktim Vorstand <strong>der</strong> DGUV mit.Durch die Vorgaben des UVMG und den Zusammenschluss wird das Regelwerk aus Vorschriften<strong>der</strong> Berufsgenossenschaften, Unfallverhütungsvorschriften und Branchenregeln neu aufgestellt.Als erste größere Vorschrift hat die DGUV die „DGUV V 2“ (in <strong>der</strong> Nachfolge <strong>der</strong> BerufsgenossenschaftlichenVorschrift A 2) erlassen. Hier sind Neuregelungen <strong>der</strong> Bestellung von Sicherheitsfachkräftenund Betriebsärzten erfolgt. Die Gewerkschaften haben erreicht, dass dasMitbestimmungsrecht <strong>der</strong> Betriebsräte auch in dieser Vorschrift explizit aufgeführt wird.Fusionen <strong>der</strong> BerufsgenossenschaftenDurch die Vorgaben des Unfallversicherungsmo<strong>der</strong>nisierungsgesetzes (UVMG) von 2008 solltensich die Zahl <strong>der</strong> Berufsgenossenschaften (BG) durch freiwillige Zusammenschlüsse von23 auf neun verkleinern. <strong>NGG</strong> hatte die Vorgabe des Gesetzes als unnötig kritisiert, sich aufdem <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008 für einen Zusammenschluss aller drei Berufsgenossenschaften(Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten (BGN), Fleischerei-BG und Zucker-BG)im Zuständigkeitsbereich ausgesprochen. Die Selbstverwaltungen <strong>der</strong> kleineren BGen wolltendieser Empfehlung jedoch nicht entsprechen.<strong>NGG</strong> hat 2010 die Versichertenvertreter von FBG und BGN ermuntert, sich für die Wie<strong>der</strong>aufnahme<strong>der</strong> 2009 abgebrochenen Gespräche unter externer Mo<strong>der</strong>ation einzusetzen. Tatsächlichgelang die Wie<strong>der</strong>aufnahme von Verhandlungen im Herbst 2010, die in 2011 durch dieBundesregierung mit dem Einbringen eines Gesetzes zur Zwangsfusion bei<strong>der</strong> Berufsgenossenschaftenin den Bundestag beschleunigt und kurz vor dessen Verabschiedung vor allemdurch das Wirken <strong>der</strong> Versichertenvertreter erfolgreich abgeschlossen wurde.Seit dem 1. Januar 2011 sind beide Berufsgenossenschaften als Berufsgenossenschaft Nahrungsmittelund Gastgewerbe (BGN) zusammengeschlossen. Für die Belange <strong>der</strong> Fleischwirtschaftwurden längere Übergangsregelungen getroffen. Sie werden in mehreren Ausschüssen<strong>der</strong> Selbstverwaltung geson<strong>der</strong>t behandelt. <strong>NGG</strong> hat bei <strong>der</strong> Sozialwahl 2011 für einekompetente Vertretung <strong>der</strong> Versicherten aus <strong>der</strong> Fleischwirtschaft in <strong>der</strong> Selbstverwaltung<strong>der</strong> neuen BGN Sorge getragen.Die Zucker-BG hat durch Beschluss ihrer Selbstverwaltung den Zusammenschluss mit fünfweiteren Berufsgenossenschaften (u.a. <strong>der</strong> BG Chemie) zur BG Rohstoffe und Chemische Industrie(RCI) gegen die Empfehlung <strong>der</strong> Delegierten des <strong>NGG</strong>-<strong>Gewerkschaftstag</strong>es herbeigeführt.Als mit Abstand kleinste Branche <strong>der</strong> RCI diskutieren die Vertreter <strong>der</strong> Zuckerindustrieihre Belange im „Branchenbeirat Zucker“ und stellen auf Vorschlag von <strong>NGG</strong> je einen Vertreterin Vorstand und Vertreterversammlung.68Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienSozialwahlen 2011Bei den Sozialwahlen haben die vom DGB und den Mitgliedsgewerkschaften bei den RentenundKrankenversicherungsträgern eingereichten Gemeinschafts- und Einzelkandidatenlistenin <strong>der</strong> Gesamtbewertung gegenüber 2005 grundsätzlich einen höheren Stimmenanteil erzielenkönnen. Aufgrund einer großen Fusionswelle in allen Zweigen <strong>der</strong> Sozialversicherung undverkleinerter Gremien ist die Zahl <strong>der</strong> von DGB-Gewerkschaften gestellten Organmitglie<strong>der</strong>jedoch gesunken. Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> deutschen Rentenversicherung und in den großenKrankenversicherungen (TK, Barmer GEK) stellen die Gewerkschaftslisten in den Selbstverwaltungsorganenweiterhin lei<strong>der</strong> nicht die Mehrheit. Für <strong>NGG</strong> stand bei den Sozialwahlen dieBerufsgenossenschaft BGN im Vor<strong>der</strong>grund.Eine frühere Vereinbarung mit Ver.di (in <strong>der</strong> Nachfolge für die DAG) über die Aufnahme vonVertreterinnen und Vertretern in Vorstand und Vertreterversammlung auf unserer Liste war2011 ausgelaufen. Allerdings erhob die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmervereinigungen(ACA) wie 2005 Anfor<strong>der</strong>ungen auf verdeckte Aufnahme eines Vertreters aufunserer Liste.Auch <strong>der</strong> ehemalige Deutsche Handlungsgehilfenverband im Christlichen Gewerkschaftsbund(DHV) reichte erneut eine eigene Liste ein. Zur Vermeidung einer Urwahl hat <strong>NGG</strong> ihreListe daher mit <strong>der</strong> des DHV zusammengelegt. Auf <strong>der</strong> gemeinsamen Liste wurde dem DHVwie auch 2005 ein Mitglied in <strong>der</strong> Vertreterversammlung und ein Stellvertreter zugestanden.Weitergehende For<strong>der</strong>ungen des DHV wurden abgewehrt. Dadurch fand bei <strong>der</strong> BGN wie infast allen Berufsgenossenschaften eine Friedenswahl statt, bei <strong>der</strong> die aufgestellten Kandidatinnenund Kandidaten in Vertreterversammlung und Vorstand gewählt sind. Die konstituierendeSitzung fand im November 2011 statt. Zu neuen alternierenden Vorsitzenden auf <strong>der</strong>Versichertenseite wurden die Kollegen Karl-Heinz Löhr (Vertreterversammlung) und Hans-UlrichFäth (Vorstand) gewählt.Schwerbehin<strong>der</strong>tenarbeitDurch die Ratifizierung <strong>der</strong> UN-Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention hat sich Deutschland zur Inklusionbehin<strong>der</strong>ter Menschen in das gesellschaftliche Leben verpflichtet. Dies stellt alle handelndenInstitutionen in den nächsten Jahren vor große Herausfor<strong>der</strong>ungen, denn es giltnunmehr <strong>der</strong> Grundsatz <strong>der</strong> vollwertigen Mitgliedschaft Behin<strong>der</strong>ter in sämtlichen Bereichendes Lebens. Umsetzungspläne beschränken sich <strong>der</strong>zeit weitgehend auf Schulen, aber auchin <strong>der</strong> Wirtschaft und allen Bereichen des öffentlichen Lebens wird dieser Paradigmenwechselin den nächsten Jahren eine zunehmende Bedeutung erfahren.Die For<strong>der</strong>ungen nach Erhöhung des Anteils Schwerbehin<strong>der</strong>ter in den Unternehmen bekommtvor diesem Hintergrund eine neue Bedeutung, denn sie wird in Zukunft nur ein Zwischenschrittsein, und das „Freikaufen“ durch Ausgleichsabgaben wird abgelöst werden müssendurch weitaus drastischere Sanktionen.2010 fanden turnusgemäß die Wahlen zu Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen in den Betriebenstatt. <strong>NGG</strong> hat zu den Wahlen einen Informationsflyer herausgegeben und die Wahlen durchWahlhilfen und Begleitung durch die Regionen unterstützt.Geschäftsbericht 2008–2012 69


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien10. Berufliche BildungViel Bewegung gab es im Berichtszeitraum im Bereich <strong>der</strong> beruflichen Bildung. Bedingt durchdie schlechte Ausbildungssituation versuchen Politik und Arbeitgeber, ihre neoliberale Bildungspolitikdurchzusetzen; ob Einstiegsqualifizierung, Ausbildungsbausteine, zweijährigeBerufe o<strong>der</strong> über den Weg eines europäischen Qualifikationsrahmens. <strong>NGG</strong> hat gemeinsammit den an<strong>der</strong>en Gewerkschaften ihre Positionen in die Diskussion eingebracht. Für die gewerkschaftlicheKoordination und die Entwicklung bestimmter Positionen ist <strong>der</strong> bildungspolitischeArbeitskreis des DGB zuständig.Wie<strong>der</strong>einsetzung <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>eignungsverordnung (AEVO)Im Januar 2009 hat <strong>der</strong> Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) mit großerMehrheit die neue Ausbil<strong>der</strong>eignungsverordnung beschlossen. An <strong>der</strong> Weiterentwicklung<strong>der</strong> Verordnung waren die Gewerkschaftsvertreterinnen und Gewerkschaftsvertreter <strong>der</strong> Einzelgewerkschaftenund des DGB beteiligt. Die jetzige Verordnung ist ein erster Schritt zur Sicherung<strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Ausbildung in den Betrieben, obwohl wir uns lei<strong>der</strong> nicht mit allenFor<strong>der</strong>ungen und Vorschlägen durchsetzen konnten. So hatten wir eine Reglementierung <strong>der</strong>Ausnahmeregelungen bis 2012 gefor<strong>der</strong>t sowie eine Festlegung <strong>der</strong> Prüfungszeit und einenAnspruch auf Weiterbildungsmöglichkeiten für das Ausbildungspersonal.Ausbildungspakt gescheitert2010 stand das Thema Ausbildungspakt erneut auf <strong>der</strong> Tagesordnung. Obwohl Verhandlungenmit den Arbeitgeberverbänden eigentlich schon abgeschlossen waren, haben die Arbeitgebersie mit For<strong>der</strong>ungen zu Verschlechterungen beim Jugendarbeitsschutz und <strong>der</strong> Anerkennungvon zweijährigen Schmalspur-Ausbildungen scheitern lassen. Die schwarz-gelbeBundesregierung hat den daraufhin unter Ausschluss <strong>der</strong> Gewerkschaften geschlossenenPakt im Oktober 2010 unterzeichnet.Deutscher Qualifikationsrahmen (DQR)Nach schwierigen Verhandlungen mit <strong>der</strong> Kultusministerkonferenz ist eine Vereinbarung zurZuordnung <strong>der</strong> beruflichen und <strong>der</strong> allgemeinen Bildung getroffen worden. Hauptbotschaft:Die schulische Allgemeinbildung wird vorerst nicht dem DQR zugeordnet. Die berufliche Erstausbildungwird dem Niveau 3 (zweijährige Berufe) und dem Niveau 4 (drei- und dreieinhalbjährigeBerufe) zugeordnet. In einem Zeitraum von fünf Jahren sollen die Zuordnungen dannauf Grundlage <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> schulischen und beruflichen Bildung erneut überprüftwerden. Vor allem für die berufliche Aufstiegsfortbildung ist das Ergebnis ein Durchbruch. BeruflichQualifizierte können auch den oberen Niveaus zugeordnet werden, ohne dass sie dieHochschule einen Tag von innen gesehen haben.Neue Ausbildungsberufe/Novellierung von AusbildungsberufenEine Vielzahl unserer Ausbildungsberufe wurde in den letzten Jahren zukunftsfähig gestaltetund <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten betrieblichen Realität angepasst. <strong>NGG</strong> war mit ihren Sachverständigenmaßgeblich bei folgenden Neuordnungen beteiligt:70Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienZum 1. August 2010 trat <strong>der</strong> neu geordnete Beruf Milchtechnologe/Milchtechnologin inKraft. Die neue Berufsbezeichnung steht für den beson<strong>der</strong>en Stellenwert <strong>der</strong> verfahrenstechnischenInhalte <strong>der</strong> Ausbildung und soll darüber hinaus auch die Attraktivität dieses Berufesstärken. Bei den zu vermittelnden Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten hat die Verfahrens-und Prozesstechnik einen vertiefenden Stellenwert erhalten.Um den Akteuren vor Ort weiterreichende Informationen zu den verän<strong>der</strong>ten Berufsbil<strong>der</strong>nzu geben, wurde mit den Arbeitgebern und dem BIBB vereinbart, jeweils Erläuterungen zuneuen Berufsbil<strong>der</strong>n zu erstellen. An den Erläuterungen für Milchtechnologinnen/Milchtechnologensind <strong>NGG</strong>-Sachverständige beteiligt.Novellierung <strong>der</strong> Ausbildungsordnung <strong>zum</strong>/zur Milchwirtschaftlichen Laboranten/Laborantin:<strong>NGG</strong> unterstützte auch hier die Bemühungen, den Beruf zukunftsfähig zu gestalten.Das Neuordnungsverfahren ist jetzt abgeschlossen, die neue Ausbildungsverordnung tritt<strong>zum</strong> Ausbildungsbeginn 2013 in Kraft.Der als Erprobungsberuf erlassene Beruf des Speiseeisherstellers/<strong>der</strong> Speiseeisherstellerinwurde Ende 2011 evaluiert. Die Ergebnisse des BIBB werden für Anfang 2013 erwartet. Ausunserer Sicht ist keine eigene Ausbildungsverordnung notwendig, da die Inhalte nicht füreinen Ausbildungsberuf ausreichend sind. Stattdessen soll beispielsweise eine Schwerpunktprüfungwie bei <strong>der</strong> Fachkraft für Lebensmitteltechnik möglich sein.Ausbildung in <strong>der</strong> Fleischindustrie: Im Frühjahr 2011 äußerten die Arbeitgeber <strong>der</strong> Fleischindustrieden Wunsch nach einer eigenständigen Ausbildung, da <strong>der</strong> Beruf Fachkraft für Lebensmitteltechniknicht spezifisch genug sei. Dies gelte beson<strong>der</strong>s für die Prüfungen. Nacheinem gemeinsamen Treffen mit Vertretern <strong>der</strong> Arbeitgeber, Kammern und des Verbandswurde die Idee eines eigenständigen Berufs für die Fleischindustrie verworfen. Die bundeseinheitlichenPrüfungsaufgaben sollen auch Inhalte <strong>der</strong> Fleischindustrie umfassen. Hierfürwird ein Zusatz in die Verordnung <strong>der</strong> Fachkraft für Lebensmitteltechnik aufgenommen.Auf Anregung des Kuratoriums <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft für Berufsbildung wurde die Ausbildungsordnung<strong>zum</strong> Weinküfer/zur Weinküferin <strong>zum</strong> Ausbildungsbeginn 2013 trotz vergleichsweiseweniger Ausbildungsverhältnisse (etwa 55 Verträge jährlich) novelliert. <strong>NGG</strong> unterstütztdie Bemühungen, den Beruf zukunftsfähig zu gestalten.Bereits 2009 haben erste Gespräche über die mögliche Neuordnung Fachkraft Süßwarentechnikstattgefunden. Im März 2012 konnten wir uns auf ein mögliches Antragspapier fürdie beabsichtigte Neuordnung des Berufes einigen. Insbeson<strong>der</strong>e die von <strong>NGG</strong> eingebrachtenVorschläge, den Rahmenplan mehr an den verfahrenstechnischen Berufen zu orientieren,sowie eine Anrechnung <strong>der</strong> Qualifikationen auf die Fachkraft für Lebensmitteltechnik beimVerordnungsgeber anzuregen, werden von Verband und Schulträger unterstützt. Das Neuordnungsverfahrenwurde im Juni 2012 beim Bundeswirtschaftsministerium beantragt.Hauswirtschaft: Im September 2012 fand ein erstes Gespräch <strong>der</strong> Verbände statt, u.a. stelltsich die Frage, ob eine Neuordnung notwendig ist. Es gibt starke Tendenzen, den BereichPflege in die Ausbildungsverordnung zu integrieren, was wir ablehnen.Rahmenregelung für Ausbildungsregelungen für behin<strong>der</strong>te MenschenDas Bundesministerium für Bildung und Forschung hat die BIBB-HauptausschussempfehlungGeschäftsbericht 2008–2012 71


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien„Rahmenregelung für Ausbildungsregelungen für behin<strong>der</strong>te Menschen gemäß § 66 BBiG/§42m HWO“ als feste Handlungsempfehlung für zuständige Stellen erklärt. Demnach werdenAusbildungsregelungen für behin<strong>der</strong>te Menschen getroffen, für die wegen Art und Schwereihrer Behin<strong>der</strong>ung eine Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf nicht in Betrachtkommt. Für zwei <strong>NGG</strong>-Berufe (Fachpraktikerin/Fachpraktiker Hauswirtschaft; Fachpraktikerin/Fachpraktiker Küche) wurden eigenständige Prüfungsverordnungen erarbeitet.Neben <strong>der</strong> Ausbildungsregelung <strong>zum</strong> Fachpraktiker/zur Fachpraktikerin Verkauf im Lebensmittelhandwerkhat die Handwerkskammer Hamburg – entgegen unseres Votums – eine weitereAusbildungsregelung für behin<strong>der</strong>te Menschen für das Berufsbild Bäcker/Bäckerin beschlossen.WeiterbildungIm Nachgang zur Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Handwerksordnung sind neue Meisterprüfungsverordnungenerlassen worden. <strong>NGG</strong> hat ihre Positionen zu den einzelnen Fortbildungsregelungen bei<strong>der</strong> Erarbeitung eingebracht.• Meisterverordnung FleischerhandwerkZum 1. Januar 2013 tritt die neue Verordnung über die Meisterprüfung im Fleischerhandwerk(Fleischermeisterverordnung) in Kraft.• Meisterverordnung Müller-HandwerkDie Meisterprüfungsverordnung für das Müller-Handwerk tritt am 1. Mai 2013 in Kraft.• Meisterverordnung BäckerhandwerkEine Meisterverordnung für das Bäckerhandwerk ist am Zentralverband gescheitert.Streitpunkt ist die Gewichtung <strong>der</strong> Prüfung, für die <strong>NGG</strong>, ZDH und Ministerien plädieren.<strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t die Verordnung auch notfalls ohne Zustimmung des Zentralverbandes.• Geprüfter Diätkoch/Geprüfte DiätköchinIm Februar 2012 wurde die sozialpartnerschaftlich erarbeitete Fortbildungsprüfung <strong>zum</strong>/zur „Geprüften Diätkoch/Geprüften Diätköchin“ erlassen.Wir danken an dieser Stelle allen Kolleginnen und Kollegen, die sich in <strong>der</strong> beruflichen Bildungengagieren und sich an den Neuordnungsverfahren aktiv beteiligt haben.Tag <strong>der</strong> BerufsbildungSeit 2010 führt <strong>der</strong> DGB jährlich einen „Tag <strong>der</strong> Berufsbildung“ durch. 2012 stand dabei dasThema: „Berufsausbildung im demografischen Wandel – mehr Ausbildungsqualität und neueChancen für Jugendliche“ mit einem Schwerpunkt im Gastgewerbe im Vor<strong>der</strong>grund. Franz-Josef Möllenberg und Michaela Rosenberger waren im Programmablauf prominent vertreten.Hans-Böckler-StiftungDie Hans-Böckler-Stiftung ermöglicht über Stipendien für Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaften diematerielle Unterstützung im Bereich <strong>der</strong> Weiterbildung. Insbeson<strong>der</strong>e geför<strong>der</strong>t wird:72Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategien• <strong>der</strong> Besuch von Schulen, die <strong>zum</strong> Abitur vorbereiten• das Studium an Fachhochschulen• das Studium an HochschulenGeför<strong>der</strong>t werden Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaften, die sich durch ihr politisches und gesellschaftlichesEngagement hervorheben. Im Berichtszeitraum wurden vonseiten <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftungca. 50 Stipendien an Kolleginnen und Kollegen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> vergeben.11. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)Der Bund <strong>der</strong> deutschen Gewerkschaften hat nach schwierigen 1990er Jahren wie<strong>der</strong> Tritt gefasstund gemeinsam dafür gesorgt, dass die Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten besser vertretenwerden konnten.So hat <strong>der</strong> DGB mit <strong>der</strong> Initiative Trendwende ab dem Jahr 2006 verschiedene Projekte aufden Weg gebracht, <strong>der</strong>en Nutzen sich inzwischen herausstellt.Das Projekt „DGB-Index Gute Arbeit“ ist ein inzwischen anerkanntes Erhebungsinstrument,das seit 2008 einen jährlichen Index über die Arbeitssituation von Beschäftigten herausgibt.Das Projekt „Mitbestimmung und Teilhabe“ hat beteiligungsorientierte Ansätze in <strong>der</strong> Betriebsrätearbeitausprobiert. So wurden durch die aktive Einbeziehung von Beschäftigtenauch neue Wege <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>gewinnung gefunden.Das Projekt „Kommunikationsplattform“ hat das Ziel, eine bundesweite elektronische Vernetzung<strong>der</strong> Gewerkschaften zu erreichen. Für weitere IT-Projekte ist eine eigene Gesellschaft gegründetworden, die einen gemeinsamen Einkauf <strong>der</strong> Gewerkschaften gegenüber IT-Anbieternsichert.Das Projekt „Weiterentwicklung <strong>der</strong> DGB-Organisationsstrukturen“ sollte ein Konzept für diezukünftige Arbeit in den DGB-Regionen erarbeiten. Aus diesen Ergebnissen heraus entstanddann eine Diskussion um die Weiterentwicklung des gesamten DGB. Im Kern (und bestätigtdurch den 19. Ordentlichen Bundeskongress 2010) wurden folgende gemeinsame Ziele fürdie Weiterentwicklung des DGB formuliert:• Der DGB ist <strong>der</strong> Bund <strong>der</strong> Gewerkschaften und keine neue eigene Organisation.• Der Rechtsschutz ist eine zentrale Aufgabe des DGB.• Die Ressourcen des DGB sollen auf seine wichtigsten Aufgaben konzentriert werden.• Die Satzungsebenen des DGB sollen zur Vereinheitlichung gestrafft werden, es gibt in <strong>der</strong>Zukunft ehrenamtliche Stadt- und Kreisverbände, Bezirke und den Bund.• Doppelarbeiten zwischen dem DGB und den Mitgliedsgewerkschaften müssen vermiedenwerden; hierfür müssen die Abstimmungsprozesse verbessert werden.Die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> DGB-Strukturen waren im Berichtszeitraum die wichtigsten Themen.Sie befinden sich aktuell in <strong>der</strong> Umsetzung durch die Wahl in den örtlichen Unterglie<strong>der</strong>ungen.Geschäftsbericht 2008–2012 73


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienAus Sicht <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> ist die Sicherung des Rechtsschutzes als zentrale Aufgabedes DGB von essenzieller Bedeutung für die Mitglie<strong>der</strong> unserer Organisation.Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Organisationsebenen ist festzustellen, dass die Interessen<strong>der</strong> kleineren Gewerkschaften keinen Vorrang hatten. Für die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> wärenmehr hauptamtlich besetzte Stadt- und Kreisverbände als Ansprechpartner vor Ort eine wichtigeUnterstützung für die regionale Arbeit gewesen. Aber diese Position hat auf dem DGB-Kongress keine Mehrheit gehabt.Am 14. und 15. Mai 2009 veranstaltete <strong>der</strong> DGB auch auf Initiative von <strong>NGG</strong> den viel beachteten„Kapitalismuskongress“, <strong>der</strong> sich mit den Folgen <strong>der</strong> Finanzmarktkrise und ihren global zerstörerischenKräften auseinan<strong>der</strong>gesetzt hat. Das Motto des Kongresses war „umdenken –gegenlenken“ und hat die gewerkschaftlichen Alternativen <strong>zum</strong> Neoliberalismus benannt.Für <strong>NGG</strong> haben an diesem Kongress 15 Kolleginnen und Kollegen teilgenommen:• Franz-Josef Möllenberg• Dieter Nickel• Maria Nennhaus• Winfried Lätsch• Hermann Soggeberg• Martin Schröer• Jan Wenzel• Cornelia Felten• Thomas Michaelis• Johan Botella• Cornelia Weissbach• Hans-Jürgen Hinzer• Anja Weber• Klaus Schroeter• Petra SchwalbeAm 5. Oktober 2009 hat <strong>der</strong> DGB mit einem Festakt unter Beteiligung des BundespräsidentenHorst Köhler und <strong>der</strong> Präsidentin des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB), SharanBurrow, im Konzerthaus am Gendarmenmarkt dem 50. Jahrestag <strong>der</strong> Gründung des DGB am13. Oktober 1949 gedacht. Die zahlreichen Grüße und Glückwünsche von allen politischenParteien, von offiziellen Vertreterinnen und Vertretern <strong>der</strong> Bundesrepublik, machen deutlich,dass offiziell die deutschen Gewerkschaften anerkannte Interessenvertreter <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>sind.Während <strong>der</strong> erste „Kapitalismuskongress“ des DGB noch ganz unter dem aktuellen Zeichen<strong>der</strong> Bankenkrise und <strong>der</strong> Folgen <strong>der</strong> Lehmann-Pleite stand, so war <strong>der</strong> zweite Kongress im Oktober2010 unter dem Motto „Deutschland in Schieflage“ ein Kongress <strong>der</strong> Alternativen.Die Vertreterinnen und Vertreter <strong>der</strong> deutschen Gewerkschaften haben deutlich gemacht,dass es kein „weiter so“ geben darf. Die Finanzkrise for<strong>der</strong>t insbeson<strong>der</strong>e die Gewerkschaftenals Vertreter <strong>der</strong> Arbeitenden dazu auf, alles dafür zu tun, um für die Zukunft zu verhin<strong>der</strong>n,dass nochmals Finanzprodukte die Wirtschaft bestimmen.Die Themen des Kongresses waren die Perspektiven junger Menschen, eine nachhaltigeWachstumsstrategie, die Regulierung <strong>der</strong> internationalen Finanzmärkte sowie die unsozialenSparpläne <strong>der</strong> Bundesregierung und ihre Auswirkungen auf die Menschen. Von Seiten unserer<strong>NGG</strong> haben zehn Kolleginnen und Kollegen an diesem Kongress teilgenommen.Am 8./9. Juni 2012 hat <strong>der</strong> DGB gemeinsam mit dem deutschen Naturschutzring und Einrichtungen<strong>der</strong> evangelischen Kirche Deutschlands einen Kongress zu den politischen und wirtschaftlichenUmbrüchen unserer Zeit mit fast 600 Teilnehmenden durchgeführt. Das Motto74Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – Strategiendes Kongresses war „Nachhaltig handeln, Wirtschaft neu gestalteten, Demokratie stärken“. DieZukunft von Arbeit und Demokratie, die nötige Neuordnung <strong>der</strong> Wirtschaft, Verteilungsfragenund die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklungwurden in verschiedenen gemeinsamen Arbeitsgruppen diskutiert. Für <strong>NGG</strong> nahmenan diesem Kongress Mitglie<strong>der</strong> des Hauptvorstandes teil.Auf Bundesebene arbeitet <strong>NGG</strong> in den verschiedenen DGB-Ausschüssen und DGB-Kommissionenmit. Hier hat es seit dem letzten <strong>Gewerkschaftstag</strong> eine deutliche Vermin<strong>der</strong>ung gegeben.Dies ist dem Ziel <strong>der</strong> einheitlichen Außendarstellung zugutegekommen und hat Diskussionenvereinfacht.11.1 Der DGB-Bundeskongress 2010Das 19. Parlament <strong>der</strong> Arbeit, <strong>der</strong> DGB-Bundeskongress, fand vom <strong>16.</strong> bis 20. Mai 2010 inBerlin statt.Der Kongress war davon geprägt, dass nach <strong>der</strong> Bundestagswahl 2009 eine konservativ-liberaleBundesregierung unter Führung <strong>der</strong> CDU-Politikerin Angela Merkel gebildet wurde.Der Koalitionsvertrag <strong>der</strong> Parteien ließ für Gewerkschaften nichts Gutes erhoffen, die For<strong>der</strong>ungen<strong>der</strong> Gewerkschaften nach Rücknahme <strong>der</strong> Rente mit 67, Beseitigung prekärer Arbeitsverhältnisseo<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Leiharbeit sind nicht berücksichtigt worden.Das DGB-Kongressmotto „Arbeit, Gerechtigkeit, Solidarität“ war <strong>der</strong> Maßstab für die 400 Delegierten.Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von <strong>NGG</strong> sind im Anhang 2 des Geschäftsberichtszu finden.Im Vorfeld des Kongresses waren die Ausgestaltung <strong>der</strong> neuen Satzung und in diesem Zusammenhangdie Aufgaben des DGB ein wichtiges Thema. Die neue Satzung ist fast einstimmigangenommen worden. Damit ist <strong>der</strong> Rechtsschutz als eine <strong>der</strong> Kernaufgaben des Bundes<strong>der</strong> Gewerkschaften verankert worden. Örtliche Strukturen des DGB sind weiter vorgesehen, dieEntscheidung über Besetzung und Ausgestaltung wird auf Ebene <strong>der</strong> DGB-Bezirke getroffen.Der Kongress war natürlich durch die Folgen <strong>der</strong> Finanzkrise geprägt. In vielen Kernbranchen<strong>der</strong> deutschen Industrie waren die Umsätze 2009/2010 drastisch zurückgegangen. In den Redenauf dem Kongress und in den Beschlüssen ist deutlich geworden, dass die deutschen Gewerkschafteneinen kämpferischen Kurs gegen die unsoziale Politik des Neoliberalismus eingeschlagenhaben. Der Kampf gegen prekäre Arbeitsverhältnisse und unsichere Zukunftsteht im Mittelpunkt, die gewerkschaftlichen Alternativen sind gute Arbeit und ein flächendecken<strong>der</strong>,gesetzlicher Mindestlohn, <strong>der</strong> <strong>zum</strong> Leben reicht.Der DGB-Kongress hat die For<strong>der</strong>ung nach dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro erhoben,eine Lohnhöhe, die gesellschaftlich akzeptiert ist. Trotz <strong>der</strong> zahlreichen Menschen, diein Niedriglohnsektoren arbeiten müssen, kann man feststellen, dass die von den Gewerkschaftenfestgesetzte Lohnhöhe von 8,50 Euro auch eine moralische Größe ist – wer wenigerzahlt, muss sich schämen!Geschäftsbericht 2008–2012 75


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienAktuelle Konflikte wie <strong>der</strong> sechswöchige Streik im Betonwerk Westerwelle und die Auseinan<strong>der</strong>setzungmit den Positionen <strong>der</strong> Bundesarbeitsministerin von <strong>der</strong> Leyen wurden engagiertgeführt.Auf Initiative <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Delegation wurden die Arbeitsbedingungen im Tagungshotel „Estrel“thematisiert: Das Hotel war 2006 aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten, hatte die Arbeitszeiterhöht und die Zahlungen in die HoGa-Rente beendet. Von den Delegierten des Kongresseserhielten wir breite Unterstützung für diese Initiative. Sie kritisierten, dass Gewerkschaftenin einem solchen Hotel tagen. Trotz verschiedener Versuche nach dem Kongress,auch unter Beteiligung von <strong>NGG</strong>, ist es nicht gelungen, die Positionen des Arbeitgebers zuverän<strong>der</strong>n. Der nächste DGB-Kongress findet folglich an einem an<strong>der</strong>en Ort statt.Die Gewerkschaften haben auf dem Kongress deutlich gemacht, wie sie mit einer neu geordnetenSatzung und verschiedenen Beschlüssen, beispielsweise zu “guter Arbeit“ die zukünftigePolitik des Bundes <strong>der</strong> Gewerkschaften ausgestalten.Der Kongress war ein wichtiges Signal <strong>der</strong> Geschlossenheit und dafür, dass die Gewerkschaftenlaut und entschieden ihren Protest gegen unsoziale Politik deutlich machen. Und <strong>der</strong>Kongress hat deutlich gemacht, dass sich in dieser Haltung die deutschen Gewerkschaften einigsind und gemeinsam diesen Weg gehen wollen.Die <strong>NGG</strong>-Delegation auf dem DGB-Bundeskongress 201076Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 2: Herausfor<strong>der</strong>ungen – Handlungsfel<strong>der</strong> – StrategienGeschäftsbericht 2008–2012 77


78Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3:Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikGeschäftsbericht 2008–2012 79


80Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik1. TarifpolitikIm Jahr 2009 wurde das Tarifvertragsgesetz (TVG) 60 Jahre alt. Verabschiedet wurde das nur 13Paragrafen umfassende Gesetz am 9. April 1949. Während es seit seiner Verabschiedung in nahezuunverän<strong>der</strong>ter Form die rechtliche Grundlage <strong>der</strong> praktischen Tarifpolitik in <strong>der</strong> BundesrepublikDeutschland bildet, erfuhren die Tarifpolitik und die Tarifvertragsstrukturen einen tiefgreifenden Wandel. In den 60 Jahren wurden rund 370.000 Tarifverträge abgeschlossen. Diemeisten davon, ohne dass es zu Streiks gekommen wäre. Tarifvertragliche Erfolge sind den Gewerkschaftenin den Jahren seit 1949 aber zu keinem Zeitpunkt in den Schoß gefallen. Sie wurdenteilweise in harten Tarifkonflikten erstritten und auch erstreikt. Heute befinden sich die Tarifpolitikund das gesamte Tarifsystem in Deutschland in einer schwierigen, zwiespältigenSituation. Zwar ist die Zahl <strong>der</strong> gültigen Tarifverträge mit mehr als 70.000 so hoch wie nie zuvorin <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Bundesrepublik und auch die jährlich fast 5.000 neu abgeschlossenen Tarifverträgesignalisieren lebhafte Aktivitäten in <strong>der</strong> tarifpolitischen Landschaft. An<strong>der</strong>erseits signalisierendie seit Jahren rückläufige Tarifbindung, die abnehmende Verbindlichkeit <strong>der</strong> Tarifstandardsund die weißen Flecken auf <strong>der</strong> tarifpolitischen Landkarte, dass die Bedeutung <strong>der</strong>Tarifverträge nachlässt. Die Arbeitgeber haben in den 1990er Jahren teilweise massiv den Austrittaus den Arbeitgeberverbänden propagiert und den Mitgliedsverbänden eine sogenannteOT-Mitgliedschaft angeboten. Mit rückläufigen tarifgebundenen Betrieben geriet automatischdie Allgemeinverbindlicherklärung (AVE) von Flächentarifverträgen unter Druck. Denn die AVEist daran gebunden, dass tarifgebundene Arbeitgeber nicht weniger als 50 Prozent <strong>der</strong> unterden Geltungsbereich des Tarifvertrages fallenden Arbeitnehmer beschäftigen.Tarifbindung 2011 (Betriebe) in ProzentWestOst38Branchen-TV3243Branchen-TV18Firmen-TV3ohne TVOrientierung am TV28Firmen-TV2ohne TVOrientierung am TV36* Abweichungen von 100 Prozent wegen Rundungsfehlern möglich. Quelle: IAB-Betriebspanel, WSI-Tarifarchiv, 2011Von 1991 bis 2011 ist die Anzahl <strong>der</strong> allgemein verbindlichen Tarifverträge von 622 auf 495 gesunken.Bezogen auf die gültigen Ursprungstarifverträge sind heute nur noch 1,5 Prozent <strong>der</strong>Tarifverträge allgemein verbindlich im Vergleich zu einem Anteil von 5,4 Prozent Anfang <strong>der</strong>1990er Jahre.Geschäftsbericht 2008–2012 81


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikDie AVE ist Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit gemeinsamer Einrichtungen, wie z. B. <strong>der</strong>Zusatzversorgungskassen <strong>der</strong> Brot- und Backwarenindustrie. Die Leistungen werden durch Beitragszahlungenaller Arbeitgeber <strong>der</strong> Branche – auch <strong>der</strong> nicht tarifgebundenen Arbeitgeber –aufgebraucht.Ende 2012 waren im Bäckerhandwerk acht und im Hotel- und Gaststättengewerbe sieben Tarifverträgesowie in <strong>der</strong> Mühlenindustrie ein Tarifvertrag für allgemein verbindlich erklärt.Seit den 1990er Jahren besteht außerdem ein kontinuierlicher Rückgang <strong>der</strong> Tarifbindung <strong>der</strong>Beschäftigten. Mit einem Rückgang <strong>der</strong> Tarifbindung und <strong>der</strong> Zunahme weißer Flecken auf <strong>der</strong>tarifpolitischen Landkarte wurde in den letzten Jahren dem Lohndumping Tür und Tor geöffnet.Hinzu kommt, dass wir als Folge verschiedener Arbeitsmarktreformen eine Situation haben,in <strong>der</strong> jede Arbeit bis zur Grenze <strong>der</strong> Sittenwidrigkeit <strong>zum</strong>utbar ist.Entwicklung <strong>der</strong> Tarifbindung <strong>der</strong> Beschäftigten 1998 bis 2011 (in Prozent)80WestOst706050401998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011Quelle: IAB-Betriebspanel, WSI-Tarifarchiv, 2011Wollen wir dem weiteren Lohndumping begegnen, brauchen wir auch eine Stabilisierung <strong>der</strong>Flächentarifverträge. Die AVE ist ein bewährtes und erprobtes Instrument zur Schaffung gleicherWettbewerbsbedingungen und zur Vermeidung von Schmutzkonkurrenz. Deshalb hat<strong>NGG</strong> mit allen Gewerkschaften im DGB Reformvorschläge zur Vereinfachung <strong>der</strong> Allgemeinverbindlicherklärungvon Tarifverträgen erarbeitet. Hierzu gehören:1. Wegfall des 50-Prozent-Quorums bei gleichzeitiger Präzisierung des öffentlichen Interesses.Ein öffentliches Interesse ist insbeson<strong>der</strong>e dann gegeben, wenn die AVE· zur Stabilisierung <strong>der</strong> Tarifautonomie und des Tarifvertragssystems beiträgt,· zur Erreichung angemessener Entgelt- und Arbeitsbedingungen beiträgt,· die Sicherung und den Erhalt gemeinsamer Einrichtungen garantiert und· als Mittel zur Sicherung sozialer Standards und zur Verhin<strong>der</strong>ung von Wettbewerbsverzerrungengeeignet sind.82Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik2. Rolle <strong>der</strong> antragstellenden Tarifvertragsparteien bei <strong>der</strong> Entscheidungsfindung im Tarifausschussstärken. Sie können aufgrund ihrer größeren Branchenkenntnisse am besten beurteilen,weshalb eine AVE notwendig ist.3. Überprüfung von Allgemeinverbindlicherklärungen sollte in die alleinige Zuständigkeit <strong>der</strong>Arbeitsgerichtsbarkeit fallen.Eine Vereinfachung <strong>der</strong> AVE ist ein wichtiger Beitrag für die Stabilisierung des Tarifvertragssystems.Gewinner einer Vereinfachung <strong>der</strong> AVE mit Existenz sichernden Entgelten wären die betroffenenMenschen und <strong>der</strong> Staat gleichermaßen. Die Menschen, weil sie von ihrer HändeArbeit wie<strong>der</strong> leben könnten, <strong>der</strong> Staat, weil er bei Existenz sichernden Entgelten wenigerTransferleistungen aufbringen müsste.Tarifverträge sind tragende Säulen des Sozialstaats. Neben <strong>der</strong> betrieblichen Mitbestimmunggarantieren Tarifverträge Rechtssicherheit für die arbeitenden Menschen und Betriebe gleichermaßen.Tarifverträge können jedoch nur im begrenzten Rahmen Mängel in <strong>der</strong> Sozial-,Wirtschafts- und Strukturpolitik ausgleichen. Tarifpolitik kann nicht die Rolle des Ausfallbürgenfür staatliche Politikdefizite übernehmen. Um Existenz sichernde Entgelte zu garantieren, istdeshalb neben einer Reform <strong>der</strong> AVE im TVG ein Maßnahmebündel notwendig. Dazu gehörendie Ausweitung des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes auf alle Branchen, die gleiche Bezahlungvon Leiharbeitsbeschäftigten für gleiche Arbeit und ein einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn.Mit Angriffen auf die Tarifautonomie zielen ihre Gegner auf das Herz <strong>der</strong> sozialen Demokratieund das zentrale Instrumentarium <strong>der</strong> Gewerkschaften.1.1 Tarifpolitische RahmenbedingungenBereits in <strong>der</strong> Tarifrunde 2008 spielten die Turbulenzen an den internationalen Finanzmärktenund die nachlassende globale Konjunktur eine entscheidende Rolle.Die Tarifjahre 2009 und 2010 wurden dann auch für <strong>NGG</strong> von <strong>der</strong> schlimmsten Wirtschaftskrise<strong>der</strong> Nachkriegszeit begleitet. Niemand vermochte <strong>zum</strong> Jahreswechsel 2008/2009 die Dauerund Tiefe <strong>der</strong> Krise auch nur einigermaßen verlässlich zu prognostizieren. Vorhersagen vonSachverständigen und Instituten lagen oft peinlich weit neben <strong>der</strong> Realität.Um für die von <strong>NGG</strong> vertretenen Branchen Umfang und Tiefe <strong>der</strong> Betroffenheit einigermaßeneinschätzen zu können, führte <strong>NGG</strong> im Februar 2009 in Göttingen eine Betriebsrätetagunggemeinsam mit verschiedenen in- und externen Experten unter dem Motto „Finanzkrise undRealwirtschaft “ durch. Wir erlebten in dieser Zeit, dass immer mehr Unternehmen des produzierendenGewerbes in existenzielle Schwierigkeiten gerieten. Die Vorfinanzierung von Aufträgen,die Bereitstellung ausreichen<strong>der</strong> Betriebsmittel, die mittelfristige Finanzierung vonProjekten und Investitionen, ja selbst die Absicherung gegen For<strong>der</strong>ungsausfälle <strong>der</strong> eigenenKunden, stellten zu diesem Zeitpunkt für immer mehr Unternehmen ein ernsthaftes undmeist teures Hin<strong>der</strong>nis dar. Durch den Auftragseinbruch 2008/2009 mussten viele Betriebedie Reserven ihrer Liquidität mobilisieren. Und bei nicht Wenigen reichte auch dies nicht aus.Geschäftsbericht 2008–2012 83


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikTeilnehmende <strong>der</strong> Betriebsrätetagung2009 in GöttingenDass hiervon auch Betriebe <strong>der</strong> Ernährungsindustrie, des Nahrungsmittelhandwerks und desHotel- und Gaststättengewerbes mittelbar o<strong>der</strong> unmittelbar betroffen sein würden, lag auf<strong>der</strong> Hand. Doch die Frage war, mit welcher Härte und Intensität werden diese Branchen betroffensein. Fakt war zu diesem Zeitpunkt, dass erste Betriebe, insbeson<strong>der</strong>e Hotels und Veranstaltungszentren,Kurzarbeit anmeldeten. Die Stimmung in den Betrieben <strong>der</strong> Brancheschwankte zwischen Verharmlosung und Schockstarre vor einer ungewissen Entwicklung <strong>der</strong>kommenden Wochen und Monate. Mit unserer Tagung wollten wir dieser verhängnisvollenSituation begegnen. <strong>NGG</strong> wollte die Lage we<strong>der</strong> verharmlosen, noch wollten wir vor <strong>der</strong> drohendenKrise kapitulieren.Und wir wollten die Unternehmen unseres Organisationsbereiches wissen lassen: Wer die immensschwierigen gesellschaftspolitischen Herausfor<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> jetzigen Situation fürsimple Kostensenkungsprogramme, Entlassungen und Sozialabbau nutzen will, dem wird<strong>NGG</strong> mit aller Entschiedenheit entgegen treten.In den Konjunkturphasen bestehen stets unterschiedliche Entwicklungen zwischen dem Ernährungsgewerbeund dem verarbeitenden Gewerbe. Zuwächse o<strong>der</strong> Rückgänge vollziehensich im Ernährungsgewerbe abgeschwächter als im verarbeitenden Gewerbe. Dies ist typischfür die Lebensmittelbranche. Sie reagiert auf konjunkturelle Einflüsse in rezessiven sowie auchin Aufschwungphasen in <strong>der</strong> Regel träger. Daher verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass es auf <strong>der</strong> GöttingerTagung auch keine definitive Prognose gab, mit welcher Härte und Intensität die Betriebe<strong>der</strong> Ernährungsindustrie, des Nahrungsmittelhandwerks und des Hotel- und Gaststättengewerbesvon dieser Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen sein würden. Aber wir konnten Anhaltspunkteherausarbeiten, die vermuten ließen, dass nicht eine spezielle o<strong>der</strong> ganze Branchebetroffen sein würde, son<strong>der</strong>n einzelne Unternehmen. Und dass wir genauer hinschauenund in jedem Einzelfall prüfen müssen, ob wir es dann nicht mit Verwerfungen <strong>der</strong> Vergangenheitzu tun haben. Oft sind die Gründe dafür in <strong>der</strong> mangelnden Innovationsbereitschaft,dem unangemessenen Produktportfolio und den zu niedrigen Verkaufspreisen gegenüberdem Einzelhandel zu suchen.Vor diesem Hintergrund verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass die Ernährungsindustrie als Branche die Finanz-und Wirtschaftskrise kaum gespürt hat und keine einheitliche Strategie <strong>der</strong> Unterneh-84Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitikmen in Bezug auf die Auswirkungen <strong>der</strong> Finanz- und Wirtschaftskrise zu beobachten war. DieUnternehmen suchten jedes für sich und je nach Betroffenheit einen Weg aus <strong>der</strong> Krise. Mit„nur“ 65 Betrieben, die im Januar 2009 bundesweit in Kurzarbeit waren, waren die Betriebe<strong>der</strong> Ernährungsindustrie und des Nahrungsmittelhandwerks relativ gering betroffen. Die Anzahl<strong>der</strong> kurzarbeitenden Betriebe hat sich auch im Laufe des Jahres 2009 nicht weiter erhöht.Vielmehr war die Kurzarbeit meist von kurzer Dauer.Konjunktur sichern und Nachfrage stärkenDie Betriebsräte haben auf <strong>der</strong> Tagung in Göttingen ihr Ziel für das Tarifjahr 2009 trotz FinanzundWirtschaftskrise deutlich formuliert: Konjunktur sichern und die Nachfrage stärken. DieTarifempfehlung des Hauptvorstandes für das Tarifjahr 2009 lag mit fünf bis sieben ProzentLohn- und Gehaltserhöhungen bei einer zwölfmonatigen Laufzeit in einem angemessenenRahmen. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben dann auch 2009 gezeigt, mit welcher Entschlossenheitsie ihr Göttinger Ziel auch umzusetzen bereit sind. Mitte 2009 hatten wir mit 65Warnstreiks schon deutlich mehr als im gesamten Jahr 2008. Dies zeigt, dass die Arbeitgeberdie Gunst <strong>der</strong> Stunde nutzen wollten, um möglichst niedrige Abschlüsse zu erreichen.Viele Tarifabschlüsse <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> waren 2009, wie in an<strong>der</strong>en Branchen auch, gekennzeichnetvon einer bis zu vierundzwanzigmonatigen Laufzeit mit einer Stufenerhöhung. Dabei konntenwir in 2009 fast durchgehend eine tabellenwirksame Erhöhung von drei Prozent und für2010 von circa zwei Prozent vereinbaren.Während sich 2010, im zweiten Jahr nach Ausbruch <strong>der</strong> Finanz- und Wirtschaftskrise, die Spuren<strong>der</strong> ökonomischen Entwicklung noch unübersehbar auch in <strong>der</strong> Tarifpolitik bemerkbarmachten, stand die Tarifrunde 2011 eindeutig im Zeichen <strong>der</strong> starken wirtschaftlichen Erholung.Rückenwind für unsere Tarifverhandlungen erhielten wir in dieser Zeit von einem politischenKlima, das geprägt war von <strong>der</strong> richtigen Einsicht, dass für eine dauerhafte Stabilisierung<strong>der</strong> Konjunktur eine Steigerung <strong>der</strong> Binnennachfrage unerlässlich ist. Der damaligeBundeswirtschaftsminister Rainer Brü<strong>der</strong>le beispielsweise betonte bereits im Herbst 2010,dass sich bei einem XL-Aufschwung auch die Arbeitnehmer 2011 auf deutliche Lohnerhöhungenfreuen könnten. Auch eine Reihe von Ökonomen signalisierte einen aus ihrer Sichtgestiegenen Verteilungsspielraum von bis zu drei Prozent und mehr.Zum an<strong>der</strong>en war auch die anhaltende öffentliche Debatte über faire Löhne hilfreich, die einmalmehr durch die exorbitanten und erneut stark gestiegenen Management-Gehälter, insbeson<strong>der</strong>ein den DAX-Unternehmen, gespeist wurde. Trotz dieser Unterstützung verliefendie Tarifverhandlungen nicht konfliktfrei. Im öffentlichen Dienst und in <strong>der</strong> Metallindustriekam es zu umfangreichen Warnstreiks, an denen sich jeweils mehrere Hun<strong>der</strong>ttausend Beschäftigtebeteiligten. Auch bei <strong>NGG</strong> wurden die Tarifverhandlungen mit umfangreichenWarnstreiks begleitet.Die wirtschaftliche Entwicklung hatte sich bereits vor Beginn <strong>der</strong> Tarifrunde 2012 eingetrübt.Nach zunächst starkem Wachstum kam es <strong>zum</strong> Jahresende 2011 infolge nachlassen<strong>der</strong> Auslandsnachfragesogar zu einem leichten Produktionsrückgang. Auch die Perspektiven für2012 wurden in den Prognosen <strong>der</strong> Wirtschaftsinstitute zurückhalten<strong>der</strong> beurteilt. Gleichwohlgab es für die Tariffor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gewerkschaften eine auch weiterhin breite öffentlicheUnterstützung.Geschäftsbericht 2008–2012 85


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikDie Tarifrunde 2012 konnte lohn- und verteilungspolitisch erfolgreich abgeschlossen werden.Seit vielen Jahren wurde erstmals <strong>der</strong> kostenneutrale Verteilungsspielraum wie<strong>der</strong> ausgeschöpft.Herausfor<strong>der</strong>ungen für die zukünftige TarifpolitikDie Entwicklung <strong>der</strong> Ernährungsindustrie wird auch zukünftig von großen strukturellen Herausfor<strong>der</strong>ungengeprägt sein. Zum einen durch einen hohen internationalen Konzentrationsdruckund <strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en durch eine weiterhin schwache Binnennachfrage. Die schwache Binnennachfrageverstärkt den ohnehin schon starken Wettbewerb durch Überkapazitäten invielen Branchen <strong>der</strong> Lebensmittelwirtschaft. Hinzu kommt ein enormer Preisdruck durch diestarke Nachfragemacht des Lebensmitteleinzelhandels.Auch auf <strong>der</strong> Beschaffungsseite gerät die Ernährungsindustrie unter Druck und wird somitquasi in die Zange genommen. Dies trifft insbeson<strong>der</strong>e dort zu, wo es zur Nutzungskonkurrenzvon Agrarrohstoffen zur Energiegewinnung und zur Herstellung von Lebensmittelnkommt. Die ökonomischen Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ernährungsindustrie werden begleitetvon immer wie<strong>der</strong> auftretenden Lebensmittelskandalen.1.2 Tarifpolitischer HandlungsrahmenMit unserer Tarifpolitik wollen wir die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Beschäftigtenverbessern. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer leicht. Die gesellschaftlichen,politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind alles an<strong>der</strong>e als günstig, um berechtigteFor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong> gegenüber den Arbeitgebern durchzusetzen.Tarifverträge sind auch im <strong>NGG</strong>-Bereich keine Selbstverständlichkeit mehr. In einigen Bereichen<strong>der</strong> Ernährungsindustrie erleben wir seit Jahren tariflose Zustände. In an<strong>der</strong>en Bereichenentziehen sich Unternehmen <strong>der</strong> Bindung an den Flächentarifvertrag. Gleichzeitig gibt esUnternehmen, die in den vergangenen Jahren neu entstanden o<strong>der</strong> gewachsen sind, undnoch immer keiner Tarifbindung unterliegen. Vor diesem Hintergrund ist es eine vorrangigeAufgabe <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>, die Tarifbindung zu erhalten und für bislang nicht (mehr) tarifgebundeneBetriebe Tarifverträge durchzusetzen. Dabei haben Flächentarifverträge eindeutig den Vorrangvor Haus- und Konzerntarifverträgen.Kurz-, mittel- und langfristige Ziele unserer Tarifpolitikhaben wir in einem tarifpolitischen Handlungsrahmenzusammengefasst und als Broschüre unter dem Titel„Lebens- und Arbeitsbedingungen verbessern – Tarifpolitik<strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong>“ herausgegeben.Diese Broschüre basiert ausschließlich auf den tarifpolitischenBeschlüssen des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es<strong>der</strong> <strong>NGG</strong> 2008 in Berlin. Sie soll den Mitglie<strong>der</strong>nin den Tarifkommissionen eine Orientierunggeben.LEBENS- UNDARBEITSBEDINGUNGENVERBESSERNDIE TARIFPOLITIKDER GEWERKSCHAFT <strong>NGG</strong>86Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikTarifabschlüsse 2008 bis 2012Niedrige Löhne können keine Lösung für die wirtschaftlichen Probleme in Deutschland sein.Das macht we<strong>der</strong> wirtschaftlich Sinn, noch ist es sozial gerecht. <strong>NGG</strong> will mit ihrer Tarifpolitikdafür sorgen, dass sich die Menschen mehr leisten können.Tarifsteigerungen* in Prozent und im Vergleich <strong>zum</strong> Durchschnitt aller Branchen2,92,52,62,42,42,32,72,81,82,02008 2009 2010 2011 2012alle BranchenNahrungs- und Genussmittelgewerbe*Durchschnittliche tarifliche Grundvergütung inkl. Pauschal- und Einmalzahlungen gegenüber Vorjahr. Quelle: WSI-Tarifarchiv, 2013Während im Durchschnitt <strong>der</strong> Jahre 1998 bis 2007 die Abschlüsse aller Branchen deutlichunterhalb des neutralen Verteilungsspielraumes lagen, konnten in den Jahren 2009 und 2012erstmals seit langer Zeit wie<strong>der</strong> Abschlüsse oberhalb des neutralen Verteilungsspielraumesvereinbart werden. 2012 waren die hohen Tarifabschlüsse <strong>der</strong> Grund für das Ausschöpfen desneutralen Verteilungsspielraumes. Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Finanz- und Wirtschaftskrise sank2009 die Produktivität um zwei Prozent und die Inflationsrate lag bei lediglich 0,3 Prozent. Insbeson<strong>der</strong>e<strong>der</strong> krisenbedingte Rückgang <strong>der</strong> Produktivität war ausschlaggebend für das Ausschöpfendes neutralen Verteilungsspielraumes.Geschäftsbericht 2008–2012 87


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikDer neutrale Verteilungsspielraum setzt sich zusammen aus Produktivitätssteigerung plus Inflationsrate.Tarifabschlüsse im Nahrungs- und Genussmittelgewerbe 2012 im Vergleich <strong>zum</strong>neutralen Verteilungsspielraum (in Prozent)0,32,81,9InflationNeutraler VerteilungsspielraumTarifsteigerung <strong>NGG</strong>Inflation und ProduktivitätQuelle: IMK, WSI-Tarifarchiv, eigene Berechnungen, 2012Mindestlohn und TarifverträgeEntsprechend <strong>der</strong> Beschlüsse des <strong>Gewerkschaftstag</strong>es 2008 ist ein Verfahren vereinbart, wiezukünftig mit Tarifverträgen umzugehen ist, die Entgeltgruppen unterhalb unserer Mindestlohnfor<strong>der</strong>ungvon 8,50 Euro beinhalten.Dieses Verfahren sieht vor:1. Grundsätzlich gilt: Kein Tarifvertrag darf abgeschlossen werden, <strong>der</strong> eine Lohngruppeunterhalb von 8,50 Euro ausweist.2. Abweichungen von diesem Grundsatz bedürfen einer Koordinierung und deshalb <strong>der</strong>Zustimmung:· des GHV für landesbezirksübergreifende und Bundestarifverträge sowie· <strong>der</strong> zuständigen Landesbezirksvorstände für Flächentarifverträge und Haustarifverträgein einem Landesbezirk3. Vom Grundsatz kann nur abgewichen werden wenn:· unsere Mindestlohnfor<strong>der</strong>ung von <strong>der</strong>zeit 8,50 Euro, gegebenenfalls über Stufen, tarifvertraglichfest vereinbart wird o<strong>der</strong>· es aus organisationspolitischen Gründen notwendig ist88Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik4. Über alle Abweichungen vom Grundsatz ist die Tarifabteilung schriftlich zu informieren.Seit 2010 haben wir 74 ausgesuchte Flächentarifverträge und bundesweite Haustarifverträgeaus den Branchen Getränkefachgroßhandel (GFGH), Getreidemühlen, Ernährungsindustrie,Brot- und Backwaren, Bäckerhandwerk, Konditorenhandwerk, Fleischerhandwerk und Fleischindustrie,Hotel- und Gaststättengewerbe einschließlich Systemgastronomie und Hauswirtschaftauf ihre Entwicklung <strong>der</strong> unteren Entgeltgruppen untersucht. Das beschriebene Verfahrenhat neben den wie<strong>der</strong>holten Tariffor<strong>der</strong>ungen dazu geführt, dass deutliche Fortschritteerreicht werden konnten. Alle 74 Tarifverträge hatten 2010 insgesamt noch 179 Entgeltgruppenunterhalb von 8,50 Euro. Im November 2012 waren es „nur“ noch 44 Tarifverträge mit 85Entgeltgruppen unterhalb von 8,50 Euro. Hierin enthalten sind auch noch Tarifverträge, dieseit 2010 nicht mehr verhandelt werden.Übernahme nach <strong>der</strong> AusbildungNach einer Auswertung des WSI Tarifarchiv Anfang 2012 gibt es zahlreiche Tarifverträge inDeutschland, die Regelungen zur Übernahme nach <strong>der</strong> erfolgreich abgeschlossenen Ausbildungbeinhalten. In <strong>der</strong> Regel handelt es sich um befristete Übernahmeregelungen miteinem Zeitraum zwischen sechs und 24 Monaten. Aber es wächst auch die Zahl <strong>der</strong> Tarifbereichemit Vorschriften für eine unbefristete Übernahme. Diese wurden meist in Haustarifverträgenvereinbart.In den Jahren 2009 bis einschließlich 2013 war die For<strong>der</strong>ung nach Übernahme <strong>der</strong> Auszubildendenjeweils eine Empfehlung des Hauptvorstandes. Im November 2012 gab es in 22 Tarifgebieten<strong>der</strong> Ernährungsindustrie Übernahmeverpflichtungen, in <strong>der</strong> Regel für sechs biszwölf Monate.Für die Maggibetriebe (Nestlé) in Lüdinghausen und Singen konnte erstmals in <strong>der</strong> Ernährungsindustrieein Haustarifvertrag über ein „Demografie-Engagement zur Fachkräfteausbildung“abgeschlossen werden. Danach erhalten Auszubildende, die ihre Ausbildung in denJahren 2013 und 2014 in den beiden Betrieben beginnen, bereits mit <strong>der</strong> Annahme des Ausbildungsplatzeseine Zusage auf ein Einstellungsangebot für eine unbefristete Beschäftigungnach erfolgreichem Ausbildungsabschluss.Tarif gibt’s nur aktivTarifverträge sind lei<strong>der</strong> keine Selbstverständlichkeit mehr. Nur starke Gewerkschaften könnendie Lebens- und Arbeitsbedingungen verbessern. Je mehr Menschen hinter diesen For<strong>der</strong>ungenstehen, je höher ist <strong>der</strong> Druck, den wir auf die Arbeitgeber ausüben können. Je mehr Mitglie<strong>der</strong>wir haben und je motivierter die Belegschaften sind, desto besser können wir gute Tarifabschlüssedurchsetzen. Ohne einen entsprechenden gewerkschaftlichenOrganisationsgrad im Betrieb und ohne aktive Beteiligung <strong>der</strong> Belegschaft ist die Gefahr groß,keinen neuen Abschluss zu erzielen o<strong>der</strong> ein schlechtes Ergebnis akzeptieren zu müssen.Haustarifverträge dürfen für die Arbeitgeber auf keinen Fall die Billigausgabe von Flächentarifverträgensein. Außerdem sind Haustarifverhandlungen wenig Erfolg versprechend, wenn nurwenige Beschäftigte <strong>NGG</strong>-Mitglied sind.Geschäftsbericht 2008–2012 89


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikVor diesem Hintergrund hat <strong>der</strong> Hauptvorstand in seiner Sitzung am 24./25. November 2009eine Geschäftsordnung für Tarifkommissionen auf Bundesebene beschlossen, die einen Mindestorganisationsgradfür die Aufnahme von Tarifverhandlungen vorsieht. Insbeson<strong>der</strong>e mussgeklärt werden, ob die Zahl <strong>der</strong> organisierten Mitglie<strong>der</strong> eine ausreichende Durchsetzungskraftdarstellt, um erfolgreich Verhandlungen führen zu können.Dabei sollen aber auch Auswirkungen auf die Branche bzw. an<strong>der</strong>e Unternehmen in <strong>der</strong> Brancheberücksichtigt werden, wenn es zu keinen Tarifverhandlungen o<strong>der</strong> zu keinem Tarifabschlusskommt.Beim erstmaligen Abschluss eines Tarifvertrages gilt <strong>der</strong> Grundsatz eines Organisationsgradesvon 50 Prozent, <strong>der</strong> gegebenenfalls auch in Schritten erreicht werden kann. Für bestehendeTarifverträge gilt <strong>der</strong> Grundsatz eines Organisationsgrades von mindestens 30 Prozent. Ausgenommenvon einem Mindestorganisationsgrad sind Anerkennungstarifverträge, da keine negativenAuswirkungen für das Tarifniveau <strong>der</strong> Branche befürchtet werden müssen.1.3 Struktur unserer TarifverträgeSeit Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre erleben wir, dass tarifpolitisch gut regulierte Bereiche kleiner undtarifvertragsschwache o<strong>der</strong> gar -freie Bereiche größer werden. Im Jahr 2011 wurden in ganzDeutschland gerade noch 31 Prozent <strong>der</strong> Betriebe und 59 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten durcheinen Tarifvertrag erfasst. Die bundesweiten o<strong>der</strong> regionalen Branchentarifverträge gelten geradenoch für die Hälfte <strong>der</strong> Beschäftigten (51 Prozent) und für weniger als ein Drittel <strong>der</strong> Betriebe(29 Prozent). Seit Jahren lässt sich ein Trend zu einer weitreichenden Verlagerung <strong>der</strong>tarifpolitischen Gestaltungskompetenz auf die betriebliche Ebene beobachten. Im Ergebnisnimmt die Verbindlichkeit <strong>der</strong> vereinbarten (Flächen-) Tarifstandards ab.Eine wesentliche Ursache dieser Entwicklung sind die Austritte <strong>der</strong> Arbeitgeber aus ihren Verbändenund eine Zunahme <strong>der</strong> OT-Mitgliedschaften (ohne Tarifbindung) in den Arbeitgeberverbänden.Beeinflusst wird diese Entwicklung aber auch durch Verän<strong>der</strong>ungen auf dem Arbeitsmarkt,wie die zunehmende Prekarisierung von Beschäftigungsverhältnissen o<strong>der</strong> die Ausweitungdes Niedriglohnsektors. In <strong>der</strong> Folge können Arbeitgeber zunehmend so niedrige Entgeltezahlen, dass Beschäftigte ihr Einkommen über staatliche Transferleistungen aufstocken müssen,um ihre eigene Existenz zu sichern. Durch dieses faktische Kombilohnmodell erlangennicht tarifgebundene Arbeitgeber gegenüber tarifgebundenen Arbeitgebern einen Wettbewerbsvorteilzulasten <strong>der</strong> öffentlichen Hand, also <strong>der</strong> Steuerzahler und <strong>der</strong> Allgemeinheit. Daraufbasieren mittlerweile ganze Niedriglohn-Geschäftsmodelle. Drittens üben die internationaleStandortkonkurrenz und die Einbindung in Sharehol<strong>der</strong>-Value-Konzepte starken Druckauf die klassische Ordnungsfunktion nationaler Flächentarifverträge aus.In den von <strong>NGG</strong> vertretenen Branchen beobachten wir seit Jahren einen Trend hin zu mehrFirmentarifverträgen. Zwar hat sich <strong>der</strong> Bestand unserer Tarifverträge in den letzten fünf Jahreninsgesamt erhöht, und zwar um mehr als 16 Prozent. Während die Flächentarifverträgevon 2007 bis 2012 um fast fünf Prozent zunahmen, fiel dieser Zuwachs bei den Firmentarifverträgenum mehr als 22 Prozent aus. Ende 2012 waren von den insgesamt 3.959 Tarifverträgenim Bereich <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> fast 70 Prozent Firmentarifverträge und 30 Prozent Flächentarifverträge.90Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik<strong>NGG</strong>-Tarifzählung: Stand Dezember 20122001 2007 2012Differenz 2012 zu2007 absolutDifferenz 2012 zu2007 in ProzentFlächentarifverträgeGesamt: 844 1.149 1.204 55 4,8davon landesbezirksübergreifend 140 159 168 9 5,7davon landesbezirksweit 558 889 939 50 5,6davon Teile eines Bundeslandes 146 101 97 -4 - 4,0*davon neue Bundeslän<strong>der</strong> 95 186 232 46 24,7FirmentarifverträgeGesamt: 1.582 2.251 2.755 504 22,4davon landesbezirksübergreifend 177 238 61 34,5davon neue Bundeslän<strong>der</strong> 261 369 564 195 52,9Tarifverträge insgesamt: 2.426 3.400 3.959 559 16,4davon neue Bundeslän<strong>der</strong> 356 555 796 241 43,4*Die Anzahl <strong>der</strong> Tarifverträge „neue Bundeslän<strong>der</strong>“ ist auch in den Summen „landesbezirksübergreifend“ o<strong>der</strong> „landesbezirksweit“enthalten; Quelle: <strong>NGG</strong>-Tarifarchiv, 2012Beson<strong>der</strong>s bemerkenswert ist <strong>der</strong> Anstieg unserer Tarifverträge auch deshalb, weil im Berichtszeitraumrund 100 Tarifverträge zur Altersteilzeit ausgelaufen sind.Der anhaltende Trend beim Anstieg <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Firmentarifverträge macht <strong>zum</strong> einendeutlich, dass immer mehr Arbeitgeber aus den Flächentarifverträgen flüchten, und zeigt<strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en aber auch die enorme Leistung unserer <strong>NGG</strong>-Tarifkommissionen. Es ist in vielenFällen gelungen, die Tarifbindung <strong>der</strong> Arbeitgeber durch Firmentarifverträge weiter zu sicherno<strong>der</strong> die Tarifbindung erstmalig herzustellen.Die fast 4.000 Tarifverträge zeigen unsere branchen- und betriebsnahe Tarifpolitik eindrucksvoll.Angriffe <strong>der</strong> Arbeitgeber auf angeblich zu betriebsferne Tarifverträge gehen deutlich an<strong>der</strong> tarifpolitischen Wirklichkeit <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> vorbei.Eine tarifpolitische Schwerpunktaufgabe für die nächsten Jahre wird sein, eine weitere Zersplitterung<strong>der</strong> Tariflandschaft zu verhin<strong>der</strong>n, die Tarifbindung zu erhalten o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> herzustellenund erstmalige Tarifbindungen durchzusetzen. Vorrangiges Ziel bleibt dabei <strong>der</strong> Flächentarifvertrag.1.4 ArbeitskämpfeDie folgende Statistik drückt nur <strong>zum</strong> Teil in nackten Zahlen das große Engagement unsererehren- und hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen aus, die sich in vielen Betrieben während<strong>der</strong> jeweiligen Tarifrunden für akzeptable Abschlüsse eingesetzt haben.Beispielsweise sind nicht aufgeführt die vorbereiteten Arbeitskampfmaßnahmen, die nichtdurchgeführt wurden, weil angesichts <strong>der</strong> Kampfbereitschaft unserer Kolleginnen und Kollegendoch noch eine Tarifeinigung erzielt worden ist.Geschäftsbericht 2008–2012 91


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikObwohl in <strong>der</strong> Tarifrunde <strong>der</strong> Brauwirtschaft 2009 sich allein im Tarifgebiet Bayern 18 Betriebemit ca. 1.500 Beschäftigten und im Tarifgebiet Nordrhein-Westfalen zwölf Betriebe mit ca. 800Beschäftigten am Warnstreik beteiligten, haben wir sie jeweils als ein Warnstreik pro Tarifgebietzusammengefasst. Das Gleiche gilt 2009 für die Tarifrunde Süßwarenindustrie. Hier warenes in Bayern sechs Betriebe mit ca. 500 Beschäftigten und in Nordrhein-Westfalen acht Betriebemit ca. 1.200 Beschäftigten.Auch die 2.400 Kolleginnen und Kollegen, die 2010 in 22 Betrieben <strong>der</strong> bayrischen Milchwirtschaftdem Streikaufruf <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> folgten, sind zu einem Warnstreik zusammengefasst worden.2011 haben wir die zwei großen bundesweiten Warnstreikwellen in <strong>der</strong> Brauwirtschaft alseinen Warnstreik gezählt. Die Arbeitgeber hatten den Bundesrahmentarifvertrag gekündigtund verlangten die Einführung einer Niedriglohngruppe für die so genannten „Randbelegschaften“.Am Streik haben sich mehr als 2.800 Beschäftigte in 40 Betrieben beteiligt.Auch die vielen notwendigen Streiks in den Arbeitskämpfen 2012 bei <strong>der</strong> norddeutschen KlinikgruppeDamp AG und beim Suppen- und Fertiggerichtehersteller Zamek in Düsseldorfsind in <strong>der</strong> Statistik als ein Streik gezählt worden.Dies alles zeigt, die Verteilungskämpfe in allen Branchen sind härter geworden.Dies zeigt aber auch, wie richtig unser Weg ist „Tarif gibt’s nur Aktiv“.Arbeitskampfmaßnahmen 2008 bis 2012WarnstreiksUrabstimmungenUnbefristeteStreiks*Aktioneninsgesamt2008 26 3 2 312009 25 1 – 262010 22 3 1 262011 16 2 2 202012 30 3 3 36Summe 119 12 8 139* Streiks über längere Zeiträume sind nur im Jahr des Beginns gezählt worden.Quelle: <strong>NGG</strong>-Tarifarchiv, 2012Stellvertretend für das vielfältige engagierte Eintreten unserer ehren- und hauptamtlichenKolleginnen und Kollegen bleiben folgende Arbeitskämpfe in beson<strong>der</strong>er gemeinsamer Erinnerung<strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong>.2008Um den Abschluss eines Haustarifvertrages ging es bei einem 13 Tage langen Streik bei <strong>der</strong>Scherdel-Brauerei in Hof. 87 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten stimmten für den Arbeitskampf, umihre Löhne und Gehälter abzusichern. Vor dem Streik verdiente die Scherdel-Belegschaftdurchschnittlich 20 Prozent weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen bei <strong>der</strong> Kulmbacher-Brauerei, zu <strong>der</strong>en Gruppe die Brauerei in Hof gehört. Die Einigung sah schließlich einen Zu-92Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitikschlag von 100 Euro auf die Löhne und Gehälter und die Ankoppelung an den bayerischenFlächentarifvertrag vor. Vereinbart werden konnte außerdem ein Arbeitgeberbeitrag von 100Euro für die betriebliche Altersversorgung.2009Für die rund 3.500 Beschäftigten des Braukonzerns Anheuser-Busch in Deutschland ging esum den Erhalt von Arbeitsplätzen. Der weltgrößte Brauereikonzern wollte bei <strong>der</strong> Gilde-Brauereiin Hannover 90 von 132 und in Bremen bei Beck’s 65 Arbeitsplätze abbauen. Ein Warnstreikbei Beck’s in Bremen machte einen Sozialtarifvertrag möglich, <strong>der</strong> als „Meilenstein“ gefeiertwurde. Damit wurden die Abfindungen bei betriebsbedingten Kündigungen, aber auch bei<strong>der</strong> dauerhaften Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit deutlich erhöht. Es wurden daneben unter an<strong>der</strong>emeine finanzielle Abfe<strong>der</strong>ung bei Kurzarbeit und ein Anspruch auf Altersteilzeit vereinbart.2010Super Ernteerträge und niedrige Tarifabschlüsse war die Parole <strong>der</strong> Arbeitgeber <strong>der</strong> Zuckerindustrie.Deshalb legten die Belegschaften von Pfeifer & Langen in den Werken Kalkar, Elsdorf,Euskirchen, Lage und Jülich, bei Nordzucker in Braunschweig, Clauen, Schladen, Nordstemmenund Uelzen, bei Danisco und in den zwei Südzucker-Werken Wabern und Warburgdie Arbeit nie<strong>der</strong>. Drei Wochen nach dem ersten Warnstreik konnte <strong>der</strong> Tarifvertrag abgeschlossenwerden.2011Um die Wie<strong>der</strong>einführung des Flächentarifvertrags ging es beim Streik <strong>der</strong> 21 Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter von Lieler Schlossbrunnen Sattler GmbH in Schliengen in Baden-Württemberg.Bei dem Unternehmen mussten Beschäftigte 45 Stunden arbeiten, um auf das gleicheGeld zu kommen, das Kolleginnen und Kollegen in an<strong>der</strong>en Unternehmen mit einer38-Stunden-Woche verdienten. In einer Urabstimmung sprachen sich 100 Prozent <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong> für einen unbefristeten Streik aus. In letzter Minute vor Beginn des Arbeitskampfeslenkten die Arbeitgeber anscheinend ein und stimmten zu, dass <strong>der</strong> Flächentarifvertrag wie<strong>der</strong>für das Unternehmen eingeführt wird. Die Einigung hatte nur einen Fehler: Sie wurde vonden Arbeitgebern nicht unterschrieben. Erst durch den Druck nach einem einwöchigen Streikwar die Chefetage dazu bereit, das Verhandlungsergebnis festzuschreiben.Geschäftsbericht 2008–2012 93


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik2012Mit einem in <strong>der</strong> deutschen Geschichte bisher einmaligen Vorgehen versuchte die norddeutscheKlinikgruppe Damp AG im Jahr 2012 ihre Belegschaft einzuschüchtern. Der neue HauptaktionärFresenius Helios kündigte tausend Beschäftigten, weil sie ihr Recht auf Streik wahrgenommenhatten. Nach mehreren Warnstreiks, einem unbefristeten Streik, einerDemonstration in Kiel, lenkten die Arbeitgeber schließlich bei den Tarifverhandlungen ein.Die Kündigungen wurden zurückgenommen. Allen wurde die Weiterbeschäftigung bis zu 18Monaten zu den alten Konditionen angeboten. Außerdem behielten alle ihre Löhne und Gehälter,wenn sie zu zwei neuen Helios-Servicegesellschaften wechseln mussten. Fernerschrieb <strong>der</strong> Tarifvertrag eine Beschäftigungs- und Servicegesellschaft vor.Erbittert wurde im Jahr 2012 auch <strong>der</strong> Arbeitskampf beim Suppen- und FertiggerichteherstellerZamek in Düsseldorf geführt. Die Beschäftigten hatten dort drei Jahre lang auf ihr Weihnachtsgeldund zwei Urlaubstage verzichtet, um dem Unternehmen die Gelegenheit zu geben,die wirtschaftliche Basis zu verbessern. Statt zu den in den Tarifverträgen vereinbartenLeistungen zurückzukehren, war Zamek aus dem Tarifverband <strong>der</strong> Arbeitgeber <strong>der</strong> Obst undGemüse verarbeitenden Industrie ausgetreten. In einem 14 Wochen dauernden Arbeitskampfzeigten die Kolleginnen und Kollegen Geschlossenheit.Mit einer flexiblen Streiktaktik versetzten sie immer wie<strong>der</strong> Nadelstiche, auf die sich die Unternehmensführung(<strong>zum</strong> Beispiel durch den Einsatz von Leiharbeitsbeschäftigten) nicht einstellenkonnte.Unter dem ständig steigenden Druck auf den Suppenhersteller wurden die Gültigkeit desManteltarifvertrages ohne Abstriche und die Anhebung <strong>der</strong> Löhne und Gehälter in zwei Stufenvereinbart.Am 18. Oktober 2012 gingen auch mehr als 200 Beschäftigte des Geflügelproduzenten Astenhofin Hainspitz in den Warnstreik. Sie erhöhten damit den Druck auf den Arbeitgeber, endlichein akzeptables Angebot für einen Entgelt- und Manteltarifvertrag vorzulegen. Eine Tarifbindunggab es zuvor in diesem Betrieb nicht. Innerhalb eines Jahres hatten sich von den 270Beschäftigten mehr als 150 in <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> organisiert und damit die Grundlage für Tarifverhandlungengelegt. Dank des großen Einsatzes beim Warnstreik, konnte ein Entgelt- und Manteltarifvertragvereinbart werden. Der Entgelttarifvertrag regelt eine Steigerung von durchschnittlich15 Prozent in drei Stufen und mit dem Manteltarifvertrag ist es gelungen, klareVereinbarungen unter an<strong>der</strong>em zur Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitszeit, Regelung zur Samstagsarbeitund Bezahlung von Zuschlägen zu regeln.1.5 Tarifliche AltersvorsorgeDie erste Säule <strong>der</strong> Alterssicherung, nämlich die gesetzliche Rente, stellte und stellt nach wievor für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten die wichtigste Säule dar.Seit dem Jahr 2000 werden parallel <strong>zum</strong> parlamentarischen Verfahren <strong>zum</strong> Altersvermögensgesetzbzw. Betriebsrentengesetz mit mehreren Arbeitgeberverbänden intensive Gesprächeund anschließende Verhandlungen <strong>zum</strong> Thema Altersvorsorge geführt, um drohende Altersarmutzu reduzieren. Denn laut Rentenbericht <strong>der</strong> Bundesregierung betrug in 2008 die ge-94Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitiksetzliche Versichertenrente für Frauen in Deutschland durchschnittlich 526 Euro, <strong>der</strong> Wert fürMänner lag bei 967 Euro. Und das gesetzliche Rentenniveau soll zukünftig noch abgesenktwerden. Damit setzt die tarifliche Altersvorsorge <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> neben dem tarif- und sozialpolitischenErfolg auch auf wichtige gleichstellungspolitische Akzente.Im Mai 2001 kam es zu einem ersten Tarifabschluss <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> mit dem Süßwarenverband überdie tarifliche Altersvorsorge für 55.000 Branchenbeschäftigte. In diesem Tarifvertrag sindStrukturen vereinbart worden, die in nunmehr über 350 Tarifverträgen auch für die Beschäftigtenin an<strong>der</strong>en Bereichen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> grundsätzlich übernommen wurden. Im Berichtszeitraum2008 bis 2012 hat sich die Anzahl <strong>der</strong> Tarifverträge angesichts <strong>der</strong> bereits fast vollständigenFlächendeckung kaum erhöht. Dennoch ist es zur Verbesserung <strong>der</strong> Altersvorsorgegekommen, indem die Arbeitgeberbeiträge in vielen Tarifverträgen erhöht werden konnten.So ist im Altersvorsorgetarifvertrag Süßwaren <strong>der</strong> Arbeitgeberbeitrag im Jahr 2011 um die früherenvermögenswirksamen Leistungen aufgestockt worden.Mit den obligatorischen Arbeitgeberbeiträgen und zusätzlich geför<strong>der</strong>ter Entgeltumwandlunggelang es für die meisten Branchen <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft, im DurchführungswegPensionskasse die zweite Säule <strong>der</strong> Altersvorsorge für sechsstellige Beschäftigtenzahlen imBerichtszeitraum weiter auszubauen. Damit konnte nahezu flächendeckend für alle Beschäftigtenin <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft eine gute, obligatorische Altersvorsorge über die zweiteSäule erreicht werden. Beson<strong>der</strong>e Vorteile <strong>der</strong> tariflichen Altersvorsorge <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> liegen inihrer Einfachheit und Effizienz.Konferenz „10 Jahre tarifliche,betriebliche Altersvorsorge“ 2010im BZOAufgrund <strong>der</strong> finanziellen Weiterentwicklung <strong>der</strong> Tarifverträge in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft liegendie Durchschnittseinzahlungen je Kopf und Jahr bei nunmehr ungefähr 600 Euro, in <strong>der</strong>Spitze sogar bei über 1.000 Euro.Betriebsräte, Gewerkschaft <strong>NGG</strong>, Arbeitgeber und <strong>der</strong>en Verbände haben im September 2010im Bildungszentrum Oberjosbach in einer Konferenz „Zehn Jahre tarifliche, betriebliche Altersvorsorge“die gemeinsamen Erfolge für die Beschäftigten in Ernährungswirtschaft, Hotellerieund Gastronomie gewürdigt.Die <strong>zum</strong> Ende des Berichtszeitraumes wichtigste Herausfor<strong>der</strong>ung im Bereich <strong>der</strong> betrieblichenAltersvorsorge ist das europäische Regelungsvorhaben „Solvency II“. <strong>NGG</strong> stimmt grund-Geschäftsbericht 2008–2012 95


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitiksätzlich den von <strong>der</strong> Europäischen Kommission formulierten Zielen einer angemessenen undnachhaltigen, transparenten und insolvenzsicheren Alterssicherung zu.Wir sind aber <strong>der</strong> Auffassung, dass die tarifliche und betriebliche Altersversorgung inDeutschland bereits heute den von <strong>der</strong> EU gefor<strong>der</strong>ten Zielen und Mindestanfor<strong>der</strong>ungenhinsichtlich Nachhaltigkeit, Sicherheit, Portabilität und Information entspricht.Deshalb treten wir dafür ein, dass alle Initiativen, auch auf europäischer Ebene, unterbleibenmüssen, die den bestehenden und bewährten Rahmen <strong>der</strong> betrieblichen Altersversorgungin Deutschland negativ beeinflussen können.Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für die von <strong>der</strong> EU-Kommission im Grünbuch aufgeworfenen Frage, inwieweitSolvency II-Regelungen, die im Jahr 2012 für Versicherungsunternehmen umgesetztwerden sollen, auch auf Einrichtungen <strong>der</strong> betrieblichen Altersversorgung, insbeson<strong>der</strong>e Pensionskassenund Pensionsfonds, ausgedehnt werden sollten.Diese Frage wird von <strong>NGG</strong> eindeutig abschlägig beantwortet. Hierbei besteht Einigkeit mit<strong>der</strong> Arbeitgeberseite.1.6 ArbeitszeitpolitikIn <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong>, wie aller Gewerkschaften, ist <strong>der</strong> Kampf um dieArbeitszeit eine <strong>der</strong> zentralen Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit den Arbeitgebern. Die Frage <strong>der</strong>Arbeitszeit und Arbeitszeitgestaltung ist allgegenwärtig und wird im Grunde Tag für Tag inden Betrieben geführt. Die Argumentation „Längere Arbeitszeiten sichern Arbeitsplätze“ wirdnach wie vor von Arbeitgebern und ihnen nahestehenden Politikern sowie Wissenschaftlernpropagiert. Wer sich die For<strong>der</strong>ung nach Arbeitszeitverlängerung vergegenwärtigt, dem wirdschnell klar, dass die Dauer <strong>der</strong> Arbeitszeit eine zentrale verteilungspolitische Auseinan<strong>der</strong>setzungist.In den Jahren 2005 und 2006 hat <strong>NGG</strong> eine Arbeitszeitkampagne „Zeit ist mehr als Arbeitszeit“durchgeführt. Die Einhaltung und Verteidigung tariflicher Arbeitszeitbestimmungen und dieArbeitszeitgestaltung im Interesse <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer waren die wesentlichstenInhalte <strong>der</strong> Kampagne. Von Ausnahmen abgesehen, ist es in dieser Zeit aufgrund<strong>der</strong> politischen Rahmenbedingungen nicht gelungen, weitere Arbeitszeitverkürzungen flächendeckenddurchzusetzen. Die Arbeitszeitkampagne hatte aber ein zentrales Ergebnis, diewöchentlichen Arbeitszeiten konnten bis heute, trotz massiver Angriffe <strong>der</strong> Arbeitgeber, erfolgreichverteidigt werden.Die Abwehr von Arbeitgeberfor<strong>der</strong>ungen nach Arbeitszeitverlängerung wird uns vor demHintergrund von Rationalisierungen, Konzentrationsprozessen sowie Drohungen von Arbeitsplatzabbauund -verlagerung auch künftig beschäftigen und erhebliche Anstrengungen erfor<strong>der</strong>n.Dabei geht es nicht mehr allein um die wöchentliche Arbeitszeit. Immer mehr richtensich die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitgeber auch auf die jährliche Arbeitszeit, und zwar in Formvon Streichung von Urlaubstagen und weiteren beson<strong>der</strong>en Freistellungsregelungen in denManteltarifverträgen. Die Verteidigung <strong>der</strong> Arbeitszeiten war und wird folglich weiter ein notwendiger,aber nicht ausreichen<strong>der</strong> Schwerpunkt sein.96Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikWir haben das Thema qualitative Arbeitszeitgestaltung in den vergangenen fünf Jahren stärkerin den Mittelpunkt unserer Arbeitszeitpolitik gerückt. Dabei geht es insbeson<strong>der</strong>e darum,Gestaltungsfreiräume und Entscheidungsmöglichkeiten über die Arbeitszeit zugunsten unsererKolleginnen und Kollegen zu sichern. Dies insbeson<strong>der</strong>e auch zur besseren Vereinbarkeitvon Familie und Beruf. Die Erfahrungen <strong>der</strong> Arbeitszeitkampagne und die Beschlüsse des 15.Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es zu Fragen <strong>der</strong> Arbeitszeit sowie die Vereinbarungen <strong>der</strong><strong>NGG</strong> zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung bilden dabei die Grundlage.Hierzu hat <strong>NGG</strong> 2008 eine Arbeitshilfe herausgegeben. Die Arbeitshilfebeinhaltet neben tarifvertraglichen Eckpunkten auch eine Musterbetriebsvereinbarungfür mögliche betriebliche Regelungen zurGestaltung flexibler Arbeitszeiten. Dabei werden branchenspezifischeBeson<strong>der</strong>heiten berücksichtigt.Mit dieser Arbeitshilfe bieten wir die Möglichkeit, Fragen <strong>der</strong> qualitativenArbeitszeitpolitik stärker in die Beratungspraxis von <strong>NGG</strong> aufzunehmen.Mit <strong>der</strong> Bereitstellung eines erweiterten und verbesserten computergestütztenPersonal- und Schichtplaners (BASS) 2009, verbunden mit<strong>der</strong> Schulung von Hauptamtlichen aus allen Landesbezirken, habenwir eine Anfor<strong>der</strong>ung aus <strong>der</strong> Arbeitszeitkampagne umgesetzt.Unter <strong>der</strong> Überschrift „Arbeitszeit humaner gestalten“ in <strong>der</strong> Broschüre„Lebens- und Arbeitsbedingungen verbessern – die Tarifpolitik <strong>der</strong><strong>NGG</strong>“ haben wir die grundsätzlichen Positionen zur Arbeitszeit, sowie sie <strong>der</strong> letzte <strong>Gewerkschaftstag</strong> beschlossen hat, veröffentlicht.Die Broschüre ist <strong>der</strong> vom <strong>Gewerkschaftstag</strong> beschlossene tarifpolitischeHandlungsrahmen und dient allen Ebenen und den Tarifkommissionenals Richtschnur für die Tarifpolitik <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.„Arbeitszeiten human und flexibel gestalten“ ist einer von sieben Schwerpunkten unserer Demografie-Initiative.Eine beson<strong>der</strong>e Berücksichtigung finden dabei unter an<strong>der</strong>em folgendeThemenfel<strong>der</strong>:• Beson<strong>der</strong>s für belastete Beschäftigte die Schicht- und Nachtarbeit gesundheitsschonendgestalten.• Die Arbeitszeit von älteren Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeitern verkürzen und flexibilisieren– dazu gehört die kritische Diskussion um die Ausweitung <strong>der</strong> Sechs- bzw. Sieben-Tage-Woche.• Für beson<strong>der</strong>s belastete, berufstätige Frauen die Schichtarbeit humaner gestalten.• Die Arbeitszeiten für alle Beschäftigten human gestalten, dass sie wirklich am Familienlebenund an gesellschaftlichen Aktivitäten teilhaben können.• Individuelle Anfor<strong>der</strong>ungen an die Weiterbildung <strong>der</strong> Beschäftigten unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<strong>der</strong> speziellen Situation von älteren Beschäftigten.• Altersgerechte Arbeits(zeit)politik.Mit dieser inhaltlichen Schwerpunktsetzung werden die empfohlenen Inhalte <strong>zum</strong> Abschluss<strong>der</strong> Arbeitszeitkampagne aufgegriffen und fortgeführt. Unabhängig davon hat <strong>der</strong> 15. Ordentliche<strong>Gewerkschaftstag</strong> bekräftigt, dass es das gewerkschaftspolitische Ziel <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> ist,die Arbeitszeit weiter zu verkürzen.Geschäftsbericht 2008–2012 97


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik1.7 Mindestlohn: Die Gewerkschaften bestimmen dieöffentliche DiskussionUnsere Gewerkschaft <strong>NGG</strong> war die erste DGB-Gewerkschaft, die im Jahre 1999 die For<strong>der</strong>ungnach einem flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn erhoben hat.Seit 2005 arbeiten wir mit den Kolleginnen und Kollegen von ver.di gemeinsam in <strong>der</strong>„Initiative Mindestlohn“ für dieses Ziel.Im Dezember 2008:Mindestlohnplakat in <strong>der</strong>Friedrichstraße, Berlin, noch mit <strong>der</strong>damaligen For<strong>der</strong>ung nach einemMindestlohn von 7,50 EuroIn <strong>der</strong> Regierungszeit <strong>der</strong> Großen Koalition ist es <strong>der</strong> SPD 2008 gelungen, die unterenGruppen ausgewählter Tarifverträge als Mindestbezahlung gesetzlich festzulegen. Davonprofitieren Ende 2012 mehr als 3,5 Millionen Beschäftigte in den verschiedensten Branchen.Allerdings ist eine Voraussetzung dafür, dass bundesweit gültige Tarifverträge mit denArbeitgeberverbänden abgeschlossen werden.Dies ist aufgrund <strong>der</strong> Verweigerungshaltung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandesim Gastgewerbe nicht gelungen, auch im Bäckerhandwerk hat es keine Bereitschaft vonSeiten <strong>der</strong> Arbeitgeber dazu gegeben. Das Gleiche gilt für die unterschiedlichen Teilbranchen<strong>der</strong> Fleischindustrie.Daran wird deutlich, dass trotz dieser Verbesserung <strong>der</strong> flächendeckende gesetzlicheMindestlohn weiter ganz oben auf <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Tagesordnung in Deutschlandsteht.So hat die „Initiative Mindestlohn“ Ende 2008 die Kampagne „Stimmen für den Mindestlohn –Mindestlohn per Gesetz!“ ins Leben gerufen, um im Wahljahr auf die Notwendigkeit einesgesetzlichen Mindestlohns hinzuweisen.98Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikMindestlohnabstimmung imBetrieb, 2009Von April 2009 bis <strong>zum</strong> 21. September tourte <strong>der</strong> Mindestlohn-Truck durch Deutschland. Aufvielen Straßen und Plätzen informierten die DGB-Gewerkschaften mit dem roten Infomobilüber ihre For<strong>der</strong>ung nach einem gesetzlichen Mindestlohn.Aktiv für den Mindestlohn vor demKanzleramt, 2009Im September 2009 ergab eine Umfrage, dass bei den Wählerinnen und Wählern von SPD,Grünen und Linken die Zustimmung für einen gesetzlichen Mindestlohn bei mehr als 93Prozent lag, selbst 80 Prozent <strong>der</strong> Unionswähler und auch noch 75 Prozent <strong>der</strong> FDP Wählersind für den gesetzlichen Mindestlohn!Geschäftsbericht 2008–2012 99


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikAuf Initiative von <strong>NGG</strong> und ver.di beschloss <strong>der</strong> DGB-Bundeskongress im Mai 2010 einenMindestlohn von 8,50 Euro. Damit machten die 400 Delegierten deutlich, wie notwendigExistenz sichernde Entgelte sind! Insbeson<strong>der</strong>e vor dem Hintergrund <strong>der</strong> vollenArbeitnehmerfreizügigkeit am 1. Mai 2011 wurde eine gesetzliche Schranke gegenDumpinglöhne eingefor<strong>der</strong>t.Leben ohne Mindestlohn – Arm trotz Arbeit: Niedriglöhner, Leiharbeiter und„Aufstocker“ erzählen“Im Frühjahr 2011 bestimmte das von Günter Wallraff,Franz-Josef Möllenberg und Frank Bsirskeherausgegebene Buch „Leben ohne Mindestlohn –Arm wegen Arbeit: Niedriglöhner, Leiharbeiter und‚Aufstocker‘ erzählen“ die Debatte. Das Ziel diesesBuches war es, den Menschen eine Stimme zuverleihen, die unter Dumpinglöhnen leiden. Sokonnte verdeutlicht werden, dass es nicht nur umniedrige Einkommen, son<strong>der</strong>n um eine zu geringeMöglichkeit <strong>der</strong> Teilhabe am Leben geht. Mit <strong>der</strong>Teilnahme von mehr als 100 Journalisten an <strong>der</strong>Pressekonferenz zur Vorstellung des Buches undzahlreichen Pressemeldungen undRundfunkbeiträgen konnte eine breite Wirkungerzielt werden. Die Politiker, die sich gegen denMindestlohn wenden, müssen sich jetzt immerwie<strong>der</strong> die Beispiele aus dem Buch vorhalten lassen– von Menschen, die so geringe Löhne erhalten, dasssie davon nicht leben können.Foto: Babette BrandenburgKein Lohn unter 8,50 EuroGesetzlicher Mindestlohn jetzt!www.initiative-mindestlohn.deIm Dezember 2010 hatte <strong>der</strong> Arbeitnehmerflügel <strong>der</strong>CDU einen „allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn“gefor<strong>der</strong>t, im November 2011 beschloss die CDUdann eine „allgemein verbindliche Lohnuntergrenze“.Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich dieserBeschluss aber als gezielte Täuschung. EineKommission <strong>der</strong> Tarifparteien soll an Branchenlöhnenorientiert Vorschläge machen, eine Einflussnahme<strong>der</strong> Politik auf diese Lohnuntergrenze wirdabgelehnt. Aus unserer Sicht ein klarer Verstoß gegendas Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes, an das dieRegierung gebunden ist.» Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt «*Anne Steins, 30Kassiererin bei einerFast-Food-Kette inMecklenburg-Vorpommern* Name geän<strong>der</strong>tEs macht mich traurig zu sehen, für wie wenig Geld wir arbeitenmüssen. Ich verdiene 5,80 Euro die Stunde, Aushilfen bekommen sageund schreibe 4,80 Euro. Dabei ist die Arbeit anstrengend: Man mussdie ganze Zeit stehen und immer freundlich sein. Und wir arbeiten imSchichtdienst. Zuschläge für Nacht-, Sonn- o<strong>der</strong> Feiertagsarbeit gibtes nicht. Fast alle Kolleginnen und Kollegen müssen aufstocken, weil<strong>der</strong> Lohn <strong>zum</strong> Leben nicht reicht. Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt.Der Geschäftsführer hat uns dazu gesagt: » Wir können nicht mehrzahlen! Der Laden trägt sich gerade so. « Es ist schwer zu glauben,aber vielleicht auch wahr.Ich arbeite rund 30 Stunden die Woche und bekomme zwischen 550und 750 Euro netto raus. Das würde für mich und meine Kin<strong>der</strong> niemalsreichen. Ich habe das Glück, dass ich einen Freund habe, <strong>der</strong> einenbesser bezahlten Job hat, sodass wir gerade so zurechtkommen. Dochwarum müssen meine Kolleginnen und Kollegen Hartz IV beantragen?Ich meine, je<strong>der</strong> Mensch müsste mindestens so viel Lohn bekommen,dass er davon leben kann.Ich bin gelernte Kauffrau für Bürokommunikation – aber eine Stelle indiesem Bereich habe ich hier bislang nicht gefunden. Was mir nochwichtig ist: Ich kämpfe nicht gegen meinen Arbeitgeber, ich kämpfe fürden gesetzlichen Mindestlohn!64100Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikKlarstellung <strong>zum</strong> CDU-Parteitagsbeschluss. <strong>NGG</strong>-Aktionauf Facebook, 2012Eine Untersuchung <strong>der</strong> Universität Duisburg-Essen hat im November 2011 die dramatischeEntwicklung ans Licht gebracht: 1998, als <strong>NGG</strong> die For<strong>der</strong>ung nach einem gesetzlichenMindestlohn diskutierte, war <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer imNiedriglohnbereich bei ca. 14 Prozent. Im Jahre 2009, also rund elf Jahre später, lag dieserAnteil bei rund 22 Prozent. Mehr als 18 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten in Deutschland haben 2009weniger als 8,50 Euro pro Stunde erhalten.Diese Untersuchung hat nochmals erschreckend deutlich gemacht, welche dramatischeAusweitung <strong>der</strong> Niedriglohnsektor in Deutschland erfahren hat und wie sich die Verhältnisseim Arbeitsmarkt verschoben haben: Immer mehr Arbeitsplätze sind zeitlich befristet,Teilzeitarbeitsplätze o<strong>der</strong> gar Minijobber. In immer mehr Fällen werden keine Tarifverträgemehr angewandt, Leiharbeiter beschäftigt o<strong>der</strong> Werkvertragsunternehmen mitDienstleistungen beauftragt, die wie<strong>der</strong>um nicht tarifgebunden sind.Dies führt zu Einkommen, die deutlich unter den Tarifeinkommen liegen und oft in dengewerkschaftlich schlecht organisierten Dienstleistungsbereichen zu finden sind.Auf dem <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008 unserer <strong>NGG</strong> hat es eine intensive und qualifizierteDiskussion darüber gegeben, ob <strong>NGG</strong> Tarifverträge unter damals 7,50 Euro überhaupt nochabschließen soll. Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> hat damals entschieden, dass dies unter bestimmtenBedingungen weiter möglich sein soll. Darüber ist im <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand immer wie<strong>der</strong>berichtet worden. Letztlich ist es gelungen, in zahlreichen Tarifgebieten die unteren Gruppenüberproportional anzuheben, so dass keine Stundenlöhne unter 8,50 Euro mehr gezahltwerden.Diese konsequente Entwicklung ist aktuell von beson<strong>der</strong>er Bedeutung, da <strong>der</strong>zeit die CDUeinen Mindestlohn für Bereiche vorschlagen will, in denen keine Tarifverträge bestehen. WennTarifverträge unterhalb eines zu findenden Mindestlohns liegen, so sollen sie weiter gültigsein – wenn also tarifvertraglich schlechtere Bedingungen vereinbart sind, gelten diese fort.Umso wichtiger ist es, dass <strong>NGG</strong> konsequent den Weg zur Vermin<strong>der</strong>ung von Tarifgruppenunterhalb von 8,50 Euro geht!Auch wenn in den <strong>NGG</strong>-Tarifverträgen <strong>der</strong> weit überwiegende Teil aller Tarifgruppen deutlichüber 8,50 Euro liegt, so muss doch herausgestellt werden, dass die Einführung einesflächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns auch die Gefährdung bisher bessererTarifbedingungen durch Dumpinglöhne verhin<strong>der</strong>t.Geschäftsbericht 2008–2012 101


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikZum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung dieses Berichts haben wir uns im Jahre 2011 mit den Folgen <strong>der</strong>Leiharbeit in den <strong>NGG</strong>-Organisationsbereichen auseinan<strong>der</strong>gesetzt, 2012 setzen wir dies mit<strong>der</strong> Thematisierung von Werkverträgen fort. Die bekannten Auswüchse dieserBeschäftigungsform, insbeson<strong>der</strong>e im Schlachtbereich, gehören dringend abgestellt, in dieserBranche ist ein gesetzlicher Mindestlohn das Mindeste, was die Arbeit von Menschen Wertsein muss. Dies stellen wir in <strong>der</strong> Diskussion um Werkverträge heraus und verknüpfen diesauch in <strong>der</strong> Zukunft mit unserer von weiten Teilen <strong>der</strong> Bevölkerung unterstützten For<strong>der</strong>ungnach einem gesetzlichen Mindestlohn.1.8 LeiharbeitLeiharbeit ist gekennzeichnet durch ein Dreiecksverhältnis zwischen Verleiher, Arbeitnehmernund Entleiher. Damit kommt es zu einer Trennung von Arbeitsvertrag und Beschäftigungsverhältnis.Die Arbeitnehmerüberlassung in Deutschland ist seit 1972 gesetzlich geregelt. Allerdingswurde das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz seither mehrfach zulasten <strong>der</strong> Leiharbeitnehmerinnenund Leiharbeitnehmer geän<strong>der</strong>t.Leiharbeit in Deutschland wächst seit Längerem mit hoher Dynamik. Unterbrochen nur vonzwischenzeitlichen Phasen wie beispielsweise <strong>der</strong> Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009.Deutliche Anstiege sind dabei vor allem kurz nach den Zeitpunkten <strong>der</strong> wichtigsten rechtlichenÄn<strong>der</strong>ungen zu beobachten. Im Dezember 1980 lag die Zahl <strong>der</strong> Leiharbeitnehmerinnenund Leiharbeitnehmer noch bei 33.000, zehn Jahre später schon bei 119.000 und im Dezember2001 bei 338.000. Im Zuge <strong>der</strong> Hartz-Gesetze kam es zu einer weiteren Expansion <strong>der</strong>Leiharbeit. Im Dezember 2011 gab es in Deutschland 872.000 Leiharbeitsbeschäftigte. In denletzten zehn Jahren hat sich ihre Zahl damit verdreifacht, in den letzten 20 Jahren versiebenfacht.Aktuell bewegt sich die Beschäftigung in <strong>der</strong> Leiharbeit auf einem hohen Niveau, zeigtaber seit einem Jahr kaum noch Verän<strong>der</strong>ung.102Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikEntwicklung <strong>der</strong> Anzahl von Leiharbeitnehmern und Reformen <strong>der</strong> Arbeitnehmerüberlassung1.000.000800.0001. Reform1. Mai 19852. Reform1.Januar 19943. Reform1. April 19974. Reform1. Januar 20025. Reform1. Januar 2003600.000400.000287.600282.400200.000103.300181.20041.7001980 1985 1990 1995 2000 2005 2010Quelle: Statistik <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, 2012Anfang 2012 hat <strong>NGG</strong> gemeinsam mit 371 Betriebsräten <strong>der</strong> Ernährungsindustrie und desHotel- und Gaststättengewerbes den Umfang des Einsatzes von Leiharbeit und Werkverträgenin den Betrieben ermittelt. Zentrale Ergebnisse <strong>zum</strong> Thema Leiharbeit:• In 67 Prozent <strong>der</strong> Betriebe werden Leiharbeitsbeschäftigte eingesetzt.• Der Anteil <strong>der</strong> Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer, gemessen an <strong>der</strong> Stammbelegschaft,liegt mit gut fünf Prozent über dem Bundesdurchschnitt (ca. drei Prozent).• Die Schwerpunkte des Einsatzes von Leiharbeitsbeschäftigten sind in den WirtschaftsgruppenGetreide, Süßwaren und Zucker, Milch und Fett, Fleisch sowie Getränke.• Der Einsatz <strong>der</strong> Leiharbeitskräfte liegt überwiegend bei bis zu sechs Monaten (ca. 57 Prozent).• 32 Prozent geben an, Leiharbeitsbeschäftigte ersetzen Stammarbeitsplätze.• Die durchschnittliche Stundenlohndifferenz lag bei mehr als fünf Euro.• In mehr als jedem fünften Betrieb gibt es eine Betriebsvereinbarung, die den Einsatz vonLeiharbeit regelt.Geschäftsbericht 2008–2012 103


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikBranchenzuschläge<strong>NGG</strong> ist bisher den unmittelbaren betrieblichen Weg gegangen, um zu Vereinbarungen überdie Begrenzung von Leiharbeit und Equal-Pay-Regelungen zu kommen. Hier ist den Regionenund Betriebsräten eine Mustervereinbarung zur Verfügung gestellt worden. Von <strong>NGG</strong> angestrebteRegelungen in Flächentarifverträgen mit den Arbeitgeberverbänden <strong>der</strong> Ernährungsindustriewaren nicht erfolgreich und hätten auch schuldrechtlich ihre Grenzen, wie das Beispieldes Tarifvertrages für die Stahlindustrie NRW zeigt.Für acht Branchen wurden 2012 mit den Arbeitgeberverbänden <strong>der</strong> Leiharbeit tarifliche Branchenzuschlägevereinbart. Die Höhe <strong>der</strong> Branchenzuschläge liegt zwischen drei und 50 Prozentund ist gestaffelt je nach Dauer im Entleihbetrieb. Auf diese Weise soll die Lücke zwischenden Tarifentgelten in <strong>der</strong> Leiharbeit und den Einsatzbranchen verringert werden.Auch <strong>NGG</strong> hatte Sondierungsgespräche über Branchenzuschläge in <strong>der</strong> Leiharbeit für die Ernähungsindustrieaufgenommen. Mit zwei zentralen Bedingungen ist <strong>NGG</strong> angetreten:1. Eine Branchenzuschlagsregelung für Leiharbeitsbeschäftigte in <strong>der</strong> Ernährungsindustriemuss so schnell wie möglich Equal Pay erreichen.2. Branchenzuschläge in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie müssen möglichst alle durch <strong>NGG</strong> vertretenenBranchen abdecken.Bereits im zweiten Gespräch sind die Sondierungen an <strong>der</strong> starren Haltung <strong>der</strong> Arbeitgebergescheitert. Die Leiharbeitgeber wollten Branchenzuschläge nur für die Branchen <strong>der</strong> Ernährungsindustrie,in denen ein signifikanter Lohnunterschied besteht und die Branche eine bedeutendeGröße aufweist. Auch waren die Arbeitgeber nicht bereit, von <strong>der</strong> gestaffelten Regelung<strong>der</strong> Branchenzuschläge abzuweichen. Damit wären die Branchenzuschläge in <strong>der</strong>Ernährungsindustrie aber weitestgehend ins Leere gelaufen. Denn immerhin arbeiten fast 60Prozent <strong>der</strong> Leiharbeitsbeschäftigten nur bis zu sechs Monaten in den Entleihbetrieben <strong>der</strong>Ernährungsindustrie.Für <strong>NGG</strong> ist klar: Die abgeschlossenen Vereinbarungen über Branchenzuschläge können keinErsatz für eine Equal-Pay-Regelung und erst recht nicht für eine Equal-Treatment-Regelungdarstellen. Die Bundesregierung bleibt daher in <strong>der</strong> Verpflichtung, das AÜG so zu verän<strong>der</strong>n,dass für die Beschäftigten in <strong>der</strong> Leiharbeit gleiche Bezahlung und Arbeitsbedingungen wiefür vergleichbare Beschäftigte in den Entleihbetrieben gelten.Wir setzen uns nach wie vor für gesetzliche, tarifliche und betriebliche Regelungen ein, diedem Prinzip „Gleiche Arbeit – Gleiches Recht“ gerecht werden. Die Begrenzung des Einsatzesvon Leiharbeit hat für <strong>NGG</strong> tarif- und betriebspolitisch einen hohen Stellenwert. Damit istaber nicht die Problematik des Einsatzes von Werkverträgen, die ihre Aufgaben vor Ort in denBetrieben <strong>der</strong> auftraggebenden Unternehmen erledigen, gelöst. Letztendlich wird deshalbnur ein allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn helfen.Geschäftsbericht 2008–2012 105


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikStaffelung <strong>der</strong> Branchenzuschläge in <strong>der</strong> LeiharbeitBranche Gültig ab: Zuschläge in Prozent nach Einsatzdauer und unterschiedlichen Entgeltgruppenab 7. Woche ab 4. Monat ab 6. Monat ab 8. Monat ab 10. MonatMetall- und Elektroindustrie 1.11.12 15 20 30 45 50Chemische Industrie 1.11.12 10 bis 15 14 bis 20 21 bis 30 31 bis 45 35 bis 50Kunststoffverarbeitende 1.01.13 3 bis 7 4 bis 10 6 bis 15 9 bis 22 10 bis 25IndustrieKautschukverarbeitende 1.01.13 3 bis 4 4 bis 7 6 bis 10 9 bis 13 10 bis 16IndustrieSchienenverkehr 1.04.13 3 bis 4 4 bis 6 6 bis 8 9 bis 12 10 bis 14Textil- und Bekleidungsindustrie1.04.13 5 10 15 20 25Holz und Kunststoffverarbeitende1.04.13 7 10 15 22 31IndustriePapier, Pappe und Kunststoffe1.05.13 4 bis 7 * 8 bis 11 12 bis 15 16 bis 19 20 bis 23verarbeitende Indus-trie* ab <strong>der</strong> 5. Woche; Quelle: WSI Tarifarchiv, 20121.9 Solidarische Entgeltpolitik – „eg-check.de“ nutzenDer 14. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> hat 2003 einen Antrag zur solidarischen Entgeltpolitikmit dem Ziel verabschiedet, „die nach wie vor bestehende Lücke zwischen Verdienstenvon Frauen und den Verdiensten von Männern durch tarifpolitische Maßnahmen soweit wiemöglich zu schließen“.Trotz dieses Beschlusses ist die Überarbeitung bestehen<strong>der</strong> Entgeltmerkmale kaum gelungen;das Thema konnte in <strong>der</strong> Tarifarbeit nicht verankert werden und daher haben sich nurdie Gremien <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Frauenarbeit damit befasst. In <strong>der</strong> Folge hat <strong>der</strong> 15. Ordentliche<strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> 2008 einen weiteren Antrag verabschiedet, <strong>der</strong> Aufhebung<strong>der</strong> immer noch bestehenden Entgeltdifferenz zwischen Frauen und Männern for<strong>der</strong>t.Diese liegt <strong>der</strong>zeit bei rund 23 Prozent und beschert Deutschland einen unverän<strong>der</strong>t schlechtenRangplatz im europäischen Vergleich.Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung für die Entgeltlücke sind dabei die unterschiedlichen Erwerbsbiografien<strong>der</strong> Geschlechter, die in zahlreichen Fällen dazu führen, dass Frauen nach einer Familienphaseoft in schlechter bezahlten Jobs tätig sind. Einigkeit herrscht in Fachkreisen aber darüber,dass diese Entgeltlücke nicht allein mit sachlichen Faktoren o<strong>der</strong> strukturellenUnterschieden (ungleiche Besetzung von Arbeitsplätzen, unterschiedlich ausfallende Berufsbzw.Branchenwahl, Teilzeitbeschäftigung) erklärt werden kann. Nach Meinung <strong>der</strong> Wissenschaftist rund ein Drittel <strong>der</strong> Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern nicht auf strukturellunterschiedliche arbeitsplatzrelevante Merkmale zurückzuführen. Dies bedeutet, dass Frauenauch bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit je Stunde durchschnittlich acht Prozent wenigerals Männer verdienen!106Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikTarifverträge und Betriebsvereinbarungen, die gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstoßen,sind auch mit dem EU-Recht unvereinbar und dürfen so nicht mehr abgeschlossenwerden. Um diese Situation aktiv zu verän<strong>der</strong>n, haben wir uns mit <strong>der</strong> Prüfmethode „egcheck.de“auseinan<strong>der</strong>gesetzt, mit dessen Hilfe eine mögliche Ungleichbehandlung beimArbeitsentgelt auf betrieblicher und tariflicher Ebene identifiziert werden kann. Dieses Prüfinstrumentist von zwei gewerkschaftsnahen Wissenschaftlerinnen und mit För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>Hans-Böckler-Stiftung entwickelt worden.Nach unserer Überzeugung ist die Beseitigung des „Gen<strong>der</strong> Pay Gap“ eine Querschnittsaufgabefür <strong>NGG</strong>, die bei den zahlreichen Haustarifverträgen in unserem Organisationsbereichmöglichst viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter erfor<strong>der</strong>t.Zunächst wurde den Gen<strong>der</strong>beauftragten <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Landesbezirke das Prüfinstrument„eg-check.de“ vorgestellt. Sie begrüßten, dass mit diesem Prüfinstrument jetzt eine Unterstützungfür die betriebliche Arbeit gegeben ist und schlugen vor, in einem ersten Schritt Erfahrungenzu sammeln, um die Praxistauglichkeit einschätzen zu können.Im Rahmen eines gemeinsamen zweitägigen Workshops 2011 <strong>der</strong> Abteilungen Tarifpolitik sowieFrauen- und Gleichstellungspolitik <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Hauptverwaltung, wurden Hauptamtlicheaus den Landesbezirken geschult. Das erste Ziel war zunächst, den „eg-check.de“ als Instrumentkennenzulernen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten als Multiplikatorinnenund Multiplikatoren, sowohl für die <strong>NGG</strong>, als aber auch für Betriebsräte zur Verfügung stehen.Aufgrund <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> einzelnen Haus- und Flächentarifverträge gelang es mit diesem aufdie Landesbezirke bezogenen Ansatz nicht, die Umsetzung zu sichern.In einer weiteren Schulung wurden die Wirtschaftsgruppen- und Referatsleiter für die Anwendungdes „eg-check.de“ geschult und anschließend 16 Bundestarifverträge konkret überprüft.Hierzu gehörten:• Sechs Tarifverträge aus <strong>der</strong> Wirtschaftsgruppe <strong>der</strong> Ernährungsindustrie• Ein Tarifvertrag aus dem Bereich des Nahrungsmittelhandwerks• Neun Tarifverträge aus <strong>der</strong> Wirtschaftsgruppe des Hotel- und GaststättengewerbesFestzuhalten ist, unsere Tarifverträge lassen nicht nur Spielräume für unterschiedliche Bezahlungim Betrieb zu, sie sind auch vielfach mittelbare Ursache für eine Entgeltungleichheit.Außerdem müssten Bewertungsgruppen mit Merkmalen und Tätigkeitsbeschreibungen aktualisiert,den heutigen Anfor<strong>der</strong>ungen angepasst, werden.Festzuhalten ist auch, es besteht Handlungsbedarf!Wir müssen in Zukunft bei Neuverhandlungen und Abschlüssen, nicht nur bei Eingruppierungstarifverträgen,<strong>der</strong> Arbeitgeberseite verdeutlichen, dass unter Umständen Regelungengetroffen werden, die nicht mit EU-Recht konform sind.Aus dieser Überlegung heraus, haben wir für einige Bereiche Aktivitäten entwickelt:• Im Rahmen zweier Tagungen für Betriebsräte <strong>der</strong> Zuckerindustrie wurde <strong>der</strong> „eg-check.de“genutzt, um den Verän<strong>der</strong>ungsbedarf im Entgeltrahmentarifvertrag Zucker zu identifizieren.Als Referentin stand die Entwicklerin des Prüfinstruments zur Verfügung.• Für die Tarifverhandlungen <strong>zum</strong> Entgeltrahmentarifvertrag für die Brauindustrie hat <strong>NGG</strong>eine Überarbeitung des bestehenden Tarifvertrages vorgelegt, <strong>der</strong> die Kriterien <strong>der</strong> Diskri-Geschäftsbericht 2008–2012 107


