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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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sofort nach der Umwandlung des Klosters in ein Ritterstift 1419 gleich stark von den Domherrenangestrebt wurden, sind für das Stift St. Johann, dessen Pröpste <strong>im</strong> 14.45. Jahrhundertsausschließlich Domkapitulare warenzJ3, nur zwei Stiftsherren und ein Ex~ektant ausfindigzu machen. Umgekehrt be<strong>im</strong> Liebfrauenstift. Zwei Pröpsten aus dem <strong>Domkapitel</strong>,von denen Heinrich von Rodenstein nach jahrelangem Streit dem Kandidaten des Kapitelsweichen rnußte und Reinhard von Sponhe<strong>im</strong> nur für kurze Zeit als Propst belegt ist, stehen21 Kanoniker und fünf Expektanten gegenüber. Wahrend sich das Stift erfolgreich derBevormundung durch das <strong>Domkapitel</strong> in Gestalt der Domherrenpröpste erwehrenkonnte234, scheint dies die Attraktivität der Stiftspfründenin den Augen der Domkapitularenicht gemindert zu haben.Von den Stiften außerhalb der <strong>Mainzer</strong> Diözese sind vor allem die Stifte St. Cassius/Bonn,St. FlorinIKoblenz und St. ViktorIXanten zu nennen. Die meisten anderen Stiftskapitelhaben nur einen, wenige zwei oder drei Domherren in ihren Kanonikerlisten. In der Regeldürften diese Bepfründungen auf persönliche Interessenlagen oder besondere Kontaktezurückzuführen sein. Hier können oft regionale Bezüge konstatiert werden. In den niederrheinischenStiften Emmerich, Heinsberg, Kaiserswerth und Rees treffen wir mitJohann von Kleve, Engelbert von Pütz und Gerhard von Vivario nur Niederrheiner an235.Auch die in Amöneburg, Einbeck, Eisenach, Nideggen, St. Martin/Oberwesel und Wetterbepfründeten <strong>Mainzer</strong> Domherren stammten aus der weiteren Umgebung dieser Stifte, sodaß hier familiäre Aspekte eine Rolle gespielt haben dürftenzJ6. Für Diether und Salentinvon Isenburg, beide übrigens auch Kölner Domherren, war wohl die Tatsache, daß dasKölner St. Gereon-Stift als die vornehmste Stiftskirche des Reiches galt, für ihre Mitgliedschaftin diesem Kapitel mit ausschlaggebend. Und daß wir schließlich Reinhard von Hanau<strong>im</strong> Besitz von Pfründen der böhmischen Stifte Brünn und Saaz antreffen, ist wohl auf seineund seiner Familie gute Beziehungen zu den Luxemburgern zurückzuführen.Von ihrem materiellen Wert lagen die Pfarreien wohl noch über den Stift~~fründen, allerdingsmit Ausnahme der Propsteien. Der Verfasser der Reformatio Sigismundi, der in seinerantiklerikalen Tendenz bei seinen Vorschlägen für die Festsetzung von Höchsteinkünftenfür die einzelnen Pfründenkategorien wohl eher etwas unter den üblichen Durchschnittswertengeblieben ist, setzte den Wert einer Pfarrei mit dem einer Domherrenpfründegleich (80 fl <strong>im</strong> Jahr), während er Kollegiatstiftsherrennur jährlich 60 fl zugestehenwolltez3'. <strong>Das</strong> von daher zu verstehende Streben auch der <strong>Mainzer</strong> Domherren nach Pfarreienkommentierte derselbe Reformschriftsteller voller Sarkasmus wie folgt: „. ,.;sy'" Die Propstei desSt. Johann-Stifts war seit 1189 der Domkustodieinkorporiert, so daß der Domkustos<strong>im</strong>mer gleichzeitig auch Propst von St. Johann war.Nach Rauch, Pröpste, S. 314, war die Propstei des Liebfrauenstifts sehr eng mit dem Kapitel verbundenund nur recht spärlich ausgestattet.Was Xanten anbetrifft, hat der vornehme Sozialstatus des St. Viktor-Stifts auch in größerer Entfernungbehe<strong>im</strong>atete Kleriker angezogen, wie z. B. Heinrich 11. Beyer von Boppard, Reinhard I. vonHanau und Johann von Virneburg. Zum Xantener Stift vgl. BorgerIOediger, Beiträge; Classen,Erzbistum; Luck, Viktorstift.Amöneburg: Heinrich von Merlau gen. Böhm, Heinrich Rau von Holzhausen (Konrad 11. Rauvon Holzhausen Expektant); Einbeck: Johann von Braunschweig, Johann von Göttingen; Eisenach:Rudolf Losse; Nideggen: Rüdiger von Genhof; St. MartinlOberwesel: Heinrich 11. undJohann I. von Schönburg; Wetter: Hartmann von Biedenfeld.'" Vgl. Reformation Kaiser Siegmunds, S. 158,174.

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