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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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plötzliche und massive Vordringen kann nur in die Richtung gedeutet werden, daß diePfalzgrafen, V. a. in ihrer Zweibrücker, der Kurlinie zeitweise starkverfeindeten Linie nachdem <strong>Mainzer</strong> Kurhut strebten, wenn auch vergeblich. Als Pfalzgraf Philipp 1484 dem<strong>Domkapitel</strong> ganz offen die Wahl eines Pfalzgrafen nahelegte, kam dieses seinem Wunschnicht nach2''.Ähnliches läßt sich von den Markgrafen von Baden sagen. Diese versuchten um die gleicheZeit und ebenfalls mit vier Personen <strong>im</strong> <strong>Mainzer</strong> <strong>Domkapitel</strong> fußzufassen. Als jedoch ErzbischofDietrich 1459 starb, verfügten die Markgrafen aber geradeüber keine geeignete Person,die hätte kandidieren können, da Johann von Baden 1456 Erzbischof von Trier undsein Bruder Georg 1459 Bischof von Metz geworden waren. Markgraf Kar1 unternahmdaher 1459 den allerdings erfolglosen Versuch, die Wahl Diethers von Isenburg als s<strong>im</strong>onistischzu diskr<strong>im</strong>inieren und Georg von Metz nach Mainz transferrieren zu lassen. SeinemVerwandten Adolf von Nassau, 1459 ebenfalls Prätendent für den Erzstuhl, wollte er dasBistum Metz zukommen lassen. Diese Pläne fanden aber nicht die für ihreRealisierung notwendigeUnterstützung des Papstes2". Daß aber solche Projekte nicht <strong>im</strong>mer scheiternmußten212, zeigt das Beispiel Albrechts von Sachsen-Thüringen. Wohl auch unter demAspekt einer späteren Kandidatur in das <strong>Domkapitel</strong>lanciert, kam seine Stunde bereits, alser noch Domizellar war. Am 12. Jan. 1480 ernannte der Papst den erst Dreizehnjährigen aufLebenszeit Erzbischof Diethers zum Stiftskonservator in spiritualibus et temporalibus.Nach Erreichen des 27. Lebensjahres sollte er, sofern Erzbischof Diether tot wäre, zumErzbischof von Mainz ernannt werden213. 1482 wurde er nach dem Ableben ErzbischofDiethers auch wirklich alleiniger Stiftsadministrator; sein früher Tod 1484 machte aber allePläne der Wettiner zunichte.Insgesamt lassen sich also nach denvorausgegangenen Überlegungen und Beachtungen folgendeHauptmotive feststellen, die eine Adelsamilie dazu best<strong>im</strong>men konnten, ihren Söhneneinen Platz <strong>im</strong> <strong>Mainzer</strong> <strong>Domkapitel</strong> verschaffen zu wollen: standesgemäße Versorgungder für die Bestand~sicherun~ der Familie nicht notwendigen Söhne, Einflußmöglichkeitenauf die Politik des Erzstifts und die Chance auf Erzstift und Kurhut. Dem einzelnen mußtendarüberhinaus die gut dotierten Pfründen und das hohe Ansehen des <strong>Mainzer</strong> <strong>Domkapitel</strong>sGrund genug sein, nach Aufnahme in das Kapitel zu streben.'I0 DProt, Nr. 1526. Vgl. Ziehen, Mittelrhein, S. 209f. . Siehe auchunten Kapitel E. 11.1.'I1 Zur badischen Pfründen- und Bistumspolitikvgl. Brosius, Pius II., S. 161-165; Krieger, Markgrafen;Kr<strong>im</strong>m, Baden, S. 194-197. Der Absicherungder badischenpolitikdiente wohl auch der ebenfallserfolglose Versuch, Markgraf Markus das bei der Erzbischofswahl einflußreiclie <strong>Mainzer</strong>Domdekanat zu verschaffen, das nach der Erhebung des Dekans Johann Nix von Holieneck zumBischof von Speyer vakant war.212 Insgesamt waren die deutschen <strong>Domkapitel</strong> wenig geneigt, Angehörige fürstlicher Häuser auf dieBischofsstühle zu wählen. In seiner apologetischen Schrift "Germania" schreibt EneaSilvio Piccolominian Martin Mair: ,,Si pro sua voluntate prelatos sibi capitiila queant assumere nec Romanuspresul in eos <strong>im</strong>perium ullum habeat, nullus unquam ex genere principum in episcopatum assumetur.„ Scl<strong>im</strong>idt, Germania, S. 33. Vgl. Fouquet, <strong>Domkapitel</strong>, S. 80, der eine andere, ähnlich lautendeAussage Piccolominis zitiert.SA Wü MUWS 1/119. Hinter Albrecht stand natürlich sein Vater, Herzog Ernst von Sachsen, derauch 1479, als Albrecht Erfurter Provisor und Oberamtmann auf dem Eichsfeld wurde, also dienord-östlichen Teile des Erzstifts quasi in seine Gewalt bekam, und 1480 bei der Lösung der großenPfandschaften Algeshe<strong>im</strong> und Amöneburg die Fäden zog. SA Wü MIB 37, fol. 243r-248r,257v-262v.

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