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitikminierungsfreiheit erfüllt. An <strong>der</strong> Überarbeitung war das Referat Frauen- und Gleichstellungspolitik<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Hauptverwaltung aktiv beteiligt. Aufgrund <strong>der</strong> Verweigerungshaltung<strong>der</strong> Arbeitgeberseite ist hier kein Tarifvertrag mehr zustande gekommen, da die Arbeitgebernur daran interessiert waren, das Entgeltniveau, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> unteren Entgeltgruppen,abzusenken.• Für die Süßwarenindustrie und für die Firma Eurest haben die jeweils zuständigen Referatein enger Abstimmung mit dem Referat Frauen- und Gleichstellungspolitik <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Hauptverwaltungmo<strong>der</strong>ne Entgeltrahmentarifverträge entwickelt. Diese sind für die jeweilige<strong>NGG</strong>-Tarifkommission Grundlage <strong>der</strong> Tarifverhandlungen. Die Tarifverhandlungen waren bisRedaktionsschluss noch nicht beendet.Unsere Tarifpolitik wird zukünftig stärker im Fokus haben müssen, die bestehenden Entgeltrahmentarifverträgeweiterzuentwickeln, um unterschiedliche Bezahlung zwischen Frauenund Männern im Betrieb zu verhin<strong>der</strong>n. Es reicht jedoch nicht, mit diesem Anspruch in die Tarifverhandlungzu gehen, wir müssen in <strong>der</strong> Lage sein, entsprechende Än<strong>der</strong>ungen durchzusetzen.Auch für diese Frage gilt das Motto: Tarif gibt 's nur aktiv! Wenn wir gemeinsam mitunseren Tarifkommissionen den Verän<strong>der</strong>ungsbedarf feststellen, müssen wir anschließendauch die Durchsetzbarkeit sicherstellen.Parallel dazu sind die betriebliche Eingruppierungspraxis und das Zulagenwesen auf den Prüfstandzu stellen. Auch im Rahmen <strong>der</strong> bestehenden Tarifverträge müssen wir sicherstellen,dass mit <strong>der</strong> betrieblichen Eingruppierungspraxis keine weiteren Geschlechterbenachteiligungenerfolgen. Die Bedeutung <strong>der</strong> Eingruppierung für eine gleiche Bezahlung von Frauenund Männern muss immer wie<strong>der</strong> herausgestellt werden. Dies macht <strong>zum</strong> einen Schulungenund Bewusstseinsbildung notwendig, und <strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en geht dies nur gemeinsam mit Betriebsrätenund <strong>NGG</strong>.1.10 ArbeitgeberverbändeZur Tarifautonomie und <strong>zum</strong> Flächentarifvertrag gehören auch Arbeitgeberverbände, die sowohldie Bindung ihrer Mitglie<strong>der</strong> an den Verband als auch die Verbindlichkeit geschlossenerTarifverträge zusichern können. <strong>NGG</strong> hat deshalb ein grundsätzliches Interesse an starkenArbeitgeberverbänden.Die Struktur und <strong>der</strong> sozialpolitische Handlungswillen <strong>der</strong> Arbeitgeberverbände <strong>zum</strong> Abschlussvon Tarifverträgen sind in unserem Organisationsbereich sehr differenziert und in <strong>der</strong>Regel regionalisiert. Das ist ein Grund dafür, dass Bundestarifverträge die Ausnahme sind.In den Tarifverhandlungen mit den jeweils zuständigen Fachverbänden <strong>der</strong> Arbeitgeber o<strong>der</strong>einzelnen Arbeitgebern werden immer wie<strong>der</strong> die unterschiedlichen Interessenlagen vonArbeitgebern und Beschäftigten deutlich. Gleichwohl gibt es in unregelmäßigen AbständenGespräche und Veranstaltungen mit den Spitzenorganisationen <strong>der</strong> Arbeitgeber zu Themenvon gemeinsamem Interesse.Einen Beitrag zur Diskussion mit dem Arbeitgeberverband Nahrung und Genuss (ANG) bildenauch die BZO-Foren, die nach gemeinsamer Absprache zu Themen stattfinden, die von übergreifendemInteresse für die Ernährungsindustrie sind. Im größeren Rahmen von Personalleitern,Betriebsräten und interessierten Experten werden hier Meinungen ausgetauscht. Sofand vom 24. bis 25. März 2010 <strong>zum</strong> fünften Mal ein solches gemeinsames BZO-Forum von108Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikGemeinsames Forum von <strong>NGG</strong> undANG, 2010ANG und <strong>NGG</strong> statt. Das Thema <strong>der</strong> Tagung: „Sozialpolitische Antworten auf den demografischenWandel“. 120 Teilnehmende diskutierten Lösungsansätze für die Probleme des demografischenWandels in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie anhand von zwei inhaltlichen Schwerpunkten:1. Vereinbarkeit von Familie und Beruf2. Modelle für den Übergang vom Arbeitsleben in die nächste LebensphaseDie Tagung endete mit <strong>der</strong> gemeinsamen Abschlusserklärung „Demografischer Wandel: SozialpolitischeHerausfor<strong>der</strong>ung annehmen!“Gemeinsam mit dem Bundesverband <strong>der</strong> Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) hat <strong>NGG</strong> imJuni 2012 eine Fachtagung <strong>zum</strong> demografischen Wandel in <strong>der</strong> Süßwarenindustrie durchgeführt.Anhand von „Guten-Praxis-Beispielen“ stand ein intensiver Meinungsaustausch zwischen<strong>NGG</strong> und Betriebsräten einerseits sowie dem BDSI und Personalleitern an<strong>der</strong>seits imVor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Tagung. An <strong>der</strong> Tagung in Kassel haben 70 Personalleiter und Betriebsräteteilgenommen.Regelmäßige Gespräche und Diskussionen zwischen <strong>NGG</strong> und Arbeitgebern <strong>der</strong> Fach verbändefinden auch im Rahmen unserer vielfältigen Branchentagungen statt. Hierbei geht esinsbeson<strong>der</strong>e um spezifische Problemstellungen in den Branchen.2008 haben <strong>NGG</strong> und ANG mit einer Rahmenvereinbarung „SozialPartnerInitiative LebenslangesLernen“ (SPILL) die Grundlage für eine bundesweite Initiative zur Sicherung zukünftigerFachkräftebedarfe, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Weiterbildung und des lebenslangen Lernens in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaftgelegt. Aus SPILL sind zahlreiche Projekte regionaler Arbeitgeberverbändeund <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> entstanden. Hintergrund <strong>der</strong> Bemühungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> sind die nach wie vor zugeringen Weiterbildungsanstrengungen in vielen Betrieben <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft.Eine bereits 2004 gemeinsam unterzeichnete Empfehlung von <strong>NGG</strong> und ANG an die tarifpolitischenParteien haben wir 2009 nochmals bestätigt. Die Empfehlung behandelt die Themen:Geschäftsbericht 2008–2012 109


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik1. Betriebliche Erfolgsbeteiligung2. Arbeitszeitregelungen3. Härtefallregelungen bezogen auf Beschäftigungs- und StandortsicherungHintergrund <strong>der</strong> 2004 unterzeichneten Empfehlung war eine jahrelange Kampagne gegendie vermeintlich verkrusteten und überkommenen Strukturen von Tarifverträgen.Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schrö<strong>der</strong> for<strong>der</strong>te von den Tarifvertragsparteien mehrFlexibilität und drohte mit <strong>der</strong> Einführung gesetzlicher Öffnungsklauseln. CDU/CSU und FDPsowie Teile des Arbeitgeberlagers for<strong>der</strong>ten eine Än<strong>der</strong>ung des Tarifvertragsgesetzes (Günstigkeitsprinzip)und des Betriebsverfassungsgesetzes (Tarifvorrang). Nach monatelanger politischerKontroverse, die von Gewerkschaftsseite mit betrieblichen Informationsveranstaltungenund Arbeitsnie<strong>der</strong>legungen, mit lokalen und regionalen Protestkundgebungen, mitAnzeigenkampagnen, mit Umfragen und breit angelegten Unterschriftensammlungen geführtwurde, konnte ein Verzicht auf ein gesetzliches Eingreifen in die Tarifautonomie erreichtwerden.Mit unserer gemeinsamen Empfehlung konnten wir den langen For<strong>der</strong>ungskatalogen <strong>der</strong>Arbeitgeber, die auf generelle Absenkung <strong>der</strong> Tarifstandards abzielten, einheitliche Eckpunkteentgegensetzen. Standort- und Beschäftigungssicherungsvereinbarungen sowie tarifliche Ergänzungsregelungenwaren auch im Berichtszeitraum ein weiterhin genutztes Instrument.2. Die Branchen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Tarif- und Betriebspolitik sowie unsere Branchenarbeit bilden einen Dreiklang unserer alltäglichenArbeit. Branchenarbeit soll insbeson<strong>der</strong>e die Koordination <strong>der</strong> Betriebs- und Tarifpolitiksicherstellen. Branchenarbeit ist dort erfolgreich, wo relevante Themen gemeinsam mit Kolleginnenund Kollegen aus den Betrieben identifiziert werden. Richtig sind die Themen dann,wenn Mitglie<strong>der</strong>bindung, Mitglie<strong>der</strong>werbung und eine Verbesserung <strong>der</strong> fachlichen und betrieblichenHandlungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Betriebsräte entstehen. Vorraussetzung dafür ist,dass die jeweiligen Themen systematisch in unsere alltägliche Arbeit eingebunden und mittel-bis langfristig angelegt sind.110Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikBei <strong>NGG</strong> findet eine umfangreiche Teilnehmende auf Branchentagungen und Branchenseminare *Branchenarbeit auf allen drei Ebenen(Hauptverwaltung, Landesbezirkeund Regionen) statt. Es gibtTagungen und Seminare Teilnehmende Kolleginnenund Kollegenviele gute Beispiele erfolgreicher2010 18~ 700Branchenarbeit.davon HoGa 3davon HoGa ~ 70Die Referate <strong>der</strong> Hauptverwaltungbieten jährlich Branchentagungenund Branchenseminare an, betreuenArbeitskreise und Netzwerke, erstellen2011201217davon HoGa 221davon HoGa 4~ 710davon HoGa ~ 80~ 880davon HoGa ~ 170Branchenberichte und Bran-* ohne Arbeitskreise und Netzwerke; Quelle: <strong>NGG</strong>, 2012chenstudien und initiierenbranchenübergreifende Projekte.Die Tagungen und Seminare für die Branchen dienen insbeson<strong>der</strong>e auch zur Verbesserungdes gemeinsamen Verständnisses <strong>der</strong> Betriebsräte und somit des Zusammenhalts, aber auch<strong>der</strong> Netzwerkbildung. Ihre Inhalte hängen stark von den tarif- und allgemeinpolitischen Anfor<strong>der</strong>ungenan die und in <strong>der</strong> Branche ab.Die Erfahrung mit den Branchentagungen und Branchenseminaren zeigt, <strong>der</strong> Zusammenhalt,die Netzwerkbildung, das gemeinsame Verständnis und die fachlichen/betrieblichenHandlungs möglich keiten <strong>der</strong> Betriebsräte werden verbessert.Um unsere Branchenarbeit weiterzuentwickeln und stärker zu systematisieren, haben wir2011 in <strong>der</strong> Branche Brot- und Backwaren ein Projekt zur Entwicklung einer modellhaftenBranchenarbeit gestartet. Dabei geht es insbeson<strong>der</strong>e um den Aufbau einer durchgängigenBranchenstruktur über die einzelnen Organisationsebenen hinweg, um gemeinsam identifizierteThemen und Aufgaben zu verzahnen.Hierzu gehört unter an<strong>der</strong>em:• Branchendaten sammeln und auswerten• Vorbereitung von Tagungen und Seminaren• Erstellen von Info-Materialien• Koordination von örtlichen und regionalen Aktivitäten• Begleitung von Tarifbewegungen• Umsetzung tariflicher Vorgaben und Rahmenbedingungen• Entwickeln von BranchenkonzeptenUnsere Branchenarbeit erfolgt im Rahmen <strong>der</strong> Entscheidungen <strong>der</strong> jeweils zuständigen Gremien.2.1 GetränkeDas Referat umfasst die Bereiche Brau- und Malzwirtschaft sowie Alkoholbrennereien, Herstellungvon Spirituosen, Herstellung und Verarbeitung von Wein, Mineralbrunnen, Mineralwasser,Erfrischungsgetränke, Limonaden sowie den Getränkefachgroßhandel (GFGH). Im Berichtszeitraumgab es aus strukturellen und organisatorischen Gründen mehrere personelleWechsel.Geschäftsbericht 2008–2012 111


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikAllgemeines zur GetränkebrancheDie bestimmenden Größen in <strong>der</strong> Getränkebranche liegen auch in diesem Berichtszeitraumin <strong>der</strong> Brauwirtschaft, den alkoholfreien Getränken (AfG) und dem Getränkefachgroßhandel.Hier gab es weitere Konzentrationsprozesse auf nationaler wie internationaler Ebene. Ein Beispielfür internationale Konzentrationsprozesse, die auch Deutschland betreffen, ist die Übernahme2008 <strong>der</strong> amerikanischen Brauerei Anheuser-Busch durch die belgisch-brasilianischeInBev-Gruppe zur heutigen Anheuser-Busch InBev Brauereigruppe (ABInBev). ABInBev ist –gemessen am Absatzvolumen – die größte Brauereigruppe <strong>der</strong> Welt.Bei den nationalen Braugruppen scheint auf dem Feld <strong>der</strong> Konzentration und möglichenÜbernahmen zurzeit eher Beobachtung und Abwarten angesagt. Die Unternehmensziele,einen Marktanteil von „20 Prozent Plus“ zu erzielen, sind kaum noch hörbar. Dennoch sind sienicht von <strong>der</strong> Agenda. Aber die momentane Situation mit Überkapazitäten, Preisverfall undAnstieg <strong>der</strong> Rohstoff- und Betriebskosten lässt wenig Spielraum für Zukäufe.Bei Coca-Cola ist durch die One-Bottler-Strategie die Zentralisierung <strong>der</strong> Geschäftsprozesseweiter voran getrieben worden. Aufgrund <strong>der</strong> einheitlichen Unternehmenstarifverträge und<strong>der</strong> darin vereinbarten Beschäftigungssicherung konnte aber insgesamt die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigtengehalten werden.Oberstes Ziel aller Beteiligten im Bereich <strong>der</strong> Getränkeindustrie ist, mehr Marktvolumen zu erzielen.Deshalb hält <strong>der</strong> Verdrängungsdruck unvermin<strong>der</strong>t an. Hier sind die ständigen Preisaktionen,viele und aufwendige Marketing- und Werbeaktionen mit großzügigen GewinnspielundVerschenkaktionen eher nicht zielführende Mittel. Dagegen wären neue Technik,Ressourcen- und Rohstoffeffizienz sowie jegliche Innovation, egal ob bei Produkt, Prozesso<strong>der</strong> Organisation, die erfolgreicheren Instrumente zur Unternehmenssicherung.Einige Unternehmen setzen in Teilbereichen gezielt auf höhere Margen, da sich seit einigerZeit abzeichnet, dass eine bestimmte Käuferschicht nicht nur Wert auf Qualität, son<strong>der</strong>n auchauf Originalität und Identifikation mit dem Produkt setzt. Egal ob von regionalen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>enGründen getrieben.Getränkefachgroßhandel (GFGH)Im Getränkefachfachgroßhandel haben sich Wettbewerb und Verschiebungen in den letztenJahren zugespitzt und es wird wohl auch in <strong>der</strong> kommenden Zeit noch weitere Umstrukturierungen,Verkäufe und Neuzuordnungen geben. Beson<strong>der</strong>s die großen Brauer und Braugruppenohne eigenen Fuhrpark positionieren sich und stellen sich in diesem Bereich neu auf, um einestabile Logistik für ihre Produkte zu sichern. An<strong>der</strong>erseits gibt es auch eine Entwicklung, dassGFGH-Betreiber mit eigenen Produkten versuchen, selbst auf dem Getränkemarkt Fuß zu fassen.Für die Betriebsräte des GFGH gibt es dadurch eine Vielzahl von oft schwierigen Umstrukturierungs-und Restrukturierungsmaßnahmen, durch welche sie die Beschäftigten mit dem Zielbegleiten, Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen weitgehend zu sichern.112Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikEntwicklung des Pro-Kopf-Verbrauches von Getränken in DeutschlandNach jahrelangem rückläufigem Trend beim Bierkonsum, zeichnet sich eine Stabilisierung ab.Ein Grund hierfür ist vor allem <strong>der</strong> Ausbau von Produktinnovationen im Bereich <strong>der</strong> Mischgetränke,seit Neuestem die Wie<strong>der</strong>belebung <strong>der</strong> Fassbrausen und <strong>der</strong> steigende Absatz bei alkoholfreienBieren.Der ansteigende Trend bei alkoholfreien Getränken und hier beson<strong>der</strong>s bei Mineralwässernhat im Berichtszeitraum weiter angehalten.Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauches von Getränken 2007 bis 2011 (in Litern)2007 2008 2009 2010 2011Alkoholfreie Getränke 297,9 292,3 290,4 290,8 295,7Erfrischungsgetränke 116,50 116,80 117,00 118,20 120,10Wässer 143,10 138,10 136,40 136,30 140,60Fruchtsäfte und -nektare 38,30 37,40 37,00 36,30 35,00Alkoholgetränke 141,80 141,20 139,00 137,20 136,60Bier 111,80 111,10 109,60 107,40 107,20Wein 20,60 20,70 20,10 20,50 20,20Sekt 3,80 3,90 3,90 3,90 4,10Spirituosen 5,60 5,50 5,40 5,40 5,10Heiß- und Hausgetränke 221,00 224,70 227,40 229,10 231,30Bohnenkaffee 148,20 150,50 153,30 153,30 157,70Tee (Schwarz/Kräuter/Früchte) 72,80 74,20 74,10 75,80 73,60Gesamt 660,70 658,20 656,80 657,10 663,60Quelle: Deutsches Weininstitut, Statistisches Bundesamt, 2012VerpackungsverordnungDas Dosenpfand gibt es seit zehn Jahren. Das erklärte Ziel, das umweltverträgliche undArbeitsplatz sichernde Mehrwegsystem zu stärken, ist nicht erreicht. Einwegverpackungennehmen weiter zu und in jüngster Zeit ist auch die Dose wie<strong>der</strong> auf dem Weg ins Regal. Verbraucherkönnen häufig Mehrweg- und Einwegflaschen nicht mehr unterscheiden. Seit 2009haben sich Umweltminister diesem Thema kaum bzw. unzureichend angenommen. Einzigesöffentlich wahrnehmbares Zeichen ist <strong>der</strong> aktuelle Versuch des Bundesumweltministeriums,Einwegverpackungen deutlicher zu kennzeichnen. Dies wird aber für eine Stärkung desMehrwegsystems nicht ausreichend sein. Gelingt es nicht, den Trend zu stoppen, bedeutetdies einen weiteren Arbeitsplatzabbau in <strong>der</strong> Getränkeindustrie.Strukturentwicklung im Bereich GetränkeDie Strukturverän<strong>der</strong>ungen halten in <strong>der</strong> Branche weiter an. Der Markt ist weithin gesättigtund abgesehen vom Bereich Mineralwasser sind kaum Wachstumsraten zu erzielen. Somitkönnen Volumensteigerungen nur mit Verdrängung erreicht werden. Von 2008 bis 2011 sindGeschäftsbericht 2008–2012 113


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitikmehr als acht Prozent <strong>der</strong> Betriebe geschlossen worden und es werden mehr als fünf Prozentweniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt.Wirtschaftsdaten Getränkeherstellung 2008 bis 2011Betriebe von Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten, einschließlich Handwerk2008 2009 2010 2011Betriebe 333 314 306 305Beschäftigte 53.008 51.125 50.384 50.128Umsatz (in Mio. Euro) 17.844 <strong>16.</strong>996 <strong>16.</strong>731 17.256Gehalts summe (in Prozent23,19 23,82 24,03 25,18des Umsatzes)Umsatz je Beschäf tig tenstunde203 202 201 212(in Euro)Exportquote (in Prozent) 9,5 9,6 10,4 10,5Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2012Kritisch muss angemerkt werden, dass die Bestrebungen <strong>der</strong> Arbeitgeber, weiter Kosten zusparen, dazu geführt haben, dass die Instrumente Leiharbeit und Werkverträge verstärkt <strong>zum</strong>Einsatz kommen. Dies ist von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich und reicht von Unterstützungbei Saisonspitzen bis zu dauerhaften Auslagerungen von Tätigkeiten, wie Sortierungo<strong>der</strong> Logistik.2.2 BrauwirtschaftIn den vergangenen Jahren gab es weitere Verän<strong>der</strong>ungen in den Strukturen, allerdings nichtmehr in <strong>der</strong> Dichte wie im vorangegangenen Berichtszeitraum. Auch wird weiterhin, wo esnoch Ressourcen gibt, in die Verbesserung <strong>der</strong> technologischen Standards investiert. Allerdingsrücken auch immer mehr ganzheitliche Betrachtungen <strong>der</strong> Prozessabläufe und <strong>der</strong>enOptimierung in den Fokus. Diese werden dann für Rationalisierungspotenziale genutzt. Mit<strong>der</strong> Folge: Der Arbeitsplatzabbau in <strong>der</strong> Brauwirtschaft schreitet insgesamt voran und die Zahl<strong>der</strong> Beschäftigten ist weiter rückläufig. Allerdings nicht mehr in dem Tempo wie in <strong>der</strong> Vergangenheit.Eine Umkehrung dieses Trends ist <strong>der</strong>zeit nicht zu erwarten. Vielmehr bleibt zubefürchten, dass sich <strong>der</strong> Konzentrationsprozess in <strong>der</strong> Brauwirtschaft noch verschärfen wird.114Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikWirtschaftsdaten Braugewerbe 2008 bis 2011Betriebe von Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigte, einschließlich Handwerk2008 2009 2010 2011Betriebe 159 149 147 148Beschäftigte 25.142 23.614 22.844 22.697Umsatz (in Mio. Euro) 7.596 7.270 7.149 7.297Bruttolohn- und Gehaltssumme1.032 992 975 985(in Prozent desUmsatzes)Umsatz je Beschäf tig ten -191 196 199 204stunde (in Euro)Exportquote (in Prozent) 8,0 8,4 8,3 8,5Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2012Internationale BraubrancheAuf dem weltweiten Biermarkt spielt Deutschland als Global Player eine untergeordnete Rolleund hat schon vor Jahren den Trend <strong>der</strong> weltweiten Konsolidierung verpasst. Hier hat sich dasVertrauen allein auf das Reinheitsgebot und einen stabilen Absatzmarkt in Deutschland alsfalsch erwiesen. So steigt die Exportquote (Auslandsumsatz in Prozent des Gesamtumsatzes)in <strong>der</strong> Braubranche zwar seit Jahren stetig an, sie liegt aber nach wie vor deutlich hinter <strong>der</strong>Ernährungswirtschaft zurück. Während die Exportquote im Braugewerbe im Jahr 2011 bei 8,5Prozent lag, wies das Ernährungsgewerbe einschließlich Tabakherstellung 2011 eine Exportquotevon 19,1 Prozent aus.Noch 2010 waren 84,8 Prozent des gesamten Bierabsatzes für den Inlandsverbrauch bestimmt.Damit ist <strong>der</strong> deutsche Biermarkt immer noch einer <strong>der</strong> größten in <strong>der</strong> Welt, aber ineinem gesättigten Markt.So gab es auch in jüngster Zeit auf dem internationalen Markt noch weitere Konzentrationenund Brauereiübernahmen, wie <strong>zum</strong> Beispiel die Übernahme <strong>der</strong> amerikanischen Brauerei Anheuser-Buschdurch die belgisch-brasilianische InBev-Gruppe zur heutigen Anheuser-BuschInBev Brauereigruppe (ABInBev). Die internationalen Braukonzerne haben ihren Fokus seit einigerZeit aber eher auf den asiatischen und südamerikanischen Markt gelegt.BranchenstrukturIn Deutschland hat die Zahl <strong>der</strong> kleinen Braustätten zugenommen. Der Anstieg ist vor allemauf die Gründung neuer Gasthausbrauereien zurückzuführen. Dagegen hat die Zahl <strong>der</strong> mittelständischenBrauereien (Jahresausstoß zwischen 50.000 und 500.000 Hektolitern) infolgedes Konzentrationsprozesses <strong>der</strong> letzten Jahre stark abgenommen.In <strong>der</strong> mittelfristigen Betrachtung gilt dieses auch für Brauereien mit einem Jahresausstoß von500.000 bis unter einer Million Hektolitern. 1996 waren in dieser Größenklasse noch 23 und2010 nur noch 15 Brauereien vertreten. Dagegen ist die Zahl <strong>der</strong> Großbrauereien mit mehr alseiner Million Hektoliter Jahresproduktion weiterhin stabil.Geschäftsbericht 2008–2012 115


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikOrganisations- und TarifpolitikDie Betriebsräte sind <strong>der</strong> Garant für gewerkschaftliche Stärke in den Betrieben. Mit ständigenKostenoptimierungsprozessen, Rationalisierungsplänen und Umstrukturierungen konfrontiert,können Betriebsräte nur gemeinsam mit einer starken <strong>NGG</strong> die Interessen <strong>der</strong> Beschäftigtenwirkungsvoll vertreten. Dies hat sich beson<strong>der</strong>s deutlich bei <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungum den Erhalt von Arbeitsplätzen 2009 bei ABInBev gezeigt.In sehr schwierigen Verhandlungen – begleitet von einem Warnstreik bei Beck’s in Bremenund weiteren Protestaktionen – konnte <strong>NGG</strong> im April 2009 ein Moratorium zur Sicherung <strong>der</strong>Beschäftigung an allen Standorten des Brauereikonzerns vereinbaren und damit betriebsbedingteKündigungen bis <strong>zum</strong> 31. Dezember 2009 verhin<strong>der</strong>n. Außerdem verpflichtete sichdas Unternehmen, einen Sozialtarifvertrag abzuschließen. Nach weiteren Verhandlungenkonnte dann ein Sozialtarifvertrag zur Beschäftigungssicherung für die rund 3.500 Beschäftigtendes Braukonzerns ABInBev abgeschlossen werden. Dieser tarifpolitische Meilenstein siehtunter an<strong>der</strong>em folgende Regelungen vor:• Altersteilzeit bis zu acht Jahren bei einer Aufstockung bis 85 Prozent• Konzernweit gilt ein Anspruch auf Teilzeitarbeit.• Die Jahresson<strong>der</strong>zahlung kann in eine Zeitgutschrift von 200 Stunden umgewandelt werden• Regelungen zur Kurzarbeit mit einer deutlichen Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf82,5 Prozent• Einführung eines Qualifizierungs- und Bildungsplans durch Konzernbetriebsvereinbarung• Abfindungen bei betriebsbedingten Kündigungen und dauerhafter Arbeitszeitreduzierung2011 scheiterten die bundesweiten Tarifverhandlungen über den vom Arbeitgeberverbandgekündigten einheitlichen Bundesrahmentarifvertrag Brauwirtschaft. Nur mit breiter Unterstützung<strong>der</strong> Kolleginnen und Kollegen konnte <strong>der</strong> einheitliche Bundesrahmentarifvertrag auf<strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Flächentarifverträge in den Län<strong>der</strong>n wie<strong>der</strong> in Kraft gesetzt werden. Somit gilter noch bis Ende 2013.Betriebene Braustätten nach Gesamtjahreserzeugung (in Hektolitern)Betriebsgrößenklasse nachGesamtjahreserzeugung 2007 2008 2009 2010Quelle: Statistisches Bundesamt, 2010Prozent <strong>der</strong>Braustättenbis 1.000 555 594 627 638 48,2bis 3.000 222 209 191 191 14,4bis 5.000 71 76 72 72 5,4bis 10.000 92 93 92 87 6,6bis 50.000 185 176 172 171 12,9bis 100.000 63 66 64 58 4,4bis 200.000 40 38 36 36 2,7bis 500.000 33 32 32 29 2,2bis 1 Mio. 16 15 18 15 1,1über 1 Mio. 29 29 27 28 2,1Braustätten insgesamt 1.306 1.328 1.331 1.325 100116Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikEs wird für die nächsten Tarifrunden wichtig sein, dass sich die Betriebsräte auch weiterhinüberregional vernetzen und eine enge Kommunikation über alle Landesbezirke hinweg zwischenden Tarifkommissionen stattfindet. Um eine solche Vernetzung zu gewährleisten undeinen guten Informationsfluss zu ermöglichen, gibt es das jährliche Brauforum im BZO. Weiterhintrifft sich dreimal im Jahr <strong>der</strong> Arbeitskreis Braunetz, um aktuelle tarifpolitische Entwicklungenund Themen zu diskutieren und zu beraten. In diesem Arbeitskreis sind aus allen Landesbezirkenund wichtigen Braustätten Teilnehmerinnen und Teilnehmer vertreten.Betriebene Braustätten und Bierabsatz2007 2008 2009 2010 2011Betriebene Braustätten (Anzahl) 1.306 1.328 1.331 1.332 1.341Bierabsatz (Mio. Hektoliter) 103,9 102,9 100,0 98,3 98,2Bierausfuhr (1.000 Hektoliter) 15.716 15.210 14.045 14.754 15.360Anteil am Ausstoß (Prozent) 15,0 15,2 14,3 15,8 16,1Biereinfuhr (1.000 Hektoliter) 6.972 6.445 6.531 7.486 7.471*Anteil am Ausstoß (Prozent) 7,6 7,1 7,2 8,5 8,5Bierverbrauch (1.000 Hektoliter) 91.885 91.132 89.853 87.872 87.655Pro-Kopf-Verbrauch (Liter) 111,8 111,1 109,6 107,4 107,2Beschäftigte (Anzahl) 30.737 29.637 28.412 27.572 27.048*vorläufiger Wert; **Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten; Quelle: Deutscher Brauerbund, 2012Gesamtausstoß Brauereigruppen und Privatbrauereien 2011Inlandsabsatzin 1.000 HektoliternExport GesamtInlandsabsatz-Verän<strong>der</strong>ung inProzentRadeberger-Gruppe* 11.635 565 12.200 +0,4ABInBev Deutschland* 7.900 4.900 12.800 +11,3Bitburg Holding 7.050 450 7.500 +0,7Oettinger Brauerei GmbH* 6.820 2.660 9.480 +4,6Krombacher Brauerei 5.459 149 5.608 -0,2Brau Holding International AG 4.400 900 5.300 -1,1Warsteiner Gruppe Haus Cramer* 4.000 600 4.600 0,0TCB/Frankfurter Brauhaus 2.900 100 3.300 +28,9C.&A. Veltins GmbH & Co. 2.547 153 2.690 +5,2Carlsberg Deutschland 2.500 520 3.020 -21,3Summe 55.211 10.997 66.198 +2,3* geschätzt, Quelle: Lebensmittel Zeitung, 2011Geschäftsbericht 2008–2012 117


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik2.3 Alkoholfreie GetränkeZu dem Bereich alkoholfreie Getränke gehören die Teilbranchen Erfrischungsgetränkeindustrie,die Mineralbrunnenindustrie und die Fruchtsaftindustrie.Die Zahl <strong>der</strong> Betriebe und die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten in <strong>der</strong> alkoholfreien Getränkeindustriesind rückläufig. Die Zahl <strong>der</strong> Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten sank in dem Zeitraumvon 2009 bis Mitte des Jahres 2011 um elf Betriebe und die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten um knapp800. Rückläufig ist auch die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten in <strong>der</strong> Fruchtsaftindustrie. In dem Zeitraumvon 2008 bis Mitte 2011 hat die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten um knapp 500 abgenommen.Waren im Jahr 2000 im Bereich Gewinnung, Herstellung Mineralwässer und Erfrischungsgetränkenoch gut 25.000 Beschäftigte tätig, so ist diese Zahl bis 2010 um ca. 2.000 Beschäftigteniedriger. Bis <strong>zum</strong> ersten Halbjahr 2012 hat die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten erneut abgenommen.Heute sind in diesem Bereich nur noch knapp 23.000 Beschäftigte tätig. Bei <strong>der</strong> Herstellungvon Fruchtsäften ist in <strong>der</strong> Zeit von 2010 bis <strong>zum</strong> ersten Halbjahr 2012 nur ein leichter Rückgang<strong>der</strong> Beschäftigten zu verzeichnen.Unternehmen und Beschäftigte in <strong>der</strong> Getränkeindustrie und den TeilbranchenBranchen 2010 2011 1. Halbjahr 2012Betriebe Beschäftigte Betriebe Beschäftigte Betriebe BeschäftigteGewinnung, Herstellung 124 23.162 121 22.856 121 22.939Mineralwässer und ErfrischungsgetränkeHerstellung Fruchtsäfte 36 5.077 34 5.010 37 5.209Gesamt 160 28.239 155 27.866 158 28.148Betriebe ab 50 Beschäftigte; Quelle: Statistisches Bundesamt, 2012Wirtschaftsdaten <strong>der</strong> Mineral- und Erfrischungsgetränkeindustrie 2008 bis 2011Betriebe von Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigte einschließlich Handwerk2008 2009 2010 2011Betriebe 132 128 124 121Beschäftigte 23.232 23.181 23.162 22.856Umsatz (in Mio. Euro) 6.444 6.386 6.207 6.705Bruttolohn- und Gehaltssumme840 863 873 903(in Prozent desUmsatzes)Umsatz je Beschäf tig tenstunde161 159 154 173(in Euro)Exportquote (in Prozent) 7,5 7,8 9,0 8,7Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2012118Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikMineral- und HeilwässerMineral- und Heilwässer sind ein bedeuten<strong>der</strong> Zweig in <strong>der</strong> Getränkeindustrie. Der Pro-Kopf-Verbrauch steigt von Jahr zu Jahr. Lag er in 2008 noch bei 138,10 Litern, so waren es in 2011140,60 Liter, ein Anstieg um 1,88 Prozent. Diese Entwicklung lässt aber nicht den Rückschlusszu, dass das Wachstum über alle Unternehmen <strong>der</strong> Branche gleich verteilt wäre. So gibt esverschiedene Marktstrategien. Zum einen gibt es Konzerne, die ganz gezielt auf den Niedrigpreissektorsetzen und vor allem die Discounter bedienen bzw. sogar zur Unternehmensgruppedes Handels gehören. Zum an<strong>der</strong>en gibt es die Premium-Hersteller, die gezielt auf Qualitätund Marke setzen. Doch auch hier gilt, dass rechtzeitige Investitionen in mo<strong>der</strong>ne Technikund auch gezielte Unternehmensstrategie entscheidende Faktoren für nachhaltigen wirtschaftlichenErfolg sind. Auch in diesem Berichtszeitraum ist <strong>NGG</strong> mit starken Betriebsratsstrukturenin dieser Teilbranche vertreten.ErfrischungsgetränkeindustrieDie Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG (CCE AG) bleibt das Schwergewicht in <strong>der</strong> Erfrischungsgetränkeindustrie.Daneben wachsen aber auch die vor allem für den Niedrigpreissektorproduzierenden Unternehmensgruppen, wie die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränkeindustrie(MEG). Hier werden teilweise neue Betriebe auf die grüne Wiese gestellt, mitmo<strong>der</strong>nster Technologie inklusive den dazugehörigen Hochregallagern, mit <strong>der</strong> Folge weitererPersonaleinsparungen.Unternehmenstarifvertrag CCE AGDas 2010 in Kraft getretene zweite bundesweit geltende Paket von insgesamt fünf Unternehmenstarifverträgen(UTV) bei <strong>der</strong> CCE AG hat weitreichende Schließungspläne von Produktionsstandortenverhin<strong>der</strong>n können. Die fünf Unternehmenstarifverträge sind:• UTV Beschäftigungssicherung• UTV Arbeitszeit• UTV Entgelt• UTV Geltung von Manteltarifverträgen• UTV AltersteilzeitInsbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> UTV Beschäftigungssicherung verhin<strong>der</strong>t für die Laufzeit betriebsbedingteKündigungen. Die Anzahl <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> CCE AG Beschäftigten konnte insgesamt durch den Tarifvertraggehalten werden.Zum 31. Dezember 2012 sind die Unternehmenstarifverträge Entgelt und Arbeitszeit von<strong>NGG</strong> sowie die Unternehmenstarifverträge Beschäftigungssicherung und Altersteilzeit vomArbeitgeber gekündigt worden. Somit wird bei den bis Redaktionsschluss noch laufenden Tarifverhandlungenwie<strong>der</strong> über ein Gesamtpaket gesprochen. Durch die Ankündigung <strong>der</strong> CCEAG, 450 Stellen in den Bereichen regionales Marketing und Finanzen abzubauen, haben dieVerhandlungen an Schärfe gewonnen.Mit einer ersten Warnstreikwelle an 61 Standorten <strong>der</strong> CCE AG bundesweit machten die Beschäftigtendeutlich, was sie von den Tarifverhandlungen 2013 erwarten.Geschäftsbericht 2008–2012 119


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikArbeitskreis Alkoholfreie Getränke (AfG)Analog <strong>zum</strong> Arbeitskreis Braunetzwerk gibt es einen solchen für den Bereich AfG. Auch hiersind aus allen Landesbezirken und wichtigen Unternehmen Betriebsräte aktiv beteiligt.Schwerpunktthemen sind allgemeine Branchenthemen, wie Umstrukturierungen, Logistikund vor allem die Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gestaltung des demografischen Wandels. Zur Weiterbildung<strong>der</strong> Betriebsräte aus dem AfG-Bereich findet jährlich ein Getränkeforum im BZO statt.2.4 GetreideMühlenwirtschaftDer Umsatz in <strong>der</strong> Mühlenwirtschaft sank von 3.737 Millionen Euro im Jahre 2008 auf 3.331Millionen Euro im Jahr 2011 bzw. auf 1.642 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2012. Im Wirtschaftsjahr2008/2009 haben die deutschen Mühlen mit 7.623.300 Tonnen die dritthöchsteBrotgetreidevermahlung <strong>der</strong> vergangenen 40 Jahre erzielt. Der Umsatz und die Beschäftigungentwickeln sich mit relativ starken Schwankungen. Beispielsweise sank <strong>der</strong> Umsatz in2008 um 18,7 Prozent und nahm in 2011 um 14,4 Prozent wie<strong>der</strong> zu. Diese Schwankungenstehen im engeren Zusammenhang mit <strong>der</strong> Witterung und den Weltmarktbedingungen. Daraufhaben die Mühlen reagiert. Im Wirtschaftsjahr 1970/71 hatten die deutschen Mühlen zweiDrittel des vermahlenden Getreides aus Deutschland bezogen, ein Achtel aus <strong>der</strong> EU und einFünftel aus sogenannten Drittstaaten. 40 Jahre später hat sich das Bild grundlegend gewandelt:Heute werden rund 95 Prozent des in Deutschland vermahlenden Brotgetreides von einheimischenÄckern geerntet. Aus Übersee wird Getreide nur noch in Ausnahmefällen importiert.Obwohl die Mühlen ihr Getreide fast ausschließlich aus Deutschland beziehen, werdendie Preise für Weizen allerdings maßgeblich von den internationalen Getreidemärkten bestimmt.Die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten stieg von 8.350 im Jahr 2008 auf 9.391 im ersten Halbjahr 2012.Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Beschäftigtenzahl pro Kopf gerechnet wird und eineUmrechnung auf Vollzeitkräfte nicht erfolgt. Die Mühlenwirtschaft liegt mit einem Umsatz jeBeschäftigtenstunde von 228 Euro (erstes Halbjahr 2012) über dem Ernährungsgewerbe, daseinen Umsatz je Beschäftigtenstunde von 209 Euro (erstes Halbjahr 2012) aufwies.Der Exportanteil am Umsatz von Mehl- und Mahlerzeugnissen stieg von 18,2 Prozent im Jahre2008 auf 20 Prozent im ersten Halbjahr 2012. Im Ernährungsgewerbe lag <strong>der</strong> Exportanteil imersten Halbjahr 2012 bei 19,4 Prozent. Der Exportanteil <strong>der</strong> Mühlenwirtschaft lag damit überdem des Ernährungsgewerbes.Die wirtschaftliche Lage für die Mühlen in Deutschland ist unverän<strong>der</strong>t schwierig, denn dieRohstoffmärkte sind äußerst knapp versorgt und die Getreidepreise befinden sich auf Rekordniveau.Außerdem steigt die globale Nachfrage nach Getreide stetig. Gerade in Jahren mitschlechten Ernten und knappen Versorgungsbilanzen belastet die Nachfrage nach Energiepflanzendie Branche beson<strong>der</strong>s.Die Verbraucherinnnen und Verbraucher sehen zunehmend in Brot- und Backwaren nicht nurGrundnahrungsmittel, son<strong>der</strong>n teilweise auch Genussmittel. Im Verhältnis von Weizen zu120Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikRoggen hat bei Vollkorn & Co. eine Entwicklung stattgefunden, die dem Bundestrend beiMahlerzeugnissen insgesamt entspricht – mit allerdings leicht verschobenen Akzenten. DieMengenzuwächse in <strong>der</strong> Weizenmüllerei sind bei Vollkorn und Backschrot mit 49 Prozentnoch deutlicher als auf dem Gesamtmarkt ausgefallen. Vor allem Vollkornmahlerzeugnisselegten mit einem Plus von zehn Prozentpunkten deutlich zu, während Weizenbackschrote aufniedrigem Niveau stagnierten. Weizenbackschrot wird aus dem ganzen Korn hergestellt, istjedoch grober als Vollkornmehl, daher nicht so backstark. Die genannten gesundheitsbewusstenVerbraucherinnen und Verbraucher bevorzugen Vollkornmahlerzeugnisse.Wirtschaftsdaten Mühlenindustrie 2008 bis 1. Halbjahr 20122008 2009 2010 2011 2012Betriebe 52 55 55 53 55Beschäftigte 8.350 8.641 9.391 9.224 9.391Umsatz in Mio. Euro 3.737 2.977 2.913 3.331 1.642Entgelt (in Prozent des7,4 9,7 10,5 9,0 9,1Umsatzes)Umsatz je Beschäftig tenstunde267 210 196 233 228(in Euro)Exportquote (in Prozent) 19,9 19,6 21,6 21,4 23,4Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2012Tarifverhandlungen werden in <strong>der</strong> Mühlenwirtschaft regional geführt und waren geprägtdurch die wirtschaftlichen Schwankungen in <strong>der</strong> Branche. Das Tarifniveau ist in den einzelnenLandesbezirken unterschiedlich. Neben einigen Flächentarifverträgen haben wir in <strong>der</strong> Mühlenwirtschaftviele regionale Haustarifvertragsverhandlungen, teilweise mit Verbandsvertretern,teilweise direkt mit den jeweiligen Unternehmen. Die verhandelte Arbeitszeit beträgt 38Stunden in <strong>der</strong> Woche, mit einer Ausnahme in einem regionalen Unternehmenstarifvertrag(Nordgetreide Ost), dort sind noch 40 Stunden vereinbart.Die bundesweit vertretene Kampffmeyer-Gruppe hatte in <strong>der</strong> Tarifrunde 2011/2012 versucht,eine Null-Runde zu fahren, indem sie die einzelnen Haustarifverträge gegeneinan<strong>der</strong> ausspielten.Koordinierte <strong>NGG</strong>-Aktionstage vor den Werkstoren <strong>der</strong> einzelnen Standorte mitUnterschriftenlisten und Betriebsversammlungen führten letztendlich zu einem Tarifabschluss.Das neu organisierte Unternehmen VK-Mühlen AG, mit ihren drei Geschäftsbereichen(Kampffmeyer Milling Group, Kampffmeyer Food Innovation und Müller´s Mühle), strebt fürdie Tarifrunde 2012/2013 einen bundeseinheitlichen Tarifvertrag mit <strong>NGG</strong> an.Geschäftsbericht 2008–2012 121


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikFuttermittelindustrieIm Berichtszeitraum von 2008 bis 2011 ist <strong>der</strong> Umsatz von 7,6 Milliarden Euro auf 8,7 MilliardenEuro gestiegen, obwohl die Branche in den Jahren 2010 und 2011 durch Dioxinfunde inFuttermitteln in den Fokus <strong>der</strong> Öffentlichkeit gerückt wurde.Wirtschaftsdaten Futtermittelindustrie 2008 bis 1. Halbjahr 20122008 2009 2010 2011 2012Betriebe 62 64 67 68 69Beschäftigte 8.323 8.598 9.059 9.288 9.105Umsatz in Mio. Euro 5.207 5.027 5.512 6.196 3.016Betriebe ab 50 Beschäftigte; Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2012Die Anzahl <strong>der</strong> Beschäftigten in den Betrieben ab 50 Beschäftigte stieg von 8.323 auf 9.105 im1. Halbjahr 2012.2011 waren nach den Angaben <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit 12.608 Arbeitnehmerinnen undArbeitnehmer sozialversicherungspflichtig in Betrieben ab einem Beschäftigten tätig, davon11.866 in Vollzeit und 740 in Teilzeit. 1.865 Beschäftigte wurden geringfügig entlohnt.PreisentwicklungNachdem in den Jahren 2008 bis 2010 nur ein mo<strong>der</strong>ater Preisanstieg festzustellen war, hatsich die Preissituation 2011 und 2012 nachhaltig verän<strong>der</strong>t. Die Preissteigerung bei Fleischwarenum 5,4 Prozent im Jahr 2012 war hauptsächlich auf gestiegene Futtermittelpreise zurückzuführen.Auch an<strong>der</strong>e Lebensmittel verteuerten sich aus diesem Grund 2012 überproportional.Die Preissteigerungen bei Futtermitteln um rund 21 Prozent in 2012 erklären sich auchdurch eine zunehmende Erzeugung von Energie aus Ackerfrüchten.TarifentwicklungTarifverträge werden auf Län<strong>der</strong>ebene abgeschlossen. Die Tarifentwicklung bewegt sich imDurchschnitt aller an<strong>der</strong>en Abschlüsse in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie. So stiegen die Entgelte imJahre 2011 um etwa drei Prozent und im Jahre 2012 bis zu 2,6 Prozent.BackgewerbeVon allen Betrieben mit 50 und mehr Beschäftigten in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft entfallen aufdas Backgewerbe ca. 40 Prozent <strong>der</strong> Betriebe und knapp 30 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten, abernur knapp neun Prozent des Umsatzes.Das Backgewerbe wird unterteilt in die Bereiche Brotindustrie (auch als Großbäckereien o<strong>der</strong>Lieferbäckereien bezeichnet) und das Bäckerhandwerk (Handwerksbäckereien). Zum Bäckerhandwerkzählen die Betriebe, bei denen die Backwaren in einer an den Laden angeglie<strong>der</strong>-122Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitikten Backstube gebacken werden und <strong>der</strong>en Backbetriebe keinen industriellen Charakter aufweisen.Das Bäckerhandwerk hat in <strong>der</strong> Regel keine o<strong>der</strong> nur wenige Filialen. Die großenGewinner des Strukturwandels sind jedoch die Filialisten, die mit einer Backstube ein entsprechendesFilialnetz abdecken. Die 200 größten Backwaren-Filialisten kontrollieren etwa jededritte Filiale in Deutschland. Im Mittelblock <strong>der</strong> Filialisten mit 100 bis 300 Filialen hat es diemeisten Strukturverän<strong>der</strong>ungen gegeben.Die Insolvenzfälle, wie <strong>zum</strong> Beispiel <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>mann-Brot GmbH & Co. KG und <strong>der</strong> Gramss-Gruppe sowie <strong>der</strong> Müller-Brot GmbH, führen zu Marktverschiebungen. Ein Großteil <strong>der</strong> Filialentaucht wie<strong>der</strong> bei den Wettbewerbern auf. So <strong>zum</strong> Beispiel bei den Filialisten LandbäckereiIhle, Ludwig Stocker Hofpfisterei GmbH und Bäcker Bachmeier GmbH & Co. KG. De MäkelbörgerBackwaren GmbH, Neubrandenburg, erhielt den größten Zuwachs durch die Übernahme<strong>der</strong> Berliner Kamps-Filialen. Insgesamt wächst die Anzahl <strong>der</strong> Filialen <strong>der</strong> 200 größten Filialistenständig, im Jahr 2012 um ca. 1,3 Prozent.Industriebäckereien produzieren in „größeren“ Werken und stellen neben frischen Backwarenauch solche in verschiedenen Garstufen her. Dabei erhält die Tiefkühl-Produktion eine immergrößere Bedeutung.Zur Herstellung von frischen Backwaren gehören auch Konditoreien.Der starke Strukturwandel in <strong>der</strong> Backwarenbranche hält weiter an. Im Vertrieb von Backwarenhaben die Discounter mittlerweile einen Marktanteil von 51 Prozent. Verbrauchermärktehaben ca. 33 Prozent des Umsatzes bei Brot- und Backwaren, 15 Prozent werden von Supermärktenerwirtschaftet. Bake-Off-Backwaren werden im Lebensmitteleinzelhandel <strong>der</strong>zeitstark nachgefragt. Die zunehmende Ausstattung <strong>der</strong> Verkaufsflächen mit Backstationen imLebensmitteleinzelhandel und bei den Discountern führt dazu, dass beim Verkauf von Bake-Off-Brötchen und -Brot inzwischen <strong>der</strong> Handel die führende Rolle übernommen hat. Dadurchwerden viele Händler und Discounter selbst zu Backwarenproduzenten, wie <strong>zum</strong> Beispiel Lidlmit einer eigenen Großbäckerei, Edeka mit seinen Backwarentöchtern Schäfer´s Brot- und KuchenspezialitätenGmbH, K & U Bäckerei GmbH, Backstube Wünsche GmbH, Bäckerei BüschGmbH und Dallmeyers Backhus GmbH. Die Rewe-Gruppe mit <strong>der</strong> Glockenbrot BäckereiGmbH und Bäckerei Rothermel.Die Tiefkühl-Backwarenhersteller, wie <strong>zum</strong> Beispiel Klemme AG, EDNA Tiefkühlkost GmbH unddie Histand-Gruppe, profitieren von dem Backautomatenboom. Auch die Großbäckereienund Filialisten haben Tiefkühl-Linien o<strong>der</strong> ganze Werke, wie <strong>zum</strong> Beispiel Harry-Brot GmbH,Lieken AG o<strong>der</strong> De Mäkelborger Backwaren GmbH.Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite stellen wir fest, dass sich die Betriebezahlen im Deutschen Bäckerhandwerkvon 19.183 Betrieben im Jahr 2000 auf 14.170 Betriebe im Jahr 2011 reduziert haben.Diese Betriebezahlen, herausgeben vom Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks, erfassenalle Betriebsgrößen, also auch die Betriebe unter 50 Beschäftigte. Bei den Wirtschaftsdatendes Statistischen Bundesamtes werden nur die Betriebe ab 50 Beschäftigten erfasst.Geschäftsbericht 2008–2012 123


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikWirtschaftsdaten Backwaren 2008 bis 1. Halbjahr 20122008 2009 2010 2011 2012Betriebe 772 796 821 839 847Beschäftigte 110.628 114.033 117.991 121.942 123.848Umsatz in Mio. Euro 10.276 10.544 10.984 11.674 5.917Durchschnittliches1.572 1.599 1.618 1.643 1.656Monatseinkommen jeBeschäftigtenEntgelt (in Prozent des 20,3 20,8 20,9 20,7 20,8Umsatzes)Umsatz je Beschäftig tenstunde63 62 62 64 64(in Euro)Exportquote (in Prozent) 5,5 5,2 5,2 5,5 5,6Betriebe ab 50 Beschäftigte; Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2012Wir gehen davon aus, dass sich die Gesamtzahl <strong>der</strong> Bäckereien innerhalb <strong>der</strong> nächsten achtJahre auf etwa 8.000, einschließlich <strong>der</strong> Betriebe unter 50 Beschäftigte, reduzieren wird.Der Pro-Kopf-Verbrauch von Backwaren ist seit den 1970er Jahren ständig gestiegen. Vor diesemHintergrund und dem angesprochenen Strukturwandel ist <strong>der</strong> Kampf um Marktanteileund auch das Interesse <strong>der</strong> Händler an dieser Branche zu sehen.Die Auswirkungen bekommen die Beschäftigten immer mehr zu spüren. Betriebsräte und<strong>NGG</strong> haben gegen Werksschließungen und Stellenabbau mit Demonstrationen und Mahnwachengekämpft. In einigen Fällen konnten Schließungen nicht verhin<strong>der</strong>t, aber die Beendigungsbedingungendeutlich verbessert werden. So hat die Lieken AG im Berichtszeitraumfünf Werke geschlossen. Die Harry-Brot GmbH hat in dieser Zeit drei neue Werke und Glockenbrotund Lidl haben je ein neues Werk gebaut. In allen neuen Werke, mit Ausnahme desLidl-Werks, konnten die Beschäftigten mit Hilfe von <strong>NGG</strong> Betriebsräte gründen.OrganisationspolitikDie Branchenarbeit im Backgewerbe hat bei <strong>NGG</strong> eine gute Tradition. Ihre Bedeutung ist wegendes unübersehbaren Verän<strong>der</strong>ungsprozesses wichtiger geworden. Im Bäckerhandwerkund in <strong>der</strong> Brotindustrie wurden jährliche Branchenseminare durchgeführt. InhaltlicheSchwerpunkte waren unter an<strong>der</strong>em die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitszeiten <strong>der</strong> Beschäftigten(mehr Teilzeit) und die Zunahme <strong>der</strong> prekären Beschäftigungsverhältnisse (geringfügige Beschäftigung,Leiharbeit, Werkvertrag und Franchise). Aber auch Fragen <strong>der</strong> Arbeitsbelastungund Arbeitsverdichtung sowie Altersvorsorge spielten ebenso eine Rolle, wie die Frage nach<strong>der</strong> Qualifizierung von Beschäftigten. Ständiges Thema war <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungsprozess im Bereich<strong>der</strong> Logistik. Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> hat den Hauptvorstand beauftragt,die Branchenarbeit zu intensivieren und ein Betreuungskonzept zu entwickeln. Das Antragsanliegenwird seit September 2011 in Form eines Pilotprojektes in <strong>der</strong> Branche Brot- undBackwaren (inklusive Bäckerhandwerk) umgesetzt. Die Pilotphase ist für den Zeitraum vonzwei Jahren geplant. Ziel dabei ist es, die Erfahrungsergebnisse <strong>der</strong> gesamten Organisation ingeeigneter Form zugänglich und für an<strong>der</strong>e Betreuungsbereiche übertragbar zu machen.124Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikDas Backwarenforum im BZO mit seiner übergreifenden Veranstaltungsplattform für die gesamteBranche (Handwerk und Industrie) hat sich etabliert. Unter an<strong>der</strong>em wurden die Themen„gesunde Lebensmittel – gesunde Preise“, „Lebensmittel kontra Energieerzeugung“, „FaktorMensch – warum das Personal mehr als nur ein Kostenfaktor ist“, „von denHygiene-Richtlinien bis <strong>zum</strong> Smiley“, „Ergebnis <strong>der</strong> Backwarenstudie“, „Gewaltprävention o<strong>der</strong>wenn Verkäuferinnen und Fahrer überfallen werden“, „demografische Entwicklung in <strong>der</strong>Backbranche“, „logistische Herausfor<strong>der</strong>ungen durch den Handel“ behandelt.2009 wurde eine im Auftrag <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung und <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> erstellteStudie mit dem Titel „Zukunft des Backgewerbes“ <strong>der</strong> Öffentlichkeit vorgestellt.Die bundesweiten Branchenseminare für das Bäckerhandwerk und die Brotindustrie werdenjährlich im Frühjahr und Herbst durchgeführt.Im Berichtszeitraum wurde <strong>der</strong> Service für <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong> und die Ansprache noch Unorganisierterverbessert. Wir haben eine Telefonhotline für die Beschäftigten im Bäckerhandwerkfreigeschaltet. Hier können Kolleginnen und Kollegen bei Problemen ihre <strong>NGG</strong> direkt erreichen.Darüber hinaus wurde im Berichtszeitraum eine Arbeitsrechtsfibel für das Bäckerhandwerkentwickelt.TarifpolitikIm Bereich <strong>der</strong> Brotindustrie bestehen in allen Bundeslän<strong>der</strong>n Flächentarifverträge, die zwischenden <strong>NGG</strong>-Landesbezirken und dem Verband Deutscher Großbäckereien abgeschlossen werden.Darüber hinaus bestehen für einige Unternehmen Haus- bzw. Unternehmenstarifverträge.Entgeltentwicklung in <strong>der</strong> Brotindustrie (Euro pro Stunde)Std./Wo. 2008 2009 2010 2011 2012Hamburg/Schleswig-Holstein 38 14,49 14,62 14,99 15,36 15,85Nie<strong>der</strong>sachsen/Bremen 38 14,49 14,69 14,99 15,36 15,85Nordrhein-Westfalen 38 14,47 14,60 14,97 15,34 15,83Bayern (Ortsklasse I) 38 13,14 13,25 13,93 14,35 14,82Hessen 38 14,11 14,24 14,60 14,97 15,45Rheinland-Pfalz 38 13,42 13,61 13,95 14,30 14,74Baden-Württemberg 38 13,89 14,02 14,38 14,75 15,26Ostdeutschland 38 14,10 14,23 14,59 14,95 15,43Quelle: Eigene Berechnungen, 2012Im Bäckerhandwerk gab es im Berichtszeitraum eine positive Entwicklung in <strong>der</strong> Tarifpolitik.2008 hatten wir von den 14 Tarifgebieten acht Tarifgebiete ohne aktuellen Tarifvertrag. Im Jahr2012 haben wir noch zwei Tarifgebiete ohne aktuellen Tarifvertrag. In ersten Schritten gab esverschiedene Verbesserungen für die Beschäftigten im Verkauf. So konnten <strong>zum</strong> Beispiel inNordrhein-Westfalen Abendzuschläge für Verkäuferinnen durchgesetzt werden.Im Berichtszeitraum haben wir durchgesetzt, dass die allgemeinverbindlichen Ausbildungsvergütungenim Bäckerhandwerk einheitlich sind und es keinen Unterschied mehr zwischenGeschäftsbericht 2008–2012 125


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikOst und West gibt. Die zukünftige Aufgabe wird es sein, die Ausbildungsvergütungen im Bäckerhandwerkaus dem „Keller“ <strong>der</strong> Ausbildungsvergütungen zu holen und jährliche Anschlusstarifverträgefür bessere Ausbildungsvergütungen durchzusetzen.2.5 Nährmittel/StärkeDie Stärkeindustrie konnte sich in 2010 mit einem Rekordumsatz aus <strong>der</strong> Krise erholen, nachdemsie in 2009 noch in Folge <strong>der</strong> weltweiten Wirtschaftskrise drastische Umsatzeinbrüchehinnehmen musste. Im Jahr 2011 zeigt sich ein Rückgang von minus 6,3 Prozent <strong>zum</strong> Vorjahran. Im ersten Halbjahr 2012 zeigt sich eine leichte Erholung im Vergleich <strong>zum</strong> Vorjahreshalbjahr.Die größten Abnehmer von Stärkeprodukten im Non-Food-Bereich ist die papier- und wellpappenverarbeitendeIndustrie, im Bereich Food die Süßwarenindustrie sowie <strong>der</strong> Bereichaufbereitende Lebensmittel (Fertiggerichte, Nudeln, Babynahrung) und die Getränkeindustrie.Die Beschäftigtenzahlen schwanken <strong>zum</strong> Teil erheblich im Berichtszeitraum. Im Rekordjahr2010 waren noch 3.011 Beschäftigte in <strong>der</strong> Branche tätig. In <strong>der</strong> ersten Hälfte 2012 fiel die Beschäftigtenzahlauf 2.381 zurück. Dies entspricht in etwa dem Niveau des Jahres 2008. Mit demAbbau von Arbeitsplätzen in 2011 stellt sich die Branche offensichtlich schon auf zu erwartendeRückgänge in <strong>der</strong> Produktionsmenge in Folge <strong>der</strong> Quotenregelung Stärke in <strong>der</strong> EU ein.In <strong>der</strong> Tabelle „Wirtschaftsdaten Stärkeindustrie“ sind von 2009 bis 2011 starke Schwankungenbei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Betriebe und Beschäftigten festzustellen. Das Statistische Bundesamtgeht immer von einer Berechnungsgröße ab 50 Beschäftigte aus. Die Schwankungen lassensich durch Zusammenschlüsse von kleineren, bisher nicht erfassten Betrieben erklären. Hinzukommen statistische Verän<strong>der</strong>ungen, die den Anstieg <strong>der</strong> Betriebe in 2010 erklären.Der Umsatz je Beschäftigtenstunde – ein Indikator für Umsatzproduktivität – lag deutlich überdem <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft: Stärkeindustrie 440 Euro (erstes Halbjahr 2012), Ernährungsgewerbe209 Euro.Entwicklung <strong>der</strong> Produktionsmengen (in Prozent)Stärke-Produktion 2005 2007 2008 2009 2010aus Kartoffeln 44 39 42 43 34aus Mais 27 27 25 23 28aus Weizen 29 34 33 33 38Quelle: Fachverband <strong>der</strong> Stärkeindustrie Berlin e. V., 2011126Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikWirtschaftsdaten Stärkeindustrie 2008 bis 1. Halbjahr 20122008 2009 2010 2011 2012Betriebe 14 15 19 15 14Beschäftigte 2.370 2.440 3.011 2.416 2.381Umsatz (in Mio. Euro) 1.531 1.404 1.787 1.673 853Monatseinkommen je 3.769 3.709 3.790 3.725 3.872Beschäftigten (in Euro)Entgelte in Prozent des7,0 7,7 7,7 6,5 6,5UmsatzesUmsatz je Beschäftigtenstunde393 354 365 425 440(in Euro)Exportquote 48,0 52,2 48,2 48,8 54,2Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2012NährmittelZur Nährmittelindustrie gehören laut Statistisches Bundesamt folgende Branchen:• Herstellung von Kaffee und Tee• Würzen und Soßen• Herstellung von Teigwaren• Diätetische Nährmittel• Sonstige NahrungsmittelFür alle fünf genannten Teilbranchen stieg <strong>der</strong> Umsatz im Berichtszeitraum kontinuierlich anund beträgt im Jahr 2011 ca. 16 Milliarden Euro. Die Beschäftigtenzahlen stiegen im Berichtszeitraumvon 39.627 Beschäftigten im Jahre 2008 auf 50.177 Beschäftigte im Jahr 2011.Wirtschaftsdaten Nährmittel 2008 bis 1. Halbjahr 20122008 2009 2010 2011 2012Betriebe 196 219 234 234 238Beschäftigte 39.627 43.209 48.946 50.177 50.877Umsatz (in Mio. Euro) 13.121 13.596 15.062 15.908 8.127Monatseinkommen je 3.110 3.104 3.099 3.164 3.164Beschäftigtem (in Euro)Umsatz je Beschäftigtenstunde206 194 189 197 199(in Euro)Exportquote 24,7 23,2 22,5 23,8 24,3Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2012Geschäftsbericht 2008–2012 127


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikDie Klassifikation <strong>der</strong> Wirtschaftszweige: Kombinierte Betriebe werden mit ihrem gesamtenBetrieb <strong>der</strong>jenigen Wirtschaftsgruppe zugeordnet, in <strong>der</strong> gemessen an <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> tätigenPersonen <strong>der</strong> Schwerpunkt liegt. Die Schwerpunktverlagerung von einer Reihe von kombiniertenBetrieben führte <strong>zum</strong> Anstieg <strong>der</strong> Beschäftigtenzahlen.2.6 FleischDie Entwicklung <strong>der</strong> Fleischwirtschaft war in den letzten Jahren gekennzeichnet durch einstetiges Wachstum <strong>der</strong> Schlachtindustrie, bei einem überproportionalen Anstieg <strong>der</strong> Exporte<strong>der</strong> großen Betriebe Tönnies-Gruppe, VION Food Germany, Westfleisch und Danish Crown. Dievier erzielen mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes durch weltweiten Export. Beson<strong>der</strong>s im BereichSchweinefleisch ist Deutschland zu einem global tätigen Exporteur geworden.Die großen Handelsketten produzieren immer mehr Fleischwaren selbst, was den Wurstherstellerndas Leben zusehends erschwert.Umsatz <strong>der</strong> zehn größten Fleischwerke des Lebensmittelhandels (in Millionen Euro)Unternehmen/Gruppe 2010 20111 Kaufland 650,0 655,02 Brandenburg 562,0 608,03 Bauerngut 463,1 510,04 Edeka Südwest Fleisch 450,0 453,05 Rasting 390,6 409,96 Nordfrische Center 238,0 252,07 Birkenhof 249,7 250,08 Südbayerische Fleischwerke 220,6 238,09 Franken-Gut 225,0 228,010 Hessengut 192,5 202,5Quelle: allgemeine fleischerzeitung (afz), 38/2012 (Schätzung)Die Geflügelwirtschaft profitiert – trotz zahlreicher Diskussionen über Tierhaltung und Skandaleum den Zusatz von Antibiotika – vom anhaltenden Appetit <strong>der</strong> Verbraucherinnen undVerbraucher auf Geflügelfleisch.128Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikUmsatz <strong>der</strong> zehn größten Unternehmen <strong>der</strong> Geflügelwirtschaft (in Millionen Euro)Unternehmen/Gruppe 2010 20111 PHW-Gruppe 2.095,8 2.227,62 Rothkötter-Gruppe 670,0 800,03 Sprehe-Gruppe 720,0 730,04 Heidemark 500,0 600,05 Plukon Food Deutschlandn.e. 540,06 Velisco 250,0 250,07 Nölke-Gruppe 231,0 224,08 Vossko Tiefkühlkost 120,0 120,09 Borgmeier 92,0 105,010 Gut Bergmark 60,0 60,0Quelle: allgemeine fleischerzeitung (afz), 38/2012Die Fleischproduktion in Europa teilen sich im wesentlichen Deutschland mit 26 Prozent, Spanienmit elf Prozent, Italien mit elf Prozent, Frankreich mit neun Prozent, Polen mit neun Prozentund Großbritannien mit acht Prozent.Geschäftsbericht 2008–2012 129


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikIm Jahr 2012 wurden in Deutschland 8,2 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt. Daran beteiligt istSchweinefleisch mit 68 Prozent, Geflügelfleisch folgt mit rund 17 Prozent und Rindfleisch mit14 Prozent. Die verbleibende Restmenge von unter einem Prozent verteilt sich auf Schaf-, Ziegen-und Pferdefleisch.Im Jahre 2012 wurden in Deutschland 59,3 Millionen Schweine geschlachtet. Damit lag dasSchlachtaufkommen im letzten Jahr um 1,5 Prozent über dem Wert des Vorjahres.Die durchschnittlichen Schweineschlachtgewichte (Gewicht je Stück) steigen kontinuierlich.Die Erzeugung von Rindfleisch sank im Berichtszeitraum leicht auf 1,16 Millionen Tonnen imJahre 2012.Der Fleischsektor hat den größten Anteil am gesamten Wert <strong>der</strong> Agrarexporte Deutschlands.Insgesamt wurden im Jahre 2011 Fleisch und Fleischwaren im Wert von 8,74 Milliarden Euroausgeführt. Hinzu kommen noch Exporte von lebenden Tieren im Werte von 1,1 MilliardenEuro.Nach Angaben <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit waren 2011 in <strong>der</strong> Schlacht- und Fleischverarbeitungsbrancherund 143.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt. Davonrund 128.000 in Vollzeit und 15.000 Beschäftigte in Teilzeit. Darüber hinaus arbeiten in <strong>der</strong>Branche ca. 40.000 geringfügig entlohnte Beschäftigte.Die Situation <strong>der</strong> WerkvertragsbeschäftigtenDie Anwerbung <strong>der</strong> Werkvertragsarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer erfolgt überwiegendin Osteuropa über Scheinfirmen im jeweiligen Entsendeland. Während <strong>der</strong> deutscheSchlachthofbetreiber ein komplettes Gewerk, z. B. das Zerlegen <strong>der</strong> Schlachtschweine in <strong>der</strong>sogenannten Grobzerlegung an einen Werkvertragsarbeitgeber (Subunternehmer) vergibt,holt sich dieser Subunternehmer aus Mittel-/Osteuropa über Werkverträge zweite und dritteSubunternehmer in den Schlachthof. Der Schlachthofbetreiber überträgt dann jegliche Verantwortungfür die Beschäftigten auf den Werkvertragspartner, er stiehlt sich aus <strong>der</strong> Verantwortung.Grundsätzlich unterliegen die Werkvertragsbeschäftigten dem Recht des Entsendelandes, indem sie ihren Arbeitsvertrag formal begründet haben.Die Unterbringung erfolgt – gegen Bezahlung – in Massenunterkünften, die häufig nichtwesteuropäischen Standards entsprechen. Die Beschäftigten finden keinen Kontakt zu Einheimischen.Auf großen deutschen Schlachthöfen sind häufig nur noch weniger als ein Drittel <strong>der</strong> BeschäftigtenStammbeschäftigte, die an<strong>der</strong>en Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kommenaus Mittel- und Osteuropa.Gemeinsam mit unserem europäischen Dachverband EFFAT versucht <strong>NGG</strong> auf europäischerEbene, die in Europa praktizierten Entsendungen, die Deutschland zu einem Billiglohnland in<strong>der</strong> Schlachtindustrie gemacht haben, zu bekämpfen. Darüber hinaus arbeitet <strong>NGG</strong> eng miteuropäischen Partnergewerkschaften zusammen, insbeson<strong>der</strong>e vor dem Hintergrund vonmassiven Arbeitsplatzverlusten in <strong>der</strong> Schlachtindustrie in Dänemark, Frankreich und Belgien.130Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikAuf nationaler Ebene wird das Projekt des DGB „Faire Mobilität – Arbeitnehmerfreizügigkeit:sozial, gerecht und aktiv“ mit Leben erfüllt. Flugblätter wurden auch in osteuropäischen Sprachenerstellt und stehen zur Verteilung bereit, um so die mittel- und osteuropäischen Werkvertragsbeschäftigtenzu erreichen.<strong>NGG</strong> hat sich im gesamten Berichtszeitraum mit allen Möglichkeiten gegen Outsourcing aufeinzelnen Schlachthöfen zur Wehr gesetzt. Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben sind hier die Entwicklungenauf dem VION-Schlachthof in Waldkraiburg und die Aktionen an den Schlachtstandortenvon Danish Crown in Essen und VION in Emstek im Jahr 2012.TarifpolitikNach wie vor gibt es in <strong>der</strong> Fleischbranche keine Arbeitgeberverbände, die mit <strong>NGG</strong> Tarifverhandlungenführen könnten. Das bedeutet, dass dort, wo die Belegschaften gut organisiert,<strong>NGG</strong> und Betriebsräten stark genug sind, Haustarifverhandlungen geführt werden. Allerdingssind viele Betriebe zu schlecht organisiert, um Tarifverhandlungen führen zu können, bzw. siehaben keine Betriebsräte, die gemeinsam mit <strong>NGG</strong> die Tarifentwicklung vorantreiben. Darüberhinaus erschwert <strong>der</strong> Einsatz von Werkvertragsbeschäftigten die Tarifentwicklung. Stammbelegschaftenwerden gegen Werkvertragsbeschäftigte ausgespielt.So besteht bei den großen Schlachtkonzernen nur bei Westfleisch eine alles umfassende Tarifbindung,bei VION bestehen einige regionale Entgelttarifverträge, bei Tönnies besteht nachwie vor keine Tarifbindung.Auch in <strong>der</strong> Geflügelindustrie sind die Tarifstrukturen uneinheitlich.OrganisationspolitikEinen Schwerpunkt in <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen den Betriebsräten <strong>der</strong> Fleischbrancheund <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> bilden die jährlich stattfindenden Branchenkonferenzen und dieseit 2009 jährlich veranstalteten Konferenzen <strong>der</strong> Betriebsräte von VION in Deutschland. DieseVeranstaltungen finden im Bildungszentrum Oberjosbach mit jeweils mehr als 50 Teilnehmerinnenund Teilnehmern statt.Zusätzlich zu den Branchenkonferenzen, zu denen Betriebsräte <strong>der</strong> Schlachtindustrie, <strong>der</strong> Geflügelindustrieund <strong>der</strong> wursterzeugenden Industrie sowie Vertreter des Handwerks zusammenkommen,haben sich Treffen <strong>der</strong> Betriebsräte aus den Teilbranchen (Schlacht- und Geflügelindustrie)bewährt. Diese Treffen för<strong>der</strong>n darüber hinaus die positive Entwicklung desGedankenaustauschs über Konzerngrenzen hinweg.Geschäftsbericht 2008–2012 131


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik2.7 FischDas Produkt Fisch profitierte im Berichtszeitraum 2008 bis 2012 vom allgemeinen Gesundheitstrendund vom guten Image <strong>der</strong> Branche. Dennoch ist die Situation zwischen dem Weltmarktfür Rohware und dem Lebensmitteleinzelhandel nicht immer einfach. Zu den Gewinnerngehörten die Bereiche Seefischerei und Fischeinzelhandel, während die FischindustrieUmsatzeinbußen hinnehmen musste.Umsatzentwicklung Fischverarbeitung (in Millionen Euro)2008 2009 2010 20112.159 2.106 2.062 2.067Quelle: Statistisches Bundesamt, 2012Der Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch pendelt um 15,5 Kilogramm und erreichte in 2010 mit 15,7Kilogramm einen historischen Höchststand. Damit liegt Deutschland um ca. ein Kilogrammunter dem Weltdurchschnittsverbrauch und ist von Japan mit fast 70 Kilogramm o<strong>der</strong> SpitzenreiterIsland mit fast 90 Kilogramm Verbrauch je Kopf weit entfernt. Hierin liegen an<strong>der</strong>erseitsauch Zukunftschancen.Die Umsatzanteile <strong>der</strong> einzelnen Segmente (in Prozent)Tiefkühlware (inkl. Frostung an Bord) 34Konserven und Marinaden(davon Thunfisch und Sardinen)26(12)Krebse und Weichtiere 15Frischfisch 8Räucherfisch 8Sonstige Fischerzeugnisse 7Fischsalate 2Quelle: Fischinformationszentrum, Statistisches Bundesamt, 2012132Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikBei schwankenden Rohstoffpreisen ergibt sich ein Problem am an<strong>der</strong>en Ende <strong>der</strong> Kette. Überden Lebensmittel-Discount wird mengenmäßig die Hälfte aller Fischprodukte verkauft. Das isteine Quote, wie sie sonst nur im Milchsektor erreicht wird. Dem hälftigen Mengenanteil stehtallerdings ein unterproportionaler Umsatzanteil bei den Discountern gegenüber. Hieran zeigtsich, dass die Fischprodukte im Discount unter Durchschnittswert verkauft werden.Der Anteil des Discounts beträgt bei Fischkonserven 60 Prozent, bei Fischmarinaden und beiTiefkühlfisch etwas weniger. Bei Frischfisch dagegen liegt <strong>der</strong> Anteil bei nur fünf Prozent. DieseStruktur zeigt deutlich, welchem enormen Druck die Fisch verarbeitende Industrie durchdie Situation im Lebensmittel-Einzelhandel mit <strong>der</strong> Vorrangstellung des Discounts in <strong>der</strong>Fischbranche ausgesetzt ist. Da <strong>der</strong> große Kostenblock Rohstoff Fisch durch die Situation aufdem Weltmarkt bestimmt wird, entlädt sich dieser zweiseitige Preis- und Kostendruck bei denArbeitsbedingungen <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in <strong>der</strong> Fischindustrie, woFischkonserven, Fischmarinaden und Tiefkühlfisch hergestellt werden.Es sind große organisationspolitische Anstrengungen nötigt, um den notwendigen Gegendruckzu erzeugen. Die Tarifrunden waren dementsprechend nicht immer einfach, obwohldie Relation <strong>der</strong> Entgelte <strong>zum</strong> Umsatz mit 7,5 Prozent unter dem Durchschnitt des Ernährungsgewerbesliegt.Die Produktivitätssteigerung und die zunehmende Arbeitsbelastung werden an <strong>der</strong> Entwicklung<strong>der</strong> Umsätze je Beschäftigtenstunde deutlich. Lag <strong>der</strong> Umsatz je Beschäftigtenstunde2003 noch bei 135 Euro, so stieg dieser bis 2011 auf 206 Euro.Umsatz je Beschäftigtenstunde (in Euro)2003 2008 2009 2010 2011135 182 189 198 206Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2012Die Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Fischverarbeitung in Deutschland zeigt sich in <strong>der</strong> Exportquotevon 20,5 Prozent in 2011. Dennoch geht die sinkende Anzahl an Betrieben einher mit abnehmendenBeschäftigtenzahlen. 2001 waren in <strong>der</strong> Fisch verarbeitenden Industrie noch 11.053Beschäftigte tätig. Zehn Jahre später waren es nur noch 5.886 Beschäftigte.Beschäftigtenzahlen2001 2008 2009 2010 201111.053 6.769 6.480 6.135 5.886Quelle: Statistisches Bundesamt, 2012<strong>NGG</strong> organisiert beson<strong>der</strong>s über den Landesbezirk Nord diverse Branchenveranstaltungen,um an <strong>der</strong> Zukunft <strong>der</strong> Branche mitzuarbeiten und Verbesserungen <strong>der</strong> Arbeitsbedingungenzu erreichen.Geschäftsbericht 2008–2012 133


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik2.8 Milch und FettDer Umsatz <strong>der</strong> Milchwirtschaft stieg von 21,9 Milliarden Euro im Jahre 2008 auf 23,1 MilliardenEuro in 2011. Im 1. Halbjahr 2012 betrug <strong>der</strong> Umsatz 11,6 Milliarden Euro. Die Betriebszahlblieb im Berichtszeitraum stabil. Die Beschäftigtenzahl stieg leicht an, von 29.224 im Jahr 2008auf 30.274 im 1. Halbjahr 2012. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Beschäftigtenzahl proKopf gerechnet wird und eine Umrechnung auf Vollzeitkräfte nicht erfolgt. Die Milchwirtschaftliegt mit einem Umsatz je Beschäftigtenstunde von 476 Euro (1. Halbjahr 2012) deutlichüber dem Ernährungsgewerbe, das einen Umsatz je Beschäftigtenstunde von 209 Euro(1. Halbjahr 2012) aufwies.Protest beim DMK, 2012Nach starken Umsatzeinbrüchen aufgrund <strong>der</strong> weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise in2009 hat sich die Umsatzentwicklung in <strong>der</strong> Milchverarbeitung nachhaltig erholt. Der Umsatzim Wirtschaftszweig Milchverarbeitung (ohne Herstellung von Speiseeis) nahm 2010 um 9,6Prozent auf 20,5 Milliarden Euro zu. Dieser Zuwachs wurde im Jahr 2011 noch übertroffen, miteiner Zunahme von 12,7 Prozent auf 23,1 Milliarden Euro. Somit erzielte die Branche im Jahre2011 ihren höchsten Umsatz seit fünf Jahren. Für das erste Halbjahr 2012 weist das StatistischeBundesamt eine Steigerung des Umsatzes um ein Prozent in Höhe von 11,6 MilliardenEuro aus. Der Strukturwandel in <strong>der</strong> Milchwirtschaft konnte im Berichtszeitraum anschaulichbeobachtet werden. Die Konzentrationsprozesse auf dem bundesdeutschen Milchmarkt nahmenan bisher nicht bekannter Intensität zu.Die Fusion <strong>der</strong> beiden größten deutschen MilchverarbeiterNordmilch und Humana wurde im Februar2012 endgültig beschlossen. Das nun entstandeneDeutsche Milchkontor (DMK) wurde somit <strong>der</strong> sechstgrößteMilchverarbeiter in Europa. Auch mit dieser Fusionauf dem deutschen Milchmarkt sollten wie<strong>der</strong> einmalArbeitsplätze vernichtet werden. Nachdem DMKangekündigt hatte, zwei Werke zu schließen und durchProduktionsverlagerungen weitere 238 Arbeitsplätze zuvernichten, demonstrierten im März 2012 rund 300 Beschäftigtegegen das sogenannte Werkstrukturkonzeptvon Deutschlands größtem Milchverarbeiter.Anfang des Jahres 2011 begann Arla mit seinen Fusionen (Hansa-Milch) in Deutschland undwurde mit weiteren Fusionen (Allgäuland, Milch Union Hocheifel) im Jahr 2012 die drittgrößteMolkerei in Deutschland.Von den 3.400 Milch verarbeitenden Betrieben 1950 sind in 2012 noch 166 (hier sind auch Betriebeunter 50 Beschäftigte miteinbezogen) übrig geblieben. Deutschlands größter MolkereikonzernDMK verarbeitet rund ein Viertel <strong>der</strong> deutschen Milchmenge, rund sieben MilliardenKilogramm. Ein weiteres Viertel vereinen die Molkereien Hochwald, Müller, Ammerland undArla Deutschland (Hansa-Milch, Allgäuland, Milch Union Hocheifel) auf sich. Somit verarbeitenfünf Molkereikonzerne die Hälfte <strong>der</strong> deutschen Milch.Entsprechend hoch sind auch die Erwartungen <strong>der</strong> Milcherzeuger an die Großfusionen. Siesollen endlich einen besseren Milchpreis bringen. Noch bestimmt allerdings <strong>der</strong> Handel weitgehenddie Preise. Wie mächtig <strong>der</strong> Handel inzwischen ist, untersucht das Bundeskartellamtseit geraumer Zeit mit einer breit angelegten Marktuntersuchung zur Nachfragemacht desLebensmitteleinzelhandels.134Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikZweistellige Zuwachsraten erzielen europäische Molkereien nur noch außerhalb von Europa.Käse und Milchpulver finden weltweit neue Kunden. Auf den heimischen Märkten machenPreiskämpfe mit den Handelsunternehmen den Molkereien das Leben schwer. Die Exportquotestieg im Berichtszeitraum von 21,7 Prozent im Jahre 2008 auf 25,4 Prozent im 1. Halbjahr2012. Die Exportquote in <strong>der</strong> Ernährungs- und Tabakwirtschaft lag im ersten Halbjahr2012 bei 19,4 Prozent.Tarif- und OrganisationspolitikDie Tarifverträge für die Milchwirtschaft werden in den <strong>NGG</strong>-Landesbezirken verhandelt. Darüberhinaus bestehen Haus- und Firmentarifverträge. Der Haustarifvertrag für DMK ist <strong>der</strong>Haustarifvertrag, <strong>der</strong> für die größte Mitglie<strong>der</strong>zahl in <strong>der</strong> Milchwirtschaft gültig ist.Die Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen werden in den einzelnen Landesbezirken sowie Regionen vermehrtdurch Warnstreiks begleitet, um ein akzeptables Tarifergebnis zu erlangen. Je nach regionalerBedeutung <strong>der</strong> Milchwirtschaft in den Landesbezirken wird dort die Branchenarbeitdurchgeführt. Ergänzend dazu gibt es jährlich bundesweite Branchenzusammenkünfte imBZO. Im Jahr 2009 wurde ein Update <strong>der</strong> Milchstudie aus dem Jahr 2005 mit dem Thema „Zukunft<strong>der</strong> Milchwirtschaft“ – Auswirkung von EU-Agrarreformen, Strukturwandel und Internationalisierung– in Auftrag gegeben und veröffentlicht. Dieses Projekt wurde auf mehrerenMilchkonferenzen vorgestellt und diskutiert.Die verän<strong>der</strong>ten europäischen Rahmenbedingungen, internationale Konzentrationsprozessesowie das Auslaufen <strong>der</strong> EU-Milchquote verlangen eine verzahnte Zusammenarbeit <strong>der</strong> europäischenGewerkschaften. Durch die Gremienmitgliedschaften <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>, unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong>ständigen Gruppe Milch bei <strong>der</strong> Europäischen Kommission sowie die Zusammenarbeit aufeuropäischer Gewerkschaftsebene, wird dies unterstützt.Entgeltentwicklung in <strong>der</strong> Milchindustrie (Euro pro Stunde)Std./Wo. 2008 2009 2010 2011 2012Hamburg/Schleswig-Holstein 38 12,55 12,90 13,17 13,57 14,00Nie<strong>der</strong>sachsen/Bremen 37 13,92 14,31 14,61 15,05 15,53Nordrhein-Westfalen 37 14,61 15,02 15,34 15,80 16,30Bayern (Ortsklasse I) 38 13,11 14,17 14,60 15,02 15,55Hessen 38 14,09 14,37 14,78 15,22 15,71Rheinland-Pfalz 38 13,86 13,86 14,30 14,73 15,21Baden-Württemberg 38 13,85 14,27 14,82 15,25 15,71Ostdeutschland 40 11,76 12,09 12,39 12,79 13,25Quelle: <strong>NGG</strong>, 2012Geschäftsbericht 2008–2012 135


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikWirtschaftsdaten Milchverarbeitung 2008 bis 1. Halbjahr 20122008 2009 2010 2011 2012Betriebe 146 146 145 144 146Beschäftigte 29.224 29.352 29.268 29.874 30.274Umsatz (in Mio. Euro) 21.853 18.722 20.515 23.128 11.574Monatseinkommen2.946 3.020 3.122 3.188 3.182je Beschäftigten (in Euro)Entgelte in Prozent des4,7 5,7 5,3 4,9 5,0UmsatzesUmsatz je Beschäftigtenstunde463 398 436 483 476Exportquote 21,7 21,9 23,2 25,4 25,4Betriebe ab 50 Beschäftigte; Quelle: Statistisches Bundesamt, 20122.9. ZuckerMit <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Zuckermarktordnung im Jahre 2006 wurden in Europa 80 Zuckerfabrikengeschlossen und 20.000 Beschäftigte <strong>der</strong> europäischen Zuckerindustrie verloren ihrenArbeitsplatz. Das Ziel <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Zuckermarktordnung war die Begrenzung auf eine Produktionsmengein Höhe von 80 Prozent des Eigenbedarfs innerhalb <strong>der</strong> Europäischen Union.Mit dieser Begrenzung auf 80 Prozent des europäischen Eigenbedarfs sollten Möglichkeitenfür außereuropäische Län<strong>der</strong> eröffnet werden, Zucker in die Europäische Union zu exportieren.Dies führte dazu, dass in landwirtschaftlich für den Zuckerrübenanbau wenig geeignetenGebieten, insbeson<strong>der</strong>e in Südeuropa, <strong>der</strong> Zuckerrübenanbau vollkommen eingestellt wurde.In Deutschland betreibt die Nordzucker AG Werke in Clauen, Nordstemmen, Schladen, Uelzenund in Klein Wanzleben. Der holländische Konzern Suiker Unie betreibt eine Zuckerfabrik immecklenburgischen Anklam. Pfeifer und Langen ist in Appeldorn, Euskirchen, Jülich, Könnernund Lage ansässig und die Südzucker AG ist mit ihren Werken in Brottewitz, Ochsenfurt, Offenau,Offstein, Plattling, Rain, Wabern, Warburg und Zeitz vertreten.136Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikZuckerfabriken und Raffination in EuropaZuckerfabriken 2009 (107) Raffination X Schließung seit Ende 2005 (89)Quelle: Wirtschaftliche Vereinigung Zucker, 2010In Deutschland ist die Zahl <strong>der</strong> Stammbeschäftigten von 9.048 im Jahre 1994 auf 4.500 imJahr 2012 gesunken.Zuckerindustrie 2008 bis 1. Halbjahr 20122008 2009 2010 2011 2012Betriebe 25 23 22 23 23Beschäftigte 4.796 4.491 4.084 4.578 4.500Umsatz (in Mio. Euro) 2.700 2.660 2.455 3.000 1.748Betriebe ab 50 Beschäftigte; Quelle: Statistisches Bundesamt, 2012TarifpolitikNach einem Zweijahresabschluss im Jahre 2008 gestalteten sich die Tarifverhandlungen 2010äußerst schwierig. Erst nach massiven Warnstreiks, die ersten in <strong>der</strong> deutschen Zuckerindustrie,konnte ein Tarifabschluss in Höhe von 2,8 Prozent realisiert werden.In den Jahren 2011 und 2012 waren vor dem Hintergrund einer exzellenten wirtschaftlichenEntwicklung und enorm steigen<strong>der</strong> Zuckerpreise Abschlüsse in Höhe von drei Prozent imJahre 2011 und 3,6 Prozent im Jahre 2012 realisierbar. Im Jahre 2011 konnte <strong>der</strong> Manteltarifvertragmit einer Laufzeit von drei Jahren nach einer redaktionellen Überarbeitung verlängertwerden.Geschäftsbericht 2008–2012 137


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikDer einzige Unterschied im Manteltarif zwischen alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong>n bestehtzurzeit noch in <strong>der</strong> Altersfreizeit, die in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n im Gegensatz zu den neuenBundeslän<strong>der</strong>n tarifvertraglich geregelt ist. Hier wurde für die Tarifrunde 2012 neben einer Entgelterhöhungauch eine Übernahme <strong>der</strong> Altersfreizeit in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n gefor<strong>der</strong>t.Im Laufe <strong>der</strong> Tarifverhandlungen konnten zu dieser Thematik weiterführende Gespräche vereinbartwerden. Möglich ist hier allerdings auch die Überführung <strong>der</strong> Altersfreizeit in einenDemografietarifvertrag, <strong>der</strong> den beson<strong>der</strong>en Belastungen durch Wechselschichtarbeit in denimmer länger werdenden Kampagnen <strong>der</strong> deutschen Zuckerindustrie Rechnung trägt.Im Jahr 2009 konnte darüber hinaus die betriebliche Altersvorsorge auf einen Arbeitgeberanteilvon jährlich 650 Euro angehoben werden.In <strong>der</strong> Tarifpolitik für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer <strong>der</strong> deutschen Zuckerindustriewird deutlich, dass bundeseinheitliche Tarifverträge – bei gleichzeitig hohem Organisationsgradin den Betrieben – eine überdurchschnittliche tarifliche Entwicklung ermöglichen.Obwohl sicherlich auch die wirtschaftliche Situation <strong>der</strong> deutschen Zuckerindustrie insgesamtzu beachten ist, bleibt die Erkenntnis, dass mit hohen Organisationsgraden und einerengen Zusammenarbeit zwischen Betriebsräten und <strong>NGG</strong> gute Tarifabschlüsse möglich sind.OrganisationspolitikEinen Schwerpunkt <strong>der</strong> intensiven, engen Zusammenarbeit zwischen <strong>NGG</strong> und den Betriebsrätenbilden die Branchenkonferenzen für die Betriebsräte <strong>der</strong> Zuckerindustrie im BildungszentrumOberjosbach, die jährlich stattfinden.Darüber hinaus werden die Gesamtbetriebsräte und die europäischen Betriebsräte <strong>der</strong> Nordzucker,von Pfeifer und Langen und Südzucker begleitet und betreut. Einen weiteren Schwerpunkt<strong>der</strong> Zusammenarbeit bilden die jährlich stattfindenden Betriebsräte-Vollkonferenzen,auf denen <strong>NGG</strong> vertreten ist.2.10 Süßwaren und DauerbackwarenDie Süßwarenindustrie ist in <strong>der</strong> Beschäftigtenentwicklung, in <strong>der</strong> Umsatzentwicklung und<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Unternehmen in den letzten Jahren immer noch eine relativ stabile Branche, in<strong>der</strong> annähernd 50.000 Beschäftigte tätig sind. Die Süßwarenindustrie wird bei <strong>NGG</strong> aus tarifpolitischenGründen weiter gefasst als beim Statistischen Bundesamt. Demzufolge gehörenbei <strong>NGG</strong> zur Süßwarenindustrie die drei Teilbranchen „Herstellung von Süßwaren im engerenSinne“ (im wesentlichen Schokolade und Bonbons) sowie „Herstellung von Speiseeis“ und„Herstellung von Dauerbackwaren“(Feine Backwaren).Das allerwichtigste Kriterium für die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> sind die Arbeitsplätze. Mitte 2012stellte die Süßwarenindustrie mit 49.188 Beschäftigten rund elf Prozent <strong>der</strong> Gesamtbeschäftigtenin <strong>der</strong> Ernährungs- und Tabakwirtschaft (454.773). Das wie<strong>der</strong>um sind neun Prozent <strong>der</strong>5.089.000 Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe. Damit stellt die Süßwarenindustrie einProzent <strong>der</strong> Beschäftigten des Produzierendes Gewerbes.138Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikEin Blick auf die Entwicklung anstelle dieser Momentaufnahme ist jedoch weniger erfreulich:Beschäftigte Süßwarenindustrie gesamt2008 2009 2010 201153.601 51.692 49.134 49.223Quelle: Statistisches Bundesamt, 2012Es ergeben sich rund 4.400 Arbeitsplatzverluste. Ein genauerer Blick auf die drei Teilbranchenzeigt allerdings interessante Unterschiede zwischen Süßwaren im engeren Sinne, Eiskremund Feine Backwaren.Beschäftigte2008 2009 2010 2011Süßwaren im engeren Sinne31.598 31.096 31.335 31.487Eiskrem4.762 4.782 4.775 4.710Feine Backwaren17.241 15.814 13.024 13.026Quelle: Statistisches Bundesamt, 2012Es bleibt festzustellen, dass die Beschäftigung in den Herstellungsbereichen Bonbons, Schokoladeund Eiskrem recht stabil ist, während im Bereich Feine Backwaren mehr als 4.000Arbeitsplätze verloren gingen. Die Hauptursachen hierfür liegen in Rationalisierungen, Restrukturierungen,Automatisierungen sowie bedauerlicherweise auch in Outsourcing (Werkverträge),Offshoring (Verlagerung in das Ausland) und Leiharbeit. Die Gesamtbranche kannimmer noch als Frauenbranche bezeichnet werden, denn noch überwiegt <strong>der</strong> Frauenanteilknapp mit 50,7 Prozent. Auch ausländische Kolleginnen und Kollegen sind mit zwölf Prozentrecht stark vertreten.Geschäftsbericht 2008–2012 139


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikWährend die Beschäftigtenzahl <strong>der</strong> gesamten Süßwarenindustrie bei elf Prozent <strong>der</strong> Ernährungs-und Tabakwirtschaft liegt, ist <strong>der</strong> Umsatz von 13,481 Milliarden Euro mit 8,4 Prozentnur unterproportional. Entsprechend liegt <strong>der</strong> Umsatz je Beschäftigtenstunde bei nur 178Euro gegenüber 221 Euro.Dank <strong>der</strong> tarifpolitischen Anstrengungen und Erfolge liegt das durchschnittliche Monatsentgelt(Jahresbrutto durch zwölf ) mit 2.619 Euro über <strong>der</strong> Ernährungs- und Tabakwirtschaft mit2.531 Euro. Dementsprechend beträgt die Lohnquote 11,5 Prozent gegenüber 8,6 Prozent.Das schadet aber überhaupt nicht <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit, denn in <strong>der</strong> Süßwarenindustrieliegt die Exportquote laut Statistischem Bundesamt bei 30,4 Prozent, wohingegen dieseKennziffer in <strong>der</strong> Ernährungs- und Tabakwirtschaft bei 19,4 Prozent liegt.TarifpolitikNeben den regionalen Entgeltrunden lag das tarifpolitische Hauptaugenmerk auf den nationalenVerhandlungen <strong>zum</strong> Bundes-Entgeltrahmentarifvertrag (BRTV) und zur Altersvorsorge.Die „Tarifkommission Süßwaren” imApril 2011Die Verhandlungen <strong>zum</strong> bereits 1992 gekündigten BRTV gerieten in <strong>der</strong> Vergangenheit ausunterschiedlichsten Gründen immer mal wie<strong>der</strong> ins Stocken. So beispielsweise 1995 durchden 17-tägigen Streik zur Entgeltangleichung in Ostdeutschland, 1996 aufgrund des mehrwöchigenStreiks zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, 1998 wegen des ersten großen Tarifvertrageszur Altersteilzeit bei <strong>NGG</strong>, 2001 ursächlich bedingt durch den Altersvorsorge-Tarifvertragmit siebzehn Verhandlungen und später nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong>arbeitgeberseitigen Kündigung des Manteltarifvertrages. Als dann in 2008 die Verhandlungenernsthaft wie<strong>der</strong> aufgenommen waren, führten massive Differenzen mit <strong>der</strong> Arbeitgeberseiteim April 2008 zu einer „Denkpause“, die bis 2012 anhielt. Im Februar 2012 verständigten sich<strong>NGG</strong> und <strong>der</strong> Arbeitgeberverband auf Kernelemente wie Mo<strong>der</strong>nisierung, Handhabbarkeit,Kostenneutralität, summarische Arbeitsbewertung und das Bekenntnis <strong>zum</strong> nationalen Flächentarifvertrag.Die kleine Verhandlungskommission <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> hatte von Beginn an, in guterZusammenarbeit von Tarifpolitik und Frauenpolitik, auch das Ziel, mehr Transparenz, Durchlässigkeitund Gerechtigkeit im Sinne von „equal pay“ durchzusetzen. Um die Ernsthaftigkeitdes Vorhabens zu unterstreichen, vereinbarten <strong>NGG</strong> und Arbeitgeberverband BDSI gleich zuBeginn drei doppeltägige Verhandlungstermine im Winter 2012/2013.140Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikBereits am 8. Mai 2001, als in <strong>der</strong> Süßwarenindustrie <strong>der</strong> erste Altersvorsorgetarifvertrag bei<strong>NGG</strong> abgeschlossen wurde, war vielen Beteiligten klar, dass <strong>der</strong> Arbeitgeberbeitrag in Höhevon 0,35 Prozent des individuellen Einkommens nicht ausreichend war. Aber zu jener Zeit wardas Ziel <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Tarifkommission nicht erreichbar, die vermögenswirksamen Leistungen völlig<strong>der</strong> Altersvorsorge zu widmen. Im Rahmen von Gesprächen wurde das Thema „Verbesserung<strong>der</strong> tariflichen Altersvorsorge“ 2009 wie<strong>der</strong> konkret aufgegriffen. Nach an<strong>der</strong>thalbjährigenVerhandlungen stand dann die zweite Generation des Tarifvertrages AltersvorsorgeSüßwarenindustrie mit einem ungefähr vervierfachten Arbeitgeberbeitrag. Einen beson<strong>der</strong>enVorteil gab es bei diesem Tarifabschluss für die Beschäftigten <strong>der</strong> ostdeutschen Süßwarenindustrie,wo es niemals tarifliche vermögens wirksame Leistungen gegeben hatte. Der neuenationale Tarifvertrag zur Alters vorsorge stand damit in <strong>der</strong> guten Tradition <strong>der</strong> Verein heitlichung<strong>der</strong> Arbeitsbe dingungen in <strong>der</strong> gesamten deutschen Süß warenindustrie. Darüberkonnte sich am 18. April 2011 die gesamte Tarifkommission freuen.OrganisationspolitikDie Süßwarenindustrie ist gekennzeichnet durch die strukturierte Zusammenarbeit <strong>der</strong> Gewerkschaft<strong>NGG</strong> mit den Betriebsräten. Diese Tatsache zeigt sich beispielhaft in alljährlichenBranchenseminaren im BZO o<strong>der</strong> im Netzwerk Feine Backwaren, das nunmehr auch schon etlicheJahre besteht und das altersbedingte Ausscheiden verdienter Kolleginnen und Kollegenüberlebt hat.Das herausragende organisations- und branchenpolitische Vorhaben <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> in <strong>der</strong> Süßwarenindustriewar im Berichtszeitraum die Beantragung und Durchführung des durch die EuropäischeKommission geför<strong>der</strong>ten Projektes „cocoanet.eu“. Auf einer Startkonferenz im BildungszentrumOberjosbach trafen sich im September 2010 mehr als 100 Vertreterinnen undVertreter von 21 Gewerkschaften aus 14 Län<strong>der</strong>n, um unter Fe<strong>der</strong>führung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> und mitUnterstützung <strong>der</strong> EFFAT ein Netzwerk in <strong>der</strong> europäischen Kakao- und Schokoladenwirtschaftzu errichten. Der Kommunikation und Kooperation dient auch eine eigene Website.Ein inhaltlicher Schwerpunkt war seit Anbeginn das Engagement für menschenwürdigeArbeit entlang <strong>der</strong> gesamten Kette von den Bauern in den Herkunftslän<strong>der</strong>n bis zu <strong>der</strong> verarbeitendenIndustrie in Europa, d. h. von <strong>der</strong> Bohne bis zur Praline o<strong>der</strong> – an<strong>der</strong>s ausgedrückt– gegen Kin<strong>der</strong>arbeit und Kin<strong>der</strong>sklaventum in Westafrika und gegen prekäre Arbeit in Europa.Weitere Schwerpunkte sind europäische Betriebsräte, Informationsaustausch o<strong>der</strong> auchgemeinsame Deklarationen.Das „Kakaonetzwerk“ ist auf Gewerkschafter aus 16 Län<strong>der</strong>n angewachsen und hat sich strukturellgefestigt. So haben zwischenzeitlich mehrere Konferenzen und Workshops in verschiedenenLän<strong>der</strong>n stattgefunden. Eine Steuerungsgruppe organisiert diese europäische Arbeit.Geschäftsbericht 2008–2012 141


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik2.11 Obst und GemüseIm Mittelpunkt <strong>der</strong> Obst- und Gemüsesaison stand im Frühjahr 2011 die EHEC-Krise, die zunachhaltigen Einbrüchen in <strong>der</strong> Gemüseproduktion und im Gemüseabsatz führte. In <strong>der</strong>Hochphase <strong>der</strong> EHEC-Krise in den Monaten Mai und Juni 2011 verzeichneten allein die DiscounterEinbußen bei Salaten von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Krise offenbarteeinerseits erhebliche Schwächen in <strong>der</strong> Verbraucherinformation mit dramatischen Auswirkungenauf Unternehmen und Beschäftigte in <strong>der</strong> Branche und an<strong>der</strong>erseits die Bedeutung vonqualitativ hochwertigen Lebensmitteln und <strong>der</strong>en Verarbeitung in Deutschland.In Folge <strong>der</strong> Krise sank <strong>der</strong> Gemüse-Umsatz im Juni 2011 um fast 16 Prozent gegenüber demVorjahr. Der Umsatz mit konventionell produzierten Gurken war um mehr als 40 Prozent, beiTomaten und Salaten um mehr als 30 Prozent niedriger. Dagegen ging <strong>der</strong> Verkauf von Bio-Ware deutlich weniger zurück.Während <strong>der</strong> Umsatz im Kernsegment Obst und Gemüse in den Jahren 2009 und 2010 eindeutigrückläufig war, setzten die Unternehmen in 2011 wie<strong>der</strong> mehr als sechs MilliardenEuro um und auch in 2012 ist ein vergleichbares Ergebnis zu erwarten. Durchgängig steigendeUmsatzzahlen verzeichnet die kartoffelverarbeitende Industrie.Die obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitende Industrie hat einen Umsatzanteil von 5,3 Prozentan <strong>der</strong> Gesamtentwicklung in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft.142Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikWirtschaftsdaten obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie2008 2009 2010 2011 1. HJ 2012Betriebe 161 152 148 147 150Beschäftigte 25.793 23.953 23.465 24.160 23.994Umsatz (in Mio. Euro) 9.044 8.332 8.291 8.695 4.457Monatseinkommen2.521 2.560 2.626 2.651 2.676je Beschäftigten (in Euro)Entgelte in Prozent des8,6 8,8 8,9 8,8 8,6UmsatzesUmsatz je Beschäftigtenstunde210 208 209 215 226(in Euro)Betriebe ab 50 Beschäftigte; Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2012Die Branche wird stark vom Erntezyklus und von <strong>der</strong> Witterung geprägt. Der Umsatz klettertevon 1995 bis 2009 um knapp 50 Prozent. Die Obst- und Gemüseverarbeitung profitiert beson<strong>der</strong>svom Trend <strong>zum</strong> gesunden Essverhalten <strong>der</strong> Verbraucherinnen und Verbraucher. Vondaher wird erwartet, dass die Branche mittelfristig gesehen weiterhin auf Wachstumskurs bleibt.Die Exportquoten in <strong>der</strong> Kartoffelindustrie und in <strong>der</strong> Verarbeitung von Obst und Gemüsesind seit 2008 kontinuierlich angestiegen. Sie liegen aber nach wie vor deutlich unter <strong>der</strong> Entwicklungin <strong>der</strong> Ernährungs- und Tabakwirtschaft (19,4 Prozent in 2012). An<strong>der</strong>s verlief dieEntwicklung in <strong>der</strong> Herstellung von Obst- und Gemüsesäften. Der Exportanteil am Umsatz lag2008 über 27 Prozent. Er sank dann aber in den Folgejahren auf unter 24 Prozent und liegt aktuellwie<strong>der</strong> bei knapp 27 Prozent, also deutlich über <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Ernährungs- undTabakwirtschaft.Die Unternehmen <strong>der</strong> obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie setzen fast zweiMilliarden Euro im Ausland um. Während <strong>der</strong> Auslandsumsatzanteil im Bereich <strong>der</strong> Herstellungvon Frucht- und Gemüsesäften an Potenzial verloren hat, steigt <strong>der</strong> Anteil im Bereich <strong>der</strong>Verarbeitung von Obst und Gemüse kontinuierlich an.Betriebe und BeschäftigteIn <strong>der</strong> Branche Obst und Gemüse sind aktuell 24.727 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte(SVB) in 612 Betrieben tätig.Geschäftsbericht 2008–2012 143


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikBetriebe und ihre sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SvB)Wirtschaftszweige<strong>der</strong> WZInsgesamt 1 bis 5 6 bis 9 10 bis 19 20 bis 49 50 bis 99 100 bis 4992008Betr SvB Betr SvB Betr SvB Betr SvB Betr SvB Betr SvB Betr SvBKartoffelverarbeitung64 3.355 17 43 10 74 9 127 13 419 5 339 10 2.353Herstellung 272 7.182 133 293 32 230 39 526 34 1.142 16 1.184 18 3.807Frucht-GemüsesäfteSonstige Verarbeitung276 14.190 93 219 29 214 33 487 55 1.824 30 2.148 31 5.351Obstund GemüseGesamt 612 24.727 243 555 71 518 81 1.140 102 3.385 51 3.671 59 11.511Prozentanteil 100 100 39,7 2,2 11,6 2,1 13,2 4,6 16,7 13,7 8,3 14,8 9,6 46,6Stichtag 30. Juni 2011; Bundesagentur für Arbeit, 2011Knapp 40 Prozent aller Betriebe sind Kleinstbetriebe mit einem bis fünf Beschäftigten. DieMehrzahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (46,6 Prozent) arbeitet in Betriebenmit 100 bis 499 Beschäftigten. Angaben für Betriebe ab 500 Beschäftigte werden aus Geheimhaltungsgründennicht veröffentlicht.11,9 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten in <strong>der</strong> obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industriesind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund. Der höchste Anteilausländischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (15,5 Prozent) ist in <strong>der</strong> Unterbranche„sonstige Verarbeitung von Obst und Gemüse“ zu finden. 92,5 Prozent <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigBeschäftigten sind Vollzeitbeschäftigte. In <strong>der</strong> Produktion von Frucht- und Gemüsesäftenbetragen die Anteile Männer zu Frauen 71 zu 29 Prozent und in <strong>der</strong> Verarbeitungvon Obst und Gemüse 60 zu 40 Prozent.In <strong>der</strong> Gesamtbranche <strong>der</strong> obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie waren am30. Juni 2011 insgesamt 3.085 Beschäftigte in einem Minijob tätig, davon gut 1.700 Frauenund knapp 1.350 Männer.OrganisationspolitikIm Berichtszeitraum hat sich die Branchenarbeit auf die Landesbezirke konzentriert. Einen eindeutigenSchwerpunkt bildete die Tarifpolitik. Beispielhaft ist das Branchenseminar Obst undGemüse in Nordrhein-Westfalen mit dem Schwerpunkt „Anfor<strong>der</strong>ungen an die Weiterentwicklungdes ERTV“ zu nennen.Für das Jahr 2013 ist erstmals wie<strong>der</strong> ein bundesweites Branchenseminar Obst und Gemüseim BZO geplant. Damit soll die Branchenarbeit breiter und systematischer aufgestellt werden.144Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikTarifpolitikEin Großteil <strong>der</strong> tarifgebundenen Unternehmen in <strong>der</strong> obst- gemüse- und kartoffelverarbeitendenIndustrie unterliegt einem Flächentarifvertrag. Im Tarifgebiet Nie<strong>der</strong>sachsen/Bremenwerden die Branchen Obst, Gemüse und Mineralbrunnen in einem Flächentarifvertrag zusammengefasst.Für die obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitende Industrie gilt ein bundeseinheitlicher Entgeltrahmentarifvertragaus dem Jahre 1998. Mittlerweile haben sich viele Tätigkeitsbeispieleüberholt, entwe<strong>der</strong> sind sie entfallen, haben sich verän<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> sind durch an<strong>der</strong>e Tätigkeitenersetzt worden. Dennoch ist dieser Tarifvertrag ein tauglicher Rahmen für eine aktive Entgeltpolitikvon Betriebsräten und <strong>NGG</strong>. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zweier Branchenseminareim Landesbezirk Nordrhein-Westfalen haben das Umgehen mit demEntgeltrahmentarifvertrag (ERTV) besprochen, um das Thema Eingruppierung betrieblich zuaktivieren. Bezogen auf den Än<strong>der</strong>ungsbedarf des bundeseinheitlichen Entgeltrahmentarifvertragesgilt auch für die Eingruppierung: Tarif gibt es nur aktiv. Konkreter Handlungsbedarfmuss anhand von konkreten Fällen ermittelt werden. Wenn wir Tarifverträge verän<strong>der</strong>n wollen,dann brauchen wir dazu eine betriebliche Bewegung.2.12 TabakDie Tabakbranche ist weiterhin von strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen betroffen. Gesundheitskampagnen,insbeson<strong>der</strong>e die Diskussion um die Tabakproduktrichtlinie und die Umsetzung <strong>der</strong>län<strong>der</strong>spezifischen Rauchverbote, die Steuerpolitik in Europa sowie die Gewinnsituation in<strong>der</strong> Branche prägen das Bild.Politisch stehen die Bereiche Cigaretten, Zigarren und Zigarillos in <strong>der</strong> Öffentlichkeit und bei<strong>NGG</strong> beson<strong>der</strong>s im Blickpunkt. Derzeitige Gewinner <strong>der</strong> Steuerpolitik sind Feinschnitt undOTP („Other Tobacco Products“ o<strong>der</strong> „New Generation Products“, wobei auch E-Cigaretten zudiesen an<strong>der</strong>en Tabakprodukten gezählt werden können).Geschäftsbericht 2008–2012 145


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikGesamtmarkt Tabakprodukte in Deutschland 2010 in TonnenPfeifentabak: 756Feinschnitt:25.486kleine Zigarren/Zigarillos:3967Zigaretten: 83.656Quelle: Statistisches Bundesamt, 2011Die ZigarrenindustrieDie deutsche Zigarrenindustrie ist von kleinen und mittleren Unternehmern geprägt. DieUnternehmen befinden sich fast ausnahmslos in Familieneigentum und sind <strong>zum</strong> großen Teileigentümergeführt. Gegenwärtig gibt es mehr als 1.200 Zigarrenmarken auf dem deutschenMarkt. Der Absatz ist in Deutschland seit den 1950er Jahren rückläufig, allerdings wird immermehr Umsatz aus einem wachsenden Exportgeschäft geholt. Knapp 17 Prozent aller für deneuropäischen Markt in Deutschland hergestellten Zigarren werden in Deutschland geraucht.Die größten Abnehmerlän<strong>der</strong> deutscher Zigarren sind Frankreich und Spanien, gefolgt vonBelgien/Luxemburg und Großbritannien. Aufgrund <strong>der</strong> arbeitsintensiven Produktion arbeitenin <strong>der</strong> deutschen Zigarrenindustrie immer noch 1.300 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.Der extreme Strukturwandel wird deutlich, wenn man bedenkt, dass es im Bereich <strong>der</strong> Zigarrenproduktion1875 noch 110.891 Beschäftigte in 10.583 Betrieben gab.Die CigarettenindustrieAuch in <strong>der</strong> Cigarettenindustrie gab und gibt es einen fast unglaublichen Strukturwandel, <strong>der</strong>nicht zuletzt technologische Ursachen hat. So betrug die Jahresproduktion an Cigaretten, dieim Jahre 1897 in Handarbeit hergestellt wurden, 1,1 Millionen Stück. Die gleiche Menge wirdvon <strong>der</strong> heutigen Technik (High-Speed-Maschinen mit einer Minutenproduktion von 20.000Stück) in gerade einmal 55 Minuten erzeugt. Und wenn vor dem Ersten Weltkrieg die Maschineneine Tagesproduktion von 200.000 Stück erreichten, schaffen die mo<strong>der</strong>nen Maschinendie gleiche Menge heute in nur zehn Minuten.Wirtschaftliche Situation und TarifpolitikAn den genannten Zahlen wird deutlich, dass die Personalkosten nur eine untergeordneteRolle spielen. So liegt die Lohnquote mit 3,8 bis 4,1 Prozent im Berichtszeitraum beispielswei-146Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitikse bei einem Drittel des Vergleichswertes in <strong>der</strong> Süßwarenbranche. Dort liegen die Entgeltebei 11,5 Prozent des Umsatzes. Dennoch wird arbeitgeberseitig oftmals unnachgiebig nachKostensenkungsmöglichkeiten gesucht. So wurde mittels einer vergleichenden Hay-Studie in2012 versucht, die Entgelte in Relation zur Konsumgüterindustrie als zu hoch erscheinen zulassen. <strong>NGG</strong> und Betriebsräte <strong>der</strong> Cigarettenindustrie sehen hingegen die Gefahr, dass dieBranche angesichts von Fachkräftemangel und demografischer Entwicklung ohne gute Entgelteins Hintertreffen geraten würde. Der Vorsprung <strong>der</strong> Cigarettenindustrie hat sich im Übrigenbereits binnen zehn Jahren im Index von 140 auf 116 reduziert. Und das bei Gewinnspannen,von denen an<strong>der</strong>e Branchen nicht einmal träumen. So hat Reemtsma imGeschäftsjahr 2011/2012 beim Umsatz von 1,1 Milliarden Euro einen Gewinn von 572 MillionenEuro erwirtschaftet, was einer Umsatzrendite von 52 Prozent entspricht.Dass trotz relativ hoher Entgelte eine hervorragende Wettbewerbsfähigkeit innerhalb <strong>der</strong> globalisiertenWirtschaft besteht, wird daran deutlich, dass JTI in Trier mit weit mehr als 1.000 Beschäftigtenzu 97 Prozent für den Export produziert. Somit ergeben sich trotz schrumpfen<strong>der</strong>Märkte in Westeuropa gute Beschäftigungsmöglichkeiten, denn <strong>der</strong> Weltmarkt wächst längerfristigdurchschnittlich um zwei Prozent.Von Restrukturierungen blieb die Arbeitnehmerseite trotz <strong>der</strong> glänzenden wirtschaftlichenLage nicht verschont. So wurden im Berichtszeitraum das Werk von Philip Morris in Münchenund das Reemtsma-Werk in Berlin geschlossen.Politische EinflussgrößenWesentlich größere Risiken als aus den Personalkosten ergeben sich für die Gesamtbrancheexistenziell aus <strong>der</strong> Steuer- und <strong>der</strong> Gesundheitspolitik. Die unterschiedliche Besteuerung vonCigaretten in Europa führt dazu, dass aufgrund nicht in Deutschland versteuerter Cigaretten(Schmuggel und legale Grenzeinkäufe), in einer Größenordnung von über 20 Prozent, demdeutschen Staat jährlich vier bis fünf Milliarden Euro verloren gehen. Nicht nur die Besteuerung,son<strong>der</strong>n auch die Verkaufspreise sind höchst unterschiedlich.Verkaufspreise in Europa am Beispiel von 20 Marlboro (in Euro)Norwegen Deutschland Polen Russland Weißrussland11,57 5,26 2,86 1,14 0,70Stand Mai 2012; Quelle: Deutscher Zigarettenverband (DZV), 2012Aus den genannten Gründen sank in wenigen Jahren <strong>der</strong> Verbrauch versteuerter Cigarettenin Deutschland von mehr als 120 Milliarden auf ca. 85 Milliarden. Dieser Rückgang hat natürlichdeutliche Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation.Tabakproduktrichtlinie (TPD)Nicht zuerst und nicht zuletzt beschäftigten sich <strong>NGG</strong>, Betriebsräte, Arbeitgeber und Politikvertreterauf einer <strong>der</strong> periodisch durchgeführten Branchenkonferenzen 2012 im BildungszentrumOberjosbach mit <strong>der</strong> TPD, da sie europaweit Arbeitsplätze von mehr als 400.000 Beschäftigtenbetrifft und bedroht. Das eigentliche Ziel <strong>der</strong> Europäischen Kommission, nämlichGeschäftsbericht 2008–2012 147


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikGesundheitsför<strong>der</strong>ung, unterstützt <strong>NGG</strong> nachdrücklich und vorbehaltlos. Allerdings bestehtdie Gefahr, dass das anerkennenswerte Ziel ins Gegenteil verkehrt wird und außerdemArbeitsplätze zur Herstellung eines legalen Genussmittels politischen Zielen geopfert werden.Die TPD beinhaltet drei Kernelemente. Erstens geht es um Inhaltsstoffe. So soll Menthol verbotenwerden. Diese Maßnahme wird absehbar zu einem Ausweichverhalten auf an<strong>der</strong>e Tabakprodukteund auf illegale Ware führen. Zweitens geht es um Ausstellungsverbote am Verkaufspunkt.Hiermit wird das Abdriften in Straßenverkauf und illegale, unkontrollierte undunversteuerte Ware voraussichtlich ausgeweitet werden. Jedenfalls zeigen Erfahrungen ineinzelnen Län<strong>der</strong>n diese Tendenz. Drittens geht es um neutrale Verpackungen. Wenn die Markekaum noch erkennbar ist, geht es nicht nur um rechtliche Fragen, son<strong>der</strong>n vor allem darum,ob in so einer Situation nicht vor allem <strong>der</strong> Preis entscheidet. Damit würde <strong>der</strong> Jugendschutzkonterkariert.Bildungswerk Cigarette (bwc)In einer Zeit, in <strong>der</strong> die Arbeitgeberseite aufgrund politischer Gegebenheiten mehr denn jeauf ihre Beschäftigten und Betriebsräte angewiesen ist, hat <strong>der</strong> Arbeitgeberverband erklärt,den Tarifvertrag bwc nach 36 Jahren für die Zeit nach dem 31. Dezember 2012 nicht mehr zuverlängern.Das bwc war eine gemeinnützige Sozialeinrichtung, in dem Tausende Beschäftigte <strong>der</strong> Cigarettenindustrieund auch Außenstehende in etlichen Hun<strong>der</strong>t Lehrgängen gemeinsam politischeBildung und Urlaub erleben konnten. Kurzfristig angelegtes Gewinnstreben hat insbeson<strong>der</strong>ebei den beteiligten Betriebsräten den jahrzehntelangen Glauben anGemeinsamkeiten und das soziale Gewissen in <strong>der</strong> Branche ins Wanken gebracht.2.13 Hotels, Restaurants, Cafés, Gaststätten, CateringBranchenentwicklung1) Quelle: Statistisches Bundesamt2) Quelle: DEHOGA Bundes ver band,Zahlenspiegel III/2012Die Entwicklung des Gastgewerbes war in den vergangenen Jahren insbeson<strong>der</strong>e von denstrukturellen Verän<strong>der</strong>ungen innerhalb <strong>der</strong> Teilbranchen und von den Auswirkungen <strong>der</strong> Finanzmarktkrisegeprägt. Die Konjunkturabhängigkeit <strong>der</strong> Branche hat in 2009 starke Spurenhinterlassen. In allen Segmenten des Gastgewerbes kam es zu deutlichen Umsatzrückgängen;bezogen auf die Gesamtbranche betrugen diese nominal 4,1 Prozent und real 6,1 Prozent 1) .Entgegen früheren Krisen konnte sich das Gastgewerbe sehr schnell wie<strong>der</strong> erholen. Bereits2010 konnte das Beherbergungsgewerbe eine positive Umsatzentwicklung feststellen, dasGaststättengewerbe folgte dieser Entwicklung 2011. Auch für das Jahr 2012 zeichnet sicheine Fortsetzung <strong>der</strong> positiven Umsatzentwicklung ab. In den ersten drei Quartalen 2012setzte das Gastgewerbe, getragen von einer stabilen Binnennachfrage und einem stetigenZuwachs von Übernachtungsgästen aus dem Ausland, nominal 2,7 Prozent 2) mehr um.148Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikNettoumsätze Gastgewerbe (in Milliarden Euro)70605,95,65,85,950403038,2 36,1 35,5 36,9201021,7 20,3 21,6 22,502008 2009 2010 2011Quelle: DEHOGA, 2012 Beherbergungsgewerbe Gaststättengewerbe Kantinen/CatererIm Bereich Kantinen und Catering ist im Berichtszeitraum kein signifikanter Umsatzanstiegfestzustellen. Mit Ausnahme <strong>der</strong> krisenbedingten Auswirkungen konnte <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Gemeinschaftsverpflegungsomit kein strukturelles Wachstum erzielen, d. h. <strong>der</strong> Markt <strong>der</strong> Gemeinschaftsverpflegungist in seinem Umfang relativ konstant geblieben.BeschäftigungssituationDie Anzahl <strong>der</strong> im Gastgewerbe beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist, bezogenauf den Berichtszeitraum, leicht gestiegen. Gegenüber 2008 erhöhte sich die Zahl <strong>der</strong>Beschäftigten um rund 7.000 auf insgesamt 1.669.000. In den Jahren 2008 bis 2010 ist krisenbedingtein deutlicher Beschäftigungsrückgang zu verzeichnen gewesen, <strong>der</strong> durch den Beschäftigungszuwachsin 2011 anscheinend ausgeglichen werden konnte.Geschäftsbericht 2008–2012 149


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikBeschäftigte 2000000 nach Teilbranchen1500000183.000 188.000187.000 190.000195.00010000001.041.000 1.021.000 1.012.000 1.005.000 1.0026.000500000453.000 453.000 440.000 441.000 448.00002007 2008 2009 2010 2011Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2012 Beherbergungsgewerbe Gaststättengewerbe Kantinen/CatererBei näherer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass sich innerhalb <strong>der</strong> Beschäftigungsformendramatische Entwicklungen eingestellt haben bzw. fortgeschrieben wurden, die zu einemweiteren Anstieg <strong>der</strong> prekären Beschäftigungsverhältnisse führten. Beson<strong>der</strong>s hervorzuhebenist hierbei die Entwicklung <strong>der</strong> sogenannten Minijobs. Im Zeitraum 2008 bis 2011 erhöhte2.000.000Entwicklung geringfügig entlohnte Beschäftigte1.500.000249.371265.459282.957223.5951.000.000484.626 536.689 544.982 552.689500.000708.221 786.060 810.441 835.6462008 2009 2010 2011geringfügig Beschäftigte davon ausschließlich geringfügig davon im Nebenjob geringfügigQuelle: Bundesagentur für Arbeit, 2012150Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitiksich die Zahl <strong>der</strong> Minijobs um rund 18 Prozent von 708.221 auf 835.646, womit jedes zweiteArbeitsverhältnis im Gastgewerbe ohne soziale Absicherung ist. Mit <strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Verdienstgrenzeauf 450 Euro ab Januar 2012 ist zu befürchten, dass die Zahl <strong>der</strong> geringfügigEntlohnten im Gastgewerbe noch weiter ansteigen wird.Der massive Anstieg <strong>der</strong> Minijobs hat auch Auswirkungen auf die Teilzeitquote in <strong>der</strong> Branche.Diese lag 2010 bei 41,4 Prozent. Aber auch <strong>der</strong> Beschäftigungszuwachs bei den sozialversicherungspflichtigenArbeitsverhältnissen fand ausschließlich im Teilzeitbereich statt.Ein Drittel <strong>der</strong> in Teilzeit beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeitete inTeilzeit, obwohl sie gerne mehr bzw. in Vollzeit arbeiten würden bzw. müssten. 4)4) Vgl. Statistisches Bundesamt,Pressemitteilung 049/12,10. Februar 2012Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte im Gastgewerbe1.000.000800.00095.309104.754106.883111.678115.707600.000400.000537.624 555.832 576.639 590.281 602.773200.000243.454 250.024 251.802 256.092 265.44502007 2008 2009 2010 2011Quelle: Bundesagentur für Arbeit, 2012 Beherbergungsgewerbe Gaststättengewerbe Kantinen/CatererDer starke Anstieg <strong>der</strong> Teilzeit hat natürlich auch Auswirkungen auf die Einkommenssituation<strong>der</strong> Beschäftigten im Gastgewerbe. Aufgrund <strong>der</strong> niedrigen Entgelte sowie <strong>der</strong> geringenStundenzahlen waren 2010 rund 140.000 Haushalte mit einer gastgewerblichen Erwerbstätigkeitauf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. 77,3 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten im Gast stättengewerbearbeiten zu einem Niedriglohn unterhalb von 10,36 Euro pro Stunde. 5)5) Statistisches Bundesamt,Pressemitteilung 308/12,10. September 2012Geschäftsbericht 2008–2012 151


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikHartz-IV-Leistungsempfänger im Gastgewerbe in 201089.28232.37224.964Haushalte mit sozialversicherungspflichtigerVollzeitbeschäftigungHaushalte mit sozialversicherungspflichtigerTeilzeitbeschäftigungHaushalte mit MinijobeinkommenQuelle: DGB BundesvorstandDiese Entwicklung und das damit verbundene Image <strong>der</strong> Branche wirken sich auch auf dieBereitschaft von jungen Menschen aus, im Gastgewerbe eine Ausbildung zu beginnen. Seit2007 nimmt die Zahl <strong>der</strong> Ausbildungsverhältnisse in einem <strong>der</strong> sechs gastgewerblichenAusbildungsberufe drastisch ab. Innerhalb von vier Jahren hat die Branche 30.000 Ausbildungsplätzeverloren, sodass 2011 noch 77.097 Menschen in einem Ausbildungsverhältnis waren.Entwicklung <strong>der</strong> Berufsausbildung im Gastgewerbe (2001 bis 2011)100000800006000093.07139.51891.97138.50393.55140.65597.15242.655100.68143.346105.07245.598107.04146.354103.57843.07396.04339.13486.88736.82277.09732.611400002000002001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011Quelle: Bundesinstitut für berufliche Bildung, 2012 Ausbildungsverhältnisse gesamt Ausbildungsverhältnisse neu abgeschlossenDiese rückläufige Entwicklung wird sich noch stärker fortschreiben, da die Zahl <strong>der</strong> Schulabgänger,die zukünftig in den Ausbildungsmarkt wechseln, weiter sinken wird. Dem daraus resultierendenWettbewerb um Ausbildungsbewerber hat das Gastgewerbe aufgrund seinesschlechten Images und <strong>der</strong> problematischen Rahmenbedingungen in vielen Betrieben <strong>der</strong>Branche kaum etwas entgegenzusetzen. Wie die jährlichen Veröffentlichungen des DGB-Ausbildungsreportsverdeutlichen, wird die Ausbildungssituation durch die befragten Auszubil-152Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


denden in den Berufen Koch/Köchin, Hotelfachmann/-frau und Restaurantfachmann/-frau imVergleich zu an<strong>der</strong>en Berufen deutlich negativer beurteilt.Quelle: DGB-Ausbildungsreport 2012TarifpolitikFür das Hotel- und Gaststättengewerbe existieren bundesweit insgesamt achtzehn regionaleTarifgebiete, für die die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> mit den jeweiligen Landesverbänden des DeutschenHotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) Tarifverträge abschließt.Darüber hinaus bestehen noch zwei Tarifgebiete in <strong>der</strong> Systemgastronomie, in denen wir <strong>zum</strong>einen mit dem DEHOGA und <strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en mit dem Bundesverband <strong>der</strong> Systemgastronomie(BdS) verhandeln. Mit den führenden Unternehmen in <strong>der</strong> Gemeinschaftsverpflegung (Ara-Geschäftsbericht 2003–2007 153


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitikmark GmbH, Eurest Deutschland GmbH und Sodexo Services GmbH) schließen wir nach wievor Haustarifverträge ab.Mit Ausnahme des Tarifgebiets ostfriesische Nordseeinseln wurden mit dem DEHOGA in allenTarifgebieten im Berichtszeitraum Entgelttarifverträge abgeschlossen.Entwicklung ausgewählter Tarifentgelte im Hotel- und Gaststättengewerbe (in Euro)2008 2009 2010 2011 2012Berlin 1.584 1.584 1.624 1.674 1.724Hamburg 1.336 1.376 1.397 1.437 1.477Nordrhein-Westfalen 1.491 1.529 1.560 1.589 1.639Hessen 1.719 1.719 1.769 1.826 1.826Baden-Württemberg 1.710 1.710 1.748 1.799 1.842Bayern 1.600 1.600 1.640 1.681 1.722Mecklenburg-Vorpommern 1.087 1.109 1.109 1.164 1.164Brandenburg 1.314 1.360 1.387 1.415 1.415Thüringen 1.335 1.335 1.364 1.397 1.428BdS (West) 1.639 1.665 1.690 1.715 1.766BdS (Ost) 1.457 1.483 1.508 1.534 1.567Die Werte entsprechen jeweils <strong>der</strong> Bewertungsgruppe Fachkraft nach <strong>der</strong> AusbildungQuelle: <strong>NGG</strong>, 2012Die Tarifsteigerungen hatten jedoch nicht die notwendige Höhe, um die Einkommenssituation<strong>der</strong> Beschäftigten im Gastgewerbe tatsächlich zu verbessern und den Einkommensunterschiedzu an<strong>der</strong>en Branchen zu verringern. Erschwerend kommt noch hinzu, dass <strong>der</strong> DEHO-GA seinen Mitglie<strong>der</strong>n inzwischen in zehn von achtzehn Tarifgebieten eine Mitgliedschaftohne Tarifbindung (OT) ermöglicht, die insbeson<strong>der</strong>e von gastronomischen Betrieben in Anspruchgenommen wird. Dadurch sinkt die Zahl <strong>der</strong> tarifgebundenen Arbeitgeber noch einmaldeutlich, so dass die Quote <strong>der</strong> tarifgebundenen Arbeitgeber in <strong>der</strong> Regel unter 50 Prozentliegt, in den östlichen Bundeslän<strong>der</strong>n sogar nur zehn bis fünfzehn Prozent betragendürfte.Seit 2012 ist zu beobachten, dass in den Tarifverhandlungen mit dem DEHOGA höhere Entgeltabschlüssevereinbart werden konnten. Dies ist im Beson<strong>der</strong>en auf den sich zuspitzendenArbeitskräfte- und Fachkräftemangel zurückzuführen, <strong>der</strong> durch die schlechten Rahmenbedingungenin <strong>der</strong> Branche hervorgerufen wird, was sich auch an <strong>der</strong> Ausbildungsentwicklungablesen lässt.Ein weiterer Faktor, <strong>der</strong> diese Entwicklung beeinflusst, ist <strong>der</strong> anhaltende öffentliche Druck aufdie Arbeitgeber im Gastgewerbe aufgrund <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungen um die Einführungeines Mindestlohns von 8,50 Euro, <strong>der</strong> seitens des DEHOGA kategorisch abgelehnt wird.154Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikUnterste gezahlte Stundenlöhne (in Euro)109 8,50876543210Baden-WürttembergBayernBerlinHamburgHessenNie<strong>der</strong>sachsenBremenWeser-EmsNordrhein-WestfalenRheinland-PfalzSaarlandSchleswig-HolsteinMecklenburg-VorpommernSachsen-AnhaltSachsenThüringenBrandenburggefor<strong>der</strong>ter Mindestlohn; Quelle: <strong>NGG</strong>, 2012Die Entwicklung <strong>der</strong> tariflichen Altersvorsorge im Gastgewerbe (hogarente) ist, bezogen aufdie Durchdringung in <strong>der</strong> Gesamtbranche, eher kritisch. Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Kleingastronomieverwehren viele Arbeitgeber ihren Beschäftigten den Zugang in die Branchenlösung,da sie den Arbeitgeberanteil von jährlich 150 Euro einbehalten. Aber auch durch die hoheFluktuation aus <strong>der</strong> Branche heraus steigt die Zahl <strong>der</strong> ruhend gestellten Verträge kontinuierlichan.Positiv entwickelt sich die hogarente jedoch in einigen Unternehmen <strong>der</strong> Branche. Für dasUnternehmen SSP konnte <strong>der</strong> tarifliche Arbeitgeberzuschuss auf 200 Euro erhöht werden.Verabredet ist auch, den Betrag im Rahmen zukünftiger Tarifrunden weiter zu erhöhen, umeinen nennenswerten Arbeitgeberbeitrag zur tariflichen Altersvorsorge zu erreichen.Auch in einigen Unternehmen <strong>der</strong> Hotellerie wurde die hogarente gestärkt. Durch die maßgeblicheInitiative <strong>der</strong> Betriebsräte von Accor und Dorint wurde in den jeweiligen Unternehmen<strong>der</strong> Zuschuss zur Entgeltumwandlung von 16 Prozent auf 23 Prozent bzw. 25 Prozentangehoben.Tarifpolitisch stehen wir in <strong>der</strong> Systemgastronomie vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, die vorhandenenTarifstrukturen an die Entwicklungen innerhalb des BdS anzupassen. Aufgrund <strong>der</strong> Tradition<strong>der</strong> Tarifverträge sind diese stark auf die großen Systeme McDonald‘s und Burger King zugeschnitten,sodass neue Systeme/Unternehmen im Verband, wie z. B. Starbucks und Tank &Rast, mit <strong>der</strong> Anwendung des Entgelttarifvertrages Probleme haben. Diese Neuausrichtung<strong>der</strong> Entgeltstruktur muss einhergehen mit <strong>der</strong> Anhebung <strong>der</strong> untersten Entgeltgruppe auf8,50 Euro. Dieses wichtige Ziel konnte in <strong>der</strong> schwierigen Tarifauseinan<strong>der</strong>setzung 2011 nichterreicht werden.Beson<strong>der</strong>e Erwähnung muss <strong>der</strong> Tarifkonflikt um die ZSG Damp mbH im Jahr 2012 finden. DieTarifauseinan<strong>der</strong>setzung für die Kliniken und die eigene Servicegesellschaft (ZSG Damp mbH)Geschäftsbericht 2008–2012 155


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitikbegann im September 2011. Die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gemeinsamen Tarifkommission von <strong>NGG</strong> undver.di war sechs Prozent mehr Entgelt sowie 110 Prozent Jahresson<strong>der</strong>zuwendung, wobei diesenur Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong> erhalten sollten. Durch die Übernahme <strong>der</strong> Aktienmehrheitdes Damp-Konzerns im Frühjahr 2012 durch den Fresenius-Konzern spitzte sich die Lageschnell zu. Nach <strong>der</strong> Durchführung von insgesamt sechs ganztägigen Warnstreiks mit Beteiligungenvon ca. 2.000 Kolleginnen und Kollegen unserer <strong>NGG</strong> und ver.di gab es we<strong>der</strong> eine Reaktiondes alten und dann zwischenzeitlich ausgewechselten neuen Vorstands <strong>der</strong> Damp AGbzw. <strong>der</strong> ZSG. Der Tarifkommission blieb somit nur noch die Möglichkeit, einen unbefristetenflexiblen Streik zu beschließen und durchzuführen. Einen Tag nach Beginn <strong>der</strong> Streikaktivitätenwurde allen Beschäftigten <strong>der</strong> Servicegesellschaft die Kündigung ausgesprochen. Begründung:Bedingt durch den Arbeitskampf hätte <strong>der</strong> Klinikkonzern den Dienst leistungs ver trag mit<strong>der</strong> konzerneigenen Servicegesellschaft gekündigt. Politisch brisant: Bei Kün di gungen ineinem Arbeitskampf findet das Kündigungsschutzgesetz keine Anwendung. Ein bis dahineinmaliger Vorgang in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Bundesrepublik!Die Reaktion von <strong>NGG</strong> und ver.di kam schnell. Alle betroffenen Mitglie<strong>der</strong> wurden darüber informiert,wie sie sich mit Unterstützung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> gegen diese Kündigungen zur Wehr setzenkonnten. Zusätzlich wurden an allen Standorten Streikversammlungen einberufen und mitgroßer Unterstützung <strong>der</strong> DGB Rechtsschutz GmbH Kündigungsschutzklagen aufgenommenund eingereicht.Wesentlich <strong>zum</strong> erfolgreichen Abschluss dieses Tarifkonflikts beigetragen hat <strong>der</strong> öffentlicheDruck, <strong>der</strong> durch eine permanente Medienberichtserstattung und durch öffentliche Veranstaltungenerreicht werden konnte. Anlässlich einer Großdemonstration in Kiel mit 4.000 Teilnehmendenmachte <strong>der</strong> Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Torsten Albig, gemeinsammit Franz-Josef Möllenberg und Frank Bsirske deutlich, dass solche Arbeitgeber nicht gebrauchtwerden – hier nicht und nirgendwo an<strong>der</strong>s.Der Druck zeigte schnell Wirkung. Bereits in <strong>der</strong> nächsten Verhandlung gab es ein Ergebnis, indem die Tarifsituation an den Standorten <strong>der</strong> Damp-Kliniken geregelt wurde. Alle Kündigungenwurden zurückgenommen, und den Beschäftigten <strong>der</strong> ZSG wurde eine Entgeltsicherheitund Beschäftigungsgarantie von über zwölf Monaten zugesichert. Zum damaligen Zeitpunktein großer Erfolg.Großdemonstration in Kiel,am 30. Juni 2012156Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikTeilbranchen des GastgewerbesHotellerieIn ihrer Gesamtheit ist die deutsche Hotellerie nach wie vor überwiegend von <strong>der</strong> Privat- undIndividualhotellerie geprägt. Lediglich 10,6 Prozent 6) <strong>der</strong> Beherbergungsbetriebe sind <strong>der</strong>Konzern- und Markenhotellerie zuzuordnen, was im westeuropäischen Vergleich (hier liegt<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Konzern- und Markenhotellerie bei gut 25 Prozent) sehr gering ist. Diese Hotelsstellen jedoch insgesamt knapp 40 Prozent aller Hotelzimmer zur Verfügung. In Stadtlagen ist<strong>der</strong> Marktanteil <strong>der</strong> Markenhotellerie deutlich über den genannten 10,6 Prozent und wächststetig weiter, was zu einer ungünstigen Entwicklung <strong>der</strong> Zimmerpreise, hervorgerufen durchÜberkapazitäten, führt. In 2012 registriert <strong>der</strong> Hotelverband Deutschland (IHA) insgesamt 498neue Hotelprojekte, die in den kommenden Jahren insgesamt 66.000 Zimmer hervorbringenwerden 7) . Hier findet aktuell ein starker Verdrängungswettbewerb statt, in dem insbeson<strong>der</strong>einternationale Hotelgesellschaften auf den deutschen Markt drängen. Hotelketten wie z. B.Jumeirah, Grand City und Arcotel interessieren sich zunehmend für deutsche Standorte, sodassdie Zahl <strong>der</strong> in Deutschland agierenden Hotelgesellschaften stark steigt.6) Hotelmarkt Deutschland, 2012,S. 155 IHA7) Hotelmarkt Deutschland, 2012,S. 36 IHAHotelgesellschaften und -gruppen2007 2008 2009 2010 2011Anzahl 123 128 149 152 175Betriebe 3.516 3.559 3.902 3.765 3.869Quelle: Hotelverband Deutschland (IHA), 2012Die Privathotellerie gerät auch zunehmend unter Druck, da die Kettenhotellerie immer stärkerdas Segment <strong>der</strong> Budget/Economyhotellerie (zwei bis drei Sterne) für sich entdeckt und damitin direkter Konkurrenz zur Privathotellerie steht. Marken wie Motel One, Holiday Inn Expresso<strong>der</strong> Ibis drängen verstärkt auf den Markt. Selbst Hilton expandiert mit seiner MarkeHampton by Hilton nach Deutschland.Geschäftsbericht 2008–2012 157


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikInwieweit die von <strong>der</strong> Bundesregierung von CDU/CSU und FDP beschlossene Mehrwertsteuerreduzierungfür die Hotellerie auf sieben Prozent ab dem 1. Januar 2010 den Verdrängungswettbewerbetwas verlangsamt, wird sich zeigen. Was jedoch bereits jetzt deutlichwird, ist, dass sich die Maßnahme nicht beschäftigungspolitisch ausgewirkt hat. Der BranchenverbandDEHOGA hat in <strong>der</strong> kontroversen politischen Diskussion immer wie<strong>der</strong> betont,dass die Betriebe mit den zusätzlichen Mitteln mehr Menschen eingestellt und mehr Ausbildungsplätzeangeboten hätten. Betrachtet man die Zahlen, stellt sich folgendes Bild dar: 2008waren 453.000 Beschäftigte im Beherbergungsgewerbe tätig. Die Zahl reduzierte sich, bedingtdurch die Finanzmarktkrise, auf 440.000 in 2009 und betrug 2011, also zu einer Zeit, in<strong>der</strong> sich die Branche von den Auswirkungen <strong>der</strong> Krise bereits erholt hatte, 448.000, d. h. immernoch unter dem Niveau vor <strong>der</strong> Krise. Gänzlich unberücksichtigt bleibt dabei auch, dass<strong>der</strong> Beschäftigungsaufbau nach <strong>der</strong> Krise insbeson<strong>der</strong>e in Teilzeit stattfand.In Zeiten sinken<strong>der</strong> Ausbildungszahlen eine Steigerung <strong>der</strong> Ausbildungsplätze als Folge <strong>der</strong>Mehrwertsteuerreduzierung in Aussicht zu stellen, kann ebenfalls nur als Nebelkerze verstandenwerden, die <strong>der</strong> DEHOGA zur Verteidigung seines Mehrwertsteuerprivilegs gezündet hat.Lei<strong>der</strong> wurde eine Chance verpasst, wichtige Impulse, wie z. B. eine deutlich verbesserte tariflicheEntlohnung, zu setzen, um wirksam dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzutreten.SystemgastronomieInnerhalb des Gaststättengewerbes ist die Systemgastronomie die Gewinnerin. Die systemgastronomischenAngebote wachsen ständig; so gewinnen neben den bekannten Markenwie McDonald‘s, Burger King und Nordsee Marken wie Vapiano und Joey‘s, aber auch die Kaffeebarswie z. B. Starbucks o<strong>der</strong> Balzac immer stärker an Bedeutung. Neben <strong>der</strong> stärkerenMarktdurchdringung systemgastronomischer Angebote ist auch die Umsatzentwicklungpositiv. In 2011 konnten die TOP 60 <strong>der</strong> Branche laut <strong>der</strong> Zeitschrift Food Service ein Umsatzplusvon 5,1 Prozent erzielen, was sich deutlich von <strong>der</strong> Gesamtbranche abhob.Aufgrund <strong>der</strong> großen Anzahl <strong>der</strong> Betriebe – allein die TOP 5 <strong>der</strong> Branche betreiben insgesamtüber 2.500 Betriebe – ist <strong>der</strong> Bereich in unserer gewerkschaftlichen Arbeit nicht einfach zu betreuen,<strong>zum</strong>al viele Arbeitgeber nach wie vor strikt gegen Betriebsratsbildungen vorgehen.Erschwert wird die Bildung von Gesamtbetriebsräten in den großen Systemen durch die Franchisestrukturen.Umso bedeutsamer ist die Bildung des Gesamtbetriebsrates bei Burger King,<strong>der</strong> inzwischen 43 Betriebsräte umfasst. Resultat dieser Entwicklung ist die Steigerung <strong>der</strong>Mitglie<strong>der</strong>zahl bei Burger King um 53 Prozent seit 2008.Betriebsgastronomie/GemeinschaftsverpflegungDie Situation in den Unternehmen <strong>der</strong> Betriebsgastronomie ist geprägt von einem hohenWettbewerbsdruck. Betriebsrestaurants werden von den Kunden in immer kürzeren Zyklenausgeschrieben, was oftmals vor dem Hintergrund geschieht, Zuschüsse an die Caterer zukürzen bzw. ganz zu streichen. Erschwert wird die Situation für die großen tarifgebundenenUnternehmen dadurch, dass in dem Markt viele Unternehmen aktiv sind, die keiner Tarifbindungunterliegen und entsprechend niedrige Entgelte zahlen. Diesen Druck versuchen dieUnternehmen immer stärker an die Beschäftigten weiterzugeben. So ist die Dussmann ServiceDeutschland GmbH mit 4.500 Beschäftigten im Catering in 2010 in die OT-Mitgliedschaftdes DEHOGA geflüchtet, um zukünftige Entgelterhöhungen nicht mehr zahlen zu müssen.Aufgrund vieler Aktivitäten <strong>der</strong> Betriebsräte bei Dussmann und von <strong>NGG</strong> konnte das Unter-158Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitiknehmen dazu bewegt werden, wie<strong>der</strong> in die Tarifbindung zu wechseln. In <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungkonnte die Zahl unserer Mitglie<strong>der</strong> um mehr als 40 Prozent seit 2010 gesteigertwerden.Ein weiteres Beispiel ist die Kündigung des Manteltarifvertrages durch die Eurest DeutschlandGmbH. Neben einer Erhöhung des Essengeldzuschusses <strong>der</strong> Beschäftigten for<strong>der</strong>t Eurest Verschlechterungenbei <strong>der</strong> Jahresson<strong>der</strong>zahlung, beim Urlaub und Urlaubsgeld und vielen an<strong>der</strong>enAspekten. Auch hier konnten Betriebsräte und die <strong>NGG</strong>-Regionen mobilisieren undzahlreiche Aktionen durchführen, was sich auch in <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>schlug – plus49 Prozent in 2012!OrganisationspolitikDie Mitglie<strong>der</strong>entwicklung im Gastgewerbe ist im Berichtszeitraum sehr erfreulich gewesen.Seit 2008 konnten wir die Zahl unserer Mitglie<strong>der</strong> kontinuierlich um insgesamt 11,17 Prozentsteigern. Die größten Mitglie<strong>der</strong>zuwächse konnten wir bei <strong>der</strong> Betriebsgastronomie/Kantinenmit 30,65 Prozent, gefolgt von <strong>der</strong> Hotellerie mit 15,61 Prozent und <strong>der</strong> Systemgastronomiemit 11,8 Prozent, verzeichnen.Neben den vielen Aktivitäten in den <strong>NGG</strong>-Regionen wurde diese Entwicklung auch durch dieUnterstützung unserer Betriebsräte im Gastgewerbe bei den Themen Mitglie<strong>der</strong>werbungund <strong>der</strong> Beseitigung weißer Flecken in den Betriebsrätenetzwerken erreicht.Betriebsratgremien im Gastgewerbe2011: 8232008: 7430 200 400 600 800 1000Quelle: <strong>NGG</strong>, 2012Neben <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Betriebsratsgremien im Gastgewerbe konnte auch dieZahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> in den Betrieben mit Betriebsräten erhöht werden. Dies ist insbeson<strong>der</strong>eim Hinblick auf die tarifpolitische Handlungsfähigkeit unserer <strong>NGG</strong> im Gastgewerbe von Bedeutung.Hatten wir in 2008 noch 31 Prozent in Betrieben mit Betriebsrat, waren es 2012 bereits34 Prozent.Geschäftsbericht 2008–2012 159


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik3. Handlungsfeld BetriebspolitikZweck und Ziel gewerkschaftlicher Betriebspolitik sind, überbetriebliche Solidarität und Wirkungskraftzu entwickeln, Unterbietungskonkurrenz zu verhin<strong>der</strong>n und für faire Wettbewerbsbedingungeneinzutreten. Deshalb ist Tarifpolitik auch Betriebspolitik und Betriebspolitik auchTarifpolitik.Nicht nur in Großbetrieben und Konzernen des Ernährungsgewerbes, son<strong>der</strong>n auch in denkleinen- und mittelständischen Betrieben haben sich die Anfor<strong>der</strong>ungen an Betriebsräte erhöht.Ihre Aufgaben und Funktionen haben in den letzten fünf Jahren zugenommen. Längstüberwacht ein Betriebsrat nicht nur die Einhaltung tariflicher und gesetzlicher Regelungen.Betriebsräte beteiligen sich an <strong>der</strong> Umorganisation von Unternehmen, <strong>der</strong> Personalentwicklungund Qualifizierung, sie för<strong>der</strong>n den betrieblichen Gesundheitsschutz und regeln Eingruppierungund Arbeitszeiten ebenso wie Beschäftigungs- und Ausbildungssicherung. Sie planenzudem Technologieentwicklung, Marktprozesse und Innovationen mit. Durch die zunehmendeVerbetrieblichung <strong>der</strong> Tarifpolitik werden sie auch zu dezentralen Tarifakteuren im Betrieb.Alles Themen, mit denen sich in <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> organisierte Betriebsräte und <strong>NGG</strong> in den letztenfünf Jahren gemeinsam auseinan<strong>der</strong>gesetzt haben.Ob <strong>NGG</strong> handlungs- und durchsetzungsfähig ist, ob sie Konflikte austragen und Kompromisseschließen kann, ob sie für die Durchsetzung, Einhaltung und Umsetzung von Tarifverträgenund Gesetzen sorgen kann, ob ihre Vorschläge zur Unternehmenspolitik aufgegriffen werden,mit einem Wort: Ob sie die Interessen ihrer Mitglie<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Beschäftigten wirksam vertretenkann, entscheidet sich im Betrieb. Voraussetzung ist ein hoher Organisationsgrad, das Zusammenwirkengewerkschaftlich organisierter Betriebsräte und die intensive Beteiligung <strong>der</strong>Mitglie<strong>der</strong> und Beschäftigten.Die Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie sind zu ca. 70 Prozent in <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> organisiert.Die <strong>NGG</strong> bietet Information, Beratung und Weiterbildungsmöglichkeiten für Betriebsratsmitglie<strong>der</strong>.Hinzu kommt: Der Rückhalt einer durchsetzungsfähigen und erfahrenen Gewerkschaftgibt Mut, sich engagiert für die Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten einzusetzen.Der Mensch ist keine WareDie Antworten auf wachsende Anfor<strong>der</strong>ungen und zunehmende Leistungsverdichtung inden Tätigkeits- und Berufsbereichen liegen in <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Arbeit. Deshalb wird ein fundiertesWissen um den Stand <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen in den Betrieben immer notwendiger.Im Jahr 2007 hat <strong>NGG</strong> gemeinsam mit <strong>der</strong> Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), VereintenDienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) das Instrument „DGB-Index Gute Arbeit“entwickelt. Dieses Instrument wird zur Bestimmung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen eingesetzt.Anfang 2013 wurde <strong>der</strong> fünfte „Index Gute Arbeit“ zur Beurteilung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungenin Deutschland vorgelegt. Seit 2010 hat <strong>der</strong> „Index Gute Arbeit“ jährlich einen thematischenSchwerpunkt:• Folgen <strong>der</strong> Wirtschaftskrise, Arbeitsintensivierung• Arbeitshetze – Arbeitsintensivierung – Entgrenzung160Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik• Wachsen<strong>der</strong> Psycho-Stress, wenig Prävention – wie halten die Betriebe es mit dem Arbeitsschutzgesetz?Seit 2008 wird <strong>der</strong> „DGB-Index Gute Arbeit“ auch in einzelnen Betrieben, Organisationen undInstitutionen eingesetzt, um betriebliche und arbeitswissenschaftlich fundierte Mitarbeiterbefragungendurchzuführen. Auf Betreiben <strong>der</strong> Betriebsräte haben sich auch verschiedene Betriebe<strong>der</strong> Ernährungsindustrie dieses Instrumentes bedient. Im Zentrum <strong>der</strong> Befragungen,die mit dem „DGB-Index Gute Arbeit“ umgesetzt werden, steht die Bewertung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungenaus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Beschäftigten. Hierbei werden Stärken und Schwächen in denArbeitsbedingungen in Hinblick auf <strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungs- und Belastungsniveaus untersucht.Mittels dieser Daten kann im Anschluss nicht nur die Qualität <strong>der</strong> Arbeitsplatzgestaltung gemessen,son<strong>der</strong>n es können auch konkrete Maßnahmen, beispielsweise zur Gesundheitsför<strong>der</strong>ung,im Betrieb definiert werden.Gute Arbeit ist die Grundlage für die Entwicklungsmöglichkeiten von Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmern. Ohne Gute Arbeit gibt es kein nachhaltiges Wirtschaften. Diejenigen, die„Hauptsache Arbeit“ und „Arbeit zu jedem Preis“ predigen, die den Anspruch <strong>der</strong> Beschäftigtenauf Gute Arbeit, Arbeit zu fairen Bedingungen, einen zukunftssicheren Arbeitsplatz, respektvollenUmgang – nicht erkannt haben, liegen falsch.Die Betreuung von Gesamt- und KonzernbetriebsrätenInsbeson<strong>der</strong>e durch Konzentrationsprozesse haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten imOrganisationsbereich <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> große Unternehmen und Konzerne mit mehreren Betriebsstättenherausgebildet. Dies gilt beispielsweise für die Getränke-, die Brot- und Backwaren-, dieFleischwaren-, die Zucker- und Süßwarenindustrie und die Milchwirtschaft. Aber auch im Hotel-und Gaststättengewerbe prägen internationale Hotelketten das Bild <strong>der</strong> Branche. Aktuellwerden ca. 120 Gesamt- und Konzernbetriebsräte von Hauptamtlichen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> beraten.Mehr als 30 <strong>der</strong> Gremien werden von den Referats-, bzw. Wirtschaftsgruppenleitern <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Hauptverwaltung betreut. Für die übrigen knapp 90 Gesamt- und Konzernbetriebsräte istunterhalb <strong>der</strong> Hauptverwaltungsebene eine neue Betreuungsstruktur entstanden. Daszwingt Betriebsräte und <strong>NGG</strong>, ihre Betriebspolitik stärker zu koordinieren.Ziele und Strategien müssen innerhalb eines Unternehmens, aber auch mit Betriebsräten inan<strong>der</strong>en Unternehmen <strong>der</strong> Branche abgestimmt werden. Und sie müssen eingebettet sein indie Tarifpolitik <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>. Alle Aktivitäten müssen auf das Erreichen eines Zieles ausgerichtetwerden. Betriebsräten und den verantwortlichen Hauptamtlichen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> kommt dabei dieAufgabe zu, die Aktivitäten zielorientiert zu steuern. Die Strukturen und Bedingungen <strong>der</strong>Arbeit <strong>der</strong> Gesamt- und Konzernbetriebsräte sind genauso unterschiedlich wie die jeweils aktuellenThemenstellungen, mit denen sich die Betriebsratsgremien gerade beschäftigen. Soergibt sich kein einheitliches Bild für die Betreuungstätigkeit.Deshalb hat <strong>der</strong> Hauptvorstand eine „Handlungsanleitung für Gesamt- und Konzernbetriebsrätesowie Hauptamtliche <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>“ verabschiedet, die „Mindeststandards, Ziele und Schwerpunktthemeneiner koordinierten Betriebspolitik im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>“ festlegt.Zu den Zielen zählt:1. Stärkung <strong>der</strong> gemeinsamen Positionen von <strong>NGG</strong> und GBRs/KBR in allen Betriebsstätteneines Unternehmens;Geschäftsbericht 2008–2012 161


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik2. Mitbestimmung des Gesamt- o<strong>der</strong> Konzernbetriebsrates in allen sozialen, personellen undwirtschaftlichen Angelegenheiten unterstützen;3. Verhin<strong>der</strong>n, dass Unternehmen die verschiedenen Betriebsratsgremien <strong>zum</strong> Nachteil <strong>der</strong>von ihnen vertretenen Beschäftigten gegeneinan<strong>der</strong> ausspielen;4. Organisieren und Koordinieren von solidarischem Handeln;5. Unterschiedliche Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten ausgleichen.Mit unserer Betriebspolitik wollen wir eine bestmögliche Betreuung im Betrieb, Mitglie<strong>der</strong>orientierungund Beteiligung, offensives Aufgreifen von Themen und konfliktorientiertes Handelngewährleisten. Nur durch eine Stärkung <strong>der</strong> betriebspolitischen Aktivitäten und damit<strong>der</strong> Stärkung unserer Organisationsmacht gelingt es uns, tarifpolitisch etwas zu erreichen, gesellschaftlicheDebatten zu initiieren und Einfluss auf die Politik zu nehmen.3.1 PersonalbedarfsrechnerFür eine qualifizierte Arbeitszeitplanung, insbeson<strong>der</strong>e zur Gestaltung flexibler Arbeitszeitenmit dem Ziel <strong>der</strong> Beschäftigungssicherung und -för<strong>der</strong>ung sowie <strong>zum</strong> Ausbau <strong>der</strong> Arbeitszeitsouveränitätfür die Beschäftigten, ist eine qualifizierte und nachvollziehbare Personalbemessungund -planung unerlässlich. Eine qualifizierte Planung <strong>zum</strong> Einsatz des Personals zeichnetsich unter an<strong>der</strong>em dadurch aus, dass Ankündigungsfristen und Absagefristen klar geregeltsind, damit eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie überhaupt möglich wird. Nachvollziehbarheißt, dass die Fakten, die in die Personalbemessung einfließen, schriftlich fixiert und füralle einsehbar und verständlich sind. Erst auf dieser Grundlage kann eine Personalplanung sowiequalifizierte und flexible Arbeitszeit- und Schichtplanung vorgenommen werden.<strong>NGG</strong> hat 2009 hierzu einen im Rahmen <strong>der</strong> Arbeitszeitkampagne 2005 und 2006 angeschafftencomputergestützten Personal- und Schichtplaner (BASS) in einer erweiterten und verbessertenNachfolgeversion bereitgestellt. Das mit Unterstützung <strong>der</strong> Bundesanstalt für Arbeitsschutzund Arbeitsmedizin entwickelte Computerprogramm bietet die Möglichkeit, sowohlPersonalüber- wie auch Personalunterdeckung zu ermitteln. Mit BASS können gleichzeitigSchichtpläne erstellt werden. Für viele Standardprobleme ist eine umfangreiche Datenbankmit Musterlösungen hinterlegt. Aber: Patentlösungen gibt es bei <strong>der</strong> Gestaltung von Schichto<strong>der</strong>Arbeitszeitsystemen nicht. Denn Betriebe arbeiten mit unterschiedlichen Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern, in unterschiedlichen Regionen, mit unterschiedlichen Technologienund unter unterschiedlichen Bedingungen. Es können nur auf die konkreten Bedingungenzugeschnittene Arbeitszeitsysteme entwickelt werden.Zur Einführung des Personal- und Schichtplaners wurden aus allen Landesbezirken Hauptamtlicheals Experten und Multiplikatoren geschult. BASS ist über alle Branchen hinweg, insbeson<strong>der</strong>ein klein- und mittelständischen Betrieben, einsetzbar und wird seit seiner Einführungbei <strong>NGG</strong> umfangreich genutzt.162Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik3.2 Betriebsratswahlen 2010Die Zahl <strong>der</strong> Betriebsratsgremien ist im Vergleich zu den Wahlen 2006 ungefähr konstant geblieben,während die Anzahl <strong>der</strong> Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> leicht gestiegen ist. Der Organisationsgrad<strong>der</strong> Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> und Betriebsratsvorsitzenden ist leicht gesunken. Dies istallerdings erfahrungsgemäß eine Momentaufnahme, da <strong>der</strong> Organisationsgrad im Laufe <strong>der</strong>Wahlperiode steigt. Der Anteil weiblicher Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> und Betriebsratsvorsitzen<strong>der</strong>,<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heitsgeschlechtsquote 2001 stark gestiegen war, hat sichnicht weiter signifikant erhöht.Die Betriebsratswahlen 2010 standen unter dem Motto „ Gute Arbeit kannst Du wählen“. DieMaterialien zur Betriebsratswahl wurden zusammen mit den an<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaftenentwickelt und produziert.Ergebnisse Betriebsratswahlen 2006 und 2010 im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>2006 2.010absolut in Prozent absolut in ProzentAnzahl <strong>der</strong> Betriebe 2192 2.187Beschäftigte 352.414 374.982Wahlberechtigte 348.496 369.322nicht Wahlberechtigte 3.918 5.660Wähler gesamt 248.276 257.478Wahlbeteiligung 71,2 69,7Wahlberechtigte männlich 201.965 58,0 208.570 56,5Wahlberechtigte weiblich 146.531 42,0 160.752 43,5Anzahl <strong>der</strong> BR-Mitglie<strong>der</strong> 12.537 12.863davon männlich 8.064 64,3 8.135 63,2davon weiblich 4.473 35,7 4.728 36,8erstmals gewählte1319 10,5 1.436 11,2<strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong><strong>NGG</strong>-Mitglied 8.536 68,1 8.570 67,5Betriebsratsvorsitzende 2.192 2.187davon männlich 1.579 72,0 1.588 72,6davon weiblich 613 28,0 599 27,4<strong>NGG</strong>-Mitglied 1.926 87,9 1.844 84,3Quelle: <strong>NGG</strong>, 2011Geschäftsbericht 2008–2012 163


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik3.3 UnternehmensmitbestimmungDie Mitbestimmung im Aufsichtsrat bildet neben <strong>der</strong> Tarifautonomie und <strong>der</strong> betrieblichenMitbestimmung eine <strong>der</strong> drei Säulen für Demokratie und Beteiligung von Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmern. Das Mitbestimmungsgesetz von 1976 ist seit mehr als 35 Jahren nahezuunverän<strong>der</strong>t in Kraft und hat sich aus gewerkschaftlicher Sicht gerade auch in Zeiten <strong>der</strong> Wirtschafts-und Finanzkrise bewährt.Angriffe auf die die UnternehmensmitbestimmungDie FDP konnte ihre im Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2009 enthaltene For<strong>der</strong>ungennach Abschaffung <strong>der</strong> quasi-paritätischen Mitbestimmung und <strong>der</strong> Beteiligung von Gewerkschaftsvertreternin den nach dem Mitbestimmungsgesetz von 1976 gebildeten Aufsichtsrätenim Koalitionsvertrag nicht durchsetzen. Der Koalitionsvertrag enthält allerdings dieAnkündigung, in Gespräche über die Größe <strong>der</strong> Aufsichtsräte einzutreten und die Kompetenzen<strong>der</strong> Hauptversammlung in Fragen <strong>der</strong> Vorstandsvergütung zu stärken. Beides wird vonden Gewerkschaften abgelehnt. Es ist nicht zu erwarten, dass bis <strong>zum</strong> Ende <strong>der</strong> Legislaturperiodegesetzliche Än<strong>der</strong>ungen erfolgen werden.Eine von gewerkschaftlicher Seite gefor<strong>der</strong>te grundsätzliche Weiterentwicklung und Stärkung<strong>der</strong> Mitbestimmung konnte allerdings auch nicht erreicht werden.Bessere UnternehmensaufsichtNachdem die Höhe und <strong>der</strong> rasante Anstieg <strong>der</strong> Vorstandsvergütungen in <strong>der</strong> Diskussionstanden, ist im August 2009 das Gesetz zur Angemessenheit <strong>der</strong> Vorstandsvergütung (VorstAG)in Kraft getreten, mit dem Vergütungssystemen, die teilweise auf falsche Anreize bei <strong>der</strong>Managervergütung setzten, ein Riegel vorgeschoben werden sollte. Das Gesetz enthält unteran<strong>der</strong>em eine präzisere gesetzliche Definition <strong>der</strong> Angemessenheit <strong>der</strong> Vorstandsvergütung,die Möglichkeit einer nachträglichen Herabsetzung <strong>der</strong> Vorstandsbezüge und die Regelung,dass die Entscheidung über Vorstandsverträge im Plenum des Aufsichtsrats erfolgen soll undnicht mehr dem Personalausschuss übertragen werden kann. Das VorstAG gilt unmittelbar fürAktiengesellschaften. Die Umsetzung und die Frage <strong>der</strong> Anwendbarkeit <strong>der</strong> Neuregelungenauf an<strong>der</strong>e Gesellschaftsformen sorgen nach wie vor für Diskussionen in den Aufsichtsräten.Verantwortlich für die konkrete Umsetzung ist <strong>der</strong> jeweilige Aufsichtsrat.Mehr Präsenz von Frauen in AufsichtsrätenNach wie vor sind in <strong>der</strong> Bundesrepublik Frauen in Spitzenpositionen <strong>der</strong> Wirtschaft starkunterrepräsentiert. Das gilt auch für die Besetzung <strong>der</strong> Aufsichtsräte. Insbeson<strong>der</strong>e die Sitze<strong>der</strong> Kapitalseite sind selten mit Frauen besetzt, während die Bilanz auf <strong>der</strong> Arbeitnehmerseitebesser ausfällt. Im Berichtszeitraum ist dieses Thema noch stärker in den Fokus <strong>der</strong> öffentlichenDiskussion gerückt und es gibt sowohl parlamentarische als auch außerparlamentarischeInitiativen für eine gesetzliche Geschlechterquote.Die <strong>NGG</strong> setzt sich zusammen mit den an<strong>der</strong>en Einzelgewerkschaften schon seit Langem füreine Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen <strong>der</strong> Wirtschaft ein und achtet bei <strong>der</strong>Besetzung <strong>der</strong> Aufsichtsratspositionen auf die sie unmittelbaren o<strong>der</strong> mittelbaren Einfluss hat,164Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitikauf eine stärkere Präsenz von Frauen. Insgesamt sind zwei Drittel <strong>der</strong> Frauen in den Aufsichtsrätendeutscher Unternehmen Vertreterinnen <strong>der</strong> Arbeitnehmerseite. Im Bereich <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> beträgt<strong>der</strong> Frauenanteil an den <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n in den nach dem Mitbestimmungsgesetz1976 gebildeten Aufsichtsräten 28,47 Prozent. Der Anteil <strong>der</strong> Frauen an den hauptamtlichenGewerkschaftsvertretern und -vertreterinnen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>, auf <strong>der</strong>en Benennung <strong>NGG</strong> unmittelbarenEinfluss hat, betrug Ende 2012 30,19 Prozent. Im Vergleich dazu lag nach einer Untersuchung<strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung <strong>der</strong> Frauenanteil in den Aufsichtsräten <strong>der</strong> börsennotiertenUnternehmen im Jahr 2011 lediglich bei zehn Prozent, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitnehmervertreterinnen indiesen Aufsichtsräten bei 18,4 Prozent.Entwicklungen auf europäischer EbeneDie Unternehmensmitbestimmung wird in <strong>der</strong> EU durch Harmonisierungsbestrebungen imGesellschaftsrecht beeinflusst. Seit Einführung <strong>der</strong> Europäischen Aktiengesellschaft (SE) und<strong>der</strong> Möglichkeit grenzüberschreiten<strong>der</strong> Verschmelzungen sowie <strong>der</strong> Regelungen über die Beteiligung<strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in europäischen Gesellschaftsformenrückt das Verhandeln von Mitbestimmungsmodellen stärker in den Mittelpunkt.Auch <strong>NGG</strong> ist mit SE-Umwandlungen und grenzüberschreitenden Verschmelzungen konfrontiertworden, wobei es dort, wo bereits eine Mitbestimmung auf Unternehmensebene bestand,in <strong>der</strong> Regel gelungen ist, eine Arbeitnehmerbeteiligung zu erhalten.Mitarbeit im DGB-Ausschuss Mitbestimmung<strong>NGG</strong> ist mit dem Referat Mitbestimmung im DGB-Arbeitskreis Mitbestimmung vertreten. Hierwerden die rechtspolitischen Entwicklungen im Bereich <strong>der</strong> Unternehmensmitbestimmungkoordiniert und beraten sowie Stellungnahmen zu gesetzlichen Reformvorhaben erarbeitet.Auch in <strong>der</strong> Arbeit dieses Arbeitskreises haben europäische Reformvorhaben zunehmendeBedeutung erlangt.Abführung von Aufsichtsratstantiemen<strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong>, die ein Aufsichtsratsmandat wahrnehmen, sind nach <strong>NGG</strong>-Beschlusslage verpflichtet,einen Teil ihrer Aufsichtsratsvergütung an die Hans-Böckler-Stiftung o<strong>der</strong> an das BildungszentrumOberjosbach abzuführen. Die Höhe richtet sich nach <strong>der</strong> im Jahr 2005 dazubeschlossenen Richtlinie des DGB-Bundesausschusses. Einfache Aufsichtsratsmitglie<strong>der</strong> habenbei Vergütungen bis zu 3.500 Euro zehn Prozent ihrer Brutto-Tantiemen abzuführen. VonTantiemeneinnahmen die 3.500 Euro überschreiten, sind zusätzlich 90 Prozent abzuführen.Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende haben bei Vergütungen bis zu 5.200 Euro zehn Prozentdes Bruttobetrages abzuführen. Bei Vergütungen über 5.200 Euro sind die über 5.200Euro liegenden Vergütungsbestandteile ebenfalls zu 90 Prozent zu spenden. HauptamtlicheGewerkschaftsvertreter in den Aufsichtsräten spenden ihre Tantiemen zu 100 Prozent.Einmal im Jahr veröffentlicht <strong>NGG</strong> in <strong>der</strong> „einigkeit“ eine Positivliste von Aufsichtsratsmitglie<strong>der</strong>n,die Tantiemen an die Hans-Böckler-Stiftung o<strong>der</strong> an das Bildungszentrum Oberjosbachabgeführt haben. Die Veröffentlichungspraxis ist seit dem auf dem <strong>Gewerkschaftstag</strong> 1994getroffenen Beschluss unverän<strong>der</strong>t. Veröffentlicht werden alle Aufsichtsratsmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><strong>NGG</strong>, die Aufsichtsratstantiemen abführen, unabhängig davon, ob die Einzelnen ihrer Abfüh-Geschäftsbericht 2008–2012 165


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitikrungsverpflichtung in vollem Umfang nachgekommen sind o<strong>der</strong> nicht. Die Spen<strong>der</strong> undSpen<strong>der</strong>innen werden entsprechend ihrer tatsächlich geleisteten Spendenzahlung einer <strong>der</strong>sechs <strong>der</strong> Höhe nach gestaffelten Kategorien zugeordnet.3.4 Demografie-Initiative „Faire Arbeit. Gutes Leben.“Im Juni 2012 hat <strong>NGG</strong> die Initiative „Faire Arbeit. Gutes Leben.“ gestartet, um den demografischenWandel in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie zu gestalten.Die Initiative hat drei Schwerpunkte, die sich sowohl an jüngere und ältere Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmer wendet:• Die Arbeitsbedingungen müssen so gestaltet werden, dass unsere Kolleginnen und Kollegenin den Betrieben während ihres gesamten Berufslebens älter werden und gleichzeitiggesund bleiben können.• Schon gesundheitlich belastete, ältere Kolleginnen und Kollegen müssen ohne Härten vorzeitigin Rente gehen können.• Die Unternehmen <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft müssen sich insbeson<strong>der</strong>e für jüngere Menschenzu einem attraktiven Arbeitgeber entwickeln.In den Betrieben zeigen sich immer mehr die Auswirkungen belasten<strong>der</strong> Arbeitsbedingungen,die sich unter <strong>der</strong> Entwicklung älter werden<strong>der</strong> Belegschaften weiter verschärfen. Gleichzeitigklagen immer mehr Unternehmen darüber, dass sie ihre freien Ausbildungsplätze nichtbesetzen und gute Fachkräfte nicht gehalten werden können. Mit <strong>der</strong> Initiative ‚Faire Arbeit.Gutes Leben. – Gestaltung des demografischen Wandels’ legt <strong>NGG</strong> den Finger in die Wunde,wenn es um Ursachen und Wirkungen geht.In vielen Betrieben sind es aktive <strong>NGG</strong>-Betriebsräte, die diesen Prozess anstoßen. Sie verschaffensich zunächst mit einer Demografie-Analyse einen Überblick über die zukünftigen Herausfor<strong>der</strong>ungenin den unterschiedlichsten Bereichen ihres Unternehmens.Die Ergebnisse bilden eine gute Grundlage, um darüber zu diskutieren und dann zu entscheiden,was getan werden muss, um den demografischen Wandel im Interesse <strong>der</strong> Beschäftigtenund des Unternehmens zu gestalten. Zu den wichtigen Stellschrauben einer alters- undalternsgerechten Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen zählen:• die Schaffung humaner Arbeitsbedingungen• eine lebensphasenorientierte Gestaltung von Lage, Verteilung und Dauer <strong>der</strong> Arbeitszeit• die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesundheitsprävention• die Intensivierung <strong>der</strong> Weiterbildung und des lebenslangen Lernens• die Entwicklung einer generationsübergreifenden Führungskultur• flexible Übergangsregelungen in den RuhestandKernthema unserer zukünftigen Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik wird sein, ganzheitlicheKonzepte zur Gestaltung des demografischen Wandels zu entwickeln. Die tarifpolitische For<strong>der</strong>ungnach einer unbefristeten Übernahme aller Auszubildenden nach <strong>der</strong> Ausbildung istauch eine Antwort auf den zunehmenden Fachkräftemangel. Mit dem Nestlé-Konzern wurdenfür die Maggi-Standorte Singen und Lüdinghausen erste Tarifverträge zur unbefristetenÜbernahme vereinbart.166Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikAuf allen Branchenforen und -seminaren in den letzten zwei Jahren hat das Thema demografischerWandel in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie eine große Rolle gespielt. Erste branchenspezifischeDemografie-Initiativen wurden mit Betriebsräten <strong>der</strong> Branchenforen und -seminare diskutiert.In Vorbereitung ist auch ein Strategie-Workshop für den Hotel- undGaststättenbereich.INQA-Initiative „Unternehmen <strong>der</strong> Zukunft“2011 ist <strong>NGG</strong> <strong>der</strong> Initiative „Neue Qualität <strong>der</strong> Arbeit“ (INQA) beigetreten, die von Bundesregierung,Sozialparteien und Sozial- und Rentenversicherungsträgern getragen wird. INQA hatsich seit mehr als zehn Jahren eine breite Expertise in <strong>der</strong> Gestaltung des demografischenWandels durch Forschungsvorhaben, <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung betrieblicher Projekte o<strong>der</strong> den Aufbauvon Kompetenz-Netzwerken erworben. Im Rahmen <strong>der</strong> INQA-Initiative „Unternehmen <strong>der</strong>Zukunft“ – hat <strong>NGG</strong> jetzt die Chance, mit Unterstützung von Experten betriebliche Modellvorhabenin <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft zu entwickeln. Dies umfasst u. a. eine altersgerechte Entwicklungvon Schichtsystemen, Übergangs- und Ausstiegsmodelle in Rente o<strong>der</strong> lebensphasenorientierteArbeitszeitmodelle zur Erhöhung <strong>der</strong> Zeitsouveränität von Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmern. Die Modellvorhaben sollen entwickelt, erprobt und durch Transferprozessein die Gesamtbranche übertragen werden.Fachtagung „Faire Arbeit. Gutes Leben.“In den 70er Jahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde mit den Programmen zur Humanisierung<strong>der</strong> Arbeitswelt eine Vielzahl anwendungsnaher Forschungsvorhaben zu aktuellen Herausfor<strong>der</strong>ungenin <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung geför<strong>der</strong>t. Seit mehr als 20 Jahren werden <strong>der</strong>artige Vorhabennicht mehr durch die Bundesregierung unterstützt, obwohl sich die Arbeitsbedingungen,die Arbeitsbelastungen und die Arbeitsgestaltung, aber auch die Personalkonzepte und Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungenfundamental verän<strong>der</strong>t haben.<strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t die Verstärkung <strong>der</strong> arbeitswissenschaftlichen Forschung, gerade auch im Kontext<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Arbeitswelt. Mit <strong>der</strong> Fachtagung „Faire Arbeit. Gutes Leben.“, an<strong>der</strong> über 100 Betriebsräte, Wissenschaftler und Experten in acht Foren teilgenommen haben,wurden Herausfor<strong>der</strong>ungen und Lösungsoptionen in den nachfolgenden Themenfel<strong>der</strong>nausgetauscht:• Arbeitsgestaltung, Arbeitszeit, Arbeitsorganisation• Alters- und alternsgerechte Schichtsysteme• Betrieblicher Wissens- und Kompetenztransfer• Gesundheitsmanagement und Gesundheitsprävention• Übergänge und armutssichere Ausstiege in Rente• Alters- und alternsgerechte Führungskultur, -verantwortung und -kompetenzen• Psychische Belastungen am ArbeitsplatzGleichzeitig konnte die Grundlage für den Aufbau eines Kompetenznetzwerkes gelegt werden,welches zukünftig für die Bearbeitung forschungsnaher Fragestellungen genutzt werdensoll. Beispielsweise, wenn es um die Entwicklung von Personalkonzepten und -strategieneines systematischen Tätigkeits- und Belastungswechsels hoch belasteter Beschäftigtengruppengeht. In diesem Kontext steht auch eine Studie <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung, in <strong>der</strong> „AnsätzeGeschäftsbericht 2008–2012 167


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitikzur Lösung demografischer Herausfor<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie“ untersucht undin die Branche transferiert werden sollen.Fachtagung „FaireArbeit. Gutes Leben“im September 2012Politische Auseinan<strong>der</strong>setzung um die Rente mit 67 undarmutsfeste Übergänge und AusstiegeDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008 hat sich klar gegen den rentenpolitischen Kahlschlag gestellt, mitdem seit <strong>der</strong> Jahrtausendwende u. a. die Bedingungen für eine Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrentedeutlich verschlechtert und Rentenarten (u. a. für Frauen) abgeschafft wurden sowie die För<strong>der</strong>ung<strong>der</strong> Altersteilzeit gestrichen wurde. 2009 hat die Bundesregierung gegen den Wi<strong>der</strong>stand<strong>der</strong> Gewerkschaften die schrittweise Einführung <strong>der</strong> Rente mit 67 beschlossen. Die Verlängerung<strong>der</strong> Lebensarbeitszeit und die Einführung rentenmathematischer Abschläge inHöhe von 3,6 Prozent pro Jahr eines früheren Renteneintritts, wirken sich für einen Großteilunserer Kolleginnen und Kollegen als ein gigantisches Rentenkürzungsprogramm aus. Davonbetroffen sind viele ältere Kolleginnen und Kollegen, die schon jetzt aus gesundheitlichenGründen das bisherige Renteneintrittsalter mit 65 nicht erreichen, geschweige denn mit 67.Viele sind infolgedessen von einer sich ausbreitenden Altersarmut betroffen. <strong>NGG</strong> wehrt sichvor diesem Hintergrund entschieden gegen eine Rente mit 67.3.5 Sozialpartner-Initiative „Lebenslanges Lernen“ (SPILL)<strong>NGG</strong> und die Arbeitgebervereinigung Nahrungund Genuss e.V. (ANG) haben 2008 miteiner Rahmenvereinbarung die Grundlage füreine bundesweite Initiative zur Sicherung zukünftigerFachkräftebedarfe, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>Weiterbildung und des lebenslangen Lernensin <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft gelegt.Hintergrund <strong>der</strong> Bemühungen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> sind die nach wie vor zu geringen Weiterbildungsanstrengungenin vielen Betrieben <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft. Dieses gilt in beson<strong>der</strong>er Weise fürun- und angelernte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Facharbeiterinnen und Facharbeiter.168Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikAus <strong>der</strong> SPILL-Initiative sind zahlreiche Projekte regionaler Arbeitgeberverbände und <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>entstanden, die aus Mitteln <strong>der</strong> Richtlinie „weiter bilden“ des Bundesarbeitsministeriums geför<strong>der</strong>twerden.Seit 2009 konnten so in zahlreichen Bundeslän<strong>der</strong>n Unternehmen und Betriebsräte durch dieBereitstellung von Beratungsleistungen <strong>zum</strong> Aufbau und zur Implementierung systematischerPersonalentwicklungsstrukturen und -instrumente und Entwicklung betrieblicher Weiterbildungsangebotefür unterschiedliche Beschäftigtengruppen unterstützt werden.Hierzu gehören insbeson<strong>der</strong>e:• Entwicklung und Durchführung von Qualifizierungen für Beschäftigte aller Ebenen zur Verbesserung<strong>der</strong> Kommunikation, Umgang mit Konflikten und in speziellen Fachthemen• Entwicklung von Konzepten zur Einführung von Entwicklungsgesprächen mit allen Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern und <strong>der</strong>en Implementierung sowie die Schulung <strong>der</strong> Vorgesetztenfür die Führung und Auswertung <strong>der</strong> Gespräche• Durchführung von Altersstrukturanalysen und Ableitung betrieblicher Maßnahmen. Unteran<strong>der</strong>em <strong>zum</strong> Wissenstransfer, zur Nachfolge- und Laufbahnplanung, <strong>zum</strong> Erhalt <strong>der</strong> Gesundheitund zur Belastungsmin<strong>der</strong>ung• Entwicklung von Konzepten zur Personalentwicklung von Schicht- und Teamleitern• Analyse <strong>der</strong> aktuellen und zukünftigen Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen in Form einer Qualifikationsmatrixund Ableitung aktueller betrieblicher QualifizierungsbedarfeBeispiel: Einführung einer QualifikationsmatrixIn <strong>der</strong> Qualifikationsmatrix werden sowohl die fachlichen und überfachlichen Kompetenzen<strong>der</strong> Beschäftigten als auch die aktuellen und zukünftigen Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen (u. a.einzelner Arbeitsplätze, Arbeitsbereiche, Teams) erfasst und bewertet.Dadurch wird <strong>der</strong> aktuelle Qualifikationsstand <strong>der</strong> Beschäftigten deutlich und eine zielgerichteteFör<strong>der</strong>ung und Weiterbildung ist genauso möglich wie die gezielte Nachfolge- und Karriereplanung.Parallel fließen auch die Weiterbildungswünsche in die Matrix ein.Mit einer jährlichen Fortschreibung <strong>der</strong> Qualifikationsmatrix und regelmäßiger Entwicklungsgesprächemit den Kolleginnen und Kollegen können die Weiterbildungsbedarfe systematischanalysiert und die Weiterbildungen geplant werden.SPILL-Initiative fortsetzenDie Initiative soll in den nächsten Jahren fortgeführt werden. In <strong>der</strong> nächsten För<strong>der</strong>periodedes Europäischen Sozialfonds will die Bundesregierung weitere Mittel zur Unterstützung betrieblicherProjekte zur Gestaltung des demografischen Wandels zur Verfügung stellen.Geschäftsbericht 2008–2012 169


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik3.6 WerkverträgeImmer mehr Unternehmen lagern ganze Arbeitsbereiche an Fremdfirmen aus, vergeben zentraleAufgaben an Werkvertragsbeschäftigte. Denn selbst die unzureichenden Schutzvorschriftenund niedrigen Löhne für Leiharbeitnehmer scheinen den Arbeitgebern nicht auszureichen.Das sogenannte Outsourcing senkt kurzfristig Kosten und schönt die Bilanzen. Viel schlimmer,es unterläuft auch den Schutz, den Betriebsräte und Tarifverträge bieten. Die Zeche zahlendie Beschäftigten mit schlechteren Bedingungen und weniger Sicherheit. Outsourcing spaltetBelegschaften in Kernbelegschaften und diejenigen, die am Rand stehen und arbeiten –ohne Tarifvertrag, ohne Sicherheit, ohne Mitbestimmung und mit weniger Geld.Deshalb haben wir das Thema Werkverträge stärker in den Fokus unserer Aktivitäten gestellt.Unser politischer Anspruch ist es, die Interessen aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerauf dem Betriebsgelände zu vertreten. Egal, ob sie als Leiharbeits- o<strong>der</strong> Werkvertragsbeschäftigtetätig sind.Während in <strong>der</strong> Vergangenheit in <strong>der</strong> Regel Bereiche ausgeglie<strong>der</strong>t wurden, die nicht unmittelbarmit dem Betriebszweck in Verbindung standen, z. B. die Gebäu<strong>der</strong>einigung, Kantineo<strong>der</strong> Pförtner, sind es heute zunehmend Bereiche, die unmittelbar o<strong>der</strong> mittelbar zur Erfüllungdes originären Produktionszwecks gehören. So finden wir in <strong>der</strong> Fleischwirtschaft Unternehmen,überwiegend in <strong>der</strong> Schlachtindustrie, mit nur noch zehn Prozent eigenen Beschäftigten.90 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten haben ein Arbeitsverhältnis bei vielen kleinenscheinselbstständigen Firmen. In <strong>der</strong> Süßwarenindustrie betrifft es die Verpackung, in <strong>der</strong> Getränkeindustriedie Logistik. Die Werkvertragsbeschäftigten erledigen ihre Aufgaben vor Ort inden Betrieben <strong>der</strong> auftraggebenden Unternehmen, in zeitlicher Abhängigkeit von <strong>der</strong>en Produktionsabläufenund in enger Zusammenarbeit mit den Stammbeschäftigten, sodass dieklassischen Merkmale <strong>der</strong> selbstständigen Tätigkeit und damit eines Werkvertrages oft nichterfüllt sind.Fremdfirmeneinsatz/WerkvertragDer betriebswirtschaftliche Begriff Outsourcing setzt sich zusammen aus den Worten outsi<strong>der</strong>esource using, bezeichnet also die Nutzung externer Quellen: Prozesse und Aufgaben werdendurch ein Unternehmen ausgelagert und über Werkverträge an Fremdfirmen übergeben,von denen dann bestimmte Produkte o<strong>der</strong> Dienstleistungen zurückgekauft werden.AuftraggeberAuftragnehmer FremdfirmaWerkvertrag(Arbeitgeber)(Einzelperson)o<strong>der</strong>Auftraggeber(Arbeitgeber)WerkvertragAuftragnehmer FremdfirmaArbeitsverträgeWerkvertrag o<strong>der</strong>ArbeitnehmerüberlassungsverträgeDarstellung: <strong>NGG</strong>, 2012ArbeitnehmerArbeitnehmerSubunternehmer170Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikDas unternehmensinterne Outsourcing bezeichnet die Ausgründung ganzer Betriebsteile ineigene Tochterfirmen; das unternehmensexterne Outsourcing vergibt ehemals intern erbrachteLeistungen an externe Fremdfirmen.Inzwischen müssen wir aber feststellen, dass Werkverträge in <strong>der</strong> gesamten Ernährungswirtschaftzunehmen. Vor allem in <strong>der</strong> Getränkeindustrie, <strong>der</strong> Milchwirtschaft sowie <strong>der</strong> Brot- undBackwarenindustrie. Seit <strong>der</strong> Missbrauch von Leiharbeit begrenzt werden konnte, haben dieArbeitgeber mit den Werkverträgen für sich ein neues Modell <strong>der</strong> Ausbeutung gefunden.Nach einer bundesweiten Umfrage <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> im Jahr 2012 werden in ca. 50 Prozent <strong>der</strong> Betriebe<strong>der</strong> Ernährungsindustrie und des Hotel- und Gaststättengewerbes Prozesse und Aufgabenausgelagert. Somit werden ehemals intern erbrachte Leistungen an externe Fremdfirmenüber Werkverträge vergeben.Gut 13 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie waren im Befragungszeitraumvom 5. Januar bis 29. Februar 2012 Beschäftigte in Leiharbeit und Werkvertragsbeschäftigte.Zentrale Ergebnisse <strong>der</strong> Umfrage <strong>zum</strong> Thema Werkverträge:• Der Anteil <strong>der</strong> Werkvertragsbeschäftigten liegt in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie mit 7,8 Prozentdeutlich über dem Anteil <strong>der</strong> Leiharbeitsbeschäftigten (5,3 Prozent).• Es gibt einen erkennbaren Trend, dass Werkverträge zunehmen und Leiharbeit abnimmt.• Die Anzahl <strong>der</strong> Werkvertragsbeschäftigten übersteigt seit 2011 die Anzahl <strong>der</strong> Leiharbeitsbeschäftigten.Wobei neben <strong>der</strong> Fleischindustrie (Schwerpunkt Schlachten) nun auch in <strong>der</strong>Getränkeindustrie die Anzahl <strong>der</strong> Werkvertragsbeschäftigten die <strong>der</strong> Leiharbeitsbeschäftigtenübersteigt.• Werkverträge rücken immer stärker an die Kernprozesse eines Unternehmens heran.• Die Mitbestimmungsrechte <strong>der</strong> Betriebsräte werden beim Einsatz von Werkverträgen nochstärker missachtet als beim Einsatz von Leiharbeit.Verhältnis Leiharbeitsbeschäftige zu Werksvertragbeschäftigte in <strong>der</strong>Getränkeindustrie (in Prozent)55,452,852,747,247,344,62010 2011 2012LeiharbeitsbeschäftigteWerkvertragsbeschäftigteQuelle: <strong>NGG</strong>-Umfrage bei Betriebsräten, 2012Werkverträge gibt es in <strong>der</strong> Arbeitswelt schon lange: Werbeagenturen gestalten die Firmenprospekte,Elektriker verlegen die Stromleitungen, Klempner reparieren Sanitäranlagen, Monteurewarten Aufzüge und Gärtner kümmern sich um Grünflächen. Sie alle erledigen qualifizierteAufgaben, die keinen unmittelbaren Bezug zur Produktion haben und in aller Regelkeine Arbeitsplätze vernichten.Geschäftsbericht 2008–2012 171


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikIn den vergangenen Jahren hat sich jedoch eine neue Form von Werkverträgen in vielen Betriebenausgebreitet: Kernaufgaben werden an „billigere“ Anbieter vergeben, Unternehmensuchen gezielt Bereiche, die sie auslagern können. Das Spektrum reicht von fairen Werkverträgenüber Subunternehmer bis hin zu illegaler Arbeitnehmerüberlassung.Damit gehen Outsourcing-Prozesse meist auf Kosten <strong>der</strong> Beschäftigten. Die beauftragtenFremdfirmen sind überwiegend nicht tarifgebunden und zahlen oft Niedriglöhne. Noch problematischerwird es, wenn ausländische Fremdfirmen ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerzu den Bedingungen des Herkunftsstaates beschäftigen. Seit dem 1. Mai 2011 gilt fürArbeitnehmer aus acht <strong>der</strong> zehn osteuropäischen EU-Beitrittslän<strong>der</strong>n (Estland, Lettland, Litauen,Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn) die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit.Durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit wird sich das Problem <strong>der</strong> prekären Beschäftigung überWerkverträge in den Branchen <strong>der</strong> Ernährungsindustrie, insbeson<strong>der</strong>e in den Bereichen <strong>der</strong>einfachen Tätigkeiten, weiter verschärfen.Diese Entwicklung übt schon heute enormen Druck auf die Tarifpolitik <strong>der</strong> betroffenen Branchenaus. <strong>NGG</strong> wird den missbräuchlichen Einsatz von Werkverträgen auch weiterhin skandalisieren.Mit <strong>der</strong> Veröffentlichung unserer Umfrageergebnisse 2012 haben wir eine gute Presseresonanzerzielen können. Damit ist uns eine weitere Sensibilisierung in <strong>der</strong> öffentlichenDebatte gelungen. Im nächsten Schritt werden wir Einzelfälle dokumentieren, konkret benennenund in Form eines Schwarzbuches veröffentlichen.Für Betriebsräte und die politische Arbeit in den Regionen hat <strong>NGG</strong> eine Handlungshilfe undHandlungsstrategien entwickelt. Derzeit arbeiten wir in Form eines Praxisprojektes, gemeinsammit <strong>der</strong> IG Metall und <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung, an <strong>der</strong> Entwicklung von Werkzeugen fürdie Betriebsratsarbeit.… und raus bist Du!Gibt es bei Dir im Betrieb Menschen, die wie Dujeden Tag zur Arbeit kommen, vielleicht sogardie gl ei che A ufg abe ha ben w ie D u, aber n i chtauf <strong>der</strong> G eh al ts li st e De i nes A rb ei tg ebers steh en ?D ann sin d da s Le i har be i t ne h mer – o<strong>der</strong>Was tungegenWerk ver tr ag s be sc hä f t i gt e.OutsourcingWerkverträge gibt es in <strong>der</strong> Arbeitswelt schon lange.In den vergangenen Jahren hat sich jedoch eine neueForm von Werkverträgen in vielen Betrieben ausgebreitet:Kernaufgaben werden an „billigere“ Anbieter vergeben.Immer mehr Unternehmen in Deutschland nutzen Werkverträge,um Löhne abzusenken und Tarifverträge zu unterlaufen.Denn Mindestlöhne und Tarifverträge gelten fürWerkvertragsunternehmen nicht automatisch.Das Problem: Viele Unternehmen missbrauchen Werkverträgedazu, Aufgaben <strong>der</strong> Stammbelegschaft auszulagern,um Geld zu sparen. Über kurz o<strong>der</strong> lang werden soreguläre Arbeitsplätze abgebaut. Hinzu kommt: Werkverträgeuntergraben den Schutz, den Betriebsräte und Tarifverträgebieten. Die Zeche zahlen die Beschäftigten mitschlechteren Arbeitsbedingungen und weniger Sicherheit.Werkverträge spalten Belegschaften: Auf <strong>der</strong> einen Seitesteh en d ie festangestell te n M i ta rbe i ter d es U n te r n e h me ns,auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite diejenigen, die „am Rand“ arbeiten– ohne Tarifvertrag, ohne Sicherheit, ohne Mitbestimmungund mit weniger Lohn.Da dürfen wir nicht weggucken.Wir müssen genau hinschauen!Eine Arbeitshilfe (nicht nur) für BetriebsräteWir alle sind aufgefor<strong>der</strong>t, dafür zu kämpfen, dass in unserenBetrieben <strong>der</strong> Satz gilt: Gleicher Lohn für gleiche Arbeitund gleiche Rechte für alle Beschäftigten im Betrieb.Die Geschichtee i n e s We r k v e r t r a g s-beschäftigten:„Bis 2007 war ich Mitarbeiter des Unternehmens. Zu <strong>der</strong>Zeit habe ich noch 1720 Euro monatlich brutto verdient.Da waren in <strong>der</strong> Flaschensortierung noch 80 eigeneLeute beschäftigt. Dann wurde <strong>der</strong> Bereich ausgelagert.Ein Jahr vorher hatten wir auf 50 Cent pro Stunde verzichtet,um die Auslagerung zu verhin<strong>der</strong>n. Das hat aberni ch t s g enü t z t. M an h at t ro tzd e m au sg el ag e r t u nd un s d ieE n t la ss u ng a nge d roh t.Bei <strong>der</strong> Werkvertragsfirma anzufangen war für mich besserals arbeitslos zu werden. Meine Arbeit ist immer nochd i e s el b e. J e tz t b ek o m m e i ch k e i ne n S tu nd e nl ohn me hr ,son<strong>der</strong>n Stücklohn. Vergangenes Jahr ist mir <strong>der</strong> gekürztworden. Auf meinem Lohnschein steht immer Stundenlohn,das Entgelt ist jedes Mal etwas an<strong>der</strong>s, ich kannd as n i ch t n a chr e chn e n. Vo n d e m G eld, wa s i ch be k o m me ,kann man eigentlich nicht leben.“HinschauenstattWeggucken:Werkverträge gehenuns alle an!RZ_<strong>NGG</strong>_Booklet_Arbeitsh_021012.indd 1 08.Okt.2012 09:15Gemeinsam mit allen DGB-Gewerkschaften haben wir For<strong>der</strong>ungen an den Gesetzgeber erarbeitet,um mit gesetzlichen Maßnahmen den Missbrauch von Werkverträgen zu unterbinden.Hierzu gehört insbeson<strong>der</strong>e:172Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und Betriebspolitik• Lohndumping durch Werkverträge unterbinden und einen allgemeinen gesetzlichenMindestlohn einführen.• Scheinselbstständigkeit konsequenter verfolgen und unterbinden.• Kettenwerkverträge eingrenzen.• Rechte von Betriebsräten beim Einsatz von Werkverträgen stärken.• Unternehmensmitbestimmung und Transparenz <strong>der</strong> Unternehmenspolitik verbessern.• Gleiche Standards an allen Arbeitsplätzen durchsetzen.• Entsandte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ausländische (Schein-)Selbstständige schützen• Kontrollen verbessern.3.7 IndustriepolitikDie Ernährungsindustrie ist mit rund 6.000 Betrieben und 560.000 Beschäftigten die viertgrößteIndustriebranche in Deutschland. Die Ernährungsindustrie und ihre industriellen Dienstleistungsunternehmensind in <strong>der</strong> deutschen Industrielandschaft ein wesentlicher Faktor. Hinterden Fabrikmauern wird in <strong>der</strong> veröffentlichten Meinung eine „low-tech-Industrie“ o<strong>der</strong> einehandwerkliche Manufaktur vermutet, in <strong>der</strong> Lebensmittel produziert werden. Das tatsächlicheBild sieht an<strong>der</strong>s aus: Die Ernährungsindustrie ist ein wichtiges Anwendungsfeld leistungsfähigerProduktionstechnologien, mit <strong>der</strong> qualitativ hochwertige Lebensmittel hergestellt werden.Der Produktionsprozess wird durch qualifizierte Fachkräfte in <strong>der</strong> Ernährungsindustriegesteuert.Braucht es eine aktive Industriepolitik aus gewerkschaftlicher Sicht? Diese Frage wird von<strong>NGG</strong> eindeutig bejaht.In <strong>der</strong> Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 waren Hun<strong>der</strong>ttausende Industriearbeitsplätzebedroht. Ohne eine von den Gewerkschaften mit <strong>der</strong> Bundesregierung vereinbarte weitgehendeKurzarbeiterregelung hätten Hun<strong>der</strong>ttausende ihre Arbeitsplätze verloren. In den Betriebenwaren es überwiegend die Betriebsräte, die das Instrument des Kurzarbeitergeldesaufgegriffen haben, um Arbeitsplätze zu erhalten. Die Bundesregierung muss sich daran messenlassen, ob sie eine aktive Industriepolitik zur För<strong>der</strong>ung des Industriestandortes und Beschäftigungsowie zur Stärkung <strong>der</strong> Arbeitnehmerrechte betreibt.Vor allem in aktionärsgeführten Unternehmen werden die Beschäftigten mit unrealistischenRenditeerwartungen gnadenlos unter Druck gesetzt. Betriebe werden wegen angeblicherVorteile ins Ausland verlagert o<strong>der</strong> die Beschäftigten werden mit <strong>der</strong> Androhung einer Verlagerungerpresst. Immer mehr Menschen werden in unsicheren Arbeitsverhältnissen beschäftigt,Betriebsteile werden abgetrennt, um Lohnkosten zu senken und die Mitbestimmungauszuhebeln. Der Leistungsdruck wird bis <strong>zum</strong> Anschlag erhöht, Betriebe werden aufgekauftund nach kurzer Zeit wie<strong>der</strong> veräußert. Mitglie<strong>der</strong> des Management und Führungskräfte treibenimmer neue Kostensenkungsprogramme durch die Unternehmen und wechseln in kurzenZyklen Funktionsbereiche und Standorte.Betriebsräte sind immer öfter gefor<strong>der</strong>t, gegen Kostensenkungs- und Verlagerungsdrohungenalternative Szenarien zu entwickeln, ohne allerdings einen wirksamen Hebel zu <strong>der</strong>enDurchsetzung zu haben: Investitionen in Anlagen, in Forschung und Entwicklung, in die beruflicheAus- und Weiterbildung, in die Entwicklung neuer Produkte o<strong>der</strong> in die Erschließungneuer Marktpotenziale. Um den For<strong>der</strong>ungen tatsächlich Nachdruck verleihen zu können, for<strong>der</strong>t<strong>NGG</strong> eine echte Mitsprache bei wesentlichen wirtschaftlichen Fragen.Geschäftsbericht 2008–2012 173


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikIn dieser Art von Industriepolitik spielen beschäftigungspolitische Aspekte keine Rolle. Beschäftigteund Gewerkschaften kommen – wenn überhaupt – als Akteure <strong>der</strong> Industriepolitiknur am Rande vor. Damit wird ein wichtiges Potenzial <strong>der</strong> Industrie, nämlich die Kompetenzenvon Beschäftigten, Betriebsräten und Gewerkschaften für die Erneuerung <strong>der</strong> Industriegar nicht bzw. unzureichend genutzt.<strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t eine aktive Industriepolitik in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft in Deutschland, mit <strong>der</strong>u.a. die För<strong>der</strong>ung von Forschung und Innovationen, die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Weiterbildung unddes lebenslangen Lernens, die Unterstützung des Strukturwandels und die arbeitnehmerorientierteGestaltung <strong>der</strong> Arbeit einen hohen Stellenwert hat.Vorfahrt für eine aktive Industriepolitik<strong>NGG</strong> will ihren Einfluss auf regionaler und nationaler Ebene, aber auch in <strong>der</strong> EU nutzen, damitdie Weichen für eine arbeitnehmerorientierte Industriepolitik in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaftrichtig gestellt werden.Auf regionaler Ebene wurde mit den Landesregierungen und den Arbeitgeberverbänden einProzess zur Stärkung <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft in Norddeutschland begonnen. Auf <strong>der</strong>Grundlage gemeinsamer Eckpunkte sollen mit den norddeutschen Landesregierungen gemeinsameProjekte zur Stärkung <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft auf den Weg gebracht werden.Zu den Eckpunkten gehören:• Bekenntnis <strong>der</strong> norddeutschen Landesregierungen zur Bedeutung <strong>der</strong> Ernährungsindustrieund ihrer Teilbranchen.• Gute Rahmenbedingungen für eine wettbewerbsfähige Ernährungsindustrie in Norddeutschlan<strong>der</strong>halten und sichern.• Die industrielle Produktion von Lebensmitteln unterliegt hohen Qualitäts- undSicherheitsstandards.• Attraktivität <strong>der</strong> Branche in <strong>der</strong> Öffentlichkeit erhöhen.• Die Forschungs- und Innovationspolitik stärken.• Qualitativ gute Lebensmittel bedingen „Gute Arbeit“ und „Gute Arbeit“ braucht Tarife undtarifliche Bindung.• Durch gute Praxis im Umgang mit dem demografischen Wandel, die Aus- und Weiterbildungverstetigen und ausbauen sowie Fachkräftebedarf nachhaltig sichern.• Gründung eines wissenschaftlichen Zentrums für nachhaltige Entwicklung.• Ausländische Potenzialmärkte sollen aktiv erschlossen werden.Eine weitere industriepolitische Initiative wird gegenwärtig mit <strong>der</strong> Landesregierung Sachsen-Anhalt und in <strong>der</strong> Region Oldenburg/Osnabrück/Bielefeld eine Fachkräfteinitiative vorbereitet.In Gesprächen mit <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit wird ferner eine gemeinsame bundesweiteQualifizierungsinitiative <strong>zum</strong> Nachholen beruflicher Abschlüsse für un- und angelernte Kolleginnenund Kollegen in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft vorbereitet.Im Rahmen <strong>der</strong> EU-Strukturfonds werden <strong>der</strong>zeit wichtige Entscheidungen in <strong>der</strong> Forschungs-,Technologie-, Innovations-, Bildungs-, Struktur- und Beschäftigungspolitik für denZeitraum von 2014 bis 2020 vorbereitet. Diese breit gefächerten Politikfel<strong>der</strong> bieten die Möglichkeit,im Rahmen einer Zukunftsinitiative zur nachhaltigen Entwicklung <strong>der</strong> Ernährungswirtschaftin Deutschland die Belange unserer Kolleginnen und Kollegen in die Diskussion miteinzubringen.174Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikDabei ist die aktuelle Lage in den Betrieben <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft zu berücksichtigen. Dieunterschiedlichen Folgen <strong>der</strong> strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen in den Teilbranchen in den letztenzehn Jahren müssen differenziert betrachtet werden, entsprechend differenziert müssenunsere Zukunftsstrategien sein.Der Strukturwandel passiert nicht losgelöst von Beschäftigung und Beschäftigten. Die Bundes-und Landesregierungen sind in <strong>der</strong> Pflicht, den Strukturwandel systematisch im Rahmeneiner regelmäßigen Strukturberichterstattung (u. a. Beschäftigtenentwicklung, Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen,technologische und arbeitsorganisatorische Verän<strong>der</strong>ungen) zu analysierenund unter Beteiligung <strong>der</strong> Sozialpartner zu beraten.4. Recht4.1 ArbeitsrechtEntwicklungen im ArbeitsrechtGekennzeichnet war die Entwicklung im Arbeitsrecht <strong>zum</strong> einen durch die Wirtschafts- undFinanzkrise sowie die Auseinan<strong>der</strong>setzungen um die Frage des Mindestlohnes und <strong>der</strong> Leiharbeit.Das Instrument <strong>der</strong> Kurzarbeit wurde in Folge <strong>der</strong> Krise ausgebaut und hat dazu beigetragen,dass die Krise in Deutschland, im Vergleich zu an<strong>der</strong>en EU-Län<strong>der</strong>n, wesentlichgeringere Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hatte. Neben diesem gesetzlichen Instrumentsind in zahlreichen Betrieben, die von <strong>der</strong> Finanzkrise und ihren Folgen stärker betroffen warenals diejenigen in den <strong>NGG</strong>-Branchen, die Instrumente von Arbeitszeitkonten und geför<strong>der</strong>tenQualifizierungsmaßnahmen eingesetzt worden, um Arbeitslosigkeit zu vermeiden.Dies gelang aufgrund <strong>der</strong> tariflichen Möglichkeiten und sicher auch wegen <strong>der</strong> Einflussmöglichkeiten,die über die betriebliche Mitbestimmung bestehen.Die schwarz-gelbe Koalition hat die Einführung eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohnesabgelehnt. Im Berichtszeitraum wurden einige Branchen in das Arbeitnehmerentsendegesetzaufgenommen und Mindestlöhne festgelegt. Allerdings keine aus dem Organisationsbereich<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>, da sich die Arbeitgeberverbände entwe<strong>der</strong> geweigert haben, gemeinsamdie Aufnahmen vorzuschlagen bzw. es keine Arbeitgeberverbände mehr gibt, wie in <strong>der</strong>Schlachtindustrie.Vonseiten des Deutschen Hotel und Gaststättenverbandes gab es die klare Aussage, dass keineBereitschaft zu einem Bundestarifvertrag mit <strong>NGG</strong> besteht, <strong>der</strong> Mindestlöhne regelt. Damitist die Grundvoraussetzung für die Aufnahme ins Arbeitnehmerentsendegesetz nicht gegeben,sodass dadurch eine Mindestlohnregelung für die gesamte Branche verhin<strong>der</strong>t worden ist.Aufgrund <strong>der</strong> anhaltenden Kritik an <strong>der</strong> Arbeitnehmerüberlassung wurde 2011 das Arbeitnehmerüberlassungsgesetzgeän<strong>der</strong>t. Dabei wurde u.a. die sogenannte Schlecker-Klausel eingefügt,die eine bestimmte Form des Missbrauches verhin<strong>der</strong>t. Zudem wurde die Möglichkeit<strong>der</strong> Einführung eines Mindestlohnes für die Leiharbeit eingeführt. Die entsprechenden Tarifverträgewurden vom DGB abgeschlossen und <strong>der</strong> Mindestlohn in <strong>der</strong> Leiharbeit vom Bundesministeriumfür Arbeit per Rechtsverordnung <strong>zum</strong> 1. Januar 2012 in Kraft gesetzt.Geschäftsbericht 2008–2012 175


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikDie Regierung hatte im Koalitionsvertrag vereinbart, den Arbeitnehmerdatenschutz neu undumfassend zu regeln. Die von <strong>der</strong> schwarz-gelben Koalition vorgelegten Entwürfe entsprachennicht den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gewerkschaften an einen mo<strong>der</strong>nen Arbeitnehmerdatenschutz.Die Umsetzung dieses Vorhaben konnte – auch durch den Einsatz <strong>der</strong> Gewerkschaften – verhin<strong>der</strong>twerden. Die Notwendigkeit zur umfassenden Neuregelung des Arbeit nehmer datenschutzesim Sinne <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bleibt allerdings bestehen.Weitere wichtige For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong>, z. B. die Verabschiedung eines Gesetzeszur Gewährleistung von Entgeltgleichheit von Frauen und Männern, die Vereinfachung<strong>der</strong> Allgemeinverbindlichkeitserklärung, eine gesetzliche Regelung des Informantenschutzeso<strong>der</strong> die Regelung zur Verhin<strong>der</strong>ung des Missbrauches von Werkverträgen, hat die schwarzgelbeKoalitionsregierung abgelehnt.Nach dem das Bundesarbeitsgericht seine Rechtsprechung zur Tarifeinheit geän<strong>der</strong>t hat, haben<strong>der</strong> DGB und die BDA eine Initiative zu einer gesetzlichen Klärung <strong>der</strong> Wirkung konkurrieren<strong>der</strong>Tarifverträge gestartet. Vonseiten <strong>der</strong> Bundesregierung ist trotz eindeutiger Zusagenhierzu keine Initiative ergriffen worden. Aufgrund <strong>der</strong> kritischen Diskussionen innerhalb <strong>der</strong>Gewerkschaften und <strong>der</strong> Öffentlichkeit ist dieses Projekt von den Gewerkschaften des DGBnicht weiter verfolgt worden.4.2 Arbeits- und SozialrechtsschutzEntwicklungen <strong>der</strong> ReferatsarbeitAufgabe des Referats ist die Rechtsberatung <strong>der</strong> ehren- und hauptamtlichen Kolleginnen undKollegen sowie <strong>der</strong> Betriebsräte in allen Fragen des individuellen und kollektiven Arbeitsrechts.Hinzu kommt die juristische Betreuung <strong>der</strong> Arbeitskämpfe <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.Nach wie vor spielen rechtliche Fragen <strong>der</strong> Tarifflucht und Fragen zu Sozialtarifverträgen eineerhebliche Rolle.Zunehmend versuchen Arbeitgeber, Arbeitsbedingungen zu verschlechtern, indem sie dieunterschiedlichen Tarifzuständigkeiten von <strong>NGG</strong> bzw. an<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaften ausnutzen.In <strong>der</strong> Folge wird dann von Arbeitgebern ein Feststellungsverfahren geführt, dass nuneine an<strong>der</strong>e DGB-Gewerkschaft zuständig sei, als die, mit <strong>der</strong> sie Tarifverträge abgeschlossenhaben. Dies konnte, in Zusammenarbeit mit den an<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaften, abgewehrtwerden. Dennoch ist auch in <strong>der</strong> Zukunft zu erwarten, dass Arbeitgeber versuchen, dies zueinem Schlupfloch gegen die Wirkung von Tarifverträgen zu machen.Die <strong>NGG</strong> hat mit ver.di, dem Berliner Senat und dem Bundesland Nordrhein-Westfalen einVerfahren gegen den „Arbeitnehmerverband land- und ernährungswirtschaftlicher Berufe(ALEB)“, <strong>der</strong> Mitglied im Christlichen Gewerkschaftsbund (CGB) ist, eingeleitet. Ziel des Verfahrensist es, feststellen zu lassen, dass <strong>der</strong> ALEB nicht tariffähig ist. Dieser Verband hatte alleinund im Rahmen <strong>der</strong> Tarifgemeinschaft <strong>der</strong> „Christlichen“ Gewerkschaften Dumping-Tarifverträgeu.a. im Bereich <strong>der</strong> Leiharbeit abgeschlossen. In erster Instanz wurde dem Verband vomArbeitsgericht Bonn die Gewerkschaftseigenschaft 2012 abgesprochen.176Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikRechtsschutzfälle 2008 bis 20122008 2009 2010 2011 2012Anteil <strong>NGG</strong> gesamt 9651 9617 9380 9628 9903davon Arbeitsrecht 6274 6441 6393 6659 6916davon Sozialrecht 3377 3176 2987 2969 2987Anteil <strong>NGG</strong> beim DGB I. Instanz 9355 9360 9172 9439 9741davon Arbeitsrecht 6064 6264 6238 6510 6756davon Sozialrecht 3291 3096 2934 2929 2985Anteil <strong>NGG</strong> beim DGB II. Instanz 283 232 200 172 188davon Arbeitsrecht 197 152 148 132 156davon Sozialrecht 86 80 52 40 32Revision III. Instanz beim DGB 13 25 8 17 6davon Arbeitsrecht 13 23 7 17 4davon Sozialrecht 0 2 1 0 2Fallaufkommen <strong>NGG</strong> bei DGB6,87 6,52 6,92 7,44 7,78Rechtsschutz GmbH (in Prozent)Mitglie<strong>der</strong>anteil <strong>NGG</strong> an DGB allgemein(in Prozent)3,23 3,27 3,32 3,34 3,35Quelle: DGB-Rechtschutz GmbH, eigene Berechnungen, 2013Weitere Entwicklungen im RechtsschutzDie Zahl <strong>der</strong> Rechtschutzfälle ist in den Jahren 2008 bis 2012, im Vergleich zu 2003 bis 2007,gestiegen. Der Anstieg <strong>der</strong> Rechtsschutzfallzahlen betraf sowohl die Arbeitsgerichtsbarkeit alsauch die Sozialgerichtsbarkeit. Dabei hatten Rechtsschutzfälle unserer <strong>NGG</strong> in <strong>der</strong> Arbeitsgerichtsbarkeiteinen relativ kleinen Anteil am erhöhten Fallaufkommen. Dagegen erfuhren dieRechtsschutzfälle in <strong>der</strong> Sozialgerichtsbarkeit eine stärkere Zunahme. Der Anstieg <strong>der</strong> Sozialrechtsschutzfällekorrespondiert <strong>zum</strong> Teil mit den bundesweit gestiegenen Fallzahlen in <strong>der</strong>Sozialgerichtsbarkeit 8) , die zwischen 2007 und 2011 um ca. 18 Prozent angestiegen sind.Grund hierfür ist im Wesentlichen die nach wie vor hohe Zahl von Klagen im Zusammenhangmit den Hartz-IV-Gesetzen. Im Berichtszeitraum hat das Referat insgesamt 488 Sozialrechtsfälle,vorwiegend für die II. und III. Instanz und zudem 55 Anfragen zu Gutachten nach § 109 Sozialgerichtsgesetzbearbeitet. Weiterhin bilden im Sozialrechtschutz nach wie vor Verfahren zurErwerbsunfähigkeits- und Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente (Berufsunfähigkeitsrente) einen Schwerpunkt.8) vgl. Statistisches Bundesamt,Fachserie 10, Reihe 2.7, 2011,S. 15 f.<strong>NGG</strong> hat weiterhin, gemessen am Mitglie<strong>der</strong>anteil innerhalb des DGB, ein deutlich höheresRechtsfallaufkommen in <strong>der</strong> Arbeits- und Sozialgerichtsbarkeit als die an<strong>der</strong>en Gewerkschaftenmit Ausnahme <strong>der</strong> IG BAU. Die Gründe hierfür liegen nach wie vor in <strong>der</strong> Struktur einesTeiles <strong>der</strong> von uns betreuten Branchen. Hervorzuheben sind die kleinen betrieblichen Strukturenim Hotel- und Gaststättengewerbe sowie das Bäcker- und Lebensmittelhandwerk. Aufgrund<strong>der</strong> geringen Regelungsdichte ist auch die Situation in <strong>der</strong> Fleisch- und Geflügelwirtschaftfür unsere Mitglie<strong>der</strong> so, dass viele Ansprüche gerichtlich geklärt werden müssen.Geschäftsbericht 2008–2012 177


Abschnitt 3: Tarif-, Branchen- und BetriebspolitikDie Vertretung unserer Mitglie<strong>der</strong> vor Gericht übernimmt die DGB Rechtschutz GmbH. Mandantenbefragungen,die seit 2003 alle zwei Jahre durch die DGB Rechtschutz GmbH durchgeführtwerden, zeigen, dass die Zufriedenheit mit <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> DGB Rechtschutz GmbH weiterhinkonstant hoch ist. Demnach waren mehr als 85 Prozent <strong>der</strong> befragten Kolleginnen undKollegen im Jahr 2009 zufrieden o<strong>der</strong> sehr zufrieden. Zudem ist die Zufriedenheitsrate <strong>der</strong><strong>NGG</strong>-Kolleginnen und Kollegen, die an <strong>der</strong> Befragung teilgenommen haben, mit einer Durchschnittsbewertungvon „gut bis sehr gut“ ebenfalls hoch. Das Referat arbeitet zusammen mit<strong>der</strong> DGB Rechtsschutz GmbH an <strong>der</strong> weiteren Verbesserung <strong>der</strong> Rechtsvertretung für unsereMitglie<strong>der</strong>.Ferner wurde das Rechtsschutzmodul unserer <strong>NGG</strong> fortentwickelt und somit die Nutzungsmöglichkeiten<strong>der</strong> Rechtsschutzsoftware für die Regionen vor Ort verbessert. Weiter sindSchulungen angeboten worden, sodass die Möglichkeiten <strong>der</strong> Arbeitsvereinfachung in denRegionen durch das EDV gestützte Rechtsschutzmodul erheblich verbessert worden sind.Dies hat zu einer erheblich besseren Nutzung des Rechtsschutzmoduls geführt.178Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


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Abschnitt 4:<strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenGeschäftsbericht 2008–2012 181


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Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische Aufgaben1. Personal/PersonalberichtDie Gewerkschaft <strong>NGG</strong> ist eine Selbsthilfeorganisation von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.Die Aktivität und das Engagement <strong>der</strong> ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen in den Betriebenunseres Organisationsbereiches prägen unsere Organisation.Dies soll durch unsere hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen in bestmöglicher Art undWeise unterstützt werden. Dabei liegt das Augenmerk auf <strong>der</strong> Unterstützung bei betrieblichenAuseinan<strong>der</strong>setzungen o<strong>der</strong> aber dem Erzielen besserer tariflicher Arbeitsbedingungen.Dafür unterhalten wir bundesweit unsere 52 Büros in den Regionen, die fünf Landesbezirksbüros,die Hauptverwaltung und das Hauptstadtbüro.Der Personalbericht soll einen Überblick über die Beschäftigtenstrukturen und die Personalkostenund verschiedene Entwicklungen im Personalbereich <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> geben.Personalstand jeweils am 31. Dezember:Landesbezirke 2008 2009 2010 2011 2012Anz. Beschäftigte gesamt: 356 344 341 338 350davon:in Ausbildung: 16 14 15 11 8Teilzeitbeschäftigt 148 157 146 152 148Altersteilzeit Arbeitsphase 48 47 38 31 8Altersteilzeit Passivphase 27 20 19 16 31Altersteilzeit zukünftige 11 2 2 2 1Personalkosten in Euro 21.490.073 20.931.394 21.406.007 21.489.039 21.838.594Quelle: <strong>NGG</strong>, 2013Die ausgewiesenen Personalkosten umfassen alle Ausgaben für die bei <strong>NGG</strong> tätigen Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter, wie Bruttogehälter, Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung, gezahlteAbfindungen, Beiträge an die DGB-Unterstützungskasse inkl. <strong>der</strong> Zahlungen an dieHamburger Pensionsrückdeckungskasse (HPR) und den Pensionssicherungsverein (PSVaG),Berufsgenossenschaft, Dienstjubiläen und alle Sozialaufwendungen, wie z. B. Fahrgeldzuschüsse,Trennungsentschädigungen etc.Geschäftsbericht 2008–2012 183


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenGlie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Personalkosten 2012 (in Prozent)16,470,313,4BruttogehälterbetrieblicherPersonalzusatzaufwandgesetzlicherPersonalzusatzaufwandQuelle: <strong>NGG</strong>, 2013Der <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand hat beschlossen, dass maximal 50 Prozent <strong>der</strong> Beitragseinnahmenfür Personal auszugeben sind. Dabei sind die aufgrund vergangener Personalentscheidungenzu zahlenden Aufwendungen an die Unterstützungskasse nicht zu berücksichtigen. DieserBeschluss konnte seit dem Jahre 2001 nicht mehr eingehalten werden, im Berichtszeitraumhaben dafür erhebliche Mehrausgaben für die Ersetzung unserer durch Altersteilzeit ausscheidendenKolleginnen und Kollegen einen großen Einfluss gehabt.Im Berichtszeitraum konnten wir 114 Neueinstellungen vornehmen. Dagegen standen 138Beendigungen von Arbeitsverhältnissen.Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Personalkosten 2012 (in Prozent)1,40,99,417,470,9Regionen inkl. ProjekteLandesbezirkeHauptverwaltungSekretärinnen undSekretäre zur AusbildungAuszubildendeQuelle: <strong>NGG</strong>, 2013Weiter resultieren Steigerungen <strong>der</strong> Personalkosten aus den Gehaltsrunden für die Beschäftigten,die sich im Rahmen <strong>der</strong> tariflichen Lohnsteigerungen bzw. leicht darunter bewegt haben.Weiter spielen Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Sozialversicherung sowie erhöhte Beiträge an denPensionssicherungsverein eine Rolle.Auf dem 1990er-Kongress wurde <strong>der</strong> Antrag 134 (Frauenför<strong>der</strong>ung für die Beschäftigten <strong>der</strong><strong>NGG</strong>) verabschiedet. Unser Ziel ist es, den Frauenanteil an <strong>der</strong> Mitgliedschaft (per 31. Dezember2012 = 41,35 Prozent) mindestens auch bei den hauptamtlich Beschäftigten in politischen184Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenFunktionen zu erreichen. Bei den Gewerkschaftssekretärinnen und -sekretären sind wir fürdieses Ziel auf einem guten Weg, hier ist eine weitere Steigerung erreicht worden. Bei den Referatsleiterinnenund Referatsleitern und den Geschäftsführungsfunktionen gibt es noch <strong>zum</strong>Teil sehr deutlichen Nachholbedarf. Dies ist auch <strong>der</strong> Situation geschuldet, dass die Steigerung<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> politischen Sekretärinnen sich erst mittelfristig bei Bewerbungen für Geschäftsführungsfunktionenstärker auswirken wird.Hierzu im Einzelnen:Der Frauenanteil <strong>der</strong> Beschäftigten in <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> beträgt per 31. Dezember 2012 insgesamt:63,14 Prozent (2007 = 60,70) (2002 = 61,92) (1997 = 62,3).Der Frauenanteil bei den politischen Funktionen beträgt per 31. Dezember 2012 insgesamt:31,53 Prozent (2007 = 29,65) (2002 = 28,26) (1997 = 25,99).In den einzelnen politischen Funktionen stellt sich <strong>der</strong> Frauenanteil wie folgt dar:Referats-/Sachbearbeitungsfunktionen: 29,82 Prozent (2007 = 25,00) (2002 = 33,33)Geschäftsführungsfunktionen: 16,67 Prozent (2007 = 16,36) (2002 = 15,00)Gewerkschaftssekretärsfunktionen: 42,04 Prozent (2007 = 47,14) (2002 = 38,50)Sekretäre u. Sekretärinnen zur Ausbildung: 40,00 Prozent (2007 = 47,06) (2002 = 40,00)Personalentwicklung, Aus- und WeiterbildungNeben <strong>der</strong> traditionellen Ausbildung zu Gewerkschaftssekretärinnen und Gewerkschaftssekretärenbilden wir auch Auszubildende im Rahmen <strong>der</strong> anerkannten Berufe aus dem Berufsbildungsgesetzals Bürokauffrau/Bürokaufmann und Kauffrau/Kaufmann für Bürokommunikationaus. Ebenfalls gibt es zurzeit einen Umschüler <strong>zum</strong> Fachlageristen, <strong>der</strong> in einer Verbundumschulungqualifiziert wird.Aufgrund <strong>der</strong> positiven Erfahrung wollen wir weiterhin in <strong>der</strong> Ausbildung aktiv sein. Wir sehendie gesellschaftliche Verantwortung für die Ausbildung junger Kolleginnen und Kollegen,wenngleich in <strong>der</strong> freien Wirtschaft die Ausbildung bei einer Gewerkschaft als Arbeitgeber<strong>zum</strong> Teil kritisch gesehen wird.Daneben bietet <strong>NGG</strong> auch Praktika für unterschiedliche Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen an. DieBedingungen richten sich jeweils nach den Empfehlungen des DGB für Praktika.Für die Sicherung qualifizierten Personals ist es zu einer großen Herausfor<strong>der</strong>ung geworden,für die ausscheidenden Kolleginnen und Kollegen eine ausreichende Zahl an qualifiziertenBewerberinnen und Bewerbern als Ersatz zu finden. Aufgrund <strong>der</strong> hohen Anzahl von Altersteilzeitverträgenist eine wesentlich höhere Anzahl von Kolleginnen und Kollegen zu Gewerkschaftssekretärinnenund Gewerkschaftssekretären ausgebildet worden bzw. befindet sich in<strong>der</strong> Ausbildung. So sind zur Gewinnung von Gewerkschaftssekretärinnen und Gewerkschaftssekretärenzahlreiche Bewerbungen gesichtet worden. 130 Bewerberinnen und Bewerbernahmen an einem Auswahlverfahren teil. Aus dieser großen Anzahl an interessierten Bewerberinnenund Bewerbern konnten wir dann 34 Sekretärinnen und Sekretäre zur Ausbildunggewinnen. Wir müssen uns aber klar darüber sein, dass in <strong>der</strong> Zukunft durch die Entwicklungbei an<strong>der</strong>en Gewerkschaften die Konkurrenz stärker wird. Unsere strukturierte Ausbildungwird uns auch in <strong>der</strong> Zukunft helfen, qualifizierten Nachwuchs für <strong>NGG</strong> zu sichern.Geschäftsbericht 2008–2012 185


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenIm Rahmen <strong>der</strong> Weiterbildung wurden inhaltlich durch Seminare folgende Themen angeboten:• Mitglie<strong>der</strong>beratung, Erste Hilfe• Arbeits- und Büroorganisation• EDV-Anwendungsseminare (MS-Office, Excel, Outlook, Publisher, Lohn- und Gehaltsprogramm,Juris, Photoshop, Buchhaltung-Fibunet, MDB-Rechtsschutzmodul, Discoverer, etc.)• Sprachqualifizierungen• Politische Seminare (Verteilungsgerechtigkeit, Internationales)• Individualarbeitsrecht / Insolvenzrecht• Tarifpraxis, Verhandlungstechniken• Kommunikation – einheitliche Kernprozesse (Ausrichtung auf Mitglie<strong>der</strong>)• Führungskräfte (für neue Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer)• Umgang mit Stress• Wie wir wurden, was wir sind (für neue Kolleginnen und Kollegen)• Aktuelle Rechtsprechung, Beratung bei BetriebsübergängenDie Ausbildung zur Gewerkschaftssekretärin bzw. <strong>zum</strong> Gewerkschaftssekretär bei <strong>NGG</strong> findetin <strong>der</strong> betrieblichen Praxis (in den Regionen) statt. Zusätzlich werden speziell für die Sekretärinnenund Sekretäre zur Ausbildung Seminare mit folgenden Themen durchgeführt:• Grundkurs Vorstellung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>• Grundzüge des Arbeitsrechts• Nutzung des Rechtsschutzmoduls• BR-Wahlen• Kommunikation – Grundlagen und Mitglie<strong>der</strong>orientierung• Presse/Medien• Branchenseminare, Altersvorsorge• EDV-Qualifizierung – Excel und PublisherInsgesamt wurden im Berichtszeitraum über 360.000 Euro für die Weiterbildung aufgewandt.Im Schnitt haben rund 59 Prozent <strong>der</strong> aktiv Beschäftigten <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> in den letztenfünf Jahren mindestens einmal an einer Qualifizierungsmaßnahme teilgenommen. DieGrundlagen <strong>der</strong> Weiterbildungsmaßnahmen sind in einer Gesamtbetriebsvereinbarung mitdem Gesamtbetriebsrat <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> vereinbart worden. Für die Beschäftigten bei <strong>NGG</strong> machendie gesellschaftlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> nächsten Jahre, die bereits erkennbar sind,deutlich, dass weiterer Qualifikationsbedarf besteht und wir dabei nicht nachlassen dürfen.Zusammenarbeit mit dem GBRFür die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> werden Betriebsräte auf Ebene <strong>der</strong> Landesbezirke und in <strong>der</strong>Hauptverwaltung gewählt, <strong>der</strong>en Vertreter den Gesamtbetriebsrat unserer Organisation bilden.Der <strong>der</strong>zeitige Gesamtbetriebsratsvorsitzende ist Ingolf Fechner aus <strong>der</strong> Region Berlin-Brandenburg,seine Stellvertreterin ist Marion Brings aus <strong>der</strong> Region Rhein-Main. Bis zur Betriebsratswahl2010 war Yvonne Sachtje aus <strong>der</strong> Region Ruhr die Gesamtbetriebsratsvorsitzende,<strong>der</strong> Stellvertreter war zu dieser Zeit Ingolf Fechner.186Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenDa es bei <strong>NGG</strong> einheitliche Anstellungsbedingungen gibt, werden bundesweite Fragen, wie<strong>zum</strong> Beispiel die <strong>der</strong> Weiterbildung, mit dem Gesamtbetriebsrat verhandelt. Für verschiedenefreiwillige Sozialleistungen von <strong>NGG</strong> bestehen Gesamtbetriebsvereinbarungen.Neben den üblichen Informationen wird <strong>der</strong> Gesamtbetriebsrat bei <strong>NGG</strong> auch immer wie<strong>der</strong>über den aktuellen Stand und die wirtschaftliche Situation bei <strong>NGG</strong> informiert. Wir meinen,dass nur eine gut informierte Interessenvertretung verantwortlich ihre Arbeit im Interesse <strong>der</strong>Beschäftigten wahrnehmen kann.Die Zusammenarbeit mit dem Gesamtbetriebsrat ist von Vertrauen geprägt, die es erlaubt,trotz unterschiedlicher Erwartungen zu gemeinsam getragenen Lösungen zu kommen.Auf diesem Wege möchten wir für die enorme Einsatzfreude sowie für die geleistete Arbeitunserer Kolleginnen und Kollegen in den verschiedenen Funktionen Dank sagen.Durch dieses Engagement ist es uns gelungen, <strong>NGG</strong> im zurückliegenden Berichtszeitraum zustabilisieren und damit die Zukunft für unsere Gewerkschaft zu sichern.2. Das HauptstadtbüroAufgabe des <strong>NGG</strong>-Hauptstadtbüros ist es, die Interessen unserer Mitglie<strong>der</strong> gegenüber Regierung,Parteien und in Berlin ansässigen Verbänden zu vertreten.Dabei gilt es, proaktiv mit den übrigen Gewerkschaften politische Diskussionen zu Themen zubeginnen, die im Interesse von <strong>NGG</strong> sind.Derzeit waren und sind die Schwerpunkte <strong>der</strong> Diskussion u.a. die For<strong>der</strong>ung nach einem gesetzlichenMindestlohn, <strong>der</strong> Missbrauch von Werkverträgen sowie Stellungnahmen zu Themen<strong>der</strong> Lebensmittel- und Branchenpolitik in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft.Auch in <strong>der</strong> Diskussion um eine Reform <strong>der</strong> Mehrwertsteuer hat <strong>NGG</strong> gegen eine Abschaffungdes reduzierten Steuersatzes auf Lebensmittel Stellung bezogen. Das von uns vorgelegtewissenschaftliche Gutachten „Gesellschaftliche Folgen des Wegfalls des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes“hat in <strong>der</strong> Diskussion deutlich gemacht, welche soziale Bedeutung <strong>der</strong> reduzierteMehrwertsteuersatz hat und welche Sprengkraft darin liegt, ihn abzuschaffen. Allerdingsbesteht weiterhin Bedarf, Rechtssicherheit bei kombinierten Lebensmittelverkäufen mitDienstleistungsanteil zu schaffen. Dies ist beispielsweise beim Verkauf von Essen in Altenheimen<strong>der</strong> Fall, bei dem es oft Auseinan<strong>der</strong>setzungen darüber gibt, welcher Mehrwertsteuersatzanzuwenden ist. Eine Entscheidung, dass <strong>der</strong> normale Mehrwertsteuersatz anzuwendenist, wenn <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Dienstleistung unter 50 Prozent liegt, ist aus unserer Sicht sachfremd.Auch vertritt das Hauptstadtbüro die <strong>NGG</strong> in Anhörungen im Bundestag (so <strong>zum</strong> Beispiel zurÄn<strong>der</strong>ung des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches und zur Tabaksteuererhöhung).Die Teilnahme von <strong>NGG</strong> an <strong>der</strong> Kampagne gegen Nahrungsmittelspekulation „Mit Essen spieltman nicht“ sowie bei <strong>der</strong> „Supermarktmacht-Initiative“ werden durch das Hauptstadtbüro abgesichert.Die Transparenzkampagne, die vom Corporate Accountability-Netzwerk getragenwird, hat stärkere Offenlegungspflichten von Unternehmen im Hinblick auf die sozialen undökologischen Bedingungen in <strong>der</strong> eigenen Produktion und bei ihren Zulieferern <strong>zum</strong> Thema.Geschäftsbericht 2008–2012 187


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenEbenso wird <strong>NGG</strong> durch das Hauptstadtbüro bei <strong>der</strong> Kampagne „Umfairteilen“ vertreten. DieTeilnahme an diesen Initiativen, zusammen mit Nichtregierungsorganisationen, ermöglicht es<strong>NGG</strong>, die Interessen unser Mitglie<strong>der</strong> umfassend zu vertreten. Auch durch diese Kampagnenfindet Einflussnahme auf die Entwicklung in den <strong>NGG</strong>-Branchen statt, bei denen die Branchengewerkschaftnicht abseits stehen darf.Durch das Hauptstadtbüro ist eine enge Vernetzung mit den Initiativen des DGB und <strong>der</strong> übrigenGewerkschaften im politischen Berlin möglich, die sich durch die räumliche Nähe aufdem „kurzen Dienstweg“ bewerkstelligen lässt. Dies wäre ohne eine Vertretung „vor Ort“ nichtmöglich. Ebenfalls ist die Teilnahme an Arbeitsgruppen <strong>der</strong> Gewerkschaften und damit dieBerücksichtigung von <strong>NGG</strong> vereinfacht und verbessert worden.3. Öffentlichkeitsarbeit und KommunikationDie verschiedenen Aufgabengebiete <strong>der</strong> Kommunikation – die Pressestelle, die Print- sowiedie Internet- und Intranetredaktion als auch die Werbung – versorgen die externe und die interneÖffentlichkeit kontinuierlich und zuverlässig mit Informationen zu allen für die <strong>NGG</strong>wichtigen Themen.Das Kommunikationsverhalten in unserer Gesellschaft hat sich rasant geän<strong>der</strong>t: Die Nutzung<strong>der</strong> Printmedien nimmt weiter ab, die elektronischen Medien, z. B. die Internetangebote vonPrint, Hörfunk und Fernsehen sind weiter auf dem Vormarsch. Auf diese Entwicklung hat <strong>NGG</strong>u. a. mit einer Weiterentwicklung und dem Ausbau ihrer Online-Aktivitäten reagiert. Angepasstan das heutige Nutzungsverhalten wurden beispielsweise umfassende Verän<strong>der</strong>ungenam zentralen Internetauftritt von <strong>NGG</strong> (www.ngg.net) begonnen sowie ein zentraler, von <strong>der</strong><strong>NGG</strong>-Hauptverwaltung betreuter <strong>NGG</strong>-Facebook-Account eingerichtet.3.1 Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitDie verän<strong>der</strong>te Kommunikation geht mit einer sich schnell verän<strong>der</strong>nden Medienwelt einher.Einerseits ist sie schneller geworden, Reaktionszeiten haben sich verkürzt. An<strong>der</strong>erseits wurdenauch Redaktionen personell ausgedünnt o<strong>der</strong> Tageszeitungen wie die Financial TimesDeutschland und Fachpublikationen ganz eingestellt. Der Qualitätsjournalismus mit seinerumfassenden Recherche bleibt dabei mitunter auf <strong>der</strong> Strecke. Oft dominieren <strong>der</strong> „Häppchen-Journalismus“und die schnelle Schlagzeile. Hinzu kommt, dass insbeson<strong>der</strong>e bei denüberregionalen Printmedien liberal-konservative Flaggschiffe dominieren, <strong>der</strong>en neoliberaleGrundrichtung die Verbreitung von gewerkschaftlichem Gedankengut eher verhin<strong>der</strong>t. Gewerkschaftsthemensind dort oft nur dann gewünscht, wenn sie skandalisieren.Die Pressestelle von <strong>NGG</strong>, die sowohl Informationsvermittler, als auch Dienstleister für Journalistinnenund Journalisten ist, reagiert auf diese laufenden, grundlegenden Verän<strong>der</strong>ungen,beispielsweise durch das offensive Zugehen auf die Redaktionen und die Bereitstellung qualifizierter,gut aufbereiteter Informationen und konkreter Beispiele.188Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenInstrumente und AufgabenEin wichtiges Instrument <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit von <strong>NGG</strong> sind die Mediendienste bzw.Pressemeldungen. Meist mehrmals wöchentlich werden die Medien mit einer weiten Themenpaletteinformiert. Sie reicht von sozialpolitischen Themen wie Rente, demografischerWandel und sozialen Mindeststandards über Verteilungsgerechtigkeit, Minijobs, Mindestlohnund Niedriglohn, über Mitbestimmung, Tarifautonomie und Tarifkämpfe, Branchenpolitik undStandortsicherung (Damp und Coca-Cola) bis hin <strong>zum</strong> Verbraucherschutz, zur gesunden Ernährung,Nahrungsmittelspekulation, Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelkennzeichnungsowie Genussmitteln und Rauchverboten. Klar und eindeutig setzt sich die <strong>NGG</strong> auchfür ein Verbot <strong>der</strong> NPD ein.Der Geschäftsführende Hauptvorstand stand in Presse- und Hintergrundgesprächen, Interviewsund mit Statements zu all den genannten Fragen und Themen Rede und Antwort unddokumentierte öffentlich das Engagement <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> für die Interessen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> als auch<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Lebensmittelindustrie und im Gastgewerbe Beschäftigten. In politischen Talkshowswie „Maybrit Illner“ (ZDF),„Klipp & Klar“ (RBB) und <strong>der</strong> „PHOENIX Runde“ war <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-VorsitzendeFranz-Josef Möllenberg als diskussionsfreudiger und kompetenter Vertreter eingeladen.Im Zuge <strong>der</strong> Wirtschafts- und Finanzmarktkrise ist die Arbeitswelt stärker in den Fokus <strong>der</strong>Medien gerückt, insbeson<strong>der</strong>e von Hörfunk und Fernsehen. Vor allem interessieren sich dieJournalisten für die Prekarisierung <strong>der</strong> Arbeit und die Ausweitung des Niedriglohnsektors. In<strong>der</strong> Folge haben auch die Anfragen von Journalisten aus dem europäischen Ausland vor allem<strong>zum</strong> deutschen Arbeitsmarkt, zu Deutschland als „Dumpinglohnland“ in <strong>der</strong> Fleischbrancheund dem im Ausland viel gerühmten dualen Ausbildungssystem zugenommen.Geschäftsbericht 2008–2012 189


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenAm Rande einer Talkrundeüberreicht Franz-Josef Möllenberg<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>atorin Maybrit Illnerund Arbeitsministerin Ursula von<strong>der</strong> Leyen das Buch „Leben ohneMindestlohn. Arm wegen Arbeit“,gemeinsam herausgegebenvon Frank Bsirske, Franz-JosefMöllenberg und Günter Wallraff.Grundsätzlich zunehmend gefragt sind ganz konkrete Beispiele: Menschen, die mit Niedriglöhnen,in Minijobs o<strong>der</strong> als so genannte „Aufstocker“ arbeiten. Die Recherchen dazu undauch zu an<strong>der</strong>en komplizierten, erklärungsbedürftigen Themen wie die branchenbezogeneund differenzierte Tarifpolitik <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> o<strong>der</strong> dem Umfang von Werkverträgen und Leiharbeit,sind sehr aufwendig. Vor allem in Magazin-Beiträgen in Hörfunk und Fernsehen konnte <strong>NGG</strong>thematisieren, dass Menschen, die im Gastgewerbe o<strong>der</strong> in Schlachthöfen arbeiten, oft zuprekären o<strong>der</strong> menschenunwürdigen Bedingungen beschäftigt sind.Die Sensibilisierung <strong>der</strong> Öffentlichkeit für das Thema Niedriglohn bis hin zur Verankerung inden politischen Parteien beruht vor allem auf den Aktivitäten von <strong>NGG</strong> und <strong>der</strong> VereintenDienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Die gemeinsame Initiative Mindestlohn, die Kampagne„Stimmen für den Mindestlohn“ zur Bundestagswahl 2009, die Tour des Mindestlohntrucksund <strong>der</strong> Dumpinglohnmel<strong>der</strong> finden immer wie<strong>der</strong> große Resonanz bei den Medien und habenzur Zustimmung <strong>der</strong> Bevölkerung für einen allgemeinen, gesetzlichen Mindestlohn entscheidendbeigetragen.190Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenHomepage: www.ngg.netDie Bedeutung des Internets als Informationsquelle ist weiter gewachsen. Immer öfter wird<strong>der</strong> zentrale Internetauftritt von <strong>NGG</strong> (www.ngg.net) <strong>zum</strong> ersten Kontaktpunkt zwischen <strong>NGG</strong>und potenziellen Mitglie<strong>der</strong>n, <strong>der</strong> interessierten Öffentlichkeit und Journalisten. Seit Ende2011 wird deshalb die Darstellung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> im Internet verstärkt und weiter aktualisiert. Nacheiner genauen Analyse des Nutzerverhaltens auf www.ngg.net wird nun die zentrale Homepageüberarbeitet. Mit dem neu gestalteten Internetauftritt ist <strong>NGG</strong> dann für die nächstenJahre auch mit Hinblick auf die fortschreitende technische Entwicklung gerüstet und präsentiertsich als mo<strong>der</strong>ne und starke Interessenvertretung. Nach und nach sollen an<strong>der</strong>e Internetauftritte<strong>der</strong> <strong>NGG</strong> an das neue Design und die neuen Funktionen von www.ngg.net angepasstwerden.Facebook und TwitterSeit 2011 verfügt <strong>NGG</strong> über einen eigenen, von <strong>der</strong>Kommunikationsabteilung erstellten und betreutenzentralen Facebook-Auftritt. Facebook ist inDeutschland außerordentlich beliebt, etwa ein Viertelaller Menschen sind dort aktiv. Bei <strong>der</strong> Gruppe<strong>der</strong> unter 30-Jährigen, <strong>der</strong> zukünftigen Belegschaftin den <strong>NGG</strong>-Branchen, ist die Quote noch einmaldeutlich höher. Für <strong>NGG</strong> bietet <strong>der</strong> Account www.facebook/Gewerkschaft<strong>NGG</strong> die Möglichkeit, mitMitglie<strong>der</strong>n, möglichen Mitglie<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> interessiertenÖffentlichkeit direkt, preiswert und unkompliziertzu kommunizieren. Für potenzielle Mitglie<strong>der</strong>ist Facebook ein niedrigschwelliges, einfachesAngebot, mit <strong>NGG</strong> in Kontakt zu treten. TäglicheAufgabe ist es, solche dort anlaufenden Anfragenund Kommentare zu beantworten.Geschäftsbericht 2008–2012 191


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenIm Gegensatz zu Facebook wird <strong>der</strong> sogenannte Kurznachrichtendienst Twitter von einer engbegrenzten Zahl von Menschen, vor allem von Journalisten und Politikern, genutzt. Für <strong>NGG</strong>ist www.twitter.com deshalb bisher kein weiterer Kommunikationsweg zu ihren Mitglie<strong>der</strong>n,son<strong>der</strong>n bietet die Möglichkeit, bei Journalisten und in <strong>der</strong> Politik auf sich aufmerksam zu machenund sich öffentlichkeitswirksam in aktuelle politische Diskussionen einzuschalten.PressespiegelDie Pressestelle wertet täglich Tageszeitungen, Wochenzeitschriften, Fachmagazine, aberauch punktuell Hörfunk und Fernsehen aus, um die Organisation möglichst umfassend übergewerkschafts-, sozial- und wirtschaftspolitische o<strong>der</strong> branchenbezogene Themen zu informieren.Wöchentlich wird ein Pressespiegel erstellt.MedientrainingDie Sekretärinnen und Sekretäre zur Ausbildung und die Projektsekretärinnen und Projektsekretärewurden in den Jahren 2010 und 2012 in mehrtägigen Kompakt-Medientrainings fitgemacht für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vor Ort. Die regionale Pressearbeit konntesomit verbessert und verstärkt werden. „Tue Gutes und rede darüber“ ist und bleibt dabei dasMotto.Neben <strong>der</strong> externen Öffentlichkeitsarbeit unterstützt und berät die Pressestelle auch die Regionenbeim Umgang mit den Medien o<strong>der</strong> übernimmt bei Themen von überregionaler Relevanzdie Information und den Kontakt zu den Medien.3.2 PublikationenNeben themenbezogenen Pressemitteilungen, Broschüren, Flugblättern etc. wendet sich dieGewerkschaft <strong>NGG</strong> noch mit vier weiteren, regelmäßigen Publikationen/Medien an ihreMitglie<strong>der</strong> und Funktionärinnen und Funktionäre bzw. die interessierte Öffentlichkeit unddie Medien.Die gedruckte Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift „einigkeit“ erscheint sechs Mal im Jahr und hat einen Umfangvon zwölf Seiten. Die Mitglie<strong>der</strong> erhalten sie je nach Entscheidung <strong>der</strong> einzelnen <strong>NGG</strong>-Region im Einzelversand o<strong>der</strong> per Paket in den Betrieb. Mitglie<strong>der</strong>, die die „einigkeit“ onlineabrufen wollen, können dies im geschützten Mitglie<strong>der</strong>bereich <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Homepage www.ngg.net tun.Der elektronische Newsletter „ngg.aktuell“ informiert die Mitglie<strong>der</strong> wöchentlich per E-Mail.Weitere Möglichkeiten <strong>der</strong> Online-Information für Mitglie<strong>der</strong> und Nichtmitglie<strong>der</strong> bietet die<strong>NGG</strong>-Homepage www.ngg.net. Überdies ist <strong>NGG</strong> seit Ende 2011 auch im sozialen NetzwerkFacebook vertreten: www.facebook.com/Gewerkschaft<strong>NGG</strong>Dank <strong>der</strong> Unterschiedlichkeit und <strong>der</strong> Verzahnung <strong>der</strong> vier genannten <strong>NGG</strong>-Medien durchQuerverweise/Links können die Leserinnen und Leser dieselben Themen/Informationen gegebenenfallsim an<strong>der</strong>en Medium vertiefen.192Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabeneinigkeitDie Inhalte <strong>der</strong> „einigkeit“ beziehen sich insbeson<strong>der</strong>e auf gewerkschafts- und gesellschaftspolitischeVorgänge mit Bezug auf die Arbeits- und Lebenssituation <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong>. Währendauf Seite 2 engagierte Betriebsräte vorgestellt werden und <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Regionen, die erfolgreiche Mitglie<strong>der</strong>werbung betreiben, widmet sich die mehrere Seitenumfassende Rubrik „Aus den Branchen“ ausführlich dem Geschehen in den Betrieben undstellt konkrete Aktivitäten wie etwa (Warn-)Streiks in den Mittelpunkt. <strong>NGG</strong>-Kampagnen o<strong>der</strong>-Initiativen haben auf Seite 6 („<strong>NGG</strong> aktiv“) ihren festen Platz, die <strong>NGG</strong>-Personengruppen „Frauen“,„Senioren“ und „junge<strong>NGG</strong>“ auf Seite 10. Die Rubriken „Service“ und „Meldungen“ versorgendie LeserInnen mit <strong>NGG</strong>-spezifischen, aber auch allgemeinen Informationen, die Rubrik„Internes“ informiert über Jubilarehrungen und personelle Verän<strong>der</strong>ungen. Auf <strong>der</strong> Seite 12berichtet <strong>NGG</strong> über „Internationales“. Das Titelthema wird auf <strong>der</strong> Titelseite angerissen und aufeiner Doppelseite in <strong>der</strong> Heftmitte ausführlich beleuchtet. Durch diese Klammer ergibt sicheine thematische Struktur und die Möglichkeit, einen organisations- o<strong>der</strong> gesellschaftspolitischenSchwerpunkt zu setzen und hierauf ggf. in an<strong>der</strong>en Rubriken Bezug zu nehmen. Genanntsei hier für die Jahre 2008 bis 2012 eine Auswahl an Schwerpunkten/Titelgeschichten:• Ernährung in Bewegung (Prävention von Übergewicht)• Mit Mindestlohn gegen Armut• Gemeinsam für Toleranz (Initiative von <strong>NGG</strong> und ANG)• Schluss mit den kleinen Brötchen! (Gegen Tarifflucht im Bäckerhandwerk)• „Wir sind Teil <strong>der</strong> Lösung“ (Betriebsräte zur Finanzkrise)• DGB-Kapitalismuskongress: Umdenken – Gegenlenken• Deutschland wählt den Mindestlohn• Auf die eigenen Kräfte besinnen – <strong>NGG</strong> stärken• Ich bin Betriebsrat, weil… (Betriebsratswahlen 2010)• Coca-Cola: <strong>NGG</strong> sichert Beschäftigung• Für ein solidarisches Gesundheitssystem• Gestalten statt kürzen! (Alternativen <strong>zum</strong> „Sparpaket“ <strong>der</strong> Bundesregierung)• Gleiche Arbeit – gleiches Recht (Arbeitnehmerfreizügigkeit)• Es gärt in <strong>der</strong> Brauwirtschaft• Rechtzeitig neue Wege gehen (Altersvorsorge per Tarifvertrag)• Für ein soziales Europa• Als das Wünschen noch geholfen hat (Arbeitszeitgestaltung)• Werkverträge: Missbrauch stoppen!• Faire Arbeit. Gutes Leben (Demografie-Initiative)• Betriebsverfassungsgesetz: 60 Jahre gelebte Mitbestimmung• Reichtum gerecht verteilen!Geschäftsbericht 2008–2012 193


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische Aufgabenngg.aktuellSeit September 2005 erhalten <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en E-Mail-Adresse <strong>NGG</strong> vorliegt, den elektronischenNewsletter „ngg.aktuell“ jeweils donnerstags per E-Mail. Im „Mitglie<strong>der</strong>netz“, demgeschützten Bereich <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Homepage, kann <strong>der</strong> Newsletter ebenfalls abonniert werden.„ngg.aktuell“ zielt darauf ab, im Umfang einer DIN-A4-Seite wesentliche Themen von <strong>NGG</strong>kurz anzureißen und so auch Informationen aus vielen <strong>NGG</strong>-Regionen zu verbreiten. Es gibtmittlerweile zahlreiche Rückmeldungen von Betriebsräten, dass sie den Newsletter nicht nurelektronisch weiterleiten, son<strong>der</strong>n auch im Betrieb am Schwarzen Brett aushängen.Mit dem Newsletter gelingt es <strong>NGG</strong>, den Service zu erhöhen und eine größtmögliche Anzahlan Mitglie<strong>der</strong>n regelmäßig, in kurzen Intervallen über aktuelle politische Ereignisse, <strong>NGG</strong>-Positionen,Aktionen in den Betrieben etc. zu informieren. Letztlich dient dies auch dazu, sogenannteBest-Practice-Beispiele zu verbreiten, um die Arbeit von <strong>NGG</strong> zu verbessern.„ngg.aktuell“ wird von den Mitglie<strong>der</strong>n sehr gut angenommen: Waren es beim Start im Jahre2005 noch 4.300 Abonnentinnen und Abonnenten und im Jahr 2008 rund <strong>16.</strong>400, so beliefsich ihre Zahl Ende 2012 auf ca. 45.000. Diese Entwicklung macht deutlich, dass auch <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong> alle Arten von Informationskanälen nutzen. Hierauf müssen wir reagieren, wennwir weiterhin mitglie<strong>der</strong>nah informieren wollen. Die Akzeptanz des Newsletters „ngg.aktuell“schlägt sich nicht nur in Leserbriefen nie<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch darin, dass Themen- und Fotovorschlägeseitens <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong> und <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Regionen mittlerweile regelmäßig die Redaktionerreichen. Was den E-Mail-Adressverteiler betrifft, so bleibt die Aquise weiterer E-Mail-Adressen beständige Aufgabe <strong>der</strong> Organisation auf allen Ebenen.194Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische Aufgaben3.3 WerbungZiel des einheitlichen Erscheinungsbildes ist es, die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> an gleichen Layoutmerkmalenerkennen zu können. So kann es uns gelingen, in den Betrieben auf den erstenBlick <strong>zum</strong> Beispiel Tarifinformationen als <strong>NGG</strong>-Informationen erkennbar zu machen.Die Erstellung verschiedener Materialien, beson<strong>der</strong>sauch im fremdsprachlichen Bereich,war ein Schwerpunkt in <strong>der</strong> weiteren Umsetzungdes einheitlichen Erscheinungsbildes.Als Unterstützung öffentlichkeitswirksamerAuftritte wurden Produkte für die verschiedenenThemenschwerpunkte erstellt, wie dieAufsteller/Rollups <strong>zum</strong> Dumpinglohn-Bucho<strong>der</strong> die Banner mit politischen Positionen aus<strong>der</strong> Hauptamtlichen-Tagung.Aktivitäten unserer Regionen im Rahmen vonBündnissen gegen das Auftreten <strong>der</strong> NPD habenwir durch das Kampagnenlogo „bunt-stattbraun!“unterstützt, es zeigt sich auch in Aufklebern,Ansteckern und Transparenten.Der Wettbewerb „Mein schönstes Urlaubsfoto“ <strong>der</strong>Region Krefeld/Neuss konnte zusätzlich genutztwerden für Plakate aus den Fotos <strong>der</strong> drei Preisträger/innen.Damit wird die Errungenschaft des tariflichenErholungsurlaubs verdeutlicht.bunt!stattbraunGeschäftsbericht 2008–2012 195


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenAuch im Zusammenhang mit den politischen Themenwurde die Positionierung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> visualisiert, <strong>zum</strong>Beispiel mit den Wahlprüfsteinen zur Bundestagswahlund Aufrufen zur Europawahl.Die Wirtschaftsgruppenarbeit wurde mit <strong>der</strong> Gestaltungvon Broschüren und an<strong>der</strong>en Publikationen, <strong>zum</strong>Beispiel in den Themenfel<strong>der</strong>n Leiharbeit, Werkverträge,Hotline für das Gastgewerbe und das Backgewerbe,unterstützt.Für die Tarifrunden BRTV Brau, Süßwaren, Lieken, CCEAG wurden Kampagnenlogos in Zusammenarbeit mitden Wirtschaftsgruppenleitern entwickelt und die Materialienvon <strong>der</strong> Flugblatt-Vorlage bis <strong>zum</strong> Transparentbereitgestellt.3.4 VeranstaltungenDie Veranstaltungsorganisation ist eine klassischeQuerschnittsaufgabe in <strong>der</strong> Hauptverwaltung. Von <strong>der</strong>Auswahl geeigneter Veranstaltungsorte über die Gestaltungund Beschaffung von Konferenzmaterialien bis hin zur Organisation <strong>der</strong> Tagungen„im Hintergrund“ wird die Infrastruktur bereitgestellt. Die fachlich verantwortlichen Kolleginnenund Kollegen werden so von den organisatorischen Arbeiten entlastet.Beispiele für solche Veranstaltungen sind:• Bundeskonferenz junge<strong>NGG</strong> 18. bis 20. April 2008 in Gladenbach• Betriebsrätetagung „Finanzkrise und Realwirtschaft“ am 4. Februar 2009 in Göttingen• Hauptamtlichentagung 2009 in Berlin• Kundgebung „Die Krise bekämpfen. Sozialpakt für Europa“ am <strong>16.</strong> Mai 2009 in Berlin• Beiratssitzung vom 14. bis <strong>16.</strong> Juni 2011 in Oberjosbach• Kundgebung „Hamburg bekennt Farbe“ am 1. Juni 2012• Bundesfrauenkonferenz im Oktober 2012 in OberjosbachDabei bemühen wir uns immer, eigene Veranstaltungen in Hotelbetrieben zu machen, indenen es Betriebsräte gibt. Aufgrund von zeitlichen o<strong>der</strong> räumlichen Vorgaben gelingt diesnicht immer, wir kommen aber immer wie<strong>der</strong> aufgrund <strong>der</strong> Nachfragen mit den jeweiligenVeranstaltungsabteilungen ins Gespräch über die Notwendigkeit einer gewerkschaftlichen Interessenvertretung.Allerdings gibt es auch bestimmte Betriebe, die aufgrund ihrer aktiv gewerkschaftsfeindlichenHaltung von uns als Tagungsorte ausgeschlossen werden.Auch gegenüber den Bru<strong>der</strong>- und Schwestergewerkschaften machen wir immer wie<strong>der</strong> dieVerantwortung von Gewerkschaften als Nachfrager für die soziale Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungenim Hotelgewerbe deutlich.196Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische Aufgaben3.5 IT und IT-Service bei <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Mit <strong>der</strong> T.I.K. GmbH wurde <strong>zum</strong> 1. Januar 2011 <strong>der</strong> Rahmenvertrag über die Zusammenarbeitfür weitere vier Jahre neu geschlossen. Die Vertragsdauer wird zukünftig an die Laufzeit <strong>der</strong>PC- und Notebookmiete gekoppelt, um die Verträge ggf. an den Bedarf einer sich schnell entwickelndenTechnik anzupassen.Verbesserung <strong>der</strong> AusstattungAls größte Herausfor<strong>der</strong>ung im Berichtszeitraum erwies sich 2010 die Erneuerung <strong>der</strong> PCsund Notebooks mit <strong>der</strong> Umstellung auf Windows 7 sowie die Stabilisierung eines gut funktionierendenund stabilen Computernetzwerkes.Ende 2010 wurden die veralteten Netzwerk-Computer und -Notebooks in einem gemeinsamenProjekt mit IG Metall und IG BCE ausgetauscht, wobei durch den gemeinsamen Einkaufgrößerer Mengen an PCs und Notebooks sowie Monitoren hohe Rabatte erzielt werden konnten.Als Betriebssystem für die neuen Computersysteme wurde Windows7 eingeführt. In demZuge mussten einige Software-Lösungen aktualisiert werden. Office 2003 wurde beibehalten.Im Zeitraum 2008 bis 2012 wurde die Mitglie<strong>der</strong>datenbank kontinuierlich überarbeitet undverbessert. Auch das Rechtsschutzmodul wurde an die neuen Bedürfnisse angepasst und aufein standortübergreifendes Arbeiten umgestellt.Beim Rechenzentrum unseres IT-Dienstleisters wurde <strong>der</strong> zentrale Internetzugang erweitertsowie das Spam-, Webfilter- und Firewall-System verbessert.Außerdem erfolgten Investitionen in erhöhte Sicherheitsvorkehrungen und in den Datenschutz,in Administration und Serversysteme, in einheitliche Druck- und Kopiersysteme undeinheitliche Telefonanlagen, in integrierbare Smartphone-Lösungen über Blackberry-Gerätesowie in Computer-Fax-Lösungen. Bei allen Investitionen wurde darauf geachtet, Kostenoptimierungenvorzunehmen und insbeson<strong>der</strong>e die Regionen von Folgekosten zu entlasten.KosteneinsparungenIm Berichtszeitraum konnten an vielen weiteren Stellen Kostenvolumen im IT-Bereich gesenktwerden. Insbeson<strong>der</strong>e hat <strong>NGG</strong> 2008, 2009 und 2011 jeweils günstigere Mobilfunkkonditionenmit T-Mobile ausgehandelt. Weiterhin wurden 2008 die Standleitungskosten für die Bürossoweit abgesenkt, dass alle Regionen entwe<strong>der</strong> günstigere Kosten hatten o<strong>der</strong> sich schnellereDatenleitungen leisten konnten. 2012 wurden die Standleitungskosten für die Regionen umweitere fünf Prozent reduziert.In 2012 wurde nach Abstimmung zwischen den Organisationseinheiten die interne Kostenverteilungneu geregelt. Die Regionen beteiligen sich seither mit fünf Prozent an den nichtdirekt einem Rechner zuordenbaren Kosten.Geschäftsbericht 2008–2012 197


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische Aufgaben4. Mitglie<strong>der</strong>gruppen4.1 Politische Arbeit <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong>Die prekäre Situation junger Menschen – und insbeson<strong>der</strong>e ihre Schwierigkeiten auf demAusbildungsstellenmarkt – beeinflusst nach wie vor die inhaltliche Arbeit <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong>. Inzahlreichen Veranstaltungen und Seminaren <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> mit verschiedensten Fachreferentinnenund Fachreferenten wurde das politische Bewusstsein <strong>der</strong> Kolleginnen und Kollegengestärkt. Bildungsveranstaltungen in unseren Nachbarlän<strong>der</strong>n runden das Angebot <strong>der</strong>jungen<strong>NGG</strong> ab.Parlamentarischer Abend <strong>der</strong> DGB-JugendSeit 2006 findet einmal im Jahr ein von <strong>der</strong> DGB-Jugend organisierter parlamentarischerAbend in Berlin statt. Auch in <strong>der</strong> Zeit 2008 bis 2012 konnte die junge<strong>NGG</strong> inhaltliche Positionenzur Qualität <strong>der</strong> Ausbildung und Überwachung <strong>der</strong> Ausbildung, insbeson<strong>der</strong>e im HotelundGaststättengewerbe, als Schwerpunkte <strong>der</strong> jeweiligen Veranstaltungen zur Sprache bringenund mit den anwesenden Politikerinnen und Politikern diskutieren.Mitglie<strong>der</strong>entwicklungDie Mitglie<strong>der</strong>entwicklung <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> (Mitglie<strong>der</strong> bis 27 Jahre) ist im Berichtszeitraumpositiv: Der Mitglie<strong>der</strong>anteil junge<strong>NGG</strong> im Verhältnis zur Gesamtorganisation steigt stetig an:von 7,14 Prozent in 2008 auf 9,99 Prozent <strong>zum</strong> Ende 2012. Dies spiegelt sich auch in den absolutenZahlen wi<strong>der</strong>: Zu Beginn des Berichtszeitraumes waren 19.013 junge Kolleginnen undKollegen Mitglied in unserer <strong>NGG</strong> und <strong>zum</strong> Ende 20.599.Mitglie<strong>der</strong>entwicklung junge<strong>NGG</strong> bis 27 Jahre2008 2009 2010 2011 2012Nord 5.296 5.349 5.451 5.509 5.549NRW 3.629 3.631 3.721 4.090 4.273Bayern 3.527 3.534 3.656 3.525 3.586Hessen/RP/Saar 2.192 2.150 2.200Baden-Württemberg *) 1.721 1.787 1.861 4.031 3.974Ost 3.417 3.372 3.412 3.313 3.217Gesamt 19.782 19.823 20.301 20.468 20.599Mitglie<strong>der</strong>anteil ( in Prozent) 9,61 9,69 9,87 9,95 9,99davon Auszubildende 4.638 4.792 4.779 4.706 4.682*) Fusion LB Hessen/RP/Saar und LB Baden-Württemberg in LB Südwest; Quelle: <strong>NGG</strong>, 2013198Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenPotenzialeAuszubildende sind weiterhin ein großes Mitglie<strong>der</strong>potenzial. Trotz gesunkener Ausbildungszahlenkonnte die Mitglie<strong>der</strong>zahl junge<strong>NGG</strong> unter den Auszubildenden konstant gehaltenwerden. Etwa 134.000 Auszubildende werden in den klassischen ernährungstechnischen undgastgewerblichen Berufen ausgebildet.Eingetragene Ausbildungsverhältnisse im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>"Differenz FrauenanteilAuszubildende 2008 2009 2010 2011 2008–2011“ 2008 2011Bäcker(in) 14.127 13.188 12.009 10.380 -3.747 19,7 21,6Konditor(in) 4.842 4.785 4.635 4.530 -312 64,4 69,9Fleischer(in) 7.311 6.657 5.979 5.289 -2.022 4,1 3,9Weinküfer(in) 231 207 186 159 -72 13,0 17,0Brauer(in)/Mälzer(in) 855 771 777 777 -78 6,3 6,9Brenner(in)/Destillateur(in) 27 33 39 42 15 22,2 14,3VerfahrenstechnologieMühlenwirtschaft303 297 312 282 -21 4,0 7,4Milchtechnologin/Milchtechnologe 861 825 726 702 -159 18,8 23,1Milchwirtschaftliche(r) Laborant(in) 507 528 465 471 -36 81,1 81,5Fachkraft für Süßwarentechnik 270 261 267 285 15 41,1 41,1Fachkraft für Fruchtsafttechnik 138 135 120 117 -21 6,5 17,9Fachkraft für Lebensmitteltechnik 2.505 2.607 2.631 2.589 84 34,1 34,8Fachverkäufer(in) im Bäcker-,Konditoren-, Fleischerhandwerk32.433 31.470 29.445 26.829 -5.604 92,7 91,7Koch/Köchin 40.809 37.452 33.633 29.226 -11.583 23,6 23,6Hotelfachmann/-frau 30.597 28.788 26.955 25.059 -5.538 77,8 74,7Hotelkaufmann/-frau 1.101 1.056 1.014 1.029 -72 70,3 65,9Restaurantfachmann/-frau 15.516 14.076 12.102 10.029 -5.487 72,6 69,1Fachkraft im Gastgewerbe 7.968 6.939 6.177 5.538 -2.430 69,2 63,3Fachkraft für Systemgastronomie 6.954 7.056 6.576 5.832 -1.122 55,1 52,5Hauswirtschafter(in) 6.159 5.832 5.397 4.788 -1.371 94,3 94,9Summe Ausbildungen im <strong>NGG</strong>-Bereich 173.514 162.963 149.445 133.953 -39.561 56,8 56,9Ausbildungsverhältnisse Gesamt 1.613.343 1.571.457 1.508.328 1.460.658 -152.685 39,6 39,3in Prozent (Azubis im <strong>NGG</strong>-Bereichvon Gesamt-Azubi)10,8 10,4 9,9 9,2 -25,9 143,5junge<strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong> unter den Azubis 4.638 4.792 4.779 4.706 68 42,4 43,6Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, eigene Berechnungen, 2012BerufsschularbeitDie Mitglie<strong>der</strong>gewinnung <strong>der</strong> Auszubildenden ist jedoch weiter schwierig: Circa 95 Prozentaller Ausbildungsverhältnisse werden im Hotel- und Gaststättengewerbe und dem Lebensmittelhandwerkgeschlossen – Branchen mit einer Vielzahl von Kleinbetrieben. Deshalb bleibtGeschäftsbericht 2008–2012 199


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische Aufgabendie Arbeit an Berufsschulen ein wesentlicher Bestandteil <strong>der</strong> Arbeit für und mit jungen Auszubildendenin <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>. Zur Unterstützung <strong>der</strong> Landesbezirke und Regionen in diesem wichtigenFeld <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>gewinnung wurden von <strong>der</strong> Hauptverwaltung ein Neuanfängerordnersowie Poster und Banner entwickelt. Diese sollen die Durchführung von Berufsschultourenvereinheitlichen und den Kolleginnen und Kollegen vor Ort hilfreiche Unterstützung bei<strong>der</strong> Erstansprache geben.Dass Berufsschularbeit erfolgreich ist, zeigt sich unter an<strong>der</strong>em daran, dass Regionen mit regelmäßigerBerufsschularbeit einen wesentlich erhöhten Anteil junger Mitglie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gesamtstatistikhaben. Die Berufsschularbeit auszubauen, ist und bleibt wesentliches Zukunftsziel<strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong>.AusbildungsreportGemeinsam mit den an<strong>der</strong>en Gewerkschaften beteiligte sich die junge<strong>NGG</strong> an <strong>der</strong> Erhebungvon Daten zur Erstellung eines Ausbildungsreportes <strong>der</strong> DGB-Jugend. Seit 2006 werden überdie Berufsschultouren des DGB und <strong>der</strong> Einzelgewerkschaften entsprechende Bewertungsbögenvon den Auszubildenden ausgefüllt und dann nach entsprechenden Branchen ausgewertet.Insbeson<strong>der</strong>e das Hotel- und Gaststättengewerbe und das Lebensmittelhandwerkschneiden in Bezug auf die Ausbildungsqualität schlecht ab. Die durch die Erhebung gewonnenenDaten werden zu Kampagnenzwecken genutzt. Hier konnte im Berichtszeitraum fürviele Regionen auch eine Einzelauswertung für das Hotel- und Gastgewerbe durchgeführtwerden. Nach Bekanntmachung dieser Ergebnisse zeigte sich <strong>der</strong> Dehoga an vielen Stellendiskussionsbereit. Dies ist ein erster guter Schritt in die richtige Richtung für eine bessere Ausbildungim Hotel- und Gastgewerbe.Arbeit <strong>der</strong> Jugend- und AuszubildendenvertretungenDie turnusmäßigen Wahlen zur Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) fanden 2008,2010 und 2012 statt. Für die Wahlen wurden die entsprechenden Materialien von <strong>der</strong> Hauptverwaltungin Kooperation mit den an<strong>der</strong>en Gewerkschaften erstellt und zur Verfügung gestellt.Im Berichtszeitraum konnte eine Steigerung <strong>der</strong> JAV-Gremien von 409 auf 442 Gremienerreicht werden. Der größte Teil dieser Gremien besteht aufgrund <strong>der</strong> Struktur unserer Betriebeaus einer Person.Gesamtjugend- und AuszubildendenvertretungenDie Betreuung <strong>der</strong> Gesamtjugend- und Auszubildendenvertretungen (G-JAV) durch die junge-<strong>NGG</strong> wurde im Berichtszeitraum weiter intensiviert. Die wesentlichen Themen <strong>der</strong> G-JAVenwaren die Sicherung und Ausweitung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Ausbildung. Hierzu konnten mehrereBetriebsvereinbarungen über „gute Ausbildung“ vereinbart werden, wo unter an<strong>der</strong>em Regelungenzu Fahrtkostenerstattung zur Berufsschule o<strong>der</strong> Lehrmittelfreiheit getroffen wurden.G-JAVen gibt es unter an<strong>der</strong>em bei Maritim, Nordzucker, InBev, DMK, Kraft Foods Deutschland,Neue Dorint GmbH, Nestlé Deutschland, Philip Morris, Westin Grand, Südzucker AG, RadebergerGruppe, Griesson-de Beukelaer, Ferrero, CCE AG, Schäfers Brot, Nordsee, Pfeifer & Langen KG.200Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenJugend- und Auszubildendenvertretungen (Stand jeweils Dezember)45044043042041040002008 2009 2010 2011 2012Quelle: <strong>NGG</strong>, 2012GremienarbeitBundesausschuss junge<strong>NGG</strong>• Die Ergebnisse <strong>der</strong> 15. Bundeskonferenz <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> sowie des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>esbilden die Grundlagen <strong>der</strong> Arbeit des Bundesausschusses <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong>.• Der Vorsitz sowie <strong>der</strong> stellvertretende Vorsitz werden von ehrenamtlichen Kolleginnen undKollegen wahrgenommen.• Der Bundesausschuss hat die Aufgabe, die Arbeit <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> in Planung, Gestaltungund Organisation weiterzuentwickeln sowie betriebliche und politische Themen (im Berichtszeitraumu.a. Aktionstage für einen gesetzlichen Mindestlohn, Jugendarbeitsschutzgesetz,Globalisierung, Jugendrichtlinie, Gentechnik, Mindestlohn/Mindestausbildungsvergütung,Bundestagswahl und Europawahl 2009, DGB-Bundesjugendkonferenz, Tarifpolitik)zu diskutieren und Positionen zu diesen Themen zu besetzen. Dem Bundesausschussjunge <strong>NGG</strong> gehören die Landesjugendsekretärinnen und Landesjugendsekretäre <strong>der</strong> Landesbezirkeund die Referatsleitung junge<strong>NGG</strong>/Berufliche Bildung an, ferner jeweils ein ehrenamtlichesMitglied und dessen Vertretung <strong>der</strong> Landesausschüsse junge<strong>NGG</strong> sowie dieVertretungen <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> im <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand und DGB-BundesjugendausschussBundesteamendenarbeitskreis (BTAK)• Der BTAK hat die Aufgabe, bei <strong>der</strong> Seminarplanung und Durchführung mitzuwirken. Hierzugehört insbeson<strong>der</strong>e die Konzeption und Durchführung <strong>der</strong> Grundlagen- und Aufbauseminare<strong>der</strong> Jugend- und Auszubildendenvertretung.Geschäftsbericht 2008–2012 201


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische Aufgaben• Der BTAK setzt sich aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen ausallen Landesbezirken zusammen. Die Sitzungen fanden bis 2012 zwei Mal im Jahr statt. Zielist es, die Jugendbildungsarbeit weiter zu verstetigen, die Landesteamendenarbeitskreisebesser einzubinden und bessere Fortbildungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Teamenden zu ermöglichen.Arbeit in den TarifkommissionenEs gelingt uns immer häufiger, Tarifkommissionen mit Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> zu besetzen,obwohl sich die Tariflandschaft weiter ausdifferenziert und mehr Tarifkommissionen zubilden sind. Eine Beteiligung in allen Tarifkommissionen mit Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> gestaltetsich dadurch schwierig. Durch die seit 2009 verstärkt angebotenen Seminare zur Tarifpolitikund entsprechende Publikationen zeichnet sich jedoch langsam eine Verbesserungdieser Situation ab. Einen Erfolg haben wir für die Auszubildenden im Bäckerhandwerk erzielt:Gemeinsam mit dem zuständigen Referat Bäckerhandwerk und den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Tarifkommissionwurde eine Steigerung <strong>der</strong> Ausbildungsvergütung für unsere Mitglie<strong>der</strong> im gesamtenBundesgebiet, eine Angleichung Ost/West und eine Regelung <strong>der</strong> Überstundenvergütungerreicht. Auch konnte in vielen Tarifverträgen die Übernahme <strong>der</strong> Auszubildenden geregeltwerden. Die Erhöhung <strong>der</strong> Ausbildungsvergütung fand in den meisten Fällen durcheinen Festbetrag und nicht eine prozentuale Anhebung statt. So war auch für die Auszubildendeneine Erhöhung <strong>der</strong> Ausbildungsvergütung spürbar.BundesjugendklausurtagungSeit 2002 findet immer am letzten Wochenende im September unsere Bundesjugendklausurtagung<strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> statt. Diese Tagung erweist sich auch im zehnten Jahr ihrer Einführungunter den ehrenamtlichen wie hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen als beson<strong>der</strong>serfolgreich. Zwischen 60 und 100 ehrenamtliche Kolleginnen und Kollegen kommen jedesJahr zu dieser Veranstaltung. Ziel ist es, den Teilnehmenden bundesweit die Möglichkeit <strong>zum</strong>Austausch auch über die Landesgrenzen hinweg zu geben. Zu den verschiedensten Themen202Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische Aufgaben<strong>der</strong> jungen Menschen finden Workshops (im Berichtszeitraum u.a. zu Tarifpolitik, Menschenrechten,Bundestagswahl, „Essen gut, alles gut?“, Ausbildungsbedingungen im Hotel- undGastgewerbe, Antirassismus, Antisexismus, Nachhaltigkeit, prekäre Beschäftigung) statt, <strong>der</strong>enErgebnisse dann in die Arbeit <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> eingehen. Seit 2009 findet diese Veranstaltungim jährlichen Wechsel als Sommercamp statt.BildungsarbeitDie Bildungsarbeit ist einerseits die Grundlage unserer gewerkschaftlichen Arbeit, an<strong>der</strong>erseitsauch unsere gesellschaftspolitische Aufgabe. Sei es um Tariffor<strong>der</strong>ungen aufzustellen,Kampagnen durchzuführen o<strong>der</strong> Gremienarbeit zu leisten.Das Hauptaugenmerk richtet sich darauf, Spaß an Bildung, Toleranz und gegenseitigem Lernenzu vermitteln und zu ermöglichen.Die Themen sind breit gestreut und richten sich größtenteils nach den Wünschen <strong>der</strong> aktivenMitglie<strong>der</strong>. Neben politischen Schwerpunkten wie Globalisierung erstreckt sich <strong>der</strong> Themenhorizontüber persönliche Qualifikationen wie Prüfungsvorbereitung und Rhetorik bis hin zubranchenspezifischen Veranstaltungen. Speziell für das Hotel- und Gaststättengewerbe findenbereits seit 2007 entgegen unseren an<strong>der</strong>en Angeboten Seminare unter <strong>der</strong> Woche statt.Regelmäßig führen wir Sommercamps, Län<strong>der</strong>seminare und Neuanfängerveranstaltungendurch. Die Bildungsarbeit <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> hat ein eigenes Gesicht, da wir uns unsere Schwerpunkteselbst setzen.Aktionen/Öffentlichkeitsarbeit/Publikationen/BroschürenIm Berichtszeitraum hat die junge<strong>NGG</strong> mit zahlreichen Aktionen (u.a. <strong>zum</strong> Mindestlohn, Jugendarbeitsschutzgesetz,Ausbildung für alle, prekäre Beschäftigung, Rechtsradikalismus) aufdie Lage <strong>der</strong> jungen Menschen aufmerksam gemacht.Im Rahmen <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit und unterstützen<strong>der</strong> Materialen vor Ort wurden neueMaterialien entwickelt und neue Informationswege beschritten. Die Flyerserie <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong>zu relevanten Themen wurde im Berichtszeitraum um Flyer mit vier Themen („Wir öffnenTüren – Action & Politik in <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong>“; Berufsschule; Minusstunden/Mehrarbeit; „Abmahnung?Kündigung? - Die junge<strong>NGG</strong> hilft weiter“) weiterentwickelt.WerbeaktionZur unterstützenden Werbearbeit vor Ort gibt es seit 2005 eine bundeseinheitliche Werbeaktion<strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong>. So können sowohl Werbende wie auch Geworbene an einer Verlosungteilnehmen. Die Werbeaktion läuft jeweils von Juni bis Dezember. Konnten in den ersten beidenJahren auf diesem Weg ca. 300 neue Mitglie<strong>der</strong> gewonnen werden, waren es in 2009mehr als 430, 2010 mehr als 560, 2011 mehr als 620 und 2012 genau 646 Kolleginnen undKollegen. Auch in 2013 wird diese Aktion fortgesetzt.Geschäftsbericht 2008–2012 203


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenBerufsstarterkalen<strong>der</strong>Zum Berufsstart entwickelt die junge<strong>NGG</strong> in jedem Jahr einen speziellen Berufsstarterkalen<strong>der</strong>zur Unterstützung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>werbearbeit. Der Kalen<strong>der</strong> enthält wichtige Informationen<strong>zum</strong> Berufsstart und über die <strong>NGG</strong>. Gerade bei Auszubildenden im Gastgewerbe und imBäckerhandwerk ist dieser sehr beliebt, um die Ausbildungszeiten genau festhalten zu können.NewsletterEin fester Bestandteil <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit ist seit 2007 <strong>der</strong> junge<strong>NGG</strong>-Newsletter„you<strong>NGG</strong>sta“, um unsere jungen Mitglie<strong>der</strong> besser und zeitnah über politische, betrieblicheund gesellschaftliche Themen zu informieren. In diesem wird monatlich über die durchgeführtenSeminare und Aktionen <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> berichtet. Auch beson<strong>der</strong>e Errungenschaftenwie Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen über „Gute Ausbildung“ o<strong>der</strong> „Übernahme nach<strong>der</strong> Ausbildung“ werden dort <strong>zum</strong> Thema gemacht. Der Newsletter wird per E-Mail an die bekanntenAdressen verschickt. Die Resonanz ist durchweg positiv. Darüber hinaus wird in je<strong>der</strong>„einigkeit“ aktuell über die Arbeit <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> berichtet.4.2 Frauenpolitik4.2.1 GleichstellungspolitikIm Juni 2011 hat das Bundeskabinett das Gutachten „Neue Wege – gleiche Chancen, Gleichstellungvon Frauen und Männern im Lebensverlauf“ <strong>zum</strong> 1. Gleichstellungsbericht <strong>der</strong> Bundesregierungzur Kenntnis genommen und gleichzeitig die Stellungnahme des Bundesministeriumsfür Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) beschlossen.Im Bericht werden erstmals Lebensverläufe von Frauen und Männern systematisch miteinan<strong>der</strong>verglichen. Die Analysen und Empfehlungen <strong>der</strong> Sachverständigen orientieren sich dabeian einem Leitbild <strong>der</strong> Wahlfreiheit für Frauen und Männer.In den Empfehlungen <strong>der</strong> Sachverständigen finden wir viele For<strong>der</strong>ungen wie<strong>der</strong>, die bereitsBeschlusslage <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> sind. Im Tätigkeitsbericht zur Bundesfrauenkonferenz 2012 sind wirdetaillierter darauf eingegangen.4.2.2 Arbeit und EinkommenArbeitsmarkt und ErwerbsbeteiligungDie Erwerbsbeteiligung von Frauen hat in den letzten Jahren stärker zugenommen als dievon Männern. Bei Männern stieg die Vollzeitquote, bei Frauen geht die Steigerung auf mehrTeilzeitbeschäftigung und die Zunahme <strong>der</strong> geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse zurück.204Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenErwerbsbeteiligung von Frauen (in Prozent)Erwerbsquote 2006 2007 2008 2009Insgesamt 74,8 75,5 75,8 76,2Männer gesamt 81,1 81,6 81,8 82,0Frauen gesamt 68,4 69,2 69,6 70,3Frauen West 67,1 67,9 68,3 68,9Frauen Ost 73,4 74,4 74,7 75,8Quelle: Bundesagentur für Arbeit, 2010Die Arbeitslosigkeit von Frauen in Ostdeutschland nahm prozentual stärker ab als in Westdeutschland,<strong>der</strong> Anteil ist aber noch immer höher.Frauen sind mit durchschnittlich 39,9 Wochen länger arbeitslos als Männer (34,3 Wochen) undmit 37 Prozent <strong>der</strong> arbeitslosen Frauen auch häufiger langzeitarbeitslos (Männer: 34 Prozent).Die Arbeitslosenquote <strong>der</strong> Frauen ist seit 2009 etwas niedriger als die <strong>der</strong> Männer.ArbeitsmarktSozialversicherungspflichtig Beschäftigte2010 2009 2008 2007 2006Sozialversicherungspfl. 27.710.487 27.380.096 27.457.715 26.854.566 26.354.336gesamt.davon Frauen 12.734.894 12.550.823 12.394.125 12.084.724 11.930.522- West 10.090.303 9.939.106 9.811.556 9.552.697 9.434.666- Ost 2.644.591 2.611.717 2.582.569 2.532.027 2.495.856Arbeitslose gesamt * 4.060.317 4.376.795 4.381.282 4.860.877 4.487.057davon Frauen 1.820.912 2.446.215 2.448.719 2.605.655 2.149.118- West 1.135.947 1.158.759 1.175.011 1.497.020 1.439.639- Ost 684.965 771.821 757.552 757.751 709.479Arbeitslosenquote gesamt 10,8 10,5 10,6 11,7 10,8Frauen 9,5 10,0 10,1 11,7 11,0- West 7,4 7,7 7,8 9,9 9,3- Ost 18,4 18,6 18,4 18,6 17,5* bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen; Quelle: Bundesagentur für Arbeit, 2011Die Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen ist von 26,35 Millionen (davon11,9 Millionen Frauen) in 2006 auf 27,71 Millionen (12,7 Millionen Frauen) in 2010 gestiegen.Die Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland führte 2011 zu einem weiteren Anstieg: von28.381 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren 13.026 Millionen Frauen(darunter 8,3 Millionen Vollzeit- und 4,7 Millionen Teilzeitbeschäftigte).Geschäftsbericht 2008–2012 205


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenTeilzeitbeschäftigungTeilzeitbeschäftigung ist für Frauen und Männer auf dem VormarschQuelle: Statistisches Bundesamt, WSI-Tarifarchiv, HBS, 2011Frauen in Deutschland sind immer häufiger erwerbstätig, allerdings arbeitet fast jede Zweitein Teilzeit. 2010 waren 70 Prozent <strong>der</strong> 20- bis 64-jährigen Frauen erwerbstätig, 54 Prozentarbeiteten in Vollzeit und 46 Prozent in Teilzeit. Jede zweite Frau (51 Prozent) nannte als Grundfür ihre Teilzeitbeschäftigung die Betreuung von Kin<strong>der</strong>n bzw. Pflegebedürftigen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>efamiliäre und persönliche Verpflichtungen.Geringfügige BeschäftigungAm 31. Dezember 2011 waren laut Minijobzentrale 6.902.376 Menschen geringfügig beschäftigt.Bei Berücksichtigung <strong>der</strong> Mehrfachbeschäftigungen erhöht sich diese Zahl auf 7.424.966(davon 260.288 in Privathaushalten).Die Anzahl <strong>der</strong> geringfügig Beschäftigten ist kontinuierlich gestiegen. Noch immer sind rundzwei Drittel Frauen, aber ihr Anteil sinkt. Grund ist die Zunahme von Minijobs im Nebenjobund bei Rentnerinnen und Rentnern – in beiden Fällen steigt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Männer.Geringfügige Beschäftigung (ohne Privathaushaltungen)2011 2010 2009 2008Gesamt 6.902.376 6.826.177 6.782.134 6.670.145davon Frauen 4.274.714 4.264.477 4.273.140 4.234.133Frauen in % 61,9 62,5 63,0 63,5Quelle: Bundesknappschaft, 2012206Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenDie meisten Minijobs aus unserem Organisationsbereich sind im Gastgewerbe gemeldet. Von2004 – ein Jahr zuvor waren die Minijobs gesetzlich neu geregelt worden – bis Ende 2010 ist<strong>der</strong> Anteil dieser Arbeitsverhältnisse in <strong>der</strong> Branche um 24 Prozent gestiegen. Inzwischen istim Gastgewerbe fast je<strong>der</strong> zweite Job (!) ein Minijob. Prozentual gesehen gibt es in keiner an<strong>der</strong>enBranche so viele geringfügig Beschäftigte. Das Gastgewerbe ist damit trauriger Spitzenreiter.Minijobs werden von Arbeitgebern häufig genutzt, um (rechtswidrig!) Lohnabschläge vorzunehmenund weitere Ansprüche (z. B. Lohnfortzahlung, bezahlter Urlaub) vorzuenthalten –dies setzt auch die Löhne insgesamt unter Druck.<strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t die Abschaffung <strong>der</strong> Minijobs. Minijobs sind ein Irrweg und führen nicht zu mehrregulärer Beschäftigung. Wir brauchen mehr reguläre, sozialversicherungspflichtige Beschäftigungstatt immer mehr Minijobs, denn davon kann niemand leben. Heute nicht und im Rentenalterschon gar nicht.Ausgehend von unserer letzten Bundesfrauenkonferenz über den <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008 habenwir zur DGB-Bundesfrauenkonferenz 2010 und <strong>zum</strong> DGB-Kongress 2010 die Initiative zurAbschaffung <strong>der</strong> Minijobs ergriffen. Aufgrund <strong>der</strong> Beschlusslage des Kongresses hat eineArbeitsgruppe unter Mitarbeit <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> einen Vorschlag zur Neuordnung von Kleinstarbeitsverhältnissenhin zur sozialen Sicherung von Teilzeitarbeit erarbeitet, den <strong>der</strong> DGB-Bundesvorstandesam 6. März 2012 beschlossen hat. Dazu hat <strong>der</strong> DGB eine ausführliche Broschüre herausgebenund wird die entsprechende Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit übernehmen.ErwerbseinkommenJede dritte Frau mit einer Vollzeitstelle bezieht lediglich einen Niedriglohn. Ende 2009 warenin Deutschland 2,4 Millionen weibliche Vollzeitbeschäftigte Geringverdienerinnen. Das entsprichteinem Anteil von 33 Prozent. Bei Vollzeit arbeitenden Männern ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Niedriglohnbeschäftigtenmit 13 Prozent deutlich kleiner. Laut Berechnungen des Instituts Arbeitund Qualifikation (IAQ) auf <strong>der</strong> Basis des Sozioökonomischen Panel (SOEP) 2010 haben folgendeBeschäftigtengruppen ein beson<strong>der</strong>s hohes Niedriglohnrisiko:• Beschäftigte im Minijob• Jüngere (unter 25 Jahre)• Befristet Beschäftigte• Gering Qualifizierte• Ausländische Beschäftigte71,1 Prozent57,5 Prozent46,6 Prozent37,9 Prozent38,9 ProzentTeilzeitbeschäftigte (24,1 Prozent) und insbeson<strong>der</strong>e im Minijob Beschäftigte (71,1 Prozent)sind von Niedriglöhnen überproportional betroffen. In beiden Sektoren ist <strong>der</strong> Frauenanteilhoch. Außerdem kommen bei Frauen häufig niedrige Stundenlöhne und kurze Arbeitszeitenzusammen. Das hat negative Auswirkungen auch auf die Absicherung im Alter und beiArbeitslosigkeit.Geschäftsbericht 2008–2012 207


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenSpaltung des Arbeitsmarktes nimmt zuQuelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, HBS, 2011Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes ist daher für Frauen extrem wichtig. Siewürden beson<strong>der</strong>s von einem gesetzlichen Mindestlohn profitieren, da sie häufig in Branchenmit geringerer Tarifbindung und niedrigeren Tariflöhnen (sog. Frauenbranchen) arbeiten. LautIAQ hätte ca. jede vierte Frau bei einem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro pro StundeAnspruch auf eine Lohnerhöhung, bei den Männern nur etwa je<strong>der</strong> Siebte.208Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenDie EntgeltlückeUngleichheit bei den LöhnenQuelle: Eurostat, HBS, 2011Jedes Jahr <strong>zum</strong> 8. März veröffentlicht das Statistische Bundesamt die aktuellen Zahlen zur„Entgeltgleichheit von Frauen und Männern“ und stellt immer wie<strong>der</strong> fest, dass sich <strong>der</strong> sogenannte„Gen<strong>der</strong> Pay Gap“ für Frauen defacto nicht verän<strong>der</strong>t. Nachdem er über Jahre konstant23 Prozent betrug, sank er 2011 minimal auf 22 Prozent. Trotz aller verbalen Ankündigungenvon Unternehmen und Politik hat sich damit an <strong>der</strong> Situation für Frauen wenig geän<strong>der</strong>t:Deutschland bleibt in puncto Entgeltdiskriminierung in Europa Spitze!Geschäftsbericht 2008–2012 209


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenDr. Christina Klenner vom WSI hat folgende Ursachen für die Entgeltdifferenzen herausgearbeitet:• Frauen arbeiten häufiger in Branchen mit niedrigen Entgelten, z. B. Gastgewerbe, Bäckerhandwerk,Einzelhandel, sie sind seltener in Führungsfunktionen und arbeiten häufiger inkleinen Betrieben.• Sie wechseln seltener den Betrieb wegen des Einkommens und verfügen über geringereBerufsjahre wegen familienbedingter Unterbrechungen.• Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, sie erleiden als Wie<strong>der</strong>einsteigerinnen Einkommenseinbußenund haben weniger Chancen auf berufliche För<strong>der</strong>ung und Qualifikation.• Sie verrichten mehr unbezahlte Überstunden und erhalten weniger Zulagen als Männer.• Das Tarifsystem ist vielfach nicht geschlechtsneutral, z. B. werden bei <strong>der</strong> Arbeitsbewertunghäufig Anfor<strong>der</strong>ungen an frauendominierten Arbeitsplätzen nicht bewertet o<strong>der</strong> Kriterienan männerdominierten Arbeitsplätzen werden höher gewichtet und dadurch besser bezahlt.Entgeltungleichheit zwischen den GeschlechternQuelle: HBS, 2010Mit dem Antrag B13 <strong>zum</strong> 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> in 2008 ist das Thema auch in <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> auf dieTagesordnung gekommen. Der Bundesfrauenausschuss, aber auch die Gen<strong>der</strong>beauftragten<strong>der</strong> Landesbezirke haben sich mit <strong>der</strong> Frage beschäftigt, ob Entgeltdiskriminierung in den Tarifverträgen<strong>der</strong> <strong>NGG</strong> vorkommt und wie konkrete Diskriminierung festgestellt werden kann.210Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenMit För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung (HBS) haben Dr. Karin Tondorfund Dr. Andrea Jochmann-Döll das Prüfinstrument „eg-check.de“ entwickelt, mit dessen Hilfe eine mögliche Ungleichbehandlungbeim Arbeitsentgelt auf betrieblicher und tariflicher Ebene identifiziertund beseitigt werden kann. In einer gemeinsamen Veranstaltung<strong>der</strong> Tarifabteilung und des Referates Frauen- und Gleichstellungspolitikstellte Dr. Karin Tondorf 2011 das Prüfinstrument vor.Obwohl die öffentliche Wahrnehmung steigt, <strong>der</strong> Equal Pay Day immer mehr Resonanz findet,Prüfinstrumente wie Logib D und eg-check.de vorliegen, gibt es wenig bis keine Bewegung– we<strong>der</strong> betrieblich noch tariflich. Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertragdie „Überwindung <strong>der</strong> Entgeltungleichheit“ als Anliegen definiert, stellt aber keine gesetzlichenMaßnahmen in Aussicht. Der Vorstoß <strong>der</strong> SPD-Bundestagsfraktion, die im Herbst 2011einen Gesetzentwurf für ein „Entgeltgleichheitsgesetz“ in die Diskussion brachte, wurde dahervon den Gewerkschaftsfrauen im DGB positiv begleitet, denn wir brauchen in Deutschlandeine gesetzliche Regelung, die Unternehmen verpflichtet, ihre Entgeltpraxis systematisch zuüberprüfen und geschlechterneutral zu gestalten. Der mehrfach überarbeitete Entwurf wurdeim Juni 2011 in den Bundestag eingebracht, jedoch mit <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Regierungsparteienabgelehnt.Gen<strong>der</strong> Pay Gap ist ein Begriff<strong>der</strong> Volkswirtschaftslehreund <strong>der</strong> Soziologie, <strong>der</strong> dendurchschnittlichen Unterschied<strong>der</strong> Stundenlöhne und damitEinkommensunterschiedezwischen Männern und Frauenin <strong>der</strong> gesamten Volkswirtschaftbeschreibt.Der Equal Pay Day ist <strong>der</strong> Tagim Jahr, bis zu dem Frauenüber den Jahreswechsel hinausarbeiten müssen, um das gleicheJahresentgelt eines Mannes zubekommen.Geschäftsbericht 2008–2012 211


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische Aufgaben4.2.3 Frauen in <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Mitglie<strong>der</strong>entwicklungVon 2007 bis 2011 ist die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung insgesamt leicht rückläufig. Die Zahl <strong>der</strong>weiblichen Mitglie<strong>der</strong> ist im gleichen Zeitraum um 2.310 gestiegen.Der Frauenanteil an <strong>der</strong> Gesamtmitgliedschaft ist von 39,8 Prozent Ende 2007 auf 40,94 Prozentam 31. Dezember 2011 kontinuierlich angestiegen.Mitglie<strong>der</strong>entwicklung 2007 bis 20112007 2008 2009 2010 2011Frauen 82.768 82.562 82.447 83.391 84.186Frauen (in Prozent) 39,8 40,12 40,28 40,55 40,94Männer 125.179 123.233 122.223 122.255 121.451Gesamt 207.947 205.795 204.670 205.646 205.637Quelle: <strong>NGG</strong>, 2012In den Wirtschaftsgruppen Gastgewerbe sowie Getreide sind nicht nur die meisten weiblichenMitglie<strong>der</strong> organisiert, in beiden Bereichen konnte im Berichtszeitraum <strong>der</strong> Anteil gesteigertwerden:Mitglie<strong>der</strong>entwicklung Gastgewerbe2007 2008 2009 2010 2011Frauen 20.321 20.746 20.943 21.879 22.413Frauen (in Prozent) 57,77 57,80 57,85 58,24 58,42Männer 14.852 15.147 15.258 15.691 15.952Gesamt 35.173 35.893 36.201 37.570 38.365Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2012Im Gastgewerbe ist die Anzahl <strong>der</strong> weiblichen Mitglie<strong>der</strong> um 2.092 auf 22.413 gestiegen, <strong>der</strong>prozentuale Frauenanteil um 0,65 Prozentpunkte.Mitglie<strong>der</strong>entwicklung Getreide2007 2008 2009 2010 2011Frauen 14.402 15.068 15.255 15.766 <strong>16.</strong>457Frauen (in Prozent) 47,56 48,27 48,37 48,32 49,02Männer 15.881 <strong>16.</strong>150 <strong>16.</strong>286 <strong>16.</strong>862 17.116Gesamt 30.436 30.125 30.157 29.519 30.283Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2012212Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenIn <strong>der</strong> Wirtschaftsgruppe Getreide sind mehr als 49 Prozent <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> weiblich. Das sindvor allem die Verkäuferinnen aus dem Bäckerhandwerk.Umsetzung <strong>der</strong> WahlordnungBei den Delegierten- und Gremienwahlen in 2008 musste erstmalig die neue Wahlordnungmit <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heitengeschlechtsquote berücksichtigt werden. Die entsprechende Satzungsän<strong>der</strong>ungging auf den Antrag S 11 vom Bundesfrauenausschuss <strong>zum</strong> 14. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>zurück.Die Organisation hat die Wahlordnung erfolgreich umgesetzt: Der Anteil <strong>der</strong> weiblichen Delegierten<strong>zum</strong> 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong> lag mit 41,01 Prozent leicht über dem Mitglie<strong>der</strong>frauenanteilvon knapp 40 Prozent. Auch im Hauptvorstand sowie den Landesbezirksvorständensind mehr Frauen vertreten.Beteiligung von Frauen in den Landesbezirksvorständen (stimmberechtigte Mitglie<strong>der</strong>)Gesamt Frauen Frauenanteil(in Prozent)Gesamt Frauen Frauenanteil(in Prozent)Landesbezirk 2006 2011Nord *)13323,115 5 33,3Nie<strong>der</strong>sachsen/Bremen12216,7NRW 13 5 38,5 13 6 46,2Bayern 12 3 25,0 12 4 33,3Hessen/RP/SaarBaden-Württemberg **)13134330,823,1 23 9 39,1Ost 13 8 61,5 13 6 46,2gesamt 89 28 31,5 76 30 39,5* Fusion LB Nie<strong>der</strong>sachsen/Bremen und Nord in LB Nord; ** Fusion LB Baden-Würtemberg und HRS in LB Südwest; Quelle: <strong>NGG</strong>, 2012Beteiligung von Frauen auf BundesebeneFrauenanteil inGesamtFrauenFrauenanteil(in Prozent)Prozent an <strong>der</strong>MitgliedschaftFunktionMitglied im <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand 31.12.2011 30 13 43,33 40,9Mitglied im <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand 31.12.2006 33 12 36,36 39,7Delegierte <strong>zum</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008 139 57 41,01 40,0<strong>NGG</strong>-Delegierte <strong>zum</strong> DGB-Kongress 2010 22 8 36,36 40,3Quelle: <strong>NGG</strong>, 2012Geschäftsbericht 2008–2012 213


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenDie neuen Richtlinien für die gewerkschaftliche FrauenarbeitIm Juni 2011 hat <strong>der</strong> Hauptvorstand die Vorlage des Bundesfrauenausschusses für neue Richtlinienfür die gewerkschaftliche Frauenarbeit beschlossen.Anlass für die Überarbeitung <strong>der</strong> bisherigen Richtlinien waren <strong>zum</strong> einen <strong>der</strong> Antrag A 21 desletzten <strong>Gewerkschaftstag</strong>es, <strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en aber auch die erfor<strong>der</strong>lichen Anpassungen an diegeltende Satzung.FrauenkonferenzenIm Frühjahr 2012 wurden in den Landesbezirken die Frauenkonferenzen durchgeführt; im Oktober2012 fand die zehnte <strong>NGG</strong>-Bundesfrauenkonferenz statt, erstmals im BZO und miteinem neuen Konzept: Die Delegierten haben sich ihre Anträge am zweiten Konferenztagselbst erarbeitet.Das Referat hat einen ausführlichen Tätigkeitsbericht vorgelegt.Das Motto <strong>der</strong> Konferenzen „stark.frauen in <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>“ wurde imHerbst 2011 mit drucktechnik, Hamburg erarbeitet; dazu wurdeauch ein neues Logo entwickelt.214Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenGewerkschaftliche BildungsarbeitSeminare mit und für Frauen werden vorrangig in den Landesbezirken und einigen Regionendurchgeführt. Traditionell bieten wir auf Bundesebene jährlich ein Wochenseminar in Zusammenarbeitmit Dr. Monika Niebuhr im BZO für Frauen im Betriebsrat an. Die Inhalte waren u. a.Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Entgeltungleichheit, Konfliktmanagement, wirtschaftlichesWissen für Betriebsrätinnen, Gesundheitsmanagement, psychische Belastungen imArbeitsalltag, Fachkräftemangel und lebenslanges Lernen sowie Arbeitszeitsouveränität fürBeschäftigte.4.2.4 Das ILO-Übereinkommen 189 <strong>zum</strong> Schutz <strong>der</strong> HausangestelltenEin Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeitskonferenz 2010 <strong>der</strong> Internationalen Arbeitsorganisation (ILO),einer Unterorganisation <strong>der</strong> UNO, war die Situation <strong>der</strong> Beschäftigten in <strong>der</strong> privaten Hauswirtschaft.In <strong>der</strong> Unterarbeitsgruppe Hauswirtschaft ging es u. a. um die Frage, ob es für dieBeschäftigten nur eine Entschließung o<strong>der</strong> ein Übereinkommen (Konvention) geben soll, <strong>der</strong>enInhalte auf Grundlage einer Umfrage in den einzelnen Län<strong>der</strong>n erarbeitet wurden. DieKonferenz hat sich in einer Kampfabstimmung für eine Konvention für die Hauswirtschaftausgesprochen.In <strong>der</strong> Folgekonferenz in 2011 wurde dann das Übereinkommen 189 endgültig beschlossen.Damit wurde <strong>der</strong> Status <strong>der</strong> Hausangestellten als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer völkerrechtlichanerkannt, sie können somit Rechte aus den jeweiligen nationalen Gesetzgebungeneinfor<strong>der</strong>n. Die Verabschiedung ist eine Erfolgsgeschichte <strong>der</strong> ILO, die es sich <strong>zum</strong> Auftraggemacht hat, weltweit menschenwürdige Arbeit zu schaffen.Das Übereinkommen muss jetzt von den nationalen Regierungen ratifiziert werden. Dazuwird es in Deutschland auch vonseiten des DGB Unterstützung geben.Ziel muss sein, auch in privaten Haushalten sozialversicherungspflichtige und Existenz sicherndeArbeitsplätze zu schaffen. Dass auch in diesem Sektor tarifpolitisch etwas zu bewegenist, beweist die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> seit vielen Jahren. Mit den Tarifverträgen zwischen <strong>der</strong><strong>NGG</strong> und dem DHB-Netzwerk Haushalt haben die betroffenen Beschäftigten – auch die geringfügigBeschäftigten – Ansprüche auf ein faires Einkommen, auf bezahlten Urlaub, Weihnachtsgeld,Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall etc.4.3 Ausländische Arbeitnehmerinnen und ArbeitnehmerWohnbevölkerungEnde 2011 lebten in <strong>der</strong> Bundesrepublik insgesamt rund 6,9 Millionen Migrantinnen und Migranten,das sind rund 8,47 Prozent <strong>der</strong> Wohnbevölkerung (81,8 Millionen). EU-Migrantinnenund -Migranten stellen einen Anteil von 37,5 Prozent, <strong>der</strong> Anteil dieser Gruppe ist mit <strong>der</strong> Erweiterung<strong>der</strong> EU auf 27 Staaten stark angestiegen. Die größte Gruppe <strong>der</strong> Migrantinnen undMigranten kommt aus <strong>der</strong> Türkei mit einem Anteil von 23,2 Prozent. Bei den EU-Bürgerinnenund -Bürgern stellt Italien die größte Gruppe, ihr Anteil an <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> ausländischenGeschäftsbericht 2008–2012 215


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenWohnbevölkerung liegt bei 7,5 Prozent. Der Frauenanteil an <strong>der</strong> gesamten ausländischenWohnbevölkerung liegt bei 48,8 Prozent.Mehr als 53 Prozent aller Migrantinnen und Migranten leben länger als acht Jahre in Deutschland,knapp 30 Prozent sogar länger als 25 Jahre.Ausländische Wohnbevölkerung im Bundesgebiet (31.12.2011)Staatsangehörigkeit Gesamt männlich weiblich Anteil am Gesamt(in Prozent)alle Nationalitäten 6.930.896 3.547.419 3.383.477 100,0Türkei 1.607.161 838.985 768.976 23,2EU 2.599.190 1.381.152 1.218.038 37,5darunter Italien 520.159 306.564 213.595 7,5darunter Polen 468.481 235.348 233.133 6,75Quelle: Statistisches Bundesamt, 2012BeschäftigungAm 31. Juni 2011 sind etwa 2,06 Millionen Personen ausländischer Herkunft sozialversicherungspflichtigbeschäftigt, das sind 7,3 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.Den größten Anteil stellen die Bürgerinnen und Bürger aus den EU-Län<strong>der</strong>n (EU 27) mit40,8 Prozent. Die Erwerbsquote ausländischer Frauen ist mit bundesweiten 38,6 Prozent gesunkenund beträchtlich niedriger als die <strong>der</strong> deutschen Frauen mit 70,7 Prozent.Während <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an <strong>der</strong> Gesamtzahl<strong>der</strong> versicherungspflichtig Beschäftigten bei 7,3 Prozent liegt, so stellen sie im Gastgewerberund 22,4 Prozent aller Beschäftigten.ArbeitslosigkeitEnde Dezember 2011 waren 470.212 Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit arbeitslos,<strong>der</strong> Frauenanteil lag bei 48,6 Prozent. Die Arbeitslosenquote betrug 15,8 Prozent. Die Anzahl<strong>der</strong> arbeitslosen Deutschen verringerte sich in 2011 um acht Prozent, die Abnahme beiausländischen Personen nur um sechs Prozent. Nach wie vor sind Auslän<strong>der</strong>innen und Auslän<strong>der</strong>wesentlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Deutsche. Ihre Arbeitslosenquote(bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) war im Jahresdurchschnitt mit 14,6 Prozent mehrals doppelt so hoch wie die <strong>der</strong> Deutschen mit 6,4 Prozent. Die Quoten haben um 1,1 bzw.um 0,6 Prozentpunkte abgenommen (Quelle: BA Jahresbericht 2011).Ausländische Kolleginnen und Kollegen in <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>Ende 2011 waren 15.829 ausländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Mitglied in <strong>der</strong>Gewerkschaft <strong>NGG</strong>.216Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenAusländische Mitglie<strong>der</strong> nach Wirtschaftsgruppen31.12.2006 31.12.2011gesamt männlich weiblich gesamt männlich weiblichSumme <strong>16.</strong>478 10.840 5.638 15.829 10.207 5.622darin enthaltenGetränke 1.638 1.554 84 1.504 1.429 75Getreide 2.688 1.919 769 2.796 1.926 870Fleisch/Fisch 2.209 1.336 873 2.068 1.213 785Milch/Fett 1.042 872 170 974 807 167Zucker 1.746 820 926 1.317 658 659Gastgewerbe 5.457 3.185 2.272 5.546 3.020 2.526In Leiharbeit kA kA kA 753 430 323Quelle: <strong>NGG</strong>, 2012Der Anteil <strong>der</strong> ausländischen Mitglie<strong>der</strong> hat sich vom 31. Dezember 2007 bis <strong>zum</strong> 31. Dezember2011 um 649 = 3,94 Prozent verringert (im Vergleich dazu hat sich die Gesamtmitglie<strong>der</strong>zahlum 2,73 Prozent reduziert). In den Wirtschaftsgruppen Getreide, Zucker und Gastgewerbeist <strong>der</strong> Gesamtanteil gestiegen; <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> weiblichen Mitglie<strong>der</strong> stieg im Gastgewerbeund in <strong>der</strong> Wirtschaftsgruppe Getreide.Arbeitnehmerfreizügigkeit und FachkräftemangelIm Mai 2011 ist auch in Deutschland und Österreich die EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit in Kraftgetreten: Beschäftigte aus Estland, Lettland, Litauen, Polen, Ungarn, Slowenien sowie aus <strong>der</strong>Slowakischen Republik und <strong>der</strong> Tschechischen Republik können nun auch in Deutschlandarbeiten. Die Prognosen über Zuwan<strong>der</strong>ung aus diesen Län<strong>der</strong>n waren sehr unterschiedlich.Die Bundesagentur hat im Dezember 2012 dazu folgende Zahlen veröffentlicht: Die Zahl <strong>der</strong>sozialversicherungspflichtig und ausschließlich geringfügig Beschäftigten aus den acht neuenMitgliedstaaten hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Im April 2011 waren227.000 Beschäftigte mit einer Staatsangehörigkeit aus einem dieser Län<strong>der</strong> in Deutschlandgemeldet. Im Oktober 2012 betrug die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten schon 372.000 und damit145.000 o<strong>der</strong> 64 Prozent mehr als im April 2011 und 88.000 o<strong>der</strong> 31 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.Mit <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung aus den EU-8-Län<strong>der</strong>n steigt das Risiko des Lohndumpings in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft.Dabei sind die Wan<strong>der</strong>arbeitenden das stärkste Problem: Durch Verlagerungvon Verleihfirmen ins Ausland und durch <strong>der</strong>en Entsendung von Beschäftigten nachDeutschland wird <strong>der</strong> Import von Dumpinglöhnen forciert. Gleichzeitig werden dadurch diein Deutschland geltenden Tarifverträge unterlaufen. Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> setzt sich daherfür die konsequente Umsetzung des Prinzips „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichenOrt“ ein und for<strong>der</strong>t einen gesetzlichen Mindestlohn für Deutschland, weil es nicht in allenBranchen Tarifpartner und damit Tarifverträge gibt. Darüber hinaus müssen Schlupflöcher imWerksvertragsrecht beseitigt werden.Geschäftsbericht 2008–2012 217


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenDie Situation im Gastgewerbe stellt sich etwas an<strong>der</strong>s dar. Hier ist <strong>der</strong> Anteil an ausländischenBeschäftigten traditionell höher, insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Systemgastronomie. Zugewan<strong>der</strong>te erhaltenerfahrungsgemäß in <strong>der</strong> Gastronomie leichter eine Arbeitserlaubnis als in an<strong>der</strong>en Sektoren.In <strong>der</strong> Zimmerreinigung und in den Spülküchen arbeiten daher überwiegend Migrantinnenund Migranten. Das Gastgewerbe zählt zu den Niedriglohnbereichen und ist stark prekarisiert:Je<strong>der</strong> zweite Job ist schon jetzt ein „Minijob“! Die Branche bekommt den demografischenWandel zu spüren: Die Ausbildungszahlen sind in allen gastronomischen Berufen rückläufig.Der Ruf nach ausländischen Fachkräften ist daher laut, gemeint sind aber billige Beschäftigte,um den Ausbildungsrückgang auszugleichen. Wir warnen davor: Im Gastgewerbemangelt es nicht an Fachkräften, son<strong>der</strong>n an „Guter Arbeit“. Nur durch eine Verbesserung <strong>der</strong>Rahmenbedingungen kann die Branche attraktiv werden. Dazu gehören u. a.: bessere Arbeits(zeit)bedingungen,bessere Bezahlung, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und alternsgerechteArbeitsbedingungen für eine älter werdende Belegschaft.Im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> kann es aufgrund eines Arbeitgeberverhaltens, das zunehmendausländische Kolleginnen und Kollegen missbraucht, um unsere Tarifverträge zu unterlaufen,zu weiteren problematischen und skandalösen Entwicklungen kommen. Lohndumpingund Hungerlöhne müssen bekämpft werden. Darum for<strong>der</strong>n wir u.a. die Einführung einesbranchenübergreifenden flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohnes in Deutschland.DGB-Projekt „Faire Mobilität“„Faire Mobilität – Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial, gerecht und aktiv“. Unter diesem Titel führt<strong>der</strong> DGB seit November 2011 ein Projekt zur Information, Beratung und Unterstützung vonArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus den mittel- und osteuropäischen Staaten durch.Dieses Projekt leistet einen Beitrag zur Herstellung von sozialen und gerechten Arbeitsbedingungenund zur Umsetzung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach gleicher Bezahlung am gleichen Ort.Irreguläre BeschäftigungDie soziale, rechtliche und gesellschaftliche Situation von Menschen mit irregulärem Status inDeutschland muss grundlegend verbessert werden. Die Bundesrepublik Deutschland musshierfür die Rahmenbedingungen schaffen. Der DGB und seine Gewerkschaften haben dazukonkrete For<strong>der</strong>ungen und Anregungen erarbeitet, die sich <strong>zum</strong> Teil an den Gesetzgeber richten,um <strong>zum</strong> einen angemessene rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen und <strong>zum</strong> an<strong>der</strong>enMenschen ohne regulären Aufenthalt bei <strong>der</strong> Durchsetzung ihrer Rechte zu unterstützen.Konzerninterne Entsendung von DrittstaatsangehörigenIm Juli 2010 wurde von <strong>der</strong> EU-Kommission <strong>der</strong> Entwurf für eine Richtlinie „über die Bedingungenfür die Einreise und den Aufenthalt von Drittstaatsangehörigen im Rahmen einerkonzerninternen Entsendung“ (KOM 2010(378) verabschiedet. Grundsätzlich bestehen Zweifelüber die Notwendigkeit einer spezifischen Richtlinie über konzerninterne Entsendung.Stattdessen könnte die Entsendung (bzw. Versetzung) von hoch qualifizierten Drittstaatsangehörigenim Rahmen <strong>der</strong> bereits bestehenden „Blue Card Richtlinie“ geregelt werden, <strong>zum</strong>aldies die erfor<strong>der</strong>liche Gleichbehandlung von verschiedenen Gruppen von Hochqualifiziertengarantieren würde. Unabhängig davon enthält <strong>der</strong> Entwurf zahlreiche problematische Bestimmungenund wird daher in <strong>der</strong> vorgelegten Fassung von den Gewerkschaften abgelehnt.218Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische Aufgaben4.4 SeniorenarbeitDie Seniorenarbeit im Berichtszeitraum hat durch die Verabschiedung einer neuen Arbeitsrichtliniedurch den <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand eine neue Grundlage erfahren. Auf ihrer Basis habensich in vielen Regionen neue Seniorenarbeitskreise (SAK) gebildet und eines ihrer Mitglie<strong>der</strong>in den Regionsvorstand entsendet.Auf Bundesebene nahm <strong>der</strong> Koordinierungs-Ausschuss Seniorenpolitik (KAS) seine Arbeit aufund löste damit die Arbeitsgruppe zur Seniorenpolitik ab. Ihm gehören je eine Vertreterino<strong>der</strong> ein Vertreter aus jedem Landesbezirk an:Landesbezirk Nord:Uwe WestphalLandesbezirk Nordrhein-Westfalen: Hans-Josef CremerLandesbezirk Bayern:Gertrud ZiegltrumLandesbezirk Südwest:Lothar SchlömerLandesbezirk Ost:Waltraud GrabbertAn den Sitzungen nimmt auch <strong>der</strong> von <strong>NGG</strong> für die Vertretung im DGB-Arbeitskreis Seniorenpolitikbenannte Kollege Heinz Pasterny teil. Der KAS hat im Berichtszeitraum zwei bis dreimalim Jahr getagt. Der Koordinierungs-Ausschuss Seniorenpolitik hat im Berichtszeitraum folgendeThemen behandelt:Entwicklung einer Handlungshilfe für die Seniorenarbeit auf Basis <strong>der</strong> neuen RichtlinieDie Arbeit an <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Handlungshilfe nahm einen Großteil <strong>der</strong> Zeit im KAS in Anspruch.Ziel war es, mit kurz gehaltenen Tipps Empfehlungen für verschiedene Aspekte in <strong>der</strong>Arbeit eines Seniorenarbeitskreises zu geben, ohne einen „Königsweg“ vorzugeben. Dabeispielte auch die Zusammenarbeit zwischen einem SAK und dem Regionsbüro bzw. den Regionsgeschäftsführerinnenund -geschäftsführern eine wichtige Rolle.Vor diesem Hintergrund hat <strong>der</strong> KAS die im Vorberichtszeitraum erstellten Ansätze für eineHandlungshilfe revidiert und in eigenständiger Arbeit eine neue Broschüre zusammengestellt.Sie wird in 2013 endgültig fertiggestellt und in den Regionen verteilt.Umsetzung <strong>der</strong> Richtlinie und Bildung von Seniorenarbeitskreisen in den RegionenDer KAS hat sich regelmäßig über den Stand <strong>der</strong> Seniorenaktivitäten in den Regionen nach<strong>der</strong> Verabschiedung <strong>der</strong> Richtlinien Kenntnis verschafft. Erfreulich ist, dass sich im Berichtszeitraumin allen Landesbezirken neue Seniorenarbeitskreise gebildet haben. Die Mitglie<strong>der</strong> desKAS haben die Neugründung und die ersten Schritte aktiv unterstützt.Koordinierung von Seniorenaktivitäten in Regionen und LandesbezirkenDurch die wechselseitigen Berichte haben die Mitglie<strong>der</strong> des KAS Anregungen für Aktivitätenund Veranstaltungen in den Regionen ihres Landesbezirks erhalten. In fast allen Landesbezirkenhaben weiterhin Erfahrungstreffen <strong>der</strong> Seniorenarbeitskreise unter Koordination <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>des Koordinierungs-Ausschusses Seniorenpolitik stattgefunden.Geschäftsbericht 2008–2012 219


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenMitglie<strong>der</strong>entwicklung im Bereich <strong>der</strong> Seniorinnen und Senioren und möglicheAktivitäten zur Rückgewinnung kündigen<strong>der</strong> Seniorinnen und SeniorenDie Mitglie<strong>der</strong>entwicklung im Bereich <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Seniorinnen und -Senioren ist an<strong>der</strong>s als fürdie übrigen Mitglie<strong>der</strong>gruppen im Berichtszeitraum lei<strong>der</strong> keine „Erfolgsgeschichte“. Betrug<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Seniorinnen und Senioren im Dezember 2007 noch 16,6 Prozent, so sank er<strong>zum</strong> 31. Dezember 2012 auf 14,8 Prozent. Die absolute Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> sank um mehr als4.000, die Gesamtzahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> lediglich um ca. 1.700.Der KAS hat die Zahlen mehrfach analysiert. Ein entscheiden<strong>der</strong> Grund für den Mitglie<strong>der</strong>verlustist die Kündigung vieler Mitglie<strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e in den ersten beiden Jahren, nachdemsie aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Um diese Zahl zu verbessern, hat <strong>der</strong> KAS einen Vorschlagzur frühzeitigen Ansprache von Mitglie<strong>der</strong>n noch vor dem Wechsel in die Nachberuflichkeitentwickelt und in die Handlungshilfe aufgenommen. Weiterhin sind erste Schritte hinzu einem Projekt „Senioren halten Senioren“ unternommen worden, in dem aktive Seniorinnenund Senioren sich mit Telefonanrufen und persönlichen Gesprächen mit kündigendenKolleginnen und Kollegen unterhalten und sie von <strong>der</strong> Fortsetzung ihrer Mitgliedschaft bei<strong>NGG</strong> und <strong>der</strong> Mitwirkung in <strong>der</strong> Seniorenarbeit überzeugen. Zum Ende des Berichtszeitraumsstand die Ermittlung einer Pilotregion auf <strong>der</strong> Tagesordnung.Weiterentwicklung <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit für Seniorinnen und Senioren im Internetund <strong>der</strong> ‚einigkeit’Der Koordinierungs-Ausschuss Seniorenpolitik hat für die Präsentation <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Seniorenarbeitauf <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Homepage einige Seiten mit wichtigen Informationen zusammengestellt.Ziel war es, einem auf den Altersübergang zusteuernden Mitglied Informationen über dieVorteile <strong>der</strong> Mitgliedschaft als Seniorin o<strong>der</strong> Senior und wichtige Tipps zu geben und auf dieMöglichkeit zur Mitwirkung in den Seniorenarbeitskreisen hinzuweisen.Weiterhin hat <strong>der</strong> KAS regelmäßig Themen für die Berichterstattung über die Seniorenarbeitin <strong>der</strong> ‚einigkeit’ zusammengetragen. Das selbst gesteckte Ziel, in je<strong>der</strong> Ausgabe einen ausführlichenBericht über Aktivitäten in Regionen o<strong>der</strong> neue Seniorenarbeitskreise liefern zukönnen, wurde zwar nicht ganz erreicht, doch ist die Präsenz von „Seniorenthemen“ im gesamtenBerichtszeitraum deutlich verbessert worden.5. Finanzen und RechnungswesenIm Berichtszeitraum vom 1. Januar 2008 bis 31. Dezember 2012 umfasste die Finanz- und Vermögensverwaltung<strong>der</strong> Hauptverwaltung folgende Arbeitsbereiche:• Mitglie<strong>der</strong>bestandsverwaltung (Beitrags- und Leistungswesen, Mahnwesen, Mitglie<strong>der</strong>statistik)• Finanz- und Rechnungswesen (Finanzbuchhaltung, Abrechnung mit Landesbezirken undRegionen)• Innere Verwaltung (KFZ- und Versicherungsangelegenheiten, Post- und Telefonstelle, Inventar-und Materialverwaltung, Einkauf )• Vermögens-, Haus- und Grundstücksverwaltung über die Vermögensverwaltungs- undTreuhandgesellschaft <strong>der</strong> Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mbH220Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenMitglie<strong>der</strong>entwicklungIm Berichtszeitraum ist die Mitglie<strong>der</strong>zahl um 0,8 Prozent auf 206.203 zurückgegangen. Diesist eine deutliche Verbesserung gegenüber <strong>der</strong> vorherigen Legislatur, in <strong>der</strong> die Mitglie<strong>der</strong>zahlum 15,2 Prozent sank. Trotz des Mitglie<strong>der</strong>verlustes gibt es mehrere erfreuliche Entwicklungen:• Echte Mitglie<strong>der</strong>verluste hat <strong>NGG</strong> nur in den ersten beiden Jahren des Berichtszeitraumshinnehmen müssen. Seit 2010 haben wir positive Zahlen zu vermelden: 2010 stieg die Mitglie<strong>der</strong>zahlum 1,0 Prozent, 2011 wurde die Mitglie<strong>der</strong>zahl fast auf die letzte Stelle gehalten,in 2012 konnten wir wie<strong>der</strong>um ein Plus von 0,3 Prozent erzielen.• Die Zahl <strong>der</strong> Erwerbstätigen Mitglie<strong>der</strong> ist in jedem Jahr des Berichtszeitraums gestiegen,insgesamt um mehr als 7.000 Mitglie<strong>der</strong>. Der Anteil <strong>der</strong> Erwerbstätigen liegt am 31. Dezember2012 bei 79,2 Prozent gegenüber 75,1 Prozent <strong>zum</strong> 31. Dezember 2012.• Die Zahl <strong>der</strong> Abgänge pro Jahr ist im Berichtszeitraum um 15,4 Prozent gesunken.Entwicklung <strong>der</strong> Wirtschaftsgruppen2007 2012 Verän<strong>der</strong>ungAnzahl in Prozent Anzahl in Prozent Anzahl in ProzentGetränke 24.259 15,5 23.167 14,2 -1.092 -1,3Getreide 30.283 19,4 34.073 20,6 3.290 1,2Fisch/Fleisch 17.146 11,0 <strong>16.</strong>385 10,0 -761 -0,9Milch/Fett 12.592 8,1 13.312 8,2 720 0,1Zucker 15.005 9,6 13.261 8,1 -1.744 -1,5Obst/Gemüse 5.508 3,5 5.931 3,6 423 0,1Tabak 4.147 2,7 3.831 2,3 -316 -0,3Hotels/Gaststätten 35.173 22,5 39.902 24,4 4.729 1,9Genossenschaften 1.645 1,1 1.187 0,7 -458 -0,3Sonstige Erwerbstätige 62.189 24,9 55.154 20,8 -8.843 -4,1Erwerbstätige gesamt 207.947 100 206.203 100 -1.744 -0,8*Anteil in Prozent; Quelle: <strong>NGG</strong>, 2013Geschäftsbericht 2008–2012 221


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenFinanz- und RechnungswesenDie Finanzpolitik <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> hat sich im Berichtszeitraum auf verschiedene Schwerpunkte konzentriert:Sicherung und Verbesserung <strong>der</strong> BeitragseinnahmenDie Entwicklung <strong>der</strong> Beitragseinnahmen ist im Berichtszeitraum durchweg erfreulich zuwerten. Nachdem zwischen 1992 und 2006 die Einnahmen stets rückläufig waren, ist dasBeitragsaufkommen von 2008 bis 2012 um fast 3,2 Millionen Euro gestiegen (+9,8 Prozent).Dieses Ergebnis ist zu einem großen Teil das Resultat guter Tarifpolitik, die durch Tariferhöhungenauch die Beitragseinnahmen nachhaltig gesichert hat. Darüber hinaus habenauch die bereits im Berichtszeitraum 2003-07 eingeleiteten aktiven Maßnahmen zur Optimierungdes <strong>NGG</strong>-Mahnwesens, zur Überwachung <strong>der</strong> Beitragsermäßigungen und zurVermin<strong>der</strong>ung von Rückläufern die positive Beitragsentwicklung gesichert.Kostenmanagement im Personal- und SachkostenbereichTrotz Stabilisierung <strong>der</strong> Einnahmenseite galt es, weiterhin die laufenden Aufwendungendurch konsequentes Kostenmanagement zu stabilisieren.• vereinbarungzur Altersteilzeit für die Personalentwicklung und die Stabilisierung <strong>der</strong>Personalkosten. Dabei galt es aber auch, durch rechtzeitige Ausbildung und Einstellungjüngerer Kolleginnen und Kollegen für eine Kontinuität in <strong>der</strong> Verfolgung <strong>der</strong> gewerkschaftlichenAufgaben zu sorgen. Aus diesem Grund konnten im Berichtszeitraum imBereich <strong>der</strong> Personalkosten keine Entlastungen verzeichnet werden, jedoch sind insbeson<strong>der</strong>eim Verwaltungsbereich <strong>der</strong> Hauptverwaltung einige frei gewordene Stellennicht erneut besetzt worden.• durch eine Arbeitsgruppe des Hauptvorstands erneut beleuchtet. Die von <strong>der</strong> Arbeitsgruppeentwickelten Maßnahmen betrafen eine weitere Konsolidierung <strong>der</strong> EDV-Kosten(bei erheblich höherem Leistungsvolumen <strong>der</strong> eingesetzten Hard- und Software deutlicheReduzierung <strong>der</strong> Kostenseite), mit Einsparungen von Druck- und Versandkosten beiMitgliedsausweisen, Telefon- und Reisekosten sowie bei einigen speziellen Betriebskostenin <strong>der</strong> Hauptverwaltung konnten im Berichtszeitraum nachhaltige Verbesserungenerzielt werden.Einnahmen/Ausgaben (in Euro)BeitragseinnahmenAusgaben2008 32.961.845 38.773.7952009 33.531.705 41.176.3332010 34.162.567 39.795.6752011 35.109.187 38.006.1472012 35.845.426 38.514.112Quelle: <strong>NGG</strong>, 2013222Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenEinnahmen nach Landesbezirken (in Euro)2008 2009 2010 2011 2012Nord 8.529.211 8.626.724 8.760.270 8.986.651 9.146.344Nordrhein-Westfalen 7.239.117 7.305.975 7.468.623 7.680.893 7.937.289Bayern 5.293.014 5.377.839 5.551.302 5.774.832 5.847.832Hessen/Rhl.-Pf./Saar 4.443.766 4.435.604 4.458.933Baden-Württemberg 3.436.319 3.437.466 3.510.346Südwest 8.122.764 8.276.935Ost 4.253.653 4.348.099 4.413.092 4.544.046 4.637.025Gesamt 33.195.080 33.531.705 34.162.567 35.109.187 35.845.426Quelle: <strong>NGG</strong>, 2013Geschäftsbericht 2008–2012 223


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenAusgabenübersicht (in Euro)2008 (€) 2009 (€) 2010 (€) 2011 (€) 2012 (€)Beitragseinnahmen 33.195.080 33.531.705 34.162.567 35.109.187 35.845.426Leistungen an Mitglie<strong>der</strong>Unterstützungen* 642.917 573.553 634.235 573.559 523.860Rechtsschutz* 256.245 153.877 146.606 129.222 152.595Leistungen an Mitglie<strong>der</strong> 899.162 727.430 780.841 702.781 676.455politische ArbeitWirtschaftsgruppenarbeit* 545.366 548.689 501.433 583.669 632.771Junge <strong>NGG</strong> 230.081 252.744 242.464 303.295 347.248Frauenpolitik 79.947 92.563 77.558 102.057 130.684Betriebspolitik* 110.760 58.016 91.084 84.211 51.926Internationales (ohne Beiträge) 25.129 59.138 27.609 31.765 61.775Presse-/Öffentlichkeitsarbeit 93.471 83.079 67.174 89.104 66.307Mitglie<strong>der</strong>zeitung 'einigkeit' 309.771 253.748 254.027 249.619 244.933Politische Kampagnen 150.000 - 300.000 491.244 265.350Organisationsentwicklung 282.603 259.500 214.323 256.220 246.088Rückstellungen Organis.wahlen 357.000 312.270 351.000 224.440 460.007Beratungen/Tagungen* 240.420 381.241 237.743 226.911 259.063politische Arbeit gesamt 2.424.548 2.300.988 2.364.416 2.642.535 2.766.153BeiträgeBeiträge DGB/IUL/EFFAT* 4.607.763 4.662.555 4.794.923 4.843.502 4.965.381Beitragsanteile Regionen 4.979.262 5.029.756 5.124.385 5.266.378 5.376.814Beiträge gesamt 9.587.025 9.692.310 9.919.308 10.109.880 10.342.195PersonalkostenPersonalkosten 17.457.885 17.603.929 17.964.143 18.008.198 18.361.632Unterstützungskasse 3.091.190 3.158.196 3.273.642 3.007.564 2.887.749HPR 544.423 502.344 483.004 473.277 561.248Personalkosten gesamt 21.093.497 20.931.394 21.496.007 21.489.039 21.810.629SachkostenSachkosten Hauptverwaltung 1.468.436 1.347.344 1.182.697 1.061.369 1.060.085Sachkosten Landesbezirke 573.248 599.389 614.673 508.373 566.606EDV-Kosten 1.111.620 1.126.245 1.003.107 939.247 930.098Rückstellungen 1.6<strong>16.</strong>259 4.451.233 2.434.626 552.922 361.891Sachkosten gesamt 4.769.563 7.524.210 5.235.103 3.061.911 2.918.680Ausgaben gesamt 38.773.795 41.176.333 39.795.675 38.006.147 38.514.112* Bestandteile s. einzelne Aufstellung; Quelle: <strong>NGG</strong>, 2013224Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenAusgabenübersicht <strong>der</strong> Einzelbereiche (in Euro)2008 (€) 2009 (€) 2010 (€) 2011 (€) 2012 (€)UnterstützungenFreizeitunfallversicherung 163.734 146.053 259.693 212.147 190.685Altersunterstützung 265.063 209.208 171.483 154.687 143.540Hinterbliebenenunterstützung 203.198 201.254 184.964 183.785 168.088Notfallunterstützungen 500 4.906 1.200 2.600 3.350Jubilare 10.422 12.132 <strong>16.</strong>895 20.341 18.197Unterstützungen gesamt 642.917 573.553 634.235 573.559 523.860RechtsschutzArbeitsrechtsschutz 238.992 148.691 139.414 117.871 146.155Sozialrechtsschutz 8.172 5.186 3.391 3.857 1.512Gutachten 9.081 - 3.800 7.494 4.928Rechtsschutz gesamt 256.245 153.877 146.606 129.222 152.595WirtschaftsgruppenarbeitAllgemeine Tarifarbeit 1.366 37.440 27.789 36.379 28.712Getränkewirtschaft 157.604 180.369 139.098 107.379 136.356Getreidewirtschaft/Handwerk 93.858 83.897 74.983 101.780 121.661Zucker, Süßwaren, Nestlé,20.425 33.433 31.271 53.593 35.116UnileverMilch und Fette 71.380 63.782 76.188 78.064 72.835Fleisch, Fisch, Kühlhäuser 48.064 14.419 28.211 <strong>16.</strong>651 19.999Tabak 28.788 30.434 21.894 23.675 33.503Obst, Gemüse 31.928 35.194 25.931 37.249 53.536Gastgewerbe/Hauswirtschaft 91.830 68.254 75.786 128.899 131.053Handel 126 1.467 282 - -Wirtschaftsgruppenarbeit 545.366 548.689 501.433 583.669 632.771BetriebspolitikBetriebspolitik 76.555 27.638 59.521 40.474 29.155Sozialpolitik 34.205 30.378 31.563 43.737 22.771Betriebspolitik 110.760 58.016 91.084 84.211 51.926BeiträgeDGB 4.107.011 4.146.516 4.222.478 4.213.102 4.301.451IUL 308.323 325.291 374.440 423.975 449.493EFFAT 192.429 190.748 198.005 206.425 214.437Beiträge DGB/IUL/EFFAT 4.607.763 4.662.555 4.794.923 4.843.502 4.965.381Quelle: <strong>NGG</strong>, 2013Geschäftsbericht 2008–2012 225


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische AufgabenVermögens-, Haus- und GrundstücksverwaltungDie Vermögensverwaltungs- und Treuhandgesellschaft <strong>der</strong> Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mbH verwaltet für die <strong>NGG</strong> Grundstücke und Gebäude, Beteiligungen, Wertpapiere,vergebene Darlehen und das Umlaufvermögen.Vermögensausweis (in Prozent)2008 2009 2010 2011 2012Grundstücke und Gebäude 10,9% 10,9% 10,1% 10,0% 8,9%Beteiligungen 0,3% 0,3% 0,3% 0,3% 0,3%Wertpapiere 77,8% 77,0% 78,3% 81,3% 81,1%Langfristige Darlehen 6,8% 6,8% 6,4% 6,3% 5,6%Umlaufvermögen 4,2% 5,1% 4,9% 2,2% 4,1%100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0%Quelle: <strong>NGG</strong>, 2013Grundstücke und Gebäude:• 2 Geschäftsgebäude in Hamburg• 1 Geschäftsgebäude in BerlinBeteiligungen:• Deutsche Presse-Agentur GmbH (dpa) Bonn• Gewerkschaftliche Immobiliengesellschaft für Restitutionsobjekte mbH (GIRO),Frankfurt/Main• Index „Gute Arbeit“ des DGB mbH, Berlin• Union KIT GmbHWertpapiere:• Die Wertpapiere wurden überwiegend in einem ausschließlich für die VTG bestehendengeschlossenen Spezialfonds angelegt.Langfristige Darlehen:• Darlehensfor<strong>der</strong>ungen bestehen gegenüber dem Bildungszentrum Oberjosbach.Umlaufvermögen:Das Umlaufvermögen umfasst jeweils Bargeldbestände, Bankguthaben und kurzfristige For<strong>der</strong>ungen.226Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Abschnitt 4: <strong>NGG</strong> stärken – organisationspolitische Aufgaben5.1 Revisionen durch die HauptverwaltungDie <strong>NGG</strong> prüft auf allen Ebenen, ob die ihr anvertrauten Mitgliedsbeiträge satzungsgemäßverwendet werden.Dazu gehören die regelmäßig halbjährlich stattfindenden Revisionen <strong>der</strong> ehrenamtlichen Revisionskommissionenim Rahmen <strong>der</strong> Abschlüsse direkt in den Regionskassen. Zusätzlich werdenRevisionen durch die Hauptverwaltung auf Anfor<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> aus gegebenem Anlassdurchgeführt.Insbeson<strong>der</strong>e, wenn in den Regionen ein Wechsel in <strong>der</strong> Geschäftsführung o<strong>der</strong> bei den mitden Kassengeschäften beauftragten hauptamtlichen Beschäftigten stattfindet, ist es sinnvoll,eine zusätzliche Revision durchzuführen.Im Berichtszeitraum sind bundesweit 38 Revisionen in den Regionen durchgeführt worden,meist weil Kolleginnen und Kollegen in die Freistellungsphase <strong>der</strong> Altersteilzeit gegangen sind.Im Ergebnis kann für alle Revisionen mitgeteilt werden, dass die Beitragseinnahmen grundsätzlichverantwortungsvoll für die Durchführung <strong>der</strong> Geschäfte in den Regionen eingesetztwerden. Dennoch gibt es aus diesen Revisionsberichten auch einzelne, meist technische Hinweise,die das Buchungsverfahren und damit die Nachvollziehbarkeit <strong>der</strong> Verwendung unsererMitgliedsbeiträge betreffen.Die aus den Prüfungen entstehenden Revisionsberichte werden vom GeschäftsführendenHauptvorstand zur Kenntnis genommen, dann dem/<strong>der</strong> zuständigen Landesbezirksvorsitzendenund <strong>der</strong> Region zur Verfügung gestellt. Die Regionsgeschäftsführung gibt diesen Berichtdann dem örtlichen Vorstand und <strong>der</strong> Revisionskommission zur Kenntnis.Schulung <strong>der</strong> ehrenamtlichen RevisionskommissionenZu den Aufgaben dieses Arbeitsbereiches gehört auch die Qualifikation <strong>der</strong> ehrenamtlichenKolleginnen und Kollegen. Dazu wurde ein neues Konzept einer Tagesschulung entwickelt.Diese Tagesschulung wurde erstmalig in 2012 in Düsseldorf durchgeführt. Fünf Regionen ausdem Landesbezirk Nordrhein-Westfalen haben zu diesem Termin Teilnehmende entsandt.Durch diese Qualifikation erhoffen wir uns, die Revision von ehrenamtlichen Kolleginnen undKollegen so zu gestalten, dass kurzfristig vor Ort auf mögliche Fehlentwicklungen schnell reagiertwerden kann.Geschäftsbericht 2008–2012 227


228Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Anhang 1:Die <strong>NGG</strong>-OrganisationsstrukturenAnhang 2:Vertretung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> in nationalenund internationalen GremienGeschäftsbericht 2008–2012 229


Landesbezirke und RegionenIm Berichtszeitraum hat es verschiedene Verän<strong>der</strong>ungen in den <strong>NGG</strong>-Regionen gegeben, diesbetrifft überwiegend die Geschäftsführenden <strong>der</strong> Regionen.Nach Anträgen <strong>der</strong> Landesbezirksvorstände Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar und Baden-Württemberg wurde auf einstimmigen Beschluss des Hauptvorstandes vom 30. November/1. Dezember 2010 <strong>der</strong> neue Landesbezirk Südwest gebildet.Angegeben sind in dieser Übersicht jeweils die Landesbezirksvorsitzenden und dieGeschäftsführenden am 31. Dezember 2012.230Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Landesbezirk NordLandesbezirksvorsitzen<strong>der</strong>: Dr. Herbert GrimbergHaubachstr. 74, 22765 HamburgRegion Bremen-Weser-ElbeGeschäftsführer: Dieter NickelHillmannplatz 6, 28195 BremenRegion Mecklenburg-VorpommernGeschäftsführer: Mario KleppTilly-Schanzen-Str. 17, 17033 NeubrandenburgRegion Hamburg-ElmshornGeschäftsführer: Lutz TillackBesenbin<strong>der</strong>hof 60, 20097 HamburgRegion Oldenburg–OstfrieslandGeschäftsführer: Matthias BrümmerBahnhofsplatz 8, 26122 Oldenburg/Old.Region HannoverGeschäftsführer: Thomas BernhardGoseriede 8, 30159 HannoverRegion OsnabrückGeschäftsführer: Bernhard HemsingBlumenhaller Weg 148, 49078 OsnabrückRegion LübeckGeschäftsführer: Dirk HimmelmannHolstentorplatz 1-5, 23552 LübeckRegion Schleswig–Holstein NordGeschäftsführer: Finn PetersenLegienstr. 22, 24103 KielRegion LüneburgGeschäftsführerin: Silke KettnerHeiligengeiststr. 28, 21335 LüneburgRegion Süd-Ost-Nie<strong>der</strong>sachsenGeschäftsführer: Manfred TessmannWilhelmstr. 5, 38100 BraunschweigGeschäftsbericht 2008–2012 231


Anhang 1: Die <strong>NGG</strong>-OrganisationsstrukturenLandesbezirk Nordrhein-WestfalenLandesbezirksvorsitzen<strong>der</strong>: Thomas GaugerWiesenstr. 70 A/1, 40549 DüsseldorfRegion AachenGeschäftsführer: Peter MoggaDennewartstr. 17, 52068 AachenRegion Bielefeld-HerfordGeschäftsführerin: Gabriele BöhmMarktstr. 8, 33602 BielefeldRegion Bünde–Lübbecke–MindenGeschäftsführerin: Gabriele BöhmMarktstr. 8, 33602 BielefeldRegion Detmold–Pa<strong>der</strong>bornGeschäftsführer: Armin WieseMarktstr. 8, 33602 BielefeldRegion DortmundGeschäftsführer: Manfred SträterOstwall 17-21, 44135 DortmundRegion Düsseldorf–WuppertalGeschäftsführer: Dieter SchormannWiesenstr. 70 A/1, 40549 DüsseldorfRegion KölnGeschäftsführer: Ernst BuschHans–Böckler–Platz 1, 50672 KölnRegion Krefeld–NeussGeschäftsführerin: Ina Korte–GrimbergWiesenstr. 70 A/1, 40549 DüsseldorfRegion MünsterlandGeschäftsführer: Mohamed BoudihJohann-Krane-Weg 16, 48149 MünsterRegion NordrheinGeschäftsführer: Hans–Jürgen HuferIm Lipperfeld 33, 46047 OberhausenRegion RuhrGeschäftsführerin: Yvonne SachtjeIm Lipperfeld 33, 46047 OberhausenRegion SüdwestfalenGeschäftsführer: Helge AdolphsKörnerstr. 43, 58095 HagenRegion Gelsenkirchen-HertenGeschäftsführerin: Yvonne SachtjeIm Lipperfeld 33, 46047 Oberhausen232Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Anhang 1: Die <strong>NGG</strong>-OrganisationsstrukturenLandesbezirk BayernLandesbezirksvorsitzen<strong>der</strong>: Hans HartlSchwanthaler Str. 64–66, 80336 MünchenRegion AllgäuGeschäftsführer: Peter SchmidtHirnbeinstr. 3, 87435 KemptenRegion OberpfalzGeschäftsführer: Rainer Reißfel<strong>der</strong>Richard-Wagner-Straße 5, 93055 RegensburgRegion MünchenGeschäftsführer: Freddy AdjanSchwanthalerstr. 64-66, 80336 MünchenRegion Rosenheim–OberbayernGeschäftsführer: Georg Schnei<strong>der</strong>Brixstr. 2, 83022 RosenheimRegion Nie<strong>der</strong>bayernGeschäftsführer: Kurt HaberlAm Banngraben 16, 84030 LandshutRegion SchwabenGeschäftsführer: Tim LubeckiAm Katzenstadel 34, 86152 AugsburgRegion Nürnberg–FürthGeschäftsführerin: Regina SchleserKornmarkt 5-7, 90402 NürnbergRegion UnterfrankenGeschäftsführer: Ibrahim OcakBeethovenstr. 1a, 97080 WürzburgRegion OberfrankenGeschäftsführer: Michael GrundlBahnhofstr. 1, 95444 BayreuthGeschäftsbericht 2008–2012 233


Anhang 1: Die <strong>NGG</strong>-OrganisationsstrukturenLandesbezirk SüdwestLandesbezirksvorsitzen<strong>der</strong>: Uwe HildebrandtWilli–Bleicher–Str. 20, 70174 StuttgartRegion Baden-Württemberg SüdGeschäftsführer: Markus SonnenscheinSchwarzwaldstr. 30, 78224 SingenRegion Darmstadt-MainzGeschäftsführer: Udo LöwenbrückRheinstr. 50, 64283 DarmstadtRegion HeilbronnGeschäftsführer: Burkhard SiebertGartenstr. 64, 74072 HeilbronnRegion Mannheim–HeidelbergGeschäftsführer: Elwis CapeceHans-Böckler-Str. 1, 68161 MannheimRegion Mittelbaden–NordschwarzwaldGeschäftsführer: Elwis CapeceEttlinger Str. 3 A, 76137 KarlsruheRegion MittelhessenGeschäftsführer: Andreas Kampmann (komm.)Walltorstr. 17, 35390 GießenRegion MittelrheinGeschäftsführer: Roland HennMoselring 5, 56068 KoblenzRegion Schwarzwald-HochrheinGeschäftsführer: Claus-Peter WolfHebelstr. 10, 79104 FreiburgRegion NordhessenGeschäftsführer: Andreas KampmannSpohrstr. 6-8, 34117 KasselRegion StuttgartGeschäftsführer: Dieter KindlerWilli–Bleicher–Str. 20, 70174 StuttgartRegion PfalzGeschäftsführer: Holger WinkowFriedrichstr. 39, 67433 Neustadt/Weinstr.Region TrierGeschäftsführerin: Christel MartinHerzogenbuscher Str. 52, 54292 TrierRegion Rhein-MainGeschäftsführer: Peter-Martin CoxWilhelm–Leuschner–Str. 69-77, 60329 Frankfurt/MainRegion Ulm–Aalen-GöppingenGeschäftsführerin: Karin Brugger (komm.)Weinhof 23, 89073 UlmRegion SaarGeschäftsführer: Mark BaumeisterFritz–Dobisch–Str. 12, 66111 Saarbrücken234Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Anhang 1: Die <strong>NGG</strong>-OrganisationsstrukturenLandesbezirk OstLandesbezirksvorsitzende: Petra SchwalbeGotzkowskystr. 8, 10555 BerlinLandesbezirk OstLandesbezirksvorsitzende: Petra SchwalbeGotzkowskystr. 8, 10555 BerlinRegion MagdeburgGeschäftsführer: Holger WillemOtto–von–Guericke–Str. 6, 39104 MagdeburgRegion Berlin-BrandenburgGeschäftsführer: Uwe LedwigGotzkowskystr. 8, 10555 BerlinRegion ThüringenGeschäftsführerin: Christel SemmischSchmidtstedter Ufer 26, 99084 ErfurtRegion Dresden-ChemnitzGeschäftsführer: Volkmar HeinrichSchützenplatz 14, 01067 DresdenRegion Leipzig-Halle-DessauGeschäftsführer: Jörg MostZinksgartenstr. 14, 06108 HalleGeschäftsbericht 2008–2012 235


Anhang 1: Die <strong>NGG</strong>-OrganisationsstrukturenDie HauptverwaltungVorstandsbereich 1Vorsitzen<strong>der</strong>SekretärinFranz-Josef MöllenbergGarnet SchnoorAufgabenbereiche:• Vertretung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> nach innen und außen• Grundsatzpolitik• Öffentlichkeitsarbeit/Presse• Redaktion, Homepage, Intranet• Wirtschaft• Lebensmittelpolitik• Internationales/Europa• Organisationspolitik• Organisationsentwicklung• Werbung• Veranstaltungsorganisation• Gewerkschaftspolitische Bildung• PersonalVorstandssekretärPressesprecherinKlaus SchroeterKarin VladimirovReferatsleiterinnen und Referatsleiter/Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter:Jonas Bohl (ab September 2011)Bettina ErwinHeidi FloiglMicha HeilmannHolger Kloft (bis Januar 2010)Ulrich PohlSilvia Tewes236Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Anhang 1: Die <strong>NGG</strong>-OrganisationsstrukturenVorstandsbereich 2Stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong>SekretärinClaus-Harald GüsterSusanne BirkeAufgabenbereiche:• Tarifpolitik (außer Hotel- und Gaststättengewerbe)• Betriebspolitik/Betriebsräte (außer Hotel- und Gaststättengewerbe)• Betreuung von Gesamt- und Konzernbetriebsräten (außer Hotel- und Gaststättengewerbe)• Europäische Betriebsräte (außer Hotel- und Gaststättengewerbe)• Branchenpolitik• Industrie- und Strukturpolitik• Handwerk• Arbeitsrecht• Rechtsschutz• Fragen <strong>der</strong> Mitbestimmung• AufsichtsräteWirtschaftsgruppen- und Referatsleiterinnen und -leiter:Michael BergstreserPeter Dunkel (ab 8. August 2011)Wolfgang Endling (bis 13. September 2009)Ulf Henselin (ab 15. August 2011)Bernd MaiwegClemens Müller (bis 30. Juni 2009)Karsten RotheHeinz Süßelbeck (bis 31. Juli 2011)Peter StörlingUwe Witt (bis 31. Dezember 2009)Rechtsabteilung:Micha HeilmannSabine MöllerHakan UlucayGeschäftsbericht 2008–2012 237


Anhang 1: Die <strong>NGG</strong>-OrganisationsstrukturenVorstandsbereich 3Stellvertretende VorsitzendeMichaela RosenbergerSekretärin Gabriela Muske (bis 30. November 2011)Annette Greffenius (ab 1. Dezember 2011)Aufgabenbereiche:• Gastgewerbe• Hauswirtschaft• junge<strong>NGG</strong>• Frauen- und Gleichstellungspolitik• Senioren• Sozialpolitik• Berufliche Bildung• Finanz- und Vermögensverwaltung• Mitglie<strong>der</strong>bestandsverwaltung• Innere Verwaltung• EDV und Bürokommunikation• Zentraler ServiceWirtschaftsgruppen- und Referatsleiterinnen und -leiter:Eduard Bohner (bis 30. April 2009)Nadine Boltersdorf (ab 1. August 2012)Gerd-Joachim LangeckerBirgit PitschErnst-Oliver SchulteAndreas Massoud YasseriGuido Zeitler238Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Anhang 1: Die <strong>NGG</strong>-OrganisationsstrukturenVertretung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> in nationalenund internationalen GremienDeutscher Gewerkschaftsbund (DGB)BundesvorstandFranz-Josef MöllenbergBundesausschussFranz-Josef MöllenbergClaus-Harald GüsterMichaela RosenbergerThomas GaugerPetra Schwalbe (seit 05/2011)Delegierte <strong>zum</strong> 19. DGB-Kongress <strong>16.</strong> bis 20. Mai 2010, BerlinFranz-Josef MöllenbergClaus-Harald GüsterMichaela RosenbergerSuzann DrätherManuela FackNadine FinkFrank HeineBernhard HemsingFriedrich HeuermannReinhold HofbauerAnnegret KleineKerstin MeißnerXaver MerkMarkus SchürmeyerPetra SelchowDGB-Bundesausschuss-Mitglie<strong>der</strong>Thomas GaugerHerbert GrimbergHans HartlPetra SchwalbeGastteilnehmerUwe HildebrandtMicha HeilmannKlaus SchroeterGeschäftsbericht 2008–2012 239


Anhang 2: Vertretung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> in nationalen und internationalen GremienDGB-Kommissionen, -Ausschüsse und -Arbeitskreise:HaushaltskommissionFranz-Josef MöllenbergBundesfrauenausschussMichaela RosenbergerBundesjugendausschuss Gerd-Joachim Langecker (bis 31. Juli 2012)Nadine Boltersdorf (ab 1. August 2012)FinanzausschussMichaela RosenbergerIndustrie- und DienstleistungspolitikFranz-Josef MöllenbergOrganisationspolitischer AusschussKlaus SchroeterPersonalausschussUlrich PohlSozialpolitischer AusschussMichaela RosenbergerTarifpolitischer AusschussClaus-Harald GüsterAK EuropapolitikKlaus SchroeterAK ArbeitsschutzErnst-Oliver SchulteAK BetriebsräteMicha HeilmannAK EnergiepolitikMicha HeilmannAK HandwerkJoachim SophaAK MigrationBirgit PitschAK MitbestimmungSabine MöllerAK RechtMicha HeilmannAK UmweltpolitikMicha HeilmannAK Schwerbehin<strong>der</strong>ung und BeschäftigungErnst-Oliver SchulteAK Steuer- und FinanzpolitikMicha HeilmannAK Verbindungsbüros BerlinMicha HeilmannAK VerwaltungErnst-Oliver SchulteAK VorstandssekretäreKlaus SchroeterAK Wirtschaftspolitische KoordinierungMicha Heilmann240Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Anhang 2: Vertretung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> in nationalen und internationalen GremienIULGeschäftsführen<strong>der</strong> AusschussFranz-Josef MöllenbergExekutiveFranz-Josef MöllenbergMichaela RosenbergerFrauenausschussBirgit PitschIUL-Kongress in Genf, 2012Delegierte <strong>zum</strong> 26. IUL-Kongress 12. bis 18. Mai 2012, GenfFranz-Josef MöllenbergClaus-Harald GüsterMichaela RosenbergerHerbert GrimbergJohan BotellaCornelia FeltenSusanne FerschlClaudia HuberMartin SchröerAbstimmung beim EFFAT-Kongressin Berlin, 2009Geschäftsbericht 2008–2012 241


Anhang 2: Vertretung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> in nationalen und internationalen GremienHarald Wiedenhofer auf demEFFAT-Kongress, 2009EFFATPräsidiumFranz-Josef MöllenbergExekutiveFranz-Josef MöllenbergClaus-Harald GüsterMichaela RosenbergerDelegierte <strong>zum</strong> 3. EFFAT-Kongress 20. bis 21. Oktober 2009, BerlinCornelia FeltenClaudia HuberAngelika KampmannBeatrix SonnenscheinKerstin MeißnerHeike PohlKlaus SchroeterFranz-Josef MöllenbergClaus-Harald GüsterMichaela RosenbergerWerner JungEFFAT-BranchenausschüsseHotel und GaststättenMichaela RosenbergerMilchwirtschaftPeter StörlingTabakMichael Bergstreser242Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Anhang 2: Vertretung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> in nationalen und internationalen GremienEU-Kommission – Generaldirektion LandwirtschaftMilchPeter StörlingSchweinefleischBernd MaiwegZuckerBernd MaiwegBundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)(Legislaturperiode 1. Januar 2007 bis 31. Dezember 2010 und ab 1. Januar 2011)Verwaltungsrat BLEMicha HeilmannFachbeirat Nachhaltige BioenergieFranz-Josef MöllenbergGetreide, Getreideerzeugnisse,Futtermittel, Reis, Ölsaaten,Pflanzenöle und -fettePeter StörlingMilch, MilcherzeugnissePeter StörlingZuckerBernd MaiwegFischerei und FischwirtschaftMichael BergstreserObst, Gemüse und Kartoffelneinschl. WeinPeter DunkelVieh, Fleisch und FleischerzeugnisseBernd MaiwegGeschäftsbericht 2008–2012 243


244Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Bericht über die Erledigung<strong>der</strong> vom 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong><strong>der</strong> <strong>NGG</strong> vom 20. bis 24. Oktober 2008in Berlin angenommenen bzw. als Material anden Hauptvorstand überwiesenen AnträgeGeschäftsbericht 2008–2012 245


Antragstext Beschluss ErledigungA 1Organisationspolitischer Handlungsrahmen für einezukunftsfähige <strong>NGG</strong>Antragsteller: HauptvorstandDer 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> begrüßt die vom Hauptvorstand definiertenZiele <strong>der</strong> „Strategie 2008“ zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Organisationsstrukturen,zur Sicherung <strong>der</strong> politischen Handlungsfähigkeit und damit zur Eigenständigkeit<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.Die eingeleiteten Projekte und Maßnahmen für• eine bessere Kommunikation mit unseren Mitglie<strong>der</strong>n, potenziellen Mitglie<strong>der</strong>nund <strong>der</strong> Öffentlichkeit;• die weitere Intensivierung und Systematisierung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>werbung;• die Weiterentwicklung und Standardisierung <strong>der</strong> Serviceleistungen fürMitglie<strong>der</strong> und Funktionäre;• die Formulierung von tarif-, sozial- und gesellschaftspolitischen Zielen alsInteressenvertretung <strong>der</strong> ArbeitnehmerInnen im Ernährungs- und Gastgewerbeund <strong>der</strong>en Umsetzung im Rahmen unserer Tarif-, Branchen- undBetriebsarbeit, sowie unserer Lobbyarbeit;• die Anpassung <strong>der</strong> Organisationsstrukturen an die Erfor<strong>der</strong>nisse einermo<strong>der</strong>nen und handlungsfähigen Organisation;• den „schonenden“ und zielgerichteten Einsatz <strong>der</strong> finanziellen Mittel;• die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit gesellschaftlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen und <strong>der</strong>Entwicklung mittel- und langfristiger Zukunftsmodellehaben dazu beigetragen, dass die Mitglie<strong>der</strong>- und Beitragsentwicklung sichweiter stabilisiert haben. Die Finanzstrukturen bieten die Gewähr, dass die Organisationauch weiterhin eigenständig und handlungsfähig bleibt.Der Hauptvorstand wird beauftragt, die im Rahmen <strong>der</strong> strategischen Handlungsfel<strong>der</strong>• Betriebs-, Branchen- und Tarifpolitik,• Mitglie<strong>der</strong>werbung,• Strategische Kommunikation,• Service für Mitglie<strong>der</strong> und Funktionäre,• Finanzstrukturen,• Organisationsstrukturen,begonnenen Projekte weiterzuentwickeln und umzusetzen.Betriebs-, Branchen- und TarifpolitikDie Betriebs-, Branchen- und Tarifpolitik konzentriert sich weiterhin auf die Verbesserung<strong>der</strong> allgemeinen Arbeits- und Lebenssituation, eine aktive Einkommenspolitikund auf die Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitszeit für unsere Mitglie<strong>der</strong>.Einen beson<strong>der</strong>en Schwerpunkt neben Industrie und Handwerk hat die Verbesserungund Weiterentwicklung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen im Gastgewerbe sowieInitiativen zur Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungssituation junger Menschen und dieChancengleichheit von Frauen und Männern.Im Rahmen von abgestimmten Positionen zu einer arbeitnehmer- und verbraucherfreundlichenLebensmittelpolitik wird die Kampagne „Nahrung gesundgenießen“ fortgeführt und weiterentwickelt.Zu wichtigen gesellschafts- und sozialpolitischen Fragen wird öffentlich Stellungbezogen und Standpunkte innerhalb <strong>der</strong> Organisation und gegenüber Politikund Verbänden werden deutlich gemacht.Vor dem Hintergrund von Globalisierung und EU-Erweiterung wird die internationaleKoordination ausgebaut und im Zusammenwirken mit Partnergewerkschaftendie Entwicklung einer internationalen Sozialpolitik mit gestaltet.Mitglie<strong>der</strong>werbungTarifauseinan<strong>der</strong>setzungen und Kampagnen werden noch stärker genutzt, um inausgewählten Branchen gezielt und koordiniert neue Mitglie<strong>der</strong> zu werben. DasAnnahmeDer Hauptvorstand hat sich in seiner Sitzungam 31. März/1.April 2009 mit Vorschlägen zurWeiterbearbeitung <strong>der</strong> Anträge befasst. Dabei istentschieden worden, einzelne Anträge in Arbeitsgruppenherausgehoben zu bearbeiten, um dieUmsetzung des Antragsinhalts zu sichern. DieAnträge A 1, A 2 und A 3 sind zu diesem Zweckzusammengefasst worden.Mit dem Organisationsentwicklungsprojekt „Strategie2008“ hat <strong>NGG</strong> Grundlagen für die Weiterentwicklung<strong>der</strong> Organisation gelegt. Darauf konnteaufgebaut werden.Eine vom Hauptvorstand eingesetzte Arbeitsgruppehat die Anträge A 1, A 2 und A 3 gemeinsambearbeitet und Vorschläge zur Umsetzungund Bearbeitung entwickelt. Im Ergebnis hat eseine Arbeitshilfe mit vielen praktischen Vorschlägengegeben, die <strong>der</strong> Organisation zur Verfügunggestellt worden ist.Die Themen, die bereits im Antrag genannt sind,standen im Vor<strong>der</strong>grund, dazu sind konkrete Vorschlägegemacht worden:• Betriebs-, Branchen- und Tarifarbeit• Mitglie<strong>der</strong>werbung• strategische Kommunikation• Mitglie<strong>der</strong>service• OrganizingDie Vorschläge <strong>der</strong> Arbeitshilfe sind in unterschiedlichemUmfang in die Arbeit <strong>der</strong> Regionen,Landesbezirke und Referate <strong>der</strong> Hauptverwaltungeingeflossen. Sie haben dazu geführt, dassbestimmte technische Vereinfachungen, wiebeispielsweise die Information unserer Mitglie<strong>der</strong>per E-Mail, umgesetzt worden sind, aber auch fürbestimmte inhaltliche Fragen (z. B. Sozialrechtsberatungin den Regionen) sind konkrete Vorschlägegemacht worden.Die Gewinnung von Mitglie<strong>der</strong>n hat bei <strong>der</strong> Entwicklung<strong>der</strong> Vorschläge oberste Priorität gehabt.Hierzu wird in den einzelnen Abschnitten des Geschäftsberichtsberichtet, soweit es die Arbeit <strong>der</strong>Hauptverwaltung betrifft.Die Ergebnisse aller Arbeitsgruppen zur Antragsberatungsind im Februar 2011 in einem Workshopmit den Arbeitsgruppenteilnehmenden sowohlinhaltlich ausgewertet als auch zeitlich festgelegtworden. Das Ergebnis dieses Workshops ist imMärz 2011 dem Hauptvorstand vorgelegt worden,<strong>der</strong> den Vorschlägen zur inhaltlichen und zeitlichenBearbeitung zugestimmt hat.246Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungMittel <strong>der</strong> Zielvereinbarungen wird in diesem Zusammenhang weiterentwickelt.Ehrenamtliche Funktionäre in den Betrieben und Branchen werden dabei verstärktfür die Werbung neuer Mitglie<strong>der</strong> motiviert und in die organisationspolitischeArbeit einbezogen.Die Werbung von jungen Mitglie<strong>der</strong>n ist Aufgabe <strong>der</strong> Gesamtorganisation. Ihrkommt sowohl auf betrieblicher Ebene als auch im Rahmen einer noch intensiverenBerufsschularbeit dabei eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.Strategische KommunikationPolitische Grundsätze, das traditionelle Selbstverständnis und die Serviceleistungenfür Mitglie<strong>der</strong> und Funktionäre werden verstärkt und über alle verfügbarenMedien kommuniziert.Zielgruppen- o<strong>der</strong> themenorientierte Kampagnen und Initiativen sollen dieöffentliche Wahrnehmung <strong>der</strong> Organisation weiter verbessern.Die effiziente und kostengünstige Nutzung mo<strong>der</strong>ner elektronischer Medienfür die externe wie die interne Kommunikation sowie die Selbstdarstellung imRahmen politischer Kampagnen und <strong>der</strong> Information unserer Mitglie<strong>der</strong> und <strong>der</strong>Öffentlichkeit wird weiter ausgebaut.Alle Mitglie<strong>der</strong> und interessierte Beschäftigte aus den verschiedenen Organisationsbereichenhaben die Möglichkeit, schnell und unkompliziert Kontakt zuihrer Organisation aufzunehmen. Die Voraussetzungen für den telefonischenund elektronischen Informationsaustausch sind weiterzuentwickeln.Service für Mitglie<strong>der</strong> und FunktionäreRechtsberatungs- und Rechtsschutzleistungen werden weiter systematisiert undqualitativ verbessert. Die zielgruppenorientierte Ansprache durch branchenspezifischeTelefon-Hotlines wird fortgeführt und innerhalb <strong>der</strong> nächsten zwei Jahreeiner Prüfung durch den Hauptvorstand unterzogen.Die Effizienz <strong>der</strong> Angebote eines Zusatznutzens für Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong> imRahmen des „<strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong>vorteils“ ist zu überprüfen, ggf. weiterzuentwickelno<strong>der</strong> den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> anzupassen.Um den Erfahrungsaustausch <strong>der</strong> ehrenamtlichen Funktionsträger in <strong>der</strong> Organisationund die Bereitstellung und Aufbereitung branchen- und betriebspolitischerKompetenzen im Rahmen einer koordinierten Branchenpolitik sicherzustellen,wird <strong>der</strong> Ausbau von Netzwerken weiterentwickelt.Die gewerkschaftliche Bildungsarbeit – insbeson<strong>der</strong>e zur Vermittlung gesellschaftspolitischerGrundlagen – ist weiterhin Aufgabe aller Organisationsglie<strong>der</strong>ungen.FinanzstrukturenDie Grundlage unserer Gewerkschaftsarbeit sind intakte Finanzstrukturen, dieunserer Arbeit die nötigen Spielräume verschaffen.Gesunde Finanzstrukturen sollen einen Ausgleich zwischen Einnahmen undAusgaben <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> wi<strong>der</strong>spiegeln.Die Situation für <strong>NGG</strong> ist schwierig, da wir teilweise in den vergangenen Jahrendie Ausgaben nicht durch die Beitragseinnahmen decken konnten.Für die Zukunft müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, um unsereBeitragseinnahmen zu stabilisieren. Dies erfor<strong>der</strong>t eine Sicherung <strong>der</strong> satzungsgemäßenBeiträge von allen Mitglie<strong>der</strong>n und gleichzeitig eine stärkere Kontrolle<strong>der</strong> Ausgaben <strong>der</strong> Organisation. Eine transparente Kostenplanung kann dazubeitragen, Kostensenkungsmöglichkeiten zu verdeutlichen und uns Spielräumefür die politische Arbeit zu verschaffen.Für den Sachkostenbereich sind weitere Möglichkeiten zur Reduzierung <strong>der</strong>Ausgaben auszuschöpfen.Wir müssen uns auf die Zahlung <strong>der</strong> DGB-Rechtsschutzkosten einstellen, die für<strong>NGG</strong> erhebliche Kosten zur Folge haben werden.Wir müssen wegen <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen weitersicherstellen, dass dem <strong>NGG</strong>-Streikfonds ausreichende Gel<strong>der</strong> zugeführt werden.Bei den Personalausgaben ist das Ziel, die Hälfte <strong>der</strong> Beitragsausgaben für Personalkostenaufzuwenden.Geschäftsbericht 2008–2012 247


Antragstext Beschluss ErledigungOrganisationsstrukturenDie drei politischen Ebenen <strong>der</strong> Organisation bleiben erhalten.Die Definition von standardisierten Kernprozessen bei den administrativenArbeitsabläufen für eine effektive Betreuung und Verwaltung unserer Mitglie<strong>der</strong>und Finanzen wird weiterentwickelt und auf alle Organisationsebenen übertragen.Die mittelfristige Personalplanung und -entwicklung sowie die Nachwuchsausbildungorientiert sich an <strong>der</strong> bestehenden Altersstruktur <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Beschäftigten,den fachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an das hauptamtliche Personal und an <strong>der</strong>Mitglie<strong>der</strong>- und Beitragsentwicklung.A 2OrganisationsentwicklungAntragsteller: Landesbezirksvorstand Nordrhein-WestfalenDie politischen Erfolge z.B. bei <strong>der</strong> Mindestlohnkampagne und auch die Mitglie<strong>der</strong>entwicklungzeigen: Die Entscheidung von <strong>NGG</strong> eigenständig zu bleiben, warund ist richtig. Dabei ist die Eigenständigkeit kein Selbstzweck. Der Blick auf dieEntwicklung an<strong>der</strong>er Gewerkschaften zeigt: Fusionen können zwar einen zahlenmäßigenMitglie<strong>der</strong>zuwachs bewirken. Sie stellen aber keine wirkliche Lösungvon Organisationsproblemen dar. Verän<strong>der</strong>ungsprozesse werden in größerenOrganisationen nicht leichter, son<strong>der</strong>n schwerer.Der OE-Prozess 2000 und die Strategie 2008 haben <strong>NGG</strong> verän<strong>der</strong>t. Wir sind auchim Bereich <strong>der</strong> Organisationsentwicklung weiter, als wir es oft wahrnehmen: Wirhaben eine mo<strong>der</strong>ne EDV eingeführt, mit den Kernprozessen werden Abläufein den Regionen und damit auch Leistungen für unsere Mitglie<strong>der</strong> effizienterund einheitlich gestaltet. So nutzt z.B. eine steigende Zahl von Kolleginnen undKollegen die Möglichkeit des telefonischen o<strong>der</strong> auch des Online-Beitritts. DieQualifizierung des hauptamtlichen Personals wird vorangetrieben und auch dieEinstellung junger Kolleginnen und Kollegen für die Ausbildung zu GewerkschaftssekretärInnenin 2006 und 2007 zeigt, dass <strong>NGG</strong> sich auf die Zukunfteinstellt.Mit <strong>der</strong> Schaffung von Projektstellen hat <strong>NGG</strong> neue Wege beschritten undregionsübergreifende Aktivitäten entwickelt, von denen die Gesamtorganisationprofitiert. Dies gilt auch für den Einsatz von WerbesekretärInnen und die Einrichtungdes Zentralen Service als Unterstützung für unsere Regionen.Neue Ansätze in <strong>der</strong> Branchenarbeit wie z.B. das Brauernetzwerk, eine stärkereKampagnenorientierung in <strong>der</strong> Tarifpolitik – wie bei den Tarifabschlüssen 2006bei <strong>der</strong> CCE AG und 2007 in <strong>der</strong> Süßwarenindustrie – belegen die Kampf- undGestaltungsfähigkeit von <strong>NGG</strong> auch unter sich wandelnden Bedingungen.So konnte <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>verlust verlangsamt, in einigen Regionen sogargestoppt werden.Gleichwohl müssen wir uns darauf einstellen, dass eine Trendwende lei<strong>der</strong> nochnicht erreicht ist. Es gibt weiteren Handlungsbedarf. Dabei lassen wir uns davonleiten, dass es nicht eine bestimmte Mitglie<strong>der</strong>zahl ist, die über die Zukunftunserer <strong>NGG</strong> entscheidet, son<strong>der</strong>n die Geschwindigkeit und die Fähigkeit, sichauf wandelnde Bedingungen einzustellen.Dieser Verän<strong>der</strong>ungsprozess muss sich an folgenden Aufgaben orientieren:Nach wie vor gibt es zu wenig erfolgreiche Ansätze, die „weißen Flecken“ inunserem Organisationsbereich zu erschließen. Das betrifft ganze Betriebe, dieneu entstanden und/o<strong>der</strong> (noch) nicht organisiert sind. Viel Potenzial gibt esweiterhin im Hotel- und Gaststättengewerbe und im Bäckerhandwerk, aber auchin den traditionellen Branchen.Wir müssen daran arbeiten, die Bindung unserer Mitglie<strong>der</strong> und Funktionäre andie Organisation weiter zu vertiefen.Vor dem Hintergrund einer steigenden Arbeitsbelastung vieler Betriebsräte sindWege auszubauen, wie wir sie bei <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>werbung besser unterstützenkönnen (z.B. elektronische und/o<strong>der</strong> postalische Mitglie<strong>der</strong>informationen). Dazugehört auch, weitere betrieblich Aktive in die Mitglie<strong>der</strong>werbung einzubeziehen,wie das z.B. im Süßwarenkonflikt erfolgreich praktiziert wurde.In <strong>der</strong> Vergangenheit war es für <strong>NGG</strong> sehr schwierig, Angestellte zu organisieren.Heute müssen wir feststellen, dass <strong>der</strong> Problemdruck auch im Verwaltungsbereicherheblich angestiegen ist. Die Angst vor Arbeitslosigkeit und in <strong>der</strong> FolgeVerarmung und häufig dramatisch ungeregelte Arbeitszeiten und ÜberstundenAnnahmeBearbeitet im Zusammenhang mit Antrag A 1.248Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigungsind nur zwei Beispiele. Gleichzeitig wächst <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Angestellten, wasauch Auswirkungen auf unsere Arbeitskampffähigkeit haben kann. <strong>NGG</strong> wirddeshalb exemplarisch ein Projekt in einer Branche entwickeln und durchführen,um gezielt Angestellte zu organisieren.Ergänzend werden Erfahrungen und Strategien des „Organizing“ („Campaigning“)mit hauptamtlich tätigen, hochgradig qualifizierten und spezialisiertenExperten, wie es in den angelsächsischen Län<strong>der</strong>n üblich ist, genutzt und systematischfür <strong>NGG</strong> ausgewertet. Damit sind Aktionen gemeint, die ausgehendvon einem betrieblichen Konflikt unter Einbeziehung <strong>der</strong> Öffentlichkeit dengewerkschaftlichen Organisationsgrad stärken sollen.Darüber hinaus ist die Kampagnenfähigkeit von <strong>NGG</strong> gezielt weiterzuentwickeln.Dabei ist darauf zu achten, dass <strong>der</strong> Aufgabenvielfalt und <strong>der</strong> Arbeitsbelastungin den Regionen sowie den Schwerpunktsetzungen unserer <strong>NGG</strong>insgesamt Rechnung getragen wird. Darum sind eine sorgfältige Analyse <strong>der</strong>Erfolgsbedingungen, Vorbereitung und professionelle Durchführung wichtig.Ergänzend sind projektorientierte Arbeitsweisen in Hinblick auf bestimmteThemen (Werbung, Weiße Flecken) o<strong>der</strong> auch Zielgruppen (junge<strong>NGG</strong>, Frauen)weiterzuführen. Schon jetzt gibt es vielfältige Beispiele, wo offene Netzwerkeund Aktiventreffen an die Stelle von formalisierter Gremienarbeit getreten sind.Die Komplexität und Schnelllebigkeit in <strong>der</strong> Gesellschaft wächst. Die Anfor<strong>der</strong>ungenan <strong>NGG</strong> steigen. Die zu behandelnden Themenfel<strong>der</strong> nehmen zu. InternationaleAspekte müssen berücksichtigt werden, auch die Geschwindigkeitvon Prozessen und Entscheidungen sowie die zu bewältigenden Informationensteigen.Das erfor<strong>der</strong>t ein verän<strong>der</strong>tes Organisationsverständnis. Nicht jedes Anliegenund jede Aktion kann zentral entschieden und gesteuert werden. GewerkschaftlicheStrukturen und Führungsverhalten müssen sich auf allen Ebenen auchdaran orientieren, offene und transparente Netzwerkstrukturen und Selbstorganisationzu för<strong>der</strong>n. Dabei erweist sich die dezentrale Struktur von <strong>NGG</strong>. Vielfaltstatt Einfalt in kollegialem Miteinan<strong>der</strong>, als große Stärke.Grundlage für die Weiterentwicklung und Verän<strong>der</strong>ung von <strong>NGG</strong> muss deshalb<strong>der</strong> dreigliedrige Aufbau bleiben.Wir haben in <strong>der</strong> Vergangenheit Personalkosten einsparen müssen. Je nachMitglie<strong>der</strong>entwicklung können auch zukünftig weitere Einsparungen notwendigsein. Dabei gilt es, die Regionen zu erhalten und zu stärken.Wir wollen weiterhin Regionen mit hauptamtlicher Besetzung. Hier muss <strong>der</strong>Schwerpunkt <strong>der</strong> hauptamtlichen Präsenz bleiben. Deshalb darf ein Zusammenschlussvon Regionen nur behutsam vollzogen werden.Die Arbeitsteilung zwischen den Regionen, Landesbezirken und <strong>der</strong> Hauptverwaltungist weiterzuentwickeln, um die Präsenz in <strong>der</strong> Fläche zu erhalten undauszubauen und unsere Arbeit mitglie<strong>der</strong>- und betriebsnah zu gestalten. Wirwollen, dass möglichst viel Personal und Kompetenz vor Ort liegt.Dazu brauchen wir eine offene und transparente Informationspolitik undgezieltes Wissensmanagement sowie eine gute Koordination. Hier liegt einezentrale Aufgabe <strong>der</strong> Hauptverwaltung. Der Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t,die systematische Ausrichtung <strong>der</strong> Hauptverwaltung in diese Richtung zu för<strong>der</strong>n.Darüber hinaus ist auch für die Hauptverwaltung innerhalb des nächstenJahres ein Prozess einzuleiten, wie er mit den Kernprozessen für die Regionenumgesetzt wurde.Wir wollen weiter eine starke, aber auch eine schlanke Hauptverwaltung, die dieZukunftsaufgaben unserer <strong>NGG</strong> erfüllen kann.Weiterhin gilt es, auch die Führungsstruktur von <strong>NGG</strong> unter sich wandelndenBedingungen fortlaufend zu überprüfen und ggf. zu verän<strong>der</strong>n. Es war richtig,den GHV von fünf auf drei Personen zu verkleinern, um unsere Ressourcen effizientund vor allem vor Ort einsetzen zu können. Auch die Zahl <strong>der</strong> Landesbezirkeist von einmal acht auf <strong>der</strong>zeit sechs (ein weiterer Zusammenschluss wird <strong>der</strong>zeitgeprüft) deutlich reduziert worden. Bereits jetzt werden viele <strong>der</strong> Aufgaben<strong>der</strong> Führung von <strong>NGG</strong> im Team von GHV und LBV bewältigt.Eine weitere Verkleinerung <strong>der</strong> Führung ist nur möglich, wenn auch die Führungsstrukturund die Aufgabenverteilung von <strong>NGG</strong> verän<strong>der</strong>t werden. Dies istinsbeson<strong>der</strong>e auch dann notwendig, wenn weitere Personalkosteneinsparungenerfor<strong>der</strong>lich sein sollten.Bei <strong>der</strong> Weiterentwicklung von <strong>NGG</strong> mit wachsenden Aufgaben und knapperwerdenden Ressourcen sollten wir auch die Erfahrungen an<strong>der</strong>er Non-Profit-Organisationen gezielt auswerten und nutzen.Geschäftsbericht 2008–2012 249


Antragstext Beschluss ErledigungDer Hauptvorstand wird sich darum regelmäßig mit <strong>der</strong> Organisationsentwicklungbefassen und dem Beirat einen Zwischenbericht vorlegen.A 3Mitglie<strong>der</strong>aktivierung und -gewinnungdurch OrganizingAntragsteller: Region Krefeld-NeussDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> beschließt, dass <strong>der</strong> Hauptvorstand, die Landesbezirkeund die Regionen sich intensiv mit den Handlungsmöglichkeiten im „Organizing“befassen. Hierbei werden folgende Eckpunkte betrachtet:Prüfung <strong>der</strong> Umsetzungs- und Anwendungspotenziale US-amerikanischer unddeutscher Organizing-Strategien (sowohl als Kampagne als auch in Form desBasis-Organizing),Entwicklung, Umsetzung und Steuerung von Organisierungsprojekten nach denKonzepten des Organizing,Entwicklung und Umsetzung von Qualifizierungen für Haupt- und Ehrenamtlichefür das Organizing,Prüfung <strong>der</strong> Nachhaltigkeit von Organizing-Projekten und dessen Ressourcenverbrauch.Material zuden AnträgenA 1 und A 2Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag A 1.A 6Mitglie<strong>der</strong> gewinnen – Strukturen verbessern – Profilzeigen: <strong>NGG</strong> im Gastgewerbe 2009-2013Antragsteller: HauptvorstandDas Hotel und Gaststättengewerbe ist die mitglie<strong>der</strong>stärkste Branche <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.Trotz <strong>der</strong> branchenspezifisch schwierigen Bedingungen für die gewerkschaftlicheArbeit ist es uns gelungen, die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung zu stabilisieren.Dies ist ein gutes Signal, denn für die Eigenständigkeit <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong>spielen die großen Potenziale zur Mitglie<strong>der</strong>gewinnung im Gastgewerbe einezentrale Rolle. Die strukturellen Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>betreuunghaben sich jedoch nicht geän<strong>der</strong>t: Die klassische Niedriglohnbranche mitunsicheren Arbeitsverhältnissen birgt einen hohen Aufwand in <strong>der</strong> individuellenBetreuung. Die betrieblichen Strukturen in den Klein- und Mittelbetrieben bietenwenige Ansätze zur flächendeckenden Organisierung und systematischen Mitglie<strong>der</strong>betreuung.Dennoch hat <strong>NGG</strong> in den vergangenen Jahren an mehreren Beispielen Erfolgeim Aufbau von Strukturen und in <strong>der</strong> systematischen Gewinnung neuer Mitglie<strong>der</strong>gezeigt. Die dabei gewonnenen Erfahrungen gilt es, für die gesamteOrganisation bei differenzierter Betrachtung des Mitglie<strong>der</strong>potenzials zu nutzenund auszubauen. Ein Hauptaugenmerk ist dabei auf die in den vergangenen dreiJahrzehnten deutlich verjüngte Struktur <strong>der</strong> Beschäftigten zu richten.Die Verstärkung <strong>der</strong> Arbeit auf die Mitglie<strong>der</strong>gewinnung im Gastgewerbe istallerdings nicht nur aus organisationspolitischen Gründen wichtig: Auch um dieArbeitsbedingungen für die Mitglie<strong>der</strong> im Hotel- und Gaststättengewerbe bessergestalten zu können, brauchen wir sowohl mehr Mitglie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Brancheals auch Menschen, die sich aktiv engagieren – für bessere Tarifverträge, für dieArbeit in Betriebsratsgremien, für die Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungsqualität alszentrales Thema für junge Menschen im Gastgewerbe.Für die Außenwirkung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> im Gastgewerbe hat sich die Öffentlichkeitskampagnezur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nachhaltig positiv ausgewirkt und dieWichtigkeit gezeigt, dass <strong>NGG</strong> als aktive und erfolgreiche Gewerkschaft für dasGastgewerbe wahrgenommen wird.Die Schwerpunkte <strong>der</strong> Arbeit im Hotel- und Gaststättengewerbe dienen daherfolgenden Zielen:• die Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> im Hotel- und Gaststättengewerbe nachhaltig zuerhöhen,• den Organisationsgrad in Kettenhotellerie und Systemgastronomie zuverbessern,• die Zahl <strong>der</strong> Betriebsräte zu erhöhen,AnnahmeDie Branchenarbeit im Gastgewerbe war nachdem Krisenjahr 2009 stark von <strong>der</strong> Fach- undArbeitskräftesituation in <strong>der</strong> Branche geprägt. InBetriebsräteseminaren und Branchenforen habeninsbeson<strong>der</strong>e die Ausbildungssituation und diedamit verbundenen Handlungsmöglichkeiteneine Rolle gespielt, was auch zu einer Reihevon betrieblichen Regelungen geführt hat. Einegemeinsame Initiative zur Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungsqualitätin den gastgewerblichen Berufenlehnt <strong>der</strong> DEHOGA jedoch ab.Die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung in unserer mitglie<strong>der</strong>stärkstenBranche ist äußerst erfreulich. Hierzuhaben viele Aktivitäten in den Regionen z.B.durch Berufsschulaktionen beigetragen. Darüberhinaus konnten anlassbezogene Aktivitäten, wiez.B. Tarifrunden – exemplarisch ist die TarifrundeEurest 2012 zu nennen – die Verbandsflucht vonDussmann o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Eintritt von Starbucks in denBdS erfolgreich zur Mitglie<strong>der</strong>werbung genutztwerden.Mit einzelnen Gesamtbetriebsräten <strong>der</strong> Kettenhotelleriekonnten konkrete Maßnahmen zur Verbesserung<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>situation verabredet unddurchgeführt werden, wie z.B. spezielle unternehmensbezogeneSeminare zur Mitglie<strong>der</strong>werbung.Ebenfalls positiv auf die Mitglie<strong>der</strong>entwicklungeingewirkt hat auch die Steigerung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong>Betriebe mit Betriebsräten im Gastgewerbe. DieseEntwicklung wurde im Bereich <strong>der</strong> Kettenhotelleriedurch Workshops unterstützt, die mit Vertretern<strong>der</strong> Gesamtbetriebsräte und insgesamt acht <strong>NGG</strong>-Regionen durchgeführt wurden. Das Thema „betriebsratsloseBetriebe – weiße Flecken“ ist auchbei den Gesamtbetriebsräten <strong>der</strong> Cateringbranchethematisiert und in die Zielvereinbarungen für dieHaustarifverhandlungen aufgenommen worden.In den Teilbranchen Catering und Hotellerie wur-250Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigung• die Präsenz in Berufsschulen zu verstärken,• die anhaltend schlechte Qualität <strong>der</strong> Berufsausbildung zu verbessern,• die Voraussetzungen zu schaffen, Tarifverträge in allen Tarifbereichendurchzusetzen mit dem gleichzeitigen Ziel, keinen Entgelttarifvertragunter 7,50 Euro abzuschließen,• die Aufklärung und Information über die tarifliche HoGa-Rente.Um diese Ziele zu erreichen werden folgende Aktivitäten entwickelt:• Entwicklung von zielführenden Werbekonzepten für das Gastgewerbeunter Berücksichtigung <strong>der</strong> Erfahrungen von Organizing-Kampagnen undan<strong>der</strong>er ähnlicher Ansätze; Entwicklung eines Handlungskonzeptes fürdie Regionen unter Berücksichtigung <strong>der</strong> unterschiedlichen regionalenBedingungen;• Einrichten eines Branchenarbeitskreises durch den Hauptvorstand mitdem Auftrag, ein Arbeitsprogramm zur Aktivierung, Motivation und Mitglie<strong>der</strong>gewinnung– insbeson<strong>der</strong>e für den Bereich <strong>der</strong> Großhotellerie – zuentwickeln;• Weiterentwicklung <strong>der</strong> bestehenden Flächentarifverträge in <strong>der</strong> Systemgastronomieund Einrichten einer Expertengruppe für die Erarbeitung <strong>der</strong>tarif- und branchenpolitischen Ziele und zur Nutzung <strong>der</strong> Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungenfür die Mitglie<strong>der</strong>gewinnung;• Maßnahmen zur Unterstützung eines positiven Image <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> in <strong>der</strong>Öffentlichkeit als <strong>der</strong> Gewerkschaft des Gastgewerbes nach dem Modell<strong>der</strong> WM-Kampagne;• Systematischer Ausbau <strong>der</strong> Berufsschularbeit auf Basis des 2006 erarbeitetenBetreuungskonzeptes;• Initiative zur nachhaltigen Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungsqualität imHotel- und Gaststättengewerbe und in <strong>der</strong> Systemgastronomie: In einerAusbildungskonferenz erarbeiten möglichst viele Beteiligte (DEHOGA, BdS,Kammern, Betriebsräte und JAV-Gremien, Auszubildende, Berufsschullehreru.a.) unter Fe<strong>der</strong>führung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> Lösungsmöglichkeiten für einebessere Ausbildung. Auf dieser Grundlage werden anschließend Handlungsstrategienund Materialien entwickelt und umgesetzt;• Fortsetzung <strong>der</strong> Initiativen zur Realisierung eines echten Bündnisses mitDEHOGA und Bundesfinanzverwaltung zur Bekämpfung von Schwarzarbeitals zentrale arbeitsmarktpolitische Herausfor<strong>der</strong>ung im Gastgewerbe.den feste Branchennetzwerke unter Beteiligung<strong>der</strong> wesentlichen Gesamtbetriebsratsgremieneingerichtet, die gemeinsame betriebs- undbranchenpolitische Themen besprechen und entsprechendeSchwerpunkte miteinan<strong>der</strong> verabreden.Inhaltliche Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Betriebsräte<strong>der</strong> Kettenhotellerie, wie z.B. die Unterstützung bei<strong>der</strong> Entwicklung von Betriebsratszeitungen/-newsletternwurden durch spezielle Medienseminareunterstützt.Auf Grund <strong>der</strong> Struktur des Gastgewerbes bekommtdas Internet eine zunehmende Bedeutungin <strong>der</strong> Kommunikation mit den Beschäftigten. Bereitsheute erfolgt <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Online-Eintritteaus dem Gastgewerbe. Mit <strong>der</strong> Neugestaltung des<strong>NGG</strong>-Internetauftritts soll das inhaltliche Angebotzukünftig ausgebaut werden.Im Rahmen <strong>der</strong> gemeinsamen Gespräche zwischenden Bundesministerien für Finanzen, Arbeitund Soziales, dem DEHOGA und uns machen wirpermanent deutlich, dass mehr gegen die starkeAusprägung <strong>der</strong> Schwarzarbeit im Gastgewerbegetan werden muss und ein gemeinsames Bündnisaufgelegt werden muss.A 7 BranchenarbeitAntragsteller:Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Der Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, Ziele, Schwerpunktthemen und entsprechendeKonzepte für die Betreuung einzelner Branchen innerhalb desOrganisationsbereichs <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> festzulegen.Hierzu gehört insbeson<strong>der</strong>e:• Bestandsaufnahme <strong>der</strong> bisherigen Branchenarbeit.• Verbindliche Ziele für die Betreuung <strong>der</strong> Branchen z. B. zur Mitglie<strong>der</strong>gewinnung,und / o<strong>der</strong> zu tarif- o<strong>der</strong> betriebspolitischen Themen.• Schaffung von Betreuungsstrukturen mit Branchenbeauftragten auf allenEbenen, wo die Branche relevant vertreten ist, mit jeweils festgelegtenVerantwortlichkeiten.• Festlegung <strong>der</strong> Kommunikationswege und -inhalte zwischen den Branchenbetreuernund <strong>der</strong> zuständigen Abteilung in <strong>der</strong> Hauptverwaltung.• Vorbereitung und Durchführung von Tarifrunden durch die Branchenbeauftragtenin Abstimmung mit den Verhandlungsführern.• Regelmäßige Branchenzusammenkünfte auf <strong>der</strong> Landes- und Bundesebene.• Koordinierung <strong>der</strong> Tarif- mit <strong>der</strong> Branchenpolitik.• Erstellung von regelmäßigen Branchenberichten für die betreuendenHauptamtlichen und die Betriebsräte mit u.a. folgenden Inhalten:- VerbandsstrukturAnnahmeDer Hauptvorstand hat für die Branche Brot undBackwaren (inklusive Bäckerhandwerk) ein Pilotprojektzur Branchenarbeit beschlossen. Dabei sollendie Erfahrungen sowie Ergebnisse dokumentiertund <strong>der</strong> gesamten Organisation in geeigneterForm zugänglich gemacht werden. Ein hierfüreingerichteter Branchenkoordinierungskreis setztsich aus ehren- und hauptamtlichen Kolleginnenund Kollegen zusammen. Für jeden Landesbezirkwurde ein hauptamtlicher Branchenbeauftragterbenannt. Der Branchenkoordinierungskreis hatThemen und Inhalte <strong>der</strong> Branchenarbeit identifiziert,gesammelt und festgelegt. Aktuell wird aneiner Strategie zur Umsetzung des ThemenfeldesDemografischer Wandel gearbeitet.Aktuelle Entwicklungen in <strong>der</strong> Branche (z.B. Lieken,Schäfers Brot) und die Diskussionen darüberüberlagern oft die systematische Arbeit.Mit wachsen<strong>der</strong> Beteiligung finden die Branchentagungenauf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> statt.Geschäftsbericht 2008–2012 251


Antragstext Beschluss Erledigung- Wirtschaftlichen Daten- Entwicklungstendenzen- Regelmäßige Erfassung <strong>der</strong> Eingruppierungen• Aufbau von Branchennetzwerken bzw. Arbeitskreisen mit haupt- undehrenamtlichen Funktionären.• Durchführung von speziellen Kampagnen für einzelne Branchen.A 8FleischwirtschaftAntragsteller:Landesbezirkskonferenz NordDer Hauptvorstand unserer Gewerkschaft <strong>NGG</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich nochstärker um die deutsche Fleischwirtschaft zu kümmern, damit diese in <strong>der</strong> innergewerkschaftlichenArbeit einen größeren Stellenwert bekommt. Dabei sollteinsbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Ansatz des „ Organizing“ geprüft werden.AnnahmeDie Betreuungskapazitäten für die Fleischwirtschaftin <strong>der</strong> Hauptverwaltung wurden verstärkt. Sokonnten verschiedene Aktivitäten initiiert werden,die die beson<strong>der</strong>e Situation in <strong>der</strong> Fleischwirtschaftim öffentlichen Fokus gehalten haben.Hierzu hat die eigene Umfrage Anfang 2012 überden Einsatz von Leiharbeit und Werkverträgen in<strong>der</strong> Ernährungsindustrie ebenso beigetragen wiedie Herausgabe eines Schwarzbuches Werkverträgemit dem Titel: „Wenig Rechte – Wenig Lohn!Wie Unternehmen Werkverträge (aus)nutzen.“Voraussetzung für eine erfolgreiche Nutzung desOrganizingansatzes in <strong>der</strong> Fleischwirtschaft sindbetriebliche Ansprechpartner/Multiplikatoren,die Ziele und Aktivitäten verlässlich mittragenund umsetzen. Deshalb wurden Tagungen fürBetriebsräte im VION-Konzern zur dauerhaftenEinrichtung im BZO gemacht und finden seit 2009jährlich statt.Für die Geflügelbranche sind zwei Branchenkonferenzendurchgeführt worden.<strong>NGG</strong> beteiligt sich an dem DGB-Projekt „Faire Mobilität“.<strong>NGG</strong> hat das Bundesministerium für Arbeit undSoziales aufgefor<strong>der</strong>t einen „Runden-Tisch-Fleisch“einzuberufen. Die Vorbereitungen laufen noch.Die internationale Zusammenarbeit <strong>der</strong> zuständigenGewerkschaften für die Fleischbranche isterheblich intensiviert worden.<strong>NGG</strong> hat im Frühjahr 2011 im Rahmen einer Anhörungvor <strong>der</strong> sozialistischen Fraktion des EU-Parlamentesin Brüssel auf die beson<strong>der</strong>en Problemedurch Werkvertragsbeschäftigte in <strong>der</strong> deutschenSchlachtindustrie aufmerksam gemacht.252Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungA 9Strukturwandel in <strong>der</strong> Mineralbrunnenindustrie nichttatenlos hinnehmen!Antragsteller:Landesbezirkskonferenz Hessen/Rheinland-Pfalz/SaarDie <strong>NGG</strong> ist nicht prinzipiell gegen Einwegverpackungen, aber allein schon ausökologischen Gründen befürwortet sie eine Stärkung <strong>der</strong> Mehrwegproduktion.Deshalb registriert sie den sich verschärfenden Strukturwandel in <strong>der</strong> Mineralbrunnenindustrienicht nur, son<strong>der</strong>n begleitet ihn kritisch und politisch imInteresse <strong>der</strong> Beschäftigten. Dabei ist ihr Ziel, die Vernichtung von Arbeitsplätzenzu verhin<strong>der</strong>n, indem insbeson<strong>der</strong>e den mittelständischen Unternehmen eineÜberlebensperspektive erhalten wird.Denn seit <strong>der</strong> Einführung von Pflichtpfand auf Mehrwegflaschen durch dieNovellierung <strong>der</strong> Verpackungsverordnung im Jahr 2003 sank die Quote vonMehrweg am Absatz <strong>der</strong> Mineralbrunnen von etwa 74 auf unter 40 Prozent.Gleichzeitig stieg <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Discountlieferanten am Markt von 21 auf über50 Prozent. Demgegenüber erklärte die Verpackungsverordnung zu ihrer eigenenOrientierungsgröße, den Anteil von Mehrweg- und ökologisch vorteilhaftenEinwegverpackungen auf 80 Prozent zu bringen.Die entgegenlaufende Entwicklung beeinflusst den Wettbewerb in <strong>der</strong> Branche,da sich die Kostenbelastung bei Mehrweg- und Einwegherstellung bei denMineralbrunnen gravierend unterscheidet: Zum einen liegt <strong>der</strong> Ausstoß jeArbeitnehmer/in bei <strong>der</strong> stärker automatisierten Einweg- deutlich höher als bei<strong>der</strong> personalintensiveren Mehrwegproduktion; das gilt insbeson<strong>der</strong>e für dieregionalen Marken. Zweitens resultieren daraus wesentlich geringere Personalkostenje Herstellungseinheit selbst dann, wenn sowohl die Einweg- als auch dieMehrwegfabrikanten tarifvertraglich gebunden sind.In <strong>der</strong> Folge werden Arbeitsplätze in den Mehrwegbetrieben mittelfristig gefährdeto<strong>der</strong> vernichtet, da sich <strong>der</strong>en Produktionsanlagen nicht amortisieren können,die Herstellung von Mehr- auf Einweg aus Wettbewerbsgründen umgestelltwird und/o<strong>der</strong> Mehrweg- durch Einwegbetriebe gänzlich vom Markt verdrängtwerden. Dieser Konkurrenzkampf wird geför<strong>der</strong>t und beschleunigt durch diezwischenzeitlich monopolisierte Nachfragemacht des Lebensmitteleinzelhandels,<strong>der</strong> die Hersteller durch Preisdiktate in existenzielle Schwierigkeiten bringt.Ein aktuelles und wohl typisches Beispiel aus <strong>der</strong> Zeitschrift „Inside“ vom 22.Februar 2008: Nach <strong>der</strong>en Bericht schrieb <strong>der</strong> REWE-Konzern im Internet 430Millionen Liter Mineralwasser in 0,5- und 1,5-Liter-PET-Einwegflaschen aus. DenZuschlag für Süddeutschland erhielt ein Anbieter aus Baden-Württemberg, <strong>der</strong>die 1,5-Liter-PET-Flasche für 11,7 Cent liefern will. Diesen Preis unterbot sofortein Produzent aus Nordhessen mit 10,2 Cent pro 1,5-Liter-Einwegflasche. Darumtitelte die „Inside“:„Horror-Konditionen bei REWE: Mineralwasser säuft ab“.Ein solcher Wettbewerb gefährdet und vernichtet nicht nur Arbeitsplätze,son<strong>der</strong>n erhöht den Druck auf die bestehenden Tarifverträge. Denn nicht seltenentziehen sich die Einwegfabrikanten <strong>der</strong> Tarifbindung, wodurch sie sich denbetriebswirtschaftlichen Vorteil untertariflicher Entgelte sichern. Und nichtwenige Mehrweghersteller flüchten in die Tariflosigkeit, um mit „frei Schnauze“ausgehandelten Entgelten auf den Wettbewerbsdruck zu reagieren. Beide Entwicklungsrichtungenhebeln nicht nur aktuell die bestehenden Branchentarifverträgeaus, son<strong>der</strong>n stellen auf Dauer die Flächentarifverträge grundsätzlich inFrage.<strong>NGG</strong> und Betriebsräte sind also herausgefor<strong>der</strong>t, sich hinsichtlich des Strukturwandelsnicht nur politisch zu positionieren, son<strong>der</strong>n aktiv in diesen Prozess einzugreifen,damit die Beschäftigten nicht zu Verlierern <strong>der</strong> Entwicklung werden.Der <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand wird beauftragt, zur Frage des Eingreifens <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> inden Strukturwandel in <strong>der</strong> Mineralbrunnenindustrie einen gesellschaftspolitischenFor<strong>der</strong>ungskatalog aufzustellen.Damit soll die innergewerkschaftliche, betriebliche und öffentliche Debatte infolgende Richtung entwickelt und/o<strong>der</strong> beeinflusst werden:• Die Mehrwegproduzenten sind durch gesetzliche Regelungen vor <strong>der</strong>Verdrängung durch Einweganbieter zu schützen, da die ökologische Belastung– beispielsweise durch CO 2bei großen Transportstrecken – sowohlbei <strong>der</strong> Herstellung als auch bei <strong>der</strong> Entsorgung <strong>der</strong> Flaschen – Müllvermeidungstatt -verbrennung – von Mehrwegverpackungen deutlichgeringer ist.• Der im Lebensmitteleinzelhandel entstehende Pfandschlupf (das Pfand<strong>der</strong> nicht zurückgegebenen Mehrwegflaschen) muss verpflichtend fürAnnahmeZum Abschluss einer dreitägigen Konferenz <strong>der</strong><strong>NGG</strong> im Oktober 2010 unterzeichneten Betriebsräteund Arbeitgeber aus <strong>der</strong> Getränkeindustriegemeinsam eine Erklärung. Hierin wird dieBundesregierung aufgefor<strong>der</strong>t, aus sozialen undökologischen Gründen das Mehrwegsystem zustärken.Der Hauptvorstand hat im November 2010 ein Positionspapier„Nachhaltige und zukunftsfähige Verpackungenin <strong>der</strong> Getränkewirtschaft“ im Sinnedieses Antrages verabschiedet und sich somit indie aktuellen Diskussionen um die Einweg-/Mehrwegdebatteeingebracht.Die Position <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> wurde <strong>der</strong> Bundesregierungübermittelt und in wie<strong>der</strong>kehrenden öffentlichenStellungnahmen in den verschiedenen Medienverbreitet.Auch diese Aktivitäten haben mit dazu geführt,dass das Absinken <strong>der</strong> Mehrwegquote in <strong>der</strong>Politik als Problem gesehen wird.Bereits bei <strong>der</strong> Einführung des Einwegpfands 2003hatten wir die Befürchtung geäußert, dass die undifferenzierteKennzeichnung von Einweg– undMehrweggefäßen zu einer drastischen Vermin<strong>der</strong>ung<strong>der</strong> Mehrwegquote führen wird. UnsereBefürchtungen sind lei<strong>der</strong> eingetreten.In <strong>der</strong> Folge hat es im Herbst 2012 erste Überlegungenvon Seiten <strong>der</strong> Bundesregierung gegeben,wie durch beson<strong>der</strong>e Kennzeichnung zu verdeutlichenist, dass das vermeintliche Pfand tatsächlichkeines ist. Hier soll die Kennzeichnung helfen, demVerbraucher deutlich zu machen, um welche Artvon „Pfand“ es sich handelt.Geschäftsbericht 2008–2012 253


Antragstext Beschluss Erledigungregionale ökologische Projekte und für die Werbung für Mehrweg- undökologisch vorteilhafte Verpackungen verwendet werden. Dabei solldie För<strong>der</strong>ung einer regionalen Vermarktung von Mineralwässern undErfrischungsgetränken (Motto:„aus <strong>der</strong> Region für die Region“) beson<strong>der</strong>sberücksichtigt werden.• Das Pflichtpfand ist durch eine Entsorgungsabgabe auf alle Einwegverpackungenzu ergänzen, um neben den ökologischen auch wirtschaftlicheEffekte – beispielsweise den Erhalt <strong>der</strong> Produktionsstandorte <strong>der</strong> mittelständischenMineralbrunnenindustrie – zu erzielen. Mit dieser For<strong>der</strong>ungwird sich die <strong>NGG</strong> an die an<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaften, Umweltverbände,Politiker demokratischer Parteien sowie weitere potenzielle Bündnispartner/innenwenden, um eine entsprechende Gesetzesinitiative auf den Wegzu bringen.Hierzu erstellt und verteilt die <strong>NGG</strong> allein o<strong>der</strong> mit Bündnispartnern/-innen spezielleInformationsmaterialien zu den arbeitsmarktpolitischen und ökologischenFolgen <strong>der</strong> Produktion und des Konsums von Mineralwässern und Erfrischungsgetränkenin Einwegflaschen an die Verbraucher/innen.A 10KonzernbetreuungAntragssteller: Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Der Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, Mindeststandards, Ziele und Schwerpunktthemenfür die Betreuung ausgewählter Konzerne durch die <strong>NGG</strong> festzulegen.Grundlage für diese Festlegung soll u.a. das Kriterium einer erfolgreichen Mitglie<strong>der</strong>werbungsein. Konzernbetreuung muss eingebettet sein in unsere Branchenarbeitund in den Erhalt unserer Flächentarifverträge.Eine Verbesserung <strong>der</strong> Konzernbetreuung kann über folgende Ansätze erreichtwerden, die auch auf ihre Erfolge bei <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>gewinnung geprüft werdenmüssen.• Bestandaufnahme <strong>der</strong> bisherigen Arbeit mit den einzelnen Konzernen.• Klare Regelungen zu den Verantwortlichkeiten <strong>der</strong> betreuenden Personen<strong>der</strong> Konzerne durch alle Ebenen.• Festlegung <strong>der</strong> Kommunikationswege und -inhalte zwischen den Betreuern<strong>der</strong> Konzerne und <strong>der</strong>en Betrieben sowie den <strong>NGG</strong>-Vertretern in denAufsichtsräten und <strong>der</strong> zuständigen Abteilung in <strong>der</strong> Hauptverwaltung.Hierzu gehören auch regelmäßige Informationen an alle Personen, welcheden Konzern bzw. einzelne Teile davon und Betriebe betreuen.• Verabredete Ziele und Zeitschienen für einzelne Konzerne, z. B. zur Mitglie<strong>der</strong>gewinnung,und / o<strong>der</strong> zu tarif- o<strong>der</strong> betriebspolitischen Themen unterEinbeziehung <strong>der</strong> Betreuer des Konzerns auf allen Ebenen. Hierzu ist dieDurchführung von Konzern-Funktionärskonferenzen zu prüfen.• Durchführung von speziellen Kampagnen für die einzelnen Konzerne bzw.Einbindung <strong>der</strong> Konzerne in Kampagnen <strong>der</strong> jeweiligen Branche.• Ausnützen <strong>der</strong> Pilotfunktion <strong>der</strong> Konzerne für politische Schwerpunktthemen<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.• Die aufgezählten Punkte müssen auch für die internationalen Verflechtungen<strong>der</strong> Konzerne und den dortigen gewerkschaftlichen Strukturen gelten.AnnahmeIn zwei Workshops mit Gesamt- und Konzernbetriebsrätensowie betreuenden <strong>NGG</strong>-Sekretärinnenund -Sekretären wurde eine Beschlussempfehlungfür den Hauptvorstand erarbeitet.Der Hauptvorstand hat in seiner Sitzung am 20./21.März 2012 eine Handlungsanleitung für GesamtundKonzernbetriebsräte sowie Hauptamtliche<strong>der</strong> <strong>NGG</strong> beschlossen. Diese beschreibt Mindeststandards,Ziele und Schwerpunktthemen einerkoordinierten Betriebspolitik im Organisationsbereich<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.Die Handlungsanleitung wurde allen hauptamtlichenGBR- und KBR-Betreuern <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> mit <strong>der</strong>Auffor<strong>der</strong>ung zur Verfügung gestellt, diese mit denentsprechenden Betriebsratsgremien zu diskutierenund zukünftig entsprechend zu verfahren. Sieist seitdem Grundlage <strong>der</strong> Betreuung durch unserehauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen.A 11Standards für die BildungsarbeitAntragsteller: Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Für eine zukunftsorientierte Gewerkschaftsarbeit ist es unerlässlich, politischeBildung zu einer Kernaufgabe unserer <strong>NGG</strong> zu machen.Der Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, zu politischen Schwerpunktthemen organisationseinheitlicheBildungsstandards unter Berücksichtigung von gen<strong>der</strong>politischenAspekten zu entwickeln und über <strong>der</strong>en Umsetzung zu wachen.Dabei ist darauf zu achten, dass bei <strong>der</strong> Durchführung von Bildungsveranstaltungenvorrangig das BZO und die DGB-Bildungsstätten genutzt werden.AnnahmeZur Bearbeitung dieses Antrags ist eine Arbeitsgruppeunter Beteiligung aller Landesbezirkeeingesetzt worden.In dieser Arbeitsgruppe ist erstmals seit einigenJahren wie<strong>der</strong> eine Bestandsaufnahme <strong>der</strong> Bildungsarbeitbei <strong>NGG</strong> gemacht worden, die dieVielfalt <strong>der</strong> unterschiedlichen Arbeitseinsätze undden unterschiedlichen Umfang <strong>der</strong> Bildungsarbeitverdeutlicht hat. Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung sinddabei die Seminare zur Betriebsratsausbildung254Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungIn bundes- bzw. landesweiten Seminaren sollen, insbeson<strong>der</strong>e zur Unterstützung<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>werbung, folgende Themenfel<strong>der</strong> abgedeckt werden:• Die Geschichte <strong>der</strong> Arbeiterbewegung – wo komme ich her, wo stehenwir heute?• Demokratische Systeme und volkswirtschaftliche Theorien.• Der Aufbau unserer Organisation und die Mitbestimmungsmöglichkeitenals FunktionärIn.• Hilfestellungen bei Mitglie<strong>der</strong>neugewinnung und Stärkung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong>in den Betrieben.• Gesellschafts- und sozialpolitische Themen und unsere Einflüsse.• Mo<strong>der</strong>ner Rechtsextremismus• Rechtsextremistisches Menschenbild• Erscheinungsformen• Programmatische Vorstellungen• Auswirkungen auf die Gesellschaft• Wi<strong>der</strong>standsmöglichkeitenDarüber hinaus sollten neue Wege <strong>der</strong> Bildung und Qualifizierung gefundenwerden, z.B. über <strong>NGG</strong>-Internet, Themenforen, die bundesweit TeilnehmerInnenBildungszugang gewähren und zeitlich flexibel abrufbar sind.Zu den o.g. Themen sind Leitfäden, Bildungsbausteine und Materialien zu entwickelnund Qualifizierungen für die jeweils in <strong>der</strong> Bildungsarbeit tätigen HauptundEhrenamtlichen anzubieten.Hierzu sind auch einheitlich gegen<strong>der</strong>te Leitfäden, Bildungsbausteine und Materialienzu entwickeln und Qualifizierungen für die jeweils in <strong>der</strong> Bildungsarbeittätigen Haupt- und Ehrenamtlichen anzubieten.im BZO sowie branchenbezogene Fachseminareund Tagungen zur Stützung und Vertiefung <strong>der</strong>örtlichen Arbeit.Die Arbeitsgruppe hat daraufhin nach einheitlichenStandards aufgebaute, erprobte Seminarkonzepteins <strong>NGG</strong>-Intranet zur Nutzung durch alleRegionen und Landesbezirke gestellt, um hier eineVereinheitlichung zu ermöglichen.Weiter ist vorgeschlagen worden, die Weiterbildung<strong>der</strong> politischen Sekretärinnen und Sekretärebei <strong>NGG</strong> auszubauen und Methoden- undThemenkompetenz zu verbessern. Da es im Jahre2013 eine erhebliche Belastung durch die Organisationskonferenzengibt, soll diese Verstärkung <strong>der</strong>Weiterbildung im Jahre 2014 umgesetzt werden.Weiter ist in <strong>der</strong> Arbeitsgruppe vorgeschlagen worden,einen „Arbeitskreis Bildung“ unter Beteiligungvon Entsandten <strong>der</strong> Landesbezirke, <strong>der</strong> Hauptverwaltungund des BZO mit folgenden Zielen zubilden:• Diskussion von Bildungsinhalten• Aktualisierung von Seminarleitfäden• Austausch/Nutzung von Neuerungen in <strong>der</strong>Erwachsenenbildung.Aufgrund von personellen Verän<strong>der</strong>ungen wirddieser Arbeitskreis seine Arbeit im Jahre 2014aufnehmen.A 15Jugendpolitisches AktionsprogrammAntragsteller: Landesbezirksvorstand Nordrhein-WestfalenDie Gewerkschaft <strong>NGG</strong> versteht Jugendarbeit als umfassende Gesamtaufgabe<strong>der</strong> Organisation. In den nächsten Jahren ist die Jugendarbeit weiter auszubauenund zu stärken.Die hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong>tragen in ihrem Verantwortungsbereich durch Konzeption, Koordinationund Unterstützung in den nachfolgend beschriebenen Handlungsfel<strong>der</strong>n bei.Die Durchführung regionaler Aktivitäten obliegt den ehren- und hauptamtlichenKolleginnen und Kollegen <strong>der</strong> Regionen vor Ort.BerufsschularbeitDie Arbeit an Berufsschulen ist wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Organisationsarbeit.Hier besteht die Möglichkeit, mit verhältnismäßig geringem Zeitaufwand vieleAuszubildende aus den unterschiedlichen Strukturen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> (Filialbetriebe,Kleinstbetriebe etc.) anzusprechen, die in <strong>der</strong> täglichen Praxis nicht zu erreichensind. In vielen Regionen, in denen regelmäßig Berufsschularbeit stattfindet, hatsich <strong>der</strong> Anteil junger Mitglie<strong>der</strong> deutlich erhöht. Der Wie<strong>der</strong>erkennungswertund die Wahrnehmung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> werden gesteigert. Alle bisherigen Erfahrungenzeigen, dass systematische Berufsschularbeit unabdingbar für die erfolgreicheArbeit <strong>der</strong> Gesamtorganisation ist und insofern einen wichtigen Bestandteil <strong>der</strong>Arbeit <strong>der</strong> Regionen dargestellt.Hierbei gilt es, nach Möglichkeit an den für <strong>NGG</strong> relevanten Berufsschulen/Berufsschulklassen regelmäßig präsent zu sein. Für die Durchführung könnenauch Kooperationen mit an<strong>der</strong>en Gewerkschaften o<strong>der</strong> mit dem DGB gebildetwerden. Die Verantwortung, dass Berufsschularbeit stattfindet, liegt jedoch inden Regionen und wird durch den/die Landesjugendsekretär/in koordiniert undnach Möglichkeit begleitet. Mit Hilfe von Zielvereinbarungen in den einzelnenLandesbezirken kann die Arbeit zusätzlich verstetigt werden.BetriebsräteDie Betriebsräte sind aufgefor<strong>der</strong>t, verstärkt Jugendarbeit im Betrieb zu för<strong>der</strong>nund gemeinsam mit Regionen und Jugendsekretär/inn/en entsprechende Maßnahmenfür eine aktive betriebliche Jugendstruktur zu entwickeln. BetriebsräteAnnahmeDas jugendpolitische Aktionsprogramm bildetedie Grundlage <strong>der</strong> Arbeit für den Bundesausschussjunge<strong>NGG</strong> sowie für die Landesjugendsekretärinnenund Landesjugendsekretäre. Regelmäßigwurde <strong>der</strong> Umsetzungsstand auf den Zusammenkünften<strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> thematisiert.BerufsschulaktionenBezüglich <strong>der</strong> Berufsschulaktionen wurde auf Basisdes Berufschulordners eine koordinierte Vorgehensweiseverabredet.BetriebsräteEin Flyer zur Betriebsratswahl wurde erstellt. DerAnteil junger Menschen in den BR-Gremien konnteleicht verbessert werden.JAV-OffensiveDie Anzahl <strong>der</strong> JAVen konnte seit 2008 kontinuierlichgesteigert werden.BerufsanfängerwerbungNach Erprobung in den Pilotregionen ist dasKonzept zur Werbung von Berufsanfängern allenRegionen <strong>zum</strong> Ausbildungsstart 2011 angebotenworden. Die Materialien wurden bisher sehr gutgenutzt.Politik und GesellschaftDie junge<strong>NGG</strong> hat ihre Anliegen in verschiedenenAktionen öffentlich gemacht. Beispielsweise wurdeim Rahmen <strong>der</strong> Bundesjugendklausurtagung unterGeschäftsbericht 2008–2012 255


Antragstext Beschluss Erledigungmüssen sich als Multiplikator im Betrieb bezüglich <strong>der</strong> Weitergabe von Informationen,Angeboten usw. verstehen und sollen motivierend auf die Jugend- undAuszubildendenvertretungen und Auszubildenden einwirken. Aus diesemGrunde sind die Betriebsräte aufgefor<strong>der</strong>t, im Gremium eine Kollegin/einenKollegen zu bestimmen, die/<strong>der</strong> als Ansprechpartner und als Unterstützung fürdie JAV verantwortlich ist.BetriebsrätenachwuchsFür die Betriebsratswahlen 2010 sollen insbeson<strong>der</strong>e auch junge Kolleginnenund Kollegen angesprochen werden. Junge Kolleginnen und Kollegen könnendie Akzeptanz <strong>der</strong> Betriebsratsgremien insbeson<strong>der</strong>e bei Auszubildenden undjungen Beschäftigten stärken und mit ihrer Erfahrung aus <strong>der</strong> Jugend- und Auszubildendenvertretungdie Arbeit des Gremiums unterstützen. Ein entsprechendesKonzept wird von <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> gemeinsam mit dem Referat Betriebspolitikzu den nächsten Betriebsratswahlen im Jahre 2010 entwickelt und soll dannfester Bestandteil unserer Kampagne zu den Betriebsratswahlen werden.JAV-OffensiveDie Jugend- und Auszubildendenvertretungen sind unsere betrieblichen Multiplikatoren.Genauso wie die Betriebsräte sind sie das „Gesicht“ <strong>der</strong> Gewerkschaft<strong>NGG</strong> im Betrieb. Durch ihre eigene Mitgliedschaft und ihre Multiplikatorenfunktiontragen sie erheblich zur Mitglie<strong>der</strong>gewinnung bei. In vielen Betrieben habenwir weiterhin ein erhebliches Potenzial an möglichen Neugründungen vonJugend- und Auszubildendenvertretungen.Die Landesjugendsekretärinnen und -sekretäre ermitteln, in welchen BetriebenJAV-Wahlen möglich sind. Gemeinsam mit den Regionen und Betriebsräten wirdabgesprochen, wie und mit welchen Mitteln die Gründung von JAVen erfolgenkann. Ziel ist es, in jedem JAV-fähigen Betrieb auch eine zu gründen. Es ist zuprüfen, ob die Einführung einer Zielvereinbarung mit den Landesjugendsekretärinnenund -sekretären sinnvoll sein kann.Diese stellen neben den Regionen auch eine regelmäßige Kontaktaufnahmesicher. Bei Besuchen im Betrieb ist daher neben dem Kontakt mit den jeweiligenBetriebsräten dieser auch mit <strong>der</strong> Jugend- und Auszubildendenvertretung zupflegen. Hierdurch wird auch die Identifikation zur jeweiligen Region, damitzu unserer Organisation, erhöht und Jugendarbeit ohne großen Mehraufwandgeför<strong>der</strong>t.dem Motto „Gute Ausbildung“ mit SchwerpunktGastgewerbe mit einem Flashmob und weiterenAktionen in <strong>der</strong> Frankfurter Innenstadt diesesThema öffentlich gemacht.Weiter gab es betriebliche und öffentliche Aktionen<strong>zum</strong> Erhalt des Jugendarbeitsschutzgesetzes.In einem Brief an Ministerin von <strong>der</strong> Leyen zudiesem Thema wurde unserer For<strong>der</strong>ung nocheinmal Nachdruck verliehen. Ähnliche Aktivitätengab es, oft mit den übrigen DGB-Gewerkschaftenzusammen, auch in den Län<strong>der</strong>n. Zudem wurdeeine <strong>NGG</strong>-eigene Ausstellung zur Ausbildungsqualität(„Eine Mutter schreit um Hilfe“) entwickelt, diefür diverse Veranstaltungen genutzt wurde.Tarif- und Branchenpolitik für junge MenschenSeit 2009 finden Seminare für die jungen Tarifkommissionsmitglie<strong>der</strong>statt.Der Hauptvorstand hat die For<strong>der</strong>ung „Übernahme“in seinen tarifpolitischen Empfehlungenimmer aufgegriffen. Siehe auch Antrag B 17.Es konnte in vielen Tarifkommissionen ein Mandatdurch ein junge<strong>NGG</strong>-Mitglied besetzt werden.NeuanfängerwerbungJedes Jahr beginnen in den Monaten August/September viele neue Kolleginnenund Kollegen in den Branchen und Betrieben <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> ihre Berufsausbildung.Für die meisten von ihnen ist die Arbeit <strong>der</strong> Gewerkschaft unbekannt, so dasszuerst die Bedeutung und Notwendigkeit von Gewerkschaften erklärt werdenmuss, um sie für eine Mitgliedschaft zu gewinnen.Die Landesbezirksjugendsekretär/inn/en stimmen mit den Regionen ab, wo in<strong>der</strong> zweiten Jahreshälfte Neuanfängeraktionen gestartet werden. Die Neuanfängeraktionsoll folgende Elemente enthalten:• persönliche Ansprache durch Region/ Betriebsräte/Jugend- und Auszubildendenvertretungen;Begrüßungsmappe für Azubis• Nachfassaktionen nach Ende ProbezeitEin entsprechendes Konzept wird von Seiten <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> entwickelt. DieUmsetzung erfolgt in den Regionen und Betrieben mit den Akteuren vor Ortunter Beteiligung <strong>der</strong> Landesjugendsekretäre/innen.Politik und GesellschaftDie junge<strong>NGG</strong> will in den nächsten Jahren verstärkt jugendpolitische Themenmit öffentlichkeitswirksamen Aktionen verbinden. Die Erfahrungen <strong>der</strong> letztenbeiden Jahre, eigenständig Aktionen zur Ausbildungsstellenmarktmisere durchzuführen,waren für die Teilnehmenden, unser Image und die Außenwirkung <strong>der</strong>jungen<strong>NGG</strong> positiv.Die junge<strong>NGG</strong> will mit Aktionen das Bewusstsein <strong>der</strong> jungen Menschen für dieMitarbeit bei junge<strong>NGG</strong> stärken und sich noch weiter als „Mitmachorganisation“darstellen. Hierbei ist es insbeson<strong>der</strong>e auch wichtig, Themen <strong>der</strong> jungenMenschen aufzunehmen und sich als Sprachrohr und Partner für die jungen256Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungMenschen einzusetzen. Folgende Themen sollen vor allem in den nächstenJahren von junge<strong>NGG</strong> besetzt werden:• Ausbildungsqualität/Zahl <strong>der</strong> Ausbildungsplätze• Bundestagswahl 2009• Jugendarbeitsschutzgesetz• Keine Verlängerung <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit• Prekäre Beschäftigung und Mindestlohn• Rechtsextremismus entgegenwirken• Umwelt- und Klimaschutz för<strong>der</strong>n• Verbesserung und Ausweitung von Networkingstrukturen für jungeMitglie<strong>der</strong>• Weiterentwicklung <strong>der</strong> Berufsbil<strong>der</strong> in <strong>NGG</strong>-BerufenRegionale JugendarbeitDurch eingeschränkte Zeitressourcen ist es vielen Jugendlichen, die Interesse aneiner Mitarbeit in unserer Gewerkschaft <strong>NGG</strong> haben, nicht möglich, Bildungsveranstaltungenam Wochenende zu besuchen. Zudem ist die Hemmschwelle, einWochenendseminar zu besuchen, ungleich höher als <strong>der</strong> Besuch einer Tages-/Abendveranstaltung <strong>der</strong> örtlichen <strong>NGG</strong>-Region o<strong>der</strong> des DGB.Die Anbindung junger Kolleginnen und Kollegen an ihre Region kann in vielenRegionen verbessert werden. Regionsjugendausschüsse o<strong>der</strong> regionale Jugendstrukturensind in <strong>der</strong> Regel nicht vorhanden. Über die Landesebene kann diesnicht kompensiert werden, da <strong>der</strong> Besuch von zentralen Tages- o<strong>der</strong> Abendveranstaltungenaufgrund langer Anfahrtswege für viele potenzielle Teilnehmendenicht <strong>zum</strong>utbar ist. Gerade im Hinblick auf die kommenden Herausfor<strong>der</strong>ungendurch eine verän<strong>der</strong>te Organisationsstruktur müssen Strukturen geschaffenwerden, die es ermöglichen, auch vor Ort o<strong>der</strong> im Regionsverbund Angebotefür junge Kolleginnen und Kollegen anzubieten. Möglichkeiten hierzu wären u.a.durch Jugendstammtische o<strong>der</strong> jugendbezogene Themen auf Abendveranstaltungengegeben.Tarif- und Branchenpolitik für junge MenschenJunge Beschäftigte sind beson<strong>der</strong>s von prekären Arbeitsbedingungen betroffen.Insbeson<strong>der</strong>e die Themen Berufseinstieg, Übernahme, befristete Beschäftigung,Leiharbeit, Arbeitsbedingungen und Entlohnung betreffen verstärkt die jungeGeneration. Dies geht auch aus dem jüngsten DGB-Index „Gute Arbeit“ <strong>der</strong> DGB-Jugend hervor. <strong>NGG</strong> ist aufgefor<strong>der</strong>t, durch eine entsprechende Branchen- undTarifpolitik die Chancen <strong>der</strong> jungen Beschäftigten auf eine berufliche Zukunftauszubauen. Hierbei wird die junge<strong>NGG</strong> durch entsprechende Seminare undSchulungen ihre Akteure unterstützen sowie mit vor- und nachgelagertenAktionen zur Mitglie<strong>der</strong>gewinnung beitragen. In jedem Jahr wird auf Landesbezirksebeneangestrebt, in einem ausgewählten Tarifbereich eines <strong>der</strong> untenstehenden Themen <strong>zum</strong> Bestandteil <strong>der</strong> jeweiligen Tarifauseinan<strong>der</strong>setzung <strong>zum</strong>achen. Die junge<strong>NGG</strong> wird in die begleitenden Aktionen zur Mitglie<strong>der</strong>gewinnungund Mitglie<strong>der</strong>mobilisierung mit einbezogen:Themen <strong>der</strong> Branchen- und Tarifpolitik könnten sein:• Altersvorsorge• Erhöhung <strong>der</strong> Entgelte• Kein Lohndumping durch eine überhöhte Zahl Auszubilden<strong>der</strong>• Maßnahmen <strong>zum</strong> Abbau prekärer Beschäftigung (Leiharbeit, Befristung,Praktika)• Maßnahmen zur Steigerung <strong>der</strong> Ausbildungsqualität• Qualifizierung• Steigerung <strong>der</strong> Ausbildungsplatzzahlen• Übernahmemöglichkeiten ausbauen.Geschäftsbericht 2008–2012 257


Antragstext Beschluss ErledigungA 18JAV-OffensiveAntragsteller: Landesbezirkskonferenz Hessen/Rheinland-Pfalz/SaarJugend- und Auszubildendenvertretungen (JAVen) sind <strong>der</strong> Hauptansatzpunktfür gewerkschaftliche Jugendarbeit im Betrieb. Daher muss <strong>NGG</strong> sich verstärktum die Neugründung sowie die Betreuung von JAVen bemühen. Zu diesemZweck wird eine JAV-Offensive im Landesbezirk gestartet, mit <strong>der</strong> Auszubildendeund junge Beschäftigte für die Mitgliedschaft und Aktivität bei <strong>NGG</strong> geworbenwerden sollen.Für die Umsetzung listen die Regionen alle JAV-fähigen Betriebe auf und sprechenmit den Beteiligten vor Ort – Betriebsräten und Vertrauensleuten – ab, wiedie Gründung von JAVen erfolgen soll. Ziel ist es, in jedem JAV-fähigen Betriebeine solche zu gründen. Die Neuwahl von JAVen wird darüber hinaus in dieZielvereinbarung „Offensive 21“ aufgenommen, ähnlich wie dies auch für dieNeugründung von Betriebsratsgremien gilt.Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Jugendarbeit wird als wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Aus- undWeiterbildung von Betriebsräten übernommen, auf Regions-, Landes- und Bundesebene.Ziel <strong>der</strong> Maßnahmen ist es, die Zahl <strong>der</strong> JAVen und <strong>der</strong>en Betreuungnachhaltig zu verbessern.Annahme alsMaterial zuA 15Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag A 15A 20Gleichstellungspolitisches Aktionsprogramm mitLeben erfüllenAntragsteller: HauptvorstandMit dem Gleichstellungspolitischen Aktionsprogramm (GPA), vom Hauptvorstandim Juni 2003 beschlossen, hat die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> die Herstellung <strong>der</strong>Chancengleichheit von Frauen und Männern zu einer zentralen Aufgabe erhoben.Dafür sollten Handlungsmöglichkeiten für alle Ebenen <strong>der</strong> gewerkschaftlichenPolitik beschrieben und die Umsetzung in praktische Politik geför<strong>der</strong>twerden. Als wesentliche Handlungsfel<strong>der</strong> wurden Tarifpolitik und Betriebspolitikfestgelegt.Nach fünf Jahren stellen wir selbstkritisch fest, dass die Umsetzung noch nichtoptimal ist. In vielen <strong>NGG</strong>-Gremien wurde das GPA noch nicht thematisiert.Dabei besteht durchaus Handlungsbedarf:Lauf einer Umfrage von Infratest im Auftrage des DGB haben Gewerkschaftenein beträchtliches Potenzial für neue Mitglie<strong>der</strong>. Demnach haben u. a. „Frauen,Arbeitnehmer in Teilzeit und unsicher Beschäftigte“ eine positive Einstellungzu Gewerkschaften und <strong>der</strong>en Arbeit. Dennoch zahle es sich für sie nicht ausMitglied zu werden – so die Umfrage, weil sich Gewerkschaften zu wenig umThemen wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen. Um dieses Mitglie<strong>der</strong>potenzialzu erschließen, müssen Ehren- und Hauptamtliche für die ThemenGleichstellung und Chancengleichheit von Frauen und Männern sowie insbeson<strong>der</strong>edie Vereinbarkeit von Familie und Beruf sensibilisiert und qualifiziertwerden, damit die Themen des GPA auf die Tagesordnung kommen.In <strong>der</strong> TarifpolitikGleichstellungsorientierte und diskriminierungsfreie Tarifverträge durchzusetzen,z. B. Sprache: Tarifverträge gelten für Männer und Frauen. Das muss auch sprachlichdeutlich werden. In mehreren Tarifverträgen sind bereits geschlechtsneutraleo<strong>der</strong> männliche und weibliche Begriffe eingearbeitet. Wo dies noch nichtgeschehen ist, wirken die Tarifkommissionen bei Neuabschluss auf die Wandlungin männliche und weibliche Sprache hin. Für die Tarifkommissionen wird dazuein Leitfaden erstellt.Entgeltgleichheit: In je<strong>der</strong> Tarifrunde wird die Entgeltgleichheit in die For<strong>der</strong>ungeneingebracht. Die Tarifkommissionen erarbeiten für ihren Tarifvertrag einenFahrplan zur Umsetzung.Arbeitszeit: Zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind Vorschläge zuerarbeiten und in die Tariffor<strong>der</strong>ungen einzubeziehen. Damit ist auch eine For<strong>der</strong>ungaus <strong>der</strong> Arbeitszeitkampagne zu mehr Zeitsouveränität zu erfüllen.Tarifvertrags-Check: Damit sollen – soweit noch vorhanden – mittelbare Diskriminierungenvon Geschlechtern, insbeson<strong>der</strong>e von Frauen sowie von an<strong>der</strong>enBeschäftigtengruppen aufgedeckt werden. Die Beseitigung einer festgestelltenDiskriminierung ist als Tariffor<strong>der</strong>ung zu erheben.AnnahmeIm Rahmen <strong>der</strong> Zusammenkünfte <strong>der</strong> Gen<strong>der</strong>beauftragten<strong>der</strong> Landesbezirke ist die sprachlicheÜberarbeitung <strong>der</strong> Geschäftsordnungen <strong>der</strong> Tarifkommissionensowie die Erstellung einer Handlungshilfefür <strong>der</strong>en Arbeit Schwerpunkt gewesen.In zwei Landesbezirken sind die gegen<strong>der</strong>tenGeschäftsordnungen umgesetzt.Das Angebot des Referates Frauen- und Gleichstellungspolitikzur sprachlichen Überarbeitungvon Tarifverträgen, Flugblättern etc. wird vonRegionen und Landesbezirken genutzt.Die tarifpolitischen For<strong>der</strong>ungen dieses Antrageswurden in <strong>der</strong> Broschüre „Lebens- und Arbeitsbedingungenverbessern – Die Tarifpolitik <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>“aufgenommen. Diese Broschüre beschreibt einentarifpolitischen Handlungsrahmen, <strong>der</strong> allen Betriebsrätenund Mitglie<strong>der</strong>n in Tarifkommissionenzur Verfügung steht.Siehe auch Antrag B 1.Mit För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung wurde2010 ein Prüfinstrument entwickelt, mit dessenHilfe eine mögliche Ungleichbehandlung beim Arbeitsentgeltauf betrieblicher und tariflicher Ebeneidentifiziert und beseitigt werden kann. Über dieAnwendungsmöglichkeiten dieses „eg-check“ wurdenSchulungen für unsere Hauptamtlichen in denRegionen, Landesbezirken und <strong>der</strong> Hauptverwaltungdurchgeführt. Eine erste Bestandsaufnahme<strong>der</strong> bundesweiten Tarifverträge wurde vorgenommen.Im Rahmen einer Tagung für Betriebsräte <strong>der</strong>Zuckerindustrie wurde <strong>der</strong> „eg-check“ genutzt, umVerän<strong>der</strong>ungsbedarf im ERTV Zucker zu identifizieren.Für die Süßwarenindustrie und Eurest wird einEntgeltrahmentarifvertrag gerade neu verhandelt.<strong>NGG</strong> hat hier For<strong>der</strong>ungen für einen diskriminierungsfreienRahmentarifvertrag entwickelt.In <strong>der</strong> Brauindustrie haben die Arbeitgeber sichtrotz zweier bundesweiter Warnstreikwellengeweigert, einen „mo<strong>der</strong>nen“ und diskriminie-258Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungIn <strong>der</strong> Betriebspolitik:Zur Unterstützung <strong>der</strong> Betriebsräte für die Schwerpunkte Vereinbarkeit vonFamilie und Beruf sowie Aus- und Weiterbildung werden Handlungshilfenerarbeitet, z. B. Analysen und Bedarfsermittlung, MitarbeiterInnenbefragung,Netzwerke. Dazu werden insbeson<strong>der</strong>e gute Beispiele gesammelt und regelmäßigveröffentlicht (Intranet und Extranet) sowie Muster-Betriebsvereinbarungenerarbeitet.In <strong>der</strong> Mitbestimmung:Aufsichtsräte: Frauen sind in einer Vielzahl von Aufsichtsräten deutlich unterrepräsentiert.Hierzu werden Vorschläge für den Hauptvorstand erarbeitet, die einebessere Repräsentanz von Frauen sicherstellen.Qualifizierung:Für Ehren- und Hauptamtliche werden Qualifizierungen durchgeführt, dennQualifikation bedeutet, Kompetenzen zu entwickeln und Handlungsfähigkeitenzu erweitern. Das bedeutet:1. MultiplikatorenInnen müssen in den Grundlagen von Gen<strong>der</strong> Mainstreamingund <strong>der</strong>en Anwendung in <strong>der</strong> Praxis geschult werden, um ihreBeraterfunktion für Mitglie<strong>der</strong> und Betriebsräte wahrnehmen zu können.2. Die Qualifizierung für Hauptamtliche wird verbindlich geregelt.3. Die Seminarinhalte werden mit <strong>der</strong>/dem Gen<strong>der</strong>beauftragten auf Bundesebenekoordiniert.4. In den Bildungs- und Seminarkonzepten <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> (auch bei Durchführungdurch Dritte) ist sicherzustellen, dass die Gen<strong>der</strong> Mainstreaming Strategieintegraler Bestandteil ist. Im ersten Schritt sind die Konzepte <strong>der</strong> BetriebsratsseminareStufe 1–3 zu überarbeiten.AußendarstellungBei Veröffentlichungen wie z. B. Informations- und Flugblättern, Broschüren,Flyern etc. ist darauf zu achten, dass Männer wie Frauen gleichermaßen angesprochenwerden. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e hinsichtlich Sprache und Bil<strong>der</strong>n.Der Hauptvorstand wird beauftragt, die Verbindlichkeit <strong>der</strong> Umsetzung sicher zustellen, z. B. durch Zielvereinbarungen auf den einzelnen Ebenen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.rungsfreien Rahmentarifvertrag abzuschließen.Die Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitszeit ist ständiges Themain den Tarifkommissionen. Eine 2008 erschieneneHandlungshilfe „Zeit ist mehr als Arbeitszeit“ enthälttarifliche Eckpunkte und eine Muster-Betriebsvereinbarungmit Anregungen für die Gestaltung<strong>der</strong> betrieblichen Arbeitszeit mit mehr Zeitsouveränitätfür die Beschäftigten. Diese Handlungshilfeist nach wie vor aktuell.In den Betrieben ist aus Sicht <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> das ThemaWeiterbildung (Qualifizierungsbedarfsanalyse,Qualifizierungsmatrix) im Rahmen ihrer Demografieinitiativezentral. Die Hans-Böckler-Stiftungbietet u.a. <strong>zum</strong> Thema „Betriebliche Weiterbildung“und „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ umfangreicheFormulierungsvorschläge für Betriebsvereinbarungenauf ihrer Internetseite. Zum Thema„Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ hat <strong>NGG</strong>2009 die Broschüre „Man muss nur wollen, wasman alles kann …“ mit einer Sammlung vorhandenerRegelungen in Betrieben sowie einer CD-Rommit Methoden und Instrumenten für die BR-Arbeitherausgebracht.Die Aufnahme von Rechtsansprüchen als Wahlprüfsteinfür die Bundestagswahl 2009 ist über denDGB erfolgt.Der Hauptvorstand benennt die Kandidatinnenund Kandidaten für die Gewerkschaftssitze inden nach dem Mitbestimmungsgesetz von 1976gebildeten Aufsichtsräten. Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong>Kandidatinnen und Kandidaten werden sowohldie politischen Notwendigkeiten, insbeson<strong>der</strong>edie Betreuungsstrukturen, als auch die Geschlechterverhältnisseberücksichtigt. Seit dem <strong>Gewerkschaftstag</strong>2008 ist es gelungen, den Anteil <strong>der</strong>Frauen bei den hauptamtlichen Gewerkschaftsvertreternleicht zu steigern.A 21Frauenarbeit weiterentwickeln und zukunftsfähiggestaltenAntragsteller: Region RuhrDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Der Hauptvorstand überarbeitet, berücksichtigt und ergänzt die Richtlinien fürdie gewerkschaftliche Frauenarbeit vom 19./20. März 1996 im Hinblick auf dieWeiterentwicklung aus den Erkenntnissen des Gen<strong>der</strong> Mainstreaming und desGleichstellungspolitischen Aktionsprogramms.AnnahmeIm Juni 2011 hat <strong>der</strong> Hauptvorstand die Vorlagedes Bundesfrauenausschusses für die neuen„Richtlinien für die gewerkschaftliche Frauenarbeit“beschlossen.A 23DGB erhalten und stärken! Vor Ort und in <strong>der</strong> Fläche!Antragsteller: Landesbezirksvorstand Nordrhein-WestfalenDie Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es for<strong>der</strong>n dazu auf, denDGB als Deutschlands stärkste Arbeitnehmerorganisation auch zukünftig handlungsfähigzu erhalten und seine Präsenz vor Ort und in <strong>der</strong> Fläche zu stärken.Dies ist insbeson<strong>der</strong>e dann von Nöten, wenn aufgrund <strong>der</strong> regionalen Strukturendie zuständigen Einzelgewerkschaften vor Ort nicht vertreten sein können.Gemeinsam müssen wir die Interessen unserer Kolleginnen und Kollegen in <strong>der</strong>Öffentlichkeit deutlich machen und Ansprechpartner in <strong>der</strong> Gesellschafts-, <strong>der</strong>regionalen Struktur–, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sein.Wir halten es für dringend erfor<strong>der</strong>lich, dass eine lebendige außerbetrieblicheGewerkschaftsarbeit auf regionaler Ebene in regionalen DGB-Strukturen mithauptamtlicher Besetzung ausgebaut und weiterentwickelt wird.AnnahmeAuf dem DGB-Bundeskongress vom 15. bis 20. Mai2010 wurde die neue DGB-Satzung verabschiedet.Im Vorfeld gab es verschiedene Initiativen an<strong>der</strong>erGewerkschaften, die dezentrale Struktur des DGBso zu straffen, dass es erheblich weniger örtlicheBüros des DGB geben sollte.<strong>NGG</strong> hat ihre Skepsis <strong>der</strong> geplanten ehrenamtlichenKreis- und Stadtverbände immer <strong>zum</strong> Ausdruckgebracht.Die neue Satzung betont die Aufgabe des DGBals Bund <strong>der</strong> Gewerkschaften. Eine Kernaufgabeist <strong>der</strong> Rechtschutz. Sie regelt die Einrichtung vonKreis- und Stadtverbänden als Aufgabe <strong>der</strong> Bezirksverbände.Damit ist die Entscheidung für dieGeschäftsbericht 2008–2012 259


Antragstext Beschluss ErledigungNotwendig ist, dass die DGB-Regionen als Kristallisationspunkte lebendigerGewerkschaftsarbeit <strong>zum</strong> Mitmachen erhalten und gestärkt werden.Unter diesen Voraussetzungen können konzeptionelle Vorschläge für diezukünftige Arbeit in den DGB-Regionen entwickelt werden. Unser Leitgedankedabei ist, die Konzentration und Optimierung <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Interessenvertretung.Entscheidend dabei ist, die Kampagnenfähigkeit des DGB und seineUnterstützung <strong>der</strong> Gewerkschaften bei ihrer Mitglie<strong>der</strong>orientierung. Um dieseZiele zu erreichen, ist eine entsprechend personelle Ausstattung, insbeson<strong>der</strong>eauf regionaler und örtlicher Ebene, notwendig.• Ziel und Aufgaben für die DGB-Regionen sollen insbeson<strong>der</strong>e sein:• Das politische Geschehen vor Ort aktiv zu beeinflussen.• Die Kooperation mit und unter den Gewerkschaften zu för<strong>der</strong>n.• Anlaufstelle für lebendige Gewerkschaftsarbeit vor Ort zu werden.• Die Gewerkschaften im außerbetrieblichen Bereich zu unterstützen.• Die Arbeit <strong>der</strong> Personengruppen Frauen und Jugend aktiv zu unterstützen.• Die Durchlässigkeit <strong>der</strong> Meinungsbildung von <strong>der</strong> Regions–, zur Bezirks–und zur Bundesebene zu erhalten.Die Einheitsgewerkschaft ist ein wichtiges politisches Gut. Wir brauchen dasDach des DGB für eine zukunftsorientierte, starke ArbeitnehmerInnenbewegung.Einrichtung von hauptamtlich besetzten örtlichenDGB-Büros auf die Bezirksebene delegiert. So istes möglich, dass eine sachgerechte und ortsnaheEntscheidung über die Vertretung des DGB stattfindet.A 24DGB-Strukturreform „Weiterentwicklung <strong>der</strong> Organisationsstrukturen“Antragsteller: Landesbezirkskonferenz Baden-WürttembergDie Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es unterstützen den imRahmen <strong>der</strong> „Initiative Trendwende“ eingeleiteten Diskussionsprozess zur Weiterentwicklung<strong>der</strong> DGB-Organisationsstruktur, da wir einen politisch starken DGBwollen und brauchen.Der DGB als Dachverband muss auch zukünftig den sozial- und gesellschaftspolitischenHerausfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sein.Deshalb gilt es, die Regionsebene auszubauen und die Einzelgewerkschaften vorOrt bei Mitglie<strong>der</strong>betreuung und –werbung zu unterstützen, ein Dachverbandwie <strong>der</strong> DGB darf sich nicht auf zentrale Ebenen beschränken.Deshalb plädieren wir für eine Organisationsreform, die auch zukünftig sicherstellt,dass <strong>der</strong> DGB vor Ort präsent ist und dies bei <strong>der</strong> Ressourcenverteilungberücksichtigt wird.AnnahmeWie schon im Bearbeitungsvermerk <strong>zum</strong> AntragA 23 geschrieben, ist die Entscheidung des DGB-Bundeskongresses zur Vertretung des DGB vor Ortden Bezirksvorständen überlassen worden.Aufgrund <strong>der</strong> Mehrheitsverhältnisse innerhalbdes DGB konnten wir keine an<strong>der</strong>e Positiondurchsetzen.Es gibt eine klare Ablehnung an<strong>der</strong>er Gewerkschaften,dass <strong>der</strong> DGB Aufgaben <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>betreuungund Mitglie<strong>der</strong>werbung unterstützensolle.A 25Zusammenarbeit mit attac ausbauenAntragsteller: Bundeskonferenz junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> verstärkt ihre Kooperation mit dem globalisierungskritischenNetzwerk „attac“.Dazu sind die Gremien aller Ebenen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, die Bündnisarbeit mit„attac“ zu konkretisieren und hinsichtlich gemeinsamer Themen und For<strong>der</strong>ungenpraktisch umzusetzen. Dabei ist die <strong>NGG</strong> ebenfalls aufgefor<strong>der</strong>t, in dasNetzwerk „attac“ hinein, für gewerkschaftliche Globalisierungspolitik Themenund Anliegen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> zu sensibilisieren.AnnahmeNach <strong>der</strong> Finanzkrise 2008 ist die von Attac seitJahren geführte Diskussion zur Globalisierung stärkerin den Mittelpunkt <strong>der</strong> öffentlichen Diskussiongerückt.Eine Zusammenarbeit mit Attac hat immer dortstattgefunden, wo Interessen unserer Mitglie<strong>der</strong>betroffen waren. Aktuell gibt es auf Bundesebeneeine Zusammenarbeit mit dem Bündnis „umfairteilen“,das sich mit Themen <strong>der</strong> Verteilungsgerechtigkeitauseinan<strong>der</strong>setzt. Es gibt gemeinsame Aktivitätenim Bündnis „Bahn für alle“, o<strong>der</strong> aber beiden gemeinsamen Aktivitäten gegen Nahrungsmittelspekulation:„Mit Essen spielt man nicht“.260Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungA 27EuropaAntragsteller: Bundeskonferenz junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Aufgrund <strong>der</strong> enormen Bedeutung <strong>der</strong> Europäischen Union und ihres Einflussesauf die Arbeitswelt ist die Tätigkeit <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> verstärkt in einem europäischenRahmen zu organisieren.Dies erfor<strong>der</strong>t insbeson<strong>der</strong>e:• Integration eines Europamoduls in die Ausbildung <strong>der</strong> Gewerkschaftssekretär(innen)zur Sensibilisierung und Qualifizierung des zukünftigenhauptamtlichen Personals,• Absicherung <strong>der</strong> Arbeitnehmermobilität und Ausbildungen im Auslanddurch Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen,• Austausch und Kooperation mit europäischen Schwesterorganisationen,• Teilnahme an europäischen Aktionstagen,• Aufklärung über EU-Vorhaben,• Verbreitung <strong>der</strong> EFFAT-Aktivitäten,• Einbeziehung von europäischen Themen in die Bildungsarbeit.Annahme alsMaterial anden HauptvorstandA 28Aufsichtsratsmandate für hauptamtliche<strong>NGG</strong>-FunktionäreAntragsteller: HauptvorstandDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> bekräftigt den Beschluss des <strong>Gewerkschaftstag</strong>es 1990,nach dem hauptamtliche <strong>NGG</strong>-Funktionäre Mandate als externe Gewerkschaftsvertreter/innengrundsätzlich in höchstens zwei Aufsichtsräten wahrnehmendürfen.Der Hauptvorstand kann allerdings aus organisationspolitischen Gründen imWege eines Ausnahmebeschlusses in jedem Einzelfall die Wahrnehmung vonmehr Mandaten zulassen.Bei <strong>der</strong> Benennung von hauptamtlichen Gewerkschaftsvertretern/innen ist dafürSorge zu tragen, dass nach Möglichkeit vorrangig Kolleginnen zu berücksichtigensind.AnnahmeDer Hauptvorstand verfährt nach dieser Beschlusslageund lässt die Wahrnehmung von mehr alszwei Aufsichtsratsmandaten nur ausnahmsweisein Einzelfällen aus organisationspolitischen Gründenzu.Siehe auch Antrag A 20.Seit dem <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008 ist es gelungen,den Anteil <strong>der</strong> Frauen bei den hauptamtlichen Gewerkschaftsvertreternleicht zu steigern.A 29Referat Sozialrecht/Sozialpolitik erhaltenAntragsteller: Region Düsseldorf-WuppertalDie Delegierten <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Regionsversammlung Düsseldorf-Wuppertal for<strong>der</strong>nden Hauptvorstand <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> auf, das Referat Sozialrecht/Sozialpolitik<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Hauptverwaltung aufrechtzuerhalten.Annahme alsMaterial anden HauptvorstandB 1Gestaltungsmacht sichern und ausbauen – Tarifverträgeschützen und nutzenAntragsteller: HauptvorstandZiel <strong>der</strong> Tarifpolitik <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> ist es, durch Tarifverträge die ArbeitsundLebensbedingungen unserer Kolleginnen und Kollegen zu verbessern.In den vergangenen Jahren waren die gesellschaftlichen, politischen und ökonomischenRahmenbedingungen für die gewerkschaftliche Tarifpolitik äußerstungünstig.• Anhaltende Massenarbeitslosigkeit,• eine schwache Binnenkonjunktur,• <strong>der</strong> Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt mit stärkerer Prekarisierung <strong>der</strong>Arbeitsbedingungen,• Ausglie<strong>der</strong>ungen, Drohungen mit Standortverlagerungen,• Angriffe von Unternehmensverbänden, Unternehmen und PolitikernAnnahmeDie grundsätzlichen Positionen des Antrages sindin Form einer Broschüre mit dem Titel „Lebens undArbeitsbedingungen verbessern – Die Tarifpolitik<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>“ als tarifpolitischer Handlungsrahmenveröffentlicht worden. Der tarifpolitische Handlungsrahmenwurde mit konkreten tarifpolitischenFor<strong>der</strong>ungen aus an<strong>der</strong>en Anträgen des <strong>Gewerkschaftstag</strong>esergänzt. Die Broschüre dient allenEbenen und den Tarifkommissionen als Richtschnurfür eine mittelfristige Tarifpolitik <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.Die Geschäftsordnung für die Bundestarifkommissionenwurde überarbeitet und vom Hauptvorstand2009 beschlossen. Sie sieht nun einen„Mindestorganisationsgrad“ bei <strong>der</strong> AufnahmeGeschäftsbericht 2008–2012 261


Antragstext Beschluss Erledigungauf die Tarifautonomie, den Flächentarifvertrag und die Drohung mit sogenannten „betrieblichen Bündnissen“,• die neoliberale Wirtschaftsideologie und Wirtschaftspolitik <strong>der</strong> so genanntenDeregulierung• Tarifflucht und OT-Mitgliedschafterschwerten die Arbeit unserer Tarifkommissionen und die Durchsetzung unserertarifpolitischen Ziele.Dennoch und trotz dieser Rahmenbedingungen haben wir eigene For<strong>der</strong>ungen– auch durch Warnstreiks, Urabstimmungen und unbefristete Streiks – durchgesetztund Angriffe auf bestehende tarifliche Leistungen abwehren können. Dabeistand beson<strong>der</strong>s die erfolgreiche Verteidigung <strong>der</strong> tariflichen Wochenarbeitszeitim Zentrum <strong>der</strong> Tarifpolitik. In den Auseinan<strong>der</strong>setzungen um die Wochenarbeitszeitund bei den Angriffen auf die Manteltarifverträge hat <strong>NGG</strong> dazugelernt und sich auf die verän<strong>der</strong>ten gesellschaftlichen, politischen und ökonomischenRahmenbedingungen eingestellt und ist Gestaltungskraft geblieben.Wir wissen allerdings auch, dass tarifpolitische Auseinan<strong>der</strong>setzungen nicht <strong>der</strong>Vergangenheit angehören, son<strong>der</strong>n die Logik <strong>der</strong> Share-Value-Orientierung vonUnternehmen und vielen Politikern immer wie<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>t, dass die Gewerkschaft<strong>NGG</strong> auch tarifpolitische Antworten auf gesellschaftliche Entwicklungenund Herausfor<strong>der</strong>ungen gibt.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> beschließt dazu den nachfolgenden tarifpolitischen Handlungsrahmen:von Tarifverhandlungen vor. Analoge Regelungenfinden sich in fast allen Geschäftsordnungen fürdie Tarifkommissionen in den Landesbezirken.Das Thema <strong>der</strong> Arbeitszeit- und Ausstiegsregelungenfür ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerist <strong>zum</strong> Bestandteil <strong>der</strong> „Demografie-Initiative“geworden.Für die meisten unserer mehr als 300 Tarifverträgezur tariflichen Altersvorsorge konnten Verbesserungenerzielt werden. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für denneu abgeschlossenen Altersvorsorgetarifvertrag fürdie Süßwarenindustrie.Das Instrument <strong>der</strong> zentralen Branchentagungenwurde mit dem Ziel <strong>der</strong> weiteren Verzahnungunserer Tarif-, Betriebs- und Branchenpolitik weiterentwickelt.Die Tagungen verzeichnen wachsendeTeilnehmerzahlen.Nach den Zahlen des WSI konnten in den Jahren2009 bis 2012 die <strong>NGG</strong>-Tarifabschlüsse die jeweiligeInflationsrate mehr als ausgleichen. In denTarifrunden <strong>der</strong> Jahre 2009 bis 2012 lagen die Tarifabschlüsseoberhalb des neutralen Verteilungsspielraumes.Realeinkommen sichern und steigernUnternehmen und Staat haben in den letzten Jahren eine dramatische Umverteilungzu Lasten <strong>der</strong> Einkommen <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerdurchgesetzt. Diese Umverteilungspolitik hat zu wachsen<strong>der</strong> sozialer Ungerechtigkeitund auch wirtschaftlicher Nachfrageschwäche im Binnenmarkt geführt.Für die Bevölkerung erkennbar gibt es inzwischen erhebliche Ungerechtigkeitenin <strong>der</strong> Einkommens- und Vermögensverteilung, die durch die Tarifabschlüsse <strong>der</strong>Gewerkschaften nur begrenzt vermin<strong>der</strong>t werden kann.Die Entgeltabschlüsse <strong>der</strong> letzten Jahre sind trotz steigen<strong>der</strong> Tendenz oft unterden Preissteigerungsraten geblieben.Ein Ziel <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Tarifpolitik bleibt es, Entgeltabschlüsse deutlich oberhalb desso genannten „neutralen Verteilungsspielraums“ (Produktivitätszuwachs plusInflationsausgleich) durchzusetzen.Die Beteiligung <strong>der</strong> ArbeitnehmerInnen am Produktivkapital ist dazu keineAlternative! Zu offensichtlich ist <strong>der</strong> Versuch, über diesen Weg niedrige Tarifabschlüssezu legitimieren und den Beschäftigten neben dem Arbeitsplatzrisikoauch noch das unternehmerische Risiko aufzubürden. Deshalb lehnt <strong>NGG</strong> diesenWeg ab.Zur Umsetzung dieses Zieles werden in allen Tarifkommissionen Strategiediskussionengeführt.Manteltarifverträge weiter schützen – Arbeitszeitmenschengerecht gestaltenUnsere erfolgreiche Abwehr <strong>der</strong> Angriffe <strong>der</strong> Arbeitgeber auf die erreichten Standards<strong>der</strong> Manteltarifverträge, beson<strong>der</strong>s auf die tarifliche Wochenarbeitszeit,hat gezeigt, welche Bedeutung die Manteltarifverträge für unsere Kolleginnenund Kollegen haben. Wir wollen unsere Manteltarifverträge weiterhin schützenund weiterentwickeln. Dabei bleibt die Arbeitszeit und ihre Ausgestaltung imMittelpunkt.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> lehnt eine Verlängerung <strong>der</strong> tariflichen Arbeitszeiten ab.Wir wollen Arbeitszeit gestalten, weiter humanisieren und weiter verkürzen.Konti- und Teilkontiarbeit tarifvertraglich regeln.Die Tendenz ist eindeutig: In einem immer größer werdenden Teil <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Industriebranchenwird samstags und immer häufiger auch sonntags gearbeitet.Es bleibt weiterhin unser Ziel, Samstags- und vor allem Sonntagsarbeit so weitwie möglich zu verhin<strong>der</strong>n. Wenn uns dies nicht gelingt, wollen wir in denTarifverträgen für die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer planbareArbeitszeiten durchsetzen und dort, wo tatsächlich kontinuierliche o<strong>der</strong>teilkontinuierliche Arbeit stattfindet, eine Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit z.B. durch262Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigungverbesserte Pausenregelungen, erhöhte Schichtfreizeiten o<strong>der</strong> eine generelleVerkürzung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit vereinbaren.Auch hier gilt, dass planbare Arbeit und Freizeit für Arbeitnehmerinnen undArbeitnehmer unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Familien- und Freizeitinteressensicher gestellt werden müssen. Eine ausschließliche Orientierung an <strong>der</strong> betriebswirtschaftlichenRationalität lehnen wir ab.Um eine sachgerechte Umsetzung zu ermöglichen, ist dem Hauptvorstandeine Bestandsaufnahme <strong>der</strong> realen Situation in den <strong>NGG</strong>-Branchen vorzulegenund daraus ein Konzept für die tarif- und betriebspolitische Umsetzung in denbetroffenen Branchen zu entwickeln.Sanierungstarifverträge begrenzenDie Gewerkschaft <strong>NGG</strong> hat in den letzten Jahren ihre tarifpolitische Verantwortungzur Sicherung von Standorten und Arbeitsplätzen wahrgenommen undSanierungstarifverträge abgeschlossen.Allerdings versuchen Arbeitgeber immer wie<strong>der</strong>, diese Tarifverträge zu missbrauchen,um mit <strong>der</strong> Arbeitsplatzangst <strong>der</strong> Beschäftigten die tarifvertraglichenBedingungen zu verschlechtern und so Tarifverträge abzusenken.Für den Abschluss von Sanierungstarifverträgen stellt <strong>der</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong>folgende Kriterien auf:1. Sanierungstarifverträge werden nur abgeschlossen, wenn eine tatsächlichewirtschaftliche Notlage des betroffenen Betriebes o<strong>der</strong> Unternehmensdurch Prüfung von einem externen Sachverständigen bestätigt wordenist. Arbeitgeberaussagen zur wirtschaftlichen Lage sind hierfür nicht ausreichend.2. Vom Arbeitgeber ist eine sachgerechte Zukunftsstrategie vorzulegen.3. Ohne Beschäftigungssicherung und Ausschluss von betriebsbedingtenKündigungen werden keine Sanierungstarifverträge abgeschlossen.4. Die <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong> müssen auf einer Mitglie<strong>der</strong>versammlung überAbschluss eines Sanierungstarifvertrages informiert werden.5. Vor Abschluss eines Tarifvertrages und Befragung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> sind dieAuswirkungen auf an<strong>der</strong>e Betriebe <strong>der</strong> Branche zu prüfen.6. Die Regelungen des Sanierungstarifvertrages sind zu befristen. Bei Nichteinhaltungeinzelner Regelungen durch den Arbeitgeber ist eine Rückabwicklungsklauselbereits bei Vertragsabschluss zu vereinbaren.7. Ein Mitglie<strong>der</strong>vorteil für die <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong> soll in jedem Fall angestrebtwerden.Die Tarifkommissionen tragen bei Sanierungstarifverträgen eine beson<strong>der</strong>shohe Verantwortung, damit Sanierungstarifverträge nicht zu Tarifdumpinggegen an<strong>der</strong>e Betriebe <strong>der</strong> Branche missbraucht werden o<strong>der</strong> die betroffenenKolleginnen und Kollegen des Sanierungsbetriebes nicht mit weniger Geld indie Arbeitslosigkeit entlassen werden.Regelungen für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – AltersabsicherungverbessernDie Gewerkschaft <strong>NGG</strong> hält an ihrer grundsätzlichen Kritik an <strong>der</strong> Rente mit 67fest. Wir werden uns mit <strong>der</strong> Verlängerung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahrenicht abfinden.Die Politik <strong>der</strong> letzten Jahre war von einer Kürzung <strong>der</strong> gesetzlichen Absicherungvon Rentnerinnen und Rentnern und von Einschnitten in die Sozialversicherungssystemebeim Übergang vom Arbeitsleben in die Rentenphase gekennzeichnet.Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> hat mit über 300 Tarifverträgen zur tariflichen Altersvorsorgebeispielhafte Regelungen getroffen, um zusätzliche Zahlungen im Altersicherzustellen. Dennoch reichen diese Vereinbarungen nicht aus, die gesetzlichenKürzungen auszugleichen. Unser Ziel bleibt, diese Regelungen insbeson<strong>der</strong>edurch eine Steigerung <strong>der</strong> Arbeitgeberbeiträge auszubauen – auch wennwir wissen, dass wir mit den Mitteln <strong>der</strong> Tarifpolitik nicht alles reparieren undkorrigieren können, was politisch falsch läuft.Mit unseren Tarifverträgen zur Altersteilzeit haben wir die gesetzlichen Regelungenzur Altersteilzeit verbessert.Geschäftsbericht 2008–2012 263


Antragstext Beschluss ErledigungWir for<strong>der</strong>n den Gesetzgeber auf, baldmöglichst einen rechtlichen Rahmen zurVerlängerung <strong>der</strong> Altersteilzeit und zur verbesserten Neugestaltung <strong>der</strong> Teilrenteab 2009 in Kraft zu setzen, damit wir tarifpolitisch den gleitenden Übergang indie Rente flankieren können.Es ist die Aufgabe <strong>der</strong> Unternehmen, für eine altersangemessene Gestaltung <strong>der</strong>Arbeitsplätze zu sorgen und dem Gesundheitsverschleiß durch unangemesseneArbeitsbedingungen vorzubeugen.Wir wollen dieses mit tarifpolitischen Regelungen für ältere Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmer unterstützen: durch differenzierte Arbeitszeitmodelle undden Ausbau von Arbeitszeitverkürzungen für ältere Beschäftigte.Tarif-, Betriebs- und Branchenpolitik verzahnenVoraussetzung für die Tarifarbeit <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> ist, dass die tarifpolitischenZiele die Interessen <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in denBetrieben aufnehmen. Ohne eine solche tarifpolitische Orientierung wärenwichtige tarifpolitische Erfolge nicht möglich gewesen.Die Abwehr <strong>der</strong> Angriffe auf den Flächentarifvertrag, die Bekämpfung <strong>der</strong> Tariffluchtdurch Anerkennungs- o<strong>der</strong> Haustarifverträge waren nur erfolgreich, weilwir die Betroffenen in den Betrieben zu Beteiligten unserer Tarifarbeit gemachthaben.Beson<strong>der</strong>s unsere Kampagnen zur Arbeitszeit und „MTV schützen“ habengezeigt: Tarifverträge müssen oft zweimal durchgesetzt werden – während <strong>der</strong>Tarifauseinan<strong>der</strong>setzung und anschließend im Betrieb.Tarifverträge sind das Fundament gewerkschaftlicher Betriebsarbeit und bildeneine wesentliche Grundlage für die Arbeit <strong>der</strong> Betriebsräte. Gute Tarifverträgeund erfolgreiche Betriebsratsarbeit bedingen und ergänzen sich gegenseitig.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> for<strong>der</strong>t die zuständigen Gremien und die gewerkschaftlichenInteressenvertreter auf:• Nach Abschluss von Tarifverträgen die Umsetzung von Tarifabschlüssenund einzelne tarifliche Gestaltungsmerkmale (z.B. Arbeitszeiteckwerte,Schichtpläne) verstärkt inhaltlich, zeitlich und organisatorisch zu verzahnen.Zielsetzung ist eine offensive, optimale Ausnutzung tarifvertraglicherGestaltungsspielräume im Interesse <strong>der</strong> Beschäftigten und die weitereStärkung <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> in den einzelnen Betrieben.• Vor Tarifverhandlungen diese rechtzeitig unter Einbeziehung <strong>der</strong> Beschäftigtenund beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong> vorzubereiten. Zielsetzung isteine Stärkung <strong>der</strong> Verhandlungs- und Durchsetzungskraft <strong>der</strong> Tarifkommissionenbei den Tarifverhandlungen und die Stärkung <strong>der</strong> Gewerkschaft<strong>NGG</strong>.In Mitglie<strong>der</strong>versammlungen, Funktionärs- und Branchenkonferenzen haben wirfür unsere Tarifpolitik geworben, mit elektronischen und postalischen Mitglie<strong>der</strong>informationenund direkten Anschreiben haben wir unsere Mitglie<strong>der</strong> in dieTarifarbeit noch stärker einbezogen – diese Instrumente sind auszubauen.Zentrale Branchentagungen sind ein wichtiges Instrument, um die Sachkenntnisvon <strong>NGG</strong> in den unterschiedlichen Branchen darzustellen, überregionale Diskussionenzu ermöglichen und eine Verknüpfung zwischen Tarif- und Betriebspolitikherzustellen. Das Instrument zentraler Branchentagungen ist weiterzuentwickeln.Beson<strong>der</strong>s die Zunahme von Haustarifverträgen stellt uns vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen.Sie werden zukünftig stärkere Auswirkungen auf die <strong>NGG</strong>-Tarifpolitikhaben als in <strong>der</strong> Vergangenheit. Das bedeutet einen erhöhten AbstimmungsundKoordinationsbedarf über For<strong>der</strong>ungen, Durchsetzungsstrategien, Laufzeitenund Abschlussschwerpunkte.Die tarifpolitisch Verantwortlichen in den Landesbezirken und im Hauptvorstandwerden aufgefor<strong>der</strong>t, auch für die Zukunft die Koordination <strong>der</strong> dezentralenTarifpolitik bei <strong>NGG</strong> sicherzustellen.Unorganisierte gewinnen – Mitglie<strong>der</strong>stärke sicherstellenDie abnehmende Tarifbindung in Deutschland, die Austritte <strong>der</strong> Arbeitgeber ausden Tarifvertrag schließenden Verbänden machen deutlich:Tarifverträge sind nicht mehr selbstverständlich! Die alte Erfahrung <strong>der</strong> Arbeiterbewegungbewahrheitet sich in je<strong>der</strong> Tarifauseinan<strong>der</strong>setzung: Nur durchMitglie<strong>der</strong>stärke und Durchsetzungsfähigkeit gelingt es, zukunftsgerichtete264Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungTarifverträge zu vereinbaren.Wir werden in <strong>der</strong> Zukunft noch stärker als bisher deutlich machen müssen,• dass die Verhandlung von Tarifverträgen,• die Verteidigung und Sicherung unserer tarifpolitischen Errungenschaften• und die Durchsetzung unserer For<strong>der</strong>ungen für neue, verbesserte Tarifverträgevom Organisationsgrad und <strong>der</strong> Unterstützung durch die Belegschaften abhängigist. Das gilt für Flächentarife, das gilt für Haustarife, die keine Absenkungskonkurrenzgegen Flächentarife sein dürfen, und das gilt auch für die erstmaligeDurchsetzung von Tarifverträgen in neuen Betrieben.Bei <strong>der</strong> Stärkung unserer tarifpolitischen Handlungs- und Durchsetzungsfähigkeithilft uns unsere dezentrale, kleinteilige Tarifstruktur. Die Tarifpolitik <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>war schon immer betriebs- und branchennah. Das hilft uns, aus den Betroffenenin den Betrieben noch stärker als bisher Beteiligte zu machen, sie aus <strong>der</strong>„Zuschauerrolle“ herauszuholen.Das bedeutet und erfor<strong>der</strong>t aber auch, den Beschäftigten zu verdeutlichen:Ohne einen entsprechenden Organisationsgrad ist die Durchsetzung akzeptablerTarifergebnisse nicht möglich und unbefriedigende Tarifabschlüsse sichernlangfristig nicht ihre Arbeits- und Lebensbedingungen.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> for<strong>der</strong>t• alle Organisationsebenen auf, den Zusammenhang zwischen Organisationsgradund akzeptablem Abschluss von Tarifverträgen mit den Beschäftigtenverstärkt zu thematisieren,• den Hauptvorstand und die Landesbezirksvorstände auf, in den Geschäftsordnungenfür Tarifkommissionen Bestimmungen über einen Mindestorganisationsgradals Voraussetzung für die Aufnahme von Tarifverhandlungenaufzunehmen. Dabei ist gegebenenfalls zu differenzieren nachBranchen-, Flächen- und Haustarifen, Anerkennungstarifen, erstmaligemAbschluss von Tarifverträgen. Die Konkretisierung obliegt den zuständigenGremien.Arbeitgeberwillkür zurückweisen – weiße Flecken in <strong>der</strong> TariflandschaftschließenVerschiedene <strong>NGG</strong>-Organisationsbereiche, wie das Hotel- und Gaststättengewerbe,das Bäckerhandwerk, wichtige Bereiche <strong>der</strong> Fleischindustrie, aber auchan<strong>der</strong>e Branchen in <strong>der</strong> Ernährungsindustrie sind seit längerem o<strong>der</strong> immerwie<strong>der</strong> von tariflosen Zuständen gekennzeichnet. Arbeitgeber entziehen sichTarifverträgen durch Austritte aus den Verbänden bzw. OT(ohne Tarifbindung)-Mitgliedschaft o<strong>der</strong> treten oft gar nicht erst in tarifgebundene Arbeitgeberverbändeein.Eine tarifpolitische Schwerpunktaufgabe für die nächsten Jahre ist es, eineweitere Zersplitterung <strong>der</strong> Tariflandschaft zu verhin<strong>der</strong>n, die Tarifbindung zuerhalten o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>herzustellen und erstmalige Tarifbindungen durchzusetzen.Vorrangiges Ziel bleibt dabei <strong>der</strong> Flächentarifvertrag.B 2TarifpolitikAntragsteller: Landesbezirksvorstand Nordrhein-WestfalenIn den vergangenen Jahren stand die Tarifpolitik unter einem extremen Druck.Die Angriffe auf die Tarifautonomie, den Flächentarifvertrag und die For<strong>der</strong>ungnach betrieblichen Bündnissen, Druck auf die Arbeitsplätze und Drohung mitStandortverlagerungen sowie die neoliberale Wirtschaftsideologie und die hoheArbeitslosigkeit erschwerten die Durchsetzung unserer tarifpolitischen Ziele.Trotz dieser Rahmenbedingungen konnten wir auch durch Warnstreiks, Urabstimmungenund unbefristete Streiks eigene For<strong>der</strong>ungen durchsetzen undAngriffe auf bestehende tarifliche Leistungen abwehren. Dabei stand insbeson<strong>der</strong>edie Verteidigung <strong>der</strong> tariflichen Wochenarbeitszeit im Zentrum. Mit <strong>der</strong><strong>NGG</strong>-Arbeitszeitkampagne ist es uns gelungen, die massiven For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong>Arbeitgeber nach Verlängerung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit zurückzuweisen.<strong>NGG</strong> hat sich auf verän<strong>der</strong>te Bedingungen eingestellt und dazugelernt. Trotzmassiver Angriffe auf tarifliche Leistungen und den Flächentarifvertrag sind wirGestaltungskraft geblieben!Annahme alsMaterial <strong>zum</strong>Antrag B 1Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag B 1.Geschäftsbericht 2008–2012 265


Antragstext Beschluss ErledigungFlächentarifvertrag verteidigen – weiße Flecken in <strong>der</strong> Tariflandschaft schließenTarifverträge sind auch im <strong>NGG</strong>-Bereich keine Selbstverständlichkeit mehr.In einigen Branchen erleben wir seit Jahren tariflose Zustände, nicht nur imBäckerhandwerk und dem Hotel- und Gaststättengewerbe, son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong>Ernährungsindustrie. In an<strong>der</strong>en Bereichen entziehen sich Unternehmen <strong>der</strong>Bindung an den Flächentarifvertrag, gleichzeitig gibt es eine erhebliche Zahl anUnternehmen, die in den vergangenen Jahren neu entstanden o<strong>der</strong> gewachsensind, und noch immer keiner Tarifbindung unterliegen.Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Zersplitterung <strong>der</strong> Tariflandschaftsieht <strong>NGG</strong> es als eine vorrangige Aufgabe für die kommenden Jahre an, dieTarifbindung zu erhalten und für bislang nicht (mehr) tarifgebundene BetriebeTarifverträge durchzusetzen.Dabei gebührt den Flächentarifverträgen eindeutig <strong>der</strong> Vorrang vor Haus- undKonzerntarifverträgen.Umverteilung stoppen: für eine offensive EntgeltpolitikStaat und Unternehmen haben in den vergangenen Jahren eine dramatischeUmverteilung zu Lasten <strong>der</strong> Einkommen <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerdurchgesetzt. Es ist ein Gebot wirtschaftspolitischer Vernunft undsozialpolitischer Gerechtigkeit, dieser Umverteilungspolitik eine aktive Tarifpolitikentgegenzusetzen. Unser Ziel ist es, durch offensive Entgeltfor<strong>der</strong>ungen mehrNachfrage zu schaffen.Mit dieser For<strong>der</strong>ung standen wir jahrelang allein. Heute wird sie von weiten Teilen<strong>der</strong> Bevölkerung, Vertretern <strong>der</strong> Politik und auch von Wirtschaftsforschungsinstitutengeteilt.Wir halten auch an unserem bisherigen Ziel fest, über den so genannten„neutralen Verteilungsspielraum“, <strong>der</strong> sich aus <strong>der</strong> Summe von Inflationsrate undProduktivität ergibt, hinausgehende Umverteilung durchzusetzen.Die Beteiligung <strong>der</strong> ArbeitnehmerInnen am Produktivkapital ist dazu keineAlternative! Zu offensichtlich ist <strong>der</strong> Versuch, über diesen Weg niedrige Tarifabschlüssezu legitimieren und den Beschäftigten neben dem Arbeitsplatzrisikoauch noch das unternehmerische Risiko aufzubürden. Deswegen lehnt <strong>NGG</strong>diesen Weg ab.MTV schützen – Arbeitszeit gestaltenWir wollen unsere Manteltarifverträge schützen und weiterentwickeln. DieArbeitszeit bleibt dabei im Mittelpunkt. Wir wollen tarifliche Rahmenbedingungenschaffen, die dazu beitragen, dass die unterschiedlichen Arbeitszeitbedürfnissevon Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in <strong>der</strong> betrieblichen Praxisstärker berücksichtigt werden.Deshalb erteilen wir weiterhin allen Bestrebungen eine Absage, die Arbeitszeitzu verlängern. Wir wollen Arbeitszeit gestalten und nach Möglichkeit weiterverkürzen.Von Planungssicherheit und Arbeitszeitsouveränität für Beschäftigte kann inweiten Teilen <strong>der</strong> Ernährungsindustrie nicht gesprochen werden. Oftmals stehenbetriebliche Belange vor persönlichen Zeitinteressen. Im Ergebnis haben sichviele Beschäftigte auf ungeregelte Arbeitszeiten mit einem – teilweise dramatischhohen – Mehrarbeitsanteil eingestellt.Wir müssen uns tarif- und betriebspolitisch damit auseinan<strong>der</strong>setzen, dass vieleKolleginnen und Kollegen trotz tarifvertraglich festgelegter Fünf-Tage-Wocheeinen erheblichen Teil des Jahres an sechs Tagen arbeiten müssen. Diese Entwicklungist aus gesundheitlichen und beschäftigungspolitischen Gründen nichtakzeptabel.Konti und Teilkonti regelnEin wichtiges Thema wird in den kommenden Jahren die Regelung von KontiundTeilkontiarbeit sein. In einem großen Teil unserer Betriebe wird samstagsund häufig auch sonntags gearbeitet.Es bleibt unser Ziel, Samstags- und insbeson<strong>der</strong>e Sonntagsarbeit zu verhin<strong>der</strong>n.Wo uns das nicht gelingt, müssen wir für die betroffenen Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmer planbare Arbeitszeiten durchsetzen.Wo tatsächlich Konti- bzw. Teilkontiarbeit stattfindet bzw. eingeführt wird, wollen266Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigungwir eine Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit z.B. durch Schichtfreizeiten, Pausenregelungenund/o<strong>der</strong> eine Verkürzung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit erreichen.Deshalb brauchen wir eine tarif- und betriebspolitische Offensive zur Gestaltungvon Konti- und Teilkontiarbeit. Der Hauptvorstand wird beauftragt, ein entsprechendesKonzept zu erarbeiten.Regelungen für ältere ArbeitnehmerInnenWir werden uns mit <strong>der</strong> Verlängerung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre nichtabfinden. Gleichzeitig wollen wir weitere tarifpolitische Regelungen für ältereArbeitnehmerInnen entwickeln. Dabei geht es sowohl um den Erhalt und ggfs.Ausbau von Arbeitszeitverkürzung für Ältere als auch um die ergonomischeGestaltung <strong>der</strong> Arbeitsplätze und um die Entwicklung differenzierter Arbeitszeitmodelle.Sanierungstarifverträge<strong>NGG</strong> hat in den letzten Jahren zahlreiche Sanierungstarifverträge abgeschlossen,um Standorte und Arbeitsplätze zu sichern. Wir tragen bei Sanierungstarifverträgeneine hohe Verantwortung, damit die betroffenen Kolleginnen und Kollegenam Ende nicht nur mit weniger Geld in die Arbeitslosigkeit geschickt werdeno<strong>der</strong> Sanierungstarifverträge zu schlichtem Lohndumping missbraucht werden.Deshalb wird <strong>NGG</strong> zukünftig nur noch Sanierungstarifverträge abschließen,wenn folgende Kriterien erfüllt sind:• Prüfung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Notlage durch einen externenSachverständigen.• Vorliegen einer Potenzialanalyse mit einer Zukunftsstrategie.• Prüfung <strong>der</strong> Auswirkung des Sanierungstarifvertrages auf an<strong>der</strong>e Betriebe<strong>der</strong> Branchen.• Zustimmung unserer Mitglie<strong>der</strong> <strong>zum</strong> Abschluss des Sanierungstarifvertragesauf einer Mitglie<strong>der</strong>versammlung.• Beschäftigungssicherung und Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen.• Befristung und Rückabwicklungsklausel bei Nichteinhaltung.Ein Mitglie<strong>der</strong>vorteil soll in jedem Fall angestrebt werden.Verzahnung von Betriebs-, Branchen- und TarifpolitikDie Angriffe auf den Flächentarifvertrag, Tarifflucht und eine wachsende Anzahlvon Haustarifverträgen erfor<strong>der</strong>n eine bessere Verzahnung von Betriebs-, Branchen-und Tarifpolitik.Wichtige tarifpolitische Erfolge <strong>der</strong> jüngsten Zeit wären ohne eine solche Verzahnungnicht möglich gewesen. Eine wesentliche Voraussetzung war dabei,dass Menschen in den Betrieben die tariflichen Ziele zu ihren Zielen machten.Betroffene wurden so zu Beteiligten, kurz: zu – zeitlich befristeten – betrieblichenVertrauensleuten.Gerade die Arbeitszeitkampagne hat offengelegt: Tarifverträge müssen zweimaldurchgesetzt werden: im Tarifabschluss und häufig anschließend im Betrieb.Nicht nur in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung um die Arbeitszeit wird deutlich: DieDurchsetzung und Verteidigung von Tarifverträgen im Betrieb ist eine fortdauerndeAufgabe. Auch dafür ist eine zielgerichtete Verzahnung von Betriebs- undTarifpolitik notwendig.Dazu müssen Mitglie<strong>der</strong>versammlungen, Funktionärs- und Branchenkonferenzenverstärkt genutzt werden. Auch elektronische und/o<strong>der</strong> postalische Mitglie<strong>der</strong>informationeno<strong>der</strong> direkte Anschreiben unserer Mitglie<strong>der</strong> können sinnvollsein, um sie stärker in die tarifpolitische Meinungsbildung einzubinden.Das Instrument <strong>der</strong> zentralen Branchentagungen ist weiterzuentwickeln undeine stärkere Verknüpfung mit <strong>der</strong> dezentralen Tarifpolitik herbeizuführen.Die Zunahme von Haustarifverträgen stellt uns vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen.Haustarifverträge wirken sich stärker auf die tarifpolitische Landschaft bei <strong>NGG</strong>aus als in <strong>der</strong> Vergangenheit. Das erfor<strong>der</strong>t eine sorgfältige Abstimmung undKoordinierung. Beispielsweise können sich (Haus-)Tarifkommissionen einer Brancheabstimmen in Bezug auf Laufzeiten, For<strong>der</strong>ungen und ggf. die Entwicklungeines Tarifkonfliktes.Geschäftsbericht 2008–2012 267


Antragstext Beschluss ErledigungTarifbindung erhalten und ausbauen – Mitglie<strong>der</strong>stärke als Voraussetzung fürHaustarifverträgeWir stellen fest: Tarifverträge sind nicht mehr selbstverständlich. Vor allem: Immermehr entscheidet sich die Höhe eines Abschlusses daran, ob im Konfliktfall auchfür die Durchsetzung gekämpft werden kann.Deshalb müssen wir deutlich machen, dass die Sicherung tarifpolitischerErrungenschaften und die Durchsetzung unserer For<strong>der</strong>ungen ohne die Unterstützungdurch die Belegschaften und einen entsprechenden Organisationsgradnicht möglich sind.Wir wollen nicht, dass Haustarifverträge als Billigkonkurrenz zu Flächentarifverträgenmissbraucht werden können. Wir wollen für neue Betriebe Tarifbindungdurchsetzen.Das erfor<strong>der</strong>t die Stärkung <strong>der</strong> betrieblichen Handlungs- und Durchsetzungsfähigkeit:Die Tarifpolitik <strong>der</strong> Zukunft muss mitglie<strong>der</strong>nah sein und braucht eineMitglie<strong>der</strong>basis zur Durchsetzung unserer For<strong>der</strong>ungen. <strong>NGG</strong> hat schon immereine branchen- und betriebsnahe Tarifpolitik betrieben. Daran können wiranknüpfen.Aber wir müssen deutlich machen, dass die alte Stellvertreterpolitik nicht mehrfunktioniert. Wir müssen unsere Mitglie<strong>der</strong> und die Beschäftigten aus <strong>der</strong>Zuschauerrolle holen. Wir müssen ihnen die Wahrheit sagen: Ohne einen entsprechendenOrganisationsgrad laufen wir Gefahr, keinen neuen Abschluss zuerzielen o<strong>der</strong> schlechtere Tarifregelungen akzeptieren zu müssen.Deshalb wird in allen Organisationseinheiten ein Mindestorganisationsgradals Voraussetzung für die Aufnahme von Haustarifverhandlungen festgelegtwerden.Dabei sollen Anerkennungstarifverträge – unabhängig vom Organisationsgrad– weiterhin möglich bleiben, um auch für Betriebe mit niedrigem Organisationsgraddie Möglichkeit einer Tarifbindung zu erhalten.Entsprechende Regelungen sind durch die Landesbezirksvorstände in denGeschäftsordnungen zu konkretisieren.Dranbleiben: Gesetzgeber for<strong>der</strong>nTarifpolitik kann nicht Reparaturbetrieb <strong>der</strong> Politik sein. Wir brauchen einengesetzlichen Mindestlohn, die Fortsetzung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Altersteilzeit,Regelungen zur Berufsunfähigkeit und zur Leiharbeit.Gleichwohl werden wir die Altersvorsorge und Regelungen zur Leiharbeit auchtarifpolitisch weiter vorantreiben.B 3Neuen Ansprüchen in <strong>der</strong> Tarifarbeit gerecht werdenAntragsteller: Landesbezirksvorstand Baden-WürttembergDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen, dass in den tarifpolitischen Entscheidungen<strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> die neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen durch bundes-,europa- und weltweit agierende Unternehmen beim Abschluss von Tarifverträgenaufgenommen werden.Annahme alsMaterial zu B 1Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag B 1.B 4ArbeitszeitpolitikAntragsteller: HauptvorstandDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2003 hat eine intensive Diskussion zur Arbeitszeitpolitik<strong>der</strong> <strong>NGG</strong> geführt und eine Arbeitszeitkampagne beschlossen.Drei Hauptziele sollten mit <strong>der</strong> Arbeitszeitkampagne erreicht werden:1. zu verdeutlichen, dass eine Verlängerung <strong>der</strong> Arbeitszeiten ein politischerund ökonomischer Irrweg ist,2. eine weitere Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit in allen Formen mit Entgeltausgleichdurchzusetzen,3. eine stärkere Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitszeit im Arbeitnehmersinne (z.B.Arbeitszeitsouveränität) durch Tarifverträge und Betriebsvereinbarungenzu erreichen.In allen Landesbezirken und Regionen wurden Diskussionen, Seminare, gewerk-AnnahmeEine Arbeitsgruppe bestehend aus hauptamtlichenKolleginnen und Kollegen aller Landesbezirke und<strong>der</strong> Hauptverwaltung hat zweimal getagt und denFokus <strong>der</strong> Arbeit auf die Personalbedarfsrechnungin Zusammenhang mit flexiblen Arbeitszeiten und<strong>der</strong> Zeitsouveränität <strong>der</strong> Beschäftigten gelegt. Füreine gesicherte Zeitabdeckung und ein gesichertesFunktionieren eines flexiblen Arbeitszeitmodellsim Rahmen einer tariflichen Arbeitszeit,ohne Mehrarbeit, ist eine verlässliche Personalbedarfsrechnungunerlässlich. Deshalb stand dasThema Personalbedarfsrechnung im Mittelpunkt<strong>der</strong> Arbeitszeitaktivitäten <strong>der</strong> letzten fünf Jahre.Hierzu hat <strong>NGG</strong> einen neuen, auf unsere Verhält-268Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigungschaftliche Veranstaltungen, Projekte usw. im Rahmen <strong>der</strong> Arbeitszeitkampagnedurchgeführt.Die Kompetenz von ehren- und hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen <strong>zum</strong>Thema Arbeitszeit wurde verstärkt und es wurden Instrumente zur Arbeitszeitgestaltungentwickelt.Allerdings: Obwohl die Hauptziele <strong>der</strong> Kampagne und alle ihre Themen gleichgewichtigsein sollten, stand die Abwehr von Wochenarbeitszeitverlängerungenim Vor<strong>der</strong>grund und war eindeutig das wesentliche Thema <strong>der</strong> Kampagne.Ursache waren die massiven Angriffe <strong>der</strong> Arbeitgeber und von Teilen <strong>der</strong> Politik.Die Abwehr <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen nach Arbeitszeitverlängerung gelang in fastallen Bereichen, eine weitere Arbeitszeitverkürzung ist nur in wenigen Fällendurchgesetzt worden. Der angestrebte offene und breite Dialog mit unserenMitglie<strong>der</strong>n über die Arbeitszeitgestaltung ist wegen <strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong>Kräfte auf die erfolgreiche Abwehr von Arbeitszeitverlängerungen noch nichtüberall gelungen.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> bekräftigt:• Die Hauptziele <strong>der</strong> Arbeitszeitkampagne <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> sindweiterhin richtig und stellen die Handlungsorientierung für die Arbeitszeitpolitik<strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> dar.• Die Themen <strong>der</strong> erfolgreichen Arbeitszeitkampagne werden auf allenEbenen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> vertieft und fortgeführt. Dazu richtet <strong>der</strong> Hauptvorstandeine Arbeitsgruppe „qualitative Arbeitszeitpolitik“ unter Beteiligung <strong>der</strong>Hauptverwaltung und Landesbezirke ein.• Aufgabe <strong>der</strong> Arbeitsgruppe ist es, den Glie<strong>der</strong>ungen und Tarifkommissionen<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Umsetzungsvorschläge zu unterbreiten, um die verschiedenenThemen <strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung so aufzubereiten, dass diese in denBetrieben und bei gewerkschaftlichen Veranstaltungen vertieft diskutiertwerden und als ein zentrales Thema in die betriebliche und tarifliche Praxisvon <strong>NGG</strong> eingehen.• Folgende Themen sind dabei beson<strong>der</strong>s zu berücksichtigen:a) Zusammenführung von tariflichen und betrieblichen Arbeitszeitenb) Zeitsouveränität <strong>der</strong> Beschäftigten (z.B. Vereinbarkeit von Familieund Beruf, familienfreundliche Schichtmodelle bzw. Schichtgestaltung,planbare Arbeitszeiten)c) Fortentwicklung tariflicher Eckwerte bei Flexibilisierung <strong>der</strong>Arbeitszeit (z.B. Kontiarbeit, Vermeidung Samstags- und Sonntagsarbeit)d) Personalbemessung, ausreichen<strong>der</strong> Personalbestande) alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung für alle Altersgruppen(„Älter werden im Betrieb“)f ) vorbeugen<strong>der</strong> Gesundheitsschutz bei <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung,Vermin<strong>der</strong>ung gesundheitlicher Belastungen, betriebliche Gesundheitsför<strong>der</strong>ung.nisse zugeschnittenen, Personalbedarfsrechnerentwickeln lassen.Pro Landesbezirk einschließlich <strong>der</strong> Hauptverwaltungwurden je zwei hauptamtliche Kolleginnenund Kollegen in <strong>der</strong> Form qualifiziert, dass sie:1. den Personalbedarfsrechner selbst anwendenund2. weitere ehren- und hauptamtliche Kolleginnenund Kollegen qualifizieren können.Der Personalbedarfsrechner ist bei bundesweittätigen Unternehmen bzw. Konzernen mehrfach<strong>zum</strong> Einsatz gekommen.Schulungsmaterial und Seminarkonzepte für Seminarein den Landesbezirken und Regionen wurdezur Verfügung gestellt.Personalbedarfsermittlung und Schichtplangestaltungsind ebenso Themen im BZO-Seminarprogrammwie das Thema Arbeitszeit (Flexiarbeit,Schichtpläne, Arbeitszeitkonten, Kontiarbeit).Eine 2008 erschienene <strong>NGG</strong>-Handlungshilfe„Zeit ist mehr als Arbeitszeit“ enthält tariflicheEckpunkte und eine Muster-Betriebsvereinbarungmit Anregungen für die Gestaltung <strong>der</strong> betrieblichenArbeitszeit mit mehr Zeitsouveränität für dieBeschäftigten. Diese Handlungshilfe ist nach wievor aktuell.Für <strong>NGG</strong> sind die Themen Gesundheitsschutz undWeiterbildung zentrale Themen im Zusammenhangmit <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitszeit. Deshalbsind beide Themenfel<strong>der</strong> auch zentraler Bestandteilunsere Demografie-Initiative geworden.Gleiches gilt für die Frage <strong>der</strong> alters- und alternsgerechtenArbeitsgestaltung für alle Altersgruppen.Das DGB Bildungswerk hat einen Handlungsleitfadenfür ein Betriebliches Einglie<strong>der</strong>ungsmanagement(BEM) herausgegeben. Das BEM istneben dem gesetzlichen Arbeitsschutz und <strong>der</strong>betrieblichen Gesundheitsför<strong>der</strong>ung das dritteHandlungsfeld im betrieblichen Gesundheitsmanagement.Der Handlungsleitfaden soll Betriebsrätedabei unterstützen, ein BEM im Unternehmenzu implementieren.Siehe auch Anträge D 19 und D 30.Die grundsätzlichen Positionen zur Arbeitszeitpolitik<strong>der</strong> <strong>NGG</strong> sind in einen tarifpolitischenHandlungsrahmen (Broschüre) mit dem Titel„Lebens- und Arbeitsbedingungen verbessern –Die Tarifpolitik <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>“ eingeflossen.Siehe auch Antrag B 1.Manteltarifvertragliche Arbeitszeitregelungen standenin den vergangen fünf Jahren nicht im Fokusunserer Tarifpolitik. Dort wo sie verhandelt wurden,waren es Verhandlungen zur Abwehr von Arbeitgeberfor<strong>der</strong>ungen.Eine Zusammenführung <strong>der</strong> betrieblichen undtariflichen Arbeitszeiten ist aufgrund <strong>der</strong> Vielfalt<strong>der</strong> tariflichen Regelungen in den Branchen undLandesbezirken auf Bundesebene schwierigumzusetzen. Voraussetzung wäre eine umfassendeBestandsaufnahme <strong>der</strong> betrieblichen Arbeitszeitensowie <strong>der</strong> produkt-, branchen- und betriebsbezogenenErfor<strong>der</strong>nisse. Diese müssten dann mitden jeweiligen tariflichen Regelungen verglichenwerden.Geschäftsbericht 2008–2012 269


Antragstext Beschluss ErledigungB 5Arbeitszeit gestalten!Antragsteller: Landesbezirksvorstand Nordrhein-WestfalenDer Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, ein Projekt zu entwickeln, um die Gestaltung<strong>der</strong> Arbeitszeit in den Betrieben zu för<strong>der</strong>n. Die wesentlichen Themendabei sind: Arbeitszeit und Gesundheitsschutz, Älterwerden im Betrieb, Zeitsouveränitätund die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dafür ist die entsprechendePersonal- und Sachausstattung zur Verfügung zu stellen.Auf dem <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2003 wurde eine offene und intensive Diskussion zurArbeitszeitpolitik <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> geführt. Im Ergebnis wurde die Arbeitszeitkampagnebeschlossen. Drei Hauptziele, so <strong>der</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong>sbeschluss, sollten damiterreicht werden:1. Zu verdeutlichen, dass die For<strong>der</strong>ung nach einer Verlängerung <strong>der</strong> Arbeitszeitenein Irrweg ist.2. Eine weitere Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit in allen Formen mit Entgeltausgleichdurchzusetzen.3. Eine stärkere Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitszeit im Arbeitnehmersinne (Arbeitszeitsouveränität)durch Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen zu erreichen.In den Jahren 2005 und 2006 fanden in allen Landesbezirken und allen Regionenintensive Diskussionen, Seminare und Projekte zur Arbeitszeit statt. Es wurdenzahlreiche Instrumente zu <strong>der</strong>en Gestaltung entwickelt.Obwohl alle Themen <strong>der</strong> Kampagne gleichgewichtig sein sollten, stand dieAbwehr <strong>der</strong> Wochenarbeitszeitverlängerung im Rahmen <strong>der</strong> Kampagne eindeutigim Vor<strong>der</strong>grund. Dies war vor allem dadurch bedingt, dass die Angriffe<strong>der</strong> Arbeitgeber und von Teilen <strong>der</strong> Politik sehr massiv waren und deshalb diesesThema beson<strong>der</strong>e Auseinan<strong>der</strong>setzungen erfor<strong>der</strong>te.Eine Arbeitszeitverkürzung ist nur äußerst selten durchgesetzt worden (z. B. bei<strong>der</strong> Radeberger-Gruppe / Brau und Brunnen). Darüber hinaus konnten Arbeitszeitverkürzungenim Rahmen <strong>der</strong> Ausweitung von Betriebsnutzungszeitenvereinbart werden, häufig um den „Preis“, dass <strong>der</strong> Samstag und/o<strong>der</strong> Sonntag<strong>zum</strong> „Regelarbeitstag“ wurde.Insgesamt wurde die Kompetenz von ehren- und hauptamtlichen Kolleginnenund Kollegen <strong>zum</strong> Thema Arbeitszeit deutlich erhöht.Das Ziel <strong>der</strong> Kampagne, in einen offenen Dialog mit unseren Mitglie<strong>der</strong>n überdie Arbeitszeitgestaltung zu treten, ist nur in Ansätzen gelungen.Auch nach Beendigung <strong>der</strong> Arbeitszeitkampagne muss deshalb nicht nur dieDiskussion fortgeführt werden. Ziel muss es darüber hinaus sein, die tariflicheund betriebliche Arbeitszeitrealität stärker zusammenzuführen und dieArbeitszeit als zentrales Thema tarifpolitischer und betrieblicher Gestaltung zuverankern. Deshalb sollen die Möglichkeiten <strong>der</strong> Zeitsouveränität mit all ihrenAspekten für den und die Einzelne(n) („Älter werden“, Gesundheitsschutz, VereinbarkeitFamilie und Beruf usw.) im Mittelpunkt stehen.Dabei geht es auch darum, dass <strong>NGG</strong> die individuellen Arbeitszeitbedürfnissevon Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern stärker erfragt und in unsere politischeStrategie integriert.Annahme alsMaterial zu B 4Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag B 4.B 6Qualifizierte ArbeitszeitpolitikAntragsteller: Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Der Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine Kampagne „Qualifizierte Arbeitszeitpolitik“aufzulegen und damit die erfolgreiche Arbeitszeitkampagne weiterzuentwickeln.Hierzu gehören insbeson<strong>der</strong>e folgende Inhalte:• Stärkung <strong>der</strong> Kompetenz <strong>der</strong> ehren- und hauptamtlichen Funktionäre füreine qualifizierte Arbeitszeitgestaltung.• Weitere Qualifizierung <strong>der</strong> Betriebsräte und ArbeitnehmerInnen zu Fragen<strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung.• Verbreiterung <strong>der</strong> arbeitsmedizinischen Kenntnisse zu den gesundheitlichenAuswirkungen von belasten<strong>der</strong> Arbeit bzw. Schichtmodellen.• Einführung und Umsetzung von wenig belastenden und familienfreundlichenSchichtmodellen bzw. Schichtgestaltungen.Annahme alsMaterial zu B 4Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag B 4.270Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigung• Weiterentwicklung <strong>der</strong> Standards für Tarifverträge zur Flexibilisierung <strong>der</strong>Arbeitszeit. Dazu gehören unter an<strong>der</strong>em:• Personalbemessungsberechnung um einen ausreichenden Personalbestandsicherzustellen.• Zwingen<strong>der</strong> Freizeitausgleich und Zuschläge in Zeit.• Schichtplangestaltung nach arbeitsmedizinischen Erkenntnissen.• Planbare Arbeits- und Freizeit für ArbeitnehmerInnen mit zuverlässigenSchichtsystemen unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Familien- und Freizeitinteressen.• Einführung von verbindlichen Zeitsouveränitätselementen.• Berücksichtigung von ArbeitnehmerInnen mit gesundheitlichen Einschränkungen.• Vermeidung von Samstags- und Sonntagsarbeit, Öffnung gegen Arbeitszeitverkürzung.Zur Weiterführung einer Arbeitszeitkampagne werden entsprechende Materialienerstellt, Seminare durchgeführt und eine Umsetzungsstrategie erarbeitet.B 8Zukunftsorientierte ArbeitszeitgestaltungAntragsteller: Landesbezirkskonferenz OstDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> möge beschließen:In den letzten Jahren ist es gelungen, durch eine offensive Arbeitszeitkampagnevielfältige Angriffe <strong>der</strong> Arbeitgeber auf eine Verlängerung <strong>der</strong> Arbeitszeit erfolgreichabzuwehren.Der <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, weiterhin einen offenen Diskussionsprozessauf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> zu führen, um die gegenwärtigen tariflichenArbeitszeiten weiterhin zu sichern und Konzepte über neue tarifliche Modellefür künftige Schritte zur Arbeitszeitverkürzung zu entwickeln.Im Fokus stehen dabei u. a. die Verkürzung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit, mehr Urlaub,Absenkung <strong>der</strong> Mehrarbeit, mehr Schichtfreizeiten sowie Verkürzung <strong>der</strong>Lebensarbeitszeit.Arbeitszeitverkürzung darf nicht länger nur <strong>der</strong> Sicherung von Arbeitsplätzendienen.Sie muss als ein Mittel gesehen und umgesetzt werden gegen• Massenarbeitslosigkeit;• Verarmung <strong>der</strong> Gesellschaft;• Abbau von Konkurrenzen zwischen Männern und Frauen;• Verdichtung <strong>der</strong> Arbeit in den Betrieben;• Lohndumping;• totale Flexibilisierung <strong>der</strong> Lebens- und Arbeitszeit;• Altersarmut;• Kin<strong>der</strong>armut.Arbeitszeitverkürzung muss eingesetzt werden als wirksames Mittel für• Vereinbarkeit von Familie und Beruf;• Umverteilung <strong>der</strong> Arbeit;• menschen- und zukunftsgerechte Arbeitszeit;• Zukunftsperspektive für junge Menschen;• Zeitsouveränität <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten.Annahme alsMaterial zu B 4Siehe C-1B 9ArbeitszeitkampagneAntragsteller: Landesbezirkskonferenz Baden-WürttembergDer Hauptvorstand <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Arbeitszeitkampagnefortzuführen.Annahme alsMaterial zu B 4Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag B 4.Geschäftsbericht 2008–2012 271


Antragstext Beschluss ErledigungDie Leitthemen <strong>der</strong> Arbeitszeitkampagne sollten weiter sein:1. Keine Verlängerung <strong>der</strong> tariflichen Wochenarbeitszeit2. Schaffung o<strong>der</strong> Sicherung von Arbeitsplätzen durch Arbeitszeitgestaltung3. Zeitsouveränität4. Gesundheitsschutz bei <strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung5. Altersgerechtes Arbeiten – altersgerechte ArbeitInsgesamt wurde die Kompetenz von ehren- und hauptamtlichen Kolleginnenund Kollegen <strong>zum</strong> Thema Arbeitszeit deutlich erhöht.Ein Ziel unserer Kampagne war es, mit unseren Mitglie<strong>der</strong>n über die Arbeitszeitgestaltungzu einem Dialog zu kommen, dies ist uns bislang nicht überallgelungen.Auch nach Beendigung <strong>der</strong> Arbeitszeitkampagne muss deshalb nicht nur dieDiskussion fortgeführt werden.Ziel muss es darüber hinaus sein, die tarifliche und betriebliche Arbeitszeitrealitätstärker zusammenzuführen und die Arbeitszeit als zentrales Thema tarifpolitischerund betrieblicher Gestaltung zu verankern.Deshalb muss die Arbeitszeitkampagne fortgeführt werden.B 10Arbeitszeitverkürzung in allen FormenAntragsteller: Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Der Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine Kampagne zur Verkürzung <strong>der</strong> tariflichenArbeitszeit in allen Formen mit Lohnausgleich zu planen und umzusetzen.Ziel dieser Kampagne muss <strong>zum</strong> einen die Verkürzung <strong>der</strong> tariflichen Arbeitszeitund <strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en die Stärkung <strong>der</strong> Mobilisierungsfähigkeit unserer Funktionärein den Tarifkommissionen und Betrieben zur Durch- und Umsetzung <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzungsein.Anfor<strong>der</strong>ungen an eine tarifliche Arbeitszeitverkürzung:• Die Verkürzung <strong>der</strong> tariflichen Arbeitszeit muss nicht in einer klassischenVerringerung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit erfolgen.• Die Verkürzung kann auch durch zusätzliche Zuschläge in Zeit für erhöhteBelastungen für z.B. Schicht- und Nachtarbeit o<strong>der</strong> Arbeit an Wochenendeno<strong>der</strong> Feiertagen o<strong>der</strong> für erhöhte körperliche, einseitige o<strong>der</strong> geistigeBelastungen erfolgen.• Ebenso kann die Arbeitszeit auch durch die Anrechnung von Pausen aufdie Arbeitszeit verkürzt werden.• Ein Lohnausgleich für die Arbeitszeitverkürzung muss erreicht werden.• Es muss durch eine qualifizierte Arbeitszeitgestaltung angestrebt werden,dass die Arbeitszeitverkürzung nicht zu einer Mehrbelastung <strong>der</strong> einzelnenArbeitnehmerInnen führt.• Reduzierung von Überstunden und zwingen<strong>der</strong> Freizeitausgleich für Mehrarbeit.• Anfor<strong>der</strong>ungen an die Stärkung <strong>der</strong> Mobilisierungsfähigkeit:• Erarbeiten verschiedenster Formen und Möglichkeiten zur Verkürzung <strong>der</strong>Arbeitszeit.• Erstellen von Informationsmaterialien zur Begründung von Arbeitszeitverkürzung.• Erstellen von Seminarkonzepten zur Begründung von Arbeitszeitverkürzung.• Schulungen für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tarifkommissionen.• Arbeitszeitverkürzung muss integrierter Bestandteil in allen Betriebsratsschulungenwerden.Zur Umsetzung <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzung müssen entsprechende Materialienerstellt, Seminare durchgeführt und eine Umsetzungsstrategie erarbeitetwerden. Die Umsetzungsstrategie muss klare Ziele, Zeitrahmen und Aufgabenschwerpunktesowie Verantwortliche für die einzelnen Branchen und Ebenen<strong>der</strong> <strong>NGG</strong> enthalten.Annahme alsMaterial zu B 4Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag B 4.272Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungB 11Tarifabschlüsse oberhalb des verteilungsneutralenSpielraumsAntragsteller: Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Der Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, verstärkt Konzepte für eine Tarifarbeit zuentwickeln, die es uns in Zukunft wie<strong>der</strong> ermöglicht, Entgelterhöhungen zuvereinbaren, die den Lebensstandard unserer Mitglie<strong>der</strong> nicht nur absichern,son<strong>der</strong>n wie<strong>der</strong> deutlich erhöhen.Ziel <strong>der</strong> Tarifabschlüsse bleibt es, den neutralen Verteilungsspielraum (Produktivitätssteigerungplus Inflationsrate) voll auszuschöpfen und mit einer Umverteilungskomponentezu ergänzen.Dabei haben sich folgende Punkte bewährt:• Längerfristige Planung von offensiven und konfliktorientierten Tarifverhandlungen,insbeson<strong>der</strong>e bei Schwerpunkttarifrunden und Pilotverhandlungen.• Starke konzeptionelle Verknüpfung <strong>der</strong> Tarifarbeit mit <strong>der</strong> Branchen- undBetriebspolitik mit einer stärkeren Einbeziehung <strong>der</strong> betrieblichen Funktionärein die Tarifarbeit.• Einheitliche Konzepte zur verbindlichen Schulung <strong>der</strong> Hauptamtlichen fürdie Führung von Tarifverhandlungen und <strong>der</strong> Tarifkommissionsmitglie<strong>der</strong>zur weitergehenden Qualifizierung für ihr Amt.• Schaffung von Verbindlichkeiten durch alle Ebenen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> bei <strong>der</strong>Umsetzung von tarifpolitischen Zielen.Überlegungen zu möglichen Inhalten und Abschluss von Tarifverträgen, dieeinen Vorteil für <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong> gegenüber von Unorganisierten enthalten.AnnahmeDank kampfbereiter Belegschaften und einerkoordinierten Tarifpolitik konnten die <strong>NGG</strong>-Tarifabschlüssein den Jahren 2009 bis 2012 diejeweilige Inflationsrate mehr als ausgleichen. Inden Tarifrunden <strong>der</strong> Jahre 2009 und 2012 lagen dieTarifabschlüsse oberhalb des neutralen Verteilungsspielraumes.B 13EntgeltgleichheitAntragsteller: BundesfrauenausschussDie Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es for<strong>der</strong>n alle Tarifkommissionenund Betriebsräte auf, die immer noch bestehende Entgeltdifferenzzwischen Männern und Frauen (22Prozent, Quelle: Hans-Böckler-Stiftung)aufzuheben.AnnahmeDiese For<strong>der</strong>ung wurde im tarifpolitischen Handlungsrahmen<strong>der</strong> <strong>NGG</strong> „Gleicher Lohn für gleichwertigeArbeit“ aufgenommen.2010 wurde erstmals ein Prüfinstrument vorgestellt,mit dessen Hilfe eine mögliche Ungleichbehandlungbeim Arbeitsentgelt auf betrieblicherund tariflicher Ebene identifiziert und beseitigtwerden kann. Dieser „eg-check“ ist Grundlagefür eine zukünftige systematische Überprüfungunserer Tarifverträge.Siehe auch Antrag A 20.B 15Tarifverträge für flexiblere AltersübergangsmodelleAntragsteller: Landesbezirkskonferenz Hessen/Rheinland-Pfalz/SaarDer <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand soll, neben <strong>der</strong> weiteren zu führenden politischenAuseinan<strong>der</strong>setzung um die Rücknahme des auf 67 Jahre erhöhten Regelrenteneintrittsalters,dafür eintreten und politisch for<strong>der</strong>n, dass auch die tariflichenGestaltungsmöglichkeiten wie in <strong>der</strong> Vergangenheit durch gesetzliche Rahmenbedingungengeschaffen werden.• Konkret for<strong>der</strong>n wir sofortige Schritte <strong>der</strong> Politik für eine gesetzlicheFlankierung zukünftiger Modelle flexibler Altersübergänge. Hierzu gehörenim Beson<strong>der</strong>en:· die Fortführung <strong>der</strong> Steuer- und Beitragsfreiheit von Aufstockungsbeträgenund zusätzlichen Rentenbeiträgen durch die Arbeitgeber.· die Fortführung <strong>der</strong> aktiven arbeitsmarktpolitischen För<strong>der</strong>ung einerBeschäftigungsbrücke zwischen Jung und Alt durch die Bundesagenturfür Arbeit. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für die Einstellung jugendlicherArbeitsloser und die Übernahme von Auszubildenden.· die Erweiterung <strong>der</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Teilrente; hier sollte ein Teil-AnnahmeDie Rücknahme <strong>der</strong> Rente mit 67 war ständigesThema <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>. Die Position <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> wurde <strong>der</strong>Bundesregierung und <strong>der</strong> Politik insgesamt mehrfachdeutlich gemacht. <strong>NGG</strong> hat keine Gelegenheitausgelassen, um in Gesprächen, Reden und auchmedial öffentlich zu machen, dass die Rente mit 67nicht hinnehmbar ist und lediglich ein Rentenkürzungsprogrammdarstellt.Gemeinsam mit allen an<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaftenhat <strong>NGG</strong> ein neues Rentenkonzept erarbeitet.Dieses wurde vom DGB im Juni 2012 vorgelegt.Das Konzept sieht vor, dass die Sicherung desheutigen Rentenniveaus bis 2030 finanziert unddie Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente verbessert sowie dieRente mit 67 ausgesetzt werden können.Gemeinsam mit allen an<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaftenhat <strong>NGG</strong> den Gesetzgeber in unterschiedlicherForm aufgefor<strong>der</strong>t, die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> AltersteilzeitGeschäftsbericht 2008–2012 273


Antragstext Beschluss Erledigungrentenbezug ab 60 bei erweiterten Hinzuverdienstmöglichkeiteneröffnet werden.· Die <strong>NGG</strong> wird sich aktiv für entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungeneinsetzen. Anknüpfend an bestehende Aktionsplänewird <strong>der</strong> Hauptvorstand aufgefor<strong>der</strong>t, unmittelbar nach dem<strong>Gewerkschaftstag</strong> diese zu einer bundesweiten Kampagne zusammenzuführenund zu verbreitern bzw. sich an Kampagnen des DGBbzw. an<strong>der</strong>er DGB-Gewerkschaften zu beteiligen.fortzuführen. Trotz <strong>der</strong> fehlenden öffentlichenFör<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Altersteilzeit konnte <strong>NGG</strong> in verschiedenenBereichen Tarifverträge zur Altersteilzeitabschließen. Aber lei<strong>der</strong> nur in den wenigstenFällen mit einem Rechtsanspruch.B 16Diskriminierungsfreie TeilzeitarbeitAntragsteller: BundesfrauenausschussDie Vergütung von Arbeit/Mehrarbeit von Teilzeitbeschäftigten ist mit <strong>der</strong>jenigenvon Vollzeitbeschäftigten gleichzustellen. Deshalb ist das Überschreiten <strong>der</strong>jeweils vereinbarten individuellen Arbeitszeit als Grundlage für die Berechnungvon Mehrarbeitszuschlägen in den Tarifverträgen zu vereinbaren. Das erfor<strong>der</strong>toftmals Än<strong>der</strong>ungen an den bestehenden Tarifvertragsformulierungen. An<strong>der</strong>ematerielle Ansprüche, wie z. B. Urlaubsgeld o<strong>der</strong> Jahresson<strong>der</strong>zuwendungen,<strong>der</strong>en Höhe am Normalarbeitsverhältnis ausgerichtet ist, müssen sich ebenfallsan <strong>der</strong> tatsächlich geleisteten individuellen Arbeitszeit orientieren.AnnahmeDiese For<strong>der</strong>ung ist Bestandteil unseres tarifpolitischenHandlungsrahmens „Teilzeitarbeit gerechtgestalten“.Flächendeckende Verhandlungen über Verbesserungenin Manteltarifverträgen haben seit dem15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008 nichtstattgefunden. Wo verhandelt wurde, waren esAuseinan<strong>der</strong>setzungen zur Abwehr von Arbeitgeberfor<strong>der</strong>ungen.B 17Tariffor<strong>der</strong>ungen für AuszubildendeAntragsteller:Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge folgende Punkte zur Tarifpolitik für Auszubildendebeschließen:1. EntgelteAuszubildende sollen grundsätzlich mindestens die gleiche prozentualeErhöhung ihrer Ausbildungsvergütung erhalten, wie sie für die Entgelte<strong>der</strong> übrigen Beschäftigten ausgehandelt wird.In Branchen mit traditionell niedrigen Ausbildungsvergütungen wie z.B.Fleischer- und Bäckerhandwerk und dem Hotel- und Gaststättengewerbesind nach Möglichkeit Festbeträge oberhalb <strong>der</strong> prozentualen Entgelterhöhungzu vereinbaren. Das Einfrieren <strong>der</strong> Ausbildungsvergütungenzugunsten einer Erhöhung <strong>der</strong> Ausbildungsquote wird abgelehnt.2. ÜbernahmeÜbernahmeregelungen für Auszubildende von zwölf Monaten sind nachMöglichkeit zu vereinbaren.3. Steigerung <strong>der</strong> AusbildungsplätzeDie Tarifkommissionen sind aufgefor<strong>der</strong>t, in den Verhandlungen die fehlendenAusbildungsplätze zu thematisieren und wenn möglich entsprechendeRegelungen zur Erhöhung vorhandener Ausbildungsplätze in denTarifverhandlungen zu vereinbaren. Das Hotel- und Gaststättengewerbe isthiervon ausgenommen. Eine Ausbildungsquote von 7 Prozent ist hierbeifür die Zukunft anzustreben.4. AltersvorsorgeÜberall dort, wo beson<strong>der</strong>e Regelungen zur Altersvorsorge bestehen o<strong>der</strong>vereinbart werden, sind insbeson<strong>der</strong>e die Interessen <strong>der</strong> Auszubildendenmit einzubeziehen.5. QualifizierungIn den Bundeslän<strong>der</strong>n ohne die Möglichkeit <strong>der</strong> Freistellung nachBildungsurlaubsgesetz sind nach Möglichkeit entsprechende Freistellungsregelungenzur Weiterbildung für Auszubildende in den Tarifverträgen zuverankern.AnnahmeDiese For<strong>der</strong>ungen sind <strong>zum</strong> Bestandteil unserestarifpolitischen Handlungsrahmens „Entlohnungund Chancen von Auszubildenden verbessern“gemacht worden.Es ist erklärtes Ziel einer jeden Tarifverhandlung,dass die Ausbildungsvergütungen in gleichemMaße erhöht werden wie die prozentuale Steigerung<strong>der</strong> übrigen Entgelte. Gerade in jüngster Zeit,eines sich ankündigenden Mangels an Auszubildenden,insbeson<strong>der</strong>e in Bereichen mit traditionellniedrigen Ausbildungsvergütungen, gelingt esimmer öfter, eine überproportionale Steigerung<strong>der</strong> Ausbildungsvergütungen zu vereinbaren.In den Jahren 2009 bis einschließlich 2013 wardie For<strong>der</strong>ung nach Übernahme <strong>der</strong> Auszubildendenjeweils eine For<strong>der</strong>ungsempfehlung desHauptvorstandes. Im November 2012 gab es in 22Tarifgebieten Übernahmeverpflichtungen, in <strong>der</strong>Regel für sechs bis zwölf Monate.Für die Maggi-Betriebe (Nestlé) in Lüdinghausenund Singen konnte erstmals in <strong>der</strong> Ernährungsindustrieein Haustarifvertrag über ein „Demographie-Engagementzur Fachkräfteausbildung“abgeschlossen werden. Danach erhalten Auszubildende,die ihre Ausbildung in den Jahren 2013und 2014 in den beiden Betrieben beginnen,bereits mit <strong>der</strong> Annahme des Ausbildungsplatzeseine Zusage auf ein Einstellungsangebot für eineunbefristete Beschäftigung nach erfolgreichemAusbildungsabschluss.Die Tarifverträge zur tariflichen Altersvorsorge sindinsbeson<strong>der</strong>e für jüngere Beschäftigte interessant.Eine festgeschriebene Ausbildungsquote und einegeson<strong>der</strong>te Freistellung für Auszubildende in denBundeslän<strong>der</strong>n ohne die Möglichkeit <strong>der</strong> Freistellungnach einem Bildungsurlaubsgesetz konntetarifvertraglich nicht vereinbart werden.274Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungB 20Mindestens 30 Tage Urlaub für alleAntragsteller: Landesbezirkskonferenz Hessen/Rheinland-Pfalz/SaarHauptvorstand, Landesbezirksvorstand und die einzelnen Tarifkommissionenwerden aufgefor<strong>der</strong>t, bei künftigen Manteltarifverhandlungen darauf hinzuwirken,dass für alle Kolleginnen und Kollegen in unseren Organisationsbereichenmindestens 30 Arbeitstage Urlaub tariflich festgeschrieben werden.B 21Bonus für Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong>Antragsteller: Region AachenDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> beschließt, dass alles getan werden muss, in Tarifverträgeneinen finanziellen Bonus zu erreichen, <strong>der</strong> nicht über Einzelvertragsmaßnahmenan Unorganisierte weitergegeben werden kann.AnnahmeAnnahmeDiese For<strong>der</strong>ung ist Bestandteil unseres tarifpolitischenHandlungsrahmens „Arbeitszeit humanergestalten“.Flächendeckende Verhandlungen über Verbesserungenin Manteltarifverträgen haben seit dem15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008 nichtstattgefunden. Wo verhandelt wurde, waren es in<strong>der</strong> Regel Auseinan<strong>der</strong>setzungen zur Abwehr vonArbeitgeberfor<strong>der</strong>ungen nach einer Verringerungdes Urlaubsanspruches von 30 Tagen.In verschiedenen Tarifverträgen konnten finanzielleBonusregelungen vereinbart werden. Aber dasBundesarbeitsgericht hat sog. qualifizierte Differenzierungsklauselnin einem Urteil vom 23. März2011 (Az.: 4 AZR 366/09) für unzulässig erklärt.Damit ist es nicht möglich, Bonusregelungen fürUnorganisierte auszuschließen.B 22Lernen aus ArbeitskämpfenAntragsteller: Region HannoverDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Der Hauptvorstand unserer Gewerkschaft <strong>NGG</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine Auswertung<strong>der</strong> Arbeitskämpfe vorzunehmen mit dem Ziel, die unterschiedlichenStrategien auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen.Über die Ergebnisse wird eine Diskussion auf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> geführt,<strong>der</strong>en Ergebnisse bis <strong>zum</strong> nächsten <strong>Gewerkschaftstag</strong> in geeigneter Weise dargestelltwerden.AnnahmeEine <strong>Dokument</strong>ation <strong>der</strong> Arbeitskämpfe seit den1970er Jahren wurde in Form eines Taschenbuches„Wer kämpft hat schon gewonnen – Lernen ausArbeitskämpfen“ erstellt und veröffentlicht.C 1Für den gesetzlichen Mindestlohn „Kein Lohn unter7,50 Euro – Arbeit darf nicht arm machen“Antragsteller: HauptvorstandDie For<strong>der</strong>ung nach dem gesetzlichen Mindestlohn steht auf <strong>der</strong> politischenTagesordnung. Hierzu hat <strong>NGG</strong> ihren Teil beigetragen. Bereits 1998 hatte <strong>der</strong>Hauptvorstand einen gesetzlichen Mindestlohn gefor<strong>der</strong>t.Ziel <strong>der</strong> Tarifpolitik <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> ist es, flächendeckend Branchentarifverträgefür alle Branchen bzw. Haustarifverträge für Betrieb und Unternehmenin unserem Organisationsbereich abzuschließen. Dies ist und bleibt die wichtigsteAufgabe zur Durchsetzung <strong>der</strong> Interessen unserer Mitglie<strong>der</strong>.Wir haben aber feststellen müssen – und an diesem Befund hat sich nichtsgeän<strong>der</strong>t –, dass wir nicht in allen Branchen hierzu in <strong>der</strong> Lage sind. Die Gründehierfür sind vielfältig. So muss z.B. die Ausbeutung von Kolleginnen und Kollegenaus dem Ausland, die in Deutschland zu Armutslöhnen im Rahmen vonWerkverträgen arbeiten, beendet werden.Aber nicht zuletzt liegt <strong>der</strong> Grund für das Scheitern des Tarifsystems in einigenBranchen an <strong>der</strong> Flucht <strong>der</strong> Arbeitgeber aus ihrer sozialpolitischen Verantwortung.Wenn es Branchen wie die Fleischindustrie gibt, die sich zwar Interessensverbändeleisten, aber sich weigern, überhaupt noch Arbeitgeberverbändezu gründen, ist dies ein Skandal. Das Hotel- und Gaststättengewerbe, dieFleischindustrie, das Fleischer- und das Bäckerhandwerk haben sich geweigert,über Tarifverträge im Rahmen des Entsendegesetzes zu verhandeln. Sie wollenweiterhin Menschen ausnutzen.Dort, wo wegen <strong>der</strong> Verweigerungshaltung <strong>der</strong> Arbeitgeber das Tarifsystem anseine Grenzen kommt und die Arbeitgeber die Lage <strong>der</strong> Menschen ausnutzen,um Armutslöhne zu zahlen, muss <strong>der</strong> Staat handeln. Es darf nicht sein, dassMenschen, die Vollzeit arbeiten nicht von ihrem Einkommen leben können unddie Armutslöhne dann aus Steuergel<strong>der</strong>n auch noch subventioniert werden.AnnahmeDie For<strong>der</strong>ung, dass die unterste Lohngruppe inden Tarifverträgen mindestens unserer Mindestlohnfor<strong>der</strong>ung(7,50 Euro bzw. 8,50 Euro) entsprechenmuss, war in den letzten Jahren ständigerBestandteil <strong>der</strong> Tarifempfehlungen des Hauptvorstandes.Siehe auch Antrag C 3.Geschäftsbericht 2008–2012 275


Antragstext Beschluss ErledigungDiese Art von Subventionspolitik zugunsten <strong>der</strong> Arbeitgeber muss ein Endehaben.Weiter gefährdet diese gezielte Niedriglohnpolitik, die einhergeht mit prekärerBeschäftigung in unterschiedlichster Form, die Grundlagen <strong>der</strong> Sozialversicherungssystemein Deutschland und damit wesentliche Grundpfeiler <strong>der</strong> Absicherungvon Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Persönlich wird mangelndeAbsicherung bereits kurzfristig zu wachsen<strong>der</strong> Altersarmut und damit geringererAbsicherung <strong>der</strong> Betroffenen führen.Daher for<strong>der</strong>n wir weiterhin einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn alsUntergrenze gegen Armutslöhne.Mit einem gesetzlichen Mindestlohn nicht unter 7,50 Euro/Stunde entsteht einvon allen anerkanntes Mindestniveau, dass unwürdige Löhne verhin<strong>der</strong>t.Der allgemeine gesetzliche Mindestlohn ist auch ein Beitrag zur Vermin<strong>der</strong>ung<strong>der</strong> Entgeltdiskriminierung von Frauen. Diese sind am stärksten von den Armutslöhnenbetroffen. Gleichzeitig würde eine allgemeine Verschlechterung <strong>der</strong>Löhne verhin<strong>der</strong>t.Die gesellschaftliche Entwicklung in <strong>der</strong> Bundesrepublik ist insbeson<strong>der</strong>e nachdem Jahr 2000 davon geprägt, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Arbeitnehmerentgelte amVolkseinkommen kontinuierlich auf einen Stand von jetzt unter 65 Prozentgesunken ist, rund ein Viertel aller Menschen in Deutschland sind ohne staatlicheUnterstützung akut vom Armutsrisiko betroffen, so <strong>der</strong> letzte Armutsbericht<strong>der</strong> Bundesregierung vom Mai 2008.Einige <strong>NGG</strong>-Branchen sind in hohem Maße von Niedriglöhnen geprägt, beson<strong>der</strong>sdeutlich ist dies im Hotel- und Gaststättengewerbe <strong>der</strong> Fall. Dort sind dieLöhne <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer so niedrig, dass diese oft trotzAusbildung immer mit dem Armutsrisiko kämpfen müssen und sich <strong>zum</strong> Teilnur mit mehreren Jobs o<strong>der</strong> durch den Bezug von staatlichen Leistungen – zuLasten <strong>der</strong> Gemeinschaft – über Wasser halten können.Der gesetzliche Mindestlohn ist trotz des Koalitionskompromisses vom Juni2007 notwendig. Die Bedingungen zur Aufnahme von Mindestlöhnen in dasEntsendegesetz sind so schwierig, dass für die <strong>NGG</strong>-Branchen keine entsendegesetzfähigenTarifverträge abgeschlossen werden konnten. Die Arbeitgeber desHotel- und Gaststättengewerbes, des Bäckerhandwerkes und <strong>der</strong> Fleischindustriehaben sich tariflichen Lösungen verweigert.Wir for<strong>der</strong>n die Bundesregierung, die sie tragenden Parteien und den Bundestagauf, einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn einzuführen. Weiterhin müssendie Bedingungen des Entsendegesetzes so gestaltet werden, dass sie auch in <strong>der</strong>Praxis umgesetzt werden können.Um den gesetzlichen Mindestlohn durchzusetzen, bedarf es weiterer Anstrengungen.Dazu beschließt <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-<strong>Gewerkschaftstag</strong>:1. Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> unterstützt die DGB-Kampagne für den Mindestlohn– kein Lohn in Deutschland darf unter 7,50 Euro/Stunde liegen!2. Wir werden mit <strong>der</strong> Gewerkschaft ver.di unsere Bemühungen verstärken,den gesetzlichen Mindestlohn als politische For<strong>der</strong>ung durchzusetzen.Dazu werden wir für das Jahr des Bundestagswahlkampfes weitereAktivitäten entwickeln, um die Mindestlohnkampagne mit neuem Druckauszustatten – gegen diejenigen Politiker, die die wirtschaftliche Lage <strong>der</strong>Wähler ignorieren!3. Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> wird innerhalb ihres Organisationsbereiches,beson<strong>der</strong>s im Bäckerhandwerk, Fleischerhandwerk, Hotel- und Gaststättengewerbeund in <strong>der</strong> Fleischindustrie diejenigen Betriebe als negativeArbeitgeber herausstellen, die schlechte Arbeitsbedingungen haben undschlechte Bezahlung für ihre Beschäftigten haben. in denen Beschäftigteeinen Stundenlohn von unter 7,50 Euro/Stunde erhalten. Dies wird überein Armutssiegel verdeutlicht, das öffentlichkeitswirksam im Frühjahr 2009vorgestellt wird und den <strong>NGG</strong>-Regionen Handlungsmöglichkeiten für dieBetriebe gibt, die Löhne unter 7,50 Euro zahlen.4. Zu Beginn muss <strong>der</strong> gesetzliche Mindestlohn als untere Grenze 7,50 Euro/Stunde betragen, <strong>der</strong> dann dynamisiert werden muss. Der gesetzlicheMindestlohn muss dann schnell auf <strong>zum</strong>indest 9,00 Euro/Stunde erhöhtwerden. Wir for<strong>der</strong>n in diesem Zusammenhang die Einrichtung eines„Mindestlohnrates“ – bestehend aus Arbeitgebervertretern und Gewerkschaftenunter wissenschaftlicher Begleitung.276Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigung5. In Tarifgebieten, in denen die untersten Tariflöhne unter 7,50 Euro/Stundeliegen, sollen diese Tariflöhne auf <strong>zum</strong>indest 7,50 Euro/Stunde erhöhtwerden.6. Der erfolgreiche Bundestagsabgeordneten-Check aus dem Jahre2006/2007 wird fortgeführt, damit für die Wählerinnen und Wähler klarist, welche Position ihre örtlichen Bundestagsabgeordneten <strong>zum</strong> ThemaMindestlohn haben – <strong>NGG</strong> steht für die For<strong>der</strong>ung „Deutschland wählt denMindestlohn!“.7. Der Hauptvorstand wird beauftragt, konkrete Aktivitäten zur Durchsetzungdes Mindestlohnes für die Fleischwirtschaft, das Bäckerhandwerk und dasHotel- und Gaststättengewerbe zu entwickeln und auf allen drei Ebenen<strong>der</strong> Organisation zu verankern und durchzuführen, die stärker als bisherunsere Mitglie<strong>der</strong> in diesen Branchen in diese Aktivitäten einbezieht undzugleich neue Mitglie<strong>der</strong> wirbt, um so sowohl die <strong>NGG</strong> insgesamt, als auchdie Mindestlohnkampagne zu stärken.C 2Mindestlohn und ArbeitnehmerfreizügigkeitAntragsteller: Landesbezirkskonferenz OstDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t den Gesetzgeber auf, möglichst zügigeinen gesetzlichen, branchenübergreifenden Mindestlohn einzuführen, umLohn- und Sozialdumping zu verhin<strong>der</strong>n. Die Höhe des gesetzlichen Mindestlohnessoll zu Beginn 7,50 Euro pro Stunde betragen und dann schnellstmöglichauf 9,00 Euro pro Stunde gesteigert werden.Bis zur Einführung dieser gesetzlich fixierten Lohnuntergrenze muss dieÜbergangsregelung zur Umsetzung <strong>der</strong> Arbeitnehmerfreizügigkeit bis 2011verlängert werden.AnnahmeDie For<strong>der</strong>ung nach einem gesetzlichen Mindestlohnwurde im Zusammenhang mit <strong>der</strong> beginnendeneuropaweiten Arbeitnehmerfreizügigkeit <strong>zum</strong>1. Mai 2011 im Rahmen des DGB und <strong>der</strong> InitiativeMindestlohn durch <strong>NGG</strong> verstärkt erhoben.Der Gesetzgeber hat die Übergangsfrist bis <strong>zum</strong>1. Mai 2011 verlängert.C 3Mindestlohn – durch selbstbestimmtes Handelnselbst formulierte Werte glaubwürdig vertreten!Antragsteller: Region RuhrDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Die politische Entscheidung <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> für einen gesetzlichenMindestlohn ist richtig und wird in <strong>der</strong> Bevölkerung von rund 80 Prozent <strong>der</strong>Bürger quer durch alle politischen Lager unterstützt. Der <strong>NGG</strong>-<strong>Gewerkschaftstag</strong>bekräftigt die politische For<strong>der</strong>ung nach einem gesetzlichen Mindestlohn füralle Branchen und weist alle politisch durchsichtigen Versuche zurück, über verbesserteAllgemeinverbindlichkeitserklärungen o.ä. den gesetzlichen Mindestlohnüberflüssig erscheinen zu lassen.Die Deutschen Gewerkschaften – beson<strong>der</strong>s <strong>NGG</strong> und ver.di – haben durchdie Mindestlohnkampagne und die begleitende Mindestlohntour deutlich anAnsehen gewonnen und werden als gesellschaftliche Kraft <strong>der</strong> Armutsbekämpfungernst genommen. Damit konnten wir auch viele Nicht- Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong>von unserem Anliegen überzeugen.Allerdings sind aktuell noch in verschiedenen Organisationsbereichen von <strong>NGG</strong>Tarifverträge abgeschlossen, in denen Stundenlöhne vereinbart sind, die <strong>zum</strong>Teil deutlich unter jener Marke von mindestens 7,50 Euro liegen, die wir alsgesetzlichen Mindestlohn for<strong>der</strong>n.Hier muss die <strong>NGG</strong> den politischen Willen in praktisches Handeln umwandeln.Die Landesbezirksvorstände und <strong>der</strong> Hauptvorstand werden deshalb aufgefor<strong>der</strong>t,eine Bestandsaufnahme vorzunehmen, in welchen Tarifverträgen Tarifentgelteunterhalb von 7,50 Euro je Stunde vereinbart wurden, und eine Strategiefestzulegen, um kurz- bzw. mittelfristig Stundenlöhne oberhalb von 7,50 Eurodurchzusetzen, die Voraussetzung zu schaffen, Tarifverträge in allen Tarifbereichendurchzusetzen mit dem Ziel, keine Entgelttarifverträge unter 7,50 Euro proStunde abzuschließen.AnnahmeIm März 2012 hat <strong>der</strong> Hauptvorstand eine Verfahrensregelbezüglich <strong>der</strong> aktualisierten Mindestlohnfor<strong>der</strong>ungvon 8,50 Euro für den Abschluss vonTarifverträgen beschlossen, die Folgendes vorsieht:1. Grundsätzlich gilt: Kein Tarifvertrag darf mehrabgeschlossen werden, <strong>der</strong> eine Lohngruppeunterhalb von 8,50 Euro beinhaltet.2. Abweichungen von diesem Grundsatzbedürfen einer Koordinierung und deshalb<strong>der</strong> Zustimmung des GHV bzw. <strong>der</strong> Landesbezirksvorstände.3. Vom Grundsatz darf nur abgewichenwerden, wenn 8,50 Euro gegebenenfalls inStufen vereinbart werden o<strong>der</strong> aus organisationspolitischenGründen.4. Über alle Abweichungen ist die Tarifabteilungschriftlich zu informieren.Von 2010 bis 2012 sind die Tarifverträge mitEntgeltgruppen unter 8,50 Euro von 74 auf 44zurückgegangen. Hierbei handelt es sich um Flächentarifverträgeund bundesweite Haustarifverträgeaus den Branchen Getränkefachgroßhandel,Getreidemühlen, Ernährungsindustrie, Brot- undBackwaren, Bäckerhandwerk, Konditorenhandwerk,Fleischerhandwerk und Fleischindustrie,Hotel- und Gaststättengewerbe einschließlichSystemgastronomie, Hauswirtschaft.Im gleichen Zeitraum sind in diesen Tarifverträgendie Entgeltgruppen unter 8,50 Euro von 179 auf 85zurückgegangen.In den oben genannten 44 Tarifverträgen sindGeschäftsbericht 2008–2012 277


Antragstext Beschluss Erledigungauch zehn Tarifverträge mit 27 Entgeltgruppenunter 8,50 Euro, die seit 2010 aus unterschiedlichenGründen nicht mehr verhandelt werden.Nicht berücksichtigt sind Haustarifverträge in denLandesbezirken.Siehe auch Antrag C 1C 4Für einen europäischen MindestlohnAntragsteller: BundesfrauenausschussDie Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es for<strong>der</strong>n die EU-Kommissionund das Europäische Parlament auf, einen gesetzlichen europäischenMindestlohn auf den Weg zu bringen.Dieser sollte sich an den unterschiedlichen Lebenshaltungskosten und <strong>der</strong>wirtschaftlichen Leistungskraft <strong>der</strong> einzelnen Län<strong>der</strong> orientieren und sollte mindestens50 Prozent des nationalen Durchschnittslohnes betragen.AnnahmeNach den letzten Europawahlen sind die Mehrheitensowohl in <strong>der</strong> EU-Kommission als auch demeuropäischen Parlament zu Gunsten <strong>der</strong> konservativ–liberalenParteien und ihrer Bündnispartnerverschoben.Im Rahmen einzelner Treffen mit Kommissionsmitglie<strong>der</strong>n,beispielsweise <strong>zum</strong> Thema Fleischwirtschaft,und Europaparlamentsmitglie<strong>der</strong>n <strong>zum</strong>Thema Werkverträgen ist <strong>der</strong> Vorschlag vorgebrachtworden. Auch bei <strong>der</strong> Arbeit des DGB-Büros in Brüssel hat dieses Thema eine wichtigeRolle gespielt. Auf Ebene unserer europäischenRegionalorganisationen o<strong>der</strong> des EGB wird eine<strong>der</strong>artige For<strong>der</strong>ung nicht unterstützt.C 5Leiharbeit: Gleiche Arbeit – gleiches RechtAntragsteller: HauptvorstandDie Formen, die Funktion und <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> Leiharbeit in Deutschland habensich in den letzten Jahren deutlich verän<strong>der</strong>t. Die Än<strong>der</strong>ungen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzesim Jahre 2004 haben zur Verschlechterung <strong>der</strong>Arbeitsbedingungen für Leiharbeitnehmer/innen beigetragen, den Druck auftarifliche Standards und Betriebsvereinbarungen für Stammbelegschaftenerhöht und zu einem Boom <strong>der</strong> Leiharbeit geführt.Seit 2003 haben sich die Leiharbeitsverhältnisse in Deutschland verdoppelt. Invielen EU-Län<strong>der</strong>n ist <strong>der</strong> gesetzliche Schutz vor unternehmerischem Missbrauch<strong>der</strong> Leiharbeit inzwischen umfassen<strong>der</strong> als in Deutschland.Leiharbeit findet längst nicht mehr nur statt, um Produktionsspitzen abzufangen,son<strong>der</strong>n wird von vielen Unternehmen als fester Bestandteil ihrer Personalpolitikbenutzt, um ihren normalen Personalbedarf zu decken. Dadurch werdenStammbelegschaften reduziert, Betriebsratsfreistellungen verhin<strong>der</strong>t und Druckauf Stammbelegschaften und ihre Tarifverträge und Betriebsvereinbarungenausgeübt.Für manche Unternehmer, Politiker und so genannte Sachverständige ist Leiharbeitein strategisches Instrument einer Niedriglohnstrategie in Deutschlandund Teil einer weiteren Deregulierung von Arbeitnehmerschutzrechten.Trotz erheblicher (tarif-)politischer Anstrengungen <strong>der</strong> DGB-Gewerkschaften istes bisher nicht gelungen, einen Ausgleich für den Fortfall gesetzlicher Schutzbestimmungenzu schaffen. Die von <strong>der</strong> Tarifgemeinschaft <strong>der</strong> Einzelgewerkschaftenim DGB abgeschlossenen Tarifverträge können den gewerkschaftlichenAnspruch „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ und „gleiche Arbeit – gleiches Recht“bisher nicht einlösen und einen Ausgleich für den Fortfall gesetzlicher Schutzbestimmungenschaffen.Im Organisationsbereich <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> kommt Leiharbeit inzwischen inallen Bereichen verstärkt zur Anwendung und betrifft nicht mehr nur Saisonarbeit.Dabei ist <strong>der</strong> Verbreitungsgrad (noch) unterschiedlich in den Branchenund Betrieben, vielfach gibt es Überschneidungen mit Werksverträgen.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> for<strong>der</strong>t den Hauptvorstand und alle Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><strong>NGG</strong> auf, die zunehmende Leiharbeit verstärkt in den Mittelpunkt <strong>der</strong> gewerkschafts-,tarif- und betriebspolitischen Arbeit <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> zu stellen.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> appelliert an die Betriebsräte, ihre betriebsverfassungsrechtlichenMöglichkeiten zur Eingrenzung/Reduzierung <strong>der</strong> Leiharbeit auszuschöpfen.Annahme<strong>NGG</strong> hat eine Bestandsaufnahme des Einsatzesvon Leiharbeit und Werkverträgen in ihremOrganisationsbereich vorgenommen und mitgroßer medialer Aufmerksamkeit veröffentlicht.Die Bestandsaufnahme spielt noch heute in denpolitischen Debatten eine wichtige Rolle.In 67,4 Prozent <strong>der</strong> Betriebe werden Leiharbeitnehmerund in 41,8 Prozent <strong>der</strong> Betriebe Werkvertragsbeschäftigte,mit steigen<strong>der</strong> Tendenz,eingesetzt.Nach <strong>der</strong> Fleischindustrie werden nun auch in <strong>der</strong>Getränkeindustrie mehr Werkvertragsarbeitnehmerals Leiharbeitnehmer beschäftigt.Den Regionen steht ein Mustertarifvertrag bzw.eine Musterbetriebsvereinbarung <strong>zum</strong> Einsatz vonFremdfirmenbeschäftigten zur Verfügung.Mittlerweile wird <strong>der</strong> Einsatz von Leiharbeit undWerkverträgen in fast jedem vierten Betrieb (ca.25 Prozent) mit einer Betriebsvereinbarung o<strong>der</strong>einem (Haus-)Tarifvertrag geregelt. Regelungen(insbeson<strong>der</strong>e Equal-Pay-Vereinbarungen) überden jeweiligen Branchentarifvertrag konnten nichtabgeschlossen werden. Sie gestalten sich auchäußerst schwierig, da letztendlich immer eineRegelungslücke bleibt (siehe Equal-Pay-Tarifvertragfür die Stahlindustrie).Im April 2011 än<strong>der</strong>te die Bundesregierung dasArbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG). Neben<strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> EU-Leiharbeitsrichtlinie(Richtlinie 2008/104/EG) und <strong>der</strong> Neuregelung zurEinschränkung des Missbrauchs von Leiharbeit(Schlecker-Klausel) wurde auch die Möglichkeitzur Einführung einer Lohnuntergrenze für die Leiharbeitals Reaktion auf die volle Arbeitnehmerfreizügigkeitfür die Staaten Mittel- und Osteuropas,die bis <strong>zum</strong> 1. Mai 2004 <strong>der</strong> EU beigetreten sind,geschaffen. Lei<strong>der</strong> konnten die Gewerkschaften278Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> for<strong>der</strong>t alle Tarifkommissionen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> auf, bei Tarifverhandlungenden Einsatz von Fremdfirmenbeschäftigten (Leiharbeitnehmer/innen, Werksverträge usw.) zu regeln und einzuschränken.Wir wollen gesetzliche, tarifliche und betriebliche Bedingungen durchsetzen, dieunserem Prinzip „gleiche Arbeit – gleiches Recht“ gerecht werden.Deshalb for<strong>der</strong>n wir:1. Begrenzung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Leiharbeitnehmer/innen und Begrenzung <strong>der</strong>Überlassungsdauer von Leiharbeitern auf höchstens drei Monate.2. Übernahmeverpflichtung für die Entleiherbetriebe nach drei Monaten.3. Tarifvertragliche Gleichstellung, Equal Pay ab dem ersten Tag des erstenEinsatzes.4. Im Streikfalle dürfen Leiharbeitnehmer/innen nicht eingesetzt werden.5. Das Synchronisationsverbot soll wie<strong>der</strong> ins Arbeitnehmerüberlassungsgesetzaufgenommen werden.6. Tarifliche Begrenzung des Einsatzes von Leiharbeitnehmer/innen undBeschäftigten von Fremdfirmen in Form von Werksverträgen, eine eigeneBeschäftigtenquote von 95 Prozent muss erreicht werden.7. Entsprechend <strong>der</strong> Anträge <strong>der</strong> Branchenarbeitgeberverbände mit <strong>der</strong>DGB-Tarifgemeinschaft muss die Leiharbeit in das Entsendegesetz aufgenommenwerden. Nur so kann es gelingen, dass auch Leiharbeitnehmer/innenvon nicht deutschen Firmen Mindestbedingungen einhaltenmüssen.8. Einbeziehung <strong>der</strong> Leiharbeitnehmer/innen für die Berechnung vonBetriebsratsmandaten und <strong>der</strong> Freistellung von Betriebsräten.9. Tarifliche Regelungen <strong>der</strong> Gleichstellung durch <strong>NGG</strong>-Tarifverträge. Einerster Schritt kann die Anwendung <strong>der</strong> Tarifverträge zwischen <strong>der</strong> DGB-Tarifgemeinschaft sein.10. Tarifpolitische Durchsetzung in den Branchentarifverträgen zur Erreichungvon „Equal Pay“.11. Der Einsatz von Fremdfirmen zur Erledigung von bestimmten Aufträgen istnur mit Zustimmung des Betriebsrates möglich.12. Übernahme von Auszubildenden hat Vorrang vor <strong>der</strong> Einstellung von Leiharbeitnehmer/innen.13. Tarifvertraglich geregelte Mitbestimmung bei <strong>der</strong> Einstellung von Leiharbeitnehmer/innengemäß Betriebsverfassungsgesetz, diese sind wieeigene Beschäftigte zu behandeln.sich in dem Gesetzgebungsverfahren nicht mit allihren For<strong>der</strong>ungen durchsetzen.Im März/April 2010 wurde zwischen <strong>der</strong> Tarifgemeinschaft<strong>der</strong> DGB-Gewerkschaften undden Leiharbeitgeberverbänden iGZ und BZA einTarifvertrag über Mindestarbeitsbedingungen in<strong>der</strong> Leiharbeit abgeschlossen. Aktuell beträgt dieLohnuntergrenze 7,50 Euro (Ost) bzw. 8,19 Euro(West).Gespräche mit den Arbeitgeberverbänden <strong>der</strong>Leiharbeit über Branchenzuschläge für den Einsatzin den Betrieben <strong>der</strong> Ernährungsindustrie wurdenaufgrund <strong>der</strong> unflexiblen Haltung <strong>der</strong> Arbeitgeberabgebrochen. Im Rahmen eines Monitoring <strong>der</strong>Bundesregierung setzt <strong>NGG</strong> sich weiterhin für einegesetzliche Equal-Pay-Regelung ein.Zur Gestaltung bzw. Verhin<strong>der</strong>ung des Einsatzesvon Werkverträgen hat <strong>NGG</strong> eine Handlungshilfefür Betriebräte und Sekretäre erarbeitet.Gemeinsam mit <strong>der</strong> IGM beteiligt sich <strong>NGG</strong> aneinem von <strong>der</strong> HBS geför<strong>der</strong>ten Projekt (oWAN)zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Handlungshilfe fürBetriebsräte.Gemeinsam mit den an<strong>der</strong>en Gewerkschaften imDGB hat <strong>NGG</strong> einen For<strong>der</strong>ungskatalog an denGesetzgeber erarbeitet. Dieser wurde vom DGB imOktober 2012 als Positionspapier veröffentlicht.Mit <strong>der</strong> von <strong>NGG</strong> herausgegebenen Broschüre„Wenig Rechte – Wenig Lohn. Wie UnternehmenWerkverträge (aus)nutzen“ werden wir den Einsatzvon Werkverträgen auch weiterhin in <strong>der</strong> Öffentlichkeitskandalisieren.Die Themen Werkverträge, Leiharbeit und Outsourcingwerden regelmäßig in Betriebsräteschulungenim BZO behandelt.C 6Leiharbeit – Gleiche Arbeit – Gleiches RechtAntragsteller: Landesbezirksvorstand Nordrhein-WestfalenSeit 2003 haben sich die Leiharbeitsverhältnisse in Deutschland verdoppelt.Allein von den in 2006 neu entstandenen 624.000 sozialversicherungspflichtigenStellen geht ein Viertel (150.000) auf das Konto <strong>der</strong> Leiharbeit.Die För<strong>der</strong>ung dieser Beschäftigungsform wurde von <strong>der</strong> Hartz-Kommission<strong>zum</strong> Herzstück des Abbaus <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit stilisiert. Mit Hinweis daraufwurden zahlreiche <strong>der</strong> noch verbliebenen Beschränkungen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzesaufgehoben, darunter auch das so genannte „Synchronisationsverbot“.Dieses untersagte den Leiharbeitsfirmen, die Arbeitsverhältnisseihrer ArbeitnehmerInnen auf die Dauer des Arbeitseinsatzes in einem Betrieb zubefristen.Im europäischen Vergleich gibt es in Deutschland weniger Beschränkungen zurLeiharbeit als in <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> EU-Län<strong>der</strong>. Dort wird zwar Leiharbeit ebenfallsgeför<strong>der</strong>t, geht aber <strong>zum</strong> Teil einher mit einem Ausbau des Missbrauchsschutzesvon Leiharbeit. So verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass Leiharbeitsverhältnisse in Deutschlandin <strong>der</strong> Regel prekär sind, d.h. schlecht bezahlt, befristet und zudem häufignoch öffentlich subventioniert. Leiharbeit wird von den Unternehmen längstnicht mehr nur dazu genutzt, Produktionsspitzen abzufangen.Trotz erheblicher tarifpolitischer Anstrengungen ist es den DGB-Gewerkschaftennicht gelungen, einen Ausgleich für den Fortfall <strong>der</strong> gesetzlichen Schutzbestimmungenzu schaffen. Die von <strong>der</strong> Tarifgemeinschaft <strong>der</strong> Einzelgewerkschaftenim DGB abgeschlossenen Tarifverträge können dem Anspruch nach gleichemLohn nicht gerecht werden, da die Billigkonkurrenz durch die Tarifverträge desAnnahme alsMaterial zu C 5Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag C 5.Geschäftsbericht 2008–2012 279


Antragstext Beschluss Erledigung„christlichen Gewerkschaftsbundes“ schon da ist.Eine Bestandsaufnahme in den Unternehmen <strong>der</strong> Ernährungsindustrie in NRWzeigt, dass die Stundenlöhne <strong>der</strong> LeiharbeitnehmerInnen in vielen Unternehmen<strong>der</strong> Ernährungsindustrie unter sieben Euro pro Stunde und damit deutlich unterden mit <strong>der</strong> Tarifgemeinschaft aller Einzelgewerkschaften beim DGB abgeschlossenenTarifverträgen liegen.Die Umfrage ergab, dass rund zehn Prozent <strong>der</strong> Arbeitsplätze in den ausgewertetenBetrieben zwischenzeitlich von LeiharbeitnehmerInnen besetzt werden.Dabei ist <strong>der</strong> Verbreitungsgrad sehr unterschiedlich. Während es in vielenBetrieben noch gelingt, die Zahl <strong>der</strong> LeiharbeitnehmerInnen unter drei Prozentzu halten, ist in zahlreichen Betrieben mittlerweile ein Anteil von 20 Prozent zuverzeichnen.Leiharbeit betrifft nicht nur Saisonarbeit, son<strong>der</strong>n kommt in allen Bereichen <strong>der</strong>Ernährungsindustrie zur Anwendung. Vielfach gibt es eine Überschneidung mitWerkvertragsarbeit. In <strong>der</strong> Fleischindustrie wurde die Leiharbeit durch Werkverträgeabgelöst. Leiharbeiter werden in Produktion und Verwaltung eingesetztund zunehmend auch in qualifizierten Bereichen.Leiharbeit wird von vielen Unternehmen zwischenzeitlich genutzt, um ihrennormalen Personalbedarf abzudecken. Damit werden Stammbelegschaftenreduziert, Betriebsratsfreistellungen verhin<strong>der</strong>t und ein erheblicher Druck auf dieStammbelegschaften und die Tarifverträge ausgeübt.<strong>NGG</strong> und Betriebsräte müssen ihre Möglichkeiten nutzen, die Arbeitsbedingungen<strong>der</strong> LeiharbeitnehmerInnen zu verbessern. <strong>NGG</strong> appelliert an die Betriebsräte,ihre betriebsverfassungsrechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen. Aber<strong>NGG</strong> wird auch tarifpolitisch aktiv werden.Unter dem Motto „Fair statt prekär“ wollen wir gesetzliche, tarifliche und betrieblicheRegelungen durchsetzen, um dem Prinzip „Gleiches Recht für gleicheArbeit!“ Geltung zu verschaffen. Deshalb for<strong>der</strong>n wir:• Der Gesetzgeber muss LeiharbeitnehmerInnen den Beschäftigten im Entleihbetriebgleichstellen.• Wir wollen tarifliche Regelungen, dass LeiharbeiternehmerInnen während<strong>der</strong> Einsatzdauer im Entleihbetrieb unter die Regelungen <strong>der</strong> dort geltenden<strong>NGG</strong>-Tarifverträge fallen.• Als Zwischenschritt ist sicherzustellen, dass LeiharbeitnehmerInnen mindestensnach den Tarifverträgen, die mit <strong>der</strong> Tarifgemeinschaft <strong>der</strong> Einzelgewerkschaftenim DGB abgeschlossen wurden, bezahlt werden.• Um auch ausländische Leiharbeitsbetriebe an den Mindestlohn zu binden,muss die Branche ins Entsendegesetz aufgenommen werden.• Das so genannte Synchronisationsverbot muss wie<strong>der</strong> in das Arbeitnehmerüberlassungsgesetzaufgenommen werden. Danach muss einLeiharbeitsunternehmen seine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerdauerhaft beschäftigen.• Wir wollen – wie in Frankreich – das Verbot des Einsatzes von Leiharbeitnehmernin bestreikten Betrieben <strong>zum</strong> Ersatz eines Streikenden.• Die Beschäftigung eines Leiharbeitnehmers in einem Betrieb ist auf einhalbes Jahr zu begrenzen, anschließend geht das Arbeitsverhältnis beimEntleiherbetrieb in ein unbefristetes über.• Dem Betriebsrat ist ein Vetorecht einzuräumen, wenn Arbeitsplätze imUnternehmen in Leiharbeitsplätze umgewandelt werden sollen!• Wir wollen Leiharbeit und Fremdfirmeneinsatz tariflich bzw. betrieblichbegrenzen.Wir for<strong>der</strong>n alle Kolleginnen und Kollegen auf, die aus Leiharbeitsfirmen in Unternehmen<strong>der</strong> Ernährungsindustrie beschäftigt sind, Mitglied <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> zu werden,damit wir gemeinsam „Gleiches Recht für gleiche Arbeit!“ durchsetzen können.280Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungC 7Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen von LeiharbeitskräftenAntragsteller: Landesbezirkskonferenz NordWir for<strong>der</strong>n:1. die Gleichstellung von Leiharbeitskräften mit den Stammbeschäftigten desEntleiherbetriebes2. Anwendung <strong>der</strong> jeweils geltenden <strong>NGG</strong>-Tarifverträge, auch für LeiharbeitnehmerInnen3. zeitliche Begrenzung von Leiharbeit auf maximal drei Monate, Übernahmevon LeiharbeitnehmerInnen in ein festes Arbeitsverhältnis beim Entleiherbei Überschreiten dieser Frist4. Festlegung einer maximalen Anzahl von LeiharbeitnehmerInnen proBetrieb (maximal fünf Prozent)5. Komplette Zuständigkeit des Betriebsrates des Entleiherbetriebes für eingesetzteLeiharbeitnehmerInnenDies wird umgesetzt durch:1. entsprechende tarifpolitische Vorgaben des Hauptvorstandes.2. Auffor<strong>der</strong>ung an die politischen Parteien auf allen Ebenen und beson<strong>der</strong>sauch an die KandidatInnen zur kommenden Bundestagswahl zu denobigen Punkten Stellung zu nehmen.3. Öffentliche Veranstaltungen, in denen klare Stellungnahmen <strong>der</strong> politischenParteien eingefor<strong>der</strong>t werden, insbeson<strong>der</strong>e auch eine Veranstaltungmit dem Vorsitzenden <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> und den Vorsitzenden<strong>der</strong> Bundestagsparteien.4. Erarbeitung eines bundesweit einheitlichen Fragenkatalogs zur Leiharbeitbis 1. März 2009. Hierzu sollen in den Regionen Vorschläge gemachtwerden, die dann umfassend und öffentlich in <strong>der</strong> Organisation diskutiertwerden.5. Der Fragenkatalog wird auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation genutzt, um dasThema Leiharbeit in die politische Auseinan<strong>der</strong>setzung zu bringen. Daskann bedeuten: 1. Mai, Wahlkampfveranstaltungen aller Art, DGB-Veranstaltungen,Veröffentlichung <strong>der</strong> Antworten im Rahmen des Bundestagswahlkampfs(lokal und bundesweit).Annahme alsMaterial zu C 5Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag C 5.C 8Än<strong>der</strong>ung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzesund des BetriebsverfassungsgesetzesAntragsteller: Landesbezirkskonferenz OstDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> möge beschließen:Die Bundesregierung wird aufgefor<strong>der</strong>t, dass Arbeitnehmerüberlassungsgesetzwie folgt zu än<strong>der</strong>n:Des weiteren sollen die gleichen sozialen Vergünstigungen wie im Entleihbetriebzur Anwendung kommen und diejenigen Leiharbeitnehmerinnen undLeiharbeitnehmern, die voraussichtlich länger, o<strong>der</strong> aber schon mehr als dreiMonate im Entleihbetrieb sind, bei <strong>der</strong> Feststellung <strong>der</strong> Größe des Betriebsrates,beim Geschlechterverhältnis, sowie bei <strong>der</strong> Freistellung von Betriebsratsmitglie<strong>der</strong>nim Entleihbetrieb gemäß BetrVG berücksichtigt werden. Außerdem ist einemaximale Entleihdauer im Betrieb von einem Jahr festzulegen, und zwar <strong>der</strong>art,dass beginnend mit dem ersten Entleihtag, mit möglichen Unterbrechungen,genau nach zwölf Kalen<strong>der</strong>monaten eine Übernahme in die Stammbelegschaftdes Entleihbetriebes erfolgt. Spätere, weitere Einstellungen als Leiharbeitnehmerino<strong>der</strong> Leiharbeitnehmer in denselben Entleihbetrieb sollen automatisch zueiner Festeinstellung in diesem führen.Der Einsatz von Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmern aufgrund vonStreiks soll untersagt werden. Auch auf europäischer Ebene soll darauf hingewirktwerden, dass hinsichtlich Leiharbeit <strong>der</strong> Grundsatz gilt: gleicher Lohn fürgleiche Arbeit.AnnahmeMaterial zu C 5Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag C 5.Geschäftsbericht 2008–2012 281


Antragstext Beschluss ErledigungC 9Leiharbeit und prekärer Beschäftigungentgegenwirken!Antragsteller: Landesbezirkskonferenz Hessen/Rheinland-Pfalz/SaarLeiharbeit und Werksverträge erzeugen dauerhaft soziale Unsicherheit beiden Betroffenen und Konkurrenz gegenüber den übrigen Beschäftigten. Inden letzten Jahren wuchs die Zahl dieser prekären Beschäftigungsverhältnissedramatisch und ungebremst an. Parallel entwickelte sich keine systematischeund punktuell nur selten eine gezielte betriebliche Gegenwehr. Die ständigeGefährdung <strong>der</strong> Stammarbeitsplätze durch Leiharbeit und Werksverträge zwingt<strong>NGG</strong> und Betriebsräte zu größerer Aufmerksamkeit und <strong>zum</strong> Handeln.Sicher bleibt es die Aufgabe des Gesetzgebers, diesen Formen prekärer Beschäftigungdie juristischen Grundlagen gänzlich zu entziehen o<strong>der</strong> <strong>zum</strong>indest füreine tarif- und sozialpolitisch vertretbare Ausgestaltung solcher Arbeitsverhältnissezu sorgen. Dennoch reicht <strong>der</strong> Ruf nach gesetzgeberischem o<strong>der</strong> tarifpolitischemHandeln nicht aus. Vielmehr sind <strong>NGG</strong> und Betriebsräte gleichermaßengefor<strong>der</strong>t, den durch Leiharbeit und Werksverträge gebundenen Beschäftigtensolidarisch zur Seite zu stehen.Die <strong>NGG</strong> wird die in ihr organisierten Betriebsräte kontinuierlich sowohl politischals auch juristisch qualifizieren, damit diese in <strong>der</strong> Lage sind, die in „ihren“ Unternehmenvorhandenen Leiharbeits- und Werksvertragsverhältnisse zu prüfen,weitere Einstellungen nach Möglichkeit zu verhin<strong>der</strong>n sowie in und mit <strong>der</strong>Belegschaft für eine Umwandlung in Stammarbeitsverhältnisse zu wirken.Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> beschließt folgendes Handlungskonzept:• Als Einstieg in diese betriebliche wie sozialpolitische Auseinan<strong>der</strong>setzungwerden die gewerkschaftsnahen Betriebsräte gebeten, die <strong>NGG</strong> bei einerBestandsaufnahme in den von ihr vertretenen Branchen zu unterstützen.• Anschließend wird in je<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Region ein Pilotprojekt mit dem Zielgestartet, Leiharbeit und Werksverträge im Unternehmen zu thematisierenund im Betriebsrat einen Maßnahmenplan zu entwerfen, wie diesenArbeitsverhältnissen konkret entgegengewirkt werden soll.• Die Erfahrungen werden auf Branchentagungen zusammengetragen, ausgewertetund für weitere Betriebe nutzbar gemacht.Bei allen Aktivitäten und Handlungsfel<strong>der</strong>n zur Abwehr von Leiharbeit undWerksverträgen steht die Sensibilisierung von Betriebsräten und Beschäftigtenfür die Probleme dieser Beschäftigten sowie die Gefahr für die regulären Arbeitsverhältnisseim Mittelpunkt von Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. Denn ohneVerständnis und Solidarität sowie gemeinsames Handeln mit den Betroffenenkann solche prekäre Beschäftigung auf betrieblicher Ebene kaum wirksambekämpft werden.Annahme alsMaterial zu C 5Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag C 5.C 14Gegen das „System Leiharbeit“Antragsteller: Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Der Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine bundesweite Kampagne gegen das„System Leiharbeit“ in den Branchen unseres Organisationsbereichs zu entwickelnund umzusetzen. Dem Hauptvorstand ist regelmäßig über den Stand <strong>der</strong>Kampagne zu berichten.Ziele <strong>der</strong> Kampagne:• Verstärkten Druck auf den Gesetzgeber aufbauen, um die Einsatzmöglichkeitenvon LeiharbeitnehmerInnen in den Betrieb gesetzlich zu beschränken.• Abschluss von Tarifverträgen mit u.a. folgenden inhaltlichen Zielen:• Gleiche Bezahlung und Arbeitsbedingungen für LeiharbeitnehmerInnensowie Anwendung sämtlicher Tarifverträge <strong>der</strong> Entleiher ab dem ersten Tag<strong>der</strong> Beschäftigung.· Höchstquoten für die Anzahl <strong>der</strong> eingesetzten LeiharbeitnehmerInnenund <strong>der</strong>en maximale Einsatzdauer.· Übernahmeverpflichtung des Entleihers nach einer gewissen Einsatzdauer.Annahme als Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag C 5.Material an denHauptvorstand282Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigung· Erweiterte Mitbestimmung <strong>der</strong> Betriebsräte beim Einsatz von LeiharbeitnehmerInnen.· Hinzurechnung <strong>der</strong> LeiharbeitnehmerInnen bei <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Betriebsräteund bei <strong>der</strong> Freistellung sowie bei den Jugend- und Ausbildungsvertretungenund den Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen.· Übernahme von Auszubildenden geht vor Einstellung vonLeiharbeitnehmern.· Verpflichtung zur Durchführung und Umsetzung einer qualifiziertenPersonalbemessungsberechnung.· Gewinnung von neuen Mitglie<strong>der</strong>n, sowohl in den Stammbelegschaften,wie bei den LeiharbeitnehmerInnen.· Betreuung <strong>der</strong> LeiharbeitnehmerInnen durch die Betriebsräte unddie <strong>NGG</strong>.Anfor<strong>der</strong>ungen an die Kampagne gegen das „System Leiharbeit“:• Entwicklung <strong>der</strong> Leiharbeit in <strong>der</strong> Branche in den letzten Jahren.• Starke Einbeziehung <strong>der</strong> betrieblichen Funktionäre.• Sensibilisierung <strong>der</strong> Betriebsräte, Stammbelegschaften und LeiharbeitnehmerInnen• Einheitliche Materialien und Präsentationen für Flyer, Betriebsratssitzungenund Betriebsversammlungen.• Konzepte und Materialien für Schulungen nach § 37 Abs. 6 BetrVG• Durchsetzungsstrategien für den Tarifvertrag unter starker Einbindung <strong>der</strong>Betriebsräte.• Eskalationsstufen bei <strong>der</strong> Einstellung von LeiharbeitnehmerInnen mit denMöglichkeiten des BetrVG.• Mindeststandards für Tarifverträge.Die Umsetzungsstrategie für die Kampagne muss klare Ziele, Zeitrahmen undArbeitsschwerpunkte sowie Verantwortlichkeiten für die einzelnen Branchenund Ebenen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> enthalten.C 16Gleicher Lohn für gleiche Arbeit für LeiharbeiterAntragsteller: Region Rhein-MainDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen, dass die Abgeordneten des DeutschenBundestages vom Hauptvorstand <strong>der</strong> Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten aufgefor<strong>der</strong>t werden, eine Gesetzesinitiative zu starten, dass dasGesetz zur Arbeitnehmerüberlassung geän<strong>der</strong>t wird. Leiharbeitern und Leiharbeiterinnenmuss <strong>der</strong> gleiche Lohn wie den Festangestellten gezahlt werden.Gesetzestext (<strong>der</strong> unterstrichene Teil soll entfallen) § 9 UnwirksamkeitUnwirksam sind:1. Verträge zwischen Verleihern und Entleihern sowie zwischen Verleihernund Leiharbeitnehmern, wenn <strong>der</strong> Verleiher nicht die nach § 1 erfor<strong>der</strong>licheErlaubnis hat.2. Vereinbarungen, die für den Leiharbeitnehmer für die Zeit <strong>der</strong> Überlassungan einen Entleiher schlechtere als die im Betrieb des Entleihers für einenvergleichbaren Arbeitnehmer des Entleihers geltenden wesentlichenArbeitsbedingungen einschließlich des Arbeitsentgelts vorsehen, es seidenn, <strong>der</strong> Verleiher gewährt dem zuvor arbeitslosen Leiharbeitnehmer fürdie Überlassung an einen Entleiher für die Dauer von insgesamt höchstenssechs Wochen mindestens ein Nettoarbeitsentgelt in Höhe des Betrages,den <strong>der</strong> Leiharbeitnehmer zuletzt als Arbeitslosengeld erhalten hat.Letzteres gilt nicht, wenn mit demselben Verleiher bereits ein Leiharbeitsverhältnisbestanden hat. Ein Tarifvertrag kann abweichende Regelungenzulassen; im Geltungsbereich eines solchen Tarifvertrages können nichttarifgebundene Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Anwendung <strong>der</strong> tariflichenRegelungen vereinbaren.3. Vereinbarungen, die dem Entleiher untersagen, den Leiharbeitnehmerzu einem Zeitpunkt einzustellen, in dem dessen Arbeitsverhältnis<strong>zum</strong> Verleiher nicht mehr besteht; dies schließt die Vereinbarung einerangemessenen Vergütung zwischen Verleiher und Entleiher für die nachvorangegangenem Verleih o<strong>der</strong> mittels vorangegangenem Verleih erfolgteAnnahmeNach zahlreichen Diskussionen des DGB unterBeteiligung <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> sind am 13.Januar 2010, 27. Januar 2010 und am 23. März2010 Anträge von den Bundestagsfraktionen <strong>der</strong>Linken, <strong>der</strong> Grünen und <strong>der</strong> SPD eingebracht worden,die inhaltlich dem Antrag unseres <strong>Gewerkschaftstag</strong>esentsprechen.In <strong>der</strong> folgenden Bundestagsdebatte sind dieseAnträge von <strong>der</strong> schwarz-gelben Koalitionsmehrheitabgelehnt worden.Damit ist deutlich, dass die CDU/FDP-Bundesregierungdie Ungleichbehandlung von Beschäftigen inLeiharbeit weiter fortbestehen lassen will.Die im Jahre 2012 vereinbarten Branchenzuschlägein einigen Tarifbereichen von DGB-Gewerkschaftenhaben dazu geführt, dass von Seiten<strong>der</strong> zuständigen Ministerien Handlungsbedarfzurückgewiesen wird.Geschäftsbericht 2008–2012 283


Antragstext Beschluss ErledigungVermittlung nicht aus.4. Vereinbarungen, die dem Leiharbeitnehmer untersagen, mit dem Entleiherzu einem Zeitpunkt, in dem das Arbeitsverhältnis zwischen Verleiher undLeiharbeitnehmer nicht mehr besteht, ein Arbeitsverhältnis einzugehen.C 18Teilzeit- und BefristungsgesetzAntragsteller: Landesbezirkskonferenz OstDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> möge beschließen:Die Bundesregierung wird aufgefor<strong>der</strong>t, das Teilzeit- und Befristungsgesetzdahingehend zu verän<strong>der</strong>n, dass die Möglichkeit zur Befristung ohne sachlichenGrund wegfällt und ebenfalls die Befristung ohne sachlichen Grund für Arbeitnehmer,die älter als 52 Jahre sind.AnnahmeDieses Thema ist in <strong>der</strong> Arbeit des DGB ständigthematisiert worden. Von Seiten <strong>der</strong> Bundesregierunggibt es keinerlei Bereitschaft, die entsprechendenSchlechterstellungen zu beseitigen.C 21Werkvertrag / Definition eines GewerkesAntragsteller: Landesbezirkskonferenz NordDer Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich dafür einzusetzen, dass die vorhandenengesetzlichen Regelungen zur Erstellung eines Gewerkes so geän<strong>der</strong>twerden, dass einzelne Produktionsabschnitte, die mittelbar o<strong>der</strong> unmittelbaruntereinan<strong>der</strong> abhängig sind, nicht Gegenstand von einzelnen Werkverträgensein dürfen.AnnahmeDie Gewerkschaft <strong>NGG</strong> hat das Thema Werkverträgemit <strong>zum</strong> Gegenstand <strong>der</strong> politischen Auseinan<strong>der</strong>setzunggemacht. Zusammen mit denan<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaften ist ein – vom DGB-Bundesvorstand am 21. Februar 2012 beschlossenes– Konzept zur Reform <strong>der</strong> Werkverträgeerarbeitet worden. Damit haben die DGB-Gewerkschaftenerstmals eine gemeinsame Position dazuentwickelt, die sie <strong>der</strong> Politik gegenüber vertreten.Alle drei Oppositionsparteien setzen sich mittlerweilefür eine Reform des Werkvertragsrechts ein.Gegenstand <strong>der</strong> Präzisierung des Werkvertrags isteine bessere Abgrenzung von Werk-, Dienst- undArbeitsverträgen.Werkverträge sind ein zentrales Thema in denkommenden Auseinan<strong>der</strong>setzungen über dieBeseitigung prekärer Arbeit.C 22Regionale Aktivitäten bei <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungmit <strong>der</strong> Dienstleistungsrichtlinie inkl. <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassungsfreiheitAntragsteller: Landesbezirkskonferenz Baden-WürttembergDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Die Regionen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> sind weiterhin über den aktuellen Stand bei <strong>der</strong> Umsetzung<strong>der</strong> europäischen Dienstleistungsrichtlinie zu informieren.Bezüglich <strong>der</strong> arbeitsrechtlichen Konsequenzen, etwa durch den Vorrang <strong>der</strong>EU-Regelungen vor nationalem Tarifrecht u.a. sind umgehend Schulungsinhaltezu entwickeln und in die politische Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> zu integrieren.Insgesamt muss <strong>der</strong> europäische Arbeitsmarkt stärker in den Mittelpunkt <strong>der</strong>Arbeit <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> integriert werden.Annahme Die sogenannte „Bolkestein-Richtlinie“ ist am 27.Dezember 2006 in Kraft getreten. Sie steht für dieneoliberale Politik <strong>der</strong> EU-Kommission, die zu einerAbwärtsspirale von Standards und Kontrollen beiArbeitsverhältnissen führt.Der <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand hat sich aus aktuellemAnlass im November 2012 mit einer geplantenVereinfachung <strong>der</strong> Arbeitnehmerentsendung aufeuropäischer Ebene beschäftigt und daran beispielhaftdie möglichen Nachteile eines unkontrollierteneuropäischen Arbeitsmarktes verdeutlicht.C 23Abschaffung von MinijobsAntragsteller: BundesfrauenausschussDie Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es for<strong>der</strong>n die Bundesregierungauf, die Sozialversicherungspflicht für alle Beschäftigungsverhältnisseab dem ersten Euro einzuführen.AnnahmeAuf Initiative von <strong>NGG</strong> mit an<strong>der</strong>en Gewerkschaftenhat es nach dem DGB-Kongress 2010 eineArbeitsgruppe gegeben, die das Thema Minijobsbearbeitet hat. Im Ergebnis ist die <strong>NGG</strong>-PositionBestandteil <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen des DGB geworden.Im Jahre 2012 ist dazu eine umfangreicheBroschüre unter Mitarbeit von <strong>NGG</strong> erschienen,die die Grundlage für weitere Diskussionen mit <strong>der</strong>Politik ist.284Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungÜber diesen Weg ist es gelungen, die For<strong>der</strong>ungdes <strong>NGG</strong>-<strong>Gewerkschaftstag</strong>es mit den For<strong>der</strong>ungenan<strong>der</strong>er Gewerkschaften zu verknüpfen unddiese durchsetzungsfähiger zu machen.D 1Sozialpolitik – Reformpolitik muss denMenschen nützenAntragsteller: HauptvorstandDie Gewerkschaft <strong>NGG</strong> bekennt sich zu einem demokratischen und solidarischenSozialstaat, <strong>der</strong> in aktiver Form Schutz vor Lebensrisiken bietet und Ausgleichbei Marktversagen leistet, sozial schwache Gruppen in die Gesellschaftintegriert sowie Chancengleichheit für alle, soziale Teilhabe und gesellschaftlichenAufstieg ermöglicht.Unter dem Druck <strong>der</strong> medienwirksam inszenierten Diskussion um Globalisierungund internationale Wettbewerbschancen für die deutsche Wirtschaft inVerbindung mit den durch die prognostizierte demografische Entwicklung verän<strong>der</strong>tenökonomischen Rahmenbedingungen hat in den vergangenen zehnJahren eine Umverteilung <strong>der</strong> Lasten und ein Abbau von Leistungen in davornicht gekanntem Ausmaß eingesetzt, <strong>der</strong> das Vertrauen in die Leistungsfähigkeitund Finanzierbarkeit des Sozialstaats auch bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmernnachhaltig beeinträchtigt.Die Position <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> in <strong>der</strong> gesellschaftlichen Diskussion hierzuist eindeutig: Die Leistungsfähigkeit des Sozialstaats und das Vertrauen <strong>der</strong> Menschenin ihn und seine Zukunft sind zu erhalten und zu stärken – fundamentaleAngriffe und Versuche, ihn zu einem Wettbewerbsstaat umzubauen, lehnen wirab.Die Herausfor<strong>der</strong>ungen des demografischen Wandels müssen angemessenberücksichtigt werden – man darf sie we<strong>der</strong> ignorieren noch dramatisieren: Einealternde und schrumpfende Bevölkerung birgt Herausfor<strong>der</strong>ungen nicht nur fürdie sozialen Sicherungssysteme, son<strong>der</strong>n auch für die wirtschaftliche Dynamikund die Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Gesellschaft. Statt durch negative PR-Kampagnenden Boden für radikale Abbauprogramme mit dem Ziel <strong>der</strong> Entkoppelung vonArbeit, Einkommen und Sozialleistungen o<strong>der</strong> minimalen Grundsicherungsmodellenzu bereiten, setzt sich die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> für die Weiterentwicklungdes Sozialstaats ein unter den folgenden Gesichtspunkten:1. Was sich än<strong>der</strong>n mussAngesichts <strong>der</strong> bestehenden Gerechtigkeitslücken, Leistungsschwächen undFinanzierungsproblemen ist zuallererst die paritätisch finanzierte Einnahmebasisdes Sozialstaates wie<strong>der</strong>herzustellen. Notwendig ist eine gerechtere Finanzierung,die alle Personengruppen und Einkommensarten entsprechend ihrerLeistungsfähigkeit zur solidarischen Finanzierung des Sozialstaates heranzieht.Dies beinhaltet auch einen Ausbau des Steueranteils, da die Finanzierung vonGesellschaft notwendigen Leistungen nicht alleine von den bisherigen Beitragszahlern<strong>der</strong> Sozialversicherung getragen werden kann.Der vom Bundesrechnungshof in seinem Bericht an den Bundestag überdie Organisation und Arbeitsweise <strong>der</strong> Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS)erwähnte Missstand beim Einzug des Gesamtsozialversicherungsbeitragesdurch die gesetzlichen Krankenkassen wurde bisher nicht beseitigt. Denn diesegriffen im Rahmen von Strafverfahren wegen Schwarzarbeit nur zögerlich aufVermögensbestände <strong>der</strong> betroffenen Firmen zu (vermögensabschöpfendeMaßnahmen).Die gegen Wi<strong>der</strong>stand und massive Kritik in 2006 durchgesetzte Gesundheitsreform<strong>der</strong> Bundesregierung löst die strukturellen Probleme nicht. Die immer wie<strong>der</strong>auftretende unsichere Finanzsituation, die ungerechte Finanzierung sowiedas Nebeneinan<strong>der</strong> von Über-, Unter- und Fehlversorgung haben auch dasVertrauen in das Gesundheitssystem geschwächt. Viele Versicherte machen diekonkrete Erfahrung, dass Beitragssätze und individuelle Zuzahlungen steigen,Leistungen aber eingeschränkt werden. Das Gesundheitssystem leidet weitausmehr an einer Einnahmeschwäche als an einer Kostenexplosion.Um die Finanzierung des Gesundheitssystems sozial, gerecht, ergiebig undnachhaltig zu gestalten, for<strong>der</strong>t <strong>NGG</strong> vom Gesetzgeber die Einführung einersolidarischen Bürgerversicherung.AnnahmeZehn Monate nach dem <strong>Gewerkschaftstag</strong> fanddie Wahl <strong>zum</strong> 17. Deutschen Bundestag statt.Die Erfolgsaussichten für die im Antrag enthaltenenFor<strong>der</strong>ungen an die Politik waren daher imWesentlichen von <strong>der</strong>en Ausgang abhängig. DieMehrheitsverhältnisse haben die Bildung einerKoalition <strong>der</strong> Fraktionen aus CDU/CSU und FDPergeben.<strong>NGG</strong> hat die Bundestagswahl <strong>zum</strong> Anlass genommen,allen vertretenen Fraktionen im Bundestagim Oktober 2009 einen Brief mit den sozialpolitischenBeschlüssen und For<strong>der</strong>ungen des15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es (aus demAntragsbereich D 1 bis D 30) zu übersenden.Inhaltlich wurde <strong>der</strong> Brief nicht direkt beantwortet.Die Politik <strong>der</strong> Bundesregierung hat in vielen Bereichen<strong>der</strong> Sozialpolitik genau entgegengesetzteZiele verfolgt.<strong>NGG</strong> hat deshalb in allen politischen Auseinan<strong>der</strong>setzungendie Beschlusslage des <strong>Gewerkschaftstag</strong>esin die Diskussionen im DGB eingebracht.Darüber hinaus haben wir in folgenden Themenfel<strong>der</strong>naktiv mitgewirkt:Gesundheitspolitik:Das Gesundheitsministerium unter Philip Röslerhat eine Gesundheitsreform mit dem Ziel <strong>der</strong> Einführungeiner Kopfpauschale betrieben.Die DGB-Gewerkschaften haben mit an<strong>der</strong>enVerbänden daraufhin eine Reformkommission „Fürein solidarisches Gesundheitssystem <strong>der</strong> Zukunft“initiiert, die Alternativvorschläge zur Finanzierungdes Gesundheitssystems vorgestellt hat. <strong>NGG</strong> hatin dieser Kommission aktiv durch Michaela Rosenbergermitgewirkt.Die Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kopfpauschale hat Diskussionenund viele Veranstaltungen auf Regionsebenebeherrscht. Die Auswirkungen des in <strong>der</strong> Zwischenzeitabgespeckten Vorschlags des Ministeriumsmit einer Kopfpauschale „light“ hat <strong>NGG</strong> ineinem eigens auf unsere Branchen abgestelltenFlyer zusammengestellt.Den Gesetzesbeschluss <strong>zum</strong> Einfrieren des Arbeitgeberbeitragsund <strong>der</strong> Belastung ausschließlich<strong>der</strong> Versicherten mit pauschalierten Zusatzbeiträgenhaben die gemeinsamen gewerkschaftlichenAktivitäten jedoch nicht verhin<strong>der</strong>n können.Rente mit 67 – Altersarmut:Die DGB-Gewerkschaften haben bei <strong>der</strong> für 2010nach § 154, Abs. 4 SGB VI erstmalig anstehendenÜberprüfung <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Rente mit 67durch die Bundesregierung angesichts <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>tenpolitischen Mehrheitsverhältnisse trotzerdrücken<strong>der</strong> Datenlage gegen die Einführungnicht verhin<strong>der</strong>n können, dass die Bundesregierungdie stufenweise Heraufsetzung <strong>der</strong> Alters-Geschäftsbericht 2008–2012 285


Antragstext Beschluss ErledigungDie Ausweitung des Versichertenkreises, die Anhebung <strong>der</strong> Beitragsbemessungsgrenzeund das Heranziehen weiterer Einkommensarten sind Stellschraubenauf dem Weg zu einer solidarischen Finanzierung. Dabei ist auch sicherzustellen,dass die Arbeitgeber nicht noch weiter aus <strong>der</strong> Verantwortung für dieFinanzierung des Gesundheitswesens entlassen werden. <strong>NGG</strong> lehnt sowohlden kassenspezifischen Zusatzbeitrag als auch einseitig von den Versichertengetragene Kopfpauschalen ab.Qualitätsverbesserung im Gesundheitssystem muss nach wie vor auf <strong>der</strong> Tagesordnungstehen. Die Ansätze <strong>der</strong> integrierten Versorgung müssen flächendeckendausgeweitet werden, um insbeson<strong>der</strong>e „teure“ Krankheiten zielgenauerzu therapieren. Die Einführung von medizinischen Versorgungszentren und dieweitere Öffnung von Krankenhäusern für ambulante Versorgung können einenBeitrag dazu leisten, kostspielige fachärztliche Doppelstrukturen zu beschränken.Auch die Leistungen zur Prävention, Beratung, Rehabilitation und <strong>zum</strong> Gesundheitsschutzmüssen weiter verbessert werden. Das betriebliche Einglie<strong>der</strong>ungsmanagement(BEM) ist zu intensivieren: Betriebsrat und Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungfinden mit Unternehmungsleitung Lösungen zur Rehabilitation undWie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung.Die momentane Ausrichtung <strong>der</strong> Arbeitsmarktpolitik leistet keinen nachhaltigenBeitrag, die immer noch erheblichen Probleme <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit zuüberwinden. Was als „för<strong>der</strong>n und for<strong>der</strong>n“ angekündigt wurde, entpuppt sichals umfangreiche Liste sozialer Einschnitte und Sanktionen. Dem stehen vergleichsweisebescheidene För<strong>der</strong>aktivitäten gegenüber, insbeson<strong>der</strong>e für diePersonengruppen mit dem größten Unterstützungsbedarf. Eine Kurskorrektur istüberfällig.Zunächst schafft nur <strong>der</strong> Erhalt <strong>der</strong> finanziellen Handlungsfähigkeit <strong>der</strong>Bundesagentur für Arbeit (BA) die Voraussetzung für eine sachgerechteWeiterentwicklung <strong>der</strong> aktiven und passiven Arbeitsmarktpolitik. <strong>NGG</strong> lehnteine Arbeitsmarktpolitik ab, <strong>der</strong>en vordringliches Ziel die Erwirtschaftung vonHaushaltsüberschüssen ist, und for<strong>der</strong>t darüber hinaus die Abschaffung des„Aussteuerungsbetrages“, weil er Fehlanreize setzt und Beitragsmittel zweckentfremdet.Das Ziel, Arbeitslose aus einer Hand zu betreuen und zu för<strong>der</strong>n, ist nichterreicht. Die Trennung in ALG-I- und ALG-II-Empfänger schafft neue Verschiebebahnhöfe,erschwert Integrationsbemühungen und wirkt sozial selektiv.<strong>NGG</strong> begrüßt, dass die Bezugszeiten für das Arbeitslosengeld I für ältere Arbeitsloserückwirkend ab 1. Januar 2008 wie<strong>der</strong> verlängert wurden. <strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>tweiterhin vom Gesetzgeber, das Arbeitslosengeld II armutsfest auszugestalten.Dies macht eine deutliche Erhöhung des <strong>der</strong>zeitigen Regelsatzes notwendig.Reformbedarf besteht im Sozialgesetzbuch II bzw. XII in diesem Zusammenhangbeim Sozialgeld (frühere Sozialhilfe), bei <strong>der</strong> Anrechnung von Kin<strong>der</strong>geld,Nebeneinkünften, Partnereinkommen und <strong>der</strong> Gewährung von Freibeträgen fürdie Altersvorsorge.<strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t die Abschaffung von ein-Euro-Jobs und die Durchführung vonarbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die die Menschen in reguläre, sozialversicherungspflichtige,tariflich geregelte Beschäftigungen bringen. Ein-Euro-Jobstragen nachweislich zur Verdrängung regulärer Beschäftigung bei und bietenkeine Perspektive auf Existenzsicherung.Viele Betriebsräte haben die Erfahrung gemacht, dass beim betrieblichenArbeits- und Gesundheitsschutz trotz vor<strong>der</strong>gründig günstiger bis konstanterstatistischer Entwicklung <strong>der</strong> Arbeitsunfälle wenig Bereitschaft <strong>der</strong> Arbeitgeberbesteht, Investitionen in aktuell erfor<strong>der</strong>liche und für die Zukunft innovativePräventions- bzw. Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen zu tätigen.<strong>NGG</strong> unterstützt deshalb die von Bund, Län<strong>der</strong>n und Berufsgenossenschafteneingeleitete Erarbeitung einer „Gemeinsamen deutschen Arbeitsschutzstrategie“unter Einbezug <strong>der</strong> Sozialpartner. Eine verbindliche Abstimmung auf gemeinsameZiele und Handlungsfel<strong>der</strong> kann die Zusammenarbeit <strong>der</strong> unterschiedlichenAkteure im Arbeitsschutz wirksamer gestalten.<strong>NGG</strong> wendet sich dabei entschieden gegen einen weiteren Abbau staatlicherSchutzrechte sowie gegen den Abbau bzw. die wirkungslose Umstrukturierung<strong>der</strong> Gewerbeaufsicht/Arbeitsschutzämter in den Län<strong>der</strong>n.<strong>NGG</strong> kritisiert den Gesetzesentwurf des Unfallversicherungsmo<strong>der</strong>nisierungsgesetzes(UVMG), insbeson<strong>der</strong>e wegen <strong>der</strong> ungleichgewichtigen Vorgabe zurReduzierung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Unfallversicherungsträger beim gewerblichen imVergleich <strong>zum</strong> öffentlichen Bereich sowie wegen <strong>der</strong> kurzen Umsetzungsfrist fürgrenze als machbar beschieden hat.Für <strong>NGG</strong> ist dieses Thema ein großer Schwerpunktin <strong>der</strong> Medienarbeit gewesen. Viele dezentrale Aktionenund Veranstaltungen haben die Rente mit67 und die drohende Altersarmut thematisiert.Das in 2012 vom DGB zur Bekämpfung <strong>der</strong> drohendenAltersarmut entwickelte Konzept zurRentenpolitik hat <strong>NGG</strong> aktiv begleitet.In den betriebsnahen Zweigen <strong>der</strong> Sozialpolitikwar <strong>NGG</strong> im Berichtszeitraum mit den folgendenAktivitäten tätig.Arbeitsmarktpolitik:Die arbeitsmarktpolitischen Beschlüsse des <strong>Gewerkschaftstag</strong>eshat <strong>NGG</strong> in den Ausschüssen desDGB vorgetragen.Arbeitsschutz:<strong>NGG</strong> hat sich an <strong>der</strong> „Gemeinsamen deutschenArbeitsschutzstrategie“ (GDA), in <strong>der</strong> die Arbeitsschutzbehörden<strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong> und dieUnfallversicherungsträger gemeinsame Arbeitsprogrammezur Verbesserung des Arbeitsschutzesin den Betrieben verabredet haben, durch dieMitwirkung <strong>der</strong> von <strong>der</strong> BGN betreuten ArbeitsprogrammeErnährung und Gastgewerbe beteiligt.Die Arbeitsprogramme wurden im Berichtszeitraumentwickelt und dauern noch an.Ein bestimmendes Thema <strong>der</strong> Aktivitäten wardie Begleitung <strong>der</strong> Fusionsverhandlungen <strong>der</strong>Berufsgenossenschaften aufgrund <strong>der</strong> Vorgabendes Unfallversicherungsmo<strong>der</strong>nisierungsgesetzes(UVMG), sich aus 23 gewerblichen Berufsgenossenschaftendurch freiwillige Fusionen zu nur nochneun gewerblichen Unfallversicherungsträgernzusammenzuschließen. Dem Wunsch des 15.Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es, die Zucker-BG(ZBG), die Fleischerei-BG (FBG) und die BerufsgenossenschaftNahrungsmittel und Gaststätten(BGN) mögen sich bei Notwendigkeit für eine gemeinsameBerufsgenossenschaft des Ernährungsgewerbesund des Gastgewerbes verwenden, hat<strong>NGG</strong> den Versichertenvertretern <strong>der</strong> drei BG’enübermittelt.Die Fusion von FBG und BGN zu dem vom UVMGals Frist vorgegebenen Datum des 1. Januar 2010hat sich durch Verhandlungen nicht erzielenlassen. Die Selbstverwaltung <strong>der</strong> FBG hat gegendie Vorgaben des UVMG politischen Wi<strong>der</strong>standgeleistet. <strong>NGG</strong> hat im Sommer 2009 allerdingsden Kontakt zwischen den Versichertenvertreternbei<strong>der</strong> BG’en vermittelt und die Wie<strong>der</strong>aufnahme<strong>der</strong> Verhandlungen unter externer Mo<strong>der</strong>ationerreicht. Parallel dazu hat sich die FBG auch umVerhandlungen mit <strong>der</strong> BG Handel und Warendistribution(BGHW) bemüht.Als sich durch eine Gesetzesinitiative des BMASeine Zwangsfusion zwischen FBG und BGN <strong>zum</strong>1. Januar 2011 abzeichnete und parallel die BGHW<strong>der</strong> FBG die Ablehnung einer Fusion signalisierte,haben die Verhandlungen rechtzeitig vor Verabschiedungdes Gesetzes zu einer freiwilligenFusion <strong>der</strong> beiden Berufsgenossenschaftengeführt. <strong>NGG</strong> hat die Versichertenvertreter bei<strong>der</strong>Seiten am Rande <strong>der</strong> Verhandlungen unparteiischberaten und auf die Vertragsgestaltung deutlichenEinfluss genommen.286Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigungden Abschluss von Fusionen. Gerade kleineren und effizient arbeitenden Berufsgenossenschaften,wie <strong>der</strong> Fleischerei-Berufsgenossenschaft und <strong>der</strong> Zucker-Berufsgenossenschaft, ist diese strenge Vorgabe zur Reduzierung <strong>der</strong> Trägerzahlkaum vermittelbar.<strong>NGG</strong> hat sich frühzeitig für eine Organisations- und Strukturreform <strong>der</strong>gesetzlichen Unfallversicherung ausgesprochen, unter Berücksichtigung <strong>der</strong>branchenspezifischen Erfor<strong>der</strong>nisse und mit sachlich begründeter Eigenständigkeitlebensfähiger Berufsgenossenschaften wie <strong>der</strong> Fleischerei-BG (FBG)und <strong>der</strong> Zucker-BG (ZBG). <strong>NGG</strong> hat aber auch deutlich gemacht, dass bei einerpolitisch vorgegebenen Fusion die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel undGaststätten (BGN), FBG und ZBG als gemeinsame Partner bereitstehen müssen.<strong>NGG</strong> lehnt die angestrebte Fusion <strong>der</strong> ZBG in einer neuen „BG Rohstoffe undchemische Industrie“ ab, weil dadurch die Beteiligungsmöglichkeiten unsererKolleginnen und Kollegen aus <strong>der</strong> Zuckerindustrie in <strong>der</strong> Selbstverwaltung eingeschränktwerden und die Gefahr besteht, dass sich die Qualität zielgerichteterPräventionskonzepte verschlechtert.Es ist zu begrüßen, dass <strong>der</strong> Gesetzgeber die ursprünglich geplante Reform desLeistungsrechts <strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherung, auch aufgrund <strong>der</strong> massivengewerkschaftlichen Kritik, zunächst zurückgestellt hat.<strong>NGG</strong> wendet sich entschieden gegen jede Verän<strong>der</strong>ung im Leistungsrecht <strong>der</strong>gesetzlichen Unfallversicherung, die auf Kosten <strong>der</strong> Versicherten und <strong>der</strong> Präventiongeht – vor allen Dingen gegen die im Gesetzentwurf von April 2007 vorgesehenendeutlichen Leistungsverschlechterungen für die Versicherten. DieserTeil des Arbeitsentwurfs wird seinem Ziel nicht gerecht, die Unfallversicherungzielgenauer und zukunftsfest zu machen. Das vom BMAS entwickelte Leistungsmodellmit Aufsplittung <strong>der</strong> Unfallrente in einen festen Gesundheitsschadensausgleichund eine einkommensabhängige Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente führt in<strong>der</strong> Praxis nur zu neuen Ungerechtigkeiten und bringt deutliche Verschlechterungenbei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> berufsgenossenschaftlichen Rentenfälle. Zu begrüßenist die deutliche Aussage <strong>der</strong> Bundesregierung, dass an eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>gesetzlichen Vorschrift zu den Wegeunfällen nicht gedacht ist.Die Große Koalition hat gegen die erheblichen Wi<strong>der</strong>stände <strong>der</strong> Gewerkschaftenund <strong>der</strong> Sozialverbände die „Rente mit 67“ beschlossen und damit konkret dieschrittweise Erhöhung <strong>der</strong> festen Altersgrenze von bisher 65 auf 67 Jahre imZeitraum von 2012 bis 2029 vorgenommen. <strong>NGG</strong> bekräftigt die ablehnendePosition, weil die Rente mit 67 kein taugliches Mittel zur Stabilisierung <strong>der</strong>Rentenfinanzen ist.<strong>NGG</strong> spricht sich auf mittlere Sicht für die Fortentwicklung <strong>der</strong> Rentenversicherungzu einer Erwerbstätigenversicherung aus. Damit wird den Verän<strong>der</strong>ungenin <strong>der</strong> Arbeitswelt Rechnung getragen. Denn nur in einer umlagefinanzierten,breit in <strong>der</strong> gesamten Erwerbsbevölkerung verankerten Erwerbstätigenversicherungkönnen eine nachhaltige Finanzierung und wichtige Elemente des sozialenAusgleichs sichergestellt werden. Die gesetzliche Rentenversicherung mussauch weiterhin am Ziel <strong>der</strong> Sicherung des Lebensstandards ausgerichtet sein.Daher begrüßt <strong>NGG</strong> das vom DGB und seinen Mitgliedsgewerkschaften mit denSozialverbänden vorgelegte gemeinsame Konzept „Erwerbstätigenversicherung:Rente mit Zukunft“.Darüber hinaus for<strong>der</strong>t <strong>NGG</strong> den Gesetzgeber auf, die gesetzliche Rentenversicherungals wesentliche Säule <strong>der</strong> Altersversorgung kurzfristig durch ein Bündelverschiedener Maßnahmen zu stärken und zukunftsfähig zu erhalten:• Damit unverschuldete Langzeitarbeitslosigkeit im Alter nicht in Armutführt, müssen ausreichend Beiträge an die gesetzliche Rentenversicherungdurch die Träger für ALG II geleistet werden. Die von den Gewerkschaftenund Sozialverbänden erreichte Altersgrenze von 63 Jahren (anstatt wiegeplant 60 Jahre) für die sogenannte „Zwangsverrentung“ mit entsprechendenAbschlägen für ALG II-Bezieher ist so zu verän<strong>der</strong>n, dass niemandgegen seinen Willen in eine Rente mit Abschlägen gezwungen werdendarf.• Notwendig ist auch ein erleichterter Zugang zur Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrentevor allem für ältere Arbeitnehmer. Die Zugangsverschärfungen ab 2001werden den erhöhten Risiken <strong>der</strong> Versicherten nicht gerecht und vergrößerndas Problem <strong>der</strong> Altersarmut.• Auch zukünftig muss es flexible Möglichkeiten des Rentenzugangs geben.Die Altersteilzeit (ATZ) mit einer Wie<strong>der</strong>besetzungspflicht muss auch überdas Jahr 2009 hinaus mit zuverlässigen gesetzlichen Rahmenbedingungenund einer materiellen Unterstützung durch die Bundesagentur geför<strong>der</strong>tIm Falle <strong>der</strong> Zucker-BG hat <strong>der</strong> Beschluss des<strong>Gewerkschaftstag</strong>es nicht <strong>zum</strong> Erfolg geführt.Trotz beharrlicher Intervention haben die Versichertenvertreter<strong>der</strong> ZBG sich gemeinsam mitden Arbeitgebern für eine Fusion mit fünf an<strong>der</strong>enBerufsgenossenschaften zur BG Rohstoffe undChemische Industrie (RCI) entschieden und sindals einzige Branche im Zuständigkeitsbereich <strong>der</strong><strong>NGG</strong> nicht bei <strong>der</strong> neuen BGN versichert.Schwerbehin<strong>der</strong>ung:Die For<strong>der</strong>ung nach Erhöhung <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenabgabevon fünf Prozent auf sechs Prozentwurde in die Diskussionen im sozialpolitischenAusschuss des DGB sowie im Arbeitskreis Schwerbehin<strong>der</strong>tenpolitikeingebracht. Zur Wahl <strong>der</strong>Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen in den Betriebenhat <strong>NGG</strong> erneut eine Wahlhilfe sowie einen kurzenFlyer zur Beachtung <strong>der</strong> wichtigsten Hinweiseherausgebracht.Die interne Umsetzung <strong>der</strong> Beschlüsse zur sozialpolitischenArbeit <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> unterlag <strong>zum</strong> einenden generellen Beschlüssen zur Organisationsentwicklungund insbeson<strong>der</strong>e den Maßgaben einerschlanken Ausrichtung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Hauptverwaltungsowie dem Wettbewerb zu weiteren Beschlüssendes <strong>Gewerkschaftstag</strong>es um die personellen Ressourcen<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.Aus diesen Gründen haben sich verschiedene Aspekte<strong>der</strong> getroffenen Beschlüsse nicht realisierenlassen. Der Hauptvorstand hat nach Prüfung <strong>der</strong>Beschlusslagen und <strong>der</strong> daraus resultierenden Kapazitätsgrenzeninsbeson<strong>der</strong>e die Verstärkung sozialpolitischerInformationsarbeit für die betrieblichenFunktionäre durch eine Arbeitsgruppe unterBeteiligung aller organisatorischen Ebenen hinteran<strong>der</strong>e Projekte gestellt.Vor den Erfahrungen mit virtuellen Netzwerken auf<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Homepage wurde die Errichtung einesSozialpolitischen Netzwerks nicht weiter verfolgt.An <strong>der</strong> Lösung <strong>der</strong> Frage, wie die verschiedenenhandelnden Personen im betrieblichen Arbeitsschutz,den Selbstverwaltungen, den Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungensowie ehrenamtlicheSozialrichter/-innen von <strong>NGG</strong> mit aktuellensozialpolitischen Informationen und Bewertungenversorgt werden, wird noch gearbeitet.Geschäftsbericht 2008–2012 287


Antragstext Beschluss Erledigungwerden.Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung sind beson<strong>der</strong>s von Arbeitslosigkeit betroffen. VieleArbeitgeber entziehen sich ihrer Pflicht zur Beschäftigung schwerbehin<strong>der</strong>terMenschen, zu wenige Arbeitsplätze sind behin<strong>der</strong>ten- o<strong>der</strong> gesundheitsgerechtgestaltet. Beson<strong>der</strong>s unbefriedigend ist die Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Jugendlicheram ersten Arbeitsmarkt. Die abgesenkte Beschäftigungspflichtquote hat dieArbeitsmarktsituation behin<strong>der</strong>ter Menschen nicht verbessert.<strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t den Gesetzgeber auf, die Beschäftigungspflichtquote zu überprüfenund ggfs. wie<strong>der</strong> zu erhöhen (von fünf auf sechs Prozent), sowie die Beträge<strong>der</strong> Ausgleichsabgabe anzuheben und ihre Absetzbarkeit als Betriebskosten zustreichen.2. <strong>NGG</strong> – zukünftige sozialpolitische ArbeitDer 15. ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> beauftragt den Hauptvorstand,• mit <strong>der</strong> Verstärkung <strong>der</strong> sozialpolitischen Informationsarbeit unter Einbeziehungbranchenspezifischer Beispiele zur Unterstützung <strong>der</strong> betrieblichenFunktionäre in sozialpolitischen Argumentationen. Die Verän<strong>der</strong>ungen desvergangenen Jahrzehnts haben die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerstark getroffen. Das Vertrauen in den Sozialstaat ist nicht zuletzt durch diein den Medien inszenierte Diskussion beeinträchtigt. Um unsere Positionenzu untermauern und unseren Mitglie<strong>der</strong>n zugänglich zu machen, wird eineSerie von Materialien mit anschaulichen Beispielen aus unseren Branchenzu verschiedenen Themenfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Sozialpolitik erstellt.• mit <strong>der</strong> Einrichtung einer bundesweiten projektbezogenen ArbeitsgruppeSozialpolitik, die vom Geschäftsführenden Hauptvorstand eingesetzt wird;• mit dem Aufbau eines sozialpolitischen Netzwerks aus Funktionären in <strong>der</strong>Selbstverwaltung <strong>der</strong> Berufsgenossenschaften, <strong>der</strong> Krankenkassen und <strong>der</strong>Rentenversicherung sowie aus Sozialrichtern, Betriebsräten und Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungenDer 15. ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> beschließt für die nächste Legislaturperiodedie Durchführung folgen<strong>der</strong> sozialpolitischer Projekte:• Fortführung <strong>der</strong> Kampagne gegen die Rente mit 67 zusammen mit demDGB und seinen Mitgliedsgewerkschaften und Einwirken auf Bundesregierung,Bundestagsabgeordnete und Parteien, dass die Regelaltersgrenze imRahmen <strong>der</strong> verabredeten Revisionsklausel wie<strong>der</strong> auf 65 Jahre festgesetztwird.• Thematisierung <strong>der</strong> Problematik vermögensabschöpfen<strong>der</strong> Maßnahmenbei Schwarzarbeitgebern über die <strong>NGG</strong>-Vertreterinnen und -Vertreter inden Verwaltungsräten <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenkassen,• Begleitung des von Bund, Län<strong>der</strong>n und Berufsgenossenschaften initiiertenProgramms „Gemeinsame Arbeitsschutzstrategie“ zu Arbeits- und Gesundheitsschutzggf. mit Informationskampagnen unter Verwendung <strong>der</strong>Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Kampagne „Arbeit muss auch Spaß machen können“• Entwicklung sozialpolitischer Materialien zur Unterstützung <strong>der</strong> tarif-,betriebs- und verteilungspolitischen Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> in den Bereichen„Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ sowie „Armutsbekämpfung unterBerücksichtigung demographischer Strukturen und Entwicklungen (Kin<strong>der</strong>armut,Altersarmut)“• Begleitung <strong>der</strong> DGB-Aktion zu den Wahlen <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen2010 zur Unterstützung <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungenbei <strong>der</strong> Bewältigung ihrer gesetzlichen Aufgaben und <strong>der</strong> effektiven Verzahnungihrer Arbeit mit den Betriebsräten.D 2GesundheitsreformAntragsteller: Landesbezirkskonferenz Baden-WürttembergDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t den Ausbau <strong>der</strong> Finanzierungüber eine solidarische Bürgerversicherung, die den Spitzenverdienern mehrabverlangt und den Erhalt <strong>der</strong> paritätischen Finanzierung, also <strong>der</strong> gleichenBeteiligung <strong>der</strong> Arbeitgeber an den Kostensteigerungen im Gesundheitswesen.Würden Beamte, Pensionäre, gut verdienende Angestellte, Selbstständige in denAnnahme alsMaterial zu D 1Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag D 1288Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungKreis <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung im Rahmen <strong>der</strong> Bürgerversicherungaufgenommen, könnte <strong>der</strong> Beitragssatz in <strong>der</strong> GKV um ca. 1,1 Prozent sinken.Wir for<strong>der</strong>n, dass die zusätzlichen Belastungen <strong>der</strong> Versicherten über Eigenbeteiligungenund Praxisgebühr wie<strong>der</strong> zurückgenommen werden. Plänen <strong>der</strong> Politik,Arbeitgeber von den Beitragsanteilen freizustellen, erteilen wir eine Absage.Sollte es bei <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> weiteren Belastungen für die Versicherten bleiben,for<strong>der</strong>n wir den Hauptvorstand auf, gemeinsam mit dem DGB, den Kirchen undSozialverbänden den Wi<strong>der</strong>stand zu organisieren.D 3Keine Zwangsverrentung!Antragsteller: BundesfrauenausschussDie Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es for<strong>der</strong>n die Bundesregierungauf, das Sozialgesetzbuch II dahingehend zu verän<strong>der</strong>n, dass niemandgegen den eigenen Willen gezwungen werden kann, die Rente zu beantragen.Annahme alsMaterial zu D 1Bearbeitet im Zusammenhang mit Antrag D 1D 4Finanzierung <strong>der</strong> SozialversicherungAntragsteller: Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Der Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich mit den an<strong>der</strong>en Einzelgewerkschaftenund dem DGB zu koordinieren und sich gegenüber dem Gesetzgeberdafür einzusetzen, dass die Finanzierung <strong>der</strong> Sozialversicherung verbreitert wirdund die hinter den Sozialversicherungsbeiträgen steckenden Leistungen bessererkannt werden.Dazu gehört insbeson<strong>der</strong>e:1. Entlastung niedriger Einkommen von Sozialversicherungsbeiträgen.2. Verhin<strong>der</strong>ung von weiteren einseitigen Belastungen <strong>der</strong> ArbeitnehmerInnen.3. Abschaffung <strong>der</strong> Beitragbemessungsgrenzen in <strong>der</strong> Arbeitslosen-, Renten-,und Krankenversicherung.4. Festlegung von maximalen und minimalen Leistungen in <strong>der</strong> ArbeitslosenundRentenversicherung.5. Einbeziehung von Vermögenseinkommen und Einkommen von Selbstständigenund Beamten in die Finanzierung <strong>der</strong> Sozialversicherung.6. Langfristige Verschiebung <strong>der</strong> Finanzierung, weg von den Beiträgen <strong>der</strong>ArbeitnehmerInnen und Arbeitgeber, hin zu einem höheren Steueranteil.7. Beginnen einer Diskussion um den Stellenwert <strong>der</strong> Sozialversicherungsbeiträge,mit dem Ziel, dass diese nicht nur Kosten für die ArbeitnehmerInnen,son<strong>der</strong>n im Gegenzug auch Leistungen bzw. Absicherung fürdie Wechselfälle des Lebens <strong>der</strong> ArbeitnehmerInnen sind und niedrigereSozialversicherungsbeiträge auch schlechtere Leistungen nach sich ziehen.Annahme<strong>NGG</strong> hat die For<strong>der</strong>ungen aus dem Beschluss inihrem Schreiben an die neugewählten Fraktionendes Deutschen Bundestages im Herbst 2009 übermittelt.Sie sind nicht in gesetzgeberische Maßnahmeneingeflossen.D 5Sozialversicherungspflicht fürAusbildungsvergütungenAntragsteller: Bundeskonferenz junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen, dass die <strong>NGG</strong> die politischeFor<strong>der</strong>ung nach einer Än<strong>der</strong>ung des Gesetzestextes in folgen<strong>der</strong> Form andie Bundesregierung stellt:In § 20 (3) SGB IV soll <strong>der</strong> bestehende Text:„(3) Der Arbeitgeber trägt abweichend von den beson<strong>der</strong>en Vorschriftenfür Beschäftigte für die einzelnen Versicherungszweige den Gesamtsozialversicherungsbeitragallein, wenn1. Versicherte, die zu ihrer Berufsausbildung beschäftigt sind, einArbeitsentgelt erzielen, dass auf den Monat bezogen 325 Euro nicht übersteigt,o<strong>der</strong> (…)“Abgeän<strong>der</strong>t werden und wie folgt lauten:AnnahmeDer Antrag wurde an den DGB weitergeleitet. Aufdessen Bundesjugendkonferenz wurde er angenommen.Für die politische Durchsetzung fehlte esan parlamentarischen Mehrheiten.Geschäftsbericht 2008–2012 289


Antragstext Beschluss Erledigung„(3) Der Arbeitgeber trägt abweichend von den beson<strong>der</strong>en Vorschriftenfür Beschäftigte für die einzelnen Versicherungszweige den Gesamtsozialversicherungsbeitragallein, wenn1. Versicherte, zu ihrer Berufsausbildung beschäftigt sind, ein Arbeitsentgelterzielen, dass auf den Monat bezogen 515 Euro nicht übersteigt, o<strong>der</strong>(...)“D 6Vereinbarkeit von Beruf und FamilieAntragsteller:BundesfrauenausschussJunge Männer und Frauen wollen beides: Beruf und Karriere ebenso wie Familieund Kin<strong>der</strong>. Die mangelnden Rahmenbedingungen zwingen aber geradeFrauen noch immer in das alte Rollenbild – Zuständigkeit für Familienarbeit,Kin<strong>der</strong>erziehung und Pflege – und damit häufig zur (vorübergehenden) Aufgabeihrer Berufstätigkeit. Immer öfter haben aber auch Väter ein Vereinbarkeitsproblem.Wir for<strong>der</strong>n daher• vom Staat flächendeckende Bildungs- und qualifizierte Betreuungseinrichtungenfür Kin<strong>der</strong> aller Altersklassen sowie die notwendige Infrastruktur fürPflegende und <strong>der</strong>en Angehörige,• von den Tarif- und Betriebsparteien die Schaffung und Gestaltung vonfamiliengerechten Arbeitsbedingungen.1. Dazu ist es erfor<strong>der</strong>lich, das Thema in den Mittelpunkt unseres Handelnszu stellen. Unternehmer und Politiker „verkünden“ zwar die Notwendigkeitfür mehr Familienfreundlichkeit, tun aber zu wenig Konkretes. Deshalbmuss die Vereinbarkeitsproblematik in den Betrieben thematisiert undLösungen erarbeitet werden. Eine aktive Gleichstellungspolitik muss mehrals bisher in die tägliche Arbeit <strong>der</strong> Betriebsräte integriert werden. Dazusind die Betriebsräte zu sensibilisieren und zu schulen.2. Arbeitgeber an Kosten für Kin<strong>der</strong>betreuung zu beteiligen.Arbeitgeber wollen flexibel einsetzbare Beschäftigte. Das setzt beiBeschäftigten mit Kin<strong>der</strong>n u. a. verlässliche Kin<strong>der</strong>betreuung voraus und isthäufig mit hohen Kosten verbunden. Dazu sollen Arbeitgeber ihren Beitragleisten. In Tarifverträgen und/o<strong>der</strong> Betriebsvereinbarungen sollen dazuRegelungen vereinbart werden.3. die Arbeitszeiten familiengerecht zu gestalten.Tarifvertragliche und betriebliche Arbeitszeitregelungen sind auf den Prüfstandzu stellen, auf ihre Familientauglichkeit hin zu überprüfen und ggf.zu verän<strong>der</strong>n. Dabei soll auch ausreichend Spielraum für individuelle, auchzeitlich befristete Lösungen geschaffen werden.D 7Kin<strong>der</strong>armut bekämpfen – Kin<strong>der</strong>armut verhin<strong>der</strong>nAntragsteller: BundesfrauenausschussAlarmierende Zahlen über die enorm anwachsende Kin<strong>der</strong>armut in Deutschlan<strong>der</strong>for<strong>der</strong>n rasch eine konzertierte Kraftanstrengung, um Gerechtigkeit undZukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft wie<strong>der</strong>herzustellen. Dabei sind die materiellenFragen eng verknüpft mit Bildung, Gesundheit und Ernährung, Wohnen,Kin<strong>der</strong>schutz und gesellschaftlicher Teilhabe.Die Bundesregierung wird von den Delegierten des <strong>Gewerkschaftstag</strong>es aufgefor<strong>der</strong>tein Konzept vorzulegen, das diese Aspekte gemeinsam in den Blicknimmt, wirkungsvoll bestehende Armut und zukünftige Armut verhin<strong>der</strong>t.Die Delegierten for<strong>der</strong>n weiterhin:• den Ausbau <strong>der</strong> Betreuungsangebote und die Entlastung einkommensschwacherFamilien von den Ausgaben für Bildung, Betreuung undErziehung,• eine Schule für alle – weg mit dem geglie<strong>der</strong>ten System,• Lernmittelfreiheit für alle,AnnahmeAnnahmeDie Gestaltung <strong>der</strong> tarifvertraglichen und betrieblichenArbeitszeitregelungen ist ein ständigesThema für <strong>NGG</strong>. Eine 2008 erschienene Handlungshilfe„Zeit ist mehr als Arbeitszeit“ enthälttarifliche Eckpunkte und eine Muster-Betriebsvereinbarungmit Anregungen für die Gestaltung <strong>der</strong>betrieblichen Arbeitszeit mit mehr Zeitsouveränitätfür die Beschäftigten. Diese Handlungshilfe istnach wie vor aktuell.Verhandlungen über Verbesserungen bei dentarifvertraglichen Arbeitszeitregelungen hat es flächendeckendseit dem 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>2008 nicht gegeben. Wo verhandeltwurde, waren es Auseinan<strong>der</strong>setzung zur Abwehrvon Arbeitgeberfor<strong>der</strong>ungen.Die Gestaltung familienfreundlicher Arbeitszeitenwurde als For<strong>der</strong>ung in den TarifpolitischenHandlungsrahmen <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> und in <strong>der</strong> Broschüre„Lebens- und Arbeitsbedingungen verbessern– Die Tarifpolitik <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>“ aufgenommen. Auchdie <strong>NGG</strong>-Demografie-Initiative „Faire Arbeit. GutesLeben“ hat mit „Arbeitszeiten human und flexibelgestalten“ einen inhaltlichen Schwerpunkt auf dieArbeitszeit gelegt.Mit dem ESF-geför<strong>der</strong>ten Projekt „Gute Arbeit!Chancengleichheit, Beschäftigungssicherungund Aufstiegsför<strong>der</strong>ung von (und für) Frauen imGastgewerbe“ wollen wir mit den betrieblichenAkteurinnen und Akteuren praxisnahe Lösungenfür bessere Arbeitsbedingungen, wie z.B. Vereinbarkeitvon Beruf und Familie, erarbeiten.Das von <strong>der</strong> Hesselbach-Stiftung geför<strong>der</strong>te DGB-Projekt „Zwischen Beruf und Familie passt keinO<strong>der</strong>“ wird von Betrieben aus dem <strong>NGG</strong>-Bereichgut genutzt, um Fragen <strong>der</strong> Vereinbarkeit zu klärenund Lösungen zu erarbeiten.Siehe auch Anträge A 20, B 1, B 16 und D 19.Das Thema Kin<strong>der</strong>armut ist im Berichtszeitraumnicht aus den Schlagzeilen gekommen.<strong>NGG</strong> hat im März 2012 das zuständige Bundesministeriumaufgefor<strong>der</strong>t, die Anstrengungen zur Abschaffungvon Kin<strong>der</strong>armut, aber auch Altersarmutvon Frauen, zu verstärken.290Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigung• kostenloses Mittagessen in Schulen und Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen,• eine Anpassung <strong>der</strong> Regelsätze für Hartz-IV-EmpfängerInnen an den tatsächlichenBedarf,• die Einführung einer eigenen Existenzsicherung für Kin<strong>der</strong>,• verbesserte Schuldnerberatung für Familien und Jugendliche,• den Umbau des Steuersystems, sodass es den Bedürfnissen von Kin<strong>der</strong>nstärker gerecht wird,• Erhöhung des Kin<strong>der</strong>zuschlages von <strong>der</strong>zeit 140 Euro und Aufhebung<strong>der</strong> Befristung <strong>der</strong> Bezugsdauer des Kin<strong>der</strong>zuschlages auf höchstens 36Monate.Die Armutsquote liegt bei 18 Prozent und damit deutlich höher als 1998, alssie noch zwölf Prozent betrug. Damit gilt je<strong>der</strong> Fünfte in Deutschland als arm.Beson<strong>der</strong>s hoch ist das Armutsrisiko für Kin<strong>der</strong> aus Familien mit einem Elternteil– <strong>zum</strong>eist Frauen – und aus Familien mit Migrationshintergrund. Nicht alleinErwerbslosigkeit eines o<strong>der</strong> bei<strong>der</strong> Elternteile birgt ein Armutsrisiko für Kin<strong>der</strong>.Trotz deutlich gestiegener Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> Mütter in den letzten zehnJahren – allerdings überwiegend in Teilzeit – ist die Armut gewachsen. Erwerbstätigkeitsichert nicht mehr unbedingt die materielle Grundlage, um die Kostenfür die Erziehung, Betreuung und Bildung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aufbringen zu können.Armut macht krank und isoliert. Bildung ist <strong>der</strong> beste Schutz vor Armut; deshalbdarf Bildung nicht vom Geldbeutel abhängen.D 8Nein <strong>zum</strong> BetreuungsgeldAntragsteller: BundesfrauenausschussDie Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es begrüßen ausdrücklichden beschlossenen Ausbau <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuungsplätze bis 2013. Dannsollen <strong>zum</strong>indest für ein Drittel <strong>der</strong> unter Dreijährigen qualifizierte Betreuungsplätzezur Verfügung stehen.Die Bundesregierung wird aufgefor<strong>der</strong>t, auf die Einführung eines Betreuungsgeldesab 2013 für Eltern, die ihre Kin<strong>der</strong> Zuhause erziehen, zu verzichten.AnnahmeDie For<strong>der</strong>ung des <strong>NGG</strong>-<strong>Gewerkschaftstag</strong>eswurde gegenüber <strong>der</strong> Bundesregierung mehrfachbetont.Wie bekannt, ist das Betreuungsgeld innerhalb <strong>der</strong>Regierungskoalition umstritten, dennoch wurde esals Zugeständnis an die CSU verabschiedet.Die gesellschaftliche Kritik an diesem Vorgehenhält unvermin<strong>der</strong>t an.D 10Gegen die Rente mit 67- Soziale Alternativensind möglich!Antragsteller: HauptvorstandAnnahme Siehe dazu D 1 / D 11.Die Große Koalition hat gegen erhebliche Wi<strong>der</strong>stände vor allem <strong>der</strong> Gewerkschaftendie „Rente mit 67“ beschlossen. Dies verschärft die sozialen Spannungenin unserer Gesellschaft und schafft eine wachsende Zahl von armenRentnern.Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> lehnt diese Erhöhung des Renteneintrittsalters ab, sie istkein taugliches Mittel zur Stabilisierung <strong>der</strong> Rentenfinanzen und soll nur dazudienen, bei früherem Renteneintritt höhere persönliche Abschläge zu rechtfertigen.Auch die in die Rentenanpassungsformel eingebrachten Dämpfungsfaktorenführen zu einer weiteren Senkung des Rentenniveaus.Die geringe Anzahl von Arbeitnehmern über 55 Jahren in den Betrieben zeigt,dass viele Ältere nicht in <strong>der</strong> Lage sind, den Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen in denBetrieben standzuhalten.Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> setzt sich mit den an<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaften dafürein, die im Gesetz vorgesehene Überprüfungsklausel 2010 zu nutzen, um denRentenbeginn auf 65 Jahre zurückzusetzen.Im Gegensatz zur <strong>der</strong>zeitigen Politik for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaft<strong>NGG</strong>:• Beendigung <strong>der</strong> unterschiedlichen Berechnung <strong>der</strong> Rentenansprüche inden neuen und alten Bundeslän<strong>der</strong>n• Bessere Absicherung von Langzeitarbeitslosigkeit in <strong>der</strong> Rentenversicherung• Garantierte Dynamisierung <strong>der</strong> Renten <strong>zum</strong>indest in Höhe <strong>der</strong> Preissteige-Geschäftsbericht 2008–2012 291


Antragstext Beschluss Erledigungrungsrate• Erleichterter Zugang zur Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente für ältere Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmer• Abschlagsfreier Renteneintritt nach vollen 40 RentenversicherungsjahrenD 11 Gegen Rente mit 67Antragsteller: Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Die Erhöhung des Renteneintrittsalters (u.a. Rente mit 67) ist rückgängig <strong>zum</strong>achen.Dazu ist insbeson<strong>der</strong>e nötig:1. Gewerkschaftsübergreifende Aktivitäten2. Einbeziehung <strong>der</strong> Betriebe in die Aktivitäten3. Durchführung von Großveranstaltungen um Druck auf die Regierendenauszuüben4. Abschaffung <strong>der</strong> Beitragsbemessungsgrenze in <strong>der</strong> Rentenversicherung5. Festlegung von maximalen und minimalen Leistungen in <strong>der</strong> Rentenversicherung6. Einbeziehung von Vermögenseinkommen in die Finanzierung <strong>der</strong> Sozialversicherung7. Voller Rentenanspruch nach 40 Beitragsjahren8. Einbeziehung <strong>der</strong> SozialverbändeAnnahmeDie For<strong>der</strong>ungen des <strong>NGG</strong>-<strong>Gewerkschaftstag</strong>estreffen auf breite Zustimmung <strong>der</strong> DGB-Gewerkschaften.Die gesetzlich vorgeschriebene Überprüfung <strong>der</strong>Wirksamkeit <strong>der</strong> Rente mit 67 hat zu einer Verbreiterung<strong>der</strong> Diskussion über dieses Gesetz geführt.<strong>NGG</strong> war dabei im Oktober 2010 mit verschiedenenAktivitäten, <strong>zum</strong> Beispiel bei <strong>der</strong> Übergabevon Unterschriften gegen die Rente mit 67 amBundeskanzleramt, beteiligt.In <strong>der</strong> Folge sind verschiedene Rentenkonzepte in<strong>der</strong> politischen Diskussion entwickelt worden. DerDGB hat das Netzwerk „Netzwerk gerechte Rente“unter Beteiligung verschiedener Sozialverbändeindiziert. Auch <strong>der</strong> DGB hat den Schwerpunkt daraufgelegt, dass Rente <strong>zum</strong> Leben reichen muss.Die Kampagne „Ich will Rente“ hat dieses Themabeson<strong>der</strong>s herausgestellt und die politische Diskussionvorangebracht.Die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bundesarbeitsministerin nacheiner (fälschlich so genannten) „Lebensleistungsrente“ist eine Folge <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Diskussionüber Altersarmut und Rentenkürzung!D 15Umsetzung <strong>der</strong> Rentenanpassung Ost durcheinen StufenplanAntragsteller: Landesbezirkskonferenz OstDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> möge beschließen:Die Bundesregierung wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Rentenanpassung Ost bis <strong>zum</strong> Jahr2015 umzusetzen. Hierzu soll <strong>der</strong> aktuelle Rentenwert in jährlichen Stufen anden Rentenwert West angeglichen werden.AnnahmeDie For<strong>der</strong>ung nach einer Rentenanpassung Ostist vom DGB-Bundeskongress 2010 übernommenworden. Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag2009 ein einheitliches Rentensystem angekündigt.Sie hat dieses Vorhaben nicht umgesetzt.Die drei Oppositionsparteien im Bundestag habenjeweils (mit inhaltlichen Unterschieden) die For<strong>der</strong>ungnach einer Rentenanpassung Ost erhoben.D 16Altersübergang / flexible Ausstiegsmodelle „FlexiblerÜbergang in die Rente – gesund in die Rente“Antragsteller: Landesbezirkskonferenz Baden-WürttembergDie Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> halten anihrer grundsätzlichen Kritik zur Rente mit 67 fest.Angesichts <strong>der</strong> sehr hohen Arbeitslosigkeit Älterer und <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen,die die Gesundheit verschleißen, ist nicht damit zu rechnen, dass in naherZukunft alle Menschen bis 67 arbeiten können. Eine grundlegende Verbesserung<strong>der</strong> Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer, insbeson<strong>der</strong>e beson<strong>der</strong>sbelasteter Gruppen, ist in absehbarer Zeit nicht in Sicht. Damit droht eine zunehmendeAltersarmut durch erhöhte Rentenabschläge bei vorzeitigem Ausscheidenaus dem Arbeitsleben.Die Rente mit 67 birgt u.a. die Gefahr, dass die Möglichkeiten <strong>der</strong> Jüngeren aufAusbildung und Beruf sinken.Die <strong>NGG</strong> muss alle Möglichkeiten nutzen, um Druck auf die Politik auszuüben,Annahme<strong>NGG</strong> hat bei je<strong>der</strong> Gelegenheit ihre Position,dass die Rente mit 67 nicht hinnehmbar ist undlediglich ein Rentenkürzungsprogramm darstellt,öffentlich deutlich gemacht.Gemeinsam mit den an<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaftenhat <strong>NGG</strong> ein neues Rentenkonzept erarbeitet.Dieses wurde vom DGB im Juni 2012 vorgelegt.Das Konzept sieht vor, dass die Sicherung desheutigen Rentenniveaus bis 2030 finanziert unddie Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente verbessert sowie dieRente mit 67 ausgesetzt werden können.Mit einer Demografie-Initiative „Faire Arbeit. GutesLeben“ reagiert <strong>NGG</strong> auf zunehmend älter werdendeBelegschaften.292Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigungdie Rente mit 67 rückgängig zu machen bzw. zeitlich auszusetzen.Um Arbeitslosigkeit bzw. Armut im Alter weitgehend zu vermeiden, sind Voraussetzungenin <strong>der</strong> Politik und seitens <strong>der</strong> Arbeitgeber zu schaffen, damit möglichstviele ArbeitnehmerInnen gesund in Rente gehen können. Dazu bedarf esneben Initiativen zur alternsgerechten Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen, demAusbau <strong>der</strong> betrieblichen Prävention – auch einer innovativen Qualifizierungspolitik.Wichtig sind sozial verträgliche Optionen für einen flexiblen Ausstieg ausdem Erwerbsleben.Die Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>n sachgerechteAnschlussregelungen zur häufig genutzten geför<strong>der</strong>ten Altersteilzeitregelung,die Ende 2009 ausläuft. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssenzu sozial akzeptablen Bedingungen in die Rente gehen können, ohne durch diehohen Rentenabschläge mit Altersarmut konfrontiert zu werden.Um den Tarifparteien Gestaltungsmöglichkeiten zu eröffnen, muss <strong>der</strong> Gesetzgeberbaldmöglichst den rechtlichen Rahmen dazu schaffen.Ziel dieses Beschlusses <strong>der</strong> Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es<strong>der</strong> <strong>NGG</strong> ist es, die Bundesregierung dazu zu bewegen, die Initiative fürgesetzliche Anschlussregelungen zu ergreifen und/o<strong>der</strong> zu unterstützen.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> favorisiert hierbei zwei Modelle, die wie folgt auszugestaltensind:1. Neue Altersteilzeit2. Neugestaltung <strong>der</strong> Teilrente1. Die „neue“ Altersteilzeit: arbeitsmarktpolitisch sinnvoll und personalpolitischzweckmäßigÄltere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden auch weiterhin mittelfristigein hohes Arbeitsplatzrisiko tragen. Entlassungsentscheidungen fallenhäufig zu Lasten Älterer. Die Chancen, einen Arbeitsplatz nach Arbeitslosigkeitzu finden, sind für ältere ArbeitnehmerInnen ausgesprochen schlecht.Aus diesem Grund fällt <strong>der</strong> Altersteilzeit eine arbeitsmarktpolitische Funktion zu.Beim drohenden Personalabbau stellt die Altersteilzeit eine sozialverträglicheAlternative zur Kündigung dar. Demgegenüber kann in Perioden des Personalaufbausdie Altersteilzeit genutzt werden, ältere ArbeitnehmerInnen gleitendin den Ruhestand wechseln zu lassen und gleichzeitig durch Übernahmeo<strong>der</strong> Neueinstellungen Beschäftigte in die Betriebe zu integrieren. Damit stelltdie Altersteilzeit eine nicht zu unterschätzende positive Einflussgröße auf dieBeschäftigungsquote von älteren ArbeitnehmernInnen dar.Für die Renten- und Arbeitslosenversicherung ist <strong>der</strong> Altersteilzeitaufwandneutral.Um dieses für eine neue Altersteilzeit beizubehalten, sollten Altersteilzeitvereinbarungenimmer bis <strong>zum</strong> Rentenalter (ungekürzter Rentenbezug) reichen.Eine För<strong>der</strong>ung durch die Bundesagentur für Arbeit sollte auch weiterhin dannerfolgen, wenn durch den Eintritt in die Altersteilzeit die bestehende Stellewie<strong>der</strong> besetzt wird.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> for<strong>der</strong>t daher, dass die Altersteilzeit auch künftig geför<strong>der</strong>twird und folgende Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllt werden:1. Aufstockung des Arbeitsentgelts durch den Arbeitgeber.2. Aufstockung <strong>der</strong> Rentenversicherungsbeiträge auf mindestens 80 Prozentdes Arbeitsentgelts.3. Steuer- und Sozialversicherungsfreiheit für die unter Punkt 1. und 2. aufgeführtenAufstockungsbeträge.4. Die För<strong>der</strong>ung durch die Bundesagentur für Arbeit muss erhalten bleiben,wenn damit die Wie<strong>der</strong>besetzung von Stellen geför<strong>der</strong>t wird durchArbeitslose unter 25 Jahre und Arbeitslose über 50 Jahre sowie die Einstellungvon versicherungspflichtigen Auszubildenden.5. Der Zugang zur Altersteilzeit soll frühestens ab 55 Jahren möglich sein.Die Dauer <strong>der</strong> Altersteilzeit sollte bis zu zehn Jahren währen. Dabei mussbeachtet werden, dass Altersteilzeit immer bis <strong>zum</strong> Rentenalter reichenmuss.2. Neugestaltung <strong>der</strong> TeilrenteDie heutigen Regelungen sind nicht attraktiv. Die Neugestaltung <strong>der</strong> Teilrentemuss jedoch sozial akzeptabel sein. Da die versicherungsmathematischenAbschläge für die Beschäftigten eine erhebliche Belastung darstellen, sollenArbeitgeber Abschläge so kompensieren, dass Altersarmut vermieden und nichtSiehe auch Antrag D 19.Im Sinne des Antrages hat <strong>NGG</strong>, gemeinsam mitallen an<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaften, den Gesetzgeberin unterschiedlicher Form aufgefor<strong>der</strong>t, dieFör<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Altersteilzeit fortzuführen.Trotz <strong>der</strong> fehlenden öffentlichen För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>Altersteilzeit konnte <strong>NGG</strong> in verschiedenen BereichenTarifverträge zur Alterteilzeit abschließen.Geschäftsbericht 2008–2012 293


Antragstext Beschluss Erledigungnur gut Verdienenden ein Ausstieg über die Teilrente ermöglicht wird. Außerdemdarf die Rentenversicherung nicht belastet werden.Kriterien:1. Die Hinzuverdienstgrenze ist flexibler zu gestalten, beispielsweise bis <strong>zum</strong>vorherigen Brutto-Entgelt. Bei einer Teilrente von 50 Prozent sollte <strong>der</strong> Verdienstaus Teilzeitbeschäftigung plus Teilrentenbetrag bis zu 100 Prozent,gemessen am vorherigen Gesamt-Brutto, betragen. Für die Ermittlung <strong>der</strong>Hinzuverdienstgrenzen sollten jedoch nicht mehr nur die letzten drei Jahrevor Rentenbezug, son<strong>der</strong>n die drei besten Jahre <strong>der</strong> vergangenen zehnJahre berücksichtigt werden. Die Hinzuverdienstgrenze errechnet sich nachdem Jahreseinkommen inklusive den Jahresson<strong>der</strong>zahlungen (UrlaubsundWeihnachtsgeld). Für Teilrenten mit an<strong>der</strong>en prozentualen Stufen giltEntsprechendes.2. Künftig sollte die Möglichkeit eröffnet werden, bereits ab dem 60. Lebensjahreine Teilrente zu beziehen. Allerdings muss klargestellt sein, dass beieiner Teilrente vor Vollendung des 63. Lebensjahres die rentenmathematischenAbschläge ab Erreichen <strong>der</strong> Regelaltersgrenze auf Dauer ausgeglichenwerden durch Aufstockungsleistung des Arbeitgebers o<strong>der</strong> denZukauf von Rentenentgeltpunkten. Vor Beantragung <strong>der</strong> Teilrente mussdie/<strong>der</strong> ArbeitnehmerIn in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungstehen.3. Unabdingbare Voraussetzung für die Öffnung und Stärkung <strong>der</strong> Möglichkeitendes Teilrentenbezugs ist, dass die SGB II-Träger Arbeitslose nicht über§ 5 Abs. 3 SGB II in diese vorgezogenen Teilrenten zwingen können.4. Die Rentenversicherungsträger sollten zudem verpflichtet werden, bei Teilrenten-Anträgenzwischen dem 60. und 63. Lebensjahr die Antragsteller/innen vor Beschei<strong>der</strong>teilung schriftlich über die finanziellen Folgen, d.h.insbeson<strong>der</strong>e über die Höhe <strong>der</strong> Abschläge, zu informieren und ihnen einBeratungsangebot zu unterbreiten.5. Den Tarifvertragsparteien sollte – ebenso wie bei <strong>der</strong> Altersteilzeit – durcheine Tariföffnungsklausel ein eigenständiger Gestaltungsspielraum eröffnetwerden.6. Wie bei <strong>der</strong> Altersteilzeit sollte auch bei vorgezogener Teilrente einezusätzliche Aufstockung und tarifvertraglich geregelte Aufstockung desNetto-Arbeitsentgelts durch den Arbeitgeber erfolgen können und eineAufstockung <strong>der</strong> Rentenbeiträge/Zukauf von Entgeltpunkten ermöglichtwerden. Die steuer- und sozialversicherungsfreie Aufstockung dieser Leistungensollte sichergestellt werden.D 19Altersgerechte Arbeitsplätze sind ein Muss!Antragsteller: Landesbezirkskonferenz Hessen/Rheinland-Pfalz/SaarDie <strong>NGG</strong> widmet sich tarif- und sozialpolitisch <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> altersgerechtenGestaltung von Arbeitsplätzen für ältere Beschäftigte. Dabei nutzt sie Kontaktezu Politikern wie zu Arbeitgebern, um diese für folgende wichtigste Aspekte zusensibilisieren:• Verkürzung und Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitszeit entsprechend <strong>der</strong> Bedürfnisse<strong>der</strong> Beschäftigten• Altersspezifische Definition von Leistung und sozial adäquater Bezahlung• Permanente Qualifizierung <strong>der</strong> Arbeitnehmer/innen im erlernten Berufo<strong>der</strong> Fortbildung in angrenzenden Berufsfel<strong>der</strong>n• Verbesserung des Gesundheits- und Arbeitsschutzes unter dem Blickwinkeldes Erhalts <strong>der</strong> ArbeitsfähigkeitAm Erreichen dieser Ziele müssen die Betriebsräte sowohl im „eigenen“ Unternehmenals auch im politischen Umfeld maßgeblich mitwirken. Hierfür sind siedurch Seminare und Veranstaltungen politisch und juristisch zu qualifizieren.Diese können in den Regionen eigenständig von <strong>NGG</strong> o<strong>der</strong> gemeinsam mitan<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaften angeboten werden.Dessen ungeachtet engagiert sich die <strong>NGG</strong> auch weiterhin für einen sozialverträglichenfrüheren Ausstieg aus dem Erwerbsleben, wozu <strong>der</strong> volle Anspruchauf eine auskömmliche gesetzliche Rente nach vierzig Beitragsjahren gehört.Deshalb lehnt <strong>NGG</strong> die so genannte „Rente mit 67“ grundsätzlich ab!AnnahmeMit „Faire Arbeit. Gutes Leben“ hat <strong>NGG</strong> eine Demografie-Initiativegestartet, die sieben Themenschwerpunkte<strong>zum</strong> Inhalt hat:1. Demografie-Analyse sorgt für Transparenz2. Die Arbeitsgestaltung und -organisationmüssen alle Altersgruppen verkraften3. Arbeitszeiten human und flexibel gestalten4. Gesundheitsför<strong>der</strong>ung systematisch undganzheitlich ausbauen5. „Lebenslanges Lernen“ und Motivation6. Erfahrungs- und Wissenstransfer zwischenJung und Alt7. Fachkräfte sichern, Faire Arbeit möglichmachenDie sieben Themenschwerpunkte wurden in Branchentagungendiskutiert und vorgestellt.Verschiedene Handlungshilfen, z.B. in Form vonPräsentationen für haupt- und ehrenamtlicheKolleginnen und Kollegen, wurden zur Verfügunggestellt.Der demografische Wandel in <strong>der</strong> Ernährungsindustriewar durchgängiges Thema auf allen Bran-294Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigungchen- und in den meisten Betriebsrätetagungendes Jahres 2012.In Kassel fand am 13. Juni 2012 eine gemeinsameBDSI-/<strong>NGG</strong>-Tagung <strong>zum</strong> Thema demografischerWandel in <strong>der</strong> Süßwarenindustrie statt.Im September 2012 fand <strong>zum</strong> Thema demografischerWandel ein BZO-Forum statt.Auf <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Website steht eine geson<strong>der</strong>te Seitezu diesem Thema zur Verfügung. Diese Seite bietetauch praktische Tipps und Hilfestellungen fürBetriebsräte.Siehe auch Antrag D <strong>16.</strong>D 20Alters- und alternsgerechte Gestaltung<strong>der</strong> ArbeitsweltAntragsteller: Region Rhein-MainDie Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten soll sich dafür einsetzen, dassdie Arbeitswelt zukünftig über alle Altersstufen hinweg eine alters- und alternsgerechteGestaltung erfährt.Deshalb for<strong>der</strong>n wir die Erstellung von Konzepten für die Gestaltung guterArbeit, zu denen neben einem guten Einkommen auch sichere Arbeitsplätzesowie umfassende Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsför<strong>der</strong>unggehören.Von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung ist dabei, dass sich neue Ansätze <strong>der</strong> Arbeitsgestaltungnicht allein an die Älteren richten. Auch den jüngeren Jahrgängen bishin zu den Berufseinsteigern müssen vielfältige Angebote gemacht werden, mitdenen sie Arbeitskraft und Arbeitsfähigkeit bis zur Rente erhalten und weiterentwickelnkönnen und die es ihnen ermöglichen, gesund und leistungsfähig inRente zu gehen!Schwerpunkte sollten dabei liegen auf• einem vorbeugenden Gesundheitsschutz <strong>zum</strong> Erhalt <strong>der</strong> Gesundheitüber das Renteneintrittsalter hinaus, unter Nutzung vorhandener innerundaußerbetrieblicher Arbeits- und Gesundheitsschutzstrukturen (z.B.Betriebsarzt, Sicherheitsfachkraft, Betriebsrat, Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretung,Berufsgenossenschaft, Gewerbeaufsicht, Integrationsamt)• einer beteiligungsorientierten Arbeitskultur, die Erwerbstätige aller Altersgruppenintegriert und jede Form von Altersdiskriminierung ablehnt.AnnahmeDas Thema alters- und alternsgerechtes Arbeitenzieht sich als ein zentrales Querschnittsthemadurch die sieben Themenschwerpunkte <strong>der</strong>Demografie-Initiative „Faire Arbeit. Gutes Leben“<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.Siehe auch Antrag D 19.D 21Alters- und alternsgerechte ArbeitsweltAntragsteller: Landesbezirkskonferenz OstDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> möge beschließen:Der <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand wird beauftragt, Aktivitäten für eine alters- und alternsgerechteGestaltung <strong>der</strong> Arbeitswelt über alle Altersstufen hinweg auf den Wegzu bringen.Diese Kampagne soll für die Notwendigkeit einer alters- und alternsgerechtenArbeitswelt sensibilisieren, politische For<strong>der</strong>ungen und Gestaltungsvorschlägevon <strong>NGG</strong> zusammenfassen, und Betriebsräten Handlungsmöglichkeiten aufzeigen.Von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung ist dabei, dass sich neue Ansätze <strong>der</strong>Arbeitsgestaltung nicht allein an die Älteren richten: Auch den jüngeren Jahrgängenbis hin zu den Berufseinsteigern müssen vielfältige Angebote gemachtwerden, mit denen sie Arbeitskraft und Arbeitsfähigkeit bis zur Rente erhaltenund weiterentwickeln können und die es ihnen ermöglichen, gesund undleistungsfähig in Rente zu gehen!Deshalb for<strong>der</strong>n wir Konzepte für die Gestaltung guter Arbeit, zu denen nebeneinem guten Einkommen und sicheren Arbeitsplätzen auch umfassende Maßnahmen<strong>zum</strong> Erhalt und Ausbau des Qualifikationsniveaus, Lernmöglichkeitenbei <strong>der</strong> Arbeit und vielfältige Angebote zur betrieblichen Gesundheitsför<strong>der</strong>unggehören. Eine alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung muss nicht zuletztdarauf setzen, die Anfor<strong>der</strong>ungen von Beruf und Privatleben besser in Einklangzu bringen und dadurch Stress zu reduzieren: Gute Arbeit erfor<strong>der</strong>t ein BündelAnnahmeDas Thema alters- und alternsgerechtes Arbeitenzieht sich als ein zentrales Querschnittsthemadurch die sieben Themenschwerpunkte <strong>der</strong>Demografie-Initiative „Faire Arbeit. Gutes Leben“<strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.Siehe auch Antrag D 19.Geschäftsbericht 2008–2012 295


Antragstext Beschluss Erledigungvon Instrumenten und Maßnahmen, mit denen ein neues Gleichgewicht zwischenArbeit und Leben etabliert werden kann!Unser Focus liegt dabei auf• einer Beschäftigungs-, Personal-, Tarif- und Bildungspolitik, die allen Altersgruppengute Entwicklungschancen eröffnet,• vorbeugendem Gesundheitsschutz <strong>zum</strong> Erhalt <strong>der</strong> Gesundheit über dasRenteneintrittsalter hinaus,• lebensbegleitenden Lernchancen über die gesamte Erwerbsphase hinweg,Einer beteiligungsorientierten Arbeitskultur, die Erwerbstätige aller Altersgruppenintegriert und jede Form von Altersdiskriminierung ablehnt.Handlungsstrategien von Betrieben, Unternehmen und Branchen in den Fel<strong>der</strong>nWeiterbildung, betriebliche Gesundheitspolitik, Beteiligungskultur und betrieblichePersonalpolitik müssen durch för<strong>der</strong>liche politische Rahmenbedingungenunterstützt werden. Dazu gehört insbeson<strong>der</strong>e eine Beschäftigungspolitik,die älteren Arbeitslosen einen Wie<strong>der</strong>einstieg ins Erwerbsleben erleichtert, einWeiterbildungsgesetz, das allen ein Recht auf Weiterbildung sichert und sowohlfinanzielle als auch altersbedingte Zugangsbarrieren abbaut und wirksameKontrollen im Arbeits- und Gesundheitsschutz, um schlechte Arbeitsbedingungenund in <strong>der</strong> Folge arbeitsbedingte Erkrankungen und Frühverrentungen zubekämpfen.D 22Alter(n)sgerechtes ArbeitenAntragsteller: BundesfrauenausschussDie Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es for<strong>der</strong>n den Gesetzgeberauf, das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) um Aufgaben des Gesundheitsschutzeszu erweitern.Dabei ist vor allem darauf zu achten, dass Arbeitsplätze alternsgerecht zu gestaltensind. Das gilt ebenso für die Organisation von Arbeitsabläufen.Der Ausschuss gem. § 11 ASiG ist in einen Arbeits- und Gesundheitsschutzausschusszu än<strong>der</strong>n. Der Arbeitgeber wird verpflichtet, die Themen Gesundheitsschutzund demografische Entwicklung <strong>der</strong> Beschäftigten des Betriebes in je<strong>der</strong>Sitzung auf die Tagesordnung zu setzen. Er hat dafür Sorge zu tragen, dass dieSicherheitsfachkräfte seines Unternehmens zeitnah und umfassend in diesenzusätzlichen Aufgabenbereichen geschult werden.Die Gefährdungsanalyse in § 5 Arbeitsschutzgesetz ist um den Faktor Alter zuergänzen.Die geschlechterspezifische Analyse von Arbeitsbedingungen, Arbeitsabläufenund Arbeitsorganisation ist zwingend vorzuschreiben.Die Delegierten for<strong>der</strong>n die <strong>NGG</strong> auf, das Thema „Älter werden im Betrieb“ zueinem ihrer Arbeitsschwerpunkte zu machen und dazu die entsprechendenZuständigkeiten zu schaffen. Deshalb werden für Haupt- und EhrenamtlicheSchulungen angeboten und eine Handlungsanleitung erarbeitet. Der Hauptvorstandwird Empfehlungen für tarifliche Regelungen erarbeiten.AnnahmeDie Demografie-Initiative <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> „Faire Arbeit.Gutes Leben“ (siehe auch Anträge D 19 und D 20)ist seit 2011 ein wichtiges Thema <strong>der</strong> Arbeit in <strong>der</strong><strong>NGG</strong>-Hauptverwaltung.Tarifvertragliche Empfehlungen sind im Rahmen<strong>der</strong> Demografie-Initiative in <strong>der</strong> Diskussion.D 23Altersarmut verhin<strong>der</strong>nAntragsteller: BundesfrauenausschussIn <strong>der</strong> öffentlichen Diskussion wird vielfach ein geschöntes Bild über die tatsächlichenRentenhöhen bzw. die tatsächliche Gesamteinkommenslage <strong>der</strong>Rentnerinnen und Rentner vermittelt. Tatsache ist jedoch, dass rund die Hälfte<strong>der</strong> west- und ostdeutschen Männer und etwa 95 Prozent <strong>der</strong> Frauen Rentenvon weniger als 1.000 Euro im Monat erhalten.Wenngleich ältere Menschen im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Bevölkerungsgruppen,wie beispielsweise den Alleinerziehenden und Kin<strong>der</strong>n, heute noch unterdurchschnittlichvon Armut betroffen sind, lassen die Entwicklungen <strong>der</strong> vergangenenJahre für die Zukunft einen erheblichen Anstieg <strong>der</strong> Altersarmut befürchten.Die Kürzung <strong>der</strong> Rentenleistungen hat dazu geführt, dass die gesetzliche Renteselbst bei Durchschnittsverdienenden kaum für eine auskömmliche Alterssicherungausreicht. So müssen NeurentnerInnen im Jahre 2030 ca. 35 Versicherungsjahrevorweisen, nur um eine Rente über <strong>der</strong> Grundsicherungsschwelle (z. Z. 660Euro) zu bekommen. Gründe sind <strong>zum</strong> einen die gravierenden RentenkürzungenAnnahmeDie For<strong>der</strong>ung wurde zusammen mit den an<strong>der</strong>ensozialpolitischen For<strong>der</strong>ungen des <strong>Gewerkschaftstag</strong>esden neugewählten Bundestagsfraktionen imSchreiben <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> vorgetragen (siehe auch D 1).Die For<strong>der</strong>ungen wurden ebenfalls in den rentenpolitischenDiskussionen im DGB eingebracht undmündeten im rentenpolitischen Konzept des DGB.Darin wurde nachgewiesen, dass mit einergeringen Beitragserhöhung Zahlungsstabilitäterreicht werden kann und die politisch gewollteRentenkürzung nicht nötig ist. Weiter wurde dieFor<strong>der</strong>ung zur Absicherung von Berufsunfähigkeitbekräftigt.Die DGB-Kampagne “Ich will Rente“ hat das Themastärker ins Bewusstsein gerückt. Daran hat sich296Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigungund <strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en die massive Ausweitung des Niedriglohnsektors.Die Delegierten des <strong>Gewerkschaftstag</strong>es wollen, dass Menschen, die ein Lebenlang gearbeitet haben, im Alter menschenwürdig leben können. Deshalb for<strong>der</strong>nsie die Bundesregierung auf:1. eine Mindestsicherung für langjährig Versicherte einzuführen.Wer mindestens 25 Jahre gearbeitet hat, muss eine deutlich über <strong>der</strong>Armutsgrenze liegende Altersrente erhalten. Beschäftigte mit niedrigemEinkommen sollen eine Rente nach Mindesteinkommen erhalten, wie diesbis 1972 möglich war;2. flexible Übergänge in die Altersrente zu ermöglichen.Derzeit gehen nur 20 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten mit Erreichen <strong>der</strong> Altersgrenzenach einer normalen, sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungin die Altersrente. Der Rest geht entwe<strong>der</strong> früher o<strong>der</strong> aus Arbeitslosigkeitin Rente. Deshalb muss die Altersteilzeit weiter geför<strong>der</strong>t werden;3. eine Erwerbstätigenversicherung einzuführen.Die gesetzliche Rentenversicherung muss zu einer Erwerbstätigenversicherungweiterentwickelt werden. Das heißt, auch Selbstständige, BeamtInnenund PolitikerInnen müssen einbezogen werden;4. die Abschläge bei <strong>der</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente abzuschaffen.Gerade Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrentnerInnen sind einem verstärkten Armutsrisikoausgesetzt;5. die Rentenversicherungsbeiträge bei Arbeitslosigkeit zu erhöhenDie Kürzungen bei den Rentenversicherungsbeiträgen für Hartz IV-EmpfängerInnenmüssen rückgängig gemacht werden;6. Freibeträge bei <strong>der</strong> Grundsicherung einzuführen.Wer privat vorsorgt, muss mehr haben als jemand, <strong>der</strong> nicht vorsorgt; deshalbmuss es Rentenfreibeträge bei <strong>der</strong> Grundsicherung geben.<strong>NGG</strong> mit verschiedenen Aktivitäten beteiligt.In <strong>der</strong> Folge dieser Kampagne hat es 2012 eineumfassende Diskussion über Altersabsicherungund Altersarmut gegeben, die das gesellschaftlicheProblem verdeutlicht hat.D 24Gemeinsam gegen AltersarmutAntragsteller: Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Der Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, koordiniert mit den an<strong>der</strong>en Einzelgewerkschaftenund dem DGB, vom Gesetzgeber Maßnahmen zur Bekämpfung<strong>der</strong> zunehmenden Altersarmut zu for<strong>der</strong>n.Um unsere Mitglie<strong>der</strong> und die Beschäftigten in den Betrieben zu sensibilisierenund mobilisieren, soll in Diskussionen, Publikationen, Veranstaltungen undBildungsveranstaltungen aufgezeigt werden, dass Altersarmut nicht durch dendemografischen Wandel und das Umlageverfahren in <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherungentsteht.Es muss deutlich werden, dass die verfehlte Arbeitsmarktpolitik, <strong>der</strong> Ausbau desNiedriglohnsektors und die „Reformpolitik“ <strong>der</strong> letzten Jahre für die Zunahmevon Altersarmut verantwortlich sind. For<strong>der</strong>ungen nach Systemwechsel in einKapital gedecktes System <strong>der</strong> Alterssicherung müssen entlarvt und die weitereDiskreditierung <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung bekämpft werden.Annahme alsMaterial zuD 23Die For<strong>der</strong>ung wurde, zusammen mit den an<strong>der</strong>ensozialpolitischen For<strong>der</strong>ungen des <strong>Gewerkschaftstag</strong>es,den 2009 neugewählten Bundestagsfraktionenim Schreiben <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> vorgetragen (sieheauch D 1).D 25Schutz <strong>der</strong> ALG-II-Betroffenen vor AltersarmutAntragsteller: Region RuhrDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Der GHV soll seinen Einfluss in und auf allen gewerkschaftlichen und politischenEbenen und Gremien einbringen, um die drohende Altersarmut von ALG-II-Betroffenen bei <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Bewertung <strong>der</strong> Rentenpunkte durch den Gesetzgeberabzuwenden bzw. ab<strong>zum</strong>il<strong>der</strong>n.Annahme alsMaterial zuD 23Die For<strong>der</strong>ung wurde, zusammen mit den an<strong>der</strong>ensozialpolitischen For<strong>der</strong>ungen des <strong>Gewerkschaftstag</strong>es,den 2009 neugewählten Bundestagsfraktionenim Schreiben <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> vorgetragen (sieheGeschäftsbericht 2008–2012 297


Antragstext Beschluss ErledigungD 26Keine Anrechnung privater und betrieblicher Altersvorsorgebei Leistungen nach SGB IIAntragsteller: Landesbezirkskonferenz OstDer 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> beauftragt den Hauptvorstand, bei <strong>der</strong>Bundesregierung und bei den im Bundestag vertretenen Parteien initiativ zuwerden, um dass Sozialgesetzbuch (SGB) II dahin gehend zu än<strong>der</strong>n, dass Leistungenfür die private und betriebliche Altersvorsorge nicht bei <strong>der</strong> Berechnungund Gewährung von Arbeitslosengeld II angerechnet werden.AnnahmeDas Antragsthema ist immer wie<strong>der</strong> bei Treffen mit<strong>der</strong> Regierung und den Parteien vorgebracht worden.Es gibt bei den Regierungsparteien keinerleiBereitschaft, eine entsprechende Nichtanrechnungzu regeln.D 27Regelleistung ALG II erhöhenAntragsteller: Region Berlin-BrandenburgDie Regelleistung für ALG-II-Bezieher ist auf mindestens 420 Euro monatlich zuerhöhen.AnnahmeDie For<strong>der</strong>ung wurde, zusammen mit den an<strong>der</strong>ensozialpolitischen For<strong>der</strong>ungen des <strong>Gewerkschaftstag</strong>es,den 2009 neugewählten Bundestagsfraktionenim Schreiben <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> vorgetragen (sieheauch D 1). Das Antragsthema ist immer wie<strong>der</strong> beiTreffen mit <strong>der</strong> Regierung und den Parteien vorgebrachtworden.D 28Freie Wahl des Wohnorts für junge ErwerbsloseAntragsteller: Bundesausschuss junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> stellt fest, dass die sozialen Transferleistungenwie Sozialgeld, Sozialhilfe o<strong>der</strong> Arbeitslosengeld II so bemessen sein müssen,dass Armut und Ausgrenzung verhin<strong>der</strong>t werden. Dies betrifft insbeson<strong>der</strong>eKin<strong>der</strong> und Jugendliche, da sie immer noch zu den am stärksten von Armutbetroffenen Teilen unserer Gesellschaft gehören.In <strong>der</strong> Gesetzgebung <strong>zum</strong> SGB II § 20 und § 22 sind jedoch junge Erwerbslosebis <strong>zum</strong> Alter von 25 Jahren unangemessen stark benachteiligt. Der <strong>Gewerkschaftstag</strong><strong>der</strong> <strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t die Bundesregierung auf, diese gesetzliche Regelungdahin gehend zu än<strong>der</strong>n, dass junge Menschen bis 25 Jahre ohne Einschränkungendas Recht auf eigene Wohnortswahl haben.AnnahmeDer Antrag wurde an den DGB weitergeleitet. Aufdessen Bundesjugendkonferenz wurde <strong>der</strong> Antragangenommen. Für die politische Durchsetzungfehlte es an parlamentarischen Mehrheiten.D 29Kostenfreier Zugang zu VerhütungsmittelnAntragsteller: BundesfrauenausschussDie Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es for<strong>der</strong>n eine Kostenübernahmefür den Zugang zu <strong>der</strong> jeweils individuell geeignetsten und verträglichstenVerhütungsmethode für Sozialgeld- und Arbeitslosengeld-II-EmpfängerInnen.Das Sozialgesetzbuch II ist entsprechend zu än<strong>der</strong>n.AnnahmeDas Anliegen dieses Antrags ist an verschiedenenStellen in Diskussionen mit <strong>der</strong> sozialpolitischenAbteilung <strong>der</strong> DGB-Gewerkschaften eingeflossen.D 30„Ganzheitliches Gesundheitsmanagement“ för<strong>der</strong>nAntragsteller: Region AachenDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> beschließt:Die <strong>NGG</strong> setzt sich auf betrieblicher, überbetrieblicher und tariflicher Ebene fürdie Erlangung eines „ganzheitlichen Gesundheitsmanagementsystems“ ein, umVoraussetzungen zu schaffen, für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmereine größere Zufriedenheit und gesün<strong>der</strong>e Bedingungen am Arbeitsplatz zuerlangen. Einleitend und diesem Ziel dienlich kann auch eine gemeinsameKampagne von ANG und <strong>NGG</strong> sein.Annahme alsMaterial zu D 1Ganzheitliches Gesundheitsmanagement ist einHandlungsfeld <strong>der</strong> Demografie-Initiative <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>.Zum Thema betriebliches Gesundheitsmanagementwerden regelmäßig Betriebsräteschulungenim BZO angeboten.Das DGB Bildungswerk hat einen Handlungsleitfadenfür ein Betriebliches Einglie<strong>der</strong>ungsmanagement(BEM) herausgegeben.Das BEM ist neben dem gesetzlichen Arbeitsschutzund <strong>der</strong> betrieblichen Gesundheitsför<strong>der</strong>ungdas dritte Handlungsfeld im betrieblichenGesundheitsmanagement.Der Handlungsleitfaden soll Betriebsräte dabeiunterstützen, ein BEM im Unternehmen zu implementieren.Er wurde allen Regionen zur Verfügunggestellt. Die überarbeitete zweite Fassung kann298Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigungkostenlos von <strong>der</strong> Internetseite des Bildungswerkesheruntergeladen werden.D 31Mammografie-ScreeningAntragsteller: BundesfrauenausschussDie Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es for<strong>der</strong>n den Gesetzgeberauf, das Mammografie-Screening auf Frauen ab dem 40. Lebensjahrauszudehnen.AnnahmeIn Deutschland ist seit 2005 ein nationales Mammographie-Screeningprogrammetabliert worden,dass die entsprechenden Untersuchungen fürFrauen zwischen 50 und 69 Jahren zur Krankenkassenleistungmacht.Bei verschiedenen Kontakten mit dem zuständigenGesundheitsministerium haben wir dieHerabsetzung des Lebensalters für die Untersuchunggefor<strong>der</strong>t. Dem ist entgegnet worden, dassdie Anzahl von Fehldiagnosen bei Frauen unter 50Jahren unverhältnismäßig höher ist.Es bestand keine Bereitschaft, hier eine Än<strong>der</strong>ung<strong>der</strong> Regelungen des Sozialgesetzbuchs durchzuführen.D 32Für ein sozial gerechteres SteuersystemAntragsteller: Region HeilbronnDer Hauptvorstand <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich aktiv für einsozial gerechteres Steuersystem in Deutschland einzusetzen, mit dem insbeson<strong>der</strong>eArbeitnehmerInnen mit kleinen und mittleren Einkommen sowie Familienmit Kin<strong>der</strong>n deutlich entlastet werden.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge dazu folgendes steuerpolitisches For<strong>der</strong>ungspaketals einen wesentlichen Baustein zur Herstellung sozialer Gerechtigkeitbeschließen:• Die Wie<strong>der</strong>einführung <strong>der</strong> sog. „Pendlerpauschale“ ab dem 1. Kilometer fürFahrten zur Arbeit• Eine Reform des Einkommenssteuertarifes:· Erhöhung des Grundfreibetrages· Abschaffung <strong>der</strong> sog. „kalten Progression“ durch automatische undregelmäßige Anpassung <strong>der</strong> Einkommenssteuertarife an die Kaufkraftentwicklung· späteres Greifen des Spitzensteuersatzes.Gleichzeitig muss <strong>der</strong> Staat seine Handlungsfähigkeit behalten. Dies bedeuteteine Gegenfinanzierung <strong>der</strong> o.g. Steuerentlastungen durch <strong>zum</strong> Beispiel• Erhöhung des Spitzensteuersatzes• Erhöhung <strong>der</strong> Unternehmenssteuern• Reform <strong>der</strong> Erbschaftssteuer• Wie<strong>der</strong>einführung <strong>der</strong> Vermögensteuer• Einführung einer Börsenumsatzsteuer• Anhebung <strong>der</strong> Einkommenssteuer für beson<strong>der</strong>s hohe Einkommen(Reichensteuer)• wirksame Bekämpfung von Steuerhinterziehung durch mehr Steuerprüfungenund von Steuerflucht ins Ausland.Das steuerpolitische For<strong>der</strong>ungspaket ist im Vorfeld <strong>der</strong> Bundestagswahlenöffentlichkeitswirksam darzustellen und als ein Schwerpunktthema zu behandeln.AnnahmeDer Antrag setzt sich mit verschiedenen Schwerpunktenfür ein gerechtes Steuersystem ein.Nach dem <strong>Gewerkschaftstag</strong> hat das Bundesverfassungsgerichtdie „Karenzkilometer“ bei <strong>der</strong>Pendlerpauschale für verfassungswidrig erklärt.Gemeinsam mit den übrigen DGB-Gewerkschaftenhaben wir auch die Beseitigung <strong>der</strong> kalten Progressiongefor<strong>der</strong>t.Im Rahmen <strong>der</strong> Diskussion um eine europäischeSteuerverfassung nach den Beschlüssen <strong>zum</strong>Fiskalpakt haben die DGB-Gewerkschaften einwirtschaftspolitisches Programm beschlossen, indas wesentliche Teile des Antragsinhalts eingeflossensind.Als beson<strong>der</strong>er Erfolg ist zu werten, dass auchdurch die Diskussionen <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> dieEinführung einer Börsentransaktionssteuer in weitenTeilen <strong>der</strong> EU erfolgen wird.Die For<strong>der</strong>ung nach einer gerechteren Besteuerungist neben dem <strong>der</strong> Beseitigung prekärerArbeit ein wichtiges Thema <strong>der</strong> Gewerkschaftenim Bundestagswahlkampf 2013.D 33Finanzierung <strong>der</strong> staatlichen AufgabenAntragsteller: Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Der Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich mit den an<strong>der</strong>en Einzelgewerkschaftenund dem DGB zu koordinieren und sich gegenüber den Parteien und demGesetzgeber dafür einzusetzen, dass sich an <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong> staatlichenAnnahmeDer Antrag beinhaltet verschiedene Einzelmaßnahmenzu einer leistungsgerechten Finanzierungstaatlicher Aufgaben.Die Antragsinhalte, die zu mehr Steuergerechtigkeitführen würden, haben wir ständig in dieGeschäftsbericht 2008–2012 299


Antragstext Beschluss ErledigungAufgaben alle gesellschaftlichen Gruppen, entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit,beteiligen. Insbeson<strong>der</strong>e muss <strong>der</strong> Steueranteil <strong>der</strong> Unternehmen undVermögenden am Gesamtsteueraufkommen wie<strong>der</strong> deutlich steigen.Zu einer leistungsgerechteren Finanzierung <strong>der</strong> staatlichen Aufgaben gehörtinsbeson<strong>der</strong>e:1. Erhöhung <strong>der</strong> realen Steuersätze auf Unternehmensgewinne unter <strong>der</strong>gleichzeitigen deutlichen Reduzierung von steuermin<strong>der</strong>nden Abschreibungsmöglichkeiten,unter an<strong>der</strong>en durch:a) Höhere Besteuerung von ausländischen Beteiligungsgewinnen.b) Besteuerung von Lizenzgebühren.c) Keine Steuermin<strong>der</strong>ung für Verlagerung von Arbeitsplätzenins Ausland.d) Keine Abschreibemöglichkeiten für Fremdkapitalzinsen.2. Rückzahlung von Steuersubventionen bei Arbeitsplatzabbau.3. Keine Verringerung <strong>der</strong> Erbschaftsteuer bei <strong>der</strong> Vererbung von Unternehmenund Erhöhung <strong>der</strong> Erbschaftssteuern für große Vermögen über500.000 Euro.4. Wie<strong>der</strong>einführung <strong>der</strong> Vermögenssteuer.5. Versteuerung von Kapitalerträgen mit dem persönlichen Steuersatz unterBerücksichtigung höherer Steuerfreibeträge.6. Deutliche Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl von Betriebssteuerprüfern.7. Erhöhung des Spitzensteuersatzes, bei einem späteren Einsetzen desselbenund eines flacheren Progressionsverlaufs.8. Das Ehegattensplitting ist abzuschaffen und durch eine individuelleBesteuerung <strong>der</strong> Ehegatten zu ersetzen.9. Eine Übertragung des Grundfreibetrages im Einkommenssteuerrecht ist zuermöglichen.10. Wie<strong>der</strong>einführung <strong>der</strong> Pendlerpauschale und Eigenheimzulage.11. Wie<strong>der</strong>einführung von Steuerfreigrenzen für Arbeitnehmerabfindungen.Diskussion um ein Steuerkonzept des DGB eingebracht.Seit dem Wahlsieg <strong>der</strong> schwarz-gelben Koalitionam 27. September 2009 gibt es für eine verteilungsgerechtereFinanzierung <strong>der</strong> staatlichenAuf-gaben keine Mehrheit. Im Gegenteil, die erstenMaßnahmen <strong>der</strong> Bundesregierung wie beispielsweisedas milliardenschwere Steuergeschenk andie Hotelbranche hat deutlich gemacht, dass dieRegierung keine gerechtere Besteuerung will.An<strong>der</strong>e For<strong>der</strong>ungen wie die Erhöhung <strong>der</strong> Anzahlvon Betriebssteuerprüfern werden rundherausabgelehnt.Einige <strong>der</strong> genannten Vorschläge sind in die For<strong>der</strong>ungeines europäischen „Marshallplans“ zur Fortentwicklungdes europäischen Wirtschaftsraumseingeflossen, die <strong>der</strong> DGB im Herbst 2012 auf denWeg gebracht hat.Die von <strong>der</strong> Bundesregierung auf europäischerEbene durchgesetzten Regelungen des Fiskalpaktesgehen jedoch in eine ganz an<strong>der</strong>e Richtung.D 36Nichtraucherschutz im GastgewerbeAntragsteller: Region Krefeld-NeussDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t:Die Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es• bekräftigen, dass <strong>der</strong> Gesundheitsschutz <strong>der</strong> Beschäftigten in <strong>der</strong> Gastronomieim Vor<strong>der</strong>grund vor den Krankheitsrisiken durch Passivrauch steht,• beauftragen den Hauptvorstand, die Beschäftigten des Gastgewerbes überdie momentan uneinheitlichen Län<strong>der</strong>regelungen bzgl. des Nichtraucherschutzes,aber auch detailliert über die wissenschaftlichen Erkenntnisseüber die Krankheitsrisiken durch Berauchung zu informieren und aufzuklären• beauftragen den Hauptvorstand, in Kooperation mit dem DGB ggf. alleRechtsmittel zu prüfen und auszuschöpfen, um eine Verfassungsklage o.ä.gegen die diskriminierende Rechtslage <strong>der</strong> Beschäftigten in <strong>der</strong> Gastronomie(ArbStättVO, § 5, Gaststättenrecht) anzustrengen.Annahme alsMaterial<strong>NGG</strong> hat sich in die Gesetzgebungsverfahren <strong>der</strong>Län<strong>der</strong> zu den Nichtraucherschutzgesetzen eingebrachtund hierbei Maßnahmen für einen wirksamenSchutz <strong>der</strong> Beschäftigten im Gastgewerbe vorden Belastungen des Passivrauchens eingefor<strong>der</strong>t.Auch die Schlechterstellung <strong>der</strong> Beschäftigtenim Gastgewerbe in <strong>der</strong> Arbeitsstättenverordnungwurde durch uns kritisiert.D 37Nichtraucherschutz im BZOAntragsteller: Bundeskonferenz junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Die <strong>NGG</strong> setzt sich dafür ein, dass im Bildungszentrum Oberjosbach Maßnahmengetroffen werden, um den Schutz <strong>der</strong> Nichtraucher(innen) wesentlich zuverbessern.Annahme alsMaterialDer Trägerverein des BZO hat dafür gesorgt, dassein luftiger Raucherraum eingerichtet wurde unddie übrigen öffentlichen Flächen Nichtraucherbereichesind. Ebenso sind die überwiegende Anzahl<strong>der</strong> Zimmer jetzt Nichtraucherzimmer.300Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungE 1GesellschaftspolitikAntragsteller: Landesbezirksvorstand Nordrhein-WestfalenDie letzte Bundestagswahl hat gezeigt: Für eine neoliberale Politik gibt es inDeutschland keine Mehrheit. Auch die SPD bekam – nicht nur bei den Bundestagswahlen– die Quittung für die Agenda 2010 und die Hartz-Gesetze.„För<strong>der</strong>n und For<strong>der</strong>n“ war eine <strong>der</strong> Kernaussagen <strong>der</strong> Agenda 2010. Sie mündetein Leistungskürzungen und Gängelei <strong>der</strong> Empfänger von Arbeitslosengeld.Gleichzeitig wurden großzügig Steuergeschenke an Konzerne verteilt und <strong>der</strong>Spitzensteuersatz deutlich abgesenkt. Allein im Jahr 2007 wurden den Unternehmenauf diese Weise 25 Milliarden Euro geschenkt.Die neoliberale Wirtschaftspolitik mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach Lohnzurückhaltung,<strong>der</strong> Senkung von Lohnnebenkosten und dem Abbau von staatlichen Einnahmenund Leistungen (mit Ausnahme <strong>der</strong> Rüstungsausgaben) erweist sich alsFehler: In <strong>der</strong> Folge sinkt die Binnenmarktnachfrage, und <strong>der</strong> Sozialstaat wirdweiter ausgehöhlt.Allen Jubelreden <strong>zum</strong> Trotz: Der Aufschwung in Deutschland wird weiterhinüberwiegend vom Export getragen; ein großer Teil <strong>der</strong> Menschen profitiert nichtdavon und empfindet das auch deutlich. Die viel zitierten Erfolge am Arbeitsmarktsind tatsächlich auf eine Ausweitung von geringfügiger Beschäftigung,von öffentlich subventionierten und prekären Beschäftigungsverhältnissenzurückzuführen. Befristete Beschäftigung, Niedriglohnbereiche und Leiharbeithaben sich ausgeweitet. Die Statistik hat sich verän<strong>der</strong>t, die Situation <strong>der</strong> Betroffenennicht!Seit Einführung von Hartz IV im Jahr 2005 hat sich die Kin<strong>der</strong>armut in Deutschlandverdoppelt. Das ist ein gesellschaftspolitischer Skandal.Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes (z.B. Ausweitung geringfügiger undprekärer Beschäftigung) führt zu einer weiteren Plün<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Staatskassen(weniger Steuereinnahmen, fehlende Sozialbeiträge, mehr Sozialausgaben).Finanzierungsschwierigkeiten werden dann als Argument für weiteren Sozialabbauangeführt.Diese Politik führt dazu, dass viele Menschen – auch aktive Gewerkschafter – vonden traditionellen Parteien enttäuscht sind.Die Gewerkschaftsbewegung hat Fehler gemacht und sich mit ihrer Kritik an <strong>der</strong>neoliberalen Politik in die Defensive drängen lassen. Die Diskussion über angeblichzu hohe Lohnnebenkosten ist das deutlichste Beispiel dafür. Der Arbeitgeberanteilan <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong> Sozialsysteme ist EU-weit in 15 Län<strong>der</strong>n höherals in Deutschland. Demgegenüber werden die ArbeitnehmerInnen in Europanur in Slowenien und den Nie<strong>der</strong>landen noch stärker mit <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong>Sozialsysteme belastet als in Deutschland.Eine Abkehr von <strong>der</strong> Politik ist keine Lösung! Eine an<strong>der</strong>e Wirtschaftspolitik istnötig und möglich.Mit <strong>der</strong> Herbstkampagne 2006 haben wir gemeinsam mit dem DGB unsereAlternativen deutlich gemacht. Die Diskussionen um die Verlängerung desArbeitslosengeldes I für Ältere, die Verlängerung <strong>der</strong> Steuer- und Sozialversicherungsfreiheitfür die Entgeltumwandlung in <strong>der</strong> Altersvorsorge und dieDiskussion um die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes sind Beispieledafür, dass Gewerkschaften mit aktivem Wi<strong>der</strong>stand etwas bewegen können.<strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t ihre Mitglie<strong>der</strong> auf, sich aktiv für eine soziale Politik einzusetzenund die politischen Parteien zu unterstützen, die dafür eintreten. Dazu gehörtinsbeson<strong>der</strong>e:• Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns, <strong>der</strong> regelmäßig angepasstwird. Dabei ist unsere Einstiegsfor<strong>der</strong>ung aus dem Jahre 2004 vonmindestens 7,50 Euro pro Stunde im ersten Schritt zu aktualisieren. DerMindestlohn muss gewährleisten, dass Menschen von einer Vollzeitstelleein Einkommen erhalten, das oberhalb <strong>der</strong> Armutsschwelle liegt. Dabei giltweniger als die Hälfte des Brutto-Durchschnittlohns als Armutslohn.• Rücknahme <strong>der</strong> Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre; unabhängig vomAlter muss nach 40 Versicherungsjahren <strong>der</strong> Rententeintritt ohne Abstrichemöglich sein; darüber hinaus sind differenzierte und gleitende Übergängein die Rente zu schaffen (z.B. Verlängerung <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong> Altersteilzeitüber 2009 hinaus).• Weitere Korrektur <strong>der</strong> Hartz-Gesetzgebung: Das ALG II muss erhöht werden;die Anspruchsvoraussetzung des ALG I für Ältere muss deutlich früherAnnahmeDer Beschluss des <strong>NGG</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong>es hatdeutlich gemacht, welche Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>NGG</strong> aneine gerechte Gesellschaftspolitik stellt.Die Bundestagswahl 2009 hat in ihrem Ergebnisverdeutlicht, dass einerseits mit <strong>der</strong> FDP die Parteibeson<strong>der</strong>s stark gewählt worden ist, die Steuersenkungenwahllos versprochen hat, und an<strong>der</strong>erseitsdie CDU/CSU mit fast 34 Prozent einen deutlichbreiteren Rückhalt in <strong>der</strong> Wahlbevölkerung hatals an<strong>der</strong>e.Daraus ist jedoch nicht <strong>der</strong> Schluss zu ziehen, dassfür neoliberale Politik in Deutschland eine Mehrheitvorhanden ist, die CDU/CSU ist mit Sicherheitmit breiter Zustimmung auch deshalb gewähltworden, weil sie sich vom neoliberalen LeipzigerProgramm verabschiedet hat.In <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> Finanzkrise hat es breite Unterstützungsmaßnahmen<strong>der</strong> EU-Regierungen zur Sicherungdes Euroraums gegeben, <strong>der</strong> auch für dieexportorientierten Firmen aus den <strong>NGG</strong>-Branchenvon enormer Bedeutung ist.Mit dieser Diskussion ist davon abgelenkt worden,dass die Verantwortung für die vermeintliche Eurokrisebei den Banken liegt, die im Interesse ihrerprivaten Profite auch ungesicherte Kredite vergebenhaben. Die Eurokrise ist also eine Bankenkrise,die mit Steuergel<strong>der</strong>n bezahlt wird!Die vielfältigen For<strong>der</strong>ungen des Antrags haben in<strong>der</strong> Diskussion mit Verbänden und Politikern, mitan<strong>der</strong>en Gewerkschaften und Arbeitgeberverbändeneine Rolle gespielt und mit dazu geführt, dass<strong>NGG</strong> als politisch handlungsfähige Organisationwahrgenommen worden ist.Dies hat in den Diskussionen des <strong>NGG</strong>-Hauptvorstandesund in unseren internen Veröffentlichungeneine beson<strong>der</strong>e Rolle gespielt und wird auchzukünftig herausgestellt werden.Mit dem Abschluss des Fiskalpaktes haben sichjedoch die Koordinaten verschoben. Eingriffe in dieTarifautonomie sind jetzt auf europäischer Ebenemöglich und im Defizitfall vorgeschrieben. Weiterist vorgeschrieben das Staatsdefizit schnellerabzubauen, sofern bestimmte Größenordnungenüberschritten sind. Auch dies unterliegt nicht mehrnationalen Entscheidungen. Hiergegen habenwir, wie die übrigen DGB-Gewerkschaften, massivFront gemacht, eine breite Mehrheit im Bundestaghat diesen Regelungen zugestimmt.Geschäftsbericht 2008–2012 301


Antragstext Beschluss Erledigungeinsetzen, die Deregulierung von Leiharbeit zurückgenommen werden.• Rückkehr zur vollständig paritätischen Finanzierung <strong>der</strong> Sozialversicherung.Steigende Sozialversicherungsbeiträge müssen zunächst ausschließlich dieArbeitgeber tragen; Absenkungen zugunsten <strong>der</strong> Arbeitnehmer erfolgen.• Einführung einer solidarischen Bürgerversicherung zur Sicherstellung bzw.Wie<strong>der</strong>herstellung eines sozialen Gesundheitssystems.• Eine Korrektur <strong>der</strong> Steuerpolitik, damit die Unternehmen und Reichen an<strong>der</strong> Finanzierung öffentlicher Aufgaben wie<strong>der</strong> stärker beteiligt werden.• Eine Reform des Bildungssystems, das die dramatische Chancenungleichheitin Deutschland korrigiert, die Studiengebühren streicht und mit Ganztagsschulenauch <strong>der</strong> Vereinbarkeit von Familie und Beruf Rechnung trägt.Der Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, oben genannte Schwerpunkte durchgeeignete kontinuierliche Aktivitäten und Öffentlichkeitsarbeit in <strong>der</strong> Diskussionzu halten und weiter zu verankern.Die politische Landschaft in Deutschland hat sich verän<strong>der</strong>t. Das Parteiensystemist vielfältiger geworden. Als Einheitsgewerkschaft for<strong>der</strong>n wir alle demokratischenParteien auf, dafür Sorge zu tragen, dass o.g. Ziele auch politisch durchgesetztwerden können.E 2Arbeitszeitverkürzung – Gestaltung <strong>der</strong> gesetzlichenRahmenbedingungenAntragsteller: Landesbezirkskonferenz OstDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> möge beschließen:Arbeitszeitverkürzung in allen Formen muss weiter im Fokus <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Politikbleiben.Der <strong>NGG</strong>-Hauptvorstand wird beauftragt, sich beim Gesetzgeber für eine – imInteresse <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer liegende – Verbesserung<strong>der</strong> Gesetze zu Arbeitszeit, Urlaub und Renteneintritt einzusetzen.Der Gesetzgeber hat we<strong>der</strong> beim Arbeitszeitgesetz (ArbZG) noch beim Mindesturlaubsgesetzfür Arbeitnehmer (BUrlG) die arbeitszeitpolitischen Erfolge <strong>der</strong>deutschen Gewerkschaftsbewegung nachvollzogen. Stattdessen spiegeln dieseGesetze die Aufbauleistung <strong>der</strong> 50er Jahre wie<strong>der</strong>. Mit <strong>der</strong> 48-Stunden-Woche,einem Urlaubsanspruch von vier Wochen und <strong>der</strong> kürzlich beschlossenen Verlängerung<strong>der</strong> Lebensarbeitszeit verliert die Fürsorgepflicht des Sozialstaatesnachhaltig an Glaubwürdigkeit. Dies gilt beson<strong>der</strong>s für tarifpolitisch ungeregelteBereiche. Ob Beschäftigte „gesund in Rente“ gehen können, wird über viele Jahresowohl von den Arbeitsbedingungen und <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> Arbeitsabläufe alsauch von <strong>der</strong> Arbeitszeit entscheidend beeinflusst.Die <strong>NGG</strong> setzt sich beim Gesetzgeber dafür ein, dass:• die gesetzliche Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden und inklusive Mehrarbeitauf 48 Stunden begrenzt wird,• <strong>der</strong> gesetzliche Urlaubsanspruch auf mindestens fünf Wochen erhöht, und• das Renteneintrittsalter wie<strong>der</strong> auf 65 Jahre reduziert wird.AnnahmeNach <strong>der</strong> Bundestagswahl im September 2009 habendie DGB-Gewerkschaften übereinstimmendfestgestellt, dass von <strong>der</strong> CDU/CSU–FDP-Koalitionin den Kernbereichen gewerkschaftlichen Interesses– sei es bei <strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung o<strong>der</strong> aberauch beim Bundesurlaubsgesetz – keine gesetzlichenVerbesserungen zu erwarten sind.Im Gegenteil waren sich die DGB-Gewerkschafteneinig, dass entsprechende Vorstöße von Arbeitgeberseiteund den ihnen verbundenen Parteien mitFor<strong>der</strong>ungen nach Kompensation für möglicheVerän<strong>der</strong>ungen begleitet werden würden.Deshalb ist dieses Thema nicht offensiv angegangenworden.E 3Sanktionen gegen gesetzes- und tarifbrechendeUnternehmenAntragsteller: Region AachenDer <strong>Gewerkschaftstag</strong> beschließt:Der Staat hat die Verpflichtung darüber zu wachen, dass die gültigen Gesetzeeingehalten werden. Wenn nicht Sanktionen greifen, nützt das wun<strong>der</strong>barsteGesetz nichts. Alles, was gegen die Gesetze verstößt, muss geahndet werden,ob das über empfindliche Bußgel<strong>der</strong> zu regeln ist o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s, muss überdachtwerden.Bisher kann nur <strong>der</strong> einzelne Betroffene sein Recht individuell einklagen mit denbekannten daraus resultierenden Nachteilen.Daher muss auch den Gewerkschaften erlaubt werden, für ihre Mitglie<strong>der</strong> imWege einer Verbandsklage stellvertretend Gerichtsverfahren zu führen.AnnahmeDie For<strong>der</strong>ung nach einem Verbandsklagerecht<strong>der</strong> Gewerkschaften ist in den DGB eingebrachtworden und vom DGB-Bundeskongress 2010bekräftigt worden. Die Bundesregierung steht demablehnend gegenüber.Die Bußgel<strong>der</strong> für Arbeitszeitverstöße undSchwarzarbeit sind nicht erhöht worden.302Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungDarüber hinaus müssen die staatlichen Stellen wie bei Schwarzarbeit o<strong>der</strong>Arbeitszeitverstößen die Betriebe stärker kontrollieren können. Damit dies greift,bedarf es einer dringenden Gesetzesnovellierung im Bereich des Arbeits- undSozialrechtes.E 4 Wirksame Kontrollen bei Schwarzarbeitgebern undMindestlöhnenAntragsteller: Landesbezirkskonferenz OstDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t den Hauptvorstand auf, sich dafüreinzusetzen, dass bei Umsetzung von Mindestlöhnen wirksame Kontrollen undSanktionen erfolgen. Dies erfor<strong>der</strong>t u. a. die alleinige Haftung von Arbeitgebernfür Sozialversicherungsbeiträge und Steuern, die sich mit <strong>der</strong> Unterschreitungdes gesetzlichen Mindestlohnes ergeben.Weiterhin ist eine Verschärfung des Gesetzes zur Bekämpfung <strong>der</strong> Schwarzarbeitund illegalen Beschäftigung erfor<strong>der</strong>lich. Dies muss insbeson<strong>der</strong>e darauf zielen,dass auch ausländischen KollegInnen, die ohne Genehmigung o<strong>der</strong> Aufenthaltstitelarbeiten, die gleichen Arbeits- und Entgeltbedingungen zustehen wievergleichbaren deutschen Arbeitnehmern. Ferner ist eine gesetzliche Regelung<strong>zum</strong> Schutz von Informanten notwendig.AnnahmeDas Antragsbegehren for<strong>der</strong>t insbeson<strong>der</strong>ewirksamere Kontrollen von Mindestlöhnen.Mindestlöhne gibt es <strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong> BundesrepublikDeutschland nur nach dem Arbeitnehmerentsendegesetzund dem AÜG. Die <strong>NGG</strong> hat sichzusammen mit dem DGB und <strong>der</strong> IG BAU füreine personelle Aufstockung <strong>der</strong> FinanzkontrolleSchwarzarbeit eingesetzt. Die <strong>NGG</strong> hat im Rahmen<strong>der</strong> Diskussion um Werkverträge die Ausweitung<strong>der</strong> Generalunternehmerhaftung auf alle Branchengefor<strong>der</strong>t. Bei Einführung eines allgemeinengesetzlichen Mindestlohnes wären auch illegaleArbeitnehmer besser geschützt. Die Bundesregierunghat die Einführung bisher abgelehnt.Weiterhin hat sich <strong>NGG</strong> zusammen mit dem DGBund dem EGB für eine Verbesserung <strong>der</strong> Entsende-Richtlinie<strong>der</strong> EU eingesetzt, um so wirksamereKontrollen und eine umfassende Generalunternehmerhaftungzu erreichen. <strong>NGG</strong> hat im Januar2013 eine Demonstration des EGB zu diesemThema unterstützt.Die <strong>NGG</strong> hat sich weiterhin für einen umfassendenInformantenschutz eingesetzt. Sie hat dies bei verschiedenenBundestagsanhörungen, z.B. bei <strong>der</strong>Reform des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches2011, gemacht.E 5Gesetzlicher Anspruch auf BildungsfreistellungAntragsteller: Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen, dass die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> inKooperation mit den an<strong>der</strong>en Einzelgewerkschaften und dem DGB den gesetzlichenAnspruch auf Bildungsurlaub in den Bundeslän<strong>der</strong>n Bayern und Baden-Württemberg vorantreibt und entsprechende Aktionen und Veranstaltungen inden betroffenen Landesbezirken durchführt.AnnahmeDerzeit gibt es keine Gesetze zur Bildungsfreistellungin Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen undThüringen.Die Gesetzgebung dazu findet auf Landesebenestatt. Nach <strong>der</strong> Landtagswahl in Baden-Württemberg2011 hat <strong>NGG</strong> gemeinsam mit den übrigenDGB-Gewerkschaften gegenüber <strong>der</strong> Landesregierungdie Initiative ergriffen, um Bildungsfreistellungsmöglichkeitengesetzlich zu verankern.Derzeit befindet sich dort ein Gesetz zur „Bildungsfreistellung“im parlamentarischen Verfahren.Auch in <strong>der</strong> Koalitionsvereinbarung in Thüringenist ein Gesetz zur Bildungsfreistellung bis 2014 aufInitiative <strong>der</strong> DGB-Gewerkschaften aufgenommenworden. Die Beratungen sind nicht abgeschlossen.E 6Politische Bildung stärkenAntragsteller: Landesbezirkskonferenz OstDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> möge beschließen:Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t die öffentliche Hand auf, den Bereich <strong>der</strong>politischen Bildung zu stärken. Politische Bildung hat das Ziel, ethische, demokratische,wirtschaftliche und kulturelle Grundlagen zu vermitteln und gesellschaftlicheProzesse nachvollziehbar zu machen. Politische Bildung leistet einenBeitrag zur demokratischen Meinungs- und Willensbildung und zur ÜbernahmeAnnahmeAn den Finanzierungsgrundlagen <strong>der</strong> politischenBildung hat sich wenig geän<strong>der</strong>t, wie in denletzten Jahren sind überwiegend mittelfristigeProjekte finanziert worden.Allerdings ist die För<strong>der</strong>ung von antifaschistischenBildungsthemen seit <strong>der</strong> Entdeckung <strong>der</strong> NSU-Mör<strong>der</strong> auf Landesebene gestärkt worden.Geschäftsbericht 2008–2012 303


Antragstext Beschluss Erledigungvon Verantwortung. Die Gewerkschaft for<strong>der</strong>t deshalb für alle Bundeslän<strong>der</strong>Bildungsurlaubsgesetze, die politische Bildung in gleicher Weise wie beruflicheBildung anerkennen.Die Finanzierung <strong>der</strong> politischen Bildung muss durch Bund und Län<strong>der</strong> dauerhaftgesichert werden. Dabei soll in Zukunft die langfristig angelegte Regelfinanzierungwie<strong>der</strong> gestärkt werden.E 7Arbeitnehmer(innen)-DatenschutzAntragsteller: Bundesausschuss junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen, dass die Gewerkschaft<strong>NGG</strong> sich für die Einführung eines Arbeitnehmer(innen)-Datenschutzgesetzeseinsetzt. Das Gesetz muss auch die Belange (z.B. Schutz vor Datenmissbrauchund Überwachung, Auskunfts- und Einsichtsrechte) <strong>der</strong> Kolleginnen und Kollegenberücksichtigen, wenn keine betriebliche Mitbestimmung vorhanden ist.Annahme<strong>NGG</strong> hat sich – zusammen mit den an<strong>der</strong>enDGB-Gewerkschaften – für die Einführung eineseigenen Arbeitnehmer-Datenschutzgesetzeseingesetzt. Diese Vorstellungen sind allerdings von<strong>der</strong> Bundesregierung nicht aufgegriffen worden.Zusammen mit dem DGB und den an<strong>der</strong>enEinzelgewerkschaften hat sich <strong>NGG</strong> gegen denvon <strong>der</strong> Bundesregierung vorgelegten Entwurfeiner Reform des Bundesdatenschutzgesetzesausgesprochen, <strong>der</strong> wesentliche Verschlechterungenfür die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmergebracht hätte. Die Bundesregierung verfolgtaufgrund <strong>der</strong> Proteste gegen ihren Entwurf dasVorhaben bis <strong>zum</strong> Ende <strong>der</strong> Legislaturperiodenicht weiter.Der Arbeitnehmerdatenschutz hat in den entsprechendenSeminaren <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> für Betriebsräte dieihm zukommende Rolle gespielt. <strong>NGG</strong> hat sich anden Kampagne des DGB für einen besseren Arbeitnehmerdatenschutzbeteiligt.E 8Geistiges Eigentum <strong>der</strong> BeschäftigtenAntragsteller: Region Krefeld-NeussDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen, dass die <strong>NGG</strong> die Themen „Arbeitnehmerdatenschutzund das geistiges Eigentum <strong>der</strong> Arbeitnehmer“ thematischplatziert. Die drohenden, häufig indirekten und versteckten Angriffe auf unsereGrundrechte müssen geschützt werden. Hier muss <strong>NGG</strong> politisch über den DGBund den EGB sowie über Bildungsmaßnahmen aufklärend tätig werden. In den<strong>NGG</strong>-Strukturen und bei den Betriebsräten soll <strong>der</strong> Arbeitnehmerdatenschutzsowie das Thema geistiges Eigentum <strong>der</strong> ArbeitnehmerInnen stärker sensibilisiertwerden.Für die Betriebsräte ergibt sich daraus insgesamt betrachtet ein altes bzw. neuesHandlungsfeld. Die Rechte bezüglich dieser Thematik müssen spezifiziert undwesentlich gestärkt werden. Dazu gehört insbeson<strong>der</strong>e die Fragestellung, wasin Bezug auf das Arbeitsverhältnis und den ArbeitnehmerInnen an Datenerfassungund Verarbeitung in <strong>der</strong> Innen- wie Außenwirkung legal ist. Weitere undintensive Qualifizierung ist notwendig.Für ArbeitnehmerInnen muss ein Grundrecht eingeräumt werden, das ihnen dieMöglichkeit bietet zu erfahren, zu welchem Zweck welche Daten wo gesammeltund ausgewertet werden und was damit dann letztendlich geschieht.AnnahmeDie For<strong>der</strong>ungen des Antrages <strong>zum</strong> Arbeitnehmerfindungsrechtsind in den DGB eingebracht worden.Der Bundeskongress 2010 des DGB hat dieFor<strong>der</strong>ung nach einer grundlegenden Überarbeitungdes Arbeitnehmererfindungsrechts erhoben.Siehe dazu auch Berarbeitungsvermerk zu AntragE 7304Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungE 9Gerechte SubventionspolitikAntragsteller: HauptvorstandDer 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> for<strong>der</strong>t die Bundesregierung und dieLandesregierungen auf, einheitliche Eckpunkte und Kriterien für die staatlicheStrukturför<strong>der</strong>politik zu entwickeln und darüber hinaus die Initiative zur Schaffungeiner entsprechenden EU-weiten Regelung zu starten.Vorrangiges Ziel muss es dabei sein, die Vergabe von För<strong>der</strong>mitteln und Steuervorteilenvon <strong>der</strong> Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen mit fairen,tariflich abgesicherten Arbeitsbedingungen, sowie – bei <strong>der</strong> Verlagerung vonUnternehmen und Betrieben – von insgesamt positiven Arbeitsmarkteffektenabhängig zu machen.Im Falle <strong>der</strong> Schließung geför<strong>der</strong>ter Unternehmensstandorte sind För<strong>der</strong>mittelund Steuerför<strong>der</strong>ungen in voller Höhe zurückzuzahlen.AnnahmeDas Antragsbegehren ist vom DGB-Bundeskongress2010 (Antrag D 003) aufgegriffen wordenund als For<strong>der</strong>ung beschlossen worden. AufEU-Ebene und in Deutschland hat die Bundesregierunghierzu keine Initiativen ergriffen.E 11„Heuschrecken“Antragsteller: Landesbezirksvorstand Nordrhein-WestfalenHedgefonds und Private Equity Fonds sind spätestens nach Franz MünteferingsKlassifizierung als „Heuschrecken“ ins öffentliche Bewusstsein gerückt. WährendHedgefonds insbeson<strong>der</strong>e in Währungen und Wertpapieren investieren, engagierensich Private Equity Firmen überwiegend in nicht börsennotierten Unternehmen.Damit geraten auch Betriebe aus <strong>der</strong> Ernährungsindustrie verstärkt inden Fokus.In <strong>der</strong> Regel sind diese Fonds ausschließlich darauf ausgerichtet, Maximalrenditenvon bis zu 40 Prozent zu erzielen. Sie investieren nicht in die Zukunft desgekauften Unternehmens. Im Gegenteil: Der Kaufpreis wird in erster Linie überKredite finanziert, die dann die erworbene Firma selber zurückzahlen muss.Die so gekaufte Firma wird anschließend häufig veranlasst, das Stammkapital zureduzieren, Vermögen zu veräußern und u. U. zusätzliche Kredite aufzunehmen.Dieses Geld fließt über eine einmalige Son<strong>der</strong>ausschüttung an die neuen Erwerber,die damit ihre geringe Eigenkapitalbeteiligung am Kaufpreis möglichstschnell zurückerhalten. Bei diesem Geschäftsmodell kauft sich ein Unternehmenquasi selbst, gehört aber einem Fonds.Die Folgen für die Unternehmen sind fatal: eine erhebliche Verschuldung durchdie Kredite, hohe Zinslasten, fehlende finanzielle Mittel für Investitionen inzukunftsfähige Produkte und Prozesse, eine geringe Eigenkapitaldecke, keineRücklagen. Und: Am Ende zahlen die Zeche die Beschäftigten. Denn auchsie sollen im Regelfall ihren Beitrag leisten, sei es durch Einkommensverzicht,Arbeitszeitverlängerung o<strong>der</strong> Arbeitsplatzverluste.So hatte es die Texas Pacific Group bei Gate Gourmet am Flughafen Düsseldorfversucht. Nur mit einem sechsmonatigen Streik konnten die For<strong>der</strong>ungen desUnternehmens zurückgewiesen werden.Einem solchen Werte vernichtenden Geschäftsmodell muss <strong>der</strong> Gesetzgeber aufvielen Politikfel<strong>der</strong>n Einhalt gebieten:1. Um einem Kapitalmangel, gerade bei KMU-Betrieben zu begegnen, sinddie öffentlichen Finanzierungsmöglichkeiten auszubauen. Die öffentlichenSparkassen – Landesbank – die KfW-Gruppe sollte ausgebaut und gestärktund keinesfalls privatisiert werden.2. Beson<strong>der</strong>s problematisch bei Unternehmensübernahmen ist die fehlendeTransparenz für die Betriebsräte. Das Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz,das für börsennotierte Unternehmen gilt, enthält eine Reihe vonInformations- und Stellungnahmerechten für Betriebsräte und Aufsichtsräte,die im Risikobeteiligungsgesetz analog für nicht börsennotierteUnternehmen aufgenommen werden sollten. Unternehmensübernahmenund Beteiligungen sind in den § 111 BetrVG aufzunehmen.3. Kredite, die <strong>zum</strong> Kauf von Unternehmen aufgewendet werden, dürfennicht o<strong>der</strong> erst nach einigen Jahren auf dieses übertragen werden. In <strong>der</strong>Zwischenzeit müssen sie vom investierenden Fonds verzinst und getilgtwerden.4. Im Rahmen des Regelwerks von Basel 2 muss die Vergabe von Kreditenan Fonds an eine deutlich höhere Eigenkapitalquote <strong>der</strong> Fonds gekoppeltwerden. Die geplante steuerliche Einschränkung <strong>der</strong> steuerlichen Abzugs-AnnahmeDie Bedeutung von Hedgefonds und PrivateEquity Firmen in <strong>der</strong> Lebensmittelwirtschaft hatzugenommen. Eine Branche mit sicheren Profitenund dauerhaft nachgefragten Produkten ist nach<strong>der</strong> Bankenkrise attraktiver und scheint zukunftsträchtiger.Aus diesem Grund steigen die Investitionen in <strong>der</strong>Branche.Die For<strong>der</strong>ungen des Antrages sind aktuell wie<strong>zum</strong> Zeitpunkt ihrer Verabschiedung. Die gefor<strong>der</strong>tenRestriktionen für Kapitalinvestitionen sindbisher nicht umgesetzt.Bezüglich <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten Übersicht zu den Aktivitätenvon Privat Equity Firmen und Hedgefonds in<strong>der</strong> Lebensmittelwirtschaft ist es nach Rücksprachemit <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung nicht möglich,eine hinreichend aktuelle Übersicht zur Verfügungzu stellen. Hierfür sind die öffentlich zugänglichenInformationen nicht ausreichend. Auf Initiative <strong>der</strong><strong>NGG</strong> hin hat die Hans-Böckler-Stiftung allerdingsbeispielhaft eine Untersuchung vorgelegt, bei<strong>der</strong> es um die Investorengruppe IFR Capital geht,die nach Nordsee, Homann, Hamker und Nadlerweitere Lebensmittelunternehmen in dem Firmenverbundaufgekauft hat.Hieran wird exemplarisch deutlich, welche Folgendas Engagement <strong>der</strong>artiger Investoren für dieBetriebe und in diesem Fall für die Branche habenkann.Geschäftsbericht 2008–2012 305


Antragstext Beschluss Erledigungfähigkeit von Zinsen muss auch umgesetzt werden.5. Zur Finanzierung von Käufen muss mindestens 1/3 des erfor<strong>der</strong>lichenKapitals als Eigenkapital eingebracht werden.6. Pensionsfonds und Versicherungen dürfen keine Gel<strong>der</strong> in Private EquityFirmen o<strong>der</strong> Hedgefonds einzahlen. Das Investmentför<strong>der</strong>ungsgesetz istdahingehend zu verän<strong>der</strong>n, dass wie bis 2004 <strong>der</strong> Vertrieb von Hedgefondsuntersagt ist.7. In börsennotierten Unternehmen wird per Gesetz festgelegt, dass erst ab<strong>der</strong> zweiten Hauptversammlung das Stimmrecht als Aktionär gilt.8. Entnahmen aus gekauften Unternehmen in Form von Son<strong>der</strong>dividenden,Boni, etc. werden verboten, wenn sie zu einer Bonitätsmin<strong>der</strong>ung führen.9. Veräußerungsgewinne unterliegen wie Fondsgewinne wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> vollenSteuerpflicht.<strong>NGG</strong> wird sich dafür einsetzen, dass die Hans-Böckler-Stiftung eine aktuellenationale Übersicht über die Beteiligung bzw. den Erwerb von Unternehmendurch Private Equity Firmen bzw. Hedgefonds, unterteilt nach einzelnen Teilbranchen,erstellt. Dort sollten darüber hinaus die in diesen Unternehmen eventuellvereinbarten Sanierungstarifverträge ausgewertet und dokumentiert werden.Daran angeglie<strong>der</strong>t sollte ggf. eine Internetplattform für betroffene Betriebsräteeingerichtet werden, um einen Informationsaustausch zu ermöglichen. DurchVerlinkung mit <strong>der</strong> IUL-Seite zur Überwachung von Private Equity Unternehmenkönnen auch die internationalen Erfahrungen zugänglich gemacht werden.E 13Gegen Privatisierung <strong>der</strong> Deutschen BahnAntragsteller: Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Die Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es for<strong>der</strong>n den Hauptvorstandauf, sich weiterhin kategorisch gegen die Privatisierung <strong>der</strong> DeutschenBahn AG in allen Formen auszusprechen und dem Bündnis „BAHN FÜR ALLE“beizutreten.Annahme<strong>NGG</strong> ist dem Bündnis „Bahn für alle“ beigetreten.F 1Betriebliche und Unternehmensmitbestimmungerhalten und ausbauen, die Europäischen Betriebsräte(EBR) stärkenAntragsteller: HauptvorstandDie Mitbestimmung im Betrieb, auf Unternehmensebene und im Rahmen voneuropäischen Betriebsräten ist für die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> unverzichtbarer Teileiner demokratischen Gesellschaft. Nach wie vor gilt: Die Demokratie darf vorden Werks- und Bürotüren nicht Halt machen.Der Organisationsbereich unserer <strong>NGG</strong> ist durch eine große Bandbreite gekennzeichnet:hier <strong>der</strong> inhabergeführte Klein- o<strong>der</strong> Mittelbetrieb, dort <strong>der</strong> Standorteines zentral geführten Weltkonzerns. Zentral für die Durchsetzung vonArbeitnehmerinteressen sind dabei die Arbeitsmöglichkeiten von Betriebsräten.Während es in vielen Betrieben um die Durchsetzung <strong>der</strong> einfachsten Rechte <strong>der</strong>Betriebsräte geht, wird in an<strong>der</strong>en Betrieben über weitreichende Entlohnungssystemeo<strong>der</strong> über wegweisende Vereinbarungen zur Vereinbarkeit von Berufund Familie verhandelt. Dieser Spannbreite muss sich nicht nur die <strong>NGG</strong> weiterhinstellen und ihr gerecht werden, son<strong>der</strong>n auch die gesetzlichen Grundlagenmüssen dem gerecht werden. Die Reform <strong>der</strong> Betriebsverfassung 2001 hat invielen Bereichen Verbesserungen gebracht. Allerdings ist die Betriebsverfassungweiterzuentwickeln.Gründung von Betriebsräten erleichtern – Schutz verbessernAuch in unserem Organisationsbereich wird die Gründung von Betriebsrätensowohl von Arbeitgebern in Klein- und Mittelbetrieben, wie auch von manchenGroßbetrieben mit allen Mitteln bekämpft.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> for<strong>der</strong>t daher den Hauptvorstand auf, sich dafür einzusetzen,dassAnnahmeZusammen mit dem DGB und den an<strong>der</strong>en Gewerkschaftensind For<strong>der</strong>ungen für die Weiterentwicklung<strong>der</strong> Betriebsverfassung entwickelt worden,die dem Antragsbegehren Rechnung tragen.Darüber hinaus wurden gemeinsam For<strong>der</strong>ungennach einer Verstärkung <strong>der</strong> Mitbestimmungsrechte<strong>der</strong> Betriebsräte bei Outsourcing bzw. Werkverträgenentwickelt.Die For<strong>der</strong>ungen sind nicht von <strong>der</strong> Bundesregierungaufgegriffen worden.Im BZO finden Seminare für Mitglie<strong>der</strong> in EuropäischenBetriebsräten statt. Anhand von Praxisbeispielenwird hier ein umfangreicher Erfahrungsaustauschgeführt. Thema ist auch die EBR-Richtlinie.Zur EBR-Richtlinie siehe Antrag F 2.Siehe auch Antrag H3, „Cocoanet.EU“.Während des Berichtszeitraums sind Angriffe aufdie Unternehmensmitbestimmung in Zusammenarbeitmit den an<strong>der</strong>en Einzelgewerkschaften, demDGB und <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung abgewehrtworden, so dass keine gesetzlichen Verschlechterungenstattgefunden haben. Die Rechte <strong>der</strong>Aufsichtsratsmitglie<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Festsetzung <strong>der</strong>Vorstandsvergütung sind durch das Gesetz zurAngemessenheit <strong>der</strong> Vorstandsvergütung gestärkt306Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigung• Initiatoren einer Betriebsratswahl einen besseren Kündigungsschutzgenießen,• Arbeitgeber, die eine Betriebsratswahl behin<strong>der</strong>n, härter bestraft werden,und die Gerichte die Behin<strong>der</strong>ung von Betriebsratswahlen auch tatsächlichahnden.• die weitere Vereinfachung des Wahlverfahrens durch eine Erweiterung <strong>der</strong>zwingenden Anwendung des vereinfachten Wahlverfahrens auf Betriebemit einschließlich 100 wahlberechtigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.Arbeit <strong>der</strong> Betriebsräte stärkenDie Reform <strong>der</strong> Betriebsverfassung 2001 hat zwar viele Verbesserungengebracht, aber in einer sich immer schneller wandelnden Welt müssen auch dieArbeitsbedingungen <strong>der</strong> Betriebsräte mit den Verän<strong>der</strong>ungen Schritt halten.worden.Den <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n werden im Mitglie<strong>der</strong>- undim Funktionärsnetz Informationen über rechtlicheund politische Entwicklungen <strong>der</strong> Unternehmensmitbestimmungsowie Arbeitshilfen zu praktischenProblemen <strong>der</strong> Unternehmensmitbestimmung zurVerfügung gestellt.Die For<strong>der</strong>ung nach einer Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mitbestimmungsgesetze,um eine Beteiligung von Kolleginnenund Kollegen im Ausland an Aufsichtsratswahlenin Deutschland erreichen zu können, istnicht realisiert worden. Angesichts <strong>der</strong> politischenVerhältnisse im Berichtszeitraum sind Än<strong>der</strong>ungen<strong>der</strong> Mitbestimmungsgesetze nicht forciert worden.Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t daher:• ein umfassendes Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats bei <strong>der</strong> Sicherungund För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beschäftigung;• die betriebsverfassungsrechtliche Gleichstellung von überlassenen Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmern, arbeitnehmerähnlichen Personen bzw.Fremdfirmenarbeitnehmerinnen und Fremdfirmenarbeitnehmern mit denArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern des Betriebs nebst Ausweitung<strong>der</strong> Beteiligungsrechte des Betriebsrats des Einsatzbetriebs für diesenPersonenkreis;• Berücksichtigung von Leiharbeitnehmern bei <strong>der</strong> Größe des Betriebsratsund bei den Freistellungsregelungen• die Schaffung von effektiven Mitbestimmungsrechten beim Einsatz vonLeiharbeitnehmern und Fremdfirmenbeschäftigten (Recht, durch BetriebsvereinbarungHöchstzahl festzulegen)• die Fortentwicklung <strong>der</strong> Betriebsratsstrukturen i.S. einer effektivenInteressenvertretung auf <strong>der</strong> Entscheidungsebene von Konzernen undErmöglichung des Aufbaus und <strong>der</strong> Nutzung transnationaler Kontakteunter globalisierten Rahmenbedingungen;• die weitergehende Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen <strong>der</strong> Betriebsrätein Klein- und Mittelbetrieben durch anteilige Freistellungen und die generelleMöglichkeit auf eine schnelle Beiziehung von Sachverständigen;• eine beteiligungsorientierte Stärkung <strong>der</strong> Individualrechte <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmer im Rahmen <strong>der</strong> repräsentativen Betriebsverfassung(z.B. § 28a BetrVG);• die Schaffung eines effektiven Rechtschutzes für den Betriebsrat zurGewährleistung seiner Rechte durch die Verankerung eines Unterlassungsanspruchessowie durch die vorläufige Vollstreckbarkeit von Beschlüssen.Rechte <strong>der</strong> europäischen Betriebsräte stärkenDie Rolle <strong>der</strong> europäischen Betriebsräte muss gestärkt werden. Die Revision <strong>der</strong>Richtlinie über die europäischen Betriebsräte ist überfällig. Der <strong>Gewerkschaftstag</strong>beauftragt den Hauptvorstand, sich mit Nachdruck für eine verbesserteRichtlinie über europäische Betriebsräte einzusetzen und die Aktionen des EGBzu unterstützen.Dabei sind bei <strong>der</strong> Revision <strong>der</strong> Richtlinie folgende Punkte von beson<strong>der</strong>erBedeutung:• Gleich definierte Informations- und Konsultationsrechte für EBR, wie diesefür Betriebsräte in Europäischen Aktiengesellschaften bestehen.• Anerkennung <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> europäischen Gewerkschaftsverbände imbeson<strong>der</strong>en Verhandlungsgremium und in den europäischen Betriebsräten.• Möglichkeit <strong>der</strong> Neuverhandlung von „Alt“-Vereinbarungen, damit alle EBRdie Möglichkeit haben, von einer Verbesserung <strong>der</strong> Richtlinie zu profitieren.• Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen von EBR (u.a. mindestens zweiSitzungen pro Jahr, Anspruch auf Weiterbildung, Zugang zu Betrieben undEinbeziehung von externen Sachverständigen, Schutz von EBR-Mitglie<strong>der</strong>nwo nationaler Schutz nicht ausreichend).Geschäftsbericht 2008–2012 307


Antragstext Beschluss Erledigung• Das Recht, verbindliche Rahmenabkommen zu schließen.Zusammenarbeit im EBR stärken – Netzwerke schaffenDarüber hinaus muss die Zusammenarbeit in den europäischen Betriebsrätengestärkt werden. Dies ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer gemeinsamen– wirkungsvolleren – Interessenvertretung <strong>der</strong> ArbeitnehmerInnen gegenüberden europaweit agierenden Unternehmen.Wir müssen unsere Arbeit in den europäischen Betriebsräten verbessern. DasKonzept <strong>der</strong> Koordinatoren – nach dem für jeden EBR ein/eine Koordinatorinaus den Reihen <strong>der</strong> EFFAT (Europäische Vereinigung <strong>der</strong> Gewerkschaften…)Mitgliedsgewerkschaften verantwortlich ist – hat sich bewährt. Notwendig istallerdings die Arbeit <strong>der</strong> KoordinatorInnen stärker als bisher mit <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong>EFFAT-Mitgliedschaftsgewerkschaften zu verzahnen. Zu diesem Zweck mussim Rahmen <strong>der</strong> EFFAT für die einzelnen EBRe ein Netzwerk <strong>der</strong> national bzw.lokal verantwortlichen GewerkschaftssekretärInnen aufgebaut werden. Nur einsolches konzernbezogenes Netzwerk ermöglicht uns, bei EU-weiten Konzernentscheidungenschneller und effektiver zu handeln. Der Hauptvorstand wirdbeauftragt, hierzu im Rahmen <strong>der</strong> EFFAT ein entsprechendes Konzept vorzulegenund sich für seine Umsetzung im Rahmen <strong>der</strong> EFFAT einzusetzen.Weiterhin wird <strong>der</strong> Hauptvorstand beauftragt, ein Konzept vorzulegen undumzusetzen, dass dafür sorgt, dass die Rolle <strong>der</strong> EBRe für die ArbeitnehmerInnenin den Betrieben stärker sichtbar wird. Dies erfor<strong>der</strong>t auch im Rahmen <strong>der</strong> EFFAT,abgestimmte gemeinsame Themen in die Arbeit <strong>der</strong> EBRen einzubringen (z.B.Arbeitszeit). Wir müssen in den EBRen mehr als bisher Themen setzen. Innerhalb<strong>der</strong> <strong>NGG</strong> ist <strong>der</strong> Austausch zwischen den EBRe zu verstärken. Dadurch wird esmöglich, schneller und besser als bisher auf die Trends in den Unternehmen zureagieren.Unternehmensmitbestimmung stärkenDie deutsche Unternehmensmitbestimmung hat sich bewährt. Sie hat denArbeitnehmerinnen zusätzliche Einflussmöglichkeiten gebracht. Trotzdem versuchengroße Teile des Arbeitgeberlagers, die Mitbestimmung in Frage zu stellenbzw. sie im Gewand einer angeblichen Mo<strong>der</strong>nisierung so umzugestalten, dasssie ihre Wirkung verliert.Der Hauptvorstand wird beauftragt, zur Sicherung und <strong>zum</strong> Ausbau <strong>der</strong> Unternehmensmitbestimmungverstärkt Aufklärung zu betreiben, um den Wert <strong>der</strong>Mitbestimmung zu unterstreichen.Im Rahmen <strong>der</strong> Internationalisierung ist es notwendig, dass die Mitbestimmungsgesetzedahin gehend geän<strong>der</strong>t werden, dass durch Vereinbarungzwischen Konzernleitung und Gewerkschaft den ausländischen Kolleginnen undKollegen das aktive und passive Wahlrecht bei Aufsichtsratswahlen eingeräumtwerden kann.F 2Novellierung <strong>der</strong> EU-BetriebsratsrichtlinieAntragsteller: Landesbezirkskonferenz Hessen/Rheinland-Pfalz/SaarDie Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es for<strong>der</strong>n die Bundesregierungwie auch die EU-Kommission auf, die seit 1994 gültige EU-Betriebsräterichtlinieauf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> von EFFAT und EGB (Europäischen Gewerkschaftsbund)aufgestellten Kriterien den heutigen Erfor<strong>der</strong>nissen anzupassen.AnnahmeDie EU hat 2009 eine neue Richtlinie über EuropäischeBetriebsräte in Kraft gesetzt. Diese wurde inDeutschland durch die entsprechende Än<strong>der</strong>ungdes EBRG 2011 umgesetzt.Die neue Richtlinie hat For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gewerkschaftenz. T. aufgegriffen. Verbesserungen gab esu.a. durch die standardmäßige Einrichtung einesengeren Ausschusses im Hinblick auf die Rolle <strong>der</strong>Gewerkschaften im „Beson<strong>der</strong>en Verhandlungsgremium“.Nicht ausreichend sind z.B. die Sanktionenbei Verstößen gegen die Richtlinie. Auch gibt eskeine regelmäßige zweite Sitzung im Kalen<strong>der</strong>jahr.308Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungG 1Für eine gerechte Finanzierung <strong>der</strong> BerufsausbildungAntragsteller: Bundesausschuss junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> setzt sich für eine solidarische Finanzierung <strong>der</strong> Berufsausbildungein. Durch die Umlagefinanzierung in <strong>der</strong> Berufsausbildung sollendie Betriebe, die nicht ausbilden, obwohl sie es könnten, in einen Fonds einzahlen,aus dem wie<strong>der</strong>um Betriebe, die ausbilden, Gel<strong>der</strong> erhalten.Um Mitnahmeeffekte zu verhin<strong>der</strong>n, muss bei <strong>der</strong> Einführung einer Ausbildungsquoteneben einer Untergrenze auch eine Obergrenze von zu för<strong>der</strong>n<strong>der</strong>Ausbildung eingesetzt werden.AnnahmeDer Antrag <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> wurde auf <strong>der</strong> DGB-Bundesjugendkonferenz angenommen. Aufmehreren Ebenen fanden hierzu Gespräche mitPolitik und Wirtschaft statt.G 4AusbildungsquoteAntragsteller: Landesbezirksvorstand Nordrhein-WestfalenDie <strong>NGG</strong> setzt sich in den Tarifverhandlungen und politischen Auseinan<strong>der</strong>setzungenfür eine Erhöhung <strong>der</strong> Ausbildungsplätze ein. Ausgenommen hiervonist das Hotel- und Gaststättengewerbe. Betriebe, die nicht ausbilden, haben sichfinanziell an den Ausbildungskosten zu beteiligen.Annahme<strong>NGG</strong> hat in den politischen Debatten immer wie<strong>der</strong>ihre Position nach einer gesetzlichen Umlagefinanzierungzur Absicherung eines ausreichendenAusbildungsplatzangebotes deutlich gemacht unddieses auch in öffentlichen Stellungnahmen in denMedien verbreitet. Siehe auch Antrag B 17.G 5Ausbil<strong>der</strong>eignungsverordnungAntragsteller: Bundeskonferenz junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Die junge<strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t die umgehende Wie<strong>der</strong>inkraftsetzung <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>eignungsverordnung(AEVO) ergänzt mit einer Regelung, die besagen soll, dassdie Ausbil<strong>der</strong>eignung in regelmäßigen Abständen aufgefrischt bzw. erweitertwerden soll.Die junge<strong>NGG</strong> wird entsprechende Maßnahmen und Aktionen durchführen, umdie Politik <strong>zum</strong> Einlenken zu bewegen.AnnahmeDie Ausbil<strong>der</strong>eignungsverordnung ist <strong>zum</strong>1. August 2009 wie<strong>der</strong> in Kraft gesetzt worden.Eine Erweiterung um regelmäßige Weiterbildungenwar <strong>der</strong>zeit nicht durchsetzbar. <strong>NGG</strong> war in <strong>der</strong>DGB-Arbeitsgruppe vertreten.G 7Ausbildung in <strong>der</strong> ErnährungsindustrieAntragsteller: Landesbezirksvorstand Nordrhein-WestfalenDie Gewerkschaft <strong>NGG</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Sinnhaftigkeit einer Zusammenlegung<strong>der</strong> verfahrenstechnischen Ausbildungsberufe in <strong>der</strong> Ernährungsindustriezu prüfen.Aufgabe ist eine Zusammenführung auf wenige drei-jährige Ausbildungsberufe,die jeweils eine gemeinsame Grundausbildung haben, jedoch in differenzierendenFachrichtungen enden. Bei <strong>der</strong> Neuordnung wird eine Modulausbildungabgelehnt.Eine Arbeitsgruppe soll sich spezifisch damit auseinan<strong>der</strong>setzen, welche Berufezusammengelegt werden können. Dabei sollen Fachleute (z.B. Vertreter desBundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitgeber) und Vertreter <strong>der</strong>jungen<strong>NGG</strong> mit einbezogen werden, die eine Berufsausbildung im Ernährungsbereichabsolviert haben. Die Arbeitsgruppe soll eine Modellausbildungsordnungentwickeln. Dabei ist zu prüfen, inwieweit mit dem Abschluss ein Zugangzu einem weiterführenden Fachhochschulstudium ermöglicht werden kann.AnnahmeAuf Initiative <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> hat es ein gemeinsamesGespräch im Bundesinstitut für Berufsbildung(BIBB) über mögliche Vorgehensweisen zur Neuordnungim Sinne des Antrags gegeben. Die Arbeitgeberblieben bei ihrer ablehnenden Haltungunserer Vorschläge.Die Neuordnung ist bis auf Weiteres zurückgestellt.G 9Umgang mit PraktikantenAntragsteller: Bundeskonferenz junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Die <strong>NGG</strong> setzt sich in den Tarifverhandlungen und politischen Auseinan<strong>der</strong>setzungendafür ein, dass Praktika und ähnliche Lernverhältnisse eindeutig vonArbeitsverhältnissen abgegrenzt werden. Praktika dürfen keine regulären Stellenersetzen. Praktika müssen auf drei Monate begrenzt sein (Ausnahmen bei Prak-Annahme<strong>NGG</strong> hat den tarifpolitischen Schwerpunkt in denvergangenen fünf Jahren auf die Übernahme <strong>der</strong>Auszubildenden und eine Erhöhung <strong>der</strong> Ausbildungsvergütungenim gleichen Maße wie die prozentualeSteigerung <strong>der</strong> übrigen Entgelte gelegt.Die unterschiedliche Ausgangsposition für PraktikaGeschäftsbericht 2008–2012 309


Antragstext Beschluss Erledigungtika im Rahmen von schulischer und wissenschaftlicher Ausbildung o<strong>der</strong> staatlichenProgrammen). Sie müssen mit mindestens 300 Euro pro Monat vergütetwerden. Volontariate und Berufseinstiegsprogramme müssen auf 24 Monatebegrenzt und mit mindestens 7,50 Euro pro Stunde vergütet werden.erschwert eine einheitliche Lösung, diverse tarifvertraglicheRegelungen liegen vor.Das gesellschaftliche Problem ist von <strong>NGG</strong> immerwie<strong>der</strong> thematisiert worden.Siehe auch Antrag B 17.G 11Kontrolle <strong>der</strong> Ausbildung verbessernAntragsteller: Bundesausschuss junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> setzt sich öffentlich und im DGB für eine stärkere undumfassende Kontrolle und Überwachung <strong>der</strong> Pflichten <strong>der</strong> Ausbildenden nachBerufsbildungsgesetz (BBiG) und Handwerksordnung (HwO) in <strong>der</strong> betrieblichenAusbildung ein.Hierbei ist zu prüfen, inwieweit wir politisch durchsetzen können, dass die Überwachung<strong>der</strong> Einhaltung des Berufsbildungsgesetzes nicht mehr den zuständigenStellen (Kammern) unterliegt, son<strong>der</strong>n von einer öffentlichen Institutionunter paritätischer Beteiligung und Mitbestimmung <strong>der</strong> Gewerkschaften übernommenwird. Verstöße müssen wirksam sanktioniert werden.AnnahmeAuf Antrag <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> hat die DGB-Bundesjugendkonferenzeinen gleichlautenden Beschlussgefasst.Im Rahmen des jährlichen DGB-Ausbildungsreporteswird auf die fehlende Kontrolle hingewiesen.G 14LernmittelfreiheitAntragsteller: Bundesausschuss junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Die <strong>NGG</strong> setzt sich für die Lernmittelfreiheit an allen öffentlichen Bildungseinrichtungenin allen Bundeslän<strong>der</strong>n ein. Die Beschneidung <strong>der</strong> Lernmittelfreiheitist für uns nicht tragbar.AnnahmeDas Antragsbegehren ist Inhalt im Leitantrag„Bildung“ <strong>der</strong> Bundesjugendkonferenz des DGB.Derzeit gibt es Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> verschiedenenRegelungen in den Bundeslän<strong>der</strong>n.Auch diese Problematik wird jährlich im Ausbildungsreportthematisiert.G 15Gegen StudiengebührenAntragsteller: Bundeskonferenz junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Für ein offenes öffentliches und soziales Hochschulsystem, gegen StudiengebührenDie <strong>NGG</strong> tritt für ein sozial gerechtes, öffentlich organisiertes Hochschulsystemein. Wir lehnen jede Form von direkten o<strong>der</strong> indirekten Studiengebühren zurFinanzierung <strong>der</strong> Hochschulen ab. Bestehende Gebührenpflichten sind abzuschaffen.Dasselbe gilt für Rückmelde- und Verwaltungsgebühren aller Art, dielediglich versteckte Studiengebühren bedeuten. Dies betrifft auch die Berufsakademien.AnnahmeDas Antragsbegehren ist im Leitantrag <strong>der</strong> DGB-Jugend zur Bundesjugendkonferenz enthalten. DieAbschaffung <strong>der</strong> Studiengebühren wird beständigdurch den DGB thematisiert. Die junge<strong>NGG</strong> unterstütztdie jeweiligen Aktionen und Kampagnen <strong>der</strong>DGB-Jugend aktiv.Nur in Bayern und Nie<strong>der</strong>sachsen werden Ende2012 noch Studiengebühren erhoben.H 1LebensmittelkennzeichnungAntragsteller: HauptvorstandSichere Arbeitsplätze und gute Arbeitsbedingungen in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaftsind nicht zuletzt davon abhängig, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerin unseren Branchen qualitativ hochwertige, gesunde und sichere Lebensmittelproduzieren, die zu fairen Preisen vermarktet werden können.Das Vertrauen <strong>der</strong> Verbraucher in unsere Lebensmittel kann langfristig nurdurch eine nachvollziehbare Nährwert- und Herkunftskennzeichnung gesichertwerden, die mit einem Gütesiegel für faire Arbeitsbedingungen verbunden seinmuss.Verbraucherinnen und Verbraucher benötigen eine für sie verständlicheInformation über Nährwerte und die Zusammensetzung von Lebensmitteln –verbunden mit Angaben und Empfehlungen für einen gesundheitsför<strong>der</strong>lichenErnährungsstil.AnnahmeDie Diskussion um die Lebensmittelkennzeichnungist seit dem letzten <strong>Gewerkschaftstag</strong> fortgeführtworden, auf europäischer Ebene ist allerdingsdie For<strong>der</strong>ung nach einer Ampelkennzeichnungzurückgewiesen worden.Nichtsdestotrotz ist es im Interesse <strong>der</strong> Beschäftigtenin <strong>der</strong> Lebensmittelwirtschaft, dass keineVorbehalte gegen Inhaltsstoffe bestehen und dietatsächliche Verteilung von Nährstoffen erkennbarist.Die von <strong>NGG</strong> gefor<strong>der</strong>te Herkunftskennzeichnungwird weiter von den Arbeitgebern <strong>der</strong> Industrieabgelehnt, genauso wie die nötige Kennzeichnung<strong>der</strong> Produktionsbedingungen.310Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungDie aktuell in die Diskussion gebrachte „Ampelkennzeichnung“ ist in dieser Formnicht ausreichend, um dem Informationsbedarf für eine ausgewogene undgesunde Ernährung gerecht zu werden und die Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Lebensmittelzu gewährleisten.Um Informationen für eine sachgerechte und eigenverantwortliche Entscheidungvermitteln zu können, die zur notwendigen Akzeptanz <strong>der</strong> Verbraucherinnenund Verbraucher führen, ist ein visualisiertes Kennzeichnungssystem daherdeutlich zu ergänzen.Mit <strong>der</strong> freiwilligen Visualisierung von Nährwerten im Zusammenhang mit empfohlenenTageswerten hat die Lebensmittelindustrie einen Schritt in die richtigeRichtung getan.Allerdings reicht eine Kennzeichnung auf freiwilliger Basis nicht aus, – dieAngabe von Tageswerten bei Nährwerten ist unbestimmt und damit fragwürdig.Darüber hinaus haben die Verbraucherinnen und Verbraucher einen Anspruchauf Informationen über Herkunft und Produktionsbedingungen.In diesem Sinne halten wir eine gesetzliche, EU-weite Kennzeichnungspflicht fürdringend erfor<strong>der</strong>lich. In Bezug auf die Nährwerte muss sie sich an ernährungswissenschaftlichenErkenntnissen orientieren, wie sie z.B. von <strong>der</strong> DeutschenGesellschaft für Ernährung (DGE) systematisiert wurden.Die Bundesregierung wird aufgefor<strong>der</strong>t, entsprechend den beschriebenenAnfor<strong>der</strong>ungen ein „Nährwertkennzeichnungsgesetz“ auf den Weg zu bringenund auf europäischer Ebene in gleicher Weise initiativ zu werden.Das von <strong>NGG</strong> in vielfältiger Weise in die Diskussiongebrachte Nährwertkennzeichnungsgesetzwird von <strong>der</strong> zuständigen Ministerin abgelehnt;ihre Aktivitäten in diesem Bereich beschränkensich auf öffentlichkeitswirksame Aktivitäten ohnenachhaltige Wirkung auf eine verbesserungsfähigeSituation.H 2Für eine nachhaltige Sicherung <strong>der</strong>ErnährungsgrundlagenAntragsteller: HauptvorstandNach Untersuchungen <strong>der</strong> UNO hungern rund 850 Millionen Menschen auf <strong>der</strong>Welt. Ca. zwei Drittel davon versuchen in Asien und <strong>der</strong> Pazifikregion zu überleben,rund 25 Prozent sind in Afrika zu Hause.Es ist eine moralische Verpflichtung, die Ernährungsgrundlagen in <strong>der</strong> Weltdauerhaft zu sichern und den Hunger zu beseitigen.Mit Hilfe verschiedener Maßnahmen könnten Hunger und Not in <strong>der</strong> Weltzurückgedrängt werden, z.B.:• Unterstützung traditioneller Produktionsmethoden, die den regionalenGegebenheiten angepasst sind• Vermeidung <strong>der</strong> Verschwendung von Ressourcen durch Beendigungunangepasster industrieller Landwirtschaft• Stärkung <strong>der</strong> Agrarforschung, die insbeson<strong>der</strong>e den sich entwickelndenLän<strong>der</strong>n nutzt• Entwicklung eines globalen Beobachtungssystems, mit dem Nahrungsmittelkrisenrechtzeitig vorhergesagt werden können, um zielgerichtet helfenzu können.Das Ausbaupotenzial für Ackerflächen in <strong>der</strong> Welt beträgt nach verschiedenenStudien nur sieben Prozent. Mit einer Ausweitung sind we<strong>der</strong> die aktuellen nochdie mittel- und langfristigen Versorgungsprobleme in den Griff zu bekommen.Auch aus diesem Grund wendet sich unsere Gewerkschaft <strong>NGG</strong> grundsätzlichgegen die Verwendung von Flächen und Pflanzen, die zur Nahrungsmittelproduktionbenutzt werden können, als Grundlage für die Rohstofflieferungzur Kraftstoffgewinnung. Die Preiserhöhungen für Nahrungsmittel, die einerVerknappung des Angebotes folgen, machen noch mehr arme Menschen zuhungernden Menschen.Dennoch ist dies nicht <strong>der</strong> Hauptgrund für Hunger und Not. Es gibt nicht nureine Ursache, son<strong>der</strong>n ein ganzes Bündel von Gründen, wie z.B.:• Ungerechte wirtschaftliche und politische Systeme in vielen Län<strong>der</strong>nbehin<strong>der</strong>n den Aufbau einer effektiven Landwirtschaft und Wirtschaft undso die Bekämpfung des Hungers.• Soziale Ungerechtigkeit und fehlende politische Freiheiten, z.B. zur Bildungvon freien Gewerkschaften, verhin<strong>der</strong>n jede nachhaltige Entwicklung.• Ein ungerechtes Welthandelssystem, das nicht an den Bedürfnissen <strong>der</strong>Menschen ausgerichtet ist.AnnahmeIm Sinne des Antragsinhalts hat <strong>NGG</strong> sowohl fürden EFFAT-Kongress entsprechende Anträge aufden Weg gebracht, als auch <strong>zum</strong> IUL-Kongress imJahre 2012.Dabei sind die Ziele des Antrages aufgenommenworden und so auf internationaler Ebene diskutiertworden.Auf nationaler Ebene engagiert sich <strong>NGG</strong> in <strong>der</strong>„Supermarktmacht Initiative“ gemeinsam mitOxfam, Attac, Miserior, Brot für die Welt u.a.Mit dieser Initiative hat <strong>NGG</strong> das Thema <strong>der</strong>globalisierten Nahrungsmittel und Rohstoffproduktionund <strong>der</strong>en Folgen für die Produktionslän<strong>der</strong>thematisiert und dies auch <strong>zum</strong> Thema beiden Verkäufern <strong>der</strong> Produkte, den Supermarktketten,gemacht. <strong>NGG</strong> hat diese Frage mit einerDiskussion über die sozialen Folgen <strong>der</strong> Produktionverknüpft.Die zahlreichen Ansprechpartner innerhalb diesesBündnisses helfen uns, die Diskussion um Arbeitsbedingungenauch mit Verbraucherorganisationenzu führen und gleichzeitig mit Unternehmen in dieDiskussion zu kommen.Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dieser Frage ist nichtbeendet, son<strong>der</strong>n wird fortzuführen sein.Zur Verbreiterung <strong>der</strong> internen Diskussionenwar dieses Thema Teil <strong>der</strong> Diskussion auf <strong>der</strong>Beiratsitzung im Sommer 2011. Auch hier sinddie unterschiedlichen Betrachtungsweisen in denKäuferlän<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> sich entwickelnden Welt und<strong>der</strong> exportorientierten Betriebe in Deutschlanddeutlich geworden.Dennoch ist ein Fazit, dass nur die Berücksichtigungbei<strong>der</strong> Interessen zu einer nachhaltigenLebensmittelproduktion in Deutschland und zueiner nachhaltigen Verbesserung <strong>der</strong> Lebenssituationin den sich entwickelnden Län<strong>der</strong>n führenkann.Geschäftsbericht 2008–2012 311


Antragstext Beschluss Erledigung• Der Einfluss des Klimawandels führt nicht nur zu einem Anstieg <strong>der</strong> Durchschnittstemperaturen,son<strong>der</strong>n auch zu mehr Klimaextremen mit großenHitze- und Dürrewellen einerseits und Überschwemmungen an<strong>der</strong>erseits.Dies verstärkt den Hunger in vielen Län<strong>der</strong>n.Der zunehmende Handel mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen an Börsen machtdiese stärker zu Spekulationsobjekten und führt zu einer Aufwärtsspirale <strong>der</strong>Nahrungsmittelpreise.Der von Menschen gemachte Klimawandel wird mit seinen Folgen das zentralepolitische Thema in <strong>der</strong> Welt werden.Mit <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ung nach mehr Ackerflächen und stärkerer Bewirtschaftung(sowohl für die Nahrungsmittelproduktion als auch für Biokraftstoffe) aber auchdurch den Klimawandel wird nach verschieden Prognosen <strong>der</strong> Wasser- und Düngemittelbedarfweltweit ansteigen. Auch dies macht deutlich, dass Produkte zurBiokraftstoffproduktion nur mit einem deutlich höheren Energie- und Wasseraufwandproduziert werden können.Für die <strong>NGG</strong> hat die Versorgung <strong>der</strong> Weltbevölkerung mit Lebensmitteln Vorrang.Deshalb sind die folgenden Voraussetzungen mit Nachdruck umzusetzen:• Alle Anstrengungen für einen nachhaltigen Klimaschutz sind unverzüglichzu verstärken. Klimaschutz erfor<strong>der</strong>t im Kern Energieeinsparung undEffizienzsteigerung und die nachhaltige Energiegewinnung mit möglichstgeringer Nutzung fossiler Brennstoffe. Aus <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktionsollen möglichst ausschließlich Abfallstoffe für die Energieerzeugung verwendetwerden. Die Weiterentwicklung entsprechen<strong>der</strong> Technologien mitdem Ziel einer ökologisch und ökonomisch sinnvollen Verwertung ist zuför<strong>der</strong>n.• Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> ländlichen Entwicklung und nachhaltige Weiterentwicklungvon Ackerflächen.• Eine weltweite Regulierung <strong>der</strong> Kapitalmärkte: Rohstoffe zur Nahrungsmittelproduktiondürfen kein Spekulationsgut sein. Dies ist durch entsprechendeRegelungen für die Finanzmärkte sicherzustellen.Gute, qualitativ hochwertige, unter guten sozialen Bedingungen hergestellteund nachhaltig produzierte Lebensmittel haben ihren Preis. Sie sind die einzigeGrundlage für eine nachhaltige Entwicklung in den sich entwickelnden Län<strong>der</strong>n.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> beauftragt den Hauptvorstand <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>, sich aktiv an<strong>der</strong> politischen Diskussion zu beteiligen und dabei insbeson<strong>der</strong>e die Frage <strong>der</strong>sozialen Gerechtigkeit gemeinsam mit unserer Gewerkschaftsinternationale IULin den Mittelpunkt <strong>der</strong> Argumentation zu stellen.H 3Umwelt und Qualität – nachhaltiges WirtschaftenAntragsteller: Landesbezirksvorstand Nordrhein-WestfalenDer-Uno Klimabericht hat erneut deutlich gemacht, dass die Industriestaatengefor<strong>der</strong>t sind, einschneidende Verän<strong>der</strong>ungen einzuleiten, um den dramatischfortschreitenden Klimawandel zu verlangsamen. Gleichzeitig zwingen steigendeEnergiepreise die Unternehmen, aber auch die Verbraucher, verstärkt Energieeinzusparen und weitere Möglichkeiten dazu zu erschließen.Gewerkschaften haben bereits im DGB-Grundsatzprogramm 1996 die Gestaltungeiner nachhaltigen Entwicklung zu einer wichtigen Aufgabe erklärt. ImZuge <strong>der</strong> Zuspitzung <strong>der</strong> sozialen Auseinan<strong>der</strong>setzungen rückte die Verbindungvon sozialer und ökologischer Gestaltung in den Hintergrund.<strong>NGG</strong> war immer schon die „Umweltgewerkschaft“ im DGB. Wir haben z.B. klarePositionen zur Gentechnik, zur Atomenergie und zur Notwendigkeit einernachhaltigen Entwicklung. Nachhaltigkeit wurde 1987 von <strong>der</strong> UNO wie folgtdefiniert: „Entwicklung zukunftsfähig zu machen, heißt, dass die gegenwärtigeGeneration ihre Bedürfnisse befriedigt, ohne die Fähigkeit <strong>der</strong> zukünftigenGeneration zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können.“An<strong>der</strong>s ausgedrückt geht es darum, bei begrenzten Ressourcen dafür Sorge zutragen, dass das, was entnommen wird, sich auch erneuern kann. Dabei helfentechnische Möglichkeiten, keine Verzichts-, son<strong>der</strong>n eine Entwicklungsdiskussionzu führen.Die Notwendigkeit nachhaltiger Entwicklung wird auch dadurch verstärkt, dass<strong>der</strong> Energie- und Ressourcenverbrauch in den Entwicklungslän<strong>der</strong>n überproportionalsteigt. Das ist auch richtig so, denn gerade wir als Gewerkschaftsbewe-AnnahmeAuf Branchen- und Betriebsrätetagungen wurde„Nachhaltigkeit als Innovations- und Kostenthemain den Unternehmen“ durch <strong>NGG</strong> thematisiertund Handlungsmöglichkeiten für die Betriebsräteangesprochen.<strong>NGG</strong> hat beispielsweise maßgeblich das Netzwerkprojekt„Cocoanet.EU“ von EFFAT mit initiiert.Dieses Projekt hat <strong>zum</strong> Ziel, Konzepte, Grundideenund Referenzen für Good Practice in einer nachhaltigenKakaowirtschaft in Europa und weltweit zuentwickeln. Außerdem soll es einen Informationsaustauschzwischen Arbeitnehmervertretungenund Organisationen in <strong>der</strong> europäischen Schokoladen-und Kakaoindustrie schaffen.Die Frage <strong>der</strong> Umwandlung von vorher agrarischgenutzten Flächen für die Produktion von Energiepflanzenhat sich seitdem <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008weiter zugespitzt. Der Anbau dieser Pflanzen verschärftden Hunger in den betroffenen Gebietenund verschlechtert die Arbeitsplatzsituation <strong>der</strong>Beschäftigten.Auf internationaler Ebene unterstützen wir dieInitiativen unserer Internationale, mit einzelnenGroßunternehmen <strong>der</strong> Nahrungsmittelwirtschaft312Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigunggung wollen, dass weltweit gleiche Chancen und gleich gute Lebensbedingungenherrschen. Wir können <strong>der</strong> „Dritten Welt“ nicht vorenthalten, was wir für unsbeanspruchen!Eine nachhaltige Entwicklung ist auch deshalb erfor<strong>der</strong>lich, damit Umwelt nichtzu einem Gut <strong>der</strong> Reichen wird und wirtschaftlich geboten, um die Arbeitsplätzein <strong>der</strong> Ernährungsindustrie zukunftssicher zu machen.<strong>NGG</strong> wendet sich grundsätzlich gegen die Produktion von Biokraftstoffen aushochwertigen Rohstoffen, die normalerweise zur Produktion von Nahrungsmittelngenutzt werden. Dadurch werden Grundnahrungsmittel teurer, wichtigeRohstoffe für die Ernährungsindustrie werden knapp, Monokulturen werdengeför<strong>der</strong>t, Arbeitsplätze gefährdet und immer mehr Menschen müssen hungern.Der UN-Son<strong>der</strong>berichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler,bezeichnet deshalb die Umwandlung von fruchtbarem Ackerland zur Herstellungvon Biokraftstoffen als ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ undfor<strong>der</strong>t ein fünfjähriges Moratorium für die Produktion von Biokraftstoffen.<strong>NGG</strong> unterstützt diesen Vorschlag grundsätzlich, allerdings müssen Lösungenfür bereits entstandene Anlagen gefunden werden. Gleichzeitig müssen Forschungsanstrengungenverstärkt werden, um die Produktion von Biokraftstoffenaus Rest- bzw. Abfallstoffen zu ermöglichen.Erfolgreiche Kampagnen wie z.B. „Aus <strong>der</strong> Region, für die Region“ und „Nahrunggesund genießen“ sollen weiterentwickelt werden. Dabei werden wir verstärktBündnispartner suchen und mit an<strong>der</strong>en Nicht-Regierungsorganisationenzusammenarbeiten.Ein Schlüsselfaktor nachhaltiger Entwicklung sind auch die Arbeitsbedingungen,d.h. Arbeits- und Gesundheitsschutz, Qualifizierung und soziale Absicherung.Denn ohne diese Bedingungen können keine guten und hochwertigenProdukte erzeugt werden. Ein wichtiger Ansatz ist deshalb unsere Initiative, dieQualität von Arbeit als Kriterium von Gütesiegeln aufzunehmen. <strong>NGG</strong> begrüßtdas wachsende Interesse <strong>der</strong> Verbraucher an Güte- und Nachhaltigkeitssiegelnund wird ihre Anstrengungen fortsetzen, dass auch die Qualität <strong>der</strong> Arbeit alsKriterium aufgenommen wird. Diese Zielstellung muss auch international verfolgtwerden.<strong>NGG</strong> wird gemeinsam mit den Betriebsräten Nachhaltigkeit als Innovations- undKostenthema in den Unternehmen verankern. Der Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t,dazu einen Leitfaden für Betriebsräte zu entwickeln.<strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t die Betriebsräte in internationalen Konzernen auf, die Initiativenunserer IUL zu unterstützen, weltweit soziale Arbeitsbedingungen und Rechtefür die Beschäftigten durchzusetzen. Unser Ziel ist ein Kodex für soziales undökologisches Handeln.Wir wollen aber auch als Organisation ökologisch und sozial verantwortlichhandeln. Wir wollen Energiesparprogramme und umweltschonende Verfahren(Büromaterial) in den Betrieben, aber auch bei <strong>NGG</strong>.zu einem sogenannten Framework Agreement zukommen, mit dem Gewerkschaften als Verhandlungspartneranerkannt werden.Die Unterstützung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Betriebsräte z. B. beiNestlé, Unilever o<strong>der</strong> Coca-Cola hat sicherlich wesentlichmit dazu beigetragen, mit den Unternehmensführungenin einen Dialog über die Umsetzung<strong>der</strong> genannten For<strong>der</strong>ungen zukommen.Bestehende Anlagen zur Produktion von Bio-Kraftstoffensind oftmals bereits selbst von den Herstellernauf die Nutzung von Rest- und Abfallstoffenumgestellt worden, da sie sich <strong>der</strong> Diskussion„Teller o<strong>der</strong> Tank“ nicht aussetzen wollen.H 5Klimawandel stoppenAntragsteller: Bundeskonferenz junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen:Die <strong>NGG</strong> sieht den weltweiten Klimawandel als Bedrohung und wird daher vorbildlicheBeiträge <strong>zum</strong> Klimaschutz leisten.Dies betrifft insbeson<strong>der</strong>e• einen Wechsel von herkömmlichen zu klimafreundlichen (erneuerbareEnergiequellen nutzende) Energieanbietern,• Einbeziehung von Umweltgesichtspunkten bei technischen Anschaffungenund dem Kauf von Verbrauchsgütern,• aufklären und anhalten <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Beschäftigten zu klimaverträglichemArbeiten,• stärkere Bevorzugung von öffentlichen VerkehrsmittelnDie <strong>NGG</strong> wird beauftragt, weitere Maßnahmen <strong>zum</strong> Schutz <strong>der</strong> Umwelt umzusetzen.AnnahmeDie Annahme dieses Antrages hat <strong>NGG</strong> dazugeführt, in den Regionen und in <strong>der</strong> Hauptverwaltungüber die Energieanbieter nachzudenken undin <strong>der</strong> Hauptverwaltung beispielsweise auf ökologischproduzierten Strom zu setzen. Beim Einkaufvon Computern und Druckern haben energetischeGesichtspunkte schon aus Einspargründen einenbeson<strong>der</strong>en Stellenwert.Auch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel unddie Bildung von Fahrgemeinschaften für Sitzungenund <strong>NGG</strong>-Termine haben zweifellos zugenommen.Geschäftsbericht 2008–2012 313


Antragstext Beschluss ErledigungH 6KlimawandelAntragsteller: BundesfrauenausschussMit dem Weltklimabericht des IPCC (Intergovernmental Panel of ClimateChange), <strong>der</strong> Anfang 2007 veröffentlicht wurde, sind erstmals die Konsequenzendes wirtschaftlichen Handelns des Menschen breit diskutiert worden.Der britische Ökonom Nicholas Stern hat im Oktober 2006 in seinem Berichtan die britische Regierung zudem den wirtschaftlichen Schaden eindrucksvollbeziffert.Vor diesem Hintergrund sind die Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es<strong>der</strong> Ansicht, dass <strong>der</strong> Klimawandel jetzt schon sehr konkrete Auswirkungenauf die betrieblichen Realitäten hat:• Das Jahr 2007/2008 hat gezeigt, dass eine immense Verteuerung <strong>der</strong> Rohstoffedurch Ernteausfälle weltweit stattgefunden hat. Dadurch entstandenunseren Branchen Beschaffungsprobleme auf dem Weltmarkt. Durchdie stark angestiegenen Preise sind die Kostengefüge in den Betriebenimmens unter Druck geraten.• Der Anstieg <strong>der</strong> Energiekosten ist teilweise als Resultat des Klimawandelsanzusehen. Es muss immer mehr Energie dafür aufgewendet werden, dasseine <strong>der</strong> Folgen des Klimawandels, die Er<strong>der</strong>wärmung, abgefe<strong>der</strong>t wird.• Mit <strong>der</strong> zunehmenden Erwärmung sind die Menschen zusätzlich gesundheitlichbelastet. Auch sind weitere Auswirkungen auf den Menschenablesbar: Durch die starken Klimaeffekte, wie z. B. Wirbelstürme, Überschwemmungenund die Erwärmung generell häufen sich Infektionsgefahren.• Die Einwan<strong>der</strong>ung von Schadinsekten aus den Tropen in die gemäßigtenBreiten Europas stellt immer häufiger eine Belastung des Immunsystems<strong>der</strong> Menschen dar.• Für unsere Betriebe ist eine Erhöhung allgemeiner Betriebskosten, wie z. B.Versicherungen, Gebäudeschutz, Unwetter- und Hochwasserprophylaxe zuerwarten. Bislang ist noch nicht in nennenswertem Umfang damit begonnenworden, die klimatisch induzierten Kosten zu beurteilen. Es steht zuerwarten, dass sich die ganzen Berechnungsgrundlagen än<strong>der</strong>n werden,wenn Klimaschutzziele Teil <strong>der</strong> Unternehmenskosten werden.• Es wird in Zukunft politische Entscheidungen geben, die nicht mehr nachden klassischen Interessensmustern gefällt werden, son<strong>der</strong>n mehr undmehr das Ziel haben, klimaneutral zu sein (z. B. Verordnungen für Gebäudehinsichtlich <strong>der</strong> Energiegewinnung durch Photovoltaik und Solarzelleno<strong>der</strong> Verschmutzungsrechte für CO2-Ausstoß, Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Hygieneanfor<strong>der</strong>ungen).• Letztendlich wird es eine Umorganisation <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktegenerell geben. Produkte und Produktion werden teurer; es werden etlicheProdukte vom Markt verschwinden, da z. B. die Rohstoffe nicht mehrerschwinglich sind o<strong>der</strong> sich durch die Er<strong>der</strong>wärmung so verän<strong>der</strong>t haben,dass sie nicht mehr gefahrlos konsumiert werden können.Die Aufzählung ist nicht vollständig; viele Konsequenzen des Klimawandelssind aus heutiger Sicht noch nicht abschätzbar. Täglich werden immer neueEinflussgrößen auf das Erdklima bekannt und <strong>der</strong> Einfluss des wirtschaftendenMenschen auf die Än<strong>der</strong>ung des Klimas ist nicht mehr abzustreiten.Die Delegierten des 15. Ordentlichen <strong>Gewerkschaftstag</strong>es beschließen:• Wir sind die PraktikerInnen in den Betrieben, die sehr schnell abwägenkönnen, wie sich ansteigende Kosten auf die Arbeitsverhältnisse auswirkenwerden. Darum wollen wir sehr frühzeitig einen Diskussionsprozess <strong>zum</strong>Themenkreis Klimawandel in Gang setzen. Die Beschäftigten in <strong>der</strong> Ernährungswirtschaftund ihre Gewerkschaft, die <strong>NGG</strong> sind in beson<strong>der</strong>er Weisevon den Auswirkungen des Klimawandels betroffen.• Wir wollen ein beständiges Forum initiieren, das sich in regelmäßigenAbständen zusammenfindet, um über die neuesten Fakten zu diskutierenund Ausblicke zu formulieren.• Wir stellen jetzt schon fest, wie <strong>der</strong> Druck auf die Beschäftigten in unserenBetrieben wächst. Deshalb werden wir über geän<strong>der</strong>te Arbeitszeitmodellenachdenken müssen, werden Energiebilanzen bewerten müssen, Kostenvergleicheanstellen.AnnahmeNach einer umfassenden Analyse beinhaltet <strong>der</strong>Antrag verschiedene Anfor<strong>der</strong>ungen an die Bildungsarbeitund die Arbeit von Betriebsräten.Dieses Thema ist unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong>Rohstoffpreisentwicklung und <strong>der</strong> Folgen für dieProduktion in Deutschland behandelt worden.Dies ist für den Antrag nur ein eingeschränkterBlickwinkel.Wir haben diese Diskussionen auch im <strong>NGG</strong>-Beiratunter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Folgen <strong>der</strong> Rohstoffproduktionund <strong>der</strong> Exporte <strong>der</strong> deutschenIndustrie geführt.Im Rahmen des Deutschen Gewerkschaftsbundeshat sich <strong>NGG</strong> an den Diskussionen für einen sozialverträglichenEnergieumstieg beteiligt. Dabei ginges darum, Kriterien für eine nachhaltige Energiepolitikzu entwickeln und die Voraussetzungendafür zu benennen. Der DGB-Bundesvorstandhat dieses Programm im Juni 2011 beschlossen,mit dem die Gewerkschaften ihre Anfor<strong>der</strong>ungenan eine soziale Ausgestaltung <strong>der</strong> zukünftigenEnergiepolitik formuliert haben.Da allerdings auf internationaler Ebene weiterhinkeine nachhaltigen Schritte zur Reduzierung <strong>der</strong>Er<strong>der</strong>wärmung und in dessen Folge des Klimawandelsstattgefunden haben, besteht zu Pessimismusaller Anlass.Die auch von <strong>NGG</strong> unterstützten För<strong>der</strong>maßnahmenund For<strong>der</strong>ungen des Deutschen Gewerkschaftsbundeszur energetischen Gebäudesanierungzur Vermin<strong>der</strong>ung des Energieverbrauchssind im Angesicht <strong>der</strong> beschriebenen Größe desglobalen Problems nicht ausreichend.Die Folgen des Klimawandels haben unter demStichwort Rohstoffspekulation in den Branchentagungeneine wichtige Rolle gespielt, aufgrund <strong>der</strong>fehlenden personellen Ressourcen haben wir keindauerhaftes Forum zur Diskussion dieser Fragenmit Betriebsräten etablieren können.314Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss Erledigung• Unsere Betriebsräte sollen kompetente Ansprechpartner <strong>der</strong> Unternehmensein, wenn es darum geht, die Auswirkungen des Klimawandelsabzufe<strong>der</strong>n. Dazu ist viel Know-how notwendig. Dies soll in speziellenSchulungen, Seminaren und Diskussionsrunden vermittelt werden.I 1Frieden und SicherheitAntragsteller: HauptvorstandDie Sicherung des Friedens, die Eindämmung des internationalen Terrorismus,die Beachtung demokratischer Grundrechte sowie die Abwehr von Rechtsextremismusund Rechtspopulismus sind unabdingbare Voraussetzungen für eineerfolgreiche Zukunftsentwicklung in <strong>der</strong> Welt.Frieden und Sicherheit können dauerhaft nur auf <strong>der</strong> Grundlage nachhaltigerEntwicklung und gerechter Verteilung gesichert werden. Die Gewerkschaft<strong>NGG</strong> strebt gemeinsam mit ihren internationalen Schwestergewerkschafteneine Weltwirtschaftsordnung an, die die Lebens- und Arbeitsbedingungeninsbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Menschen in den sich entwickelnden Staaten verbessert. DieStaatengemeinschaft muss sich <strong>zum</strong> Ziel setzen, Hunger, Wassermangel undArmut weltweit zu überwinden und die Menschenrechte auf Arbeit, Nahrung,Wohnung, Kleidung und Bildung für alle zu verwirklichen. Staatliche Verantwortungzur Daseinsvorsorge für Menschen in Armut, Alter und bei Krankheit durchsozialstaatliche Strukturen zu organisieren, ist kein Relikt <strong>der</strong> Vergangenheit,son<strong>der</strong>n ein Zukunftsprojekt, das in den meisten Teilen <strong>der</strong> Welt erst verwirklichtwerden muss.Die internationalen Finanz- und Handelsorganisationen müssen auf nachhaltigeZiele verpflichtet werden, die eine faire Entwicklung ermöglichen, zu demokratischenStrukturen führen und bessere Beteiligungsrechte für die sich entwickelndenLän<strong>der</strong> sicherstellen. Nur auf dieser Grundlage kann überhaupt <strong>der</strong>Nährboden für internationalen Terrorismus, kriegerische Auseinan<strong>der</strong>setzungenund zwischenstaatliche Konflikte ausgetrocknet werden.In Spannungs- und Krisenfällen muss die zivile Konfliktlösung vor je<strong>der</strong> Formvon militärischem Vorgehen Vorrang haben. Programme zur Abrüstung müssenfortgeführt werden. Beim Vorgehen gegen terroristische Gruppen o<strong>der</strong> aggressiveStaaten hat das Gewaltmonopol bei <strong>der</strong> UNO zu liegen. Dies verlangt u.a.die politische Stärkung und eine bessere finanzielle Ausstattung <strong>der</strong> UNO. Einsätze<strong>der</strong> Bundeswehr dürfen folglich nur aufgrund eines UNO-Mandats und auf<strong>der</strong> Basis des Grundgesetzes erfolgen.AnnahmeAuch wenn es in Europa in weiten Teilen seit vielenJahrzehnten friedlich zugeht, so ist dies doch nurein kleiner Teil <strong>der</strong> Erde.Unsere Aktivitäten auf internationaler Ebene undmit den verschiedenen Bündnispartnern sollendem Ziel einer gerechteren Welt dienen, in <strong>der</strong> esnicht zu kriegerischen Handlungen kommen muss,um an Wohlstand und besserem Leben beteiligtzu sein.Diese Position haben wir in den internationalenOrganisationen, in denen wir vertreten sind, immerwie<strong>der</strong> eingebracht und thematisiert.Allerdings macht die aktuelle Entwicklung z.B. amsüdlichen Rand des Mittelmeers deutlich, dass diesesZiel nicht erreicht ist.J 1Gemeinsam gegen RechtsextremismusAntragsteller: HauptvorstandRechtsextreme, fremdenfeindliche und antisemitische Einstellungen und Verhaltensweisensind mittlerweile kein Randphänomen mehr, son<strong>der</strong>n bis weit indie Mitte unserer Gesellschaft verbreitet. Gewalttätige Übergriffe von Rechtsextremistensind keine Einzelfälle mehr, son<strong>der</strong>n lei<strong>der</strong> alltäglich geworden.Parteien wie die NPD und an<strong>der</strong>e rechtsradikale Gruppierungen versuchen, diedemokratischen Strukturen in unserem Lande zu nutzen, um ihre menschenverachtendenIdeologien zu verbreiten. An Schulen wird rechtsextreme undauslän<strong>der</strong>feindliche Propaganda verteilt, um junge Menschen für rechtsextremeGruppierungen und Interessen zu gewinnen.Es darf nicht länger ignoriert o<strong>der</strong> verharmlost werden, dass Menschen Angsthaben, sich zu bestimmten Tageszeiten in manchen Wohnvierteln o<strong>der</strong> Ortenaufzuhalten.Das entschiedene Vorgehen gegen Rechtsextremismus, die nachhaltige Stärkungzivilgesellschaftlicher Strukturen, <strong>der</strong> Kampf gegen Rechtsextremismuserfor<strong>der</strong>n das breite Engagement <strong>der</strong> gesamten Organisation sowie das klareBekenntnis, dass in unserer <strong>NGG</strong> kein Platz für Menschen mit rechtsextremenAnsichten und Handlungen ist. Unsere Mitglie<strong>der</strong> stehen für ein freundschaftlichesMiteinan<strong>der</strong> in Solidarität ein. – Ziel bleibt es, die Bereitschaft zur Zivilcouragezu stärken.In diesem Sinne wird <strong>der</strong> Hauptvorstand beauftragt, weiterhin Materialien,Initiativen und Aktionsprogramme zu entwickeln, um in <strong>der</strong> Öffentlichkeit, ingewerkschaftlichen Veranstaltungen, in Betriebsversammlungen und bei <strong>der</strong>AnnahmeFür uns alle ist <strong>der</strong> Kampf gegen Rechtsextremismuseine <strong>der</strong> Lehren aus <strong>der</strong> Zeit des deutschenFaschismus.Deshalb engagieren sich unsere Regionen beiAktivitäten gegen Naziaufmärsche und vermeintlichen„Heldengedenktagen“.Die Bedeutung dieses Engagements ist in beson<strong>der</strong>erWeise durch die Entdeckung <strong>der</strong> terroristischenOrganisation NSU verstärkt worden. Bisheute ist nicht aufgeklärt, welche weiteren Unterstützerdiese Mör<strong>der</strong>bande hatte. Die unglaublichenFahndungspannen, das unkoordinierteAktenvernichten und gezielte Vertuschung <strong>der</strong>Mängel <strong>der</strong> Polizeiarbeit machen die Bedeutungdes zivilgesellschaftlichen Engagements von <strong>NGG</strong>und An<strong>der</strong>en gegen die Nazis deutlich.Als sichtbares Zeichen haben wir das Logo “Buntstatt Braun“ für <strong>NGG</strong> umgesetzt und informierenstetig über Aktivitäten gegen Rechts. In <strong>der</strong>Bildungsarbeit <strong>der</strong> jungen<strong>NGG</strong> wird das Themaimmer wie<strong>der</strong> aufgegriffen. Sofern dies bekannt ist,werden Mitglie<strong>der</strong> mit rechtsextremen Ansichtenausgeschlossen bzw. nicht aufgenommen.Geschäftsbericht 2008–2012 315


Antragstext Beschluss ErledigungBerufsschularbeit weiter aktiv gegen Intoleranz, Auslän<strong>der</strong>feindlichkeit undRechtsextremismus in unserem Land – ggf. auch in Zusammenarbeit mit Arbeitgeberverbändenund an<strong>der</strong>en Organisationen – vorzugehen.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> for<strong>der</strong>t die Verantwortlichen in <strong>der</strong> Politik auf, endlich einVerbotsverfahren für die NPD einzuleiten und durchzusetzen.J 2RechtsextremismusAntragsteller: Landesbezirksvorstand Nordrhein-WestfalenDer Hauptvorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine Kampagne „Für Menschenrechte,Toleranz und Gewaltfreiheit – gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ zuentwickeln. Dabei soll angeknüpft werden an die Kampagne „Mach meinenKumpel nicht an“.<strong>NGG</strong> ist gefor<strong>der</strong>t, im betrieblichen Alltag, in <strong>der</strong> Bildungsarbeit und im politischenRaum aktiv gegen Rechtsextremismus aufzutreten.Ziel ist dabei auch die Aufklärung über Rechtsextremismus und die mo<strong>der</strong>nenPropagandaformen <strong>der</strong> „Erlebniswelt Rechtsextremismus“. Bestandteil <strong>der</strong> Kampagnesollte sein:• Die Entwicklung von Plakaten, Argumentationen und Logos gegen Rechtsextremismus.• Die Nutzung mo<strong>der</strong>ner Kommunikationsformen wie SMS und E-Mails.• Die Aufklärung im Internet, möglichst in Zusammenarbeit mit dem DGBund Stärkung und Ausbau <strong>der</strong> „gelben Hand“. (www.gelbehand.de).• Die Durchführung von Seminaren für ehrenamtliche und hauptamtlicheKolleginnen und Kollegen gegen Stammtischparolen.• Die Entwicklung eines Flyers für die Gastronomie: In diesem sollen dieMitarbeiterInnen informiert und Möglichkeiten für gemeinsames Handelnaufgezeigt werden, wenn freie Kameradschaften in Gaststätten tagen, o<strong>der</strong>Rechtsextreme in Hotels Kongresse veranstalten.• Die Entwicklung einer Muster-BV gegen Diskriminierung im Betrieb;<strong>NGG</strong> wird sich politisch dafür einsetzen, dass im Bundeshaushalt und denHaushalten <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong> verstärkt finanzielle Ressourcen für präventiveMaßnahmen gegen Rechts zur Verfügung gestellt werden.Es gilt aufzuklären, abzugrenzen, aber auch dafür zu sorgen, dass rechtsextremePositionen und Verhaltensweisen in <strong>der</strong> Gesellschaft stigmatisiert und isoliertwerden. Dazu gehört auch die Nutzung rechtsstaatlicher Mittel.<strong>NGG</strong> unterstützt deshalb die For<strong>der</strong>ung nach dem Verbot <strong>der</strong> NPD. Denn:„Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen!“Das Bundesinnenministerium wird aufgefor<strong>der</strong>t, unverzüglich die Nachfolgeorganisationen<strong>der</strong> Wiking Jugend – wie z.B. die Heimattreue Deutsche Jugend(HDJ) zu verbieten. Solche Organisationen werben Kin<strong>der</strong> und Jugendliche miteindeutig rechtsextremen Inhalten. An<strong>der</strong>s als beim Verbot von Parteien, fürdie das Bundesverfassungsgericht zuständig ist, kann hier das Ministerium einVerbot aussprechen, da die Wiking Jugend bereits seit 1994 verboten ist. Diebisherige Untätigkeit an diesem Punkt ist ein Skandal.AnnahmeDie Gewerkschaft <strong>NGG</strong> ist eine <strong>der</strong> Gewerkschaften,die die “gelbe Hand“ beson<strong>der</strong>s unterstützen.So war <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Vorsitzende 2011/2012 Schirmherrdes Preises <strong>der</strong> gelben Hand. Die Auszeichnungwird für beson<strong>der</strong>es Engagement fürGleichbehandlung, gegen Fremdenfeindlichkeit,Rassismus und Rechtsextremismus in <strong>der</strong> Arbeitsweltan Berufsschülerinnen, Berufsschüler und analle Jugendlichen, die sich in einer beruflichenAusbildung befinden, vergeben.<strong>NGG</strong> arbeitet aktiv bei <strong>der</strong> Ausgestaltung und Entwicklung<strong>der</strong> Strategie <strong>der</strong> „gelben Hand“ mit.In verschiedenen Organisationseinheiten hat esSeminare für ehrenamtliche und hauptamtlicheKolleginnen und Kollegen gegen Stammtischparolengegeben, die die Auseinan<strong>der</strong>setzung damiterleichtert haben.Zu Diskriminierung im Betrieb gibt es verschiedeneBetriebsvereinbarungen, die insbeson<strong>der</strong>edarauf abzielen, Diskriminierung aus rassistischenGründen zu verhin<strong>der</strong>n.J 3Verbot aller Parteien und Organisationen mit rechtsextrememund rassistischem Hintergrund – Rechtsextremismusden Boden entziehenAntragsteller: Landesbezirkskonferenz OstDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> <strong>NGG</strong> möge beschließen:Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten setzt sich ein für ein Verbot allerParteien und Organisationen mit rechtsextremen, neofaschistischen, rassistischenund antisemitischen Hintergründen. Sie for<strong>der</strong>t Bundestag und Bundesratauf, einen Verbotsantrag beim Bundesverfassungsgericht zu stellen, <strong>der</strong> inhaltlich,organisatorisch und verwaltungstechnisch so gut vorbereitet ist, dass erbegründete Aussicht auf Erfolg hat.Parallel zu dem Verbot müssen alle Wege genutzt werden, Vereinigungenund Einrichtungen, die nicht auf dem Boden des Grundgesetzes agieren, dieAnnahmeNach dem ersten gescheiterten NPD-Verbotsverfahren(2001-2003) haben sich viele gesellschaftlicheAkteure mit <strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> NPD abgefunden.Unser <strong>Gewerkschaftstag</strong> 2008 hat nochmalsverdeutlicht, dass sich <strong>NGG</strong> nicht mit <strong>der</strong> Existenz<strong>der</strong> Rassisten abfindet und weiter ein Verbot <strong>der</strong>menschenverachtenden NPD anstrebt.Erst mit <strong>der</strong> Aufdeckung <strong>der</strong> NSU-Morde hat eswie<strong>der</strong> stärkere Unterstützung für diese For<strong>der</strong>unggegeben. Im Dezember 2012 haben sich sowohldie Innenminister wie auch die Ministerpräsiden-316Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungGemeinnützigkeit und alle damit verbundenen Steuervorteile abzuerkennen.Rechtsextremistische Tendenzen verschwinden nicht allein durch ein Verboteiner Partei o<strong>der</strong> Organisation. Deshalb muss dem Rechtsextremismus nebendem organisatorischen auch <strong>der</strong> soziale Boden entzogen werden. Deshalb for<strong>der</strong>t<strong>NGG</strong> Regierung und Parlamente auf, sofort und in Zukunft wie<strong>der</strong> ihrer imGrundgesetz Artikel 20 festgelegten Verpflichtung nach einer sozialen Gesetzgebungnachzukommen, denn steigende Armut und die soziale Spaltung <strong>der</strong>Gesellschaft för<strong>der</strong>n rassistische, neofaschistische und rechtsradikale Tendenzen.Begleitend startet <strong>NGG</strong> eine Aufklärungskampagne <strong>zum</strong> Thema „Rechtsextremismus“,die sich an unsere Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben richtet. DieKampagne soll die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie „Gewerkschaften und Rechtsextremismus“berücksichtigen (FU Berlin 2005 im Auftrag <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung).ten <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> für ein neues NPD-Verbotsverfahrenausgesprochen. Die Bundesregierung kündigteeine Entscheidung darüber im ersten Quartal 2013an.Mit unserer Berichterstattung in den Medien undden wie<strong>der</strong>kehrenden For<strong>der</strong>ungen für ein Verbot<strong>der</strong> NPD haben wir sicher mit dazu beigetragen,die Diskussion darüber weiterhin öffentlich zuführen. An diese Debatten werden letztlich dieVerbotsanträge anknüpfen.J 4Gewerkschaftsarbeit gegen RassismusAntragsteller:Bundeskonferenz junge<strong>NGG</strong>Die Bundeskonferenz junge<strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t die Gewerkschaft dazu auf, „Rassismusund Fremdenfeindlichkeit“ stärker entgegenzuwirken.Dazu müssen folgende Arbeitsschritte geschehen:• Unsere <strong>NGG</strong> wird sich in allen Gremien noch stärker mit den Themen„Rassismus und Rechtsradikalismus“ auseinan<strong>der</strong>setzen.• Auf Regions-, Landes- und Bundesebene wird mehr Öffentlichkeitsarbeitgegen Rassismus und Rechtsradikalismus praktiziert. Dies soll in Formvon Demos vor Wahlen und mit Informationsständen <strong>zum</strong> Beispiel inden Innenstädten, Schulen und Jugendklubs geschehen. Weiter werdenverstärkt Seminare <strong>zum</strong> Thema „Rassismus“, „Rechtsradikalismus“ und den„Wahlprogrammen“ <strong>der</strong> einzelnen Parteien angeboten. Dies soll insbeson<strong>der</strong>efür Betriebsräte und Jugend- und Auszubildendenvertretungen, alsauch für <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong> angeboten werden.• Unsere <strong>NGG</strong> erstellt ein Leitbild in Form von Infomaterial über diepolitische Ausrichtung <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>. In diesem Leitbild soll unter an<strong>der</strong>emfestgehalten werden, dass die <strong>NGG</strong> sich gegen Rassismus und rechtsorientierteParteien, wie die NPD, stellt, sich für die Gleichberechtigungaller Menschen und immer für einen demokratischen Weg einsetzt. DiesesGrundsatzpapier enthält die Grundwerte, die sich aus unserer Satzungergeben. Es bietet den Mitglie<strong>der</strong>n und denen, die es werden wollen,einen kompakten Überblick ausschließlich über unsere Werte und nichtüber unseren Aufbau. Des Weiteren soll ein bundesweiter Arbeitskreisgebildet und mit <strong>der</strong> Erstellung von weiterem Infomaterial gegen Rassismus,Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus beauftragt werden.• Unsere <strong>NGG</strong> arbeitet aktiv mit den Verbänden IUL und EFFAT zusammen.Durch regelmäßige Teilnahme an den Treffen <strong>der</strong> europäischen Dachverbände,durch den bestimmte Vertreter und eine schriftliche Rückkopplungin die einzelnen Gremien erfolgt, wird ein besserer Austausch undInformationsfluss über rassistische Vorgänge an die Mitglie<strong>der</strong> sichergestellt.Vorgehensweisen gegen Rassismus werden ausgetauscht undaufgegriffen. Ebenso soll eine aktivere Zusammenarbeit und Austauschmit den Gewerkschaften <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong> stattfinden, um Auslän<strong>der</strong>feindlichkeit,die durch län<strong>der</strong>übergreifende Arbeitsverhältnisse und dasdamit verbundene Lohndumping entsteht, abzubauen. Dies kann in Formvon län<strong>der</strong>übergreifenden Seminaren und Austauschveranstaltungengeschehen.AnnahmeIn den Bearbeitungshinweisen zu den AnträgenJ 1 bis J 3 sind verschiedene in diesem Antraggenannte Themen aufgenommen worden. <strong>NGG</strong>beteiligt sich sowohl an Demonstrationen wieauch an Aktivitäten gegen Naziaufmärsche. InBerufsschulen treten wir auf und bieten entsprechendenUnterricht an, um den Naziparolen etwasentgegenzusetzen.Das <strong>NGG</strong>-Leitbild steht für die Werte Gerechtigkeitund Solidarität.Unsere Zusammenarbeit mit unseren Bru<strong>der</strong>- undSchwesterorganisationen bei IUL und EFFAT istdavon geprägt, dass Rassismus nicht als nationalesProblem gesehen wird.Mit unseren französischen Kollegen haben wir eingemeinsames Papier gegen Lohndumping in <strong>der</strong>Fleischbranche entwickelt, das ausdrücklich nichtgegen diejenigen gerichtet ist, die als Bürger an<strong>der</strong>erStaaten zu Dumping-Preisen arbeiten, son<strong>der</strong>ngegen diejenigen, die die Not dieser Menschenausnutzen!J 6Nazis und Rassismus nicht dulden, son<strong>der</strong>nbekämpfen!Antragsteller: Landesbezirkskonferenz Hessen/Rheinland-Pfalz/SaarDer 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> for<strong>der</strong>t die Vorstände <strong>der</strong> <strong>NGG</strong>-Regionenauf, mit Betriebsräten und <strong>NGG</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n konkrete Schritte zu entwickeln,rassistische, fremdenfeindliche und faschistische Äußerungen und gleichesVerhalten im Betrieb nicht zu dulden, son<strong>der</strong>n aktiv zu bekämpfen. Dazu gehörtbei allen religiösen, nationalen und ethnischen Beson<strong>der</strong>heiten in den Beleg-AnnahmeSiehe hierzu die Bearbeitungsvermerke zu denAnträgen J 1 bis J 5.Geschäftsbericht 2008–2012 317


Antragstext Beschluss Erledigungschaften das offene Bekenntnis gegen Nazis und Rassisten sowie <strong>der</strong> Einsatz allerpolitischen wie betriebsverfassungsrechtlichen Mittel, <strong>der</strong>en menschenverachtendePolitik in den Betrieben wirkungsvoll zu unterbinden. Keine Toleranz denIntoleranten!J 7Öffentlichkeitsarbeit über RechtsextremismusAntragsteller: Landesbezirkskonferenz BayernDer 15. <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen, dass zukünftig verstärkt Öffentlichkeitsarbeitgegen Rechtsextremismus initiiert und durchgeführt werdenmuss. Hierzu for<strong>der</strong>n wir Bildungsseminare und auch die Aufklärung an Schulen,Berufsschulen und Hochschulen.Im Beson<strong>der</strong>n for<strong>der</strong>n wir eine intensivere Zusammenarbeit mit dem Netzwerkfür Demokratie und Courage, bei dem <strong>der</strong> DGB einer <strong>der</strong> Hauptträger ist. Beteiligungenan <strong>der</strong>en Aktionen wie z.B. „Kein Sex mit Nazis“.AnnahmeWie oben beschrieben, ist die Öffentlichkeitsarbeit<strong>zum</strong> Thema Rechtsextremismus weiter verstärktworden. Die Zusammenarbeit mit dem Bildungsträger„Netzwerk für Demokratie und Courage“hat nach den jeweiligen örtlichen Bedingungenstattgefunden. Ein entsprechen<strong>der</strong> Button isterstellt worden.J 9Aufklärungsarbeit Rechtsextremismus im BZOAntragsteller: Bundeskonferenz junge<strong>NGG</strong>Der 15. Ordentliche <strong>Gewerkschaftstag</strong> möge beschließen, zukünftig das ThemaRechtsextremismus und Erscheinungsformen verstärkt zu behandeln. Hierzuempfiehlt <strong>der</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong>, dass im Bildungszentrum Oberjosbach regelmäßigAbendveranstaltungen zu diesem Thema durchgeführt werden. DieseVeranstaltungen sollen für alle Jugend- und Auszubildendenvertretungen,Betriebsrätinnen und Betriebsräte und weitere Interessenten zugänglich seinund beworben werden.AnnahmeDer Trägerverein des Bildungszentrums Oberjosbachhat sich mit diesem Antrag auseinan<strong>der</strong>gesetztund empfohlen, dies umzusetzen.I 1 Finanzmärkte regulieren, kontrollieren und sichern –Konjunkturprogramm auflegenAntragsteller: HauptvorstandWir erleben mit <strong>der</strong> aktuellen Finanzmarktkrise eine tief greifende Erschütterungdes Weltfinanzsystems, die Ausmaße <strong>der</strong> großen Depression 1929 erreichenkann. Nach dem Schwarzen Freitag 1929 in den USA ist dort ein Bündel wichtigerWirtschafts- und Sozialreformen auf den Weg gebracht worden.Die Finanzmarktkrise bietet die Chance, endlich Kriterien für die globalisierteFinanzwelt zu schaffen, die die Notwendigkeiten einer gerechten und nachhaltigenEntwicklung berücksichtigen.Der <strong>Gewerkschaftstag</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>NGG</strong> stellt fest:Wir erleben mit dieser Krise die Folgen des Kasinokapitalismus. Derivate, Zertifikate,Leerverkäufe, die sich als Luftbuchungen <strong>der</strong> Bankenwelt erweisen, sindkeine wirklichen Werte. Im Gegenteil: Das Angebot dieser Produkte war wieSpielgeld für die unseriösen Zocker in Nadelstreifen!In den letzten drei Jahrzehnten hat sich die Geschäftsstrategie <strong>der</strong> Banken vonihrem Kerngeschäft weit entfernt. Heute wie früher werden Werte in <strong>der</strong> Realwirtschaftvon Menschen geschaffen.Die eigentliche Aufgabe <strong>der</strong> Banken ist, den Unternehmen Geld zu leihen, damitdiese investieren und wachsen können. Dieser Bezug zur Realwirtschaft ist verlorengegangen, die Banken haben die Freiräume ihres Handelns nur genutzt,um durch Spekulation Geld in mehr Geld zu verwandeln. Millionenfaches Elendund Verunsicherung sind die Folge.Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> for<strong>der</strong>t:Die Regeln für die Finanzmärkte müssen deutlich verschärft werden. Für die Stabilisierung<strong>der</strong> Realwirtschaft ist ein umfangreiches Konjunktur- und Investitionsprogrammnötig!Nach unserem Grundgesetz sind auch die Banken verpflichtet, dem „Wohle <strong>der</strong>Allgemeinheit“ zu dienen.Festzustellen ist jedoch, dass die dramatischen Verluste auch <strong>der</strong> deutschen Bankenin den USA zu einer Vertrauenskrise <strong>der</strong> weltweiten Finanzwirtschaft untereinan<strong>der</strong>geführt haben, die sich dramatisch auf die Realwirtschaft auswirkt!AnnahmeDer Initiativantrag wurde auf dem <strong>Gewerkschaftstag</strong>2008 zu einer Zeit angenommen, als die ganzenFolgen <strong>der</strong> vermeintlichen Finanzkrise für denEU-Raum noch nicht ersichtlich waren.Über die europäischen Mechanismen zur Schuldenkontrollesind Elemente einer europäischenWirtschaftregierung entwickelt worden, die keinerleidemokratischen Kontrollen unterliegen.Die Entwicklung hat seitdem sowohl die For<strong>der</strong>ungendes Antrags bestätigt, als auch neue Anfor<strong>der</strong>ungengewerkschaftlicher Politik verdeutlicht.In den Diskussionen mit den deutschen undeuropäischen Gewerkschaften haben wir unsereFor<strong>der</strong>ungen eingebracht, auf Ebene <strong>der</strong> deutschenGewerkschaften sind diese im „Marshallplanfür Europa“ enthalten. Auch die For<strong>der</strong>ungen deseuropäischen Gewerkschaftsbundes EGB nehmendie auch von <strong>NGG</strong> gefor<strong>der</strong>ten Verän<strong>der</strong>ungen auf.318Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungDie nötigen Vereinbarungen für die Regulierung des Finanzsektors müssen injedem Fall eine stärkere Kontrolle von Finanzinvestitionen, bessere Eigenkapitalausstattung<strong>der</strong> Banken beinhalten sowie in gleicher Weise die persönlicheHaftung <strong>der</strong> verantwortlichen Finanzmarktakteure national und internationalsichern.Die Banken haben in den letzten Jahren gigantische Gewinne gemacht, die indie Taschen <strong>der</strong> Aktionäre und Manager geflossen sind. Jetzt besteht die Gefahr,dass für die Verluste die Steuerzahler/innen aufkommen sollen. Klar ist daher:Öffentliche Unterstützung des Finanzsektors darf es nur gegen Eigentumsrechte(Verstaatlichung) und direkte Einflussnahme auf die Geschäftspolitik geben.Für die Zukunft müssen die Banken aus eigenen Mitteln einen europäischenSicherungsfonds finanzieren. Wenn eine Bank sich verzockt, müssen die Bankendie Zeche zahlen und nicht die Steuerzahler/innen.Die Finanzwelt muss den aktuellen Rettungseinsatz refinanzieren.Wir for<strong>der</strong>n eine Verän<strong>der</strong>ung und Beschränkung <strong>der</strong> Vergütung von Bankvorständen,die durch ihre unsozialen Geschäfte unmoralisch verdienen. Dies mussgesetzlich vorgegeben werden.Auf internationaler Ebene müssen die Frühwarnsysteme beim internationalenWährungsfonds handlungsfähig ausgestaltet werden. Die Austrocknung <strong>der</strong>Steueroasen sowie eine Kontrolle des internationalen Kapitalverkehrs sind Ziele,die faires Wirtschaften im Finanzsektor sicherstellen helfen.Eine europäische Rating-Agentur unter öffentlicher Kontrolle z. B. im Rahmen<strong>der</strong> EZB soll bei <strong>der</strong> Bewertung von Unternehmen sicherstellen, dass nicht nurVerwertungsinteressen berücksichtigt werden, son<strong>der</strong>n auch nachhaltige undsoziale Unternehmenspolitik berücksichtigt wird.Gleichzeitig müssen die nationalen Aufsichtsbehörden eine Kontrolle über alleAnbieter ausüben, die Finanzprodukte anbieten.So muss <strong>zum</strong> Beispiel ein Verbot von „Luftverkäufen“ Gesetz werden und definierteRegelungen <strong>zum</strong> Verhältnis von Eigenkapital und Verschuldung festgelegtwerden.Alle Bankrisiken müssen aus den Bilanzen erkennbar sein.Bei den jetzt nötigen Rettungsmaßnahmen darf nicht nur die FinanzwirtschaftUnterstützung erfahren.Das rund 500 Mrd. Euro schwere Rettungsprogramm in den USA wird dazu nichtausreichen, genau so wenig wie das fast 500 Milliarden Euro schwere Hilfsprogramm<strong>der</strong> Bundesregierung.Die Finanzierung dieses Hilfsprogramms soll von den Verursachern getragenwerden. Dazu kann <strong>zum</strong> Beispiel eine „Finanztransaktionssteuer“ dienen, dieBörsenumsätze und weitere Finanzbewegungen besteuert. Weiter for<strong>der</strong>n wireine „Millionärssteuer“.Die gefor<strong>der</strong>ten Maßnahmen werden jedoch nicht ausreichen, um das nach<strong>der</strong> Herbstprognose <strong>der</strong> Wirtschaftsforschungsinstitute auf 0,2 Prozent sinkendeWachstum in Deutschland für 2009 zu sichern.Wer Arbeitsplätze sichern und weiteren Arbeitsplatzabbau verhin<strong>der</strong>n will,muss mit dafür sorgen, dass <strong>der</strong> private Konsum und öffentliche Investitionen inunserem Land gesteigert werden.Wirtschaftspolitisch gegensteuern heißt: Unterstützung für nachhaltiges undlangfristiges Wirtschaften sichern!Hierzu unterstützen wir die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> deutschen Gewerkschaften nacheinem Investitionsprogramm in Höhe von mindestens 25 Milliarden Euro, einProgramm, das Investitionen für Bildung, Gesundheit, öffentliche Infrastruktursowie einen ökologischen und energieeffizienten Umbau unserer Wirtschaftunterstützt.Weiterhin muss die Bundesregierung ihre unsozialen gesetzlichen Verschlechterungenzurücknehmen, wie z. B. die Streichung <strong>der</strong> Pendlerpauschale (Kosten:drei Milliarden Euro = 0,6 Prozent <strong>der</strong> bereitgestellten Gel<strong>der</strong> für das Finanzmarktstabilisierungsgesetz).Deshalb for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>Gewerkschaftstag</strong>, nach <strong>der</strong> Zustimmung <strong>zum</strong> Finanzmarktstabilisierungsgesetzein mindestens 25 Milliarden Euro umfassendes Investitions-und Konjunkturprogramm zu verabschieden. Gleichzeitig müssen <strong>der</strong>Bankwirtschaft die genannten Kontrollregeln auferlegt werden.Das bewährte deutsche Banken- und Sparkassensystem mit öffentlichen undprivaten Banken und Sparkassen muss erhalten bleiben. Es erweist sich trotzGeschäftsbericht 2008–2012 319


Antragstext Beschluss Erledigungeiniger Probleme als deutlich stabiler als die privatwirtschaftlichen Bankensystemein den USA o<strong>der</strong> Großbritannien!Wir for<strong>der</strong>n vom Bundestag weiter, sofort ein Gesetz für einen gesetzlichenMindestlohn in Höhe von mindestens 7,50 Euro zu verabschieden, um ein längstüberfälliges soziales Zeichen zu setzen und den Menschen ein Stück Sicherheitfür ihr Leben zu geben. Die Unionsfraktion im Bundestag for<strong>der</strong>n wir auf, sofortihre Blockade gegen mehr Sicherheit für die Menschen zu beenden.Die Gewerkschaft <strong>NGG</strong> wird mit ihrer Tarifpolitik im kommenden Jahr ihrenBeitrag zur Verbesserung des Binnenkonsums durch höhere Entgeltabschlüsseleisten und for<strong>der</strong>t die Bundesregierung auf, steuerliche Entlastungen fürArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schaffen. Die Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmer müssen besser gestellt werden als die Luftbuchungen <strong>der</strong>Finanzjongleure!320Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten


Antragstext Beschluss ErledigungGeschäftsbericht 2008–2012 321


Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten

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